The Darkside von somali77 ================================================================================ Kapitel 46: Dive in the Pool ---------------------------- ~ Kakashi atmete tief durch. Seine silbernen Haare waren leicht zerzaust, die Halbmaske über seinem Gesicht wie immer sorgfältig bis unter die rot umrandeten Augen gezogen. Hier stand er, im Auge des Wirbelsturms, mitten auf der Tanzfläche im Rasengan. Um ihn herum blitzten Lichter in verschiedenen Farben, kleine Leuchtpunkte flirrten in einem weiten Schwung über die Menge, führten den gleißenden Wirbel von spiralförmig aufblitzenden LED- Lämpchen an der riesigen Kuppeldecke weiter, der einen in einen hypnotischen Bann zog sobald man nach oben sah. Eine wogende, brodelnde Masse aus halbnackten Körpern schwappte zum Pumpen und Rollen der Musik gegen ihn. Er ließ den Kopf in den Nacken sinken, schloss die Augen, öffnete seine Handflächen nach außen und spürte wie den ersten Schnee des Jahres herabregnende Glitzerflocken auf seinem Gesicht. Das Rasengan war ein Gay- Club voller Kitsch und Klischees, aber vielleicht kam er gerade deshalb so gern hier her. Es fühlte sich herrlich vertraut an und irgendwie so... nostalgisch. Und wunderbar unkompliziert. Er musste einfach nur hier stehen und schon wollten alle möglichen Leute mit ihm... Kontakt aufnehmen. Kein kompliziertes Vorgeplänkel, keine Angst vor Zurückweisung, kein „Lass-uns-über-das-zwischen-uns-reden“. Einfach unverbindliche, wohlwollende, neugierige Berührung. Ohne Kommentar oder Vorstellung streifte jemand in all dem Gedränge ab und zu flüchtig mit der Hand über seine Schulter, manche ließen beim Tanzen die Finger über seinen Hintern oder die Oberschenkel gleiten, besonders Mutige kniffen sogar etwas zu. Er hieß sie alle Willkommen. Vielleicht war er im normalen Leben nicht leicht zu händeln... aber hier saugte er Nähe und Aufmerksamkeit in sich auf wie ein Schwamm. Außerhalb dieses Nachtlebens hatte und wollte er Niemanden. Hier konnte jeder der Nächste sein. Die Welt war voll von unglaublichen Möglichkeiten. Und war das nicht etwas Wunderbares? Jemand schob sich von hinten an ihn heran, ließ ihm unvermittelt seine Hand direkt in den Schritt gleiten um ohne Umschweife zuzugreifen, langsam und nachdrücklich die Umrisse durch die Kleidung hindurch zu umfahren, in eindeutiger Absicht zu streicheln und damit nach der ersten Überraschung einen Wirbel aus Interesse heraufzukitzeln, fast so hypnotisch und pulsierend wie die glitzernde Spirale dort über ihnen-... Whoa... Das war... ungewöhnlich. Und nicht so, wie er Angebote sonst annahm. Aber er war definitiv offen für Neues. Noch widerstand er der Versuchung, sich umzusehen. Die Unwissenheit so lange wie möglich aufrecht zu erhalten war Teil des Thrills. Der Andere schien jedenfalls genau zu wissen was er wollte, Kakashi spürte den großen Körper, roch diesen schweren Duft von Leder und kühlem Aftershave... genoss die Hand zwischen seinen Beinen, die mühelos genau die richtigen Stellen fand-... Mmh... zwischen wogenden Körpern und pulsierendem Beat ließ er seinen Kopf nach hinten sinken, fand die kräftige Schulter des Anderen. Muskulöse Arme umschlossen ihn. Seine Augenlider sanken auf Halbmast, die Pupillen rollten aufwärts, fixierten den gleißenden Strudel über ihnen der blitzte und flirrte, die Farbe von weiß zu blitzend blau zu blutrot wechselte, sich als Spirale in seinen glasigen Augen spiegelte und seine Lebensenergie ins Universum saugte. Kakashi war bereit zu fallen. Er war bereit, sich völlig in der Stimmung aufzulösen, ein Teil der Masse zu werden-... Die harte Hand des Anderen schob sich tiefer, packte ihn und rollte seine empfindlichsten Stellen zwischen festen Fingern. Ein kleines, heiseres Geräusch löste sich aus seiner Kehle-... Da spürte er in seiner Hosentasche ganz deutlich wieder das verdammte Handy vibrieren. Zur Hölle...? Zähneknirschend unterbrach er die Stimmung, krümmte sich vorwärts, quetschte die Finger dazu, zog es hervor, warf im chaotischen Halbdunkel einen Blick auf das leuchtende Display. Schon wieder Iruka! Augenrollend stopfte er das Gerät tief zurück und beschloss es den Rest der Nacht zu ignorieren. Diesmal aber wirklich. Er hatte keine Ahnung was mit dem Mann los war! All die Jahre war er ein ganz normaler Kollege gewesen, sie hatten sich gegenseitig respektiert, waren sich aber im Großen und Ganzen sehr aus dem Weg gegangen. Und jetzt? Seit er wegen diesem Rattenproblem in seinem Wohnblock aus der eigenen Wohnung ausgelagert worden war und bei Iruka netterweise eine – wohlgemerkt, vorübergehende - Unterkunft gefunden hatte, verhielt der Gute sich merkwürdig. Gestern Abend zum Beispiel war er nichts ahnend vom DVD- Verleih zurückgeschlendert, in der Hoffnung auf einen entspannten Abend allein, mit einem schönen Bier, einem Pornofilm-... und hatte sich unverhofft in einer abgedunkelten Wohnung wieder gefunden. Kerzenlicht... Selbstgekochtes Essen... Schmuserock als Hintergrundmusik! Und seine Reaktion? Schweißausbrüche! Iruka hatte anscheinend wirklich eine seltsame Art von Humor. Ob das etwas