Das Leben in der Balkov Abtei von Misato-6 (Die Hölle auf Erden oder doch nicht?) ================================================================================ Kapitel 3: Zellenplausch ------------------------ Kapitel 3: Zellenplausch Tala und Bryan hatte es nicht lange in dem Zimmer gehalten. Es war klein, sodass gerade mal 3 Betten, wobei es sich dabei um Hochbetten handelte und drei kleine Schränke hinein passten. Das einzige, was noch in dem Zimmer platz fand war ein kleines vergittertes Fenster, durch das man kaum den Arm durchstecken konnte und zwei Türen, wobei eine zu einem kleinen Waschraum, bestückt mit Dusche und Toilette führte. Mehr war in dem Zimmer nicht vorzufinden. Es war wahrscheinlich dass, wenn dieses voll besetzt war sie sich nicht mehr frei bewegen konnte, sofern nicht mindestens vier auf ihren Betten saßen. Denn die Gänge zwischen den Betten waren mehr als eng. „Ich schätze wir lassen die Sachen erst mal hier stehen…Hey wo willst du hin?“ „Mich noch etwas umsehen.“ Bryan sah kurz zu den Sachen zurück, bevor er dem jüngeren folgte. Nach der Sache mit diesen Langfingerzwilligen oder wie auch immer die hießen, war er sich nicht so sicher ob er diese überhaupt unbeaufsichtig lassen konnte. Dann jedoch wendete er sich von diesen ab. Sie hatten sowieso nichts mehr, was in irgendeiner Form wertvoll sein konnte, also wieso sollten man ihnen noch etwas klauen. „Tala warte.“ Neugierig erforschten die beiden die weiteren unterirdischen Gänge. Immer wieder kamen sie in verschiedene Hallen an, doch nirgends konnten sie andere ihrer Altersgruppe erblicken, was vielleicht sogar besser so war. „Wo sind die alle?“ „Keine Ahnung, wahrscheinlich beim Training, ich persönlich frage mich aber eher, wie wir uns hier zu Recht finden sollen. Hier sieht fast alles gleich aus.“ Für einen Moment sahen sich die beiden noch einmal um, doch dann wendete sich Bryan wieder an den rothaarigen. „Wir sollten wieder zurückgehen, bevor wir uns noch verlaufen.“ Tala nickte daraufhin nur und gemeinsam gingen sie wieder zurück. Bedauerlicherweise war es in Sachen verlaufen schon zu spät. Sie hatten mindestens dreizehn Hallen durchquert, doch aus irgendeinem Grund hatten sie das Gefühl, als hätten sie eine der Abzweigung falsche ausgewählt. Fazit war jedoch, dass sie in einem völlig anderem Aufenthaltsraum war als sie sein sollten und dass konnte nichts gutes heißen. Nun hieß es jedenfalls die nächst beste Tür nehmen und hoffen, dass sie an der richtigen raus kamen. Erschwert wurde das ganze jedoch, als ihnen auf einmal mehrere Jungen entgegen kamen, die mindestens 3 Jahre älter waren. Schnell wichen sie zur Seite. Zu ihrem Glück schien keiner der Jungen auf sie zu achten. Scheinbar waren sie viel zu erschöpft um ihre Umgebung wirklich wahr zu nehmen. Die meisten verschwanden nach ihrem Erscheinen wieder hinter irgendeiner Tür und blieben auch dort. Wahrscheinlich waren das deren Zimmer, doch raus finden wollten sie es nicht. „Komm schon.“ Mit diesen Worten zog er Tala weiter, erst als sie eine altbekannte und unliebsame Person erblickten blieben sie stehen. Sein Name war Edgar, jedenfalls wenn sie sich genau erinnerten und scheinbar legte er sich gerade mit dem Jungen an, der ihnen ein paar Stunden vorher geholfen hatte. Jedenfalls konnten sie sich keinen anderen Grund ausmalen wieso der rotäugige Junge diesem mit einem schon fast mörderischen Blick hinterher blickte. Das letzte was sie von der Situation mitbekamen war, dass besagter Junge sich kurz prüfend umsah, bevor er in dieselbe Richtung ging in der Edgar verschwunden war. „Meinst du wir sollten ihm folgen und fragen ob er uns helfen kann.