Der Pakt von Phai8287 ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Hi, wir haben lange überlegt, ob wir diese Idee von uns hier hochladen können. Aber nachdem wir extra per ENS nachgefragt haben und von Animexx bestätigt bekommen haben, es gibt keinen Ärger und wird auch nicht gelöscht, wollen wir euch diese Alternative nicht vorenthalten. Viel Spaß! Phai8287 ---------------------------------------------------------------------------------------- Der Pakt Earl Ciel Phantomhive war kein Freund des Winters. Es war kalt und nass und in seinen feinen Lackschuhen bekam er immer kalte Füße, weshalb er sich oft morgens und abends ein heißes Bad gönnte, um wieder Leben in seine zarten Glieder zu bekommen. Wie sollte es auch anders sein, gab es nur einen, der ihm dieses Bad einließ und mit viel Schaum versah, da zu dieser Zeit allen Angestellten der Zugang zu seinen Gemächern verboten war. Mit Gleichmut ließ sich der junge Lord entkleiden und erduldete auf gleiche Weise die kurze Kälte, bevor ihm in die gefüllte Wanne geholfen wurde. „Ich hoffe, die Wärme ist ihnen angenehm, junger Herr.“, erklärte sein Butler mit seiner üblichen Ruhe und trat dann genau zwei Schritte von der Wanne weg. „Annehmbar“ erwiderte der Earl in einem Tonfall, der die Wassertemperatur direkt um zwei Grad senkte. „Wenn sie es wünschen, können wir die Temperatur auch noch ein wenig erhöhen.“, wurde ihm deshalb eine Wahl gelassen. „Nein, nein. Es geht schon.“ „Wie sie wünschen.“ Sebastian nickte und trat wieder an die Wanne um dort den Schwamm zu ergreifen. Ciel entwich ein Schnauben, als er sah, wie das Badewasser Sebastians weiße Handschuhe benetzte, hatte er den Älteren doch noch niemals ohne gesehen und das, obwohl er bereits seit der Geburt des Jüngeren dessen Butler war. „Schon wieder ein paar Handschuhe hinüber. Wenn du so weiter machst kaufe ich dir nur noch solche Wegwerfhandschuhe aus Latex!“ „Sie werden es verkraften, junger Herr.“, grinste der Ältere süffisant und begann Ciel nun zu waschen. „Hm! Ich sollte dein Budget wirklich noch mal überdenken!“ grollte jener und streckte Sebastian seine linke Hand entgegen, damit dieser die Fingernägel mit der entsprechenden Bürste reinigen konnte. Mit geschickten fingern wurde dies erledigt, auch wenn sich das Grinsen dabei nicht von Sebastians Gesicht schleichen wollte. „Sie haben übermorgen Geburtstag. Ihren 16. Haben sie bereits überlegt, wie sie die Feier ausrichten wollen? Die Einladungen sind ja bereits vor einigen Wochen verschickt worden.“, wechselte der Ältere das Thema. „Es ist mir ganz gleich. Es sollte nur ansprechend genug sein, um meinen Geschäftskontakten zu gefallen. Ihr Wohlwollen ist entscheidend für die neue Produktreihe die ich für Funtom plane.“ „Wie sie wünschen.“ Der Schwamm rieb talentiert weiter und kletterte den Arm hinauf, während Sebastian bereits genau wusste, was er machen würde. Die Haut unter seinen Handschuhen begann dabei zu kribbeln und es fiel ihm das erste Mal seit fast 16 Jahren schwer, sich zu beherrschen. „Dann gehe ich davon aus, dass alles reibungslos ablaufen wird, nicht wahr?“ „Sehr wohl.“, stimmte der Ältere zu und reinigte nun den Hals, der die ersten Stoppeln, des am Morgen frisch rasierten Bartflaums aufwies. „Dann behellige mich damit auch nicht weiter“ brummte Ciel und lehnte den Kopf zurück, heimlich genießend. „Miss Elizabeth wird bestimmt wieder eine große Überraschung für sie haben, junger Herr. Schließlich erhofft sie sich in Kürze die Vermählung.“, ließ Sebastian das Thema nicht wirklich fallen und ließ den Schwamm streichelnd weit über den Hals gleiten, da er das entspannte Gesicht seines Herrn mochte. Durch jenes zuckte nun ein Anflug von Genervtheit. „Ich heirate niemandem, bei dem die Gefahr besteht ständig öffentlich gedemütigt zu werden!“ Sebastian erlaubte sich ein zufriedenes Grinsen, als der Schwamm nun über die Brust strich. „Das müsst ihr auch vorerst nicht, junger Herr…“ „Bis Tante nicht mehr warten will…“ „Sie wird sich nach eurem Geburtstag vorerst gedulden.“, versprach der Ältere geheimnisvoll und erreichte den Bauch. Beinahe unmerklich zitterte der junge Herr unter seiner Hand. „Wie meinen?“ „Ein Familiengeheimnis.“, hauchte Sebastian in das Ohr seines jungen Herrn, bevor seine Hand die den Schwamm hielt, kurz über Ciels Schambereich stoppte und zum anderen Arm glitt. Ruckartig setzte sich der Jüngling auf und funkelte den Butler aus aufgebrachten blauen Augen an. „Was heißt hier Familiengeheimnis?? Ich bin das Oberhaupt der Familie Phantomhive! Es kann kein solches Geheimnis geben!!“ „Natürlich nicht.“ Sebastian erhob sich und trat zur anderen Seite der Wanne um dort nach dem zweiten Arm seines Herrn zu greifen. Mit einem unzufriedenen Laut ließ sich der junge Lord zurücksinken, bis er wieder gegen den Badewannenrand lehnte. „Du bist irritierend!“ „Wie dem auch sei.“ Sebastian beendete die Reinigung des Arms und wand sich den Beinen zu. „Was gedenkt ihr in naher Zukunft zu tun?“ „Meine Geschäfte stehen momentan alle recht in der Schwebe und werden sich erst nach meinem Geburtstag entscheiden und neue Studien plane ich erst nächstes Jahr zu beginnen, weshalb ich mich tatsächlich mit freier Zeit konfrontiert sehe. Natürlich nur, wenn ihre Majestät nicht etwas für mich zu tun hat“ erklärte Ciel trocken und streckte für Sebastian ein Bein aus dem Wasser. „Ich bin mir sicher, dass sie ihre freie Zeit zu nutzen wissen.“ Gekonnt wurde die gewachste Wade gereinigt und der Oberschenkel massiert, bevor auch der Fuß seine Reinigung erhielt. „Es gibt bestimmt genug zu erledigen“ stimmte der Jüngere gelangweilt zu. Sein Bein wurde nun wieder ins Wasser gelassen, bevor sein Butler sich das andere griff. „Davon bin ich überzeugt, junger Herr.“ „Ich könnte den Masseur kommen lassen, da die letzten Geschäftstermine ja durchaus anstrengend waren…“ Ciel meinte für einen Moment seinen Butler zucken zu sehen. Was dies bedeutete, konnte er nicht erahnen, da Sebastian mit dem Rücken zu ihm war um seine Zehen gründlich zu reinigen. So sah er natürlich auch dessen bösartig verzogenes Gesicht nicht, sondern hörte nur die immer ruhige Stimme. „Ich werde ihn kontaktieren, wenn sie es wünschen, junger Herr.“ Jenem schien da tatsächlich ein Kichern zu entweichen. „Das passt dir nicht, oder?“ „Sollte es nicht?“, entgegnete der Ältere und hatte seine Fratze soweit wieder im Griff, dass er sich mit seiner menschlichen Gelassenheit zu Ciel umdrehte. Grinsend wackelte Ciel mit den Zehen. „Ich habe nie von einem Butler gehört, der so besitzergreifend ist wie du!“ „Ich bin keineswegs besitzergreifend. Das steht mir nicht zu und ich werde mich hüten, so etwas auch nur zu denken.“, widersprach Sebastian anscheinend überzeugend. „Ich weiß auch nicht, wie sie auf so etwas kommen, junger Herr.“ „Ich habe 16 Jahre Erfahrung mit dir, Sebastian!“ „Dann müssen sie sich irren.“ Unbeeindruckt drehte sich der Butler um und zog für Ciel deutlich sichtbar, mit dem Rücken zu diesem, seine nassen Handschuhe aus. Blaue Augen weiteten sich neugierig und Ciel versuchte, ganz einem kindlichen Gedanken folgend, einen Blick auf Sebastians nackte Hände zu erhaschen. Nur das dieser einfach in einem ungünstigen Winkel zu Ciel stand, wodurch dieser nichts sehen konnte. Grummelnd sackte Ciel zurück ins Wasser. „Ich will jetzt raus!“ „Sehr wohl junger Herr!“ Sein Butler lächelte, nachdem er trockene Handschuhe trug, und sich umdrehte. Dann machte er eine Verbeugung, wonach er dem Jüngeren ein großes und flauschiges Handtuch entgegenhielt. Noch immer nicht besser gestimmt erhob der junge Earl sich und stieg aus der Wanne. Dennoch wurde er sofort mit dem angewärmten Handtuch umschlungen, wobei er die starken, wenn auch schlanken Arme seines Butlers um sich spürte. Heimlich genoss Ciel das Abtrocknen, verlor aber nichts von seiner bitteren Miene. Danach wurde er gekonnt in seine Schlafgewänder gekleidet und zum Bett gebracht. „Möchten sie noch eine warme Milch, junger Herr?“ „Ich denke ich werde auch so Schlaf finden“ lehnte Ciel das Angebot ab. Er sah ein Nicken, bevor Sebastian ihn warm zudeckte und sich von der Bettkante erhob. „Ich wünsche eine angenehme Nachtruhe.“ Kurz bevor der Butler aus dem Schlafzimmer verschwand vernahm er ein leises: „Gute Nacht, Sebastian.“ In jener Nacht träumte Earl Ciel Phantomhive so verwirrend wie nie zuvor und neben seinen Eltern, gab es nur eine einzige Hauptperson: Sebastian Michaelis, sein Butler, der an seiner Seite war, seit dem er geboren war. Jedoch war dieser Sebastian anders, als der, den er kannte. Geheimnisvoller, furchterregender und anziehender, als Ciel je für möglich gehalten hätte. Mitten in einem Rausch aus Gefühlen, die ihm trotz seiner 16 Jahre nur bedingt bekannt waren, setzte er sich keuchend in seinem Bett auf. Ciel war allein in seinem Zimmer. Der Kamin hielt es noch immer warm und die Vorhänge waren so fest zugezogen, als sei Sebastian gerade erst gegangen. Der jungen Lord wunderte sich, dass sein Butler nicht bei ihm war, wie jener es immer zu sein schien, selbst wenn er unerwartet erwachte, doch innerlich war Ciel auch erleichtert darüber, da er glaubte Sebastian hätte ihm seinen Traum von der Nasenspitze ablesen können. Erst nach einigen Minuten öffnete sich die Tür zu seinem Schlafzimmer und sein Butler betrat mit einem Tablett das abgedunkelte Zimmer, indem er doch alles deutlich sehen konnte. „Sie sind schon erwacht, junger Herr?“ „Ist…ist es schon Morgen?“ „Ich wollte sie gerade wecken, junger Herr.“, bestätigte der Butler und trat mit dem Tablett ans Bett. „Haben sie nicht gut geschlafen?“ „Ich…“ Ciel fühlte sich nicht wohl bei dem Gedanken Sebastian anzuvertrauen, wie erschüttert er war. „Ich war bloß früher wach als sonst!“ Er hatte wieder für einen Moment das Gefühl, als würde der Ältere zucken und sein Gesicht würde zu ihm sprechen und sagen, dass er bescheid wisse, so wie Sebastian eben alles wusste, doch dieser ließ sich davon nichts anmerken. „Dann werde ich ihnen morgen ihr Frühstück etwas eher bringen.“ Sebastian deutete auf sein Tablett. „Was möchten sie frühstücken?“ Kapitel 2: ----------- Im Endeffekt erinnerte sich Ciel nicht mehr daran, welches Brot und welchen Tee er gewählt hatte, als Sebastian bereits anbot ihm auch ein morgendliches Bad zu bereiten, wobei Ciel bemerkte, dass seine Unterhose etwas sehr feucht war. Beschämt war ihm klar, dass er diesen Umstand unmöglich vor Sebastian verbergen konnte und er hoffte innerlich auf die Diskretion seines Butlers. Nachdem jener ihm dann in seinen Morgenmantel geholfen hatte, damit er ins Bad gehen konnte, ließ sich der Ältere beim Entkleiden seines Herrn tatsächlich nichts anmerken und war sanft wie eh und je, als er ihn still auszog und ihm in die Wanne half. Der sonst so stolze junge Mann schien dabei sehr verlegen, obwohl die Handlungen eigentlich so vertraut waren. Als wäre Ciel noch ein Kind, fasste Sebastian ihn an den Hüften, als er nackt war und hob ihn ohne großen Kraftaufwand in das warme Wasser. Seit er ein Säugling gewesen war hatte sich Sebastian um den jungen Lord gekümmert, er war quasi seine Amme gewesen. Es war für Ciel also immer selbstverständlich gewesen von dem Butler berührt zu werden, aber nie hatte er die Berührungen so intensiv wahrgenommen. „Wünschen sie eine besondere Seife, junger Herr?“ „Hm? Ich…nein…“ Der Ältere nickte und griff nach dem Schwamm neben der Wanne um dann selbst einen Duft zu wählen und somit die Seife. Ciel war in diesem Moment unglaublich glücklich, dass sein Butler Handschuhe trug und so die Gefahr minimiert wurde Hautkontakt zu haben. „Zu gründlich ist nicht nötig, ich habe sicher noch viel zu tun heute!“ „Sehr wohl.“ Sebastian nickte und begann dann mit seiner Katzenwäsche. Sein junger Herr sah dabei immer in eine andere Richtung. „Das warme Wasser bekommt eurem Teint sehr gut.“, bemerkte Sebastian am Ende seiner Wäsche mit einem Lächeln. „W…was?“ stotterte der junge Lord hervor, der bis dahin gehofft hatte, dass er nicht am erröten war. „Ist ihnen nicht wohl?“, fragte sein Butler ihn da besorgt, da Ciel schon viele Jahre nicht mehr so unsicher gewirkt hatte. „Ich bin in bester Ordnung!“ wiegelte jener seine Sorge aber direkt ab. „Sie sind dann fertig.“, beendete Sebastian die Situation. Bevor er Ciel aber wieder aus der Wanne heben konnte kletterte der junge Lord schon alleine heraus. Dennoch war er schnell genug um das angewärmte Handtuch um den kleineren Körper zu legen und ihn zu trocknen. Wie erstarrt hielt Ciel still und ließ ihn gewähren. Schließlich wurde der Earl noch gekleidet, bevor Sebastian ihren Kontakt unterbrach. „Wann wünschen sie, dass der Masseur kommt?“ „Der Masseur? Ach ja…Lass ihn vor dem Tee kommen.“ „Sehr wohl.“ Sebastian trat einen Schritt zurück. „Ich werde dann meiner Arbeit nachgehen.“ Mit einer Handbewegung entließ Ciel ihn und atmete erleichtert aus, als er endlich alleine war. Der Butler selbst verzog außerhalb des Zimmers sein Gesicht wieder zu einer üblen Fratze, als er daran dachte, jetzt den Masseur zu kontaktieren. Aber er durfte sich vor Ciel nicht die Blöße geben und zugeben, dass er wirklich so besitzergreifend war, wie der Jüngere behauptete, das bedeutete aber auch noch etwas für ihn, das ihm schwerer fiel, als alles, was er in seinem ganzen Leben zuvor getan hatte. Am Nachmittag saß Ciel Phantomhive an seinem Schreibtisch und brütete über einigen Papieren, womit er sich eigentlich nur die Zeit totschlagen wollte bis es endlich Tee und den entsprechenden Kuchen gab. Doch anstatt das Tablett mit den Erwarteten Utensilien, kam Sebastian allein, nachdem er angeklopft hatte. Erstaunt wurde der Butler angesehen. „Sebastian?“ „Der Masseur ist eingetroffen.“, wurde dem Earl ruhig erklärt. „Er ist tatsächlich angekommen?“ fragte der junge Herr erstaunt nach, war es doch so, dass außer einem Arzt, jegliche Fremde, die Ciel berühren konnten und sollten, niemals beim Anwesen erschienen waren. „Er ist im kleinen Salon und bereit seine Arbeit zu erfüllen.“ „Nun, dann will ich ihn nicht warten lassen!“ Ciel wusste nicht, ob es ihm nun wirklich recht war von einem Fremden massiert zu werden, aber das konnte er Sebastian ja unmöglich gestehen. Ihm wurde mit einer Verbeugung die Tür aufgehalten und Sebastian war beherrschter denn je. Im kleinen Salon traf Ciel dann auf einen Mann, der überraschend gut aussah, auch wenn er aus den Augen eines fast 16 Jährigen bereits alt war. „My Lord!“, wurde er untertänig gegrüßt. „Ich bin Adam Smith, der bestellte Masseur.“ „Sehr erfreut“ grüßte Ciel kühl und musterte den gepolsterten Tisch, der aufgestellt worden war. Sebastian, der immer einen Schritt hinter ihm stand, ließ sich seinen Missmut nicht anmerken. „Wenn sie sich dann bitte entkleiden mögen, damit ich sie behandeln kann.“ Ciel nickte und trat hinter einen Paravan, der für ihn bereit gestellt worden war. Natürlich war sein Butler wieder an seiner Seite und begann dort seine Arbeit, nämlich den Jüngeren zu entkleiden. „Ich habe mir erlaubt die Zimmertemperatur zu erhöhen, damit sie nicht frieren, junger Herr.“ „Sehr gut“ lobte der Jüngling und erstarrte plötzlich, als Sebastian ihm das Hemd auszog. „Junger Herr?“, fragte der Ältere leise und legte das Hemd zur Seite. Ciel legte einen Arm um sich selbst und berührte so mit den Fingern ein Mal auf seinem Rücken. „…Daran hatte ich gar nicht gedacht…“ „Mr. Smith wird sich nicht daran stören.“, versprach sein Butler leise und hielt ihn schützend. „Ist er diskret genug?“ „Natürlich, sonst hätte ich jemand anderen beauftragt.“, versprach Sebastian. „Dann ist gut“ beschloss der Jüngere und ließ ihn fortfahren. Sehr führsorglich, aber nicht aufdringlich wurde Ciel dann weiter entkleidet. Die Schuhe, die Hose, Strümpfe… bis er vollkommen entkleidet war und Sebastian ihn in einen warmen Morgenmantel verhalf. Der junge Lord verspürte plötzlich den kindlichen Drang nach Sebastians Hand zugreifen, als sie hinter dem Paravan hervor kamen und zu dem Masseur zurück kehrten. Doch da er es nicht tat, blieben sie getrennt, bis sie die Liege erreichten. Dort half Sebastian ihm hinauf, darauf bedacht ihn vor Mr. Smith nicht zu entblößen. Als sich dieser dann mit dem Rücken zu ihnen drehte, öffnete Sebastian den Mantel wieder. „Wenn sie sich jetzt bitte auf den Bauch legen würden.“ Schweigsam nickte Ciel und legte sich hin. Sebastian selbst drehte sich einen Moment weg und holte Ciels Lieblingsdecke von einem nahestehenden Tisch, mit welcher er dann den unteren Körperbereich des Earls abdeckte. Dann trat der Masseur an den Tisch und sprach mit Ciel ab, welches Öl er für die Massage verwenden sollte. Außerdem erkundigte er sich nach besonders empfindlichen Stellen und ob es welche gab, auf die er in irgendeiner Weise besonders aufpassen musste. Zu seiner Überraschung war es Sebastian, der ihm all diese Fragen beantwortete. Dennoch merkte er es sich gut, hoffte er doch, dass es Ciel gefiel, was er tat und dass er eine gute neue Stelle gefunden hätte. Erst einmal musste er aber feststellen, dass der Earl, für jemanden der noch so jung war, unglaublich verspannt war. „Nächtigen sie in einem Bereich der einem großen Luftzug ausgesetzt ist?“, fragte er deshalb und verzog etwas sein Gesicht, als er ein leichtes Stechen in seinem eigenen Rücken fühlte. „Natürlich nicht“ ärgerte sich der Earl etwas über diese Frage. „Mein Schlafzimmer ist auch so immer perfekt temperiert.“ „Treiben sie viel Sport oder sitzen viel?“, wurde er dennoch vorsichtig weiter gefragt und Adam kümmerte sich um eine besonders harte Stelle auf dem Schulterblatt. „Ich bin selbstverständlich täglich am Schreibtisch tätig.“ „Daraufhin fühlt sich ihr Rücken bestimmt des öfteren sehr hart an, nicht?“ „Hätte ich sie sonst rufen lassen?“ „Bitte verzeihen sie, My Lord.“ Der Masseur verstummte nun und ging seiner Arbeit professionell weiter nach. Dabei ging er besonders Vorsichtig mit dem Mal auf Ciels Rücken um und bekam selbst immer öfter Stiche im Rücken, die ihn in eine krumme Haltung zwangen. Seinem Patienten schien das nicht aufzufallen, viel mehr begann sich jener endlich zu entspannen. Dann brach auch noch der kleine Klapptisch zusammen, auf dem Adam seine Öle bereitgestellt hatte. Erschrocken wäre Ciel beinahe vom Massagetisch gesprungen. „Passen sie doch auf!!“ „Ich… ich war das nicht…“, stotterte der Masseur beschämt und begann hektisch seine Utensilien wieder aufzuheben. Aus dem Augenwinkel schielte Ciel zu seinem Butler, der ein ganzes Stück von Mr. Smith weg stand. „Das wirkt nicht sehr professionell.“ „Seine Referenzen sind exzellent, weshalb ich ihn beauftragt hatte.“, entschuldigte sich Sebastian und sah zu dem Masseur, als dieser einen kleinen Schrei von sich gab und dann mit schmerzverzerrtem Gesicht seinen Rücken festhielt. „Hmpf! Offensichtlich achtet er nicht mal auf seine eigene Gesundheit.“ „Wenn sie wünschen, kann ich das jetzt beenden, junger Herr.“, bot Sebastian versöhnlich an. „Geleiten sie den Herrn erst einmal zu seiner Kutsche!“ „Sehr wohl!“ Der Butler deutete eine Verbeugung an, bevor er Ciel den Bademantel entgegen hielt. Der junge Lord nahm ihn an und verhüllte sich so. „Mr. Smith, wenn sie mir folgen würden.“, sprach der Butler den Masseur an und deutete ihm elegant zur Zimmertüre. Beinahe humpelnd verließ Adam den Salon, wobei er sich immer wieder entschuldigte. „Sorgen sie sich nicht.“, sprach Sebastian ruhig auf ihn ein und brachte ein perfektes Lächeln zu Stande, als er ihn zum Hausausgang führte. „Der junge Herr ist sehr launisch. Sie haben ihre Arbeit sehr gut gemacht und das Missgeschick wird wohl Materialermüdung sein.“ „Ich danke ihnen! So etwas ist mir wirklich noch nie passiert!“ versicherte der Masseur ihm aufrichtig. „Seien sie unbesorgt!“, versicherte Sebastian erneut und drückte ihm seinen Lohn mit einem großzügigen Trinkgeld in die Hand. „Wir melden uns dann wieder bei ihnen.“ Mr. Smith bedankte sich noch einmal, bevor er schwerfällig in die geparkte Kutsche einstieg. Kurz danach war Sebastian vor dem kleinen Salon und klopfte, wissend, an bevor er den Raum betrat. Sein Erscheinen schien seinen Herrn nicht zu stören, da er den zerbrochenen Tisch weiterhin intensiv musterte. „Ich bin überrascht.“ „Wie meinen?“ „Ich hatte erwartet, die Handschrift einer Säge an den Tischbeinen zu sehen.“ „Sie unterstellen mir, ich hätte Mr. Smith sabotiert?“, fragte Sebastian unschuldig und trat näher. „Es wäre nicht das erste Mal!“ schnaubte Ciel und richtete sich wieder auf. „Er hat übrigens seinen Tisch vergessen.“ Sein Butler ließ sich den Seitenhieb nicht anmerken, bevor er mit den Schultern zuckte. „Er wird ihn das nächste Mal gewiss nicht vergessen.“ „Das nächste Mal?“ „Sie wollen ihn nicht wieder kontaktieren?“, fragte Sebastian und bereitete sich darauf vor, die Massage bei Ciel selbst zu beenden. „…Ich werde es mir überlegen!“ Der junge Phantomhive würde sich die Gelegenheit natürlich nicht entgehen lassen, seinen so perfekten Butler provozieren zu können. Nur das er diesem noch nichts hatte nachweisen können und sich Sebastian nichts weiter anmerken ließ. „Soll ich dann ihre Massage beenden?“ „Was ist das für eine Frage??“ Grinsend trat Sebastian nun wieder direkt hinter Ciel und griff an dessen Morgenmantel. „Wie sie wünschen, junger Herr.“ Er durfte das Kleidungsstück entfernen und dem entblößten Jüngling dann wieder auf den Massagetisch helfen. Dort angekommen, erlebte Ciel die beste Massage, die er je gefühlt hatte. Wo ihn die Hände des Masseurs noch entspannt hatten, belebten ihn Sebastians Hände, bis er sich heisere Seufzer nicht mehr verbieten konnte. Doch der Ältere blieb nicht auf seinem Rücken, denn er plante eine Ganzkörpermassage. Dabei wurde deutlich wie blind Ciel seinem Butler vertraute, da er keinen Laut des Protestes von sich gab. Zufrieden und seinen Ärger über den Masseur für einen Augenblick vergessend, wand sich Sebastian den Schenkeln zu und beobachtete dabei mit Argus Augen die Haut, die sich unter seinen Fingern bewegte. Unbewusst zuckten die zarten Schenkel leicht auseinander und mit einem Lächeln wurden sie gekonnt geknetet. Ciel entwich ein Seufzen und sein Becken zuckte leicht nach vorne. „So ist es gut…“, glaubte er die Stimme seines Butlers in seinem Kopf zu hören. „Sebastian.“ „Junger Herr?“, fragte der ihn, mit seinen Fingern nun eine Wade behandelnd. „Ein…ein bisschen stärker.“ „Wie sie wünschen.“ Gesagt getan, glitt Sebastians Daumen fest über die Wade und hinunter zu dem Fuß. Das er seinem Herrn dabei ein Wimmern entlockte spornte ihn nur noch mehr an. So glitt er kurz danach zum anderen Bein, mit dessen Schenkel er wieder begann. Zu diesem Zeitpunkt war der Körper unter seinen Händen bereits am beben, was Sebastian seine Massage noch etwas intensivieren ließ, bis der junge Körper sich plötzlich auf bäumte und dann schlaff auf dem Tisch liegen blieb. Sebastians mattrote Augen leuchteten einen Moment zufrieden auf und er streichelte nun den Schenkel so lange, bis er sich sicher sein konnte, dass sein junger Herr eingeschlafen war. Dann legte er die Decke um den schlanken Körper und trug ihn in sein Bett. Dort wurde Ciel noch gewaschen und frisch gekleidet, bevor sich der Butler zurück zog und die Massageutensilien im kleinen Salon entsorgte. Ciel hätte wohl sogar den Tee verschlafen, wäre er für diesen nicht wieder von Sebastian geweckt worden. „Haben sie wohl geruht?“, wurde er danach neutral gefragt und ein Tablett mit Tee und Gebäck über seinem Schoß aufgestellt. Verschlafen rieb sich der junge Lord die Augen. „Wann bin ich denn eingeschlafen?“ „Am Ende der Massage.“, wurde ihm ehrlich geantwortet. Ciel nickte verstehend, bevor die Worte wirklich zu ihm durchdrangen und Blut in seine Wangen schoss. Sein Butler überspielt die Reaktion, indem er ihm verkündete, was er gedachte zu Abend zu kredenzen und wann am nächsten Tag die ersten Gäste eintreffen würden. „Tante wird wahrscheinlich früher kommen, als erwartet, um alles zu inspizieren!“ „Ihre drei Stunden, die sie prinzipiell zu früh kommt, habe ich bereits mit einberechnet.“, verkündete Sebastian und würde nicht eine Minute des nächsten Tages ungeplant lassen. „Ich hoffe du planst sie mir vom Leib zu halten. Morgen wird auch ohne ihre Lektionen strapaziös genug für mich!“ Die Stimme seiner Tante klingelte ihm bereits jetzt in den Ohren, weshalb er sich genervt die Schläfe rieb. „Natürlich, junger Herr.“, versicherte der Ältere lächelnd, wäre ein privates Gespräch am nächsten Tag zwischen Ciel und seiner Tante doch das Letzte, was er persönlich wollte. „Hoffentlich gelingt es dir!“ Ciel betrachtete den Beistelltisch. „Was gibt es für Kuchen?“ Ihm wurden an die zehn verschiedenen Kuchen und Torten aufgezählt, die Sebastian soweit es möglich war, bereits vorbereitet hatte. Außerdem erklärte er dem Jüngeren das gesamte Menü und Abendprogramm. Kapitel 3: ----------- Am nächsten Morgen, an Ciels sechzehnten Geburtstag, wurde der junge Lord mit einem Stück Schokokuchen geweckt, um ihn direkt versöhnlich zu stimmen für den Rest des Tages. Er konnte schmecken, dass sich Sebastian dafür noch mehr Mühe als normalerweise gegeben hatte, genauso wie für die Kleidung, die der junge Earl an diesem Tag tragen würde. „Elegant“ kommentierte Ciel diese. „Lizzy wird sie wohl für nicht süß genug halten.“ „Ihr solltet euch wohl fühlen.“ Sebastian nahm das Frühstückstablett an sich und half dem Jüngeren dann aus dem Bett. „Außerdem bin ich kein Kind mehr““ stimmte Ciel dem zu. „Sie sind ein erwachsener, junger Mann.“, wurde ihm bestätigt und Sebastian kniete vor ihm nieder um ihm die Socken überzuziehen. „Wo wir beim Thema sind…“ Der junge Phantomhive strich sich über die Wangen. „Brauche ich noch eine frische Rasur?“ „Wenn sie es wünschen, kann ich sie gleich noch einmal frisch rasieren.“, bot der Butler an. „Das wäre mir sehr recht.“ Es gab zwar noch nicht viel zu rasieren, aber Ciel bestand dennoch darauf. „Sehr wohl.“ Sebastian nickte und kleidete den Jüngeren weiter. Bevor Ciel aber seinen Rock übergezogen bekam, wurde er gebeten, sich zu setzen, damit der Ältere die Rasur beginnen konnte. Ciel schloss erwartend die Augen und lehnte den Kopf nach hinten. Doch bevor er rasiert wurde, holte sein Butler alles, was er dafür brauchte. Der sonst so ungeduldige junge Mann wartete stumm und ohne zu mosern auf die Prozedur, welche er auch endlich bekam, wobei sich Sebastian viel Mühe gab und nach der Rasur eine Gesichtsmassage vollzog. Nun wesentlich frischer erlaubte der junge Lord es sich sogar seinen Butler anzulächeln. „Jetzt kann der Tag nur schlimmer werden.“ Mit einem Nicken wurde ihm gedankt. „Bis ihre Tante eintrifft, haben sie noch genügend Zeit, sich um die Angelegenheit ihrer Firma Funtom zu kümmern.“ „Großartig! Das wird meine Gedanken von der unsäglichen Feier nehmen.“ Ciel ließ sich weiter ankleiden, wobei ihm auffiel, dass die fast rituellen Handgriffe seines Butlers schneller waren als sonst. Auch sonst schien der routinierte Ablauf ihres Tages aufregender für Sebastian zu sein als normal, denn er sah auch, wie der Ältere immer wieder über seine, gut in den Handschuhen verborgenen Hände rieb. „Es ist nur eine triviale Feier, Sebastian!“ rief Ciel schlussendlich aus, als der Butler ihm etwas Leichtes zum Mittag brachte. „So etwas hat dich doch noch nie aus der Ruhe gebracht!“ Er wurde aus unschuldigen, roten Augen angeblinzelt, als der Ältere seinen Platz etwas hinter und neben dem Earl beim Essen einnahm. „Wie meinen?“ „Du wirkst…nun wie soll ich sagen? Aufgeregt.“ Die Hände von Sebastian verschwanden hinter dessen Rücken, wo er wieder über sie rieb. „Es ist alles bestens, junger Herr.“ „Nun gut. Ich will es dir durchgehen lassen.“ „Ihre Verlobte und ihre Tante wird auch in der nächsten Stunde hier eintreffen. Ich habe alles vorbereitet, damit es keine Komplikationen gibt.“ „Darauf vertraue ich. Jetzt muss sich nur noch Lizzy in Griff haben, damit der Abend ohne Blamage von Statten geht.“ „Sie könnten sie zu Beginn zum Tanzen auffordern und sie etwas ermüden. Da ihre Gästeliste sehr lang ist, wird sie danach genügend Beschäftigung mit den anderen jungen Damen haben.“ „Das klingt nach einem vernünftigen Vorschlag“ stimmte Ciel zu. „Es freut mich, dass sie an meiner Idee Gefallen gefunden haben.“ „Ich fürchte schon jetzt, dass es ein stressiger Abend werden wird“ erklärte der junge Phantomhive, als er sein Besteck beiseitelegte und den Kopf verlegen abwandte. „Nach so vielen Strapazen werde ich möglicherweise einer erneuten Massage bedürfen.“ „Wünschen sie eine Massage von mir?“, fragte Sebastian ruhig. „Falls nicht, werde ich einen neuen Masseur suchen müssen. Mr. Smith, so hörte ich, hatte einen fürchterlichen Unfall.“ Sofort war Ciel hellhörig. „Einen Unfall? Was ist geschehen?“ „Wie ich hörte, ist er unter durchgegangene Pferde gekommen und hat die Folgen des Unfalls nicht überlebt.“ „Wie fürchterlich! Erinnere mich daran der Familie mein Beileid auszusprechen!“ „Sehr wohl.“ Sebastian verbeugte sich. „Ich denke ich sollte mich jetzt auf die Party vorbereiten“ seufzte Ciel da auf einmal und stand auf. Wieder stimmte sein Butler zu und schob ihm weiter den Stuhl zurecht. Der junge Lord stolzierte voran aus dem Zimmer, wohl wissend, dass sein Butler ihm folgen würde. Nachdem Ciels Verlobte und dessen Mutter, seine Tante, eingetroffen waren, inspizierte diese natürlich aufs genaueste das gesamte Anwesen. Die Örtlichkeit, an dem die Feier zum Geburtstag des Earl stattfinden sollte kontrollierte sie sogar noch genauer, wenn das denn möglich war. Viel irritierender als das, fand ihr Neffe, dass sie dabei völlig vergas ihre Tochter zu ermahnen, die an Ciels Arm hing wie eine Klette. Außerdem stand irgendwie und immer zufällig Sebastian, sein Butler zwischen ihnen. Frances Midford schien jenen mit noch mehr Missachtung zu betrachten, als sie es ohne hin schon tat. Die gestandene Frau und der junge Butler schienen sogar irgendwie einen stillen Krieg zu führen. Gerade, als sie ihren Neffen dann um ein privates Wort bitten wollte, unterbrach dieser sie, noch bevor sie die Frage gestellt hatte. „Verzeih, Tante, aber die restlichen Gäste werden gleich eintreffen und ich muss sicher gehen alle entsprechend zu begrüßen. „Natürlich, gewiss.“, versicherte sie, innerlich nicht begeistert, aber ein begeistertes Glitzern in Sebastians Augen sehend. Sie warf dem Butler einen bitterbösen Blick zu und nahm dann ihre Tochter beiseite, damit sie dieser letzte Anweisungen geben konnte, schließlich war sie die zukünftige Lady Phantomhive und sollte als solche ebenfalls die Gäste begrüßen. Das zusätzlich für die Feier eingestellte Hauspersonal stand in der Empfangshalle bereits stramm, als Ciel diese betrat und verbeugte sich vor ihm. „Also daran könnte ich mich gewöhnen“ murmelte der junge Lord, so leise, dass nur Sebastian ihn hören konnte. Der schmunzelte daraufhin und dachte sich seinen Teil. Bereits kurz darauf trafen die ersten Gäste ein unter denen auch Ciels andere Tante war, die ihn so überschwänglich begrüßte, wie Lizzy es getan hatte. Viele der kurz zuvor eingetroffenen Herren, wünschten sich in diesem Augenblick an Ciels Stelle. „Ich darf doch wohl bitten, Tante An!“ empörte sich aber der junge Lord, der darum bemüht war seine Contenance zu wahren. „Immer so schüchtern!“, lachte sie mit einem zwinkernden Augen und ließ Ciel die nächsten Gäste begrüßen. Dadurch, dass unter ihnen mehrere Geschäftspartner waren, verbrachte Ciel den größten Teil des Abends damit wichtige Gespräche zu führen. Dabei wich Sebastian auch nicht nur einen Moment von seiner Seite. Zum Ärger von Lady Midford, die immer wieder gekonnt daran gehindert wurde, mit dem jungen Earl zu sprechen. „Meine Güte. Erwartet etwa jeder hier, dass ich mit ihm persönlich anstoße?“ beschwerte Ciel sich, als sie von Lord Beddington wegtrat, der qualitativ hochwertige Wolle für Funtom beschaffte. „Wenn es so weiter geht bin ich bald betrunken.“ „Es reicht, wenn sie nur so tun, als würden sie trinken, junger Herr.“, erklärte Sebastian ihm und zeigte ihm hinter einem Vorhang wie er das Glas ansetzte, ohne wirklich zu trinken. Danach schien er ganz nebenbei auf seine Taschenuhr zu sehen. „Liege ich richtig in der Annahme, dass es noch eine Überraschung gibt?“ kommentierte Ciel das irritiert, da er nur bedingt ein Freund von Überraschungen war. „Eure Tante trat an mich heran, das ist schon richtig. Aber machen sie sich keine Sorgen, ich habe schlimmeres verhindert.“, versprach Sebastian ihm lächelnd. „Warum wirkst du dann so unter Zeitdruck?“ „Sie müssen sich irren, junger Herr.“, versicherte der Butler, der sich nun wieder die Hände rieb. „Ich denke nicht, dass ich das tue!“ „Ich fühle mich nicht ganz wohl.“, gestand Sebastian nun leise und erklärte somit die unterschwellige Nervosität und Unruhe, die nur Ciel an diesem Tag gespürt hatte. „Wirklich?“ Ehrliches Erstaunen lag in Ciels blauen Augen, als er zu seinem Butler aufsah. „Du warst noch nie krank.