Gib mir Liebe - Kou von Kyo_aka_Ne-chan ================================================================================ Kapitel 1: Der Seri-Zwilling ---------------------------- Eine Menge Studenten tummelten sich in den Gängen und fanden nur langsam die Vorlesungsräume, so dass ein wahres Gedränge entstand. Es war der Beginn des Wintersemesters mitten im Oktober, während die Blätter der Bäume begannen, sich in allen möglichen Farben zu zeigen. Eine leichte Brise wehte über den Vorplatz der Uni, der sich langsam leerte und fuhr wie die sanfte Berührung einer Geliebten über Kou´s Haut. Er genoss es nur kurz, als ob er sich nicht mehr zugestehen durfte und betrat das Unigebäude, dessen Gänge sich angenehm geleert hatten. Kou ging gemächlichen Schrittes voran, es war noch genügend Zeit, ehe die Vorlesung begann und er wollte nicht schon am ersten Tag in Hektik verfallen. Er fuhr sich mit einer geistesabwesenden Geste durch die Haare, um diese aus seinem Sichtfeld zu streichen, doch sie fielen ihm recht bald wieder dahin zurück, von wo er sie eigentlich hatte verbannen wollen. Die gesamte freie Zeit zwischen dem Abschlussjahr der Risu-ka und dem Beginn seines Studiums hatte er sich immer wieder vorgenommen, seine Haare schneiden zu lassen, war aber in der Realität nie dazu gekommen. So sehr störten sie ihn auch nicht, vielmehr mochte er es so, wenn sie ihm verwegen ins Gesicht fielen und seinen Nacken vor kühlen Brisen schützten. Dieses Jahr war so viel passiert, so viele Veränderungen waren geschehen, die ihn völlig umgekrempelt hatten und neue Wege für ihn eröffneten, dass er sich jetzt an alles klammerte, was ihm die vertraute Sicherheit gab. In diesem Fall waren das sein abweisender, aber doch höflicher Charakter und seine Haare, die ihm jenes Selbstbewusstsein in dieser Fremde gaben. Die Uni lag sehr weit weg von seiner ehemaligen High-School, der Ryosuigakuen-Oberschule, entfernt, aber er fuhr jeden Morgen mit der Straßenbahn daran vorbei. Der bloße Anblick versetzte ihn in seine Vergangenheit, in der es vor allem unschöne Episoden gegeben hatte, wenn er jetzt so darauf schaute. Er hatte viele Fehler gemacht, weil er es durch seine sexbesessenen Eltern nicht anders gelernt hatte und erst ein Mädchen hatte ihm gezeigt, was ihm fehlte. //Seri...//, dachte Kou und auf seinem Gesicht zeigte sich ein seltenes, warmes Lächeln. Er hatte ihr wirklich schlimme Dinge angetan, hatte sie demütigen, benutzen und abrichten wollen, so wie alle Frauen vor ihr... doch sie hatte sich mit Händen und Füßen gegen ihn gewehrt. Nie hatte sie ihre Liebe zu ihrem Freund Tamaki aufgegeben, egal, wie oft Kou sie zur Ekstase getrieben hatte... sie war die erste Frau gewesen, die nicht so verdorben gewesen war. Sie war die Ausnahme gewesen, etwas, mit dem Kou niemals gerechnet hätte. Er hatte bis dahin nur Frauen gekannt, die sich erst gegen ihn wehrten und dann ihre Liebe verrieten, nur damit sie an weitere Orgasmen kamen, die nur Kou ihnen verschaffen konnte. Sobald sie ihm sagten, dass sie ihn liebten, hatte er sie weggeworfen, weil diese Liebe nicht echt war. Nur Seri hatte standgehalten, sie hatte ihn verflucht und abgewehrt, hatte ihre Dornen eingesetzt und ihn damit gestochen... ja, nur Seri Nagakura. Kou schüttelte seine Gedanken ab. Es wurde Zeit, dass er ein neues Kapitel in seinem Leben aufschlug und in den Vorlesungssaal ging. Er hatte lange überlegt, was er studieren wollte und war schlussendlich bei Architektur hängengeblieben. Er hatte so viele Häuser, Wohnungen und Räume gesehen, dass er wusste, worauf es im Großen und Ganzen ankam. Er mochte die klaren Strukturen, er mochte es ohne kunstvolle Verzierungen, er mochte es groß, geräumig und praktisch... und genau so etwas wollte er erschaffen. Alle anderen Studienrichtungen waren ihm langweilig erschienen, doch nicht diese... Er ging weiter und betrat nun den Vorlesungssaal. Er setzte sich in die erste Reihe und zudem in die Nähe der Tür, damit er später umso schneller wieder gehen konnte. Es saßen lediglich zehn Leute in ihm und Kou war sogar froh darüber. So würde der erste Tag und das erste Semester ruhig beginnen, eine Ruhe nach der er sich schon sehr lange sehnte. Auf den ersten Blick hin kannte er niemanden und er atmete innerlich erleichtert auf. Auf ein paar hysterische Ex-Gespielinnen konnte er jetzt wirklich verzichten, wo er doch extra darauf geachtet hatte, so weit wie möglich von seiner Vergangenheit weg zu sein. Natürlich würde er irgendwann irgendwelchen dieser Frauen begegnen, schließlich konnte er seine vergangenen Eskapaden nicht rückgängig machen... aber er konnte immerhin so lange wie möglich diesem Risiko aus dem Weg gehen und sich sonst unauffällig verhalten. Er war jetzt ein anderer, er war der neue Kou Takarai und er würde völlig neue Wege gehen, anders als sein verkommener Vater und seine vergnügungssüchtige Mutter. Seit Kou von zu Hause ausgezogen war, hatte er die beiden nicht mehr gesehen, angerufen oder sonstigen Kontakt mit ihnen gehabt. Einerseits war es wohl traurig, seiner Familie den Rücken zu kehren, doch andererseits spürte Kou mit jedem Tag, dass sich seine Seele von der jahrelangen, lieb- und freudlosen Kindheit erholte und es ihm gut tat, wenn er ihnen nicht mehr begegnen musste. Endlich verspürte er ein wenig Ruhe in sich, auch, wenn es bisweilen sehr einsam in seiner kleinen Wohnung war. Als ob die Tür ihren Beitrag zum Begriff „Ruhe“ beitragen wollte, schwang sie mit einem lauten Krachen auf, als sie gegen die Wand schlug. Eine junge Frau kam hereingestürmt und hatte so viel Schwung, dass sie hinfiel. Mit einem wenig damenhaften Aufschrei landete sie auf dem Boden und hob nach einer Weile verdutzt den Kopf. Kou traf der Schlag, als er ihr Gesicht sah und ehe er sich versah, war er aufgestanden und zu ihr geeilt. „Oh, danke. Was bin ich heute auch wieder ungeschickt“, lachte die junge Frau und ergriff Kou´s dargebotene Hand, die er ihr automatisch gereicht hatte. Mit seiner Hilfe richtete sie sich auf und schaute ihn an. Er sah gut aus mit seinen gebleichten Haaren, die statt ins Schwarze zu gehen, sich lieber einem braunen Farbton zuwandten. Seine Augen schienen in Honig getaucht und seine Statur gefiel ihr außerordentlich gut. Er wirkte sportlich, aber das auf eine legere Art und Weise, ebenso wirkte er auch intelligent und sensibel. Auf jeden Fall war er interessant... Kou hingegen war nach wie vor bis ins Innerste erschüttert, er fühlte sich, als wäre er wieder ins letzte Jahr der High-School zurückversetzt worden. Ob irgendwelche Geister ihm immer noch nicht verziehen hatten? Suchten sie ihn jetzt heim und wollten ihn mit dieser Frau an seine Schande erinnern? War sie das Zeichen dafür, dass ihm niemals vergeben werden würden? Würde diese Frau, die Seri´s Zwillingsschwester hätte sein können, ihn nun jeden Tag daran erinnern, was er nicht haben konnte und was er für Verfehlungen begangen hatte? „Alles in Ordnung?“, fragte sie Kou nun und strich unsicher einige ihrer schwarzen Haarsträhnen hinter ihre Ohren. Kou zwang sich, zu nicken, konnte allerdings die Gedanken in seinem Kopf nicht mehr unterdrücken. Garantiert war er verflucht, eine andere Erklärung gab es nicht, so meinte er zumindest. Am besten war es, er hielt sie so gut wie möglich von sich fern und ging ihr aus dem Weg, eine andere Möglichkeit gab es hierfür nicht. Kou atmete tief durch. Anscheinend musste er sich doch einer alten Gewohnheit seinerseits bedienen und für einen gewissen Umstand sorgen. Ja, er musste dafür sorgen, dass dieses Mädchen ihn hasste. Damit würde sie Seri wahrscheinlich noch ähnlicher werden, aber solange er seine Ruhe hatte, musste er es auf sich nehmen. Abermals atmete Kou durch, dann zwang er sich zu einem emotionslosen Gesichtsausdruck, mit dem er sich vor der Welt da draußen schützte. Niemand sollte ihn durchschauen, niemand durfte ihm zu nahe kommen... am besten, sie ließen ihn alle in Ruhe... vor allem Seri´s Zwilling. „Sei das nächste Mal vorsichtiger, bevor du noch jemanden umrennst“, sagte er kühl, damit wandte er sich von ihr ab und begab sich zurück auf seinen Platz. Sie schaute ihm nach, das spürte er, aber er ignorierte es gekonnt, als würde sie nicht existieren. Er hörte einen empörten Laut und atmete erleichtert auf, als sie sich zu einer Gruppe anderer Mädchen begab und sich mit diesen unterhielt. Ihre Aufmerksamkeit war von ihm abgelenkt und dies war sein Ziel gewesen. Wenn er sein Verhalten weiterhin so beibehielt, würde sie ihn bald meiden und er war sicher vor den Geistern seiner Vergangenheit. Kou stützte sein Kinn auf seine angewinkelte Hand und starrte nach vorn, während nun auch der Dozent erschien und mit gekünsteltem Husten versuchte, sich Gehör zu verschaffen. Die Vorlesung begann schließlich und er versuchte, sich darauf zu konzentrieren, doch seine Gedanken wanderten immer wieder zu Seri und was damals passiert war. „Entschuldigung. Herr Otsuka.“ „Oh, Takarai-kun. Was gibt es?“, fragte der Lehrer freundlich, während sich mein Gesicht in seinen Brillengläsern spiegelte. „Könnte ich mir die Liste der Schüler, die nächstes Schuljahr zur Risu-ka wechseln,anschauen?“ Ich setzte mein freundlichstes Gesicht auf, allerdings diente das nur meinem Image des zuverlässigen, hilfsbereiten und vorbildlichen Sohn des Schuldirektors. Eigentlich hätte ich mir die Liste selbst besorgen können, es gab genug Wege und Möglichkeiten, doch auch das hier gehörte zum Spiel dazu. Herr Otsuka überlegte nicht lange und durchsuchte einen Stapel mit Formularen verschiedenster Art, der sich auf seinem Schreibtisch auftürmte. „Ja, du schon.Eigentlich dürfen die Schüler sie noch nicht sehen“, beantwortete er meine zuvor gestellte Frage und fand endlich die Liste, die ich benötigte, um meine nächsten Schritte zu planen. Er reichte sie mir und ich begann sofort, sie zu studieren, während ich ein heiteres „Danke“ von mir hören ließ. Ich verließ das Lehrerzimmer, während ich mir die Namen derer durchlas, die zu jenen Schülern gehörten, die ab nächstem Schuljahr hier in der Risu-ka herumlaufen würden. Dabei stolperte ich über die Bezeichnung 1-D, der Name meiner Klasse. „Seri... Nagakura...“, las ich. Sie würde in meine Klasse gehen. Ich hatte in meiner Klasse eines jener Subjekte, um die ich mich all die Jahre schon kümmerte. Ich lächelte in mich hinein. „Im kommenden Schuljahr... muss ich wohl wieder fleißig Ungeziefer beseitigen...“ Der Gong beendete die erste Vorlesung und Kou schreckte aus seinen Gedanken auf. Sein erster Tag hier und er war schon nicht mehr bei der Sache, das war ja ein vielversprechender Anfang. Er seufzte und packte sein Schreibzeug zusammen, ehe er sich erhob und den Raum verließ, nachdem er die vielen Grüppchen vorgelassen hatte. Er war der Einzige, der keine neuen Kontakte geknüpft hatte, aber das war Absicht gewesen. Kou verließ wenig später den Campus und ging Richtung Innenstadt, wozu er sich einfach in die entgegengesetzte Richtung als seinem Heimweg bewegen musste. Er betrat zwanzig Minuten später ein kleines, gemütliches Cafe und sah sich um. „Kou, hier sind wir!“, rief eine weibliche Stimme und Kou lächelte, als er eine junge Frau sah, die ihm eifrig zuwinkte, während ihr Freund neben ihr stand und aussah, als ob er in eine Zitrone gebissen hätte. Er bewegte sich auf die beiden zu, während ihn eine weitere Erinnerung von damals einholte. Er erinnerte sich an jenen Tag, an welchem er das erste Mal mit den beiden zutun gehabt hatte. „Seri Nagakura-san? Du hast bestimmt deinen Stift vergessen?“, stellte ich fest und eröffnete somit das Gespräch mit ihr. Zu meinem Glück saß sie fast neben mir, so dass es ziemlich einfach war, mit ihr ins Gespräch zu kommen. Wir hatte soeben Zettel bekommen, die wir mit unserem Namen ausfüllen sollten und ein paar Daten von uns hinzufügen sollten, damit alles seine Richtigkeit hatte. Ich hatte sie beobachtet, wie sie sich verzweifelt umgeschaut hatte und gerade, als sie ihren Freund, Tamaki Hayasaka, rufen wollte, um sich einen Stift zu erbitten, bot ich ihr meinen an. „Bitte“, sagte ich und lächelte sie an. Sie nahm den Stift entgegen und sah mich dankbar und zugleich verlegen an, da ich ihren Fehler bemerkt hatte. „Danke. Äh...“, sagte sie und erinnerte sich im selben Moment daran, dass sie ja meinen Namen nicht kannte. Dem schaffte ich Abhilfe, indem ich ihr mein Formular zeigte und auf die Schriftzeichen meines Namens wies. „Ich heiße Kou Takarai. Man schreibt meinen Namen so. Freut mich, Seri“, sagte ich lächelnd, worauf sie mich fragend anschaute. „Freut mich! Aber wieso kennst du meinen Namen...?“, wunderte sie sich, doch auch darauf hatte ich eine passende Antwort. „In unserer Klasse bist du die Einzige, die gewechselt hat. Deshalb konnte ich mir deinen Namen von der Liste merken.“ „Ach so...“, sagte sie verstehend und hatte ihr eigenes Formular schon vollkommen vergessen. „“Füll es doch schnell aus. Sonst geht der Lehrer weg“, wies ich sie darauf hin und sie fand zurück in die Realität. „Oh, ja stimmt!“, rief sie aus und fing sofort hektisch an, das Formular auszufüllen. Ich beobachtete sie noch kurz und lächelte in mich hinein. Ja, sie würde die Nächste sein... Kou kam am Tisch an, den Seri und Tamaki belegt hatten und setzte sich. Er wählte die gegenüberliegende Sitzbank, dennoch schaute Tamaki ihn äußerst unterkühlt an, doch das störte Kou wenig. Tamaki hatte ihn damals von Anfang an durchschaut und nur durch Seri waren er und Kou jetzt gezwungenermaßen Freunde. Allerdings ließen sie es sich beide nicht nehmen, ab und zu ein paar symbolische Giftpfeile in die Richtung des anderen zu verschießen. „Und? Wie war dein erster Tag?“, fragte Seri fröhlich wie immer und Kou spürte, wie er sich beruhigte. Seri hatte ihm mittlerweile alle seine Taten verziehen und so trafen sie sich regelmäßig, obwohl sie an verschiedenen Unis studierten. Tamaki fungierte eher als Wachhund, damit seiner Liebsten nichts geschah, denn er empfand Kou nach wie vor als sexbesessenes Monster. „Ja, wie viele Feinde hast du dir schon gemacht?