Digimon Battle Generation von Alaiya ([Digimon Tamers] Wenn Welten kollidieren) ================================================================================ Episode 44: Nah und fern ------------------------ Episode 44: Nah und fern Vielleicht bin ich nicht so, wie die anderen. Ich habe nie von Abenteuern geträumt und auch nie davon eine Heldin zu sein. Nein, ich wollte beachtet werden, doch egal was ich tat, schien es, als wäre ich für die Welt unsichtbar. Kunemon war mein erster richtiger Freund. Und nun habe ich Ai-chan und Shirou-kun und das erste Mal fühle ich mich, als wäre meine Existenz wirklich von Bedeutung – zumindest für sie, für meine Freunde.                                                               - Okamura Ri Digitale Welt – 25. Juli 2011 Als Makoto durch das Torii trat, verschwand der Nebel auf einmal so plötzlich, dass Makoto sich verwirrt umsah. Weder vor, noch hinter ihm war eine Spur des Nebels zu sehen, so als wäre er nie da gewesen. Doch konnte er auch Kaito nicht sehen, ehe dieser neben ihm durch das zinnoberrote Tor trat und dann einfach neben ihm erschien. „Wo sind wir hier?“, fragte Kaito und sah sich verwirrt um. Als ihm niemand antwortete, richtete er die Frage direkt an ihren Führer. „Hey, Gokuwmon, wo sind wir?“ Doch Gokuwmon antwortete ihm nicht. Es hatte seine Augen zu Schlitzen verengt und starrte in die Tiefe. „Gokuwmon?“, fragte Kaito langsam. Makoto versuchte Gokuwmons Blick zu folgen, doch konnte er zuerst nicht erkennen, was den Blick des Digimon so auf sich zog. So war es nicht überraschend, dass es Kuraimon war, das zuerst erkannte, was vor sich ging. „Ein Kampf!“, rief es aus und zeigte in eine Richtung. Zuerst verstand Makoto noch immer nicht, doch als er genauer hinsah, sah er sich bewegende Lichter, die in weiter Ferne durch die Luft schwirrten und darauf hinwiesen, dass dort tatsächlich Digimon kämpften. Und dann, auf einmal, stieg ein Lichtstrahl in die Höhe. Alles geschah so schnell, dass Takumi kaum verstand was vor sich ging. Sanzomon prallte gegen den Felsen unterhalb der Stelle, wo er zusammen mit Ai und Rin stand. Im nächsten Augenblick lösten sich große Felsbrocken aus dem Berg unter ihnen und der Boden unter ihren Füßen begann zu rutschen. Ganz automatisch stolperten sie rückwärts und Takumi merkte, wie Rin neben ihm das Gleichgewicht verlor. Instinktiv griff er nach ihrer Hand, um sie am Abstürzen zu hindern, doch als sie im nächsten Moment gänzlich den Halt verlor, als der Felsen, auf dem sie stand, mit abrutschte, verlor auch Takumi das Gleichgewicht und stürzte ihr hinterher. „Takumi! Rin!“, rief Hanehamon und stürzte ihnen hinterher, doch es verlor immer mehr Daten und einen Moment später glühte sein Körper auf und es fiel als Kotemon ihnen hinterher. „Takumi! Rin!“, hörten sie auch noch Ai und Impmon rufen, doch dann fielen sie schon in den weißen Nebel der Wolken hinein. „Takumi...“, hörte er die Stimme seines auch in Child-Form recht angeschlagenen Partners. Und dann verstand er. Er sah Kotemon neben sich fallen, als sie die Wolkenschicht beinahe erreicht hatten und er spürte das Digivice, das er noch immer in der linken Hand hielt, während seine Recht noch immer Rins Arm umklammerte. Das Digivice fühlte sich warm an und er wusste, dass er Rin noch retten konnte. Er wusste, was er tun musste. „Matrix Evolution!