Chained von Bettyna (In his arms) ================================================================================ Kapitel 5: Approach ------------------- Das heiße Wasser der Dusche prasselte noch für eine weitere Minute auf seinen Rücken, dann stellte er den Wasserstrahl ab. Mit seinen Händen drückte er die Feuchtigkeit aus seinen Haaren und griff nach dem Handtuch, dass er sich über die Tür der Duschkabine gelegt hatte. Schnell trocknete er sich ab, stieg hinaus in die wesentlich kühlere Luft des Badezimmers und zog sich die bereitgelegte, frische Kleidung an. Er beeilte sich, denn er wusste, dass jemand auf ihn wartete. Itachi ging den Korridor entlang, doch nach ein paar Schritten blieb er stehen. Die Präsenz seines Vaters war verschwunden. Jedenfalls war er nicht mehr im Haus. Wahrscheinlich bereitete er mit ein paar anderen Clanmitglieder das allwöchentliche Treffen des engeren Kreises vor. Der engere Kreis war eine Auswahl an Personen aus dem Clan, die durch ihren Rang oder ihre Erfahrung etwas zum Wohle des Clans beisteuern konnten. Sie setzten sich einmal in der Woche zusammen, um zu besprechen, ob es etwas besonderes zu entscheiden oder zu tun gab. Sie diskutierten über die Beschlüsse und Verträge, die die Hokage verfasst hatte. Bewerteten Konohas politische Lage und alles, was die Elite des Clans hätte besser machen können. Ja, sein Vater und die anderen Ältesten der Uchiha würden selber viel zu gerne an oberster Stelle mitmischen. Es gab eine Zeit, da waren ihre Bestrebungen wirklich an einem kritischen Punkt angelangt. Das war von ungefähr elf Jahren gewesen. Was die Wogen des aufbegehrenden Clans damals geglättet hatte, wusste Itachi selber nicht ganz genau. Doch es war ganz froh darüber, dass es noch nie wirklich zu einem Putsch gekommen war – wie er sich selber in so einer Situation verhalten hätte, darüber wollte er nicht nachdenken. Und nun mischte sich Fugaku wieder in etwas ein. Itachi war gerade zur Haustür hereingekommen, da hatte er erst gespürt, wie sein Vater und Damasu in der Küche zusammen saßen. Er hatte sofort ein ungutes Gefühl bekommen, weil niemand sonst im Haus anwesend gewesen war. Und Itachi kannte den Mann, der seine Aufgabe als Clanoberhaupt viel zu ernst nahm. Deshalb hatte er rasch nach dem Rechten gesehen – und war keine Sekunde zu früh gekommen. Damasus verkrampfte Haltung hatte für sich gesprochen, das Gesicht seines Vater ebenfalls. Und die vor Erleichterung funkelnden Augen der jungen Frau hatten ihm bestätigt, dass sie froh gewesen war, dass er dem Gespräch ein Ende bereitet hatte. Nun wartete sie auf ihn. Er hatte sie auf sein Zimmer gebracht, bevor er sich entschuldigt hatte und verschwunden war, um sich nach dem schweißtreibenden Training mit Shisui zu duschen. Das war dringend nötig gewesen. Damasu hatte beteuert, dass es ihr nichts ausmachen würde, ein wenig allein zu sein. So weit, so gut. Doch Itachi war alles andere als darauf vorbereitet, seinerseits nun mit der jungen Frau zu reden. Sicher, er hatte in den Tagen vor ihrer Ankunft Zeit genug gehabt, sich mit dem Gedanken zu beschäftigen, was er von seiner zukünftigen Lebensgefährtin erfahren wollte. Doch dies hier war kein Frage-Antwort-Spiel. Es hatte sich eine andere Situation ergeben. Genau das hatte Itachi befürchtet: Es würde zu einer unvorhersehbaren Angelegenheit