Memories of You von Nanakii ================================================================================ Kapitel 3: Angel or Monster? Teil 1 ----------------------------------- Das heiße Wasser prasselte auf mich herab und ich seufzte genießerisch auf. Der Tag fing schon mal gut an. Wie oft bekam man als vielbeschäftiger SOLDIER denn die Gelegenheit heiß und lange zu duschen? Höchstens beim nächsten Zwangsurlaub. Außerdem bedeutete es Entspannung. Und die hatte ich gerade dringend nötig. Passierte ja nicht alle Tage, das der Mentor verriet. Aber ich brauchte das auch nicht. Mein emotionaler Ausbruch gestern vor Sephiroth war ziemlich peinlich gewesen. „Entspann dich, Lucy!“ So weit es ging begann ich meine verhärteten Nackenmuskeln zu kneten. Dagegen war Stahl butterweich! Das Klingeln meines Handy riss mich aus meinem Wellnessprogramm. Scharf atmete ich ein. Minerva, ich noch nicht mal ne halbe Stunde druntergestanden. Immer noch trällerte mein PHS mein Lieblingslied . Diesmal leicht angefressen stellte ich das Wasser ab und schnappte mir meinen Frotteebademantel. Ich atmete tief ein um nicht allzu schnippisch ans Telefon zu gehen. Schließlich war es erst 7 Uhr morgens. Gerade wollte ich nach dem kleinen Gerät greifen, da brach der Anruf ab. In der Bewegung stoppte ich. Das durfte doch nicht war sein. „Eh, soll das ein Witz sein?“,fauchte ich wütend. Bevor ich das verdammte Ding, wie mein Altes, gegen die Wand schleuderte klopfte es an der Tür. „Hey Lu', wir haben wahrscheinlich einen neuen Job!“,ertönte es. Meine Finger verkrampften sich zu Krallen. „Ist ja gut, Zack. Ich beeil mich!“ Mit beherrschter Ruhe legte ich mein Telefon weg, dann schnappte ich mir das nächstbeste Handtuch von der Stange und begann meine blonden Haare notdürftig trocken zu rubbeln. Dann glaubte ich meine Bürste vom Waschbecken. Kämmend tapste ich zur Badezimmertür hinaus in mein Zimmer. Was für ein Glück man doch als SOLDAT-Anwärter hatte. Nicht so wie die Infanteristen eine Gemeinschaftsdusche zu besitzen war echt schon Luxus. Vor allem wenn man das einzige weibliche Wesen unter hundert Kerlen war. Brrr! Allein der Gedanke daran ließ mich schaudern. Gut das ich kein so bodenloser Loser wie die meisten dort war. Vor meinem Kleiderschrank blieb ich stehen. Mit der einen Hand hielt ich den Bademantel zu und mit der anderen begann ich nach normalen Kleidern zu suchen. Denn wie immer lachten mich die grausigen Rollkragenpullover an. Wo beim heiligen Chocobo waren meine ärmellosen Oberteile? Klar sich als Einziger 2nd Class nicht an die korrekte Kleiderordnung zu halten brachte keine Pluspunkte, aber ich hatte mich mit Genesis auf blaue Tops einigen können. Sah vielleicht gewollt Freizügig aus, war es aber nicht! Nachdem ich das Ersehnte gefunden hatte, zog ich die dunkle Trainingshose, meine Unterwäsche und die Socken aus weiteren Schubladen. Hastig schlüpfte ich in die Kleider. Ich musste nur noch Zähne putzen. Also führte mich mein Weg wieder ins Bad zurück. Ein Blick in den Spiegel reichte um mich mal kurz zu schocken. Dunkle Schatten lagen unter meinen glanzlosen sonst saphierfarbenen Augen, jetzt war es nur noch ein müdes dunkelblau. Das halbtrockene blonde Haar fiel in mein aschfahles Gesicht. Ich sah viel älter als 16 aus und auch kränker. Die gestrige Nacht hatte mich ziemlich geflasht. Seufzend trug ich die chemische Pfefferminzpaste auf die Zahnbürste auf. Nach dem einschläfernden hin und her schrubben spuckte ich aus, wusch mir den Mund dann, stapfte ich hinaus zu der Zimmertür. Meine Hände begannen routiniert meine Haare zu einem hohen Pferdeschwanz zu binden. Prüfend schaute ich mich ein letztes Mal um. Mein Blick blieb an dem rosafarbenem Quadrat haften, welches auf meinem Nachttisch lag. ,Würdest du für mich darauf aufpassen?