Das Leben in der Balkov Abtei von Misato-6 (Die Hölle auf Erden oder doch nicht?) ================================================================================ Kapitel 18: Von Phase 1 zu Phase 2 ---------------------------------- Kapitel 18: Von Phase 1 zu Phase 2 Genau in dem Moment wo Tala, Kai, Ian, Spencer und Bryan ihr Zimmer betraten, blieben sie wie angewurzelt stehen. Man konnte fast glauben, dass in diesem Zimmer ein Orkan gewütet hatte. Alle Sachen lagen kreuz und quer auf dem Boden verteilt. Die harten Madrazen wurden von dem Betten gerissen, so dass nur noch das Gerüst des Bettes am vorigem Ort stand. Nicht ein Schrank oder eine einzige Nische wurde vom Durchsuchungskommando verschont worden. Hätten sie nur einen einzigen weiteren Schritt getan, so hätten sie auf das erste am Boden liegende Teil getreten. „Gut, hat irgendwer einen Vorschlag wie wir jetzt am besten vorgehen?“ „Ich sag gleich, wenn nur irgendetwas fehlt, beschwer ich mich!“ Bei diesen Worten verschränkte Kai nur die Arme und sah sich den mit Gegenständen bedeckten Boden missmutig an. Um das Chaos zu beseitigen würden sie einige Stunden brauchen, soviel stand fest. Darüber hinaus wäre es wirklich kein Wunder, wenn einer der Aufseher das Chaos genutzt hatte um irgendetwas mitgehen zu lassen. Eine Tatsache die mehr oder weniger Standard in der Abtei war, jedenfalls sofern es jemand fertig brachte in seinem Zimmer etwas Wertvolles oder Ungewöhnliches zu verstecken. „Bei wem denn? Bei Boris. Vergiss es, der ist sowieso nicht gut auf dich zu sprechen dass ist doch pure Zeitverschwendung.“ „Ich meinte auch bei meinem Großvater!“ Zugegeben, er hatte nichts wirklich Wertvolles besessen, deshalb war dieser Spruch in gewisser Weise übertrieben, doch zumindest brachte er sie etwas aus dieser missmutigen Stimmung heraus. Allerdings nützte es alles nicht. Sie mussten irgendwie anfangen und am besten bevor die Aufseher sich den Spaß machten eine Routinekontrolle durchzuführen. Was zwar ziemlich unfair wäre, aber wenigstens hätten diese Oberflächenarbeiter jetzt mal Erfolg damit. „Ne du, lass mal. Das bekommt dir genauso wenig. Oder glaubst du wirklich, dass der deinen Worten mehr glauben schenkt als Boris.“ „Weiß ich doch, Bryan.“ „Dann rede nicht so einen Mist und jetzt kommt, wir müssen Anfangen aufzuräumen.“ Darauf nickten alle nur und kämpften sich so vorsichtig wie sie konnten durch den Raum, allerdings kam es wie es kommen musste. Schon nach einigen Sekunden hörte man ein lautes Knirschen, was eindeutig daraufhin wies, dass sie auf irgendetwas drauf getreten waren. „Was war das?“ „Eine Glasscherbe.“ „Na toll es ist ja nicht schon schwer genug Glassplitter aufzusammeln, nein es ist viel amüsanter Glasstaub zu produzieren und dann zu entsorgen.“ „Weißt du was, Kleiner. Geh ins Bett, deine Laune scheint sich nämlich immer weiter zu verschlechtern und die paar Sachen können wir auch ohne dich wegräumen.“ Tala bekam noch diesen Worten nur einen vernichtenden Blick zu geworfen. Er brauchte nicht man zu fragen wieso, weil er den Grund durchaus kannte. Zum ersten hatte er ihn wieder Kleiner genannt, was dieser noch nie abkonnte. Hinter den Grund war er selbst zwar noch nicht gekommen, doch dass war auch unwichtig. Zweitens und dass war für Kai mindestens genauso ein Grund für diesen Blick, hatte er mit dem jüngeren wie mit einem Kleinkind gesprochen. Die Kombination von beiden heiterte also dessen Stimmung nicht gerade auf. „Wenn du Streit willst, dann sag bescheid.“ „Will ich nicht, ich will nur…“ „Tala lass es, wir brauchen hier jeden um den Saustall wieder zu bereinigen. Und ganz ehrlich solange er nur blöde Sprüche ablässt und nicht mit den gerade eingeräumten Sachen herum schmeißt, kann ich damit leben.“ Mit diesen Worten warf er Tala eine der am Boden liegenden Bettdecken entgegen und machte sich dann mit Spencer daran das verschobene Zimmerinventar wieder an den ursprünglichen Platz zu tragen. „Dass Bryan kann sich sehr schnell ändern.