Digimon Battle Generation von Alaiya ([Digimon Tamers] Wenn Welten kollidieren) ================================================================================ Episode 28: Generationen ------------------------ Episode 28: Generationen Es lässt sich generell feststellen, dass sich die Tamer, die ihren Partner nach nach ersten Digimonvorfällen in 2001 erhielten, sich von jener ersten Generation von Tamern unterscheiden, da ihre Digivices, wenngleich meist ähnlich im äußeren, nicht gänzlich dieselben Funktionen zu haben scheinen. Auch scheint ein großer Unterschied darin zu sein, dass die meisten jener neuen Tamer ihren Partner in der realen Welt trafen, während die Digimon jener ersten Tamer erst durch ihre Tamer in die reale Welt kamen. Es könnte jedoch auch weitere Gründe geben, die darin, dass sich die digitale Welt und ihre Daten in permanenter Veränderung befinden, zu finden sein könnte. - Auszug aus dem Buch „Digitales Leben und wie es unsere Realität beeinflusst“ von Sagisu Yoshimasa Es war ein kurzes, nicht besonders heftiges Beben, das Megumi am nächsten Tag erwachen ließ. Zuerst wusste sie nicht, was überhaupt geschah und als ihr Gehirn begann die gegebenen Eindrücke zu verarbeiten, hatte das Beben bereits geendet. Verschlafen sah sie zur Uhr und stelle fest, dass es gerade einmal kurz nach acht war. Es war Samstag und sie hatte endlich einmal wieder das ganze Wochenende frei. Eigentlich hätte sie also weiterschlafen können, doch nachdem sie sich für ein paar Minuten von einer Seite auf die andere gedreht hatte, gab sie auf. Sie war viel zu unruhig. So setzte sie sich auf und sah sich blinzelnd in ihrem sehr kleinen Schlafzimmer, das kaum größer als ihr Bett war, um. Das Beben war ganz offenbar nicht stark genug gewesen, um etwas von ihrem Nachtschrank zu werfen und auch sonst schien alles in Ordnung zu sein. Langsam wurden diese Beben zur Gewohnheit. Seit nun mehr zwei Wochen verging kein Tag, ohne dass es nicht mindestens zwei oder drei Mal bebte. Meistens waren diese Beben nicht schwer und dafür, dass es nun seit zwei Wochen so ging, hielt sich der Sachschaden erstaunlicher Weise in Grenzen. Doch wer wusste schon, ob es so bleiben würde? Jedenfalls sorgten diese Beben, so harmlos sie im Moment auch waren, für Panik. Denn was wäre, wenn auf einmal ein heftiges Beben kommen würde. Eins, dass die Infrastruktur angreifen würde. Was wäre, wenn einer der Vulkane ausbrechen würde oder es einen Tsunami gäbe? Denn wenn der Boden über längere Zeit so regelmäßig bebte, hieß es meistens, das ein größeres Beben anstehen würde. Doch die Regelmäßigkeit dieser Beben war nicht das einzig seltsame. Noch war es das seltsamste. Denn vorrangig fiel auf, dass sich die Beben bisher vorrangig einzig auf Tokyo und die nähere Umgebung der Metropole konzentrierten. Ebenso auffällig war ein anderes Phänomen, was mit den Beben einher ging und das mittlerweile den meisten Menschen – auch außerhalb von Tokyo – aufgefallen war. Jedes Mal, wenn hier die Erde bebte, war für einige Augenblicke ein Flackern in der digitalen Welt, oder vielmehr deren Abbild am Himmel der realen Welt, zu sehen. Natürlich hatte dies dazu geführt, dass viele meinten, die digitale Welt war für die Beben verantwortlich und nach allem was sie wussten, konnte dies durchaus sein. Doch was genau vor sich ging hatte bisher kein Forscher herausfinden können. Nachdem sie sich gewaschen und angezogen hatte, nahm sich Megumi einen Joghurt aus dem Kühlschrank und setzte sich damit vor ihren PC. Es war schon beinahe armselig, wie sie so lebte. Nicht einmal an freien Tagen frühstückte sie noch richtig. Mit einem Löffel Joghurt im Mund öffnete sie ihr Emailpostfach, nur damit einen Moment später leichte Enttäuschung über ihr Gesicht huschte. Die Email auf die sie wartete war nicht da. Natürlich nicht. Ein Teil von