Das Phantom der Hochschule von Redfire (Das Erbe des Phantoms der Oper) ================================================================================ Kapitel 8: Die falsche Cinderella --------------------------------- Kapitel 08: Die falsche Cinderella „Du begreifst es wirklich nicht, oder?“ Es war Montag, kalt und windig, aber wenigstens sonnig. Wie gewohnt ging das Leben in der Hansestadt weiter. Am Nachmittag kamen die Studenten für ihr Spätstudium wieder an der Hochschule für Musik und Theater zusammen. Jenny erreichte gerade den Eingang und hielt inne, als sie Sarah kommen sah. Mit einem heißen Becher Kaffee in der Hand wartete sie auf sie. Als Sarah sie sah, dachte sie sich nichts weiter dabei. Allerdings hatte die junge Frau ein mulmiges Gefühl in der Magengegend. Dann riss Jenny die Tür auf und mimte Sarah vor, sie aufhalten zu wollen. Tatsächlich ließ sie die Tür zufallen, kurz bevor Sarah diese erreichte. Dann stöhnte sie und dachte sich: [… Oh Mann, was für ein Kindergarten.] Dann betrat sie das Gebäude und wurde von Jenny in ein kurzes Gespräch verwickelt. „Nur eine Verwarnung. Du kannst froh sein, dass ich dich nicht anzeige.“ Sagte Jenny. „… Vergessen wir es einfach, okay?“ schlug Sarah vor und sah Jenny in die Augen. Diese überlegte kurz. „Von mir aus. Freust du dich schon auf die Woche?“ Sarah setzte einen fragenden Blick auf. „Wieso?“ „Diese Woche ist wenig Theorie und viel Praxis. Wir werden ein Theaterstück aufführen. Hast du vergessen deine Hausaufgaben zu machen? Wir sollten uns die Geschichte der Cinderella erlesen.“ Erklärte Jenny, während die beiden auf den Theorieraum zugingen. „Stimmt ja.“ Sarah wusste davon wenig. Als Frau Hampel diese Hausaufgabe auftrug, war Sarah ohnmächtig. Maora hatte es ihr in einer SMS geschrieben. Was die Lehrerin wohl damit bezweckte? Im Theorieraum wurde Sarah von ihren beiden Freunden begrüßt. „Hallo, Saku-chan!“ sagte Maora überaus fröhlich und lächelte sie an. Das „Hallo.“ von Takuto kam dagegen etwas verhalten rüber. „Hi. So langsam muss ich mir ein Decknamenportfolio anlegen, was?“ erkannte Sarah, als sie ihre Tasche auf den Tisch stellte. „Wie viele hast du denn?“ fragte Maora neugierig. „Lass mal überlegen. Sarah, Luna, Luni, Kaito, … Da kommen eine Menge zusammen.“ Antwortete Sarah, während sie ihr Schreibzeug auspackte und auf den Tisch legte. „Kaito? Wieso das denn?“ fragte Maora und sah sie an. Aber Sarah schüttelte den Kopf. „Ist ne lange Geschichte. Wenn wir mal Zeit haben, erzähl ich sie euch.“ Erklärte Sarah nun und Maora zeigte sich sehr interessiert. Sie und Takuto waren zwar erst kurz mit ihr befreundet, aber sie hatten Sarah richtig gern. Ganz besonders Takuto, der sie heute allerdings kaum ansah. Dann betrat Herr Dewers den Raum, allerdings zusammen mit einer anderen Studentin. Die Klasse setzte sich auf ihre Plätze und schenkte ihnen Gehör. „Hallo alle zusammen.“ Fing die aus einer anderen Klasse stammenden Studentin an. „Es ist mal wieder so weit. Der Frühling steht so langsam ins Haus und der Tag der Blumen steht uns wieder bevor.“ Sarah sah ihre Banknachbarn fragend an. „Tag der Blumen?“ „Das ist eine Tradition an unserer Schule. Also das läuft so. Du bekommst einen Briefumschlag, indem eine Karte drin ist. Da trägst du den Namen desjenigen ein, der eine Rose bekommen soll und kreuzt die Farbe an. Rot steht für Liebe, gelb für Freundschaft. Am Freitag werden die Rosen dann ausgeteilt. Du kannst deinen Namen als Absender hinschreiben, oder anonym bleiben.