Digimon Battle Generation von Alaiya ([Digimon Tamers] Wenn Welten kollidieren) ================================================================================ Episode 04: Blutige Spuren -------------------------- So, das nächste Kapitel kommt, wenn auch etwas spät, online. Jetzt geht es langsam richtig los ;) Viel mehr möchte ich vorher nicht sagen! Viel Spaß! ⌊ • • • • • • • • ⌉ Episode 04: Blutige Spuren Leiche eines Oberschülers in Nerima Um halb vier in der Früh wurde die Leiche eines Oberschülers in einem Sportpark im Süden Nerimas aufgefunden. Der Jugendliche ist an starken Blutverlusten verstorben. Genaues ist noch ungeklärt. - Morgenausgabe der Mainichi Shimbun vom 23. April 2011 Shoji erwachte plötzlich. Sein Herz raste. Er war angespannt. Etwas stimmte nicht. „Gazimon...“, flüsterte er und richtete sich leicht auf. Er lag in seinem Bett - zu Hause - sein Digivice lag auf dem kleinen Regal neben dem Kopfende. Es schien alles wie immer. Sein Partner, der zusammengerollt am Fußende des Bettes lag, regte sich. Erst zuckte eins der hasenartigen Ohren, dann blinzelte das Digimon. „Was ist?“ Der 18-jährige, der verkrampft im Bett saß, sah sich um. Mittlerweile erkannte er etwas im Dämmerlicht seines Zimmers. Doch nichts schien ungewöhnlich. Er runzelte die Stirn. „Ich weiß nicht, ich...“ Gazimon bemerkte die Anspannung seines Partners. „Du hast nur schlecht geträumt.“ Nach kurzem Schweigen seufzte Shoji. „Ja, wahrscheinlich.“ Damit sah er auf die Digitaluhr, die neben dem Digivice auf dem Regal stand. Es war gerade einmal kurz nach Sieben. Für einen Moment schloss er, noch immer sitzend, die Augen. Er könnte versuchen weiter zu schlafen. Doch er wusste bereits jetzt, dass es keinen Sinn hatte. Außerdem war die Sonne draußen bereits aufgegangen und strahlte durch die Ritzen in der Jalousie des Fensters. Er schob seine Füße aus dem Bett heraus und sah sich in seinem kleinen Zimmer um. Es war wirklich alles normal. Doch was hatte er geträumt? Er konnte sich nicht erinnern. „Willst du schon aufstehen?“, fragte Gazimon schläfrig. „Es ist doch Samstag...“ Der Junge lächelte. „Ja, ich kann nicht mehr schlafen. Du kannst gerne liegen bleiben.“ Dies schien das Digimon zufrieden zu stellen und mit einem Gähnen legte es seinen Kopf wieder auf seine grauen Pfoten und schien schon bald eingeschlafen zu sein. Derweil schlüpfte Shoji in seine Pantoffeln und ging ins Badezimmer, das zur Zeit frei war. Nachdem er mit der üblichen Morgentoilette fertig war, beschloss er sich abzuduschen, um etwas Entspannung zu finden. Er fragte sich wirklich, was nicht stimmte. Aber wahrscheinlich war es wirklich nur ein Alptraum gewesen; einer von jenen Alpträumen vielleicht, die einen noch den ganzen Tag verfolgten. Mit diesem Gedanken ging er wenig später in sein Zimmer, das gegenüber dem Bad lag, und zog sich dort ein dunkles T-Shirt und eine Jeans an, ehe der die schmale Treppe hinab ins Wohnzimmer des kleinen Einfamilienhauses ging. Seine Mutter streckte den Kopf aus der Küche. „Du bist schon wach, Shoji, Liebling?“, fragte sie. „Das Frühstück ist noch nicht fertig.“ Der Junge lächelte. „Das macht doch nichts“, erwiderte er. „Ich kann dir ja helfen den Tisch zu decken.“ „Das ist lieb von dir“, erwiderte seine Mutter, die ihr dunkelbraunes Haar mit einer Spange zurückgebunden hatte. „Wo ist Gazimon?“ „Es schläft noch“, antwortete er. „Dabei ist es normal kein Langschläfer.“ Seine Mutter wandte sich wieder dem Anrichten des Frühstücks zu, das nach japanischer Tradition aus Reis, Fisch, Miso-Suppe und Natto bestand. „Manchmal schon“, erwiderte Shoji und nahm Reisschüsseln und Stäbchen mit ins Esszimmer. „Und was ist mit Vater?“ Makuta Hitomi zuckte mit den Schultern. „Du weißt doch, wie er an Samstagen ist.“ Sie lächelte. „Dann muss er das Frühstück eben kalt essen.“ Der Junge erwiderte ihr Lächeln. „Ja.“ Genau in dem Moment erklang das Schellen des Telefons aus dem Wohnzimmer nebenan. „Ich gehe schon“, meinte Shoji und lief, so schnell wie möglich ohne zu rennen, zum klingelnden Apparat. „Ja, hier bei Makuta.“ Mit diesen Worten hob er ab. „Shoji-kun?“, fragte eine Stimme am anderen Ende. Er erkannte sie, als die von Ryou. „Ryou-san?“, erwiderte er, überrascht von dem Mann um diese Uhrzeit einen Anruf zu erhalten. Der Anrufer ging gar nicht auf die Frage ein. „Hast du Zeit?“, fragte er ohne Umschweife. Dabei klang er aufgeregt. „Was ist los?“ Das Gefühl, das irgendetwas nicht stimmte, kam in Shoji wieder hoch. „Wir haben... einen Zwischenfall“, antwortete Ryou nach kurzem Zögern. „Und ich könnte... etwas Unterstützung gebrauchen... Ich kann Takato nicht erreichen... Und außerdem...“ Er schien etwas unsicher zu sein. „Was ist mit Ruki?“ Shoji war überrascht, warum der Mann nicht erst seine Freundin versuchte zu erreichen. Erneut zögerte sein Gesprächspartner. „Ich... möchte nicht, dass sie das sieht.“ Das ungute Gefühl schien sich damit zu bestätigen. „Na ja...“, murmelte Shoji, der ahnte, dass er auf eine präzise Frage, was denn los sei, keine Antwort erhalten würde. „Gut. Ich kann kommen, denke ich... Wohin denn?