/Dort steht etwas wichtiges drin...ich möchte das du das ließt, aber nur du..' Seit einem Monat hatte ich dieses Buch nicht mehr in der Hand, noch gelesen. Zack würde noch einen Moment gedulden müssen. Langsam trat ich zum Bett und nahm den Epos in die Hand. Sanft strich ich über den schon etwas abgegriffenen Einband. Was war nur so besonders an diesem Exemplar? Vorsichtig schlug ich die erste Seite auf. Beinahe flüsternd las ich vor: Prolog Wenn der Kampf der Bestien das Ende der Welt einläutet, wird die Göttin vom Himmel herabsteigen. Die Schwingen des Lichts und der Dunkelheit ausgebreitet, wird sie uns führen zu Glück, ihrem ewiglichen Geschenk. Wunderschön... Als ich auf die Nächste umblättern wollte, klopfte es wieder. „Bist du eingeschlafen? Wir sollen uns beeilen Lucy!“ Immer noch fasziniert schlug ich das Buch zu und legte es auf den Tisch, neben das Bett. Ich sprang auf, doch dabei riss ich die Sachen von dem Tischchen. „Verdammt!“,fluchte ich. Eilig sammelte ich Wecker, Lampe, eine Packung Kaugummi und LOVELESS wieder auf. Nachdem alles wieder an seinem Platz war schaute ich mir mein Werk an. Unter dem Bettgestell guckte ein Papierschnipsel heraus. Eigentlich war ich ja gar nicht so ordentlich, aber das musste jetzt wirklich nicht sein. Kurzerhand verschwand mein noch immer nasser Kopf unter dem Gestell. Mehrere Blätter lagen dort verstreut auf dem Boden. Bestens! Murrend packte ich sie zusammen. Die mussten aus dem Buch gefallen sein. Bedächtig las ich die Überschrift des ersten Blatts. Projekt G. Daneben stand etwas in Handschrift: Projekt Genesis. Genesis...? Bevor ich weiter lesen würde, musste ich zu Lazard. Also los. Schnell schnappte ich mir mein Handy von der winzigen Kommode mit meinem sonstigen Privatkram, dann schritt ich zur Tür. „Bin schon da. Tut mir leid aber ich war vorhin noch duschen.“ Mit einem stummen Nicken nahm Zack meine Erklärung an. Still wie nie machten wir uns auf den Weg zum Besprechungsraum. Nur selten schwiegen wir uns so an. Eigentlich nie. Was die Ereignisse nur aus uns machten... Vielleicht sollten wir das alles nicht so ernst nehmen. Höchstwahrscheinlich würde die Freude dann wiederkehren. Ja ich sollte besser die letzten Wochen und Tage verdrängen. Am Eingang angekommen blieben wir stehen. „Glaubst du sie wissen schon was Neues?“,brach Zack das Schweigen. Ein Grinsen schlich sich auf meine Lippen. „Gibt nur einen Weg das herauszufinden: fragen!“ Mit diesen Worten schob ich die Glastür beiseite. Natürlich hatte Direktor Lazard uns schon erwarten und noch natürlicher hatte er uns beide durch das Glas gesehen. Ein begrüßendes Nicken folgte von dem Blonden. Wie es sich gehörte stellten wir uns vor den Schreibtisch. Sofort fiel mir die halb verwelkte Yuccapalme in der Zimmerecke auf. Jeder einzelne Raum hatte so eine. Und jede war schon so gut wie dran den Löffel abzugeben. Zeigte einem ja echt den Elan eines ShinRa-Angestellten. „Gibt es Neuigkeiten von Angeal?“,fragte Zack sofort und mit einem Blick zu mir fügte er hinzu:„Oder von Genesis?“ Lustlos pickte ich ihm in die Seite. „Ich kann auch selbst fragen, großer Bruder!“ Aufmerksam richtete ich den Blick auf den Direktor. Der hatte den Seinen immer noch auf die Akten vor sich gesengt. Tief einatmend schaute er dann auf. „Nein... Wir können ihn auch telefonisch nicht erreichen. Von Genesis gibt es erst recht nichts.