mutieren. Er hatte es einfach nicht in der Hand und musste sich wohl oder übel darauf einlassen, obwohl es nur wenig schlimmeres für ihn gab, als nicht zu wissen, was als Nächstes geschehen würde. Nun durfte er jedoch nicht mehr so lang trödeln, weshalb er die letzten Meter bis zu seinem Zimmer eilig hinter sich brachte und den Raum betrat. Damasu fühlte sich aufgewühlt und erschöpft, als sie in dem weichen Sessel saß, den Itachi ihr angeboten hatte. Er hatte sie in sein Zimmer gebracht, einen großen, abgedunkelten Raum, in dem eine bemerkenswerte Ordnung und Geradlinigkeit der Einrichtung herrschte. Sie sah nicht viele persönlichen Gegenstände herumliegen, doch sie wollte auch nicht aufstehen, um nach etwas zu stöbern, das ihr mehr über den jungen Mann erzählen konnte. Ein wenig verlegen war sie schon, dass sie sich so urplötzlich in seinen privaten Räumen wiederfand, doch es gab ihr auch das Gefühl, dass sie hier sicher war. Es war seltsam, dass es ihr trotzdem wieder besser ging, obwohl sie nun ein anderes schwieriges Gespräch erwartete - zumindest dachte sie das. Itachi hatte sich bisher ziemlich verschlossen gezeigt. Schlimmer als vorhin konnte es zumindest nicht werden… Und da kam er auch schon zurück. Er hatte gesagt, dass er sich beeilen würde und daran hatte er sich auch gehalten. Er hatte sich in ein einfaches schwarzes längärmliges Shirt und schwarze Hosen gekleidet. Sein Haar fiel ihm noch feucht auf die Schultern. Er war groß und äußerst gut trainiert. Er hatte sowieso schon etwas mysteriöses an sich, doch seine dunklen Augen und das im Halbdunkel liegende Zimmer verstärkten diesen Eindruck noch. Er stand nur da und sagte nichts. Auch Damasu wusste nicht, was sie ihm entgegnen sollte, doch sie wusste, dass es an ihr war, die unausweichliche Unterhaltung zu beginnen. Deshalb fing sie ganz simpel an. „Danke, dass Du mich gestern gewarnt hast. Und dass Du mich von dort unten weggeholt hast. Ich…“, begann sie, geriet dann aber wieder ins Stocken. Sie hatte sich bedanken wollen, auch mit Worten. Das war einfach für sie. Alles andere fiel ihr schon wieder schwerer. Außerdem gefiel es ihr nicht, dass sie da saß, zusammengekauert wie eine Bittstellerin. Deswegen stand sie auf, um mit Itachi auf einer Augenhöhe zu sein. Ihre Stimme klang angenehm, leise, jedoch volltönend und mit einem gewissen Timbre, dem man gerne Beachtung schenkte. Itachi sah, wie Damasu aufstand und der Yukata wieder über ihre Knie rutschte. Lange, wohlgeformte Beine. Etwas, was Shisui wahrscheinlich eine anzügliche Bemerkung entlockt hätte. Itachi verspürte dadurch nur wieder etwas mehr Misstrauen. Er fühlte schon die ganze Zeit über etwas Seltsames an der jungen Frau und jetzt, da er ihr so nahe stand und sich sonst niemand in Reichweite befand, konnte er sich genauer darauf konzentrieren. Es lag definitiv an ihrer Aura. Er hatte es bisher schon mit vielen Menschen zu tun gehabt, doch so etwas war ihm noch nicht untergekommen. Schon seit gestern dachte er darüber nach, kam aber auf keinen grünen Zweig. Damasu fühlte, wie ihr Puls sich beschleunigte, als sie Itachis Blick auf sich spürte. Er regte sich immer noch nicht, doch musterte er sie dafür umso genauer. Was war los? Fand er etwas merkwürdig an ihr? Jedenfalls hielt sie die Stille zwischen ihnen kaum mehr aus. „Hast Du mitgehört, was dein Vater mir gesagt hat?