“ „Zum Krankenhaus bei Nerima“, antwortete Ryou. „Ich warte draußen auf dich.“ Er schwieg kurz. „Und bring Gazimon mit.“ Dies überraschte Shoji nur etwas. „Ja“, seufzte er. „Ich mach mich auf den Weg.“ Damit legte er auf und ging mit hängenden Schultern in die Küche. „Wer war es?“, fragte seine Mutter neugierig, während er anfing den Kühlschrank zu durchsuchen. „Ryou“, antwortete er. „Es gibt ein Problem... Offenbar. Entschuldige bitte. Ich werde nicht mit dir Frühstücken können.“ Dies tat ihm aufrichtig leid, zumal es hieß, dass seine Mutter würde allein essen müssen. Dabei kamen sie schon unter der Woche selten dazu miteinander zu essen, wenn nicht zu Abend. „Das macht doch nichts“, erwiderte sie schnell. Der Junge seufzte. Doch, macht es, dachte er sich, antwortete aber nicht, sondern zog ein paar fertige Sandwiches aus dem Kühlschrank hervor, die noch von gestern übrig waren. Er würde sie unterwegs essen. Dann hastete er die Treppe hinauf und in sein Zimmer. „Gazimon“, zischte er und stieß seinen Partner an. „Hey, Gazimon, aufstehen.“ Das fellige Digimon blinzelte. „Was denn?“ „Wir müssen los“, antwortete sein Tamer. „Wohin denn?“ „Ich weiß es auch nicht genau. Ryou hat um Hilfe gebeten. Jetzt komm schon.“ Er stieß seinen Partner sanft an, bis dieser sich streckte und dann behäbig aus dem Bett sprang. Das Digimon gähnte ausgiebig. „Ich hoffe er hat einen guten Grund.“ Knapp eine halbe Stunde später kamen die beiden an der Station von Nerima an, von wo aus sie sich auf den Weg zum genannten Krankenhaus machten. Es war ein sonniger Morgen und hier, in den äußeren Bezirken der Metropole, schien es noch sehr ruhig, gerade wenn man es mit Shinjuku oder Minato, dem Stadtteil, in dem Shoji aufgewachsen war, verglich. Der Himmel war, bis auf ein paar vereinzelte Wölkchen vollkommen klar, so dass man das digitale Muster der anderen Welt gut erkennen konnte. Auf dem Weg zur Station in Shinjuku hatten sie sogar einen Schwarm Pabumon gesehen. Doch all das änderte nichts daran, dass sich Shoji von Minute zu Minute unwohler fühlte. Er fröstelte. „Was ist?“, erkundigte sich nun sein Partner, der die meiste Zeit während der Fahrt geschwiegen hatte und noch etwas dösig zu sein schien. „Ich weiß nicht“, antwortete der Junge. „Ich habe ein ungutes Gefühl.“ Das Gefühl bestätigte sich noch mehr, als sie das Krankenhaus sahen und davor zwei abgestellte Polizeiautos. Ryou, der draußen stand, winkte ihnen schweigend zu. Er wirkte ernst, etwas, was man selten über Akiyama Ryou behaupten konnte. „Was ist denn los?“, fragte Shoji, als er näher kam. Der 24-jährige Mann sah ihn schweigend an. „Du hast heute noch keine Nachrichten gehört, oder?“, beantwortete er die Frage mit einer Gegenfrage. „Nein, wieso?“ „Es wurde heute Morgen eine Leiche in einem Sportpark hier gefunden“, erwiderte der Hypnos-Angestellte. „Ein sechszehn- oder siebzehnjähriger Junge.“ Shoji schluckte. „Die Polizei nimmt an, dass er von einem Digimon getötet wurde“, erklärte Ryou weiter. „Und wieso hast du mich hergerufen?“, fragte Shoji. „Wir brauchen Gazimons Nase“, antwortete Ryou. Natürlich konnten Digimon den Geruch anderer Digimon wesentlich besser wahrnehmen. Doch das beantwortete nicht alles, denn immerhin war Ryou auch ein Tamer. Nicht nur irgendein Tamer, sondern derjenige von ihnen, der seinen Partner mit Abstand am längsten hatte. Er schien die Frage zu erahnen. „Monodramon ist eine Schnarchnase. Es riecht alles, nur keine anderen Digimon und wenn artikuliert es sich nicht vernünftig.“ „Na wunderbar“, grummelte Gazimon etwas ungehalten und trottete schließlich neben seinem Partner her, als dieser zusammen mit Ryou durch die Schiebetür in das Krankenhaus eintrat. Shoji rüstete sich innerlich, während sie sich auf den Weg zur Pathologie machten. Eine Leiche zu sehen, war nie ein schöner Anblick, auch wenn es nicht die erste Leiche in seinem Leben war. Immerhin hatte er schon als Kind seinen toten Bruder gesehen und auch die Leiche seiner Großmutter hatte er vor deren Einäscherung gesehen. Doch wollte er eigentlich nicht wissen, wie eine Leiche aussehen musste, damit die erste Annahme war, dass sie so von einem Digimon zugerichtet worden war. Vor der Pathologie trafen sie auf einen Polizisten und eine Polizistin, die Ryou nur müde zunickten, während dieser routinemäßig den Regierungsausweis, der ihn als Teil von Hypnos auswies, vorzeigte. „Der Junge wurde heute um kurz vor drei gefunden“, erklärte Ryou weiter. „Sie haben ihn erst vor knapp einer Stunde hierher gebracht...“ „Woran ist er gestorben?