“, fragte er gerade und Seri boxte ihn leicht in die Seite, weil sie nicht wollte, dass ein erneuter Kleinkrieg ausbrach. „Lass ihn nur, Seri. Tamaki vermisst mich eben und muss die verpassten Gemeinheiten aufholen“, lächelte Kou und trat Seri´s Freund unter dem Tisch geradewegs ins Schienbein. Tamaki gab ein leises Knurren von sich und Seri schaute verwirrt zwischen den beiden jungen Männern hin und her. Was war denn jetzt schon wieder los? Die drei unterhielten sich schließlich über ihren Unialltag, über alltägliche Neuigkeiten und was ihnen sonst noch einfiel und Kou spürte, wie die Anspannung von ihm abfiel. Die beiden waren seine einzigen Freunde, die er hatte. Freunde, die ihm wichtig waren und die ihm Halt gaben, was er bei seinen Eltern all die Jahre vermisst hatte. Er fühlte sich wohl und sicher... und mit diesem Gefühl würde er wieder zur Uni gehen und sich nicht von seiner Vergangenheit oder dem Seri-Zwilling umhauen lassen. Kapitel 2: Kontaktaufnahme -------------------------- Der nächste Tag kam und Kou war zu früh dran, so dass er sich noch auf eine Bank auf dem Campus setzte, welche von einem Baum beschattet wurde. Es war ein sehr heißer, sonniger Tag und keine einzige Wolke wollte sich blicken lassen. Kou trug zwar nur ein leichtes Hemd mit kurzen Ärmeln und eine ebenso luftdurchlässige Hose, trotzdem floss er regelrecht dahin. Er sehnte sich nach ein wenig Abkühlung und dachte mit Wehmut an die Klimaanlage in jenem Haus, wo er seine Kindheit und Jugend verbracht hatte. Natürlich vermisste er nicht die zahlreichen prekären Situationen, in denen er seine Eltern erwischt hatte, wie sie es mit ihren jeweiligen Affären getrieben hatten. Mit Bitterkeit dachte Kou dachte an eine Situation, die für ihn als Kind sehr verstörend gewesen war. Er war aus seinem Mittagsschlaf aufgewacht und hatte die leisen Schreie einer Frau gehört. Er hatte sich umgedreht und seinen Vater gesehen, wie dieser sich an seinem Kindermädchen vergriffen hatte. Sie weinte und bat gleichzeitig um mehr, was Kou damals nicht verstanden hatte. Er war so verstört gewesen, vor allem, als sein Vater ihm angeboten hatte, mitzumachen, so dass er aus dem Zimmer gerannt war und nach seiner Mutter gesucht hatte. Doch auch sie war keine gute Trösterin, vielmehr hatte sie das gleiche „Problem“ wie Kou´s Vater, denn sie war in diesem Moment mit dem Gärtner zugange. Kou gab einen ärgerlichen Laut von sich und vergrub sein Gesicht in einer Hand, als wolle er jene Bilder nicht sehen, die sich jedoch vor seinem inneren Auge abspielten. Warum dachte er ausgerechnet jetzt daran? Na gut, seine Vergangenheit gehörte nun einmal zu ihm. Er hatte die Werte seiner Eltern nicht in Frage gestellt, er hatte sich sogar selbst irgendwann daran beteiligt, die ständig wechselnden weiblichen Angestellten sexuell zu nötigen, auch gerne unter der fachkundigen Anleitung seines eigenen Vaters. Er hatte es nicht besser gewusst, er war ein dummes, naives Kind gewesen, welches sich leicht hatte beeinflussen lassen. Die Tatsache, dass sich seine Eltern niemals an ihm vergangen hatten, tröstete in diesem Zusammenhang nur mäßig, denn letztendlich war Kou in seiner Schulzeit wie sein Vater gewesen, ehe Seri und Tamaki ihm quasi bewiesen hatten, dass es auch anders ging. Ein paar gleichaltrige Mitschüler hatten ihm bewiesen, dass es wirklich Liebe, Zuneigung und echte Gefühle gab und nicht nur die puren, animalischen Triebe, wie Kou es eben kennengelernt hatte. Mittlerweile hatte er keinen Kontakt mehr zu seinem triebgesteuerten Vater und seiner vergnügungssüchtigen Mutter und Kou war sehr froh darüber, diesem Gefängnis entkommen zu sein. Es war natürlich nie so gewesen, dass seine Eltern ihn aufgehalten hatten, was wieder einmal bewies, dass sie keinerlei Bindung hatten. So gesehen waren Seri und Tamaki seine Ersatzeltern, die ihm eine andere Wirklichkeit aufzeigten und ihm ein neues Ideal vorlebten, welches auch Kou gerne für sich erreichen wollte. Doch bis sie seine nun engsten Vertrauten geworden waren, hatte es gedauert und Kou wunderte sich noch heute, warum sie ihm überhaupt verziehen hatten. Nach allem, was er ihnen angetan hatte... „Wir wählen heute zunächst die Klassensprecher, ein Mädchen und einen Jungen“, vermeldete der Lehrer zu Beginn der ersten Einheit. Ich zögerte nicht lange und meldete mich freiwillig, so wie jedes Mal. Die Klasse hatte ich im Griff, auch, wenn einige über meine Säuberungsaktionen Bescheid wussten. Trotzdem getraute sich niemand an mich heran, zumal ich ja der Sohn des Schuldirektors war und vielleicht auch aus Gründen der Bewunderung, weil ich einfach tat, was ich wollte. „Ja, ich will“, sagte ich und empfing das Wohlwollen des Lehrers. „Takarai-kun, es ist gut, dass du die Aufgabe übernehmen willst.“ Ich lächelte und begann zeitgleich mit der ersten Phase meines ausgeklügelten Plans. „Ich habe auch jemanden, den ich empfehlen möchte. Ich finde, dass Nagakura-san als Klassensprecherin geeignet ist.“ Ein Raunen ging durch die Klasse, doch damit hatte ich gerechnet. Gelassen lehnte ich mich auf meinem Platz zurück und nahm zufrieden wahr, wie Tamaki Hayasaka sich sichtlich überrascht nach mir und Seri Nagakura umdrehte. Anscheinend war die Klassensprecherwahl nun doch interessanter als der Blick aus dem Fenster. „Und, was meinst du, Nagakura-san?“, fragte der Lehrer nun mein potenzielles Opfer, welches aufsprang und sich mit „Wie? Was? Worüber?“ äußerte. Ich meldete mich zu Wort und informierte sie. „Werden wir zusammen Klassensprecher!“ „Hä?... Ähm, aber ich...“, sagte sie und sah nicht überzeugt aus. „Ich finde, dass Nagakura-san das nicht annehmen sollte. Die Stelle ist nichts für jemanden, der neu in der Risu-ka ist.“ Tamaki meldete sich nun also auch zu Wort, aber auch damit hatte ich gerechnet. „Das stimmt...“, stimmte der Lehrer Tamakis Einwurf zu, doch das würde kein Problem sein, ich hatte schließlich meinen Plan und dazu gehörte auch ein Ass im Ärmel. „Ich werde sie schon unterstützen“, meinte ich vorerst und wartete auf einen weiteren Einwurf von Tamakis Seite. „Danke, aber ich kann nicht...“, versuchte Seri neben mir hervorzubringen, doch Tamaki sprach jetzt abermals und alle Aufmerksamkeit richtete sich auf ihn. „Selbst wenn sie schon immer in der Risu-ka gewesen wäre, wäre sie nicht geeignet.“ Zufrieden nahm ich wahr, wie Seri neben mir zusammenzuckte. Es würde nur noch eine Frage der Zeit sein, ehe ihr Kampfgeist sie zu einer Dummheit und damit in meine Falle trieb. Ich seufzte und gab mich enttäuscht von Tamaki. „Ich finde, man sollte keine Vorurteile haben.“ „Ich bin absolut sicher, ich kenne sie ja schon lange“, sagte Tamaki entschieden und ich wandte mich nun wieder an Seri. „Nagakura-san, was meinst du?“ Doch die Frage war überflüssig gewesen, denn ich spürte den puren Kampfgeist neben mir und Seri meldete sich laut und deutlich zu Wort. „Ich werde Klassensprecherin.“ Oh ja, sie war wirklich entschlossen und sie wandte sich mit ihren nächsten Worten direkt an ihren Freund. „Ob das wirklich unmöglich ist, das zeige ich dir, Tamaki!!“, rief sie und unterstrich dies mit einer ausdrucksstarken Pose. Tamaki schien seinen Fehler zu bemerken, doch es war zu spät und ich lachte stumm in mich hinein. Die Falle war zugeschnappt... Abermals gab Kou einen Laut von sich, dieses Mal klang es, als ob er Schmerzen hätte. Und die hatte er auch, wenn er nur daran dachte, was noch passiert war. Er wollte alles gerne vergessen und auslöschen, all diese Erinnerungen in den hintersten Winkel seines Kopfes verdrängen, bis sie verstummten und ihm nicht mehr die Ruhe raubten. Kou bemerkte, dass er zitterte und er zwang sich lang und tief durchzuatmen. Sein Herz zog sich schmerzhaft zusammen, seine Atmung ging schnell und ihm war unsagbar schlecht, sein Magen rebellierte. Nein, er konnte seiner Vergangenheit nicht entkommen, sie würde ihn nicht entkommen lassen, sondern ihn sein restliches Leben lang foltern. Nicht, dass er das nicht verdient hatte, aber er hätte gerne ein paar Momente kostbarer Ruhe genossen, doch das schien ihm nicht vergönnt zu sein. Mehrmals atmete er nun ein und aus, langsam beruhigte Kou sich wieder, doch sein Inneres blieb trotz allem aufgewühlt wie die tobende See an einem stürmischen Tag. Verdammt, warum konnte er nicht einfach darüber hinwegkommen?! „Hey, ist alles in Ordnung? Macht dir die Hitze zu schaffen?“, fragte eine Stimme und Kou blickte auf. Vor ihm stand Seri! Sein Herz setzte einen Schlag komplett aus, dann klopfte es schneller weiter, doch dann nahm er die schwarzen Haare wahr und er erinnerte sich. Nein, das war nicht Seri, dafür aber ihr Zwilling. Hastig erhob er sich und wollte gehen, doch sie stellte sich ihm in den Weg und zwang ihn, sich wieder hinzusetzen. „Halt mal, du siehst gar nicht gut aus!“, sagte sie und befühlte mit ihrer Hand seine Stirn, um zu testen, ob er sich heiß anfühlte. Ihre kühle Hand fühlte sich angenehm auf seiner erhitzten Haut an und Kou schloss kurz die Augen, weil er es doch irgendwie genoss, obwohl er es nicht sollte. „Mir geht es gut...“, sagte er und schüttelte ihre Hand schließlich ab, während er wieder seinen emotionslosen Gesichtsausdruck aufsetzte wie eine Maske. „Oh, du kannst ja doch mit mir reden. Warum nicht gleich so?“, lächelte sie ihn an und setzte sich dann neben ihn. „Ich bin übrigens Kaoru. Kaoru Saeda.“ Kaoru... Kou wollte erst gar nichts sagen, doch er war ein höflicher Mensch und wusste, was sich gehörte. „Kou Takarai.“ „Also Kou... ein schöner Name. Aber so richtig gut geht es dir trotzdem nicht, oder?“, fragte sie ihn und er schaute sie verständnislos an. „Wovon redest du da?“ „Na du lächelst ja nicht einmal, obwohl heute ein so wundervoller sonniger Tag ist“, erklärte Kaoru und lächelte offen und herzlich. Kou hätte es gern erwidert, doch ihr Aussehen, welches Seri so ähnelte, verstärkte die Erinnerung nochmals und wieder schmerzte sein Magen. Ein Stechen fuhr hindurch und Kou zuckte zusammen, was nicht unbemerkt blieb. „Du solltest nach Hause gehen und dich ausruhen, dann geht es dir morgen vielleicht schon wieder gut. Ich kann dir dann auch meine Notizen geben, wenn du wieder da bist, wir haben ja bestimmt die gleichen Kurse. Einverstanden?“, fragte sie hilfsbereit, doch Kou hätte es lieber gehabt, wenn sie einfach den Mund gehalten hätte. Sie drückte sich aus wie Seri, sie lachte wie Seri, sie lächelte wie Seri, sie sah aus wie Seri, sie hatte den gleichen Charakter wie Seri... sie war die schwarze Vergangenheit, die sich an ihm rächen wollte und aus Grausamkeit war sie nett zu ihm, damit er sich noch schlechter fühlte. „Kou? Antworte mir“, richtete Kaoru das Wort an ihn und stupste ihn sanft in die Seite. „Warum tust du das für mich?“, fragte Kou unvermittelt und das Zittern setzte erneut ein. Kaoru machte ein nachdenkliches Gesicht und strich ein paar verirrte Haarsträhnen hinter ihre Ohren, dann antwortete sie. „Du hast mir gestern aufgeholfen, kein anderer hätte sich dazu bequemt. Das war sehr nett von dir und ich möchte mich gerne revanchieren“, antwortete sie ihm und wieder lächelte sie so sanft, dass es Kou in der Seele wehtat. Genau so einem zarten Geschöpf, diesem Engel, hatte er wehgetan und er würde es auf ewig büßen, denn man beschmutzte kein heiliges Wesen, das war ihm klar geworden. „Dann mach das... ich... ich gehe jetzt“, sagte Kou und stand auf, schulterte den Träger seiner Umhängetasche wieder richtig und setzte sich in Bewegung. „In Ordnung, dann bis bald und gute Besserung, Kou!“, rief Kaoru hinter ihm her. Gute Besserung? Es würde ihm niemals gut oder besser gehen... Kou nahm den direkten Weg zur Straßenbahn und setzte sich an einen freien Fensterplatz. Er lehnte seine Stirn gegen das kühle Glas und starrte nach draußen, ohne die Umgebung wirklich zu sehen, die an ihm vorüberzog. All das schien unwichtig zu sein in Anbetracht der stillen Rache, die auf ihn noch zukam. Er zweifelte ein wenig an sich. War Kaoru überhaupt echt? War sie wirklich ein Mensch? War sie ein Geister der Vergangenheit? Oder war sie eine Rachegöttin, die er sich selbst ersonnen hatte, damit sie jene Strafe über ihn kommen lassen konnte, die er meinte zu verdienen? Alles drehte sich in Kou´s Kopf und er sah nicht mehr klar durch dieses Gedankenkarussell, welches sich unaufhörlich um die eigene Achse zu drehen schien. Was sollte er denn jetzt tun? Sollte er sich mit Händen und Füßen wehren? Sollte er es einfach erdulden, was da noch auf ihn zukommen würde? Sollte er Seri und Tamaki um Hilfe bitten? Kou seufzte abgrundtief auf und sah verzweifelt auf das verzerrte Spiegelbild, welches ihm das Fenster der Straßenbahn lieferte. Vielleicht wurde er auch einfach nur verrückt... Kapitel 3: Kein Held -------------------- Es kostete ihn viel Überwindung, wieder zur Uni zu gehen, aber schließlich überwand sich Kou. Er befürchtete zwar neue Erinnerungen an damals, aber bevor er noch eine Art Uniphobie entwickelte, war es besser, wenn er sich dem stellte und sich nicht unterkriegen ließ. Gefasst betrat er das Gebäude um die Mittagszeit herum. Auf der Internetseite der Universität hatte er gelesen, dass er erst jetzt kommen musste, aber nun gab es kein Zurück mehr. Er hatte sich eine 1-wöchige Auszeit gegeben, lange genug, um wieder herunterzukommen. Er hatte einen klaren Kopf und war sich vollkommen sicher, dass ihm keine Geister mehr die Stimmung beeinträchtigen konnten, falls es sie gab. Neuen Mutes ging Kou durch die Gänge, welche still dalagen, denn die vorherigen Vorlesungen waren noch nicht zu Ende. Er nutzte die Zeit, um das ihm noch unbekannte Gebäude zu erkunden, welches er bisher nur von außen vollends genossen hatte. Mit sonst für ihn untypischer Neugier erklomm er hier und dort eine Treppe, folgte dann und wann einem Gang und einem Flur, als ihm auffiel, dass sich die Architektur veränderte. Verwundert bog er um eine Ecke und kam auf einen weiträumigen Flur mit zahlreichen Ausstellungsstücken, unter denen sich auch Siegestrophäen und Pokale befanden. Allerdings lenkte ihn dies nur kurz ab, denn seine Aufmerksamkeit richtete sich beinahe sofort auf ein Schild, welches ihm einen kalten Schauer über den Rücken laufen ließ. „Vorstand“... dieses Schild weckte unangenehme Erinnerungen in ihm, noch mehr Schande überflutete ihn wie eine übermächtige Welle... //Verdammt, reiß dich zusammen! Nur weil es auch das Vorstandszimmer ist, muss hier nicht der gleiche Scheiß ablaufen, wie damals!!!//, schalt Kou sich selbst und schüttelte heftig den Kopf, um die Erinnerungen abzuschütteln. Ja... das Vorstandszimmer von damals war nicht das gleiche Vorstandszimmer wie dieses hier, sagte er sich immer wieder. Er wollte sich gerade abwenden, als er das Geräusch eines umfallenden Stuhles vernahm und sich nun doch wieder diesem Raum zuwandte. „Hi- HILFE!!“, schrie plötzlich eine Frauenstimme und Kou war sofort alarmiert. Ohne lange darüber nachzudenken, konzentrierte er all seine Kraft und warf sich mit aller Macht gegen die Tür, die ihm sogleich nachgab. Kurz taumelte Kou, da er nicht mit einem so leichten Widerstand gerechnet hatte, doch er fing sich recht bald wieder. Okay, er hatte sich in genau drei Dingen geirrt. Erstens: Dieses Vorstandszimmer war genau gleich eingerichtet wie das Vorstandszimmer, dass sein vorheriges zweites Zuhause gewesen war. Zweitens: Dieser Raum wurde exakt für die gleichen Dinge genutzt, wie auch jener Raum. Drittens: Kaoru war kein Gespenst und auch keine Einbildung, denn sie lag auf dem Sofa und wurde von gleich drei Studenten festgehalten und zu etwas genötigt, was sie eindeutig nicht wollte. Alle waren wie erstarrt, als sie Kou im Raum stehen sahen, doch dann regten sich die drei jungen Männer, um ihn zum Schweigen zu bringen. Allerdings waren sie nicht der Rede wert, Kou konnte ihren Angriffen mit Leichtigkeit ausweichen. Sie waren zu langsam, zu plump und für ihn recht kraftlose Idioten, die sich eindeutig mit dem Falschen angelegt hatten. „Da- dafür wirst du büßen“, sagte einer, der sich anscheinend für den Anführer hielt, doch Kou brachte ihn mit einem gezielten Faustschlag zum Schweigen. Sein Gesicht verriet keine Emotion, er verspürte nur grenzenlose Wut über diese Ungerechtigkeit, die Kaoru widerfahren war. Nachdem die drei Studenten ohnmächtig und genug gelitten hatten, wandte Kou sich Kaoru zu. Sie zitterte vor Angst und hielt ihre weiße Bluse krampfhaft vor der Brust zusammen, welche nur noch in Fetzen an ihr herabhing. Sie presste ihre Lippen fest aufeinander, die dadurch blutleer wirkten. Selbst ihre Augen zitterten und als ein paar Tränen sich aus ihren Augenwinkeln lösten, spürte Kou, wie sich eine eiskalte Faust um sein Herz legte und fest zudrückte. Er ging auf sie zu, zog seinen dünnen Pullover aus, unter dem er noch ein T-Shirt trug und arrangierte den viel zu großen Pullover um Kaoru´s Schultern. Sie sah damit zwar noch verlorener und verletzlicher aus, doch es war besser als nichts und sie musste sich nicht der Peinlichkeit aussetzen, sich vor den anderen Studenten mit kaputter Bluse zu zeigen. „Du solltest schnellstmöglich von hier verschwinden, bevor sie wieder aufwachen...