“, rief er. Sein Körper fühlte sich warm an, angenehm, während er selbst kaum glauben konnte, was geschah. „Kotemon – Shinka! Kasikewemon!“ Als Takumi das nächste Mal die Augen öffnete, sah er durch die Augen eines Digimon. Kasikewemon war wie Dinohumon und Hanehamon humanoid, doch anders als bei diesen Stufen war sein Kopf fast gänzlich verhüllt, von etwas, das zum Teil Stoff, zum Teil aber auch Nebel oder Dampf zu sein schien. Flammen umspielten seine Füße und auch seine Hände, während es Rin wieder in die Höhe trug, ohne, dass die Flammen sie zu verbrennen schienen. „Das ist unglaublich...“, murmelte Takumi im Innern des Digimon. Nun war er tatsächlich mit Kotemon verschmolzen. Sie hatten gemeinsam das Ultimate-Level erreicht, konnten gemeinsam kämpfen. Doch konnten sie so ihren Gegner besiegen? „Takumi?“, flüsterte Rin und sah in das Gesicht das Digimon auf, das nur nickte, ehe es zur Seite flog, um einem Angriff Ravemons, das nun auf sie aufmerksam geworden war, auszuweichen. Irgendwie wusste Takumi, was zu tun war, was sie machen mussten, um anzugreifen oder sich zu verteidigen und er fragte sich, ob dies bei Digimon immer so war, ob sie ganz intuitiv ihre Attacken kannten. Doch zuerst setzte Kasikewemon Rin und Kunemon auf der Spitze des Bergs neben Ai und Impmon ab, die es beide mit großen Augen ansahn. Rin war ganz offensichtlich froh, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben und sah nun ebenfalls das neue Ultimate-Digimon an. „Kasikewemon...“, begann Ai, es noch immer anstarrend. Das Digimon nickte ihr zu und ihr Blick wurde entschlossener. „Los, kämpfe“, sagte sie erst halblaut. Erneut nickte das Digimon und wandte sich seinem Gegner zu, der in diesem Moment mit seinem Schwert in der Hand auf es zugeflogen kam. Doch auch jetzt wusste Takumi, was sie tun mussten. Kasikewemon streckte seine Hand aus und ein langes Schwert, ähnlich einem Katana, materialisierte sich, und wurde, kaum, dass das Digimon es ergriffen hatte, von Flammen umgeben. Mit diesem Schwert verteidigte sich Kasikewemon nun und stieß seinen Gegner dann zurück. Dem nächsten Angriff wich es aus, flog um Ravemon herum und lockte es so von dem Berg, auf dem die anderen standen, fort. Doch auch wenn sich durch das neue Level einiges geändert hatte, so bewegte sich Ravemon in der Luft noch immer schneller, als Kasikewemon und holte es rasch ein. Gerade noch so konnte das Kriegerdigimon nach unten ausweichen, um einem Angriff der mit Chromedigizoid überzogenen Flügel zu entgehen. „Wir dürfen uns nicht treffen lassen“, hörte Takumi die Stimme Kotemons und nickte nur. Er erinnerte sich zu gut daran, wie Beelzebumon beim Kampf gegen Odaiba von einem solchen Digimon getroffen worden war und Ais Verletzung war gerade einmal zwei Tage her. „Ich weiß!“ Weiter und weiter flog Kasikewemon von dem Berg fort, wobei es immer wieder erneuten Angriffen ausweichen musste, während Ravemon außerdem versuchte, ihm den Weg abzuschneiden. Als sie schließlich weit genug von den anderen entfernt waren, dass sich Takumi sicher war, dass sie nicht mehr von verfehlten Attacken getroffen werden konnte, wandte sich Kasikewemon seinem Gegner zu. „Emusi Ape!