Ewig dein! Ewig mein! Ewig uns! von Little-Cherry ================================================================================ Kapitel 8: Erkenntnis --------------------- 8. Erkenntnis   Die Straßen Konohas waren dunkel. Nur, wenn der Mond es schaffte sich vor die Wolken zu schieben, konnte man im Mondschein ein paar Schatten die Straße entlanglaufen sehen. Allerdings waren zu so später Stunde kaum noch Menschen unterwegs. Die meisten lagen schon in ihren Betten. Unter denen, die noch unterwegs waren, war auch ein junger Mann. Er war recht gut gekleidet und seine langen Haare hatte er zu einem Zopf gebunden. Ziellos lief er durch die Straßen der Nacht, wobei er kein wirkliches Ziel vor Augen hatte. Seine Beine trugen ihn einfach voran, wobei er seinen Gedanken nachhing. Das Ziel war ihm eigentlich auch egal, solange es nur nicht zwei Orte waren. Der eine war sein zu Hause, denn dort würde seine Mutter auf ihn warten und ihn mit unangenehmen Fragen löchern, darauf hatte er absolut keine Lust. Er wollte jetzt alleine sein und nachdenken. Nachdenken darüber, was vor wenigen Minuten beim zweiten Ort geschehen war. Das war Temaris Wohnung. Wenn er dort aufkreuzen würde, müssten sie über das, was vorher passiert war, reden. Doch bevor er das tat, wollte er es erst einmal richtig realisieren und überdenken. Und so ließ er sich weiter von seinen Füßen durch Konoha führen.     Auf der anderen Seite des Dorfes saß eine junge Frau in ihrem Haus auf dem Boden. Sie hatte sich an die Tür gelehnt, die Beine dicht an ihren Körper gezogen, welche sie mit ihren Armen fest umschloss. Den Kopf hatte sie auf ihre Knie gebettet. Dabei schossen ihr Tausend Fragen durch den Kopf, während sie versuchte zu realisieren, was vor wenigen Sekunden passiert war. Die häufigsten Fragen, die in ihrem Kopf geisterten, waren: Warum hatte sie ihn geküsst? Warum hatte er sie geküsst? Was war das für ein Gefühl, das sie bei dem Kuss gespürt hatte? Warum fühlte sie sich jetzt so komisch? und Warum war Shikamaru abgehauen? Die beiden letzten Fragen beschäftigten sie am meisten. Sie versuchte so wie üblich eine logische Erklärung zu finden, doch das gelang ihr nicht, egal wie sehr sie sich auch anstrengte...     Shikamaru lag mittlerweile auf einer Wiese. Sein Blick war starr gegen den Himmel, während er sich fast dieselben Fragen stellte wie auch Temari. Warum hatte er sie geküsst? Warum hatte sie ihn geküsst? Warum hatte er ein so wohltuendes warmes Gefühl beim Kuss verspürt? Warum fühlte er sich noch immer so seltsam? Warum zum Teufel war er abgehauen? Auch ihn beschäftigten die beiden letzten Fragen am meisten. Dabei wusste er tief in seinem Inneren bereits die Antwort, doch die wollte er nicht wahr haben und auch nicht daran glauben. Krampfhaft suchte er nach anderen Lösungen, jedoch führte ihn alles Nachdenken wieder zurück zu seiner vorherigen Antwort, egal wie er es wendete und drehte. Es funktionierte einfach nicht…     Temari aber war noch nicht so weit. Sie entschloss sich dazu, sich zu nächsten den anderen Fragen zu widmen, da sie auch die beiden letzten keine Antwort finden konnte. Diese waren allerdings auch nicht gerade leicht zu beantworten. Natürlich hatte Shikamaru sie geküsst, aber warum hatte auch sie ihn geküsst, immerhin hätte sie es ja verhindern können, wenn sie es nicht gewollt hatte? Weil sie dachte, es wäre das Beste in dieser Situation, aber warum? Temari fluchte. Warum warf jede Antwort auf eine Frage gleich wieder eine neue auf? Wütend ballte die Blondine ihre Hände zu Fäusten, welche sie gleich darauf auf den Boden schlug. Sie war so voller Wut. Wut auf sich selbst, weil sie zu dumm war eine plausible und logische Antwort zu finden, denn die Antwort, die ihr mittlerweile durch den Kopf schwirrte, machte absolut keinen Sinn. Es konnte einfach nicht.   