“ Mein Kopf sackte nach vorne. Die Situation war also seit Gestern unverändert. Trotzdem huschte ein bitteres Lächeln in mein Gesicht, welches ich mit meinem beinahe Kinnlangem Pony verdeckte. Manchmal könnte ich mich wirklich selbst in die Anstalt einweisen. „Ja, dann. Warum haben Sie uns rufen lassen?“ „Ein neuer Auftrag! Ich möchte, dass ihr euch zum Heimatort von 1st Class SOLDAT Genesis begebt.“,begann Lazard. Der Blonde bedachte mich mit einem prüfendem Blick. Doch diesmal blieb mein Gesichtsausdruck neutral, genau wie meine Gefühle in diesem Moment. „Wie bitte?“ Meine Frage klang monoton und mechanisch. Sollten wir dort eine Weile Spionageurlaub machen? Witzlos. Einfach nur witzlos! Wieder flammte die Bitterkeit in mir auf. „Laut unseren Information, hält Genesis sich dort nicht mehr auf. So behaupten es zumindest seine Eltern. Doch irgendwie kann ich das nicht so richtig glauben.“,fuhr der Abteilungsleiter fort. Hieß dass, das mein Mentor in Banora war und das er lebte? Genesis; nicht nur irgendwelche Zellenhaufen? Warum eigentlich nicht. Eltern würden doch sicher jederzeit zum Schutz ihrer Kinder lügen. Die winzige Spur Hoffnung wuchs wieder. „Wie kommt das?“ Die Stimme jetzt voller Erwartung, musterte ich Lazard. „Na ja, weil es sich eben um die Eltern von Genesis handelt.“,antwortete er. Genau ins Schwarze getroffen. Der Hoffnungsfunke ging in Flammen auf. Ein demonstrativ verstehendes kam von Zack. „ Ich habe bereits Personal dorthin gesandt, um die Aussage zu überprüfen, doch leider ist seitdem jeglicher Kontakt abgebrochen. Ich möchte, dass ihr zwei geht und die Situation vor Ort auskundschaftet. Er, … wird euch begleiten.“ Mein Blick folgte Lazards Handbewegung Richtung Glastür. Ein dunkelhaariger Mann im schwarzen Anzug war hereingekommen und begab sich zu uns, vor den Schreibtisch. Als er sich umdrehte und Zack und mir das Gesicht zu wandte musste ich fast lachen. Mit Mühe konnte ich selbst das Grinsen verhindern. Aber der Kerl war ein Punktkopf! Und das wirklich wörtlich. Ja in so Sachen war ich etwas kindisch, aber hallo mit 16 ist das doch wohl noch erlaubt. Auch als Anwärter. Ich senkte den Blick, sodass mein Gesicht wieder von meinen Haaren verdeckt wurde. Praktisch sowas. „Ich bin Tseng von den Turks.“,stellte sich der Punktkopf vor. Tseng...hörte sich sehr exotisch an. Der Kerl war also von den Turks. Aha. „Hört sich verdammt nach Selbstmordkommando an!“ Dabei verschränkte mein Freund die Arme. Ich brachte ein zustimmendes Lächeln zustande. Wenn SOLDATEN schon mit Turks zusammenarbeiteten musste es schon etwas Ernstes sein. Tseng ließ diese Feststellung außer Acht. „Lasst mich wissen, wenn ihr Abreisebereit seid.“,sagte er freundlich. „Okay“,kam es von mir, „Ich muss noch was erledigen.“ Damit drehte ich mich um. Nur so am Rande... was hatte ich zu erledigen?! Wie wäre es mit Haare föhnen! Na ja eigentlich war es dafür jetzt zu spät. Meine blonden Haare hingen mir nicht mehr nur leicht angetrocknet ins Gesicht. Das hätte sich also erledigt. Kein Grund mehr mich davor zu drücken. Die Tür, die ich eben noch geschlossen hatte, öffnete ich wieder. Gaia, meine Dummheit erreicht so langsam die Grenze der Normalität. Zurück im Konferenzraum, standen Zack und ich vor Tseng und hörten uns die Missionsbesprechung an. „Es ist mir ein Vergnügen, mit euch zusammen zu arbeiten.