Das Leben in der Balkov Abtei von Misato-6 (Die Hölle auf Erden oder doch nicht?) ================================================================================ Kapitel 4: Prüfungstag ---------------------- Kapitel 4: Prüfungstag Der nächste Tag verlief ziemlich stressig. Bryan und Tala wussten nicht wie lange sie geschlafen hatten, doch für ihren Geschmack war es definitiv zu kurz. Oder es lag einfach an der Tatsache wie sie geweckt wurden, die zumindest Bryan Kopfschmerzen bereitete. Denn aus irgendeinem Grund hatte ihm Ian so laut es ihm Möglich war ins Ohr geschrieen. Vor lauter Schreck war er aus seiner schlafenden Position hochgefahren und deshalb mit dem Kopf gegen die Oberseite des Bettes geknallt. „AUFSTEHEN!“ „Was…au!“ „Ich sag doch raus fallen lassen ist praktischer, besonders wenn man so groß ist wie du…Hey Tala, aufstehen.“ „Was machst du eigentlich für einen Wind!“ „Morgentraining. Es ist Montag, das heißt dass man um 5:00 Uhr in dem Trainingraum sein muss und wir sind schon spät. Also zieht euch an, sonst geh ich ohne euch.“ Nach diesen Worten wagte keiner mehr zu protestieren, sondern fügten sich Ians Aufforderung. Wenig später waren sie auch schon angezogen und folgten Ian, welcher in diesem Moment aus dem Zimmer getreten war und mit schnellen Schritten erst durch die Haupthalle und anschließend durch einige der dunklen Korridore lief. „Wisst ihr was das Katastrophale an dem ganzen Frühaufstehen ist?“ „Du wirst es uns wahrscheinlich gleich sagen.“ „Genau. Es ist die Tatsache, dass sowohl Spencer als auch ich eher zu den Langschläfern gehören. Einer von uns verschläft eigentlich immer. Besonders wenn wir allein in dem Zimmer sind, passiert das regelmäßig. Also wenn ihr früher wach werdet als wir beide weckt uns. Oder wir lassen euch das nächste Mal liegen.“ „Können wir einrichten.“ „Sag mal, Ian, was ist da eigentlich los?“ Ian sah bei diesen Worten wieder nach vorne und beobachtete das Treiben vor ihm eine Weile. Auch er fragte sich in gewisser Weise was hier los war, denn normal war das Gedränge nicht. Man hatte die übliche Formation aufgelöst und jeder stand für sich und versuchte sich so weit wie möglich vom Zentrum des ganzen zu entfernen, während mit der gleichen Kraft einige Neugierige versuchten dorthin zu gelangen um zu sehen was dort vor sich ging. Ian selbst befand sich genau zwischen den Sog. Die Neugier war da, doch die Erfahrung hielt ihn davon ab dem Strom nachzugeben. Was ihm jedoch nicht weiter half, da er schon von den Massen hinter ihm zum Zentrum gedrängt wurde. Allerdings war er nicht der einzige. Denn auch Tala und Bryan konnten sich nicht wirklich gegen die geballte Kraft wehren. „Das ist definitiv nicht normal…Hey Leute hört auf zu drängeln ich will diesen Tag noch überleben verstanden.“ Ohne weiter über sein Handeln nachzudenken schlug er jemanden, der vor ihm stand in den Rücken, welcher daraufhin sofort zur Seite wich. Wenig später kam er mit seinen neuen Zimmergenossen im Zentrum an und stellte etwas trocken fest, dass die Aufseher die Anwesenden von einer Arena zurückhielten. Es war eine Reaktion, die nicht allzu oft vorkam und nur einen einzelnen Schluss zuließ, der ihn jedoch nicht sonderlich beharkte. Denn soweit er sich erinnerte, sind solche Ereignisse nie gut ausgegangen und wer wusste schon, wer dieses Mal dran glauben muss. „Oh man, sag bloß nicht es gibt schon wieder einen Prüfungstag.“ „Einen Prüfungstag?“ „Oh richtig ihr seit erst seit einigen Tagen hier. Also einmal in Monat oder auch öfters, dass kommt in gewisser Weise auf Boris Laune an, gibt es einen Prüfungstag. Das heißt, dass zwei ausgewählte Blader gegeneinander kämpfen müssen. Einerseits ist das eine gute Gelegenheit um seine Stärke zu beweisen, aber wenn man verliert…“ Ian beendete seinen Satz nicht, sondern sah sich stattdessen in dem Raum um. Noch hatte sich niemand zu der Arena begeben. Was darauf schließen ließ, dass die ausgewählten Kämpfer entweder noch nicht bekannt waren oder dass diese noch nicht zu der Gruppe gestoßen waren bzw. durch die Massen durchschlagen konnten. Normalerweise bekam man vor dem eigentlichem Termin Gerüchte über die Kämpfer des Prüfungstages mit, doch dieses Mal schien es alles Topsecret zu sein. Das war nicht normal. Da konnte man nur hoffen, dass Boris nicht einen selber ausgewählt hatte. „Was passiert wenn man verliert?