The Darkside von somali77 ================================================================================ Kapitel 18: Ausflug (Lee, Gaara, Neji) -------------------------------------- ~ Die Nachtluft war mild. Hier vor dem Dickicht am Ufer des Stausees tanzten Glühwürmchen im hohen Gras. Aus den mitgebrachten Boxen rieselte sphärische, verträumte Musik. Sie saßen auf Campingstühlen neben dem weißen Bentley, zurückgelehnt bis alles was das Gesichtsfeld umgab nur noch der samtige Nachthimmel war und die Lichtsplitter darauf, die ihr kaltes Glimmen zur Erde schickten. Keiner von ihnen sagte ein Wort. Neji atmete langsam und hörbar aus, schloss die Augen, entspannte die Miene, lockerte die Muskeln so gut es ging und rutschte tiefer in seinen Sitz. Gaara lag da, den Kopf im Nacken und den Blick ohne zu blinzeln auf tausend Sterne gerichtet. Lee hockte vornübergebeugt auf seinem Klappstuhl und spähte, geschäftig an der Feinjustierung kurbelnd, durch das aufgebaute Teleskop vor sich, die Tüte mit Erdnussflips auf dem Schoß. Nebenbei schob er sich knuspernd Nachschub zwischen die Lippen. „Wahnsinn", staunte er, „Dieses Baby hier ist so gut, wenn ich das richtig einstelle, kann ich sogar M46 sehen, den Sternhaufen, mit NGC2438, das ist dieser planetarische Nebel... weißt du Neji, der bunte? Krass!" Der Hyuga gab ein dumpfes, desinteressiertes Stöhnen von sich. Gaaras Augen weiteten sich kurz, „Da war eine Sternschnuppe." „Unter uns-...", fand Lee knuspernd, „diese Ufo- Ausflüge jeden Monat sind das Beste was wir je angefangen haben.“ Neji hob widerwillig die Lider und starrte gedankenverloren aufwärts in den dunklen Himmel. „Ich weiß nicht“, gab er schwach zu bedenken, „Wir haben bisher kein einziges Ufo gesehen. Vielleicht sollten wir es doch unseren astronomischen Ausflug nennen“ „Das klingt viel zu abgehoben, du Spießer! Ufo- Watch ist cooler! Außerdem -könnten- wir jederzeit Ufos sehen!“ „Es ist Gold“, meinte Gaara unvermittelt. Er schloss die Augen, sog tief die Luft ein, atmete lange aus: „Wer weiß wo ich ohne die Ufo- Nächte jetzt wieder wäre...“ Nejis Augenbraue zuckte. „Was fällt Kiba eigentlich ein, diesen Sasuke gleich mit ins Darkside zu schleppen?“ Sein Kopf hob sich, er setzte sich auf. Gaara hob kaum sichtbar eine Schulter. „Naruto ist auch da.“ „Ja und?!“, Neji funkelte den Rotschopf feindselig an. „Das ist ja gerade das Problem!“ Gaara seufzte gleichgültig. „Das mit den Beiden-... ist eben kompliziert?“ „Dieser dreckige Uchiha!“, Mit grimmiger Miene hob der Hyuga seinen Campingbecher vom Boden und schloss beide Hände um warmen Thermoskannentee. „Der hat ihn gar nicht verdient...“ „Wer von uns verdient so was schon?“, Gaaras Kopf rollte herum, er betrachtete Nejis Profil, den eisernen Blick, der finster geradeaus gerichtet war. Nejis Mundwinkel zuckten ein bitteres, kleines Bisschen. „Du weißt was ich meine“ er pustete über die heiße Oberfläche und nippte an seiner Tasse. Gaara schnippte ohne hinzusehen eine Stechmücke von seinem Handrücken. „Lass das doch ihn entscheiden. Hast du nicht jetzt einen festen Freund...?“ Nejis Kopf sank, er seufzte frustriert. „Ja.“, knurrte er, „Aber der... hat damit gar nichts zu tun... und Sessions sind ihm zu stressig, meint er.“ „Herrje!“, protestierte Lee, ohne seinen Blick durchs Fernrohr zu unterbrechen, „Könnt ihr mal einen Abend vielleicht an was Anderes denken...? Gaara, du hast mich zuhause und zur Not sogar Kiba, ich kanns nicht fassen, dass du jetzt von Naruto anfängst! Reicht´s dir immer noch nicht?