The Darkside von somali77 ================================================================================ Kapitel 65: A Friend in Need (Team Shikamaru, Kankuro) ------------------------------------------------------ ~ „Hey Chouji.“ An der Theke des kleinen Familienrestaurants war die Luft dampfig. Es roch nach Frittiertem, nach Fleisch, Knoblauch, Ingwer und Soyasauce. Shikamaru winkte dem schwer beschäftigtem Mann mit den vollen Wangen, dem runden Gesicht und der weißen, bauschigen Mütze auf dem Kopf, der vor den Augen der zahlenden Kundschaft Garnelen über heißes Metall schlittern ließ. Auf den Ruf hin hob er den Blick und ein Strahlen erhellte die Miene. Er winkte zurück. Ein, zwei gekonnte Schlenker aus dem Handgelenk, die das Essen dazu brachten Saltos zu vollführen-... dann schob er das Ergebnis auf einen Teller zum Anrichten und reichte es an seine Kollegen weiter. „Hey, Shikamaru!“ Ihre Handflächen trafen sich über der Holzplatte der Theke, ein kräftiger Händedruck. „Schwer beschäftigt, wie man sieht?“ Chouji wischte sich ein paar Schweißtropfen von der Schläfe und zog sein breites Lächeln: „Du sagst das, als wäre es was Schlechtes?“ „Kennst mich doch“, Shikamaru musste selbst grinsen, „ich könnte deinen Job niemals machen.“ „Was für ein Glück, sonst wär ich ja arbeitslos!“ „Heh, wenn man´s so sieht... hey, habt ihr immer noch diese Spezialitäten-aus-aller-Welt-Karte?“ „Zur Zeit ist mexikanische Woche, also...“ Der Koch hob eine Schulter. „Perfekt, dann hätte ich gern eine Tüte voll von diesen Churros mit Karamell- Füllung.“ „Kommt sofort, Kumpel." Chouji strahlte sein ansteckendes Grinsen und Shikamaru atmete etwas auf, rieb seinen schmerzenden Nacken, als er den Blick durch den Gastraum schweifen ließ. Er fühlte sich nach der Nacht wie durch den Fleischwolf gedreht. Jeder Muskel tat weh und eigentlich wäre er noch viel lieber als sonst einfach liegen geblieben. Warum verdammt nochmal war sein Freund auch ausgerechnet jetzt außer Landes? Er hatte diese besondere Technik von-... irgendetwas mit Chakra- Druckpunkt- Massage... Mmmmmh... Heute wäre ein sehr guter Tag dafür gewesen, ihn mit jammervollen, bedürftigen Kurznachrichten zu nerven, bis er endlich geantwortet hätte, dass sie sich in einem Hotel treffen konnten... oder, noch besser, bis er direkt zu ihm nach Hause gefahren wäre. Er selbst hätte sich keinen Zentimeter vom Sofa bewegen müssen. Na gut, vielleicht noch vorher zum Duschen. Und dann... mmmh... hätte er alle Viere von sich gestreckt und einfach darauf vertraut, dass Neji sich gut um ihn kümmerte. Was der ja ausgesprochen gerne tat. Es war also gewissermaßen eine win-win-Situation! Vielleicht, nur vielleicht, wäre sogar ein Gute-Besserungs-Blowjob drin gewesen-... und verdammt- er hatte an dieses Gerücht, von wegen dass Männer besser blasen konnten, nie geglaubt, bis Neji sich das erste Mal intensiver um ihn "gekümmert" hatte... auch gestern hatte er ja eine kleine Kostprobe seiner phänomenalen Fähigkeiten gegeben, aber was er meinte war ein anderes Mal-... dieses Mal, als sie beide ein bisschen Wein getrunken hatten und Neji nur ein kleines Bisschen beschwipst gewesen war-... nicht so viel, er vertrug einfach nur so