Digimon Battle Generation von Alaiya ([Digimon Tamers] Wenn Welten kollidieren) ================================================================================ Episode 18: Allianz ------------------- Episode 18: Allianz Im Verlauf des Jahres 2001 kam es zum ersten größeren Digimon-Vorfall, als sich mehrere Digimon im Innenraum Tokyos materialisierten und Sachschaden in der Höhe von mehreren Milliarden Yen verursachten. Der größte Schaden entstand im September des Jahres, als ein Digimon der Vikaralamon-Spezies sich materialisierte und die Schnellstraße Shinjukus, wie auch mehrere anliegende Gebäude zerstörte. Gesamt nahmen durch die Vorfälle in dem Jahr mehrere hundert Menschen Schaden, auch wenn die Todesfälle überraschender Weise im zweistelligen Bereich blieben. […] - Ausschnitt aus der Sondersendung „Gefahr aus dem Netz? Wie gefährlich sind Digimon?“ Es wurde hell in der digitalen Welt. Wie immer kam der Tag plötzlich, als hätte jemand in der gesamten Welt das Licht angemacht. Shuichon saß am Rande des Abgrunds, in dem sich die unzähligen Tetraeder der Anomalie weiter um ihre eigene Achse drehten. Sie hatte die Beine angezogen und die Arme auf ihren Knien abgelegt, während sie nah genug am Rand der Klippe saß, um die seltsame Datenform beobachten zu können. Sie seufzte. „Was hast du, Shuichon?“, fragte Lopmon, das auf ihrer Schulter saß und bisher geschwiegen hatte. Das Mädchen schüttelte den Kopf. „Ich frage mich nur, was wir jetzt machen sollen...“ „Nun, wir werden schon wieder in die reale Welt zurückkommen“, meinte das Digimon. „Nun wo wir aus dieser Höhle heraus sind, können wir im Notfall fliegen, nicht?“ Shuichon schüttelte den Kopf. „Das ist es nicht, was ich meine“, erwiderte sie. Ihr Blick wanderte zum Himmel, wo weit über ihnen, die Gestalt der realen Welt nach wie vor zu erkennen war. „Ich meine, wir sind hierher gekommen, um etwas darüber heraus zu finden und...“ Sie ließ den Satz offen ausklingen. „Wir sind immerhin klüger als vorher“, antwortete ihr Partner. „Immerhin wissen wir nun, wie sich diese Anomalie in der digitalen Welt manifestiert.“ „Das schon...“ Die junge Chinesin seufzte erneut, zuckte dann aber mit den Schultern. „Na ja, vielleicht sollten wir wirklich nach Hause. Vater und die anderen machen sich sicher Sorgen.“ „Und vergiss die Schule nicht“, meinte Lopmon nun neckisch. Sie verdrehte die Augen. „Ja, und natürlich verpassen wir noch Stoff in der Schule.“ Sie streckte die Beine aus und drehte den Oberkörper weit genug, um zu Denrei hinübersehen zu können, der nun in seinem Schlafsack lag und noch immer tief zu schlafen schien. „Und das, nachdem er mich immer als Langschläfer beschimpft hat“, meinte Shuichon nun grinsend. Damit stand sie auf und wollte zu ihrem Freund und seinem Partner hinüber gehen, als ein Geräusch sie aufschrecken ließ. „Was ist das?“, fragte sie leise und sah sich um. Lopmon hob beide Ohren an, um besser hören zu können. Es war ein kaum hörbares, tiefes, gleichbleibendes Geräusch, wie von einem leicht kaputten Ventilator. Nun schien auch Denrei aufzuwachen. Er drehte sich auf den Rücken und öffnete verschlafen die Augen. Erst blinzelte er, dann richtete er sich auf und sah zu Shuichon hinüber. „Was ist das?“ Shuichon schüttelte nur den Kopf. Noch immer versuchte sie den Ursprung des Geräusches herauszufinden. Sie wünschte sich nur, Apollomon und Dianamon wären länger in ihrer Nähe geblieben. Da verengte Lopmon seine Augen. „Etwas kommt“, flüsterte es angespannt und schien sich bereits zum Kampf bereit zu machen. Im nächsten Moment stoben die schwebenden Digignome aus dem Abgrund hervor und schienen in alle Richtungen zu fliehen, ehe ebenso feine Greifarme, wie die, die Denrei am Tag zuvor fast in die Anomalie hineingezogen hatten, aus der Masse hervorstoben und versuchten nach ihnen zu greifen. Wenn sie keine Digignome zu fassen bekamen, berührten sie die Wände, die anfingen zu flackern und sich dann aufzulösen. Zu spät begriff Shuichon. Sie drehte sich herum. „Wir müssen hier weg!