Ob sich Shikamaru auch mit solchen Fragen herumschlug? Sie hoffte es, immerhin war es ja auch seine Schuld, dass sie nun hier saß und sich den Kopf zerbrach, dabei sollte sie doch lieber schlafen gehen, um fit für den nächsten Tag zu sein.     Langsam schlich Shikamaru durch Konoha. Er war wieder aufgestanden, da ihm keine Ideen mehr gekommen war, was für ihn höchst eigenartig war. Normalerweise half ihm ein ruhiger Ort immer dabei seine Gedanken zu ordnen und die richtige Entscheidung zu treffen, aber dieses Mal war es anders. Vielleicht lag es aber daran, dass er die Antwort schon lange gefunden hatte, er sie nur nicht anerkennen wollte.   Die Straßen waren mittlerweile komplett leer. Nur noch er lief durch die dunkle Nacht, doch nach Hause konnte Shikamaru noch immer nicht. Er hatte sich geschworen, erst wieder nach Hause zu gehen, wenn er eine Erklärung auf seine Fragen gefunden hatte, dabei war ihm egal, dass seine Mutter ihm die Hölle heißmachen würde. Sollte sie doch! Momentan wollte er nur eins und das war eine Antwort...     Aber nicht nur er wollte eine Antwort, auch Temari wollte eine und das um jeden Preis. Noch immer saß sie an der Tür gelehnt auf dem Boden und hatte den Kopf auf ihre Knie gebettet. Sie hatte sich keinen Zentimeter bewegt und wollte es auch erst, wenn sie eine Lösung gefunden hatte, doch das erschien ihr mittlerweile als unmöglich. Hinzu kam, dass sich gegen ihren Willen langsam eine Träne ihren Weg aus den Augen über die Wange bis runter zu ihrem Kinn bahnt, wo sie auf zu Boden tropfte. Immer mehr ergriff die Verzweiflung die Oberhand, wobei der ersten Träne weitere folgten. Das einzige, was sie wollte, war eine Antwort. Irgendeine.   Sie wusste, es klang kitschig und dämlich, doch konnte nicht die gute Fee wie in den Märchen, auftauchen und ihr helfen?! Leider wusste sie genau, dass das nie passieren würde. Sie war keine Märchenprinzessin und Feen gab es in der realen Welt nicht. Und selbst wenn hätte sie sicher keine verdient, schließlich hatte sie nie wirklich etwas Gutes getan. Das änderte allerdings nichts daran, dass sie eine Antwort wollte. Eine Antwort darauf, was mit ihr los war und was das für Gefühle waren, die sie hatte. Das Gefühl, das sie in diesem Moment verspürte, hatte sie noch nie zuvor bei irgendjemand gehabt. Bei ihren Brüdern hatte sie zwar schon ein paar Mal so ein ähnliches Gefühl gehabt, aber noch nie so intensiv und auch nicht auf diese Art und Weise wie bei Shikamaru. Das war völlig neu für sie.     Shikamaru war nun einmal durch ganz Konoha gelaufen, trotzdem war er noch immer nicht viel weiter. Auf ein paar Fragen hatte er schon eine Antworten gefunden, aber noch lange nicht auf alle und auch nicht auf die seiner Meinung nach wichtigsten, dennoch entschloss er sich dazu entgegen seines Schwurs nach Hause zu gehen. Er wollte seine Eltern nicht mehr länger warten lassen. Sie machten sich wahrscheinlich so schon genug Sorgen um ihn und das auch zu Recht. Er hatte die Zeit schon weit überschritten, aber hatte einfach nicht nach Hause gekonnt… Er hatte nachdenken müssen. Nachdenken