“ Noch bevor Tala seinen Satz richtig beendeten konnte wurde es um ihn herum stockdunkel. Irgendjemand hatte ihm eine der Bettdecken über den Kopf geworfen und auch wenn er nicht sehen konnte, wer es gewesen war, so hatte er trotz allem einen Verdacht. „Kai was soll das…“ Mit einer schnellen Bewegung riss er sich die Decke vom Kopf und sah den jüngeren mit einem undefinierbaren Blick an. Dieser jedoch hatte ihm den Rücken zugedreht und sammelte die auf dem Boden verstreuten Karten ein. Dann jedoch hielt er in seiner Bewegung inne, bevor er die einzelnen Karten in seiner Hand einzeln betrachtete. „Und alle gefunden?“ „Natürlich nicht, in dem Chaos ist das auch ziemlich unwahrscheinlich, oder!“ Tala verdrehte bei diesen Worten die Augen. Er wusste doch, dass sich Kais Laune heute nur noch verschlechtern konnte. Woran es genau lag konnte er nicht sagen, vielleicht war dieser trotz allem genauso nervös wie sie alle. Immerhin wusste bis jetzt keiner ob ihre Aktion nicht doch von irgendjemand gesehen wurde. Das wichtigste war erst einmal abzuwarten und die Situation im Auge zu behalten. Vorerst würde er jedenfalls nichts machen, da konnte sich Kai gerne auf den Kopf stellen, die Phase 2 von dessen Plane musste vorerst warten. Immerhin war es zu erwarten, dass die Aufseher, welche die Nachtwache übernahmen die nächsten Tage extra vorsichtig waren. Jedenfalls wären sie dumm, wenn sie es nicht tun würde, da niemand einen Schlüssel mitgehen lässt ohne ihn früher oder später zu verwenden. Genau bei diesen Gedanken hielt Tala in seiner Bewegung inne. Das ganze hätte er sich eigentlich gleich denken können. Was immer Kai mit dem Schlüssel plante es war mit Sicherheit etwas gegen Boris. Deswegen machte dieser wahrscheinlich so einen Terz um die eine Minute Verspätung. „Was genau hast du vor?“ Kai zuckte daraufhin nur kurz mit den Schultern. Es war ja irgendwie klar, dass er nichts aus diesem rauskriegen würde. Immerhin hatte er das vorhin auch nicht geschafft. Er konnte nicht leugnen, dass er es lieber jetzt als später erfahren hätte, doch so wie es aussah schien dieser nicht vorzuhaben darüber zu reden. Andererseits je weniger sie wussten, desto weniger konnte ihnen in einem unüberlegten Moment rausrutschen. Fair war es trotz allem nicht. Sie hingen alle zusammen in der Sache drinnen. Raus kam keiner mehr ohne sich selbst zu verraten und anders sollte es auch nicht sein. Genau dass war das Prinzip ihres Teams. Sie hielten zusammen egal was man ihnen vorwarf, egal was einer von ihnen tat. Hier gab es keinen Verrat, doch dass sich jeder seine Geheimnisse aufbewahrte war nicht vorgesehen, doch in einem geringen Rahmen konnte man das akzeptieren. „Sag mir wenigstens, ob es sich lohnt!“ „Von meiner Seite aus ja. Und solange ihr euch an den Plan haltet, kann uns auch nichts passieren.“ „Wie beruhigend.“ „Reg dich ab, Phase 2 geht eh nicht vor Mitternacht los.“ „Du willst das nicht wirklich heute alles durchziehen, oder…“ „Doch!“ „Bist du irre?“ „Ne, nur organisiert. Glaubst du diese Typen rennen gleich zu Boris. Nie im Leben eher beißen die sich die Zunge ab. Darüber hinaus je länger wir warten, desto mehr besteht die Wahrscheinlichkeit, dass neue Sicherheitsmaßnahmen aktiviert werden und…“ Tala sah den jüngeren nur geschockt an. Gut, Kai hatte in dem einen Punkt recht, das hieß aber nicht, dass er es einsehen musste. Aus diesem Grund ließ er den jüngeren nicht mal zum Ende kommen, sondern gab einfach seine Meinung zum besten. „Du bist definitiv irre.