“ „Keine Ahnung, dass hat noch niemand raus gefunden. Die Verlierer kommen zwar irgendwann wieder, sind aber total verändert. Die meisten sind nicht mal mehr dazu in der Lage ihren Blade zu halten, geschweige denn ihn zu starten. Ich hoffe nur, dass er mich nicht auswählt.“ Mit diesen Worten beendete Ian seine kleine Aufklärung, doch schon kurz daraufhin meldete sich ein weiterer Junge mit blonden Haaren zu Wort, der scheinbar in Plauderstimmung war und ihre Unterhaltung dafür benutzte um seiner Laune nachzugehen. „Bin ja mal gespannt wer dieses Mal dran glauben muss! Ich bin jedenfalls sicher, dass ich es nicht sein werde. Und nur mal unter uns ein paar Leute hätten eine Niederlage durchaus verdient.“ „Ach Spencer, auch mal wieder da. Ich hab dich gestern gar nicht mehr gesehen.“ „Sehr witzig Ian, wirklich. Mittlerweile müsste jeder mitbekommen haben, was gestern passiert ist. „Allerdings. Ich hab die Information sogar First klass bekommen…ach das sind übrigens Bryan und Tala. Sie sind seit gestern mit uns in einem Zimmer, also gewöhn dich schon mal an sie. “ „Freut mich und werd ich. Ich bin übrigens Spencer, aber das habt ihr wahrscheinlich schon mitbekommen. Und ich schätze, dass wir allein für diese Vorstellung doppeltes Training absolvieren müssten. Jedenfalls wenn es jemand mitbekommt.“ Ian konnte Spencer nur zustimmen. Im Prinzip durfte man sich während des Trainings oder bestimmten Kämpfen nicht unterhalten, doch im Moment war es einfach zu wuselig um die genaue Quelle herauszubekommen, weshalb es nicht so schlimm war. „Oh ja. Das kannst du laut sagen. Hey seht mal der erste Kämpfer ist Edgar, dass kann vielleicht doch ganz interessant werden. Vielleicht kriegt er ja heute mal sein Fett weg, gönnen würde ich es ihm.“ „Wohl kaum, obwohl es mir auch lieber wäre. Allerdings gehört dieser Typ zu den besten Bladern die hier leben. Also ist seine Niederlage eher unwahrscheinlich.“ „Ja leider.“ Noch bevor einer von den Jungs etwas sagen konnte, wurde ein kleiner Junge in zur Arena geleitet, der alles andere als begeistert schien. „Hey, lasst los, ich kann auch alleine gehen.“ Mit einer schnellen Bewegung hatte er die Hände der Wachen abgeschüttelt und warf diesen hinterher nur einen giftigen Blick zu. Dann jedoch wendete er sich von diesen ab und ging zur Arena, wo er sich seinem Gegner gegenüber stellt. Ian und Spencer konnten daraufhin ein amüsiertes Grinsen nicht verbergen. Dieser Junge war schon immer ein Fall für sich. „Definitiv keine Chance auf eine Niederlage, schade. Der Kleine tut mir irgendwie Leid, hält sich aus den allgemeinen Konflikten raus und dann dass...“ Ian stimmte Spencer bei diesen Worten nur zu. Wahrscheinlich hatte der Junge es letzten Endes doch mit seinem Verhalten übertrieben. Wahrscheinlich war der Kleine der einzige, der den Wachen so provokativ entgegen trat. Gut, sie redeten auch schlecht über diesem, doch in deren Gegenwart würden sich so etwas nie erlauben. Höchstens dann, wenn sie sich sicher waren, dass diese nichts davon mitbekamen, doch in solchen Fällen hatten diese Typen ein gutes Gehör. „Stimmt. Aber meinte Boris nicht, dass der Junge selbst gegenüber den Stärksten Bladern nicht hoffnungslos unterliegen würde? Vielleicht hat der Junge ja doch eine minimale Chance gegen Edgar.“ „Gegen Edgars brutale Stärke. Der ist beim ersten zusammenprall raus, soweit ich dass nämlich mitbekommen habe setzt der Junge auf Balance. Edgar allerdings auf Angriff, dass kann nicht gut gehen.