“, rief sie, als der Boden bereits unter ihnen einbrach. Die Stadt erschien fast trügerisch friedlich, wenn man sie von oben betrachtete. Shoji Stand am Fenster im Flur vor dem Büros der Hypnoszentrale und sah auf die nächtliche Stadt, deren Geräusche kaum durch die Isolation des Gebäudes drangen. Er fragte sich, wie viele Turnierteilnehmer noch dabei waren und wie viele Digimon bereits getötet worden waren. Und weder der Amerikaner – Steve – hatte irgendwelche Hinweise auf den Veranstalter, noch jemand von ihnen. „Was machst du hier?“, hörte er Rukis Stimme hinter sich und sah sich um. Die junge Frau kam den Flur entlang auf ihn zu, während Renamons Gestalt im Schatten hinter ihr zu erkennen war. „Ich bin mit Steve hergekommen“, erwiderte Shoji. „Er wollte mit Takato reden.“ „Irgendetwas neues?“, fragte Ruki nun und stellte sich neben ihn, doch er schüttelte zur Antwort nur den Kopf. „Leider nein...“ Leise seufzend sah er zu ihr. „Und du? Was machst du hier? Ryou-kun ist nicht hier.“ „Ich weiß“, antwortete sie, offenbar ohne darüber nachzudenken. Sie zögerte. „Ich wollte auch nur schauen, was es neues gibt...“ Für einen Moment wollte Shoji einwerfen, dass sie dafür auch Ryou fragen könnte, doch dann ließ er es bleiben. Er merkte, dass irgendetwas in der Beziehung zwischen Ruki und Ryou nicht stimmte, doch es war nicht so, als ob ihn das etwas anginge. Da öffnete sich die automatische Tür und Takato, gefolgt von seinem Partner trat heraus. „Ruki“, rief er überrascht aus. „Was machst du hier?“ „Ich wollte eigentlich nur hören, ob ihr schon mehr wisst“, erklärte die junge Frau erneut. Takato seufzte und schüttelte den Kopf. „Gar nichts.“ Auch seine Augen hefteten sich auf die nächtliche Stadt draußen, doch irgendetwas an seinem Blick erschien Shoji seltsam. Auch Ruki schien dies zu bemerken. „Stimmt etwas nicht, Takato?“ Takato schloss die Augen und rieb sie sich, schüttelte aber den Kopf. „Nein, es ist nichts. Ich bin nur etwas müde.“ „Du bist frei?“, fragte Steve, der nun mit einem Pappbecher Kaffee in der Hand und dicht gefolgt von Leormon den Flur hinunterkam. „Ja, ich habe für heute frei“, antwortete Takato. Für einen Moment herrschte Schweigen, während die vier Tamer nun beieinander standen, ohne das jemand wirklich zu wissen schien, worüber sie reden sollten. „Können wir jetzt gehen, Takato?“, fing Guilmon auf einmal an zu jammern. „Guilmon hat Hunger!“ Fast überrascht sah Takato seinen Partner an. „Wir könnten etwas essen gehen“, meinte Shoji vorsichtig. „Klingt nach einer guten Idee“, stimmte Ruki zu. „Ich habe auch noch nicht zu Abend gegessen.“ Mit einem Nicken stimmte auch Steve zu und folgte Shoji, Ruki und ihren Digimon, als diese in Richtung Aufzug gingen. Einzig Takato blieb noch am Fenster stehen und sah hinaus. „Wie lange wird es wohl noch so weiter gehen?“, murmelte er, wobei diese Worte wohl eher an ihn selbst gerichtet waren, als an einen der anderen. Shoji sah zu ihm hinüber und erkannte erneut den seltsamen Ausdruck in seinem Blick. Doch bevor er oder einer der anderen etwas sagen konnte, meldete sich Guilmon zu Wort. „Komm, Takato!