“ Nach diesen Worten bemerkte Tala nur wie Spencer, Bryan und Ian zustimmend nickten, sagen tat jedoch keiner der drei etwas dazu. Wahrscheinlich überließen sie es ihm sich mit Kai auseinander zusetzten. Was vielleicht sogar besser war, da diese ihre Schwierigkeiten hatten sich verbal auseinander zusetzen. Provozierende Sprüche hatten sie drauf, doch für das austragen verbaler Schlachten waren sie ungeeignet, weshalb diese relativ schnell handfeste Argumente einbrachten. Zumindest traf das auf Bryan und Spencer zu. Er selbst kam mit beiden Methoden aus. Ian hingegen war mehr der typische Giftzwerg, für den man ihn hielt und was Kai betraf. Bei Kai war er sich nicht so sicher. Der Kleine hatte durchaus seine Methoden andere verbal an die Wand zu hauen, doch was dessen physischen Stärken anbelangte wusste er nicht. Im Vergleich zu denen, die genauso groß waren wie Kai, war dieser definitiv im Vorteil. Doch dieser Fall war eher unwahrscheinlich. „Ne, nur organisiert.“ Bei diesen Worten blinzelten die restlichen Anwesenden nur verwirrt. Lag das an ihnen oder führten die beiden wirklich ein Gespräch in dem diese zwei Mal knapp hintereinander fast dasselbe von sich gaben. „Also gut, wie sieht der Plan aus?“ „Sag mal Tala, drehst du jetzt auch am Rad oder was?“ Nun konnte sich Bryan nicht mehr raushalten. Sollte sich Tala jetzt auf Kais Position einlassen, so hatten sie keine andere Wahl als ebenfalls mitzumachen. Und darauf hatten er und so wie er es mitbekam auch die anderen zwei keine Lust. „Klappe halten Bryan…Also was ist jetzt Kai. Ich warte!“ Anstatt eine Antwort zu geben ließ Kai seinen Blick durch das Zimmer schweifen. Eine Tatsache die Tala frustriert die Hände in die Luft werfen ließ, nur um sie dann wieder runter fallen zu lassen und sich auf Bryans Matratze zu werfen, die mittlerweile wieder auf de, Bettgestell lag. „Gott, ich gebe es auf. Du hast gewonnen, ich mach mit aber erst wenn du mir sagst, was zum Kuckuck du vorhast.“ „Punkt 1: Boris Büro umstrukturieren.“ Langsam setzte sich Tala wieder auf und betrachtete Kai skeptisch. Hatte er sich gerade verhört oder spielte Kai ihnen gerade einen derben Streich. „Du willst was?“ „Du hast mich verstanden. Um Boris muss du dir übrigens keine Sorgen machen, der ist nicht mal in der Abtei.“ „Nicht?“ „Wo dann?“ „Keine Ahnung, ich weiß nur, dass er ein Termin außerhalb hat. Die Wachen haben sich heute morgen darüber unterhalten. Sie meinten dass Boris die Abtei um 17 Uhr, also vor ungefähr eine Stunde, verlässt und erst am frühen morgen zurück ist.“ „Wo du immer deine Informationen herbekommst?“ Tala schüttelte bei diesen Worten nur den Kopf. Vielleicht sollte er Kai öfters mal im Auge behalten, sonst kommt dieser noch irgendwann auf die Idee mit ihnen aus der Abtei abzuhauen. Und wenn er ehrlich war, wusste er nicht, ob das so eine gute Idee war. Zugegeben die Abtei war nicht wirklich ein Ort an dem er leben wollte, doch zurück auf die Straße wollte er auch nicht. Unentschlossen raufte Tala sich kurz die Haare, doch dann stand er auf und sah sich kurz in dem Zimmer um, bevor er sich noch mal zu dem Thema äußerte. „Boris kann uns anschließend nichts nachweisen?“ „Vermuten vielleicht. Aber dass er es nachweisen kann ist unwahrscheinlich, solange ihr euch an den Zeitplan haltet.“ „Tala, denk nicht mal dran. Ihr beide seit auf euch allein gestellt, wenn ihr das heute Abend durchziehen wollt.“ „Nicht heute Abend, sondern Mitternacht.“ „Das ist für mich dasselbe, Kai.“ Bei diesen Worten verschränkte Spencer seine Arme vor die Brust. Er würde bei so etwas nicht mitmachen. „Feiges Huhn.“ Ian konnte bei Kai Kommentar nicht anders als ein gackerndes Huhn nachzuäffen, bevor er sich lachend an der Leiter, an der er stand festhielt. Selbst der Rest konnte ein Schmunzeln nicht unterdrücken, besonders als Bryan reflexartig seine Meinung dazu kundgab. „Vom Riesen zum feigen Huhn, was für eine Negativentwicklung!“ „Willst du etwa drei Monate in der Kellerzelle verbringen nur weil ein sieben jähriger Rebell sich verrechnet hat.“ „Ich persönlich verlass mich lieber auf seine Kalkulation als auf deine, Spencer. Aber die Strafen für dieses Handeln würde ich trotzdem nicht in Kauf nehmen.“ „Und ich dachte ihr wolltet mir helfen Boris eine Reinzuwürgen?“ „Schon, aber nicht in dem wir uns selbst erhängen.“ „Tut ihr doch nicht. Punkt 2 ist übrigens der Fluchtweg durch die Labore und die haben es echt in sich.