ihr hasste sie dafür, überhaupt auf diese Email zu warten, ein anderer Teil rationalisierte es. Immerhin konnte das, was in der Email stand wichtig sein. Sie schüttelte den Kopf. Es war deprimierend. Schon das ganze Jahr hatte sie kaum Zeit mit etwas anderem als Arbeit und Programmieren verbracht, sofern Reika sie nicht eingeladen hatte. Sie sollte mal wieder raus gehen. Und sei es nur um durch irgendein Kaufhaus zu bummeln. Doch wirklich Lust hatte sie dazu kaum. Weitaus begeisterter mit dem, was sie tat, war dagegen Shuichon, als sie gegen Mittag zwischen Denrei und Shoji vor einem Café im Takashima Einkaufszentrum saß und einen großen Becher Parfait vor sich stehen hatte. Shoji hatte einen Milchshake vor sich stehen, während Denrei sich mit einem Stück Kuchen begnügt hatte (das aber fraglos bald im Maul Dracomons verschwinden würde, so begierig wie das Digimon den Kuchen ansah). Die beiden Jungen sahen wieder einmal sehr angeschlagen aus, was eventuell daran liegen könnte, dass ihnen einige der normalen Einkaufenden seltsame Blicke zuwarfen. Shuichon hatte sich mittlerweile wieder recht gut in der realen Welt eingelebt, auch wenn es gar nicht ihrer Vorstellung von Freizeitbeschäftigung entsprach, verpassten Schulstoff nachzuholen. Doch sie wollte letzten Endes keinesfalls so Enden wie Ryou... „Wir sehen aus, als hätten wir ein sehr verqueres Date“, murmelte Shoji, während er einen Löffel mit Eiscreme zum Mund führte und dabei beobachtete, wie ihnen immer mehr Leute seltsame Blicke zuwarfen. Tatsächlich mochte er damit recht haben, denn sie saßen nicht etwas einander gegenüber auf Stühlen, sondern auf einer halbrunden Bank eng nebeneinander, in deren Mitte ein runder Tisch stand. Shuichon lachte. „Wenn es weiter nichts gibt.“ „Findest du das nicht seltsam?“, erwiderte Shoji, doch das Mädchen zuckte nur mit den Schultern. Denrei seufzte. „Vielleicht solltest du so etwas doch einmal ernster nehmen.“ Auch das tat Shuichon nur mit einem weiteren Schulterzucken ab. „Die Leute kennen uns doch nicht. Na ja, nicht wirklich, oder?“ Sie sah den vorbeiziehenden Strömen an Menschen hinterher. „Außerdem schauen sie uns vielleicht nur wegen der Digimon an.“ „Zumindest einige von ihnen“, stimmte Gazimon ihr zu. „Dabei sollten sie sich mittlerweile daran gewöhnt haben“, meinte Denrei und nahm ein Stück des Kuchens, wobei ihm allerdings Dracomons Blick, der unverwandt auf den Kuchen gerichtet war, sicher nicht entging. „Nun, aber im Moment...“, meinte Lopmon und ließ die Worte offen ausklingen. Denn im Moment, seit dem Chiyoda-Vorfall, waren die Stimmen, die gegen die Digimon wetterten lauter denn je. Die Tatsache, dass die Erdbeben jedes Mal von einem Flackern in der digitalen Welt begleitet wurden, machten das ganze nicht besser. „Na ja, immerhin lassen sie uns noch hier herein, oder?“, meinte Shuichon und klang dabei sorgloser, als sie eigentlich war. „Ja“, entgegnete Shoji in einem Tonfall, als ob er eigentlich nur darauf wartete, das die Security sie jeden Augenblick rauswerfen würde. „Ich meine, das ist wirklich fast überraschend“, fuhr Shuichon vor und schwelgte in Gedanken. „Ich meine, nachdem Lilithmon vor drei Jahren die obere Etage beinahe komplett abgerissen hat...“ „Wenn du noch lauter redest, wissen es auch bald die Leute, die damals nichts davon mitbekommen haben“, murmelte Denrei leicht säuerlich. „Da hat er Recht“, stimmte Lopmon zu. Shuichon gab ein übertriebenes Seufzen von sich. „Ihr müsst nur immer so ernst drein blicken. Seht nicht alles so negativ.“ „Damit hat das wenig zu tun“, erwiderte Shoji. „Es ist nur...“ Er seufzte und brach seinen Satz ab. „Es ist nur, dass alles im Moment nicht besonders gut aussieht“, ergänzte Denrei, der nun schließlich den Teller zu Dracomon reichte, dass freudig das halbe Kuchenstück, das noch da war, verputzte. „Nun, der Spielemeister oder wie der Kerl sich auch genannt hatte, wurde ja besiegt, oder?