“, fragte sie schließlich nach und beobachte, wie Itachi den Kopf schüttelte und sich gleichzeitig eine nasse Strähne aus dem Gesicht strich, als hätte er nicht gerade an etwas anderes gedacht. Dabei sah er sie weiter an und Damasu fühlte sich unwillkürlich an Fugakus pedantisches Mienenspiel erinnert. Obwohl sie Itachis Augen eigentlich standhalten wollte, konnte sie den Impuls nicht unterdrücken und drehte sich seitlich weg, um zwischen den zugezogenen Vorhängen hinaus in den Garten zu blicken. „Er hat mir erörtert, wie das Frauenbild in diesem Clan aussieht. Stumpfe, klischeehafte Rollenverteilung. Haushalt, Kindererziehung. Er will mir verbieten, dass ich arbeite! Ist das hier wirklich so? Was ist mit geborenen Uchiha Mädchen? Werden sie von Anfang an zu tüchtigen Hausfrauen erzogen?“, fragte Damasu und brauste mit jedem Wort mehr auf. Sie konnte nicht anders. Auf der einen Seite war sie eingeschüchtert wie ein kleines Kind, auf der anderen Seite wollte sie nicht einfach alles mit sich machen lassen. Sie wandte sich wieder zu Itachi um und als sie dessen ruhige Züge sah, atmete sie tief ein, um die Luft mit einem tiefen Seufzer aus ihren Lungen zu entlassen. „Gomen, das war nicht so gemeint“, hauchte sie leise und ließ sich wieder in den Sessel fallen, da ihr diese geschwungene Rede plötzlich peinlich war. Itachi war ihr zukünftiger Ehemann, sie sollte sich also zusammenreißen. Etwas verwundert registrierte sie, wie Itachi sich plötzlich neben sie setzte und blickte in der Hoffnung auf, dass er nun reden würde. Ihre Reaktion gerade verriet ihm viel über sie. Damasu war ein rechtschaffener, ehrlicher Mensch und doch machte sie sich selber etwas vor, weil sie wohl freiwillig zu dieser Heirat zugestimmt hatte. Ruhe und Selbstbeherrschung waren ihre Stärken, doch die Situation schwächte diese Fähigkeiten. Sie suchte Zuflucht in bissigen Bemerkungen, die sie schnell wieder bereute. Dies zeugte von einer gewissen Verzweiflung, die an ihr nagte. Den Forderungen zufolge, die sein Vater ihr vor einigen Minuten dargelegt hatte, konnte man es ihr nicht verübeln. „Der Clan hat tatsächlich ausgeprägte patriarchalische Züge. Wahrscheinlich sind viele sogar chauvinistisch. Die alte Generation ist teilweise immer noch der Meinung, dass Frauen unter Shinobi nichts zu suchen haben. Deshalb gehen auch erst wenigen Mädchen aus dem Clan in die Ninjaakademie oder dürfen Genin werden“, erklärte Itachi sachlich, doch seine Mundwinkel verrieten, dass er diese Meinung nicht teilte. Damasu empfand dies als beruhigend, doch war das Wissen alleine kein Lösungsansatz für sie. „Und ich? Ich führe eine bürgerliche Tätigkeit aus. Ich nehme keinem Mann eine besondere Stellung weg. Ich verschandle meinen Körper nicht, den ich zum Kinderkriegen benutzen soll. Dein Vater hat mir übrigens-“ „-vier Kinder angedichtet. Das habe ich noch aufgeschnappt“, führte Itachi Damasus Satz fort und verursachte damit ein kurzes Schweigen zwischen ihnen. Er hatte also doch noch etwas gehört. War das etwa nichts Neues für ihn und konnte er es deshalb so schnell aufsagen? Seltsamerweise stieg in Damasus Kehle ein leises Lachen auf und sie konnte es auch nicht unterdrücken. Sie fasste sich mit ihre Hand an die Stirn und massierte mit Daumen und Mittelfinger ihre Schläfen. Dabei schmunzelte sie immer noch. Das war