“ Spencer öffnete schon den Mund um zu widersprechen, doch da viel ihm Ian schon ins Wort, der nun ziemlich neugierig geworden war. „Ernsthaft, ist ja cool, ich wollte schon immer wissen, was diese Typen in den weißen Kitteln da unten machen.“ „Seit doch vernünftig, der Bereich ist wahrscheinlich noch gesicherter als der Rest dieser Abtei. Wie sollen wir…“ „Lüftungsschacht. Regt euch ab, dass klappt schon…Ich werde das auf jeden Fall durchziehen, entweder ihr kommt mit oder ihr lasst es!“ „Wir kommen mit!“ Noch ehe einer auch nur eine Antwort aussprechen konnte, standen Talas Worte schon im Raum. Für einen kurzen Moment wirkte es so, als hätte sich auf Kais Gesicht daraufhin ein leichtes zufriedenes Lächeln gebildet. Eines, dass sogar Spencer bemerkte, weshalb dieser die Worte die er auf der Zunge hatte nicht mehr aussprechen konnte. „Game over!“ Bryan schenkte ihm bei diesen Worten nur einen kurzen mitleidigen Blick und klopfte ihm dabei auf die Schulter. Auch er hatte das kurze Lächeln auf Kais Lippen bemerkt, das war auch der Grund, weshalb er der Meinung war, dass der jüngere sie gerade mächtig gegeneinander ausgespielt hatte. Kai hatte erst Tala und Ian auf seine Seite gebracht und damit war eine Rebellion gegen dessen Plan sinnlos. Er selbst würde Tala nicht einfach ohne Rückendeckung lassen, was bedeutete, dass er wenn auch widerwillig ebenfalls mitgehen würde. Und Spencer. Spencer hatte dasselbe Los wie er. Sie waren ein Team, eines das zusammen hielt. Er würde mitmachen allein um zu vermeiden so von ihnen ignoriert zu werden, wie sie es noch vor einigen Wochen mit Kai gemacht hatten. Sprich er würde sich ebenfalls anschließen auch wenn alles in ihm danach schrie es nicht zu tun. //Wenn Kai aus dieser Manipulationssache eine Gewohnheit macht, dann tanzen wir irgendwann nach seiner Pfeife. Da bleibt nur zu hoffen, dass der Kleine uns nicht in Teufels Küche bringt.\\ Seine Gedanken ignorierend half er den anderen wieder das Zimmer so herzurichten, wie es vor der rücksichtslosen Durchsuchung ausgesehen hatte. Durch die Tatsache, dass jetzt endlich alle mit anpackten, ging es auch verhältnismäßig schnell. Zu schnell um genau zu sein, da sie jetzt nur noch warten konnten. Warten auf die 24 Stunde des Tages, welche durch die in der nähe stehenden Kirchenuhr deutlich zu bestimmen war und sie in der ersten Nacht in dieser Abtei aus dem Schaf hat hochschrecken lassen, da der Glockenschlag in den steinernen Korridoren scheinbar unendlich nachhallte. Eine Tatsache an die sie sich mittlerweile gewöhnt hatten, doch in diesem Fall wünschten sich alle, dass der Glockenschlag dieses Mal ausblieb. Doch dieses Glück hatten sie nicht. Beim ersten Schlag sprangen alle von ihren Betten und versammelten sich auf dem Boden, während Kai schnell unter dem Bett verschwand und die Schlüssel hervor zog. Allerdings waren diese nicht mehr am Schlüsselbund, sondern an einem Band aufgezogen. „Und ich hab wirklich gedacht, dass du das Schlüsselbund durch das Loch gekriegt hast!“ „Man muss sich halt zu helfen wissen und jetzt kommt.“ Vorsichtig ging Kai daraufhin zur Tür und schloss diese auf. Zuerst öffnete er diese nur einen Spalt breit um sich zu vergewissern, dass keiner der Aufseher in der Nähe ist. Dann allerdings gab er den anderen vieren ein Zeichen und öffnete die Tür so weit, dass es den anderen erlaubte diese zu durchschreiten. Die vier folgten der Anweisung auch sofort und verließen das Zimmer dicht gefolgt von Kai, welcher das Zimmer schnell und doch ordentlich wieder verschlossen hatte. Gemeinsam gingen sie unter der Treppe in Deckung, gerade noch Rechtzeitig, da in dem Moment von oben ein Licht aufblitzte, welches das Kommen eines Aufsehers ankündigte. Nun gab es absolut kein zurück mehr insbesondere deshalb nicht, da Kai die Schlüssel hatte. Vor lauter Anspannung hielten die meisten von ihnen den Atem an, fast so als befürchteten sie sich mit einem einfachen Atemzug zu verraten. Den Drang Luftzuholen unterdrückten so gut wie konnte, weshalb sie schon bald blau anliefen. Der Aufseher bekam von all dem nichts mit sondern sah nur flüchtig durch die kleinen Fenster der einzelnen Zimmer. Erst als dieser in der nächsten Tür verschwunden war, holten drei von den anderen erleichtert wieder Luft, nur Spencer hatte die Augen geschlossen und betete Stumm dafür, dass sie nicht erwischt werden. Jedenfalls solange bis Kai ihm genervt den Ellbogen in die Rippen schlug. „Reißt euch zusammen und kommt. Wir haben nicht die ganze Nacht zeit.