“ „Es ist nichts Ernstes.“, versprach der Ältere, der sich auch etwas Mitgefühl erhofft hatte. „Lassen sie sich von meiner Verfassung auf ihrer Feier nicht stören.“ „Habe ich nicht vor! Reiß dich also zusammen, bis alles vorbei ist!“ „Sehr wohl, My Lord.“ Sebastian verbeugte sie und trat wieder, hinter Ciel, hinter dem Vorhang hervor. Es folgten eine ganze Reihe weiterer Gespräche, sowie Speis und Trank. Der Abend schien zu verfliegen, bis dann, zu Ciels Leidwesen, die Tanzfläche eröffnet wurde und seine Verlobte lieblich zu ihm lächelte, als sie darauf wartete, dass er sie aufforderte. „Ich werde tanzen müssen, nicht wahr?“ fragte der Earl seinen Butler leidend. „Zumindest einen Tanz.“, bestätigte der ruhig. „Noch ein Grund, warum ich solche Festivitäten hasse…“ „Sie werden es überleben, junger Herr!“, versicherte Sebastian mit einem kleinen Seitenhieb, wegen dem fehlenden Mitleid. Ciel schnaubte und setzte dann ein gezwungenes Lächeln auf, bevor er festen Schrittes zu seiner Cousine schritt. Er hatte gehofft, durch Absatzschuhe den Größenunterschied auszugleichen, da Elizabeth bereits jetzt drohte so groß wie ihre Mutter zu werden, wohingegen er selbst nur selten wuchs und noch immer kleiner war als sie. „Ciel.“, grüßte sie freudig und trat ihm die letzten Schritte entgegen. Mit krampfenden Wangen verbeugte der Earl sich höflich vor ihr und forderte sie dann zum Tanz auf. Überglücklich reichte sie ihm ihre Hand und ließ sich auf die Tanzfläche führen. „Das ist ja so lieb von dir!“ Der Meinung war ihr Verlobter nicht, dennoch wirbelte er sie mit erzwungener Eleganz über das Parkett. Doch bereits nach der Hälfte des Tanzes sah er, wie Sebastian auf sich aufmerksam machte und etwas wichtiges von ihm wollte. Bevor Ciel aber zu ihm fliehen konnte, ‚klatschte‘ Madam Red ab und wollte den Tanz mit ihm beenden. Panisch konnte Ciel sich nicht dagegen wehren, vor allem da sie ihn fest an ihren voluminösen Busen drückte. Weil sie aber eine besonders erfahrene und gute Tänzerin war, ging ein begeistertes Raunen durch die Reihe der Gäste. Ciel betete dabei, dass keiner seine Scham bemerkte, da ihn seine Tante in ziemliche Verlegenheit brachte. Zu seinem Glück, war der Tanz aber bald vorbei und Sebastian trat diskret zu ihm. Erleichtert leuchteten Ciels Augen auf, als er ihn erblickte. „Entschuldige mich, Tante. Es scheint wichtig zu sein!“ „Sicherlich, wann ist es mal nicht wichtig.“, lachte sie und entließ ihn ohne Probleme. Fluchtartig trat Ciel da an Sebastians Seite. „Was gibt es oder war das nur ein Rettungsmanöver?“ „Sie haben noch einen weiteren Gast, junger Herr. Sie sollten ihn aber unter vier Augen begrüßen.“, erklärte sein Butler. „Noch ein Gast?“ Überrascht sah Ciel sich um. „Ich war mir sicher alle von der Gästeliste begrüßt zu haben.“ „Wenn sie mir bitte folgen würden, junger Herr.“, erklärte hingegen Sebastian und ging vor, wobei er den Saal in dem gefeiert wurde, verließ. Misstrauisch hielt Ciel mit ihm Schritt, als sie durch die dunkeln Flure schritten. „Was ist das für ein geheimnisvoller Gast?“ „Ein Gast mit einem Geheimnis, Earl Phantomhive.“, antwortete Sebastian nicht wirklich und führte den Jüngeren weiter und zu seiner eigenen Räumlichkeit. „Was tun wir hier, Sebastian??“ Doch jener schwieg und ging in seinem Zimmer an den Vorhang, der am Kopfende seines Bettes hing. Dort zog er seinen Handschuh aus und legte die Hand an die Wand hinter dem Stoff, wonach ein schleifendes Geräusch erklang. „Ich bin heute das erste Mal seit 16 Jahren Gast in diesem Hause, Earl.“ „Was zum…?“ Erschrocken trat der junge Lord einen Schritt zurück und wusste nicht, was er von der Situation halten sollte, noch wie er zu reagieren hatte. „DU bist der Gast? Das ist doch lächerlich!“ Sebastian zog seinen Handschuh wieder fein säuberlich an, wobei Ciel zwar die Hand, aber nicht den Handrücken erblicken konnte. Dann sah der junge Earl, wie sich die Wand hinter dem Bett öffnete. „Wissen sie, dass sie des Abends geboren wurden? Um genau zu sein um 23 Uhr und 55 Minuten. Exakt 5 Minuten vor Mitternacht und Beginn des nächsten Tages.“ „Was geht hier vor, Sebastian? Ich fordere eine Erklärung!“ Da lächelte ihn der Ältere zart an und hatte offensichtlich nicht mehr die unterwürfige Haltung des Dieners in sich. „Ich erwähnte ein Familiengeheimnis, von dem ihr offensichtlich nichts wisst. Ich bin ein Teil davon. Normalerweise ist die Stunde vor dem wahren 16. Geburtstermin Vater und Sohn allein bestimmt, damit der Ältere den Jüngeren einweihen kann. Zu meinem Bedauern ist das in ihrem Fall leider nicht mehr möglich. Deshalb obliegt es mir, sie in die Geschichte ihrer Familie einzuweihen.“ Sebastian entflammte eine Fackel, die in dem Gang hinter der Wand hing und wartete auf Ciel. Der junge Lord war hin und her gerissen. Seit dem Tod seiner Eltern, seiner eigenen Entführung und der Rettung durch Sebastian vertraute er jenem mehr als allen anderen, doch die Situation überforderte ihn sichtlich. „Sebastian…“ „Ich tu dir nichts, Ciel.“ Sebastian trat wieder auf ihn zu. „Ich bin seit Beginn der Schwangerschaft deiner Mutter im Hause der Phantomhive. Meine Aufgabe ist es, dich mit allem zu schützen, was in meiner Macht steht. Diese Nacht, heute wird entscheiden ob das vielleicht auch in Zukunft so sein darf. Deshalb ist es jetzt wichtig, dass du mir vertraust.“ Der Ältere sprach so sanft, wie Ciel ihn zu letzt hörte, als er noch ein sehr kleines Kind gewesen war und Sebastian ihn vor dem Monster unter dem Bett beschützt hatte. Der junge Mann schien sich zu fassen und er griff nach der Hand des Butlers. „Wehe das ist nicht so wichtig, wie du hier tust!“ Kapitel 4: ----------- „Wehe das ist nicht so wichtig, wie du hier tust!“ Schützend drückte der sie noch etwas mehr zusammen und führte Ciel dann den Gang entlang. Die Tür in der Wand schloss sich wieder und Fackeln an denen sie vorbei kamen, entflammten, als sie vorübergeschritten waren. Außerdem sah der Earl viel Gemälde von Männern, die unumstritten seine Vorfahren sein mussten. „Was ist das für ein Ort? Hier war ich noch nie“ gestand Ciel flüsternd, während er unruhig hin und her sah. „Nein, warst du nicht. Dein Vater hat ihn auch nur ein einziges Mal betreten.“, erklärte Sebastian ihm und sie gingen nun eine lange Treppe hinunter. „Werden wir lange weg sein? Wo doch die Party im vollen Gange ist…“ „Darum brauchst du dich nicht sorgen, Ciel. Ich habe selbstverständlich alles gut organisiert.“, versprach der Ältere. Der junge Lord nickte und drückte Sebastians Hand fester. Erst dann fiel ihm auf, dass dieser ihn nun mehrfach geduzt hatte. „Ich kann mich nicht entsinnen so eine Anrede zugelassen zu haben!“ „Ich bin auch gerade nicht dein Butler.“ Die Treppe endete in einem Raum, welcher auch nur von Fackeln erhellt wurde, Bilder an der Wand hatte, sowie unzählige Regale, vollgestopft mit Büchern. Ein Kamin, vor dem ein Teppich ausgebreitet war und hinter dem sich ein Sofa befand, sah Ciel ebenfalls. „Warum gibt es unter dem Anwesen so einen seltsamen Ort?“ „Weil deine Familie etwas Besonderes ist.“ Sebastian deutete auf das Sofa. „Wollen wir uns nicht setzen und ich erzähle dir von dem Geheimnis?“ Ciel sah sich diskret um, während er sich von Sebastian aufs Sofa begleiten ließ. „Nun? Ich höre.“ „Wie du ja bereits weist, ist deine Familie sehr alt und kämpft fast genauso lange für die Krone.“, begann der Ältere und ließ etwas Abstand zwischen ihnen, damit Ciel Raum für sich hatte, den er brauchen würde. „Das ist kein Geheimnis“ gab Ciel zu. „Deine Blutlinie ist aber wesentlich älter. Sehr viel älter und die Phantomhive kämpfen schon sehr viel länger gegen die Unterwelt.“, berichtete Sebastian weiter. Ciel nahm an, dass sein Butler von der Unterwelt des Verbrechens sprach, weshalb ihn die Neuigkeiten noch nicht aufregten. „Woher bitte weißt du das? Darüber steht nichts in den Familienchroniken.“ „Weil ich die Zeit gelebt habe.“, erklärte Sebastian ruhig. „…Bitte was?“ Ciel sah ihn an, als wäre ihm ein zweiter Kopf gewachsen. „Hast du mich je essen sehen, Ciel? Hast du mich wirklich schlafen sehen, wenn du als kleines Kind heimlich in mein Zimmer geschlichen bist um zu sehen, ob ich meine Handschuhe trage? Hast du je erlebt, dass ich eine Aufgabe nicht schaffte oder verletzt wurde, wenn wir für die Queen die Aufträge erledigten?“ „Was…was willst du andeuten??“ Die Gedanken des jungen Lords überschlugen sich und ihm kam auf einmal in den Sinn, dass Sebastian noch genauso aussah, wie auf dem Foto, auf dem er Ciel als Säugling auf dem Arm hielt. „Ich bin kein Mensch, Ciel.“, erklärte Sebastian ruhig und ließ seine roten Augen aufblitzen. Erschrocken sprang der junge Mann vom Sofa auf. „Wer…WAS bist du??“ „Ich bin ein Teufel und hier um dich zu schützen.“ „Ein Teu…ein Teu…“ Ganz plötzlich fühlte Ciel wie ihm schwindelte und ehe er sich versah, lag er auf dem Sofa, mit einem Glas Wasser an den Lippen, dass Sebastian hielt. „Junger Herr!“ „…Was?“ „Trink.“, bat Sebastian. „Das sind viele Informationen und werden noch mehr.“ „Informationen?“ Ciel runzelte die Stirn und trank einen Schluck, als ihm alles wieder ganz klar wurde. „Ist es wahr?“ „Ja. Ich bin ein Teufel und hier um dich bis zum heutigen Tage zu beschützen. Sobald du aber wahrhaft deinen 16. Geburtstag hast, wirst du dich entscheiden müssen. Für mich oder gegen mich. Dafür solltest du aber noch mehr Informationen bekommen.“ „Ein Teufel“ wisperte der Jüngling und rieb sich über das Gesicht. „Irgendwie erklärt das einiges.“ „Wie meinen?“ „Das mit dem Masseur zum Beispiel. Das warst doch du, oder etwa nicht?“ „Natürlich! Mr. Smith hat dich angefasst! Das darf niemand! Außer mir!“, erklärte Sebastian sofort und grinste dann wahrhaft teuflisch. „Seine Seele war vorzüglich. Die Pferde sind natürlich sofort vor mir gescheut, als sie mein wahres Ich erblickten. Ich hab ihm dann gleich den Deal vorgeschlagen, als er im Sterben lag, dass nur er stirbt, wenn ich seine Seele verschlingen darf. Weil er so ein herzensguter Mensch war, ist er gleich darauf eingegangen. Ach… unschuldige Seelen schmecken einfach zu gut!“, erklärte er weiter und bemerkte seinen Eifersuchtsausbruch vom Anfang gar nicht. „Ich war ja so am Hungern!“ Dann runzelte er die Stirn, denn bei dem Gedanken an Ciels Masseur bekam er ein leichtes Bauchgrummeln. „Wie dem auch sei…“ „Du hast ihn umgebracht? …Nur wegen der Massage??“ „Er hat dich angefasst!“, bestätigte Sebastian, was den jungen Earl dazu veranlasste die Kontrolle über seinen Kiefer schleifen zu lassen. „Der erste Packt, den ein Phantomhive mit einem Teufel schloss, liegt jetzt genau 988 Jahre zurück. Er entstand aus der Not dieses Menschen.“, begann Sebastian nun wieder auf ihr eigentliches Thema zu sprechen. „Es war klassisch: Ein Dämon aus der Unterwelt hatte seine Familie auf dem Gewissen gehabt…“ „Was war das für ein Deal?“ fragte Ciel, den nun die Neugier auf dem Sofa festhielt. „Er bekam die Macht um den Dämon zu töten und dafür bekam der Teufel seine Seele.“ Sebastian verzog sein Gesicht. „Nur das es nicht ganz so einfach ist, wie sich die Menschen immer vorstellen.“ „Was heißt das? Was ist aus diesem Deal geworden?“ „Man kann nicht einfach Macht bekommen, also blieb der Teufel so lange an der Seite deines Vorfahren, bis er bekommen hatte, was er wollte. Es vergingen knapp 20 Jahre, bis sie den Dämon vernichten konnten und dein Vorfahr ist in der Zeit sehr nützlich geworden, für euch Menschen, als auch für die andere Welt.“, berichtete Sebastian weiter. „Heißt das, der Teufel hat ihn nicht getötet?“ Innerlich versuchte Ciel zu erahnen, um welchen Vorfahren es sich handeln könnte. „Ein Deal ist ein Deal.“, verneinte der Ältere und konnte sich noch zu gut an den Geschmack der Seele erinnern. „Aber dabei ist es nicht geblieben.“ „Offensichtlich nicht, sonst wärst du nicht hier!“ Sebastian nickte und grinste Ciel an. „Dein Vorfahr hat quasi in den 20 Jahren ‚aufgeräumt‘ und ist zu so einer Art Wächter geworden, der beide Welten schützt und darauf achtet, dass das „Böse“ der einen Welt, die andere nicht vernichtet.“ Der Ältere seufzte theatralisch. „Aber er war auch nur ein Mann und hatte seine Bedürfnisse.“ Ciel wirkte ungemütlich, bei der Andeutung die in diesen Worten lag. „Das soll heißen?“ „Er lernte eine neue Frau kennen und bekam einen Sohn.“, wurde ihm ehrlich erklärt. „Das ist logisch, sonst könnte er ja wohl schlecht mein Vorfahr sein!“ „Dein Vorfahr allein, war so sicher, wie man nur sein konnte, da der Teufel ihm durch den Packt nicht nur dienen, sondern auch schützen musste. Sonst wäre der Deal hinfällig.. Aber sein Sohn war das nicht. Deshalb bekam dieser auch eine Art Butler, wie du mit mir in den letzten 16 Jahren.“ „Das macht Sinn, wo er doch die erste Familie so tragisch verloren hatte. Was wurde aus dem Jungen nach dem Tod des Vaters?“ Nun grinste Sebastian breit und rieb sich über den Handrücken. „Er schwor Rache…“ Ciel seufzte und rollte innerlich die Augen. „Lass mich raten, deshalb schloss er einen Pakt mit dem Teufel, der ihm bis dahin gedient hatte?“ „Korrekt, es war der erste Folgepakt.“, wurde ihm bestätigt. „Womit alles von vorn begann. Der Sohn hatte von seinem Vater gelernt, was richtig war und was nicht. Gut und Böse spielen eher eine nebensächliche Rolle. Es muss ein Gleichgewicht gehalten werden. Der Sohn führte also die Arbeit des Vaters weiter und suchte nach dem Mörder von jenem. Und wieder vergingen Jahre, in denen er sich das Ansehen erarbeitete, dass auch sein Vater besessen hatte und auch er gründete eine Familie, die Schutz bedurfte.“ Sebastian behielt sein Grinsen. „Irgendwann war es dann soweit, dass er den Teufel seines Vaters fand.“ „Und? Bekam er was er wollte, wie es sein Vater getan hatte?“ „Nein.“ „Wie nein?“ „Der Teufel erklärte dem Sohn, was und warum der Vater seinen Deal abgeschlossen hatte.“ Sebastian verzog sein Gesicht. „Menschliche Gefühlsausbrüche…“ Dann lächelte er. „Und der Sohn verzichtete auf seine Rache. Da ein Pakt aber nicht aufgehoben werden kann, wurde er gewandelt. Der Teufel, der den Folgepakt geschlossen hatte, versprach, dem Sohn bei seiner Arbeit weiterhin mit allem beizustehen. Wenn der Mensch dann irgendwann aus natürlichem Grund im Sterben lag, würde er seine Seele verschlingen dürfen.“ „Dieser Packt ging dann auch auf den Enkel über?“ fragte Ciel nach, was er sich bereits denken konnte. Aber das wurde verneint. „Jeder Mensch muss einen eigenen Pakt schließen. Doch es ist so, dass jeder erstgeborene Phantomhive einen Teufel hat. 5844 Tage nach seiner Geburt bekommt er dann das Familiengeheimnis verraten und muss sich also in der Nacht von seinem 16. Geburtstag entscheiden, ob er den Weg wie seine Vorfahren gehen will, oder nicht. Entscheidet er sich dafür, wird er weiterhin beide Welten beschützen und von seinem Teufel dabei begleitet. Entscheidet er sich dagegen, müssen sie sich trennen. Das ist vor ungefähr 600 Jahren zu einem Gesetz geworden, damit der Mensch die Wahl hat und auch ein normales Leben führen kann, wenn er es wünscht.“ „Aber warum nach 16 Jahren?“ erklang da Ciels gefasste Stimme. „Warum haben wir nicht schon nach dem Tod meiner Eltern über all das gesprochen?“ „Durch den ersten Folgepakt. Der Sohn deines ersten Vorfahr war eben genau 5844 Tage alt und in jener Nacht schloss er seinen Packt. Es hat etwas besonders starkes und magisches um das Band zwischen deiner Familie und meiner Welt gelegt.“ „Deshalb also…“ Ciel nickte verstehend. „Bist du einer dieser ersten Teufel, Sebastian? Oder bekommt jeder Phantomhive einen neuen?“ „Oft haben Teufel schon für die Phantomhive gedient. Aber ich mache diesen Dienst, in dieser Art zum ersten Mal.“, erklärte der Ältere und bekam einen ihm unbekannten Glanz in den Augen. Misstrauisch beäugte Ciel ihn da. „Und wie kam vor 600 Jahren dieses Gesetzt zustande, dass du erwähnt hast?“ Tatsächlich zögerte Sebastian, da er sich nicht eingestehen konnte und wollte, dass er dem Folgenden inzwischen zustimmen musste. „Menschliche Gefühle sind uns fremd. Doch irgendwas ist mit diesen Gefühlen. Sie sind wohl ansteckend wie ein Virus.“ Er verzog den Mund. „Der Teufel vor 600 Jahren hat in den 16 Jahren vor der Verkündung der Geschichte bereits eine zu starke Bindung mit seinem Schützling aufgebaut. Er konnte und wollte ihn nicht mehr ziehen lassen und hat ihm sozusagen das Leben zur Hölle gemacht.“ „Und du?“ fragte der junge Lord da mit leiser Stimme. „Was tust du, sollte ich dich wegschicken.“ „Ich werde mich an das Gesetz halten, da ich nicht erfahren will, was geschieht, wenn ich es breche.“, erklärte der Ältere neutral. „Und was würde geschehen, sollte ich zustimmen?“ Ein kurzes Lachen erklang., bevor Sebastian antwortete. „Dann wird mich deine Tante, Lady Midford, noch mehr hassen, als sie es eh schon tut. Sie hat dich deshalb den ganzen Tag versucht zu sprechen, aber ich habe es unterbunden. Sie will, dass du, wie dein Vater, ablehnst. Doch sie weiß nicht, warum er es tat, aber sie weiß genau, dass du die Entscheidung unvoreingenommen treffen musst!“ „Wie kann ich unvoreingenommen sein, wenn nur du mit mir sprichst?“ Sebastian erhob sich und drehte Ciel den Rücken zu. „Eigentlich war dieses Gespräch die Aufgabe deines Vaters. Es tut mir leid, dass ich es übernehmen musste.“ Betreten senkte Ciel den Blick. „Was geschieht jetzt?“ „Ich kann dir nur sagen, dass ich dich für immer beschützen würde, solltest du dich dafür entscheiden, die Welten zu schützen. Wenn es aber nicht so ist, bleibst du, wer du jetzt bist und ich gehe.“ Sebastian drehte sich zu ihm um. „Ich sollte dich jetzt ein paar Minuten allein lassen, dass du darüber nachdenken kannst.“ Er wollte sich zum Gehen abwenden, als Ciels Stimme ihn noch einmal aufhielt. „Eins noch. Was würde aus meiner Seele werden, sollte ich zustimmen?“ „Wenn du den Pakt mit mir schließt, gehört sie am Ende mir und ich darf sie verschlingen.“ „Was…was heißt das? Was wird… passiert da mit meiner Seele?“ „Du wirst für immer mit mir verbunden sein.“ Urplötzlich lief Ciel rot an. „…Na ob das so erstrebenswert ist…“ „In euren Worten, wirst du wohl Höllenqualen erleiden, während ich ein leckeres Mahl habe.“, blieb Sebastian ehrlich. „Aber du wirst Dinge erreichen können, die kein anderer Mensch kann.“ Er nickte dem Jüngeren zu. „Es ist wichtig, dass ich nichts beschönige. Aber jetzt solltest du nachdenken, die Nacht ist kurz.“ Mit einem unguten Gefühl in der Magengegend blieb Ciel alleine in dem fremden Raum zurück. Er kannte Sebastian gut, wusste wie frustrierend er sein konnte und wie perfekt, dennoch hätte er all dies nicht einmal erahnen können. Sein Butler war für ihn einfach immer viel zu selbstverständlich gewesen. Aber genau jener konnte ihm nun nicht helfen, auch wenn er sich erhoffte, dass er das Anwesen nicht verlassen musste. Frustriert fasste Ciel sich an den Kopf und zog die Beine auf das Sofa. „Was ist das für eine Entscheidung?“ Der junge Lord war nicht sonderlich gläubig, aber das Ende seiner Seele so vor Augen geführt zu bekommen ängstigte ihn, auch wenn er nicht wusste, was es mit einer Seele überhaupt auf sich hatte. Allerdings war es auch so, dass Sebastian mehr oder weniger sein einziger Vertrauter war und ein Leben ohne ihn mindestens genauso Angst einflößend war. Einige Zeit später, machte Sebastian auf sich aufmerksam, als er zurück kam und zwei Gläser Wein bei sich trug. „Hab ich nicht schon genug getrunken?“ fragte der Jüngere ihn heiser, als er ihn entdeckte. „Wie auch immer du dich entscheidest, es ist eine gute Wahl und sollte begossen werden.“, erklärte Sebastian ruhig. Still nahm Ciel sein Glas an und starrte in die rote Flüssigkeit. „Hast du dich entschieden?“, wurde er leise gefragt. Doch dem Teufel wurde nicht wirklich geantwortet. „Sebastian, wenn ich dich etwas frage, wirst du mir ehrlich antworten?“ „Entgegen dem Volksmund, lüge ich nie.“, erklärte Sebastian. „Und ich will dir jede Frage beantworten, die du stellst.“ „Was willst du, Sebastian? Welche Entscheidung wäre dir am liebsten?“ „Ich…“ Der Gefragte runzelte die Stirn. „So etwas bin ich das letzte Mal von deinem Urahn gefragt worden…“ „Dann warst du…?“ Sebastian nickte aufrichtig. „Ich habe den ersten Pakt mit deiner Familie geschlossen, bevor alles wirklich begonnen hat und du wärest der zweite der Familie Phantomhive der mit mir leben wird.“ Er brachte Ciel sogar ein Lächeln entgegen, dass diesem zeigte, wie gern er von dem Älteren gehabt wurde. „Ich bin von einem Blitz getroffen worden, als du gezeugt wurdest. Danach bin ich von dir angezogen worden und es gibt nichts, was ich je mehr wollte, als dich!“ Ein Seufzen verließ Ciel, das irgendwie erleichtert klang. „Ist das wahr?“ „Ja.“ Ein kleines, aber durchaus echtes, Lächeln schlich sich auf das Gesicht des Jüngeren. „Dann denke ich weiß ich was ich will.“ „Ich bin bereit deine Entscheidung entgegen zu nehmen.“ Ciels freie Hand griff da nach Sebastians Frack und krallte sich in den Stoff. „Dann befehle ich dir bei mir zu bleiben!“ „Ich habe noch nie so schöne Worte gehört!“, hörte er dessen Stimme auf einmal erotisch heiser, bevor sich der Ältere mit den Zähnen die Handschuhe auszog. „Seb…?“ Der Earl bekam große Augen, als schlanke Hände zum Vorschein kamen, deren Fingernägel schwarz gefärbt waren. „Wir müssen unseren Pakt noch mit meinem Blut besiegeln!“, erklärte der ihm und zog ihn an seinen Körper. „Blut??“ Angewidert verzog Ciel das Gesicht, bevor er einen seltsamen Kreis auf Sebastians linker Hand entdeckte. „Jeder Vertrag wird so besiegelt und jeder von uns wird das Zeichen tragen. Ich will dir das Mächtigste von allen geben!“, schwor Sebastian hingegen und der Jüngere konnte sehen, wie wahr das war. Das Weinglas in Ciels Hand zitterte, weshalb sich sein Griff darum festigte. „Was muss ich tun?“ „Mir vertrauen!“, raunte es dunkel an sein Ohr und Sebastian hob ihn auf seine Arme um ihn dann auf das Sofa zu legen. „Se…Sebastian?“ „Ciel Phantomhive, ich frage dich jetzt, bist du bereit den Pakt mit mir zu schließen, die Welt zu beschützen und mir deine Seele zu versprechen, wenn du stirbst?“, erklang dieser ernst und der Ring auf seinem Handrücken leuchtete auf. Der junge Lord atmete schwer und in seinen Augen stand Nervosität, dennoch sprach er ruhig und fest: „Ja!“ „Dann sieh auf meine Hand!“ Die linke Hand von Sebastian hob sich und streckte sich aus, bevor er jene über Ciels rechtes Auge hielt. Der junge Lord wollte nachfragen was das sollte, doch auf einmal durchzuckte ein brennender Schmerz sein Auge. „Ahh!!“ In dem Kreis des Handrückens war nämlich ein Pentagramm erschienen, welches zu bluten begonnen hatte und dieses Blut war die Hand hinab gelaufen, bevor es in das Auge des Jüngeren getropft war. Doch auch Sebastian stöhnte leise, bevor er seine Hand zurück zog und erschöpft neben Ciel niedersank. „Was…was hast du gemacht??“ keuchte der Jüngere und presste die Hände über sein rechtes Auge. „Was hast du getan??“ „Unseren Pakt besiegelt, dir mein Blut gegeben und den stärksten Vertrag geschlossen, den es gibt.“, erklärte Sebastian leise und legte seine Hand, auf der nun durchgehend das Pentagramm gezeichnet war, über die von Ciel. Das hatte zur Folge, dass der Schmerz nachließ, bis er völlig verschwand. „Die Schmerzen hast du mir verschwiegen…“ hauchte der Jüngere da mit zitternder Stimme. „Bereust du es?“, wurde er gefragt und an den größeren Körper gezogen. „Nein“ hauchte Ciel und ließ ihn gewähren. „Ich auch nicht!“ Sebastian schmunzelte selbstgefällig. „Wenn du irgendwelche Fragen hast, kannst du mich natürlich immer Fragen. Die Bücher hier im Raum, den du von nun an immer betreten darfst, stehen dir auch zur Verfügung. Und…“ „Und?“ „Mit den Worten: Ich befehle dir… kannst du mir nun auch richtig befehlen, so wie du dem Pakt zugestimmt hast.“, erklärte Sebastian. „Eben auch Dinge, die einem Menschen nicht möglich sind.“ „Hm…“ Ciel nickte gegen Sebastians Brust, an die er gedrückt war. „Sebastian.“ „Ja?“ „Du hast mich meinen Wein verschütten lassen!“ Tatsächlich lag Ciels Weinglas auf dem Teppich, auf den es gefallen war, als der Schmerz eingesetzt hatte. „Ich werde den Fleck später beseitigen.“, erklärte der Ältere und vergrub seine Nase in dem Haar des Earls. Jenem entwich ein wimmerndes Geräusch, bei dieser Berührung. „Was tust du?“ „Dir nahe sein. Das will ich, genauso wie dich!“ Kapitel 5: ----------- So, heute gibt es zwei Kapitel, da dieses so kurz ist. Wir hoffen ihr freut euch :) ---------------------------------------------------------------------------------------- „Was tust du?“ „Dir nahe sein. Das will ich, genauso wie dich!“ „Mich? Sebastian?“ „Sei still! Du willst mich auch, das weiß ich!“, hauchte jener heiser und atmete tief ein. Der schmale Körper neben ihm zitterte, doch Ciel leugnete nicht. Da berührte der erste Kuss dessen samtenen Haarschopf und brachte ihn zum Seufzen. Vorsichtig drehte Ciel dann den Kopf nach oben, nur um seinen stillen Wunsch erfüllt zu bekommen, indem ihn Sebastians Lippen auf die seinen küssten. Schon mehrfach hatte Lizzy versucht alles in die Wege zu leiten, um einen ‚romantischen Kuss’ von Ciel zubekommen, doch dem hatte er sich immer erwehrt. Nun war er froh, dass nicht sie seinen ersten Kuss bekommen hatte. Schnell wurde Sebastian gierig und intensivierte den Kuss auf sehr intime Weise. Hilflos wimmerte der junge Lord und öffnete ihm bereitwillig seinen Mund. Das war der Moment, in dem Sebastian die zarten Hüften mit seinen Händen fasste und Ciel auf sich zum Liegen brachte. Keuchend trennte Ciel ihre Lippen und sah auf den Teufel hinab. Er wusste vage, was dieser von ihm wollte und mit roten Wangen realisierte er, dass er das wohl auch wollte. „Ist… ist das Sofa nicht zu klein?“ „Ja, das ist es!“, bestätigte Sebastian und stand in einer geschmeidigen Bewegung mit ihm auf. Dabei hielt er Ciel aber fest an seinem Körper und vergaß nicht, diesen auf gekonnte weise zu streicheln. „Wir sollten auf deine Schlafgemächer gehen.“ Er küsste den Jüngeren noch einmal und führte ihn dann einen anderen Gang, der vom geheimen Zimmer fortführte, entlang. Ciels Atmung ging schneller als normal und er klammerte sich, ganz unstandesgemäß, an Sebastian. Das war einer der Gründe, warum dieser sich beeilte und die Tür zu Ciels Schlafzimmer fest hinter ihnen schloss, sodass keiner mehr hineinkommen konnte, ein anderer war, dass er das gleiche Bedürfnis hatte. „Ich…ich wusste nicht, dass es so eine Verbindung in meine Zimmer gibt“ hauchte der junge Lord, bevor er plötzlich auf seinem Bett lag. „Ich zeige dir später die Geheimgänge deines Anwesens…“,knurrte Sebastian und biss ihm sanft ins Ohrläppchen. Erschrocken schrie Ciel leise auf und klammerte sich an den Größeren. Jener küsste ihn noch einmal brennend, bevor er sich etwas löste und quälend langsam die ersten Kleidungsstücke entfernte. Diese Handlung, die eigentlich so alltäglich war, löste plötzlich ganz eigene Gefühle bei Ciel aus, die er nur aus verschwommenen Träumen kannte. Jedes Stück Haut, dass Sebastian dabei freilegte, schmeckte der mit seiner rauen Zunge. „Wie…wie eine Katze“ stöhnte Ciel da und drückte sich der Zunge entgegen. Sebastian schmunzelte und versenkte seine Zunge in Ciels Bauchnabel. Seine Hände fassten da bereits wieder nach dessen Hüfte und seine Finger glitten unter den Stoff. Ciel stöhnte wollüstig auf und presste dann beschämt die Hände auf das Gesicht. „Ich will dich hören!“, erklärte der Ältere aber und schob die Hände wieder weg. „Was…was wenn mich jemand anderes hört?“ „Wird es nicht!“, versicherte der Teufel und zog langsam die Hose die Beine hinunter. „Sebastian“ hauchte der Jüngere und streckte dem Teufel einen Fuß entgegen, damit dieser die Socke davon ziehen konnte. Grinsend öffnete dieser erst einmal den Strumpfhalter, bevor seine Zähne nach dem Stoff der Socke schnappten und er sie so über die Wade zog. Ciel wurde daran erinnert, wie der Teufel seine Handschuhe oft mit den Zähnen zurecht rückte und fühlte sich plötzlich ganz berauscht davon, dass die entblößten Hände seine Haut berührten. So wiederholte der Ältere sein Vorgehen auch bei Ciels anderem Bein und streichelte mit seinen Händen die dazugehörigen Schenkel. „Ich…ich sollte nicht der Einzige sein, der so…so entblößt ist!“ keuchte da auf einmal der junge Lord. „Keine Sorge, du kommst schon noch auf deine Kosten!“, versprach Sebastian und schlängelte mit seiner Zunge zwischen Ciels Zehen. Diese so zärtliche Geste bekam etwas unglaublich erotisches, durch die Rauheit der Zunge. Als die Erregung des Earls deutlich zuckte, hörte Sebastian auf in seinem Tun. Er erhob sich etwas und zog sich nun seinen Rock aus. Mit großen Augen sah Ciel, wie sich sein Butler vor ihm entblößte und die Kleidung ordentlich auf einen Stuhl legte. Kurz darauf folgten auch die Weste, das Hemd und alles weitere, dass Sebastian trug, bevor er sich wieder neben den Jüngeren legte. Jener betrachtete ihn ganz verwundert, denn trotz seiner Nacktheit wirkte der Ältere noch immer so imposant, wie in seinem teuren Anzug. Sebastian lächelte und strich ihm die Haare aus dem Gesicht. Dann küsste er den Kleineren wieder und begann ihn zu streicheln. Der Earl zögerte, bevor auch er die Hände auf den Körper des Größeren legte. „Berühr mich!“ Hitze stieg durch Ciels Adern und er presste seinen schlanken Körper gegen Sebastians und fuhr mit den Fingern um den gut gebauten Rücken. Der tat das Gleiche, wobei seine Hände aber gleich von hinten in tiefere Regionen wanderten. „Ohh!“ entwich es Ciel und er streckte Sebastian seine Lippen entgegen. Nur zu gern wurden diese angenommen und geküsst, als er langsam aber sicher unter den Älteren gebracht wurde. Wie von Zauberhand wurden da Ciels Beine auseinander gedrückt, während eine raue Zunge über seine strich. Sebastian ließ sich auch gleich zwischen den Schenkeln nieder und rieb ihre Männlichkeiten begierig aneinander. Noch nie hatte sich Ciels Körper so heiß angefühlt, nicht einmal wenn er mit Fieber danieder gelegen hatte. Sein ganzes Selbst schien zu brennen, wobei sich die Hitze an zwei Stellen zentrierte, in seinem rechten Auge und in seinen Lenden. Noch vor ein paar Stunden hätte er es für abwegig erklärt, dass er sich je so wollüstig an Sebastian reiben würde, immer darauf bedacht dessen Lippen nicht zu verlieren, bis er fühlte, dass ihn sein Liebhaber von innen eroberte. Mit einem Schlag war Ciel ganz anders. Er wusste, durch seine theoretischen Kenntnisse, dass er eigentlich Schmerzen haben müsste, doch er fühlte nur eine unglaubliche Welle an Euphorie, die ihn zu überrollen drohte. Der Ältere löste so ihren Kuss und begann sich in ihm zu bewegen, wobei er ‚himmlisch‘ stöhnte. Auch Ciel begann Sterne zu sehen und er musste sich an Sebastian fest klammern, um nicht völlig in ihnen zu versinken. Doch er sollte noch mehr erleben, als die große Hand von Sebastian ihn zu massieren begann. Von außen und von innen so berührt zu werden war nicht nur unglaublich für Ciel, sondern auch überfordernd. Sein so hoch gerühmter Verstand begann zu schwinden, als ein besonderer Punkt in ihm berührt wurde und Ciel sich fragte, ob sich so Sünde anfühlte. Sebastian war noch nicht soweit, weshalb er sich an dem Jüngeren noch etwas gütlich tat, bevor er ihm mit einem lauten Stöhnen folgte. Kapitel 6: ----------- Und hier Kapitel 2 für heute... das war es dann auch für heute... viel Spaß! ---------------------------------------------------------------------------------------- Frances Midford war eine strenge und ernste Frau, doch sie hatte ein liebendes Herz, indem auch Platz für ihren Neffen und zukünftigen Schwiegersohn war. Seinetwegen lief sie auch schon seit mehreren Stunden durch das gesamte Anwesen, um ihn zu suchen. Sie wusste, dass sie die Einzige war, die ihn von einem großen Fehler bewahren konnte. Sie wusste nicht, dass es bereits zu spät war und erreichte so schließlich Ciels Schlafzimmer. Mit ihrem üblichen Temperament wollte sie die Tür aufreißen und eintreten, doch sie fand sie verschlossen vor. Nach mehrmaligem Rütteln tat sich aber etwas und Sebastian trat fein säuberlich gekleidet heraus, wonach er die Tür wieder fest hinter sich verschloss. „Haben sie einen Wunsch, Lady Midford?“ Erschrocken starrte sie ihn an und trat einen Schritt zurück. Verachtung war ihr deutlich ins Gesicht geschrieben. „Ich wünsche meinen Neffen zu sprechen!“ „Das tut mir leid, dass wird leider nicht möglich sein. Ihr Neffe hatte einen schlimmen Unfall, vor wenigen Stunden und der Arzt hat strickte Ruhe verordnet.“ Die Farbe wich aus dem schönen, wenn auch hartem, Gesicht der adligen Frau. „Was hast du ihm getan??“ „Ich habe gar nichts getan. Lord Phantomhive ist gestolpert und hat sich sein rechtes Auge dabei schlimm verletzt.“, erklärte der Butler. „Ich weiß, dass du daran Schuld bist“ zischte die trainierte Frau angewidert. „Genauso weiß ich, was du bist!“ „Und ich weiß nicht, wovon sie sprechen.