The Darkside von somali77 ================================================================================ Kapitel 36: Reue ---------------- ~ Sasuke schlich nur ein paar Blocks weiter über stille Straßen zu Kibas WG. Sein Kopf hing leicht vornüber, sein Schritte hatten nichts mehr von der üblichen Geschmeidigkeit. Insgeheim rechnete er damit, dass der merkwürdige Fremde schon feindliche Truppen mobilisiert hatte, um ihn zur Strecke zu bringen. Die Kinderheim- Geschichte glaubte er ihm nicht wirklich. Natürlich hatte ihn dort jeder gekannt- sämtliche Mädchen der Einrichtung und ein paar der Jungs- allen voran Naruto, hatten in einer Tour seinen Namen gerufen. Aber er selbst hatte sich nicht sehr für andere interessiert. Deshalb war auch die Geschichte mit den Doktorspielchen Bullshit. Er war zu der Zeit nicht in der Verfassung gewesen, irgendjemanden an sich heran zu lassen. Aber eigentlich war es doch auch egal... Inzwischen war er sich nicht mehr so sicher, was für einen Unterschied es überhaupt machte, wenn ihn in den nächsten Tagen ein Swat- Team oder ein Meuchelmörder erwischte. Vielleicht war das besser so. Vielleicht hatte er genau das verdient. Dass mit seinem Kopf nicht mehr alles stimmte, merkte er doch selbst. Der Gedanke, von irgendeinem unbekannten Namenlosen niedergestreckt zu werden wie ein Stück Jagdwild gefiel ihm zwar nicht, aber... es war einfach verdammt erschöpfend auf Dauer, nur noch Feinde zu haben. Womöglich war das ein guter Zeitpunkt um aufzuhören. Seit der Sache mit Itachi fühlte er sich so... kraftlos... Widerwillig schüttelte er den Kopf um die düsteren Gedanken zu vertreiben. Weg mit Gefühlen. Emotionen hatten noch nie geholfen. Kalt und sachlich bleiben. Sich auf klare, nahe liegende Ziele konzentrieren. Nur so hatte er bisher überlebt und deshalb... deshalb würde er jetzt erst einmal diese Sache mit Narutos Bekannten zum Abschluss bringen... Er hob den Kopf und richtete seinen Blick geradeaus. Straßenlaternen glommen gegen dunkle Hausfassaden und einen pechschwarzen Himmel. Von jedem einzelnen seiner Schritte war ein Echo zu hören, das sich in der Gasse der hohen Mauern fing. Dort vorn war sein Ziel. Bei dem gesuchten Haus mit den Läden im Erdgeschoss waren noch einige Fenster hell erleuchtet. In der schäbigen Gegend strahlte es eine bemerkenswert ruhige Präsenz aus. Sasuke hielt kurz inne und ging dann leise an den zur Straße geschobenen Restmülltonnen vorbei, über den Hof zum Eingangsbereich. In seinen schwarzen Augen spiegelte sich das Licht, das aus beleuchteten Fenstern heraus drang. Über den Eingang des Hauses rankte sich eine Kletterpflanze mit großen Blättern, die das Vordach zusätzlich abschirmte. Er ging darunter hindurch. Bei der Tür zum Hundesalon war alles still und dunkel. Dort war niemand mehr. Aber aus dem Tattoo- Studio drang noch Licht und ein helles, fräsendes Sirren, das an Zahnarzt erinnerte. Sasukes Nackenhaare sträubten sich bei dem Geräusch. Er war gar nicht amüsiert gewesen, als Kakashi ihm früher nach diesem Unfall bei einem Waldgeländespiel erklärt hatte, dass er sich jetzt gegen Tetanus impfen lassen musste-... Zahnarztbesuche hatte er meist erfolgreich vermieden. Ein kurzer Test überzeugte ihn, dass die Holztür zum privaten Treppenhaus und den Wohnungen im ersten Stock nicht verschlossen war. Die Jungs mussten sich wirklich sicher fühlen. Entweder das, oder sie waren einfach nur dumm. Kurz