“, meinte Shuichon. „Und an sich war der Schaden... Na ja, im Vergleich zu dem Schaden, der durch die Demon Lords entstanden ist, war es nicht viel.“ Shojis Blick wurde düsterer. „Ja, aber damals waren die Demon Lords eine Macht aus einer damals fremden Welt. Wie ein Tsunami. Sie waren nichts, was absehbar gewesen wäre. Jetzt sind die Digimon Teil dieser Welt und die Regierung ist für sie verantwortlich. Jedenfalls glauben das die meisten. Jetzt ist es nicht mehr so einfach... Weil die Leute jetzt erwarten, dass die Digimon und die Tamer kontrolliert werden.“ Für einen Moment herrschte an ihrem Tisch bedrücktes Schweigen, ehe Shuichon auf einmal die Arme in die Luft warf. „Das ist ja nicht auszuhalten mit euch! Seid doch etwas positiver, verdammt noch mal!“ „Moumantai“, seufzte Lopmon, das beinahe von ihrer Schulter geworfen worden war. „Oh man, ich weiß noch, als Guilmon hier gelebt hat“, meinte Impmon in frechem, vermeintlich sorglosen Tonfall. „Und es ist nicht einmal rausgegangen, solange Takato ihm es nicht erlaubt hat. Wie unselbstständig.“ „Und deswegen musstest du es rauslocken und die anderen in Schwierigkeiten bringen, nicht?“, erwiderte Ai, während es heute sie war, die zusammen mit Takumi, Rin und den Digimon vor Guilmons alter Hütte im Shinjuku Central Park saß. „Natürlich“, erwiderte Impmon, die Ärmchen vor seiner Brust verschränkt. „Du warst damals ein ganz schöner Unruhestifter...“ „Na und?“ Das kleine Teufelsdigimon sah sie herausfordernd an, doch Ai fing an zu lachen. Auch Takumi lächelte, wenn auch nur leicht, und sah zu Rin, die jedoch mit den Gedanken woanders zu sein schien. Dies bemerkte offenbar auch Ai. „Was ist los?“, fragte sie an das andere Mädchen gewandt. „Ist etwas nicht in Ordnung?“ Rin erwiderte nicht sofort etwas, sondern schwieg. Ihre Hände lagen in ihrem Schoß, während sich Kunemon eng an ihren Hals geschmiegt hatte. „Ich schlafe nur nicht so gut“, erwiderte sie mit leiser Stimme. „Das ist alles.“ Sie schien zu zögern. „Außerdem machen mir die Erdbeben Angst.“ „Bisher sind sie ja aber nicht stark“, erwiderte Ai, ehe sie auf einmal das Gesicht verzog, als sie erkannte, dass der Satz so nicht unbedingt beruhigend wirkte. „Ich meine, ich glaube nicht, dass etwas schlimmes deswegen passieren wird.“ Auch Takumi sah Rin an. „Ich glaube auch nicht, dass was schlimmes ist. Du musst dir keine Sorgen machen, Okamura-san.“ Er versuchte sie aufmunternd anzulächeln, auch wenn das Lächeln nicht besonders überzeugend wirkte. „Außerdem gab es seit Chiyoda keinen wirklichen Digimon Vorfall mehr“, meinte Ai. „Weder mit anderen Tamern, noch mit irgendwelchen wild gewordenen Digimon. Das ist doch gut!“ Rin nickte, sah aber immer noch etwas ängstlich aus. „Ja, wahrscheinlich habt ihr Recht.“ „Natürlich haben sie Recht“, meinte nun Impmon, das endlich verstand, was die beiden Tamer versuchten. „Ich bin mir sicher, dass jetzt alles in Ordnung ist. Und die Erdbeben werden auch aufhören... Vielleicht... Ähm... Vielleicht...“ Es rieb sich das Kinn – oder jedenfalls den Teil seines Gesichts, der bei einem Menschen das Kinn gewesen wäre – und schien dabei zu überlegen, was für eine sinnvolle, wenig Besorgnis erregende Erklärung es für die Erdbeben geben könnte. „Na ja, vielleicht hört es jedenfalls bald auf. Ich habe das Gefühl, dass die Erdbeben auch leichter und kürzer werden!“, sagte nun Ai und sprang auf. Ihre Worte hätte jede Zeitschrift in Tokyo momentan schnell widerlegt, doch immerhin war es nicht das, worum es hier ging. „Mach dir nicht so viele Gedanken, Rin-chan!“ Ai streckte dem anderen Mädchen die Hand entgegen, um ihr aufzuhelfen. „Das ganze wird schon wieder...“ In dem Moment unterbrach ein neues Beben sie, heftiger als das am Morgen, und eng gefolgt von einem Piepsen ihres Digivices. „So viel zum Optimismus...