“ „Was, ich?! Er hat angefangen!“, Gaara verschränkte die Arme vor seiner Brust. „Also wirklich“, verteidigte sich der Hyuga gereizt, „Erstens, der Uchiha- Typ ist ein kranker Irrer, der aus irgendeinem Drecksloch gekrochen kam! Zweitens, ihr lasst ihn einfach so bei euch schlafen, nur weil Naruto euch nett darum bittet- seid ihr völlig bescheuert?! Drittens-...“ „Drittens“, ergänzte Lee sachlich, „Bist du eindeutig untervögelt und bereust es grade, dass du den Vorschlag abgelehnt hast, dich von einer -gewissen- uns bekannten Person vor Publikum bespaßen zu lassen...“ Neji zog eine bittere Miene. „Uuh...“, grinste Gaara mit wissendem Seitenblick zu ihm hin. „Das-... das versteht ihr nicht! Das ist nicht so einfach!“, der Hyuga konzentrierte sich auf seinen Tasseninhalt und versuchte die Umwelt gekonnt auszublenden. „Nicht weinen, Neji...“, Gaaras starrer Blick haftete auf ihm, „Deine Cousine wird dir ewig dankbar sein..." Lee gab von hinter seinem Fernglas her ein trockenes Lachen von sich: „Auf jeden Fall... und wenn du große Lust hast, den Rest des Abends zu jammern", er hob den Kopf und zeigte ein breites Lächeln, „Bist du herzlich eingeladen, dich stattdessen über meinen Schoß zu legen!", ein schneller Griff erwischte den Hyuga unverhofft um den Hals und zog ihn in etwas zwischen einer Umarmung und einem Schwitzkasten, „Ich versohl´ dir deine hoheitsvollen fünf Buchstaben gleich hier nebenbei- mit der Kraft der Jugend! Wohoo!" "Ack", Nejis Beine suchte vergeblich Halt am Boden, kickten dabei seinen Campingbecher um, „Lee! Verd-...! Was zur Hölle-...?!" „Für die Freundschaft!“, jubelte der hochmotivierte Hobbyastronom und reckte den freien Arm hoch zum Himmel, „Whoo, ich hab dich erwischt! Krass, das war das erste Mal! Damit sind wir endlich ebenbürtige Rivalen, merkst du das, Neji? Merkst du´s?!" „Lass mich sofort los, du Wahnsinniger! Ich verklag dich! Du bist ja wohl völlig durchgedreht!" Das Grinsen zu Gaaras Seitenblick wurde sehr breit und unanständig, und der Hyuuga gab, sobald Lee endlich aufhörte, ihn durchzuschütteln und er wieder Luft bekam, ein empörtes Keuchen von sich. „Pah!“, heftig klopfte er seine Kleidung zurecht, versuchte mit giftig funkelnden Augen die paar losen Strähnen seiner Frisur wieder in Ordnung zu bringen, „Du-... du spinnst doch komplett! Erstens, das gilt nicht, weil es kein faires Match war! Zweitens-... die Hölle friert zu, bevor du mich toppst, Lee! Egal auf welche Art!" „Vielleicht sollten wir trotzdem Plätze tauschen, nur so zur Sicherheit.“, raunte Gaara ihm zu, „Seine Hand ist zu hart für dein zartes Hinterteil.“ Neji riss die Augen auf. „Hat-... dein Bettvorleger mich hier gerade beleidigt?!“, fauchte er außer sich, „Bin ich wehleidig oder was?“ Gaara begann ohne Gnade zu lachen. „Du? Niemals! Auf keinen Fall!“, Lee warf ihm amüsiert und aufgekratzt durch den unverhofften Triumph ein paar seiner Erdnussflips entgegen, „Bitte steck dir doch was in den Mund an dem du nuckeln kannst und beruhig dich!