“ Dies riss den jungen Mann aus seinen Gedanken. „Ich komme schon“, meinte er und folgte ihnen. Es war kurz nach Acht, als Hirokazu endlich das Büro, in dem er im Moment als Aushilfe arbeitete, verließ. Er war bereits seit Neun am Morgen dort gewesen und langsam schwirrte ihm der Kopf, auch wenn er als Aushilfskraft es sich nicht nicht leisten konnte, sich zu beschweren. Das problematischste war, dass er hier nicht Hagurumon mit zur Arbeit nehmen konnte und dieses damit zuhause auf ihn wartete. Er konnte nur Tag für Tag aufs neue Hoffen, dass das Digimon keinen Unsinn anstellte. Doch dieser Gedanke wurde schnell verdrängt, als er aus dem Gebäude kam und draußen tatsächlich jemand auf ihn wartete. „Yo, Hirokazu-kun“, grüßte Ryou ihn, der an die Wand des gegenüberliegenden Gebäudes gelehnt offenbar auf ihn gewartet hatte. „Ryou?“, fragte Hirokazu überrascht. „Was machst du denn hier?“ Der ältere Mann zuckte mit den Schultern. „Ich dachte ich schaue mal vorbei“, meinte er nebensächlich. Mit hochgezogenen Augenbrauen sah Hirokazu ihn an. Irgendetwas stimmte nicht. „Alles okay?“ „Warum sollte etwas nicht in Ordnung sein?“, fragte er. Monodramon, das neben seinen Füßen saß und seine Arme verschränkt hatte, verdrehte die Augen. „Es ist wegen Ruki.“ „Sei doch ruhig!“, protestierte Ryou und sah das Digimon wütend an. Hirokazu seufzte. „Was ist mit Ruki?“ „Es ist nichts“, winkte Ryou ab. „Wirklich nichts.“ „Und wegen 'wirklich nichts' bist du hergekommen?“, fragte Hirokazu. Daraufhin seufzte Ryou. „Na ja...“ Er druckste etwas herum. „Ich wollte fragen, ob du mit mir auf ein Bier irgendwohin gehen willst.“ Noch immer mit einer Mischung von Verwirrung und Entgeisterung sah Hirokazu ihn an. Ihm war klar, dass der andere nur auf Gesellschaft aus war, doch überraschte es ihn, dass er diese ausgerechnet bei ihm zu finden glaubte, wo er selbst in der letzten Zeit so wenig mit den anderen Tamern zu tun hatte. Aber dennoch. Es wäre ihm als kaltherzig erschienen, es einfach so abzulehnen, zumal es zumindest früher einmal eine Zeit gegeben hatte, in der er Ryou Akiyama bewundert hatte. Also zuckte nun auch er mit den Schultern. „Von mir aus.“ Mit einem Seufzen dachte er an Hagurumon und hoffte nur, dass sein Apartment noch bewohnbar wäre, wenn er wieder nach Hause kam. Überraschender Weise vergingen zumindest für Takumi, Ai, Makoto und Rin die folgenden zwei Tage ohne weitere Vorfälle. Selbst auf einen weiteren Turnierteilnehmer traf keiner von ihnen. „Wow“, staunte Ai unverhohlen, als sie in die Wohnung trat, in der Rin mit ihren Eltern lebte. „Das nenne ich Luxus.“ Wenngleich die beiden Jungen, die ihr folgten, es nicht so offensichtlich taten, so war auch ihnen das Staunen anzusehen. Denn auch, wenn die Räume nur eine Wohnung waren, so war dieser doch deutlich anzusehen, dass Rins Eltern sehr wohlhabend waren. Der Boden war mit dunklem Holz getäfelt und im Wohnbereich standen ein teuer aussehendes Ledersofa, wie auch ein Glastisch auf einem weißen Teppich. Zur Seite des Flurs hin, wurde der Wohnbereich durch ein längliches Aquarium begrenzt. Rin lächelte nur verhalten. „Kommt rein“, meinte sie zurückhaltend. „Meine Eltern sind nicht da.“ Die drei anderen Tamer taten zögerlich, wie ihnen geheißen und zogen sich die Schuhe aus, ehe sie das dunkle Holz betraten. Impmon dagegen war zögerlich. Kaum hatte Rin zu Ende gesprochen, ließ es mit großen Schritten in die Wohnung hinein und warf sich auf das Sofa. „Hmm, könnte bequemer sein, kommentierte es.“ Kunemon, das auf dem gläsernen Tisch sah, legte den Kopf schief, während es Impmon beobachtete. Ai sah zu ihrem Partner hinüber. „Tut mir leid...“, murmelte sie. Daraufhin zuckte das andere Mädchen nur mit den Schultern. „Macht nichts.“ Unschlüssig sah es zu ihren Besuchern. „Ihr könnt euch setzen... Wollt ihr etwas trinken?“ „Sehr gerne“, antwortete Makoto. „Danke.