“ Bryan zuckte daraufhin nur mit den Schultern, er traute dem jüngeren mit den roten Augen irgendwie nicht. Wieso konnte er selbst nicht sagen, es war einfach so. Auch die letzte Gestik ließ ihn daran zweifeln, ob er diesem wirklich folgen sollte. Es wirkte fast so, als würde dieser etwas planen und nach dem was er bis jetzt erlebt hatte, war es nicht klug sich in so etwas einzumischen. Allerdings schien Tala das anders zu sehen und hatte sich deshalb bereits auf den Weg gemacht. Bei diesem Anblick schüttelte Bryan seine Bedenken beiseite und folgte ihm und schritten zu der Tür, in der die beiden Jungs zuvor verschwunden waren. Doch genau in dem Moment, als sie die Tür öffneten geschah es. Plötzlich war ein lautes Krachen zu hören, fast zeitgleich kam konnte man einen lauten Wutschrei vernehmen, Ohne groß zu überlegen, wichen alle von dem Korridor aus dem dieser kam zurück. Wenig später kam einer der Aufseher aus diesem hervor, welchem ein unangenehmer Gestank anhaftete. Bryan und Tala konnten nicht anders als erschrocken zurück zuspringen und so wie die anderen in ihrer unmittelbaren Umgebung konnten sich die Hand vor Nase und Mund zu halten. Keiner wusste was geschehen war, noch wer dafür verantwortlich war, doch die meisten kümmerte das überhaupt nicht. Der einzige, der nicht zumindest etwas Belustigung über die Situation empfand war Edgar, der mittlerweile hinter dem Aufseher aufgetaucht war, jedoch im gebührenden Abstand die Situation betrachtete. Trotzdem schien sein Blick nach jemanden zu suchen. Doch als er diesen nicht erblickte zog er sich wieder zurück, gerade noch Rechtzeitig um dem Gebrülle des Aufsehers zu entgehen. „Wer ist dafür verantwortlich.“ Die Aufsehers musterte die Anwesenden vor ihm genau. Aus diesem Grund entging ihm auch der Junge, der sich ganz still und heimlich, getarnt der dunklen Schatten des sowieso schon dunklen Raumes an ihm vorbei schob. Selbst die anderen bemerkten davon nichts. Lediglich Talas Blick wurde auf die flüchtige Bewegung aufmerksam, doch viel sagen konnte er nichts, da sich schon ein Junge neben ihm zu Wort meldete und auf ihn und Bryan zeigte. „Die waren es ich hab es genau gesehen!“ „Was wir haben nichts gemacht.“ „Natürlich es waren immer die anderen. Bringt sie in den Z-Korridor!...“ Tala und Bryan hatten nicht mal die Chance sich zu wehren, da jeder von ihnen von zwei kräftig gebauten Männern am Arm gepackt wurden und schon fast aus dem Raum geschleift wurden. „…So und ihr zurück in euren Sektor. Und wehe ich finde noch einen von euch die nächsten Stunden in dem falschen Sektor, dann dürft ihr denen folgen.“ Der Sprecher hatte sich mit diesen Worten wütend aus dem Staub gemacht. Wahrscheinlich um sich den Gestank, der seinen Klamotten anhaftete loszuwerden, doch das war reine Spekulation. Bei all dem Trubel konnten nur Tala und Bryan die Stimmen der anderen Aufseher, welche sie gerade durch die Gänge schleiften, verstehen. Scheinbar fanden diese die Situation trotz allem sehr amüsant und konnten nicht anders als sich lachend darüber auszulassen. „Ich glaub Damien brauch eine Dusche.“ „Eine, wohl kaum. Nicht mal eine Tonne Wasser könnte diesen Geruch wegwaschen.“ Diese Worte waren die letzte, die Tala und Bryan mitbekamen. Denn auf einmal wurde es leise. Sie wussten nicht wie lange sie durch die dunklen Gänge des unterirdischen Labyrinthes gedrängt wurden. Nur, dass ihre Wanderung an einer kleinen Zelle ein Ende fand, in die sie unbarmherzig geschubst wurden. Kurz nachdem sie auf dem harten steinernen Boden aufkamen hörten sie auch schon, die schwere Eisentür hinter sich zuknallen. Dennoch dauerte es einen Moment, eh sie bemerkten, was gerade passiert war. Länger als sonst wurde ihnen ihre Umgebung bewusst. Mit der Zeit kamen ihnen die kalten Steine des Bodens in den Sinn, die schmerzenden Knie, auf die sie gestürzt waren, als sie in diese Zelle geschubst wurden und die trostlose Dunkelheit um sie herum. Nur einige Fackeln leuchtenden den Gang am Ende des Zellenganges aus. Zu schwach waren sie, als dass sie viel erkennen konnte, doch in gewisser Weise stark genug um wenigstens die Umrisse ihrer Umgebung wahrzunehmen. Doch es gab kaum welche, die man wahrnehmen konnte. Alles was zu sehen war, schienen die Gitter der Zelle in der sie sich befanden und die dunkle steinerne Wand vor ihnen. Sonst war alles in absoluter Dunkelheit gehüllt. Vorsichtig setzten sich die beiden wieder auf, als sie ein kalter Windhauch zusammenzucken ließ. Nun erst wurde ihnen die gesamte Situation klar, auch wenn keiner von ihnen es wirklich begreifen konnte. „Ich versteh das nicht, diese Typen wussten doch, dass wir es nicht gewesen waren. Wieso haben sie nichts gesagt.