Das Leben in der Balkov Abtei von Misato-6 (Die Hölle auf Erden oder doch nicht?) ================================================================================ Kapitel 2: Die Abtei -------------------- Kapitel 2: Die Abtei Der nächste Morgen kam für Tala und Bryan viel zu früh. Sie wussten nicht genau was sie geweckt hatte, doch kurz nachdem sie ein Auge aufgetan hatte, kam auch schon einer von Boris Mitarbeitern herein und scheuchte sie regelrecht aus dem Bett. Es wäre kein Problem für sie gewesen sich zu weigern, doch in gewisser Weise hatten beide das Gefühl, dass sie sich mit diesen Leuten lieber nicht anlegen sollten. Deshalb folgten sie einfach den Befehlen der Wachmänner. Nicht viel später kamen sie in einem kleinen Raum an, in dem mehrere Maschinen standen, dessen nutzen sich keiner von beiden erklären konnte. Nach einigen Untersuchungen und unangenehmen Nadelstichen, mit denen man ihnen Blut abgenommen hatte oder irgendein Serum in ihr Blut eingeschleust hatte, wurden sie in eine Halle geführt wo sich noch andere Kinder in ihrem Alter befanden. Hier waren sie allerdings auf sich allein gestellt, da die Wachen sofort nachdem sie die beiden abgeliefert hatten wieder verschwunden waren. Jedoch dauerte es nicht lange bis zwei der anderen auf sie aufmerksam wurden. „Na sieh mal an, was haben wir denn hier. Neulinge.“ Der Ton des Jungen, der dass gesagt hatte gefiel ihnen überhaupt nicht. Aus irgendeinem Grund kündigte er für Beide ärger an, doch trotz dieser Einschätzung wagte keiner etwas zu sagen während die anderen Jungs sie abschätzend umkreisten. Plötzlich ging alles viel zu schnell. Einer der Jungen schubste Bryan zu Boden und der andere wendete sich Tala zu und entriss ihm in einer schnellen Bewegung das Amulett, welches er immer in seiner Tasche mit sich trug. Kurz darauf sprinteten die beiden los. Für einen kurzen Moment versuchten Bryan und Tala zu realisieren, was gerade passiert war, bevor der rothaarige letzten Endes die Verfolgung aufnahm. Das Amulett, dass diese an sich genommen hatten, war das einzige, was er von seiner Mutter noch hatte und dass wollte er nicht auch noch verlieren. Er achtete nicht wirklich auf dem Weg, sondern nur auf die beiden braunhaarigen Jungen vor ihm. Andernfalls hätte er diese in dem dunklen Korridor wahrscheinlich schon verloren. Allerdings verursachte diese Reaktion, dass er die Person, welche die beiden Jungs gerade noch ausweichen konnten, übersah und in sie hineinlief. Groß darum kümmern tat er sich aber nicht. Schnell stand er wieder vom Boden auf, konnte jedoch eine Entschuldigung trotz allem nicht zurück halten. „Tut mir Leid.“ Auch der angesprochene war relativ schnell wieder auf den Beiden und sah den dreien, die mittlerweile aus seinem Sichtfeld entkommen waren, hinterher. Anschließend trat er etwas dichter an die Wand. Wenn das am frühen Morgen schon so losging, konnte das kein angenehmer Tag werden. Währenddessen schlug sich auch Bryan durch den dunklen Korridor, allerdings kam er dank der vielen Türen zu nehmen aus dem Konzept. Er hatte vollkommen die Orientierung verloren und wusste zu allem Überfluss noch nicht mal, wo genau Tala hingelaufen war. Das war heute wirklich ein perfekter Tag. „Ich werd hier noch mal Wahnsinnig. Tala, Tala wo bist du?“ „Wenn du den Rotschopf suchst, der ist da lang gelaufen.“ „Hä…was?“ Bryan sah sich verwundert um. Er hatte gar nicht bemerkt, dass er an irgendjemanden vorbeigelaufen war. Dafür war er viel zu sehr auf seine Suche fixiert. Erst jetzt bemerkte er den Jungen, der wie versteinert an der Wand lehnte und die gegenüber liegende Wand anstarrte. „Dein Freund. Tala. Wenn er rote Haare hat ist er in Richtung Haupthalle gelaufen. Immer den Langfingerzwillingen hinterher.“ „Langfingerzwillingen?“ „So werden die beiden Jungs, genannt. Sie haben es nicht so mit dem Wort Eigentum. Alles was nicht irgendwie an dem eigenen Körper ist fällt irgendwann in deren Besitz.