The Darkside von somali77 ================================================================================ Kapitel 2: Killerinstinkt ------------------------- ~ Der heiße Staub der Straße flirrte über blassem Beton. Stille hing in der Luft, zäh und lähmend. Selbst die Insekten schienen sich verkrochen zu haben. Eine ungute Vorahnung hielt jedes unbeteiligte Lebewesen im Umkreis von hundert Metern fern. Im Innern des kleinen Autos schmeckte jeder Atemzug nach Schweiß. „Was, wenn sie nicht hierher zurück kommen?“, flüsterte Suigetsu von der Rückbank. Sein starrer, wässriger Blick ergänzte das Bild von dem was man bei einer Google- Suche unter „Crackhead“ hätte finden können: blasse, fleckige Haut, dunkel umrandete Augen, struppiges, kurzes Haar in unnatürlich bleicher Farbe. Er konnte den zittrigen Atem kaum soweit unterdrücken, dass er nicht mehr zu hören war und klammerte eine schweißnasse Hand an die Rückenlehne des Fahrersitzes. „Halt die Klappe“ Das Knurren des zweiten Mannes im Wagen war bedrohlich und dunkel. Hinter dem Steuer lauerte er wie ein schwarzer Panther mit hungrigem Blick und gnadenloser Miene. Beinahe zärtlich schob er das gefüllte Magazin in die Waffe zurück. Es rastete mit endgültigem Klacken ein. Sasuke Uchiha hatte seine finale Jagd begonnen. Eine Blutspur aus Leichen folgte ihm durch die Abgründe der Stadt. Seit zwei Tagen hatte er nicht geschlafen, aber das war auch nicht nötig. Die Pupille seiner Augen war so weit, dass die lichtlosen Punkte bis zum äußeren Rand der Iris reichten. Zwei bodenlose Gruben, Fenster zu völliger Finsternis. Nur ein feiner, roter Ring aus Blut um sie herum ließ ahnen, dass das Monster in ihm längst begonnen hatte ihm die Seele auszusaugen. Bis die leere Hülle des Körpers aufhören würde zu funktionieren. Aber davon wollte er jetzt nichts wissen. Denn noch funktionierte alles einwandfrei. Er beobachtete die Eingangstür des Hauses wie ein Raubtier aus seiner Deckung heraus. Ohne auch nur einmal zu blinzeln. Nichts regte sich hinter den Fenstern. Niemand ging durch die Haustür hinein oder kam heraus. Suigetsu kratzte sich zum fünfzehnten Mal in den letzten Minuten am Arm. Seine Finger krampften sich in die Rückenlehne, er schob sich auf dem Sitz zurecht, atmete tiefer und sah sich zu Sasuke um. „Boss-...“ „Ich sagte du sollst die Klappe halten oder ich blas´ dir deinen verfluchten Schädel weg“ Allein der Tonfall war einschüchternd. Reines Eis. Suigetsu schluckte weitere Einwände und grub seine Fingernägel ins Polster, kaute mit seinen spitzen, kaputten Zahnruinen an der rissigen Unterlippe. In diesem Augenblick fuhr ein Wagen in die Einfahrt. Wummernder Bass dröhnte aus den eingebauten Boxen. Der braune Kombi wurde mit dem Ratschen einer Handbremse geparkt, die Musik verstummte. Vier junge Burschen stiegen aus, laut diskutierend und offensichtlich beunruhigt. „Halt die Klappe“, drang die lauteste Stimme bis hinter die getönten Scheiben des Wagens der beiden Beobachter, „Halt die Klappe, verdammt! Wir müssen das Zeug holen und abhauen-... Itachi weiß garantiert schon Bescheid! Wenn wir hierbleiben sind wir genau so am Arsch wie diese Wichser von Orochimaru!“ In Sasukes reglosem Gesicht verengten sich seine Augen zu gefährlichen Schlitzen. Er beobachtete reglos wie die Männer durch die Tür ins Innere des Hauses verschwanden und die jämmerliche, dünne Sperrholztür hinter sich zuwarfen. „Jetzt“, grollte er. Seine Oberlippe hob sich über blanke Zähne. Und in Sekundenbruchteilen war er mit dem Helfer an seiner Seite und bis an die Zähne bewaffnet aus dem Auto heraus, auf der anderen Seite der Straße und vor der Eingangstür. „Geh hinten rein und knall jeden ab der dir entgegen kommt“, kommandierte er. Suigetsu sprang mühelos über den Zaun zum Garten. Sasuke brach mit einem heftigen Fußtritt die Tür auf, dass Holzsplitter in alle Richtungen flogen, streckte die Arme aus und richtete beide seiner Schusswaffen auf die überrumpelten Gesichter die ihn anstarrten wie den Tod. Er eröffnete das Feuer ohne eine Sekunde zu zögern. Es war wie ein Film. Sasuke schoss gezielt zwischen die