“, erkundigte sich Shoji mit belegter Stimme. Am liebsten wäre er umgekehrt. „Bisswunden“, antwortete der Ältere tonlos. Ein Arzt mittleren Alters stand an einem Autopsietisch und sah auf, als die beiden sich näherten. Ein Mundschutz verdeckte sein Gesicht zur Hälfte und seine Haare waren unter einer weißen Haube verborgen. Er betrachtete Gazimon misstrauisch - soviel konnte Shoji erkennen, denn die Augenbrauen das Mannes schoben sich zusammen. „Das ist unsere Nase“, meinte Ryou und zeigte auf das Digimon, dem selbst nicht ganz wohl bei der Sache zu sein schien. Der Arzt erwiderte zuerst nichts. Er schien allgemein nicht begeistert davon zu sein, bei seiner Arbeit gestört zu werden und Shoji fragte sich, ob es vorrangig daran lag, dass sie Gazimon dabei hatten oder dass sie beide noch sehr jung waren. Beinahe hatte er schon damit gerechnet, dass jemand eine Bemerkung darüber machte - immerhin war er selbst nicht einmal volljährig - doch sowohl der Arzt, als auch die Polizisten, die draußen standen, schienen dafür zu höflich zu sein. „Mein Name ist Yamakaze“, meinte der Arzt schließlich förmlich. Shoji versuchte mit einem Räuspern den Klumpen, der in seinem Hals zu sitzen schien, loszuwerden - jedoch erfolglos. Seine Stimme klang belegt. „Haben Sie etwas herausfinden können?“ Dabei bemühte er sich möglichst nicht auf den toten Körper zu schauen, den er nun, wo er neben dem Tisch stand, leider sehen konnte. Trotzdem entging ihm nicht, dass der Junge wirklich noch jung und sein Oberkörper übel zugerichtet war. „Die Bissspuren passen zu keinem bekannten Tier“, antwortete der Arzt und klang dabei etwas gereizt. „Ich bin kein Zoologe, aber die Zähne hatten mindestens eineinhalb Zentimeter Durchmesser. Solche Tiere gibt es nicht. Es ist daher wohl klar...“ Er murmelte den letzten Teilsatz nur, ehe er ganz abbrach, doch die beiden Jungen verstanden schon, was er meinte. Es konnte nur ein Digimon gewesen sein. Ryou ignorierte dies jedoch. „Und, was sagst du, Gazimon?“, fragte er. Verunsichert sah das graufellige Digimon erst seinen Partner an, stellte sich dann jedoch auf seine Hinterbeine und schnupperte, ohne sich dem Körper zu weit zu näheren. Es schwieg dabei für eine ganze Weile, ehe es sich schließlich wieder duckte. „Ich rieche ein Digimon“, erwiderte es dann schließlich. „Du kannst nicht zufällig sagen welches, oder?“, erkundigte sich Ryou weiter. Gazimon schloss die Augen und schwieg erneut. „Nein“, erwiderte es dann und schüttelte leicht seinen Kopf. „Aber ich kann sagen, dass es kein hohes Level hatte. Es war kein besonders starkes Digimon.“ Ryou sah auf die Leiche. „Nicht, dass das besonders viel sagen würde...“ Immerhin gab es allein auf dem Child- und Adult-Level einige Digimon mit großem Gebiss und vor allem für Adult-Level Digimon war es ein leichtes, einen Menschen zu überwältigen. Selbst Childs gelang dies immer wieder, da ein unbewaffneter Mensch wenig gegen ein Wesen mit spitzen Klauen und Zähnen ausrichten konnte, dass noch dazu Feuer, Energiebälle oder Eiszapfen verschießen konnte. Egal wie klein dieses Wesen war. „Zu Schade“, murmelte Ryou, als der Doktor sich räusperte. „Was ich sagen kann, ist, dass er wahrscheinlich zwischen halb zwölf und halb eins gestorben ist“, meinte er. „Und er ist recht schnell gestorben.“ Kein Wunder, bei den Wunden, dachte sich Shoji und wandte sich ab. Ryou bemerkte dies und seufzte. „Dann werden wir Sie nicht weiter bei Ihrer Arbeit stören. Entschuldigen Sie uns, Yamakaze-sensei.“ Ohne die Förmlichkeit einer Verbeugung oder ähnlichem machte er ein paar Schritte gen der Tür, durch die sie gekommen waren, und Shoji folgte ihm nur zu gern. Erleichtert atmete der 18-jährige auf, als sie den unterkühlten Raum verließen. Er wollte ein Bad aufsuchen und sich das Gesicht waschen, vielleicht ein Glas Wasser trinken, doch ehe er Ryou fragen konnte, wo er das eine oder das andere tun könnte, kam ein Mann in Anzug mit Krawatte auf sie zu. „Akiyama-san?“, fragte der Mann, der etwa Anfang dreißig zu sein schien, und sein dunkles Haar sehr kurz trug. Ryou nickte. „Wir haben die Unterlagen, die das Opfer bei sich trug, ausgewertet“, fuhr der Mann fort. „Wir haben jetzt den Namen und die Eltern sind bereits informiert.“ Shoji sah zu Boden. Der Junge war noch jung gewesen. Wie mussten sich nur seine Eltern fühlen? Er wollte gar nicht daran denken. Auch wenn Kenji noch jünger gewesen war, so konnte er sich noch daran erinnern, wie seine Eltern nach jenem Unfall getrauert hatten. Und dieser Junge war durch ein Digimon getötet worden. Irgendwie konnte Shoji nicht anders: Er fühlte sich schuldig. „Shoji“, flüsterte Gazimon, das bemerkte, wie sein Partner blass wurde. Der Junge schluckte. „Ich gehe ins Bad“, hauchte er und ohne eine Antwort Ryous abzuwarten, ging er los - gerade so schnell, dass er noch nicht rannte. Immer wieder sah Takumi angespannt auf sein Digivice und dann nervös zur Tür, aus Angst, dass sein Vater oder seine Mutter hindurch kommen könnten. Sie durften das Digivice nicht sehen. Doch er merkte, wie er von Tag zu Tag angespannter wurde. Am liebsten wäre er jetzt zu Kotemon gegangen, doch er musste zumindest erst einmal seine Hausaufgaben machen. Nur noch ein wenig Mathe und einen Lückentext für Englisch, versuchte er sich einzureden, doch wirklich konzentrieren konnte er sich nicht. Aber bevor die Hausaufgaben nicht fertig waren, würde er nicht gehen dürfen und er wollte seine Eltern nicht noch mehr anlügen, als er es ohnehin schon tat, wegen Kotemon. Während er versuchte ein paar eigentlich nicht mal allzu komplizierte Gleichungen zu lösen, kreisten seine Gedanken weiter. Was wäre, wenn ein