“ Bei diesem Ruf vergrößerte sich das Schwert in Kasikewemon Hand, während die Flammen noch hungriger um die Klinge loderten. Das feurige Schwert nun erhoben, ging das Digimon zu einem Gegenangriff über, der zuerst jedoch vom Schwert seines Gegners blockiert wurde. Immer und immer wieder prallten die Schwerter der beiden Digimon aufeinander und Takumi bemerkte, dass ihr Schwert zu flackern begann. Auch es schien Schaden allein durch die Berührung mit der Waffe des korrumpierten Gegners zu nehmen. „Aufpassen!“, hörte er Kotemons Stimme, während Kasikewemon gerade noch so einem Konterangriff entging. „So geht das nicht“, flüsterte Takumi, während das Kriegerdigimon nun rückwärts flog, um einem weiteren Angriff zu entgehen. Er sah sich um. So lange sie nicht schnell genug waren, nutzte ihnen ihre neue Stärke auch nichts, denn so lange Ravemon ihre Attacken abwehrte, konnten sie den Kampf nicht zu Ende bringen. Unter ihnen lag die weiße Wolkendecke und als Takumi durch die Augen Kasikewemons hinabsah, kam ihm ein Gedanke. Erneut wehrten sie einen Angriff Ravemons mit dem Schwert ab, doch dann ließ sich das Kriegerdigimon in die Tiefe fallen, bis die Wolken es umgaben. Hier sollte Ravemon sie nicht sehen können, was ihnen die Möglichkeit gab, einen Gegenangriff vorzubereiten. Kasikewemon schloss die Augen und konzentrierte sich. Seine Sinne wurden schärfer und es spürte, wie nun auch Ravemon in die Wolken hinabstieß. Dies war ihre Chance! Ravemon schien zumindest erahnen zu können, wo sie waren und griff sie mit einer weiteren Salve der messerscharfen Federn an, doch die Attacke war nicht gut gezielt, so dass Kasikewemon ihr ohne Schwierigkeiten auswich. Es ließ sich noch weiter hinabfallen und flog unter Ravemon her, so bis es spürte, dass das Cyborgdigimon ihm den Rücken zugewandt hatte. „Jetzt!“, rief Takumi. Kasikewemon wirbelte sein Schwert durch die Luft, wobei sich dessen Form veränderte. Es streckte sich und wurde zuerst länger, ehe es sich in einen Speer verwandelt hatte. Diesen Speer stieß Kasikewemon nun in die Höhe. „Ipa Etopi!“, rief es und ein Donnern durchschnitt die Luft, als ein Blitz aus der Höhe auf Ravemon hinab schlug und es in den Rücken traf. Für einen Moment schien es paralysiert und Takumi wusste intuitiv, dass sie es geschwächt hatten. Dennoch hielt es Ravemon nicht davon ab, sich nun selbst in die Tiefe zu stürzen, um seinen Gegner erneut anzugreifen. Doch sie wussten, dass dieser Angriff kam und entgingen ihm im Schutz des Nebels. Erneut hob Kasikewemon seinen Speer und erneut zuckte ein Blitz auf Ravemon hinab und traf es genau zwischen die Flügel. Dieses Mal dauerte die Paralyse länger an und gab dem Kriegerdigimon Zeit, hinter Ravemon zu schweben. Es holte mit seiner linken Faust aus und Wind in der Form eines kleines Tornados sammelte sich vor seinen geballten Klauen. „Atto tek!“ Damit schlug Kasikewemon zu, auf die Stelle zielend, an der Ravemon bereits von dem Blitz getroffen worden war. Die Attacke riss ein Loch in die Brust Ravemons und für einen Moment verharrte es so, flackernd in der Luft, ehe es in Datenpartikel zerfiel. Im Innern Kasikewemons atmete Takumi auf. Dann flog das Kriegerdigimon wieder empor, um dem Nebel der Wolken zu entkommen und landete kaum mehr als einen Augenblick später bei den anderen auf dem Berg. Dort leuchtete sein Körper für einen Moment auf, ehe Takumi noch etwas atemlos zusammen mit Kotemon zu Boden fiel. Ai und Rin sahen ihn für eine ganze Weile sprachlos an. „Habt ihr...