“, murmelte Impmon. Eisbecher und Teller hatten sich mittlerweile geleert, als Shuichon ohne jedwede Vorwarnung aufsprang. „Was...“, begann Denrei in gereiztem Tonfall, als er Shuichons Blick folgte. „Megumi-san!“, rief das Mädchen aus. Als die Frau, deren Haar im Moment kurz und dunkelbraun gerade einmal über ihre Ohren reichte, reagierte zuerst nicht, so dass Shuichon die Stimme noch weiter anhob. „Megumi-san!“ Dieses Mal reagierte die Frau und sah zu ihnen hinüber. Sie schien unschlüssig zu sein, ob sie zu ihnen hinübergehen sollte oder nicht, entschloss sich aber aus irgendeinem Grund letzten Endes dafür. Sie hatte die Tüte eines Kleidungsgeschäftes in der Hand und sah allgemein etwas müde aus, wie Denrei fand. Unschlüssig stand sie bald vor ihrem Tisch. „Hallo ihr drei“, meinte sie zurückhaltend. „Wollen Sie sich nicht zu uns setzen, Megumi-san?“, fragte Shuichon. Denrei und Shoji tauschten Blicke, mit denen sie einander stumm fragten, ob sie dazwischen gehen sollten oder nicht. Denn auch wenn Shuichon meist bemerkte, wenn sie Leute bedrängte, entschloss sie sich meistens, es zu ignorieren. Etwas, das nicht immer schlecht war, doch gerade im Umgang mit Erwachsenen schnell respektlos wurde. Doch Megumi zuckte nur mit den Schultern. „Wieso nicht...“, murmelte sie und zog einen leeren Stuhl von einem benachbarten Tisch dazu. Sie wirkte seltsam unschlüssig, so als wäre sie sich nicht ganz sicher, was sie gerade machte. „Wollen sie vielleicht auch etwas essen oder trinken, Onodera-san?“, bot Shoji mit freundlich gewählten Worten an, doch die Frau schüttelte den Kopf. „Nein, danke.“ Sie bewegte die Schultern, als wolle sie einen Krampf lösen, und atmete tief ein. Erst dann sah sie die drei (beziehungsweise sechs) an. „Und? Was macht ihr heute hier?“ „Och, nur das Wochenende genießen“, erwiderte Shuichon. „Und Kuchen essen“, ergänzte Dracomon. „Und Sie?“, fragte das Mädchen dann. Megumi zuckte mit den Schultern. „Ich wollte ein wenig Einkaufen gehen. Ich habe dieses Wochenende frei.“ Letzteres sagte sie, als sei es bei weitem nicht selbstverständlich. Für einen kurzen Moment herrschte Schweigen, wobei Shuichon Megumi neugierig ansah. „Sie sehen besorgt aus“, meinte sie schließlich. „Was ist los?“ Unwillkürlich verpasste Denrei Shuichon einen Stoß in die Seite. „Das ist respektlos!“, zischte er ihr aus dem Mundwinkel zu. „Na und?“, erwiderte sie ebenfalls gezischt. Megumi wirkte nicht unbedingt verletzt von der Frage, wich jedoch bewusst dem Blick der jungen Halbchinesin aus. „Ich bin nur müde. Wir haben viel zu tun, bei Hypnos, wisst ihr?“ Bevor Shuichon weiterbohren wollte, ging Denrei auf dieses Angebot das Thema zu wechseln ein. „Aber es sollte doch wieder weniger werden, oder? In den letzten Wochen ist doch nichts passiert und wenn es dabei bleibt.“ „Ja, vielleicht“, erwiderte sie. „Sofern die Erdbeben nichts mit der digitalen Welt zu tun haben“, fügte sie dann in deutlich gesenktem Tonfall hinzu. „Haben Sie bei Hypnos irgendetwas neues dazu herausgefunden?“, fragte Shoji, nun ebenfalls mit gesenkter Stimme, doch zur Antwort schüttelte Megumi nur den Kopf, sah ihn aber auch nicht direkt an, als würde sie noch etwas verbergen. „Aber es ist angenehm, dass im Moment wenig passiert“, murmelte Shoji dann. „Vielleicht kommt die Sache bald zur Ruhe...“ „Ich weiß nicht, ob das so einfach ist“, erwiderte Gazimon finster. „Moumantai“, murmelte Lopmon. „Die Menschen haben nach dem ersten D-Reaper-Vorfall beinahe vergessen, dass es die Digimon gab. Sie können viel verdrängen.“ „Lopmon!“ Shuichon sah zu ihrem Partner hinauf. „Ist doch wahr“, erwiderte das Digimon. „Und eigentlich gar nicht so schlecht.