Ewig dein! Ewig mein! Ewig uns! von Little-Cherry ================================================================================ Kapitel 61: Karura ------------------ 58. Karura   Überrascht blickt sie in seine braunen Augen. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass er bei ihr erscheinen würde.   „Wie geht’s dir, Kleines?“, fragte er, nachdem es eine Weile still gewesen war. Temari hatte einfach nicht gewusst, was sie sagen sollte, so überrascht war sie gewesen.   „Schon besser“, erwiderte sie ruhig. „Aber was machst du hier?“   „Ich hab mir gedacht, ich erfüll dir deinen Wunsch“, gab er zu, wobei er sich verlegen am Nacken kratzte. „Ist Shikamaru da?“ Temari schüttelte den Kopf. Der Vater ihrer Kinder war gerade mit diesen auf dem Weg zur Schule, danach wollte er sich mit seinen Teamkammeraden treffen. Er hatte sich dazu entschieden erst im neuen Jahr wieder auf eine Mission zu gehen. Der junge Nara wollte sich erstmal um seine Kinder und seine Freundin kümmern. Temaris Zusammenbruch hatte ihm gezeigt, dass es nicht so weiter ging. Er hatte eine Familie, um die er sich kümmern müsste, vor allem jetzt wollte er dafür sorgen. Das musste er nur noch seinem Team erklären.   „Aber welchen Wunsch willst du mir erfüllen? Ich träume gerade, oder?“, fragte Temari ihn verwirrt. Genma aber lachte.   „Nein. Du wolltest doch deine Tochter begraben, oder? Ich hab alles dafür vorbereitet. Du musst nur noch mitkommen. Dann ruht sie heute Nacht schon in ihrer neuen Grabstätte“, erklärte er ihr. „Aber erzähl niemanden, dass ich dir geholfen habe“, fügte er zwinkernd hinzu. Ein kleines Lächeln huschte über ihre Lippen. Dann holte sie sich schnell ihre Jacke und zog ihre Schuhe an, bevor sie durch die Tür trat und diese mit dem Schlüssel abschloss. Shikamaru hatte sie schnell einen Zettel geschrieben. Natürlich stand nicht darauf, dass sie ihre Tochter begrub. So blöd war sie nun auch wieder nicht. Immerhin hatte sie es bis jetzt ganz gut verheimlichen können. Gut es war zwar nichts mehr wie früher, aber…   „Können wir?“, holte Genma sie aus ihren Gedanken. Temari nickte. Zusammen liefen sie beide durch die Straßen Konohas, bis sie irgendwann den Wald erreichten. Temari führte ihn in einen abgelegenen Teil des Waldes, den sie mal gefunden hatte, nachdem sie sich im Wald verlaufen hatte. Niemand wusste von diesem Ort. Er war einfach perfekt. Das fand auch Genma, denn niemand würde dieses Grab finden oder Temari dabei sehen, wenn sie ihre Tochter besuchte. Er wusste genau wie wichtig ihr diese Sache war, auch wenn er es nicht richtig war. Seiner Meinung nach hätte sie mit ihm reden müssen. Das hätte ihr sicher dabei geholfen ihren Schmerz zu überwinden, aber da sie es nicht wollte, musste er eben für sie da sein und ihr etwas helfen, schließlich waren sie in den Jahren irgendwie zu Freunden geworden. Außerdem hatten Kurenai und Sakura ihn darum gebeten, da sie sich beide um ihre Kinder kümmern mussten und so keine Zeit für die Blondine hatten.   Seufzend holte er eine Schriftrolle heraus. In dieser hatte er einen Grabstein, einen Sarg und eine Schaufel verstaut. Nachdem er die Schaufel heraufbeschworen hatte, begann er ein Loch zu schaufeln. Temari wollte ihm helfen, aber Genma zwang sie dazu sich hinzusetzen und sich auszuruhen. Er wollte nicht dafür verantwortlich sein, dass sie schon wieder im Krankenhaus landete, nur weil sie sich zu sehr anstrengte. Shikamaru würde ihn dieses Mal sicher umbringen. In all der Zeit hatte er gelernt, dass mit dem Nara nicht zu Spaßen war, wenn es um die hübsche Blondine ging. Aber wer sollte es ihm verübeln? Oft genug hörte er, wie die anderen Jonin über Temari sprachen, denn, obwohl sie bereits drei Kinder bekommen hatte, sah sie noch immer genauso gut aus wie vorher, wobei viele ihren Körper begehrten und nicht wirklich glauben konnten, dass sie sich für den faulen Nara entschieden hatte. Auch er konnte es manchmal nicht so wirklich verstehen, aber, wenn er wieder einmal sah, wie sie sich mit verliebten Blicken ansahen, wurde es ihm wieder einmal schnell klar: Gegensätze zogen sich eben doch an.   „Sag mal, Temari, warum hast du sie eigentlich Karura genannt? So hieß doch deine Mutter, oder?