“ Bryan konnte nichts darauf erwidern sondern zuckte nur die Schulter. Doch dann meldete sich auf einmal eine unbekannte Stimme zu Wort. „Das ist immer so. Hier gilt das Prinzip: ‚Besser andere als ich.’ Wenn irgendetwas passiert ist und jeder den Mund halten würde, dann müssten alle darunter leiden. Das wurde schon einmal mitgemacht und seitdem gilt, der erste Vorschlag ist die Wahrheit.“ Überrascht sahen die beiden in die Nachbarzelle, wo sie nur die Umriss eines kleinen Jungen wahrnahmen, welcher sich in die hinterste Ecke seines Gefängnisses gequetscht hatte und scheinbar kein Interesse daran hatte sich allzu bald wieder zu bewegen. „Was ist dass denn für eine blöde Regel.“ „Seit ehrlich würdet ihr gerne den ganzen Tag in der eisigen Kälte einer Zelle sitzen oder bis zum Umfallen trainieren nur weil ein Volldepp es für nötig hält den Wachen einen Streich zu spielen.“ „Nicht wirklich.“ „Seht ihr. Aber genau das ist auch das Problem. Wenn du dich mit dem falschen anlegst, dann landest du hier schneller als es dir lieb ist.“ Mit diesen Worten beendete der fremde Jungen seinen Vortrag. Währenddessen ließen sich die beiden Jungs die Worte durch den Kopf gehen. Dann jedoch stellt Tala die Frage die er nicht mehr länger für sich behalten konnte. „Also ist das hier dieser Bußeraum.“ „Was? Bußeraum…ach ich glaub ich weiß was ihr meint…Nein, der ist wesentlich schlimmer. Obwohl es kommt immer auf den Raum an. Aber jetzt ernsthaft, wer hat den denn so genannt. Für die meisten wird er lediglich als Bestrafungsraum bezeichnet. Obwohl, wenn man genauer darüber nachdenkt, macht der Name wirklich Sinn.“ „Keine Ahnung wer es gesagt hat. Der Junge wollte uns seinen Namen nicht verraten, der war sowieso merkwürdig.“ Nach diesen Worten war von dem fremden Jungen ein kurzes amüsiertes Lachen zu hören. Es war doch immer wieder ein Vergnügen sich mit Neuankömmlingen zu unterhalten. Die waren meistens noch nett. Doch das war nicht der einzige Grund, woran man diese schnell erkannte, nein sie sagten auch Sachen, die die meisten für sich behielten, aus Angst, dass sie sich dadurch unangenehme Feinde machten. Bei diesen Gedanken unterbrach er sein Lachen und wurde wieder ernst. Er sollte die beiden lieber Warnen, bevor diese sich mit solchen Kommentaren in Schwierigkeiten brachten. Immerhin wäre es ihm auch lieber gewesen, wenn man ihn gewarnt hätte, darüber hinaus hatte er Langeweile und etwas reden vertrieb ja bekanntlich die Zeit. „Passt mit solchen Äußerungen lieber auf. Die hat mich nämlich hierhin versetzt. Der Typ hat mich irgendwie angeschätzt, keine Ahnung wie. Jedenfalls sitze ich hier seit mindestens 17 Stunden.“ „So lange?“ „Keine Ahnung, hier verliert man so schnell das Zeitgefühl, können also auch mehr oder weniger sein. In der Trainingsebene kann man die Zeit anhand des Trainingsplans abschätzen…ach nur nebenbei man nennt mich Ian!“ „Bryan!“ „Tala!“ „Tala…“ „Frag nicht erst.“ „Verstanden…“ „Sag mal, vor wem genau müssen wir uns hier eigentlich genau in Acht nehmen.“ „Vor allen. Wie gesagt, jedem ist seine Haut wichtiger als die der anderen, außer…es soll angeblich jemanden geben, dem das völlig egal ist und allein aus Protest regelmäßig gegen irgendwelche Regeln verstößt. Nichts weltbewegendes, deshalb kriegt man es nur am Rande mit, aber es sind trotz allem Regelverstöße. Allerdings glaube ich eher, dass das nur ein Gerücht ist…“ „Also dürfen wir dir auch nicht trauen.“ „Gute Frage? Ne keine Ahnung ich war nie in einer Situation wo ich lügen musste um meine eigene Haut zu retten. Garantieren würde ich also für nichts. Aber wo wir wieder beim Thema sind. Es gibt wirklich einige denen man umgehend aus dem Weg gehen sollte…“ „Und die sind!