“ Einzig Takumi schwieg. Ihm war das ganze irgendwie unangenehm. Denn auch wenn er mit Ai und Makoto hier war: Es war das erste Mal seit dem Kindergarten, dass ein Mädchen ihn zu sich eingeladen hatte. So folgte er nun stumm den Zwillingen und setzte sich auf eine der Stufen, die zu jenem etwas tiefer im Wohnzimmer liegenden Bereich, in dem ein großer Fernseher, wie auch das Sofa standen, hinabführten. Rin verschwand durch die Tür, die der Eingangstür gegenüberlag, und die offenbar zur Küche führte, kam jedoch nach einigen Minuten mit einem Tablett zurück, auf dem sie einige Gläser mit Limonade balancierte. „Hier.“ Sie stellte das Tablett vorsichtig auf dem Tisch ab. „Ich hole auch noch etwas zu essen“, meinte sie dann und verschwand schon wieder, ehe einer der anderen etwas sagen konnte. „Mach dich nicht so breit“, meinte Ai zu Impmon, das noch immer der Länge nach auf dem Sofa lag und so nur noch Platz für die Zwillinge, nicht aber für Takumi oder Kotemon ließ. „Ach man“, murmelte das Digimon etwas ungehalten, richtete sich aber auf. Da kam Rin erneut zurück. Dieses Mal trug sie einen kleinen Korb, der mit verschiedenen Keksen gefüllt war. Sie stellte auch diesen auf den Tisch ab, ehe sie sich selbst auf den Boden setzte. Für einen Moment herrschte ein etwas ratlos wirkendes Schweigen. „Und?“, begann Rin dann schließlich etwas zurückhaltend. „Wie ist es mit deinen Eltern gelaufen, Shirou-kun?“ Takumi seufzte. „Eigentlich nicht schlecht“, antwortete er dann. „Ich darf bei Takumi bleiben“, erklärte Kotemon, als sein Tamer nicht fortfuhr. „So lange ich keine 'Dummheiten' mache“, führte Takumi dies fort. Daraufhin verzog Ai das Gesicht. „Aber immerhin etwas. Ich meine, es ist nicht so als könnte er es dir verbieten.“ „Nur weil man etwas gesetzlich nicht darf...“, begann Makoto, brach aber ab, als seine Schwester ihm einen bösen Blick zuwarf. „Zumindest sollte es im Moment ja erst einmal so gehen.“ Takumi nickte. „Ja. Ich hoffe es.“ Es war ein angenehmer Nachmittag, so dass es nicht verwunderte, dass im Yoyogikoen einige Leute unterwegs waren. Steve beobachtete diese nur von einer Bank aus. Er war einkaufen gewesen und hatte des guten Wetters wegen beschlossen, auf dem Rückweg noch einen kleinen Abstecher in den Park zu machen, wo er nun auf einer Bank saß. Er hatte die Einkaufstüte neben sich gestellt, während Leormon zu seinen Füßen lag und seinen Kopf auf die verschränkten Vordertatzen gelegt hatte. Seine Augen folgten einigen Kindern, die auf der Grasfläche, die sich vor der Bank ausbreitete, Fußball spielten. Steve streckte sich. Er hatte am Vortag noch lange mit den anderen Tamern in einem Restaurant gesessen, wobei sie jedoch erstaunlich wenig geredet hatte. Es war deutlich gewesen, dass jeder von ihnen eigentlich hatte über die Ereignisse, die sich im Moment in dieser Stadt abspielten, reden wollte, dabei aber jeder genau dieses Thema mied. Leise seufzte er und sah nun ebenfalls zu den spielenden Kindern. „What's the matter, Steve?“, fragte Leormon, das sein Seufzen bemerkte, und sah zu ihm auf. Der junge Mann zuckte mit den Schultern. „It's nothing, really“, murmelte er als Antwort. Die Wahrheit war, dass er nie mit solchen Ereignissen gerechnet hatte, als er sich entschlossen hatte, ein Auslandsjahr in Japan zu machen. Natürlich hatte ein Teil von ihm gehofft, dass er Zeuge eines Abenteuers werden könnte, denn immerhin wusste er – wie wahrscheinlich jeder Tamer auf der Welt – um die zentrale Rolle die Japan, speziell Tokyo in allen der vergangenen Ereignisse, die mit den Digimon zu tun hatten, gespielt hatte. Doch langsam musste er sich eingestehen, dass die Bücher recht hatten, die sagten, das Abenteuer immer etwas anderes waren, wenn man selbst in ihnen steckte. War es überhaupt ein Abenteuer? Er kämpfte gegen ein paar Kinder, um diese vom Kämpfen gegeneinander abzuhalten. Allerdings war es irgendwie aufregend mit Takato und den anderen Tokyoter Tamern zu reden. Sie hatten so viel erreicht... Im Gegensatz zu ihnen war er ein niemand. Doch vielleicht war dies nicht unbedingt etwas, worüber man sich beschweren musste. Immerhin hatte er bei weitem nicht so viel durchmachen müssen und musste sich nun auch nicht mit Reportern und Politikern herumärgern. Noch einmal streckte er sich. „Let's go home, Leormon“, meinte er zu seinem Partner und stand auf. „Okay.