“, setzte Rin schließlich an. „Habt ihr es besiegt?“ Takumi nickte. „Ja...“ Er sah auf seine Hände, die sich aktuell auf den moosüberwachsenden Fels stützten. „Ja, wir haben es besiegt.“ „Das war unglaublich“, sagte nun eine Stimme, die eindeutig nicht zu einem der beiden Mädchen oder Impmon gehörte. Also Takumi aufsah, erkannte er Nakamura, den er während des Kampfes beinahe vergessen hatte. Dieser sah durchaus mitgenommen aus – wahrscheinlich, da er zuvor gegen den Fels geprallt war – doch Takumi konnte in seinen Augen Respekt erkennen. „Ich habe davon gehört, dass Mensch und Tamer verschmelzen können, aber ich habe es nie selbst gesehen“, sagte er und bot Takumi nun eine Hand an, um ihn aufzuhelfen. „Danke“, stammelte Takumi nun und nahm die Hand. Dann sah er sich um. „Was ist mit Sanzomon?“ „Es geht ihm gut“, erwiderte Nakamura ihm. Noch immer begriff Takumi kaum, was gerade geschehen war. Er hatte es tatsächlich geschafft. Er und Kotemon waren zusammen digitiert, hatten ein neues Level erreicht. Er selbst war für diesen Kampf Teil eines Digimon gewesen. „Shinji.“ Sanzomon schwebte auf einmal wieder neben ihnen, auch wenn es deutlich angeschlagen aussah. Nakamura sah es an, sagte aber nichts. „Wir haben Besuch“, erklärte Sanzomon nur. „Noch eins dieser Monster?“, flüsterte Rin erschrocken, doch Sanzomon sah sie an und schüttelte den Kopf. „Nein, keine weiteren Feinde“, sagte es und seine Stimme klang zu Takumis Überraschung sanfter als zuvor. „Wir sollten zum Tempel zurück.“ Nakamura nickte, doch Takumi und Rin sahen nur Ai an. Sie erinnerten sich noch zu gut, dass sie eigentlich den Tempel verlassen hatten, um weiter nach Makoto zu suchen. Doch Ai hatte nun Impmon vom Boden aufgehoben und trug es vor sich, während ihr Blick gesenkt war. Sie schien jedoch zu merken, dass die beiden sie ansahen. „Lasst uns gehen“, sagte sie und ihre Stimme klang bei diesen Worten lakonisch. „Ich verstehe noch immer nicht, was wir hier tun“, murmelte Kaito, während sie Gokuwmon eine Treppe hinab folgten, die sich eng um den Fels einem der Berge entlang wandt. Kuraimon hatte es einfach, dachte sich Makoto, der vorsichtig war, nicht das Gleichgewicht zu verlieren, da die Treppe kein Geländer hatte. Das Digimon flog einfach neben ihnen her und ließ sich von einer leichten Briese tragen. „Wir sind hier um den Hüter dieser Ebene zu treffen“, sagte Gokuwmon in seinem üblichen, sehr ruhigen Tonfall. Makoto wusste noch immer nicht, was er von der ganzen Sache halten sollte. Er war sich ohnehin nicht mehr sicher, warum er überhaupt hierher gekommen war. Er hatte einen Digimonpartner gewollt – einen eigenen Digimonpartner. Einen Partner, den er nicht mit seiner Schwester teilen musste und den er damit auch nicht an seine Schwester verlieren würde. Doch mittlerweile... Vielleicht lag es daran, dass sie bisher kein Digimon, bis auf Gokuwmon getroffen haben. Vielleicht lag es auch an der Zeit, die er nun von seiner Schwester getrennt verbracht hatte. Doch tatsächlich spürte er die Wut, die ihn ursprünglich dazu getrieben hatte, in die digitale Welt zu gehen, nicht mehr. Er war sich sicher, dass Ai sich Sorgen machte. Und die anderen? Da waren auch Takumi und Kotemon. Auch wenn er mit ihnen wenig zu tun hatte, so glaubte er doch, dass auch die beiden sich um ihn Sorgen würden. Doch