verdammt wenig-... der Abend hatte mit ihnen Beiden knutschend auf dem Sofa geendet, und Neji hatte unter Beweis gestellt, dass er mit sehr viel deutlicherer Hingabe und Leidenschaft oral in Aktion treten konnte als er... sich normalerweise von hinten beglücken ließ. Mmmh... das war kurz vor ihrer ersten, gemeinsamen Nacht gewesen, und vielleicht war es nicht fair, seine Vergleichsmöglichkeiten zu verallgemeinern, aber-... Nejis Blowjobs waren außergewöhnlich. Er fragte sich immer noch, wie jemand, der so zugeknöpft und verklemmt wirkte wie der Hyuga so versaute Techniken drauf haben konnte, wenn er in die richtige Stimmung kam. Die Stimmung hier jedenfalls half seinen Kopfschmerzen überhaupt nicht: Viel Kundschaft. Kleine Kinder rannten um Plastiktische, zerrten an Kunstpalmen. Eins heulte, das ganze Gesicht voll mit Schnodder und Tomatensauce. Oh Mann... Was ihn daran erinnerte, dass Kinder extrem stressig waren. Wahrscheinlich war er doch besser daran, sich nicht fortzupflanzen. Er würde sich irgendwann damit zufrieden geben, dass sein Partner eine von diesen diesen mopsgesichtigen Sofaratten in die Beziehung bringen würde, die sich „Prinz Poochie vom Rosengarten“ oder „Amalia aus der Parkstraße“ nennen ließen. Allein beim Gedanken daran konnte er ein ironisches Grinsen nicht ganz verkneifen. Das würde ihm vermutlich ähnlich sehen... Wo doch jeder wusste, dass ein echter Hund erst ab einem halben Meter Schulterhöhe anfing... Was Kiba hatte- das war ein richtiger Hund! Wenn es nach ihm ginge, würde er irgendetwas kräftiges, robustes vorziehen... ein Viszla... sein Vater schwärmte für diese Rasse... ein Setter... oder ein Schäferhund... Moment mal-... Ein Schäferhund? Und Sekunde- das Alarmsignal in seinem Kopf, das den Gedanken gestoppt hatte, brachte ihn dazu, auch gleich in übler Vorahnung an sich herunter zu blicken: Wie jeden Morgen hatte er sich aus dem Fundus von noch-nicht-allzu-stinkigen Klamotten das erstbeste herausgegriffen: Eine kurze Funktionsweste in Army-Grün, darunter eins von diesen unglaublichen, schwarzen Netz-Tops, das normale Leute nur in Schwulenclubs trugen-... eine dreiviertellange Hose in Tarnfarben, und-... er schlug sich stöhnend die Hand vor die Stirn- natürlich wieder die verdammten Springerstiefel, die er schon viel zu gewohnt war! Er war tatsächlich eine wandelnde Wichsvorlage für jeden mit Militär- Fetisch, und das nicht nur ganz aus Versehen, sondern auch noch vollkommen ungewollt! Er durfte nicht einmal daran denken, dass er auch noch einen großen Hund haben wollte! Wie konnte das sein? Er war ganz sicher nicht irgendwie dominant und auch nicht andeutungsweise an der Sache interessiert, und irgendwie-... irgendwie musste er das auch ganz schnell seinem Freund klar machen, sonst kamen sie damit noch in Teufels Küche! Sobald er mit seinen Terminen heute fertig war, würde er Birkenstocksandalen kaufen gehen! Und dann-... Er seufzte ergeben und ließ die Schultern sacken. „Stressig“, murmelte er, während er sich gedankenverloren in der Frisur kratzte. In diesem Moment gellte ein schriller Schrei durch den Gastraum. „Shikamaru!