“, sagte er an Kaoru gerichtet, anschließend ging Kou aus dem Raum. Im Laufschritt verließ er den Flur mit den Trophäen und Auszeichnungen und rannte dann zurück zum Foyer. Dort angekommen sah er zu seiner Erleichterung das Schild für die Männertoilette, welchem er folgte. Dort angekommen, ging er zum Waschbecken, drehte den Wasserhahn auf und spritzte sich eiskaltes Wasser in sein Gesicht. Er hob seinen Blick schließlich zum Spiegel und schaute seinem Ebenbild entgegen. An seiner Haut perlte das Wasser herab, tropfte über sein Gesicht nach unten, bahnte sich den Weg über Wangenknochen und Kinn, ehe die Reise auf seinem T-Shirt endete. Kleine, dunkle Flecken entstanden, doch Kou tat nichts dagegen, sondern verfolgte lediglich die Wege, die das Wasser sich erkämpfte. Er sah blass aus, kalkweiß, um genau zu sein, sein Blick war leer und ausdruckslos, um seine Mundwinkel lag jedoch ein krampfhafter Zug, als ob er Schmerzen hätte. Zum ersten Mal hatte er das wahre Ausmaß erfahren, zum ersten Mal gesehen, was es bedeutete, einen Menschen derart zu verletzen. Sonst war er immer mit einem Mädchen allein gewesen, niemals hatte er sein Tun von außen gesehen, außer auf Videobändern, die jedoch die Realität nie wirklich hatten einfangen können. Und dann Kaoru´s Blick... sie hatte ihn genauso angeschaut, wie Seri damals, als er sie das erste Mal überwältigt hatte... Seri... sie hatte damals nichts geahnt. Innerlich lachte ich in mich hinein, als ich Seri dahinstürmen sah. Ich hatte ihr aufgetragen, die oberen Stockwerke ab der vierten Etage zu kontrollieren, wohl wissend, dass sie ihre Neugier unweigerlich ins Zimmer des Vorstands führen würde. Ich lächelte siegessicher, denn sie würde heute zu meiner Beute werden, es war alles sorgfältig geplant. Heute würde sie den wahren Kou Takarai kennenlernen und diese Begegnung würde für sie anders ausfallen als sie es sich je hätte ausmalen können. Mit etwas, was man nur als gute Laune beschreiben konnte, erklomm ich die Stufen, natürlich etwas langsamer als Seri, damit sie einen gewissen Vorsprung hatte. Egal, in welchem Zimmer ich sie erwischen würde, sie würde mir gehören und dann würde ich sie verderben, wie all die anderen. Als hätte sie auf ihr Zeichen gewartet, fing mich eine meiner letzten Subjekte ab. Sie sah mich an wie es eine Abhängige bei ihrer Lieblingsdroge tat. Sie langweilte mich, schließlich hatte ich bei ihr schon mein Ziel erreicht... ganz anders als bei Seri Nagakura, sie war Frischfleisch. Ich ging einfach weiter, ließ meine bereits abgelegte Beute einfach stehen, doch tat ich auch nichts, als sie mir folgte und auf mich einredete. Eigentlich hatte ich ihr klargemacht, dass ich sie nicht mehr sehen wollte, doch sie schien von der hartnäckigen Sorte zu sein. Erst vor Kurzem hatte sie mir erzählt, dass sie sich wegen mir von ihrem Freund getrennt hatte, was mein allgegenwärtiges Ziel war. Daraufhin hatte ich sie abblitzen lassen und ihr gesagt, dass sie sich nie wieder bei mir blicken lassen sollte, so wie all den anderen vor ihr auch schon. Sie hatte mir nachgerufen, dass sie ohne mich nicht mehr könne und auch jetzt ließ sie mit jedem Wort durchblicken, dass sie mich zurückhaben wollte. Wie nervtötend... Wenig später betraten wir das Vorstandszimmer und ich spürte sofort, dass jemand im Zimmer war. Noch ließ ich mir nichts anmerken, sondern ging nun auf meine Begleitung ein, die mir natürlich gefolgt war und immer noch redete, wie ein Wasserfall. „Bitte, schlaf mit mir, mir ist egal, wie brutal...!“ Ich verdrehte die Augen. Natürlich verlangte sie danach, nachdem ich sie nach meinen Wünschen abgerichtet hatte, das taten sie alle. „Bei dir bekomme ich keinen mehr hoch, verschwinde.“ „Ich gebe alles... ich kann nur noch bei dir Lust empfinden.“ Ich wollte gerade zu einer weiteren kühlen Antwort ansetzen, als eine Stimme uns unterbrach. Die Stimme Seri´s, die „Oh!!!“ rief. „Er hat es mir doch...! Hab´s nicht gemerkt. Er hat´s mir zugesteckt“, lachte sie und hielt dabei ein Höschen in den Händen, als sie dann endlich merkte, dass ich und das Subjekt auch noch anwesend waren. „Ä...Ähm... Ich habe mich aus Reflex versteckt... Sorry, ich wollte euch nicht... belauschen“, entschuldigte sie sich. „Also dann... viel Spaß“, setzte sie noch hinzu und wollte gehen, doch ich stellte mich mit einer fließenden Bewegung genau zwischen sie und die noch offene Tür, doch anstatt mich an Seri zu wenden, wollte ich mich erst einmal um den ungebetenen Gast kümmern. „Wenn du unbedingt mit mir schlafen willst, dann besorge ich´s dir“, lenkte ich scheinbar ein. Ein Hoffnungsschimmer legte sich über ihr Gesicht. „Wirklich...?!“ „Allerdings... überlasse ich die Arbeit anderen. Komm wieder, wenn du von mehreren genommen werden willst“, versetzte ich ihr den Todesstoß und ihr hoffnungsvolles Gesicht fiel total in sich zusammen. Ich lächelte nur kalt und machte ihr den Weg frei, was sie nutzte, um zu entwischen. Nachdem sie weg war, schloss ich die Tür hinter mir und Seri, welche mich fassungslos anschaute. „Hey...! Kou?! Was sagst du da?“, rief sie entsetzt, doch ich lächelte sie lediglich an und drehte den Schlüssel im Schloss herum. „...Solltest du dich besser auf dich aufpassen?“, fragte ich und weidete mich an ihrem verängstigten Blick. „Was...“ Ich entwand das Höschen aus ihren Fingern, als sie einen Moment nicht aufpasste und lachte. „Scheinst eine Expertin für Sexspiele zu sein, schließlich hast du ja wegen deines Mannes gewechselt“, kommentierte ich das Ganze. Seri wollte mir ihr Höschen entreißen, doch ich ließ sie ins Leere laufen, dann nutzte ich eine Lücke und drängte sie gegen die Tür, anschließend fesselte ich ihre Hände mit den Schlaufen ihrer entwendeten Unterwäsche. Was man nicht alles zum Fesseln nehmen konnte, wenn man keine Handschellen oder ähnliches zur Hand hatte... es war schon amüsant. „Häh...? Nein, was machst du?! Mit meinem Höschen!“, rief Seri entsetzt, doch ich ließ ihr nicht viel Zeit dazu, sich zu äußern. Ich schubste sie auf das schwarze Ledersofa und begann sofort damit, die Bluse ihrer Schuluniform nach oben zu schieben. „D- Das ist doch ein Witz?“, fragte sie und glaubte immer noch nicht an den Ernst der Lage. „Witz? Warum glaubst du, habe ich dich zur Klassensprecherin empfohlen“, klärte ich sie böse lächelnd auf und amüsierte mich noch mehr, als sie anfing, zu schreien. „Nein! Hilfe! Ist jemand da?!“ Ich lachte kurz und abgehackt auf,ehe ich ihr eine weitere Information zukommen ließ. „Übrigens... der Raum ist schalldicht.“ Als Konsequenz davon schrie Seri noch lauter und betitelte mich mit Idiot, Sexmonster und mit einem langgezogenen, lauten Schrei... doch das alles brachte gar nichts. „Halt die Klappe...“, sagte ich lediglich und stopfte ihr mein Stofftaschentuch in den Mund, damit sie den Mund hielt, denn sie begann, mir jetzt schon auf die Nerven zu gehen. „Mach es mir nicht unnötig schwer.“ Ich schob nun auch ihren BH nach oben, so dass ich sie ungehindert berühren konnte. Mein erstes Ziel waren ihre Brüste, die ich mit meinen Händen bearbeitete. Ich ging nicht gerade sanft vor, aber genau das hatte allen vor ihr auch gefallen, so dass ich zuversichtlich war. Bald darauf senkte ich meinen Kopf, um die Spitze ihrer linken Brust mit der Zunge zu berühren, ihre Antwort war das Zusammenzucken ihres gesamten Körpers und recht zeitnah folgte ein gedämpftes Stöhnen. „Dafür, dass du nicht wolltest, bist du aber willig“, kommentierte ich die Situation, dann sorgte ich dafür, dass sie herumgedreht wurde und nun an meiner Brust ruhte. So konnte ich mich zeitgleich um ihre Brust und um eine andere Region kümmern, die weitaus tiefer lag. Wieder stöhnte sie auf, kniff die Augen zusammen und biss umso mehr in das Stofftaschentuch, während ihre Beine bei meiner „Behandlung“ wild zuckten. Ich konnte nicht umhin, als ein wenig enttäuscht zu sein. „Ich war ja gespannt, wie sich ein Mädchen zur Wehr setzt, das für seinen Freund sogar die Klasse gewechselt hat“, gab ich von mir, als ihre Erregung in diesem Moment ihren Höhepunkt erreichte. „Das war aber leicht... Sieh dir das an“, meinte ich, zog meine Hand aus ihrer Körpermitte hervor und zeigte ihr das, was sie hinterlassen hatte. Sie begann zu weinen, während sie am ganzen Körper noch zitterte und ich löste die Schlaufen ihrer Fesseln. „So, wir müssen den Kontrollbericht abgeben“, sagte ich, als sie frei war und sie nahm sofort Abstand zu mir, ihr Gesicht war von Wut und gleichzeitig von Hilflosigkeit und Verwirrung gezeichnet. „So eine Miene gefällt mir. Aber das ist schnell vorbei... nicht mehr lange und du willst mich selbst“, sagte ich und berührte ihre rechte Wange. „Wie diese Schlampe von vorhin...“, sagte ich und Seri wich wieder vor mir zurück. Ich stand auf, wandte mich zur Tür, dann drehte ich mich nochmals zu ihr um und lächelte wieder einmal. „Ich hoffe auf gute Zusammenarbeit... Frau Klassensprecherin.“ Kou verspürte wieder Schmerzen. Sein gesamter Körper zog sich zusammen, sein Magen rebellierte und er wollte am liebsten sein Spiegelbild zerschlagen, doch das hätte außer weiterer Schmerzen und vieler Scherben nicht viel bewirkt. Ja, es war nicht zu leugnen. Er war genauso wie diese drei Studenten eben gewesen... er war genauso triebgesteuert, hinterlistig, abwertend und schamlos... er war das Letzte, um es mit der Würze der Kürze zu sagen. „S... Seri... es tut mir... es tut mir leid...“, wisperte Kou verzweifelt und immer neue Bilder tauchten in seinem Kopf auf. Wie verängstigt sie am nächsten Tag gewesen war, so dass sie ihre Stifte hatte fallen lassen... sie hatte ihn gemieden, wo sie konnte, doch er hatte sie wieder und wieder gefunden und immer wieder und wieder gefügig gemacht. Niemand hatte ihn gestoppt, nicht einmal sein Vater, der einmal in die Geschichte zwischen ihm und Seri hereingeplatzt war. Doch er hatte Kou nicht Einhalt geboten, sondern hatte ihn lediglich zur Verfeinerung seiner Fesselkunst gelobt... Kou wurde unsagbar schlecht und er rannte zur nächsten Kabine. Er schaffte es gerade so, hinter sich abzuschließen und sich über die Toilette zu beugen, als ihm das Frühstück wieder hochkam. Mehrmals erbrach er sich, doch damit verschwand das Übel, dass er angerichtet hatte, trotzdem nicht. Das wäre ja auch ein Wunder gewesen... Nachdem der letzte Brechanfall vorüber war, sank Kou auf seine Knie und lehnte sich hilflos gegen die Kabinentür, die protestierend knarrte. Er legte den Kopf in den Nacken und starrte an die Fliesendecke, als ob diese ihn hätte ablenken können, was sie selbstverständlich nicht tat. Der Geruch von Erbrochenem lag in der Luft, Kou schwitzte von der Anstrengung her, wie sein Körper gegen ihn selbst rebelliert hatte und er fühlte sich kraftlos und leer... oder um es kürzer zu sagen: wie ausgekotzt. „Seri... Seri... es tut mir leid... es tut mir so leid... es tut … mir leid... Seri... was hab ich getan...? Seri...“, hauchte Kou leise und verlor sich in seinen Gedanken. Er konnte sich nur kurz dazu aufraffen, die Spülung zu betätigen, so dass der üble Geruch des Erbrochenen verschwand, dann sank er wieder an seinen vorherigen Platz und versuchte, sich nicht selbst noch mehr zu hassen, als er es so schon tat. Es war bereits später Nachmittag, als er die Toilette endlich verlassen konnte, doch besser ging es ihm deshalb nicht, obwohl er sich schon wieder recht gut auf den Beinen halten konnte. Die letzten Vorlesungen waren bereits gelaufen und Kou fühlte sich wie ein Versager, schließlich hatte er heute nichts vollbracht, als andere Leute zu verprügeln, in der Vergangenheit zu leben und sich die Seele aus dem Leib zu kotzen. Sollte so sein weiteres Leben verlaufen...? Das war ein wenig ermutigender Gedanke... aber erschreckend realistisch war er trotzdem... „Kou? Da bist du ja, ich habe mir Sorgen gemacht... ich wollte gerade gehen, aber zum Glück haben wir uns nicht verpasst“, sagte Kaoru plötzlich hinter ihm und er fuhr zu ihr herum. Jetzt wusste er zwar, dass sie kein Hirngespinst war... trotzdem sah sie Seri so ähnlich, dass Kou gleich wieder unwohl zumute wurde. „Wieso... wieso hast du auf mich gewartet?“, fragte er und war froh über den Abstand, den sie zueinander hatten. „Ich wollte... ich wollte nur Danke sagen. Du hast mich vor diesen Jungs gerettet, ohne dich wäre es nicht so glimpflich ausgegangen, das weiß ich. Also danke, Kou... du bist mein Held“, lächelte Kaoru und strich sich verlegen ein paar schwarze Haarsträhnen aus dem Gesicht, welche ganz zerzaust waren. Sie hatte sie anscheinend nicht gekämmt, seit sie in seinen Pullover geschlüpft war. Dieser hing wie ein viel zu großer Sack an ihr herab... und trotzdem sah sie wunderschön darin aus, dass es Kou ein wenig die Sprache verschlug. Trotzdem waren ihre Worte bei ihm angekommen... „Ich bin kein Held... ganz und gar nicht“, erklärte Kou und schüttelte den Kopf vehement. „Für mich schon“, lächelte Kaoru, damit kam sie auf ihn zu, beugte sich nach vorne und gab Kou einen Kuss auf die rechte Wange. „Danke, dass du mich gerettet hast, Kou. Ich hoffe, dass du und ich Freunde werden“, sagte sie weiter und Kou spürte wieder Schmerz in sich aufsteigen. „Das geht nicht, Seri äh... Kaoru... halte dich einfach von mir fern, ich bin nicht gut für dich!“, rief Kou laut, dass es über den gesamten Campus hallte. „Seri? Wer ist Seri?“ Kou gab lediglich einen ärgerlichen Laut von sich und rannte davon. Mehr konnte er jetzt nicht entgegensetzen... er hatte einfach keine Kraft mehr. Kapitel 4: Typveränderung ------------------------- „Seit wann nimmst du denn Rücksicht auf andere?“, fragte Tamaki zweifelnd und schaute Kou an, als ob er ihn nicht ernst nehmen würde. „Tamaki!“, wies Seri ihn zurecht und boxte ihn in die Seite. Es schien etwas zu fest gewesen zu sein, denn Tamaki hielt sich die getroffene Stelle und verzog vor Schmerz das Gesicht. Doch nicht einmal das konnte Kou erheitern... „Kou, du hast dich bereits damals entschuldigt und du brauchst dir keine Sorgen mehr zu machen. Ich habe dir verziehen, als du mich damals vor diesen Typen gerettet hast, also wieso beschäftigt dich das denn immer noch?“, fragte Seri und schaute Kou besorgt an. „Vielleicht bekommt er ein Gewissen“, grinste Tamaki und einen Moment später krümmte er sich abermals vor Schmerz, als Seri zielgenau die gleiche Stelle von vorhin traf. Kou blieb eine Antwort schuldig, ihm fiel nicht wirklich etwas ein und in dem Moment kam auch die Kellnerin und brachte ihnen ihre zuvor bestellten Getränke. „Komm schon, Kou. Du bist doch sonst nicht so... wieso weist du dieses Mädchen ab?“, wollte Seri wissen, denn bisher hatte Kou verschwiegen, was ihn so an Kaoru verwirrte. „Nun... die Sache ist die...“, setzte er nun an, doch er wurde unterbrochen, als plötzlich jemand an den Tisch kam und ihn ansprach. „Kou, ein Glück, dass ich dich treffe. Wir sollten noch einmal reden!