auf der anderen Seite... Er fühlte sich so nutzlos. All die Zeit hatte er nichts getan – hatte er nichts tun können. Ai hatte die Entscheidung getroffen, an dem Turnier teilzunehmen, ohne ihn zu fragen. Doch er wusste auch, dass er sie versucht hätte davon abzuhalten, wenn sie ihn gefragt hätte. Und dann? Was wäre dann passiert? Hätten sie dann jenen selbsternannten Meister der Spiele aufhalten können? Hätten sie dann noch helfen können Takumi und Rin zu retten? Hätten sie überhaupt etwas ausrichten können? Er versuchte mit den Augen in der Ferne noch einmal jenes Leuchten zu sehen. Die Lichtsäule, die zuvor erschienen war. Denn er meinte, dieses Licht erkannt zu haben: Das Licht der Digitation, wie es auch erschienen war, als Ai und Impmon verschmolzen waren. Wie es jedes Mal erschien, wenn einer der anderen Tamer mit seinem Partner verschmolz. Makoto trat fehl und hätte beinahe das Gleichgewicht verloren und wäre in die Tiefe gefallen, doch als hätte es dies vorhergesehen, griff Gokuwmon nach seinem Arm. „Sei vorsichtig“, sagte es ruhig. Kaito sah an Makoto vorbei in die Tiefe. „Was ist da unten?“, fragte er durchaus interessiert. „Würden wir sterben, wenn wir hinabfallen?“ „Nein“, antwortete Gokuwmon. „Sofern du nicht glaubst, dass du stirbst. Doch da unten sind Durchgänge zu anderen Ebenen und dies ist keine Zeit, um allein durch diese Welt zu irren.“ „Warst du nicht vorher auch allein unterwegs?“, meinte Kaito nun mit verschränkten Armen. „Ich bin ein Digimon“, erwiderte ihr Anführer. Endlich erreichten sie den Fuß der langen Treppe, die in einer weiteren, roten Holzbrücke endete, die sich über einen Abgrund spannte. Diese Brücke führte zu einem sehr flachen, breiten Berg, dessen Spitze ein Plateau bildete, auf welchem wiederum eine Art Tempel zu stehen schien. „Das ist unser Ziel“, sagte Gokuwmon und deutete auf den Tempel, ehe es leichtfüßig ihnen voran über die Brücke schritt. Makoto und Kaito tauschten Blicke. Sie beide fragten sich, warum Gokuwmon sie hierher gebracht hatte und wie ihnen dies helfen sollte, doch nachdem sie dem Digimon nun schon so lange gefolgt waren, war dies wohl nicht der Moment, um sich doch noch anders zu entscheiden. Also folgten sie Gokuwmon, während Kuraimon weiter neben ihnen herflog. Eigentlich rechnete Makoto damit, dass sie in den Tempel hineingehen würden, doch Gokuwmon verharrte draußen, setzte sich wieder in den Lotussitz und verharrte so. „Und was machen wir jetzt?“, fragte Kuraimon, das Gokuwmon beobachtete. „Wir warten darauf, dass Sanzomon hierher kommt“, erwiderte Gokuwmon, das nun auch seine Augen geschlossen hatte. „Sanzomon?“ Kaito sah es verwirrt an. Immerhin war es das erste Mal, dass sie etwas von einem Sanzomon hörten. Erst dachte Makoto, dass Gokuwmon ihnen nicht antworten würde, da es wieder zu meditieren schien, doch schließlich erwiderte es: „Der Wächter dieser Ebene. Sanzomon ist ein sehr weises Digimon, das viel darüber weiß, was in dieser Welt vor sich geht.“ „Und es wird auch wissen, wo mein Bruder ist?“, fragte Kaito. „Vielleicht“, antwortete Gokuwmon – erneut nachdem es eine Weile geschwiegen hatte. „Es weiß viel.