“ Sebastian deutete den Flur entlang. „Kann ich sonst etwas für sie tun?“ „Halt dich von ihm und von meinen Kindern fern!“ zischte sie und stapfte davon. „Das liegt nicht mehr in ihrer Macht.“, hörte sie noch die leise amüsierte Stimme des Teufels, bevor er zurück ins Schlafzimmer zu Ciel ging.. Das Erste, was Ciel wahrnahm, als er wieder zu sich kam, war Hitze. Das Zweite war die Bewegung, der sein Körper ausgesetzt war. Es war Sebastian, der ganz in seinem Element war und seiner Lust ein weiteres Mal gefrönt hatte. Natürlich war auch Ciel dabei auf seine Kosten gekommen, auch wenn der nicht viel davon mitbekommen hatte. Doch jetzt war der Ältere fertig und legte sich neben ihn. Stöhnend kam der Earl nun richtig zu sich. „Bist du zufrieden mit mir?“, wurde er gefragt und sein verschwitztes Haar aus seiner Stirn gestrichen. „Wenn man davon absieht, dass mein Körper ein einziger großer Krampf ist“ murmelte der junge Lord matt und schmiegte sich gegen den Älteren. „Ich hab das Gefühl, ich müsste mich schamvoll fühlen, aber ich bin irgendwie zufrieden.“ „So soll es ja auch sein.“ Sebastian legte selbstzufrieden einen Arm um ihn. „Aber wir stecken dich jetzt gleich am besten in die warme Wanne.“ „Nur, wenn ich mich nicht bewegen muss.“ „Nein, das kann ich für dich übernehmen. Nur Essen musst du selbst.“, erklärte Sebastian und rieb sich doch noch ein wenig genüsslich an Ciels Oberschenkel. „Will ich es wissen?“ murmelte der Earl da träge. „Was willst du wissen?“, fragte Sebastian ruhig nach und gab ihm einen Kuss. „Wie oft du dich schändlich an mir vergriffen hast, während ich bewusstlos war“ kam es trocken zurück. Tatsächlich lachte der Ältere einen Moment fröhlich, bevor Ciel einen weiteren Kuss erhielt. „So wie du das sagst, klingt das, als ob du es nicht gewollt hättest!“ Sebastian tat überlegend. „Dabei hast du während dessen meinen Namen gestöhnt…“ „Reiner Reflex!“ verteidigte sich Ciel und errötete merklich. „Reflex würde aber nicht meinen Namen bedeutet, sondern den Namen, von dem, den du liebst.“, widersprach der Ältere. Die Röte in Ciels Gesicht wurde deutlich stärker. „Aber weil das unmöglich der Fall sein kann und du mich auch umarmt und geküsst hast, wolltest du es ganz eindeutig auch.“, erklärte Sebastian weiter und leckte ihm über das Ohrläppchen. „Ich…ich war bewusstlos!“ „Wenn du das sagst…“ Sebastian zog sich zurück und entstieg dem Bett. „Deine Tante war im Übrigen vor der Tür und hat nach dir verlangt.“ „Was??“ Erschrocken setzte sich der junge Earl auf und bereute es sofort wieder. „Sie hat natürlich nichts gemerkt und ich habe sie fortgeschickt.“, blieb Sebastian ruhig und zog sich an, wobei Ciel noch einmal einen guten Blick auf das ‚neue‘ Mal der Hand werfen konnte. Stöhnend legte sich der Earl wieder hin. „Ist sie noch im Haus?“ „Vermutlich. Aber du hast eine gute Entschuldigung. Also werde ich dir erst einmal Frühstück machen und dein Bad vorbereiten.“ „Sebastian?“ hielt ihn Ciels Stimme auf. „Ciel?“, erwiderte dieser sanft und drehte sich zu dem Jüngeren. „Du planst doch hoffentlich nicht mich auch in der Öffentlichkeit zu duzen, oder?“ „Als dein Butler steht mir das nicht zu und ich kenne jeglicher meiner Pflichten sehr genau.“, wurde Ciel beruhigt. „Gut! Dann kümmere dich jetzt um mein Bad!“ „Sehr wohl!“ Sebastian verbeugte sich leicht und kümmerte sich dann erst um das Bad. Träge stöhnend blieb Ciel auf dem Bett liegen. Als das Bad fertig war, kam der Ältere zurück und trat sofort ans Bett. „Das Bad ist fertig.“ Da er sich das Laufen nicht zutraute streckte Ciel ihm nur erwartend die Arme entgegen. Wie versprochen, brauchte er auch nicht laufen, denn Sebastian hob ihn auf seine starken Arme und schmiegte ihn an seine Brust. „Dein Körper gewöhnt sich noch daran. Das ist am Anfang immer.“ „Ich glaub du bist einfach nur grob“ grollte der Jüngere, schmiegte sich aber an ihn. „Ich glaube, nächstes Mal zeige ich dir wie man deine Lippen besser einsetzen kann.“, konterte Sebastian und ließ ihn sanft ins Wasser gleiten. Ciel hätte sich über seine Worte beschwert, wäre das Wasser nicht so wohltuend gewesen. „Herrlich.“ Sein Butler zog sich nun seine noch trockenen Handschuhe aus und krempelte sich die Ärmel hoch. „Es entspannt, das wird gut tun.“ „Es brennt nur ein bisschen“ gab der Jüngere da etwas kleinlaut zu. „Du warst eine Jungfrau, das ist normal.“, wurde er beruhigt. „Das passiert nächstes Mal auch nicht mehr.“ „Das will ich auch schwer hoffen!“ Sebastian schmunzelte und begann ihn zu waschen. Ciel genoss die Behandlung ausnahmsweise mal ganz offen, bis Sebastian an seinen Intimbereich kam. „Vorsichtig!“ „Glaubst du, ich weiß nicht, was ich mache?“, wurde er gefragt und die Reinigung war so zärtlich, dass Ciel nicht ein Ziepen spürte. „Ich kann dich doch nicht übermütig werden lassen.“ „Natürlich nicht.“ „Was steht heute so an?“ fragte Ciel da, in den Alltag übergehend. „Ihre Majestät bittet dich einer Spur nachzugehen.“, erklärte Sebastian. „Es ist ein Schreiben von ihr gekommen?“ „Am frühen Morgen, korrekt.“ „Dann sollte ich mich gleich beim Frühstück mit der Sache beschäftigen.“ „Sehr wohl.“ Sebastian war mit seiner Reinigung fertig und hielt Ciel seine Arme entgegen, damit er ihm aus der Wanne helfen konnte. Unbekümmert über seine nasse Haut legte Ciel die Arme um Sebastians Hals. Er wurde auf einen weichen Teppich vor einer Spiegelkomode gestellt, wonach Sebastian ihn in ein warmes Handtuch wickelte. Während der Teufel ihn abtrocknete konnte Ciel einen Blick in den Spiegel werfen. „Was zum…??“ „Ja?“ „Was hast du mit mir gemacht??“ Natürlich wusste Sebastian wovon Ciel sprach und er erklärte ruhig. „Wir haben den Pakt geschlossen. Damit habe ich mich nun völlig zu deinem Diener gemacht um anschließend deine Seele verschlingen zu dürfen. Wir haben natürlich den stärksten Packt geschlossen, der möglich ist. Jeder von uns muss ein Zeichen des Paktes tragen und je dichter das Zeichen am Auge ist, desto stärker der Pakt.“ Entsetzt hatte Ciel ein paar Schritte auf den Spiegel zu gemacht und stützte sich nun auf der Kommode ab. „Aber…so kann ich doch nicht mehr rausgehen!“ Mit einem sanften Lächeln hielt ihm sein Butler eine Augenklappe entgegen, da er das Mal direkt ins Auge seines Schützlings gesetzt hatte. „Ich habe bereits schon eine ganze Weile gewusst, wie viel Macht ich dir geben will, solltest du den Pakt wählen. Deshalb habe ich vorgesorgt. Du hast bereits eine Auswahl von 50 unterschiedlichen Augenklappen.“ „Du hattest geplant mich zu einem…einem Pirat zu machen??“ „Nein, ich möchte, dass du zum Größten der Phantomhive wirst, den es je geben wird!“ „Ich werde dennoch lächerlich aussehen!“ „Nein, denn ich habe deine Tante bereits vorgewarnt und ihr erklärt, dass du letzte Nacht einen Unfall hattest, der dein Auge in Mitleidenschaft gezogen hat. Du bist also offiziell verletzt.“ „Hmpf.“ Verärgert verzog Ciel das Gesicht. „Gefallen tut es mir dennoch nicht!“ „Ich finde es unglaublich süß!“, erklärte Sebastian und zog ihn etwas auf, auch wenn er das irgendwo auch so meinte. „Und anziehend sexy!“ Dann legte er dem Jüngeren gekonnt die Binde an. „Hm!“ Kritisch beugte Ciel das Resultat. „Es schränkt die Sicht ganz schön ein.“ „Du wirst dich schon dran gewöhnen!“ „Ich muss wohl! Ich kann ja wohl kaum ohne herum laufen.“ Um das zu verdeutlichen zog Ciel die Augenklappe ab und betrachtete sein verfärbtes Auge, indem dasselbe Symbol war, wie auf Sebastians Hand. „Du hast es als Unfall tituliert?“ „Was ist glaubwürdiger, warum du nun eine Klappe trägst?“, fragte Sebastian. „Dann sollte ich die ersten Tage besser einen Verband tragen, um es noch glaubwürdiger zu machen.“ „Gar nicht so blöd…“, bemerkte der Ältere und begann Ciel zu Ende zu trocknen, damit er ihn danach kleiden konnte. „Als hättest du das je vermutet“ schnaubte der Earl und betrachtete sich weiter im Spiegel. „Sehe ich anders aus?“ „Du bist reifer geworden.“, bemerkte der Ältere und zog ihn gekonnt an. Stolz nickte Ciel bei dieser Aussage. „Das finde ich auch!“ „Warte jetzt bitte einen Augenblick auf mich, ich will das Verbandsmaterial holen.“, verkündete Sebastian, als er ihn fertig gekleidet hatte. „Als würde ich weglaufen“ grollte der junge Lord mit einem Augenrollen. So ging Sebastian aus dem Zimmer. Ciel blieb alleine zurück und nutzte den Freiraum um sich selbst noch einmal ausgiebig im Spiegel zu betrachten. Er wusste nicht was es war, die Tatsache, dass er seine Jungfräulichkeit verloren hatte oder sein Pakt mit einem Teufel, aber er fand sich wirklich reifer. Wo er sich nun schon einmal am betrachten war, musterte er auch noch einmal sein ‚neues’ Auge und er musste zugeben, dass es etwas Besonderes hatte. Ihm gefiel sogar der Farbunterschied zu seinem normalen Auge. Nach wenigen Minuten kam Sebastian dann zurück und hatte ein Tablett mit Verbandsmaterial dabei. „Da bist du ja endlich!“ reif Ciel aus, um zu übertuschen, dass ihn Sebastian erschreckt hatte. Jener hatte es natürlich gemerkt, besonders da sie ja nun eine direkte Verbindung teilten. Dennoch sprach er den Jüngeren nicht darauf an. „Möchtest du einen großen Verband?“ „Es soll doch dramatisch aussehen“ stimmte der Jüngere zu. „Sehr wohl!“ Sebastian grinste und deutete ihm einen Stuhl. „Du bist gestolpert und hast dich am Auge gestoßen. Ich würde sagen, unfähiges Personal hat dich umgelaufen…“, erklärte Sebastian und begann mit dem Verband. „Unfähiges Personal ist wirklich lebensgefährlich“ stimmte der Jüngere zu. „Du glaubst gar nicht, wie oft ich bereits tot wäre, wenn ich nicht ich wäre, bei deinem Personal...“, murmelte Sebastian vor sich hin. „Darum habe ich sie ja eingestellt“ erklärte Ciel gelassen. „Um dich aus der Reserve zu locken.“ „Bitte?“, entsetzte sich der Teufel. „Seit meiner Geburt warst du praktisch ‚perfekt’! Das war ja nicht mit anzusehen.“ „Das hat sich nicht geändert, nur das ich heute mehr dafür tun muss… dank diesen Versagern!“ „Gern geschehen!“ Sebastian verzog sein Gesicht und band den Verband äußerst fest zu. „Fertig!“ Ciel ließ sich nichts anmerken und stand schwungvoll auf. „Wunderbar!“ „Du solltest dich die nächsten Tage aber auch etwas ermattet geben, damit es echt wirkt.“, erklärte Sebastian. „Ich kümmere mich jetzt um dein Bett und werde es frisch beziehen.“ „Noch bevor ich gefrühstückt habe?“ „Deine Tante wollte dich sprechen. Ich gehe davon aus, dass sie noch immer hofft, dich vor mir zu retten. Du solltest sie schnell aufsuchen.“ Missmutig kräuselte Ciel die Lippen und schritt erhobenen Hauptes aus dem Zimmer. Erst im Flur wurde er langsamer und erlaubte sich die Umstellung seines Sichtfeldes, da ihm mit nur einem Auge das räumliche Sehen fehlte. Im kleinen Salon, wo er auch den Masseur empfangen hatte, fand er schließlich auch seine Tante, als er diese gesucht hatte und sie kam direkt besorgt auf ihn zu. „Was ist nur geschehen?“ „Guten Morgen, Tante“ grüßte Ciel sie scheinbar ermattet. „Mein Geburtstag endete leider nicht so vorteilhaft für mich, wie du siehst.“ „Aber was ist dir passiert? Was hat er getan???“, war sie unruhig und führte ihn gleich auf einen Stuhl. Ciel setzte sich und lächelte seine Tante mühsam an. „Es war ein Unfall. Einer der Diener, die ich für den Abend eingestellt hatte, war noch ungeschickter, als meine Bediensteten. Er stieß mit mir zusammen und brachte mich zum fall. Der Sturz war ungünstig und ich erspare dir lieber die Details.“ „Mein armer Junge!“, kam die Mutter in ihr zum Vorschein und sie strich ihm über den Kopf. „Aber es wird wieder alles gut, ja?!“ Etwas negatives wollte sie unter keinen Umständen hören. „Ich fürchte mein Auge bleibt beschädigt. Laut der ärztlichen Anweisung soll ich es auf gar keinem Fall Sonnenlicht aussetzen.“ Voller Entsetzen und Mitgefühl legte Frances ihre Arme um den jungen Mann. „Dann will ich dir gleich helfen einen neuen Butler zu finden, damit so etwas nie wieder geschehen kann!!“ Hatte sie Sebastian doch nur bruchstückhaft verstanden, als sie von ihm gegangen war und war noch immer in dem festen Glauben, dass der Pakt durch den Unfall nicht vollzogen werden konnte. Sie als geborene Phantomhive wusste nämlich bescheid über die Geschichte der Familie, auch wenn sie dafür hatte viel Neugier aufbringen müssen. „Das wird nicht nötig sein, Tante. Sebastian machte seine Arbeit noch immer ausgezeichnet, auch wenn er heute etwas außer Form ist.“ Ihr klappte der Mund auf und sie wich ein paar Schritte von Ciel weg. „Hat er letzte Nacht mit dir gesprochen???“ „Natürlich hat er das, schließlich war es mein sechzehnter Geburtstag.“ „Und er ist noch immer hier…“ „Warum sollte ich denjenigen wegschicken, der mich großgezogen hat und mich vor sechs Jahren sogar aus den Händen meiner Entführer gerettet hat?“ Frances verzog ihr Gesicht. „Du hattest keinen Unfall, stimmt‘s?“ „Du denkst ich lüge?“ wurde sie da trocken von ihrem Neffen gefragt. „Ich weiß, was er ist, Ciel!“, fuhr sie da hoch. „Und ich kenne unsere Familiengeschichte sehr gut! Also spiel mir kein Theater vor!“ „Ich glaube kaum, dass das ein Thema für den Frühstückstisch ist“ erwiderte Ciel kühl. „Ich nehme an, dass Elizabeth noch schläft?“ Frances schnaubte hoch und streckte das Kinn in die Höhe. „Ich werde sie gleich wecken und dann werden wir aufbrechen!“ „Ich müsst euch nicht hetzen, Tante. Ihr könnt gerne noch mit mir Frühstücken…wenn sich denn endlich darum gekümmert wird.“ „Verzichte!“, fauchte sie ihm entgegen und eilte zur Tür. „Und ich kann dir versprechen, Ciel, du hast den größten Fehler deines Lebens gemacht! Dein Vater würde sich im Grabe umdrehen, wenn er davon wüsste!“ Das bis dahin unbekümmerte Gesicht des jungen Lords verfinsterte sich, als Wut in ihm aufstieg. „Raus aus meinem Haus!“ „Nur zu gern!“, giftete sie zurück. „Monster!“ Dann verließ sie endgültig das Zimmer um ihre Tochter zu wecken. Gleichzeitig betrat Sebastian den Salon und sah ihr unschuldig nach. „Stimmt etwas nicht, junger Herr?“ „Ja!“ keifte der Jüngling aufgebracht und bekam dann sein Temperament unter Kontrolle. „Ich habe immer noch kein Frühstück!“ Mit einem Lächeln wurde ihm ein Tablett unter die Nase gehalten. „Ich habe ein besonders eiweißreiches Frühstück zubereitet. Ich hoffe es wird ihnen munden.“ „Das wird auch Zeit!“ konterte Ciel und deutete Sebastian an, endlich zu servieren, was der Ältere auch tat und ihm dann wieder den Stuhl zurecht rückte. „Bitte sehr.“ „Vielen Dank“ murmelte der junge Lord und setzte sich, bevor er begann zu speisen. „Soll ich ihr einen Schabernack spielen?“, fragte sein Butler leise um ihn zu beruhigen. „Damit sie endgültig grau wird?“ „Wenn sie es so wünschen…“ „Einverstanden!“ „Ich werde sie dann allein Frühstücken lassen.“ Sebastian verbeugte sich und verließ mit einem teuflischem Grinsen den Salon. Still aß der junge Lord, was ihm gebracht worden war. Er hielt nicht einmal inne, als er Frauengekreische hörte. Als Sebastian zu ihm zurück kam, war er gerade mit seinem Mahl fertig. „Lady Midford wird wohl die nächsten Wochen nicht zurückkehren. Wenn ich sie korrekt verstanden habe, wird sie ihre Verlobte auch erst einmal nicht kommen lassen.“ „Großartig!“ entwich es Ciel begeistert, bevor er sich stoppen konnte. „So sehr ich Elizabeth auch liebe, sie ist mir meistens nur ein Hindernis!“ „Sie lieben sie?“, kam es nun doch überrascht zurück und Sebastian gefiel das überhaupt nicht. „Rein platonisch, natürlich“ versicherte Ciel mit rollenden Augen. „Du hast also keinen Grund zum Mörder zu werden.“ „Wie kann man so etwas nerviges überhaupt lieben?“, grummelte der Ältere leise vor sich hin und würde es der jungen Frau nun sehr schwer machen. „Ist das ein Befehl?“ „Sie ist Familie, egal wie nervig. Krümm ihr auch nur ein Haar und du wirst es bereuen!“ machte Ciel noch einmal deutlich. „Sehr wohl!“, grinste Sebastian, der sehr zufrieden damit war, dass er den Befehl nicht über ihren Pakt bekommen hatte. Dann drehte er sich beleidigt weg. „Brauchen sie noch etwas, junger Herr?“ „Die Korrespondenz für heute liegt in meinem Arbeitszimmer?“ „Es ist alles wie immer.“ „Dann benötige ich nichts!“ „Sehr wohl!“ Unterkühlt verließ der Butler das Zimmer. Erst als er die Tür etwas lauter schloss als normal, sah Ciel richtig von seinem Essen auf und fragte sich verwundert, was denn in den Butler gefahren war. Bis zum Abend sollte er den Älteren auch nur sehen, wenn er ihn brauchte und in seinem Gemach zum Entkleiden, hielt Sebastian extremen abstand. Irritiert darüber versuchte Ciel ein Gespräch aufzubauen. „Ihre Majestät hätte mir ihre Geburtstagsgrüße definitiv anders übermitteln können. Ich hatte schon Ernstes befürchtet!“ „Sie wird wohl kaum die Zeit gehabt haben, selbst vorbei zu kommen.“, bemerkte Sebastian kurz angebunden. „Das hätte ich auch nicht erwartet!“ Distanziert wurde der junge Earl während dieses Wortwechsels entkleidet. „Was planen sie denn in nächster Zeit, junger Herr?“ „Es stehen mehrere geschäftliche Termine an, bezüglich der neuen Osterkollektion.“ „Müssen sie dafür nach London fahren?“ „Möglicherweise für ein zwei der Treffen.“ „Hm.“ Sebastian deutete zu einer Tür. „Das warme Bad ist bereits für sie eingelassen.“ „Gut!“ lobte Ciel und versuchte besonders unbekümmert über seine Nacktheit zu erscheinen. Ihm wurde ein warmer Bademantel um die Schultern gelegt und Sebastian ging vor, damit er ihm die Tür aufhalten konnte. Ohne den Bademantel zu schließen stolzierte Ciel an ihm vorbei ins Bad. Unterkühlt wurde ihm dort die Hand gereicht, damit der Ältere ihm in die Wanne helfen konnte. Kaum saß Ciel im warmen Nass wurde der Butler dann erwartend angesehen. Ohne weitere Worte wurde er dann auch gewaschen. Missmutig betrachtete Ciel, die Lieblosigkeit, mit der Sebastian da vor ging. „Vergiss nicht den Zwischenraum zwischen meinen Zehen“ wies er deshalb provozieren an und streckte Sebastian einen Fuß entgegen. Die Anspielung auf die vergangene Nacht, die irgendwo in den Worten mitklang, hörte der Butler sehr wohl, doch er grunzte lediglich. Als er dann aber tat, was sein Herr verlangte, ließ er es so für Ciel anfühlen, dass dieser wohl die Ähnlichkeit bemerkte. „Ich bemerke, dass dir heute scheinbar dein Feingefühl abhandengekommen ist. Daran solltest du arbeiten!“ Auch diese Bemerkung blieb ohne Kommentar, nur das Sebastian lediglich fester rubbelte, damit jeglicher, nicht vorhandener Schmutz, verschwand. „Autsch!“ fluchte Ciel, als er zu fest wurde. „Sebastian! Das geht jetzt wirklich zu weit!“ „Verzeiht junger Herr.“, erklärte der Butler neutral und wurde wieder leichter. „Aber sie sollten sich schon entscheiden, was sie wollen.“ „Was soll das denn heißen??“ Aufgebracht versuchte Ciel nach seinem Butler zu treten. Doch dieser hielt ihn mit zärtlicher Gewalt fest. „Wollen sie es hart oder doch lieber sanft, junger Herr?“ „Sanfter“ antwortete Ciel mit leicht vorgeschobener Unterlippe. „Sehr wohl.“ Sebastian hielt den Fuß weiter fest, glitt nun aber zärtlich mit dem Schwamm nach oben. Ein zufriedener Laut verließ Ciel und er lehnte genießend den Kopf zurück. Doch kurz darauf war die Wäsche der Beine beendet. Grollend richtet Ciel wieder seinen Blick auf ihn. „Deine Laune ist heute ganz fürchterlich! Das schlägt mir aufs Gemüt!“ „Ich weiß nicht was sie meinen.“, entgegnete Sebastian ruhig und begann nun einen Arm zu waschen. „Doch, das weißt du ganz genau!“ Ohne ihm Schmerzen zu bereiten, zog Sebastian den Jüngeren nun an den Wannenrand und somit in seine Arme. „Du kannst meine Dienste in jeglicher Weise testen, aber in anderen Bereichen solltest du besser nicht mit mir spielen, klar?`“ Der sonst so gefasste Jüngling, der eigentlich fast jede Situation im Griff hatte, zuckte unsicher mit den Augenbrauen. „Was für welche?“ Bevor er jedoch eine Antwort erhielt, wurde er brennend geküsst. „Du gehörst mir, ist das klar?!!“ „Na deshalb laufe ich doch mit diesem dummen Verband rum!“ fauchte Ciel und schlang die nassen Arme um Sebastians Schultern. „Dann vergiss auch die Rotzgöre! Sie wird deine Frau und wird dein Kind austragen, mehr aber auch nicht!“ Es war ganz deutlich, wie sehr sich Sebastian in seine Eifersucht seit dem Morgen hineingesteigert hatte. Selbst wenn ihm das nicht klar war, genauso wenig wie die Gefühle in dem Blick, mit dem er Ciel ansah. Der junge Lord atmete keuchend aus, angetan von Sebastians Verlangen ihn zu besitzen. „Sag mir, Sebastian…bist du ein Einzelkind?“ „Ich war nie ein Kind!“, konterte der Ältere und küsste ihn erneut. Ciel ließ ihn gewähren und erwiderte den Kuss sogar innig, bevor er wispern konnte: „Ich aber und Lizzy ist das Ähnlichste, was ich zu einer Schwester habe. Der Gedanke sie berühren zu müssen, ist mir gänzlich zu wieder. Der Gedanke, dass mich irgendjemand berührt stößt mich ab!“ Das „außer dir“ stand deutlich in Ciels Augen geschrieben. „Dann bin ich wohl das abstoßenste Wesen, das dir je begegnet ist!“, grollte Sebastian und fasste ihn unter Wasser an den Hintern. „Auf gewisse Weise“ lachte der Jüngere heiser und zog den Butler zu sich in die Wanne. Zur Belohnung wurde er wieder geküsst und nun in zwei starken Armen unter dem Butler gehalten. „Damit kann ich leben!“ „Dein Anzug ist nass, du solltest ihn ausziehen“ hauchte Ciel, als sie sich lösten. „Das war doch deine Absicht!“, grinste der Teufel zurück und legte die Hände des Earls an seine Kleidung. Da er beim Ausziehen eher unerfahren war, zeigte sich deutlich in Ciels ungeschickten Handgriffen. Doch er wurde für jeden Knopf mit zarten Streicheleinheiten belohnt. Stöhnend schaffte Ciel es so die Haut seines Butlers frei zu legen. „Jetzt habe ich zu wenig Handtücher bereitliegen…“, lachte der Ältere, als er nackt in der Wanne war. „Wir werden eine Möglichkeit finden, um nicht zu frieren“ versicherte Ciel gegen seine Lippen. Sebastian schmunzelte und nahm ihren Kuss wieder auf. „Uhh…“ stöhnte Ciel am nächsten Morgen und drehte den Kopf in sein Kissen. Er lag neben einem warmen Körper in seinem großen Bett und versuchte sich wieder in den Schlaf zu flüchten, der ihn bis dahin noch fest im Griff gehabt hatte. Doch da hörte er ein leises Schmunzeln an seinem Ohr. „Du hörst dich an, als hättest du Sport getrieben…“ „So fühle ich mich auch“ murmelte Ciel verschlafen zurück. „So viel Bewegung habe ich sonst noch nie gehabt.“ „Wir können es ja in Zukunft lassen…“ Der junge Lord grinste in sein Kissen. „Du bist der, der immer meinte ich bräuchte mehr körperliche Anstrengung.“ Er wurde gedrückt und geküsst. „Stimmt!“ „Wenn ich deinetwegen Muskeln an den falschen Stellen bekomme, werde ich aber böse.“ „Ein paar mehr Muskeln, könnten dir nicht schaden…“ Empört rückte Ciel von ihm ab. „Was bitte ist an mir auszusetzen??“ Doch der junge Earl wurde gleich wieder an den Älteren gezogen. „Gar nichts! Ich hab dich aufgezogen!“ „Das will ich auch meinen!“ schnaubte der Jüngere verärgert. „Ich finde dich genau richtig!“, säuselte Sebastian und küsste ihn. Dann strich er mit seinen Fingern über jedes einzelne Körperteil von Ciel. „Die zarte Haut… die Muskeln darunter… Wie edel du dich gibst und bewegst… … … manchmal nur ein wenig verwöhnt.“ „Selbst schuld“ murmelte Ciel, der bei den sanften Berührungen die Augen geschlossen hatte. „Du bist es, der mich verwöhnt hat.“ „Gut möglich…“ Sebastian küsste ihn wieder. „Und ich hab vergessen: intelligent!“ Das Kompliment nahm Ciel gerne an und schnurrte in den Kuss. „Ich könnte ewig mit dir im Bett bleiben.“, bemerkte der Ältere danach an. „Das wäre aber nicht gut für meine Geschäfte…“ murmelte der Jüngere, rührte sich aber nicht. „So etwas wie wir, hat noch keine Pärchen das durch einen Pakt verbunden wurde getan.“, merkte Sebastian weiter. „Kannst du da sicher sein?“ „Ja!“ „Hm.“ Neugierig begutachtete der Kleinere seinen Teufel. „Liegt das an mir oder an dir?“ „Das liegt an uns, an meinem dämonischem Blut und deiner Menschlichkeit.“, stellte der Ältere fest. „Wir sind also ein höllisches Team?“ fragte Ciel, mit einem schelmischen Funkeln in den Augen, nach. „So kannst du es sehen.“, wurde ihm bestätigt. Der junge Lord grinste und schmiegte sich wieder richtig an den Teufel. „Das gefällt mir.“ Der brachte ihn nun wieder unter sich und hatte etwas teuflisches im Blick. „Ich wollte dir ja noch zeigen, was man mit deinen Lippen noch tun kann.“ Leicht verwirrt sah Ciel zu ihm auf. „Was?“ „Mach die Augen zu und lerne!“,gebot der Ältere und verschwand mit seinem Kopf unter der Decke. Verwundert sah Ciel ihm nach, bevor seine Augen groß wurden und er den Kopf zurück ins Kissen warf. Nach etlichen Minuten kam Sebastian wieder zum Vorschein und leckte sich mit der Zunge über die Lippen. „War mein Schüler lernfähig?“ „Huh?“ „Weißt du jetzt, was deine Lippen noch machen können?“ „Ich…möglicherweise“ keuchte Ciel und versuchte sich zu fassen. „Dann zeig es mir!“ Mit einem Schlag war Ciels Verstand, der bis dahin geruht hatte, wieder voll da. „Wie? Jetzt??“ „Ja!“ Der junge Lord schluckte. „Also…ich weiß ja nicht…ist das nicht unhygienisch?“ „Sollte es das sein?“, fragte sein Liebhaber, der ihn spüren wollte. „Naja…du bist nicht frisch gewaschen…und es war…DA drin…“ „Es?“ „Du weißt was ich meine!“ Doch Sebastian wollte, dass Ciel es aussprach. „Dein…dein Ding…halt…!“ Sebastian grinste, bevor er wieder sprach. „Im Gegensatz zu dir habe ich nicht geschlafen und bin gereinigt. Mein Schwanz ist also sauber!“ „Aber…aber…“ „Mh?“ Erwartend wurde Ciel angesehen, der immer verlegener wirkte. „Ich…ok?“ „Ich schmecke gut!“, versprach Sebastian. „Bitte…“, erklärte er dann mit einem Wort, dass er sich wirklich wünschte, dass der Jüngere das tat. Jener verstand, wie zuwider es dem Teufel sein musste um etwas zu bitten, auch wenn sein Gesicht perfekt kontrolliert war. So gab Ciel nach. Und der junge Earl sollte für seine Tat belohnt werden, denn auch wenn er noch ungeschickt und tollpatschig vorging, war Sebastian wie Wachs in seinen Händen, als er versuchte seine Lippen so zu bewegen, wie der Ältere zuvor. Es dauerte nicht lange, bis Ciel sich prustend wieder aufsetzte. „…Das war nicht lecker!“ Doch dieses Mal reagierte der Ältere nicht. „Se…Sebastian?“ Der Gefragte grinste nur breit und schien sehr weit weg, da er noch immer die Nachwirkungen dieses Orgasmus genoss. Ciel blinzelte überrascht und seine Mundwinkel drohten zu seinem Grinsen zu werden, bevor er es wagte und auf den anderen Körper kletterte. Der seufzte daraufhin lediglich zufrieden. Amüsiert betrachtete der Jüngere ihn und schmiegte sich dann an ihn. Matt legten sich Sebastians Arme um Ciel und er gab ihm einen Kuss auf den Schopf. „So will ich heute bleiben!“ „Den ganzen Tag?“ „Und die dazugehörige Nacht.“, bestätigte Sebastian. „Vielleicht auch zum ersten Mal schlafen. Ich weiß gar nicht, was man da macht.“ „Du hast noch nie geschlafen?“ „Nein.“, stellte er fest und schloss seine Augen ohne Ciel loszulassen. „Bist du denn nie müde?“ fragte jener neugierig nach. „Das war ich noch nie.“, wurde die Frage verneint. „Seltsam“ murmelte der junge Lord und rieb die Nase gegen Sebastians Brust. „Der Tag ist viel länger.“, beschrieb ihm der Ältere leise. „So schaffst du es wohl immer alles in Stand zu halten, nicht wahr?“ „Ja.“, wurde Ciel nun bestätigt. „Da ich der Einzige deiner Angestellten im Haus bin der wirklich arbeitet.“ Der Kleinere gluckste unverhohlen, als Sebastian das sagte. „Du kleine Mistkröte!“ „Teufel!“ konterte Ciel amüsiert. „Bin ich seit Entstehung!“, grinste Sebastian zurück. Kapitel 7: ----------- Es war recht früh am Morgen, früher, als Ciel Phantomhive normalerweise aufstand, als der Lord gähnend und so wie Gott ihn schuf aus seinem angrenzenden Bad kam. Trotz seiner inzwischen 20 Jahre war Ciel noch immer sehr schlank und hatte die 1,72 m nicht überschritten, was vor allem seine frisch angetraute Ehefrau wurmte, die an seiner Seite niemals hohe Schuhe tragen konnte. „Es muss dringend eine Lösung gefunden werden! Das nächste Mal verliere ich noch meine Geduld!“ „Ich würde das ja gern übernehmen…“, deutete Sebastian mit einem teuflischen Grinsen an und trat zu ihm um ihm beim Kleiden zu helfen. „Du kennst die Regeln“ konterte Ciel mit einem Augenrollen, „Finger weg von meiner Frau.“ Bei dem Letzten Wort verzog Ciel leicht das Gesicht. Sebastian tat es ihm gleich, da er die letzten Jahre eine extreme Eifersucht entwickelt hatte, dennoch nickte er. „Du könntest die Türe Nachts offen lassen und über die Geheimgänge zu mir kommen. Alternativ können wir das neue Bett im Raum der Stammhalter der Phantomhive zu unserer grundsätzlichen, nächtlichen Ruhestätte werden lassen…“ „Hm!“ murmelte Ciel überlegend. „Möglich, aber ich mag mein Bett. Vielleicht sollte ich einfach versuchen Lizzy zu erziehen.“ „Sehr gut! Du solltest es genauso machen wie ihre Mutter. Du darfst dir von ihr nicht auf der Nase rumtanzen lassen. Sonst hast du auch das Recht, sie für eine Weile in ihr Zimmer einzusperren.“, lobte Sebastian. „Wenn sie sich weiterhin wie ein Kind benimmt werde ich das auch tun!“ „Bedenke immer, du bist das Familien Oberhaupt!“, redete der Butler weiter auf den Earl ein. „Das weiß ich, schließlich bin ich es seit zehn Jahren!“ „Sie hat sich dir zu fügen und nicht umgekehrt!“ „…Versuchst du mich gerade zu manipulieren?“ „Du bist nicht ihre Puppe und sie zeigt zu gern, wie sehr sie dich in der Hand hat…“, ging Sebastian gar nicht darauf ein. „Du solltest sie auch öffentlich zurecht weisen, damit du nicht als Lachnummer durchgehst!“ „Du musst mir nichts sagen, dass ich nicht eh schon weiß, Sebastian!“ protestierte Ciel nun ernsthaft. Der Teufel seufzte und nickte. „Ich wollte es dir nur noch einmal bewusst machen.“ Ciel ließ sich von seinem Butler die Krawatte richten, bevor er an der seines Butlers zog, um diesen für einen Kuss zu sich zu holen. „Ich weiß.“ „Ja, ich wollte dich beeinflussen.“, gestand ihm jener da und holte sich noch einen Kuss. „Das weiß ich auch“ konterte Ciel grinsend. „Sie ist ein notwendiges Übel.“, seufzte Sebastian. „Nun rede nicht immer so über sie. Trotz allem ist sie meine Cousine und Ehefrau. Wenn es nach ihr und Tante geht ist sie bald auch die Mutter meiner Kinder.“ „Ich bin eben sehr besitzergreifend.“, erklärte der Ältere, da er sich niemals entschuldigen würde und konnte. „Das weiß ich sogar besser, als alles andere!“ „Deine Frau ist morgen wieder empfängnisbereit. Danach würde ich gern einige Tage mit dir verreisen.“, wechselte Sebastian nun das Thema. Ciel verzog das Gesicht, als sie sein Zimmer verließen, um in den Speisesaal einzukehren. Seit seiner Hochzeit nahm Ciel alle seine Mahlzeiten dort ein, auch wenn er in den Essenszeiten nur bedingt Rücksicht auf seine Frau nahm. Erwachte sie nicht rechtzeitig musste sie ohne ihn frühstücken. „Musstest du mich daran erinnern?“ „Ich dachte, es ist besser, wenn ich dich vorbereite…“ „Du hast mich es danach vergessen zu machen!“ „Sehr wohl.“ Sebastian nickte und rutschte Ciel den Stuhl zurecht. „Ich denke, wir sollten danach weiter aufs Land fahren. Es gibt da ein kleines Dorf, das unser Augenmerk verlangt. Vielleicht findest du dort auch einen neuen Spielzeugmacher…“ „Das klingt nach einer äußert geschäftigen Reise.“ „Du musst fort?“, erklang da die liebreizende Stimme von der Dame des Hauses, die gerade den Speisesaal betreten hatte. Milde lächelnd wurde sie von ihrem Mann begrüßt. „Du bist schon auf?“ „Die Vögel haben mich geweckt.“, lächelte sie und holte sich ihren Kuss ab, bevor auch sie sich an den Tisch setzte. Die Augen ihres Mannes verließen sie dabei keineswegs. „Eine Überraschung, wo du so lange auf warst und Radau gemacht hast.“ „Wenn du mich doch so schändlich vernachlässigst!“, beschwerte sie sich jetzt, während Sebastian das Frühstück aus der Küche holte. Hatte er sich doch angewöhnt, da er des Nachts bei Ciel war, das Frühstück soweit es möglich war, vorzubereiten. „Ich habe halt keine Geduld, um mich mit einem Kind herum zuschlagen“ feuerte Ciel unterdessen zurück. Doch Lizzy konterte nicht, sondern senkte lediglich ihren Kopf. War die Ehe mit Ciel doch nicht wirklich so, wie sie sich wünschte, was sie bereits seit Monaten traurig machte. „Bitte verzeih mir. Ich…“ Ciel seufzte genervt und rieb sich mit den Fingern die Nasenwurzel. „Du erwartest zu viel. Du kennst mich seit unserer Kindheit und ich habe dir nie Versprechungen gemacht.“ „Nein, hast du nicht.“ Ungewöhnlich schüchtern sah sie ihn an. „Was für eine Vorstellung hast du denn von einer guten Ehe? Darüber haben wir nie gesprochen.“ Natürlich wusste sie, dass sie auch vorher nie gefragt hatte. Aber sie erhoffte sich, die Liebe ihres Lebens, denn sie empfand wirklich so für Ciel, glücklich zu machen und ihn zu erreichen. Überrascht blinzelte ihr Ehemann sie an. „Nun…ich nehme an, dass ich die Ehe meiner Eltern, als sehr ideal gesehen habe, aber ich kenne sie nur aus den Augen eines Kindes.“ „Willst du mir davon erzählen? Wir werden natürlich niemals diese Ehe führen können, da wir eigene Wesen sind. Aber ich wünsche mir, dass wir zufrieden werden können.