The Darkside von somali77 ================================================================================ Kapitel 4: Gefangen ------------------- ~ Er war auf einen Stuhl gefesselt. Jedem, der sich in seiner Situation in dieser Lage wiederfand, war sofort klar was das bedeutete. Seltsamerweise fühlte er kaum Angst, nur eine hysterische Art von Belustigung und das Gefühl, wirklich nichts mehr verlieren zu können. Itachi Uchiha saß ihm gegenüber. Auf einer Art Thron, zusammengeschweißt aus Maschinenteilen und Autoschrott. Er tippte mit langen Fingernägeln auf die Platte des Tischs neben sich, von der an einigen Stellen die weiße Farbe schon abgeplatzt war, ein irritierendes Geräusch aus trockenem Klacken. Nicht weit von seiner Hand entfernt lag eine uralt aussehende Pistole neben einer offenen, halbleeren Schachtel Munition. Er lächelte. Sasuke konzentrierte sich darauf, ruhig zu bleiben. Aller Wahrscheinlichkeit nach hatte er eine Hölle aus Schmerzen vor sich, aber das war kein Grund ausgerechnet diesem Menschen vorher schon Angst oder Schwäche zu zeigen. Er war nicht mehr acht Jahre alt. Oder zwölf. Er war kein kleines, zahnloses Baby. Also erwiderte er den Blick mit aller Macht und Selbstbeherrschung die er zu bieten hatte. „Ich bin beeindruckt“, sagte Itachi endlich und in seiner Stimme war nicht ein Hauch von Ironie. Sasuke bemerkte, dass es seinen Ohren besser zu gehen schien. Zwar pochte sein Kopf, irgendwo dort musste er einen gehörigen Riss haben und bestimmt war sein Gesicht auch nicht spurlos davon gekommen. Aber das Klingeln war weg und es schmerzte nicht mehr bei jedem Geräusch. Wie lange war er bewusstlos gewesen? Die ganze Nacht? Wie viel Uhr war es? Sie schienen in einer Art Scheune zu sein. Links von ihm machte sich ein einzelner Helfer an einem Päckchen Heroin zu schaffen, kochte seelenruhig eine Portion auf einem Löffel über der Flamme eines schmutzigen Bunsenbrenners. Sonst war kein Mensch zu hören oder zu sehen. Von den Balken der Decke hingen rostige Ketten. Tageslicht konnte man nicht erkennen. Instinktiv spannte Sasuke seine Arme gegen die Fesseln und machte sich nicht die Mühe, irgendetwas auf den Gesprächsversuch zu erwidern. „Du hast Orochimaru erledigt.“ Itachi hob eine Augenbraue. „Nicht schlecht. Von den anderen ganz zu schweigen. Aber er war immerhin der größte Boss im nördlichen Bezirk. Wusstest du vorher, dass er eine Schwäche für seine sehr jungen, männlichen... Gehilfen... hatte?“ Sasukes Miene regte sich nicht. Sein Blick blieb eisern in die schmalen Augen seines Bruders gerichtet. Nur sein Atem war etwas heftiger als normal. „Du bist stark geworden, kleiner Bruder...“ Itachis Stimme war leise und anerkennend. „Sogar sehr stark... genau so, wie du solltest“ Sasuke schluckte hart. „Und das ist sehr gut. Es bedeutet...“, Itachi erhob sich. Sein langer Mantel streifte beinahe den Boden als er auf ihn zu kam. „Dass du irgendwo tief in deinem Kopf trotz allem immer noch der brave, kleine Junge bist“, er neigte die Lippen zu seinem Ohr. Sasuke kniff die Augen zusammen unter dem leichten Kitzeln seines Atems, „... der für seinen Bruder alles tun würde.“ „Nein“, zischte Sasuke zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Itachis Augen waren jetzt ganz nah. So nah vor ihm. Wenn seine Hand frei gewesen wäre, hätte er ihn berühren können. Sasukes Körper begann zu zittern. „Jetzt wo wir wieder zusammen sind“, flüsterte Itachi gedankenverloren, ohne seinen hypnotischen Blick zu unterbrechen, "Kann der Kreis sich endlich schließen, was meinst du? Bringen wir die Sache von damals zuende" Sasuke zitterte stärker. Sein Blick sprühte wilde Funken. „Nein“, würgte er hervor. Itachi wandte er sich ab um zu gehen. „Bleib hier!“, Sasukes Schrei war gellend, beinahe hysterisch. Keine Reaktion. „Bleib hier!“, heulte er, „Glaubst du, du kannst einfach wieder verschwinden? Komm zurück!“ Aus den Augenwinkeln sah er, wie der Handlanger- ein Kerl wie ein Schrank mit ungesund grauer Gesichtsfarbe- seelenruhig seine Spritze aufzog. Als ihm klar wurde wofür sie bestimmt war, prickelte ihm die Erkenntnis eiskalt den Rücken hinunter. „Itachi!“ Er riss an seinen Fesseln. Das Holz des Stuhls knackte unter seiner Kraft. Verbissen fletschte er die Zähne, spannte die Muskeln und ignorierte den Schmerz dort, wo ihm das Seil in die Handgelenke schnitt. „Itachi!“, brüllte er, „Du feiges Stück! Willst du nicht zusehen, wie der Dreckskerl deinem kleinen Bruder Drogen spritzt?! Hast du zu viel Schiss um es selbst zu tun?! Du kranker Psychopath! Ich bring dich-...“ Der helle Stich am Oberschenkel gab ihm schließlich den Rest. „Ahh! Ich bring dich um, Itachi!“ Sein Heulen war tief und inbrünstig. Das Adrenalin, das auf einen Schlag in alle Zellen schoss, verstärkte Kraft und Rücksichtslosigkeit. Der Stuhl aus morschem Holz brach, Sasuke riss das schmutzige Seil auseinander, schnappte den ersten längeren Splitter- ein Teil eines Stuhlbeins- den er zu fassen bekam und rammte ihn dem größeren Mann mit voller Wucht ins Auge, so dass der zwei Schritte blind rückwärts taumelte und dann krachend zu Boden ging. Mit zwei Sätzen war er an dem Tisch neben dem improvisierten Thron seines Bruders. Die Schusswaffe, die darauf für ihn bereit lag schnappte er mit zitternden Händen. Er folgte Itachi, riss die Tür auf, die in eine Art kleinen Wohnraum führte, hob den Arm zu der Gestalt die dort stand und drückte ab. ~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)