“, sagte Kaoru neben ihm und nun sah auch sie ihn genauso eindringlich an, wie Seri es tat. Der gleiche Blick und das zweimal... na super. „Seri, Tamaki? Das ist sie... das ist Kaoru. Kaoru? Das sind Seri und ihr Freund Tamaki“, stellte Kou alle vor und sah lieber nur Tamaki an, welcher überrascht Kaoru und dann seine Freundin ansah. „Das ist also der Grund...“, sagte er überrascht, während Seri und Kaoru nichts verstanden. „Was für ein Grund?“, fragten beide zeitgleich und Tamaki konnte Kou jetzt sehr gut verstehen – was er natürlich niemals zugegeben hätte. „Kaoru sieht genauso aus wie du, Seri. Nur eure Haarfarbe ist unterschiedlich und ihr habt nicht am gleichen Tag Geburtstag, ich habe es selbst durch meine Kontakte nachprüfen lassen“, erklärte Kou und rührte in seinem Tee herum, obwohl er weder Zucker noch Milch hinzugefügt hatte und es eigentlich nichts zum Umrühren gab. Kaoru und Seri sahen einander nun genauer an und endlich entdeckten auch die beiden die festgestellte Ähnlichkeit. „Das ist echt...“, sagte Seri. „... abgefahren“, beendete Kaoru den Satz. Beide sahen sich an und Kou und Tamaki überliefen kalte Schauer. Die beiden beendeten schon wie Zwillingsschwestern ihre Sätze... wie gruselig. „Aber...“, sagte Kaoru und schien zu überlegen, dann ließ sie sich neben Kou auf die Sitzbank fallen und starrte Seri böse an. „Dann bist du der Grund, warum er mich meidet? Los, raus mit der Sprache, was hast du ihm angetan, dass er so traumatisiert ist, dass er nicht einmal mit mir reden will!“, rief sie, so dass sich andere Gäste nach der Vierergruppe umdrehten und tuschelten. „Ich- ich habe gar nichts-“ „Und warum geht er mir dann aus dem Weg? Irgendetwas musst du getan haben!“ Kou sah sich gezwungen, in das Gespräch einzugreifen. „Seri hat nichts getan... ich habe sie schlecht behandelt und wollte sie und Tamaki auseinanderbringen. Wenn hier jemand etwas falsch gemacht hat, dann bin ich das. Du erinnerst mich daran, was ich getan habe und genauso geht es mir mit Seri... ich wollte neu anfangen an dieser Uni... und dann treffe ich dich“, sagte Kou und schaute Kaoru an, was er nicht ohne Schmerzen tat. Kaoru bemerkte es und sie wandte den Blick ab, ehe sie aufstand und ging. „Die Ärmste...“, sagte Seri und es tat ihr sehr leid um Kaoru. „Du musst ihr hinterher, Kou!“, verlangte sie anschließend, doch Kou schüttelte den Kopf und rührte lieber weiter in seinem Tee. Es ging nicht... er hatte keine Kraft für eine weitere Konfrontation. „Tamaki, sag doch auch mal was!“, rief Seri und boxte ihren Freund nun ein drittes Mal auf die gleiche Stelle. „Lieber- nicht-!“, ächzte dieser und ertrug stumm seinen Schmerz, doch auch das erheiterte Kou nicht. Er hatte das Gefühl, als hätte er sein Lachen auf ewig verloren. Nachdem er eine Nacht darüber geschlafen hatte, hatte Kou sich ein wenig erholt von dem gestrigen Ereignis. Er hatte zwar lange wachgelegen und überlegt, was nun zu tun war, aber erzwungen konnte man nun auch wieder nichts. Er hatte einfach beschlossen, jeden Tag so anzugehen, als wäre er etwas Einzigartiges. Er wollte sich nicht mehr von Vergangenem beeinflussen und zurückwerfen lassen, er würde sich einfach auf die Uni konzentrieren und der Rest würde sich ergeben. Neuen Mut fassend verließ Kou die Straßenbahn und ging zum Campus, doch unterwegs wurde er aufgehalten, als jemand seine Schulter berührte. Er drehte sich um und sah ein Mädchen, dass ihm bisher noch nicht aufgefallen war. Sie hatte kurze, schwarze Haare, eine Brille auf der schmalen Nase und braune Augen. Sie trug Sachen, die auch Kaoru oft trug und wirkte wie eine dieser hyperschlauen Bücherwürmer, die sich durch das Klassensprecheramt oder anderer hochwertiger Ämter hervortaten. Was sie wohl gerade von ihm wollte und woher sie ihn wohl kannte? „Öhm... kann ich etwas für dich tun?“, fragte Kou, während das Mädchen ihn einfach nur angespannt anschaute. „Erkennst du mich nicht?“, fragte sie mit einer Stimme, die ihm irgendwoher bekannt vorkam. „Hm, nein... ich sehe dich meines Wissens zum ersten Mal. Kennen wir uns irgendwoher? Vielleicht von der Ryosuigakuen-Oberschule?“, wunderte sich Kou und kam wirklich nicht darauf. „Ha!“, sagte das Mädchen und riss sich das dünne Brillengestell von der Nase. Verwirrung machte sich in Kou breit. Was ging denn mit diesem Mädchen ab? „Du erkennst mich wirklich nicht mehr? Meine Verkleidung ist anscheinend sehr gut gelungen. So wirst du mich nie wieder mit Seri verwechseln“, lachte sie und langsam dämmerte es Kou. „Kaoru?“, fiel es ihm wie Schuppen von den Augen und sie nickte. „Richtig. Ich habe mir die Haare schneiden lassen, diese Billigbrille mit Fensterglas besorgt und dann noch farbige Kontaktlinsen gekauft. Jetzt werde ich nicht mehr wie Seri aussehen und du hast keinen Grund mehr, mir aus dem Weg zu gehen.“ Kou sah Kaoru überrascht an und konnte einfach gar nichts sagen... doch dann verzogen sich seine Mundwinkel zu einem Lächeln, welches immer breiter wurde. Und dann lachte er. Er lachte so sehr, dass ihm die Tränen kamen und ihm der Bauch wehtat, es schüttelte seinen ganzen Körper und er konnte sich kaum beruhigen. Er hatte soeben sein Lachen wiedergefunden und das durch dieses Mädchen vor ihm, welches alles dafür tat, damit er ihr nicht aus dem Weg ging. „Das ist einfach... unglaublich. Das hat noch kein Mädchen gemacht, nur, damit ich ihr nicht aus dem Weg gehe“, sagte er schließlich, als er sich halbwegs beruhigt hatte. „Nun, ich habe es getan. Ich, Kaoru Saeda, möchte mit dir, Kou Takarai, befreundet sein. Siehst du das jetzt endlich ein?“, fragte sie ihn und sah ihn mit einem Blick an, der keine Widerrede duldete. Er überlegte, lächelte noch einmal über die Veränderung, die sie sich selbst angetan hatte und er nickte zu seiner eigenen Überraschung. Warum eigentlich nicht? „Warum eigentlich nicht“, formulierte er seinen Gedanken und lächelte. Kaoru klatschte einmal in die Hände. „Perfekt! Dann hast du jetzt etwas vor“, freute sie sich, worauf Kou etwas überrascht reagierte. „So? Was denn?“, fragte er verwundert. „Du bist mit deiner zukünftig besten Freundin nachher zum Essen verabredet. Freunde testen neue Läden zusammen aus und in der Stadt hat ein neuer Laden aufgemacht, wo es supergute Sandwiches geben soll, da gehen wir hin“, lächelte Kaoru ihn an und lief ein Stück voraus, ehe sie sich noch einmal umdrehte. „Und Kou?“, rief sie ihm zu. „Ja?“ „Wehe, du läufst wieder weg!“ Kou lächelte. Nein, die Zeit des Weglaufens war definitiv vorbei und er freute sich sogar darauf, mit Kaoru befreundet zu sein. Das war definitiv der bessere Weg, als ihr die nächsten Semester an der Universität aus dem Weg zu gehen und eine Freundschaft mit einem Mädchen, das war auf alle Fälle mal etwas anderes, eine interessant Möglichkeit mit jemanden zusammen zu sein, als mit einem total verliebten Pärchen. //Vielleicht ist das doch eine zweite Chance... eine Chance auf einen Neuanfang//, schoss es Kou durch den Kopf und diese Möglichkeit würde er nicht ausschlagen. Kou lächelte, dann setzte er seinen Weg zum Universitätsgebäude fort. Kapitel 5: Wahrheiten --------------------- Das neue Lokal, welches praktischerweise nur wenige Meter von der Universität entfernt war, war größer als Kou gedacht hatte. Über 2 Etagen erstreckte sich der Sandwich-Laden, auf beiden konnte man das Gleiche bestellen und es gab jede Menge Platz, so dass man auch mit vielen Freunden herkommen konnte. Es gab kleine Nischen, wo man vertraute Gespräche führen konnte und in so einer Ecke saß er mit Kaoru und ließ sich vom hiesigen Essen überzeugen. Es machte viel mehr Spaß, mit jemanden zusammen etwas Neues auszuprobieren und Kou war froh darüber, dass Kaoru hartnäckig geblieben war, auch, wenn er es ihr gegenüber nicht zugegeben hätte. „Entweder du hast keine Freunde oder einen Hang zur Selbstzerstörung, wenn du mit jemanden wie mir etwas unternehmen willst“, sagte Kou zu Kaoru, aber es war ein eher kläglicher Versuch, sie zu vertreiben. Kaoru lächelte und schob die falsche Brille mit einem Finger zurück auf ihre Nase. „Du hast mich gerettet und ich kann dich gut leiden, also wo ist das Problem?“, fragte sie und schlürfte freudig ihren Erdbeershake. Kou seufzte, während er sich die Hände an einer Serviette säuberte und sie anschließend auf den Teller legte, von dem er vorher noch die letzten Krümel seines Sandwichs aufgegessen hatte. „Das Problem sind die Meinungen anderer... und sie haben ja Recht. Ich habe Dinge getan, auf die ich nicht stolz bin und die eine Menge Leute unglücklich gemacht haben. Ich sollte besser alleine sein, ehe mein Ruf auf dich abfärbt...“, sagte Kou und ließ Kaoru mit einem ernsten Blick wissen, dass das nicht gelogen war. Bevor Kaoru darauf reagieren konnte, traten zwei junge Männer an den Tisch und Kou konnte an ihren Gesichtern ablesen, dass sie auf Ärger aus waren. „Na, wen haben wir denn da? Wenn das nicht der Vergewaltiger der Ryosuigakuen-Oberschule ist“, sagte einer der beiden abfällig und Kou verspannte sich merklich, während er den Kopf senkte. „Tu gar nicht erst so, als wüsstest du nicht, von wem die Rede ist, Arschloch! Nur weil du der Sohn des Vorstands der Ryo bist, heißt das nicht, dass du ungestraft davon kommst, hörst du?!“, rief der andere und packte Kou am Kragen, um ihn hochzuziehen. Kou ließ es mit sich geschehen, obwohl er sich mit Leichtigkeit hätte wehren können. Er hatte so manche Frau überwältigt,... auch Seri. „Hey, Klassensprecher! Könnt ihr in der Mittagspause den Chemieraum für die Experimente vorbereiten?“, sagte der Chemielehrer, während er den Kopf zur Tür hinein steckte, dann aber sehr eilig verschwand. Innerlich seufzte ich genervt, denn das war der Nachteil daran, Schulsprecher zu sein. Zu meinem Glück hatte ich ja einen netten Zeitvertreib und ich beschloss, dass Seri heute wieder fällig sein würde. Ich ging zu ihrem Pult, an welchem sie mit Tamaki Hayasaka saß und zu Mittag essen wollte.Mit Belustigung nahm ich wahr, wie ihre Hände zitterten, als mein Schatten auf sie fiel. „Seri, machen wir´s vor dem Essen“, schlug ich vor, wobei ich mich wenig um meine zweideutige Ausdrucksweise scherte. Seri war wenig begeistert und versuchte, ihren Freund zur Mithilfe zu bewegen, doch da das Glück auf meiner Seite war, wurde Tamaki von einem anderen Mitschüler gebraucht, wahrscheinlich einer von seinem Karateverein. „Schnell, gehen wir“, sagte ich und war zufrieden mit der Situation. Seri war also auf sich gestellt und es war geradezu niedlich mit anzusehen, wie sie sich bei den Vorbereitungen für den Chemiekurs ins Zeug legte, um nur ja schnell von mir weg zu kommen. „Fertig!“, rief sie und wollte schon an mir vorbei, doch ich stellte mich ihr gezielt in den Weg. „Gute Arbeit“, sagte ich und weidete mich an ihrem gehetzten, aber auch aufsässigen Gesichtsausdruck. Plötzlich nahm sie die Karatehaltung ein und wirkte entschlossen. „Lass mich durch! Oder soll ich dir wehtun?!“, rief sie und ich gab ein belustigtes Kichern von mir. „Aha... Karate...“, bemerkte ich und ich konnte mir ein Kichern nicht verkneifen. Ich breitete die Arme aus und lieferte ihr eine große Lücke, damit sie mich angreifen konnte. „Bitte!“, sagte ich auffordernd und nahm das Ganze nicht ernst, was sie in schiere Wut versetzte. Aber meine Belustigung hatte seinen Grund und den lernte sie auch gleich darauf kennen, denn ich parierte ihren Angriff und hatte sie mit Leichtigkeit dort, wo ich sie haben wollte. „Für Männer wie mich, die sich nur für Freundinnen anderer interessieren ist Selbstverteidigung ein Muss“, erklärte ich ihr und musste nach wie vor über ihre Naivität lachen. Ich hielt ihre Handgelenke dieses Mal mit einer Hand fest und presste sie gegen die Wand, während ich mich mit ihr zu Boden begab. Sie saß nun vor mir, mit den Rücken an mich gelehnt und ich fixierte sie mit meinen Knien, während ich das Oberteil ihrer Schuluniform nach oben riss, um ihre Brüste zu entblößen. Zielsicher fasste ich mit einer Hand zu, so dass sie einen gepeinigten Laut von sich gab, dann rieb ich über ihre Brustwarze, um Lust in ihr zu wecken. Sie zuckte unter meiner Hand zusammen und ich gab ein kurzes, kaltes Lachen von mir. „Dein Gehirn ist genauso simpel wie dein Körper...“, sagte ich, ehe meine Hand ihre Brust außer Acht ließ und stattdessen ihre intimste Stelle aufsuchte. Ich biss in ihr Ohr und wieder zuckte sie zusammen, als meine Hand begann, in sie zu stoßen. „Wieso rufst du nicht noch lauter um Hilfe?“, fragte ich sie, da sie bisher nur leise Protestlaute von sich gegeben hatte. „Du bist doch nicht im Vorstandszimmer, der Raum ist weder schalldicht noch abgeschlossen“, machte ich ihr klar, während meine Hand ununterbrochen ihr heißes Inneres erkundete. Sie verbiss sich jeglichen Laut und ich zollte ihrer Selbstkontrolle ein wenig Respekt, doch sie war nicht das erste Ungeziefer, dass ich zertreten hatte. Ich wusste, wie ich sie brechen konnte und zum Glück wusste ich, dass sie ihr Handy ständig bei sich trug. Ich fischte es aus ihrer Blazertasche. „Oder...“, sagte ich mit einer Kunstpause, ehe ich ihr das Handy vors Gesicht hielt und es aufklappte. „Soll ich damit Tamaki rufen?“ Endlich kam Regung sie, sie wehrte sich mit neu erwachter und verzweifelter Kraft, doch sie hatte keine Chance gegen mich. Ich drückte eine Taste, um den letzten Anrufer zurückzurufen und tatsächlich war es Tamakis Nummer. Ich hielt das Display direkt vor Seris Gesicht und erschrak sie damit so, dass sie sich noch mehr wehrte. „N...“, brachte sie lediglich hervor und ich hörte ihrer Stimme an, dass sie weinte. Doch wenn ich gedacht hatte, dass sie jetzt aufgeben und sich in ihr Schicksal fügen würde, so hatte ich mich getäuscht, denn sie entwand mir mit einer flinken Bewegung das Telefon, drückte auf den Abbruch-Button und presste das kleine Gerät an sich. „Was soll das...“, sagte ich, doch andererseits war es gut so, denn ich hatte nun wieder beide Hände zu meiner Verfügung. Ich packte ihr Bein und stieß meine Finger tiefer in ihr Inneres, wo es bereits zuckte. Ein Ruck ging durch Seris Körper und sie stöhnte und keuchte. Viel zu schnell kam sie und benetzte meine Finger mit ihrem Höhepunkt, während sie „Nein...!“ rief, als ob sie es selbst nicht fassen konnte, dass ihr Körper sie derart verriet. „...Oh? Schon?“, fragte ich und entzog meine Finger ihrem Körper, der versuchte, mich in sich einzukerkern. „Heute wollte ich eigentlich nicht so weit gehen...“, sagte ich, während ich mich erhob und sie auf dem Boden hocken ließ. Ich säuberte meine Finger mit einem Taschentuch, und seufzte. „Wie langweilig... was für eine einfach gestrickte Schlampe. Leicht zu erregen und leicht kommen zu lassen.“ Damit warf ich das Taschentuch nach ihr, als wäre sie ein personifizierter Mülleimer... „Aufhören!“ Kaorus nun strenge Stimme ließ Kou aus seinen Gedanken schrecken und er fand sich in der Realität wieder. Sein Nacken brannte, weil der Typ vor ihm ihn brutal daran in die Höhe gezogen hatte. Kou hätte sich mit Leichtigkeit befreien können... aber da er fand, dass er diese Behandlung verdient hatte, ließ er es. Doch jetzt war da plötzlich Kaoru, die sich von ihrem Platz erhoben hatte und die zwei Jungs mit anklagendem Blick ansah. „Lasst Kou in Ruhe oder ich hole den Sicherheitsdienst! Wenn ihr irgendetwas mit ihm zu klären habt, dann könnt ihr das mit Worten tun“, rief sie, um auch noch andere auf das Geschehen aufmerksam zu machen. „Er hat mir meine Freundin ausgespannt und als er sie endlich für sich hatte, hat er sie weggeworfen! Und sowas nimmst du in Schutz?!