The Darkside von somali77 ================================================================================ Kapitel 22: Spurensucher (Hidan, Kakuzu) ---------------------------------------- ~ Überall in der Stadt und der näheren Umgebung gab es sie. Verwahrloste Orte mit eingeschlagenen Fenstern und abgeplatzter Fassade, wie morsche Zähne in einem Haifischgebiss aus Beton und Stahl. Nie waren sie so völlig ausgestorben wie es bei Tageslicht den Anschein hatte. Stattdessen bündelten sie ganze Rudel von lichtscheuen Zeitgenossen, und von solchen Orten- genau so wie von ganz bestimmten Wohnhäusern und Chemieküchen aus- zog sich ein Netz aus Versorgungswegen zu Händlern und Konsumenten. Momentan war von nächtlichen Aktivitäten nirgendwo etwas zu sehen. An zweien der Verstecke, die näher an besseren Wohnvierteln lagen, war inzwischen die Polizei dabei, Spuren zu sichern- der Rest hütete immer noch unentdeckt und gemieden ein leichenkaltes Geheimnis. Und einer der abgelegensten Punkte, weit draußen bei den Gebietsgrenzen, hatte Späher angelockt. Zwei große, breitschultrige Gestalten gingen hintereinander einen dunklen Feldweg von einem alten Bahnhofshäuschen zu einer still gelegten Fertigungshalle hinunter. Die kargen Grasbüschel auf dem Feld zauste der Nachtwind, der Regenwolken aus der Stadt mit sich schleppte. Der hintere der beiden Männer hatte den Kopf über das Display seines Smartphones gebeugt. Es tauchte glatt zurückgegelte, graue Haare und harte Gesichtszüge in ein bleiches Licht. „Was hältst du davon, Kakuzu?“, seine Stimme klang rau, „„Suche Mann mit Pferdeschwanz. Frisur egal!“- Hey, das ist voll dein Typ!“ Die andere Gestalt, ein vermummtes Wesen mit tief in die Stirn gezogener Kapuze gab ein unwirsches Grunzen von sich. Seine schweren Stiefel zermalmten ein paar Büschel Moos, die sich zwischen den Steinen des Kieswegs an die Oberfläche drängten. „Hör auf mir Kontaktanzeigen vorzulesen, Hidan“, grunzte er. „Warum? Ständig maulst du rum, dass wir uns auf die Nerven gehen!“, der Grauhaarige hob einen Finger um weiter zu tippen, „Den letzten Paartherapeuten hast du in Stückchen zerhackt. Und der Fragebogen bei Love-Online sagt, du hast ein Beziehungsproblem. Ich versuch nur zu helfen, du Kackbohne!“ „Bei uns geht es aber um eine Arbeitsbeziehung! Das ist was anderes.“ „Nah-ah! Es geht darum, möglichst lange jemand anderen zu ertragen- bevor- man versucht, ihn zu Chop Sue zu machen. Das ist bei jeder Art von Gesellschaft gleich“ Hidan hielt mit einer Hand das Gerät vor sich, stützte die andere in seine Hüfte und rollte die Schultern. „Ich meine, Liebe geht durch den Magen, okay! Aber wir beide wissen, was dann dabei rauskommt! Vielleicht findest du wen, dem du nicht gleich was abbeißen willst?“ Kakuzus böse Grimasse blieb leider durch den hohen Mantelkragen und den Lichtmangel der Umgebung so unsichtbar wie wirkungslos. „... oh, hier! „Einsames Pflänzchen sucht Gärtner mit grünem Daumen...“ Der wär doch was!“ Kakuzu sparte sich einen Kommentar. Stattdessen ließ er den Blick in die Umgebung schweifen. Auf dem nahen Parkplatz standen kreuz und quer einige verwaiste Autos. Spaßeshalber legte er seine riesige Hand auf eine der Kühlerhauben. Sie war kalt. Hidan redete einfach weiter. „... „Bringt dein Dünger mich zum Blühen?“- okay, das klingt nach sehr kranken Vorlieben... oh, aber das hier! „Schüchterner Puppenspieler mit geschickten Händen hat von Solo- Karriere die Nase voll! Wenn du wie ich romantische Sonnenuntergänge und Sportwetten liebst, melde dich unter nekofetischist@sandsturm.de!“ Ein paar Regentropfen fielen lautlos, Hidan hielt schützend seine Hand über das leuchtende Display. „Scheiße, die Netzverbindung hier ist Dreck.“ Kakuzu, der Vermummte, sah mit kurzem Blick über seine Schulter. Sie waren an der Seite der Halle angekommen. Vor ihnen erhob sich ein dunkles Metalltor, das über einen rostigen Hebel von außen aufgeschoben werden konnte. „Pack dein Spielzeug weg, du bist bei der Arbeit“, knurrte er. „Jawohl, mein Meister“, Hidan rollte die Augen, ließ aber brav das Gerät in der Manteltasche verschwinden. „Also nochmal“, Kakuzus Stimme war leise, kaum hörbar. „Damit das in deinen Schwachkopf rein geht" Sein Partner beugte sich näher. "Wir wollen wissen, warum unsere Informanten seit einer Weile so ungewohnt still geworden sind.“ „Ja“, seufzte Hidan, „Und warum unser guter Freund Steve, dieser Wichser von Hanfbauer den wir erwischt haben, Geschichten vom bösen, schwarzen Mann erzählt...“ Kakuzu verengte die Augen über grünschwarzen Kontaktlinsen zu Schlitzen. „Bei dem was du mit ihm angestellt hast ist es sowieso kaum zu fassen, dass er noch zu sowas wie menschlicher Sprache fähig war.