“ „Aber tut niemand was dagegen? Bei diesen Worten bekam Bryan nur einen verächtlichen Laut zu hören, bevor sich sein gegenüber dazu herabließ ihm zu antworten. „Wer denn? Die werten Aufpasser. Träum weiter, die sehen zu, dass sie selber nichts abbekommen. Im Bestrafen sind sie gut, aber zu Thema Sicherung von anderer Leute Eigentum verstehen die gar nichts. Es ist ihnen auch ziemlich egal. Wer nicht auf seine eigenen Sachen aufpassen kann hat nämlich selber Schuld. Und wer nicht in der Lage ist sie sich wieder zu beschaffen hat Pech gehabt.“ „Wieso lass ihr euch das gefallen? Warum schließ ihr euch nicht zusammen und holt euch die Sachen wieder zurück…“ „Ihr seit neu, oder? Dann erzähl ich dir jetzt mal was. Hier laufen die Dinge etwas anders und je eher ihr beide das kapiert desto besser ist es für euch.“ Nach diesen Worten ging der Junge an Bryan vorbei. „Es gibt hier bestimmte Regeln, die nicht überschritten werden dürfen, es sei denn ihr wollt euch mehr Schwierigkeiten holen, als unbedingt nötig. Bryan sah dem Jungen kurz hinterher, bevor er diesem einfach ohne weiter nachzudenken folgte. Er hatte Tala nicht vergessen, doch er wollte die Regeln gerne hören und so wie er das sah hatte der Junge vor ihm nicht vor in den nächsten Minuten wieder stehen zu bleiben. Das einzige was ihn davon abhielt diesen zum stehen bleiben zu zwingen war die Tatsache, dass dieser in die Richtung ging, in die er vorher gedeutet hatte. Dem zur Folge würde er so eher zu Tala aufschließen, als wenn er dem fremden Jungen im Stehen zuhörte. „Die erste Regel besagt, dass man Boris und den Wachen immer mit dem nötigen Respekt entgegen treten muss, es sei denn man ist sich sicher, dass man damit davon kommt. Was nebenbei in den meisten Fällen schief geht, also versucht es nicht erst sondern überlasst es denen die es können. Es sei denn natürlich ihr wollte die Strafe für ein ungebührliches Verhalten auf euch nehmen. Zweitens kommt stets fünf Minuten vor Trainingsbeginn in die Trainingshalle. Das ist keine Pflicht, aber es kann euch einigen Ärger ersparen, wenn die Wachen mal wieder schlechte Laune haben, was ungefähr jeden zweiten Tag der Fall ist also sozusagen Standard. Drittens die Tagesabläufe sind für alle Pflicht, es sei denn man kriegt eine Begnadigung, was jedoch so gut wie nie vorkommt. Aber ich denke, dass ihr das schon gehört habt. Wenn ihr Informationen braucht, holt sie euch stets von den Wachen. Ihr müsst wissen, die Wachen sind zwar meistens ziemlich streng, aber wenn ihr es geschickt anstellt, dann plaudern sie wie ein Wasserfall…“ Bei diesen Worten sah sich der Junge kurz um. Es stimmte zwar, was er sagte, doch die Wachen hörten diese Art von Sätzen gar nicht gerne. Man musste schon den richtigen Zeitpunkt abpassen und durfte sich nicht schon im Vorfeld unbeliebt machen. „Tja und die aller wichtigste Regel überhaupt ist, dass ihr euch niemals mit den falschen Leuten anlegen solltet. Ihr könnt von Glück sagen, wenn sie euch im entgegen gesetzten Fall zusammenschlagen, aber meistens denken sie sich irgendeinen hinterhältigen Trick aus und beschuldigen euch dann dafür verantwortlich zu sein.“ „Ziemlich mies.“ „Mies ist was anderes. Glaub mir… Ach und wenn du irgendwann mal einen älteren Mann sieht, vor dem alle Wachen und selbst Boris Respekt haben, dann versteck dich. Voltaire sieht es gar nicht gerne, wenn ihm jemand im Weg steht.“ „Wer ist Voltaire.“ „Er ist…bleiben wir bei der Kurzfassung, Boris arbeitet für ihn und wenn du dich mit ihm anlegst, dann legt du dich auch mit Boris an und das endet nie gut. Der letzte der es gewagt hat, kam nie wieder aus dem Krankenzimmer heraus.“ „Das ist ein Scherz oder?“ „Sagen wir so, es wäre so, wenn wirklich jemand so blöd gewesen wäre und sich mit ihm angelegt hätte.