anderer Turnierteilnehmer Kotemon fände, so lang er nicht in der Nähe war? Konnten sie erkennen, dass Kotemon zu einem anderen Teilnehmer gehörte? Und was ist, wenn es von Hypnos gefunden würde? Oder wenn... Wenn Hypnos zu ihnen nach Hause käme? Hypnos hatte einige Möglichkeiten, seine Identität heraus zu finden, da war er sich sicher... Vor allem, wenn er an die beiden anderen Jugendlichen dachte, die ihm vor ein paar Tagen ganz offenbar gefolgt waren. Gehörten sie zu den Tamern, die für Hypnos arbeiteten? Oder waren sie ebenfalls Turnierteilnehmer? Doch wenn sie zum Turnier gehörten, hätte sein Digivice reagiert - oder? Also: Was hatten sie von ihm gewollt? Vielleicht redete er sich auch zu viel ein, versuchte er sich zu beruhigen. Vielleicht war es nur Zufall gewesen. Aber woher hatte das Mädchen dann seinen Namen gewusst? Er schloss die Augen und lehnte sich zurück, versuchte sich erneut zum Konzentrieren zu überreden. Dann seufzte er und rechnete die Aufgaben weiter. Wenn sie nicht richtig waren, waren sie halt nicht richtig, sagte er sich. Hauptsache, er hatte sie wirklich fertig. Hauptsache, er konnte endlich gehen. Auch den Lückentext füllte er nicht wesentlich ordentlicher aus. Er war sich sicher, dass er einige Wörter falsch eingesetzt hatte und wie das genau mit den englischen Zeitformen funktionierte, wollte ihm auch nicht mehr wirklich einfallen. Trotzdem sah er es nicht nach, sondern beeilte sich nur die eineinhalb Seiten Text auszufüllen und schlug sein Heft dann schon beinahe zu energisch zu. Er zog sich seine rote Baseballjacke über, nahm seine Tasche, in der sich Digivice, Karten und seine Fliegerbrille befanden, und verließ sein Zimmer. „Ich treff mich mit Freunden“, meinte er, als er durch das Wohnzimmer lief. „Hast du deine Hausaufgaben gemacht?“, erkundigte sich sein Vater, der am Esstisch saß und Zeitung las. „Ja, alles fertig“, antwortete Takumi, bemüht nicht ungeduldig zu klingen. Da fiel sein Blick auf einen der Schlagzeilen auf der ersten Seite. Oberschüler in Nerima tot aufgefunden - Opfer eines Digimon? Er schluckte, sagte aber nichts. „Mit wem triffst du dich eigentlich?“, fragte sein Vater. „Yamano und Iida“, antwortete Takumi ohne Nachzudenken. Er konnte nur hoffen, dass sein Vater ihn nicht kontrollierte. „Dann...“ Sein Vater sah über den Hand der Zeitung auf. „Aber vergiss nicht noch etwas Englisch zu lernen, wenn du wiederkommst. Tono-sensei sagte mir, dass ihr nächste Woche einen Test schreibt.“ „Ja, mach ich.“ Damit lief Takumi weiter zur Tür, wo er Hausschuhe gegen seine normalen Schuhe tauschte. „Bis später“, rief er dann und verschwand damit durch die Tür. Draußen lief er die Treppe hinunter und machte sich auf den Weg Richtung Daiba. Er hatte Kotemon nun nicht all zu weit von sich zu Hause, um genau zu sein gerade einmal vier Straßen weiter, auf einem der zum Hafen gehörenden Lagerhöfe versteckt. Er wusste, dass es doppelt, nein, dreifach riskant war, da er so nicht nur riskierte, dass irgendwelche Arbeiter Kotemon fanden, sondern auch die Wahrscheinlichkeit höher war, das seine Eltern, oder jemand, der ihn kannte, ihn mit seinem Partner sah, doch dank des Turniers wagte er es nicht, sich zu weit von dem Digimon zu entfernen. „Hey, Kotemon. Kotemon“, flüsterte er, während er in einem Gebüsch neben dem Zaun des Lagerhofs stand. Eine Weile bekam er keine Antwort. Dann: „Takumi?“ „Ja“, antwortete der Junge. Damit stand er auf und ging die Straße weiter hinunter. Er hoffte, wenn sein Partner ihm unauffällig folgte, würde es niemand von eventuellen Bekannten oder Nachbarn bemerken. So liefen sie ein ganzes Stück die Straßen entlang, ohne miteinander zu reden. Erst als sie die volle Straßenbahnstation erreicht hatten, entspannte sich Takumi etwas - hier würde er nicht so schnell auffallen, zumal man an den Stationen immer mal wieder Kinder und Jugendliche mit Digimon sah. „Ist irgendwas passiert über Nacht?“, fragte Takumi schnell. Der Kendohelm bewegte sich etwas hin und her, was Kotemons Version eines Kopfschüttelns gleich kam. „Nein“, antwortete es. „Alles in Ordnung.“ Der Junge seufzte. Der Kampf, bei dem ihn Matsuda Takato überrascht hatte, war nun beinahe eine Woche her und seitdem war nichts mehr passiert. Doch dann fragte er sich, womit er gerechnet hatte. Selbst wenn man davon ausging, dass etwas hundert illegale Tamer oder auch etwas mehr in Tokyo lebten und selbst, wenn man glaubte, dass davon die meisten am Turnier teilnahmen... Die japanische Hauptstadt war eine riesige Metropole. Natürlich würde man nicht so häufig in einen Teilnehmer laufen. Und ein Teil von Takumi war darum sogar froh. Dennoch machte ihn das Warten nervös und die Angst, dass etwas passierte war größer, als die Anspannung beim Kampf selbst gewesen war. Nun löste der Junge ein Ticket für seinen Partner. Wenn er von der aufgeschütteten Halbinsel weg war, würde er entspannter sein. Dann wurde zumindest die Wahrscheinlichkeit geringer, dass ihn jemand, der ihn kannte, sah. Obwohl er sich deswegen wahrscheinlich ohnehin unnötig Gedanken machte. Immerhin kannte er eigentlich nur vier der über zwanzig anderen Familien, die im selben Haus lebten wie sie, und auch diese nur oberflächlich. Zusammen mit Kotemon wollte er sich auf den Weg zu den Gleisen machen, als sein Blick auf einen Zeitungsautomaten fiel. Er holte seine Geldbörse erneut hervor und fischte hundert Yen heraus, um die Tageszeitung zu lösen. Es war dieselbe, die sein Vater auch zuvor gelesen hatte. „Was machst du, Takumi?