“, rief einer der Kerle und Kou sah zu Kaoru, denn er wollte sich nicht mehr verstecken für das, was er getan hatte. //Ich habe es dir ja gesagt//, versuchte er mit seinem Blick und seinem Gesichtsausdruck deutlich zu machen, doch das schien Kaoru nur noch mehr anzustacheln. „Das ist ja wohl meine Sorge! Und woher wollt ihr wissen, ob er es nicht bereut und ob er sich geändert hat? Ihr wisst gar nichts, also lasst ihn einfach in Ruhe!“, rief sie entrüstet. Nach einem kurzen Zögern wurde Kou losgelassen und die Jungs zogen fluchend ab. Kaoru beruhigte sich nur langsam und schimpfte noch eine Weile vor sich hin, während Kou sich kraftlos auf seinen vorherigen Sitzplatz sinken ließ. „Nicht zu fassen, was fällt diesen Typen ein?!“, regte Kaoru sich auf und erschreckte ihn damit halb zu Tode, ehe sie zu einer Gabel griff und damit ihr Sandwich malträtierte, als könne dieses Stück Brot etwas für die ganze Misere. „Ich hatte es dir ja gesagt... es ist purer Wahnsinn, mit mir befreundet sein zu wollen. Solche Szenen sind nicht selten und jede einzelne Anklage habe ich verdient...“ „Das ist totaler Quatsch, Kou!“, rief Kaoru heftig und sprang bei diesen Worten auf, so dass Kou überrascht zusammenzuckte. „Du kannst dich doch nicht für die Vergangenheit ein Leben lang bestrafen! Hör mal, ich verstehe, dass du etwas sehr Schlimmes und Verwerfliches getan hast, aber ich sehe, dass du es bereust! Also wieso darf ich dir keine zweite Chance geben und mit dir befreundet sein?!“ Kou trafen diese Worte bis ins Mark und erschütterten ihn in seinen Grundfesten, aber er wollte noch nicht an das Glück glauben, dass ihm da winkte. Schließlich wusste Kaoru fast noch gar nichts über ihn... „Du kennst noch nicht einmal die Hälfte meiner Geschichte... du weißt nicht, was ich diesen Mädchen angetan habe. Du hast eben nur einen Bruchteil gehört...“, sagte Kou leise. Kaoru gab einen frustrierten Laut von sich. „Dann erzähl es mir“, forderte sie und verschränkte ihre Arme, was sie umso entschlossener aussehen ließ. „Nicht hier...“ „Dann lass uns gehen“, meinte Kaoru und Kou stimmte zu. Bestimmt würde er jetzt alles kaputt machen... doch auch das hatte er verdient. Wenig später machten die beiden Halt in einem kleinen abgelegenen Teil des Uni-Campus, der wie ausgestorben schien. Die letzten Veranstaltungen waren vorüber und das schöne Wetter hatte viele dazu verleitet, die Zeit lieber anderweitig zu verbringen, als zu lernen. Kaoru und Kou ließen sich auf einer Sitzbank nieder und sie wandte ihren Blick zu ihm, eine stumme Aufforderung, dass er ihr nun alles erzählen sollte. Kou seufzte. Er wusste nicht einmal, wo er beginnen sollte. Früher hatte er keine Konfrontation gescheut, doch bei Kaoru hatte er Probleme damit. Bisher sah sie in ihm nicht den Mistkerl, der er eindeutig war und es war eine erfrischende Abwechslung, nicht schon vorher abgestempelt zu werden. Aber er musste fair bleiben, denn wenn sie wirklich mit ihm befreundet sein wollte, dann sollte sie einfach alles von ihm wissen. Kou begann von seinem Zuhause zu erzählen, von seinen Eltern und wie er die Verhältnisse dort als normal hingenommen hatte. Er erzählte, wie er es in der Schule ebenso gehandhabt hatte und ein Paar nach dem anderen auseinander gebracht hatte, einfach, weil er wissen wollte, wie stark dieses Gefühl „Liebe“ wohl sein mochte. Immer wieder war ihm vor Augen geführt worden, dass dieses Gefühl nur ein schwacher Windhauch war und diese Mädchen nicht besser waren als seine eigene Mutter, die seinen Vater betrog. Kou erzählte von der Verzweiflung, die ihn immer weiter getrieben hatte, auf der Suche nach dem einen Paar, welches seinen Machenschaften Einhalt gebieten konnte... „Und das waren Seri und Tamaki, richtig?“, fragte Kaoru leise, die seinen Worten bis dahin leise gelauscht hatte. Kou nickte, dann erzählte auch hier die gesamte Geschichte. Er ließ kein Detail aus, nicht einmal, dass er Seri selbst im Unterricht mehrfach „überfallen“ hatte, wenn sie gedacht hatte, dass sie sicher vor ihm war. Doch Kou hatte das niemals aufgehalten... „Wie... wieso sind sie mit dir befreundet... nach alldem?“, fragte Kaoru unsicher und man sah deutlich, dass ihr alles sehr nahe ging, was Kou erzählt hatte. Kou seufzte. „Das weiß ich auch nicht... ich habe ihnen so viel Leid zugefügt und Seri hat es einfach weggelächelt, mir eine Kampfansage gemacht und dann so getan, als hätte ich ihr nie etwas angetan. Sie hat mich behandelt, wie jeden anderen und langsam macht das auch Tamaki... wobei er jede Chance nutzen würde, wenn er könnte, um mir eine zu verpassen“, lächelte Kou. „Was hat dich umgestimmt? Warum sind die beiden etwas Besonderes?“, wollte Kaoru wissen. Kou atmete tief durch und rang sich dann durch, den schlimmsten Teil zu erzählen... „Seri, ich trenne mich von dir.“ Seri erstarrte und ihr Blick wurde groß und leer. Tamaki drehte sich nach diesen Worten auf dem Absatz um und ging, doch ich traute diesem Frieden nicht. Garantiert war das ein abgekartetes Spiel, damit ich sie vom Haken ließ, aber ich war nicht so dumm. „Na, dann werde ich machen, was ich will. Bis zur Versammlung haben wir Zeit. Heute werden wir´s auf der Dachterrasse treiben“, sagte ich halblaut zu Seri, damit Tamaki es hören konnte. Ich sah zu, wie Tamaki kurz stutzte und dann weiterging, ehe er im Klassenzimmer verschwand. Ich nutzte meine Chance und zog Seri mit mir zur Dachterrasse, die menschenleer war. Innerlich hoffte ich auf eine weitere Konfrontation mit Tamaki, denn ich konnte und wollte nicht glauben, dass dieser so einfach von seiner Seri abließ. Aber anscheinend war auch er nur Teil des Ungeziefers... Seri war vollkommen willenlos wie eine Puppe unter mir, während ich ihren Oberkörper entblößte und mit ihr tat, was ich wollte. Es ärgerte mich... „Er scheint auch nicht zu kommen...obwohl ich ihm freundlicherweise den Ort mitgeteilt habe. Du bist wohl wirklich verlassen worden“, sagte ich und seufzte. Die Langeweile schlug wieder zu... „Das ist das letzte Mal mit dir.“ Ich trieb zwei meiner Finger in sie hinein und sie zuckte zusammen, schrie leise auf. Da es das letzte Mal war, stimulierte ich sie sogar mit Mund und Zunge und sie keuchte unter mir, als könne sie nicht genug bekommen. Es widerte mich an... sie war doch nur eine von denen... „NEIN!!“, schrie Seri plötzlich und ich sah auf, unterbrach meine Handarbeit jedoch nicht. Ein Nein von ihr war nicht neu, doch ich fragte trotzdem nach, als ihr Nein mit jedem Mal entschiedener wurde. „Du hast doch keinen Grund mehr, dich zu weigern?! Folge einfach deinem Körper“, sagte ich und presste eine Hand auf ihren Mund. „Zur Feier der Trennung mache ich´s dir bis zum Höhepunkt“, sagte ich halbherzig, als mich plötzlich etwas am Kopf traf. Ich unterließ es, Seri zu berühren, sah hoch, schaute mich um. War Tamaki doch gekommen? Ich konnte nichts von ihm entdecken und frustriert biss ich mir auf die Unterlippe. Verdammt... //Wieso tust du nichts? Wieso lässt du das zu?// „Bitte...“ Seris Stimme ließ mich aus meinen Gedanken schrecken und ich wandte meine Aufmerksamkeit wieder ihr zu. Sie hatte sich in Embryonalhaltung zusammengerollt und bedeckte ihren halbausgezogenen Körper. Sie weinte – nein, sie heulte Rotz und Wasser, während sie am ganzen Körper bebte und zitterte. „Bitte... lösche Tamaki nicht noch weiter in mir aus...“, flehte sie mich an und es war, als hätte ich einen Faustschlag mitten in den Bauch bekommen. Mit halbem Ohr hörte ich, wie sie immer wieder Tamakis Namen sagte und mein Verstand arbeitete wie verrückt. Ich hatte sie gefunden... die Art von Liebe, die einen nur noch einen Menschen sehen ließ. Die Art von Liebe, die ich nicht zerstören konnte, die so tief ging, dass es wehtat, wenn der andere nicht da war. Das war die Art von Liebe, die es wert war... „Ich werde nie wieder mit dir zu tun haben.“ Meine Stimme gehorchte mir kaum, aber Seri war in einem Zustand, in dem sie dies wohl nicht bemerken würde. „Ich brauche dich nicht mehr“, bekräftigte ich meine vorherige Aussage, doch ich wusste, dass dies die größte meiner Lügen war. Am nächsten Tag wandte ich mich bereits einem neuen Opfer zu, doch ich war nicht bei der Sache. Immer wieder ging mir Seri durch den Kopf und wie sie nach Tamaki gerufen hatte, wie sie mich angefleht hatte, den Liebsten nicht noch weiter aus ihr zu entfernen, indem ich sie auf die gleiche Weise berührte wie er. Ich stoppte, als mein neuestes Opfer nach mehr bettelte und ich es ihr schneller machen sollte. „Geh raus“, sagte ich und wandte mich von ihr ab, weil ich ihren Anblick nicht mehr ertragen konnte. „Hä...?!“ Ich sah sie immer noch nicht an, so sehr widerte mich dieses Stück Ungeziefer an. „Bei dir bekomme ich keinen hoch. Verschwinde.“ Ihre Reaktion kam unvermittelt: Sie gab mir eine schallende Ohrfeige, zog sich hastig an und verließ Türe knallend das Zimmer. „DU hast mich doch verführt... Mieser Kerl!“, schrie sie noch und ich fand es absurd, das gerade sie sich beschwerte. „Wer ist hier mies...? Du bist es doch, die ihren Freund betrügt...“ Seufzend machte ich mich auf den Weg zur Versammlung. Vielleicht würde es mich aufheitern, wenn ich ein paar Idioten zusah, die sich öffentlich entschuldigen mussten, weil man sie beim Sex auf dem Schulgelände erwischt hatte... Die Versammlung war natürlich todlangweilig... aber sie wurde interessant, als Seri nach vorne stürmte und Tamaki zu ihr trat. Ich freute mich wirklich, dass die beiden wieder zusammen waren... so seltsam das auch von meiner Warte her auch anmuten musste. „Das ist doch völlig schwachsinnig! Wenn man Gefühle dadurch einfach auslöschen könnte, hätte niemand mehr Liebeskummer!! Lasst den Unsinn, lasst diese Kontrollgänge und Versammlungen sein, nutzt eure Zeit für was Besseres!!“, rief Seri durch das Mikrophon und ich war wieder einmal ehrlich überrascht von ihrem Enthuisiasmus. Aber sie war ja noch nicht fertig. „Im Grunde genommen sind die, die diese Liebesbeziehungen aus absurden Gründen zerstören, die wirklich Schuldigen.“ Ihre Worte und ihr Blick galten in diesem Moment allein mir, das wusste ich, aber ich nahm es hin. Sie hatte ja Recht... und ich glaube, ich liebte sie umso mehr dafür. Leider galt ihre Liebe allein Tamaki... „Also! Wenn ihr verliebt seid, reißt euch vor anderen etwas zusammen... nur nicht jetzt. Macht weiter so! Das war´s von euren Klassensprechern“, meinte sie nämlich jetzt und drückte dem verdutzten Tamaki neben ihr einen Kuss auf den Mund auf. Es gab einen Tumult, den die Risu-ka noch nicht gesehen hatte, aber wenn ich gedacht hatte, dass es damit zu Ende war, wurde ich einen Moment später eines Besseren belehrt. „Hey, Kou!“ Ich sah zu ihr und sie winkte mir zu. //Was will sie denn?// „Tamaki möchte dir ganz gern einen verpassen! Lass dich also bitte schlagen!“ Ich lachte kurz auf. „Will er den vor dem Karatewettbewerb gesperrt...“, begann ich, zu sagen, doch da war Tamaki schon bei mir und holte aus. „Das ist mir egal, Idiot“, sagte er und ich sah seine Faust auf mein Gesicht zu halten. Ich wusste, mein letztes Stündlein hatte geschlagen, denn ich konnte nichts mehr tun. Diese Faust würde mein Gesicht zermalmen... ...doch ich spürte nichts. Vorsichtig öffnete ich die Augen und sah, dass Tamakis Faust nur Millimeter von meiner Nase entfernt war. Ich sah verwirrt zu ihm, während ich an der Wand, an der ich vorher gelehnt hatte, ein Stück nach unten rutschte und er besaß den Nerv, mich anzulächeln. „Ich stoppe ja ganz knapp davor“, lautete sein Kommentar dazu und ich schwörte in diesen Moment, dass ich mich eines Tages dafür an ihm rächen würde. Ich sah Seri und Tamaki einen Tag später, als sie sich ihre Strafe abholten, weil sie bei der Versammlung ein derartiges Chaos angerichtet hatten. Ich sah den beiden gefasst entgegen, wollte ich mir doch keine Blöße nach gestern geben und ermöglichte ihnen den ersten Zug. Seri nutzte ihre Chance sofort und ergriff Tamaki am Oberarm, ehe sie sich demonstrativ an ihn schmiegte. „Du hast ja völlig versagt! Wie du siehst, geht es uns blendend. Du kannst uns nicht trennen“, sagte sie strahlend und als Tamaki sich von dieser Aktion erholt hatte, sah auch er mich entschlossen an. Sein Blick sagte, dass er mich umbringen würde, wenn ich ihr noch einmal etwas tat und ich konnte dieses Gefühl gut nachvollziehen. „Ich sehe, dass ich endlich Erfolg hatte...“, sagte ich lächelnd. „Was...?!“, fragte Seri verwirrt. „Ihr missversteht mich. Ich habe das nicht getan, um eure Beziehung zu zerstören. Eine Frau, die sich nicht der rein körperlichen Lust ergibt... eine, die eisern für ihre Liebe kämpft...“ Ich sah Seri bei diesen Worten genau ins Gesicht und noch immer schien sie nicht zu verstehen, was meine wahre Absicht ihr gegenüber war. Aber ich würde sie nun vollends in Kenntnis setzen... „Seri Nagakura, ich habe immer ein solches Mädchen wie dich gesucht.“ Seri wurde rot. „Heißt das...“ Tamaki verstand schneller und sein Blick wurde noch mörderischer und er zog Seri besitzergreifend an sich. Ich lachte. „Keine Sorge, so etwas werde ich dir nicht mehr antun. Will ich auch nicht...“ Ich ging an den beiden vorbei. „Mach weiter so, Tamaki. Was auch immer geschehen mag.“ Damit ließ ich die beiden zurück und schaute nach vorn. Es wurde Zeit, dass ich so einige Dinge in meinem Leben änderte... „Genau an diesem Tag habe ich meine Sachen gepackt und bin in meine eigene Wohnung gezogen... weg von meinen Eltern“, endete Kou und er sah zu Kaoru hinüber, die die ganze Zeit geschwiegen hatte. Bestimmt hasste sie ihn jetzt... Kaoru schniefte und als sie den Blick zu ihm hob, sah er bestürzt, dass sie weinte. „Kaoru...“, sagte er betroffen, unsicher, was er jetzt tun sollte. Doch auch das wurde ihm wenig später abgenommen, denn plötzlich stand Kaoru auf, kam zu ihm und umarmte ihn. Kou war wie vor den Kopf gestoßen, denn er hatte mit jeder Reaktion gerechnet, aber bestimmt nicht mit dieser. „Das ist so traurig... du warst die ganze Zeit so allein und warst verzweifelt... und dann verliebst du dich ausgerechnet in das Mädchen, welches dir gezeigt hat, dass es diese eine wahre Liebe wirklich gibt. Du musst so einsam sein...“, flüsterte sie und noch mehr Tränen rannen ihre Wangen herab. Sie drückte Kou an sich und dieser hielt völlig still... während jemand, den er kaum kannte, Tränen über sein völlig verkorkstes Leben vergoss... Kapitel 6: Der Tag danach ------------------------- Kou wartete am nächsten Morgen nicht auf dem Campus, sondern direkt vor dem Eingang zu Kaorus Wohnung. Sie wohnte nicht weit von ihm weg, so dass er sich entschlossen hatte, einen kleinen Umweg zu gehen. Dieses Mal hatte er eine Adresse nicht mit unlauteren Mitteln herausgefunden, nein, er hatte Kaoru gestern noch bis nach Hause begleitet, nachdem ihre letzten Tränen versiegt waren und hatte sie dort abgeliefert. Angespannt fuhr Kou sich mit einer Hand durch die hellen Haare und er überlegte nun schon zum fünften Mal, ob er klingeln, warten oder doch lieber wieder verschwinden sollte. Da er auf keine eindeutige Antwort kam, blieb er einfach stehen und harrte der Dinge, während in seinem Kopf das blanke Chaos herrschte. Er konnte nicht glauben, dass Kaoru einfach über seine Verfehlungen hinweg sehen konnte, daher war er nun hier. Er wollte mit eigenen Augen sehen, was seine Erzählungen bei ihr angerichtet hatten und ob sie wirklich ehrlich zu ihm und zu sich selbst war. Er durfte ihr keine Zeit lassen, sich quasi eine Maske aufzusetzen, sondern musste sie unvorbereitet treffen. Endlich ging die Tür auf und Kaoru erschien auf der Schwelle. Noch angespannter als vorher sah Kou zu ihr und das Herz klopfte ihm bis zum Hals. Ihre kurzen, dunklen Haare waren etwas wirr, die unechte Brille war ihr wieder auf die Mitte ihres Nasenrückens gerutscht und sie schob sie gerade wieder nach oben. Ansonsten wirkte sie blass und müde und er machte sich sofort Vorwürfe. Er war daran Schuld... „Kou?