“, fragte sie vorsichtig. „Meine Eltern wirkten immer sehr glücklich und verliebt, woran das lag kann ich dir nicht sagen.“ Ungemütlich rutschte Ciel auf seinem Stuhl hin und her, da seine Eltern immer noch ein empfindliches Thema waren. „Und welche Erwartungen stellst du an mich für unsere Ehe?“, fragte sie nun, weil sie sein Unbehagen spürte. „Ich erwarte nicht, dass wir so werden wie meine Eltern. Schließlich war ihre Ehe auch nicht arrangiert.“ Ciel räusperte sich, um klar weiter sprechen zu können: „Ich denke ich erwarte, dass wir zusammen in der Lage sind die Familie Phantomhive würdig zu präsentieren und fortleben zulassen.“ „Ich will dich niemals blamieren!“, schwor sie ihm aus tiefster Seele und schenkte ihm einen hoffenden Blick. „Was das Fortbestehen betrifft… Vielleicht willst du mir ein paar mehr Zärtlichkeiten schenken, damit es klappen könnte?“ Ciel spürte wie ihm Hitze in die Wangen stieg und er fragte sich, ob er nicht einfach ehrlich mit seiner Frau sein sollte. „Sebastian hat für uns errechnet, wann es nötig ist und wann nicht.“ Verwirrt runzelte Lizzy die Stirn und ihr Blick wurde fragend. „Nötig?“, erklang es daraufhin leise. Unwohl legte sie ihre Arme um sich selbst. „Möchtest du gar nicht mit mir zusammen sein?“ Sofort war Ciel klar, dass er die falschen Worte gewählt hatte und es irgendwie wieder gut machen musste. „So ist es nicht!“ versicherte er ihr deshalb schnell. „Das Problem ist ein ganz anderes.“ Sorgenvoll wurde sein Blick erwidert, klang es jetzt für Lizzy doch so, dass ihr Mann schmerzen bei körperlicher Zweisamkeit hatte oder gar, durch einen ihr unbekannten Unfall, keine Kinder mehr zeugen konnte, weshalb er sie so selten aufsuchte um ihr die Verlegenheit der Kinderlosigkeit zu ersparen, indem sie es böswillig auf ihn schieben konnte. „Du kannst mir alles sagen, Ciel. Egal was es ist, ich werde treu an deiner Seite bleiben!“ Verlegen räusperte sich Ciel und wusste, dass seine Wangen noch immer rot verfärbt waren. „Nun, es ist so, dass der weibliche Körper nur wenig Reiz auf mich ausübt…eher gar keinen…“ Er musste an ihrer gesamten Gestik feststellen, dass sie ihm für seine Worte überhaupt nicht grollte, dennoch war sie aufs tiefste traurig, als sie eine Feststellung machte. „Ich bin dir nicht hübsch genug?“ „So ist das nicht gemeint. Ich bevorzuge einfach die…Gesellschaft von Männern über die von Frauen.“ Er wollte ihr nicht sagen, dass es eigentlich nur um einen Mann ging. Tränen traten in Lizzys Augen, dennoch versuchte sie sich tapfer zu geben. „Ich habe mal Gerüchte gehört, dass es solche Verbindungen zwischen zwei Männern gibt…“ „Sie sind nicht unbedingt legal, deshalb wird sehr verschwiegen damit umgegangen.“ Sie nickte und versuchte ein Lächeln. „Dein Geheimnis ist bei mir sicher, Ciel!“ Danach senkte sie wieder den Blick. „Dann sollten wir vielleicht zwei andere Probleme lösen, als eine Ehe zu spielen, die es als solche wohl nie geben wird.“ „Und welche Probleme wären das?“ fragte er neugierig nach und korrigierte sie nicht in Bezug auf ihre Ehe. „Du wolltest einen Stammhalter…“ Ciel nickte. „Das ist unumgänglich. Außerdem denke ich, dass dir das Mutterdasein stehen würde.“ Tatsächlich zauberte er damit eine scheue Röte auf ihre Wangen. „Du willst mich also behalten?“, war das doch das zweite Problem, was sie gesehen hatte. „Natürlich!“ entwich es ihm da hitzig. „Du bist meine Ehefrau und meine beste, nun gut, einzige Freundin!“ „Ich hatte gerade etwas Angst.“, gestand sie ihm leise. „Vielleicht hättest du mir mit diesem Gespräch erklären wollen, dass ich hier nicht mehr erwünscht bin und du die Scheidung oder so haben möchtest.“ „Lizzy, ich wusste von meinen Neigungen bereits vor unserer Ehe, da wäre es doch heulerisch sie jetzt dafür zu beenden. Außerdem würde ich irgendeine andere Ehefrau sicher nicht ertragen!“ „Heißt das, du hast mich irgendwie gern um dich?“ „Meistens“ erwiderte Ciel grinsend. Dafür wurde ihm die Zunge rausgestreckt, bevor Lizzy noch etwas wissen musste. „Glaubst du, dass es gut ist, also für Kinder… Mit so Eltern wie uns?“ „Du meinst mit Eltern, die sich gut leiden können, auch wenn sie nicht romantisch involviert sind?“ Sie nickte. „Es ist wichtig für ein Kind, wenn es sich bei den Eltern abschauen kann, wie es zwischenmenschlich funktionieren sollte.“ Lizzy errötete. „Also nicht den Beischlaf, aber so Dinge wie unbewusste liebenswürdige Berührungen und all so etwas.“ „Ich bin kein großer Freund von Berührungen“ gestand Ciel ihr ehrlich, der sich nur in Sebastians Armen wirklich wohl fühlte. „Dass du dir aber solche Sorgen machst spricht dafür, dass es möglichen Kindern an nichts mangeln wird.“ „Darf ich vielleicht dennoch hin und wieder auf eine Umarmung oder mehr hoffen?“, fragte sie leise. „Ich denke…das könnte sich arrangieren lassen.“ Lizzy nickte und schwieg einen Moment. „Wir wurden beide in diese Ehe gebunden, noch bevor wir wussten, was das überhaupt bedeutet. Aber wir kriegen das bestimmt hin! Ich will auf jeden Fall meinem Amt und meinem Namen, Phantomhive, die Ehre erbringen und mich in die Reihe der guten Ehefrauen einreihen!“ „Mit einer solchen Entschlossenheit sollte dir das nicht schwer fallen.“ Nun kam Sebastian endlich mit dem Frühstück und servierte es dem Ehepaar. Dabei war er doch etwas verwirrt. Wusste er zwar, dass sie sich unterhalten hatten und hatte deshalb ein paar Minuten länger gebraucht, doch das friedliche Klima zwischen den jungen Leuten, hatte er nicht erwartet. Noch überraschender fand er das erleichterte Lächeln, mit dem Ciel ihn grüßte. „Darf ich sonst noch etwas für sie tun, junger Herr?“, fragte er anständig, bevor er die gleiche Frage an die Dame des Hauses richtete. „Es ist alles hervorragend, Sebastian. Vielen Dank“ wurde das abgewiesen. Der Butler nickte und zog sich in eine Ecke des Raumes zurück, wo er das Zusammenspiel des Ehepaares ganz genau beobachten konnte. „Ist dann alles geklärt, Lizzy?“ Ciel traf ein warmes Lächeln, bevor seine Frau nickte. „Ja, ich danke dir, für deine Ehrlichkeit!“ „Das hätte alles schon viel früher gesagt werden sollen!“ „Das lag nicht an mir!“, neckte sie ihn. „Nun werde nicht aufmüpfig“ mahnte er mild. Lizzys Augen glitzerten belustigt, bevor sie nun weiter aß. Seufzend schloss Ciel die Tür zu seinem Schlafzimmer und lehnte sich dagegen. Da stand schon sein Butler vor ihm und zog ihn an seinen festen Körper. „Vergiss, was du gerade getan hast.“ „Lass es mich vergessen!“ Kaum ausgesprochen, legten sich schon brennende Lippen auf die des Earls und er wurde auf starke Arme gehoben. Ciel schnurrte verlangend, als er auf sein Bett gelegt wurde. „Sei nett zu mir.“ Und das war Sebastian auch, er war liebevoll und gleichzeitig verlangend und das so sehr, dass jeglicher Verstand den Earl zu verlassen schien. Erst nach über einer Stunde lagen sie gesättigt in den Armen des jeweils anderen. „Wäre es nicht so gefährlich, würde ich dich öfter eifersüchtig machen.“ Der Ältere schmunzelte. „Du tust deinen Mitmenschen gern weh, nicht wahr?“ Matt schlug Ciel ihm gegen den nackten Oberarm. „Du wirst einfach zu schnell eifersüchtig, obwohl du keinen Grund hast.“ „Ich weiß nicht wovon du sprichst.“, leugnete der Teufel und seine Augen leuchteten rot auf. „Auch wenn ich behaupten würde, dass es in meiner Natur liegt.“ „Eifersüchtig zu sein?“ gurrte Ciel und strich mit seinen Lippen über die des Teufels. „Dabei gehöre ich dir, wie du mir gehörst.“ „Du wirst immer mir gehören!“, erklärte der Ältere und ließ den Kuss wieder aufleben. Willig schlang Ciel die Beine um ihn. „Das habe ich gerade gesagt!“ Mit geweiteten Augen wurde die Szene von der Zimmertür aus beobachtet, da sie dieses Mal nicht verschlossen war. Lizzy hatte lediglich sichergehen wollen, dass Ciel sicher ins Bett gekommen war und wollte ihm, falls er noch wach gewesen wäre sagen, dass sie ein gutes Gefühl wegen einer möglichen Schwangerschaft hätte. Doch dass der Mann, der bei ihrem Mann lag, ausgerechnet Sebastian war, schockierte sie. „Lizzy scheint heute länger zu schlafen“ kommentierte Ciel am nächsten Morgen, als er alleine frühstückte. „Mich soll es nicht stören.“, grinste Sebastian und stahl ihm einen Kuss von der Seite. Erst dann verzog er sein Gesicht. „Du solltest dich dennoch von ihr verabschieden.“ „Das werde ich“ versicherte Ciel und legte sein Besteck beiseite. „Ich werde in der Zwischenzeit unsere Abreise zu Ende vorbereiten, sodass wir gleich fahren können.“, versicherte Sebastian und zog Ciels Stuhl zurück, damit dieser aufstehen konnte. „Sehr gut, ich verlasse mich da ganz auf dich.“ Ciel ließ seine Hand, wie nebenbei, über Sebastians gleiten. „Ich treffe dich vor dem Haus.“ Als der Hausherr dann das Zimmer seiner Frau erreichte und angeklopft hatte, hörte er ein leises „Herein“. Er trat ein und sah, dass die junge Frau noch immer im Bett lag. „Guten Morgen, Lizzy!“ Sogar die Vorhänge waren noch zugezogen und die junge Frau drehte sich schwerfällig zu ihm. „Ciel. Guten Morgen.“ „Fühlst du dich nicht wohl?“ fragte er sie sogleich besorgt und trat an ihr Bett. „Nein, ich fühle mich sehr schwach.“, gestand sie leise. „Soll ich den Arzt kommen lassen?“ „Nein… nein… es wird bestimmt wieder gut. Lass mich nur noch ein wenig im Bett liegen.“, bat sie und lächelte ihn an. Misstrauisch beäugte er sie, nickte dann aber. „Ist gut. Ich überlasse dir dann das Haus, bis ich wieder da bin.“ „Ich wünsche dir eine angenehme Reise und erfolgreiche Geschäft.“ Lizzy lächelte ihm noch einmal zu und strich ihm über die Wange. „Vielen Dank.“ Ciel küsste ihre Hand und deckte sie dann richtig zu. „Erhol dich gut.“ Auch seine Frau bedankte sich, bevor sie ihre Augen wieder schloss. Kapitel 8: ----------- Hi, sorry, dass wir die letzten Monate immer so oft auf uns warten lassen. Aber Job und co. fordern mehr als nur ein Bisschen unsere Aufmerksamkeit. Wir hoffen ihr verzeiht uns und es gefällt euch auch weiterhin. lg _______________________________________________________________________________ Die Kutsche ratterte über die Straßen, die mit jedem Kilometer unebener wurden, nach Landewednack, einen kleinen Ort in Cornwell. Im Inneren des Gefährts wurde der Earl von Phantomhive immer mies gelaunter, da er schrecklich durchgeschaukelt wurde. Da zog sein Butler auf einmal die Vorhänge vor die Fenster der Kutsche und zog ihn auf seinen Schoß. „Schlaf doch ein bisschen, bis wir da sind. Du müsstest dir vorkommen, wie ein Baby in seiner Wiege!“ „Ein Baby, dass am Schüttelsyndrom stirbt“ murmelte Ciel missmutig, lehnte sich aber an seinen privaten Teufel. „Nun, wo wir hinfahren, gibt es keine Toten mehr…“ „Was schlimmer ist als es klingt, ich weiß.“ „Wir werden bestimmt unseren Spaß haben.“, stellte Sebastian fest und kraulte Ciels unteren Rückenbereich. „So würdest nur du das nennen“ murmelte der Jüngere, nun wesentlich entspannter. „Und du?“, hauchten warme Lippen an seinem Ohr. „Arbeit.“ „Und was nennst du Spaß?“ Ciel schwieg, aber die Röte auf seinen Wangen verriet genug. „Manchmal bist du einfach noch zu unschuldig.“, grinste sein Butler und küsste ihn. „Ich bin bloß nicht so verdorben wie du.“ „Oh doch!“ Sebastian leckte sich über die Lippen. „Ich habe dich alles in den letzten Jahren gelehrt!“ „Wirklich alles?“ fragte Ciel, mit skeptischen Amüsement, nach. „Zumindest alles, was du verdorben nennst.“, erklärte der Ältere mit einem teuflischen Grinsen. „Das kann ich nicht leugnen.“ „Und was willst du jetzt mit deinem Wissen anfangen?“, fragte Sebastian ruhig, aber eindeutig. „Hm…“ Unschuldig sah Ciel ihn durch seine Wimpern hindurch an und schob sich eine Hand unter den Hintern, die so natürlich direkt Kontakt zu Sebastian herstellen konnte. Jener begann bereit zu grinsen und legte den Kopf zurück. „Ich glaube, du musst da genauer werden!“ „Und hier dachte ich, du wärst ein Meister des Subtilen.“ Sebastian zog eine Augenbraue hoch, da das lediglich seine Art war zu sagen, dass er mehr von dem wollte, was Ciel angedeutet hatte. „Und wenn ich will, dass du mir mal genau zeigst, was du alles gelernt hast?“ „Ist das eine Prüfung? Werde ich dafür benotet?“ „Je besser die Note, desto größer die Belohnung!“, erklärte Sebastian und drückte sich der Hand entgegen. „Dann schaue ich mal, was ich für eine Eins tun kann…“ Seltsamer Weise wurden die Ohren ihres Kutschers auf der Fahrt taub, weshalb er nicht wusste, wie laut seine Gäste gewesen waren, oder was sie getrieben hatten. Nicht mal das kleinste Haar saß beim Earl Phantomhive nicht da wo es sollte, als er und sein Butler endlich die kleine Ortschaft Landewednack erreichten und er die höllische Kutsche verlassen konnte. Sein Butler war sehr beschwingt, als er ihm aus der Kutsche half und ihm das einzige Gasthaus in der näheren Umgebung zeigte. „Was ich nicht alles für meine Arbeit tue“ murmelte Ciel, als er sich das besagte Gebäude ansah. Es war ein einfacher Holzbau, der sauber, aber so schlicht wirkte, dass die Anwesenheit des Earls es bereits aufwertete. Sebastian nickte und wies den Kutscher an, der nun wieder hören konnte, dass er ihr Gepäck ins Gebäude bringen sollte. Er selbst, deutete Ciel den Eingang und öffnete ihm die Tür. Ein leichtes Kopfnicken war sein Dank, als Ciel an ihm vorbei schritt, seine Umgebung genau musternd. Da kam auch schon ein stämmiger Mann auf sie zugeeilt und wischte sich die Hände an einem Handtuch trocken. „Ich wünsche einen wunderschönen guten Tag, die Herren!“ Ciel musterte den Mann abschätzig und erkannte, dass dessen voluminöser Backenbart wohl das Gepflegteste an ihm war. Da er den Stand dieses Mannes nicht kannte, überließ er es Sebastian ihn vorzustellen. Jener tat das auch mit großen Worten, wobei dem Wirt bereits anfingen Geldzeichen in den Augen zu leuchten. Er konnte ja nicht ahnen, dass Ciel keinen Cent zahlen würde, sollte nicht alles zu seiner Zufriedenheit sein. Da das Haus zur Zeit aber auch nicht besucht war, führte der Wirt sie sofort in den ersten Stock des Gebäudes und dort direkt in das beste Zimmer, das er hatte. „Ich hoffe, es wird ihnen in meiner bescheidenen Herberge an nichts fehlen, falls doch, zögern sie nicht und lassen mich rufen!“, erklärte der Wirt. Zu seiner Überraschung wurde er nicht entlassen, sondern musste mit anhören, was der Earl auszusetzen hatte. Ciel deutete mit seinem Spazierstock zuerst auf das Bett und dann auf die Fenster. „Ich benötige bessere Lacken und weitere Kissen. Tauschen sie die Vorhänge gegen etwas Geschmackvolles aus und lüften sie!“ Etwas pikiert, nickte der Ältere und öffnete sofort die Fenster, wodurch direkt starker Wind ins Zimmer drang. „Ich werde gleich das Mädchen beauftragen und sie steht ihnen ebenfalls für alle Wünsche zur Verfügung!“ „Warum stehen sie dann noch hier?“ Kaum ausgesprochen, verschwand der Wirt und Sebastian knurrte verstimmt. Zustimmend nickte Ciel ihm zu. „Diese Herberge ist wirklich sehr unter meiner Würde!“ „Wenn dir die Kleine auch nur zu nahe tritt, ziehe ich ihr bei lebendigem Leib die Haut ab!“, grollte sein Butler weiter, hatte er den Wirt doch genau verstanden, nämlich, dass das Zimmermädchen wahrhaft Alles für Ciel machen würde. Jener rollte irritiert mit den Augen. „Das Mädchen ist sicher so uninteressiert wie ich.“ „In solchen Herbergen ist es üblich, das hohe Gäste auch sexuelle Dienste zur Verfügung gestellt bekommen!“, wurde Ciel erklärt. „Die ich nie annehmen würde!“ „Allein ihr Gedanke zählt!“, kam die Eifersucht zum Vorschein. „Du bist unmöglich“ grollte Ciel und rieb sich frustriert die Nasenwurzel. Da wurde er zart in den Arm genommen. „Ich kann nichts dagegen tun. Es ist so eine Art Instinkt, das weißt du doch und genau das, lässt es mich noch nicht einmal bedauern.“ „Wie wäre es dann mit verbergen? Wo es doch manch einmal so irritierend ist?“ Einige Sätze lagen Sebastian nun auf der Zunge und Ciel konnte sehen, dass dies der Fall war, dennoch zuckte der Ältere mit den Schultern und antwortete getroffen. „Wenn es das ist, was du willst…“ „Ich will nur nicht, dass du dich immer so aufregst!“ protestierte Ciel da sofort. „Deine Eifersucht mag ein Instinkt sein, aber der Instinkt lässt dich wirken, als würdest du an mir zweifeln!“ „Nein…“ Sebastian schüttelte den Kopf. „Es ist frustrierend verbergen zu müssen, dass ich dir gehöre.“, erklärte er zum ersten Mal offen seine ‚nicht vorhandenen‘ Gefühle. „Was wiederum der Grund dafür ist, dass man dich als eine Art Freiwild betrachtet.“ „…Ich kann an der Gesellschaft nichts ändern.“ „Das kann niemand.“ Seufzend zog Sebastian den Jüngeren an sich und suchte dessen Nähe. Versöhnlich ließ Ciel sich halten und erlaubte Sebastian sich seine Bestätigung zu holen. Der Teufel hatte in den vergangenen Jahren die Menschlichkeit begonnen immer besser zu verstehen und es zog sich dadurch sein innerstes manchmal unangenehm zusammen. Dennoch löste er sich wieder von Ciel und grinste teuflisch. „Lust dem Tod den Arsch zu versohlen?“ „Achte auf deine Ausdrucksweise, Sebastian. Wir sind immer noch englische Gentleman“ ermahnte Ciel und rückte sich den Zylinder zurecht. „Außerdem sollten wir erst einmal klären, was hier überhaupt vor sich geht.“ „Verzeihung, junger Herr.“, der Butler grinste und zog sich zurück. Ciel nickte und zog jetzt auch seinen Gehrock zurecht. „Pack lieber erst einmal meine Koffer aus…nachdem du den Schrank gesäubert hast!“ „Sehr wohl.“ Sebastian nickte unterwürfig und begann mit der Reinigung. Sein Herr trat unterdessen an eins der beiden Fenster, die die Südseite des Zimmers zierten. „Lass uns noch einmal alle Fakten durchgehen.“ „Zuerst einmal ist auffällig, dass hier bereits seit längerer Zeit niemand mehr verschieden ist.“ „Was lässt darauf schließen, dass es mehr als ein glücklicher Zufall ist?“ „Ein Bauer ist vor kurzem in seine Mistgabel gefallen und läuft noch immer mit Löchern im Torso herum.“, erklärte Sebastian mit einem sarkastischem Grinsen. „Ich nehme an du willst einen Blick auf seine Seele werfen und gegebenen Falls deine Zähne hinein schlagen?“ Überlegend rieb sich der Teufel den Bauch. „Ich habe bereits ein paar Jahre nicht mehr gespeist.“ Er dachte schließlich an den Masseur des Earls. „Aber das geht nur, wenn er einen Pakt mit mir schließt…“ „Ich denke du wirst einen Weg dafür finden.“ „Da bin ich mir sicher!“, versicherte er dem Jüngeren in großer Vorfreude. Ciels sichtbares Auge glitt über die wenig genutzte Straße vor ihrem Hotel, scheinbar ohne etwas zu suchen, während er seinen Gehstock zwischen den Fingern drehte. „Vielleicht finde ich ja auch einen schönen Jüngling…“, überlegte der Teufel nun laut. Ciels Augenbrauen zuckten kurz und unmerklich zusammen. „Wir sollten nicht zu sehr auffallen.“ „Das Eine, schließt das Andere nicht aus.“ Durch die Spiegelung im Glas wurde Sebastian ein giftiger Blick zu geworfen. Jener grinste zufrieden und lenkte ein. „Aber mehr als die Seele des Bauern, wäre wohl zu viel.“ „Das will ich auch meinen“ murmelte der Earl streng. „Angst, dass ich dick werde?“, wurde Ciel überrascht gefragt. „Eher träge.“ „Glaubst du das wirklich, dass mir das passieren könnte?“ „Wir wollen es doch nicht riskieren, oder?“ Sebastian zog eine Augenbraue hoch und grinste Ciel an, bevor er seinen Putzlappen niederlegte und auf diesen zu trat. Dann gab er ihm einen Kuss. „Manchmal bist du mir ähnlicher, als mir lieb ist!“ „Du hast also einen schlechten Einfluss auf mich?“ „Würde deine Tante behaupten…“, bemerkte der Teufel, teuflisch grinsend. „Meine Tante behauptet Vieles.“ „Nur nicht öffentlich!“, grinste Sebastian weiter und ließ den Jüngeren los. „Aber so ist das Weibervolk nun mal.“ „Weshalb ich glücklicherweise nur eine Ehefrau habe.“ Der Butler nickte und begann wieder mit dem putzen. „Es ist auch lange her, dass es Brauch war, mehr als eine Gattin zu besitzen.“ „Es war klug diesen Brauch abzuschaffen“ murmelte Ciel und sah wieder aus dem Fenster. „Gibt es etwas das deine Aufmerksamkeit besonders auf sich zieht?“, wurde er gefragt. „Es ist eher, was es nicht tut.“ „Sprich Herr!“, forderte der Butler, der gerade in seiner Arbeit aufging. „In diesem Dorf geht etwas Merkwürdiges vor, aber keiner scheint sich daran zu stören. Alles scheint ganz normal.“ „Das ist einer der Gründe, neben dem Bauern, warum ich aufmerksam geworden bin.“ „Wenn man genau hinsieht bemerkt man, wie bemüht alle sind normal zu wirken.“ „Bemüht?“ Nachdenklich nickte der Wachhund der Königin. „Die Normalität ist nicht echt.“ Er wurde wissend angesehen. „Sie werden aus zwei Gründen Angst haben. Zwei typisch menschlichen Gründen." „Und welche wären das?“ „Angst for dem Fremden, der ‚Unsterblichkeit‘ und Gier. Also Angst davor, zu verlieren, was man hat und immer mehr wollend, es nicht teilen können.“ Ciel war zwar immer noch dem Fenster zugewandt, schenkte seine Aufmerksamkeit nun aber vollkommen seinem Butler. „Wie genau triff das hier zu?“ „Du hast den Wirt gesehen, natürlich sind sie alle gierig, aber, dass er sogar sein Zimmermädchen, seine Tochter, verkauft, ist nicht mehr ganz so normal. Das hier keiner mehr Stirbt, ist gute Werbung. Wer weiß, was er glaubt, dass du hast, da du ausgerechnet hier absteigst. Die Frau auf der Straße gegenüber…“, merkte Sebastian weiter an, obwohl er sie nicht sah. „Sie ist tot krank und hatte sich mit dem Tod abgefunden, wenn nicht sogar angefreundet. Jetzt fürchtet sie sich, wann es soweit ist und warum sie noch unter uns weilt, weil sie bereits auf dem Sterbebett lag. Du kannst es an ihrer Unsicherheit sehen und wie sie sich immer wieder umsieht, als ob sie jemanden fürchtete und erwartete. Außerdem an ihrer kränklich, blauen Hautfarbe.“ „Eins hast du übersehen“ kommentierte Ciel da, ohne seine Bewunderung über diese Analyse preiszugeben. „So?“, war der Teufel doch überrascht. Ciel nickte und richtete seine Augen wieder auf besagte Frau. „Die Art und Weise, wie sie ihre Mitmenschen ansieht. Sie weiß wer hierfür verantwortlich ist.“ Stolz trat in Sebastians Blick und er schaffte es nicht, dieses Glitzern zu verbergen. Er hatte seinen Schützling, Meister, Herr aber vor allem Liebhaber gut unterrichtet, dass er als Sterblicher so viel erkennen konnte. „Ich sehe nicht aus dem Fenster, woher sollte ich es wissen...“ Dem Älteren war dies natürlich auch klar, er konnte es auf eine für Menschen unmögliche Art spüren. Sein Kopf schüttelte sich, bevor er nickte. „Geh raus und rede mit ihr, vielleicht bekommst du etwas raus.“ Missfallen spiegelte sich in den Zuckungen von Ciels Mundwinkeln. „Mit dem einfachen Volk sprechen?“ „Eher mit einer Toten.“ „Wenn du es so sagt…“ „Ich kann es dir versichern. Das Blau ihrer Haut stammt vom Sauerstoffmangel, den ein Sterbender bekommt, wenn sein Körper die Luft nicht mehr aufnehmen kann.“ „Das macht natürlich Sinn.“ „In der Zwischenzeit kümmere ich mich um deine Kleidung.“, lächelte der Butler. „So, wie ich es von meinem Butler erwarte.“ „Und wie es sein sollte.“, wurde ihm bestätigt. „Ich werde auch das Bett frisch beziehen und mich um eine Grundreinigung des Zimmers kümmern.“ „Wunderbar.“ Ciel ließ seinen Gehstock auf den Boden knallen und wandte sich dann zur Tür. „Ich werde sicherlich nicht lange brauchen.“ „Ich wünsche dir viel Erfolg!“ Sebastian lächelte ihm nach und das auch noch, als er die Tür hinter sich schloss. Mit scheinbar unendlicher Gelassenheit verließ der Earl Phantomhive sein Hotel und überquerte die Straße, die von seinem Fenster aus sichtbar war. Die Frau, die ungefähr 10 Jahre älter war, als er selbst, erstarrte sofort, als er auf sie zu trat. Scheinbar zufällig trafen sich ihr Blick und der des Earls. „Guten Tag!“ grüßte jener da und legte ein Lächeln auf, welches Sebastian gerne als charmant bezeichnete. Hätte sie es gekonnt, wäre sie aufgrund des Lächelns wohl errötet, da ihr so ein gut aussehender Jüngling es schenkte, doch stattdessen war ihr Blick einen Moment ängstlich, als sie den Gruß erwiderte. „Tag.“ „Sie leben hier?“ Die Frau nickte und ihr Blick wurde etwas fragend. „Und sie sind auf der Durchreise?“ „Ja, allerdings verzögert sich unsere Weiterreise. Sie wissen nicht zufällig wo man sich hier gut die Zeit vertreiben kann?“ „Das kommt immer darauf an, was sie suchen.“, wurde ihm zurückhalten, aber dennoch freundlich erklärt. „Ich suche vor allem nach Orten, an denen es für mich und meine Begleitung sicher ist. Gibt es Plätze die ich meiden sollte?“ Auch wenn ihr Blick noch einmal unsicher über die Straße glitt, schenkte die Frau ihm nun ein Lächeln. „Um ihre Gesundheit brauchen sie sich wirklich nicht sorgen. In unserem kleinen Städtchen ist schon lange niemand mehr ums Leben gekommen.“ Sie zwinkerte Ciel zu. „Sie können also ruhig mit ihrer Freundin in den Wald gehen, oder wo immer sie hin wollen um ungestörte Zeit zu genießen.“ „Freundin?“ fragte Ciel, leicht irritiert nach. „Ich bin verheiratet, Madam!“ „Natürlich!“, erwiderte sie vielsagend und bedeutete damit, dass sie die Nebenfrau niemals wieder erwähnen würde, die sie ihm zutraute, wie jedem Adligen, der er offensichtlich war. Ciel half das nicht seine verdüsterte Laune zu verbergen. „Ihr sagt also, dass das ganze Städtchen gleich besuchbar ist? Niemand lebt hier, von dem man sich fern halten müsste?“ „Nur die üblichen Tratschtangen und Versagersöhne sollten sie vielleicht meiden.“ Sie überlegte angestrengt, da es auch fast keine Verbrechen mehr gab, seit der Bauer nicht gestorben war. „Und von Mrs. Clarks sollten sie sich fern halten.“ Ihre Stimme wurde leiser und klang nach dem üblichen Gerücht einer Kleinstadt. „Sie ist eine Hexe!“ „Eine Hexe?“ fragte Ciel, mit Überraschung in den Augen, nach. Die Frau nickte und begann Flüsternd von den Séancen und anderen, für sie und die anderen Bewohner, unheimlichen Dingen zu erzählen, die Mrs. Clarks tat. „Das klingt wirklich nach einer Hexe“ stimmte Ciel ihr bedächtig zu. „Wo wohnt diese Frau denn, damit ich ja nicht in ihr Territorium komme.“ „Am Stadtrand, zwischen den Weiden, am Bach.“, wurde ihm erklärt. „Da wo die Strömung ganz schnell ist.“ „Zwischen den Weiden, ja?“ Bedächtig legte Ciel den Kopf schief. „Ich verspreche ihnen, dass ich mich nicht blindlings dieser Gegend nähere.“ „Dann bin ich ja beruhigt!“, lächelte die Frau. „Vielen Dank, dass sie mir so gut weitergeholfen haben.“ „Gern geschehen!“ Sie lächelte dem jungen Earl noch einmal zu, bevor sie wieder äußerst vorsichtig zurück in ihr Haus ging. Ciel verweilten noch einen Moment, bevor er, höchst zufrieden mit sich selbst, ins Hotel zurückkehrte. Dort war sein Zimmer inzwischen soweit fertig, dass alles perfekt war und Sebastian hatte ihm sogar schon einen Tee vorbereitet. „Wie ich sehe, habe ich dir genug Zeit gelassen“ kommentierte Ciel trocken, als er sein Zimmer betrat. Er sah ein Nicken, als Sebastian ihm bereits einen Stuhl zurecht rückte. „Wenn sie jetzt ihren Tee einnehmen wollen?“ Dem Butler wurde kurz zugenickt, bevor Ciel sich setzte. Zufrieden wurde dem Jüngeren der Tee serviert. „War ihr Ausflug erfolgreich?“ „Äußerst erfolgreich.“ „Wenn sie mich einweihen wollen?!“ „Es gibt wohl eine ‚Hexe’ hier im Ort, der man die Schuld an allem gibt.“ „Eine Hexe?“, wurde Sebastian hellhörig. „Sie wird zumindest als solche bezeichnet.“ „Warum?“ „Mrs. Clarks scheint einige übernatürliche Praktiken auszuüben und ist ihren Nachbarn daher nicht geheuer. Mir wurde geraten mich von ihr fernzuhalten.“ Der Butler nickte. „Dann werden wir sie also heute Abend noch aufsuchen?“ „Das will ich doch meinen.“ „Dann werden wir ja eine interessante Nacht vor uns haben.“ Sebastian nickte zufrieden und reichte Ciel noch ein paar Kekse. „Ganz recht. Wir sollten uns deshalb nach dem Tee zur Ruhe begeben, um für heute Nacht ausgeruht zu sein“ erklärte der Earl und nahm sich einen der selbst gemachten Kekse. „Ich denke, ich sollte Vorbereitungen treffen, während ihr ruht.“, erklärte der Butler lächelnd. „Habe ich wir oder ich gesagt?“ „Verzeih, natürlich werde ich dich begleiten.“, wechselte der Ältere wieder ins persönliche. Zufrieden zuckten Ciels Mundwinkel nach oben, was er verbarg indem er in einen weiteren Keks biss. „Willst du gleich schlafen?“ „Gäbe es denn eine andere Tätigkeit der ich nachgehen sollte?“ „Nein, jede andere Tätigkeit wäre unvernünftig, da wir nicht wissen, was uns genau erwartet.“ „Warum fragst du dann?“ fragte der Jüngere nach, wobei er durch seine langen Wimpern hindurch zu Sebastian aufsah. „Es hätte ja durchaus sein können, dass du noch weitere Informationen in der Stadt hättest sammeln wollen.“, stellte dieser daraufhin trocken fest, denn Sebastian war während ihrer Arbeit eigentlich immer voll auf jene konzentriert und ignorierte andere Triebe. „Das hätte ich sicherlich vor dem Tee erledigen können.“ „Dann werde ich jetzt unser Zubettgehen vorbereiten.“ „Tu das. Ich beende solange meinen Tee.“ Sebastian lächelte und tat, was er gesagt hatte. Ciel stellte seine Teetasse beiseite und fand Sebastian direkt an seiner Seite, um ihn auf zu helfen. Außerdem legte der Butler gekonnt seine Finger an den jungen Earl um ihn professionell zu entkleiden. Schweigsam ließ Ciel ihn machen, bis er vollständig nackt war. „Mir ist zu warm für ein Nachthemd.“ „Das wäre nicht unbedingt gut für deine Gesundheit.“ „Ich bin doch unter der warmen Decke.“ „Es ist dennoch immer besser, mit Kleidung zu schlafen. Es sei denn, man plant andere Dinge im Bett.“ „Haut an Haut schlafe ich aber besser, das kannst du nicht abstreiten.“ „Ganz wie du meinst.“ Sebastian machte eine nickende Verbeugung und legte seine Arme wärmend um Ciel, den er so ins Bett führte. Möglichst grazil legte dich der Earl auf die Schlafstätte. „Willst du dich nicht auch ausziehen?“ „Natürlich, es würde sonst meine Kleidung ruinieren.“ Sebastian lächelte und begann nun sich zu entkleiden. Sich siegreich fühlend rutschte Ciel nicht auch nur einen Millimeter zur Seite. Zu seinem Verdruss, ließ der Ältere aber seine Unterwäsche an, bevor er sich zu ihm legte und lediglich eine Position zum Kuscheln mit ihm einnahm, damit er nicht frieren würde. „Ich wünsche dir angenehme Träume.“ Ciel grummelte und schmiegte sich an den Größeren. Dennoch bekam er einen zärtlichen Kuss. „Wenn wir wieder zu Hause sind, bekommst du, was du dir wünschst.“ „Das weiß ich.“ „Das ist gut.“ Sebastian runzelte die Stirn und befühlte den jüngeren Körper. „Vor allem, da du scheinbar wirklich krank wirst.“ „Blödsinn“ schnaubte Ciel und drückte seine Nase gegen Sebastians Hals, weshalb sein Körper ‚besorgt‘ weiter gestreichelt wurde. „Aber du bist ganz warm!“ „Du bist bloß kalt wie ein Fisch!“ „Ich werde dir gleich dein Nachthemd holen und eine Wärmflasche!“, erklärte Sebastian und wollte sich erheben, doch die Arme seines Herrn hielten ihn fest. „Sei still, du störst sonst meinen Schlaf.“ Der Butler verzog sein Gesicht und sorgte nun selbst dafür, dass sich die Zimmertemperatur erhöhte. „Schlaf gut!“ „So ist es recht“ bestimmte Ciel und drückte sich wieder fest an ihn. Er wurde noch näher gezogen und Sebastian vergrub seine Nase in Ciels Haar, wie damals, als als sie ihren Pakt geschlossen hatten. So dauerte es tatsächlich nicht lange bis der junge Earl tief und fest eingeschlafen war, gänzlich eingehüllt in die Präsenz seines Butlers. Zufrieden beobachtete jener ihn dabei, bis es wieder Zeit war, zu erwachen und er ihn weckte. Kapitel 9: ----------- Es war bereits dunkel, als Ciel den Sitz seines Zylinders noch einmal im Spiegel überprüfte. „So kann ich mich draußen sehen lassen!“ „Dann lass uns gehen.“ Sebastian nickte und öffnete ihm die Tür. Ciel ergriff seinen Gehstock und stolzierte damit an Sebastian vorbei aus dem Zimmer. Ruhig folgte jener ihm und verschloss die Tür ihres Zimmers nicht nur einbruchsicher, sondern auch sicher vor dem Wirt. Kaum hatte er das getan musste er mit großen Schritten zu seinem Herrn aufschließen, der es eilig zu haben schien. „Soll ich uns eine Kutsche kommen lassen?“ „Zu auffällig.“ „Sehr wohl.“ „Es wäre besser, wenn so wenig Menschen wie möglich von unserem Ausflug erfahren.“ Kaum ausgesprochen wurde Ciel in eine dunkle Gasse gezogen und wortlos auf Sebastians Arme gehoben. Überrascht hielt sich der Jüngere sofort an seinem Butler fest. „Könntest du bitte wenigstens so tun, als wäre ich nicht leicht wie eine Feder!“ „Ich kann nicht.“, erwiderte Sebastian und sprang aufs nächste Dach. „Wo müssen wir hin?“ „Sie wohnt am Bach bei den Weiden.“ Er nickte und fasste Ciel etwas fester, wobei eine seiner Hände auf dessen Hintern lag. „Halt dich fest!“ Automatisch festigte sich Ciels Griff. „Lass mich fallen und du bist gefeuert!“ Nun schmunzelte der Butler, bevor er auf schnellstem Weg auf das Haus der Hexe zusteuerte. Als sie die Weiden erblicken konnten spürte Ciel, wie Sebastian leicht schauderte. „Was ist?“ „Ich kann es dir nicht sagen.“, erklärte der Teufel und sah sich dennoch genauestens um, bevor er zwischen den Weiden zum Stehen kam. Sofort musste er Ciel runter lassen. „Lass uns nach der Hexe suchen.