“ Erklärte Maora ihr flüsternd. „Aha… und wozu soll das gut sein?“ fragte Sarah zurück. „So kannst du zum Beispiel jemanden mitteilen, dass du in ihn verliebt bist, oder ihn magst, ohne ihn oder sie direkt ansprechen zu müssen. Ist doch eine super Idee.“ Sarah nahm das jetzt einfach so hin und die Studentin gab die Briefumschläge rum. Jeder bekam nur einen, darauf achtete sie pingelig genau. Als Sarah ihren in der Hand hielt, überlegte sie, wem sie überhaupt eine Rose schenken wollen würde. Sie hatte ja nur Maora und Takuto zur Auswahl, aber sie hatte ein schlechtes Gewissen, da einer von beiden leer ausgehen würde. Wie angekündigt fiel der Theorieunterricht heute kürzer aus als letzte Woche und die Studenten wechselten in die Aula zum Praxisunterricht. Doch auf dem Weg dorthin, passte der Direktor, Sarah, Maora und Takuto ab. „Kann ich sie mal unter vier Augen sprechen?“ fragte er und sah Sarah an. Diese sah fragend zurück und ging mit ihm in Richtung der Verwaltungsräume. Doch anstatt die Treppe zu diesen hoch zu gehen, gingen sie den Korridor bis ans Ende und unterhielten sich in einer sehr unbelebten Ecke. „Ich hoffe das Geheimnis unserer Schule bleibt auch eins.“ Flüsterte er ihr dann zu. Das Gespräch setzte sich flüsternd fort. „Sie meinen… das Phantom? Natürlich. Ich erzähle niemandem davon.“ „Auch nicht deinen Freunden!“ sagte er dann noch mal mit Nachdruck. „Natürlich nicht. Machen sie sich keine Sorgen.“ Sagte sie und der Direktor war sichtbar erleichtert. „Was denkst du von ihm?“ fragte er dann. Zugegeben war das eine eigenartige Frage, doch er musste sie stellen, um die Hintergründe der Studentin herauszufinden. „Was ich von ihm denke? … Hm…“ Sie hielt kurz inne. „Er scheint mir sehr einsam zu sein, da er keine freundschaftlichen Kontakte hat. Ich verstehe die Gründe für diese Geheimnistuerei nicht und so gut kenne ich ihn auch nicht, aber ich denke er sollte mehr Kontakte haben und mehr mit anderen Interagieren können.“ „Das geht leider nicht.“ Antwortete der Direktor mit leicht bedrückter Stimme. „Aber wieso? Ist es wegen dem, was hinter seiner Maske ist? Er sagte, es sei das Zeugnis seiner Vergangenheit. Was bedeutet das?“ fragte Sarah mit Nachdruck und der Direktor erkannte nun, dass sie sich wirklich um Erik sorgte. „Es tut mir leid. Das kann ich dir nicht verraten. Darf ich dich um einen Gefallen bitten?“ Sarah sah ihn an. „Kümmere dich um ihn, solange du hier bist. Ich möchte, dass es ihm gut geht. Vielleicht kannst du ihm ein bisschen von deiner inneren Stärke abgeben.“ Dann lächelte sie und sah ihn mit einem warmherzigen Blick an. „Natürlich. Ich kümmere mich um meine Freunde, so gut ich kann.“ Der Direktor war sichtlich beruhigt. Das Geheimnis des Phantoms schien bei ihr wirklich sicher zu sein und ihre Absichten waren ehrlicher Natur. Besonders eine Tatsache machte ihn aber sehr glücklich. Sie hatte Erik als einen Freund bezeichnet und er wusste, dass Freundschaft wichtig war – für jeden. Damit war das Gespräch auch schon beendet und Sarah lief schnell zur Aula, um den Kurs nicht zu verpassen. Sie hatte Glück, denn die Lehrerin traf erst kurz nach ihr ein. „Also meine Lieben. Ihr solltet euch mit der Geschichte der Cinderella beschäftigen. Heute will ich eure Interpretation zu dem sehen. Auf der Bühne. Improvisiert, dass sich die Balken biegen. Ihr könnt alles verwenden. Schauspielerei und Musik. Macht daraus euer eigenes Werk. Ich gebe euch fünfzehn Minuten Zeit, um euch in Dreiergruppen einen Grundriss zu überlegen. Die Charaktere sind Aschenputtel und ihr Prinz, sowie eine Stiefschwester, Stiefmutter oder die gute Fee. Also… Los geht’s!