“ „Edgar Kilvkov. Mit dessen Getue erkennt ihr ihn sofort. Er hält sich für den besten Blader und bedauerlicherweise liegt diese Aussage ziemlich nah an der Realität. Edgar ist übrigens auch der Typ der mich angeschwärzt hat. Um genau zu sein, hat er schon die Hälfte von hier reingelegt. Egal, wer wäre da denn noch ….!“ Ian überlegte kurz, bevor er weitere Namen aufzählte, die jedoch nicht wirklich in den Köpfen von Bryan und Tala hängen blieben. Wie sollten sie auch, immerhin waren es mittlerweile schon über 34 Personen und scheinbar folgten noch um einige mehr. Schlussendlich jedoch kam der kleine lilahaarige in der Nachbarzelle zu der letzten erdenklichen Person. „...und zu guter letzt wäre da noch der Enkel von Boris Geschäftspartner. Allerdings habe ich bis heute nie erfahren, wie er heißt. Lediglich den Nachnamen habe ich herausgekriegt. Der war Hiwatari, wobei ich nicht weiß, ob der wirklich hier ist. Wahrscheinlich auch nur so ein Gerücht, denn keiner hatte wirklich mit ihm zu tun oder weiß wie er aussieht. Vielleicht steckt er auch hinter einem der vielen Jungen, die ihre Namen nicht preisgeben, um einfach in der Masse verschwinden zu können ohne von jemand bemerkt oder gar beachtet zu werden. Ein cleverer Trick, doch dafür muss man auch geboren sein. Bei mir hat diese Methode nie geklappt.“ „Allein deshalb scheint es unwahrscheinlich, nicht? Von jemanden der solche Beziehungen besitzt erwartet man eigentlich ein provokatives und ausfallendes Handeln.“ „Auf jeden Fall erwartet man, dass er bevorzugt wird, und dass scheint bei niemanden der Fall zu sein oder es liegt einfach daran, dass er so gut ist, dass er keine Sonderbehandlung braucht.“ Gut, in dem Punkt hatte er etwas gelogen. Natürlich gab es Personen, bei denen es so wirkte, als würden sie bevorzugt. Allerdings konnten sie diese Sonderstellung schnell wieder verlieren, in dem sie nicht das leisteten was von ihnen erwartete. In dem Zusammenhang schien bevorzugen, nicht das richtige Wort zu sein und dennoch war es das einzige was zu dem Verhalten passte. „Also, weswegen seit ihr hier, oder besser gesagt, was wurde euch angedichtet.“ „Das wissen wir nicht so genau…vielleicht kannst du uns ja mal aufklären, die Sache war jedenfalls die…“ Mit diesen Worten erzählte Bryan was passiert war und Ian konnte ein lautes Lachen nicht für sich behalten. „Oh man, dumm gelaufen. Ich schätze Mal der Anschlag, war für jemanden wie Edgar bestimmt. Das versuchen so einige, aber irgendwie bekommen es immer die Aufseher ab, keine Ahnung wieso.“ Nach diesen Worten herrschte kurz Stille, bis Tala sich zu Wort meldete. „Eine Frage, weißt du vielleicht von jemanden der hier geboren und mittlerweile 5 ½ Jahre alt ist.“ „Ne, tut mir Leid. Ich bin zwar schon seit ca. zwei Monaten hier aber ich bin mir ziemlich sicher, dass ich von so jemanden noch nie gehört habe.“ „Wirklich nicht?“ „Nein, aber das ist auch nichts ungewöhnliches, die meisten versuchen so wenig aufzufallen wie möglich. Es sei denn natürlich sie sind gut und wollen Boris mit ihrer Stärke beeindrucken.“ Eigentlich wollte Ian das Thema damit beenden, doch dann hatte sich der größere von seinen beiden Zellnachbarn zu Wort gemeldet, welcher das Thema scheinbar nicht fallen lassen konnte. „Also so viel wie ich mitbekommen habe, scheint er ziemlich gut zu sein. Boris meinte zwar dass er nicht zu den stärksten Blader gehört, aber dennoch gegen diese nicht zwangsläufig unterliegen würde.“ „Ach echt…wartet mal, dass kommt mir irgendwie bekannt vor…lasst mich raten. Graue Haare, rote Augen und einen ziemlich auffälligen Kleidungsstil, richtig. Wenn ich mich richtig erinnere rennt der immer mit einem weißen Schal durch die Gegend…“ „Könnte passen, du kennst ihn also doch?