zu bedeuten hätte, hatte er gewagt zu fragen, während er mit sehr flauem Gefühl im Bauch auf dem Stuhl Platz gegenüber von seinem Gastgeber Platz genommen hatte. Irgendeine Art Jahrestag? X- Jahre gemeinsame Jugend- und- Heimerzieher- Geschichte im Konoha- Heim für Ein-Personen- Katastrophen? Nö, hatte Iruka völlig unbeeindruckt behauptet, er hätte einfach Lust zu Kochen gehabt, und Schmuserock fände er irgendwie so entspannend. Hmmm... Überzeugt war er davon nicht wirklich gewesen, denn-... mal ernsthaft, Möhrchen in Herzform? Klar, hatte Iruka geantwortet, mit beeindruckend gutem Pokerface das man ihm sonst gar nicht zutraute, er hätte vor Urzeiten dieses Gemüse- Schnitz- Set geschenkt bekommen und sich heute spontan entschlossen, das endlich zu testen. Kein Kommentar... Aber dann auch noch Rotwein zum Essen! Kakashi war kein Freund von Rotwein... nicht, dass er den nicht mochte, das schon, aber irgendwie... war das schon wieder so verkrampft. Rotwein zum Essen war so bedeutsam. So... spießig. Irgendwie war er mehr der Typ für Bier, aber wenn sein momentaner Zwischen- Vermieter ihm schon ein Glas einschenkte und ihn mit diesem lauernden Blick in die Mangel nahm, musste er ja gezwungenermaßen daran schnuppern und nippen und anerkennend etwas von fruchtig- schokoladiger Note brabbeln. Als ob er mehr Ahnung von Weinverkostung hätte, als ein Fisch von Fußball... Zu allem Überfluss hatten ihn auch noch irgendwelche Volldeppen mit SMS bombadiert! Es gab Momente, in denen die Wahl eines Klingeltons besonders peinlich war, aber immer wieder war zwischen verkrampftem Small Talk gnadenlos das unverkennbare Zischen und Gleiten von Justin Timberlakes „Sexy Back“ aus seiner Hose gescheppert und jedes Mal hatte er wieder hektisch nach dem Ausknopf getatscht, während ihm hinter seinem Rotwein und seinem Herzmöhrchen- Feinkostfutter auf dem Stuhl immer heißer geworden war. Denn verdammt nochmal, er musste schließlich auch immer gleich lesen was Leute ihm schrieben, das konnte ja wichtig sein. „Hey Kakashi, Bock auf nen flotten Dreier? War geil letztes Mal ;-) Izumo & Kotetsu“ „Grüße! Hab neues Zeug. Suche Testperson. Meld dich!- Cocoon“ „Aloha, du Verlierer der Jugend!!! Ich gebe es ungern zu, aber den letzten Sauna- Marathon hast du knapp gewonnen. RE- MATCH?!?!? - Mighty Gay“ Danach hatte er das Ding auf lautlos gestellt und irgendeine Entschuldigung erfunden die etwas mit „Hundefutter kaufen“ zu tun hatte. Unnötig zu erwähnen, dass er schneller aus der Tür heraus war, als man „Bindungsangst“ sagen konnte. Seit gestern Abend war er nicht mehr richtig zuhause gewesen, aber das war kein ungewöhnlicher Zustand. Feiern, vögeln, erst im Club dann auf irgendeiner Privatparty, irgendwo ein paar Stunden einschlafen, zerknittert aufwachen, duschen, umziehen, arbeiten gehen, weiterfeiern... Warum kam er wohl so oft zu spät und hatte diesen übernächtigten Ausdruck in den Augen? Iruka übertrieb es einfach mit seiner gluckenhaften Sorge um ihn. Er musste doch nicht ständig wissen, wo er war. Der Mann nahm seinen Beruf viel zu ernst... der sollte einfach mal lockerer werden... Auch wenn er ungern Gai rechtgeben wollte- ein Hoch auf die Götter der Jugend. Wegen grauem Haar und Ü-30- Partys bekam er zwar keinen Schreikrampf- aber so lange man noch nicht für Sex bezahlen musste, sollte man das doch ausnutzen so gut es ging... ~ „Oh mein Gott“, bemerkte Neji, sein blasses Gesicht erleuchtet von blitzendem Licht, strudelnden Leuchtpunkten und herunterrieselnden Glitterflocken, „Die spielen Petshop Boys? Ernsthaft? Sind wir schon wieder auf einer „Zurück-in-die-80er“-Party?“ „Komm schon, das ist ein Remix!“, rief Kiba mit im Licht glühenden Reißzähnen gegen den Bass an, „Und ich liebe den Song!... Let´s take a ride, run with the dogs tonight... in suburbia...!“ „Wenigstens nicht schon wieder Gangnam Style“, Neji schauderte leicht. „Was?!“, protestierte Lee lautstark, „Ich liebe Gangnam Style!“ „War ja klar“, Kiba grinste breit, hob den Arm und flickte dem Hyuga mit einem Fingerschnipp Silberglitter von der Schulter, „Aber keiner will dich tanzen sehen und der arme Gaara kann sich nicht wehren! Übertreibs nicht schon, bevor ihr richtig loslegt!“ „Mein Junge hier ist hart im Nehmen!“, fürsorglich schlang Lee einen Arm um Gaaras Schulter und tätschelte ihn, „Der ist ganz andere Sachen gewöhnt!“ „Darauf würde ich wetten“, Kiba lachte, „Aber für alle anderen musst du Kotztüten verteilen, das gibt ne schöne Sauerei!“ „Ich hätte nicht herkommen sollen“, seufzte Neji leidend und rieb sich sehnsuchtsvoll mit der Hand übers Gesicht, „Ohh... Seht euch all die Leute an! Alle tanzen, trinken, freuen sich ihres Lebens~...“ „Ficken nach Herzenslust...“, ergänzte Kiba hilfreich. Neji stöhnte gepeinigt auf und war der Nächste, der von Lee tröstend getätschelt wurde. „Wie kannst du nur so gemein sein!“, brüllte der Mann mit dem lackschwarzen Topfschnitt gegen die Musik an, „Der Arme sitzt inzwischen so lange auf dem Trockenen, dem laufen schon die Ohrläppchen blau an, stimmt´s Neji?