The Darkside von somali77 ================================================================================ Kapitel 58: Im Fuchsbau ----------------------- ~ Sasuke wachte langsam auf aus einem tiefen, traumlosen Schlaf. Noch bevor er die Augen öffnete gab er ein kleines, entspanntes Ächzen von sich, weil er sich nach langer Zeit wieder einmal unglaublicherweise wirklich erholt fühlte. Um ihn herum war es angenehm warm und weich. Sein Kopf lag auf einem Kissen. Es roch nach sauberen Laken. Nur sein Rachen war trocken und es schmerzte ein bisschen im Hals, aber das war erträglich. Mmmh... Schwerfällig rieb er seinen Kopf noch etwas an der weichen Unterlage, schob sich tiefer unter die Decke, genoss das angenehm schwere Gefühl in den Gliedmaßen. Er fühlte sich merkwürdig... sicher. Der Zustand, dass er noch länger die Augen nicht öffnen wollte, obwohl er wach war, einfach nur weil es bequemer war liegen zu bleiben, war so ungewöhnlich, dass er sich über sich selbst wunderte. Er konnte sich nicht an das letzte Mal erinnern. Wahrscheinlich ging es zurück bis in die Zeit, als er noch ein Kind gewesen war. Ein kleiner Junge, der aus purer Verwöhntheit keine Lust hatte, aufzustehen und zur Schule zu gehen. Leise seufzend akzeptierte er die vertraute Welle von Traurigkeit, die jedes Mal kam, wenn er sich an etwas aus seiner Kindheit erinnerte-... aber selbst die war erträglich. Jetzt rümpfte er leicht die Nase, rieb sich die Augen und blinzelte verschlafen, während er seine langen Haarsträhnen aus dem Gesicht nach hinten wischte. „Mmmh...“, grunzte er. „Auch mal wach, Trottel?“, begrüßte ihn eine vertraute Stimme. Sasuke stutzte. Er rappelte sich mühsam mit einem Ellenbogen aufwärts, spürte ein ungutes, lähmendes Stechen und Ziehen in der Seite, zuckte zusammen-... aber der Schmerz war nicht genug, um ihn von dem völlig surrealen Anblick abzulenken. Was zur Hölle? Er blinzelte ungläubig, machte vermutlich ein reichlich dummes Gesicht und blinzelte noch einmal langsam wie um zu überprüfen ob er vielleicht noch schlief und das hier nur eine Art von verrücktem Traum war. „Was denn?“, maulte Naruto. Er stand in Spitzenschürze, mit Pfanne und Pfannenwender in der Hand am Herd einer winzigen Einbauküche unter einem Dachfenster und... brutzelte irgendwas. Durch das offene Fenster schien die Sonne. Eine frische Brise von draußen her brachte die zarten Pflanzen, die in kleinen Töpfchen um den Herd herum standen und von der Decke hingen, zum leichten Flattern der filigranen Blätter-... Es sah aus wie eine Dachwohnung. Eine stinknormale, reichlich enge aber irgendwie gemütlich eingerichtete Dachwohnung. Und er lag auf dem Sofa. Auf einem alten, braunen Polstersofa, bezogen mit weißen Laken und weißer, flauschiger Decke... mit spitzenbehäkelten Kissen, auf denen er offenbar die ganze Zeit friedlich geschlafen hatte! Er war dermaßen fassungslos, dass er nichts anderes tun konnte, als mit dummem Gesicht und halboffenem Mund seinen Lieblingsfeind anzustarren. „Guck nicht so!“, Naruto hob misstrauisch eine Augenbraue und hantierte weiter mit Küchengeräten, „Ich würd ja sagen, reg dich nicht auf, aber weil du ja immer gern das Gegenteil von dem machst was man von dir will-... bitte flipp jetzt so krass wie möglich aus und achte besonders darauf, dir den Schlauch aus der Seite herauszureißen, der deinen rechten Lungenflügel daran hindert, wieder wie ein kaputter Luftballon in sich zusammenzuschnurren...