“ Noch ehe einer der anderen etwas erwidern konnte, hatte Kai sich schon aus dem Versteck gewagt und ging zu einer der Korridortüren. Mit einem flüchtigen Blick in die Richtung, in die der Aufseher verschwunden war, liefen auch die restlichen los und gesellten sich wenig später zu Kai. „Das war knapp.“ „Ach quatsch. Die sind froh wenn sie nichts finden. Dann können sie ihren Wachgang schnell hinter sich bringen.“ „Es sei denn sie wollen jemanden bestrafen!“ „Genau.“ „Sehr aufbauend.“ „Wieso soll ich lügen?“ Die Gruppe schüttelte bei Kais Frage nur den Kopf. Am liebsten hätten sie ihm gefragt, wieso nicht, doch andererseits sollten sie das Gespräch auf einen späteren Zeitpunkt verlegen, bevor sie noch von jemanden gehört wurden. Am Ende des Korridors trafen sie ein weiteres Mal auf eine eiserne Tür. Genau dass war wohl das gefährliche an diesem Ausflug. Sie wussten nie was hinter der nächsten Tür lauerte. Sie konnten lediglich hoffen, dass nicht ein Aufseher hinter der nächsten stand und sie entdeckte. Wenn sie ehrlich sein sollten, war ihre Situation jetzt um einiges komplizierter als noch vor einigen Minuten, denn nun waren sie von Wänden und Türen umschlossen, die nur mit dem Blick durch Schlüsselloch ein Einblick in den nächsten Raum gewährten und dieser war auch nicht sehr hilfreich, da es tausende von toten Winkeln gab. Es war eine Tatsache, die Kai nicht mal zu stören schien. Erst als man sie nach ca. 30 Minuten des durch die Gänge wandern immer noch nicht entdeckt hatte, fingen die meisten an ihre Lage zu vergessen. Jedenfalls solange bis sie in dem Korridor, in dem sich das Büro von Boris befand, standen. „In dem Korridor hat man ja überhaupt keine Deckung.“ „Genau das ist der komplizierte Part des Plans.“ „Wie bitte? Bryan sah den jüngeren nur verwirrt an. Dann jedoch durchscannte er den Korridor nur um wenig später auf den Grund des Problems zu stoßen. Eine Kamera. Er hätte sich doch denken können, dass es einen Harken an der ganzen Sache gab. Wegen den Wachen brachte man nicht so einen Aufstand wegen einer Minute machen. Hier sah das anders aus. „Seht ihr die Kamera da. Die müssen wir so umgehen, dass sie uns nicht erfasst. Allerdings ist der Radius ziemlich groß…“ „Und das sagst du uns jetzt.“ Spencer war sichtlich verärgert und da half ihm die Antwort von Kai auch nicht besonders weiter. Im Gegenteil, der Kommentar hätte Spencer fast alle Vernunft vergessen lassen und dazu geführt, dass dieser den jüngeren den Hals umdreht. „Wärt ihr sonst mitgekommen?“ „Leute konzentriert euch. Sonst können wir gleich zu den Aufsehern gehen und alles gestehen.“ „Tala hat Recht, also wie gehen wir jetzt vor.“ „Es gibt nur wenige tote Winkel. Entweder man stellt sich genau unter die Kamera, auf dem Tisch der da steht oder auf die gegenüberliegende Seite.“ „Plus die Stelle wo wir im Moment stehen.“ Kai nickte bei Talas Worten nur. Der Sprecher sah bei dieser Gestik nur kurz zur Kamera, bevor er Kai die offene Hand entgegenstreckte. Dieser blickte ihn für einen Moment verwundert an, doch schon wenig später erklärte Tala seine Gestik. „Gib mir die Schlüssel…du weißt genau, dass ich schneller bin, deshalb hab ich sie ja auch gestohlen und nicht du!“ Etwas widerwillig zog Kai die Schlüssel hervor und gab sie an Tala weiter. Dieser umklammerte diese sobald sie seine Hand berührten und sprintete dann den Korridor entlang, bevor er genau unter der Kamera zum stehen kam. An dieser Stelle verhaarend sah er zu Kai welcher nur zwei Finger in die Luft hielt. „20 Sekunden.