überlegte er, hoch zu gehen und an einer der Türen zu klopfen, um sein Entschädigungsgeld bei Gaara abzuliefern... aber die gemütliche Atmosphäre stieß ihn zurück. So seltsam die Mitglieder der Wohngemeinschaft ihm auch vorkommen mochten, es war klar, dass sie hier ein Zuhause hatten. Eins, in dem sie sich wohl fühlten... und das bisher friedlich und sicher gewesen war. Kiba hatte es mit seiner anfänglichen Drohung schon angedeutet und er selbst hatte auch das Gefühl-... Er war ein Fremdkörper, der nichts Gutes mitbrachte. Seine bloße Anwesenheit war wie Gift. Womöglich hingen ihm schon fremde Killer an den Fersen. Er wusste genau, warum er in seiner Zeit bei Orochimaru keine freundschaftlichen Kontakte hatte brauchen können. In Verbrecherorganisationen wurden Beziehungen immer zuerst attackiert. Es war ein Schwachpunkt. Wem seine Freunde wichtig waren, der hatte keine. Ganz einfach. Kurz hob er den Blick zu der Glastür vor ihm, die zum Tattooladen führte und ließ sich die Sache noch einmal durch den Kopf gehen. Kiba schien von allen am abgeklärtesten. Er schien am Besten klar zu kommen und er war am gestrigen Abend mit dabei gewesen, also-... vielleicht drückte er einfach Kiba ein paar Geldscheine in die Hand und konnte dann wieder verschwinden. Hoffentlich war der nicht wütend auf ihn, weil er Naruto verletzt hatte... schon wieder. Andererseits... moment. Seit wann machte er sich über solche Dinge Gedanken? Vorsichtig schob er die Tür auf und das Ätzen des Summers klang nur schwach gegen das Sirren der elektrischen Nadel. Direkt beim Eingang blieb Sasuke stehen und nahm die Eindrücke in sich auf. Im Raum stand die Tättowierliege, ein gepolstertes Ding wie es in Arztpraxen und Massagestudios gebräuchlich war und darauf lag bäuchlings und mit freiem Oberkörper ein junger Kunde, der sich mit schmerzverzerrter Miene ans Polster klammerte. Kiba stand hinter ihm und war mit dünnen Plastikhandschuhen und Tättowierwerkzeug bei der Arbeit. Seine dunklen Augen schimmerten, er war hoch konzentriert. Unter dem schwarzen Netzshirt konnte man Muskeln spielen sehen. Bei jeder noch so winzigen Bewegungen der großen Hände rollten sie unter der Haut. Man sah ihm an, dass er viel von seiner Zeit draußen verbrachte. Sasuke schluckte hart. Nackte Haut, kleine Blutstropfen aus winzigen, kontrollierten Verletzungen... Schwarze Tinte und ein Zittern und Schaudern das ihm sehr bekannt vorkam-... dieses Gefühl... einerseits schrie der Instinkt dabei nach Kampf oder Flucht, aber irgendwie, unlogischerweise kam etwas dazu-... etwas Neues, Fremdes, das unheimlich war-... eine kitzelnde Sehnsucht, sich bewusst in den Schmerz zu ergeben. Es zu wollen. Ihn einfach machen zu lassen. „Halt still...“, schmeichelte der Inuzuka, als der Kunde zu Wimmern begann, die Finger mehr verkrampfte und den Kopf zur Seite zog, „... Genieß es“ Seine große Hand schob sich mit zärtlicher Bestimmtheit über den Hinterkopf des Kunden. In Sasukes Bauch meldete sich dasselbe Kribbeln wieder, das er bei Naruto gespürt hatte. Ganz kurz war es da und er fragte sich unwillkürlich, ob Kiba auch Hemmungen hatte, Neulinge zu fesseln- Da drang ein finsteres Grollen von unten rechts an sein Ohr. Ein schneller Blick zeigte Akamaru, das gewaltige Biest von Hund, das ihm den Schwinger gegen seine Nase wohl noch übel nahm, oder das vielleicht witterte, dass er nicht mehr so wehrlos war wie noch im Bett seines