“ Neji schmollte mit hoheitsvoll- kläglicher Miene vor sich hin. „Ist sein eigenes Pech! Er muss einfach mal selbst die Initiative übernehmen“, Kiba ruckte mitleidslos mit dem Kopf in Richtung Hyuga, „Auf dem Arsch sitzen und auf Sensationen warten hat vielleicht bei Uzumaki funktioniert! Aber jetzt ist ein bisschen mehr Action angesagt! Was dir nur gut tun wird, wenn du mich fragst!“ Indigniert wandte Neji den Kopf ab, lange, seidige Haarsträhnen rutschten nach vorn über die Schulter, bevor Verzweiflung und Ratlosigkeit seinen Blick zurück brachten. „Weißt du, das sagt sich so leicht!“, rief er, „Aber so was hab ich noch nie gemacht! Was soll ich denn anstellen? Was, wenn er mich dann auf einmal … pervers findet oder billig und unanständig?“ „Aber Neji!“, Lee war geschockt, „Wie kommst du auf sowas? Schau dich an! Welcher normale Mensch könnte dich je für billig zu halten?!“ „Ja, mann“, Kibas Grinsen zog sich von einem Ohr zum Anderen, „Du darfst halt die Rolex nicht ausziehen!“ Während Neji dem lachenden Inuzuka ein, zwei herzhafte Fingerknöchelstöße mit Schwung in die Rippen pumpte, gab es für Gaara Zuwendung und Aufmerksamkeit. Der Rotschopf blinzelte schwer. Er war unüblich warm angezogen für den dunstigen Club, ein weißer Schal vermummte sein Gesicht bis zur Nase. Lee schob die Finger in seine roten Strähnen, gab ihm einen Kuss auf den Augenwinkel und kraulte ihn, sprach mit ihm, bekam Blickkontakt und ein kleines Nicken. „Ich brauche jetzt einen Drink“, schnaufte Neji finster, als er eingesehen hatte, dass es mehr brauchen würde, um Kibas Gelächter zu stoppen, als er austeilen konnte ohne von Sicherheitsleuten vor die Tür geschleift zu werden. „Scheiß auf die Kalorien, heute Nacht gibt es Alkohol.“ „Yeah, wir trinken auf Nejis außerordentlich glatten Hintern!“, brüllte Kiba gegen die Musik an und klopfte ihm auf die Schulter, „Heute morgen noch ein gerupftes Hähnchen, abends der stolze Schwan- Mister Sexy persönlich!“ „Mein Hintern war vorher schon glatt“, motzte Neji empört, „Es ging um die Beine, okay?“ „Was ist das eigentlich für ein Job?!“, interessierte sich Lee, „Für den du total glatte Beine brauchst?“ „Ah", Neji seufzte, wedelte abwehrend mit der Hand durch die Luft, "ihr kennt doch die Geschichte von diesem Agentur- Typen, der mich in der Stadt vor diesem Café einmal angesprochen hat?“ „Klar!“ „Naja und das lief eben über den... das eine ist Kaffee-Werbung, das zweite ist fürs Hotel. Ich will das jetzt nicht ernsthaft irgendwie als festen Job machen oder so, klar, aber ich dachte, naja-... wenn man schonmal die Chance hat-...?“ „Kein Neji- PinUp- Kalender?“, Kiba zog eine gespielt enttäuschte Schmollmiene Der Hyuga reckte sein Kinn höher: „Ich habe dieses Jahr zufällig die Leitung im Marketing für unser neues Projekt", seine Stimme war kühl und bestimmt, "Das ist nichts anzügliches- total professionell und künstlerisch wirklich hochwertig! Wir hätten ein externes Model buchen können, aber das wäre teuer gewesen, und-... auf diese Weise bleiben die Ausgaben im Betrieb.“, er hob eine Schulter. Kiba lachte, „Und die Preisfrage iiist... wird dein Onkel das jetzt wohl toll finden, dass du Budget gespart hast, oder wird er einen Blutsturz kriegen, weil sein vielversprechender Neffe sich mit nackten Schenkeln auf einem Werbeträger räkelt?“ „Das-... ist mir ehrlich gesagt scheiß egal!“, schnaubte Neji errötet, „Her mit dem harten Zeug!“ „Yeah! Gut so!“, Lee war begeistert von diesem Ausbruch an Kampfeswut, „Dann klappt´s auch mit deinem Nara! Komm über ihn wie eine Naturgewalt! So dass er hinterher nur noch hechelnd daliegt und nicht weiß, was ihn überfallen hat! Zeig ihm das wilde Feuer der Jugend! Woohooo!“ Neji, wieder einmal vom Klammergriff in Lees überschwänglichem Enthusiasmus geschüttelt, hob den Zeigefinger: „Alkohol. Bitte.", gab er von sich, "Sofort.“ „Haha! Klar, was willst du?“ „Mh... Cosmopolitan.“ "Kiba, du?" „Ich nehm ein Bier“ „Gut", jubelte Lee, "Ich will Dr. Pepper und Gaara kriegt ein Mineralwasser. Hat jemand kurz einen Stift?“ „Hey!“, aus der Masse tanzender Männer kam kichernd und glucksend Hinata heran gestolpert, „Guckt mal, was mir jemand geschenkt hat! Voll nett, oder?“, sie setzte sich einen Haarreif mit flauschigen, halb herabhängenden Hasenöhrchen auf und legte strahlend den Kopf schief. Kibas Augen glommen jagdlustig auf. Er schlang seinen Arm um sie, nahm sie in festen Griff, um ihr mit heißem Atem und spitzen Zähnen am Hals zu knabbern: „Oh ja... zum Anbeißen, mmmrrh“ „Yieks!“, quietschte sie lachend, „Du kitzelst mich! Ahaha! Hör auf! Kiba!“ „Zu spät! Ich rede nicht mit meiner Beute! Heute Nacht gibt es Hasenbraten!“ „Kibaaaa!“ „Ach du sch-...“, entfuhr es Neji plötzlich, der den Blick auf eine der geschwungenen Treppen gehoben hatte, die die runde Tanzfläche säumten. Er schlug seinen Handrücken mit Schwung an Lees Arm, um Aufmerksamkeit zu bekommen, „Schaut mal wer da ist..!“ "Huh, was?" Aller Augen hoben sich, folgten der Richtung in die er zeigte. Dort, an der Spitze der Treppe stand jemand, dem das Gebläse der Luftumwälzung das unheilvoll schwarze Haar zum Flattern brachte. Den Kopf hoch erhoben, den Blick in die Ferne, eine solche Präsenz ausstrahlend, dass die Leute zurückwichen ohne dass er es nötig hatte sie zu berühren. "Sasuke!