“ Diese Worte flüsterte er kurz, bevor er das Türschloss betrachtete. Er hatte zwanzig Sekunden die Tür zu öffnen und in dieser zu verschwinden oder um zurück zu seine Position zu gelangen, wenn der ausgewählte Schlüssel nicht passte. Noch einmal tief durchatmend sah er nach oben, wo die Kamera sich langsam von links nach rechts bewegte. Als diese seine imaginäre Mittellinie überschritten hatte schnellte er zur Tür und versuchte sie zu öffnen. Doch der Schlüssel den er ausgewählt hatte passte einfach nicht. Gerade noch rechtzeitig rannte er zurück auf seine Position und nahm den nächsten zur Hand, dass ganze konnte definitiv dauern. Immerhin befanden sich an dem Schlüsselband mindestens 35 Schlüssel. Wofür die alle waren wollte er gar nicht erst wissen. Als die nächsten 7 Schlüssel auch nicht passten griff er sich frustriert in die Haare. Wahrscheinlich war es der Schlüssel der als letztes kam. Diese Theorie ausprobierend entschloss er sich den besagten Schlüssel zu verwenden. Ein weiteres Mal rannte er los und versuchte den Schlüssel ins Schlüsselloch zu stecken. Dieses Mal passte er wirklich. Schnell drehte Tala ihn um und öffnete die Tür, zog den Schlüssel heraus und schloss diese wieder. Keuchend ließ er sich zu Boden sinken. Das war knapp. Plötzlich wurde er von einem leisen Klopfen aus den Gedanken gerissen. Blitzschnell stand er wieder auf und öffnete die Tür. Wenig später wurde er auch schon von Bryan zur Seite gestoßen, der die Tür wieder schloss. „Erinnere mich, dass ich Kai das nächsten Mal wenn er so etwas plant in den Schrank sperre, bis er freiwillig auf so einen Stunt verzichtet.“ „Da kannst du lange drauf warten.“ Das Gespräch wurde von einem weiteren Klopfen unterbrochen. Ohne lange zu zögern riss Bryan die Tür auf und zog Ian so schnell er konnte mit einer Hand in den Raum, während er die Tür mit der anderen wieder schloss. Dies ging noch zwei Mal so weiter bis alle fünf in dem Raum standen und sich neugierig umsahen. Bryan, Tala, Spencer und Ian waren lediglich ein Mal hier und dass war, als sie erfahren haben, dass Kai der Enkel von Voltaire war. Damals hatte sie der Raum weniger interessiert als die Tatsache, was dieser von ihnen wollte. Nun allerdings war ihre Aufmerksamkeit nur noch auf den Raum gerichtet. „So wir sind in der Höhle des Löwen. Und jetzt?“ „Was glaubt ihr?“ Ohne weiter auf das Thema einzugehen hatte Kai sich den Brieföffner von Boris Schreibtisch geschnappt und mit einer fließenden Bewegung die Kommode aufgebrochen. „Wir sind so was von Tod.“ „Redet nicht so viel und macht euch lieber nützlich.“ Bei diesen Worten warf Kai einen flüchtigen Blick auf die Dokumente in der Schublade, dann jedoch schüttelte er den Kopf holte sie heraus und durch mischte sie etwas, bevor er sie wieder zurücklegte und die Schublade schloss. Mittlerweile hatte auch Tala eine Beschäftigung gefunden. Scheinbar interessiert durchstöberte er das Bücherregal und zog eines nach dem anderen heraus. „Was machst du da?“ „Ich mach mich nützlich…versteck die mal hinter dem Waschbecken.“ „Ich weiß nicht, ob…“ Bryan beendete seinen Satz nicht, da er anhand Talas Reaktion wusste, dass dieser sowieso nicht auf ihn hören würde, weshalb er einfach das Tat, worum man ihn gebeten hatte. In dem Moment bemerkte er, dass auch Ian das Zimmer inspizierte und sich kurzerhand die Kissen von der Couch, die sich an der Wand befanden schnappte. „Was hast du damit vor?“ „Was wohl, vor die Tür legen, damit jemand drüber fällt.“ Spencer sah den lilahaarigen nur verdutzt an. Waren jetzt alle durchgedreht. Dann jedoch viel sein Blick auf eines der in dem Raum hängenden Gemälde. Für einen Moment zögerte er, bevor er es abnahm und es einfach mal hinter die Couch abstellte. Wenn er schon für das ganze bestraft werden würde, dann weil er etwas getan hatte. „Sag mal kannst du mir den Brieföffner leihen. Ich will den Boden etwas Federn.