“ „Ok, was genau wird hier gespielt? Ich meine, erst werden wir hier herzlich empfangen, uns wird eine großartige Zukunft versprochen und in dem Moment, in dem wir zusagen, werden wir nur noch herumgeschubst und beleidigt oder verarscht.“ „Dazu sage ich nur vier Worte: Willkommen in der Abtei. Boris kann ziemlich überzeugend sein, besonders wenn er es will. Im Prinzip kannst du dir jedoch eine Sache merken, wenn er freundlich ist, dann hat er immer etwas in der Hinterhand oder einfach gute Laune. Wobei Letzteres durchaus bedeuten kann, dass diese Laune schnell umschlägt, wenn man ihm zu sehr auf den Geist geht.“ Nun konnte Bryan erst Recht nicht mehr folgen. Mit Boris hatte er bis jetzt keine Probleme gehabt, lediglich die anderen Jungen in dieser Abtei und die Wachen schienen ihn und Tala auf den Kicker zu haben. Doch so wie es sich anhörte, war Boris das eigentlich Problem in der Abtei. Eine Sache, die er überhaupt nicht verstehen konnte. „Meinst du nicht du übertreibst etwas…“ „Ich und übertreiben?...Hör mir mal gut zu. Mag sein, dass ich vorhin etwas übertrieben habe, dass heißt allerdings nicht, dass ich das immer tue. Ich sage lediglich die Wahrheit oder das was ich für Wahrscheinlich halte. Es ist kein Geheimnis in der Abtei, dass man sich vor Boris in Acht nehmen muss. Jegliche Art von Schwäche wird hier bestraft und manchmal nimmt er diese Bestrafungen selber in die Hand. Boris ist nicht so harmlos, wie ihr glaubt.“ Bryan konnte nicht leugnen, dass er diese Reaktion des Jungen nicht erwartet hatte. Für einen Moment hatte er sogar das Gefühl gehabt, als hätten dessen Augen kurz aufgeleuchtet. Jedoch in einer Art und Weise, die ihm eine Gänsehaut bereitete. Aus reinem Reflex hob er die Hände in die Luft um zu signalisieren, dass er seine Worte zurück nahm. „Ist ja gut, war nicht so gemeint.“ „Ihr habt Boris noch nicht richtig kennen gelernt und ihr solltet darüber froh sein…oh und nebenbei, da geht es für dich weiter.“ Nach seinen Worten zeigte der Junge nur auf eine Tür, bevor er sich von dem größeren abwendete. Dieser blickte einen Moment zwischen diesem und der Tür hin und her, bevor er diese öffnete und in einer weitere Halle trat. Für einen Moment hielt er die Türe offen, doch dann ließ er sie wieder ins Schloss fallen. Danach sah er sich suchend um, es war nicht so, dass er lange nach Tala Ausschau halten musste. Er and ihn sofort. Mittlerweile hatten sich zu den braunhaarigen Jungs zwei weitere gesellt, die sich das Amulett gegenseitig zuwarfen, so dass Tala keine Chance hatte es zu fassen zu bekommen. „Was ist kleiner? Gibst du schon auf?“ „Gibt es zurück.“ „Du musst es dir schon selbst holen. Wenn du das nicht kannst, dann gehört es uns.“ Noch bevor der Sprecher seine Ansprache richtig beenden konnte, hatte Tala diesem aus lauter Wut gegen das Schienbein getreten. Natürlich blieb das nicht ohne folgen, denn sofort daraufhin wurde Tala von dem zweiten braunhaarigen am Kragen gepackt und zu Boden geworfen. „Au, sag mal spinnst du!“ „Trittst du meinen Bruder noch mal, bist du richtig fällig, merk dir das kleiner.“ „Hört auf mit dem Terz und gibt mir die Kette.“ „Vergiss es, die behalten wir selber.“ „Davon träumt ihr. Also her damit bevor ich grob werden muss.“ Auf einmal entbrannte ein heftiger Streit zwischen drei der vier Jungs. Der vierte sah sich das ganze etwas sprachlos an, bevor er sich ebenfalls gegen die beiden braunhaarigen Brüder stellte. „Ihr habt ihn gehört. Rückt die Kette raus.“ Bei dem darauf folgenden Handgemängel, mischte sich auch Tala ein und versuchte irgendwie unbemerkt wieder an das Amulett zu kommen. Plötzlich jedoch tauchten noch andere Kinder auf, die ebenfalls ein Wörtchen mitreden wollten. Noch bevor Bryan reagieren konnte, kam es schon eine ziemlich heftige Prügelei zwischen den einzelnen beteiligten. Lediglich Bryan war nicht Teil dieses Wirrwarr aus dutzenden Kindern die aufeinander einhämmerten. Selbst Tala trat sich seinen Weg frei um an den Typen zu kommen, der sein Amulett in der Hand hielt. Eine Tatsache, die Bryan fassungslos zurück ließ. „Das ist nicht mehr der Tala, denn ich kennen gelernt habe.