“, staunte Lee. „...Uchiha.“, zischte Neji mit feindselig schmalen Augen. Kiba zog nur seine Freundin näher und verbarg ein stilles Grinsen in ihrem Haar. ~ Er bewegte sich wie in einem unsichtbaren Energiefeld. Alles um ihn herum geschah wie in Zeitlupe. Es war ein unwirklicher Zustand. Eine Traumsequenz. Seine Haare flatterten, die Schnallen an seiner Lederjacke wippten leicht bei jedem Schritt abwärts, vor ihm teilte sich die Menge in zwei Hälften wie das rote Meer. Selbst der Flitter schien nur um ihn herum zu fallen. Sasuke setzte einen Schritt vor den Anderen, hob den Kopf, schloss kurz die Augen und fand sich wieder über dem riesigen, tosenden Strudel des Rasengan, der ihn unwiderstehlich in sich hinein saugte wie der Mahlstrom. Unter der offenen Lederjacke war sein Oberkörper nackt. Schimmernde Haut spannte sich über harte Muskeln. An seinem Bauch zuckten und rollten sie leicht bei jedem Schritt die Treppe hinunter. Der klar definierte Oberkörper, das sanfte Tal seines Brustbeins das sich über den Bauchnabel abwärts streckte, um über dem Verschluss der Hose in samtiger, glatter Haut zu münden-... die leichte Wölbung der Hüftknochen seitlich... Seiner Aura von Dominanz und Gefährlichkeit war er sich sehr bewusst, und genau so wurde er auch behandelt. Er hatte die Dinge im Griff. Zumindest wirkte er so. Die Menschen wichen vor ihm zurück, bestaunten ihn aus der Ferne, wünschten sich, dass etwas von seiner wilden Energie auf sie abrieb. Ihm gefiel diese Vorstellung. Er mochte Bewunderung. Ohne weitere Umschweife tauchte er deshalb auch hinein in die Menge und besah sich das Angebot... Ein paar Meter vorwärts, ein Rundumblick, ein glühender Augenkontakt und schon hatte er einen blassen, blonden Jungen mit schimmernd blauen Augen erwischt. Der Fremde starrte ihn an, fast schon mehr Angst in seinem Blick als Vorfreude-... regungslos wie ein Kaninchen vor einer Schlange, bevor Sasuke ihn kurzerhand am Kragen fasste, näher riss und ihm nach kurzem Zögern tief und grimmig die Zunge in den Rachen schob. Der andere schmeckte nach Erdbeerkaugummi. Und er bot keinen Widerstand. Mit kalten, nervösen Fingern versuchte er Halt an der nackten Haut von Sasukes Brustkorb zu finden. Der Uchiha grollte leise und tief in der Kehle, als er den anderen leicht und sehnsuchtsvoll in die Lippen biss. Das brachte ihm erschrockenes Keuchen, Zittern und völlige Schreckstarre ein. Langsam zog er sich zurück, betrachtete das glatte Gesicht. Jetzt erst fiel ihm die seltsam ovale Form auf, die kleine Stupsnase-... der reichlich fremde Gesichtsausdruck. Wie hatte er das übersehen können? Dieser Typ war nicht einmal richtig blond sondern wasserstoffgebleicht... ernüchtert stieß er ihn von sich. Der nächste Fang den er machte-... er hielt sich nicht mit Flirten und Vorspiel auf, sondern zog einfach ein Stück weiter den Nächsten der ihm gefiel aus der Menge... hatte zerzaustes, aschblondes Haar, ein Lippenpiercing und rebellisch geschminkte Augen. Naturblond, immerhin... Und nicht so langweilig wie der erste. Vor ihm baute er sich auf, ließ seinen glühenden Blick von oben nach unten sinken. Er wusste gut, was seine Körpersprache für eine Wirkung hatte und heute Nacht zog er alle Register, streckte den Rücken, neigte einladend den Kopf-... mit Erfolg. Der Andere drängte ihm mutig entgegen, hatte keine Angst auch auf Körperkontakt zu tanzen. Hellgrüne Augen blitzten mit sehr großen Pupillen, er grinste ein lüsternes Grinsen, legte frech den Kopf schief, als Sasuke ihn mit einer Hand auf dem Brustkorb zurück schob-... und dann, als er endlich durfte, kam er nah, ließ seine Hand auf die Hüfte des Uchiha rutschen, rieb die Nase am Schwung des Unterkiefers vor dem Ohr. Sasuke stand da wie versteinert, den Kopf leicht geneigt, die Augen geöffnet-... und reagierte auf die kühlen, lockenden Lippen an seinem Mund. Er küsste und ließ sich küssen. Aber als sie sich schließlich lösten, ließ er seine Augen über das Gesicht des Anderen huschen, rieb ihm sanft und ein wenig ratlos mit dem Daumen die glatte Wange, als würde er etwas vermissen. Auch den zweiten schob er nach kurzer Zeit weg und anstatt noch mehr Versuche zu starten strebte er erst einmal in Richtung der nächsten Alkoholquelle. Grimmig verkrampften sich seine Kiefermuskeln. So wurde das nichts. Wahrscheinlich musste er erst etwas trinken... ~ Kakashi steckte inzwischen mit durchgewölbtem Rücken und hohem, pochendem Puls an der Bar zwischen zwei großen, gnadenlosen Händen, die seine Zweifel im Sturm niederzwangen. Die erste lag tief hinten in seiner Hose und ließ die Finger in langen, genüsslichen Kreisen über beide Hinterbacken und in das schmale Tal dazwischen gleiten, die andere hielt ihn vorn fest im Griff um ganz langsam zu pumpen. Quälend, aufreizend, vollkommen in Kontrolle. Später würde er nicht mehr sicher sein ob es der Alkoholpegel im Blut war, die Amphetamine, das Amylnitrit oder einfach nur der scharfe Lederkerl auf dem Barhocker