Herrchens. Das Tier hatte die Zähne gefletscht und sträubte das Nackenfell wie eine Bürste, so dass es noch größer wirkte als ohnehin schon-... „Aus“, bellte Kibas Befehl durch den Raum und sowohl Sasuke als auch der Vierbeiner zuckten zusammen. Ein paar Momente lang wagte selbst der Kunde auf der Liege nicht mehr, auch nur den geringsten Mucks von sich zu geben. Der Inuzuka griff nach einem sauberen Lappen und wischte sanft über die eben gestochenen Linien. Er nahm zur Kenntnis, wie Akamaru die Schnauze leckte, den Kopf senkte und leicht mit dem Schweif wedelnd zur Seite des Raumes trottete die hinter seinem Herrn lag, um sich dort mit ergebenem Seufzen wieder nieder zu lassen. Sasuke fand keine Worte. Er stand sprachlos da und starrte zu dem anderen Mann. „Hätte nicht gedacht, dich so bald wieder zu sehen“, begrüßte Kiba ihn in gewohnt provokantem Ton, „Hattest du Sehnsucht nach mir?“ Sasuke gab keine Antwort. „Der unbezwingbare Mustang“, Kiba schüttelte leicht den Kopf und grinste sein Reißzahngrinsen, "Sasuke Uchiha... Alle wollen ihn, keinen lässt er ran... Wie war deine Nacht, Black Beauty?“ „Einsam“, erwiderte Sasuke trocken und hob die Hand mit ein paar Geldscheinen, „Ich bin nur hier, um auszugleichen was ich euch schuldig bin.“ „Verdammt“, Kiba ließ einen glühenden Blick zum Papiergeld herüberflackern, „Und hier dachte ich, Jungs wie du zahlen grundsätzlich mit ihrem sexy Körper...?“ „Da bist du nicht der erste...“, Sasuke neigte bedrohlich den Kopf, „Aber es gibt da gewisse Risiken, vor denen dich ein Kondom nicht schützen wird“ „Mmh“, grinste Kiba verspielt, „Gefährlich wie immer... Ich versteh´ ja sonst nicht, was der blonde Idiot an dir findet, aber der Gedanke dir die Arroganz aus dem Gesicht zu vögeln ist schon wirklich verlockend... Mach dir nichts vor, schöner Mann. Der Mount Everest galt auch mal als unbezwingbar. Ich werd ihm nur raten, beim nächsten Versuch einen Schutzhelm zu tragen. Kein Wunder übrigens, dass er so ein Schwachkopf ist. Seit er zwölf ist, versucht er dich zu besteigen. Da müssen jedes Mal Millionen Gehirnzellen draufgegangen sein...“ Sasuke schnaubte leise. Er warf einen Blick zur Seite auf ein paar der ausgestellten Muster und Tättowierungen. Ein paar waren in Hochglanzfotografien verewigt. Drachen. Wölfe. Tribals. Ineinander verwundene Schlangen, die sich gegenseitig bissen... "Immer noch dieses alte Gerücht..?“, fragte er ohne Kraft in der Stimme, „Nur wegen dem Kuss aus Versehen... Er ist nicht... er hatte nie... solches... Interesse“ „Ooh“, meinte Kiba, „Natürlich nicht. Wahrscheinlich hat er deshalb kein anderes Thema mehr als dich, wenn die Nacht tief genug ist. Und wahrscheinlich weiß deshalb jeder in seinem Umfeld wer du bist, selbst wenn er dich noch nie gesehen hat, weil er nicht aufhören kann zu erzählen wie toll du bist und wie missverstanden und dass ihr euch irgendwo tief in euren Herzen immer noch ganz vertraut seid, auch wenn du ihm bei jedem Treffen die Rübe zu Brei schlägst- Sasuke Uchiha, der geheimnisvolle, sagenumwobene Kindheitsfreund, für den er seine Techniken perfektioniert... du bist einfach nur ein guter Kumpel, mit dem er so gern mal wieder... keine Ahnung, ein Bier trinken würde...