“, erkannte sie ihn jetzt und ihr Gesicht erhellte sich schlagartig. „Bist du gekommen, um mich abzuholen?“ In ihrer Stimme schwang eine Hoffnung mit, die Kou nicht nachvollziehen konnte. Freute sie sich etwa wirklich, ihn zu sehen? Er sah sie an, kein Wort drang über seine Lippen, weil er nicht wusste, was er sagen sollte. War ihre Freude echt oder spielte sie ihm nur etwas vor? Er war sonst ein guter Menschenkenner, doch diese Eigenschaft ging ihm bei ihr vollkommen abhanden. Kaoru sprang die letzten beiden Treppenstufen nach unten und lief zu ihm, während sie ihn wie gestern anlächelte. Trotzdem täuschte dies nicht über ihre Augenringe und ihre Blässe hinweg und Kous Selbstvorwürfe rissen nicht ab. „Ja, ich schätze... ja, ich bin hier, um dich abzuholen“, sagte er schließlich hölzern, wandte sich von ihr ab und ging voraus. Sie blieb erst verdutzt stehen, dann rannte sie zu ihm und hielt dann Schritt mit ihm. Sie suchte immer wieder seinen Blick, doch er wich ihr aus. Irgendwann reichte es Kaoru und sie stellte sich Kou mitten in den Weg, ehe sie die Hand hob und ihm gegen die Brust tippte. „Ich schätze, du weißt nicht, wie das läuft, Kou, also helfe ich dir: Wenn man ein Mädchen abholt, dann passt man sich ihrer Gangart an und redet vor allem mit ihr. Was ist bloß los mit dir?“, wollte sie wissen und baute sich vor ihm auf. Obwohl sie kleiner war als er machte es schon ein bisschen Eindruck, was wohl an der strengen Brille liegen musste. „Entschuldige... ich dachte nur...“ Kaorus Blick wurde misstrauisch, als Kou mitten im Satz abbrach. „Was dachtest du?“ Kou holte tief Luft. „Es war ein Fehler, dir alles zu erzählen. Du siehst blass aus... es muss ein Schock für dich sein, dass es Menschen wie mich gibt“, gab er schließlich zu und Kaoru verstand. „Ich habe mir nur Gedanken gemacht, wie ich dir helfen kann, Kou. Ich konnte nicht schlafen, weil mich das alles so beschäftigt hat, deshalb sehe ich nicht so gut aus wie sonst“, meinte sie mit einem schiefen Lächeln und Kou glaubte ihr, doch es machte nichts wieder gut. Er hatte sie in diese Lage gebracht, also war es seine Schuld. Wieder verirrte sich seine Hand in seine Haare und er gab ein überfordertes Seufzen von sich. „Ich habe nicht damit gerechnet, dass du es verstehen würdest. Ich verstehe mich mittlerweile selbst nicht mehr“, sagte er leise, doch Kaoru verstand ihn sehr wohl. „Du versuchst, deinen Weg zu finden. Was gibt es denn daran nicht zu verstehen?“, wollte sie wissen und er konnte ihr auch darauf keine Antwort geben. Ihre Worte leuchteten ihm ein und er konnte zum ersten Mal an diesem Tag wieder etwas optimistischer denken. Kaoru war wirklich unglaublich. „Können wir uns heute nach der Vorlesung wieder treffen? Ich brauche unbedingt deine Hilfe“, sagte sie jetzt und Kou schaute sie aufmerksam an. „Wieso? Steckst du in Schwierigkeiten?“ „Kann man so sagen. In ein paar Wochen sind Prüfungen und ich hinke total hinterher. Kannst du mir vielleicht Nachhilfe geben? Du diskutierst immer so gut mit den Dozenten und wirkst, als hättest du alles verstanden. Ich hingegen verstehe manchmal kein Wort“, sagte Kaoru unglücklich und Kou kam um ein Grinsen nicht herum. „So, so, du brauchst also meine Hilfe, ja?“ „Mir gefällt dieses Grinsen nicht, Kou. Rechnest du dir schon die Gegenleistung aus?“ Kou lachte. „Ja, irgendwie schon. Das Mittagessen geht auf dich.“ Kaoru lächelte und nickte, dann erschrak sie, als sie die Turmuhr in der Ferne hörte. „Oje, wir müssen die Beine in die Hand nehmen. Schnell, Kou!“, rief sie und schon rannte sie los. Der Blonde schüttelte den Kopf, schließlich nahm es an der Uni niemand derartig genau mit der Pünktlichkeit. Aber er tat seiner neuen Freundin den Gefallen und lief ihr nach. Wieder schien die Sonne an diesem Nachmittag hell und es war unsagbar warm. Trotzdem hatten Kou und Kaoru sich ein Plätzchen draußen gesucht, um zu lernen. Im Schutze einer alten Weide hatten sie ihren Lernstoff um sich ausgebreitet und Kou erklärte Kaoru geduldig, was sie nicht verstanden hatte. „Ich glaube, ich habe es verstanden!“, rief sie plötzlich und gab Kou ein Beispiel für den eben erklärten Sachverhalt, woraufhin er nickte. „Das ist richtig.“ Kaorus Augen fingen an zu strahlen und sie riss die Arme in die Luft, ehe sie lauthals „Juhu!“ rief. Kou zuckte aufgrund der plötzlichen Lautstärke kurz zusammen, dann lächelte er. Es freute ihn, dass er sein Wissen weitergeben konnte und dass auch er etwas zu dieser möglichen Freundschaft beitragen konnte. „Oh, es ist schon spät“, sagte Kaoru in diesem Augenblick und auch Kou sah nun auf seine Uhr. Es war bereits halb 6 und in einer halben Stunde würden die Tore schließen. Das hieß, sie mussten langsam ihre Sachen packen und gehen. Kou spürte Widerstreben in sich, denn er wollte eigentlich noch gar nicht wieder in seine Wohnung zurück, wo es immer einsam war. Allerdings konnte er Kaoru auch kaum darum bitten, mit zu ihm zu kommen, denn er wollte keine Zeichen damit aussenden, die man falsch verstehen konnte. Sein Handy rettete ihn, denn in diesem Moment ging eine Nachricht von Seri ein. „Sind im Cafe´, bist du dabei? Bring auch Kaoru mit :-)“, schrieb sie und damit hatte Kou eine Ausrede, um noch weiter Zeit mit ihr verbringen zu können. „Seri fragt, ob wir ins Cafe´ kommen“, informierte er Kaoru und diese schaute ihn wie heute Vormittag sehr hoffnungsvoll an. „Ich darf mit?“, fragte sie sogleich verwundert und Kou packte seine Sachen, ehe er aufstand und sie ansah. „Noch einmal frage ich nicht“, meinte er und lief einfach los. Kaoru packte nun in Windeseile ihre Sachen zusammen und beeilte sich, um Kou folgen zu können. „Hey, du hast doch noch nicht mal gefragt!“, rief es aus dem Hintergrund und wieder schlich sich ein fast zufriedenes Grinsen auf Kous Gesicht. Es tat wirklich gut, Freunde zu haben, das merkte er nun jeden Tag von Neuem. Er wusste, dass dies ein Geschenk auf Zeit war, schließlich würde auch Kaoru irgendwann jemanden finden, mit dem sie ihr Leben verbringen wollte. Aber zumindest konnte er sie so lange begleiten und das würde er in Ehren halten. Seri und Tamaki saßen schon auf ihren üblichen Plätzen, als Kou mit Kaoru im Schlepptau das Cafe´ betraten. Beide erkannten Kaoru zuerst nicht, doch als diese die Brille abnahm, war der Wiedererkennungswert wieder hergestellt. Seri und Kaoru verstanden sich auf Anhieb sehr gut und redeten bald über verschiedenste Themen, wobei Kou bald den Anschluss verlor. Er schaute zu Tamaki hinüber, dem es wohl ähnlich zu gehen schien und beide verloren keinen Ton darüber. „Was haltet ihr davon, wenn wir demnächst gemeinsam etwas unternehmen. Nächste Woche habt ihr doch frei, da könnten wir ans Meer fahren“, schlug Seri plötzlich vor und klatschte begeistert von ihrem Einfall in ihre Hände. Kaoru war sofort Feuer und Flamme. „Ich war so lange nicht mehr am Meer, das wäre so super!“, rief sie ebenso laut wie Seri und damit rüttelten sie die Jungs wach, die eben noch ihren jeweils eigenen Gedanken nachgehangen hatten. „Das Meer? Wirklich?“, fragte Tamaki und schien wenig begeistert. „Keine Sorge, dieses Mal passe ich auf den Ring auf“, lächelte Seri und strich dabei über den Freundschaftsring, den sie von ihm bekommen hatte. Kou entging der sehnsuchtsvolle Blick Kaorus nicht, mit dem diese auf die Ringe schaute und das bekräftigte ihn erneut bei seinem Entschluss, ihr nicht im Weg zu stehen, sobald sie jemanden kennenlernte. Eine Freundschaft mit ihm würde ihr dabei schaden und das wollte Kou auf keinen Fall. Kaoru hatte es verdient, glücklich zu werden und dabei würde er ihr nach Kräften helfen... indem er sie irgendwann ziehen ließ. Doch im Moment würde er die Zeit mit ihr nutzen und dafür kam ihm der Ausflug eigentlich ganz recht. „Das klingt gut“, meinte er daher und erntete verdutzte Blicke von Seri und Tamaki. Anscheinend hatten sie nicht damit gerechnet, dass ausgerechnet er sich zu einem gemeinsamen Ausflug würde breitschlagen lassen. Kou überging das und kümmerte sich lieber um seinen Kaffee, damit dieser nicht weiter abkühlte. Er überließ Kaoru und Seri das weitere Planen und beschloss, einfach alles so zu nehmen, wie es kam und die Zeit, die er mit Kaoru verbringen konnte, zu nutzen. Wer wusste schon, wann der spezielle Jemand für sie auftauchte und er wieder allein sein würde...? Kou mochte zwar nicht gerne daran denken, aber er wusste, dass es irgendwann über kurz oder lang so kommen würde... und dann musste er bereit sein. Kapitel 7: Eis im Sand ---------------------- Heiß. Kou saß auf einer Strandliege und fächelte sich mit seinem Buch Luft zu, was jedoch nicht viel half. Er trug gerade mal seine Badeshorts und trotzdem hätte er sich liebend gern noch mehr vom Leib gerissen als die vorherige Kleidung, die in seinem Rucksack verweilte. Salzige Luft wehte zu ihm herüber, die jedoch kein Stück Kühlung brachte und er fühlte sich sehr träge, so dass er nicht wie die anderen aufgestanden und ins Wasser gegangen war. Sein Blick glitt nun zu den anderen hinüber, die sich ausgelassen einen Ball zuspielten und Kou verzog das Gesicht. Wie konnte man bei der Hitze auch nur Sport denken, geschweige denn, ihn ausführen? Wieder ein warmer, salzgetränkter Luftzug und noch mehr Hitze, die ihn schwitzen ließ und ihn noch mehr austrocknete. Er griff nach der Wasserflasche zu seiner Linken, doch er trank nur ein paar Schlucke, da das Wasser ebenfalls schon warm war und damit scheußlich schmeckte. Kou versuchte, sich anschließend wieder auf sein Buch zu konzentrieren, welches er für ein Seminar lesen musste, doch seine Konzentration war genauso gering wie seine Lust, Ball zu spielen. Er warf das Buch also in den Sand, lehnte sich auf der Strandliege zurück und sah Seri, Tamaki und Kaoru zu, wie sie weiterhin mit dem Ball spielten, als gäbe es nichts Schöneres auf der Welt. Gerade spielte Seri den Ball zu Kaoru, doch durch ihre Tollpatschigkeit wurde der Ball so weit weggetrieben, dass Kaoru erst einmal weiter ins Wasser hinein musste. Das Wasser spritzte nur so, als sie sich zu dem runden Ding hinbewegte und ihr Sonnenhut flog ihr fast vom Kopf. Wieder wurde Kou auch von ihrem bunten Bikini abgelenkt, der ihn vor einer Stunde ziemlich die Fassung gekostet hatte, so sehr betonte er Kaorus Rundungen. Aber gut, es ging ihn nichts an. Kou schloss die Augen und beschloss, ein wenig vor sich hin zu dösen, anstatt zu lernen oder die anderen drei zu beobachten. Doch nicht lange und Tamaki und den beiden Mädchen reichte es ebenfalls mit der sportlichen Aktivität. Sie setzten sich zu Kou auf drei weitere Liegen und Tamaki beschloss, kühle Getränke zu holen. Er forderte Kaoru auf, mit ihm zu kommen und Kou wurde wachsam. Er sah Tamaki und Kaoru hinterher, was von Seri nicht unbemerkt blieb. Sie setzte gerade zum Reden an, als Kou sie auch schon unterbrach. „Sag nichts. Es ist nur Freundschaft.“ Seri ließ sich natürlich nicht den Mund verbieten, zumal sie ihre eigene Meinung noch nicht kundgetan hatte. „Aber du magst sie. Du sorgst dich um sie. Du bist zu ihr, wie Tamaki zu mir, also wieso sollte es nicht möglich sein, dass du mit ihr zusammen kommst?“ Kou biss den Kiefer zusammen und er schaute Seri finster an, welche daraufhin zusammenzuckte. Seine Stimme klang gepresst, als er sprach. „Das fragst ausgerechnet du?“ „Kou...“ „Hast du etwa vergessen, was ich dir angetan habe?“, zischte er und richtete sich ruckartig auf. „Es tut mir leid, ich-“ „Du bist die Letzte, die sich entschuldigen sollte. Ich bin über dich hergefallen wie ein Tier, nicht umgekehrt und deshalb solltest gerade du wissen, dass es gefährlich ist, in meiner Nähe zu sein.“ Seri hakte ein. „Aber sie meint, dass du dich geändert hast, Kou. Und auch mir und Tamaki ist das aufgefallen. Du bist ganz sanft zu ihr und auch so hast du dich geändert.“ „Das ist etwas anderes.“ „Wieso sollte das etwas anderes sein? Du magst sie, sie mag dich, also wo ist das Problem? Sie weiß Bescheid über dich und trotzdem ist sie gern in deiner Nähe. Wieso nutzt du diese Chance nicht?“, sagte Seri und war doch noch nicht bereit, aufzugeben. Kou fuhr sich durch die Haare und seufzte dann frustriert, ehe er beschloss, deutliche Worte zu verwenden. „Ich kann das nicht mehr... ich will nie wieder einem Menschen so weh tun, wie ich es damals getan habe. Ich kann nie wieder gut machen, wie ich diese Mädchen behandelt habe und was ich ihnen allen angetan habe und das will ich auch gar nicht. Ich will einfach nur in Ruhe mit Kaoru befreundet sein, kapiert? Ich will nicht mit ihr zusammen sein, also misch dich nicht ein!“ Seri war wie erstarrt und ihre Augen wurden ganz groß, doch es war nicht Kous heftige Rede, die sie derart erschreckt hatte, sondern Tamaki und Kaoru, die eben zurückgekehrt und vor allem den letzten Teil verstanden hatten. Auch Kou drehte sich nun um, als Seri an ihm vorbei schaute und sofort verrauchte seine Wut und verkümmerte zu Sorge, als er Kaorus blasses Gesicht sah. Sie hatte zwei Becher in den Händen gehalten, beides war im Sand gelandet und er sah an ihrem zittrigen Lächeln, dass die ganze Situation aus dem Ruder gelaufen war. Er verstand sofort, dass seine Worte sie verletzt hatten und es konnte nur einen Grund dafür geben. „Kaoru...“, sagte er mitfühlend, doch das schien sie nur noch mehr zu verletzen, denn sie sog zittrig die Luft ein und in ihren Augen begannen Tränen zu schimmern. „Wie ungeschickt... ich hole etwas Neues“, sagte sie tonlos und schon rannte sie auf und davon, wobei sie unterwegs ihren Sonnenhut verlor, es aber nicht zu bemerken schien. Kou fluchte und fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare, während er Kaoru hinterher sah und dann auf die verunglückten Becher, deren Inhalt nun im Sand versickerte. Es handelte sich um Bananeneis, sein Lieblingseis... sie hatte es sich gemerkt. Kous Beine setzten sich von allein in Bewegung und er rannte hinter Kaoru her, ohne dass Seri oder Tamaki ihn davon abhalten konnten. Er hatte eine gute Kondition, daher schloss er recht schnell zu ihr auf, obwohl er noch ihren Sonnenhut unterwegs aufhob. Sie entwischte ihm trotzdem bei den Umkleidekabinen und Kou stoppte zuerst recht ratlos. Langsam passierte er die Umkleidekabinen und hörte sich um, doch nichts. Wieder raufte er sich die Haare, eine Angewohnheit, die er auch unbewusst dann vollführte, wenn er sehr aufgewühlt war und blieb stehen. Da hörte er nicht weit von sich entfernt ein Schluchzen. Er näherte sich langsam der Kabine, aus der das Geräusch drang, blieb direkt davor stehen und sagte ganz leise Kaorus Namen. Das Schluchzen wurde unterdrückt, aber er wusste nun eindeutig, dass sie in jener Kabine war und so zog er die Tür einfach auf, die sie nicht abgeschlossen hatte. Er schlüpfte durch die Tür und stand vor Kaoru, welche sich gerade in Tränen aufzulösen schien. „Kaoru“, sagte er und wusste nicht weiter. Taschentücher hatte er keine und auch sonst wusste er nicht, was er jetzt tun sollte. Wie tröstete man ein Mädchen, welches sich die Augen aus dem Kopf weinte, wenn man selbst die Ursache war? Kou überlegte hin und her... dann trat er auf sie zu und legte zögernd die Arme um sie, um sie an sich zu ziehen. Ihr Schluchzen brach wieder aus ihr hervor, unterbrochen von kleinen Hicksern, die Kou irgendwie... ja, süß fand. Aber er sagte nichts dazu, sondern hielt Kaoru einfach nur im Arm. Sekunden wurden zu Minuten... und endlich versiegten die Tränen wieder, verebbten zu weiteren kleinen Hicksern, doch Kou entließ Kaoru noch nicht aus seiner Umarmung. „Du weißt, warum es nicht geht“, sprach Kou nun das heikle Thema an. „Nein, weiß ich nicht“, schniefte Kaoru und ihre Stimme hörte sich lädiert an. Kou seufzte. „Kaoru... du bist wundervoll, aber... aber ich kann nicht... es geht nicht“, sagte er anschließend. „Warum...?