“, fragte er irgendwann. Bis zu dem Zeitpunkt hatte sie eine düstere Stimmung umgeben. Normal mochte er das schweigen, aber dieses Mal war es einfach… Er wusste auch nicht warum, aber er hatte das Gefühl gehabt, dass er sie durchbrechen musste und vielleicht kam er so ja auch zu Temaris inneren durch.   „Ich wollte meine Mutter wieder bei mir haben und dachte mir, dass ich ihr näher bin, wenn ich mein Kind nach ihr benenne“, erzählte sie ihm, doch dann begann sie plötzlich traurig zu lachen. „Das ist aber wohl nach hinten losgegangen. Vielleicht soll ich einfach keine Mutter haben, immerhin habe ich sie nun ein zweites Mal verloren.“   „Siehst du das nicht etwas zu düster? So etwas kann immer mal passieren. Das hat sicher nicht mit deiner Mutter zu tun. Du hattest einfach nur Pech“, widersprach er ihr sogleich, wobei er sie ernst ansah.   „Ich glaube nicht an Zufälle, Genma. Es soll einfach nicht so sein. Das hätte ich wissen müssen“, erwiderte sie.   „Temari, rede dir nichts ein! Es ist zwar traurig, aber das wäre auch passiert, wenn du ihr einen anderen Namen gegeben hättest. Du solltest langsam wirklich mit jemanden darüber reden, Kleines, das alles bringt dich sonst noch um“, meinte der ältere nun ernst.   Temari warf ihm einen warf ihm einen zweifelnden Blick zu. Es kam nur selten vor, dass Genma ernst wurde, aber das war ihr momentan egal. Sie hatte keine Lust darauf mit jemanden zu reden. Sie schaffte das auch so. Sie brauchte so einen Mist nicht, außerdem würde er dann wieder meinen, sie müsste es Shikamaru sagen und darauf hatte sie noch weniger Lust.   „Ich rede doch mit jemanden“, konterte sie lächelnd. Natürlich wusste sie, dass er das nicht so meinte.   „Gut, dann reden wir“, lenkte Genma ein. So schnell würde sie ihn nicht abschütteln, nicht dieses Mal, denn nicht nur Sakura und Kurenai machten sich sorgen, sondern auch er. Nur gab es da ein Problem. Er hatte keine Ahnung, worüber er mit ihr reden sollte.   „Genma, können wir das bitte lassen? Ich will einfach nur mein Kind begraben und wieder nach Hause. Ich muss mit niemanden reden, ich schaffe das!“, versicherte sie ihm, aber der Braunhaarige konnte ihr einfach nicht glauben. Er hatte erst vor kurzem ein Gespräch zwischen Yoshino und Shikaku mitbekommen, indem es um Temari und ihre Veränderungen gegangen war.   „Temari, ich weiß, was bei dir zu Hause los ist! Du kannst mir nicht erzählen, dass du mit dem ganzen allein klar kommst! Also hör endlich auf mit dem Mist und rede mit mir!“, fuhr er sie an. Auf gebracht stand Temari von ihrem Baumstumpf, auf welchem sie bis eben noch gesessen hatte, auf. Das würde sie sich von niemand bieten lassen, nicht mal von Shikamaru, denn dort hörte der Spaß für sie auf.   „Du meist, du weißt, also wie es bei mir zu Hause abläuft? Du hast doch gar keine Ahnung, was in mir vorgeht! Du weißt nicht, was für eine Qual das ist! Ich kann Shikamaru schon gar nicht mehr in die Augen sehen, weil ich ein schlechtes Gewissen habe. Aber ich kann es ihm auch nicht sagen, denn dann hasst er mich sicher und haut mit den Kindern ab! Ich sehe ihm von Tag zu Tag mehr an, wie sehr es ihn verletzt, dass ich mich von ihm entferne und kann doch nichts dagegen tun!“, schrie sie ihn an, wobei sie merkte, dass langsam Tränen in ihr aufkamen, doch noch unterdrückte sie diese erfolgreich. „Nachts kann ich nicht mehr schlafen, weil ich in meinen Träumen an Karura denken muss, ich hab schon seit Tagen kein Auge mehr zugetan! Wenn ich weiß, dass Shikamaru schläft, schleiche ich mich aus dem Bett und gehe ins Kinderzimmer. Weißt du, was ich dort mache? Ich steige in das Bett von Satsuki, drücke sie fest an mich und weine. Ich habe jeden Tag Angst um meine kleinen. Weißt du, was das für eine Qual ist? Du weißt nicht, wie ich mich fühle. Du hast keine Ahnung! Versuch es also gar nicht erst, Genma. Du wirst mich nie verstehen!“, fuhr sie fort, wobei das letzte nur ein leises Flüstern kam. Nun schaffte sie es auch nicht mehr ihre Tränen zurück zu halten. Sie hatte alles aus sich herausgelassen. All ihren Schmerz, ihre Sorge, ihr Leid.   