“, erkundigte sich Kotemon. „Erkläre ich, wenn wir im Zug sind“, erwiderte der Junge. Dies nahm sein Partner so hin und folgte ihm nun zu den Gleisen. Hier war es voll, jedoch nicht so sehr, wie es an den meisten Abenden unter der Woche während der Rushhour der Fall war. Es herrschte kein übermäßiges Gedrängel und viele der Leute, die hier unterwegs waren, gehörten zu kleinen Grüppchen von Jugendlichen oder Familien. Als der Zug schließlich einfuhr, hatte Takumi sogar genug Glück, zusammen mit Kotemon einen Sitzplatz auf einer der Seitenbänke in der Bahn zu erwischen. Hier nun endlich schlug er auch die Zeitung auf. „Was ist denn?“, fragte das Digimon erneut. Der Junge zeigte auf die Schlagzeile, erhielt jedoch nur einen fragenden Blick von seinem Partner, der, wie offenbar viele Digimon - zumindest hatte Takumi das gehört - nur schlecht japanische Schrift lesen und verstehen konnte. Auch wenn die Digimon scheinbar problemlos die Sprachen der Länder, in denen sie sich materialisierten, beherrschten, so galt dies nur für das Gesprochene, nicht für die Schrift. Woran das lag, hatte Takumi jedoch nicht verstanden. „Es steht hier, dass ein Junge vielleicht von einem Digimon getötet wurde“, antwortete er seinem Partner mit gesenkter Stimme. „Wann? Wo?“ „Letzte Nacht. In...“ Er sah auf die Überschrift. „In Nerima.“ Er überflog die Zeilen der kurzen News-Meldung. „Sie haben ihn heute in der Früh gefunden“, flüsterte er dann weiter. „Er ist wohl... zu Tode... gebissen worden.“ Die Worte kamen ihm nur schwer über die Lippen. „Mehr wissen sie noch nicht...“ „Das klingt nicht gut“, meinte sein Partner. „Aber ich frage mich, warum ein Digimon das tun sollte...“ Takumi schüttelte den Kopf. „Ich weiß es nicht.“ Eine Weile später stiegen Takumi und Kotemon an der Hamamatsucho-Station, in der Nähe des Shibarikiyugartens, aus. Sie befanden sich nun an der Westseite der Bucht und des Hafens und waren - aus Takumis Sicht - damit weit genug von Zuhause entfernt. Seit sich Kotemon in der realen Welt materialisiert hatte, hatte er sich oft quer durch Minato herum getrieben, während er mit seinem Partner unterwegs war. Demnach kannte er auch diese Gegend halbwegs und war nicht überrascht, dass einige Leute - nicht zuletzt auch Touristen - in der Gegend unterwegs waren. Neben zwei Parks und dem tokyoter World Trade Center fand sich hier in der Nähe auch die amerikanische Botschaft der Metropole und auch bis zum Tokyo Tower war es von hier aus nicht weit. Um diese machte er jedoch immer lieber einen großen Bogen, da er sich nicht sicher war, wie man an der Botschaft auf Digimon reagierte, nachdem die amerikanische Regierung diesen gegenüber nicht so offen war, wie es die japanische war. „Wo gehen wir hin?“, fragte Kotemon. Auf die Frage hin seufzte sein Tamer. „Ich weiß nicht wirklich“, meinte er. „Wir... Laufen in der Gegend rum, nehm' ich an.“ Das Digimon schien dies weniger zu stören. „In Ordnung.“ „Tut mir leid“, murmelte der Junge. „Ich weiß schon“, erwiderte Kotemon. „Es lässt sich nicht ändern.“ Seufzen blieb der Junge kurz stehen. „Wir könnten etwas zu Essen für dich besorgen.“ „Nicht nötig.“ Besorgt sah Takumi das Digimon an. Wollte es nicht, dass er Geld für es ausgab oder hatte es wirklich keinen Hunger? Er wusste jedoch auch, dass Fragen keinen Sinn hätte, weshalb er es erst einmal dabei beließ. „Lass uns zum Park gehen“, meinte er, wobei er sich auf den Hama-Rikyu-Onshi-Garten bezog, der etwas Nördlich von der Station lag, und im Gegensatz zum Shinba-Koen, der direkt neben dem Tokyo Tower gelegen war, nicht ganz so überfüllt war. „Okay“, erwiderte sein Partner. So schlenderten der Junge und sein Digimon los, wohl wissend, dass sie es nicht eilig hatten. Immerhin hatten sie einen ganzen Nachmittag herum zu bekommen und das auf eine möglichst unauffällige Art und Weise. Nun, unauffällig war dabei relativ, da sie die normale Straße nutzten, anstatt durch irgendwelche Gassen zu schleichen. Da sich in der Gegend, wie bereits erwähnt, viele Touristen aufhielten, zog Kotemon doch einige Blicke auf sich, den bei weitem nicht in jedem Land waren die Digimon so akzeptiert wie in Japan und daher bei weitem auch nicht so häufig gesehen. „Oh, look, look, that's a Digimon!“, meinte eine rothaarige, groß gewachsene Frau und zog ihrem männlichen Begleiter an der Jacke. Der Mann sah Takumi und Kotemon an. „Hey, hey boy! Is this little fellow your partner?“, fragte er. Takumi starrte ihn an. Er verstand, dass der Mann Englisch sprach, aber was er genau von ihm wollte, wusste er nicht, zumal das Englisch des Herren eine seltsame Melodie und einen noch seltsameren Dialekt hatte. „Äh“, stotterte er und fühlte sich an die Wand gedrängt. „Äh. I not understand.