The Darkside von somali77 ================================================================================ Kapitel 21: Erkenntnis ---------------------- ~ Blonde Haare und durchdringend blaue Augen flackerten in seinem Kopf als es um ihn herum wieder dunkel war. Narutos Stimme schmeichelte immer noch seinen Gehörgang, pochte sanft an einem tiefen, gut verschlossenen Bereich seines Gehirns, als Sasuke schon längst wieder allein war und auf dem Weg zu seinem früheren Unterschlupf. Geröll knirschte unter den Sohlen seiner Schuhe. Es stank nach verschüttetem Bier und menschlichen Ausdünstungen. Um ihn herum flackerte brüchiges Neonlicht von einer einzelnen, spinnenumschwärmten Leuchte. All das Graffiti an den Wänden mischte bunte, scharfkantige Schrift mit tanzenden Schatten. Der Klang seiner Schritte hallte von kahlen Wänden wider. Er schritt eine enge Wendeltreppe hinauf, seine Hände tief in den klammen Taschen der Kunstlederjacke vergraben. Flaschensplitter, benutzte Kanülen, Papierschnipsel. Müll. Die Luft war kälter. Sie fühlte sich feucht an und klebrig. An den Wänden hing der Geruch von altem Zigarettenrauch. Er wusste nicht was er erwartet hatte, als er endlich die oberste Stufe erreichte und den Blick hob. Fremde Männer, einen Hinterhalt, irgendetwas. Aber da war einfach nichts. Gar nichts. Vor ihm erstreckte sich sein Versteck. Eine alte Bauruine, die nie fertig gestellt worden war. Es hätte ein Bürogebäude werden können, rechteckig und weitläufig, mit einzelnen Betonpfeilern die die Decke abstützten. Etwa zwanzig Meter gegenüber von ihm fehlte ein Teil von Wand und Decke. Mondlicht fiel hindurch und beleuchtete ein Rattennest aus alten Teppichen, einem modrigen Sofa, sogar einem kleinen Couchtisch. Überall leere Flaschen die herumlagen. Zerknüllte, leere Zigarettenschachteln in jeder Ecke. Benutzte Kondome. Dosen von Energydrinks. Und über allem diese lähmende, völlige Stille. Sasuke wagte ein paar Minuten lang gar nicht, weiter zu gehen oder auch nur einen Muskel zu rühren. Er ließ den Eindruck auf sich wirken, der ihn mit der schalen Erkenntnis konfrontierte, dass es nach einem totalen Krieg keine Sieger zu feiern gab. Es war jeder fort, für den es einen Unterschied gemacht hätte. Schließlich ging er unentschlossen, mit langsamen Schritten zum Sofa hinüber. Die Hände in den Taschen seiner Jeans, die Schultern hochgezogen. Sein dunkler, gefährlicher Blick war leer und haltlos. Mit den Füßen schob er Müll zur Seite. Und dann ließ er sich auf das Polster sinken. Es war feucht vom Tau und der Nachtluft und gab unter ihm nach. Kurzes Aufflackern von Erinnerung an Szenen die sich an diesem Ort abgespielt hatten, mischte sich in seine Gedanken. Juugos stoische Miene. Suigetsus ausgelassenes Lachen als die rothaarige Nutte aus dem Bordell einen Block weiter ihn beim Versuch, halb betrunken irgendeine verrückte Geschichte zu erzählen, fast über den Haufen gerannt hatte. Er selbst, zurückgepresst in dieses Sofa, mit heißen Schenkeln und einem willigen Körper über sich, keuchend und für einen kurzen Moment nicht ganz so bitter und wütend wie sonst. Der Moment, als er die Mordwaffen hier an diesem Tisch das erste Mal geladen und sich mit Munition präpariert hatte. Systematisch und mit diesem kalten, verrückten Entschluss zu Töten. Erst die Overlords. Dann die Handlanger. Jede kleine Schachfigur in diesem kranken Spiel und mit jedem Schuss ein Stück von sich selbst. Er stützte die Ellenbogen auf seine Knie, grub die Stirn in seine Hand. Am Ende des Weges brach die Illusion von Gerechtigkeit und Genugtuung in sich zusammen. Er hätte gern geweint. Ein Ozean von Verzweiflung und Einsamkeit begrub ihn unter sich. Aber er konnte nicht. Er hatte es sich so lange verboten, dass er ausgetrocknet war. In sich spürte er die bittere Erkenntnis, dass Naruto recht gehabt hatte. Und das war vielleicht das Schlimmste daran. Gerade eben war es auch so gewesen. Etwas in ihm musste immer noch kämpfen und vernichten, etwas das nicht verstanden hatte, dass es womöglich keinen Grund mehr zu kämpfen gab. Dieses Ding in ihm akzeptierte nicht, dass es vorbei war. Es brauchte einen Feind, es wollte schreien und wüten und gegen irgendjemanden anrennen, bis-... er wusste selbst nicht mit welchem Ziel. Vielleicht gab es überhaupt keins. Unendlich leer, mit dem ziehenden Gefühl von Phantomschmerz in seiner Brust, ließ er sich nach hinten gegen die Lehne sinken. Er spürte es jetzt. Ganz deutlich. Sein Monster. Es zog schwarze Schlingen um seinen Brustkorb, versuchte jeden Funken von Wärme, jedes Zucken von Hoffnung das sein kleines Abenteuer in diesem Club womöglich geweckt haben konnte, wieder aus ihm heraus zu quetschen. Es blutete Finsternis, verseuchte alles was er berührte, fraß alles und jeden um ihn herum auf. Und es verschlang jede Spur von Nähe und Mitgefühl, jede Hoffnung auf Hilfe wie eine kalte, hässliche Anakonda. Das war sein Preis dafür, einen Pakt mit dem Teufel geschlossen zu haben. ~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)