“ Mit einem ihm fremden Unwohlsein, nickte Sebastian und schritt durch die Weiden. Auf gleicher Höhe mit ihm ging Ciel, die Augen so wachsam, wie die eines Wachhundes. Doch dann stoppte der Ältere ihn mit einer Hand, die er auf seine Schulter legte. „Warte!“ „Was ist?“ „Bleib hinter mir!“, gebot der Teufel und erklärte somit, dass sie schon lange nichts mehr so Gefährliches in der Nähe hatten. Ciels Augenbrauen zogen sich konzentriert zusammen. Er wurde etwas hinter Sebastian gebracht, als dieser wesentlich langsamer weiterging. „Irgendwas stimmt hier nicht“ erklang die Stimme seines Herrn, der zwar keine übersinnlichen Fähigkeiten, aber einen ausgeprägten Instinkt hatte. „Starke Zauber.“, erklärte Sebastian ihm und erzitterte erneut. „Kannst du erkennen, was für Zauber?“ „Fesselzauber.“, tippte der Teufel, der von der Stärke beeindruckt war. „Es wird sie viel Kraft kosten. „Dann haben wir es nicht mit einer einfachen Kräuterhexe zu tun“ schlussfolgerte der junge Earl grimmig. „Sehr gut erkannt.“, erklang da die glockengleiche Stimme einer jungen Frau. „Willkommen in meinem bescheidenen Reich, Earl Phantomhive.“ Ciel erschauderte und wirbelte herum, nur um niemanden zu sehen. „Wer ist da??“ „Das werden sie noch früh genug erfahren.“ Ein Kichern erklang danach lediglich, bevor sie ein leises Keuchen vernahmen. „Was war das??“ Sebastian nickte in die Richtung, aus der das letzte Geräusch erklungen war, bevor er voraus ging. Bereits nach ein paar Metern erblickten sie eine kleine schäbige Hütte, die direkt am rauschenden Bach stand, eingerahmt von zwei gewaltigen Weiden, deren Äste bereits auf dem Dach der Hütte auflagen. Ciel weiter hinter sich haltend, ging Sebastian zum Eingang der Hütte, auf den er erst einmal seine Hand ablegte um den Inhalt des Raumes zu erfühlen. „Nun mach schon auf“ wurde es ihm da zugezischt. Der Earl erhielt einen mahnenden Blick, bevor der Teufel schließlich die Tür aufstieß und ihnen eine Überraschung freilegte. Ciel sah Sebastian erstarren und lugte deshalb neugierig an ihm vorbei. „DU???“ Der Teufel verzog den Mund und drehte sich weg. Dabei murmelte er irgendwas, das klang, als frage er sich, warum sie überhaupt hierhergekommen waren. Während Ciel ganz unzeremoniell der Kiefer herunterklappte, erklang aus dem Inneren bereits eine schrille Stimme. „Mein heiß geliebter Sebastian!! Bist du gekommen, um mich zu retten?? Was für ein wundervoller Ausdruck unserer Liebe!!“ „Pah!“ Die roten Augen des Teufels sahen sich außerhalb der Hütte fein säuberlich um, bis sie etwas entdeckten. „Wie kommt es eigentlich, dass du in so eine offensichtliche Falle getappt bist?“ Durch die löchrigen Balken der Hütte viel genug Mondlicht, dass man erahnen konnte, wie sich in Rot gehüllte Arme vor einer Brust verschränkten. „Ich war sehr professionell, damit du es weißt!“ „Und warum hast du den Bannkreis nicht bemerkt?“ Sebastian ging in die Hocke, denn er hatte ein Utensil jenes Kreises gefunden. Ein winziger Knochen, der so alt war, dass auch er nicht wusste, wie die Hexe daran gekommen sein konnte. Doch als er es berührte, durchfuhr ihn ein Schlag, der ihn mehrere Meter durch die Luft schleuderte, bevor er auf dem Boden wieder zum Liegen kam. „Sebastian!“ erklang es von Ciel und dem Gefangenen, wie aus einem Munde. Der Teufel gab ein Stöhnen von sich, bevor er sich wieder erhob. „Ich müsste jetzt beeindruckt sein.“ „Was war das?“ verlangte Ciel streng, während die Person in der Hütte den Teufel ausführlich bedauerte. „Die Abwandlung einer Teufelsfalle. Eben ein Shinigamiring.“ Sebastian schüttelte seinen Kopf um das restliche Kribbeln zu vertreiben. „Äußerst effektiv und mächtig. Dafür werden bestimmte rituelle Dinge in einem Kreis ausgelegt. Je stärker der Aufsteller, desto größer können die Fallen werden und diese ist sehr groß. Außerdem kann das Objekt, dass man festhalten will, wenn einmal in den Kreis getreten, ihn nicht mehr verlassen.“ „Das weiß ich auch!!“ kam es keifend aus der Hütte und die Gestalt kam so weit wie möglich an die Tür, sodass man nun endlich einen guten Blick auf den Shinigami Grell Sutcliff hatte. „Als ich hier ankam war er auch noch nicht da!!“ „Du warst also mal wieder unfähig.“, stellte der Teufel fest und warf noch einen scharfen Blick auf den Knochen. „Ich war sehr professionell, nur damit du es weißt!“ protestierte Grell, der, um das zu untermalen, mit dem Fuß aufstampfte. „Ich bin hergekommen, um so ein süßes Schnuckelchen zu holen und hab das auch getan!“ „Gar nichts hast du!“, fauchte da wieder diese Frauenstimme, bevor er mit Wucht zurück in die Hütte geschleudert wurde. „Henry ist und bleibt hier!“ Ciel wirbelte herum, auf der Suche nach dem Ursprung dieser Stimme und fand sich direkt hinter Sebastian wieder. Jener hatte eine Schützende- aber auch eine Angriffsposition gewählt, als eine offensichtlich hübsche junge Frau auf sie zu trat. „Dumme Schnepfe!“ erklang es da wieder verärgert aus der Hütte. „Ist ja wohl nicht meine Schuld, dass dein Goldstück ein Blutgerinnsel in seinem hübschen Köpfchen hatte! Hättest seinen Kopf halt nicht so oft gegen die Bettpfosten knallen lassen sollen!“ Grell hatte seine Worte kaum beendet, als ein vor Wut und Trauer erfüllter Schrei aus ihr kam. „Du widerliches Miststück! Ich werde dich auseinander nehmen, bis nichts mehr von dir übrig ist!“ „Komm mir mit deinen großen Poren zu nahe und ich schneide dich in Stücke!!“ Für einen kleinen Moment sah die junge Frau auf einmal sehr alt aus, bevor Grell in einem Ring aus Feuer stand. „Wie ich hörte, bist du nicht gut auf die Höllenwesen zu sprechen, umgekehrt wird es wohl ganz ähnlich sein!“ „Was weißt du schon, du dumme Pute??? Ich LIEBE ein Höllenwesen!!!“ Eine kleine Schere blitzte in den Händen von Grells Wärterin und ihre Mine wurde ausdruckslos. „Ich denke es ist an der Zeit heraus zu finden, was passiert, wenn ein Shinigami stirbt!“ „Wwuuuaaaassss??? Sebastian, das wirst du doch nicht zulassen, oder??“ durchdrang Grells Stimme die Gehörgänge aller Anwesenden. „Sebastian… wenn er stirbt, dann sollte es in meinem Auftrag sein, nicht wahr?“ „Wenn mein junger Herr es wünscht.“ Der Butler tauschte einen Blick mit seinem Herrn, bevor das Gesicht des Älteren entschlossen und ernst wurde. „Was soll denn das heißen?? Mein lieber Sebastian würde mir doch nie etwas tun!!“ „Wirklich helle ist der Shinigami ja nicht.“, war der vorerst letzte Kommentar der Hexe zu Grell, bevor sie ihre volle Aufmerksamkeit auf Ciel und Sebastian richtete. „Was mich aber interessieren würde, was führt euch beide hierher und was habt ihr mit ihm zu tun?“ „Er ist nichts weiter, als ein alter Bekannter“ kommentierte Ciel trocken. „Das beantwortet meine andere Frage nicht!“, fauchte sie ihn an und er lud damit einen Teil ihres Zorns auf sich. „Ich bin Earl Phantomhive und als solcher ist es meine Aufgabe Abschaum, wie dich, zu beseitigen.“ „Du weißt doch gar nicht, was du da sagst!“, lachte sie unbeeindruckt. „Ich weiß es ganz genau, Hexe!“ Ihr Lachen klang nicht ab, während sie in ihre Rocktasche griff und dann eine Art Staub hervorzog, welchen sie sogleich nach Sebastian und Ciel warf, wobei letzterer mit einer deutlichen Geste von seinem Butler geschützt wurde und keinen Staub abbekam. „Ich denke nicht, auch wenn dein Mal so stark ist!“ „Mein Mal? Nun, wenn es kein Geheimnis ist…“ Grinsend zog sich Ciel die Augenklappe vom Gesicht. „Das ist wohl das Letzte, was du zu Gesicht bekommen wirst.“ Zu seinem Verdruss, war das der Moment, indem Sebastian einen Schmerzenslaut von sich gab und sich die Hexe die Finger rieb, in denen noch etwas Reststaub war. „Es wird dir nichts bringen, jedes Mal wenn du ihn einsetzt, wird ein Teil deines Teufels sterben!“ Kühl hob der Earl Phantomhive eine Augenbraue. „Sebastian wird nicht sterben, bis ich es ihm erlaube!“ „Das wirst du schon sehen.“, erwiderte sie, als Sebastian erneut stöhnte. „Sebastian? Das wird dich doch sicher nicht überfordern, nicht wahr?“ „Natürlich nicht.“, versicherte der Butler und wartete nun mit Nachdruck auf einen Befehl. „Dann erteile dieser vorlauten Person eine Lektion!… Damit meine ich übrigens nicht Grell…“ „Hey!!!“ „Sehr wohl, junger Herr!“ Sebastian nickte und richtete sich wieder zu seiner vollen Größe auf, bevor er auf die Hexe zu trat und diese für noch heftigere Schmerzen in seinem Mal sorgte, was er jedoch ignorierte. „Sei achtsam, mein Geliebter!!“ erklang es da aus dem Inneren der Hütte. „Dann werde ich erst dich und dann deinen Herrn töten!“, erklang noch einmal die Hexe, bevor sie beide von Grells Scheren zückte und in den Angriff ging. „Was?“ Erschrocken warf Ciel einen Blick hinter sich. „Du hast dir deine Waffen abnehmen lassen??“ „Überrascht sie das wirklich, junger Herr?“, erklang die fragende Stimme seines Butlers, als er mit der Hexe in einen heftigen Kampf geriet. „Ich dachte, dass wäre das Einzige, auf das er wahrlich Acht geben würde, wo ihm seine Sense doch schon einmal abgenommen wurde.“ Noch ehe Ciel reagieren konnte, landete eine der Scheren direkt an seinem Schuh im Boden, diesen berührend, aber den Körper nicht verletzend. Sebastians beherztes Eingreifen hatte verhindert, dass er getroffen wurde. Erschrocken wich Ciel einen Schritt zurück. Was auch gut war, denn nun begann die Hexe ihre Angriffe auf den jungen Earl zu konzentrieren, auch wenn Sebastian sie immer wieder abhielt. Ciel stand inzwischen mit dem Rücken an der Hütte, wohl wissend, dass er selbst nichts gegen eine Hexe ausrichten konnte. Dabei schien sein Teufel tatsächlich ein wenig unterlegen. Während Grell den Kampf mit seiner schrillen Stimme kommentierte, ballte Ciel seine behandschuhten Hände zu Fäusten. „Hör auf zu spielen! Mach endlich ernst, Sebastian!“ „Sehr wohl junger Herr!“ Beeindruckt von seiner Gegnerin, sammelte sich der Butler noch einmal und erklärte der Hexe, dass er ihr Treiben nicht länger dulden können würde, da der Tod zum Leben dazu gehöre, wobei er auf taube Ohren stieß, denn die junge Frau schnitt sich nun mit einem Messer in die Schlagader ihres rechten Handgelenks und das daraus hervorlaufende Blut verteilte sie in einem Kreis um sich. „Was zum…??“ Statt es ihm zu erklären, nahm Sebastian Ciel schützend in die Arme. Die kalten Augen der Hexe beobachteten sie dabei belustigt und sie sprach eine Formel in einer Sprache, die dem jungen Earl völlig fremd war. „Sieh nicht hin, junger Herr!“ Seinem Butler völlig vertrauend, wollte Ciel die Augen schließen, als er sah, wie sich die schemenhaften Gestalten seiner Eltern aus dem blutbeschmierten Staub erhoben. „Ciel mein kleiner Liebling!“ „Mu…Mutter?“ „Mein Schatz!“, bestätigte der Schatten, der nun die wahre Gestalt hatte und auf den Teufel, hinter dem Ciel stand, zu trat. „Das…das ist ein Trugbild…“ „Nein!“, kam es hart von der Hexe. „Die Geister deiner Mutter und deines Vaters.“ Tatsächlich war nun auch der letzte Earl Phantomhive hinter der blonden Frau zu erkennen. „Sebastian? Was hat das zu bedeuten?“ „Die Geister der Vergangenheit.“, konnte der lediglich bestätigten und wollte dem Jüngeren nicht mehr schmerzen, als er vermutlich eh schon empfinden würde. Ciel griff mit einer Hand fest nach Sebastians Frack, die Augen weiter fest auf die Gestalten gerichtet. „Das kann nicht echt sein.“ „Das ist der Geist deiner Mutter und deines Vaters.“, musste Sebastian aber schmerzlich bestimmen. „Das ist echt.“ Der Anblick war äußerst schwer für Ciel, doch er fühlte auch Zorn in sich aufsteigen fühlen. „Wie kann sie es wagen ihre Ruhe zu stören?“ „Du bist der Einzige, der nachvollziehen kann, warum ich meinen Henry nicht sterben lassen kann!“, hörte er da wieder die Stimme der Hexe, die von der selben Trauer sprach, die auch der Earl kannte. Da riss sich Ciel plötzlich von Sebastian los und stand alleine seinen Mann. „Törichtes Weib! So sehr ich meine Eltern vermisse, so sehr widerstrebt es mir auch sie durch so abscheuliche Magie an die Lebenden zu ketten!“ „Dann bist du genauso des Todes wie sie!“, fauchte die Hexe und griff nun wieder an, doch da baute sich plötzlich eine andere Gestalt vor ihr auf. „Marie!! Hör auf!!“ Kurz bevor die Schere den Geist berühren konnte, stoppte die Hexe und starrte zu dem Geist, der einen Kopf größer war, als sie selbst, hinauf. „Henry…“ „Es reicht! Hör endlich auf mit dem Wahnsinn!“ „Aber ich mache es doch für dich!“, sprach noch immer der Zorn aus ihr. „Wir hatten noch so viele Pläne und dein ganzes Leben lag noch vor uns!“ „Nein, all diese Dinge tust du allein für dich, Marie! So jung ich auch war, es war meine Zeit zu gehen und du musst mich endlich gehen lassen.“ Tränen traten in die Augen der Hexe und sie schüttelte verzweifelt den Kopf. „Du darfst mich nicht allein lassen…“ „Marie“ erklang es da sanft von der schemenhaften Gestalt. „Ich bin tot und tote Dinge MUSS man los lassen.“ Voller Verzweiflung versuchte sie nun über die Wange ihres Liebsten zu streichen. „Du fehlst mir so!“ „Du fehlst mir auch, aber so wird sich daran nichts ändern.“ „Werde ich dich wieder sehen?“, erklang es nun leise und die Tränen nahmen ihren freien Lauf. „Ich hoffe es. Noch weiß ich nicht, was auf mich wartet." „Oh Henry!“ Mit einer Geste der tiefen Liebe, die sie für den jungen Mann empfand, schloss Marie die Augen und löste sich von seinem Anblick. „Ich liebe dich!“, flüsterte sie und trat zu den Knochen, den Sebastian zuvor bereits gefunden hatte. „Ich danke dir“ hauchte ihr Liebster, als sie nach dem Knochen griff. „Ruhe in Frieden!“, erklang es nun so erstickt, dass Ciel es mit seinen menschlichen Ohren fast nicht hätte hören können. Dann nahm sie den Knochen aus dem Bannkreis und befreite somit den Shinigami, als auch die verstorbenen Seelen, die sie heraufbeschworen hatte. Ciels Herz drohte in Scherben zu zerbersten, als seine geliebten Eltern vor seinen Augen verschwanden. „Sie werden immer bei dir sein!“, hörte er auf einmal die nun sanfte Stimme der Hexe, die sich weiter von ihnen entfernte. „Denn so lange du sie nicht vergisst, werden sie in deinem Herzen weiter leben.“ „Späte Erkenntnis?“ kam es da genervt von dem Shinigami, der gerade die Hütte verließ. „Ein Abschied.“, verbesserte Sebastian und sah der Hexe zu, wie sie auf den kleinen rauschenden Bach zu ging. „Schau auf deine Liste.“ „Hö??“ Verwundert kramte Grell seine Liste hervor und entdeckte den Namen Marie Clarks. „Also ich weiß, wessen Seele ich gleich in die Hölle schicke! Dumme Pute!“ „Es steht dir nicht zu, das zu entscheiden.“, bemerkte der Teufel trocken und sah, wie sich die Hexe ins Wasser begab um sich dort der Strömung zu ergeben. Grell grummelte und machte einige unflätigen Bemerkungen über Vorschriften, dann sammelte er seine Scheren ein und marschierte zum Wasser. „Nun mach schon, ich muss noch aufarbeiten!!“ Derweil drehte sich Sebastian zu seinem Herrn um. „Ich sollte sie jetzt zurück zum Gasthaus bringen.“ Ciel nickte und ließ sich hoch heben. „Ja, das war eine ereignisreiche Nacht.“ Bevor sie allerdings aufbrechen konnten kam Grell zu ihnen zurück geeilt. „Aber mein Liebster!! Du willst doch nicht etwa ohne Abschiedskuss gehen?!?“ Verärgert verzog Sebastian für einen Sekundenbruchteil das Gesicht, bevor er einfach losging. „Hey!!“ empört steckte Grell seine Scheren ein und stapfte ihnen nach. „Ich will meinen Kuss.“ Doch Sebastian ignorierte ihn weiter, was nur zur Folge hatte, dass ihnen ein lauter Shinigami ebenfalls weiter folgte, bis es Ciel genug war. „Sebastian! Halt an!“ „Sehr wohl, junger Herr.“ Der Butler blieb stehen und wartete, was sein Herr vorhatte. Als Grell mit Kusslauten auf sie zu stürmte packte Ciel seinen Butler am Kragen, um diesen selbst einen Kuss auf zudrücken. Da Sebastian das natürlich nutzte, wurde der Kuss direkt anzüglich. „Wa…wa…wa…!!!“ erklang es da schockiert und störte ihren Kuss. Der Teufel leckte sich genüsslich über die Lippen und fasste Ciel an den Hintern. „Du hast bestimmt noch Arbeit, Shinigami. Wir haben auch noch etwas vor!“ Dann machte sich Sebastian auf den Weg zum Gasthaus. „Das musste sein“ verteidigte sich da auch schon Ciel. „Er wurde mir zu aufdringlich.“ „Ich fand es sehr schön.“, hörte er die Stimme seines Liebsten. „Dann bring mich zurück ins Hotel.“ „Sehr wohl, junger Herr!“ Ciel erhielt noch einen Kuss und Sebastian wurde schneller. In Wundeseile waren sie so zurück in ihrem Hotelzimmer. „Entkleide mich!“ Der Ältere grinste und küsste sich über Ciels Kinn nach unten. „Nur zu gern!“, dann begann er die Kleidung mit den Zähnen zu öffnen. Ciel entwich ein wohliges Seufzen und er lehnte den Kopf zurück, um Sebastian Freiraum zu lassen. Da fuhren dann endlich die warmen Hände unter seine Stoffe und streichelten ihn. Ein leises Stöhnen erklang, als Stoff von Ciels Schultern rutschte. „Ich sollte dich jetzt gleich ins Bett legen, die Nacht war lang… Du solltest ruhen.“ „Ich plane nicht auch nur eine Minute zu schlafen!“ „Das ist aber nicht gut für dich.“, neckte Sebastian und glitt mit seinen Händen über den Hintern. Seine Hände wurden weg geschlagen bevor Ciel sich regelrecht auf das Bett warf. „Ich bin heute Nacht nicht zu Spielchen aufgelegt, also komm zur Sache.“ „Sehr wohl, junger Herr!“, grinste der Butler und entledigte sich seiner Kleidung, wo bereits eine stattliche Männlichkeit auf Ciel wartete. Mit dieser legte er sich erst einmal nur auf den Kleineren um ihn sie deutlich spüren zu lassen. „Ich nämlich auch nicht!“ Der nächste Morgen grüßte Ciel mit Schmerz, der durch seine geschundenen Glieder zuckte. „Uhhh…“ Da zupften bereits zarte Lippen an seinem Hals und verwöhnten ihn mit Liebkosungen. „Mhh…Was hast du alles mit mir angestellt?“ Viele kleine Perversitäten wurden Ciel nun ins Ohr geflüstert, auch wenn im krassen Gegensatz dazu, die Zärtlichkeiten nicht aufhörten. Ohne Scham antwortete Ciel daraufhin: „Ja, so fühlt sich mein Körper auch an.“ „Viel besser gefällt mir, dass du deinen Spaß daran hattest.“, grinste Sebastian und zog ihn an seine Brust. „Scheinbar zu viel Spaß.“ „Man kann nie genug Spaß haben!“, verkündete der Ältere und streichelte nun Ciels Rücken. Wohlig seufzend lehnte der Earl sich an ihn. „Doch, wenn man am Vorabend in der Stimmung für rauen Sex und Schmerzen ist und am nächsten Morgen Schmerzen hat und nicht mehr die Stimmung dafür.“ „Ich kann dich ja gesund küssen.“, raunte es verspielt zurück. „Und was tust du gegen meine schmerzenden Muskeln?“ „Ich hab dir noch immer keinen Masseur besorgt, oder?“, erwiderte Sebastian lediglich, bevor er richtig antworten würde. Ciel gluckste und drückte das Gesicht gegen Sebastians Brust. „Das hast du wirklich nicht.“ „Werde ich auch nicht!“, bestimmte der Ältere. „Deshalb werde ich es auch selbst tun.“ „…Jetzt?“ „Nein Übermorgen, wenn wir zu Hause sind. Schließlich habe ich weder Öle, noch die entsprechende Liege hier.“, erklärte Sebastian. „Und wie soll ich dann bitte die Fahrt überleben??“ „Auf meinem Schoß?!“ „Der ist aber auch ab und an ziemlich…hart.“ „Der wird sich gedulden, bis wir zu Hause sind.“, versicherte der Butler, ohne sein Streicheln zu unterbrechen. „Dennoch…die Bewegungen der Kutsche werden mir recht schädlich sein.“ „Das sollte ich natürlich nicht zulassen?“ „Es wäre schändlich, würdest du es tun!“ „Da muss ich mal überlegen…“ „Sebastian!“ Der Teufel lachte und drehte Ciel bereits auf den Bauch. „Sag lieb bitte!“ Laut knirschte der Earl mit den Zähnen, da er, stolz wie er war, es hasste betteln zu müssen. „…Dafür werde ich dich erwürgen…bitte…“ Nun strahlte der Ältere und begann mit einer zärtlichen Massage, die mehrere Stunden dauerte. Die Vorhänge der Kutsche waren fest zugezogen, sodass niemand sah, wie es sich ein Earl auf dem Schoß seines Butlers bequem machte. „Der Bestatter des Städtchens wird die nächsten Tage immens viel zu tun haben.“ „Es wird ihm gut tun, er hatte die letzte Zeit gar kein Einkommen.“ Ciel nickte zustimmend und lehnte sich dann nachdenklich an seinen Teufel. „Alles ok?“, wurde er nach einer Weile gefragt. „Ja, mir ist nur gerade etwas durch den Kopf gegangen.“ „Und das wäre?“, fragte der Butler ruhig nach. „Wäre ich ein Anderer, hätte ich sicher Mitleid mit den Bewohnern der Ortschaft. Würde die Sterbenden bedauern und den Überlebenden mein Mitgefühl senden, Doch mir sind sie gleich.“ „Das ist nicht besorgniserregend.“, wurde dem Earl liebevoll versichert. „Ein Teufel kann das beurteilen?“ zweifelte Ciel seine Meinung an. „Natürlich, schließlich kenne ich alle Niederträchtigkeiten der Menschen und weiß auch, dass die meisten anderen Menschen genau so denken.“ „Dann bin ich gar nicht so anders?“ „Was diese Gefühle betrifft, nicht. Sonst bist du etwas besonders!“ „…Schmeichler.“ Zur Antwort erhielt der Earl lediglich einen langen Kuss. „Du hast den Auftrag hervorragend gemeistert, wesentlich besser als ich!“ Ciel schnaubte. „Weil ich mich von so einem abscheulichen Zauber nicht habe beeinflussen lassen? Im Endeffekt ist eigener Zauber gegen sie gewandt worden.“ „Ich bin dennoch stolz auf dich!“ „Hör auf mir Honig um den Mund zu schmieren, das ist ja widerlich!“ „Dann sollten wir uns auf zu Hause vorbereiten.“, entschied Sebastian, der bereits erahnen konnte, was geschehen war. „Eine kluge Idee. Ich weiß auch schon, was ich gedenke zu tun“ erklärte Ciel, ohne seinen Platzt auf Sebastians Schoß aufzugeben. „So?“, fragte der Ältere mit einem besserwisserischem Unterton. „Ja, dieser Auftrag hat es mir gezeigt. Bei den übernatürlichen Fällen und auch bei den Anderen, bist du meine Waffe, meine Spielfigur. Damit ich dich richtig einsetzten kann muss ich mehr über das wissen, was uns begegnen kann. Vier Jahre nur durch Erfahrungen lernen war da eindeutig nicht genug.“ „Die Bibliothek steht dir jederzeit offen bei deinen Studien.“, versicherte der Butler. „Die obere oder die untere Bibliothek?“ spielte Ciel mit einem Grinsen auf die verborgenen Keller der Phantomhives an. „Die Untere.“, erklärte Sebastian, nachdem er daran dachte, dass die Obere aufgrund ihres unfähigen Hauspersonals kurz vor ihrer Abreise teilweise abgebrannt war. „Gut, ich bin sicher, dass ich auf dich zurückgreifen kann, wenn ich etwas nicht verstehe.“ „Natürlich.“ Ciel wurde noch ein wenig näher gezogen. „Die Reise ist lang und Lizzy wird deine volle Aufmerksamkeit fordern, wenn du nach Hause kommst. Schlaf noch ein wenig.“ Ciel wunderte sich schon gar nicht mehr, wie Sebastians Worte sofort den gewünschten Effekt erzielten. Als Sebastian dann vom Kutscher die Information bekam, dass sie bald die Villa des Earls erreichten, begann er diesen mit kleinen Bissen ins Ohr zu wecken. „Hm?“ „Wir sind jetzt zu Hause.“, wurde ihm leise erklärt um ihn richtig erwachen zu lassen. „Schon?“ „Gut geschlafen?“, erwiderte Sebastian lediglich und wischte sich Ciels Sabber von der Brust. „Ja, obwohl ich nicht einmal bemerkt hatte, dass ich müde war.“ „Dann war es auch nötig.“ Ciel erhielt einen liebevollen Kuss. Kaum war dieser dann aber vorbei sah der Earl seinen Butler erwartend an. „Bin ich präsentabel?“ Mit ernster Miene wurde ihm durchs Haar gestrichen und seine Kleidung gerichtet. „Alles ist so, wie es soll.“ „Wie es sich für Earl Phantomhive gehört.“ Sebastian nickte und die Kutsche hielt. Nun rutschte Ciel endgültig von seinem Schoß, damit der Butler die Wagentür öffnen konnte. Kapitel 10: ------------ Wie er es gewohnt war, wurde ihm aus der Kutsche geholfen, doch weiter kam er nicht, denn Lizzy lief aus dem großen Haus und fiel ihm sofort in die Arme. „Oh Ciel!“ „Uff!“ entwich es dem Earl, als er seine Ehefrau auffing. „Willkommen zu Hause!“, strahlte sie und gab ihm einen Kuss auf die Wange anstatt auf die Lippen, denn sie hatte sich ihr Gespräch wirklich zu Herzen genommen. Nur ihr Hibbeln konnte sie nicht wirklich abstellen. Ciel nahm den Kuss hin und drückte sie dann zärtlich von sich. „Vielen Dank.“ Nun drehte sich Lizzy strahlend im Kreis. „Ich muss dir auch vielmals danken! Das war ja so süß von dir!“ „Süß? Wovon sprichst du?“ „Es ist so lieb von dir, dass du mir einen Butler geschenkt hast, damit ich nicht so allein bin, wenn du nicht da bist!“, erklärte sie und legte ihre Hände über ihr Herz. „Einen…“ Ciels Augen weiteten sich und er blickte aufgeregt zu Sebastian. Der nickte ihm mit einer Verbeugung zu. „Und er ist genauso talentiert wie Sebastian.“, schwärmte Lizzy weiter. Überrascht über diese Neuigkeiten räusperte Ciel sich, um darüber hinweg zu täuschen. „Um ehrlich zu sein, hatte ich nicht damit gerechnet, dass er schon da ist.“ „Conner ist gestern Morgen hier eingetroffen.“, wurde ihm da erklärt. Für den Bruchteil einer Sekunde huschte Ciels Blick zu Elizabeths Bauch. „Er ist recht früh.“ „Ich bin dir auf jeden Fall sehr dankbar!“, strahlte sie und rief ihren Butler, damit er Sebastian bei den Koffern helfen würde. Ciel lief ein kalter Schauer über den Rücken, als ein stattlicher Mann das Anwesen verließ und auf sie zukam. Er war fast so groß, wie Sebastian und seine Augen ähnelten denen des älteren Butlers. Nur sein Haar unterschied sich wirklich von dem Sebastians. Es war kürzer, glatt zurück gekämmt und von einem so dunklen Rot, dass es beinahe schon schwarz war. „Mein Herr!“, wurde der Earl unterwürfig gegrüßt und der neue Butler machte eine unterwürfige Verbeugung. „Mein Name ist Conner McAdams und ich werde von nun an in ihrem Haus tätig sein.“ „Ich weiß sehr wohl wofür du hier bist. Ich nahm nur an, dass man den Anstand haben würden mich vorher über dein Erscheinen zu informieren.“ Bei diesen Worten erntete vor allem Sebastian einen ungehaltenen Blick. „Ich bin sicher, du hast dich bereits mit dem Haushalt vertraut gemacht? Ansonsten sollte dir klar sein, dass du Sebastian direkt unterstehst.“ „Sehr wohl, mein Herr!“, versicherte Conner und nahm seinen Platz hinter der Lady Phantomhive ein. Auf diese trat Ciel nun wieder zu. „Würdest du mich hinein begleiten, Lizzy?“ „Sehr gern, Ciel!“, lächelte sie und hakte sich bei ihm ein, um sich hineinführen zu lassen. Ihr Mann schien es sogar recht eilig zu haben sie von dem neuen Butler weg zubekommen. „Sag, wie geht es dir?“ „Mir geht es wieder sehr gut. Danke und dir?“ „Es lief alles zu meiner Zufriedenheit, dementsprechend geht es mir hervorragend.“ Ciel zögerte, bevor er wieder das Wort an sie richtete. „Es muss dich erschreckt haben, als Conner plötzlich aufgetaucht ist.“ „Überhaupt nicht.“, versicherte Lizzy kichernd. „Conner ist mit der Kutsche gebracht worden und hat sich höflich vorgestellt. Er hat mir all seine Papiere gereicht. Warum sollte mich das erschrecken?“ „Weil ich dich darüber nicht informiert habe, was mir leid tut.“ Ciel fragte sich, wie viel er ihr wohl sagen sollte. „Dir ist sicher bewusst, dass jeder Erbe der Phantomhives seinen eigenen Butler bekommt, nicht wahr? So wie ich Sebastian bekam.“ Begeistert einmal wirklich etwas über ihre Familie zu hören zu bekommen, schmiegte sich Lizzy ein wenig an. „Wollen wir für so etwas nicht einen Salon wählen und es uns gemütlich machen?“ „Das ist eine gute Idee“ lobte er seine Ehefrau. Glücklich wurde Ciel in Lizzys Lieblingssalon gebracht und wartete darauf, wo er ihr helfen würde, dass sie sich setzen konnten. Galant, wie er manch einmal sein konnte führte Ciel sie zu einem kleinen Sofa. „Danke!“ Sie lächelte ihm sanft zu und machte es sich bequem, in der Hoffnung, dass er bei ihr sitzen würde. Dennoch war sie überrascht, als er es tatsächlich tat. „Wo war ich?“ „Du hast damit begonnen, dass jeder Phantomhive einen Butler besitzt, so wie du Sebastian.“, erklärte sie und zeigte, dass sie aufmerksam gewesen war. „Nicht jeder Phantomhive, nur das Oberhaupt und sein Erbe.“ „Umso schöner finde ich deine Überraschung für mich!“, erklärte die junge Frau. Ciel unterdrückte den Drang auf dem Polster umher zu rutschen. „Du verstehst nicht ganz. Conner bleibt solange dein Butler, bis es einen Erben gibt, dem er dienen kann.“ „Oh…“ Lizzy nickte und hielt sich die Hand vor den Mund. „Glaubst du etwa, es ist bald soweit?“ „Nun…man kann nie wissen, nicht?“ wich Ciel der Frage aus. „Bis dahin kann er noch viel von Sebastian lernen.“ „Ja.“, sie nickte, lächelte Ciel danach trotzdem wieder an. „Danke, dass du ihn schon jetzt hast kommen lassen.“ „Das war einfach praktischer“ wiegelte er ihren Dank ab. Da klopfte es an die Salontür und Sebastian trat ein. „Verzeihen sie die Störung, junger Herr. Aber ich habe mir erlaubt, ihnen und Lady Lizzy einen Tee zu bereiten.“ „Sehr gut, Sebastian“ erklärte der Hausherr da kühl. „Dann werde ich mich nun daran begeben und das Dinner vorbereiten.“, erklärte der Butler und verbeugte sich. „Tu das und lass dir von dem Neuankömmling helfen.“ „Sehr wohl.“ Sebastian verließ das Zimmer und Lizzy begann zu kichern, auch wenn ihre Augen dem Butler traurig folgten. „Ich glaube, ihm gefällt der neue Butler nicht.“ „Vielleicht fühlt er sich in seiner Stellung bedroht“ rätselte Ciel und dachte sich dabei, dass Sebastian das ganz recht geschehen würde. „Aber das muss er doch nicht, oder?“ „Natürlich nicht, aber das muss er ja nicht wissen.“ Ciels Frau grinste mit roten Wangen und hoffte nun von ihm zu erfahren, was sie bereits mit eigenen Augen gesehen hatte. „Eifersucht kann manchmal ganz fürchterlich sein oder alte Gefühle wieder aufflammen lassen.“ „Eifersucht?“ „Ja, sonst wüsste er, dass seine Stellung sicher ist.“, versicherte Lizzy. „Ich kann dir versichern, dass ich mit Sebastians Eifersucht umgehen kann.“ „Ist er also öfter so?“, wurde sie neugierig. „Zu oft.“ Lizzy nickte verstehend und griff sanft nach Ciels Hand. „Dann solltest du mit ihm darüber sprechen. Schließlich will ich nicht, dass du unglücklich wirst!“ Erst jetzt begriff Ciel, dass seine Frau wohl mehr wusste, als sie sollte, was ihn zum erröten brachte. „Lizzy!“ „Es ist mir sehr wichtig.“, versicherte sie ihm freundschaftlich. „Über so etwas spricht man nicht, Lizzy!“ „Verzeih.“ Lizzy lächelte noch einmal und strich ihm über die Finger, bevor sie nach ihrem Tee griff. Ciel räusperte sich verlegen, bevor auch er sich seinem Tee zu wandte. Am Abend erwartete Sebastian seinen Herrn schweigsam in dessen Zimmer und wartete darauf, ihn entkleiden zu dürfen. Doch anstatt auf ihn zu zutreten ging Ciel an ihm vorbei und löste sich die Schleife, um seinen Hals, selbst. Da war er aber bereits schon hinter ihm und legte die Arme um ihn um ihm das Jackett zu öffnen. „Sag nicht, ich hätte dir nichts gesagt.“, begann er und wusste natürlich, was mit Ciel los war. Jener grollte verärgert und schlug Sebastians Hände weg. „Nur weil du dir einbildest minimale Hinweise gegeben zu haben, heißt das nicht, dass du mir auch nur ein Wort gesagt hast!“ Unbeeindruckt hielt Sebastian nun den ganzen Körper des jungen Earls fest. „Du wusstest, dass der Tag irgendwann kommen wird und ich dachte, je schneller, desto besser, dann musst du Lady Lizzy nicht mehr aufsuchen.“ Wütend wehrte Ciel sich gegen die Arme um sich. „Du hattest die Pflicht mich aufzuklären!“ „Zu viel sollte ich Mutter Natur doch auch nicht ins Handwerk pfuschen.“ Sebastian vergrub seine Nase in Ciels Haar. „Was macht dich wirklich so wütend?“ „Das du glaubt deine Spielchen mit mir spielen zu können!“ fauchte der Jüngere und zog den Kopf weg. „Jetzt lass mich los!“ „Ich habe niemals mit dir gespielt!“, erklang es nun ernst und fast verärgert an seinem Ohr. „Und warum hast du mir dann nicht in dem Moment von Conner erzählt, als er mein Grundstück betreten hat??“ „Weil ich trotz all dem nicht hellsehen kann und ihn erst auf unserem Rückweg anfing zu fühlen.“ Sebastian hob einen Finger. „Und da habe ich zumindest eine kleine Andeutung gemacht!“ „Du hättest es mir ganz direkt sagen müssen!“ „Die Freude steht aber deiner Frau zu.“ „Ich rede nicht über die Schwangerschaft, sondern, dass ein fremder Teufel in MEINEM Haus ist!!“ „Da ist noch mehr.“, stellte Sebastian fest und schüttelte den Kopf. „Es stört dich nicht, was er ist, sondern was das bedeutet.“ „Was soll das denn heißen??“ „Deinem Baby, deinem Sohn, wird niemals etwas geschehen, so lange Conner da ist. Er wird ihn mit seinem Leben beschützen!“, versicherte er Ciel hoch und heilig. „Kann ich wirklich darauf vertrauen? Er wirkt, als würde er das Ganze nicht wirklich ernst nehmen.“ „Ja, denn es ist so etwas Besonderes, für die Familie Phantomhive tätig zu sein, dass der Tod eine Erlösung wäre, wenn man den Job nicht aus vollem Herzen täte.“, versicherte der Ältere und küsste Ciel. „Gib ihm etwas Zeit, man muss sich aneinander gewöhnen.“ Der Earl machte ein unmutiges Geräusch. „Ich trau dem Frieden nicht.“ „Dann vertrau mir und dass ich noch mehr Gründe habe, meine Familie zu schützen!“, bat der Ältere lächelnd. „…Deine Familie?“ flüsterte Ciel da nach einer Weile. Doch sein Butler legte bereits wieder seine Hände an die Kleidung des Jüngeren und begann diese zu öffnen. „Wir sollten jetzt mit der Tagesordnung fortfahren, dich entkleiden und waschen!“ „Das war ein miserabler Themenwechsel!“ „Möchtest du es selbst tun?“ „…Das habe ich nicht gesagt!“ Sebastian grinste und begann zärtlich mit seiner Arbeit. Schweigsam ließ Ciel ihn machen, bevor er leise zu sprechen begann: „Sie ist also wirklich schwanger.