“ Ian sagte daraufhin nichts, sondern sah wieder zu dem recht ungleichen Gegnern. Der rotäugige war mindestens zwei Köpfe kleiner als Edgar und auch dessen Blade schien etwas kleiner zu sein. Allein das waren keine guten Vorraussetzungen für einen Sieg, besonders wenn man berücksichtigte, dass Edgar länger bladete als dieser. Weiter konnte er jedoch nicht darüber nachdenken, da ihn Talas Stimme aus den Gedanken riss. „Hey Bryan, dass ist doch wieder dieser Junge…“ „Ihr kennt ihn?“ „Kennen ist übertrieben, er hat uns lediglich einige nützliche Tipps gegeben, nicht das wir sie befolgt haben, aber trotzdem…Weißt du wer er ist, Ian konnte uns die Frage nicht richtig beantworten.“ „Gute Frage, ich hab ihn das erste Mal vor ca. einem Jahr gesehen, jedenfalls wenn ich mich richtig erinnere. Ich konzentrier mich auch mehr auf das Training als auf die anderen hier. Aber ich denke das sollten wir später diskutieren. Es geht gleich los.“ Nach Spencer Worten herrschte Stille und jeder wendete sich zu der Arena. Beide Jungs wirkten mehr als gelassen fast so als wären sicher, dass sie gewinnen würde. Doch der Schein konnte trügen. Immerhin ging es hier um alles. Den Verlierern war nie ein Comeback gelungen und es gab meistens nur eine Chance. Doch es war deutlich, dass eine zweite Chance sowieso nichts bringen würde, dafür war die Erfahrungen im Bestrafungsraum, in den diese nach ihrer Niederlage wussten einfach zu schrecklich, als dass sie sich noch einmal dazu aufraffen konnten einen Blade in die Hand zu nehmen. Irgendwann hatte man diejenigen, denen das passiert war vergessen. Wahrscheinlich wurden diese dahin zurück geschickt, wo man sie aufgelesen hatte. Ob das jedoch ein Fluch oder Segen war, konnte keiner sagen. Denn solange sie das taten und leisten konnte, was man von ihnen erwartete mussten sie nicht jeden Tag auf neue darum bangen einen Schlafplatz oder etwas zu Essen zu finden. Zwar gab es auch hier Tage, an denen sie nichts zu essen bekamen, doch das war größten Teils ihre eigene Schuld. „Ich weiß zwar nicht, wieso ich immer die schwachen Gegner kriege, aber beschweren werde ich mich sicherlich nicht deswegen. Es macht das Leben so viel einfacher.“ „Für jemanden der die Hosen voll hat, sobald es zu einer richtigen Herausforderung kommt, nimmst du deinen Mund jetzt ziemlich voll.“ „Vorsicht…“ Noch bevor Edgar seine Drohung weiterführen konnte, wurden beide schon von einer der Wachen angeschnauzt, woraufhin sie sofort verstummten und der Aufforderung des Mannes nachgingen. „Hört auf zu reden und macht euch Kampfbereit.“ Nach weniger als 1 Minute wurde der Kampf auch schon eröffnet und die beiden Blade landeten in der Arena. Der blaue Blade des jüngeren raste an der Beyarenenwand entlang, bevor er eine Kurve machte und auf den gegnerischen Blade, der in der Mitte der Arena kreiselte, draufhielt. Wenig später kollidierten die beiden Blades. Mehr passierte jedoch nicht, außer dass sein Gegner bei dieser Aktion sein fieses Grinsen nicht für sich behalten konnte. „Glaubst du wirklich, mich so besiegen zu können. Träum weiter.“ Mit diesen Worten wurde der blaue Blade an den Rand der Arena befördert. Gerade noch rechtzeitig konnte dieser sich dort halten und seinen Kampf weiterführen. „Dein Blade ist viel zu schwach um es mit meinem aufzunehmen. Ich schätze damit steht der Sieger wohl fest.“ Jeder wusste, dass die beiden Blader nicht viel von dem jeweiligen anderen hielten. Was besonders daran lag, dass Edgar schon mehr als einmal versucht hatte seinen Partner loszuwerden. Doch aus irgendeinem Grund war dieser nie in dessen Falle getappt und auch soonst schien der Junge bei Boris mehr angesehen zu sein als die restlichen. Im Klartext hieß dass, das Edgar eifersüchtig auf den rotäugigen war und deshalb alles versuchte um ihn aus Boris Gunst herauszuholen und diese selber einzunehmen. Sie schenkten sich absolut nichts und mittlerweile war ein regelrechter Krieg zwischen den beiden ausgebrochen. Keiner, den sie mit physischer Kraft oder mit den Beyblades ausführten, sondern mittels Streichen die sie gegeneinander richteten. „Noch nicht.