“ „Wir sollen lediglich ein paar Untersuchungen anstellen, richtig? Das sollte eigentlich ein Kinderspiel werden …“,freute sich mein Partner. Vielleicht würden wir ja wirklich Genesis über den Weg laufen... und Angeal. Seit dem Tod meiner Eltern war mein Mentor beinahe wie ein Vater für mich. Deshalb hatte mich der Kuss an jenem Tag so aus der Bahn geworfen. Oh Gaia, was für ein Mist in meinem Kopf herumschwirrte. Ich konzentrierte mich wieder auf Tsengs Anweisungen. „Ich würde mich doch sehr wundern, wenn dies tatsächlich so wäre. Eigentlich war Sephiroth für diesen Auftrag vorgesehen. Alleine diese Tatsache beweist mir, dass diese Mission von ungeheurer Wichtigkeit ist und wir nicht versagen dürfen!“ Diese Mission war für Sephiroth? Aber wieso ging er dann nicht nach Banora? „Und was ist mit Sephiroth?“,schoss es aus mir heraus. Das interessierte mich ernsthaft, also erwartete ich eine ordnungsgemäße Antwort. Tseng lächelte kurz, dann erwiderte er:„Er weigerte sich, diesen Auftrag anzunehmen... Zumindest sieht es so aus.“ Bitte wie? Der große Held weigerte sich einen Auftrag auszuführen? Gaia! „Das ist doch nicht eurer Ernst!? Kann es sein, dass ihr Jungs Sephiroth mit Samthandschuhen anpackt?“,fragte Zack empört. Still in mich hinein lachend hörte ich der folgenden Unterhaltung weiter zu. „Warum gehst du nicht persönlich zu ihm und sagst ihm selber, dass er diesen Auftrag anzunehmen hat.“ Der leichter Anflug eines süffisanten Grinsens breitete sich auf dem Gesicht Tsengs aus. Entsetzen machte sich auf dem Gesicht meines Freundes breit. Mit einer Antwort schien der Jüngere nicht gerechnet zu haben. Ich ehrlich gesagt auch nicht. „Äh. Nö, … ist schon in Ordnung!“,stammelte mein Partner. Bittend schaute er den Turk an, dieses Thema nicht wieder anzuschneiden. „Lasst uns gehen!“ Gehorsam tappte ich hinter den zwei Schwarzhaarigen her. Bestimmt würden wir wieder mit dem Hubschrauber fliegen. Ging nunmal schnell. Ob es gefährlich war oder nicht. Wofür hatte ShinRa seine Profipiloten. Am Firmeneigenem Helikopter Flug- und Landeplatz angekommen, begann ich die schwarze Flugmaschine misstrauisch zu beäugen. Klar würden wir fliegen... So ganz geheuer waren mir diese riesigen Flugmaschinen ja noch nie gewesen. War ja toll dann mit einem seiner Angstobjekte ständig durch die Gegend kutschiert zu werden. Tseng stieg als erster ein. Er war also der Profipilot. Der Schwarzhaarige hinter mir, schubste mich nach vorne. Ich verzog das Gesicht zu einer Grimasse. Widerwillig kletterte ich in das Ding. Sobald ich saß, zog ich den Sicherheitsgurt fest. Als Zack sich auch zum Hinsetzten bequemte atmete ich tief ein und wartete. Der Motor wurde angelassen. „Nicht erschrecken Lu'!“,wisperte mein bester Freund. Darauf knurrte ich wütend, gab ihm sogar einen Stoß in die Rippen. Tat hoffentlich weh! Endlich hoben wir ab. Obwohl endlich?! Je schneller ich diesen Flug hinter mir hatte umso besser. Ein Ruckeln ging durch den Hubschrauber. Was war das? Ich begann zu zittern. Bevor ich den Mund zu einer Klage öffnen konnte, wuschelte Zack mir durch die Haare und flüsterte:„Das sind nur Turbolenzen.