“ Sasuke schüttelte leicht den Kopf. „Er steht auf Sakura, daraus hat er nie ein Geheimnis gemacht“ "Auf Sakura?" "Sakura" Kiba lachte lautlos. Es war ein weites, offenes Grinsen, nicht spöttisch oder boshaft sondern beinahe ein wenig mitfühlend. "Was immer du meinst..." Sasuke spürte einen bitteren Stich, seine Augenbraue krümmte sich, er richtete einen tödlich lodernden Blick auf den Inuzuka: "Immerhin hat er klar und deutlich gesagt, dass er auf Frauen steht, dass er das nicht verstehen kann, wie man nur Männer bevorzugen könnte-... solche Leute wären wohl selber schwach und hätten in einem Kampf keine Chance-... das tut man als echter Kerl nur wenn keine Frauen da sind und der Schwächste liegt unten-... wenn ein Junge ihn anmachen würde, wüsste er nicht wie er reagieren sollte-..." "Oh du meine Güte!", Kiba rollte die Augen, "Da war er, was, in der vierten Klasse? Und er kam von wo, diesem Drecksloch von Kinderknast, das sie später dann abgerissen haben? Wir machen alle Fehler, wir reden alle Mist, wenn wir jung sind und wütend und ahnungslos, ausgerechnet du solltest darüber ja wohl am Besten Bescheid wissen! Aber hey-... okay- vielleicht hast du recht, und die ganze Fixiertheit auf dich ist nur Freundschaft und brüderliche Liebe und so ein Shit. Vielleicht hat er Sakura dieses eine Mal einfach nur so aus Jux abblitzen lassen. Vielleicht geht er nur deshalb auf keine Liebeserklärungen ein, weil er einfach nicht so der Beziehungstyp ist! Vielleicht hat er mich damals nur einfach so ohne Grund gefragt, ob ich glaube dass Sex zwischen Jungs immer weh tut und warum es manchen Leute wohl so gefällt... Tatsache ist jedenfalls, dass seine Motivation nicht mehr zu bremsen ist, seit deine Neigungen offiziell sind“ Sasuke spürte, wie ihm das Blut aus dem Gesicht wich. "Meine... Neigungen?" Kiba zuckte die Schultern, "Du bist zu Orochimaru gegangen", bemerkte er schlicht, "Freiwillig" Es dauerte ein paar Momente, bis Sasuke die volle Erkenntnis über die Anspielungen, die diese Aussage beinhaltete, verstand und mit jeder Sekunde verstärkte sich ein übler Würgreiz. "Was-... Das ist-... das hatte mit - sowas - doch nicht das geringste zu tun!" "Ach, nein..? Der Typ hatte einen gewissen Ruf, wie du ja vielleicht weißt. Er hat dich nur einmal angezüngelt und schon warst du nicht mehr zu halten! Seit der bitteren Niederlage ist er wie blöd am Trainieren! Schon irgendwie komisch... Man traut es ihm gar nicht zu. Seine ganze Persönlichkeit, er ist zu soft für einen Master. Zu nett, zu vertrottelt... Sadismus passt nicht zu ihm, Dominanz irgendwie auch nicht... Wenn man einen Blick auf ihn wirft, denkt man shit, das wird nie was. Aber wenn man einmal gesehen hat, wie er mit der Neunschwänzigen richtig loslegt... da bleibt einem das Lachen schon mal im Hals stecken..." Kiba wechselte seine Farbpatrone, was seine gesamte Aufmerksamkeit in Anspruch nahm und ihn wirkungsvoll ablenkte. Sasuke stand da wie angewurzelt und konnte keinen Muskel mehr rühren. Er atmete ein, atmete aus. Eine ganze Weile dauerte es, bis er die Fassung so weit wiedergefunden hatte, dass er in der Lage war, irgendetwas zu sagen. Schließlich neigte er den Kopf und leckte sich über die Unterlippe. "Also", murrte er heiser, räusperte sich, „Nimmst du jetzt das Geld oder nicht?“ „Willst du herkommen und es mir ins Höschen stecken?“, Kiba grinste herausfordernd und hob demonstrativ seine Hände, „Ich bin beschäftigt, wie du siehst. Aber Gaara müsste oben sein. Geh rauf und mach das mit ihm aus. Er hat dich schließlich auch angeschleppt.“ ~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)