“ Ohne weiter auf irgendetwas zu achten schoss der blaue Blade ein weiteres Mal auf den Gegner zu und schaffte es dieses Mal sogar ihn etwas von dessen derzeitigen Position zu verdrängen. Allerdings schien Edgar diese Tatsache nicht sonderlich zu beeindrucken, was wohl hautsächlich daran lag, dass er nicht dagegen hielt. Er zögerte das Ende des Kampfes gewollt etwas heraus. Immerhin wollte er seinen Triumph voll auskosten. Der kleine mochte zwar gut sein, doch er war trotz allem einige Stufen über diesem und dass würde er jetzt ein für alle mal beweisen. Edgar wusste genau, dass sein Blade, den Angriffen des Gegnerischen Blades locker standhalten konnte. Darüber hinaus war der dazugehörige Blader nicht für seine Stärke, sondern viel mehr durch dessen Intelligenten Spielzüge bekannt, doch davon sah Edgar im Moment überhaupt nichts. In gewisser Weise wunderten ihn die ständigen Angriffe schon, sollte man doch meinen, dass dieser schlauer wäre als immer wieder mit Gewalt gegen dieselbe Mauer zulaufen. Allerdings dachte er sich nichts weiter dabei, sondern schob es auf die derzeitige Situation. Immerhin bezweifelte er dass dieser Fähig war bei so einem wichtigen Kampf die Nerven zu bewahren. Der Gedanke, dass hinter den Angriffen Taktik stecken konnte, um ihn in Sicherheit zu wiegen kam ihm gar nicht erst. „Komm schon!“ „Zwecklos. Ich hab es dir doch erklärt. Dein Blade ist meinem gegenüber nur ein wertloses Stück Metal. Also beenden wir den Zirkus.“ Noch bevor jemand reagieren konnte, wurde der blaue Blade wieder Richtung Arenenrand gestoßen, kreiselte die sich hinter ihm befindende Wand hinauf und stieg steil in die Luft, wo er sich langsam um sich selbst drehte. Während die meisten bei dieser Aktion nur den fliegenden Blade betrachteten, bemerkten nur wenige, wie sich auf dem Gesicht des rotäugigen ein leichtes Lächeln bildete. Bis zu dem Punkt lief für ihn absolut alles wie geplant, jetzt musste er seinen nächsten Angriff nur richtig platzieren. „Das war’s wohl.“ Edgar merkte davon jedoch nichts und schenkte seinem Gegner daraufhin nur ein zufriedenes Grinsen: Doch er sollte feststellen, dass er sich etwas zu früh gefreut hatte. Denn zur Verwunderung aller flog der blaue Blade nicht aus Arena sondern zurück zum Zentrum. „Noch nicht!“ Bei diesen Worten krachte der blaue Blade von oben gegen die Seite des gegnerischen Blades und beförderte ihn im hohen Bogen zum Arenenausgang. In diesem Moment konnte man den Schock und die Angst in den Augen von Edgar erkennen. Man erkannte, dass dieser seinen Blade schon aus der Arena fliegen sah, doch dann kam es doch anders als erwartet. Es wäre ein perfekter Sieg gewesen, jedenfalls wenn der Blade nur um einige wenige cm höher in die Luft geflogen wäre. So allerdings schlug er nur gegen die Arenenwand und prallte dort ab. Durch puren Zufall wurde der Blade wie der seines Gegners zurück in die Arena geschleudert und kollidierte seinerseits mit diesem. Beide Blade wurden daraufhin vom Zentrum zurückgestoßen. Während Edgars ein weiteres Mal an den Rand prallte anschließend Taumelnd wieder zurück glitt hatte sein Gegner nicht so viel Glück, da der Winkel einfach zu steil war, als dass sich der Blade noch in der Arena halten konnte. Aus diesem Grund flog er ohne weitere umschweifen aus dieser heraus und landete vor den Füßen einer der Wachmänner. Alles was man daraufhin noch hören konnte war das knacken des Blades, welches von dem Fuß des Wachmannes zerquetscht wurde. Die Tatsache, dass der Blade weiterhin dort kreiselte und nur einige weitere Sekunden gebraucht hatte um zurück in die Kampfarena zu gelangen um dort weiter zukämpfen, interessierte ihn nicht. Der Blade der die Kampfarena verließ hatte verloren, egal wie viel Spinn er noch hatte. Die beiden Blader schienen derweil zu Stein erstarrt zu sein. Edgar, da er den Schock, dass sein eigener Blade beinah aus der Arena gekickt wurde noch nicht überwunden hatte und sein Gegner, weil