“ Nur Turbolenzen? Für mich fühlte es sich ganz anders an. Trotzdem krallte ich meine Finger in seinen Arm. Ich hatte Angst und die ließ sich nicht durch Worte vertreiben. Auch nicht die meines besten Freundes...und großen Bruders. Letztens über Wutai war es fast Windstill gewesen, da hatte ich meine Höhenangst etwas vergessen können. Zaghaft schaute ich durch mein Pony zu Tseng. In solchen Momenten kam ich mir immer so verdammt schwach vor. Über seine Schulter konnte ich den Himmel sehen. Hübsche, weiße Wattewolken schwebten wenige Meter über die Maschine hinweg. Solange ich den Boden nicht sah, versuchte ich mich etwas zu entspannen. Bald würden wir in Banora ankommen und bald hatte ich wieder festen Boden unter den Füßen. Dann würden in diesem Dorf wahrscheinlich Angeal und Genesis warten. Warten... war vielleicht etwas übertrieben. * Ich konnte mich nicht erinnern, eingenickt zu sein. Aber als Zack sachte an meiner Schulter rüttelte, musste ich erstmal meine ganzen Gedanken sammeln. „Wir sind da!“ Mit diesen Worten öffnete Tseng die Hubschraubertür und ließ mich als erste aussteigen. Dankbar lächelnd kletterte ich ins Freie. Boden! Wunderbarer fester Boden. Meine zwei Begleiter traten hinter mich, während ich nach dem Dorf suchte. Keine Spur. Nur Hügel und Gras und Bäume. Typisch! Sobald man aus Midgar rauskam, sah man in jedem bisschen Land sofort ein Kaff mitten in der Pampa. Aber wenn schon war es ein schönes Kaff. So naturbelassen. Irgendwo hier musste doch Häuser sein. Wahrscheinlich hinter den Bäumen. Apropos Bäume! Wir waren in Banora also gab es hier wohl auch diese Äpfel. Ja, ja Banora lebte von seiner Apfelzucht. Kurz musste ich lachen, doch dann erstarb es auch wieder. Genesis hatte die Idee mit den White-Banoras gehabt. Mist! Ich konnte es nicht leugnen. Trotz seines Verrats vermisste ich meinen Mentor. Und es fragte besser niemand wie sehr. „Merkwürdige Bäume...“,hörte ich Zack feststellen. Das riss mich aus meinen Gedanken. Ich folgte seinem Blick. Hatte er sich das Gespräch in Wutai nicht gemerkt? „Zack das sind -“ „White-Banora Bäume; das sind sie Lieferanten für Dumm-Äpfel.“,unterbrach mich Tseng. Jedes Sympathiegefühl für den Kerl verflog. Gaia, niemand unterbrach mich ungestraft. Doch was brachte einem Turk ein Stoß in die Rippen? Mir höchstens Ärger. Da würde ich ihn lieber Ignorieren. „Das bedeutet, dass wir uns in Banora befinden? Angeals Geburtsort!“ Oh ja genau da waren wir du Held! Genervt schnaubte ich. „Genau! Es wird behauptet, dass Genesis und Angeal alte Freunde sind.“,erklärte der Turk. Behauptet? Es stimmte! Die beiden waren zusammen aufgewachsen und beste Freunde. „Entschuldigung, aber das wird nicht nur behauptet. Es stimmt verdammt nochmal!“,zischte ich dem Älteren zu. War wohl nichts mit der Ignoranz. Tseng schaute mich kurz mit einer erhobenen Augenbraue an, entschied dann aber anscheinend nicht weiter auf meine Anfeindungen einzugehen. Gemütlich spazierten wir durch die schönen White-Banora Alleen. Zack lief neben mir und fragte plötzlich flüsternd:„Warum bist du auf einmal so zickig?“ Meine Augen weiteten sich. Genau...warum war ich nochmal so geladen? Entnervt seufzte ich auf und zuckte mit den Schultern. Vielleicht konnte ich Tseng auch einfach nicht leiden. Hatte mich einfach mal blind ins Vertrauen gestürzt. Eigentlich müsste doch jeder wissen das man Turks nicht trauen konnte. Sie wurden ja zum Lügen ausgebildet, oder? Tolle Grundausbildung. Wie aus dem Nirgendwo sprangen sie aus dem Gebüsch. Zwei Genesis-Klone. „Sind das etwa dieselben Vögel, wie in Wutai?“ „Mach du mal...“,antwortete ich Zack gelangweilt. Ich hatte grade keine Lust. Schien auch keinen zu interessieren. Das klirren von Schwertern ertönte hinter mir. Wenige Schritte später holten mich die zwei Zurückgeblieben ein. „Es sieht beinahe so aus, als wenn diese Klone bereits den Ort erreicht hätten. Die Sicherheit der Bewohner geht auch uns an. Es könnte im Bereich des Möglichen liegen, dass diese Typen, die Dorfbewohner als Geiseln nehmen. Es ist geplant, Genesis und seine Komplizen mit Waffen massivster Zerstörungskraft zu vernichten. Genau dies hat der Präsident angeordnet und es wäre am Besten, wenn wir uns ein bisschen beeilen würden.