“ Das wurde ihm bestätigt, als sich warme Arme um seinen nackten Körper legten. „Ja, du brauchst von nun an keine Zärtlichkeiten, intimerer Art, mehr mit ihr tauschen. Ich gehe davon aus, dass sie in ca. 8 Wochen ihre ersten Symptome bekommt und sie einen Arzt konsultieren wird.“ „Meine Güte.“ Mit einem tiefen Seufzer fuhr sich Ciel mit einer Hand über das Gesicht. „Meine Güte.“ „Was gedenkst du jetzt tun tun?“ „Ich habe keine Ahnung“ gab der Earl ehrlich zu. „In der Situation war ich noch nie.“ „Du wirst dich schon daran gewöhnen.“ „Du hast mehr Erfahrung mit Kindern, als ich, also überlasse ich notfalls alles dir.“ „Wie gewöhnlich.“, grinste der Butler und küsste seinen Herrn. „Werd nicht frech! Meine Geduld mit dir ist immer noch dünn!“ mahnte Ciel ihn, als der Kuss endete. „Dann sollte ich das ändern.“, überlegte Sebastian laut und hob ihn auf seine Arme. „Was planst du jetzt schon wieder?“ Ciel wurde aufs Bett gelegt und gestreichelt. „Dich sanft stimmen.“ Der Earl schnaubte leise. „Streng dich besser an.“ „Sch!“, wurde ihm geboten und ein Finger auf die Lippen gelegt, bevor sich Sebastian über seine Brust tiefer küsste und ihn das reine Talent seines Mundes spüren ließ. „Oh, Gott!“ Verärgert sah Sebastian auf und hatte aus Frust Ciels Geschenk nicht geschluckt, sondern laufen lassen. „Der hat damit nichts zu tun!“ Die Morgensonne fiel durch das große Fenster in Ciels Arbeitszimmer und wärmte diesem den Nacken, während er sich irritiert die Nasenwurzel rieb. „Und ich habe keine Zeit mehr zu fliehen?“ „Nein, tut mir leid, mein Herr.“, wurde ihm verneint. „Dann wirst du wohl jetzt die zweifelhafte Ehre haben die Großmutter deines zukünftigen Schützlings kennen zulernen. Ich bin gespannt ob du es überlebst.“ „Sollte ich mich bewaffnen?“, fragte Conner nach. „Das wäre nutzlos“ erklärte Ciel ihm trocken. „Dann werde ich sie mit schwarzer Magie belegen.“, erklärte der neue Butler. Ciel seufzte und rieb sich erneut die Nasenwurzel. „Conner?“ „Mein Herr?“ „Lass dir von Sebastian Sarkasmus und Ironie erklären!“ „Sehr wohl!“ Conner verbeugte sich. „Kann ich sonst noch etwas für sie tun, mein Herr?“ „Nein, nein. Geh nur, bevor sie hier herein stürmt.“ Conner nickte und verabschiedete sich, bevor er sich auf den Weg zu Sebastian machte um Ciels Befehl nachzukommen. Der Earl hatte nur noch eine Viertelstunde Ruhe, bevor es an seine Tür klopfte. Noch bevor er seinen Besucher dann herein bitten konnte öffnete sich die Tür mit einem Knall. „Wie konntest du nur?“, knallte ihm da bereits eine harte Stimme entgegen. „Guten Morgen, Tante Francis. Tee?“ grüßte ihr Neffe und Schwiegersohn und deutete auf sein teuren Teeservice, welches er direkt aus China hatte importieren lassen. Doch die so gut erzogene, geborene Phantomhive, interessierte das nicht und sie warf das Porzellan mit einer Handbewegung vom Tisch, wodurch es während des Aufpralls in unzählige Teile zersprang. „Du hast meine Tochter und meinen Enkel tatsächlich der Gefahr ausgesetzt? Du bist das Letzte, Ciel!“ Als wäre nichts geschehen nahm Ciel einen Schluck aus der Teetasse, die er in der Hand hatte und die so dem Schicksal des anderen Porzellans entgangen war. „Du hast also von Conner gehört?“ „Meine Tochter glaubt, Conner wäre für sie und sie hat mir per Eilboten geschrieben, wie glücklich sie ist und wie sehr sie sich über dein Geschenk freut!“, fauchte Francis. „Aber ich werde das Verhindern! Lizzy ist schwanger und ich werde sie von nun an wieder nach Hause holen, da du es offensichtlich nicht schaffst, ihr die Teufel vom Leib zu halten!“ Scheinbar gelassen stellte Ciel seine Tasse ab. „Du wirst rein gar nichts tun, Tante. Sie ist meine Frau und damit ist sie offiziell nicht mehr Teil deiner Familie. Was Conner angeht…nun, du wusstest doch an wen du sie verheiratet hast, schließlich warst du auch einmal eine Phantomhive.“ „Ich dachte, nach deinem Großvater wäre dieser Wahnsinn vorbei und dann starben deine Eltern, wonach ich die Verlobung zwischen dir und meiner Tochter natürlich nicht mehr rückgängig machen konnte!“ Sie verzog ihr Gesicht. „Und sie ist noch immer meine Tochter und wird daher mit mir kommen!“ „Du kannst es gerne versuchen, Schwiegermutter, aber solltest du es tatsächlich schaffen Lizzy mitzunehmen, unwahrscheinlich bei zwei Teufeln im Haus, wird dein Mann sie umgehend zurückschicken, um einen Skandal zu verhindern. Onkel mag unter deinem Pantoffel stehen, muss aber an den Namen seiner Familie denken.“ Wieder nahm Ciel einen Schluck Tee. „Es scheint mir außerdem, dass du sehr leichtgläubig gedacht hast, als du angenommen hast, der Pakt wäre gebrochen, als Vater seinen Butler ablehnte. Er hat damit nämlich nur seine teuflische Waffe abgelehnt, nicht aber den Auftrag unserer Familie.“ Das vor Wut verzogene Gesicht wurde nun unsagbar traurig. „Bedeutet dir Lizzy überhaupt nichts? Siehst du die Gefahr nicht, der du sie aussetzt?“ Nun schien Ciel doch ein gewisses Maß an Frustration an den Tag zu legen. „Tante, ich kann dir versichern, dass mir meine Frau sehr am Herzen liegt, weshalb ich mich auch versichert habe, dass von Conner keine Gefahr für das Hause Phantomhive ausgeht. Er mag ein Teufel sein, doch er ist vertraglich dazu verpflichtet meinen Sohn zu schützen und ihm zu dienen.“ „Du könntest Lizzy dennoch ein paar Tage zu Besuch mit zu ihren Eltern kommen lassen!“, versuchte sie zu handeln. „Ich werde darüber nachdenken.“ „Danke!“ Ciel machte eine mildtätige Geste. „Ich will ja keinen Streit und immerhin wirst du Großmutter.“ „Weiß Lizzy es schon?“ „Nein, ich plane es sie auf normale Weise erfahren zu lassen.“ Francis nickte und schien mit dieser Antwort zufrieden. „Ich denke, das ist gut so.“ „Falls du sie sehen willst, sie sollte im Salon sein.“ „Ja.“, sie nickte und ging zur Tür. „Sie wird sich bestimmt auf ein paar Tage bei mir freuen!“ „Sicherlich.“ Kapitel 11: ------------ Lizzy sollte zwei schöne Wochen bei ihren Eltern verbringen, in denen sie wieder ganz die Tochter sein konnte und nicht die Frau des Familienoberhauptes der Phantomhive. Doch als sie zurück nach Hause kam, hatte man ihr auch eine Überraschung bereitet, eine, der sie Ciel niemals zugetraut hätte, nämlich einen Begrüßungsball ganz nach ihrem Geschmack. Es freute sie sogar umso mehr, weil sie sah, wie irritiert ihr Mann über das Ereignis war. Außerdem tanzte er das ein ums andere Mal mit ihr, bis ihr sogar schwindelte und sie sich auf ein gemütliches Sofa setzen musste. Sie war so berauscht und glücklich an diesem Abend, dass ihr nicht einmal auffiel, wie alle Welt neugierig auf ihren Bauch starrte. Doch die nächsten Wochen verliefen ruhig. Es war keine Saison für große Partys in London, was auch gut war, denn der jungen Lady Phantomhive schien es nicht gut zu gehen. „Vielleicht solltest du einen Arzt kommen lassen, Lizzy“ schlug ihr Mann ihr deshalb eines Morgens vor. „Wenn du dich dann besser fühlst.“, gab sie leise nach, da sie sich als Lady Phantomhive kein Blöße geben wollte. „Mir wäre sicherlich wohler zu mute.“ „Dann will ich das tun.“, versicherte sie ihm und rief nach Conner, der sofort den Salon betrat, als hätte er vor der Tür gestanden. „Wenn du bitte den Arzt kommen lassen würdest, Conner. Ich fühle mich nicht wohl.“, gab sie dem Butler in Auftrag. „Und Ciel würde sich wesentlich besser fühlen, wenn das abgeklärt würde.“ „Sofort, Madam!“ Der Butler verbeugte sich und zog sich zurück. „Ich finde, Conner hat sich in den letzten Wochen gut eingelebt, meinst du nicht?“, wurde Ciel da gefragt. Ihr Mann nickte, seinen Blick auf die Tageszeitung gerichtet. „Sebastian ist zufrieden mit ihm.“ „Und du?“ „Ich habe nichts zu klagen.“ „Das ist schön.“ Lizzy hielt sich ihren Bauch und sah Ciel sehnsüchtig an. „Es tut mir auch leid, dass wir in letzter Zeit nicht an deinem Erben üben konnten. Mein Körper will wohl im Augenblick nicht.“ „Sorg dich nicht. Es ist nur wichtig, dass du dich gut erholst“ wiegelte ihr Mann ruhig ab. „Danke.“ Sie lächelte müde und lehnte sich zurück. Ciel schielte sie über seine Zeitung hinweg an. „Willst du dich nicht hinlegen bis der Arzt kommt?“ „Und du bist nicht böse, wenn ich dich allein lasse?“ „Natürlich nicht, Lizzy.“ „Du bist so gut zu mir!“, erklärte die junge Frau und erhob sich, wobei sie doch etwas wacklig auf den Beinen wirkte. „Geht es?“ fragte Ciel sie da und legte die Zeitung beiseite. „Könntest du mir vielleicht helfen?“, wurde er leise und unsicher gefragt. „Natürlich.“ Sofort stand Ciel auf, um ihr seinen Arm anzubieten. „Ich danke dir!“, blass lächelte sie ihn an und ließ sich in ihre Privatgemächer führen. Dort half er ihr, etwas unbeholfen, aus ihrem Morgenmantel und deutete ihr sich hinzulegen. „Ich bin sicher der Arzt wird nicht lange auf sich warten lassen.“ „Ja.“ Lizzy lächelte und machte es sich bequem. „Ich lasse dich dann wissen, was der Arzt gesagt hat.“ „Das würde ich sehr begrüßen.“ Ein paar Stunden später, stürmte die blasse Frau des Hauses dann strahlend das Büro ihres Mannes und kam sofort um den Schreibtisch um diesen zu umarmen. „Der Arzt war da!“ Überrumpelt konnte Ciel gerade noch seine Papiere retten, bevor Tinte auf ihnen verteilt wurde. „Du meine Güte, Lizzy!“ „Wir bekommen ein Baby!“, platzte sie heraus um ihm ihre Freude zu erklären. Da das keine Neuigkeiten für Ciel waren, musste er sich etwas bemühen überrascht zu wirken. „Wirklich?“ „Ja, du wirst Vater!“, erklärte sie stolz und mit Tränen in den Augen. „Ich kann dir endlich nützlich sein!“ „Nun red nicht so, Lizzy! Du bist mir immer nützlich“ erklärte Ciel und erlaubte, dass sie sich auf seinen Schoß setzte. Glücklich schmiegte sie sich an ihn. „Der Arzt sagt, in 6-7 Monaten werden wir ein Kind in unserer Mitte haben.“ „So bald schon?“ Sie nickte. „Es ist wohl geschehen, bevor du zu deiner letzten Geschäftsreise aufgebrochen bist.“ „Ah, dann haben wir es also Sebastians Rechenkünsten zu verdanken!“ „Und deinem Talent…“, nuschelte Lizzy leise, wobei sie Ciel lobte, was jenen erröten ließ. „Wir haben die nächsten Monate dann viel zu tun.“, stellte sie weiter fest um ihn nicht zu überrennen mit ihren körperlichen Aktivitäten. „Ich bin sicher, dass dir deine Mutter gerne bei der Planung helfen würde…“ „Bestimmt. Sie kennt hervorragende Kinderzimmerausstatter. Außerdem muss ich noch in die Geschäftsräume von Funtom um die Grundausstattung an Kuscheltieren und Spielzeug zu besorgen. Ach und zum Schneider müssen wir auch… Ob Sebastian auch eine gute Hebamme kennt? …“ Dieses und weiteres sprudelte nun aus der glücklich, werdenden Mutter. „Ruhig Blut, Lizzy!“ lachte ihr Ehemann da plötzlich auf. „Du hast noch Monate lang Zeit alles zu planen.“ Für das Lachen wurde er liebevoll und warm umarmt, ganz ähnlich, wie seine Mutter es früher immer getan hatte, was Lizzy bereits jetzt im Innern selbst zu einer guten Mutter auszeichnete. „Wir werden wirklich Eltern!“ Das Lächeln war wieder von Ciels Gesicht verschwunden, dennoch umarmte er seine Ehefrau. „Nun geh und schicke deiner Mutter endlich den ersehnten Boten.“ „Ja!“ Sie strahlte und hatte nun auch wieder eine gesunde Gesichtsfarbe. Bevor sie jedoch das Zimmer verließ, sah sie Ciel noch einmal vorsichtig an. „Wollen wir das heute Abend nicht feiern?“ „Wenn du vorsichtig feierst…“ Zärtlich legte Lizzy sich eine Hand auf den Bauch und nickte. „Versprochen!“ „Dann lass Conner alles organisieren.“ „Mach ich!“ Sie nickte und verließ nun endgültig das Zimmer ihres Mannes, der daraufhin seufzend in seinen Stuhl zurück sackte. „Du wirkst erschöpft.“, erklang es da hinter ihm und somit hinter einem Vorhang. „Lizzy vollgestopft mit Schwangerschaftsstimmungen… eine fürchterliche Vorstellung.“ „Vielleicht steht es ihr ja?“ Sebastian trat hervor und massierte leicht die Schultern seines Herrn. „Hoffen wir es“ murmelte Ciel und rieb sich die Nasenwurzel. „Ich finde sie so schon anstrengend.“ „Ich finde ja, sie hat sich bereits in letzter Zeit geändert.“, bemerkte sein Butler, ohne sein Handeln zu unterbrechen. Sein Herr schnurrte wohlig und ließ den Kopf nach vorne sinken. „Das ist mir auch schon positiv aufgefallen.“ „Ob es dafür wohl einen Grund gibt?“ „Es gibt für alles einen Grund.“ „Und du kennst ihn?“ Sebastians Hände massierten nun den Rücken und seine Lippen kümmerten sich um den Nacken. „Hmm…wirke ich denn so?“ „Für mich schon. Sonst hättest du es nicht erwähnt.“ „Nun, dann sollte ich den Grund wohl mit dir teilen, was?“ Sebastian grinste und nickte. „Es könnte sich für dich lohnen!“ „Das klingt überzeugend.“ „Dann sprich!“, wurde der Earl aufgefordert. Ciels Mundwinkel zuckten nach oben, bevor er Sebastian von seiner Unterhaltung mit seiner Frau unterrichtete, aus der hervorgegangen war, dass sie Bescheid wusste über ihn und den Butler. Zufrieden leckte der Ältere nun über seinen Nacken. „Dann hat es sich ja gelohnt…“ „Gelohnt?“ „Die Türe in jener Nacht nicht zu verschließen.“ Sebastian grinste und knabberte elektrisierend an Ciels Ohr. Mit einem Schlag drehte Ciel sich in seinem Sessel um, um Sebastian ansehen zu können. „Bitte was??“ „Es war an der Zeit, dass sie ihre kindlichen Hoffnungen begräbt.“ Der Teufel hatte offensichtlich keinerlei Schuldgefühl. „Und es war vorhersehbar, dass ihr euch danach besser versteht, da ihr bereits zusammen aufgewachsen seid und die Vorteile zu einer normal menschlichen, sexuellen Beziehung kennt.“ „Unsinn!“ blaffte ihm da sein Herr dazwischen. „Du wolltest nur vor ihr deine Besitzansprüche deutlich machen!“ „Ich brauchte sie weder als Gefahr noch als Konkurrenz sehen.“, verneinte der Ältere lächelnd. Dann ging er zur Tür. „Ich habe jetzt noch für die Feier zu tun.“ Schnaubend setzte Ciel sich wieder richtig in seinen Stuhl. „Nur fort mit dir!“ Die Feier zu Ehren des heranwachsenden Nachwuchses wurde so prächtig, wie kein Fest mehr, seit der Hochzeit des Ehepaares Phantomhive, gefeiert und Lizzy ging aus jeglicher Sicht wahrhaft ehren- und liebevoll mit ihrer neuen Roll um. Sie schien generell an ihrer neuen Aufgabe zu wachsen, auch wenn sie ihre Schwangerschaft einfach jedem verkünden musste. Ein paar Wochen später, als die Schwangerschaftssymptome so richtig eingesetzt hatten, sah Lizzy eines Abends jedoch nicht gesund aus. Sie saß Ciel beim Dinner gegenüber und schien unruhig, ihr Gesicht war gerötet und immer wieder sah sie ihren Mann verschleiert an. Ciel beobachtet das Verhalten seiner Frau genau, bevor er beschloss sie darauf anzusprechen. „Ist alles in Ordnung, Elizabeth?“ Da schüttelte Lizzy schüchtern den Kopf und senkte ihren Blick. „Nein, tut mir leid.“ „Was tut dir leid?“ fragte ihr Mann sofort nach, da ihm ihr Verhalten Rätsel aufgab. „Ich würde dich gern etwas fragen.“, erwiderte die junge Frau und ihre Gesichtsfarbe wurde noch um einige Nuancen dunkler. „Nur zu.“ Etwas unbehaglich legte Lizzy ihre Hände nun auf ihren Schoß und spielte mit dem Stoff ihres Rockes. Es sollte mit erklären, sie aber auch etwas ablenken. „Ich weiß, dass die Frage sehr dreist klingen muss. Aber bitte… könntest du mich diese Nacht aufsuchen?“ Als hätte sie direkt von Perversitäten gesprochen, schoss Ciel das Blut ins Gesicht. „Lizzy!“ „Bitte…“, flehte sie regelrecht und sah Ciel nun mit feuchten Augen an. „Da ist dieser starke Drang in mir und nur du kannst was dagegen machen…“ „Aber…“ Überfordert sah Ciel zu seinem Butler, der ihm ja versichert hatte, dass er nun nicht mehr bei Elizabeth schlafen müsste. Natürlich bemerkte sie diesen Blick und senkte beschämt ihre Lider. „Du kannst Sebastian mitbringen…“ Ihrem Ehemann klappte der Kiefer runter, als er dieses Angebot hörte. Solche Worte aus dem Mund seiner unschuldigen Freundin aus Kindertagen schockierten ihn sichtlich. Da erhob aber auch Sebastian seine Stimme und trat lächelnd näher an den Tisch. „Sie brauchen sich nicht schämen, Lady Elizabeth. Ihre Gefühle sind während einer Schwangerschaft durchaus normal und können sehr ausgeprägt sein.“ Er machte eine leichte Verbeugung mit seinem Kopf. „Wenn sie es wünschen, kann ich ihnen alternativ einige gute Lektüren empfehlen, die ihnen zeigen können, dass sie diese bestimmte Erleichterung auch allein erlangen können. Dann brauchen sie sich nicht mit dem unguten Gefühl, ihren Gatten oder mich zu ‚belästigen‘ herumschlagen.“ Ciel errötete noch mehr, als seine Frau enthusiastisch zustimmte, hoffend einen Weg der Erlösung gefunden zu haben. „Danke!“, wendete sie sich schließlich an den Butler, bevor ihr Blick wieder zu Ciel glitt. „Und entschuldige meine unverschämte Bitte. Aber es ist ein so unglaublich starkes und auch schmerzhaftes Gefühl.“ Ihr Mann räusperte sich und versuchte die Scham aus seinem Gesicht zu bekommen. „Sorg dich darum nicht. Sebastian sagt ja, dass es normal ist.“ Der Blick aus den unschuldigen Augen von Lizzy sagte Ciel, dass sie es dennoch sehr begrüßen würde, wenn er sie zumindest kurz in der Nacht besuchen käme. Dennoch lächelte sie. „Ich will versuchen, dir keine Last zu sein.“ „Da bin ich mir sicher“ stimmte Ciel zu. Mit einem schüchternen Lächeln erhob sie sich nun und machte einen kleinen Knicks. „Ich würde mich dann gern etwas zurück ziehen.“ Ciel verstand das und entließ sie bereitwillig. „Ich werde mich dann gleich um die Bücher für deine Frau kümmern.“, versprach Sebastian, als sie allein waren. „Tu das.“ Aufgeregt rieb Ciel sich über das Gesicht. „…Das sie so etwas fragen würde.“ „Es war deutlich, dass sie dich damit eigentlich nicht belästigen wollte. Aber ich glaube, sie wusste sich einfach nicht zu helfen.“, versuchte der Ältere zu erklären. „Ich habe schon oft eine Seele erlangt, weil eine Frau in der Schwangerschaft keine Erlösung gefunden hat. Und eine Frau braucht in diesen besonderen Monaten oft das gute Gefühl der körperlichen Lust.“ „Von so etwas habe ich ja noch nie gehört“ warf Ciel da skeptisch ein. „Dann solltest du ihren Arzt fragen. Der wird es dir bestätigen können.“, wurde ihm gesagt. Ausweichend wedelte der Earl mit der Hand. „Ich glaube dir ja, aber mich wundert, dass so etwas totgeschwiegen wird, wenn es so wichtig ist.“ Er wurde mit einer erhobenen Augenbraue angesehen. „So verklemmt wie die westliche Welt ist, wundert dich das?“ „Da hast du wohl recht.“ „Ich werde dann jetzt die Bücher holen gehen. Du solltest deiner Frau aber erklären, dass sie niemandem davon berichten sollte. Die Queen hat so etwas nämlich untersagt.“ „Du verführst meine Frau, also zu illegalen Aktivitäten?“ „Ich will dir lediglich ersparen, dass sie dich noch deutlicher bittet, das Bett mit ihr zu teilen.“, widersprach Sebastian grinsend. „Und mich dabei womöglich mitzunehmen.“ Ciel erschauderte sichtlich. „So lieb ich Lizzy habe…DAS muss nun wirklich nicht sein.“ „Dann wirst du ihr gleich die Bücher bringen. Ich beeile mich.“, versprach der Teufel und verließ den Raum. Der Earl blieb alleine zurück und betrachtete seufzend sein kalt gewordenes Mahl. „Na toll.“ Als Sebastian zurück kam, hatte er drei Bücher auf dem Arm, die sowohl Text als aus detailtreue Bilder enthielten. „Ich denke, die werden ihr reichen.“ „Das will ich hoffen“ murmelte Ciel und erhob sich aus seinem Stuhl. „Sei ihr nicht böse.“ Sebastian reichte ihm die Bücher. „Ich kümmere mich um den Rest.“ Grummelnd nahm der Jüngere die schweren Bücher an sich. „Ich weiß, was ich zu tun habe!“ „Ich werde dich gleich vergessen lassen!“, versprach Sebastian und ließ ihn ziehen. Grummelnd ließ sich Ciel nicht von Sebastians Versprechen aufheitern, sondern ging eher unstimmig zu den Gemächern seiner Ehefrau. Jene ließ sich gerade von ihrer Zofe umkleiden, ließ ihn aber dennoch lächelnd ein. „Wärst du so freundlich uns kurz alleine zu lassen, Paula?“ „Sofort!“ Die Zofe verbeugte sich vor dem Earl und zog sich sofort zurück. Kaum war sie verschwunden trat Ciel auf seine Frau zu. „Hier, Lizzy. Das sind die Bücher von denen Sebastian sprach. Lass sie aber niemanden sehen, nicht einmal Paula!“ Lizzy nickte zustimmend und sah ihn mit leuchtenden Augen an, bevor sie die Bücher entgegen nahm und dabei ihre Hände über die von Ciels legte. „Ich danke dir!“ „Du bist meine Frau und ich will ja, dass es dir gut geht“ wich Ciel ihrem Dank geschickt aus. „Ich lasse dich jetzt allein.“ „Darf ich dich noch etwas fragen?“, erklang da ihre zögerliche Stimme, als sie die Bücher sicher in einer Nachttischschublade verstaute, die sie abschließen konnte. „Natürlich“ erklärte ihr Mann, der bereits wieder an der Tür war. „Willst du nicht mal deine Hände auflegen, ob du unser Kind nicht spürst?“ „Es bewegt sich schon?“ Sie schüttelte ihren Kopf. „Jetzt noch nicht. Aber wenn es soweit ist?“ „Ich denke, das wird sich organisieren lassen.“ Damit brachte Ciel seine Frau zum Strahlen und sie strich sich über den dünnen Stoff, der ihren Körper verdeckte, über den Bauch. „Das bedeutet mir viel!“ „Ich wünsche dir jetzt noch einen schönen Tag“ wurde sich von ihr verabschiedet, bevor sie mit ihrer neuen Lektüre allein gelassen wurde. „Ich werde heute Nachmittag den Schneider empfangen, brauchst du auch etwas?“, fragte Lizzy, Ende des dritten Monats und zupfte sich an ihrem Rock herum, der ziepte und spannte. „Das wirst du Sebastian fragen müssen. Er behält meine Garderobe im Auge.“ „Oh ja…“, etwas enttäuscht nickte sie und aß ihr Frühstück weiter. Ihrem Mann entging ihre Stimmung nicht, weshalb er von seinem Tee aufsah. „Stimmt etwas nicht?“ „Nein, schon gut. Ich glaube, die ersten Stimmungen fangen an.“, versuchte sie sich an einem Lächeln, was von Ciel skeptisch betrachtet wurde. „Wenn du sicher bist…“ „Ja.“ Lizzy nickte. „Außerdem fange ich an, mir ernsthaft Gedanken um Conner zu machen. Er macht mir inzwischen ein bisschen Angst, weshalb ich immer froh bin, wenn du in meiner Nähe bist.“ „Angst? Inwiefern?“ Während Ciel seine Teetasse abstellte wurde ihm klar, warum Sebastian sie an diesen Morgen allein hatte frühstücken lassen. „Es geht ihm nur noch um das Baby und er spricht ständig davon, dass er weiß, dass es ein Junge ist. Ich glaube, es würde ihn nicht stören, wenn mein Kind da ist und ich verschwinde…“, flüsterte Lizzy ängstlich. „Er fängt sogar an, mir Vorschriften zu machen, was ich zu tun und zu lassen habe, damit es dem Baby gut geht.“ „Hm.“ Einen Moment starrte Ciel auf seine Teetasse und ihre roten Verzierungen, bevor er seine Frau wieder ansah. „Du musst dir wirklich keine Sorgen machen, Lizzy.“ „Das hab ich aber…“, flüsterte sie zurück. „Conner beabsichtigt sicher nicht dich zu beunruhigen, er weiß es nur nicht besser.“ „Das verstehe ich nicht.“, gab sie zu. Ciel seufzte und deutete ihr an ihren Platz am anderen Ende des Tisches zu verlassen und sich neben ihn zu setzen. Das tat sie auch, wobei sie deutlich fragend aussah. Ihr Mann räusperte sich und sah aus, als würde ihm etwas unangenehm im Rachen stecken. „Ich hatte ja gehofft dir nichts sagen zu müssen.“ „Stimmt etwas nicht?“, war Lizzy auf einmal sehr besorgt. „Nun, das kommt auf den Standpunkt an.“ „Dann erklär es mir bitte.“ Ciel seufzte noch einmal laut, bevor behutsam versuchte sie in das größte Familiengeheimnis der Phantomhives einzuführen. Je mehr er dabei berichtete, desto ängstlicher legte sie ihre Arme schützend um sich selbst. „Das ist doch unmöglich!“ In der Hoffnung es ihr beweisen zu können zog Ciel sich die Augenklappe ab. Mit einem lauten Einatmen legte sich die junge Frau daraufhin die Hände vor den Mund und starrte ihn an. „Oh mein Gott!“ Dann legte sie ihre Stirn in Falten. „Tut dir das nicht weh?“ Ihr Mann verneinte das. „Es schmerzte, als es geschaffen wurde, aber seitdem nie wieder.“ Zitternd streckte sie nun ihre Hand aus und legte sie auf die Wange unter dem Auge. „Und Sebastian ist wirklich ein Teufel?“ „Ja. Ich verstehe, wie erschütternd das sein muss.“ „Ich hab Angst.“, erklärte Lizzy ihre Gefühle zu dem Thema. „Mein Kind wird immer in Gefahr sein!“ Für seine Verhältnisse äußerst mitfühlend ergriff Ciel ihre Hand. „Unser Kind ist gut geschützt. Ohne Sebastian wäre ich damals sicherlich mit meinen Eltern gestorben.“ Auch wenn sich Lizzy schon lange gewünscht hatte, dass Ciel so auf sie zukam, war ihr gerade nicht wohl dabei. Deshalb entzog sie ihm ihre Hand und stand auf. „Bitte entschuldige mich.“ Sie erblasste und drehte sich um, um zur Tür zu gehen. „Lizzy…“ versuchte Ciel sie, noch immer kein Experte in sozialen Interaktionen, aufzuhalten. Tatsächlich bleib seine Frau stehen und drehte sich wieder zu ihm um. Doch als sie ihren Mund öffnete um ihm etwas zu sagen, begann ihr zu schwindeln und die Welt um sie herum begann sich zu drehen, bevor ihr Kreislauf nachgab und sie in sich zusammen brach. Ein entsetztes „Lizzy!!!“ war das letzte, was sie noch hörte. Als sie bereits wenige Sekunden später wieder zu sich kam, glaubte die junge Lady Phantomhive zu Träumen, denn sie lag in den Armen ihres Gatten, der ihre Wange tätschelte. Blinzelnd schlug sie ihre müden Augen auf. „C… ie… l…“ „Um Gotteswillen! Was machst du für Sachen??“ schimpfte jener mit ihr, in der Hoffnung sie so zu erreichen. „Ich glaube…“, flüsterte sie und sah ihn dann endlich direkt an. „Mir war nicht wohl…“ „Du glaubst?? Du bist umgekippt!“ meckerte ihr Mann weiter, half ihr aber auf und in einen Stuhl. Noch immer blass, sah sie ihn entschuldigend an. „Es tut mir leid.“ „Entschuldige dich nicht, sondern achte besser auf dich!“ „Ja, das will ich.“, versprach sie und fasste sich an die Stirn. „Das kam ganz plötzlich.“ Dann richtete sie ihren Blick wieder auf Ciel. „Würdest du mir ins Bett helfen?“ „Als hättest du eine andere Wahl als dich hinzulegen!“ Jetzt wurde ihr wahrlich deutlich, dass Sorge seinen Ton so rau färbte. Mit einem dankbaren Blick, ließ sie sich schließlich aufhelfen und in ihr Zimmer bringen. Dort angekommen, eilte auch bereits ihre Zofe zu ihr um ihr beim Entkleiden zu helfen. Bevor diese das aber tun konnte, sah Lizzy noch einmal bittend zu ihrem Mann. „Könntest du Conner den Arzt holen lassen? … Und würdest du bei mir bleiben, bis er kommt?“ Beides versprach Ciel ihr willig, ein Zeichen wie besorgt er war, bevor er nach Conner läutete. Dankbar und glücklich empfing sie Ciel dann auch, als sie wieder umgezogen war und lächelte ihn müde an. „Danke, dass bedeutet mir viel, dass du jetzt bei mir bist!“ „Nun, offensichtlich kann man dich nicht alleine lassen!“ „Bitte schimpf nicht mit mir.“, bat sie leise und schloss einen Moment die Augen. „Ich mache alles was für das Baby gut ist, wirklich!“ „Ich bin sicher, dass der Arzt Anweisungen für dich hat, die für dich und das Baby wichtig sind.“ „Ja, er wird da noch mehr wissen.“ Müde wurde Ciel weiter angelächelt und ihm ihre Hand entgegen gehalten. Er zögerte nur kurz, bevor er sie unterstützend annahm. Etwa eine halbe Stunde später traf der Arzt ein, den Conner sofort ankündigte. „Lass ihn ein!“ befahl Ciel ungeduldig. Das tat der Butler auch und ein bärtiger Mann, mit einer schwarzen Tasche in der Hand, trat ein. „Ich wünsche einen guten Tag.“ Der Arzt wurde gegrüßt, bevor Ciel die Seite seiner Frau für ihn räumte. Der ließ sich auch sofort berichten was geschehen war und begann mit seiner Untersuchung, wobei sich der Ehemann, standesgemäß, zurück zog, um seiner Frau ihre Privatsphäre zu lassen. Nach der Untersuchung unterhielt sich der Arzt noch mit der Lady Phantomhive, bevor er zu ihrem Mann in den Flur trat und die Tür hinter sich schloss. „Nun?“ „Ihre Frau hatte einen Kreislaufzusammenbruch. Das kann durchaus in ihren Umständen passieren.“, wurde Ciel erklärt. „Es ist also nichts Ernstes?“ „Natürlich nicht.“, versicherte der Arzt. „Dennoch braucht ihre Frau viel Ruhe, sollte so viel und wann sie mag, speisen und viel schlafen und liegen. Außerdem sollte man Aufregung von ihr fern halten. Sie ist erst gebärend, da sollte man immer vorsichtig sein.“ „Natürlich. Sie wird jede Anweisung genauestens befolgen“ versicherte Ciel dem Arzt und reichte ihm dankbar die Hand. „Ich werde dann wieder in ein paar Tagen nach ihrer Frau sehen.“, lächelte der Ältere. „Dafür wäre ich ihnen sehr verbunden“ erklärte der Earl, bevor er Conner deutete den Arzt zu seiner Kutsche zubringen. Als Ciel dann wieder das Zimmer seiner Frau betrat, lächelte diese. „Uns geht es gut, Ciel.“ „Das sagt der Arzt auch, auch wenn du von nun an einen anderen Tagesplan hast.“ „Hab ich?“, fragte sie verwundert. Nickend trat Ciel an ihr Bett und gab wieder, was der Arzt ihm gesagt hatte. „Ist gut.“, erklärte sie sich sofort einverstanden und nickte. „Das will ich alles beachten!“ „Ich weiß, dass du das wirst. Jeder im Haus wir ein Auge darauf haben.“ „Danke, dass du die ganze Zeit bei mir warst.“ „Das hatte ich doch versprochen.“ „Dann will ich dich auch nicht länger aufhalten.“, versicherte Lizzy. „Du hast bestimmt noch zu tun und ich werde noch ein wenig im Bett bleiben.“ „Ist gut.“ Ciel verbeugte sich und küsste ihr galant die Hand, bevor er sie ihrer verdienten Ruhe überließ. Außerhalb des Zimmers wartete bereits Sebastian auf ihn und lächelte ihn an. „Wer hätte gedacht, dass die Schwangerschaft auch für mich so anstrengend sein würde“ war die Begrüßung, die der Butler erhielt. „Ich habe dich selten so in Aufruhe gesehen.“ Sebastian hielt eine Augenklappe hoch. „Selbst die hast du vergessen.“ Verlegen darüber, dass er die Contenance verloren hatte, errötete Ciel. „Worauf wartest du? Leg sie mir wieder an!“ Mit einem Schmunzeln, trat Sebastian sehr dicht an ihn heran und legte ihm so zärtlich die Augenklappe um, als würde er ihn für private Zweisamkeiten ausziehen, bevor er sie am Hinterkopf zuband. „Geht es Lady Lizzy wieder gut?“ „Ja, sie braucht nur Ruhe“ erwiderte der Jüngere leise, als wollte er die private Geste nicht stören. „Ich bin stolz auf dich, du hast dich wahrhaft toll verhalten.“, erklärte sein Butler und gab ihm einen Kuss auf den Schopf. „Ich habe nur getan, was Lizzy wollte.“ „Du wolltest es auch.“, widersprach der Ältere wissend. „Ich habe meine Pflicht getan“ wich der Jüngere aus. „Natürlich.“ Sebastian lächelte zufrieden. „Dann hätte ich jetzt das Richtige um dich etwas abzulenken.“ „Oh?“ Neugierig blitzte Ciels Auge nach oben. „Auge zu!“, wurde ihm da geboten und er auf die Arme gehoben. Es vergingen noch einige Wochen, in denen auch zwei Auftrage auf Ciel warteten. Einen von seiner verehrten Queen und einen, von seiner Familienverpflichtung. Dabei viel vor allem auf, dass ihn nicht nur Sebastian begleitete, sondern auch Conner. Ciel hatte nämlich beschlossen den neuen Butler auf Herz und Nieren zu testen. Er konnte seinem Sohn ja nicht irgendwen an die Seite stellen. Zu Ciels Verdruss, war Conner fast mit Sebastian vergleichbar. Es war zwar deutlich, dass Sebastian als Teufel höher gestellt war und daher mehr Kräfte besaß, dennoch gab es keinen Grund für den Earl, den jüngeren Butler fort zu schicken. „Es ist wohl, dass er nicht wie du ist“ murmelte Ciel, als sie von ihrem letzten Auftrag heimgekehrt waren und Sebastian ihn für ein heißes Bad entkleidete. „Sicherlich, schließlich ist bin ich einzigartig.“, grinste der Ältere. „Aber er kann deinen Sohn wirklich schützen!“ „Das ist das Wichtigste“ stimmte Ciel zu und ließ sich in das wohltuende Wasser helfen. „Er ist dir dennoch ein Dorn im Auge, nicht?“ „Ich kann mir nicht helfen“ gab Ciel das ehrlich zu. „Ich kann ihn wohl einfach nicht mögen.“ Gekonnt begann Sebastian da seine Schultern mit einem Schwamm zu säubern. „Ich glaube, das ist eine ganz normale menschliche Sache.“ „Ist es das? Die meisten Menschen scheinen dich zu mögen.“ Wäre er ein normaler Mensch, hätte sein nicken etwas dankbares gehabt, doch so wurde nur deutlich, was Sebastian erklärte. „Conner ist erst kurz unter uns. Bei mir war es zu Beginn nicht viel anders. Er war das letzte Mal vor knapp 150 Jahren hier.“ „Er war schon einmal in meiner Familie?“ „Ja und er hat auch einen harten Krieg geführt. Er ist sehr angesehen.“ „Was für einen Krieg?“ „Einer der wenigen, die die Menschen kaum gespürt haben…“, begann Sebastian zu berichten, bevor er ins Detail ging und nichts ausließ. „Seltsam“ murmelte Ciel, als die Erzählung beendet war. „Ciel?“, fragte sein Butler nach. „Ich hatte erwartet, dass ein Krieg unter Teufeln sich von einem menschlichen Krieg unterscheiden würde, aber so wie du es erzählst sind die Unterschiede nicht groß.“ „Nein, die Unterschiede sind nicht groß.“, bestätigte Sebastian und der Earl gluckste. „Ist das ein Kompliment für euch oder eine Beleidigung für uns?“ „Ansichtssache.“ Sebastian zuckte mit den Schultern. „Aber ich kann dir versichern, die himmlischen Herrschaaren sind auch nicht das, was eure Kirch predigt.“ „Hab ich auch nicht erwartet.“ Ciel lehnte seinen Kopf nach hinten, sodass er Sebastian ansehen konnte. „Zieh dich aus.“ „Ganz wie du wünschst.“ Sebastian legte den Schwamm zur Seite und zog zuerst mit seinen Zähnen seine Handschuhe aus, bevor er mit seinen Fingern seine Kleidung zu öffnen begann. Lasziv legte Ciel die Beine auf dem Wannenrand ab, Sebastian zeigend, dass er ihn erwartete. „Die Libido eines jungen Mannes…“, sinnierte der Teufel lediglich und kam, nachdem er völlig entkleidet war in die Wanne und direkt zwischen die gespreizten Schenkel. „Ich sollte dich die Libido eines ausgewachsenen Teufels spüren lassen!