dieser den Kampf trotz der guten Strategie verloren hatte. Der Wachmann allerdings ließ sich von dem Verhalten der Jungs nicht berühren, sondern ging seiner auferlegten Pflicht nach. Ein verlorener Kampf war ein Versagen des Bladers und der musste bestraft werden. Ohne groß über die Bedeutung dieser Aufgabe nachzudenken, griff er den Jungen am Arm und zog ihn grob von der Arena weg. Anstatt jedoch wie andere, nach dieser Aktion um Gnade zu betteln, wand der Junge sich nur mit einer schnellen Bewegung aus dem Griff des Mannes und sah ihn mit einem schon fast tödlichen Blick an. „Ich hab doch gesagt ich kann alleine gehen!“ „Achte auf deinen Ton und jetzt vorwärts.“ Mit diesen Worten schubste er den Jungen in Richtung Tür. Scheinbar war er nicht einverstanden, dass dieser ihn so frech kam. Trotz allem schaffte der Junge es noch einen letzten warnenden Blick an Edgar zu richten. In jeder anderen Situation hätte man diesen Blick ernst genommen, doch keiner konnte sich vorstellen, dass dieser die in dem Blick enthaltene Drohung wahr machen würde. Als der Wachmann mit dem Jungen aus der Tür des Trainingsraum verschwunden war und nur noch die restlichen jungen Jungs in dem Raum standen, hatte sich auch Edgar wieder beruhig und fing triumphierend seinen Blade wieder auf. Wobei klar war, dass dieser keine weiteren 5 Sekunden weiter gekreiselt hätte, doch das schien dieser nicht bemerkt zu haben, oder zumindest ignoriert zu haben, da er ziemlich schnell wieder seine arrogante Art zum Vorschein kommen ließ. „Scheint so als wäre ich weiterhin ungeschlagen.“ „Das war reines Glück, Arschloch. Er hätte dich besiegt, wenn dein Blade nicht gegen die Randerhöhung geknallt wäre.“ Diesen Spruch konnte Tala einfach nicht für sich behalten. Er war einer der wenigen gewesen, die sich nicht nur auf die Blades konzentriert hatten. Ihm war nicht entgangen, dass hinter den Angriffen ein gewisse Methode hinter steckte, auch wenn er sie nicht erkannt hatte. Um genau zu sein hatte er Edgars Gegner die Daumen gedrückt, doch scheinbar hatte es nicht wirklich geholfen. Das war auch der Grund wieso er sich nicht zurück halten konnte. Er wollte zumindest erreichen, dass dieser nicht so tun konnte, als wäre der Sieg ein Kinderspiel gewesen und dabei war es ihm sogar egal was das für ihn bedeutete. „Pass auf, sonst geht es dir genauso. Und nur zwischen uns, es zählt der Sieg und nicht der Weg dorthin.“ „Lass es, das bringt nicht. In diesem Fall muss ich Edgar beipflichten. Bei solchen kämpfen zählt nun mal das Ergebnis, nicht die Methode.“ „Ja aber…“ „Ah Ian ,Spencer, lange nicht mehr gesehen. Was machen die Zellen? Sind sie immer noch so kalt wie früher.“ Schneller als irgendjemand es realisierte hatte Spencer daraufhin seine Faust geballt und diese mit dem Gesicht des Sprechers kollidieren lassen. Mochte zwar sein, dass dieser besser im Bladen war, dass dieser älter war als er selbst, doch eines änderte es nicht. Er selbst war ersten größer und zweitens physisch Stärker als dieser Typ. Bevor sich das ganze jedoch in eine Schlägerei entwickeln konnte, zog er Tala mit sich und verschwand aus dem Raum. Bryan und Ian zögerten derweil nicht lange und folgten den beiden. Bryan tat es, da er immer noch das Gefühl hatte auf Tala aufpassen zu müssen und Ian einfach nur weil er sich sonst früher oder später nicht mehr vor lachen hätte halten können. „Du bist einfach verrückt. Ich hab echt noch nie jemanden gesehen, der sich getraut hat Edgar eine zu langen, besonders nicht zwei Mal innerhalb von 24 Stunden. Einfach genial.“ „Schön das es dich amüsiert, Ian. Ich find es nicht so lustig. Das bringt mir höchst wahrscheinlich wieder einige Stunden Zellenaufenthalt ein.“ „Ach das war die einzige Strafe, die du für die Prügelei bekommen hast? Aber verrat mir mal was. Warum hast du es dann gemacht?“ „Weil es mal gemacht werden musste, er hat es verdient und sonst traut sich keiner! Und ja wegen ihm durfte ich satte 23 Stunden in dieser blöden Zelle verbringen und gleich daraufhin wieder am Training, welches gerade angefangen hatte, teilnehmen.