“ Auch das Digimon stand nun auf und streckte sich in bester Katzennatur, indem es seine Vorderpfoten nach vorne schob . Dann jedoch hob es auf einmal den Kopf und der Ausdruck in seinen Augen veränderte sich. „What's the matter?“, fragte Steve, der diesen Ausdruck gut genug kannte. Noch bevor das Digimon antworten konnte, hörten sie den Knall einer Explosion. „Ist doch zumindest so gut, oder?“, fragte Rin und sah Takumi von der Seite an. Dieser seufzte. „Ja“, antwortete er dann mit einem Schulterzucken, „ich denke schon. Es hätte zumindest schlimmer sein können.“ „Was ist eigentlich mit dir, Okamura-san?“ Ai sah zu dem anderen Mädchen. „Deine Eltern wissen nichts von Kunemon, oder?“ Rin erwiderte ihren Blick nicht, sondern sah nun stumm auf ihre eigenen Hände. „Nein.“ Sie holte tief Luft, zuckte dann aber nur mit den Schultern. „Aber es würde keinen Unterschied machen. Sie würden es mir nicht verbieten.“ „Und wieso sagst du es ihnen dann nicht einfach? Du solltest dich registrieren lassen, dann...“, setzte Makoto an, verstummte dann aber, als er den Blick in den Augen des Mädchens sah. „Es macht für mich einfach keinen Unterschied“, erwiderte Rin und ein betretenes Schweigen trat ein. Schließlich war es wieder Makoto, der ein anderes Thema anschnitt. „Und was machen wir mit dem Turnier?“ Takumi holte sein Digivice hervor. „So lange die Digivices so sind, bleibt uns nichts anderes übrig als zu kämpfen.“ „Ich kämpfe auf jeden Fall weiter!“, sagte Impmon bestimmt und sprang auf. „Wenn wir andere Tamer besiegen, ohne ihre Digimon zu töten, werden sie vielleicht vernünftig“, stimmte Ai dem Digimon zu. „Deswegen...“ Sie holte ebenfalls das Digivice hervor, dass Makoto, sie und Impmon verband. „Ich will nur Kunemon nicht verlieren“, murmelte Rin, woraufhin ihr Partner zu ihr gekrochen kam und sich auf ihrem Schoß zusammenrollte. Kotemon stellte sich vor sie. „Aber wenn du angegriffen wirst, musst du dich verteidigen. Sonst kannst du Kunemon nicht beschützen.“ „Ich weiß...“ „Ich will nur wissen, wer dieses Turnier veranstaltet“, murmelte Ai mit grimmiger Miene. Ihr Bruder verschränkte die Arme. „Mich interessiert vor allem, was der Sinn dahinter sein soll.“ „Nun, eins nach dem anderen“, meinte Impmon. Es ballte die Hand zur Faust. „Davon abgesehen ist mir das 'Warum' vollkommen egal!“ Erneutes Schweigen machte sich breit, während die vier Tamer alle zu Boden sahen. Da war es auf einmal Kunemon, das seinen Kopf hob und ihn dem Fenster an der Rückseite des Wohnzimmers zu wandte. „Was ist?“, fragte Rin. Doch da folgten auch die anderen beiden Digimon dem Blick das Insektendigimon. „Ai“, meinte Impmon kurz angebunden. „Irgendetwas stimmt nicht.“ Die Stadt rauschte an Steve vorbei, während er auf Liamons Rücken saß und das Digimon sich mit großen Sätzen der Rauchfahne näherte, die einige Häuserblocks entfernt in die Höhe stieg. Sie hörten eine weitere Explosion. „Hurry“, flüsterte Steve und klammerte sich am Fell seines Digimon fest. Das Digimon beschleunigte sein Tempo noch einmal, wobei es einigen Autos auswich. Um keine Passanten zu verletzen, mussten sie die Straße nehmen, auch auf die Gefahr hin, dass sie so einen Unfall verursachten. Schließlich bog Liamon um eine weitere Ecke und Steve konnte nun endlich den Ursprung der Rauchfahne sehen: Es war die Sendagaya-Station deren seitliche Befestigung vollkommen weg gespreng zu sein schien. Einige der umliegenden Konstruktionen hatten Feuer gefangen und schienen nun vor sich hin zu glühen, ohne ganz in Feuer auszubrechen. Auch in den Boden vor der Station war ein Krater gesprengt worden, wie auch in die nördliche Spur, der über der Station herlaufenden Schnellstraße, während über all dem ein Digimon schwebte. Steve sah auf sein Digivice. „Megadramon...