vor ihm, dessen Atem nach torfigem Whiskey schmeckte und dessen Zunge in sicherer Dominanz seinen Mund in Besitz nahm. Jedenfalls fühlte er sich so zittrig und ausgelaugt wie schon lange nicht mehr. Starke Finger massierten sanft seine rechte Hinterbacke und je näher sie dem ungeschützten Zentrum kamen, desdo nervöser wurde er. Zwei dicke Fingerkuppen rieben mit leichtem Druck in die enge Spalte hinunter und er unterbrach keuchend das heiße, rollende Gleiten der Zungen für einen Moment, bevor der Andere ihn zurück zog. Seine Schenkel zuckten, er rieb sein Becken nach vorn. Längst saß er mit gespreizten Beinen auf dem Schoß des Anderen und er hatte keine wirkliche Ahnung wie das eigentlich passiert war. Denn einerseits machte es ihn zwar verflucht scharf- okay. Aber andererseits war er über das Alter irgendwem auf dem Schoß zu sitzen doch weit hinaus-... Die Hand an seinem Hintern löste sich langsam aus seiner Hose, streichelte ihm den Rücken. Der fremde Mann löste den Kuss, rieb seine vernarbte Wange an Kakashis glattem Gesicht. "Du bist heiß, Junge", grollte er anerkennend, "Sicher, dass wir uns nicht schon mal irgendwo gesehen haben?" "Nicht dass ich-... wüsste", schnaufte Kakashi. "Mmmmh... warst du beim Militärdienst?" "… Jepp" "Welche Einheit?" Ein hohles Lachen drängte aus der Brust des Mannes mit den silbernen Haarzotteln, er schüttelte nur den Kopf. "Eine, von der man nicht fremden Leuten im Club erzählt", meinte er. "Ach ja?", der Griff der Hand vorn wurde enger, so weit bis Kakashi unwillkürlich mit dem Becken zuckte um dem langsam deutlicher werdenden Schmerz zu entgehen. "Ich war Ausbilder...", raunten vernarbte Lippen ruhig lächelnd in seine Ohrmuschel, "Und Spezialist für Verhörtechniken... mal sehen, ob ich das nicht noch rausfinde..." Etwas in Kakashi verkrampfte sich, und er versuchte ein selbstironisches Lächeln. "Lieber nicht... von sowas hab ich wirklich die Nase voll" "Ach ja?", mit ernsthaftem Interesse schob ihn der Andere auf Abstand, musterte ihn. Er hatte eine wirklich eindrückliche Erscheinung: Ein dunkles Tuch um den Kopf geschlungen, breite Narben quer über dem Gesicht, dunkle, schmale, durchdringende Augen. Seine Stimme war rau und finster. "Warst du ein böser Junge?" Kakashi blinzelte. "Themawechsel", bemerkte er kopfschüttelnd. "Mmh...", der Andere hob die Mundwinkel, griff ihm in den dichten Haarschopf am Hinterkopf und zauste ihn leicht und wohlwollend. Er gab ihm einen langen Kuss unter die Schläfe, dann noch einen knapp vor das Ohr... „Wir sollten später einen kleinen Spaziergang machen“, raunte er. "Mh... wo-...hin denn?“ Diese große Hand glitt schon wieder tief und wie selbstverständlich auf nackte Haut. Mit seiner Maske bis aufs Kinn hinuntergeschoben kam Kakashi sich peinlich entblößt vor. Er versuchte sein Gesicht an der Schulter des Anderen zu verstecken. „Es gibt da diesen Club, den nennt man das „Darkside“....“, flüsterte der Fremde. Etwas in Kakashi erstarrte zu Eis. „... reicht dir-... unser schöner Darkroom denn nicht?“, seine Stimme klang seltsam substanzlos und heiser. „... nicht für das, was ich vorhabe“, schnurrte der Andere ihm ins Ohr. Langsam glitten runde Fingerkuppen kleine Kreise auf empfindlicher Haut. Kakashi biss sich auf seine Unterlippe. „Wenn ich einen schönen Mann wie dich sehe", fuhr der narbengesichtige Mann mit dem Ledermantel leise fort, küsste mit offenen Lippen sein Ohr, "will ich ihn einfach weinen sehen... es gibt nichts was so wunderschön ist wie ein stolzer, starker Mann... der sich unterwirft...“ Kakashis Kehle verkrampfte sich bei den Worten. Seine Eingeweide wurden zum eisigen Klumpen. Er kämpfte sich auf schwache Beine, schob langsam aber entschlossen die streichelnden Hände von sich, zog sich zurück ohne sich noch einmal umzusehen und verschwand in der Menge. „Hey“, klang ihm die raue Stimme noch hinterher, „Was soll das? Haust du ab?!“ „Ich-... muss aufs Klo!", brüllte er zurück, "Hab glaub ich was Falsches gegessen!“ Phew... Erst an der dunklen Treppe zu Toiletten und Darkroom hinunter bekam er das erstickende Gefühl wieder halbwegs unter Kontrolle. In seiner Hosentasche vibrierte schon wieder das Handy. Irgendwie war er fast froh darüber. Es vertrieb die Betäubung und half ihm zurück an die Oberfläche der Wirklichkeit. Fahrig wischte er sich mit der Handkante kalten Schweiß von der Schläfe. „Psst“, zischte eine merkwürdig vermummte Gestalt aus dem dunklen Winkel im Flur vor dem Herrenklo, „Hatake... Ich hab dir ne SMS geschrieben. Du hast bis jetzt nicht geantwortet. Willst du was Abgefahrenes ausprobieren?“ Kakashi hielt inne. Hochgeschlagener Kragen, runde Sonnenbrille, vermummtes Gesicht... „Shino, mann...“, lachte er mühsam, „dass sie dich immer noch nicht erwischt haben?