“ Er zuckte zusammen. Sein Name in dieser Tonlage gebrüllt, konnte zwei Dinge bedeuten: Mutter oder Ex- Freundin, und er hatte sich noch nicht entschieden was schlimmer war. Jedenfalls war es ein konditionierter Reflex, sofort Deckung zu suchen und auszumachen, aus welcher Richtung der Feind kam- ah, von der Treppe-... und es war Ino. Der Blick in ihren Augen flackerte seltsam, sie hatte rote Flecken im Gesicht als ob sie geweint hätte. Sämtliche Gäste ignorierend marschierte sie auf ihn zu, baute sich vor ihm auf, holte tief Luft-... was ihre Oberweite noch mehr hervorhob- sein Blick sank automatisch eine Etage tiefer-, und gab ihm eine klatschende Ohrfeige... „Du Arsch!“, brüllte sie ihn an. „Was-...?! Was hab ich denn gemacht?“, protestierte er und hielt sich die schmerzende Wange. „Hallo, Sakura ist im Krankenhaus?! Vor zehn Minuten hat die Intensivstation angerufen, dass sie mich als Kontaktperson angegeben hat! Ich soll ihr das Nötigste vorbei bringen! Warum hast du nichts gesagt?! Du hattest doch Dienst gestern Nacht, oder nicht?!" „... Oh.“, gab er wenig hilfreich von sich. „Du Arschloch", sie schluchzte, "du musst doch was gewusst haben! Ihr wisst immer was! Warum hast du mir nicht gleich Bescheid gesagt?! Wolltest du, dass ich mich nicht aufrege?! So ein Schwachsinn! Sie wollten mir nicht am Telefon sagen was los ist! Um Himmels Willen-... sie hat sich doch nichts angetan, oder?“ „Wie... kommst du denn darauf?", stammelte er schwach. „Ich-... sie hat es-... oh Gott, ich mach mir solche Vorwürfe!“, Ino raufte sich verzweifelt die Haare, „Sie hat sowas angedeutet-... und ich hab sie nicht wirklich ernst genommen! Ich meine, ich wusste dass sie Probleme hat, aber-... oh Gott, Shikamaru!", ihre Augen waren voller Tränen, „Was, wenn das alles meine Schuld ist? Ich hätte ihr sagen sollen, dass sie bei mir übernachten soll, dann wäre das alles nicht-“ „Hey... Nein, warte. Das ist doch Blödsinn...“ Sein Blick traf den Choujis hinter der Theke, der die Churros in eine Papiertüte füllte und ähnlich hilflos aussah. „Daran ist niemand schuld, okay?", beteuerte er. „Manche Dinge...", er fuchtelte nach Worten ringend mit einer Hand in der Luft herum, "passieren einfach.“ „Wie kannst du das sagen?!", fauchte sie, "Ich hätte mehr auf sie aufpassen sollen...“ „Wenn du bei ihr gewesen wärst, wär dir vielleicht auch was passiert! Sind wir doch einfach froh, dass sie noch mal davongek-... ah... ich meine-...“ Er verstummte. Ino wurde sehr still, ihr Blick bohrte sich in seinen. „Shikamaru, Nara!“, drohte sie leise, „Du weißt was und du sagst mir jetzt sofort, was passiert ist!" „Ähh, Schweigepflicht?“ „Schweigepflicht?!“, ihr Gesicht verzog sich in eine wütende Fratze, „Meine beste Freundin wär fast gestorben und alles was du von dir gibst ist: „Schweigepflicht“?! Wie kannst du so kaltschnäuzig sein? Eine scheiß- SMS hätte ausgereicht, dann hätt ich frei nehmen können und nicht meiner Mutter versprochen bei einer Achtzig-Leute-Hochzeitssaaldeko zu helfen! Du wusstest, dass ich ihre beste Freundin bin!" "Hey-... Ich hatte gestern Nacht wirklich andere Sorgen, als dir eine SMS zu schreiben, weißt du! Es war -wirklich- stressig, okay? Ich weiß, das sage ich oft! Aber gestern Nacht-... das war ein völlig anderes Level, verstehst du?! Das hat die Stress- Skala komplett gesprengt!" "Du bist ein beschissener, emotionsloser Wichser! Das muss vorübergehende Geisteskrankheit gewesen sein, als ich dich mal toll fand! Ich fahre jetzt zu Sakuras Wohnung und schau mal, ob ich Pyjamas und Unterwäsche finde! Und dann gehe ich zu ihr ins Krankenhaus!" „Ino?