“ Sarah ließ den Kopf hängen, ebenso wie Takuto. Beide hatten sichtbar keine Lust auf diese Scharade. Maora hingegen war einsatzfreudig wie immer. „Also Sarah ist Cinderella, Takuto der Prinz und ich die Stiefmutter. Alles klar?“ bestimmte Maora übermütig, doch ihre beiden Freunde hatten Einwände. „Ich will die Stiefschwester sein! So richtig fies und gemein sein, ist meine Spezialität!“ warf Sarah ein und bestand darauf, die Rolle der Aschenputtel nicht zu spielen. „Wenn wir hier fünfzehn Minuten über die Rollenverteilung diskutieren, hilft uns das gar nichts. Na gut. Ich bin Cinderella und du eine Stiefschwester. So… jemand ne Idee, wo wir in dem Stück einsetzen?“ fragte Maora dann. „Also mich fragt ihr da besser nicht. Das überlasse ich euch.“ Sagte Takuto dann und Sarah sah ihn fragend an. „Was ist denn heute los mit dir? Du scheinst traurig zu sein. Was ist denn?“ „Lass ihn lieber. Er brauch ein wenig Zeit für sich.“ Antwortete Maora an seiner Stelle, die genau wusste, warum er so bedrückt war. Sie wusste auch, dass er erleichtert war, dass Sarah nicht mehr Cinderella war. „Na gut… Also. Wir könnten es doch so machen. Cindy wird von ihrer Stiefschwester zuhause tyrannisiert und plötzlich taucht der Prinz auf, um Cinderella zu retten.“ Schlug Sarah vor und da ihre beiden Freunde keine bessere Idee hatten, wurde der Vorschlag prompt angenommen. „Ja das ist gut. Da können wir dann ordentlich improvisieren. Das war ein guter Vorschlag. Das kam ja wie aus der Pistole geschossen. Hast du oft solche Ideen?“ fragte Maora sie. „Äh, keine Ahnung. Ist mir spontan eingefallen. Ich schreibe selbst Geschichten, da fällt mir so was glaube ich relativ leicht.“ Antwortete Sarah und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. „Du schreibst Geschichten? Veröffentlichst du sie auch?“ fragte Maora. „Nein, ich veröffentliche sie nicht. Früher wollte ich mal Autor werden. Aber ich habe nicht den Mut, meine Geschichten der Öffentlichkeit zu präsentieren.“ Erklärte sie. „Was? Das ist aber schade. Wieso denn nicht?“ „Hm… Keine Ahnung. Es ist mir unangenehm, meine Geschichten zu veröffentlichen. Ich komme mir dann so entblößt vor.“ Dann wurde ihre Unterhaltung von Frau Hampel unterbrochen, die nun darauf bestand, dass die erste Dreiergruppe auf die Bühne ging und ihr Stück präsentierte. Erik betrat gerade den Raum hinter der Bühne und bekam die Situation mit. Er war neugierig und bemerkte nach einiger Zeit, dass es die Klasse von Sarah war und erblickte sie schließlich im Saal sitzend. Er erkannte schnell, um welches Stück es sich handelte. Viele Theateraufführungen hatte er schon gesehen und die meisten kannte er auswendig. „Die nächsten!“ schrie die Lehrerin und Jenny bestand darauf, als nächstes auf die Bühne zu gehen. Mit zwei Freunden präsentierte sie ihre Version von Cinderella, die sie natürlich selbst spielte. Sarah musste schmunzeln, als ihr ein Gedanke kam. Maora fragte neugierig, warum sie nun schmunzle. „Ich hab gerade dran gedacht, wie fies ich wäre, wenn ich eine Stiefschwester wäre und Jenny Cinderella. Oh ich würde mich richtig auslassen, glaube ich.