“ „Das soll einer verstehen!“ Ian schüttelte daraufhin nur den Kopf. Er verstand wirklich nicht wieso Spencer sich so aufregte, denn hätte er die Strafe dafür nicht für akzeptierbar gehalten hätte er es auch nicht getan. Darüber hinaus reichte bei Edgar nur ein falsches Wort und man kann sich in der dunklen Zelle wieder finden. Es gab nicht schlimmeres als Strafe für Rivalitätsgehabe. „Sag mal, gibt es eine Chance, dass er das unbeschadet übersteht.“ „Wer? Edgars Gegner. Die Chancen sind ziemlich gering, besonders wenn er weiter darauf aus ist die Wachen zu provozieren...“ Weiter kam Spencer nicht, da sich schon Ian einmischte, der sich dessen Meinung nicht so ohne weiteres anschließen konnte. In gewisser Weise war er über das Verhalten des rotäugigen immer noch etwas geschockt. Die meisten hätten in seiner Situation um gnade gewinselt. Nie zuvor hatte es jemand gegeben, der seine Niederlage so hinnahm wie dieser es getan hatte. „Da bin ich mir nicht so sicher, ich meine ich hab nie zuvor jemanden so mit den Wachen umspringen sehen wie ihn. Vielleicht ist er ja stärker und hält die Folter durch…“ „Der Kampfgeist ist wirklich beeindruckend, doch wenn es darum geht den Blader nach einer Niederlage disziplinarisch auf den Boden zu bringen, dann ist das eher unwahrscheinlich. Egal wie stur er ist, wenn die Wachen ihn auf dem Boden kriechen sehen und um Gnade winseln hören wollen, dann erreichen sie es auch.“ „Wahrscheinlich hast du recht Spencer. Trotzdem, der Gedanke wäre schon witzig. Stell dir dass doch mal vor…“ „Lieber nicht. Die Typen haben ihre Methoden und ich glaube, wenn sie ihn nicht klein kriegen, dann lassen sie ihre Wut an uns aus.“ „Schon wahr, dass wäre nicht so angenehm.“ „Sag ich doch. So und ihr zwei seit nun mit uns in einem Zimmer?“ Völlig von dem Themenwechsel geschockt, nickte Tala nur, während Bryan die Frage für sie beide beantwortete. „Ja!“ „Ich hoffe ja mal sehr, dass keiner über mir liegt!“ „Nein!“ „Gut, das letzte was ich heute brauche ist, dass das Bett zusammenkracht. Ich meine das Bett halte ich ja vielleicht noch aus, aber Bett und Personen, die auf mich drauf fallen. Nein danke, da lege ich mich eher mit Boris an. “ „Also das will ich sehen.“ „Klappe Ian, du weißt, dass das eine Redenswendung ist.“ „Wäre trotzdem mal amüsant.“ „Kann ich mir vorstellen, besonders wenn du selbst fünf Meter weit weg bist, nicht... Passt ja auf den Giftzwerg auf, der sticht noch mal irgendwem ein Messer in den Rücken.“ „Ja klar und wenn dann aber keinem von euch.“ „Das will ich auch hoffen, sonst dürfen wir den Mist aufwischen.“ „Sagt mal seit ihr immer so…“ „Gewöhn dich dran. Dass ist die einzige Möglichkeit um etwas lachen zu können.“ Bryan und Tala nickten daraufhin nur. Mittlerweile hatten sie das Gefühl, als hätte jeder der hier lebte einen weg. Allerdings waren ihre beiden Zimmergenossen nicht so verrückt, dass sie mit diesen nicht in einem Zimmer leben konnten. Sie konnten im Prinzip vom Glück reden, dass sie nicht mit diesem Edgar oder den so genannten Langfingerzwillingen in einem Zimmer waren, denn das hätten sie wahrscheinlich nicht überlebt. - In einem anderen Komplex der Abtei - In einer dunklen Zelle hatte sich ein Junge in die hinterste Ecke verkrochen und mit den Armen seine Beine umschlossen. Sein Kopf lag auf seinen Knien und er versuchte mit geschlossenen Augen den Anflug von purer Verzweiflung zurückzudrängen. Wie konnte er diesen Kampf nur verlieren, er wusste doch was auf dem Spiel stand, wieso musste er sich ausgerechnet in diesem Kampf verschätzen. Keiner hatte die Strafe für so ein Versagen jemals überstanden, es spielte keine Rolle wie lange sie hier waren oder wie schwer sie verloren hatten, jeder sah nach einer solchen Strafe gleich aus. Der Kampfgeist eines jeden wurde gebrochen und einige von diesen hatten einen starken Willen. Das schlimmste war jedoch immer noch das warten. Das warten auf die Strafe. Eine Strafe, der er nicht entkommen konnte. Darüber hinaus hatte er von Boris oder den Wachen keine Gnade zu erwarten, dafür hatte er diese einmal zu viel provoziert. Noch bevor er sich weitere Gedanken über die bevorstehende Strafe machen konnte, hörte er, wie die Tür des Korridors zuschlug. Dann herrschte für einige Sekunden stille. „Lasst uns allein.