über sich. Nachdenken über sie. Nachdenken über sie beide. Nachdenken über ihre momentane Situation. Doch was hatte ihm das gebracht? Nicht viel, außer wunde Füße und eine Menge Ärger, wenn er zu Hause ankam. Wie nervig das doch war und das alles nur wegen einem so nervigen Weib wir Temari…   Leise öffnete Shikamaru die Tür, nachdem er nach Hause gekommen war. Noch hatte er die stille Hoffnung, dass er dem Ärger entgehen konnte, immerhin war es überall im Haus bereits dunkel. Vielleicht hatte er ja wirklich ein Mal Glück und seine Eltern waren schon schlafen gegangen und hatten somit sein langes Wegbleiben nicht bemerkt, schließlich war es schon spät. Doch Shikamaru hatte sich zu früh gefreut. Ganz plötzlich ging das Licht an und seine Mutter sah ihn mit funkelnden Augen an. Mit verschränkten Armen lehnte sie in ihrem Schlafanzug in der Tür, wobei sie ihren Sohn nicht aus ihren Augen ließ.   „Wo bist du gewesen, Shikamaru?“, wetterte da auch schon ihre wütend Stimme. „Hast du überhaupt eine Ahnung wie spät es ist?!“ Shikamaru seufzte genervt auf. Er hatte doch gewusst, dass das kommen würde. Gelangweilt und genervt blickte er zu seiner Mutter, wobei er sie nun ein bisschen genauer betrachtete. Obwohl sie ihn aus bösen Augen anfunkelte, konnte er doch noch etwas anderes in ihrem Gesicht erkennen. Es war Sorge. Sie hatte sich wirklich Sorgen um ihn gemacht. Irgendwie tat es Shikamaru leid. Sie war nun schon die zweite Frau, die er an diesem Tag verletzt hatte. Heute war wirklich nicht sein Tag... Und jetzt musste er sich auch noch ihre Moralpredigt anhören, dabei hatte der Tag doch so gut begonnen…     Vorsichtig wischte Temari sich die Tränen weg und stand wieder auf. Seufzend ging sie in die Küche, um sich dort Wasser aufzusetzen. Als es kochte, fühlte sie es in eine Tasse und machte sich einen Tee. Genau das, was sie jetzt brauchte, um ihre Nerven zu beruhigen und einen klaren Gedanken fassen zu können. Mit der Tasse in der Hand ging sie ins Wohnzimmer, wo sie sich auf die Couch setzte und weiter ihren Gedanken nachhing, denn mit denen war sie noch immer nicht wirklich weiter gekommen... Wenn sie nun zu Hause wär, könnte sie vielleicht mit Gaara oder Matsuri sprechen. Beide waren ihrer Meinung nach gute Zuhörer und fanden oft die richtige Lösung auf ein Problem. Doch hier war sie ganz allein. Hier hatte sie keine Familie. Keine Freunde. Zumindest keine richtigen. Es gab zwar Ino und Sakura, aber mit denen war sie nicht so dicke und auch bei TenTen war sie sich nicht sicher, ob sie sich ihr wirklich anvertrauen konnte, dabei verbrachte sie mit ihr ihre meiste Zeit, wenn nicht Ino mal wieder dazwischen kam. Wobei so ganz stimmte das auch wieder nicht, denn ihre meiste Zeit verbrachte sie mit Shikamaru, aber mit ihm konnte sie darüber nicht reden. Sie würde es aber auch nicht tun, wenn es um einen anderen Mann ging. In diesem Moment fühlte sich Temari so alleine wie schon lange nicht mehr…   Wieder entwischte eine kleine Träne ihrem Auge. Schnell wischte sie sie wieder weg. Dieses Verhalten und diese Träne passten absolut nicht zu ihr. Sie war die taffe und kalte Kunoichi aus Suna. Jeder hatte vor ihr Angst und sie saß hier und heulte sich die Augen aus wegen nichts. Das schlimmste aber war, dass es heute schon das zweite Mal war. Konoha hatte sie wirklich weich werden lassen… Sie seufzte einmal tief durch und trank ihren Tee mit einem Schluck aus, dann ging sie ins Bad und machte sich