“ „Das ist niemand. Jeder geht früher oder später zwangsläufig eine Wandlung ein, ob er nun will oder nicht, dass spielt im Endeffekt keine Rolle. Wer es nicht tut ist hier hoffnungslos verloren. Aber es ist schon überraschend, dass er das Prinzip der Abtei so schnell verstanden hat, bei den meisten dauert das Wochen. Obwohl es kann auch daran liegen, dass ihn diese Kette einfach ziemlich viel bedeutet, dass kann ich nicht beurteilen. “ Bei diesen Worten sah sich Bryan überrascht um. Einige Meter von ihm entfernt stand ein Junge mit grauen Haaren und roten Auge. Eben jener Jungen, der ihn vor wenigen Minuten hierher gelotst hatte. Er konnte deutlich erkennen, dass der Blick des Jungen voll und ganz auf die Situation vor ihm gerichtet war. Doch obwohl dessen Stimme, sofern es die seinige war, mehr als emotionslos klang, so hatte er doch das Gefühl eine Spur von Bedauern in dessen Augen zu erblicken. Für einen kurzen Augenblick jedenfalls, dann war dieses verschwunden und sein Blick wendete sich zu einer der Türen. „Wenn du ihm helfen willst, dann tu es schnell, bevor die Disziplinatoren kommen.“ Nach diesen Worten stieß sich der Junge von der Wand, an der er gestanden hatte ab und trat etwas weiter in den Schatten, als hätte er Angst von irgendjemanden entdeckt zu werden. Auch wenn Bryan nicht wusste was er davon zu halten hatte, ging er dem Rat des fremden Jungen nach. Kurzerhand schritt er auf die sich prügelnden Jungs zu und packte Tala am Kragen. Noch bevor einer reagieren konnte zog er diesen auch schon von der streitenden Gruppe weg. Gerade noch rechtzeitig wie er bemerken musste, da wenig später einige in Umhängen gekleideten Männer durch die Tür, auf die der grauhaarige vorher gestarrt hatte, kamen und die Gruppe auf ihre Art uns Weise auseinander brachten. Was nicht mal nötig gewesen war, da die meisten bei dem Anblick der Männer sowieso schon zur Salzsäule erstarrt waren. Die letzten die es immer noch nicht gelernt hatten wurden einfach aus der Halle geschleift, während die einsichtigen mit gesenkten Köpfen den restlichen Männern folgten. Nur Bryan, Tala und der fremde Junge wurden von diesen nicht beachtet. Letzten Endes standen die drei alleine in der großen Halle. „Wo bringen sie die anderen hin?“ „Zum Bußeraum. Mit etwas Glück kommen die meisten morgen wieder raus. Wenn nicht, tja, dann will ich nicht in ihrer Haut stecken.“ „Bußeraum.“ „Ihr macht noch früh genug mit dem Bekanntschaft, also vergesst ihn solange ihr könnt.“ „Warst du schon mal da?“ Tala der sich mittlerweile abreagiert hatte konnte diese Frage nicht mehr länger für sich behalten. Dass Bryan ihm nur einen warnenden Blick zuwarf, merkte er nicht mal. Er wollte es einfach wissen, während Bryan sich die Frage schon selbst beantworten konnte, jedenfalls seiner Ansicht nach. Doch nach der Antwort des Jungen konnte auch er nicht mehr anders und stellte intuitiv die nächste. „Kann sein?“ „Was heißt kann sein?“ „Das heißt, dass es verschiedene Räume gibt. Zu viele um mit Sicherheit sagen zu können, in welchen von ihnen die kommen. Ich bin hier schon seit Jahren und hab nicht mal die Hälfte durchlaufen müssen.“ Dieses Mal sah nicht nur Bryan verwirrt zu dem Jungen sondern auch Tala. Zugegeben sie waren nicht besonders gut im Schätzen doch ihrer Meinung nach war der Junge vor ihnen gerade mal 5 vielleicht auch sechs, doch älter auf gar keinen Fall. Doch so wie dieser spricht klingt es so, als wäre schon er länger als zwei Jahren hier und das war doch etwas unwahrscheinlich. Wenn er sich genau umsah, konnte er nur ältere Jungen sehen. Die Jüngsten waren so viel er es erkennen konnte zwischen 5 und 7. Doch sagen konnte er nichts dazu, da ihm Tala aus irgendwelchen Gründen zuvor kam. „Sehr witzig, wirklich. Jetzt mal ernsthaft, wo haben sie die Kleinkinder versteckt und wie alt bist du überhaupt? 