wohl eine Reaktion ihres Körpers auf die ungewohnte emotionale Belastung, doch es tat ihr gut. Sie hatte schon länger nicht mehr gelacht und nun brach es gerade in Itachis Anwesenheit heraus. Er musste sie für völlig abgedreht halten. „Ist es nicht komisch? Wir sitzen hier und reden über meine Emanzipation und harte Fakten der Clangeschichte. Das ist nicht fair. Du bist ebenfalls betroffen. Und außerdem wissen wir kaum etwas über einander“, sagte die junge Frau mit einem schwindenden, aber immer noch gegenwärtigen Lächeln zu Itachi. Auch er erlaubte es sich plötzlich, sie nicht nur als die von seinem Vater auserwählte Frau zu sehen, sondern als eigenständige Person. Ihr Gemüt hatte so viele Facetten und alle, die er gerade in diesen paar Minuten erlebt hatte, waren aufrichtig und nicht gekünstelt. Ihr Verhalten sprach deutlich von viel emotionaler Intelligenz und Rationalität. Doch sie wusste sich auch anzupassen. Ihr Gesicht hatte wohl von Natur aus einen sinnlichen Ausdruck. Und sie würde seine Frau sein. Es hätte ihn auch ganz anders treffen können, wie ihm die beiden vorherigen, von seinem Vater ausgewählten Kandidatinnen deutlich gemacht hatten. Deshalb war er ganz froh, dass es nun so gekommen war – auch wenn es nicht seine Stärke war, einfach so drauf los zu plaudern und ihr von sich zu erzählen. „Mein Angebot steht weiterhin. Sollte mein Vater wieder etwas von Dir wollen, erzähle es mir. Was Deine Arbeit anbelangt, ich denke nicht, dass Du etwas dagegen tun kannst. Ich weiß, dass die Forderung, alles aufzugeben, viel zu übertrieben und ungerecht ist. Doch Du musst es erst einmal so hinnehmen. Mein Vater wird jetzt nicht davon abrücken. Später vielleicht, wenn sich die Wogen glätten“, erläuterte er mit einer beiläufigen Geste seiner Hand, um Damasus Frage von vorhin noch zu beantworten. Sie merkte, wie Itachi dem persönlichen Gespräch ein wenig auswich, doch zu wissen, dass er auf ihrer Seite stand und nicht dieselben Ansichten wie sein Vater vertrat, das tat gut. Wahrscheinlich wäre er sowieso eher froh darüber, wenn sie ihrem Beruf nachging und nicht dauernd in seiner Nähe war... Doch diese Hintergedanken waren – ob Itachi sie nun wirklich hegte oder nicht – nur ehrlicher Natur und Damasu konnte das auch nachvollziehen. Es kränkte sie deswegen in keinem Fall. Als Erwiderung auf seine Worte ließ sie jedoch erneut ein Seufzen hören. „Dann werde ich mich wohl fügen müssen, wenn ich bis dahin nicht vor Langeweile umkomme... Und Dein Vater hat Dir die 'vier Kinder' auch schon nahe gelegt?“, versuchte sie, das Gespräch wieder auf eine gemeinsame Basis zu lenken. Itachi verzog ein wenig das Gesicht. Es war nicht gerade das Thema, welches er unbedingt anschneiden wollte, doch er musste ihr wohl ein wenig entgegenkommen. Außerdem erschien er ihm recht harmlos, sich mit ihr darüber auseinanderzusetzen. „Er will wohl eine Horde Enkel um sich sehen, wenn er in den Ruhestand geht. Dabei konnte er selber nie gut mit Kindern umgehen. Für Sasuke und mich war er früher nur da, um unsere schulischen Leistungen und unser Training zu kontrollieren und uns zu noch mehr Leistung zu drängen. Unsere Mutter hat uns eigentlich ganz allein erzogen und nun wundert er sich, dass wir ganz andere Wege gehen wollen. Wahrscheinlich drängt er Dich deshalb so in die Hausfrauenrolle. Doch nicht jeder