Aber genau das war es gewesen, was Genma wollte. Er wollte, dass die Sabakuno einmal alles raus ließ, denn er war sich sicher, dass es ihr danach besser gehen würde. Fürs erste nahm er sie aber in den Arm und strich ihr beruhigend über den Rücken. Nein, er wusste wirklich nicht, was in ihr vorging, aber er konnte es sich denken und er verstand auch wie schwer es für sie war, auch wenn der ein oder andere Gedanke völlig falsch war, denn eines war wohl allen klar: Shikamaru würde Temari niemals hassen, egal was passiert war. Das wollte er ihr aber jetzt nicht unter die Nase reiben. Er war froh, dass sie sich ihm geöffnet und über ihre Probleme geredet hatte. Eigentlich hatte er nämlich nicht gedacht, dass er sie dazu bringen würde. Aber er wollte sich sicher nicht beschweren.   „Und fühlst du dich wieder besser?“, fragte er, nachdem Temaris Tränen verebbt waren. Die Blondine nickte schwach.   „Und wieder einmal muss ich dir danken…“, lachte sie ebenso schwach.   „Ich hab dir doch gesagt, ich bin für dich da, Kleines“, erwiderte er schlicht. „Ich bin im Übrigen fertig. Wir können es also nun zu Ende führen“, teilte er ihr mit. Temari nickte und löste sich nun vollständig von ihm. Genma schritt zu dem Sarg – es war ein ganz kleiner Kindersarg, nur ein kleines Baby hatte drin platz, ihr Baby – und hob ihn an. Vorsichtig ließ er ihn in  das Grab hinab.   „Möchtest du etwas sagen?“, fragte er. Temari aber schüttelte den Kopf. Sie warf nur eine kleine Blume auf den Sarg, bevor Genma ihn wieder mit Erde bedeckte. Den Grabstein hatte er bereits aufgestellt. Es war nur ein einfaches steinernes Kreuz, in das der Name Karura eingraviert war. Er hatte für den Grabstein und den Sarg nur einen kleinen Gefallen einlösen müssen, sodass niemand etwas davon erfahren konnte, immerhin sollte niemand etwas von dem kleinen, toten Mädchen erfahren.   Nachdem Genma damit fertig war, machten sich die beiden wieder auf den Weg nach Hause. Über das, was passiert war, verloren sie kein Wort. Sie gingen schweigend nebeneinander her, denn jeder der beiden hing seinen eigenen Gedanken nach, ohne den jeweils anderen irgendwie zu bemerkten, doch dachten sie beide an dasselbe. All ihre Gedanken schweiften um Temaris Gefühlslage, doch sahen sie beide darin keinen Ausweg.   Als sie dann bei Temari zu Hause ankamen, war Shikamaru bereits wieder zu Hause. Mit einem feindseligen Blick betrachtete er Genma, sodass dieser sich schnell bei Temari verabschiedete und dann verschwand. Er hatte nämlich absolut keine Lust darauf sich erneut mit dem Nara auseinander zu setzten, zumal er so oder so schon wusste, was dieser dachte und dass er von diesen Gedanken nur schwer wieder abzubringen war. Aber, wenn er ganz ehrlich zu sich selbst war, hätte er dieselben Gedanken, immerhin schien die Situation mehr als nur eindeutig zu sein. Temari verbrachte viel Zeit ihm und eigentlich war er so ziemlich der einzige, dem sie ihre Gefühle offenbarte. Welcher Mann wäre da nicht eifersüchtig? Temari sollte das auf jeden Fall dringend mal klären, denn sonst würde er noch ein Problem bekommen. Nicht, dass der Nara ihm gefährlich werden konnte, immerhin war er ein Spezial-Jonin, aber…   Temari aber veränderte ihr Verhalten nicht. Im Gegenteil: Sie nahm von Shikamaru immer mehr Abstand und verbrachte viel mehr Zeit mit ihren Kindern, welchen sie all ihre Liebe schenkte. Eigentlich ging sie ihm sogar regelrecht aus dem Weg, weil sie seinen leidenden Blick nicht ertragen konnte, vor allem weil sie der Grund für ihr Leid war. Aus diesem Grund ging sie auch von diesem Zeitpunkt an immer öfters zum Grab ihrer Tochter, wo sie dann blieb, bis ihre Kinder aus der Akademie kamen. Auch allen anderen ging sie aus dem Weg, vor allem den Leuten, die mit ihr reden wollten oder sie verfolgten, um zu erfahren, wo sie jeden Tag hinging, doch noch immer war sie eine einzigartige Kunoichi, die sich von niemand verfolgen ließ. Das wäre doch gelacht. Niemand würde erfahren, wo das Grab ihrer Tochter war und dass sie überhaupt eine hatte. Nein, das würde auf ewig ihr Geheimnis sein. Hätte sie aber gewusst, was noch alles auf sie zukam, hätte sie sich sicher anders entschieden und Shikamaru alles erzählt, doch ihr Entschluss stand fest und war unumstößlich. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)