“ „Glaub ich nicht. Das wärst nicht du. Du hast nicht so einen verdorbenen Charakter wie sie.“ „Erinnere dich daran. Ich habe sie geschlagen.“ Warf Sarah ein. „Ja, aber du hattest einen triftigen Grund. Aber du prügelst doch nicht auf Schwächere ein, wenn du dich denn überhaupt richtig prügelst. Ich halte dich für eine Person, die sich um andere kümmert und ich wette, du hast noch nie einen Freund im Stich gelassen.“ In dem Moment gingen Jenny und ihre Leute wieder von der Bühne und die Lehrerin wollte als nächstes das Trio Takuto, Maora und Sarah sehen. Im Affekt stand Sarah sofort auf, ohne auf Maoras Satz einzugehen und ging stillschweigend und mit gesenktem Blick an ihr vorbei. Maora bemerkte dies und folgte ihr, zusammen mit Takuto, auf die Bühne. Takuto stand mit verschränkten Armen auf der rechten Seite der Bühne, während sich Sarah auf der linken Bühnenseite zum Vorhang umdrehte. Sie sah Erik und lächelte kurz, bevor sie sich wieder ihren Freunden zuwandte. „Also, fangt an. Kurz zum Verständnis, wo spielt euer Akt?“ fragte Frau Hampel und Maora antwortete: „Im Haus von Aschenputtel.“ Dann ging es auch schon los. Es war Sarah total unangenehm auf der Bühne zu stehen und von allen beobachtet zu werden. Anfangs behandelte sie Aschenputtel noch vergleichsmäßig nett. Sie traute sich nicht so recht. Maora merkte dies und ging darauf ein. „Oh Schwesterherz. Du bist anders als meine andere Stiefschwester. Du verstehst mich wenigstens ein bisschen und hörst, was ich zu sagen haben.“ Sagte Maora dann, die das Aschenputtel sehr überzeugend spielte. Widerwillig setzte Takuto nun ein. „Er ist gekommen. Der Prinz. Hier her!“ sagte Maora schauspielernd und öffnete die erdachte Tür für ihren Prinzen. „Prinz. Was führt sie hier her?“ fragte Sarah, die sich bemühte. Im Inneren wusste sie jedoch, dass sie nie Schauspielerin werden würde. Dennoch gab sie ihr Bestes. „Ich bin hier, um meine Prinzessin zu finden.“ Antwortete Takuto und ging einige Schritte auf Sarah zu. „Die Prinzessin, die sich auf dem gestrigen Ball Cinderella nannte. Finde ich sie in diesem Haus?“ Takuto sah Maora an. Beide hielten kurz inne. Es schien fast so, als würden sie sich telepatisch unterhalten. „Prinz. Das ist Aschenputtel. Sie war gestern auf dem Ball. Sie trug den Gläsernen Schuh.“ Sagte Sarah nun, zeigte mit dem Finger auf Maora und versuchte so die Situation voran zu treiben. Doch plötzlich schien sich die Geschichte völlig umzuformen, als Takuto mit seinem Part weiter machte. „Ich sehe. Sie ist das Aschenputtel. Mit ihrer Erscheinung und dem Gläsernen Schuh, den sie verlor, führte sie mich zu meiner Prinzessin.“ Allen Erwartungen zum Trotz, wandte er sich nun nicht Maora zu, sondern Sarah, die total verwirrt da stand und keinen Satz herausbrachte. Eigentlich wollte sie sagen, dass Aschenputtel Cinderella war. Doch er schrieb die Geschichte um und Maora beließ es dabei. „Prinz, hör auf dein Herz und folge ihm.“ Sagte sie schließlich. Die Geschichte war Aufgrund dieser überraschenden Wendung unheimlich spannend für das Publikum und auch für die Lehrerin. „Meine Prinzessin Cinderella. Ich liebe dich.