“ Das Mädchen seufzte und sah sich um, da noch immer einige Menschen ihnen seltsame Blicke zuwarfen. Da begann es mit einem Mal. Der Boden erbebte erneut, stärker als in den letzten Tagen, und dann brach das Chaos los, während die Digivices der drei Jugendlichen zu piepsen begannen. „Okay, das ist ja beinahe nostalgisch!“, kommentierte Impmon die Situation in sarkastischen Tonfall, als es sah, was die Digivices dazu gebracht hatte zu reagieren. Die Digimon, die vor dem Metropolitan Government Building sich offenbar gerade erst materialisiert hatten, waren eindeutig von jener seltsamen Sorte, wie sie bereits bei Takumis Baseballspiel waren. Ihre Augen leuchteten pink, während der Rest ihres Körpers seltsam hell und farblos war. Es waren gleich drei Devidramon, deren normal schwarze Lederhaut grau und stumpf schien. „Impmon!“, rief Ai. Das kleine Dämonendigimon nickte. „Ich übernehme das rechte und ihr...“ Es sah zu den anderen beiden Digimon. „Ich kümmere mich um das mittlere!“, rief Kotemon entschlossen aus. Auch Kunemon, nach wie vor stumm, nickte. Die drei Tamer sahen sich an, dann holten Takumi und Rin ihre Karten hervor, während Ai nur das Digivice hob. „Card Slash! Matrix Evolution!“ „Kotemon – Shinka! Hanehamon!“ Während Kotemon und Kunemon kurz von Licht umhüllt waren, ehe sie sich in den Kampf stürzten, war auch Impmon kurz von einem ähnlichen Licht umgeben. „Impmon – Shinka! Beelzebumon!“ Damit breitete das Dämonendigimon, direkt im Blast Modus, seine Flügel aus und flog los, während Takumi und Rin Ai fragen ansahen. Diese zuckte nur mit den Schultern, schien aber etwas verlegen. „Es macht doch keinen großen Unterschied“, murmelte sie nur und wirkte für einen Moment verklemmt, ehe sie ihre Aufmerksamkeit dem Kampf zuwandte. Die drei Devidramon breiteten ihre ledrigen Flügel aus und flogen los – auch wenn es nicht direkt ersichtlich war, was ihr Ziel sein sollte, wenn sie überhaupt eins hatten. Sie flogen in verschiedene Richtungen und gewannen dabei rasch an Höhe, so dass sie alle drei schnell auf der Höhe der oberen Stockwerke des doppeltürmigen Wolkenkratzers waren. Natürlich hatte Beelzebumon seinen Gegner am schnellsten erreicht – immerhin hatte es einen Levelvorteil, der selbst wenn man die Verstärkung zu tragen kam, die diese Digimon wahrscheinlich durch den Virus (oder was auch immer es war, das diese Digimon verändert hatte) – und zog seine Pistolen. Doch im selben Moment drehte sich Devidramon um und feuerte einen roten Strahl aus seinen Augen ab. Beelzebumon, das bereits einmal erfahren hatte, dass mit derartigen Attacken solcher besessenen Digimon nicht zu spaßen war, wich aus, was der Drache verwendete, um erneut etwas Abstand zu gewinnen. „So leicht kommst du mir nicht davon!“, knurrte Beelzebumon und spannte seine Flügel an, um an Auftrieb zu gewinnen. „Double Impact!“ Es feuerte gleich mehrere Runden aus seinen Pistolen ab, war dabei aber darauf bedacht, diese in einem Winkel zu halten, dass sie keine Gebäude beschädigten und auch nicht zur Gefahr für Menschen wurden. Und so bestialisch und instinktgesteuert Devidramon auch zu sein schien, wirkte es beinahe so, als hätte es damit gerechnet. Es schien keine Schwierigkeiten damit zu haben, Beelzebumon auszuweichen. In einem nach oben gerichteten Bogen wich es den Angriffen aus, machte einen Looping und stürzte sich dann von oben auf Beelzebumon herab. Mit rot leuchtenden Krallen griff es nach den Schultern des Dämonendigimons und schien mit ihm Richtung Boden stürzen zu wollen. Ai beobachtete dies mit klopfendem Herzen. Ihr war eines klar: Sie mussten bei diesem Kampf um jeden Preis vermeiden, das Gebäude beschädigt wurden oder Menschen zu schaden kamen. Denn alles, was hier passierte, würde sonst erneut von den Medien gegen die Digimon verwendet werden. Sie nahm eine Karte. „Card Slash! Alias!