“ „Nein, ich kenn ihn nicht, jedenfalls nicht persönlich. Man sieht ihn öfters, wenn man Glück hat, gibt er einen sogar ein paar nützliche Informationen. Im Prinzip weiß der Junge meistens über fast alles bescheid, was hier so abgeht. Keine Ahnung wie er das macht. Dennoch weiß keiner wirklich wer er ist. Erstens macht er ein riesiges Geheimnis aus seiner Identität und zweitens ist er immer spurlos verschwunden, wenn man ihn mal sucht.“ „Was meinst du mit verschwunden.“ Ian zuckte daraufhin nur mit den Schultern. Er wollte sich mal den Spaß machen herauszufinden wer dieser Junge war und hatte ihn verfolgt, doch aus irgendeinem Grund, hatte dieser ihn abgehängt. An dem Tag hatte er ihn auch nicht wieder gesehen, fast so, als wäre dieser ihm absichtlich aus dem Weg gegangen. Schnell schüttelte er den Gedanken aus seinem Kopf. Niemand wusste etwas über den Jungen. Viele hatten es sich zum Spaß gemacht, ihn herauszufordern, weil sie wussten, dass Boris ein Auge auf den Jungen hatte und schnell wurde auch klar wieso. Der Junge war gut, kaum einer hatte in einem Kampf gegen diesen eine Chance und die die es hatten, kämpften mit einem Partner, doch auch dass nützte nicht viel. Sie verloren allesamt. Keine hatte eine Chance gegen diesen, jedenfalls keiner in derselben Altersgruppe und die älteren sahen den Jungen nicht als würdigen Gegner. „Einfach dass man ihm an einigen Tagen ständig über den Weg läuft und an anderen kein einziges Mal.“ „Vielleicht wurde er an den Tagen ebenfalls für etwas angeschwärzt.“ „Ne, daran liegt das nicht. Er ist ja zum Training immer da, außerdem hatte ich nie den Eindruck, dass er gerade von einem der Bestrafungsräume kommt, so was sieht man nämlich anhand des Verhalten des anderen. Aber das erkennt ihr noch früh genug… Aber was den Jungen angeht. Kommt nicht auf die blöde Idee ihn herauszufordern. Er ist in seiner Altersgruppe ungeschlagen.“ „Das kann ich verstehen, der war richtig gut.“ „Gut? Gut ist noch maßlos untertrieben. Ich hab einen Kampf von ihm gesehen. Er war schon vor zwei Monaten ausgezeichnet, auch wenn Boris indirekt etwas anderes behauptet. Mit viel Willenskraft kann man so stark werden wie er, wenn nicht sogar noch stärker. Von wegen, in 10 Jahren vielleicht und bis dahin hat er ebenfalls neue Tricks gelernt. Ich meine in dem Jahr in dem er hier schon ist, soll er seine Stärke ums 10fache gesteigert haben…aber wo wir gerade dabei sind, wie kommt ihr auf die Idee, dass er hier geboren ist?“ „Das hat er gesagt.“ Bei diesen Worten fing Ian an zu grübeln. Er war sich sicher, dass man ihm gesagt hatte, dass dieser Junge wesentlich später in die Abtei gekommen war. Doch wieso sollte der junge über die Aufenthaltslänge lügen, vielleicht wollte er die beiden damit einschüchtern. Möglich wäre es in gewisser Weise schon. „Merkwürdig, soweit ich gehört habe ist er erst seit einem Jahr hier. Wie auch immer, ihr tut gut, wenn ihr euch von ihm fernhaltet, der Junge kann ganz schön, gemein werden, wenn man ihm blöd kommt. Ich hab sogar gehört, dass einer wegen ihm aus der Abtei geflogen ist, aber dafür gibt es keine richtigen Beweise. Kann auch dessen eigene Schuld gewesen sein, weil er durch eine Prüfung gefallen ist.“ „Und wie kommt man dann darauf, dass er damit was zu tun hat?“ „Ganz einfach, die beiden sind vorher aneinander geraten. Keine Ahnung worum es ging, da war ich gerade mal zwei Tage hier und hab das ganze zufällig mitbekommen. Das ist übrigens auch einer der Grund, wieso der Junge nie angeschwärzt wird. Die meisten haben bedenken, weil sie der Meinung sind, dass er Boris Liebling ist und dass bei einer Belastung alle eine Strafe absitzen müssen, weil dieser ihnen nicht glaubt. Völliger Schwachsinn wenn ihr mich fragt, aber man kann nie wissen.“ Noch bevor Ian noch etwas zu dem Punkt sagen konnte, ging auf einmal die Korridortür auf und von Außerhalb drang etwas Licht in die kleinen Zellen, in denen die drei Jungs saßen. Kurz daraufhin trat ein Wachmann ein und alle drei konnten das Klimpern eines Schlüssels hören. „Aufstehen.