“ Sagte Takuto und plötzlich küsste er Sarah. Diese schrak auf. In ihrem Kopf flogen dutzend Fragen herum, die sie sich damit beantwortete, dass dies nur ein Theaterstück war. Doch nicht nur sie war erschrocken. Auch Erik. Das Publikum hingegen war erst überrascht und dann begeistert von dieser Handlung. Dann lösten sich seine Lippen wieder von ihren und Sarah sah in seine braunen Augen. Er wünschte sich, dieser Moment würde nie zu Ende gehen und er hoffte, dass sie nun verstand, was er ihr am Samstag schon hatte sagen wollen. Dann fing die Lehrerin an zu klatschen. „Bravo! Bravo! Diese Wendung hat selbst mich überrascht. Gute Schauspielerische Leistung von dir Maora. Das war gut. Vielen Dank. Die Nächsten!“ Dann verließen Maora, Takuto und Sarah die Bühne und setzten sich wieder an ihre Plätze. Dort angekommen, schwiegen sie. Keiner traute sich etwas zu sagen, bis Maora schließlich das Schweigen brach. „Also… Das hat Spaß gemacht, hm?“ Doch sie erhielt keine Antwort. Es vergingen einige Minuten, in denen Sarah darüber nachdachte, was dort gerade auf der Bühne passiert war. „Das war…“ fing Sarah stotternd an. „… wirklich überraschend. Aber Takuto. Ein Handkuss hätte gereicht.“ Meinte sie und lächelte in seine Richtung. Er glaubte seinen Ohren nicht zu trauen und sein Blick wurde zornig. Er ballte eine Hand zur Faust, stand auf und verließ die Aula. Sarah sah ihm fragend nach. „Habe ich was Falsches gesagt?“ fragte sie Maora nun. Diese sah sie missverständlich an. „Du begreifst es wirklich nicht, oder?“ antwortete sie, stand dann auch auf und folgte Takuto. Sarah verstand nun gar nichts mehr und wurde nun mit ihren Fragen allein gelassen. Den restlichen Tag über, vermieden es Takuto und Maora mit ihr zu sprechen. Sie hingen zwar noch mit ihr rum, allerdings kam es zu keinem Gespräch. In der Pause saßen sie stillschweigend in der Cafeteria. Sarah sah ihre Freunde an, doch diese schienen sie nicht für voll zu nehmen. Das machte sie traurig. Sehr sogar. Am Abend saß Erik wieder an seinem Schreibtisch und schrieb an einer Geschichte. Plötzlich betrat jemand den Raum und er hob den Kopf. „Darf ich reinkommen?“ fragte Sarah mit bedrückter Stimme. „Natürlich.“ Antwortete er und bot ihr den Stuhl auf der anderen Seite des Schreibtisches an. Sie schloss die Tür hinter sich und nahm Platz. Erik bemerkte ihre Traurigkeit und fragte danach. „Was ist los? Du scheinst besorgt zu sein.“ Sarah nickte. „Ja. Meine beiden Freunde Maora und Takuto ignorieren mich auf einmal und ich weiß nicht warum.“ Er hatte gerade wieder begonnen zu schreiben, hielt aber inne als er das hörte. „… Seltsam. Kannst du dir nicht denken, warum?“ „Nein, keine Ahnung. Es ist seit diesem Theaterstück. Du hast es ja gesehen, oder? Danach waren sie irgendwie ganz komisch und haben die Aula verlassen.“ Sagte sie bedrückt und er schrieb weiter. Er vermutete etwas – nämlich, dass die Worte die Takuto als Prinz sagte, sich nicht an Cinderella richteten, sondern an Sarah. Damit lag er natürlich richtig. Doch er wollte es ihr nicht sagen. Stattdessen versuchte er sie abzulenken. „Sag mal, du kannst keine Noten lesen, oder?“ fragte er nun und legte den Stift bei Seite. Sie sah ihn an. „Nein, nicht wirklich. Das heißt, ich habe am Wochenende angefangen, sie mir selbst beizubringen.“ Erklärte sie, was Erik sichtbar freute. „Du gibst dir viel Mühe. Das zeigt, wie viel dir die Musik bedeutet. Das ist toll.“ Sarah lächelte stumm. „Also, komm mal hier rum mit dem Stuhl. Ich werd dir das Notenlesen beibringen, dann geht es schneller und leichter.