Bettfertig. Temari glaubte zwar nicht daran, dass sie einschlafen könnte, aber sie wollte es wenigstens versuchen. Und vielleicht kam ihr ja im Schlaf die Lösung, denn durch Nachdenken hatte sie keine bekommen. Dies hatte sie nur depressiv gemacht und ihr Heimweh geschürt…     Nachdem seine Mutter damit fertig war, ihn an zu meckern und sich wieder beruhigt hatte, schickte sie ihren Sohn ins Bad und dann ins Bett. Shikamaru tat wie ihm befohlen wurde, immerhin hatte er keine Lust auf eine weitere Diskussion dieser Art, zumal seine Mutter bereits böse war und er, egal was er sagen würde, verlor. Abgesehen davon hatte er mittlerweile keinen Nerv mehr dazu. Er wollte nur noch eins und das war schlafen, doch der Schlaf wollte ihn einfach nicht überkommen. Regungslos lag er in seinem Bett und starrte an die Decke, nachdem er sich vorher bettfertig gemacht hatte. Dabei konnte er nicht verhindern, dass seine Gedanken wieder zurück zu den Fragen kamen, die ihm schon den ganzen Abend durch den Kopf herum schwirrten, aber auch da kam er nicht weiter.   Ab und zu fragte er sich, ob Temari es auch so erging wie ihm oder ob sie bereits in ihrem Bett lag und seelenruhig schlief, wobei er eher zum letzteren tendieren würde. Doch umso länger er da so lag  und über diese Situation nachdachte, desto öfter wanderten seine Gedanken zu der Blondine. Für jedes Mal, bei dem er sich dabei erwischte, wie er wieder an sie dachte und zwar nur an sie, hätte er sich am liebsten selbst geohrfeigt. Er verstand nicht, warum er ständig an sie denken musste. All die Jahre davor war es nie so gewesen. Dem war er sich sicher, dabei wollte er doch einfach nur eine Antwort auf seine vielen Fragen haben, die nicht mit ihr zusammen hang. War das denn so schwer? Musste wirklich alles mit ihr zusammenhängen? Wie kam es, dass sie schon wieder seine ganze Welt auf den Kopf stellte? Shikamaru konnte es nicht fassen…     Auch Temari legte sich in ihr Bett und kuschelte sich dort in ihre Kissen. Doch wie sie bereits erwartet hatte, konnte sie nicht schlafen. Immer wieder dachte sie an die Fragen in ihrem Kopf und suchte nach den passenden Antworten, die ihr nicht einfallen wollten. Und immer öfter dachte sie an Shikamaru. So gerne hätte sie ihn nach der Antwort auf ihre Fragen gefragt, immerhin war er der oberschlaue von ihnen beiden, doch leider ging das nicht. Zum einen, weil es gerade um ihn ging und zum anderen, weil sie selbst damit fertig werden musste, wollte. Was brachte es ihr auch schon, wenn sie es nicht schaffte, ihre eigenen Probleme zu lösen? Sie verstand auch gar nicht, warum sie immer wieder an ihn denken musste. Fast hasste sie sich schon selbst dafür, dass sie es tat. Es ergab für sie einfach keinen Sinn. Sie hatte schon oft viel Zeit mit ihm verbracht. Jedes halbe Jahr kam sie schließlich hier her, um sich an den Vorbereitungen zu beteiligen. Warum war es dieses Mal also anders? Konnte es vielleicht sein, dass er die Lösung ihres Problems war, dass er zur Lösung beitrug? Temari wusste es nicht.     