“ „Oh, how cute“, fuhr die Frau fort und hatte ihre Aufmerksamkeit nun ganz Kotemon zugewandt, dass ebenfalls sehr verunsichert schien. „Äh“, stotterte der Junge weiter und überlegte schon beinahe panisch, was er machen konnte, beschloss aber schließlich sein Heil in der Flucht zu suchen. Er packte Kotemon an einem der langen Ärmel und riss es ins Gedränge, dass auf den Bürgersteigen ohnehin herrschte. „We must go.“ Dabei war es zweifelhaft, ob er überhaupt ein einziges der Wörter richtig ausgesprochen hatte. Etwa eine halbe Stunde später saßen Digimon und Partner auf einer Bank in dem direkt am Ufer der Bucht gelegenen Garten. Sie hatten sich nicht beeilt und letzten Endes hatte Takumi darauf bestanden in einem der vielen Supermärkte etwas zu Essen für sich und auch für Kotemon zu kaufen. So saßen sie nun dort und aßen kaltes Bento, das im Angebot gewesen war. Nachdem er die Plastikschale beinahe geleert hatte, sah Takumi zum Himmel. Es war dunkler geworden, seit er von Zuhause losgegangen war, und einige Wolken bedeckten nun den Himmel. Auch der Wind hatte zugenommen, weshalb es doch etwas frisch geworden war, so dass der Junge fröstelte. Kotemon ließ ein Stück frittiertes Huhn zwischen den Stäben seines Helms verschwinden, ehe es dem Blick seines Partners folgte. „Sieht nach Regen aus“, stellte es fest. Der Junge nickte. „Ja.“ Er kratzte mit den Stäbchen noch etwas Reis zusammen. „Ich hätte einen Schirm mitnehmen sollen...“ Darauf erwiderte Kotemon nichts, sondern aß weiter. Mit einem Seufzen schloss Takumi die nun gänzlich leere Plastikbox und holte eine Flasche Grüntee aus seinem Rucksack, um zu trinken. Dann griff er nach seiner Fliegerbrille, die er bisher noch immer nicht aufgesetzt hatte. „Irgendwie kindisch“, murmelte er zu sich selbst, während er auf die Gläser in der grauen Hartplastikfassung sah. Letzten Endes hatte er sie nur gekauft, weil Matsuda Takato früher auch eine solche Brille getragen hatte. Und natürlich weil Taichi, Daisuke und all die fiktionalen Helden Fliegerbrillen trugen. Als sich Kotemon materialisiert hatte, fand er den Gedanken cool, ebenfalls ein solcher Held zu sein, aber mittlerweile glaubte er nicht mehr daran, jemals ein solcher sein zu können. Trotzdem hatte er die Brille noch und trug sie, wenn auch nicht im Haar, gerade an den Wochenenden oftmals mit sich herum. Er konnte nicht einmal wirklich sagen warum. Bald schon fielen die ersten Tropfen vom Himmel hinab und viele der Leute, die sie vorbeigehen sahen, holten die Regenschirme hervor. „Wir sollten uns unterstellen“, schlug Kotemon vor, was Takumi nur mit einem Nicken bestätigte und aufsprang. Ohne sich abzusprechen, machten sie sich auf den Weg zu dem kleinen Schrein, der sich am nördlichen Ende des Gartens befand und vor dem es einen kleinen Pavillon gab, wo sie zumindest trocken bleiben würden. Der Regen wurde schnell stärker, so dass Takumi erleichtert aufatmete, als sie den teilweise etwas mit Flechten überwachsenen, aus Stein gebauten Pavillon erreichten. „Was ein Wetter“, murmelte er, während der Regen draußen nun in Strömen hinab goss. „Es hat die ganze letzte Woche nicht geregnet“, meinte Kotemon. „Es war langsam über.“ Mit einem Seufzen musste der Junge ihm Recht geben. Er sah hinaus. Das Plätschern des Regens war beinahe ohrenbetäubend. Doch da hörte er unterschwellig noch ein weiteres Geräusch, das aus seinem Rucksack kam. Ein Piepsen. Noch bevor er das Digivice hervorgekramt hatte, wusste er, was es damit auf sich hatte. Das runde Hologramm öffnete sich und eine schematische Karte der Gegend wurde angezeigt. Am Rand der Karte erschien ein roter Punkt: Ein Tamer, der sich im Moment offenbar auf der Straße parallel zum Park zu befinden schien, sich nun aber Richtung Garten wandte und zwischen den Bäumen hindurch lief. „Kotemon!“, rief Takumi aus und holte eine Karte hervor. „Card Slash! Super Evolution Plug-In S!“ Das Digivice erstrahlte und Licht umgab das kleine humanoid anmutende Digimon. „Kotemon - Shinka! Dinohumon!“ Knurrend stand das große humanoide Reptil nun im Regen, schien diesen gar nicht zu bemerken, und starrte auf eine Stelle zwischen den Bäumen, die an dieser Stelle des Gartens sehr dicht standen. Für einige Sekunden passierte nichts. Doch dann, ohne Vorwarnung, schoss ein roter Lichtstrahl durch das Dickicht auf Dinohumon zu, dass mit einem Sprung auswich. Takumi versuchte den Gegner zu erkennen, aber sehen konnte er nichts außer Bäumen und Regen. Ein weiterer Strahl - dieses Mal aus einer anderen Richtung - und erneut wich Dinohumon mit einem Sprung aus. „Takumi!“, rief es und der Junge verstand. „Card Slash! Alias!