“ Chouji hinter der Theke sah schrecklich besorgt aus. „Ist schon gut. Ich bin okay", behauptete sie mit belegter Stimme. Sie gab sich einen Ruck, um zur Theke zu gehen, sich darüber zu lehnen und ihm einen raschen Kuss zu geben, „du arbeitest weiter- ich ruf dich später an, Schatz." rasch wischte sie sich mit der Handkante die übrigen Tränen weg. „Fahr nicht selbst, wenn du so durcheinander bist!“, rief er ihr hinterher. „Tu ich nicht, ich nehm die U-Bahn. Ich texte dir, wenn ich da bin.“ Shikamaru stand da wie betäubt und sah ihr zu, wie sie in Richtung Ausgang stöckelte- hellblondes, langes Haar in hohem Pferdeschwanz, kurzes Kleid, Riemchensandalen, lange Beine... Und plötzlich sah er wie in einer Vision üble Vorahnungen davon, wie Ino in einem schmutzigen U- Bahn- Waggon hinunter in zwielichtige Viertel fuhr... Wie sie einen graffittibeschmierten Hochhauskomplex betrat, mit dem Fahrstuhl nach oben fuhr, wie in den Schatten des leeren Gangs etwas dort auf sie wartete-... Etwas mit einer Sense, das hinter ihr auftauchte, sie von der Zimmertür bis ins Treppenhaus jagte- wie die Sense auf ihre panisch schreiende Gestalt herunterfuhr und rubinrotes Feuerwerk aufplatzte: erst an ihrem linken Bein um sie am Rennen zu hindern... dann an dem Arm, den sie ausstreckte, um sich zu schützen, dann im Gesicht-... und dann, zuletzt, wie das Ding sie auf blutiger Schleifspur wimmernd und zuckend außer Sichtweite zog-... „... Warte!“, stieß er hervor. Sie blieb wie angewurzelt stehen, stemmte eine Hand in die Hüfte und drehte sich augenrollend zu ihm um: „Was?!“ Der Nara schluckte. „Du... uhm... solltest allein nicht dorthin gehen. Bring ihr... doch einfach was von dir mit?“ Sie schnaubte: „Wovon redest du, huh?!“ „... Wirklich“, Shikamaru spürte eine flaue Übelkeit, „Du solltest nicht zu der Wohnung gehen. Wer weiß, wie die... naja... aussieht.“ „Wenn´s um das rosa Schneckchen redet, hat er Recht!“ Jemand polterte durch den Eingang, eine bullige, schwerknochige Gestalt mit zerzaustem, dunkelbraunen Haar, zu breitem Grinsen und verschlagenen, kleinen Augen. In Zivil war er fast nicht wieder zu erkennen- er tippte sich beim Blick auf Shikamaru zur Begrüßung mit zwei Fingern an die Stirn und nickte ihm zu, „Das gibt’s doch nicht, muss ich deine hässliche Fresse jetzt etwa auch noch in meiner Freizeit sehen, Nara?“ „Kankuro!“ Shikamaru war seltsam erleichtert von seinem Anblick. Ino dagegen wich angewidert auf Abstand. „Was-... soll denn das heißen?“ Der große Sabaku hob eine Schulter „Tja, die Wohnung von dieser, wie heißt sie gleich? Mit den rosa Haaren? Ist ein Tatort. Muss echt wild da aussehen, ist noch alles abgesperrt. Im Moment kommst du da auf keinen Fall rein. Frag mich eh, ob das alles wohl in der Wohnung passiert ist... und die Preisfrage: warum ist sie nicht auch so ein Puzzle für Fortgeschrittene, wie diese Anderen, die ihr gefunden habt?