Nach längerem Überlegen kam Shikamaru zu dem Schluss, dass Temari wirklich etwas damit zu tun haben musste, denn, wenn sie nicht die Lösung zum Problem wäre, würde er nicht so viel an sie denken. Seine Gedanken führten ihn doch nicht umsonst immer wieder zu der hübschen Blondine, mit der er immer wieder zusammen Arbeitete und seine Zeit verbrachte. Dass es einen anderen Grund haben könnte, warum er an sie dachte, kam für ihn nicht infrage. Es war völlig absurd und würde sie beide ins Chaos stimmen, denn, obwohl sie ihn immer wieder neckte und drängte, verbrachte er gerne mit ihr seine Zeit, weil sie einfach anders war. Doch diese Gedanken brachten ihn auch nicht gerade weiter. Wäre Ino jetzt hier, hätte sie ihm schon längst eine Antwort präsentiert. Andererseits hätte sie ihn dann aber mit ihren ständigen Fragen genervt, auf die sie eine Antwort haben wollte und darauf hatte sie absolut keine Lust. Das war dann wohl doch keine so gute Idee… Nein, hier musste er wohl oder übel alleine durch, auch wenn es ihn nervte, doch irgendwo in seinem Genie musste doch die Antwort auf all seine Fragen sein. Nur wo? Shikamaru durchsuchte weiter seine Gedanken nach einem Hinweis, der ihm die Lösung ein Stück näher brachte.     Wieder hatte Temari das Bild von ihrem Kuss vor Augen. Sie versuchte es zu analysieren, etwas zu sehen, dass ihr vorher entgangen war, doch da war nichts. Es erschien ihr vollkommen normal. Das einzige, was ihr auffiel waren Shikamarus rehbraune Augen. Noch nie waren sie ihr so strahlend vorgekommen. Temari fluchte laut. Warum ließ sie sich nur immer wieder von ihm ablenken? Schon wieder versank sie in seinen Augen, obwohl er nicht mal in ihrer Nähe war, obwohl es nur sein Bild war, dass ihr vor Augen lag. Wieso nur wollte er ihr nicht mehr aus dem Kopf gehen? Hatte er doch etwas mit der Antwort zu tun? Die Frage war nur inwiefern oder war vielleicht sogar er die Antwort auf alle ihre Fragen? Aber wie konnte sie ihn mit der Antwort, wenn er denn etwas damit zu tun hatte, in Verbindung bringt? Sie hatte keine Ahnung…   Es nervte sie. Sie hatte Fragen über Fragen und doch keine Antworten. Was sie aber noch mehr nervte, war, dass umso länger sie nachdachte, desto mehr Fragen kamen in ihr auf. Fragen, auf die sie absolut keine Antwort hatte. Sie war so frustriert, dass ihr mittlerweile sogar egal war, ob ihr die Antwort gefiel oder nicht. Sie wollte bloß einfach eine und wenn sie sie hatte, würde sie sie auch akzeptieren. Hauptsache sie fand sie bald, denn so langsam sollte sie wirklich schlafen, sonst war sie am nächsten Tag sicher nicht zu gebrauchen…   Vielleicht sollte sie doch lieber zu Shikamaru gehen, um mit ihm über ihre Situation zu reden. Es würde sie auf jeden Fall weiter bringen als sich selbst darüber Gedanken zu machen. Allerdings konnte es auch gut sein, dass er sich im Gegensatz zu ihr keine Gedanken um diesen Kuss machte. Sie würde sich völlig lächerlich vor ihm machen. Das konnte sie nicht zulassen. Zwar würde er sie nicht auslachen. Davor hatte er einfach zu viel Angst vor ihr, das wusste sie, doch würde es ihr Verhältnis auf eine Art und Weise zerstören, die sie nicht wollte. Das schlimmste aber wäre, wenn es für ihn nur ein dummer Ausrutscher war. Ein Kuss ohne jede weitere Bedeutung. Dann hatte sie sich völlig umsonst Gedanken um das ganze gemacht… Es könnte aber auch anders sein. Er könnte auch im Bett liegen und sich die gleichen Fragen stellen wie sie. Beides war möglich, doch die Angst vor dem Ersten und der… Enttäuschung? – War es wirklich das richtige Wort für ihre Situation? – ließ sie sich dazu zu entscheiden, dass sie nicht mit ihm darüber reden wollte. Sie musste es also doch alleine schaffen.     