“ Während der Mann das sagte, fing er schon an die Tür zu Ians Zelle zu öffnen. Nach dem dieser die Tür auf gemacht hatte deutete er diesem mit einer Gestik herauszutreten. Ian ließ sich nicht lange bitten und ging mit schnellen Schritten heraus. Kurz daraufhin schleuderte der Mann die Tür wieder zu und wendete sich der nächsten Tür zu. Auch Tala und Bryan ließen sich diese Situation nicht entgehen und beeilten sich so schnell wie möglich zu ihrem Gesprächpartner zu kommen. „Folgt mir.“ Nach einem heftigen Schlucken der drei Jungen, setzten sich diese in Bewegung und folgten dem scheinbar wütenden Mann. Als sie aus der Tür traten, die in den Korridor mit den Zellen führte, wurden sie von dem dort scheinenden Licht geblendet. Es war nicht hell, aber im Gegensatz zu den vorigen Lichtverhältnissen wirkte es grell und unangenehm. Dies bewirkte, dass sie kurz die Augen zukneifen mussten und einige Zeit brauchten um sich daran zu gewöhnen. „Nicht trödeln, bewegt euch.“ Sofort kamen die drei der Aufforderung nach. Glücklicherweise musste Ian feststellen, dass es nicht in einen der Bestrafungsräume ging, sondern zurück zu den eigentlichen Aufenthaltsort der Abteimitbewohnern. „Glück gehabt.“ „Dieses Mal werdet ihr verschont, beim nächstes Mal, könnt ihr Wasser saufen.“ Die drei sahen dem Mann nur verwirrt hinterher, keiner von ihnen wusste wovon der Mann gerade gesprochen hatte, allerdings wollten sie es auch nicht herausfinden. „Oh man, die Wachen sind ja mal wieder richtig angepisst.“ „Dass ist noch untertrieben!“ Von diesem Kommentar total überrascht drehten sich die drei Jungs zu dem Sprecher um, der sie jedoch nicht im Geringsten zu beachten schien. Er selbst saß auf einigen Kisten, die sich an der Wand befanden wobei sein Blick es nicht wagte den Wachmann zu verlassen. „Gibt es etwas was wir verpasst haben? Außer dass irgendjemand den einen Wachmann zum Stinken gebracht hat? Die Geschichte kenn ich nämlich von den beiden.“ „Hn?“ Für einen Moment hatte der Junge den Blick von dem Wachmann abgewendet und zu den dreien herunter geblickt, dann jedoch richtete er seine Aufmerksamkeit wieder den Wachmann zu. „Die üblichen Prügeleien. Dieses Mal haben die Typen allerdings selbst was abbekommen, also geht ihnen lieber aus dem Weg.“ „Wer hat angefangen?“ „Provokativ eindeutig Edgar. Die schlagkräftige Antwort hat der blonde Riese gegeben.“ „Das bekommt Spencer sicherlich nicht gut.“ „Glaubst du…ich schätze…“ „Hey Junge runter da.“ Erschrocken zuckten die meisten Zusammen, als sie die gereizte Stimme des Wachmannes hörten. Nur der rotäugige, der auf der Kiste saß verdrehte genervt die Augen, bevor er von seinem Aussichtsturm herunter sprang. Geschickt kam er mit den Füßen auf den Boden auf, doch der Wachmann schien deshalb nicht besser gelaunt zu sein. „Boris will dich sehen. Sofort.“ „Och nö. Muss das sein?“ Ungläubig sah Ian den kleinen Jungen vor sich an. Voller entsetzen hatte er den Mund geöffnet und war unfähig ihn wieder zu schließen. So hatte er noch niemanden mit einem Wachmann reden hören, besonders nicht wenn diese schlecht gelaunt waren. Er konnte deutlich sehen, wie sich die Gesichtfarbe des Mannes purpurrot färbte. Bevor dieser jedoch etwas zu dem Spruch erwidern konnte lenkte der rotäugige schnell ein und ging auf Abstand. „Schon gut, schon gut, bin schon weg.“ Kurz darauf nahm der Junge die Beine in die Hand und sprintete in eine bestimmte Richtung, während der Wachmann sich nur schnaubend von ihnen abwandte. „Der Junge ist wahnsinnig! Jetzt weiß ich wenigstens wieso Boris meinte, dass wir uns kein Beispiel an ihm nehmen sollen.“ „Wie gesagt. Geht dem Jungen aus dem Weg. Er ist zwar jung, aber nicht dämlich, auch wenn er mehr als lebensmüde wirkt. So jetzt sollten wir aber mal von dem Gang verschwinden, sonst werden wir noch zur Zielscheibe und ich bin ehrlich gesagt froh darüber, dass ich aus der Zelle raus bin.“ Sofort stimmten die beiden Ian zu. Gemeinsam gingen sie so dicht sie konnten an der Wand entlang zu ihrer Zelle. Erst dort stellte Ian fest, dass zwei der anderen Betten besetzt wurden waren. „Och nö, jetzt darf ich mich mit zwei weiteren Idioten um die Dusche kloppen. Das ist ja nicht zu glauben. So ein Mist.