“ „Ich hoffe, dass sind nicht nur die leeren Versprechungen meines teuflisch guten Liebhabers.“ Kaum ausgesprochen, wurde Ciel ‚aufgespießt‘ und Sebastian küsste ihn brennend. „Du wirst schon sehen!“ Süßer Schlaf hielt Ciel am nächsten Morgen noch gefangen, als sie Sonne bereits über den Horizont kroch. Davon bekam er aber genauso wenig mit, wie von dem warmen Körper auf dem er halb lag. Doch das leise und vorsichtige Klopfen, das von der Tür zum Bett herüber schwang, erreichte sein Gehör. „Hm…Sebastian?“ Der brummte und legte seine Arme fester um ihn, als die Stimme seiner Frau hinter der Tür erklang. „Ciel? Bist du wach?“ „Nein!“ rief der Earl da unwillig. Da öffnete sich leise die Tür zu seinem Schlafzimmer und Lizzy steckte ihren Kopf hinein, ohne von ihrem Standpunkt aus, Sebastian sehen zu können. „Ciel?“ Der brummte und drückte seinen geschundenen Körper enger an seinen Teufel. „Deiner Frau scheint etwas wichtiges auf der Seele zu liegen, ob ich sie davon befreien soll?“, fragte der den Earl ganz leise und unschuldig. Damit bekam er seinen Herrn dazu den Kopf zu heben. „Nicht witzig.“ Sebastian schmunzelte und gab ihm einen Kuss. „Ich komme gleich wieder!“ Dann verschwand er so, dass die Hausdame ihn nicht sehen konnte. „Ciel?“ „Hm?“ Lizzy begann zu lächeln und huschte zu Ciel ans Bett, bevor sie die dicken Vorhänge von jenem zur Seite schob und sich auf den Rand setzte. „Unser Baby…“ Schwerfällig drehte sich ihr Mann zu ihr um und blinzelte sie an. „Was?“ „Es bewegt sich…“, erklärte sie flüsternd und strahlte von innen heraus. „Wer?“ „Dein Baby bewegt sich!“, erklärte sie nun langsam etwas genervt. Erst jetzt wurden Ciels Augen etwas klarer. „So früh am Morgen? Sollte es da nicht schlafen?“ Lizzy kicherte und statt ihm zu antworten, griff sie sanft nach seiner Hand und legte sie sich auf den Bauch. Ihr Mann blinzelte erst einmal unverständlich, bevor er etwas spürte. „Oh.“ Ganz sanft wurde seine Hand weiter geführt, damit er mehr von seinem Kind fühlen konnte. „Es ist ganz fidel!“ „Schmerzt es dich nicht?“ „Überhaupt nicht.“, versicherte sie ihrem Mann und lehnte sich etwas zurück. „Ist es nicht toll?“ „Das ist ganz surreal“ gab ihr Mann zu. „Es sind nicht mehr nur Worte.“, kam es ehrfürchtig von der Frau, die schon eine Weile einen Babybauch besaß. „Nun wissen wir wenigstens, dass du nicht nur zu viel gegessen hast.“ „Bitte?“, kam es nun etwas geschockt zurück und auch die Bauchdecke wurde von einem kräftigen Tritt durchzogen, was Lizzy zischen ließ. Ein kleines Lächeln umspielte Ciels Lippen, als er den Bewegungen des Babys folgte. „Er scheint seine Existenz beweisen zu wollen.“ Mit einem verliebten Glanz beobachtete Lizzy das Lächeln und seine Bewegungen. „Er? Glaubst du, es wird ein Junge?“ „Natürlich“ erklärte Ciel ganz selbstsicher und drückte gegen eine Beule in Lizzys Bauch. „Du wärst sonst die erste Phantomhive, die beim ersten Mal keinen Jungen bekäme.“ Seine Frau erblasste und drehte ihren Kopf zu Seite, weil sie nun Versagensängste Bekam. „Und… wenn… wenn es so wäre…?“ „Würde Conner möglicherweise vor Schreck tot umfallen“ erklärte ihr Mann amüsiert. „Mich würde es nicht stören.“ Ciel ließ aus, das ihn nur stören würde, dass sie es dann erneut versuchen mussten. „Wirklich?“, fragte sie hoffend und sah ihn mit leuchtenden Augen an. „Wirklich“ wurde es ihr versprochen. „Du bist ein Engel!“, strahlte Lizzy und legte sich etwas auf die Matratze, damit Ciel sich besser mit seinem Kind beschäftigen konnte. „Ich werde mich dennoch bemühen, damit du einen gesunden Erben bekommst!“, schwor sie. „Ich bin gespannt, wie du das tun willst.“ „Mutter sagte, ich solle viele Süßigkeiten essen, dann gäbe es auf jeden Fall einen Jungen.“, lächelte Lizzy und wurde etwas müde. „Auf was für wissenschaftlichen Tatsachen soll das denn beruhen?“ „Ich weiß nicht.“, gestand sie kichernd. „Aber der Arzt hat auch erwähnt, dass das gut für einen Erben sei.“ „Hat er? Was für ein Scharlatan, ich sollte ihn ersetzten lassen!“ Lizzy blinzelte träge zu ihrem Mann. „Du glaubst nicht an so etwas? Obwohl du doch die Welt des Übernatürlichen besser kennst, als jeder andere Mensch.“ „Gerade deshalb glaube ich es ja nicht!“ Schnell zog Lizzy dann die Hand ihres Mannes auf eine andere Stelle ihres Bauches, wo ihr Kind besonders aktiv war. „Ich will dich dennoch nicht enttäuschen.“ „Es ist längst alles entschieden Lizzy.“ Doch das bekam die junge Frau nicht mehr mit. War sie doch aufgrund des frühen Morgens, wo noch nicht einmal die Sonne vollständig aufgegangen war, wieder eingeschlafen. Denn sie war nur gekommen um ihren Mann an ihrem Glück teilhaben zu lassen. Dass sie diesen dabei zum Lächeln gebracht hatte, stimmte sie nur noch glücklicher. Ihr Mann betrachtete ihre schlafende Form und rollte die Augen. „Sebastian.“ „Junger Herr?“ Der Butler trat hervor und deutete eine Verbeugung an. Ciel nickte in Richtung Elizabeth. „Bring sie zurück in ihr Zimmer und komm dann wieder ins Bett.“ „Sehr wohl.“ Sebastian grinste vielsagend und nahm Lizzy dann zärtlich auf seine Arme, bevor er sie zurück in ihr Bett trug. Ciel fiel derweil wieder in seine Kissen zurück und erwartete seinen Butler. Der kam bereits nach wenigen Minuten zu ihm zurück und entkleidete sich wieder. „Du wirst einen tollen Vater abgeben.“ „Weil ich ihren Bauch angefasst habe?“ „Weil es dir Freude bereitet hat.“ Sebastian kletterte zu seinem Herrn ins Bett und zog ihn zu sich in den Arm. „Es war…nett“ gestand der Jüngere ihm zögerlich. „Du sahst unglaublich gut dabei aus.“, erklärte Sebastian und gab ihm einen Kuss. „Ich sah nicht anders aus als sonst“ widersprach Ciel gegen seine Lippen. „Du warst glücklich!“ Sebastian streichelte ihn und zog die Decke über sie beide. „War ich das?“ „Ja.“, wurde Ciel bestätigt, der sich daraufhin nachdenklich an den Älteren schmiegte. „Und mir hat es auch gefallen.“, flüsterte der ihm daraufhin ins Ohr, bevor er ihn einfach nur weiter streichelte und schwieg. „Glück“ murmelte Ciel, als wäre es das abstrakteste der Welt. „Stört dich etwas an dem Wort?“, wurde er leise gefragt. „Es wirkt so fremd.“ Sebastian seufzte und nickte. „Das war zu erwarten…“ „Ich weiß nicht, ob ich glücklich bin, dafür erinnere ich mich zu wenig daran, wie es war glücklich zu sein.“ „Lass dir ein wenig Zeit, dann wirst du es wissen.“, hauchte er dem Jüngeren ins Ohr. Ciel schloss genießend die Augen, als der warme Atem über sein Ohr blies. „Zufrieden bin ich aber…denke ich…“ „Das ist gut!“, flüsterte Sebastian weiter und summte ein Schlaflied, dass Ciels Ohren das letzte Mal in dessen Kindheit erreicht hatte. So schlief der Earl wieder ein, den Namen seines Teufels dabei auf den Lippen. Kapitel 12: ------------ „AAAHHHHHH!!!!!“ Hallte es durch die Räume des Anwesens Phantomhive wieder und wurde immer neu aufgefrischt von der Dame des Hauses. Ihr Ehemann, der wie jeden Tag in seinem Büro über wichtigen Papieren brütete, sah auf, als er die Schreie hörte. „Was ist jetzt schon wieder?“ „Deine Frau ist schon den ganzen Tag so gereizt.“, erklärte Sebastian. „Und Conner nervt sie besonders.“ „Ihre Stimmungen sind ganz fürchterlich.“ „Es ist ja bald vorbei.“, beruhigte Sebastian und zuckte zusammen, als Lizzy das Büro stürmte und sich weinend hinter Ciel versteckte. „Um Himmelswillen!“ fuhr der Earl da auf und ließ seinen Federkiel auf den Tisch knallen. „Was ist das hier für ein Theater??“ „Conner macht mir Angst!“, erklärte Lizzy und machte sich so klein es ging hinter seinem Stuhl, was noch einmal ihre Aussage verdeutlichte. „Diese Diskussion hatten wir doch schon, Lizzy“ versuchte Ciel geduldig auf sie einzugehen. „Bitte Ciel…“, flüsterte sie. „Schick ihn weg!“ Ihr Mann seufzte und rieb sich frustriert die Nasenwurzel. „Conner?“ „Mein Herr.“, grüßte der Butler und trat durch die Tür des Büros. „Meine Frau ist aufgebracht, Conner. Es wäre wohl besser, wenn du sie heute in Ruhe lassen würdest. Ich lasse dich rufen, sollte irgendetwas sein.“ „Nein mein Herr, ich werde nicht gehen.“, erklärte Conner ruhig. Überrascht sah Ciel auf. „Wie bitte?“ „Ich werde Lady Phantomhive für eine ganze Weile nicht mehr aus den Augen lassen.“, erklärte Conner weiter und Sebastian ging ein Licht auf. „Somit werde ich ihrem Befehl nicht Folge leisten.“ Verärgert knirschte Ciel mit den Zähnen. „Sebastian.“ „Junger Herr.“ „Raus mit ihm.“ „Verzeihung.“ Sebastian legte sich eine Hand auf die Brust und verbeugte sich. „Das liegt dieses Mal nicht in meiner Macht. …“ Er stellte sich wieder aufrecht hin und erklärte warum dies der Fall war, wobei er aber lautstark von Lizzy unterbrochen wurde, die nach ihrem Mann rief und nicht nur, nun offensichtlich Schmerzen hatte, sondern auch den Boden um sich völlig in Flüssigkeit getränkt hatte. Als Ciel das erblickte zog er angewidert die Füße hoch. „Lizzy! Das ist ja widerlich!“ Damit brachte er sie auch noch bitterlich zum Schluchzen und sie schüttelte den Kopf. „Das war mein Kind!!“ Ciel hielt die Füße noch immer hoch und runzelte nun die Stirn. „Was hat das zu bedeuten??“ Als Conner nun unter lauten und panischen Protesten zu Lizzy vordrang um sie auf seine Arme zu heben, wurde dem Earl von Sebastian nun erklärt, dass die Geburt bevor stand und die Fruchtblase geplatzt war. „Warum hat mir keiner gesagt, dass das ein so unsauberer Prozess ist??“ Umständlich stand Ciel aus seinem Stuhl auf, um ja nicht ins Fruchtwasser zu treten. „Sebastian, lauf und hol die Amme und den Arzt!“ „Der wird bereits hier sein, so wie ich Conner einschätze.“, bemerkte der Butler und hob ihn auf seine Arme. „Komm, ich bringe dich zum Zimmer deiner Frau.“ Ciel protestierte nicht, als Sebastian ihn aus dem Zimmer trug. Auf ihrem Weg zu Lizzys Zimmer, eilten bereits die Amme und der Arzt tatsächlich an ihnen vorbei, da Conner wohl wirklich bestens vorbereitet war. Die Frau des Hauses weinte hinter dem Holz bitterlich und bat Conner immer wieder den Raum zu verlassen, konnten sie dort vernehmen, als sie ankamen. „Also jetzt geht er zu weit“ murmelte der Earl, als Sebastian ihn runter ließ. „Der einzige Mann, der dort etwas zu suchen hat ist der Arzt. Hol ihn da sofort raus!“ „Sehr wohl!“ Sebastian ließ ihn auf seine Füße und verbeugte sich, bevor er seinen Auftrag erfüllte. Conners sonst so gefasste Miene verriet nun, wie verärgert er war, als Sebastian ihn aus dem Zimmer führte. „Lady Elizabeth ist stark und wird deine Hilfe nicht brauchen.“, wurde ihm da von Sebastian erklärt, der sich so für die Zimmertür stellte, dass niemand mehr durchkam. „Wenn du etwas tun willst lass lieber nach Lady Francis schicken“ fügte Ciel noch hinzu. „Ich kann und darf Lady Elizabeth vorerst nicht allein lassen!“, erklärte der ihm warum Lizzy schon den ganzen Tag so genervt war. „Momentan bringen sie ihr nur unnötigen Stress. Meine Schwiegermutter hingegen könnte helfen ihren Stress zu mindern.“ Der Butler verzog sein Gesicht, als er sich an Sebastian wandte. „Ich bin in zwei Minuten zurück, wenn der Lady etwas passiert, mache ich dich persönlich verantwortlich!“ Kaum ausgesprochen, lief Conner regelrecht den Flur entlang um jemanden zu beauftragen, Lizzys Mutter zu informieren. „Was glaubt er eigentlich, dass das Baby ohne ihn nicht auf die Welt kommt?“ Sebastian schüttelte den Kopf. „Ich hätte damals meine gesamte Lebenskraft gegeben, wenn etwas bei deiner Geburt geschehen wäre und das plant Conner auch, wenn eine Totgeburt passieren sollte. Ciel erschauderte. „Sprich nicht von so was!“ „Ich beantworte lediglich ihre Frage.“ Sebastian sah auf die geschlossene Türe, als sie den ersten Schrei von Lizzy hörten. Wieder sah man den Earl zucken. „Muss das so sein?“ „Eine Frau erleidet große Qualen und schmerzen, wenn sie ein Kind am gebären ist.“, bestätigte Sebastian ruhig. „Wer hat sich denn so etwas Unsinniges ausgedacht?“ „Die Gesetze der Natur.“ Sebastian zuckte mit den Schultern. „Ich werde ihnen jetzt eine Sitzgelegenheit und etwas zu Essen und zu Trinken besorgen.“ „Gut, dann muss ich nicht hier rum stehen wie ein unzivilisierter Mensch. Oh und sag Maylene sie soll den Boden in meinem Arbeitszimmer säubern.“ „Sehr wohl.“ Sebastian verbeugte sich und drehte sich weg. Mit dem Rücken zu Ciel verzog er sein Gesicht, denn das Putzen würde er selbst erledigen müssen. Dann ging er seinen Aufgaben nach. Vor Sebastian kam allerdings Conner zurück, der noch aufgeregter wirkte, als vorher. Doch so sollte es auch vorerst bleiben, denn die Stunden zogen sich und außer Lizzys immer lauter werdendes Gebrüll, geschah nichts. Nach einer Weile ließ sich Ciel Mittagessen servieren und später dann auch noch das Abendessen. „Ich fürchte langsam, dass du auch noch ein Bett aufstellen musst, Sebastian.“ „Du lässt meine arme Tochter tatsächlich hängen!“, erklang es da vom Ende des Flures und eine noch im Schatten verweilende Frau trat immer näher. „Was habe ich nur für einen verachtenswerten Schwiegersohn! Du hast gefälligst hier zu stehen und wach zu bleiben!“ „Du bist spät, Tante“ kommentierte Ciel den Angriff trocken und gab Sebastian ein Zeichen doch endlich Tee zu servieren. Als dieser das tat, wurden die Geräusche aus dem Zimmer lauter. Frances hingegen schnaubte und würdigte den Earl keines weiteren Blickes, sondern machte sich auf ins Zimmer der Gebärenden. „Sie ist fürchterlich“ murmelte der Earl, als er seinen Tee bekam. „Wie meinen?“, fragte Sebastian genau so leise. „Meine werte Schwiegermutter sollte sich manch einmal mehr zurücknehmen.“ „Es gibt leider Frauen, die sich nie zähmen lassen.“, bedauerte der Butler leise für Ciel. „Hoffen wir, dass Lizzy nie wird wie ihre Mutter.“ „Ich kann ihnen versichern, dass dies nicht geschehen wird.“, versicherte Sebastian ruhig, als ein lauter Schrei zu vernehmen war. Grummelnd rieb sich der Earl da die schmerzenden Ohren. „Könnte sie nicht ein wenig leiser sein?“ Da beugte sich sein Butler zu ihm und fragte ihn ganz leise, ob er denn leiser sein könnte, wenn er eine Melone durch ein Nadelöhr pressen sollte. Woraufhin sich sein Herr nur über seine Beispiele beschwerte. Es sollten noch weitere Stunden vergehen, in denen Lizzy weiterhin schrie und Conner immer nervöser wurde. Trotz der lauten Schreie begann Ciel nun immer wieder weg zu nicken, da es nun nicht mehr spät sondern bereits wieder früh wurde. Doch im Laufe des nächsten Sonnenaufgang kam Unruhe ins Zimmer seiner Frau und die Amme stürmte hinaus um an ihm vorbei in Richtung Küche zu laufen. Das schreckte den Earl wieder richtig hoch. „Was ist geschehen?“ Aber die Amme antwortete ihm nicht und er musste es geschehen lassen, dass sie einige Zeit später wieder, mit einer großen Schüssel Wasser, an ihm vorbei eilte. „Was ist hier los?“ fragte Ciel nun die beiden Männer, die die ganze Zeit gewacht hatten. „Jetzt ist der gefährlichste Moment einer Geburt.“, wurde ihm da von Sebastian erklärt. „Ihr Kind ist bald da. Kein Augenblick ist gefährlicher und entscheidet mehr über Leben und Tod.“ Ciel wurde blass und wirkte nun beinahe wie ein Gespenst. „Und wie steht es?“ Da hörte er bereits einen hellen und quakenden Laut, der nach einem kleinen Klatsch zu einem Weinen wurde. „Ich würde sagen, es steht sehr gut.“ Ganz unadelig klappte Ciel da der Kiefer nach unten. „Ist das…?“ Conner unbeachtet lassen, begann Sebastian nun zu strahlen und umarmte Ciel zärtlich. „Ja, ich gratuliere dir herzlich zum Erstgeborenen!“ Ciel ließ sich umarmen und dann aus dem Sessel ziehen, den ihn Sebastian schon vor Stunden gebracht hatte. Da öffnete sich schon die Tür zu Lizzys Zimmer und die Amme trat wieder heraus. Diesmal hielt sie jedoch ein Bündel gefüllt mit Leben, das unwillige Laute von sich gab. Mit diesem trat sie dann zu Ciel und lächelte. „Euer Sohn, Earl Phantomhive!“ Ehe Ciel sich versah hatte er auf einmal einen Säugling im Arm. Dieser blinzelte ihn mit seinen blauen Augen an und gähnte dann herzhaft, mit seinem zahnlosen Mund. „Von wegen Melone“ murmelte der frisch gebackene Vater und hielt das Kind, als würde es bei falscher Handhabe in tausend Teile zerspringen. Da gab der Kleine einen Laut von sich, der sich anhörte, als würde es ihm bei Ciel gefallen. Der Earl fühlte plötzlich einen Kloß in seinem Hals, als er auf das kleine Wesen hinab sah. „Hallo.“ Wieder erklang dieser Laut, bevor es sich so anhörte, als würde das Baby lachen. Ciel zögerte, bevor er eine Hand von dem Kind löste, um mit den Fingern zart über das Kindergesicht zufahren. „Sie machen das toll!“, lobte ihn da die Amme. „Ein geborener Vater!“ Ihre Worte hatten leider nicht den Effekt den sie sich erwünschte, denn auf einmal fühlte sich der Earl bei einem privaten Moment zu sehr beobachtet und reichte ihr das Kind zurück. „Lizzy wird ihn wohl wiederhaben wollen.“ „Lady Phantomhive hofft sicher darauf, dass sie ihr und dem Erben etwas Gesellschaft leisten.“, hoffte sie dennoch etwas mehr tun zu können, da sich Lizzy das wirklich gewünscht hatte. „Sobald sie sich erholt hat, werde ich sie sicher besuchen.“ Bevor die Amme noch mehr falsche Worte finden konnte, deutete Sebastian Ciel den Weg zu dessen Gemächern. „Kommen sie, sie werden erschöpft sein.“ „Ja“ nickte der Earl und widerstand dem Drang Sebastians Arm zu nehmen. „Ich sollte schlafen.“ In Ciels Schlafzimmer, begann Sebastian ihn sofort sanft auszuziehen. „Du hast einen wunderschönen Sohn!“ „Er ist allerdings wohlgeraten“ stimmte Ciel ihm zu. „Nur das drum herum war zu anstrengend.“ „Es ist ja nun vorbei.“ Sebastian lächelte und zog ihn fest an sich, als er völlig entkleidet war. „Jetzt kehrt hoffentlich wieder Ruhe ein“ murmelte der Earl und lehnte den Kopf gegen die Brust des Butlers. „Mit einem Kleinkind im Haus.“, schmunzelte der ironisch und küsste ihn, bevor er ihn ins Bett trug. „Du hast für mich ein Auge auf Lizzy und das Baby, nicht wahr?“ entwich es Ciel, als ihm die Augen bereits zufielen. „Ihnen wird es an nichts fehlen!“, versprach Sebastian und küsste ihn noch einmal, bevor er ihm etwas vorsummte, damit er einschlafen konnte. Die Sonne stand bereits hoch am Himmel, doch im Hause Phantomhive herrschte noch die Ruhe des Schlafes, da jeder Bewohner die Nacht mit der Dame des Hauses aufgeblieben war. Deshalb bemerkte anscheinend auch niemand, wie sich mehrere Türen öffneten und jemand leise durch die Gänge schlich.´Diese Person gelangte so auch völlig ungestört zum Zimmer von Lady Elizabeth, zögerte davor allerdings. Als sie das Zimmer aber betrat, war sie ungestört, denn die Frau des Hauses schlief friedlich in ihrem Bett, neben dem eine kleine Wiege stand. Die schien nun auch das Ziel der geheimen Reise zu sein. Dort drin, befand sich, wie nicht anders zu erwarten war, der neue Bewohner des Hauses und schlief friedlich vor sich hin. Vorsichtig, um das Kind nicht zu wecken, wurde der Kleine aus der Wiege gehoben. Tatsächlich schlief der Kleine weiter und bekam nicht mit, was mit ihm geschah. Erst als er sanft gestreichelt wurde schlug er müde die Augen auf und erblickte die Umrisse seines Vaters, der so zärtlich mit ihm umging, dass der Säugling keinen Grund sah zu weinen. Offensichtlich zufrieden, gab der Kleine leise Laute von sich und schloss gleich seine Lippen um Ciels Finger, als diese zu nah an seinen Mund kamen. Ganz fasziniert beobachtete sein Vater ihn dabei. „Du bist ja ganz schön kräftig.“ Vergnüglich schmatzte der Junge weiter an seinen Fingern und war dabei richtig glücklich. „Hast du Hunger oder macht dir das Spaß?“ Begeistert von so viel Aufmerksamkeit und der schönen Stimme, schmatzte das Baby einfach weiter. Sein liebes Gemüt wärmte seinem Vater dabei richtig das Herz und er fühlte sich so zufrieden wie sonst nur in Sebastians Nähe. Mit einem leichten Lächeln begann Ciel nun seinen kleinen Sohn zu wiegen. Das machte diesen wieder schläfrig und er schloss seine Augen mit den Fingern seines Vaters im Mund um wieder zu schlafen. Selbst nachdem er eingeschlafen war hielt Ciel ihn noch eine ganze Weile fest, bis Lizzy sich zu regen schien. Da wurde der Kleine schnell wieder in seine Wiege gelegt, damit sein Vater unbemerkt verschwinden konnte. Kapitel 13: ------------ Als Ciel dann zurück in seinem Zimmer war, erwartete ihn bereits Sebastian, der nun in seinem Bett lag und ihm offen die Arme aufhielt. Ertappt errötete der junge Mann, kam aber zu ihm. „Ich war nur grad…“ „Komm und schlaf noch ein wenig.“, forderte der Butler um ihm jegliche Scham zu nehmen und ging gar nicht auf das Thema ein, auch wenn er alles ganz genau wusste. „Es ist beinahe Mittag“ murmelte Ciel nahm aber gerne seinen Platz in Sebastians Armen ein. „Und ich als auch alle anderen werden gleich mit ihrer Arbeit beginnen. Du brauchst das aber noch nicht. Ich werde dich zum Tee wecken.“ Sebastian lächelte und küsste ihn. „Vielleicht willst du deiner Frau dann auch einen kleinen Besuch abstatten.“ „Ja…wir müssen dem Jungen einen Namen geben…“ flüsterte der junge Vater, als ihm die Augen bereit wieder zufielen. „Schlaf gut!“ Ciel bekam noch einen Kuss, bevor Sebastian ihn einfach nur in den Schlaf streichelte. Der Duft von frisch gebrühtem Earl Grey weckte Ciel einige Stunden später. Da registrierte er auch sofort, wie ein Tablett auf seinen Nachttisch gestellt wurde, bevor sich die Vorhänge öffneten. „Ich hoffe du hast gut geschlafen?“ „Wie ein Stein“ murmelte der Earl und setzte sich auf, wobei er seine Arme weit von sich streckte. „Das ist sehr gut und wird deine Familie ebenfalls erfreuen.“ „Familie“ wiederholte Ciel, als sei es ein Fremdwort. „Familie. Deine Frau und dein Sohn.“, bestätigte Sebastian erneut und lächelte dabei. „Du zählst dich nicht dazu? Wo du doch mein teuflischer Liebhaber bist.“ Ciel sah, wie er den Älteren so zum Schlucken brachte, bevor er so tat als hätte er es nicht gehört und ihm den Tee einschenkte. „Ich sollte Baden, bevor ich Lizzy besuche“ gab Ciel eine versteckte Anweisung, als er nach seiner Tasse griff. „Das Bad ist bereits so wie du es magst vorbereitet.“, erklärte ihm sein Butler wissend. „Gut.“ Ciel nahm einen Schluck und testete das Aroma. „Eine neue Firma? Gefällt mir.“ „Ich hörte von einer guten Ernte und bestellte ein paar Kisten.“, bestätigte Sebastian ihm ruhig. „Eine kluge Entscheidung.“ Zustimmend nickend stellte Ciel die Tasse wieder beiseite. „Wie steht es um Lizzy und den Kleinen?“ „Deine Frau ist verständlicher Weise noch sehr erschöpft und wird noch eine Weile das Bett hüten müssen. Ansonsten geht es ihr und deinem Sohn hervorragend! Er hat bereits mehrere Male gesäugt.“ „Hat Lizzy sich durchgesetzt oder war er bei der Amme?“ „Deine Frau hat sich durchgesetzt.“, schmunzelte der Butler. „Sie drohte jeden zu entlassen, der sich ihr widersetzte.“ Ciel rollte amüsiert mit den Augen. „Pass auf, demnächst hat das Personal noch mehr Angst vor ihr, als vor dir.“ „Dann werden sie ihre Arbeit vielleicht einmal vernünftig erledigen.“, grinste Sebastian teuflisch. „Sie sind halt nur für das geschaffen, für welches du sie eingestellt hast.“ „Leider ja.“, seufzte der Ältere und stellte das Teeservice zur Seite als Ciel mit Trinken fertig war um ihm dann ins Bad zu helfen. Dort wurde der Earl von seinen Nachtsachen befreit und in die Wanne gehoben. „Ich habe deinen Sohn auch schon näher betrachten dürfen.“, erklärte der Butler nun stolz. „Im Gegensatz zu Conner.“, ließ er nebenbei in den Satz einfließen. „Und mir sind bereits Ähnlichkeiten mit dir aufgefallen.“ „Nun, er ist mein Sohn, nicht wahr?“ murmelte der Earl, als ihm der Hals gewaschen wurde. Dem stimmte der Ältere zu. „Er schaut genauso neugierig in die Welt wie du, als du so klein warst.“ „Ich vergesse manchmal, dass du mich ja schon seit meiner Geburt kennst.“ Der Schwamm glitt über Ciels Brust und Sebastian schmunzelte. „Du solltest dich mit dem Kind ein wenig beschäftigen, wenn du ihn siehst, dann wirst du meine Faszination verstehen.“ Denn auch er hatte reges Interesse an dem Jungen, das er die letzten Monate nur unter Kontrolle hatte, da Ciel bei ihm gewesen war. „Wie hält Conner sich, wo er nicht zu dem Kleinen darf?“ fragte Ciel und entging so Sebastians vorigen Worten. „Er sitzt wie ein Wachhund am Ende des Zimmers und passt auf. Sobald er auch nur ahnt, dass dem Jungen etwas fehlt, er eine neue Windel oder so braucht, erhebt er sich. Nur deine Frau hält ihn dann immer sofort auf.“ „Er hat es sich ganz schön mit Lizzy verdorben“ erklärte der Jüngere und hielt Sebastian eine Hand zum waschen hing. „Er könnte einem fast Leidtun.“ „Ich kann mir gut vorstellen, wie er sich fühlt. Mir ist es nie so ergangen, außer…“ Sebastian wechselte abrupt das Thema. „Du könntest mit Lizzy zusammen speisen.“ Ciels Blick lag starr auf das Wasser gerichtet, während sich ein Kloß in seinem Magen bildete. Er wusste genau, was sein Butler nicht gesagt hatte. „…Das ist sicher eine gute Idee.“ „Es ist auch wichtig für eure Bindung.“, lächelte der Ältere wieder und strich ihm zärtlich über den Kopf, bevor er ihn küsste. Ciel schloss die Augen und drückte seine Stirn fester gegen Sebastians Lippen. „Er ist doch sicher hier, oder?“ „Nirgends auf der Welt ist es sicherer!“, schwor der Teufel und hielt ihren Körperkontakt noch etwas länger. Ciel streckte das Gesicht nach oben, um von Sebastian einen richtigen Kuss zu erhalten. „Ich werde mein Leben für euch geben.“, schwor ihm dieser an seinen Lippen, bevor er sich löste und ein Handtuch offen hielt. „Aber jetzt ist es an der Zeit die Wanne zu verlassen.“ „Ja, du hast recht.“ Der junge Mann mit dem gezeichneten Auge erhob sich und stieg von der Wanne direkt in das Handtuch. Etwas später wurde Ciel dann gekleidet und frisiert. „Ich werde deiner Frau gleich Bescheid geben, dass du sie zum Tee erwartest.“ „Lass nur, dann versucht sie nur sich zurecht zu machen und sie soll sich doch ausruhen. Ich werde einfach unangekündigt kommen.“ „Sehr wohl.“ Sebastian lächelte und deutete ihm die Tür. „Wenn du schon einmal vorgehen magst. Ich werde mich um den Tee und das Gebäck kümmern.“ „Bring auch ein paar Törtchen. Lizzy schätzt die besonders.“ Sebastian nickte und ließ Ciel allein. Jener warf noch einen letzten Blick in den Spiegel, bevor er sich auf zu seiner Frau machte. Lizzy saß lächelnd in ihrem Bett und hielt ihren kleinen Sohn, mit dem sie spielte, da er gerade erwacht war. „Guten Tag“ grüßte Ihr Mann sie, als er zu ihr ins Zimmer trat. „Ciel!“, strahlte sie, als sie jenen erblickte und sah dann wieder auf ihren Sohn. „Schau wer da gekommen ist, dein Vater!“ Zögerlich trat er zu ihnen ans Bett. „Wie geht es ihm?“ „Wundervoll!“, strahlte sie und hielt ihm den Jungen entgegen. „Schau nur!“ Vorsichtig streckte Ciel die Arme aus, um das Kind hochzunehmen. „Ein strammer Bursche. Kein Wunder, dass die Geburt so lange gedauert hat.“ „Er wird einmal ein stattlicher Mann!“ Lizzy lächelte und sah zufrieden, wie Vater und Sohn miteinander auskamen. „Aber es fehlt noch etwas.“ „Und was?“ „Einen Namen.“ Voll mütterlicher Liebe sah sie auf den Sohn in Ciels Armen. „Wir müssen ihm noch einen Namen geben!“ „Vincent.“ Ein weicher Ausdruck trat in Lizzys Augen bevor sie nickte. „Ja, es gibt keinen besseren Namen.“ „Nun müssen wir nur noch hoffen, dass er so groß wird wie sein Großvater“ scherzte der neue Vater leicht. Vincent quietschte daraufhin vergnügt und lachte seinen Vater an. „Nun, Vincent? Bist du auch brav für deine Mutter?“ Wieder gab der Junge glückliche Laute von sich und blinzelte seinen Vater fröhlich an. „Ich erlaube mir das als ja zu deuten.“ Nun klopfte es an der Tür des Schlafzimmers von Lizzy und Sebastian trat ein, beladen mit einem gut gefüllten Tablett. „Entschuldigen sie mein Erscheinen. Aber ich habe mir erlaubt einen Tee frisch aufzubrühen und etwas Gebäck zu bereiten.“ „Das wurde aber auch Zeit“ kommentierte Ciel und befahl ihm dann zu servieren. Sebastian tat, was ihm befohlen wurde, während Vincent nun sein Gesicht verzog und zu wimmern begann. Erschrocken sah Ciel auf seinen Sohn. „Was hat er nur?“ „AHHHHH!!!“ Hilflos sah Ciel zu den anderen Anwesenden im Zimmer und bemerkte nun zum ersten Mal Conner, der aus dem Schatten hinaus trat und auf ihn zukam. Doch da gebot ihm Lizzy bereits Einhalt. „Finger weg von meinem Sohn!“ Sie beugte sich vor zu ihrem Mann und nahm ihm lächelnd das Kind aus den Armen, dass sie sanft wiegte. „Es ist ja alles gut, mein Schatz! Keiner tut dir was!“ Aus dem Augenwinkel sah Ciel, wie Conner minimal das Gesicht verzog. „Nun sei nicht so hart, Lizzy.“ Überrascht sah der Butler auf den Vater seines Herrn, bevor dessen Frau den Kopf schüttelte. „Es ist mein Kind und ich werde ihn keiner Gefahr aussetzen!“ „Welche Gefahr, Lizzy?“ „Gib mir bitte ein Stück Zucker in den Tee, Sebastian.“, ging sie gar nicht auf die Frage ein und beruhigte langsam ihren Sohn. „Ja, du bist ein guter Junge, Vincent!“ Irritiert rieb Ciel sich die Nasenwurzel, während Conner sich in den Schatten zurück zog. Er wurde nun wieder sanft lächelnd angesehen, als das Baby ruhig war. „Schau nur, Ciel, er hat sich lediglich erschreckt. Jetzt ist er wieder ganz ruhig.“ Ihr Mann nickte ihr zu und deutete Sebastian an den Tisch direkt neben das Bett zu stellen. „Danke, Sebastian.“, lächelte Lizzy und zeigte ihm Vincent. „Schau nur, ist er nicht süß?“ Ciel konnte beobachten, wie nun ein Butler das Kind begutachten durfte und fühlte so etwas wie Mitleid für Conner, der nur aus dem Schatten beobachten konnte. „Würdest du es für mich in die Wiege legen?“, wurde er nun von der Frau seines Herrn gefragt. „Damit wir in Ruhe unseren Tee trinken können.“ Der Kleine wurde in die Sicherheit von Sebastians Arme gelegt und mit einem Mal wurde Ciel ganz anders. Ganz von selbst färbten sich seine Wangen rosa, auch wenn er nicht mal ahnen konnte wieso. Da die Geburt nun doch noch nicht so lange her war, wurde Lizzy schnell wieder müde, was von den anwesenden Herrn natürlich bemerkt wurde, als sie ihre letzte Tasse Tee abstellte. „Willst du nicht noch etwas schlafen? Ich könnte Vincent so lange mit an die frische Luft nehmen“ schlug ihr Mann ihr da verständnisvoll vor. „Du würdest das wirklich tun?“, wurde Ciel mit zwar müden, aber leuchtenden Augen gefragt. „Natürlich, sollte ich nicht?“ Glücklich deutete Lizzy ihrem Mann nun das Kind in der Wiege. „Sei so gut und lass dir von der Amme noch warme Kleidung geben für Vincent. Mutter sagt, dass Säuglinge zu Beginn noch sehr anfällig sind.“ „Ich werde ihn in eine Decke wickeln. Meine Kinderdecke müsste noch irgendwo sein.“ Ciel war sich vor allem sicher, dass die Decke wenigstens nicht so viele Rüschen und Schleifchen haben würde wie alles andere ,das Lizzy für ihren Sohn gekauft hatte. „Das ist eine unglaublich niedliche Idee!“, strahlte die junge Frau und lehnte sich zurück. „Gute Nacht Ciel, gute Nacht Vincent.“ Ciel hob seinen Sohn aus der Wiege und drehte ihn mit dem Gesicht zu Lizzy. „Wünsch deiner Mutter eine gute Nacht.“ „Gute Nacht Vincent.“, wiederholte diese noch einmal, bevor sie müde die Augen schloss. Damit sie auch ja schlafen konnte trug Ciel seinen Sohn nun aus dem Zimmer. Sebastian und Conner folgten ihm natürlich. Dem Butler, welcher noch nicht so lange im Hause der Phantomhive diente, stockte im Flur dann auf einmal der Atem, als der Earl stehen blieb. „Sebastian, du weißt doch sicher, wo die Decke ist, von der ich sprach?“ „Natürlich, ich werde sie gleich holen.“ Sebastian verbeugte sich und verschwand. „Conner?“ „Mein Herr.“, antwortete dieser und wollte gern näher treten. „Ich bin nicht viel körperlich tätig, also werden mir die Arme schnell lahm“ erklärte Ciel ihm fast gleichgültig. „Du hältst Vincent doch sicher für mich, nicht wahr?“ Die Augen des Teufels begannen zu glänzen und er wagte es vor den Earl zu treten. „Ich schwöre ihnen, dass Vincent niemals sicherer sein wird, als in meinen Armen!“ „Das kommt mir bekannt vor“ murmelte Ciel und reichte dem Butler das Kind. Ganz vorsichtig, aber offensichtlich gekonnt, nahm Conner den kleinen Vincent in seine Arme und sah ihn fasziniert an. Dabei prägte er sich jede noch so kleine Eigenart des Gesichtes ein und lächelte unwillkürlich, als der Kleine ihn angrinste. „Hallo mein Herr.“, flüsterte er schließlich leise. Vincent konnte noch nicht klar sehen, dafür war er zu jung, aber Kinder hatten ein Gespür, welches die Erwachsenen verloren. So lachte er die Person an, von der er wusste, dass sie ihm nie Leid zufügen würde. Das pure Glück strahlte dafür aus dem zwar angesehenen aber doch jungen Teufel heraus und er strich sanft über das kleine Köpfchen. „Ich will sie niemals enttäuschen!“ „Das hoffe ich“ erklang Ciels Stimme und riss ihn so aus seinen Gedanken. Conner senkte sofort ergeben seinen Kopf. „Ich werde sie und meinen Herrn niemals enttäuschen!“ „Sebastian hat das auch nie getan.