“ Ihre Frage war nur ein leiser Hauch und doch richtete sie Schäden in Kous Innerem an, die einem Tornado glichen. Warum? Die Frage nach der Ursache... eine Frage, die ihm selbst wehtat. „Ich werde dir nicht zumuten, mit jemanden wie mir zusammen zu sein. Schon allein mit mir befreundet zu sein, bringt dich in unsagbare Gefahr. Du hast es selbst gemerkt, wie die Leute mit mir umgehen... sie haben Recht und ich verdiene jedes böse Wort, jede böse Tat... aber du nicht. Ich will nicht, dass du in die Schusslinie gerätst. Das würde ich mir niemals verzeihen“, sagte Kou ehrlich, denn genau diese Ehrlichkeit hatte Kaoru verdient, wenn sie schon nichts anderes von ihm erwarten konnte. „Aber du bist kein schlechter Mensch, Kou. Sie müssen dir irgendwann verzeihen“, widersprach Kaoru, doch sie sah recht schnell ein, dass das keinen Zweck hatte, als Kou den Kopf schüttelte. „Du magst das so sehen, Kaoru. Aber ich werde dieses Risiko nicht eingehen... ich kann deine Gefühle nicht erwidern, es tut mir leid.“ Kaoru brach erneut in Tränen aus und wieder hielt Kou sie in seinen Armen, tröstete sie noch eine Weile durch seine Wärme und streichelte über ihre kurzen Haare. „Du wirst darüber hinwegkommen... du musst es einfach“, sagte Kou dann irgendwann hart und schob Kaoru von sich, ehe er ihr den Sonnenhut auf den Kopf setzte und die Umkleide verließ. Er hatte ihr die Wahrheit gesagt, ihre Gefühle zu ihren Füßen geworfen... und nun würden sie dort versickern, wie Eis im Sand... etwas anderes durfte nicht sein. Kapitel 8: Mädchen unter sich? ------------------------------ Dampf stieg von der heißen Quelle auf und Kou beobachtete ihn, wie er höher stieg und irgendwann völlig verschwand. Der wolkenlose Sternenhimmel erstreckte sich über ihm und das erste Mal an diesem Tag war er völlig entspannt. Zwar grämte er sich immer noch wegen Kaoru und dass er ihr so rücksichtslos die Wahrheit gesagt hatte, aber es war besser für sie und für ihn. Er hoffte natürlich, dass sie nach wie vor mit ihm befreundet sein wollte, aber er sah ein, dass das Zeit brauchte. Im Moment war es besser, wenn sie sich aus dem Weg gingen und da sie zum Glück Einzelzimmer hatten, war das gar nicht so schwer. Kou machte sich natürlich Gedanken, wie es Kaoru wohl gehen mochte, aber da er Seri zu ihr geschickt hatte, konnte es bestimmt nicht mehr so schlimm um sie stehen. Zumindest hoffte er das... sicher wissen konnte er das nicht, denn er war kurz darauf zum Hotel zurückgegangen und hatte die anderen drei seitdem nicht mehr zu Gesicht bekommen. Er hatte nun sehr viel Zeit gehabt, um allein zu sein... … und Kou hasste es. Kaoru hatte ihm gezeigt, dass es eine Welt gab, zu der er dazugehören konnte und jetzt, wo er wieder allein war, fehlte ihm der Zugang. Es war, als hätte er alle Leinen eines Fallschirms gekappt und würde nun ins Bodenlose fallen, Kou seufzte, als ihn das Öffnen einer Tür ablenkte und er Tamaki sah, welcher sich anscheinend ebenfalls ein Bad im entspannenden Nass gönnen wollte. Der Dunkelhaarige sah ihn, stutzte aber nicht einmal, sondern bewegte sich auf ihn und saß kurz darauf neben ihm. Schweigend nahmen sie kühle Nachtluft und das heiße Wasser um sich herum auf und Kou dachte schon, dass sie einander wohl nichts zu sagen hätten, als Tamaki plötzlich ausholte und ihm mit der flachen Hand auf den Hinterkopf schlug. Kou sah ihn empört an, doch dann sah er ein, dass er es verdient hatte und gab keinen Kommentar dazu ab... doch da folgte auch schon der zweite Schlag. „Wofür war das denn?“, knurrte Kou also und Tamaki funkelte ihn böse an. „Die Erste war von Seri, dass du Kaoru zum Weinen gebracht hast. Die Zweite war dafür, dass Seri jetzt mit Kaoru im Doppelzimmer schläft und ich ins Einzelzimmer verbannt wurde“, knurrte er zurück und gerade als Kou dachte, es käme nichts mehr, bekam er noch einen dritten Schlag auf den Hinterkopf verpasst, der stärker war als die beiden vorherigen. „Und der Dritte ist dafür, dass du ein kompletter Vollidiot bist.“ Normalerweise hätte Kou ihn dafür leiden lassen, aber Tamaki hatte leider Recht. „Dann sag mir doch mal, was du in meiner Situation getan hättest“, sagte Kou leise und Tamakis Schweigen bestätigte das, was er schon wusste. „Dachte ich es mir doch“, meinte Kou mit einem bitteren Lächeln und lehnte sich zurück, um wieder zu den Sternen hinauf zu blicken. „Du bist zwar ein Vollidiot... aber genauso hast du dich geändert, das sehe ich wie Seri und Kaoru. Anscheinend tut es dir wirklich leid, was damals passiert ist. Und wenn dem so ist, dann wollte ich dir nur sagen, dass ich dir verzeihe“, meinte Tamaki und Kou schaute ihn überrascht an. Aber wie er eben war, konnte er nicht aus seiner Haut, was Tamaki anbelangte und so verzog sich sein Mund zu einem provokanten Lächeln. „Das heißt, du lässt mich ungehindert in Seris Nähe und ich kann mich auch allein mit ihr treffen?“, erkundigte er sich und Tamakis Blick wurde mörderisch. „Strapaziere dein Glück nicht, sonst kann es sein, dass meine Faust dieses Mal wirklich dein Gesicht erwischt.“ Kou lachte unterdrückt und Tamaki entspannte sich wieder, denn beide meinten es nicht sonderlich ernst. Sie betrachteten die ruhige Nacht und hingen eigenen Gedanken nach, bis Kou nochmals das Wort ergriff. „Tut mir leid, dass ich dir deine heiße Nacht mit Seri kaputtgemacht habe.“ „Mir auch...“ Danach herrschte stilles Einvernehmen, welches wenig später von lautem Lachen unterbrochen wurde. Kou fuhr herum, doch da war nur eine hölzerner Zaun, der das Bad der Männer von dem der Frauen trennte. „Wow, ist das schön hier!“, war Seris Stimme zu hören und Kaoru stimmte ihr etwas leiser zu, ehe entfernt zu hören war, dass sie ins Wasser gingen. Kou wollte nicht lauschen, also erhob er sich, doch wurde er von Tamaki sogleich wieder zum Hinsetzen gezwungen. Kou sah den anderen wütend an, doch Tamaki nahm das ungerührt hin, während sie nun beiden hörten, was drüben gesprochen wurde. „Danke, dass du Zeit mit mir verbringst, Seri. Tut mir leid, dass du nicht bei Tamaki sein kannst, durch mich“, sagte Kaoru gerade und Kou hörte, wie geknickt sie noch war. Schuldgefühle kamen in ihm auf, aber dennoch hielt er es immer noch für das Beste, ihr aus dem Weg zu gehen. „Schon in Ordnung, Kaoru. Tamaki versteht das“, lautete Seris Antwort, doch Kou wusste es besser, hörte er doch Tamakis Grummeln nun genau neben sich. „Ihr seid schon lange zusammen, was?“, wollte Kaoru wissen und Seri stimmte zu. „Ja und wir verstehen uns besser denn je. Die Schulzeit hat uns wirklich zusammengeschweißt, nach allem, was war.“ „Du meinst Kou?“ „Ach, nicht nur er hat sich uns in den Weg gestellt, da gab es noch mehr Leute“, lachte Seri. „Und ihr habt nicht aufgegeben?“ „Sagen wir, es war mehrheitlich knapp... aber wir konnten einfach nicht ohneeinander und haben es trotzdem immer wieder geschafft, uns zusammen zu raufen. Scheint unsere große Stärke zu sein.“ Kaoru seufzte sehnsüchtig. „Ich wünschte, Kou würde sich selbst einen Ruck geben“, sagte sie und Kou wurde hellhörig. Er sollte sich einen Ruck geben? Wobei? Ihr dabei zu helfen, unglücklich zu werden? „Du magst ihn wirklich sehr, was?“, fragte Seri. „Er hat mir immerhin das Leben gerettet... und er hilft mir, wo er nur kann. Er ist... er ist mein besonderer Freund“, sagte Kaoru und so etwas wie Wärme kam in Kou auf, doch er wollte sich nicht damit auseinandersetzen. „Mir kam es vorhin am Strand eher so vor, als willst du mehr von ihm.“ „Das will ich ja auch... aber er ist einfach so stur!“ Tamaki lachte unterdrückt und Kou funkelte ihn dafür böse an, doch der Dunkelhaarige machte sich nichts daraus. „Und wenn er hier wäre? Was würdest du ihm denn am liebsten sagen?“, fragte Seri jetzt. „Ich... ich weiß nicht.“ „Also, wenn Tamaki jetzt hier wäre, würde ich ihm sagen, dass ich ihn über alles liebe“, hörte man Seri sagen und Kou verdrehte die Augen, als er Tamakis glücklichen Gesichtsausdruck sah. Dann wurde er ganz konzentriert, weil er Kaorus Antwort hören wollte. Was würde sie ihm sagen, wenn er jetzt in ihrer Nähe wäre? „Ich würde ihm sagen, dass er es darauf ankommen lassen soll. Er hat das Recht, glücklich zu sein und ich denke, dass ich die Richtige für ihn wäre. Er müsste mir nur eine Chance geben, damit ich ihn davon überzeugen könnte“, sagte sie jetzt. Die beiden Mädchen schwiegen, dann hörte man, wie eine der beiden aufstand und gleich darauf hörte man Seri laut rufen. „ICH LIEBE TAMAKI!!!!!“ Sie brach danach in heiteres Gelächter aus und Kaoru stimmte mit ein, ehe das Wasser ein weiteres Mal plätscherte und dieses Mal konnte man laut und deutlich Kaorus Stimme hören. „ICH LIEBE KOU!!!!!“ Kou durchfuhr es wie ein Blitz und er spürte, wie er rot wurde. Ihm wurde gleichzeitig schwindelig und sein Herz klopfte auf einmal viel schneller. //Warum hat das nur so eine Wirkung auf mich?//, fragte er sich verwirrt, dann fiel es ihm ein. Er hatte Kaoru nicht die Chance gelassen, es wirklich auszusprechen, doch nun hatte sie die Freiheit dazu gehabt. Es war unglaublich, ihre Gefühle zu erfahren und er verspürte eine Mischung aus Ehrfurcht und Freude. Das war das erste Mal, dass ihn ein Mädchen wirklich als Person mochte... Kou wurde noch schwindeliger und er schrieb es zuerst Kaorus Worten zu, doch da schwankte er und kippte ins Wasser. Er war schon viel zu lange im heißen Wasser gewesen und nun machte sein Körper einfach nicht mehr mit. Ob dieses berauschende Gefühl eher daher gekommen war? Kou wusste es nicht... aber in seiner beginnenden Ohnmacht war ihm bald darauf alles vollkommen gleich. Also Kou aufwachte, fand er sich auf einem Hotelfuton wieder und ihm war nach wie vor schwummrig. Er gab ein leises Stöhnen von sich, als er das Kopfweh wahrnahm und einen Moment später erschien Tamakis Kopf über ihm. „Na? Bist du immer noch nicht tot?“, fragte er knurrig und hielt Kou unaufgefordert ein Glas Wasser und eine Kopfschmerztablette vor die Nase. Der Blonde setzte sich langsam auf und nahm die beiden Dinge zu sich, anschließend gab er das Glas an Tamaki zurück und legte sich wieder hin. Das Schwindelgefühl blieb, ihm war noch ziemlich heiß und gleichzeitig fragte er sich, wie er hierher gekommen war. „Bitteschön Kou. Dank mir bist du nicht ertrunken und bist der Peinlichkeit entgangen, den Mädchen zu begegnen“, sagte Tamaki bald darauf und Kou setzte die damit erhaltenen Puzzleteile zusammen. Er war in der heißen Quelle ohnmächtig geworden und Tamaki musste ihn aus dem Bad geschleppt und hierher gebracht haben. „Danke...“ Tamaki schnaubte nur. „Erst muss ich schon mein Zimmer an Kaoru abgeben und nun muss ich noch den Krankenpfleger für dich spielen... so hatte ich mir dieses lange Wochenende nicht vorgestellt“, grummelte er und zählte zeitgleich wahrscheinlich die vielen Male, die er mit Seri intim hätte werden können, während er hier saß. „Mir geht’s wieder gut... entführe Seri doch einfach, wenn es etwas später ist, dann schläft Kaoru und wird es nicht merken“, gab Kou den Tipp und Tamaki erhob eine Augenbraue. „Ich brauche keine Tipps von dir... aber danke oder was auch immer“, sagte er und so machte er sich auch schon aus dem Staub. Kou seufzte erleichtert, denn so hatte er seine Ruhe wieder. Damit verbunden war zwar auch die Einsamkeit, aber genau diese brauchte er jetzt. Er musste dringend überlegen, wie er in Zukunft mit Kaoru umgehen sollte, nachdem er nun ihre wahren Gefühle kannte. Zum Glück war die Nacht noch lang... Kapitel 9: Unwetter ------------------- Kou hatte sich viel zu viele Gedanken gemacht, denn zur Normalität zurückzukehren war einfacher als gedacht. Kaoru war so wie immer und hätte er in jener Nacht nicht gehört, dass sie ihn liebte, wäre es ihm wohl auch kaum aufgefallen. Der Rest des Kurzurlaubs war ereignislos gewesen, Kaoru hatte einfach an der Stelle angeknüpft an der sie aufgehört hatten. Es war, als hätte es den Tag am Strand niemals gegeben, als er eine Beziehung zu ihr für unmöglich erklärt hatte, doch er wusste genau, dass es passiert war. Auch die Heimreise und ebenso die Tage danach, an denen sie sich wie immer in der Universität oder danach sahen, verliefen unauffällig. Daher machte sich Kou keine weiteren Gedanken, sondern verhielt sich wie immer und versuchte nicht mehr daran zu denken, was er gehört hatte. Für Kaoru schien es sich ähnlich zu verhalten, denn sie erwähnte den Tag am Strand nicht wieder und war nach wie vor die gleiche fröhliche und freche Kaoru wie vorher auch. Kou wartete an diesem Tag im Schatten der Weide, die mittlerweile zum regelmäßigen Treffpunkt und Lernort geworden war. Kaoru verspätete sich, aber das war nichts Neues, schließlich hatte sie wesentlich mehr Freunde als Kou, der bis auf sie niemanden an der Uni an sich heranließ. Endlich hörte er schnelle Schritte und kurz darauf erschien Kaoru bei ihm. Sie ließ sich völlig außer Atem neben ihn fallen und er hielt ihr wortlos eine Wasserflasche hin, die er vorhin besorgt hatte. Es war immer noch brütend heiß und der Sommer schien kein Ende zu nehmen, während die Prüfungen immer näher rückten. Kou machte sich dahingehend weniger Sorgen, aber Kaoru wurde immer verzweifelter, daher hatte er sich dazu bereit erklärt, ihr nun jeden Tag Nachhilfe zu geben, damit sie sich sicher fühlen konnte. „Entschuldige die Verspätung, Mari wollte noch Maße nehmen und es ging nicht schneller“, entschuldigte sie sich und Kou schaute sich an. „Maße nehmen?“, fragte er. „Ja. Wir machen demnächst eine Wohltätigkeitsveranstaltung und tragen alle Kostüme, die Mari machen will. Wirst du auch kommen? Takarai ist ein mächtiger Name“, lächelte sie augenzwinkernd und Kou seufzte. „Warum sollte ich diesen Zirkus mitmachen...?