“ Damit löste sich das Beelzebumon, das im Griff der Klauen gefangen war, auf, während das eigentliche Dämonendigimon weiter unten, ohne seine Flügel auf dem Dach eines Hochhauses erschien. Erneut ob es eine Pistole, doch da geschah etwas, womit es nicht gerechnet hatte. „Explode Sonic Lance!“, erklang eine hallende Stimme, während etwas wie ein blauer Strahl durch die Luft schoss und zerteilte Devidramon in zwei Hälften, die sich im nächsten Augenblick in pinke Partikel auflösten. Derweil sprang Hanehamon erst auf ein kleineres Gebäude, dann auf ein etwas größeres, um auf dieselbe Höhe, wie eins der anderen Devidramon zu kommen. Doch hatte es – einmal wieder – durch seine mangelnde Fähigkeit zu fliegen einen entscheidenen Nachteil, zumal sein Gegner auf seiner jetzigen Höhe leicht abschätzen konnte, aus welcher Richtung es angreifen würde. Dies zeigte sich deutlich, als Hanehamon es schließlich geschafft hatte über Devidramon zu kommen und es von seiner Position aus angreifen konnte. Das Dämonenbiest schien damit gerechnet zu haben und wandte ihm seinen großen Kopf zu, ehe es einen markerschütternden Schrei ausstieß, der eine ungeheure Energie in sich trug und – ehe Takumi oder Hanehamon es verhindern konnten – das reptilienhafte Digimon gegen das Hochhaus schleuderte, von dem es noch eben gesprungen war. Einige Fenster zerbarsten und Menschen, die unvorsichtig genug gewesen waren, den Kampf von den Fenstern aus zu verfolgen, schrien. „Takumi!“, rief Ai dem Jungen zu. „Du musst aufpassen! Wir dürfen nicht noch mehr...“ „Ich weiß!“, unterbrach Takumi sie grimmig. Er spürte etwas seltsames in sich. Die ganzen letzten Wochen seit dem Finale des vermeintlichen Turniers in Chiyoda, hatte er auch Angst davor gehabt, wie es wäre, wieder kämpfen zu müssen. Er war sich nicht sicher gewesen, ob er überhaupt würde kämpfen können, doch tatsächlich spürte er nun keine Angst, sondern nur eine grimmige Entschlossenheit. „Hanehamon!“, rief er und zückte eine Karte. „Card Slash! White Wings!“ Durch die weißen Flügel konnte Hanehamon seinen Nachteil ausgleichen. Es stieß sich – so vorsichtig, wie es für einen mehrere Meter großen Echsenmenschen möglich war – vom Gebäude ab und flog nun auf seinen Gegner zu. Dabei zog es zwei Äxte aus seinem Gürtel hervor. „Lizard Slicer!“ Der Angriff verletzte Devidramon nur oberflächlich, doch für einen Moment schien es zurückzuschrecken. Dies nutzte Hanehamon aus und stieß ein Stück weiter in die Höhe, ehe es sich mit einem Fuß voran gestreckt, auf seinen Gegner hinabfallen ließ. Doch bevor es Devidramon erreichte, hatte dieses sich bereits wieder gefangen. Es ließ seine Krallen rot aufglühen und ging zum Gegenangriff über. Hanehamon, das dank Beelzebumons Kampf gegen das ebenfalls infizierte Waspmon damals (es schien beinahe eine Ewigkeit her), ebenfalls vorsichtig war und sich nicht unbedingt treffen lassen wollte, wich aus und wurde so sehr schnell zurückgedrängt. Mit einem kräftigen Schlag der weißen Flügel gewann es einige Meter an Höhe, um so zwischen den Gebäuden wegzukommen und so vielleicht einigen Schaden zu vermeiden. Dann zog es das große Schwert von seinem Rücken. „Akina...“ Hanehamon wollte angreifen, doch erneut versuchte Devidramon, das eindeutig schneller war, als normale Vertreter seiner Spezies, ging bereits zu einem erneuten Angriff über, so dass Hanehamon gezwungen war, mit seinem Schwert zu blocken, anstatt zu attackieren. „Takumi!“, brüllte es, wobei es sich nicht sicher war, ob der Junge es von hier aus überhaupt noch hören konnte. Doch da hörte es eine andere Stimme. „Nicht nötig!“ Ein anderes Digimon sprang über die Gebäude und attackierte Devidramon nun von unten. Es war ein Andiramon. Der Schlag, den es ihrem gemeinsamen Gegner versetzte, warf diesen in die Höhe und brachte ihn deutlich aus dem Gleichgewicht. Hanehamon dachte nicht darüber nach. „Akinades!