Mann hier ist wie er. Also... Ich habe jedenfalls noch keine Vorstellung, wie groß meine Familie werden soll“, sprach er schließlich und stockte bei seinem letzten Satz kaum merklich. Auch schaute er weg, schien jedoch keinen festen Punkt zu fixieren. Das Bild, welches er dadurch an Damasu vermittelte, kam wunderlicherweise ihrer eigenen Vorstellung ziemlich nahe. Strenger Vater, von der Mutter behütete, komplizierte Kindheit. Für den Sohn eines Eliteshinobi nicht leicht. Eigentlich einfach zu erraten, dass in Itachis Vorstellung bisher kein Platz für ein Familienleben war. Dieser kleine Einblick in seine Welt ließ sie bereits einige Dinge nachvollziehen. Der junge Frau brannte plötzlich ein Teil ihrer eigenen Geschichte auf der Seele, als hatte sie das Bedürfnis, erzählt zu werden. Doch Damasu hütete ihre Zunge. Sie hatte sich geschworen, dass niemand davon erfahren sollte und daran wollte sie auch festhalten, so schwer es auch für sie war. Doch es war auch besser so, sonst würde sich die Situation sicher noch um einiges verkomplizieren... Deshalb fasste sie einen Entschluss und räusperte sich leise, woraufhin Itachi wieder zu ihr sah. „Ich hatte eigentlich daran gedacht, Karriere zu machen und durch die Länder zu reisen. Nun wird das hier alles zu meiner neuen Herausforderung… Ich bitte dich, hilf mir das Ganze zu überstehen. Ich habe vorhin mit Sakura geredet und bemerkt, dass ich alleine nicht genügend Durchsetzungsvermögen habe, gerade wegen deinem Vater. Ich werde dich nicht stören oder nerven. Wir sind doch beide nicht auf diese Heirat vorbereitet, aber wir können trotzdem das Beste daraus machen. Es ist wie auf einer Mission mit unbekanntem Ziel, nicht wahr?“, bat sie und Itachi fand es sofort ein wenig sonderbar, dass sie ausgerechnet den Vergleich mit einer Mission heranzog. Doch sie hatte zweifelsohne recht damit. Auf einer ungewissen Reise brauchte man jemanden, dem man vertrauen konnte. Man musste sich miteinander abstimmen, weil man eine lange Zeit zusammen verbringen würde. Es konnten Gefahren auf einen zukommen, von denen man nichts ahnte. Und vielleicht musste man sich sogar füreinander aufopfern, wenn es nötig war und sonst der Erfolg der Mission gefährdet war. So lief es tatsächlich, doch trotzdem war es bizarr, ihre Situation einer meistens wesentlich brisanteren Mission gegenüber zu stellen. „Itachi, bist Du da? Ist Damasu bei Dir?“, ertönte plötzlich die Stimme von Mikoto aus dem Flur. Gleichzeitig sahen die Beiden sich an, doch sagten kein Wort. Itachis Mutter war wohl vom Einkaufen zurückgekehrt. So viel Zeit war also schon vergangen. „Takara und Hien sind zurück. Es gibt Abendessen in einer Stunde“, fuhr sie unberührt fort, als wusste sie auch so, dass die beiden jungen Menschen zusammen saßen. Sie blickten sich immer noch stumm an. Damasu erwartete eigentlich eine Antwort, aber sie hatte schon gemerkt, dass Itachi seine Worte nicht verschwendete. Sie musste den Impuls unterdrücken, sich zu schütteln, da sein intensiver Blick ihr eine Gänsehaut verursachte. Plötzlich war es ihr nicht mehr wichtig, zu hören, ob er ihr etwas zu entgegnen hatte. Er hatte ihr Anliegen gehört, das reichte für den Moment. Deshalb brach sie schließlich den Augenkontakt ab und stand auf. „Ich werde mich noch ein wenig ausruhen… Danke noch einmal, für vorhin“, sprach die junge