“ Ohne etwas auf diese Aussage zu erwidern legte Kai den Brieföffner vor Ian auf den Tisch und verschwand anschließend selbst unter diesem. Ian hingegen kümmerte sich nicht darum, was Kai unter dem Tisch wollte, sondern griff nur nach dem scharfen Objekt und schlitzte die Kissen in seiner Hand auf. Wenige Sekunden später hatte er den ganzen Inhalt im ganzen Büro ausgeschüttelt. Selbst Spencer konnte bei dieser Szene ein breites Lächeln nicht unterdrücken. Boris würde, wenn er den Schweinestall hier sah, einen Tobsuchtsanfall bekommen. Zwar konnte das für sie nur schlimm enden, doch als erstes würden die Aufseher etwas abbekommen und diese Beobachtung wäre es ihm auf jeden Fall wert. „Hey Leute seht euch das mal an.“ „Was?“ Sofort stoppten alle ihre Tätigkeit und kamen auf Kai zu, der interessiert auf eine Akte blickte. Für einen Moment fühlten sie sich veralbert, doch als Kai diese auf den Tisch legte und aufklappte, fiel ihnen die Kinnlade herunter. In der Akte ging es ausschließlich um sie und zwar um alle fünf. Von den Anwesenden war jedoch Bryan der erste, der sich zu dem Inhalt äußerte. „Was ist das? Boris Abschussliste?“ „Denkst du ich kriege oft Einblicke in Boris Gedanken, Akten oder was auch immer. Aber ernsthaft, ich bezweifle es. Ich meine, seht euch die Bilder mal genau an. Fällt euch an denen irgendetwas auf?“ Während Kai diese Frage stellte, schob er den anderen die Bilder entgegen, während er auf dem Computer, dessen Passwort er wenige Minuten vorher geknackt hatte, ein paar Datenauswertungen entdeckte, mit denen er nicht viel anfangen konnte. Tala sah sich die einzelnen Bilder an und wusste sofort worauf Kai hinaus wollte. Diese Bilder fanden ihren Ursprung in ihren ersten Tagen in der Abtei bis zum jetzigen Zeitpunkt und dass beharkte ihm gar nicht. Dennoch ließ er unbemerkt ein paar der Bilder auf denen sie alle vertreten waren als Erinnerung an diesen Tag in seine Tasche wandern. „Das sieht so aus als hätte Boris uns die ganze Zeit im Auge.“ „Jetzt krieg ich Panik.“ „Klappe Ian. Was hältst du davon, Kai?“ Kai zuckte daraufhin nur mit den Schultern. Was sollte er davon halten. Dass Boris ihn im Auge hatte, konnte er sich gut vorstellen. Er war für diesen immerhin wie ein spitzer Stein im Schuh, gegen den dieser nichts machen konnte, sofern sein Großvater sein Einverständnis verweigerte. Doch bei den anderen gab es kein Grund für eine regelmäßige Überwachung. Obwohl, meinte Boris nicht, dass die Gruppe genauso rebellisch ist wie er, es jedoch aus Angst nicht wagen aus der Reihe zu tanzen. Doch was kümmerte es Boris. Schnell schüttelte er den Kopf und nahm die Bilder wieder an sich und legte sie zurück in die Akte. Auch diese legte er schnell an ihren alten Platz, bevor er weiter durch Boris Computerdaten ging auf der Suche nach etwas wertvollen oder zumindest interessantem. „Darüber können wir später rätseln und zwar wenn wir hier raus sind.“ „Klar!“ In dem Punkt waren sich alle einig. Es war Zeit hier zu verschwinden. Allerdings entschieden sich Bryan und Spencer vorher dazu die kleine Komode in der Ecke genau vor die Tür zu stellen. Tala währenddessen hatte auf Kais Anweisung hin das Fenster geöffnet und sah kurz hinaus, wobei er jedoch niemanden erkennen konnte. Zufrieden wendete er sich zu den anderen, welche bereits dabei waren den Lüftungsschacht zu öffneten. Auch Kai gesellte sich zu ihnen, nachdem er den Computer wieder runter gefahren hatte. Für einen Moment zögerte er und sah sich noch einmal um. Sichtlich zufrieden mit der von seinen Teammitgliedern hinterlassenen Signatur folgte er den anderen durch Lüftungsschacht und verschloss ihn hinter sich. Nun hieß es vorsichtig sein, denn hier konnte sie eine bloße unbedachte Bewegung verraten. Zwar konnte man sie nicht sehen, doch taub waren die Aufseher nicht und wenn diese ein Geräusch aus dem Lüftungsschacht hörten, war die Wahrscheinlichkeit dass sie entdeckt wurden ziemlich hoch. Gut man konnte sie in dem Fall auch für Ratten halten, doch dieser Fall war dann doch eher Wunschdenken. „Au…du stehst auf meiner Hand.