“ „Hey, meine Ware ist exklusiv. Und nicht illegal. Hier- die neuste Entwicklung: absolut bombastischer Cocktail aus präzise abgestimmtem Insektengift..." Er zauberte aus den Tiefen seines Mantels eine kleine, blauweiße Tube hervor. "Ich hab´s in normales Gleitgel gemischt. Pur führt es wahrscheinlich zu unangenehmen Nebenwirkungen... Spanische Fliege ist dir ein Begriff? Das hier ist selbst in verdünnter Form viel effektiver. Einmal aufgetragen sorgt es für absolute Geilheit und eine stahlharte Erektion. Macht jeden Benutzer willenlos scharf... Kostprobe gratis! Ich will nur deinen Erfahrungsbericht, hm? Und du solltest demnächst mal vorbei kommen, für ein paar Testreihen...“ Kakashi nahm die Tube zwischen zwei Finger um sie misstrauisch zu betrachten. „... Heißt „Kostprobe gratis“, noch kein Mensch hat das vorher mal ausprobiert?!“ Shino schwieg vielsagend. Unheimlich glommen schwarze, runde Brillengläser in der Dunkelheit. "Du bist so ein Freak", seufzte Kakashi und steckte schulterzuckend die Tube ein, "Ich geh pinkeln..." "Sparsam auftragen!", klang es ihm hinterher, "Du wirst mich anbetteln für die nächste Portion!“ „Ist klar...“ Er stieß die Tür zur Toilette auf und atmete durch. Glücklicherweise war im Moment hier nicht allzu viel los. Es gab Momente und Tage wo kein Mensch in Ruhe sein Geschäft erledigen konnte, weil alles voll gestopft war mit notgeilen jungen Kerlen, bis zum Haaransatz voll mit Hormonen. Heute war keiner davon. Immerhin. Kopfschüttelnd ging Kakashi zu der Reihe der Waschbecken, um den Hahn aufzudrehen, seine Hände darunter zu halten und sich einen Schwung kaltes Wasser ins Gesicht zu klatschen. Dann blinzelte er, hielt sich mit den Händen am Rand des Beckens fest und hob schließlich langsam den Kopf. Ausdruckslos starrte er in das Gesicht, das ihm von dem riesigen Spiegel her entgegensah. Glitzerflocken in seiner wilden, silbernen Mähne, ein müder, ausgelaugter Ausdruck rings um die Augen. Wassertropfen plitschten von seiner Nasenspitze abwärts ins Waschbecken, er riss ein Papierhandtuch aus dem Spender und rieb sich damit ab. Hinter ihm warf plötzlich mit lautem Krachen ein großer, schwerknochiger Mann mit dunklem, weitem Ganzkörperanzug die Tür auf und kam kopfschüttelnd in den Waschraum, kunstvolle Linien aus dicker, sattvioletter Schminke im Gesicht, eine Kapuze auf dem Kopf, deren Ecken rechts und links sehr betont wirkten, als sollten sie eine Art Ohren darstellen. "Hatake, alles fit?", knurrte er. Der Angesprochene warf einen Blick seitwärts ohne den Kopf zu drehen. „Hey Kankuro.“ „Gut dich zu sehen, Mann! Ich sag´s dir. Es ist nicht zu fassen. Da will man einmal im halben Jahr entspannt clubben gehen- ein paar kühle Blonde, ein bisschen Speed-... kaum mach ich einen Schritt auf die Tanzfläche seh ich meinen kleinen Bruder da mit seinem Hardcore- Freund!", er schüttelte wieder den Kopf, so dass die spitzen Ohren leicht wippten, "Mein Abend ist total gelaufen!“ Kakashi seufzte. „Bleib geschmeidig“, brummte er und pellte nebenbei doch wieder sein unvermeidliches Handy aus der Jeans, „Der Junge ist volljährig, der will nur seinen Spaß...“ Seit gestern Abend zehn Anrufe in Abwesenheit? Was wollten die alle von ihm? „Von mir aus kann er auch Spaß haben!", beschwerte Kankuro sich lautstark, "Aber doch nicht in meinem Club, Mann! Das sind Bilder, die die Welt nicht braucht! Weißt du wie abtörnend das ist?! Du wackelst lässig rum, alles schön geil und so und dann hast du auf einmal jemanden vor der Nase den du als kleinen Knirps kennst und den du mal versucht hast, von all sowas abzuhalten, was du selber machst!“ Kakashi zog seine Maske zurecht und schmunzelte darunter amüsiert. "Warst ja eh nicht erfolgreich, also reg dich nicht auf..." "Tze, du kapierst das nicht! Es sollte verboten sein, dass Leute für die man mal so was wie ein Vorbild war in die gleichen Locations weggehen dürfen wie man selbst!" Der geschminkte Kerl mit der Katzenöhrchen- Kapuze schüttelte sich vor lauter Widerwillen, baute sich breitbeinig vor einem der Pissoirbecken auf, zog mit hellem Sirren den Reißverschluss herunter und packte aus. „Das ist zum Kotzen! Jahrelang sieht man kein Haar von ihm und jetzt wo er sich ausgetobt hat, bevölkert er meine Clubs! Ich war vor ihm da! Siehst du, was für ein verdammtes Glück, dass wenigstens unsere Schwester auf Muschis steht! Auf meine Kontaktanzeige haben sich auch nur lauter Psychos gemeldet!“ Kakashis flüchtiger Blick zur Seite auf Kankuros wirklich beeindruckend breites Exemplar von Hosen- Anakonda war reiner Reflex. Er blieb vor dem Spiegel stehen und piekte einen Finger gegen die dunklen Ringe um seine Augen, die ihm jetzt erst bei all dem Licht richtig auffielen. Neben ihm rauschte ein kräftiger Strahl ins Wasser. „Mh“, grunzte der Hatake unbegeistert, „Kontaktanzeigen sind doch blödsinnig... nimm dir lieber ne Gratisprobe von Shino und feier durch...“ „Weißt du was? Ich glaube das mach ich auch“ Kankuro pinkelte in Ruhe zu Ende, schüttelte ab, packte umständlich wieder ein und kam zum Waschbecken. Sein Blick traf Kakashis im Spiegel, als er sich die Hände wusch. „Irgendwer hat was von ner Gang Bang- Party erzählt. Vielleicht schau ich da mal vorbei. Hey! Wenn es cool ist, schreib ich dir ne SMS! Dann kannst du ja auch noch kommen! Man sieht sich, Mann!“, zum Abschied klopfte er Kakashi auf die Schulter. „Mmh... hey warte kurz-...", ein schneller Griff von Kakashi bekam ihn am Oberarm zu fassen, "Hast du noch Poppers?