Shikamaru starrte noch immer an die Decke seines Zimmers. Noch immer hatte er keine Antwort auf ihre Fragen. Immer wieder entglitten ihm seine Gedanken. Immer wieder dachte er an die Kunoichi aus Suna. Shikamaru fluchte. Wieso dachte er immer nur an sie? Er hatte doch bei weitem genug andere Probleme. Oder hatte sie vielleicht doch etwas mit der Antwort zu tun? Aber inwiefern hing sie mit der Lösung zusammen? Oder gab es einen anderen Grund dafür, dass er immer wieder an die dachte? Shikamaru seufzte. Er hatte doch schon einmal daran gedacht, doch hatten ihn diese Gedanken nicht viel weiter gebracht. Er verstand einfach nicht, was so schwer daran war eine Antwort zu finden. Er hatte Fragen über Fragen, aber er konnte keine einzige von ihnen beantworten. Schlimmer noch! Je länger er darüber nachdachte, desto mehr Fragen kamen in ihm auf. Wie konnte das nur sein? Normalerweise fand er doch in Sekundenschnelle die richtige Antwort…   Wieder erinnerte sich Shikamaru an den Kuss zurück und wie gut er sich dabei Gefühlt hatte. Doch plötzlich kam in ihm das schlechte Gewissen auf. Er war einfach abgehauen und hatte Temari alleine stehen lassen. Dabei hätte er doch eigentlich bei ihr bleiben müssen, sie hätten reden müssen, dann würde er nun auch nicht hier in seinem Bett liegen und sich darüber Gedanken machen, währen jede einzelne Frage ihn um seinen kostbaren Schlaf brachte. Aber seine Beine waren einfach losgerannt. Shikamaru wusste nicht genau wieso, immerhin hörte sein Körper immer erst auf das, was er sich überlegt hatte, jedoch war es dieses Mal anders gewesen. Er konnte nur vermuten, warum es dazu gekommen war…   Vielleicht sollte er noch mal zu ihr hingehen und sich bei ihr entschuldigen. Nein! Das ging nicht! Wahrscheinlich würde er sie nur wecken, wenn er jetzt hinging, abgesehen davon dass sie ihn so oder so killte, ob sie nun wach war oder nicht, denn wenn sie es war, killte sie ihn, weil er abgehauen war und wenn sie schlief, killte sie ihn, weil er sie geweckt hatte. Außerdem würde seine Mutter es bemerken, wenn er sich wieder aus dem Haus schlich und dann könnte er sich so richtig was anhören. Warum sich also all den Ärger zumuten, wenn er nicht mal wusste, was er sagen sollte, immerhin wusste er ja selbst nicht, was passiert war. Es wäre besser, wenn er sich erst wieder bei ihr blicken ließ, wenn er eine Antwort auf seine Fragen hatte und wusste, was er sagen wollte, denn bei Temari musste er mit allem rechnen. Das hieß aber auch, dass er noch heute zu einer Lösung kommen musste, schließlich musste er am nächsten Tag wieder mit ihr zusammen arbeiten und da ging es wohl schlecht, dass er ihr aus dem Weg ging. Also dachte er weiter nach, doch dieses Mal versuchte er es mit einem anderen Weg. Es erschien ihm immer wahrscheinlicher, dass sie wirklich etwas damit zu tun hatte.     Strahlend schien der Vollmond durch Temaris Schlafzimmerfenster und erleuchtete so das komplette Zimmer. Ein Blick nach draußen bewies ihr, was sie bereits geahnt hatte, es waren keine Wolken am Himmel zu sehen, die diesen einzigartigen Mond verdrecken und ihn so am Strahlen hindern könnten. Er hatte etwas Anziehendes an sich, sodass Temari gar nicht anders konnte als ihn ganz genau zu betrachten, so als würde sie in ihm die Antwort finden, wenn sie nur lange genug darauf starrte. Doch der Mond brachte ihr nicht die erhoffte Erkenntnis. Trotzdem konnte sie ihren Blick nicht von ihm abwenden. Er befreite sie von ihren Gedanken und brachte sie in eine andere Welt. Eine Welt ohne Sorgen. Sie wusste, dass es so eine Welt nicht gab, doch es war schön nach dem ganzen Nachdenken einmal einen freien Kopf zu haben. Aber plötzlich sah sie die Antwort direkt vor sich. Sie war die ganze Zeit greifbar nahe gewesen. Temari konnte sich selbst für ihre Dummheit schlagen. Sie hatte den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr gesehen…   Ein zartes Lächeln schlich sich auf ihre Lippen. Sie hätte es zwar nie für möglich gehalten und eine ganze Weile versucht es zu verdrängen, aber dennoch erfüllte sie diese Antwort irgendwie mit Glück.     