“ „Halt die Klappe, Ian.“ Noch bevor Talas Worte an Ians Ohr drangen hatte Bryan ihm schon mit der Hand gegen den Kopf geschlagen. Gut er konnte sich vorstellen, dass es Schmerzhaft war, wenn Spencers Fuß Ians Hand unter sich zerquetschte, doch das hieß nicht, dass dieser gleich so rumjammern musste, besonders jetzt nicht. „Wie kann es eigentlich sein, dass Spencer Ian auf die Hand tritt, wenn dieser vor ihm durch den Schacht krabbelt?“ „Haltet die Klappe da vorne.“ Noch ehe Tala etwas ergänzen konnte bekam er selbst von hinten einen Schlag ab und konnte nur im letzten Moment einen schmerzhaften Laut unterdrücken. Er konnte sich gut vorstellen womit er das verdient hatte. Mit diesen Gedanken massierte er vorsichtig seinen durch den Schlag schmerzenden Nacken, bevor er sich vorsichtig weiter durch den dunklen Schacht tastete. „Wo lang?“ Diese Worte ließen alle grübelnd zurück. Das war also das Problem, sie waren an einer Abzweigung gekommen und ihre Reihenfolge war nicht gerade optimal, immerhin wusste nur Kai wo es lang ging, jedenfalls hofften die anderen das, doch dieser war der letzte und sprechen war nicht gerade die beste Idee. „Links, 4 mal gerade aus, links, rechts, 3 mal gerade aus, links, gerade aus, rechts, rechts, gerade aus, links, rechts und raus!“ „Das sollen wir uns merken?“ „Gib es einfach weiter, wenn ihr falsch geht korrigier ich.“ „Wenn du meinst.“ Nach diesen Worten gab Tala das ganze so leise er konnte im Flüsterton weiter. Das ganze wurde dann in Form von Stillepost an Spencer weiter gegeben, welcher zuerst einen ziemlich entgeisterten Gesichtsausdruck aufsetzte, bevor er sich nach links bewegte und versuchte die angegebene Richtung zu verfolgen. 10 Abzweigungen später schien auch noch alles gut zu laufen, doch dann wendete sich Spencer nach rechts. Die anderen, die die Wegbeschreibung wieder aus ihrem Kopf gestrichen hatten folgten ihm bereitwillig. Lediglich Tala stockte etwas, war sich der richtigen Richtung jedoch auch nicht bewusst. Erst als Kai ihm am Fuß festhielt, wurde ihm der Fehler der Gruppe bewusst. Schnell fasste er nach vorne und griff nach Bryan Fuß, welcher daraufhin nach Ian griff. Letzter packte Spencers Schuh und hielt diesem somit vom weiterkrabbeln ab. Kurz darauf bewegte sich Kai gerade aus weiter. Die restlichen bemühten sich vorsichtig zurückzuweichen, damit sie niemanden hinter sich verletzen, bevor sie den richtigen Weg wieder aufnehmen konnten. Nach weiteren 10 Minuten kamen sie endlich an einem weiterem Luftschachtausgang an und krabbelten, nach dem sie sicher waren, dass sich hier niemand befand aus diesem heraus. „Erinnert mich, dass ich nie wieder den Lüftungsschacht verwende.“ „Gerne, aber nur wenn du jetzt die Klappe hältst.“ Bei diesen Worten sah sich Tala in dem Raum um, bevor er sich an Kai wendete, der den Raum scheinbar genauso intensiv musterte wie er. Dann jedoch stellte sich dieser an die einzige Tür des Raumes und lauschte. „Abgeschlossen. Wir brauchen die Schlüssel.“ „Klar, einen…scheiße!“ Auf einmal stoppte Tala, als er die Schlüssel in seiner Hosentasche nicht zu fassen bekam. „Tala, sag nicht du hast die Schlüssel verloren!“ „Natürlich hab ich die nicht verloren, das hätte ich gehört und du auch!“ „Liegen gelassen?“ „Niemals…ich hab die Tür aufgeschlossen, den Schlüssel raus gezogen, die Tür wieder zugemacht und die Schlüssel…“ „…auf dem Boden fallen lassen und sie dort vergessen.“ „Nein, ich…“ Der letzte Teil kam von Bryan, der Talas Reaktion einfach nur belächeln konnte. Dieser versuchte nur seine Aussage außer Kraft zu setzten. Was er nicht konnte, da er wusste dass es stimmte. Selbst Kai schien zum ersten Mal seit diesem ganzen Trip unruhig zu werden. Kein Wunder, immerhin hatten sie ein ganz schönes Chaos in Boris Büro veranstaltet und dass würde ihnen, wenn sie erwischt wurden nicht gut bekommen. --- Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)