“ Seufzend sah Kaito zu Kuraimon und ließ sich schließlich auf die Veranda des Tempels fallen, wo er sitzen blieb. Auch Makoto zögerte und blieb so schließlich an die Wand des Tempels gelehnt stehen, während sein Blick zum Abbild der realen Welt im Himmel wanderte. So saßen und standen sie dort und warteten – wenngleich nicht für besonders lang. Denn es dauerte nur wenige Minuten, bis sie Schritte auf einer der Brücken, die zu diesem Tempel führten, hörten und im nächsten Moment einen überraschten Ausruf: „Makoto? Makoto bist du das?“ Und als Makoto seine Schwester dort stehen sah, verstand er im ersten Moment nicht, was vor sich ging. 25. Juli – Tokyo, Japan Selbst im Körper Dukemons spürte Takato die Müdigkeit noch. Es war mitten in der Nacht und eigentlich hatte er einmal ausschlafen wollen – nun, oder hatte es zumindest versuchen wollen, da ihn noch immer Albträume oft um den Schlaf brachten. Doch was sollte er tun? Er hatte keine andere Wahl als sich um die Anomalie, die in Edogawa aufgetaucht war, zu kümmern. Sonst würden noch mehr Menschen sterben, noch mehr Menschen verletzt und noch mehr... Nein, er musste eingreifen. Yamaki hatte ihn angerufen und ihm von diesem Angriff erzählt, also hatten sich Takato und Guilmon auf den Weg gemacht. „Glaubst du, dass Justimon da sein wird?“, hörte er die Stimme Guilmons, die ebenfalls müde klang. „Ich weiß nicht“, gab er leise zu, während sie über die Häuser hinweg flogen. Er musste zugeben, dass er es nicht hoffte. Er wollte nicht schon wieder mit Ryou aneinander geraten. Ryou, der keine Rücksicht nahm. Ryou, dem alles egal zu sein schien. Doch im Moment hatte Takato einfach keine Zeit, sich auch noch um Ryous Probleme zu kümmern. Wenn die Erdbeben weiter zunahmen und mehr Anomalien auftauchten, würde diese Welt vielleicht zerstört werden und mit ihr auch die digitale Welt. Endlich konnte er den weißen Schimmer in der Ferne sehen, wie er von diesen Anomalien ausgestrahlt wurde. Noch immer wollte Takato nicht gegen diese Anomalien kämpfen, doch er wusste nicht, was er sonst tun konnte. Denn in den vergangenen Tagen waren die Anomalien immer aggressiver geworden, so dass ihnen kaum eine andere Wahl bliebt. Außerdem wollte Yamaki nichts davon hören, dass mit diesen Wesen verhandelt werden sollte – denn für ihn, so viel hatte Takato verstanden, waren es keine Wesen, sondern nur Gefährdungen für das Land, das sie zu schützen gesuchten. Und dann war da noch Ryou. Auch jetzt sah Takato, wie Justimon sich einmal wieder auf das seltsame Wesen stürzte. „Accel Arm!“ Die Straße riss an einigen Stellen auf, ohne dass es der Anomalie Schaden zuzufügen schien. Doch das war nicht das einzige, das Dukemon erkannte, als sie näher kamen. Da war noch ein weiteres Digimon, das Takato an einen Elch oder etwas ähnliches erinnerte und sich vor einem Mädchen mit europäischem Aussehen aufgebaut hatte – offenbar um sie zu schützen. Da die Anomalie Justimon nicht zu fassen bekam, schlug sie immer wieder nach den beiden aus und das Digimon, das wahrscheinlich nur auf dem Adult-Level war, konnte immer nur knapp ausweichen. Sein Körper flackerte bereits an einigen Stellen, was darauf hinwies, das seine Daten offenbar Schaden genommen hatten. Als die Anomalie erneut angriff, flog Dukemon auf die beiden zu und fing den Schlag ab, indem es sein Schild beschwor. Auch dieses begann zu Flackern, hielt dem Schlag aber statt. „Was macht ihr hier?“, rief es Digimon und Mädchen zu, nicht wissend, ob diese überhaupt verstanden. „Das ist zu gefährlich! Haut ab!