“ Kaum ausgesprochen, betrat jener Butler wieder den Flur in dem sie standen und trug die gewünschte Decke bei sich. „Da bist du ja Sebastian. Ich habe mir doch gedacht, dass du sie sicher verwahrt hast, jedem Feuer zu trotz.“ Mit einem zustimmenden Nicken, hielt der Butler nun seine Arme mit der gespannten Decke darin auf, damit der Knabe hineingelegt werden konnte. Ciel sah Conner zögern, bevor er Vincent in die Decke und somit Sebastians Arme legte. Auf das Kind hinablächelnd, wickelte Sebastian jenes fest und warm in die Decke, bevor er zu seinem Herrn sah. „Möchten sie ihn hinaustragen?“ Da er Conner bereits den Gefallen getan hatte nickte Ciel und öffnete die Arme. Dort angekommen, quiekte Vincent noch einmal, bevor er zufrieden wieder einschlief. „Er ist ein wirklich gutmütiges Kind“ stellte Ciel noch einmal fest, bevor er Vincent auf den ersten Spaziergang seines Lebens mitnahm. Epilog: -------- Epilog Anregende Gespräche und Musik hallten durch den Festsaal der Phantomhives als unzählige Gäste ihn füllten. Jeder einzelne von ihnen wurde von der strahlenden Lady Phantomhive begrüßt, die in ihrem neuen Ballkleid aus blauer Atlasseide schöner aussah als je zuvor und da es noch früh am Abend war schallte auch noch das Lachen eines kleinen Kindes durch den großen Saal. Lizzy besah das mit einem sanften Blick, sie hätte zu Beginn ihrer Ehe niemals daran geglaubt, dass sie wirklich einmal so glücklich werden würde. Vor allem hatte sie nicht mehr erwartet ein in Spitze gehülltes Bündel Freude durch das einst so düstere Anwesen laufen zusehen. „Du solltest dem langsam Einhalt gebieten.“, erklang es auf einmal neben ihr. Amüsiert rollte die Lady mit den Augen und besah sich dann den hübschen Jüngling neben sich. „Nun groll ihr es nicht. Deine kleine Schwester muss bald zu Bett und dann gehört dir allein die Aufmerksamkeit der jungen Damen, mein lieber Vincent.“ Jener runzelte verärgert die Nase. „Ich musste es auch von klein auf lernen!“ Lächelnd wandte Elizabeth sich ihm nun gänzlich zu. „Du durftest genauso tollen. Frag nur Conner, was du immer für einen Radau gemacht hast.“ Verstimmt wandte sich ihr ältester Sohn ab. „Es ist ungehörig!“, kommentierte er und ging von dannen. Seine Mutter lächelte heiter und ging auf ihr jüngstes Kind zu, das geradewegs auf den Herrn des Hauses zurannte. Mit bester Laune hob sie dieses auf ihre Arme und blieb vor Ciel stehen. „Dein Sohn kommt ganz offensichtlich immer mehr nach dir.“, grinste sie dabei. „Das klingt wie ein Vorwurf“ erwiderte ihr Ehemann gelassen und nahm ihr dann die drei Jahre alte Rachel Angelina ab. „Findest du nicht auch, Lina?“ „Mutter würde doch nicht Wegwerfen!“, kicherte die Kleine und kuschelte sich an. Ciels Mundwinkel zuckten nach oben, bevor er seiner Jüngsten die Wange küsste. „Da wirst du recht haben, Prinzessin.“ Seine Tochter lachte und gähnte dann. „So wie du aussiehst, willst du sicher, dass dich Sebastian ins Bett bringt, nicht wahr Schatz?“ Jetzt schüttelte Lina den Kopf und kuschelte sich wieder an die Brust ihres Vaters. „Nicht Bett!“ „Und wenn ich dich bringe?“ Die kleinen Äuglein, die Ciels so ähnlich sahen, leuchteten auf, auch wenn das Kind nicht schlafen wollte. „Ja! … Aber ich bin nicht müde!“ „Dann verbringen wir einfach etwas Zeit und du kannst es dir im Bett gemütlich machen.“ Zufrieden nickte die Kleine und kuschelte sich träge an. „Gut Nacht Mutter!“ Lizzy küsste ihre Tochter zärtlich, bevor Ciel sie weiter trug, damit sie ihren Brüdern Vincent, Richard und Henry eine gute Nacht wünschen konnte. Danach ging Vincent auf die Terrasse, dicht gefolgt von Conner, wo er diesen etwas abseits führte. Er wollte mit dem Älteren sprechen, da dieser bereits seit dem Morgen ungewöhnlich unruhig war. „Mein Herr?“ sprach Conner ihn deshalb ruhig an, ein Auge immer auf die Feiernden, für den Fall, dass sich die Großmutter des Jungen aus der Menge lösen könnte. „Geht es dir nicht gut?“, wurde der Butler direkt von Vincent gefragt, der sich auf eine Brüstung abstützte. „Was sollte mir fehlen, Herr?“ „Du bist sehr unruhig.“, erklärte der Jüngere. „Und du wirkst sehr gehetzt.“ „Ich bin nur aufgeregt, Herr. Euer sechzehnter Geburtstag ist etwas Besonderes.“ Aber der aufmerksame junge Mann schüttelte den Kopf. „Ich hatte schon öfter Geburtstag. Aber so warst du noch nie.“, erklärte er und lächelte Conner an. „Willst du es mir nicht erklären?“ „Es ist ein besonderer Geburtstag“ wiederholte Conner ehrlich. „Ihr seid nun nicht mehr das Kind, das ich gehütet habe wie meinen Augenapfel.“ Angst trat in Vincents Augen, doch mehr sah man ihm das Gefühl auch nicht an, als er in den festlich beleuchteten Garten der Phantomhives sah. „Wirst du mich jetzt verlassen?“ „Nur, wenn ihr es wollt, Herr“ versicherte sein Butler ihm ehrlich. Der Jüngere schüttelte sich. „Natürlich nicht! Warum sollte ich das wollen?“ „Dann habt ihr nichts zu fürchten, Herr.“ „Wirst du denn jetzt etwas ruhiger, Conner?“ Vincent drehte sich um und lächelte den Butler an. „Denn so wie es dir geht, so fühle ich mich auch!“ „Mein Herz ist jetzt viel ruhiger“ versicherte der Butler ihm mit einer leichten Verbeugung. „Gut!“ Vincent nickte zufrieden und begann nun breit zu grinsen. „Würdest du dann bitte mein Bett aufschlagen, damit ich es gleich aufsuchen kann?!“ Die Augen des Butlers weiteten sich für den Bruchteil einer Sekunde. „Herr…euer Vater würde das heute Abend nicht gerne sehen.“ „Du kannst mir nicht erzählen, dass Vater das nicht auch schon regelmäßig gemacht hat, als er so alt war wie ich. Schau dir an, wie gut er aussieht! Die Frauenwelt muss ihm zu Füßen gelegen haben!“, warf der junge Phantomhive ein. Ein Schmunzeln trat auf Conners Lippen. „Ich habe mich geirrt, Herr. Ihr seid doch noch ein Kind.“ Jetzt plusterte sich Vincent auf und marschierte an ihm vorbei. „Wenn ich keine Begleitung finde, kannst du mir ja Gesellschaft leisten!“, warf er ihm beleidigt an den Kopf und würde nicht von seinem Vorhaben abweichen, auch wenn er das nicht ganz so ernst meinte, mit seinem Butler an der Seite. Conners Schmunzeln wandelte sich in ein ausgewachsenes Grinsen, als er das hörte. „Wie ähnlich ihr eurem Vater doch seid.“ Als er seinem Herrn dann nachsah, sah er, wie dieser offensichtlich frustriert die nächstbeste Schöne ansah und mit ihr auf der Tanzfläche verschwand. So verging der Abend, an dem es Vincent immer wieder misslang eine holde Maid von der Feier wegzulocken, auch wenn er von einem besonders schönen Exemplar einen Kuss erhielt, als die Uhr Mitternacht schlug und er somit sechzehn wurde. Das war auch der Moment, an dem die Gäste zu einem Lied anstimmten und ein großer Kuchen von Sebastian und Conner in den Saal geschoben wurde. Da war es dann vorbei mit der Chance sich heimlich davon zu stehlen, da er ständig von Gratulanten umringt war, bis er gegen drei Uhr morgens allein in sein Bett ging. Verstimmt hielt er in seinem Zimmer die Arme für Conner bereit, damit dieser ihn entkleiden konnte. „Das hast du schön eingefädelt!“, grollte er diesem zu. „Ich, Herr?“ fragte der Butler schmunzelnd, als er ihn umkleidete. „Ich würde euch nie geggenarbeiten.“ „Ich kann es noch nicht beweisen, aber du warst es!“, behielt Vincent seinen Standpunkt bei. „Eure Anschuldigen treffen mich, Herr.“ Mit einem überheblichen Ton, ließ sich der Jüngere in sein Nachthemd stecken und ging in sein Bett. „Eigentlich müsstest du jetzt hier bleiben!“ „Müsste ich, Herr? Soll ich euch vielleicht ein Schlaflied singen?“ Frustriert deutete Vincent auf seine Zimmertür. „Gute Nacht, Conner!“ „Gute Nacht, Herr.“ Vincent meinte gerade eingeschlafen zu sein, als jemand zart an seine Schulter rüttelte. Missmutig brummte er und rollte sich auf die andere Seite, doch er wurde nicht in Ruhe gelassen. „Psst, wach auf.“ „Lass mich schlafen, Conner! Ich bin böse mit dir!“, grollte der junge Mann, unwillig zu erwachen. „Dann ist es ja gut, dass ich nicht Conner bin.“ Nun blinzelte Vincent überrascht, auch wenn er sich schwer tat. Dann erkannte er seinen Gast und runzelte die Stirn. „Vater?“ „Steh auf und zieh dir deinen Morgenmantel über. Ich muss dir etwas Wichtiges zeigen.“ Ciel tätschelte ihm die Wange und erhob sich dann von Vincents Bett, auf dessen Kante er gesessen hatte. „Hat das nicht noch Zeit?“, grummelte der Jüngere, erhob sich aber um zu tun, was sein Vater sagte. „Musst du nicht selbst schon im Bett sein?“ „Jetzt ist die einzige Zeit, Vincent. Es ist wichtig.“ An der Art und Weise, wie es Ciel sagte, wurde sein Sohn hellhörig. „Geht es Mama nicht gut? Was ist mit Henry, Richard und Lina?“ „Alle sind in bester Ordnung“ versicherte Ciel und holte nun selbst Vincents Morgenmantel. „Das hier ist eine Vater-Sohn-Sache.“ „Gut.“ Der Jüngere erhob sich und nahm dann den Morgenmantel um ihn überzuziehen. „Und jetzt?“ „Jetzt kommst du mit mir, damit ich dir einen Ort zeigen kann, der für die Erben der Phantomhives von besonderer Bedeutung ist.“ Da wurde Ciel gemustert. „Und dir geht es wirklich gut?“ „Vollkommen.“ Sein Vater deutete ihm an ihm zu folgen. „Nun komm, wir haben nicht ewig Zeit.“ Vincent nickte und folgte dem Älteren nun, der ihn durch das ganze Anwesen führte, bis hin zu einer Tür die Vincent noch nie gesehen hatte. „Vater, wo sind wir?“ „Das will ich dir ja zeigen.“ Mit einem aufmunternden Blick öffnete Ciel die Tür und ließ ihn ein. Neugierig sah Vincent nun in einen dunklen Gang, der nur durch Fackeln erhellt wurde. Diesen ging er ein paar Schritte hinein und erblickte dann die Gemälde seiner Vorfahren. „War das schon immer hier?“ „Ja und am Tag, wo der Erbe zum Oberhaupt der Familie wird, wird sein Bild hinzugefügt.“ Ciel führte ihn den Gang entlang, bis zu dem Abbild seines zehnjährigen Ichs. „Ich war noch nie hier.“, stellte Vincent fest und betrachtete ebenfalls das Bild seines Vaters, wobei er so etwas wie Trauer und Stolz zugleich empfand. „Das war ich vor meinem sechzehnten Geburtstag auch nicht. Nur das Sebastian mich hergeführt hat.“ „Ich versteh nicht.“, gab der Jüngere zu. Wusste er zwar, dass die Eltern seines Vaters sehr früh verstorben waren, doch nicht, was es mit ihrer jetzigen Situation auf sich hatte. Ciel zögerte und führte ihn dann erst einmal in den Raum, indem ihm vor über zwanzig Jahren die Wahrheit offenbart worden war. „Setz dich.“ Das tat sein Sohn, wobei er sich neugierig umsah. „Wir haben noch eine Bibliothek?“ „Ja, aber sag Henry nichts davon, der würde hier nie wieder rauskommen.“ Ciels jüngster Sohn war gerade mal zehn Jahre alt und musste regelmäßig gezwungen werden seine Bücher einmal liegen zu lassen. „Aber das würde ihm doch gefallen!“, grinste Vincent und wusste noch immer nicht, weswegen sie hier waren. „Aber es ist nicht für seine Augen bestimmt“ erklärte Ciel und setzte sich zu ihm. „Sag mir Vincent, kennst du die Aufgabe unserer Familie?“ „Wir erledigen die Drecksarbeit für die Königin oder wer auch immer gerade auf dem Thron sitzt.“, erklärte der Jüngere, was ihm bis jetzt aufgefallen war. Stolz nickte Ciel, hatte er seinen Sohn doch nie darin eingeweiht. „Gut, ich habe mich also nicht geirrt, als ich dich für einen klugen Jungen hielt.“ Vincent wurde eine Hand auf die Schulter gelegt. „Es gibt aber noch eine Bestimmung, viel älter als unser Königreich.“ „Ich kenne unsere Familiengeschickte, Vater. So alt ist unsere Familie nicht.“, widersprach der Jüngere ruhig. „Offiziell ist sie das nicht…“ „Vater?“ „Unsere Familie ist sehr alt, Vincent und sie hat eine alte Geschichte.“ Ciel seufzte, bevor er seinem Sohn das größte Geheimnis der Familie enthüllte: „Noch bevor wir unsere Loyalität der Krone schworen, waren wir bereits mit einer anderen Macht verbunden, mit einer…übernatürlichen Macht. Wir sind dafür bestimmt den Einfluss dunkler Kreaturen auf die Welt der Menschen in Zaun zu halten.“ Jetzt lachte Vincent leise. „Ach Vater… Glaubst du die Taschentricks von Sebastian und Conner noch immer?“ „Wie alt glaubst du ist Sebastian?“ „Maximal doppelt so alt wie ich. Aber ich glaube,k er ist eher ende 20.“ „Wie kann er dann schon siebenunddreißig Jahre an meiner Seite sein? Denk nur auch an Conner, ist er in den letzten sechzehn Jahren gealtert?“ Vincent schüttelte den Kopf. „Das ist doch…!“ „Sie sind die Waffen, die uns in die Hände gegeben wurden, um Ordnung auf dieser Welt zu halten.“ Jetzt runzelte er die Stirn, denn viele Kleinigkeiten fielen Vincent ein, die er bei Conner gesehen hatte, aber immer für Einbildungen gehalten hatte. „Du nimmst mich nicht auf den Arm?!“ „Ich meine es vollkommen ernst.“ Um seinen Worten Halt zu geben nahm Ciel die Augenklappe ab und entblößte seinem Sohn was sie verborgen hatte. Nun zeigte Vincent einmal mehr, dass er der Erbe der Phantomhives war. Er schreckte nämlich nicht zurück, sondern sah sich das Zeichen fasziniert an. „…“ „Das erhielt ich an meinem sechzehnten Geburtstag. In dem exakten Moment meiner Geburt.“ „Von Sebastian?!“, stellte der Jüngere fest. „Warum?“ „Weil der Butler, die Waffe, der Teufel an unserer Seite, nur bis zu unserem sechzehnten Geburtstag an den Pakt der Familie gebunden ist, danach ist es unsere Entscheidung einen neuen Pakt zuschließen. Dieses Zeichen ist das Symbol für den Pakt zwischen Sebastian und mir.“ Vincent schaltete und nickte, bevor er weiter fragte. „Muss ich jetzt auch einen Pakt schließen?“ „Nur, wenn du es willst. Du allein kannst entscheiden, ob du Teil unseres Familiengeheimnisses werden willst.“ „Und nur du, Sebastian und Conner wissen davon?“ „Zumindest innerhalb der Familie…wir haben inzwischen einige Wesen getroffen die die Begegnungen überlebt haben.“ „Willst du, dass ich es mache?“, fragte Vincent leise nach. Die Hände des Jungen wurden ergriffen und von seinem Vater fest gedrückt. „Ich will, dass du gut darüber nachdenkst und dann die Entscheidung triffst, die für dich richtig ist.“ Ihm wurde undurchsichtig in die Augen gesehen, denn Vincent fand, dass er nicht wirklich geantwortet hatte. „Und wie erkläre ich meine Entscheidung? Muss ich es dir sagen, oder Conner? Wenn ich mich dagegen entscheide? Kann ich mich dann von ihm verabschieden?“ Ciel lächelte leicht, über den kühlen Kopf den sein Sohn behielt. „Ich werde dich gleich hier alleine lassen, damit du ganz in Ruhe entscheiden kannst. Wenn deine Geburtsstunde anrückt wird Conner zu dir kommen, um deine Entscheidung zu erfahren und ja, wenn es so sein sollte wirst du dich verabschieden können.“ „Und ich darf mich nur jetzt entscheiden, hab ich das richtig verstanden?“ Ciel bejahte das und weihte ihn in die Hintergründe zu diesem besonderen Datum ein. Vincent nickte, um zu zeigen, dass er verstanden hatte. „Wirst du enttäuscht sein, wenn ich eine Entscheidung wähle, die du nicht möchtest?“ „Nein, denn ich will nur, dass du zufrieden bist.“ Jetzt wurde Ciel von seinem Sohn fest umarmt. „Ich hab dich lieb, Vater!“ Für einen Moment war der Earl überrumpelt, bevor er Vincent fest in die Arme schloss, ganz so, wie es sein eigener Vater getan hätte. „Ich liebe dich auch, mein Sohn.“ Dann löste sich der Jüngere und grinste. „Und ich habe mich entschieden!“ „Schon?“ wurde er überrascht gefragt. „Ich kann doch nicht zulassen, dass die Menschheit untergeht!“, strotzte der junge Mann vor Energie. „Ich werde den Pakt schließen!“ Ciel entwich ein amüsiertes Lachen. „Du legst ja einen ganz schönen Heldenmut an die Tage, aber ein Held wird man in diesem Gewerbe nicht.“ „Dennoch will ich es tun!“, versicherte Vincent nun ernst und überzeugt. „Und du bist dir sicher?“ fragte Ciel noch einmal nach. „Ja!“, nickte sein Sohn entschlossen. Der Earl musterte ihn genau und drückte dann seine Lippen auf Vincents Stirn. „Dann werd ich dir jetzt Conner schicken.“ „Ich laufe nicht weg!“, grinste der Jüngere und machte es sich dann auf dem Sofa bequem, wobei er doch nachdenklich seine Arme um seine Knie legte. Sein Vater strich ihm noch einmal über den Kopf, bevor er ihn allein ließ. „Ich weiß, dass du da bist, Conner!“, erklang es nach einer ganzen Weile von Vincent, der seinen Butler bisher weder gesehen, noch gehört hatte, er spürte ihn ganz einfach, weshalb er nicht aufsehen musste, sondern in seiner Position verharrte. Tatsächlich trat der jung aussehende Mann aus dem Schatten und kam zu ihm an die Couch. „Herr.“ „Ich bin noch immer böse auf dich!“, erklärte Vincent. „Denn jetzt habe ich Beweise, dass du mir die Kurzweil mit den Damen ruiniert hast.“ Er sah auf und seinen Butler an. „Dafür solltest du mich zumindest entschädigen!“ Conners rotbraune Augen leuchteten auf einmal pink auf. „Haltet ihr es wirklich für gut Herr, einen Teufel zu provozieren?“ Er sah ein freches Grinsen. „Du machst mir keine Angst, ich hab dich schon einmal so gesehen!“ Ein heiseres Glucksen erklang, dem jegliche menschlichen Züge fehlten. „Glaubt mir Herr, ihr habt noch nicht einmal ansatzweise gesehen was ich bin.“ Unbeeindruckt verschränkte Vincent die Arme vor seiner Brust. „Du schuldest mir dennoch eine Entschädigung!“ „So? Weil sie es nicht geschafft haben ein armes Ding von der Feier zu locken, um ihrer Ehrwürdigkeit auf den Leib zu rücken, nur um dann einige Zeit später vom Earl in kompromittierender Situation ertappt zu werden?“ „Das sollten wir später klären.“, entschied der junge Mann und sah Conner tief in die leuchtenden Augen. „Es gibt da etwas wichtigeres, dass wir besiegeln müssen!“ „Ja“ stimmte der Teufel zu und setzte sich zu ihm auf die Couch. Seine leuchtenden Augen fest auf Vincent gerichtet. „Sag, wie du dich entschieden hast.“ „Hat das meine Aussage nicht schon erklärt?“ Vincent legte den Kopf schief. „Ich werde den Pakt mit dir schließen, Conner!“ „Das ist alles, was ich hören wollte“ erklang die Stimme, wie das Grollen eines Tieres, bevor er sich über den jungen Mann beugte. „Ich hoffe du fürchtest den Schmerz nicht.“ Automatisch kam Vincent unter ihm zum liegen und starrte ihn erschrocken an. „Schmerz?“ „Ich bin ein Teufel und Teufel sind nicht zärtlich, nicht einmal zu entzückenden kleinen Menschchen.“ „Aber… Aber…“, begann Vincent, bevor er seine Stimme festigte. „Ich kann danach wieder sehen?“ Conners Mund verzog sich zu einem Lächeln, bei welchem Zähne aufblitzten, die schärfer wirkten, als je zuvor. „Wo das Mal erscheint wird sich erst noch zeigen.“ „Mach schnell!“, hauchte der Mensch unter ihm und zitterte. „Bettelt mein kleiner Herr etwa schon?“ „Ich will diesen Pakt mit dir schließen, Conner! Keine dummen Spielchen!“, versuchte Vincent seine Stimmbänder wieder zu festigen. Wieder erklang dieses unmenschliche Lachen. „Das hier ist mein Spiel und es wird andauern, bis zu dem Moment, wo sich deine Geburt jährt!“ „Dann entschädige mich!“, forderte der Jüngere. „Du forderst Dinge, kleiner Mensch, von denen du noch keine Ahnung hast“ warnte Conner mit einem Grollen tief aus der Kehle. „Tu es!“, wiederholte Vincent dennoch. Ein tiefes dunkles Lachen erklang, bevor eine raue Zunge über Vincents Kiefer fuhr. „Mein dummer, kleiner Mensch.“ Der junge Phantomhive hatte sehr wohl schon die Freuden der körperlichen Lust erlebt, denn er hatte sie sich heimlich bei Frauen gekauft. Doch auf die intensive Leidenschaft seines Butlers war er nicht vorbereitet gewesen, weshalb er am Ende seiner Geburtsstunde zitternd, verschwitzt und erschöpft unter Conner lag. „Jetzt schließ den Pakt, Conner, ich befehle es dir!“ Wieder hörte er dieses seltsame Lachen, das so deutlich machte, dass er es nicht mit einem Menschen zu tun hatte und es füllte seine Gedanken gänzlich aus, als ein stechender Schmerz, wie er ihn noch nie zuvor empfunden hatte, seine Brust durchzuckte. „Aggressiv und gerissen, von Beiden.“, kommentierte Sebastian, der mit Ciel in der Nähe des Geschehens, der neuen Generation war. „Man merkt die wenigen Jahre, die sie auf dem Buckel haben, so forsch, wie sie sind.“ Er grinste. „Sie werden ihre Arbeit definitiv anders als wir erledigen.“ „Sebastian“ unterbrach ihn Ciel da mit ruhiger Stimme, von der der Teufel inzwischen wusste, dass sie Gefahr bedeuten konnte. Der Angesprochene leckte sich über die Lippen und sah seinen Herrn erwartend an. „Denkst du wirklich, ich will eine Schilderung von dem, was mein Sohn da drinnen tut? Ich weiß für seinen Vater längst viel zu viel.“ „Ich denke nicht, dass sie das Gleicht teilen wie wir.“, stellte der Teufel fest. Ein verärgerter Blick traf da den Butler. „Das macht es nicht besser!“ „Denk nicht weiter darüber nach.“ Er legte einen Arm um Ciel. „Überleg dir lieber, wie du deinen Sohn morgen pflegen kannst. Er wird in vielerlei Hinsicht, Wunden haben.“ Der Earl verzog das Gesicht, lehnte sich aber gegen den Butler. „Das weiß ich nur zu gut.“ „Der Pakt ist jetzt geschlossen. Conner wird sich immer gut um Vincent kümmern.“ Sebastian drehte Ciel zum Gehen um. „Lass uns zu Bett gehen.“ „Dafür ist es wohl Zeit“ stimmte Ciel seufzend zu. Lächelnd wurde er in sein Zimmer geführt und dort entkleidet. „Brauchst du dein Nachthemd?“ „Nein, ich brauche nur dich.“ Für diese Antwort, erhielt der Earl einen langen Kuss, indem sich der Butler auszog. „Dann will ich dich wärmen!“ Der Earl sank aufs Bett und streckte die Hand nach seinem Teufel aus. „Sebastian…Vincent verliebt sich doch nicht in ihn, oder?“ Lächelnd wurde die Hand ergriffen und Sebastian ließ sich ins Bett ziehen. „Das kann ich dir nicht sagen.“ „Ich will nicht, dass meinem Sohn das Herz gebrochen wird“ erklärte Ciel ihm seine Frage. „Conner ist nämlich nicht wie du.“ „Wie ich?“, fragte der Teufel verwundert. Ciel grinste und umging eine Erklärung, indem er Sebastian küsste. Einige Stunden später wurde Ciel dann von seiner Tochter geweckt, die sich ins Zimmer geschlichen hatte und sich jetzt auf ihn warf. „Morgen Vater!“ Der Earl stöhnte unmutig und öffnete träge die Augen, um seine kleine Prinzessin anzusehen. „Schatz…was tust du denn so früh am Morgen hier?“ „Aber es gibt doch gleich Lunch, Papa!“ „So spät ist es schon?“ Die Kleine lachte und kuschelte sich an. „Vinc schläft auch!“ „Hast du etwas auch schon in sein Zimmer geschaut?“ fragte Ciel, während er die Arme um sie schloss. Jetzt presste seine Tochter die Lippen aufeinander, bevor sie denn Kopf schüttelte und nuschelte. „Conner hat mich erwischt und weggeschickt!“ „Richtig so. Dein Bruder darf heute so lange schlafen wie er will.“ Zärtlich wurde ihr gegen die Nase gestupst. „Du hattest sicher vor sein Zimmer zustürmen, wie das meine, nicht wahr?“ Jetzt grinste sie wieder und nickte erneut. „Ja!“ „Und du hattest sicher nicht vor zu klopfen, wie es sich für eine Lady gehört, oder?“ Unschuldige große Augen sahen zu Ciel auf, bevor Lina den Kopf schüttelte. „Außerdem hast du nicht geklopft und auf ein Herein gewartet, bevor du in mein Zimmer gestürmt bist.“ Wieder wurde dem Mädchen die Nase gestupst. „Das gehört sich nicht, Prinzessin.“ „Aber dann wärst du aufgestanden!“ „Für dich wäre ich liegen geblieben, Spätzchen.“ „Hab dich lieb!“, strahlte sie daraufhin und gab Ciel einen Kuss. Ihr Vater drückte sie daraufhin noch einmal, bevor er sie weg schob. „Nun lauf zu deiner Mutter, damit ich aufstehen kann.“ Als die Tochter des Hauses verschwunden war, trat Sebastian wieder ans Bett. „Ich konnte sie nicht bremsen.“, erklärte er, ohne sich zu entschuldigen, da er sie auch nicht hatte bremsen wollen. „Sie ist ein lieber Wecker, also macht es gar nichts.“ Wie am Abend zuvor streckte Ciel eine Hand nach ihm aus und genauso ergriff der Butler sie und ließ sich zu ihm ziehen. „Aber es ist gut, dass sie dich nicht gesehen hat“ hauchte Ciel ihm dann gegen die Lippen. „Sie ist zu jung, um zu begreifen, was es bedeutet.“ Der Teufel schmunzelte und und küsste Ciel erneut. „Dann solltest du sie jetzt nicht enttäuschen und dich kleiden … lassen …“ „Vorher solltest du deine Körperflüssigkeiten von mir waschen.“ „Dabei machen sie deinen dir eigenen Duft noch betörender…“, murmelte der Teufel und trug Ciel nun ins Bad. „Du hast mich bereits auf alle mögliche Weisen markiert, reicht das nicht?“ „Nein, reicht es nicht.“ Der Ältere schmunzelte und begann ihn zu reinigen. Ciel gluckste und streckte seine nassen Hände nach Sebastians Gesicht aus. „Was machst du?“, wurde er interessiert gefragt. Der Jüngere lächelte milde und wisperte fragend den Namen seines Butlers. „Sebastian?“ „Ciel?“ „Ich glaube ich bin glücklich.“ Mit den aufleuchtenden Augen des Teufels erhielt er eine Antwort in jenen, die er bereits seit Jahren wusste und noch nie so deutlich zu verstehen bekommen hatte, bevor er brennend von ihm geküsst wurde. Ciel lachte in den Kuss, aus dem er Sebastian so schnell auch nicht entließ, denn er wusste nun besser, als je zuvor, dass Sebastian ihn liebte, auch wenn der Teufel es wohl nicht wusste. So dauerte es noch eine Weile, bis er endlich zum Mittagessen erschien, wo seine ganze Familie bereits auf ihn wartete, nur sein ältester Sohn hatte sich entschuldigen lassen. Ciel schien dies nicht zu stören, viel mehr nahm er das grimmige Gesicht seiner, noch anwesenden, Schwiegermutter mit guter Laune hin und fand sogar Zeit seinem jüngsten Sohn davon zu überzeugen, dass am Esstisch Bücher nichts zu suchen hatten. „Wenn es denn sein muss darfst du zum Frühstück die Tageszeitung lesen, Henry.“ „Danke, Vater!“, machte er diesen mit dem Eingeständnis ebenfalls Glücklich und er legte für die Dauer des Essens sogar jegliches Lesematerial zur Seite. Nun da Henry zufrieden war konnte Ciel die Zeit nutzen Richard nach seinen Studien zu fragen. Jener erzählte ihm begeistert von seinem Privatlehrer, bevor er umlenkte und davon berichtete, dass ihm ein paar Ideen zu neuen Spielzeugen für Funtom gekommen waren. Ciel hörte ihm aufmerksam zu, bis es Zeit für ihn war sich vom Tisch zu verabschieden. Sein Weg führte ihn zu Vincent, der in seinem Zimmer, in seinem Bett lag und sich gerade fühlte, als sei er die letzten Nacht unter die Räder gekommen. Der Earl klopfte kurz und knapp an die Zimmertür und trat dann ein ohne auf eine Einladung zu warten. Da hörte er bereits ein leises Murmeln, das davon sprach, dass Vincent gern allein bleiben wollte. „So sollte ein junger Mann an seinem Geburtstag aber nicht klingen“ scherzte sein Vater und kam, ganz unzeremoniell, zu ihm ins Bett. „Vater…“, murmelte der junge Mann weiter und rollte sich etwas zur Seite. Seine Brust kam dadurch unter der Decke zum Vorschein und präsentierte das neue Mal, das direkt über seinem Herzen thronte. „Eindrucksvoll“ kommentierte Ciel das und legte einen Arm um das Kind, welches ihn vor sechzehn Jahren für sich eingenommen hatte. Tatsächlich schmuste sich jenes auch noch immer in die starken Armen und seufzte, nachdem es seine Augen wieder schloss. „Du hast mir nichts von dem Schmerz erzählt!“ „Es sollte nicht deine Entscheidung trüben…und so sehr erinnere ich mich gar nicht mehr an den Schmerz…ich war anderweitig beschäftigt.“ „Anderweitig? Was hast du getan?“, fragte Vincent leise. Sein Vater umfasste ihn und piekte ihm in eine Pobacke. „Sicher nichts anderes als du.“ Doch anstatt mit einem Kichern oder der üblichen Abwehr reagierte der Jüngere mit einem Zischen. „Was?“ „Was denn? Du dachtest, du wärst mit Conner besonders originell gewesen?“ „Du hast…?“ beschämt drehte sich Vincent von seinem Vater weg, womit er einen zerkratzten Rücken offenbarte, der sogar die ein oder andere Bissspur aufwies. Ciels sichtbares Auge weitete sich, bevor er seinen Sohn von hinten umarmte. „Nun gräm dich nicht, ich bin dir nicht böse oder ähnliches.“ „Es war nichts ernstes.“, flüsterte dieser da. „So wie die bezahlten Damen?“ Vincent seufzte frustriert. „Hat Conner dir das auch verraten?“ Ciel schnaubte. „Er würde mir nie etwas verraten. Sebastian beschafft mir alle Informationen die ich brauche.“ „Ich mag Conner.“, erklärte sein Sohn. „Aber ich werde wohl einen ersten Befehl für ihn haben.“ „Und welchen?“ „Dafür sorge zu tragen, dass Sebastian nicht immer alles erfährt.“, grinste Vincent und drehte sich wieder zu seinem Vater um. „Sei ihm nur nicht böse, wenn ihm das nicht gelingt!“ „Sebastian mag gut sein.“, stellte Vincent nun fest. „Aber bestimmt nicht perfekt.“ Ciel schmunzelte und strich seinem Sohn durchs Haar. „Du wärst überrascht.“ „Kann Conner mich jetzt eigentlich immer spüren?“ „So in etwa“ erklärte Ciel ihm und deutete auf das Mal auf Vincents Brust. „Hiermit weiß er immer wo du bist, denn dadurch seid ihr aneinander gebunden.“ „Unwiderruflich.“, bestätigte sein Sohn und berührte nun seinerseits die Augenbinde von Ciel. „Ob es schmerzhaft wird, wenn wir unseren Preis zahlen?“ Ein nachdenklicher Blick trat in das sichtbare Auge. „Ich weiß es nicht, aber…Teufel sind keine zärtlichen Wesen.“ „Ich weiß…“, nuschelte Vincent und berührte sein rechtes Schlüsselbein, das einen leicht blutigen Knutschfleck aufwies. „Und wenn sie etwas tun, dann richtig.“ „Wem sagst du das“ seufzte da sein Vater. „Die meisten Tage ist es ein Wunder, dass ich überhaupt laufen kann.“ Vincent begann zu blinzeln und glaubte auf einmal zu verstehen, da sein Vater so eine ähnliche Andeutung auch schon zuvor gemacht hatte. „Sag das noch einmal!“ Ciel errötete, weil er nun begriff, was er da gesagt hatte. „Was soll ich sagen?“ „Du bist mit Mutter verheiratet! Wie kannst du sie nur betrügen? … egal mit wem…“, wurde sein Sohn etwas lauter. „Liebst du sie überhaupt nicht?“ Ciel seufzte und rieb sich ertappt über die Stirn. „Die Hochzeit mit deiner Mutter war arrangiert, Vincent. Wir sind zusammen aufgewachsen und wir schätzen uns sehr. Das hat alles nichts mit Sebastian zu tun.“ „Das macht unsere Familie kaputt!“, warf der Jüngere ihm vor und zog sich zurück um aufzustehen, doch die Arme seines Vaters hinderten ihn daran. „Vincent!“ „Es war alles eine Lüge!“ Tränen traten in die Augen des jungen Mannes, dem die Familie alles bedeutete. Mitfühlend zog Ciel ihn an sich. „Das ist nicht wahr. Wir sind eine glückliche Familie, auch wenn deine Mutter und ich keine romantischen Gefühle teilen.“ „Du hegst keine für sie, aber weiß sie überhaupt davon?“, fuhr Vincent seinen Vater an. „Deine Mutter weiß über alles Bescheid“ versicherte Ciel ihm ehrlich. Verunsichert schüttelte der Jüngere den Kopf. „Aber… aber… aber…“ Da Vincent in seiner Unsicherheit verstanden wurde, strich Ciel ihm über das Gesicht. „Du musst verstehen…ich bin nicht wie du. Eine hübsche Dame an meiner Seite hält für mich keinerlei Reiz.“ Der Jüngere seufzte und ließ sich jetzt ohne Gegenwehr halten, da ihm langsam bewusst wurde, dass er seine Eltern nie zusammen in einem Bett erlebt hatte. Bei genauerer Betrachtung sahen sie dennoch aus wie ein glückliches Ehepaar und gingen doch sehr liebevoll miteinander um. „Ich versteh es dennoch nicht.“, gab er ruhig zu. „Du und Mutter gehen so zärtlich miteinander um und so vertraut…“ „Deine Mutter und ich lieben uns sehr, nur nicht auf romantische Weise. Wir sind gute Freunde und stolze Eltern, das verbindet auch.“ Vincent seufzte erneut. „Ist es mit Sebastian nur Sex?“ Nun stockte Ciel kurz, bevor er ehrlich antwortete: „Nein.“ „Liebt ihr euch?“ „Ja, auch wenn Sebastian das nicht klar ist.“ Der junge Phantomhive runzelte die Stirn. „Hö?“ Ciel schmunzelte und erklärte sich: „Sebastian ist ein Teufel, er glaubt solche Emotionen nicht zu haben, aber ich weiß es besser.“ „Dann solltet ihr euch nicht von Fremden erwischen lassen!“ Vincent senkte den Blick. „Schließlich würde es auffallen, wenn Conner und ich euch aus dem Zuchthaus holen…“ „Sorg dich nicht, so weit wird es nicht kommen.“ Das Versprechen stimmte Vincent wieder milde und er nickte, schien danach aber noch ein Anliegen zu haben, dass er nicht traute auszusprechen. „Vincent?“ „Weißt du… kennst du…“, druckste sein Sohn etwas herum, der es unglaublich peinlich fand, mit seinem Vater darüber zu sprechen oder ihn gar um Hilfe zu bitten. „Nun sprich schon Sohn.“ „Mir tut da was weh…“ „Ich nehme an, dass dir eine ganze Menge wehtut.“ Vincent nickte und sah Ciel mit roten Wangen an. „Aber ich will vor Conner keine Schwäche zeigen!“ Sein Vater seufzte. „Soll ich Sebastian rufen? Er hat Erfahrung in solchen Dingen.“ Schnell schüttelte er den Kopf. „Nein… Nein!“ „Nun, ich weiß nicht, wie nützlich ich dir sein kann.“ „Kommst du denn wieder, wenn Sebastian wieder weg ist?“ „Ich hab gar nicht vor weg zugehen.“ „Dann lass ihn kommen.“ „Sebastian!“ Eine ganze Weile später lag Vincent am ganzen Körper versorgt und daher etwas schmerzfreier, in seinem Bett und blinzelte seinen Vater träge an. „Nimm es Conner nicht übel, ich hab ihn provoziert.“ „Wundert mich nicht, du bist ein Hitzkopf.“ Ciel beugte sich zu seinem Sohn und küsste ihm die Stirn. „Schlaf jetzt noch etwas, dann geht es dir morgen wieder richtig gut.“ „Bist du stolz auf mich?“, wurde der Earl leise und schläfrig gefragt, als Vincent die Augen wieder zufielen. „Ich bin immer stolz auf dich“ hauchte Ciel und deckte seinen Ältesten noch einmal richtig zu. Beobachtet wurden sie dabei zufrieden von Sebastian, der bereits wusste, dass dies einer ihrer letzten Momente sein würde, die Vater und Sohn gemeinsam verbringen würden. Ende Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)