“, rief es aus, als Devidramon auf seiner Höhe war, und schlug mit dem Schwert zu, das in einem Moment im Kopf des gegnerischen Digimons steckte, ehe sich dieses im nächsten Augenblick ebenfalls auflöste. Waspmons Problem war derweil nicht, dass sein Gegner seine Angriffe vorhersah, sondern dass das dritte Devidramon nicht das geringste Interesse daran zu haben schien, zu kämpfen. Stattdessen flog es stur nach Südwesten und ignorierte beinahe die Laserstrahlen, die am und zu an ihm vorbeischossen. Dabei war es für Waspmon problematisch, dass es seinen Flug verlangsamen musste, um eine solche Attacke abzufeuern und der Gegner erstaunlich schnell war. Dazu kam, dass sie sich nun immer weiter vom Park und Goverment Building und somit auch von Rin entfernten, die so nur noch durch ihr Digivice sehen konnte, was genau vor sich ging, jedoch schwer die Situation einschätzen konnte. Sie stand neben Takumi und Ai, unsicher, was sie tun sollte. Denn anders als Takumi war sie nicht entschlossen, sondern äußerst unsicher, was sie tun sollte. Eigentlich wollte sie nicht kämpfen, nicht mehr, nach all dem, was sie vor vier Wochen gesehen hatte, doch sie wollte auch nicht, dass noch mehr Menschen zu schaden kamen. Da fiel ihr etwas auf. Als Waspmons Blick für einen Moment über den Boden glitt, bemerkte sie dort eine schnelle Bewegung. Es war ein weiteres Digimon, das sie dank ihres Digivices schnell als Matadrmon erkannte. Und offenbar war auch es darauf aus, gegen das Devidramon zu kämpfen. Waspmon, das die Zurückhaltung seiner Partnerin irgendwie spüren konnte, hielt inne und beobachtete Matadrmon, das nun in die Luft sprang und Messer auf das Devidramon abschoss. Das Dämonenbiest fuhr herum und schaffte es, einige Messer, die es sonst getroffen hätten, mit einem Flügel aus der Luft zu wischen, woraufhin die Messer sich wieder auflösten. Matadrmon ließ sich zurück auf den Boden fallen, sprang jedoch im nächsten Moment wieder empor, dieses mal viel schneller als zuvor, und griff erneut mit einer Folge schneller Hiebe und Stiche an. Dabei kam dem untoten Digimon seine große Geschwindigkeit zum Vorteil, doch ähnlich wie Hanehamons Angriff, machten auch Matadrmons Attacken weniger schaden, als es eigentlich erwartet hatte. Allerdings war es schnell genug, als dass Devidramon nicht so leicht zu einem Gegenangriff übergehen konnte. Dennoch war Matadrmon, das ebenfalls durch seine mangelnde Flugfertigkeit einen Nachteil hatte, schließlich gezwungen, sich zurückfallen zu lassen. Es wollte erneut in die Luft springen und angreifen, als bunte Bänder aus Flammen sich um den Körper Devidramons wickelten. Nein, es waren keine Bänder, sondern Fuchsgeister, die in verschiedenen Farben zu brennen schienen. „Izuna!“, erklang eine Stimme, als sich die Geister noch enger um Devidramons Körper wickelten, der sich im nächsten Moment ebenfalls in pinke Partikel auflöste, die langsam auf die Stadt hinab rieselten. „Wir hatten das auch ohne deren Hilfe geschafft“, grummelte Ai und sah missmutig zu den vier anderen Tamern hinüber, die zusammen mit Megumi unter einem Baum am Rand des Parks standen. „Aber vielleicht nicht so schnell“, erwiderte Takumi vorsichtig. „Na und?“, erwiderte das Mädchen genervt, seufzte dann aber, da sie wusste, dass er Recht hatte. „Wir bekommen nur wirklich keine Chance...“, murmelte sie, mehr zu sich selbst, als zu ihren beiden Freunden. „Hey, wir haben den Meister der Spiele“, begann Impmon, sah dann aber zu Takumi und Rin und schwieg. „Immerhin ist kaum jemand zu Schaden gekommen“, meinte Kotemon zuversichtlich. „Ja“, erwiderte Ai leise, während Takumi zu Rin sah, die die ganze Zeit geschwiegen hatte. „Okamura-san?“, fragte er vorsichtig und schien sich dabei nicht sicher zu sein, wie er sie überhaupt ansprechen sollte. „Ist etwas nicht in Ordnung?“ Rin schüttelte den Kopf. „Nein. Es ist alles in Ordnung.