“ Das Mädchen wich etwas weiter zurück, während das Digimon mit entschlossen seine Stellung hielt. „Verflucht...“, murmelte Takato im Inneren Dukemons. Es war auch nicht das erste Mal, dass sich Tamer in diese Sache einmischten, doch es erschien Takato wie ein Wunder, dass noch keines der Digimon bisher vernichtet worden war. „Haut ab!“, wiederholte Dukemon laut, da es merkte, wie das Schild langsam immer mehr beschädigt wurde. Ein weiterer Schlag traf es und dieses Mal zersprang es, woraufhin eine Hand des Wesens nach Dukemon griff. Dies war der Moment, als Justimon erneut die Anomalie angriff. „Ignorier mich nicht!“, rief unverkennbar die Stimme Ryous, während sich der Cyberarm Justimons zu einem Schwert formte, mit dem es versuchte, dem Wesen der Anomalie zu schaden. Doch wie immer war dies erfolglos. Während die linke Hand des Wesens nun Dukemon umfasste, schlug die andere Hand nach Justimon aus und schleuderte es so gegen eine Hauswand, an der es – sein Körper nun auch flackernd – hinabrutschte. „Hirvi Kortaus“, erklang es da von dem Elchsdigimon, das in die Höhe gesprungen war und nun sein Geweih gegen die Hand des Wesens rammte. Im nächsten Moment leuchtete die Gestalt des Digimon auf und es viel als ein kleineres Wesen – ein Childdigimon in der Gestalt eines Rehkitz, wie es Takato schien – zu Boden. „Shikamon!“, rief das Mädchen aus und lief zu ihm. Das Anomaliewesen heulte überrascht auf, auch wenn Takato vermutete, dass die Attacke ihm keinen Schaden zugefügt hatte. Doch zumindest konnte Dukemon die Überraschung des Wesens nutzen, um sich aus dem Griff zu befreien. Es streckte die Hand aus, so dass sein Schwert zu ihm geflogen kam, nachdem es ihm zuvor aus der Hand gefallen war. „Final Elysium!“, rief es und ein Lichtstrahl schoss aus dem weißen Schwert und traf das Wesen direkt in der Brust, wo er ein Loch hinterließ, ehe die Anomalie in sich zusammenfiel. Etwas, das nur dank dem Programm möglich war, dass durch die rote Karte auf Dukemon überschrieben worden war. Und noch immer wünschte sich Takato, dass es nicht so wäre. „Warum...“, hörte Dukemon eine Stimme. Sie wandten sich um und sahen Justimon, das offenbar außer Atem zu sein schien und noch immer an einigen Stellen flackerte, vom Boden aufstehen. Natürlich waren Justimons Augen von dem Helm verdeckt, doch Takato wusste, dass sie – wenn sie sie hätten sehen können – voller Wut gewesen wären. „Warum müsst ihr euch immer einmischen?“, fragte Justimon – oder viel eher Ryou. Wieder spürte Takato seine eigene Wut. „Hör endlich auf mit diesem Unsinn!“, rief er durch Dukemon aus. „Merkst du nicht, dass du andere Leute gefährdest?“ „Ich versuche zu helfen!“, erwiderte Ryou. „Du versuchst nur, dich selbst zu profilieren! Mittlerweile sind dir alle anderen doch vollkommen egal!“ „Ach ja? Schön, dass der edele Ritter dies alles zu wissen scheint!“ Verachtung klang in Ryous Stimme mit. Gereizt wollte Takato etwas darauf erwidern, doch es war Guilmons Stimme, die ihn davon abhielt: „Warum streitet ihr? Wir sollten alle nicht streiten. Wir sind doch Freunde, oder?“ Er seufzte und merkte daraufhin auch, wie sich Dukemons Körpersprache entspannte. „Hör zu, Ryou. Du solltest wirklich aufhören, dich die ganze Zeit von einen Kampf in den nächsten zu stürzen. Komm zurück zu Hypnos, entschuldige dich bei Yamaki und...