Augen, nicht auf den Brustkorb. Sein Gehirn filterte Informationen wie Alter oder Geschlecht seiner Opfer bewusst als unwichtig aus-... das Kreischen einer Frau brachte ihn nur dazu, den Abzug noch etwas schneller zu drücken. Ohrenbetäubender Lärm, das Krachen von Möbeln, Schreien, er ignorierte alles. Jeden Raum, jedes Versteck durchsuchend, exekutierte er alles was lebte. Im Wohnzimmer angekommen stieß er auf mehrere Plastikpäckchen mit weißem Inhalt auf dem Glastisch, kleine gläserne Pfeifen mit schwarz verbranntem Inhalt, Feuerzeuge, Spiegel und Rasierklingen. Eine der Frauen hatte im Moment ihres Todes ein Regal mit Schmucktellern umgerissen. Unter den Sohlen seiner Schuhe knirschten die Scherben. Von der anderen Seite kam ihm Suigetsu entgegen, er wirkte wie im Rausch und fletschte begeistert die spitzen Zähne. Für einen Moment war es betäubend still. „Oh, Jackpot!“, gluckste Suigetsu dann, als sein Blick auf den Tisch fiel, „Das sind mindestens-...“ „Rühr es nicht an“ Sasuke lud mit wenigen, geübten Bewegungen nach und hob den linken Arm mit der Waffe dann in Richtung Wohnküche. Eine breite Anrichte versperrte die Sicht. Er ging mit entschlossenen Schritten herum, zielte-... Und starrte direkt in die tränennassen, schockierten Augen eines Kleinkindes, das dort mitten in der Küche stand, hilflos und wie erstarrt, vor einem zusammengekauerten, zitternden Mann, der ein klägliches Angstgeräusch von sich gab. Sasuke blinzelte. Er fasste den Griff der Pistole fester. Das Monster in ihm brüllte auf, forderte Blut ohne Rücksicht auf menschliche Regungen. Außerdem stand das Wesen direkt in der Schussbahn. Selbst schuld. Aber bevor er abdrücken konnte, hallte etwas in seinem Kopf wieder. Die Stimme seines Bruders. Die Welt verschwand für Sekundenbruchteile unter einem Schleier von Rot. Für einen kleinen, winzigen Moment war er selbst dieses Kind und um ihn herum ein menschenleerer Gang voller Blut. Sein Puls begann in den Ohren zu pochen. Das Wummern wurde schneller und lauter, bis es sein ganzes Bewusstsein ausfüllte. Und da gab der Mann unter der Spüle einen furchtbaren Schrei von sich, riss in einer heftigen Bewegung den Arm zurück und warf Sasuke etwas dunkles, rundes entgegen. Er kam schnell genug aus seiner Trance zu sich um zu verstehen, dass es eine Handgranate war. Mit katzengleichen Reflexen sprang er rückwärts, warf sich aus dem nächsten geschlossenen Fenster nach draußen. Hinter ihm explodierte die Welt in Millionen Teile. Einen Moment lang hing er scheinbar in der Luft, dann wurde ihm von einer unglaublichen Macht der Brustkorb, das Trommelfell, die Augen zusammengedrückt und er flog bis über die Reihen der Müllcontainer, um ungebremst in die Backsteinwand dahinter zu krachen. Alles war weiß. Er konnte nichts mehr sehen. Seine Ohren versagten den Dienst, alles was er wahrnahm war ein schrilles, endloses Pfeifen in seinem Kopf. Halb nahm er war, wie er hinter den schweren Stahlcontainern an der Wand herunterfiel wie eine Lumpenpuppe, sein Hinterkopf schlug an einer Kante auf, ein paar Haare blieben bei dem Sturz bestimmt auf der Strecke. Er glaubte erst, nicht mehr atmen zu können. Keine Luft zu bekommen. Seine Lungen reagierten nicht. Er erstickte. Als er endlich ein wenig keuchen konnte, flach, winzig, wirbelte er damit eine Menge Staub vor seiner Nase auf, die er beim nächsten Atemzug mit einatmete, wodurch er noch weniger Sauerstoff zu erwischen schien. Die Ohnmacht schlang immer stärkere Ranken um seinen Geist, zog ihn abwärts in lähmende Dunkelheit. Er kämpfte verzweifelt dagegen an. Er musste die Kontrolle behalten. Sein Plan war fast vollendet. Es konnte doch jetzt nicht alles an so einer dummen Sache scheitern. Wegen jemandem, der so unwichtig war, dass er nicht einmal seinen Namen kannte. Er konnte jetzt nicht sterben. Aber er bekam keine Luft. Seine Muskeln reagierten nicht. Noch einmal versuchte er seine krampfenden Lungen allein durch Willenskraft zu bezwingen. Aber es ging nicht. Und irgendwann, in den nächsten Sekunden, war der Kampf vorbei. ~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)