6?“ „5 ½. Und nur zu deiner Information, ich bin in dieser Abtei geboren und musste somit mein ganzes Leben hier verbringen. Der einzige Unterschied war, dass ich nicht auf dieser Ebene war, sonst nichts und das hat sich wie ihr sehen könnt mittlerweile auch geändert.“ Bryan wusste nicht ob es an der ungewöhnlichen Augenfarbe des Jungen lag oder an dem doch recht harschen Ton in dessen Stimme, doch was es auch immer war, es ließ ihn geschockt zurück weichen. „Ist ja gut, er hat es nicht so gemeint.“ „Doch hab ich! “ „Du bist nicht der erste, der nach ärger sucht und du wärst auch nicht der erste der am Ende kein Wort mehr außer ‚Jawohl Gaspadin’ heraus bekommt. Behalt das im Kopf, bevor du dich mit den falschen anlegst.“ Mittlerweile schien Bryan völlig ignoriert zu werden. Der Blick des fremden Jungen war nur auf Tala gerichtet. Fast wirkte es so als würden die beiden einen inneren Kampf führen, dazu getrieben, nicht als erstes wegzublicken. Doch letzten Endes brach Tala den Augenkontakt, was der Junge nicht weiter kommentierte, sondern ihnen einfach den Rücken zudrehte. „Hey warte. Wer bist du eigentlich?“ „Das wollt ihr nicht wissen. Haltet euch von den Wachen fern und vermeidet es aufzufallen, jedenfalls wenn ihr dem Bußeraum so lange wie möglich aus dem Weg gehen wollte, was ich nur empfehlen kann.“ Mehr sagte der Junge nicht dazu sondern ging einfach weiter und ließ Bryan und Tala sprachlos hinter sich stehen. „Komischer Junge.“ „Irgendwie schon.“ Nach Talas Bestätigung zuckte Bryan nur mit den Schultern und nahm seinen alten Weg wieder auf. Tala blieb für einen Moment unschlüssig an Ort und Stelle stehen, bevor er dem älteren folgte. Insgeheim waren seine Gedanken jedoch immer noch bei dem grauhaarigen, doch dann wurde ihm langsam wieder bewusst, wieso er den Jungs überhaupt hinterher gelaufen war. „Oh nein, das Amulett…ich…“ „Vergiss es. Das hat wahrscheinlich immer noch einer der Jungs und die sind irgendwo in diesem Bußeraum und ganz ehrlich, so wie der Junge davon gesprochen hatte, will ich diesen Raum nicht kennen lernen.“ Mit diesen Worten zog Bryan den rothaarigen, welcher sich noch ein paar Minuten gegen diesen wehrte, weiter. Erst nachdem er eingesehen hatte, dass er gegen den älteren nicht bestehen konnte gab er seinen Widerstand auf und folgte bereitwillig, wenn auch etwas missmutig. Derweil sah sich der grauhaarige, nachdem er die Tür hinter sich leise geschlossen vorsichtig um. Das Letzte was er wollte, war den Wachen, welche die anderen Jungs abgeführt hatten, über den Weg laufen. In so einer Situation konnte man nämlich nie wissen. An einigen Tagen, würden diese einen einfach ignorieren, doch manchmal waren sie auch so geladen, dass sie überall einen Fehler sahen. Wieso er trotzdem diesen Weg einschlug war einfach. Das war der einzige Weg, welcher ihn in den nächsten Zuständigkeitsbereich brachte. Was übersetzt hieß, dass er diesen, sobald er sein Ziel erreicht hatte für den heutigen Tag nicht mehr über den Weg laufen musste. Noch bevor er weiter über die Möglichkeiten, die es gab sollte er den Wachmännern über den Weg laufen, trat er ungewollt gegen ein am Boden liegendes Objekt. Lediglich das leise Klimpern, das daraufhin entstand, zog seine Aufmerksamkeit auf sich. Irritiert bückte er sich danach und hob es auf. „Was ist denn…?