“ „Jawohl Gaspadin.“ Die Wachmänner verbeugten sich kurz vor dem lilahaarigen, bevor sie den Raum verließen und diesen mit dem Jungen, der in einer der Zellen saß, allein ließen. Boris blickte den Jungen für einen Augenblick an, dabei konnte er sich ein leichtes Lächeln nicht verkneifen. Sein Plan hatte tatsächlich funktioniert, obwohl es nach Aussagen des Wachmannes ziemlich knapp war. Im Prinzip war der Sieg Glück, doch das war, solange er sein Ziel erreicht hatte unwichtig. Generell könnte er die Bestrafung des Jungen sofort befehlen, doch für diesen Jungen hatte er so etwas wie Gnade nicht geplant. Je länger die Jungen in der Zelle saßen, desto eher kriegte man sie am Ende auf dem Boden. Und er war sich sicher, dass der Junge vor ihm noch nicht die Angst verspürte, die er verspüren sollte. Die Haltung war eindeutig, es war offensichtlich, dass er versuchte die Angst und die Verzweiflung zurückzudrängen. Das allerdings würde er nicht zulassen. Mit diesen Gedanken holte er sein Schlüsselbund hervor und ließ die Schlüssel daran laut klimpern, bevor er die Tür zur Zelle aufschloss. „Steh auf.“ Bei diesen Worten hob der Junge lediglich seinen Kopf und blickte ihn mit einem eigenwilligen Blick an. Einen Blick, den er noch nie leiden konnte. Dieser Blick zeigt eine Sache, die nicht in seine Abtei passte. Rebellion. Der Junge war schon immer aufsässig gewesen, doch scheinbar ließ ihn der Gedanke, dass er eh nichts mehr zu verlieren hatte, diese Eigenschaft noch verstärken. „Ich sag es nicht noch einmal.“ Dieses Mal hatte Boris einen schneidenden Ton angenommen. Ein Ton der bewirkte, dass der Junge nun doch aufstand, jedoch nicht wagte dessen Blick von dem seinigen abzuwenden. So wie es aussah wollte dieser seinen Widerstand so lange aufrechterhalten wie er konnte. In solchen Momenten fragte sich Boris wirklich, ob dieser Junge extrem mutig oder nur extrem töricht war. Im Endeffekt spielte das jedoch keine wesentliche Rolle, da es ihm eh nichts bringen würde. „Weißt du was mit denen passiert, die ihr Match verlieren?“ Schweigen. Natürlich wusste der Junge es nicht. Wie sollte er auch, er hatte es nie miterlebt und diejenigen, die es getan haben, waren so traumatisiert, dass sie nie wieder ein Wort gesprochen hatten. Bei diesem Gedanken beobachte er den Jungen vor sich genau. „Das interpretiere ich mal als ein Nein…vielleicht sollten wir das mal ändern, meinst du nicht auch, Kai…Mitkomme!“ „Nein!“ Diese Worte kamen schneller aus seinem Mund als dass er über ihre Bedeutung hätte nachdenken können. Was anschließend geschah ging so schnell, dass er selbst es nicht mal verfolgen konnte. Lediglich eins wusste er und zwar, dass er kurz nach dem er die Worte ausgesprochen hatte auf dem Boden lag. Alles was er spürte war wie seine Wange zu schmerzen begann, für alles andere war der Schock über die eben stattgefundenen Ereignisse einfach zu groß gewesen. Allerdings hatte er auch keine Zeit sich von diesem zu erholen, da er schon wieder auf die Beine gezogen wurde. Kurz darauf kollidierte sein Rücken heftig mit der sich hinter ihm befindenden Wand, wo er von Boris Hand an Ort und Stelle gehalten wurde. Er brauchte eine Weile um sich seiner Umgebung wieder bewusst zu werden und entdeckte damit auch erst viel später, dass sich Boris Gesicht rot verfärbt hatte. Auch die Tatsache, dass es vor Wut verzogen war, trug nicht gerade zu einer Verbesserung der Situation bei. „Also wie war deine Antwort noch mal, mein Lieber, denn ich glaube ich hab mich eben verhört.