“ Ungläubig fuhr ich herum. „Wir sollen Genesis vernichten?! Niemals! Da mach ich nicht mit!“,schrie ich. Darauf schlug ich mir die Hand auf den Mund. Was redete ich denn da? Wenn der Präsident sagte wir sollten sie töten, dann taten wir das. Ohne wenn und aber. In dieser Hinsicht unterschied uns nur wenig mit den richtigen Schoßhunden, den Turks. Tseng hatte angehalten und schaute mich eindringlich an. Die Verachtung stach am meisten heraus. Automatisch wendete ich den Blick ab. Was war nur los mit mir? Genesis war mein Mentor. Betonung lag auf war. Jetzt nicht mehr! Erneut zeigte sich das zu viel Bindung irgendwann weh tat. Bindung? Minerva. Das hörte sich schon fast so an als ob ich ihn meinen Mentor verliebt gewesen wäre...oder immer noch war. Verdammter Mist. Ohne weitere Worte schlich ich weiter hinter den beiden her, traute mich nicht mehr irgendetwas zu sagen. Ich wusste nicht wie lange wir dort den Weg entlang getappt waren, aber irgendwann tauchte ein großes Herrenhaus oben auf dem Hügel auf. Ein noch größerer, spinnenartiger Roboter stand vorm Eingang. Och bitte nicht. Lustlos pickte ich mein Rapier von meinem Gürtel. Genau rechtzeitig denn nun sprangen vor uns die vermummten Klone aus ihren Verstecken. Auch der Roboter erwachte zum Leben. Mit erhobenen Waffen griffen Zack und ich an. Als mein Schwert das Metall des Spinnenviehs berührte, jagte ein elektrischer Impuls durch meinen Körper. „Ngh!“ Ein krampfhaftes Zucken durchlief mich. Scheiße! Nur mit viel Mühe kam ich los und sackte dann in mich zusammen. Kam es mir nur so vor, oder roch es hier leicht angebrannt? Bitte nicht. Der Roboter begann einen rot glühenden Strahl auf mich zu richten. Zack rang gerade mit den Klonen also war nicht viel Hilfe zu erwarten und Tseng dieser Mistkerl musste ja den Oberboss spielen und als abhauen. Eilig schoss meine Hand vor. Mit einem reißenden Geräusch stieß ich die Klinge meines Rapiers in den Metallbauch meines Gegners. Der fiel knisternd zur Seite. „Huh?! Das war ja was.“,keuchte ich und mit einem Seitenblick zu Zack, „Sag nichts gegen meine Haare!“ Abwehrend hob der Schwarzhaarige die Hände. Ächzend stand ich auf. „Okay...“ Meine Augen weiteten sich und meine Hände tasteten meinen Kopf ab. Da stand nichts ab! Mit bitterbösem Blick funkelte ich den anderen 2nd Class an. Mein Haarspray hatte doch was drauf. Langsam schlenderte ich zu einer der Leichen. „Genesis-Klone...“,stellte ich emotionslos fest. „Wer hat euch das gesagt?“ Tsengs Frage überraschte mich. Konnte man einmal etwas wissen, ohne es vorgesagt bekommen zu haben? „Wir haben es von Sephiroth gehört.“,sagte Zack schnell. Anerkennend nickte der schwarzhaarige Turk. „Die Maschinen, die ihr hier seht, gehören zu einer Technologie, die der wissenschaftlichen Abteilung der Company gestohlen wurden. Es sieht auch beinahe so aus, als wenn sie mit dieser Technologie die Genesis-Klone herstellen könnten, und zwar genau nach seinem Ebenbild, mit seiner Kraft und mit seinen Merkmalen.“ Bitte wie? Mein Mentor war aber fleißig gewesen. Nur sollte man fragen bevor man sich sowas ausborgte. Vor allem wenn es um Klonmaschinen ging. „Was?“,fragte Zack. „Diese SOLDATEN und Monster, … anscheinend wurden beide hergestellt.“ Fragend schoss meine Augenbrauen in die Höhe. „SOLDATEN und Monster sind das Selbe? Willst du das damit sagen?