“ //Darum ging es also…\\ Plötzlich waren Schritte zu hören, die eindeutig auf ihn zukamen. Schnell steckte er das Amulett was er gefunden hatte in die Tasche. Es in der Hand zu behalten würde nur die Blicke auf ihn lenken und wegschmeißen konnte er es auch nicht, ohne dass man ihn bemerkte. Keine Sekunde später hatte man ihn auch schon gesehen, doch zu seinem Glück, waren die Männer nicht auf Streit aus. Entweder dass oder sie hatten ihn einfach übersehen, da er sich so weit in die Dunkelzeit zurück gezogen hatte wie er konnte. Als sie außersichtweite waren konnte er ein leises aufatmen nicht unterdrücken. Im Moment hatte er nämlich echt keine Lust sich mit den Wachen anzulegen. Immerhin hatte ihm Boris einen Tag vorher ermahnt, dass dieser ihn im Auge behielt. Er war sich ziemlich sicher, dass dieser etwas vorhatte und dass allein war ein Grund sich erst einmal ruhig zu verhalten und die Lage so gut es ging abzuschätzen. Was im Prinzip ziemlich schwierig war, da man Boris fast nie über den Weg lief. Aus irgendeinem Grund wusste dieser über alles was hier in der Abtei vorging bescheid. Dass wusste jeder, doch niemand konnte verstehen, wie so etwas möglich war. Einige dachten daran, dass sie einige Verräter unter sich hatten, die im verdeckten agierten. Stille Informanten, die nur darauf warteten etwas zu erfahren, womit sie bei Boris Punkten konnten. Wahrscheinlich war das auch so, doch dass konnte unmöglich alles sein. In den meisten Fällen, wusste jeder über irgendein Geheimnis bescheid. Allerdings behielten die meisten es für sich um sich damit einen Vorteil zu sichern. Strafverminderung gegen Informationen. Aus diesem Grund hielt er auch Abstand von den anderen sich hier befindenden Jungs. Kopfschüttelnd öffnete er bei diesen Gedanken die Tür, die gerade vor ihnen auftauchte. Sektor 5. Gut nicht gerade da wo er hin wollte, doch besser als im vorigen. Es war schon merkwürdig wie lang ein Tag sein konnte, an dem das Training auf 4 Stunden reduziert wurde. Das war so ziemlich jeden Sonntag so. Die einzige Ausnahme gab es, wenn es irgendjemand für lustig hielt den Wachen einen Streich zu spielen. Das hieß Trainingsverlängerung. Aus diesem Grund wurde auch jeder gesteinigt, der es wagte an einem Sonntag die Wachen zu verärgern. Wobei die allgemeinen Prügeleinen nicht dazu gehörten, aber das betraf auch nur die Teilnehmer und nicht alle. „Hey habt ihr schon gehört, dass es Neulinge gibt.“ „Echt, in welchen Sektor werden sie untergebracht.“ „Was weiß ich, Riese. Ich hab die Info selber erst von Edgar bekommen. Der ist den beiden schon begegnet.“ „Nenn mich nicht Riese, sonst setzt es was. Außerdem erzählt Edgar viel wenn der Tag lang ist.“ Innerlich verdrehte der grauhaarige die Augen, bevor er sich vorsichtig umsah. Wieso konnte es nicht mal in einem Sektor ruhig zu gehen. Immer gab es irgendjemanden, die sich streiten mussten. „Hey Kleiner, weißt du was über irgendeinen Neuzugang.“ Mit diesen Worten wendete sich der große blonde Junge an ihn. Wieso dieser gerade ihn fragte, war ziemlich einfach. Er war der einzige, der immer etwas aus den so genannten Aufpasser herausbekam, jedenfalls dann wenn er es versuchte. Was nicht gerade schwer war, da er es nur versuchte, wenn diese relativ gute Laune hatten. „Was geht euch das an?“ „Nur eine Frage. Weiter nichts. Wir wollen uns einfach auf den Laufenden halten.“ „Dann fragt doch die Wachen und nicht mich. Ich bin nicht die Tageszeitung.“ Mit diesen Worten wendete er sich von dem blonden ab und überlegte währenddessen, wo er jetzt eigentlich hingehen sollte. Bevor er jedoch zu einer Entscheidung kam, hörte er den Blonden noch etwas ergänzen. „Bin nur ich das, oder ist der Kleine mit dem falschen Fuß aufgestanden.“ „Langsam solltest du wissen, dass der immer so ist, Spencer. Der ist halt wechselhafter als die Wachen.“ „Das hab ich gehört.“ Er konnte einfach nicht anders als den beiden Sprechern einen gefährlichen Blick entgegen zu werfen. Zugegeben einen Kampf würde er gegen den größeren der beiden nicht gewinnen, auf jeden Fall nicht wenn es um physische Kraft ankam, jedenfalls nicht wenn sie den Kampf nach fairen Mitteln gestalteten. Doch hier brachte es eh nichts fair zu spielen. Also wieso sollte er es tun. Der blonde Junge namens Spencer sah dem rotäugigen nur Kopfschüttelnd hinterher, es war immer wieder interessant zu beobachten wie schnell sich die Stimmung des Jungen ändern konnte. Fast so schnell wie bei Boris, nur mit dem Unterschied, dass der Junge nur drohte, Boris allerdings war knallhart, wenn man ihm nicht den gebührenden Respekt entgegen brachte. Mit diesen Gedanken wendete er sich seinem lilahaarigen Zimmernachbar zu, welcher den rotäugigen ebenfalls genau im Auge behielt. „Ich glaub eher, der ist aus dem Bett gefallen.