“ Für einen Moment hatte er wirklich das Verlangen mit einem ‚sie haben sich nicht verhört’ zu antworten, doch dafür war Boris im Moment etwas zu aufgebracht. Denn auch wenn es manchmal nicht so wirkte, so war es doch so, dass er wusste, in welcher Situation er den Mund halten musste und das hier war so eine. Insbesondere die Tatsache, dass dessen Hand sich um seinen Hals gelegt hatte und nur ein leichter Druck seitens Boris ausreichte um ihm die Luft abzuschnüren, reichte aus um ihn schweigen zu lassen. Dieses Mal schien seine Taktik jedoch nicht aufzugehen. „Antworte.“ Mit diesen Worten verstärkte Boris seinen Griff um den Hals des Jungen. Dieser reagierte zwar sofort und versuchte dessen Hand wieder zu lösen, doch dafür war Boris einfach zu stark. Dieser hingegen sah sich die Versuche des Jungen einige Sekunden an, bevor er sich dazu entschloss den Prozess etwas zu beschleunigen. Immerhin wollte er den Jungen vor ihm ja nicht umbringen. „Also?“ „Nichts. Ich hab nichts gesagt.“ Als Boris diese Worte vernahm lockerte sich sein Griff um den Hals des Jungen, bevor er ihn letzten Endes ganz löste. Fast zeitgleich ging der Junge auf die Knie und schnappte nach Luft. Ein Anblick, an den sich Boris durchaus gewöhnen könnte. Mit diesen Gedanken ging er in die Knie, packte das Kinn des Jungen und hob es so an, dass dieser ihm in die Augen sehen musste. Was er erblickte war das aufblitzen von Angst, jedenfalls für einen kurzen Moment, solange bis der Junge diese wieder mit Gewalt zurück zwang. Der Junge kannte die Regeln, zeige niemanden deine Angst, doch in seinem Fall, kam die Entscheidung diese Angst zurückzudrängen etwas zu spät. Seine Aktion hatte also trotz allem einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Dass dieser versuchte seinen alten Blick wieder aufzubauen, kümmerte ihn nicht wirklich, immerhin war er sich sicher, dass das nicht lange so bleiben würde. Der Junge hatte trotz allem immer noch eine Strafe abzusitzen. „Lass dir dass eine Lehre sein. Niemand widersetzt sich meinen Befehlen, jedenfalls nicht ohne die Konsequenzen dafür bezahlen zu müssen.“ Mit diesen Worten ließ Boris von ihm ab und stand wieder auf. Er wusste dass der Kampfgeist des Jungen noch nicht gebrochen. Betäubt ja aber gebrochen war er noch lange nicht. Es brauchte nur etwas Zeit und dann würde dieser sein rebellisches Verhalten wieder aufnehmen. Und das war auch in gewisser Weise gut so, immerhin hatte er noch etwas mit dem Jungen vor. Denn daraus resultierte seine Stärke als Beyblader. Er wollte dessen Willen nicht endgültig brechen, es ging ihm nur darum dem Jungen Respekt beizubringen. Respekt ihm gegenüber und niemanden sonst. Wenn dieser sich mit den Wachen anlegte, dann konnte er selbst damit leben, doch mit ihm würde dieser das Spielchen nicht spielen. Jedenfalls nicht mehr länger. Mit diesen Worten verließ er die Zell, ließ die Tür jedoch weit offen. Es machte keinen Sinn sie zu schließen, nicht in diesem Fall. „Der Junge gehört euch.“ Mit diesen Worten wendete sich Boris an die Wachen, die als er die Korridortür öffnete erblickte. Diese verbeugten sich daraufhin kurz, bevor sie an Boris vorbei gingen und in die offene Zelle des Jungen traten und diesen grob wieder auf die Füße zogen. Boris blickte den beiden Wachen, als sie den Jungen vor sich her drängten nur mit einem zufriedenen Lächeln hinterher. Scheinbar war der Junge in seinem jetzigen Zustand nicht in der Lage sich großartig zu wehren, dass machte die Sache doch um einiges leichter. „Dann wollen wir mal sehen, wie du mit der Bestrafung zu Recht kommst, Kai.“ Nun würde er bald sehen, ob er den Jungen richtig einschätzte, oder ob dieser auch so einfach an den Strafen zerbrach wie all die anderen vor ihm. Um genau zu sein glaubte er nicht dran. Jemanden wie Kai konnte man nicht zum Schweigen bringen, nicht auf Dauer. Da war es wahrscheinlicher, dass dieser die Situation einfach in der hintersten Ecke seines Kopfes versteckte und es einfach vergaß. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)