“,fragte mein bester Freund verwirrt. Auch ich kam nicht mehr so richtig mit. Tseng gab keine Antwort. Mit hängendem Kopf begann Zack den Roboter zu untersuchen. Vorsichtig gesellte ich mich auch zu ihm und suchte nach der Festplatte. Ich fand sie. Komplett durch geschmort. Gaias Heil! Manchmal hatten wir auch nur Unglück. Wir beide wollten weitersuchen aber unser Missionsbegleiter scheuchte uns wieder ins stehen. „Dort drüben befindet sich das Haus von Genesis' Eltern; doch auch seine Eltern scheinen spurlos verschwunden zu sein.“ Ein riesiger Apfelbaum fiel mir ins Auge. Das musste der Baum sein, den Angeal gemeint hatte. Er hatte recht gehabt. Die White-Banora Äpfel an den Ästen sahen ganz schön groß aus. Die waren bestimmt total lecker. „In diesem Ort waren die beiden also die besten Freunde...“,murmelte Tseng. Leise aber bestimmt mit Vorwurf. „Der vermisste SOLDAT Genesis und Angeal sind Komplizen! Willst du das damit sagen?“ Warum sollten sie es nicht sein. Schließlich waren sie Freunde. Ob ich mich ihnen anschließen würde...? Was für ein Gedanke?! Sicher nicht. Ich würde ShinRa Treue halten. Wie kam ich da überhaupt drauf? Hatte ich in letzter Zeit nur schlechte Tage? „Es sieht beinahe so aus, als ob Sephiroth dasselbe denken würde.“,erläuterte Tseng. Er musterte eine Stelle unter einem Baum. Mehrere Steine waren an dem Stamm angeordnet. „ Oh, … ein Grab. Es scheint neu zu sein. Zack Lucy! Findet ihr mal heraus, wo sich Angeals Haus befindet. Ich werde das Grab untersuchen.“ „Erledigen die Turks tatsächlich auch solche Arbeiten?“ Die Frage war reine Neugier. Ich wollte nicht stänkern. Warum auch. Vielleicht ließ sich ja wieder eine friedvolle Bekanntschaft herstellen, was ich bezweifelte. „Na ja. Irgendjemand muss es ja machen.“ Sollte ich jetzt Mitgefühl zeigen? Zack neben mir seufzte:„Was für eine Tortur...“ Tseng fing an zu lachen und kniete sich neben den Steinhaufen. „Nun reg dich mal nicht auf. Dafür werde ich auch besser bezahlt, als ihr.“,kicherte er. Mir klappte der Mund auf. Das empörte formte sich schon auf meinen Lippen, doch Zack war schneller und besser:„Bist du bescheuert?!“ In mich hinein lachend packte ich Zack am Arm. „Komm wir suchen Angeals Mutter.“,flüsterte ich. Damit zerrte ich ihn Richtung Dorf. Dort angekommen blieben wir stehen. „Sieh du da nach und ich schau dort drüben!“ Lächelnd salutierte ich:„Jawohl Sir!“ Zack erwiderte das Lächeln, dann stürmte er auf die andere Seite des Dorfplatzes. Ich drehte mich um. Schon hübsche Häuschen... Im Allgemeinen war es hier sehr schön. Anders als in Midgar. Aber naja. Vorsichtig klopfte ich an die Tür vor mir. Stille. Erneut klopfte ich, diesmal lauter. Wieder nichts. Okay, dann eben anders. Probeweise drückte ich die Klinke herunter. Mit einem leisen Ächzen gab sie nach. Überrascht spähte ich durch den Spalt. Wer ließ eigentlich die Tür unverschlossen, wenn er ausging? Gute Frage...nächste Frage. Warum war das Licht aus? Als ich den ersten Schritt in den Schatten tat, stieg mir der unverkennbare Geruch nach Verwesung und Tod in die Nase. Hier drin lagen Leichen. Sie mussten schon länger tot sein. Bah! An der Wand entlang tastend suchte ich nach dem Lichtschalter. War ja stockdunkel hier. Plötzlich streifte ich etwas feuchtes. Was bei -? Neben dem feuchten Fleck war der Schalter. Ein leises , dann war es hell. Nein! Meine Beine gaben nach. Dieses Gesicht. „G-genesis...?!“ Fortsetzung folgt... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)