The Darkside von somali77 ================================================================================ Kapitel 3: Schutzengel ---------------------- ~ Als er zu sich kam, war das erste was er spürte der stützende Arm unter seinem Nacken, der seinen Kopf hielt und die Hand die seine Schulter fasste. Er lag auf dem Rücken- großartig. Einer seiner tiefsten, inneren Instinkte sagte ihm, dass auf dem Rücken zu liegen etwas war, das er auf keinen Fall akzeptieren konnte. Es war zu viel Kapitulation. So als hätte er verloren. Als wäre jemand anders stärker gewesen. Eine unbekannte Kraft drückte ihm etwas über Mund und Nase und er hob automatisch den Arm, um es abzuwehren. „Hey, er kommt zu sich!“, rief jemand wie durch eine dicke Schicht Watte. Sein Kopf klingelte immer noch wie ein Feuermelder. Er zuckte unter der Stimme zusammen. Verflucht, taten ihm die Ohren weh. Jedes Geräusch war wie ein Nadelstich direkt ins Gehirn. Endlich bekam er ein Handgelenk zu fassen, dieses verfluchte Handgelenk von diesem verfluchten Wichser der seine Luftzufuhr kontrollierte. Der fremde Arm war breit und warm und viel zu stark. Sasuke zog den Kopf zur Seite. „Ruhig... ruhig, es ist okay“, gurrte die Stimme ihm zu und kurz ließ sich der Arm aus Stahlmuskeln von seinen Händen wegschieben, ließ ihn von selbst nach Luft schnappen. Sasuke fühlte sich wie ein Fisch auf dem Trockenen. Sofort hatte er wieder das Gefühl zu ersticken. Da war zu viel Staub- zu viel Hitze-... „Du bekommst Sauerstoff über die Maske“, sagte die Stimme weich und entnervend behutsam, „Das hilft dir beim Atmen. Keine Angst... ich hab dich.“ Angst?! Der Begriff allein triggerte eine Lawine von Widerstand. Sasuke Uchiha hatte niemals Angst. Das Wort war aus seinem Vokabular getilgt. Aber als die fremden Finger ihm den zischenden Plastiktrichter wieder übers Gesicht schoben und sanft dort hielten, wurden seine Hände kraftlos. So ungern er es zugab- es half wirklich. Seine Lungen füllten sich langsam, mit jedem zitternden, flachen Atemstoß. Sein Verstand kam zurück und damit die erste Welle von Scham. Der womöglich gefährlichste Mann momentan auf den Straßen der Stadt, der Panther der reihenweise Leichen hinterließ wo er hinkam und in Sekundenbruchteilen tötete, lag im Arm seines Retters wie ein halbtotes Kätzchen. Endlich konnte er blinzeln. Die Welt war ein verschwommenes Chaos aus Farbklecksen, aber langsam wurden die Konturen klarer. Dort an der Straße stand ein Krankenwagen, flackerndes Blaulicht blitzte rhythmisch auf. Jemand kam soeben über die Trümmer der Küche, wo jetzt ein breites Loch in der Wand klaffte, zurück ins grelle Sonnenlicht gestapft. „Da hängt überall Hirn an den Wänden, war bestimmt wieder so ne Drogengeschichte“, rief eine Stimme aus sehr weiter Ferne, „Wird Zeit, dass die Polizei kommt... Der hat es vielleicht grade noch raus geschafft“ Polizei...? Sasuke sah auf das Handgelenk vor seiner Nase. Sein Blick glitt an dem Arm hinauf. Derjenige, der über ihn gebeugt war hatte blondes Haar und Narbenstreifen auf der Wange die ihm seltsam bekannt vorkamen. Helle, durchdringende, blaue Augen. Und da verstand er. Es konnte keine Verwechslung sein. Ihre Augen trafen sich. „Sasuke?“, flüsterte der Andere fassungslos. Mit einem plötzlichen Kraftschub von Panik warf er sich herum. Er schnappte den Sanitäter am Kragen, stieß dessen Arm von sich und grub ihn unter sich, drückte mit dem Knie auf der Kehle des Anderen seinen Oberkörper in den Asphalt. Einen Moment überfiel ihn heftiger Schwindel. Das Pfeifen in seinen Ohren wurde wieder lauter. Unwillig schüttelte er den Kopf um das loszuwerden. „Naruto!“, rief der zweite Mann bei den Haustrümmern alarmiert und begann zu laufen, „Hey!“ Sasuke biss die Zähne zusammen. Seine Gefühle waren ein flirrendes Chaos, er konzentrierte sich auf den Hass. Seine Finger verkrampften sich an der Kehle des Mannes den er einmal gekannt hatte und dann holte er aus, um ihm direkt ins Gesicht zu schlagen. „Sasuke!“ Blind schlug er zu. Diese Stimme und dieser Name jagten ihm einen kalten Schauder über den Rücken, er versuchte den Ursprungsort dafür zu zerstören. Irgendetwas traf er auch und er traf es noch einmal und noch einmal, wollte es splittern spüren und es unter seiner Faust zertrümmern. Dann war der zweite, fremde Mann auf der Straße zu nahe. Sasuke rollte sich von dem Körper des Anderen herunter, kam noch in der Fluchtbewegung auf die Beine, hob den Oberkörper und taumelte davon wie ein verletztes Tier. „Sasuke!“, folgte ihm der Ruf aus der Ferne. Das Geräusch stach sich durch seine Ohren mitten ins Gehirn. Er kam kurz aus dem Takt, strauchelte aufkeuchend und lief umso schneller weiter. Weg, nur weg, wie vom Teufel gehetzt. Erst irgendwann, auf halbem Weg zu dem trockengelegten Kanal beim Wasserauffangbecken, als um ihn herum nichts mehr war außer sonnendürre Gräser und Sträucher und einige Betonmauern von Häusern die dort einmal gestanden hatten, verließen ihn die Kräfte ein zweites Mal. Er sah die schwarzen Wägen nicht, die in gebürendem Abstand zur Straße parkten. Genau so wenig wie die Männer in schwarzen Anzügen, die auf ihn warteten. Nur in dem Moment, als spitze, italienische Lederschuhe neben seinem Gesicht auftauchten und eine große Hand ihm ins Haar griff um seinen Kopf nach oben zu ziehen, rollten noch einmal seine Augen zurück. Die schwache Abwehrbewegung, das Zähnefletschen brachte ihm nur leises Lachen ein. „Schön dich wieder zu sehen“, sagte jemand mit einer Stimme wie Samt direkt neben seinen verletzten Ohren und er stöhnte vor Schmerz und Hilflosigkeit, „... kleiner Bruder.“ ~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)