“ Ino wurde blass wie ein Leichentuch. „I-... ich-...“, sie warf einen letzten, fassungslosen Blick zu Shikamaru und gestikulierte dann schwach zur Tür, „Ich... ruf dich später an, Chouji.“ Damit taumelte sie über die Schwelle und war einen Moment später verschwunden. Shikamaru rollte die Augen in Kankuros Blick. „Wirklich...? Hast du nicht auch sowas wie absolute Schweigepflicht, was ungelöste Fälle angeht?“ Der Andere zuckte die Schulter. „Jah, aber findest du´s nicht auch irgendwie geil, wenn sie so angewidert gucken?“ Shikamaru warf ihm einen ernüchterten Blick zu: „Das Opfer ist ihre beste Freundin, Mann. Wenn ich schon unsensibel bin, was bist dann du?“ „Wer ich bin? Der Schrecken, der die Nacht durchflattert?" „Nicht lustig. Alter-... das ist echt geschmacklos." Kankuro hob die Schultern noch einmal. „Das Leben ist nunmal echt geschmacklos! Kann ich vielleicht was dafür? ... Was für ein Stress übrigens, Mann! Wegen eurem Biomüll haben wir heute eine beschissene Sonderkonferenz! Jeder, der nicht in appetitlichen hundert- Gramm- Stückchen im Kühlschrank liegt muss antanzen, egal ob er eigentlich frei hätte. Weißt du, wie mich das ankotzt? Ich hab vielleicht zwei Stunden geschlafen! Bevor ich da rein gehe, brauch ich was zum Kaffee, das meinen Blutzucker auf Touren bringt!“ Shikamaru reichte ihm wortlos seine Churros- Tüte. Kankuro nahm sie ihm mit erstauntem Blick ab. „Guter Mann!“, bemerkte er anerkennend. „Kann ich mit dir mitkommen?“, Shikamaru schob die Hände tief in die Hosentaschen, „Ich dachte, hilft euch vielleicht, wenn ich noch eine Aussage mache, also... je eher ich das hinter mir habe, desto besser... irgendwie ist das so ein blödes Gefühl...“ Kankuro vertilgte mit genüsslichem Schmatzen das erste Stück. „Keine Panik. Die werden schon was von dir übrig lassen. Du stehst unter meinem persönlichen Schutz, verstanden?“ Seine fettigen Finger angelten sich das nächste Stück aus der Tüte. "Ach ja?" Shikamaru beobachtete ihn von der Seite, „Meinst du das ernst?“ „Mmh-... hey... du bist meine persönliche Lieblingszecke. Das bedeutet, nur ich darf dich niederknüppeln. Na gut, abgesehen von vielleicht meiner Schwester... mein Beileid übrigens nochmal, wobei ich sagen muss, dass mir ihre jetzige Wahl besser gefällt." „Du bist so ekelhaft..." „Und du huldigst der Macht des Gesetzes mit kalorienhaltigen Opfergaben! Natürlich mein ich das ernst, Mann. Eine Hand wäscht die Andere. So läuft das... lass mich machen, das ist eine viertel Stunde Routine...“ Shikamaru nickte langsam. „Ich verlass mich auf dich.“ Kankuro schmatzte. „Dein Freund und Helfer, Mann!" ~ Tatsächlich war es schneller vorbei als befürchtet. Er wurde in einen Raum gebracht, ein junger Polizist- womöglich frisch von der Ausbildung- ließ ihn seine Version der Geschichte erzählen und tippte artig ein Protokoll. Vermutlich war nichts Neues dabei. Aber sie waren zufrieden, schüttelten ihm die Hand, nickten ihm freundlich zu. Er wurde entlassen und nutzte die Ausläufer seiner Glückssträhne, um so schnell wie möglich im Krankenhaus vorbei zu schauen. Dort war das Gespräch weniger angenehm. Nicht nur sein Personalchef- der Krankenhausleiter persönlich war zur Konferenz mit ihm