“ Sasuke zuckte etwas zusammen und wurde noch blasser als er ohnehin schon war, als er den Kopf drehte und tatsächlich eine Art Gummischlauch entdeckte, der unter der Decke hervorragte und in einem seltsamen Gerät mündete, das mit leisem Surren unappetitlich rötliche Flüssigkeit abzusaugen schien. Na wunderbar... „Und bevor du wieder den wilden Mann spielst wie im Krankenhaus-... lass um Himmels willen den Zugang drin! In der Infusion sind Elektrolyte und Schmerzmittel. Du wirst sowas von viel mieser drauf sein, wenn du die nicht kriegst. Und mal ganz ehrlich, das will nicht mal ich mir hier freiwillig antun. ´kay?“ Sasuke warf einen angewiderten Blick auf seinen linken Handrücken, auf dem aus einem dicken Verband ebenfalls ein viel dünnerer Schlauch herausragte, der bis zu dem Infusionsständer neben dem Sofa führte, an dem mehrere Flaschen hingen und vor sich hintropften. „Was... ist passiert?“, brachte er mühsam heraus. Es klang reichlich krächzend und er räusperte sich, was seinen Rippen gar nicht zu gefallen schien. Unbegeistert verzog er das Gesicht und versuchte wieder ruhig weiter zu atmen. „Du... warst ein Trottel wie immer, was soll schon passiert sein?“, schnaubte Naruto betont beiläufig, wich seinem Blickkontakt aus und schaufelte etwas aus der Pfanne auf einen Teller. Sasuke schnaubte spöttisch. „Wenn ich mich richtig erinnere warst -du- der Trottel. Welcher Depp außer dir kommt auf die Idee, einem bewaffneten Kerl an den Hals zu springen der ungefähr doppelt so groß ist, und ihn mit bloßen Händen niederzuringen?“ „Heh", Naruto rieb sich verlegen den Hinterkopf, "Zuerst hat es ja funktioniert!“ Es roch wundervoll... nach gebratenen Eiern, nach frischem Gemüse und... aufgebackenen Brötchen... Sasukes Magen gab ein bedrohliches Grollen von sich und sein Besitzer schob mit peinlich berührtem Gesichtsausdruck eine Hand über den flachen Bauch. „Willst du was essen?“, grinste der Blonde, „Cola steht neben dir auf dem Couchtisch. Ich dachte, wenn ich ein Wasserglas hinstelle wirst du wieder voll paranoid und du glaubst noch ich hätte dir irgendwas reingemischt ohne es dir zu sagen“ Sasuke warf einen Blick zum besagten Tisch. Ein sauberes Glas stand da, neben einer Dose Cola und einer Packung Schmerztabletten. „Cola...“, er verzog das Gesicht. „Sag bloß, du trinkst keine Cola.“ „... Pepsi ist mir lieber.“ Naruto rollte die Augen: „Du spinnst doch total!“ Sasuke streckte die Hand aus, versuchte sich möglichst wenig zu bewegen, um das Stechen in seiner Seite nicht noch mehr zu provozieren. Die Coladose fühlte sich glatt und kühl an. Er hakte den Finger unter den Verschluss. Mit einem Zischen öffnete sie sich, lebhaftes Sprudeln darunter brachte die Oberfläche der Flüssigkeit zum Tanzen. Er goß sich etwas davon in das Glas, setzte es ab, wartete bis der Schaum wieder in sich zusammengefallen war und nippte dann daran. Es war so überwältigend süß, dass sein ganzer Mund sich zusammenzuziehen schien. Irritiert rieb er sich seine Kehle. „...irgendwie tut mir der Hals weh...“ „Kommt vielleicht daher, dass Shikamaru dir seinen harten, steifen, zwanzig Zentimeter-... Beatmungstubus da runtergeschoben hat“ Sasuke hustete geschockt, verschluckte sich beinah an Cola und wusste kaum, was er sich als erstes halten sollte- die Seite oder den Mund, um peinliche Sabberunfälle zu verhindern. Narutos Grinsen war breit und schadenfroh. „Tja, das ist immer erstaunlich... Hättest du nicht gedacht, so ein Kaliber da unterzubringen, was?... Hier!