“ Der nächste Strahl traf, doch anstatt Dinohumon zu verletzten, verschwand das große Reptiliendigimon einfach, nur um gleich darauf in der Luft zu erscheinen und mit einem Schlag seinen bis dahin unsichtbaren Gegner zu treffen. Für einen Moment schien es, als ob der kleine, braunfedrige Vogel zu Boden fallen würde, doch einen Augenblick, bevor er aufgeschlagen wäre, breitete er seine Flügel aus und gewann wieder an Höhe. „Owlmon“, erkannte es nun auch Takumi und sah auf sein Digivice, das ihm die Daten des Digimon anzeigte. Dieses Owlmon war auf dem Adult-, nicht auf dem Armor-Level und vom Typus Serum. Derweil breitete sich nun der Nebel des Digital Field um sie herum aus. Und erst jetzt erkannte Takumi das Mädchen, das zwischen den Bäumen, ein Stück von ihm entfernt stand. Es hatte einen rosa Regenschirm über sich aufgespannt und sein Digivice in der Hand. Sie schien etwa so alt zu sein, wie er selbst, und trug einen langen, hellen Rock und einen roten Blazer über einem weißen Shirt. „Owlmon!“, rief sie und zog eine Karte durch ihr Digivice. Rotes Licht umgab das Vogeldigimon. „Shadow Wing!“ Das Mädchen musste die Garudamon-Karte genutzt haben, um die Perfect-Level-Attacke auf ihren Partner zu übertragen. Der rote Flammenvogel flog durch die Luft auf Dinohumon zu, das erneut versuchte auszuweichen. Anders jedoch, als die einfachen Laserstrahlen, die Owlmon zuvor abgefeuert hatte, konnte diese Attacke den grünschuppigen Humanoiden verfolgen, als dieser auf das Dach des Pavillons sprang. Schließlich traf sie und für einen Moment war Takumis Partner trotz des Regens in Flammen gehüllt, ehe er das Gleichgewicht verlor und schwer auf den Grasboden vor Takumi fiel. „Dinohumon!“, rief der Junge und sah auf die Karten in seiner Hand. Das Mädchen wartete dies jedoch nicht ab und nutzte selbst eine weitere Karte, woraufhin Owlmon einen weiteren Laserstrahl aus den roten Augen abschoss. „Card Slash!“ Mit klopfendem Herzen zog er die Karte, die er gerade in der Hand hatte, durch sein Digivice. „Brave Shield!“ Gerade noch rechtzeitig sammelten sich Datenpartikel über Dinohumon und bildeten dort WarGreymons Rückenschild, um das Digimon so zu schützen. Dinohumon öffnete die Augen und fing das Schild auf. Es kam auf die Beine und sah, das Schild schützend vor sich haltend zu seinem Gegner hinüber, der ab und an mit den Flügeln schlagend etwa einen Meter über den Bäumen schwebte. Auch das Mädchen sah zu Owlmon hinauf. „Owlmon, jetzt!“, rief es mit einer weiteren Karte in der Hand. Erneut verschwand das Digimon, wurde scheinbar unsichtbar, so dass Takumi nicht wusste, wo es sich befand. Selbst Dinohumon schien es nicht mehr verfolgen zu können, da es sich verwirrt umsah und seine Umgebung nach dem Vogeldigimon absuchte. „Takumi!“, knurrte es. „Es ist zu schnell!“ Der Junge nickte. „Card Slash! High Speed Plug-In H!“ Dann holte er eine weitere Karte hervor. „White Wing!“ Dinohumon wuchsen weiße Flügel und es erhob sich nun selbst in die Lüfte. Zuerst schlug es nur langsam mit dem Flügel, doch als – wie aus dem nichts – ein erneuter roter Laserstrahl auf es zuschoss, verschwand es selbst scheinbar – wurde so schnell, dass es für das menschliche Auge nicht mehr zu sehen war. „Lizard Dance!“, schallte schließlich die tiefe Stimme des Kriegers durch die Luft, als dieser hinter seinem überraschten Gegner erschien und diesen mit seinen beiden Schwertern angriff. Nun, wo Dinohumon direkt vor ihm war, konnte Owlmon, dessen Stärke darin lag direkte Treffer zu vermeiden und aus dem Hinterhalt anzugreifen, nichts tun. Hilflos war es den Schwertschlägen ausgeliefert und fiel schließlich zu Boden. „Owlmon!“, kreischte das Mädchen und zog eine weitere Karte durch sein Digivice, jedoch ohne das etwas geschah. Das Vogeldigimon lag bewegungslos auf dem Boden und verlor bereits Daten. Mit einem Blick zu ihm meinte Takumi Verzweiflung in den Augen des Mädchens zu erkennen, doch er versuchte es zu ignorieren. Das Mädchen nahm freiwillig an diesem Turnier teil. Wie er selbst. Für Mitleid war hier kein Platz. Er musste sich selbst beweisen, wenn er stärker werden wollte. Stark genug... „Dinohumon!“, feuerte er so seinen Partner an, woraufhin dieser kurz zu ihm sah, dann aber die weißen Flügel anwinkelte und im Sturzflug auf Owlmon zuraste. Dabei nahm er das große Schwert von seinem Rücken. „Akinakes!“ Der Ruf Dinohumons schalte durch den Garten, als sich sein Schwert durch den Körper des wesentlich kleineren Digimons bohrte. Für einen Moment flackerte Owlmons Körper, dann löste es sich in eine Explosion aus roten Datenpartikeln auf. „Owlmon!“, kreischte das Mädchen und wollte scheinbar hinüberlaufen, hielt dann aber inne. „Nein! Owlmon!“ Für einen Moment sahen sich Takumi und Dinohumon an. Erst jetzt bemerkte der Junge, dass er zitterte. Er versuchte tief durchzuatmen, doch wirklich beruhigend wirkte es nicht. Sein Partner wandte sich von ihm ab und breitete die Arme aus um die Daten seines besiegten Gegners zu absorbieren. Die Datenpartikel verfärbten sich blau und schwebten auf das Digimon zu, während das Mädchen nun weinend zusammenbrach. Doch bevor Dinohumon die Daten laden konnte, durchschnitt der scharfe Knall eines Schusses die Luft und ehe Takumi verstand, was geschah, ging Dinohumon zu Boden, verlor nun selbst Daten. Ein Digimon mit zwei mächtigen schwarzen Schwingen flog durch den Nebel der Digital Zone auf sie zu. Takumi schluckte, als er das Digimon erkannte. „Beelzebumon?