“ Er lächelte sie an und sie sah ihn freudestrahlend an. Dankend nahm sie sein Angebot an und die beiden fingen gleich an mit dem Privatunterricht. Das lenkte Sarah wenigstens für eine kurze Zeit von den Sorgen ab und sie setzte ihren Fokus auf das Notenlernen. Im Grunde, musste das vorhandene Wissen nur aufgefrischt und ein wenig erweitert werden. Es vergingen insgesamt über zwei Stunden, in denen sie hart arbeiteten, aber auch gelegentlich herumalberten. Erik wusste nicht, wann er das letzte mal so viel gelacht hatte und wann die Zeit das letzte Mal so schnell verging, dass er sie einfangen und noch mal erleben wollte. Die Musik war eine Magie und die beiden gaben sich dem Zauber hin. Ab und zu pausierten sie und erzählten ein wenig von sich. So erfuhr Sarah unter anderem, dass er mehrere Instrumente spielte. Darunter Gitarre, Saxophon und sogar Klavier. Das versetzte sie ins Staunen und sie war glücklich, dass so jemand nun ihr Mentor war. Es wurde wirklich sehr spät und Sarah schickte einer Freundin eine SMS, ob sie sie abholen könne. Das Phantom zeigte ihr einen weiteren Geheimgang, über den Sarah die HMT verlassen konnte. Dann bedankte und verabschiedete sie sich von ihm. „Hallo, Kairi… Hallo, Kai. Wie geht’s?“ sagte Sarah freudestrahlend, als sie ins Auto einstieg. „Hi, Luna-chan. Viel zu tun gehabt, hm?“ fragte Kairi, die auf dem Beifahrersitz saß und sich nun zu ihrer Freundin umdrehte, während Kai los fuhr. „Ja, ich… hab Privatunterricht bekommen, um endlich Noten lesen zu können.“ Erklärte sie, musste aber aufpassen, dass sie sich nicht verplappert. „Schon klar und was führst du für eine Sorgenfalte mit dir herum?“ fragte Kai nun. „Euch kann man echt nichts vormachen. Also… Maora und Takuto ignorieren mich auf einmal. Wir mussten heute ein Theaterstück aufführen. Im Anschluss waren sie ganz komisch und haben nicht mehr mit mir geredet.“ Erklärte sie. „Lass dir mal durch den Kopf gehen, warum.“ Antwortete Kairi und es wurde still im Auto. Sarah dachte nach. Viele Gedanken schossen ihr durch den Kopf und schließlich bekam sie von Kairi, der sie alles über Internet geschrieben hatte, die Fakten präsentiert. „Alsooo~. Er fragt, ob du am Samstag Zeit für ein Treffen hast, was allgemein als Date gedeutet werden kann. Er fragt im Kino, ob du einen Freund hast, hat selbst aber keine Freundin. Geht dir da nicht ein Licht auf, wenn du das heutige Puzzlestück noch dazu packst?“ Sarah musste schlucken. Sie wusste worauf Kairi hinaus wollte. „Du meinst… Er ist in mich verliebt?“ „Richtig. Alles deutet darauf hin.“ Bekam sie als Antwort. Doch Sarah hatte das im Inneren schon vermutet, es aber offensichtlich absichtlich ignoriert, da sie ja mit Hiroki glücklich ist. „… Scheiße.“ Fluchte sie nun. „Waaa~s?! Wieso scheiße?“ fragte Kai irritiert. „Na ganz einfach. Ich muss ihm sagen, dass ich seine Gefühle nicht erwidern kann und die meisten Freundschaften werden durch so eine Situation angekratzt. Das ist doch scheiße. Ich mag Takuto ja auch. Ich will ihn als Freund nicht verlieren und wenn er geht, geht Maora mit ihm. So viel ist sicher.“ Sie musste sich nun überlegen, wie sie es anging. Ihr war die Freundschaft mit den beiden wirklich wichtig. Trotzdem musste sie ihm klar und deutlich sagen, woran er ist. Sarah war also fest entschlossen, Takuto morgen ganz offen darauf anzusprechen, denn sie wusste, wenn sie stillschweigend an ihnen vorbei ging, würde sie ihre neuen Freunde verlieren. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)