“, er warf ihm schwungvoll etwas vom Pfannenschaber auf einen Teller, steckte eine Gabel dazu und ein halbes Aufbackbrötchen, schob beides zu ihm auf den Couchtisch. „Nicht zu schnell essen, sonst kotzt du. Und glaub mir, du kriegst einen Lappen und putzt selber, wenn das passiert!“ Mit unbegeistertem Grummeln nahm Sasuke die Drohung zur Kenntnis und drehte den Teller etwas, um den Inhalt misstrauisch zu beäugen. Köstlicher Duft drang ihm in die Nase. Er schluckte all das Wasser in seinem Mund, versuchte seinen Magen zu ignorieren, der schon wieder sehr lautstark nach Zuwendung forderte. „Was ist das?“, fragte er, und piekte vorsichtig mit der Gabel darin herum. „Omelette“ „Sowas wie Rührei?“ Naruto rollte die Augen. „Nein, nicht sowas wie Rührei. Omelette!“ „Mh...“ Sehr vorsichtig nahm er ein winziges Stück davon auf die Gabel, schnupperte ausgiebig, streckte die Zunge etwas nach vorn um zu kosten, nahm es dann ganz in den Mund und kaute. Ein warmer, goldener Schwall von Geschmack flutete seinen Mund. Er stöhnte leise. Oh Gott-... was war das? Fassungslos starrte er auf den Teller. Rasch nahm er noch eine Gabel. Nicht zu viel... nur ein Stückchen-... wesentlich schneller verschwand es diesmal zwischen dünnen Lippen-... und tief durchatmend ließ er es über die Zunge rollen. Da war gebratenes Ei-... samtweich und golden, mit einer feinen Butternote... die würzig süße Ahnung von frischen Frühlingszwiebeln... und Tomaten... winzige Stückchen von getrockneten Tomaten-... er hatte es immer für dummes Geschwätz von Wichtigtuern gehalten, aber jetzt hatte er tatsächlich das Gefühl, die Sonne darin schmecken zu können-... einen friedlichen Kräutergarten, irgendwo weit entfernt von der Stadt und dem Wahnsinn, irgendwo, wo Leute nicht nur eine Wohnung hatten, sondern-... zuhause waren. Er stöhnte ungläubig. „Was ist das?“, wollte er noch einmal wissen. „Omelette!“, wiederholte Naruto ein wenig ungeduldig, „Meine Güte, anscheinend hat es deinen Kopf noch schlimmer getroffen als die Lunge!“ „Warum bin ich hier?“, fiel Sasuke plötzlich ein. Nicht, dass er sich beschweren wollte. Ganz und gar nicht. Aber.. „Wo sind wir?“ „In Sicherheit“, seufzte Naruto, stützte sich rücklings auf der Theke ab und legte den Kopf etwas schief, „Das ist nicht meine Wohnung, falls du dich das fragst. Ganz doof bin ich ja auch nicht. Und hey... ich weiß zwar nicht, wer da jetzt alles inzwischen hinter deinem Hintern her ist und aus welchen Gründen, aber-... glaubst du, ich lass dich da hilflos im Krankenhaus, bis irgendeine gruselig pfeifende, falsche Krankenschwester mit Augenklappe und sexy Uniform dir Gift in die Venen spritzt?“ Sasuke musste widerwillig lächeln. „So wie in Kill Bill?“ „Verdammt richtig!" Naruto wischte sich mit dem Handballen eine zu lange Haarsträhne aus den Augen, „Du hast ja auch so eine Aura wie in Kill Bill um dich rum-... ich wette du würdest selbst im Wachkoma noch Leuten die Zunge abbeißen die dich ungefragt knutschen, genau so wie Uma Thurman... mann, da kann ich echt froh sein, dass ich nie Bill war!“ „Kannst du echt", jetzt grinste Sasuke mit gemeinem Augenfunkeln, „Der Name wär noch beschissener als Naruto" „Danke, Arschloch!" ~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)