“, murmelte er. „Perfect-Level. Damn.“ Doch das Level des Digimon war nicht das einzige Problem. Denn etwas stimmte nicht mit dem Digimon. Davon abgesehen, dass es mittlerweile ungewöhnlich für ein Digimon war Menschen anzugreifen, so wirkte das Digimon seltsam farblos, so dass es optisch beinahe nicht mehr von einem Gigadramon zu unterscheiden gewesen wären. Auch leuchteten seine Augen merkwürdig pink, was Steve an etwas erinnerte. Das Digimon, das vor zwei Wochen ein Baseballspiel von zwei Mittelschulen angegriffen hatte, hatte seltsame Augen gehabt, nach allem, was er von Takato und den anderen gehört hatte. Das war doppelt schlecht. Denn jenes Digimon war laut Takato stärker gewesen, als normale Digimon es auf dem Level waren. Er brauchte Hilfe. „Liamon, try to get its attention“, meinte er zu seinem Partner, während er selbst von dessen Rücken glitt. Das Digimon stürmte auf einen der neben der Station liegenden Kioske zu und sprang auf dessen Dach, ehe es von dort auf die Überführung sprang und damit nah genug an ihren Gegner kam, um diesen mit einem dritten Sprung zu erreichen. „Thunder of King!“ Das Megadramon wandte ihm seine Aufmerksamkeit zu. Derweil holte Steve sein Handy heraus. Zwar ging er davon aus, dass Takato und die anderen bereits von dem Vorfall erfahren hatten, jedoch wollte er sicher gehen, so dass er eine kurze Email an Takato verfasste. Er hoffte nur, dass einer der anderen bald herkommen würde, denn solange Liamon nicht selbst auf das Perfect-Level digitieren konnte, hatten sie keine zu großen Chancen. „Liamon!“, rief er aus. Das Löwendigimon stand nun auf der Straße und lief, während sein Gegner es mit kleinen Raketen angriff. Dabei waren hier noch immer Menschen, die zu panisch waren, um zu fliehen oder von der vorherigen Explosion verletzt worden waren. Wenn sie den Kampf nur irgendwie von hier weglenken könnten. Doch wohin? Sie waren mitten im Zentrum von Tokyo, in einem Tourismusknotenpunkt und die einzigen freien Flächen in ihrer Umgebung waren Parks, die dank des guten Wetters ebenfalls überfüllt mit Menschen waren. Dennoch: In einem Park konnten die Menschen besser fliehen und es wäre leichter, Schaden zu vermeiden. Der südliche Shinjuku-Gyoen lag direkt auf der anderen Seite der Gleise. „Get it in the park!“, rief er seinem Partner zu. Dieser nickte mit einem Knurren und schlug einen Haken. Es setzte über die Absperrung am Rand der Zuglinie hinweg und rannte über die Schienen, ehe es mit einem weiteren Sprung hinter der Schallmauer zum Park verschwand. Zum Glück hatte Megadramon seine Aufmerksamkeit nun auf Liamon fixiert, so dass es ihm folgte. Das einzige Problem war, dass Steve sie so nicht mehr wirklich sehen konnte, doch ohne sie zu sehen, konnte er seinen Partner nicht unterstützen. Sein Blick wanderte umher. Er musste selbst einen Übergang über die Schienen finden. „Damn“, knurrte er erneut und wandte sich nach rechts, wo sich in etwas mehr als hundert Metern Entfernung ein Bahnübergang befand. Er musste sich beeilen. Impmon stand vor dem Duplex Tower und hatte seinen Blick gen Himmel gerichtet. „Ich versuche heraus zu finden, was es ist!