“ Sie sah ihn nicht an, sah stattdessen zu Boden. „Ich bin froh, dass sie uns geholfen haben.“ Nun wanderte ihr Blick zu den anderen Tamern hinüber. Unsicher machte sie einen Schritt auf diese zu, doch Ai griff nach ihrer Hand. „Hey, du musst dich nicht bei ihnen bedanken“, meinte sie. „Wir haben sie schließlich nicht um Hilfe gebeten.“ „Und das heißt, wenn man kindisch ist, natürlich, dass man sich nicht bedankt“, kommentierte dies Impmon trocken. „Was heißt hier kindisch?“, knurrte Ai mit gespielter Wut und fixierte ihren Partner. Impmon zuckte in gespielter Ratlosigkeit mit den Schultern. „Was wohl?“ „Danke“, meinte Shoji derweil an Ruki gewandt, welche nun ebenfalls mit Renamon bei Ihnen stand. „Wofür?“, erwiderte sie und lächelte ihn an. Etwas war anders an ihr – das merkte Shoji, doch er hätte nicht sagen können, was es war. „Matadrmon hätte Devidramon auch ohne unsere Hilfe besiegen können“, fuhr Ruki fort. Gazimon sah sie an. „Vielleicht. Aber so war es einfacher. Danke.“ „Ich frage mich, was es mit diesen Digimon auf sich hat“, murmelte Shoji und zog seine Augenbrauen nachdenklich zusammen. „Sind es überhaupt richtige Digimon...“ „Und wieso tauchen erst jetzt wieder welche auf“, fuhr auch Gazimon nachdenklich fort, was Shuichon jedoch dazu brachte, laut aufzustöhnen. „Man, mit euch kann man auch keinen Sieg vernünftig feiern“, beschwerte sie sich. „Anstatt jetzt schon wieder so deprimierte Gesichter zu machen, könntet ihr euch auch einfach freuen, dass wir gewonnen haben.“ „Und was ist, wenn noch mehr dieser Art angreifen? Stärkere Digimon?“, fragte Denrei und fing sich dafür einen wütenden Blick seiner Freundin ein. Ruki sah sie an. „Das werden wir sehen“, meinte sie. „Solange es weiter relativ schwache Digimon sind, sollten sie keine zu großen Probleme machen, solange wir nur rechtzeitig da sind.“ Sie holte tief Luft. „Vielleicht hat Shuichon recht...“ „Aber wieso haben sie hier angegriffen? Und wieso jetzt zu dritt?“, murmelte Shoji. „Darüber können wir uns später noch Gedanken machen!“, rief Shuichon genervt aus und sah ihn gespielt böse an. „Ja, aber...“, begann Shoji, musste aber dann doch Lächeln, als er den Blick auf dem Gesicht des Mädchens sah. Derweil beobachtete Megumi die Tamer nur. Es war bei weitem nicht der erste Digimonkampf, den sie gesehen hatte – natürlich nicht – doch es war seltsam zu beobachten, wie sich manche Dinge veränderten. Als die Digimon das erste mal in der realen Welt aufgetaucht waren, waren Takato, Jenrya und Ruki die einzigen Tamer gewesen, und nun...? Diese Kinder – sie konnte noch immer nicht umher von ihnen als Kindern zu denken – hatten schon so oft gekämpft... Und das seltsame war, dass ein Teil von Megumi, sie darum beneidete. Wieso? Sie seufzte. „Ich glaube, ich sollte langsam nach Hause gehen“, meinte sie dann zu den Tamern. „Ich... Ich muss mich noch um ein paar Dinge kümmern.“ „Och.“ Enttäuscht sah Shuichon sie an. „Ich dachte, Sie könnten noch etwas mit uns Essen gehen, oder so, Megumi-san.“ „Danke für die Einladung“, erwiderte Megumi höflich. „Aber ich hatte noch etwas vor.“ „Wir wollen Sie nicht aufhalten, Onodera-san“, meinte Shoji mit respektvollem Lächeln. „Kommen Sie gut nach Hause.“ „Danke, ihr auch.“ Sie wandte sich ab. „Wir sehen uns sicher ein andern Mal.“ Damit ging sie, während ihr Lopmon noch mit einem Ohr hinterherwinkte. Aus irgendeinem Grund hatte sie es auf einmal tatsächlich eilig nach Hause zu kommen. Beinahe so, als würde sie dort etwas erwarten. Beinahe, als wüsste sie bereits, dass sie dort die erwartete Email finden würde. Die Erdbeben sind in der Anomalie in der digitalen Welt begründet. Es wird schlimmer werden. Es wird sich auf die reale Welt ausbreiten, wenn nichts dagegen getan wird. Mehr kann ich so nicht sagen. Wir müssen reden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)