Shikamaru hatte es nun zum hundertsten Mal durchdacht und war erneut auf ein und dasselbe Ergebnis gekommen. Er konnte es also nicht mehr leugnen. Nie und nimmer konnte er sich so oft verschätzt haben. Es gab nur eine Möglichkeit und die war, dass er mit seiner Annahme richtig lag, auch wenn es ihm ein wenig seltsam erschien, immerhin hatte er nie mit so was gerechnet, hatte es vor Stunden selbst noch ausgeschlossen, doch nun führte kein Weg dran vorbei. Nichtsdestotrotz erfüllt es ihn auf eine seltsame Art und Weise mit Freude. Er konnte es nicht so richtig erklären. Er konnte nur sagen, wie es war.     Ja, es muss Liebe sein! Auch wenn es ihnen schwer fiel, kam es den beiden gleichzeitig in den Sinn. Nun mussten sie sich nur noch mit diesem Gedanken abfinden…     Temari hätte wirklich nie gedacht, dass sie irgendwann mal so über ihn denken würde. Klar, sie verbrachte gerne ihre Zeit mit ihm und eigentlich verstanden sie sich auch wirklich gut, von den kleineren Auseinandersetzungen, die sie immer wieder mal hatten, mal abgesehen. Allerdings hatte sie ihn trotzdem immer als viel zu faul und ein bisschen nervig empfunden, dabei wollte sie doch später einmal einen Shinobi haben, der genauso viel Energie besaß wie sie und sich nicht von ihrer Stärke und ihren Brüdern abschrecken ließ, wobei das letzte wirklich auf Shikamaru zu traf. Vielleicht aber war er genau der richtige, um sie Wirbelwind ein wenig zu stoppen und unter Kontrolle zu bringen. Temari wusste es nicht so genau, doch sie würde sehen, was kam. Nun gab es nur noch ein Problem, das sie wohl dringend lösen musste, immerhin wusste sie noch nicht, wie es in Shikamaru aussah. Doch das war ihr in diesem einen Momentan komplett egal, denn was zählte, waren ihren Gefühle für ihn, die ihr immer klarer erschienen. Mit diesem Gedanken im Herzen und im Kopf schlief sie endlich seelenruhig ein.     Er hätte nie Gedacht, dass er mal eine Frau wie Temari lieben würde. Eine Frau, die einen ähnlichen Charakter hatte wie seine Mutter und ihn immer wieder aufs Neue zur Sau machte, doch aus irgendeinem Grund war ihm das egal, dabei hatte er sich eine Frau, seine Frau immer ganz anders vorgestellt. Sie sollte nicht zu hübsch, aber auch nicht zu hässlich sein, außerdem sollte sie ihm seine Faulheit lassen im Gegensatz zu seiner Mutter. Daran dachte Shikamaru aber schon lange nicht mehr, denn er war glücklich. Es gab nur eine Sache, ihm ein bisschen Angst machte, denn auch er fragte sich, ob Temari dasselbe empfand. Trotzdem würde er sich seiner Angst stellen. Er wollte lieber traurige Gewissheit als hoffnungslose Ungewissheit. Mit diesem Gedanken schloss Shikamaru seine Augen, wobei er ihr Gesicht vor Augen hatte.     In ihren Träumen trafen sich die beiden frisch verliebten wieder. In ihnen hatten sie den Kampf, der ihnen noch bevorstand bereits ausgetragen. Doch beiden lag im Schlaf ein glückliches Lächeln auf dem Gesicht… Hosted by Animexx e.V. 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