“, meinte es dann und noch ehe einer der Tamer, die nun nach und nach durch das Portal der Wohnanlage nach draußen liefen, reagieren konnte, war die Gestalt des Digimon von Licht umgeben, ehe sie Anwuchs und als Beelzebumon auf der Straße stand. „Beelzebumon!“, rief Ai, gerade als das Digimon seine Flügel ausbreitete. Es sah sich herum. „Sei vorsichtig!“ Beelzebumon nickte nur, bevor es sich vom Boden abstieß und rasch an Höhe gewann. Ai holte ihr Digivice heraus, über dessen Bildschirm nun ein Hologramm erschien, das ihnen zeigte, was Beelzebumon sah. „Wir sollten ihm folgen.“ Unsicher sahen sich Rin und Takumi an, doch dann nickten sie. Zwar konnten sie bei weitem nicht mit dem Tempo des fliegenden Ultimates mithalten, jedoch konnten sie zumindest in die Richtung laufen. Doch sie hatten kaum die Bahnlinie, die nur zwei Blöcke von dem Wohnturm entfernt verlief, erreicht und begonnen den Schienen Richtung Süden zu folgen, als sie das Geräusch hörten, das sie in dieser Situation am wenigsten hören wollten. „Die Digivices“, flüsterte Rin und griff nah ihrem. Das Hologramm zeigte nicht nur einen, sondern zwei Punkte an, die sich ihnen von Westen aus näherten. „Nicht jetzt“, murmelte auch Ai. „Was machen wir?“, fragte Kotemon und sah zu seinem Tamer. Dieser zögerte. „Wir laufen“, beschloss er dann. Zu seiner Überraschung, widersprach ihm niemand. Stattdessen zog Rin eine Karte hervor und nickte ihm zu. „Card Slash! Chou Shinka – Plug In S!“ Beide Digivices leuchteten auf und übertrugen ihr Licht auf Kunemon, das bisher auf Rins Schulter gesessen hatte, und Kotemon. „Kotemon – Shinka! Dinohumon!“ „Card Slash!“ Takumi zog eine weitere Karte durch sein Digivice, da er wusste, dass sie am Boden kaum eine Chance hatten, zu fliehen. „White Wings!“ Weiße Flügel wuchsen aus Dinohumons Rücken heraus. „Kommt!“, rief Rin auf einmal wesentlich weniger zurückhaltend, als zuvor, aus, und kletterte erstaunlich schnell auf den Rücken Flymons ehe sie Ai die Hand entgegen streckte, um ihr ebenfalls hinauf zu helfen. „Danke!“ Das andere Mädchen ließ sich hinaufziehen, während Dinohumon die beiden Jungen mit seinen Armen hochhob und sich so in die Luft erhob. „Auf die andere Seite der Schienen!“, rief Takumi aus und zeigte zur den Schienen hinüber. Er hoffte nur, dass die anderen Tamer nicht selbst Digimon hatten, die fliegen konnten, denn dann würde es für sie schwer werden ihnen zu folgen. So flogen die beiden Digimon über die Schienen hinweg, ehe sie ihre Partner auf der anderen Seite absetzten, da Dinohumon kaum groß genug war, um beide Jungen über größere Distanzen hinweg zu tragen. „Weiter!“, rief Ai aus und zeigte wieder Richtung Süden, wohin Beelzebumon wohl noch immer flog. Erneut liefen sie los, wobei ihnen Flymon nun in der Luft folgte, überquerten eine Straße und den leeren Parkplatz eines Bürogebäudes. Doch kaum verließen sie diesen und wollten in eine Seitengasse einbiegen, als ein Pfeil vor ihnen in den Boden geschossen wurde. „Nicht so schnell!“ „Was...“, keuchte Rin und blieb gerade noch rechtzeitig stehen, bevor ein weiterer Pfeil direkt vor ihr landete. Von einem der nebenstehenden Gebäude kamen zwei Digimon gesprungen. „Sagitarimon“, stellte Makoto fest, ehe sein Blick zu dem zweiten Digimon wanderte. „Fladramon.“ „Wer seid ihr?“ Ai sah zu den beiden Jugendlichen, die auf dem Rücken des Sagitarimon saßen. Es waren ein Junge und ein Mädchen, wie es schien und beide hatten ähnliches schwarzes Haar, auch wenn das Mädchen einen halben Kopf größer war und älter zu sein schien als der Junge. Und während das Mädchen ein ärmelloses, dunkelblaues Top trug, war der gesamte Oberkörper des vielleicht vierzehnjährigen Jungens in ein dunkles Sweatshirt gehüllt. „Wer wir sind, geht euch nichts an“, meinte das Mädchen nur ungehalten. „Ihr seid Turnierteilnehmer, oder?