“, hauchte er unglaublich. Ein Ultimate-Digimon. Wie konnte das sein? Unbewusst machte er zwei Schritte auf seinen Partner zu, als Beelzebumon vor ihm landete und mit einer seiner beiden Pistolen auf ihn zielte. Da kamen zwei Jugendliche hinter dem Digimon her durch Nebel und Regen gerannt. Es waren dieselben beiden, die Takumi vor einigen Tagen auf dem Parkplatz gesehen hatte. Er erkannte das Mädchen, das nun ein violettes, aber beinahe vollkommen durchnässtes Kleid trug, an dem rot gefärbten Pony. „Was...“, murmelte das Mädchen, während sie sich umsah. Sie sah das andere, weinende Mädchen, sah die Wolke aus Datenpartikeln, die noch immer in der Luft hing und sah schließlich zu Takumi hinüber. „Was hast du getan, Shirou-kun?“ Noch immer irritierte es Takumi, dass sie seinen Namen kannte. Doch er brauchte etwas, bis er seine Stimme wiederfand. „Das geht dich nichts an“, erwiderte er unfreundlich. „Hört auf mir zu folgen.“ Er sah auch den Jungen an, der dem Mädchen von Haar- und Augenfarbe her nicht unähnlich sah. „Wer auch immer ihr seid... Das hier geht euch nichts an. Woher kennt ihr überhaupt meinen Namen?“ Das Mädchen mit dem rot gefärbten Pony ballte ihre Fäuste. „Es geht uns schon etwas an! Es ist verboten gegen die Partner anderer Tamer zu kämpfen oder gar sie zu ermorden!“ „Ach ja?“ Mit viel Ironie in der Stimme sah er zu Beelzebumon, das, wie er annahm, der Partner des Mädchens war. Drei grüne Augen starrten zurück. Für einen Moment verharrte der Junge, während der Regen weiter vom Himmel hernieder prasselte und das Mädchen, das Owlmons Partner gewesen war, weiterhin schluchzend am Boden kniete. Takumi wollte einen Schritt auf Dinohumon zumachen, das sich immer noch nicht rührte, doch in dem Moment hob Beelzebumon erneut die Pistole und hob sie ihm an den Kopf. Erneut trafen sich ihre Blicke und der Ausdruck in den Augen des Digimon war eiskalt. Still sah Shoji aus den Fenstern des Flurs im achtzehnten Stockwerk des Tokyo Metropolitan Government Building, während der Regen von draußen gegen das Glas prasselte. Er war am Mittag zusammen mit Ryou hierher gekommen und hatte es bisher nicht über sich gebracht zurück nach Hause zu fahren. Es fühlte sich an, als wäre seine Brust zugebunden, als bekäme er kaum Luft. Das Bild des toten Jungen ging ihm nicht aus dem Kopf. Wieso sollte ein Digimon so etwas tun? Er konnte es nicht glauben. Sicher kämpften Digimon, doch kämpften sie um Daten. Daten, die sie von Menschen nicht gewinnen konnten. „Shoji“, hörte er die Stimme Gazimons hinter sich. Er wusste das sein Partner dort stand, schon die ganze Zeit, doch er wusste nicht, was er sagen sollte. Wenn er versuchte zu reden, so kam doch kein Wort über seine Lippen. „Ich weiß, dass es hart für dich gewesen ist“, fuhr Gazimon nach einer weiteren Weile des Schweigens fort. „Aber es hat letzten Endes nichts mit dir zu tun, Shoji. Du hast nichts davon gewusst. Du hättest nichts tun können.“ Der Junge antwortete nichts, sondern nahm sein Digivice aus der Tasche. Er sah auf den Bildschirm des kleinen Gerätes. Er wusste, dass sein Partner Recht hatte, doch das änderte nichts an dem Gefühl in seiner Brust. Angst. Wut. „Aber“, hauchte er schließlich heiser. „Ich bin ein Tamer... Ist es nicht... ist es nicht unsere Aufgabe...“ „Gazimon hat Recht“, hörte er auf einmal eine andere Stimme hinter sich. Er erkannte Ruki, die hinter ihm an die Wand gelehnt stand. Wie lange wusste er nicht. Sie kam auf ihn zu und klopfte ihn auf die Schulter. „Wir können nicht überall sein. Wir können nicht jeden einzigen Vorfall verhindern.“ „Ich weiß“, antwortete er nach kurzem Schweigen. „Dann hör auf, so depressiv in die Gegend zu starren“, rügte sie ihn, schien dies aber nicht ganz so zu meinen, wie sie es sagte. Shoji sah sie an, ehe er wieder auf die Stadt sah. Er atmete tief durch. „Ich frage mich nur, ob es wieder passieren wird.“ Er schwieg für einige Sekunden, ehe er ergänzte. „Und ich frage mich, wieso es überhaupt passiert ist.“ Nun seufzte Ruki. „Vielleicht hat es einen guten Grund... Na ja...“ Sie zuckte hilflos mit den Schultern. „Vielleicht...“ „Ob es auf die Dauer Frieden geben kann?“, fiel Shoji ihr ins Wort, ohne sie anzusehen. „Mit Menschen und Digimon...?“ „Shoji...“, flüsterte Gazimon. Ruki senkte den Blick. „Ich würde es mir wünschen“, murmelte sie leise und schwieg, sah ebenfalls in den Regen. „Aber“, begann sie dann erneut. „Frieden ist etwas, das weder Menschen noch Digimon zu liegen scheint...“ ⌊ • • • • • • • • ⌉ Anmerkungen & Erklärungen Owlmon: Ein Adult oder Amurleveldigimon vom Typus Virus. Nerima: Eines der äußersten Viertel von Tokyo. Hikarigaoka, dass aus der ersten Staffel bekannt sein sollte, ist hier übrigens gelegen. Ich glaub, dass ist alles, was ich großartig sagen kann. Ich muss sagen: Ich persönlich mag die Stelle sehr gern, wie Ai, Makoto und Beelzebumon dazu kommen. Ich weiß nicht, ich stelle es mir sehr "badass" vor von Beelzebumon. Es ist eben doch das selbstständigste der Digimon, weil es so lange allein war. :) Aber gut. Mehr will ich gar nicht sagen. Ich hoffe, das Kapitel hat euch gefallen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)