“ „Ich nehm das als Kompliment“ Hidan fasste die am Rücken festgeschnallte Stange, die sich bei näherem Hinsehen als dreiblättrige Sense entpuppte, an deren glutroten Sichelklingen sich das Mondlicht brach. In fiebriger Vorfreude bleckte er ein Gebiss voller weißer Zähne. „Darf ich so loslegen? Ja? Bitte? „Nein!“, zischte Kakuzu ihn an, „Das hier ist immer noch fremdes Revier, du Idiot! Und das heißt schnelle, saubere Arbeit. Keine Zirkustricks!“ „Ach scheiße...“ Schmollend schob Hidan die Sense wieder auf den Rücken und griff genau wie sein Partner in die Innenseite des schwarzen Mantels. Kakuzu zog mit einiger Kraftanstrengung zu metallischem Knirschen das Tor auf. Rumpelnd öffnete sich der Zugang. Im nächsten Moment standen sie in der Öffnung durch die das Mondlicht ins Innere des Gebäudes fiel, jeder den Arm mit einer entsicherten Beretta ausgestreckt. Aus dem Innern des Gebäudes schlug ihnen gähnende Dunkelheit und eine Wolke von Verwesungsgeruch entgegen. „...oh, da fick mich doch ein Pferd“, stöhnte Hidan und hielt sich den freien Unterarm über die Nase, „Das stinkt ja wie eine mongolische Gossenfotze“ Kommentarlos knipste sein Begleiter eine Maglite an, um in die Halle zu leuchten. Schemenhaft riss das weiße Licht verdrehte Gliedmaßen, Körperteile, insektenumschwärmte Lachen von ausgelaufener Flüssigkeit aus den Schatten. Zersplitterte Holzplatten, sinnlos in die Höhe ragende Metallstäbe, rußschwarze Tonnen. „Sieh dir das an...“, flüsterte er. „Ja, verdammt“, Hidan hob genervt den Arm mit der Schusswaffe, „Und wir haben wieder keine Einladung zu der Party gekriegt!“ „Brandbeschleuniger... all die schwarzen Tonnen... ist dir klar wonach das aussieht?“ „... Barbecue?“ „Hidan, du gehirnamputierter Affe...“, Kakuzus Ton wurde gereizter, „Welcher normale Konkurrent erschießt nicht nur jeden auf seiner Liste, sondern versucht auch noch Stoff zu vernichten...? Der ist viel zu wertvoll! Das ergibt keinen Sinn!“ Hidan warf einen Blick in die Halle, schnaubte desinteressiert und kratzte sich an der Nase. „Anscheinend jemand der gar keine Drogen mag... oder... du weißt nicht, was die so mit reingepanscht haben. Jedenfalls haben sie schneller Flecken gekriegt als eine Chiquita- Banane“ „Scheiße“, Kakuzu ließ seine Waffe sinken, „Die erzählen nichts mehr. Und unser Auftrag verzögert sich wieder... ich hasse sowas!“ Sie drehten um, ließen den Schauplatz hinter sich und kehrten in weitem Bogen zurück über Moos und Kieselsteine. Im Schatten des Bahnhofhäuschens standen Motorräder, zwei gewaltige, dunkle Maschinen. Der Lack schimmerte wie Wasser im Mondlicht. „Ich werd nie verstehen, warum Chiquita damit Werbung machen kann, dass ihre Bananen nicht braun werden“, bemerkte Hidan und ließ verspielt seine Sense durch die Luft sausen. Es gab ein helles, sirrendes Geräusch dabei. „Das heißt doch nur dass die Dinger mehr einbalsamiert sind als ägyptische Prinzen! Wer will sich freiwillig so ein Zeug in den Mund stecken?“ „Du hast dir garantiert schon ganz andere Sachen in den Mund gesteckt“, brummte Kakuzu, griff nach der Lenkstange seines Gefährts und schwang schwerfällig ein Bein über die riesige Honda. „Hey, man muss alles mal ausprobieren“, Hidan ließ den Kopf in den Nacken rollen und schüttelte sich, „Und wenn es hier nicht bald wirklich was zu tun gibt, geh ich Passanten jagen. Ich warn´ dich nur vor. Die Leute hier machen keinen Spaß wenn sie nicht mehr zappeln und ich hab religiöse Bedürfnisse!“ Kakuzu grunzte. „Du und deine scheiß Satanisten- Sekte“ Er startete die Maschine, die mit lautem Grollen zum Leben erwachte. Hidan folgte seinem Beispiel. „Das hat mit Satanismus gar nichts zu tun!“, brüllte er gegen den dröhnenden Motor an, „Wir verehren Jashin, den Gott von Perversion, Gemetzel und Chaos! Und bevor wir eine zünftige Jagd eröffnen können, sollten wir unseren guten Freund Steve nochmal fragen“ Kakuzu wandte sich zu ihm um, „Du meinst, wenn er die restlichen fünf Finger verliert, fällt ihm mehr ein?“, hielt er zweifelnd dagegen. „Er hat auch noch Zehen!“, Hidans Gesicht verzog sich in Sekunden zu einer irren Fratze aus hungriger Blutlust, „Weißt du, das ist auch das was ich an diesem unbekannten Verräter- Shinigami am meisten hasse“ „Was?“ Hidan ließ die Maschine aufheulen, warf den Kopf zurück und gab ein helles, überdrehtes Lachen von sich: „Komm schon, nur Kopfschüsse? Der Wichser hat null Fantasie!“ Und damit setzte seine Maschine in einem Satz über die Gleise der Bahnstrecke, ließ eine Wolke aus Dreck und Staub hinter sich und folgte Kazukus Motorrad in leichtem Schlenker- hin zu drohenden Gewitterwolken. Hinein in die große Stadt. ~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)