“ „Ja, und wir haben gerade besseres zu tun, als gegen euch zu kämpfen!“, erwiderte Ai, nicht minder ungehalten. „Weglaufen gilt nicht“, feixte der Junge. „Das ist gegen die Regeln.“ „Ihr kommt sowieso nicht an uns vorbei“, stimmte Sagitarimon mit tiefer, ruhiger Stimme zu. „Aber ist es nicht auch gegen die Regeln...“ Erneut setzte Ai zu einem Widerspruch an, als Takumi ihr eine Hand auf die Schulter legte. „Ihr schaut nach, was die Digimon aufgeschreckt hat. Wir kämpfen gegen die beiden“, meinte er. „Aber wenn Beelzebumon zurück kommt, können wir die beiden schnell erledigen.“ Ai senkte die Stimme. „Wenn Beelzebumon aufgehalten wird, vielleicht auch nicht“, entgegnete Takumi. „Wir können schon mit den beiden klar.“ Dabei war er sich bei weitem nicht so sicher, wie er versuchte zu klingen. Er blickte zu Rin, welche verunsichert aussah, jedoch langsam nickte. „Er hat Recht, Ai“, meinte nun auch Makoto und griff nach dem Handgelenk seiner Schwester. „Komm.“ Mit einem tiefen Seufzen nickte Ai nun ebenfalls. „Okay. Aber wehe ihr lasst euch besiegen.“ Dann ließ sie sich von Makoto zum Rand des Parkplatzes zerren, woraufhin jedoch Fladramon vor die beiden sprang. „Wollt ihr etwa abhauen?“ „Wir kämpfen gegen euch!“, rief Takumi zu den beiden fremden Tamern hinüber. „Der Partner der beiden ist nicht bei ihnen. Und ich zweifle, dass ihr gegen drei Gegner kämpfen wollt?“ Die beiden sahen sich an, ehe sich der Junge an Fladramon wandte. „Lass sie gehen?“ Für einen Moment zögerten Ai und Makoto, ehe sie mit einem letzten Blick über die Schulter auf die Straße liefen und dieser weiter nach Süden folgten. Derweil nahm Dinohumon Kampfhaltung an. „Was ist es jetzt?“, fragte Reika angespannt, als in der Hypnoszentrale schon das dritte Mal in diesem Monat der Alarm ertönte. „Ein Megadramon“, antwortete Takato und sah auf sein Handy. „Es hat die Sendagaya-Station angegriffen.“ Ryou ging zu ihm hinüber und versuchte ebenfalls ein Blick auf das Handy zu erhaschen. „Woher weißt du das schon wieder?“ „Steve hat es geschrieben, er ist dort.“ Takato steckte das Handy weg. „Komm, Guilmon!“ Sein Partner, der die ganze Zeit versucht hatte, Leuten aus dem Weg zu gehen, rannte zu ihm hinüber. „Wir kümmern uns drum“, meinte Takato dann und wollte schon zur Tür laufen, als Ryou ihm den Weg abschnitt. „Warte!“ Überrascht sah der Jüngere ihn an. „Was?“ „Wir kümmern uns darum, du kümmerst dich um die Presse“, erklärte Ryou kurz angebunden. „Aber“, begann Takato unsicher. Er wusste, dass Ryou in letzter Zeit einige Probleme hat. „Justimon kann nicht... Fliegen.“ „Wir kommen auch so hin“, entgegnete Ryou kurz angebunden. „Stimmt's, Monodramon?“ Das Digimon, das wieder einmal gedöst hatte, öffnete die Augen. „Von mir aus.“ „Aber Ryou... Wir haben keine Zeit...“ Doch bevor Takato weiterreden konnte, hatte der andere Tamer sich bereits umgedreht und war durch die automatische Tür aus der Überwachungszentrale verschwunden. Schon setzte Takato an ihm zu folgen, als Reika ihn aufhielt. „Warte, Takato-kun.“ Sie hielt ihn an der Schulter fest und schüttelte den Kopf, als er sich zu ihr umdrehte. „Er kann auf Cyberdramons Rücken hinfliegen. Einer von euch muss hier bleiben.“ Sie sah zur Tür, durch die Ryou verschwunden war. „Und ich gebe zu, dass es mir lieber ist, wenn du es bist.“ Der junge Mann erwiderte nichts. „Außerdem ist Sendagaya nicht weit“, meinte Reika dann. „Ja“, antwortete Takato schließlich, während Guilmon neben ihm stand und an ihm aufsah. „Takato?“, fragte es schließlich und legte den Kopf schief. Mit einem Seufzen und einem Schulterzucken gab der Tamer auf. „Wir bleiben hier.“ Gleichzeitig holte er sein Handy noch einmal hervor, um Shoji eine Email zu schreiben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)