“ „Schade, wäre schon interessant gewesen etwas über die Neulinge zu erfahren.“ „Wieso wollt ihr dass wissen? Weil ihr gemerkt habt, dass eure Bladerkünste nicht ausreichen um hier zu bestehen und deshalb den Plan gefasst habt euch mit so vielen Luschen wie möglich anzufreunden, damit man euer mangelhaftes Können übersieht.“ „Pass ja auf. Nur weil du fast doppelt so alt bist wie die Jüngsten von uns heißt dass nicht, dass du die Nummer eins bist. Im Verhältnis ist dein Können minderwertig und das werden die Wachen spätestens dann erkennen, wenn sie deine überflüssige Schleimspur erkennen, die du überall hinterlässt. Boris hat bereits einen Favoriten und dreimal darfst du raten, wer dass auf keinen Fall ist.“ „Halt ja den Mund, Zwerg. Sonst könnten dir die nächsten paar Stunden nicht so gut bekommen. Verstanden.“ Mit diesen Worten wendete sich der Sprecher, dessen Haarfarbe einer Mischung aus schwarz und braun ähnelte, ihnen den Rücken zugedreht und ging wieder seinem eigenen Weg nach. Ian, der lila Haare hatte und von diesem als Zwerg angesprochen wurde, verdrehte nur die Augen und sah diesen anschließend wütend hinterher. „Sind hier alle aus dem Bett gefallen. Am liebsten würde ich diesem Idioten seinen verkorksten Hals umdrehen und über dem Feuer braten.“ „Wozu soll das gut sein?“ „Weiß nicht. Vielleicht wollen die Wachen ja etwas Gehirn zum Abendessen.“ „Ekelhaft.“ „Was? Diesen Typen würde dass doch sicherlich gut bekommen. Wer weiß vielleicht verrenken sie sich ja auch den Magen und lassen uns in Ruhe. Gönnen würde ich es diesen Mistkerlen auf jeden…“ Plötzlich bemerkte Ian einen Schatten über sich und auch das Gesicht von Spencer schien auf einmal wie erstarrt. Vorsichtig drehte er sich daraufhin um und erblickte einen Wachmann, der mit einem wütenden Gesichtsausdruck hinter ihm stand. Erschrocken musste Ian bei diesem Anblick heftig schlucken. Jetzt hatte er ein Problem. Man konnte die anderen Jungs aus der Abtei so viel beleidigen wie man wollte, doch ein falsches Wort über die Wachmänner und man saß in der nächsten Zelle. Vorsichtig schielten Ian an dem Wachmann vorbei und erblickte einen breit grinsenden Edgar. Wer sonst hätte die Wachen auf ihn aufmerksam machen können, das war doch von dem geplant. „Mitkommen.“ Mit geballten Fäusten folgte er dem Wachmann, es brachte eh nichts sich zu wehren, da die Strafe sonst noch viel schlimmer werden würde. Spencer hingegen blickte nur von Ian zurück zu Edgar. War ja klar, dass der etwas im Schilde führte, ansonsten hätte er sie einfach ignoriert. Wieso mussten sie auch immer auf dessen Tricks reinfallen. Das einzige, was er jetzt tun konnte war zu hoffen, dass sie seinen Zimmergenossen nicht zu hart dran nahmen, denn ansonsten müsste er die morgigen Teamarbeiten alleine bewältigen und die waren meistens schon zu zweit schwer zu schaffen. Bei diesem Gedanken sah er sich um. Mittlerweile stand er allein in der großen Halle des fünften Sektors. Wie viele es wirklich gab, wusste er nicht, um die 30 waren es auf jeden Fall. Doch er hatte es nie gewagt weiter als drei Sektoren von dem seinigen zu überschreiten. Die Gefahr, dass er an noch schlechter gelaunte Wachen oder Abteilebende geriet war einfach zu groß. Zwar war er so weit er es beurteilen konnte der Stärkste in der Abtei, doch wer wusste schon ob es nicht doch noch jemanden gab, der entweder stärker, oder noch hinterhältiger als Edgar war. Es war einfach besser sich keine weiteren Gedanken darüber zu machen und einfach darauf zu hoffen, dass sie das auch nie mussten. Denn es war keine