angetreten, ein humorloser Mann mittleren Alters mit blitzender Brille und kurzem, silbernen Haar. Er stellte präzise Fragen, wie Pfeile in wunde Punkte, und es schien ihm zu gefallen, wie sein Angestellter sich dabei auf dem unbequemen Holzstuhl wand. Ob er sich vorstellen könne, auf einen wie viel stelligen Betrag ihn das Krankenhaus verklagen dürfte? Ob er generell der Auffassung sei, Krankenhauseigentum würde ihm gehören, sobald er außer Sichtweite war? Ob es gängige Praxis gewesen war, just aus Spaß an der Freude herumzufahren und Benzin zu vergeuden, statt vorschriftsmäßig zu warten, bis ein Auftrag kam? Shikamaru war ein mickeriges, eingeschüchtertes Häufchen Elend, als der Mann mit ihm fertig war und er endlich gehen durfte. Die Entscheidung, wie in seinem Fall verfahren werden sollte- insbesondere was gerichtliche Schritte betraf- würde einige Wochen beanspruchen, meinten sie. Erst dann konnte ein Urteil gefällt werden. Perfide Taktik, ihn darüber im Ungewissen zu lassen, was die Zukunft noch Schlimmes bereit halten würde... An der frischen Luft brauchte der Nara daraufhin erst einmal eine Zigarette. Das war nicht mal mehr einfach nur stressig, das war-... eine mittlere Vollkatastrophe, denn natürlich hatte er kein Geld. Im Nachhinein konnte er selbst nicht mehr sagen, was ihn geritten hatte, als er Narutos Drängen nachgegeben hatte und einfach hinterher gefahren war. Wie konnte man nur so dumm sein? Wie konnte er je auch nur eine Sekunde geglaubt haben, dass das keine üblen Konsequenzen nach sich zog? Nur ein kleines, wisperndes Stimmchen im Hinterkopf behauptete weiterhin, dass es alles halb so schlimm gewesen wäre, hätte er nicht die Kontrolle über den Wagen verloren. Hätte dieser Irre ihm nicht die Windschutzscheibe zerschlagen. Wäre ihr treues, altes Gefährt nicht umgestürzt. Auf dem direkten Weg zum Schrottplatz hatte er nur einen einzigen Gedanken, der ihn etwas aufheiterte- oder ihm zumindest ein zynisches Grinsen abrang: sein Outfit war in dem Fall leider komplett nutzlos gewesen. Es hatte den Klinikchef nicht dazu bringen können, sich spontan vor ihm auf den Boden zu werfen und ihm die Stiefel zu küssen. Schade aber auch... In dem Fall zumindest... Shikamaru hatte das Gefühl, dass allein der Blick seines Chefs seine Eier auf Rosinengröse hatte zusammenschrumpeln lassen. Er brauchte dringend etwas, das ihn wieder entspannte... Tief ausatmend hob er den Kopf in den leichten Wind. Er nahm noch einen Zug von der Zigarette, bevor er sie in den Rinnstein schnippte und mit tief in die Hosentaschen geschobenen Händen die Straße entlang schlenderte, auf direktem Weg zum Schrottplatz. Die Luft war frisch, selbst in dieser Gegend, wo lange Betonmauern sich an breite, graue Asphaltstraßen drückten. Schließlich sah er das Tor vor sich. Es unterbrach einen gut drei Meter hohen, von Holzplatten und Wellblech verstärkten Drahtzaun. "Welcome to Hachibi Island", stand dort in rot- schwarzer, dicker Graffitti- Schrift quer darüber, verziert von einer Pracht aus gesprayten Hibiscusblüten, bunten Vögeln und beschuppten Reptilien. Irgendwo, aus unsichtbaren Boxen dahinter, drang leise Rap- Musik... ~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)