“ Kankuro stutzte, kramte dann in einer der unsichtbaren Taschen seiner Kleidung und warf dem Anderen etwas zu das Kakashi mühelos aus der Luft fing. "Danke, du hast was gut bei mir..." "Schon gut, vergiss es" Als die Tür von außen her zufiel, konnte Kakashi sich endlich auf die Liste verpasster Anrufe in seinem uralten Handy konzentrieren. Mal sehen... Eine SMS von Asuma hatte er vorhin verpasst: „Morgen Training? - A“ Bisschen kurz, wenn das alles war, was er nach längerer Kontaktpause zu sagen hatte, aber Kakashi fand es sehr beruhigend überhaupt ein Lebenszeichen von ihm zu haben. Er hatte immer halb den Verdacht, dass seine Freundin ihm irgendwann in einem Anfall von Heißhunger wichtige Körperteile abbeißen würde. Schwangere Frauen waren doch einfach unheimlich. Die Vorstellung von Geburten war für ihn eng verknüpft mit dieser Chestbuster- Szene aus "Alien". Er schauderte leicht. Acht von zehn Anrufen waren von-... Iruka. Er scrollte weiter zurück in der Liste. Zur Hölle..? Sakura, mitten in der Nacht? Diese bescheuerten Kids und ihre blöden Scherzanrufe. Wie kamen die nur immer an seine Privatnummer? Bestimmt war sie total besoffen gewesen und hatte sich mit ihren Freundinnen halb kaputt gelacht... Einen letzten Blick warf Kakashi in seine müden Augen im Spiegel. Dann schnippte er geübt gegen den Verschluss von dem kleinen Fläschchen das er bekommen hatte, hob es unauffällig zur Nase und sog ätzenden Geruch tief in sich hinein. Unwillig schüttelte er den Kopf, blinzelte, zog die schwarze Gesichtsmaske wieder ordentlich über die Nase hoch und schob sich zurück in den Gang vor den Toiletten. Die eine Richtung des Weges führte zurück zur Tanzfläche, die andere in den momentan überfüllten Darkroom. Der Andrang war ganz schön bemerkenswert-... sein Blick schweifte zu schummrig rotem Halbdunkel hinter einem Vorhang aus klimpernden, herabhängenden Ketten. Mehr der Neugier wegen, ob er jemand Bekannten sah. Jede Menge Körper, jede Menge eindeutige Vorgänge aber nein, kein bekanntes Gesicht... Schwer blinzelnd machte er sich an den Aufstieg zur Tanzfläche und spürte in der Sekunde das bekannte, heiße Gefühl davon wie ihm Blut in die Wangen stieg. Ihm wurde sehr warm. Das Mittel von eben zeigte Effekt. Und er hatte keinen Partner mehr, fuck. Von solchen Gedanken abgelenkt und den Blick auf den Boden gerichtet machte er einen Schritt zur Seite um nicht auf ein beschmiertes Kondom auf dem Boden zu treten und stieß prompt mit jemandem heftig zusammen. Uff... Eine sehr große, warme Hand griff ihn an der Schulter um ihn vom Zurücktaumeln abzuhalten und eine sehr dunkle, melodische Stimme tönte mit schwer rollendem, amerikanischem Akzent: „Whow~ langsam... alles okay bei dir, Bro~?“ Kakashi hob den Kopf. Vor ihm stand ein massiver Kerl mit einer Haut wie ein Caramell- Bonbon, verspiegelter Sonnenbrille, Tattoos im Gesicht und auf der Schulter, Muskeln wie ein Bauarbeiter. Der andere schien selber recht peinlich berührt über den Zusammenstoß und hob abwehrend die Hände... in einer Bewegung, die verdächtig nach Gangsterrap aussah. "Yo~, Alter, was geht, ey, du flasht mich extrem, kaum zu glauben denn ich hab dich echt gar nicht geseh´n, tut mir leid für dich aber nicht für mich, denn mal ehrlich, hey- für nen Mann mit grauem Haar bist du ganz schön scharf, ich frag mich ob ich nochmal mit dir zusammenstoßen darf, heh-", kurz hielt er inne und rieb sich fasziniert das Kinn, dann zog er ein kleines Notizbuch aus seiner Hosentasche, "Mann, das war gar nicht übel..." Kakashi blinzelte langsam. Er hatte einmal mehr das Gefühl, auf der Straße des Lebens heillos verloren gegangen zu sein... seine Realität war die Ausgeburt irgendeines verrückten Hirns. Es konnte nicht anders sein. Aber als er seinen Blick an dem breiten Körper des Anderen hinuntergleiten ließ, seine Augen über diese breiten Finger, diese riesigen Baggerschaufeln von Händen, dieses mächtigen Muskeln wanderten, hoffte er, dass das Schicksal ihm heute abend vielleicht doch noch ein bisschen gnädig war... ~ Sasuke kämpfte sich durch zur Bar und seine Genervtheit stieg beträchtlich. Zuviel Gedränge, zu wenig Stoff in seiner Blutbahn und ein ratloser, desorientierter Sexdrive, der sich nicht einmal durch beliebige Stellvertreter abreagieren zu lassen schien. Gott verdammt. So etwas ähnliches hatte er schon einmal gehabt, so genau erinnerte er sich an die Umstände nicht mehr, jedenfalls hatte sich das Bild von einer fast schmerzhaften, jämmerlichen Dauererektion, die sich einfach durch nichts mehr beruhigen lassen wollte sehr in sein Gedächtnis gebrannt. Damals hatte er gewichst wie ein Idiot bis die Handcreme alle war, er völlig wund und fast mit einer Sehnenscheidenentzündung geschlagen, aber egal was er angestellt hatte, er war einfach nicht gekommen und sein blöder Schwanz war beängstigenderweise immer halb hart geblieben. Und auch wenn das in den meisten Situationen etwas sehr Gutes war, das dem Selbstbewusstsein eines Mannes sehr schmeicheln konnte, war es in diesem Moment einfach nur beängstigend