Frau und verließ mit kontrolliert langsamen Schritten das Zimmer, damit ihr Verschwinden nicht wie eine Flucht wirkte. Ohne stehenzubleiben - und glücklicherweise ohne jemandem zu begegnen - ging sie aus dem Haus zu ihrem Gästequartier, wo sie sich auch erst einmal unter die Dusche stellte, denn es war ihr auf einmal wahnsinnig heiß… -- Das Abendessen verlief in derselben steifen Atmosphäre, die schon die ganze Zeit vorherrschend war. Damasus Eltern erzählten von ihrem Tag in der Stadt. Sie waren begeistert, dass es hier trotz der vielen Gebäude und Einwohner so Grün war. Der Ausblick vom Hokagefelsen, den sie bestiegen hatten, war atemberaubend gewesen. Sie hatten einen alten Geschäftskollegen von Hien getroffen und waren mit ihm Essen gegangen. Die Gaststätten hatten vorzügliches Essen - natürlich übertraf nichts Mikotos Kochkünste… Und schon ging das Gespräch in die nächste Runde der Lobeshymnen. Damasu konzentrierte sich ausschließlich auf ihren Teller. Fugaku hatte sie bisher gekonnt ignoriert, ihren Eltern schenkte sie ebenfalls nicht viel Beachtung. Nur mit Sasuke hatte sie ein paar Worte gewechselt, um ihm von Sakuras Besuch zu erzählen. Er hatte tatsächlich ihre Verabredung vergessen und fluchte unterdrückt. Und Itachi: Dessen Gesicht war wieder wie blank. Doch die junge Frau wollte gar nicht daran denken. Der Tag neigte sich dem Ende zu und sie sehnte sich danach, unter ihrer Bettdecke zu verschwinden und alles um sich herum auszublenden. Doch sie musste noch ein wenig durchhalten. Als das Essen beendet war und niemand etwas von ihr zu wollen schien, machte sich Damasu so unauffällig es ging auf den Weg in ihr Zimmer. Doch sie traf ihre Eltern, die den Abend noch im Freien genießen wollten und auf einer steinernen Bank im hinteren Hof des Grundstücks saßen. Sie blickten auf, als ihr Tochter vorbei kam. „Damasu-chan, du warst so still am Tisch. Hattest du auch einen schönen Tag?“, fragte ihre Mutter und breitete ihre Arme aus, als wollte sie ihre Tochter einladen, dass sie doch bei ihnen Platz nehmen sollte. Die eine Seite von Damasu wünsche sich, bei ihrer Mutter zu sein und mit ihr über ihre Bedenken reden zu können, doch die andere, stärkere Seite sah nur ihren Vater. Er betrachtete sie mit einem Lächeln, doch dieses Lächeln war nicht so offen, wie es noch vor ihrer Ankunft hier gewesen war. Etwas hatte sich an ihm verändert. Und Damasu glaubte zu wissen, was das war. Diese Erkenntnis hatte sie heute Mittag erlangt und genau das hatte ein Gefühl in ihr entfacht, welches sie ihrem Vater gegenüber nie empfunden hatte: Verdruss. Fugaku hatte ihr mit seinen Reden eines klar gemacht: Ihr Vater wusste etwas über sie, von dem sie geglaubt hatte, sie könnte es immer für sich behalten. Und deshalb hatte er alles in die Wege geleitet, damit sich das änderte. Dafür war der Uchiha Clan, mit seinen mittelalterlichen Ansichten über die Rolle einer Frau, wie geschaffen. „Das werde ich Dir nicht so schnell verzeihen, Otou-san“, sagte sie deshalb nur mit harter Miene und harschem Tonfall, ohne auf die aufrichtige Frage ihrer Mutter einzugehen, und drehte sich auf dem Absatz um, um einen anderen Weg zu ihrem Zimmer einzuschlagen. ~~~ Nur eine kleine Anmerkung von mir: Ich fahre in den Urlaub, also kann das nächste Kapitel dauern ;) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)