Seltenheit, dass manche von ihnen in andere Sektoren geschickt wurden und sich da alleine zu Recht finden mussten. Der letzte dem es so ging, hieß Vladimir. Der Typ war so weit er sich erinnerte 7 Jahre alt und wurde zu ihnen aus dem Sektor 28 geschickt. Niemand wusste wieso, nicht mal er, doch letzten Endes verschwand er vor einem halben Jahr spurlos. Einige aus dem Sektor munkelten, dass er abgehauen sei, andere, dass er rausgeschmissen wurde. Beweise gab es allerdings für keine der Theorien und diejenigen, die es wussten hielten dicht. Heute dachte niemand mehr an diese, jedenfalls nicht laut. //Drei Stunden bis zum nächsten Training und ich hab nichts zu tun. Herrlich!\\ Mit diesen Worten schritt Spencer durch die nächst beste Tür. Wohin es ihn genau verschlug wusste er nicht, aber es war besser als blöd in der Gegend herumzusitzen und auf die nächste Trainingseinheit zu warten. Wer wusste es schon, vielleicht würde er auch den beide neuen über den Weg laufen, dann konnte er sich seine Fragen selbst beantworten. Denn das letzte was er brauchte waren irgendwelche Typen wie Edgar mit denen er sich um die Dusche streiten musste. Ian reichte ihm völlig, aber mit dem hatte er zumindest heute keine großen Probleme mehr. Jedenfalls, wenn die Wachen es sich auf die Fahne geschrieben hatte ihn bis morgen früh in der Zelle, in der er sich jetzt sicherlich befand sitzen zu lassen. - In einem anderen Komplex der Abtei: Sektor 2 - Bryan und Tala waren derzeit wieder zu ihrem Ausgangspunkt gelangt. Jedenfalls waren sie der Meinung, da diese Halle genauso aussah wie die, in der sie die beiden Aufseher zurück gelassen hatten. „So zurück zum Anfang und was sollen wir jetzt tun?“ „Keine Ahnung.“ „Hey hör mal, wir werden jetzt erst mal jemanden fragen was hier eigentlich los ist und was wir machen sollen. Dann suchen wir diese Typen und holen dir das Amulett zurück, ist das für dich in Ordnung.“ „Denke schon.“ Bryan nickte daraufhin nur. Er wusste zwar nicht wieso Tala so versessen darauf war das Erinnerungsstück zu behalten, doch das war auch nicht seine Sache. Frustriert setzte er sich daraufhin auf den Boden und wartete. Er wusste nicht wie lange er mit Tala auf dem kalten Boden saß nur, dass auf einmal mehrere Jungen ihrer Altersklasse an ihnen vorbei rannten und durch die nächste Tür verschwanden. Irritiert sahen sich die beiden Jungs um. „Was sitzt ihr hier noch herum. Ab zum Training.“ „Ja und wo müssen wir hin?“ „Tut nicht so als wärt hier neu hier! Und jetzt vorwärts.“ „Ja aber wir sind neu.“ Für einen Moment stoppte der Mann und sah die beiden mit einem merkwürdigen Blick an, dann jedoch schien er nachzudenken. „In welchem Sektor sind wir gerade?“ „Keine Ahnung.“ „Wir sind im Sektor 2. Die beiden sind wirklich neu und sie sollen in Sektor 5 untergebracht werden.“ „Dann bring sie unter!“ „Das ist deine Aufgabe ich hab ein Training zu leiten.“ Mit diesen Worten verschwand der zweite Aufseher so schnell wie er gekommen war und ließ die drei anderen wieder allein zurück. Der andere Aufseher stöhnte anschließend auf, bevor er sich wieder an die beiden wendete. „Wo sind eure Sachen!“ „Wahrscheinlich noch in dem Raum in dem wir vorher waren.“ „Sektor 1 also. Kommt mit.“ Es dauerte nicht lange, bis der Mann sie zurück zu dem Raum geführt hatte, in dem sich ihre Sachen befanden. Schnell griffen sich die beiden ihr üppiges Eigentum und wurden kurz daraufhin wieder zurück in die vorige Halle gedrängt. Von dort aus ging es weiter bis sie in einer weiteren Halle ankamen. Letzten Endes öffnete der Mann eine Tür und wies sie an einzutreten. „Von jetzt an werdet ihr hier schlafen. Ihr teilt euch das Zimmer mit zwei anderen. Das Training beginnt für euch morgen 5 Uhr.“ Mit diesem Worten war der Mann auch schon wieder aus der Tür verschwunden, womit die beiden wieder auf sich allein gestellt waren. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)