“ Er wusste nicht so wirklich, was er sagen sollte. „Wir können deine Hilfe gebrauchen. Aber das was du jetzt machst, hilft niemanden, sondern bringt nur noch mehr Leute in Gefahr. Also bitte, Ryou, sei vernünftig.“ Justimon sah nur zu ihnen hinüber. „Aber ich brauche eure Hilfe nicht!“, sagte Ryou schließlich, ehe Justimon sich abwandte und auf eins der nächsten Häuser hinaufsprang. Takato seufzte, ehe Dukemon sich dem Mädchen zuwandte, das zu seinem Digimon gelaufen war und es nun auf den Arm genommen hatte. Noch einmal wandte Dukemon sich zu dem Haus um, auf dem Justimon verschwunden war, doch Takato hatte keine Lust, sich weiter mit ihm zu streiten. Er war zu müde, um Ryou noch zu folgen, und er ahnte, dass es ohnehin keinen Sinn hatte. Stattdessen kniete sich sich Dukemon nun vor das Mädchen. „Ist bei euch alles in Ordnung?“, fragte Dukemon sehr langsam, da sich Takato noch immer nicht sicher war, ob das Mädchen sie verstehen konnte. Zögerlich nickte das Mädchen. „Ja“, flüsterte es. „Danke.“ Etwas in ihren Augen ließ Takato an die Zeit denken, als Guilmon das erste Mal in der realen Welt erschienen war und er versucht hatte, sich als Tamer zu beweisen, wobei er und Guilmon in allerhand Probleme geraten waren. Dieses Mädchen schien nicht viel älter zu sein, als er es damals gewesen war. „Ihr habt uns geholfen“, erwiderte Dukemon. „Danke.“ Zögerlich nickte das Mädchen. Normal hätte Takato die Verbindung zwischen sich und Guilmon nun aufgelöst, da er wusste, dass ein Ultimate Digimon selbst in humanoider Gestalt einschüchternd wirken konnte. Doch er war müde und wusste, dass es Guilmon nicht besser erging, weshalb er fürchtete, dass sie nicht wieder verschmelzen könnten, wenn sie die Verbindung nun lösten. Und er hatte nicht einmal ein Portemonei dabei, mit dem er für U-Bahntickets hätte zahlen können. „Wie ist dein Name?“, fragte Dukemon so möglichst freundlich. „A-Aamu“, stotterte das Mädchen. „Und das ist Shikamon.“ Mühsam stand sie auf, während sie noch immer auf ihren leicht flackernden Partner sah. „Es wird ihm gut gehen, oder?“, fragte sie mit leichtem Dialekt, den Takato nicht einordnen konnte. „Sicher“, antwortete Dukemon. „Es muss sich nur ausruhen.“ Das Mädchen – Aamu – nickte nur stumm. „Was macht ihr beide überhaupt noch hier draußen? Ich glaube, ihr solltet eigentlich im Bett sein, oder?“, meinte Dukemon dann. Nun zögerte Aamu. „Wir wohnen hier“, sagte sie dann zurückhaltend. „Wir haben das Monster gesehen und wollten helfen.“ Dukemon nickte – so gut es ihm seine Rüstung erlaubte. „Dann geht jetzt aber zurück, ja?“ Unsicher nickte auch das Mädchen. „Ja. D-Danke, Dukemon“, flüsterte es und wandte sich zögerlich ab. „Gute Nacht“, meinte es dann noch, ehe es davon lief. Dukemon sah Aamu nach, bis sie in einer Seitenstraße verschwunden war. Dann breitete es seine Flügel aus und erhob sich in die Luft. „Was meinst du, wo Ryou jetzt ist?“, fragte Guilmon. Takato seufzte und sah auf die Häuserdächer, die unter ihnen hinwegsausten, während sie wieder in Richtung Shinjuku flogen. „Ich weiß es nicht... Wahrscheinlich nicht zuhause.“ „Guilmon mag es nicht, wenn wir uns mit ihm streiten...“ Noch einmal konnte sich Takato das Seufzen nicht verkneifen. „Ich weiß“, flüsterte er. „Ich möchte ja nicht streiten, aber...“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)