“ „Also wir lassen dir gerne den Vortritt!“ „Hä, wie jetzt…oh, dann seit ihr die zugezogenen…hätte ich mir ja eigentlich nach dem heutigen Tag denken müssen. Na ja zumindest habe ich keine Spinner als neue Zimmergenossen.“ Ian setzte sich nach diesen Worten auf sein Bett. Er und sein derzeitiger Zimmerpartner hatten die beiden unteren Betten bezogen. Aus irgendeinem Grund hielten sie es für sicherer. Besonders nach den ersten Trainingseinheiten waren sie froh über diese Entscheidung, denn so müde wie sie nach diesen waren, konnten sie einfach ins Bett fallen und mussten vorher nicht die wackelige Leiter hochklettern. „Ich schätze Mal ihr habt eure Sachen vor die Schränke gestellt, da ihr nicht wusstet, welche Betten schon besetzt waren, was. Also weise ich euch mal kurz sein. Dieses Bett gehört mir, das untere dahinten Spencer, der wird von den meisten jedoch als blonder Riese bezeichnet, also falls ihr das Synonym hört, dann ist er gemeint. Ich werd meistens als lila Zwerg bezeichnet, nur um Missverständnisse ein für alle Mal aus dem Weg zu räumen. Allerdings rate ich euch diese Synonyme nie selber in den Mund zu nehmen, sonst könnt ihr euch schon mal ein Grab schaufeln. Verstanden?“ „Klar.“ Mit dieser Antwort gab sich Ian zufrieden, bis ihm noch etwas einfiel. Kurzum wendete er sich an den rothaarigen. „Hey Tala, wunder dich nicht, wenn irgendwer von einem Rotschopf redet, damit wird man dich wahrscheinlich demnächst bezeichnen. Jeder der hier auffällt kriegt früher oder später einen Spitznamen, dass muss man einfach akzeptieren, oder zumindest früh genug damit anfangen jeden der diesen benutzt zusammen zu schlagen. Allerdings kann sich der Prozess, wie man bei Spencer sieht über Jahre ziehen. Er ist übrigens schon seit zwei Jahren hier. Vielleicht sogar etwas länger…“ Nach diesen Worten schwieg Ian wieder. Spencer war so ziemlich der einzige, mit dem er sich verstand. Es war nicht so, dass sie viele Worte wechselten, doch ab und zu hielten sie sich gegenseitig über die wichtigsten Dinge auf dem Laufenden. Insgeheim fragte er sich ja was den blonden dazu gebracht hatte eine Prügelei anzuzetteln, immerhin müsste er wissen, dass man sich nicht mit Edgar anlegte. Besonders nicht, wenn dieser eine Auseinandersetzung provoziert. Man geht ihm dann aus dem Weg und lässt sich nicht auf die Provokationen ein. Obwohl, Spencer war schon immer etwas aufbrausend, wenn es um Provokationen ging, dass würde sich wahrscheinlich auch nicht mehr ändern. Es sei denn Boris ließ ihn als Strafe durch die Hölle laufen. „War Spencer nicht derjenige, der die Prügelei angefangen hat.“ „Genau, jedenfalls wenn man dem Jungen trauen kann und in gewisser Weise bezweifle ich das nicht im Geringsten. Dieser Idiot ist meistens ziemlich aufbrausend und denkt nicht mehr nach wenn er wütend ist. So jetzt aber mal zu den allgemeinen Regeln.“ Ian machte eine kurze Pause und kramte etwas unter seinem Bett hervor. Wenig später hob er einen gefalteten Zettel triumphieren in die Höhe und faltete ihn anschließend aus. „Wisst ihr, eigentlich sind die Regeln hier einfach. Sei gut im Beybladen und halt dich aus jeglichen Konflikten raus. Das als kleiner Leitsatz. Allerdings gibt es ein paar allgemeine Hinweise die nur diejenigen betrifft, die in diesem Zimmer unterkommen. Erstens…“ Mit einem flüchtigen Blick überflog er den Zettel in seiner Hand. Er hatte die meisten Regeln selbst wieder vergessen, da er sich nur an den Leitsatz hielt, meistens jedenfalls, doch das war keine wirkliche Garantie für ein unbeschwertes Leben. Besonders nicht, wenn man mit jemanden wie Spencer in einem Zimmer lebte. „…die Zimmer müssen Tag und Nacht in Ordnung gehalten werden. Ist das nicht der Fall, müssen alle Zimmerbewohner dafür bezahlen. Das heißt übersetzt, wenn ihr eure Sachen quer durch den Raum verteilt, bekommen wir nicht nur von den Wachen ärger, sondern ihr auch mit uns und glaubt