gewesen. Er erinnerte sich an den Horror des Gedankens, wie peinlich und umständlich ein Leben mit Dauererektion wohl sein musste, und dass er vielleicht lernen musste damit zu leben wie mit... einer dritten Brustwarze oder sonst irgendeiner Entstellung. Irgendjemand hatte erzählt, dass man bei so einem Problem zum Arzt musste, der eine Spritze mit irgendeinem entkrampfenden Mittel direkt in die Eichel spritzte und diese Vorstellung ließ ihn ernsthaft überlegen ob er vielleicht nicht doch lieber in Kauf nehmen wollte, dass sein Schwanz einfach abfiel-... Allein die Vorstellung! Den Göttern sei Dank hatte es von allein wieder nachgelassen. Und seither war das Phänomen zum Glück nie wieder aufgetaucht, also war es wohl wirklich nur eine dieser seltsamen Sachen gewesen, die einem im Laufe eines Lebens passieren konnten, einen danach aber in Ruhe ließen. Wie eine von diesen Kinderkrankheiten... Mumps... oder Keuchhusten. Der Punkt war, im Moment hatte er ein ungutes Deja- Vu. Nicht körperlich, sondern emotional. Er hatte das Gefühl er konnte tun was er wollte, nichts machte ihn so richtig an, aber nichts brachte ihn auch wieder so richtig herunter von seinem ratlos erregten Zustand. Alkohol war seine letzte Hoffnung. Na gut- seine vorletzte. Endlich war er an der Bar angekommen. Komisch, in dieser Sauna mit dem Rotschopf hatte es doch auch einigermaßen geklappt, seiner Gereiztheit die Spitze zu nehmen? A propos Rotschopf... da direkt vor sich erspähte er verdächtig bekannte Strähnen. Er schob sich rücksichtslos und mit dem Einsatz von Ellenbogen vor zum Tresen und warf einen Blick zur Seite. Tatsächlich, da war er. Das blutrote Tattoo auf der seitlichen Stirn, diese leeren Augen, die blasse Haut ohne die geringste Spur von Sommersprossen, was ihn irgendwie noch humorloser wirken ließ. Mit weiter, heller Kleidung und einem bis zur Nase hoch geschlagenen weißen Schal. Dem musste ja wirklich kalt sein. Sasuke sah, wie er mit dem Barkeeper Blickkontakt herstellte und einen kleinen Zettel mit Aufschrift über den Tresen schob. Es war zwar laut hier drin, aber diese Taktik schien ihm doch irgendwie ungewöhnlich zu sein. „Hey“, rief er einfach mal, um auf sich aufmerksam zu machen. Gaaras Augen glitten seitwärts, huschten einmal kurz und desinteressiert über ihn und richteten sich dann wieder nach vorne. Sasuke war sprachlos. „Redest du nicht mehr mit mir?“ Gaara ignorierte ihn geflissentlich, obwohl Sasuke sich sicher war, dass er ihn gehört haben musste. Das erste Mal hatte er ihn ja auch angesehen. Wenn auch auf eine Art, die ihm nun überhaupt nicht passte... gut, er musste zähneknirschend einsehen, dass Gaara bei aller Freakigkeit nicht zu unterschätzen war. Er war vermutlich gefährlich und ihm blieb nichts anderes übrig als ihm einen gewissem Respekt entgegen zu bringen. Irgendwie. Umso mehr brachte es ihn in Rage, dass er jetzt so behandelt wurde! Sie waren nie besonders herzlich miteinander umgegangen, aber das hier-... wenn er etwas überhaupt nicht ertragen konnte, dann war es die Tatsache, ignoriert zu werden. „Du kleiner Pisser“, grollte er zwischen gefletschten Zähnen hervor und verengte die Augen zu Schlitzen, „Wofür hältst du dich?! Bist wohl was besseres, weil du einen scheiß Entzug gemacht hast?“ Diesmal sah Gaara wieder her. Er justierte den Schal vor seinem Gesicht, rollte genervt mit den Augen und machte eine Geste mit der Hand, die Sasuke so gar nicht deuten konnte. Die ersten Getränke kamen, Gaara nahm sie an, brach dazu den Augenkontakt wieder und Sasuke riss der Geduldsfaden. „Ich rede mit dir“, zischte er und warf sich vorwärts, um in den weichen Schal zu packen, ihn wütend zurück an den Tresen zu stoßen, „Wie wärs mit einem bisschen Respekt?!“ Das Mineralwasser schwappte mit elegantem Schwung durch die Luft, landete halb in Gaaras Gesicht und halb auf seiner Kleidung, der Schal verrutschte, Sasuke stieß auf etwas merkwürdig unnachgiebiges darunter und erstarrte verdutzt. Mit grimmiger Heftigkeit schlug der Rotschopf Sasukes Hand von sich weg und zog in einer knappen Bewegung den Schal, den Kragen der Kleidung herunter, entblößte den Blick auf das, was darunter verborgen lag. Der weiche Kashmere- Schal verdeckte einen schwarzen, massiven Maulkorb aus Leder, der die gesamte untere Gesichtshälfte umschloss, knapp unter der Nase ansetzte, über beide Wangen bis zu den Ohren reichte und mit breiten Schnallen am Hinterkopf geschlossen war. Um den Hals hatte er ein Stachelhalsband dessen Metallkrallen sich in die weiche Haut gruben. Ein zweites, breites Halsband aus schwarzen Leder zeigte blitzende D-Ringe vorn und an den Seiten und bot Halt für eine mittelstarke silberne Eisenkette, die ihm über die Brust herabhing und tiefer unten in der Kleidung verschwand. „Oh... fuck...“, flüsterte Sasuke, „Oh fuck... das ist ja-... scheiße, das ist ja krank-... was ist das?“ Gaara rollte nur die Augen, schüttelte überschüssiges Wasser von den Fingern, schob den Uchiha entschieden mit dem Arm aus dem Weg und verschwand in Richtung Toiletten. ~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)