“ „Spinnst du meine Klamotten mit Müll zu bewerfen!", Neji wurde fast ernsthaft hysterisch, „Das ist Prada! Lass deine Fettflocken bei dir!" „Mach halt den Mund auf!", hielt Lee furchtlos und in ähnlicher Lautstärke dagegen, „Oder kann ich vielleicht was dafür, wenn du dich lieber vollsauen lässt, statt zu schlucken?" „Wa-... oh! Oh-..!", der Hyuga schnappte fassungslos nach Luft wie ein Fisch auf dem Trockenen, „Ich habe keine Ahnung, warum ich mit so obszönen Pöbeln wie euch befreundet bin! Das wird meinen Psychiater die nächsten zehn Jahre noch beschäftigen!" „Ich sag dir warum, mein Freund", meinte Lee gutmütig, „Wir sind die besten Freunde die man sich wünschen kann-... und du bist Masochist." „Fick dich, Lee!" „Na na, es heißt: Fick dich, Sir!" „Die Hölle friert zu, bevor ich dich mit "Sir" anspreche!" „Aww, Mist! Einen Versuch war´s wert!" Gaara gab ein zufriedenes Lachen von sich. Ein leises, melodisches Geräusch mit großem Seltenheitswert. Er griff immer noch grinsend nach dem Nachtsichtgerät neben seinem Hocker, um damit ans andere Ufer des Sees zu spähen. Neji fluchte leise, wenn auch nicht ernsthaft böse. Nach dem kurzen Ausbruch war er wirklich beruhigter und nachdem er sich wieder gefangen hatte, kehrte vertraute Harmonie in ihre kleine Gemeinschaft zurück. Eine Fledermaus huschte lautlos vor ihnen durch die Luft. Von Richtung der Stadt her zogen sich dunkle Wolken über den Himmel. „Nimms nicht so schwer, Neji“, Gaaras Stimme war weich und murmelnd, er schob den Kopf zur Seite und sah ihn nachdenklich an, „Er muss schon irgendwas dominantes haben, dieser Freund, sonst wär´s ihm nicht eingefallen, dir einen Wunsch abzuschlagen.“ „Guter Einwand“, stimmte Lee zu. Mehr Erdnussflips fanden ihr Ende zwischen seinen Zähnen. Neji zog eine schmerzliche Grimasse. „Ich weiß nicht. Ich hoffe es.", seine Schultern sackten abwärts. „Hey...", raunte Gaara mitfühlend, „... wird schon." „Wenigstens hat er nicht gesagt: „Aber Schatz, ich will dir nicht weh tun“...“ Endlich gab Lee es auf an seinem Fernrohr zu schrauben und ging auf die Suche nach sauberen Tassen und Thermoskannentee. „Das ist das Schlimmste.“, Gaara rollte in voller Zustimmung die Augen zu ihm. „Gut, dass wir das Problem nicht mehr haben, hm?“ Lee streckte den Arm kurzerhand über Neji hinüber, um Gaara liebevoll mit den Fingern durch das kurze, rote Haar zu zausen und an den kurzen Strähnen zu zupfen. „Alle deine Freunde und Mitbewohner zeigen dir ihre Zuneigung sehr spürbar, stimmts?“ Gaara lehnte sich grinsend in die Berührung, schloss die Augen wie eine große Katze. „Bin eben ein Glückskind“, murmelte er. „Kleiner Schmerzfetischist“, kam die warme Bemerkung zurück. „Hrrm...“ Nejis ernüchterter Blick fiel auf das Tattoo über Gaaras linkem Auge. Das chinesische Schriftzeichen für „Liebe“. Mit elektrischen Nadeln und grellroter Farbe Stich für Stich in die Haut gehämmert. Gaara neigte den Kopf so, dass Lees Daumen darüber rieb und gab ein genüssliches Schnurren von sich. Der junge Hyuga schüttelte überfordert den Kopf und lehnte sich notgedrungen weiter vor, um nicht im Weg zu sein. „Oh Mann“, schnaubte er. Um nicht völlig untätig zu sein und die peinliche Situation irgendwie zu überbrücken nahm er dem abgelenkten Gaara das Nachtsichtgerät aus der Hand und spähte selber hindurch. Hohe Schilfgräser am Ufer. Scharfe Baumspitzen, hell und grünstichig durch die Gläser. Und plötzlich ein gleißender Lichtpunkt wie aus dem Nichts. „Was zum-...“ Er setzte das Fernglas ab. Über den Wald flog etwas wie eine Sternschnuppe, zog einen leichten Bogen und verschwand wieder in der Dunkelheit. Neji ließ das Gerät sinken, erhob sich und stand fassungslos da, während hinter ihm seine Freunde völlig abgelenkt miteinander beschäftigt waren. Sein Mund klappte auf, wieder zu, er gestikulierte mit ausgestrecktem Arm, starrte vom Waldrand auf die beiden Anderen und wieder zurück. „-... Habt ihr-... habt ihr das eben gesehen!? Shit!“ ~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)