ihr, ihr wollt nicht auf Spencers schlechte Seite kommen…zweitens was in diesem Zimmer vor sich geht bleibt auch hier drin. Schwärzt ihr uns in irgendeiner Art und Weise an, werdet ihr eures Lebens nicht mehr froh. Es ist nicht erlaubt irgendjemanden von den Inhalten unserer Gespräche zu erzählen, oder von bestimmten Eigenheiten, die andere benutzten könnten um uns zu Schaden und vor allem…“ „Ist ja gut, wir haben es ja verstanden…“ „Das hoffe ich. Drittens gegen andere Zimmerverbände halten wir zusammen, es sei denn ihr wollt dass wir euch in den nächsten Konflikt werfen und euch als schuldige präsentieren. Wie vorhin erwähnt, jeder bedankt sich für einen derartigen Vorschlag. Viertens wenn ihr nicht auf unsere schlechte Seite kommen wollt, dann haltet ihr euch von Typen wie Edgar fern, es sei denn ihr wollt die nächsten Tage vor der Zimmertür schlafen. Das letzte was wir hier brauchen sind noch mehr Heuchler.“ „Ist das nicht so ähnlich wie die zweite Regel.“ Bryan sah den kleineren daraufhin grübelnd an. Dieser zuckte daraufhin lediglich mit den Schultern, doch auch dessen Antwort viel ziemlich ernüchternd aus. „Keine Ahnung. Wir haben einfach alles aufgeschrieben, was uns in den Sinn gekommen ist, also beschwert euch nicht. Apropos beschweren. Wenn ihr ein Problem habt dann regelt es mit der betreffenden Person und zieht nicht mit anderen über diesen her. Regel 6, nehmt ein allgemeines Synonym in den Mund und ihr werdet es bereuen, aber das habe ich euch ja schon mal angedroht. Siebtens die Sachen der anderen sind Tabu. Niemand fasst etwas an, was ihm nicht gehört, es sei denn man bekommt die Erlaubnis dazu. Wenn einer sich in Schwierigkeiten gebracht hat, ist es niemandes Pflicht sich einzumischen. Jeder badet seine Konsequenzen selbst aus und zieht niemanden aus dem Zimmer mit ein. Falls doch, so muss er sich vorher die Erlaubnis holen. Neuntens nur Personen des Zimmers dürfen dieses auch betreten. Erst bei einstimmiger Entscheidung dürfen auch andere hinein. Jeder der das Zimmer unbefugt betritt muss damit rechnet hinausgeprügelt zu werden. Wobei dass eher weniger der Fall ist, aber wenn wir die betreffende Person nicht leiden können, kann es durchaus passieren. So jetzt aber zum letzten Punkt. Nach Einschluss wird nicht mehr geredet und wenn doch dann so leise, dass unbeteiligte nichts von dem Gespräch mitbekommen. Verstanden?“ „Klar doch!“ „Gut, dann unterschreibt.“ „Wie bitte?“ „Ein kleiner Vertrag zwischen Spencer und mir. Schreibt eure Kürzel, oder unterzeichnet sonst wie, aber tut es. Damit bestätigt ihr, dass ihr die Regeln kennt und dass ihr, falls ihr gegen irgendetwas verstoßt uns das Recht gebt euch ungestraft zur Rechenschaft zu ziehen.“ „Spencers Idee?“ „Yapp. Eine seiner besten, wenn ich ehrlich sein soll.“ Die beiden Neulinge dachten sich nicht viel dabei und befolgten einfach die vorige Anweisung des Lilahaarigen. Viel hatten sie ja nicht zu verlieren. „Oh, Tala, das Bett würde ich nicht nehmen, sonst bekommst du schnell Ärger mit Spencer, der hat es nicht so gerne wenn jemand über ihm schläft.“ „Wieso schläft er dann nicht oben.“ „Weil er nicht runterfallen will. Die unteren Betten sind die praktischen, da kommt man nämlich am besten rein und auch am besten raus, selbst wenn man sich fallen lässt.“ „Wer tut das denn freiwillig.“ „Spencer. Ich auch manchmal, aber nur wenn ich mich nicht dazu bringen kann aufzustehen, dass hilft echt. Außerdem ist diese Methode nicht so schmerzhaft wie die Bestrafung die man bekommt, wenn man nicht zur rechten Zeit aufsteht.“ „Wird hier auch irgendetwas nicht bestraft?“ „Öhm, eine gute Frage.“ Noch ehe Ian weiter nachdenken konnte, bekam er schon ein Kissen ins Gesicht. Zuerst sah er den Werfer einige Minuten verdutzt an, bis er es zurück warf. „Wisst ihr, ich glaub ich kann mit euch beiden leben.“ Mit diesen Worten ließ sich Ian in sein Bett zurückfallen. Er hätte es wirklich schlechter treffen können. --- Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)