“, murrte er. „Es geht um eine gute Sache, Kou. Außerdem siehst du mich sonst nicht im Affenkostüm“, lachte Kaoru und Kou gab einen Laut von sich, der halb Schnauben und halb Lachen war. „Hm, ein Äffchen passt bestimmt gut zu dir“, überlegte er, ehe er richtig lachte, denn von irgendwoher drängte sich ihm das Bild einen pinken Affen auf. „Wirklich witzig, Kou. Wenn du fertig bist, dich auf meine Kosten zu erheitern, kannst du mir ja die nächsten Prüfungsfragen stellen“, schmollte Kaoru und Kou tat ihr nach einer Weile den Gefallen. Nach einer Stunde reichte es beiden zwar schon, aber sie machten trotzdem tapfer weiter, obwohl die Hitze nur noch mehr zunahm. Ein fernes Grollen unterbrach sie schließlich und sie lugten aus den tiefen Zweigen der Weide hervor, um dunkle Wolken zu erblicken, die sich nicht weit von ihnen am Himmel türmten. „Ein Gewitter“, stellte Kou fest und er packte seine Sachen zusammen, ebenso wie Kaoru. Sie verließen den Campus und liefen schnell in Richtung ihres Wohngebietes, doch der Wind nahm zu und schob die fast schwarzen Wolken unaufhörlich näher. Sie waren gerade so in der Nähe von Kous Wohnung, als die Himmelsschleusen sich öffneten und es heftig zu regnen begann. Kou nahm Kaoru automatisch bei der Hand und zog sie mit sich, weil er nicht wollte, dass sie noch nasser und damit krank wurde. Zu spät fiel ihm ein, dass es wohl keine gute Idee war, sie mit in seine Wohnung zu nehmen, aber er verscheuchte die Stimme energisch, als er Kaoru so tropfnass vor sich hatte. Sie brauchte dringend Wechselsachen und ein Dach über den Kopf, zumindest bis der Regenguss und das Gewitter vorüber waren. „Sieht so aus, als würdest du meine Wohnung kennenlernen“, meinte Kou, dann ging er voraus und wieder zog er sie mit sich, was er kaum zu bemerken schien. „Ist das denn wirklich ok für dich?“, fragte Kaoru unsicher und Kou blieb stehen, um sich auf den Treppenstufen nach ihr umzudrehen. „Niemand sonst wäre mir lieber, Kaoru... außerdem will ich nicht, dass du dir einen Schnupfen holst. Rote Nasen sind unsexy“, meinte Kou provokant, wie es seine Art war und einen Moment später musste er einer Taschentuchpackung ausweichen, die Kaoru nach ihm geworfen hatte. Kou lachte nur und rannte die Treppen bis zum obersten Stock hinauf, während ihm Kaoru folgte. Draußen nahmen Regen, Blitz und Donner zu und konzentrierten sich auf diesen Ort, aber da Kou und Kaoru im Trockenen waren, störte es sie nicht weiter. Wenig später erreichten sie die Wohnung Kous und der Blonde ließ sie schnell herein. „Oje, jetzt mache ich ja alles nass“, sagte Kaoru und blieb im Eingangsbereich stehen, als sie ihre tropfnassen Schuhe ausgezogen hatte. Kou winkte ab. „Schon ok.“ „Aber das kriegst du nie wieder raus“, weigerte sich Kaoru vehement und Kou gab ein leicht genervtes Knurren von sich. „Dann eben anders“, sagte er und zog sich plötzlich das T-Shirt über den Kopf. Kaoru schaute ihn ganz merkwürdig an und wurde ganz rot, was Kou zu einem breiten Lächeln verleitete. „Es hat sich wohl noch niemand vor dir ausgezogen, was?“, fragte er amüsiert und als Antwort wurde Kaoru noch röter im Gesicht, was ihn zum Lachen brachte. Überhaupt lachte er viel mehr, seit er in ihrer Nähe war, weil ihr immer urkomische Sachen passierten. Bestimmt würde er sich auch gleich wieder vor Lachen ausschütten, aber das musste warten, bis sie sich aufgewärmt hatte. Kou nahm das T-Shirt, zog es Kaoru über den Kopf, damit ihre Haare nicht alles voll tropfen konnten, anschließend nahm er sie auf seine Arme und trug sie zum Bad. Kaoru wurde nicht mehr und sie zupfte das T-Shirt so vor ihr Gesicht, dass Kou ihre Gesichtsröte und die Gefühle, die man deutlich an ihrer aktuellen Mimik erkennen konnte, nicht sah. Er drückte sie sogar ein bisschen an sich und es fühlte sich so gut an. Kaoru hätte sich in diesem Moment am liebsten an ihn geschmiegt, doch das traute sie sich dann doch nicht zu. Viel zu schnell wurde sie in einem kleinen Bad abgesetzt und sie zog das T-Shirt, welches viel zu sehr nach ihm duftete, von ihrem Kopf, um es nach Kou zu werfen. „Das war nun wirklich nicht nötig“, murmelte sie und ihre Gesichtsröte wollte einfach nicht verschwinden. „Scheinbar schon, wenn du dir darum Sorgen machst, dass ich den Boden nicht mehr trocken kriege“, lachte Kou und versenkte das T-Shirt im Wäschekorb, ehe er ihr ein Handtuch reichte. Kaoru begann, ihre Haare zu trocknen und Kou verschwand im nächsten Raum, um ihr Wechselsachen zu organisieren. Leider hatte er nur seine eigenen Sachen, aber Kaoru nahm sie trotzdem und verschwand in seinem Schlafzimmer, was Kou schon ein wenig zusetzte. Noch nie hatte er ein Mädchen hier gehabt und er fühlte sich merkwürdig nervös dabei, dass es nun soweit war. Kou schüttelte über sich selbst den Kopf. Kaoru war so etwas wie seine beste Freundin, also sollte es sich nicht so komisch anfühlen. Er lenkte sich damit ab, indem er sich im Badezimmer umzog und sich die Haare trocken rubbelte, anschließend ging er in das große Wohnzimmer, welches gleichzeitig auch Küche und Essbereich war. Kou schaute zum Fenster hinaus, beobachtete, wie der Regen unbarmherzig gegen die Scheiben klatschte und wartete darauf, dass dieses merkwürdige Gefühl in seinem Inneren verschwinden würde. „Kou?“ Er wandte sich zu ihr um und das Herz schlug ihm plötzlich bis zum Hals. Sie trug das dunkelblaue T-Shirt von ihm, welches viel zu groß war und ihr von einer Schulter herunterhing. Es reichte ihr bis zur Hälfte ihrer Oberschenkel und die Hose, die er ihr gegeben hatte, suchte er vergebens. Er hatte eine großzügige Sicht auf ihre nackten Beine und er hob schnell den Blick zu ihrem Gesicht. „Kou, ist alles ok?“, wollte Kaoru wissen. Nein, nichts war ok. Sie schaute mit großen Augen zu ihm, ihre Haare klebten noch immer wirr an ihrem Kopf und doch... er glaubte nicht, dass er je etwas Schöneres gesehen hatte. Kou wandte sich wieder dem Unwetter vor den Fenstern zu. Dort draußen herrschte eine ähnliche Aufruhr wie in ihm und er hatte keine Ahnung, wie er sich beruhigen konnte. Sein Kopf fühlte sich wie leergefegt an, sein Mund trocken, sein Herz schlug ihm weiter bis zum Hals und diese verdammte Wärme in seinen Eingeweiden... was war das nur? Hatte er sich so schnell etwas eingefangen? Wurde er von dem bisschen Regen schon krank? „Kou, du machst mir Angst“, sagte Kaoru jetzt leise und sie trat näher, um ihn sanft am Arm zu berühren. Ihre Fingerspitzen streiften ihn kaum, da zuckte er schon zusammen und ging auf Abstand. Er setzte sich in Bewegung und machte eine auffordernde Handbewegung. „Komm, ich zeig dir die Wohnung...“, sagte er mit merklich rauer Stimme und auch das verstörte ihn zutiefst. Was war nur mit ihm los? Was hatte das nur zu bedeuten? Diese wirren Gedanken gingen ihm im Kopf herum und er erzählte wie ferngesteuert, wie er zu dieser Wohnung gekommen war und wie lange er hier schon wohnte, außerdem, was sich wo befand, obwohl es Kaoru bestimmt eher langweilte. Doch als er zu ihr sah, konnte er nur ehrliches Interesse in ihrem Gesicht wahrnehmen und das erinnerte ihn daran, dass Kaoru nicht wie andere Mädchen war. Er entspannte sich wieder ein wenig und beantwortete ihre Zwischenfragen, bis sie die gesamte Wohnung begutachtet hatten. Kou kehrte mit ihr in den Wohnbereich zurück und warf einen Blick nach draußen, wo das Unwetter immer noch mit gleicher Stärke wütete. Er führte Kaoru zum Sofa und wusste dann nicht so recht weiter, doch sein Blick schweifte zum Fernseher und ihm kam die rettende Idee. „Solange das Unwetter noch anhält, solltest du hierbleiben. Derweil könnten wir eine DVD schauen... wenn du magst“, sagte er und Kaoru nickte zustimmend. Also machte Kou das Gerät per Tastendruck an und aktivierte die DVD, die er noch im Laufwerk hatte. Er erinnerte sich entfernt daran, ein Gesellschaftsdrama gesehen zu haben, doch wusste er nicht mehr, wie es gewesen war. Entweder war es zu lange her oder der Film war sterbenslangweilig, er wusste es nicht mehr. Doch nach ein paar Minuten wusste Kou wieder, dass es ein Film der zweiten Kategorie war und er rutschte immer tiefer in die Sofapolster. Am liebsten hätte er den Film ausgemacht, doch Kaoru schien sehr konzentriert darauf, also machte er nichts. Solange, wie der Film lief, konnte er ja die Augen zumachen und genau das tat Kou auch. Er schlief in der letzten Zeit nicht mehr so gut, anscheinend setzte ihm die Hitze in der letzten Zeit zu und er fand schwer zur Ruhe. Doch neben Kaoru fand er diese Ruhe nun auf einmal und seine Augen fielen kurz darauf zu. Angenehme Ruhe... ein Zustand, den Kou nicht oft in sich vorfand, aber dieses Mal war es so. Er hatte das Gefühl, in einer Art Schwebezustand zu verharren und er mochte dieses Gefühl der Schwerelosigkeit und der tiefen Zufriedenheit. Es war selten, dass er so fühlte und recht bald erinnerte er sich auch wieder, warum er diesen Zustand nicht öfter in sich fühlte. Er hatte viele Fehler begangen, hatte Menschen wehgetan und sich nicht um ihre Gefühle geschert. Jetzt war er zwar klüger, aber die Schäden seiner Taten hafteten ihm nach wie vor an. Er würde wohl auf ewig seine Verfehlungen büßen, ohne Chance auf Wiedergutmachung. Aber wenn er so ein schlechter Mensch war, warum fühlte er sich gerade nur so gut? Kou runzelte im Halbschlaf die Stirn, aber noch machte er die Augen nicht auf. Aber irgendetwas war anders und bald spürte er diesen vertrauten und sanften Druck mitten auf seinen Lippen. War das... ein Kuss? Kous Augen öffneten sich halb und tatsächlich sah er Kaorus Gesicht unmittelbar vor sich. Ihre Lippen waren auf seinen, küssten ihn ganz sachte und er spürte, wie zittrig und aufgeregt sie dabei war. Kous Inneres wollte diesem wohligen Gefühl nachgeben, welches sie in ihm auslöste, wollte sich an dieses süße Gefühl klammern... aber die Dämonen der Vergangenheit waren stärker. Er hatte sich geschworen, nie wieder jemanden auf diese Weise so nahe zu kommen und alles was er wollte, war Kaoru zu beschützen. Also packte Kou sie an ihren Oberarmen und zwang sie dazu, auf Abstand zu gehen. Ihre Lippen lösten sich von seinen, das sanfte, warme Gefühl in seinem Inneren erlosch augenblicklich und er konnte sich besser konzentrieren. Er schob sie von sich und ihre Mimik sagte ihm deutlich, dass er sie verletzt hatte. Aber damit sie weiter befreundet sein konnten, musste er ihr die Grenzen dieser Freundschaft aufzeigen und dass sie sich keinesfalls auf ihn einlassen durfte. Nicht so... Sie sah aus, als wolle sie aufbegehren, doch er brachte sie mit einem strengen Blick davon ab, so dass sie sich auf ihre Lippen biss. Der Anblick stellte in Kombination mit der Tatsache, dass sie sein T-Shirt trug und darunter nur ihre Unterwäsche, Unvorstellbares in ihm an. Er musste all seine Willenskraft aufbringen, um sie von sich zu schieben, während ihr Gesicht ihn darum bat, doch weitermachen zu dürfen. Ihre Haare wellten sich, waren in der Zwischenzeit wieder etwas länger geworden und kräuselten sich nun an ihren Ohren, was sie noch süßer und begehrenswerter machte, aber Kou schob dieses Gefühl beiseite. Sein Trieb sagte ihm, dass er sie besitzen wollte, so wie die Mädchen vor ihr, doch Kou verbot sich das. Sein Körper zitterte vor Anstrengung und unterdrückter Lust, die er noch nie so sehr hatte bändigen müssen, wie in diesem Augenblick. Niemals würde er Kaoru das antun, das hatte er sich fest vorgenommen, doch seine Selbstbeherrschung wankte mit jeder Minute mehr. „Geh“, presste er hervor. „Kou...“ „Ich sagte, GEH!“ Seine Stimme überschlug sich fast und die Qual schnürte ihm die Kehle zu. Er hatte sie angeschrien und sie sah ihn gerade völlig verstört an, also wiederholte er sein Anliegen, dieses Mal mit leiser, gebrochener Stimme. „Geh. Lass mich allein...“ Kaorus Gesicht verzog sich in dem gleichen Leid wie seines, aber sie tat, was er sagte. Sie rannte zurück ins Bad, zog ihre nassen Sachen an und rannte wenig später aus der Wohnung, zurück in das Unwetter, welches zumindest etwas schwächer geworden war. Kou blieb allein zurück. Doch obwohl er sich von der Einsamkeit Heilung versprochen hatte, geriet er nur noch mehr in Aufruhr als vorher. Das hier war eine knappe Angelegenheit gewesen... und es durfte nicht noch einmal vorkommen. Sein Körper fühlte sich erhitzt an, vor allem seine Lippen brannten und das Verlangen fraß sich durch ihn hindurch wie ein gieriges Ungeheuer. Kou krümmte sich zusammen, atmete tief und kontrolliert durch, doch es half nichts. Das Gefühl, wie Kaoru ihn geküsst hatte, verschwand einfach nicht und Kou spürte die nackte Angst in seinem Genick sitzen. Er wollte nicht, dass es noch einmal geschah. Nicht noch einmal wollte er jemanden wie Dreck behandeln, indem er sich selbst nicht im Griff hatte und Sex als Waffe einsetzte. Nie wieder würde er zu diesem Monster werden... und wenn er sich dafür hier in seiner Wohnung einsperren musste, dann würde er das tun. „Kaoru... verzeih mir...“, sagte er halblaut in die Stille der Wohnung hinein und vergrub das Gesicht in seinen Händen, die noch ebenso zitterten wie seine von ihr geküssten Lippen. Kapitel 10: Eifersucht und Egoismus ----------------------------------- In der ersten Woche, in der Kou nicht in den Vorlesungen auftauchte, machte sich Kaoru noch keine Sorgen. Sie hatte geahnt, dass Kou sich erst einmal in ein Schneckenhaus zurückziehen würde, nachdem sie ihn so überrumpelt hatte. In der zweiten Woche machte sich Unbehagen in ihr breit, sie vermisste seine Gegenwart und ohne ihn über den Campus oder durch die Universität zu gehen, war einfach nicht das Gleiche. In der dritten Woche nach dem „Zwischenfall“, wie Kaoru es mittlerweile nannte, wuchs eine Art Angst in ihr heran, dass sie Kou möglicherweise nie wiedersehen würde. Mittlerweile näherte sich diese furchtbare dritte Woche ohne Kou ihrem Ende und Kaoru wusste nicht mehr weiter. Sie hatte ihm ihre Mitschriften kopiert und in seinen Briefkasten gesteckt, doch dieser quoll nun über und sie konnte nichts mehr hinein schieben. Sie war sogar schon spätabends hier gewesen, doch in seiner Wohnung im obersten Stock brannte niemals Licht, kein Fenster war auf... es war, als hätte sie sich Kou nur eingebildet und dieses Gefühl verstärkte Kaorus Angst nur noch. Sie beschloss, Seri und Tamaki zu kontaktieren, die sie in der letzten Zeit ebenfalls gemieden hatte, in der Hoffnung, dass Kou wenigstens zu ihnen gehen würde. Doch als sie das Cafe betrat und ihn nicht bei den beiden sitzen sah, fiel ihre Hoffnung diesbezüglich in sich zusammen. Trotzdem fragte sie die beiden, wie es Kou gehen würde und die beiden sahen sie verdutzt an. „Das Gleiche wollten wir dich fragen“, sagte Tamaki stirnrunzelnd. „Wir haben ihn seit drei Wochen nicht mehr gesehen“, fügte Seri hinzu und Kaoru wurde so blass, dass es beiden einen kurzen Schrecken einjagte. „Kaoru, ist alles ok? Was ist los?“ Kaoru musste sich sammeln und sie brauchte eine ganze Weile. Seris Hand auf ihrer machte es ein wenig besser, aber Kaorus Kopf war dennoch bei Kou und der Angst, dass er wegen ihr nicht mehr hier war. Mit stockender Stimme erzählte sie, was geschehen war und als sich Seri und Tamaki nach ihren Worten einen langen Blick zuwarfen, nahm die Angst noch einmal zu. „Was ist? Warum seht ihr euch so an?“, wollte Kaoru wissen und als die beiden immer noch nicht antworteten, war sie einem Nervenzusammenbruch ziemlich nahe. „Ich weiß selbst nicht, was da los war. Ich habe ihn neben mir schlafen sehen und er sah so entspannt aus, so als ob er sich wohl fühlen würde. Und da ist es einfach über mich gekommen und... ich bin schuld, dass er jetzt weg ist, oder? Ich bin so dumm“, redete sie weiter und hätte noch weiter Gericht über sich gehalten, wenn Seri nicht dazwischen gegangen wäre. „Kaoru, du bist doch nicht schuld. Er wusste von deinen Gefühlen und trotzdem hat er weiter so getan, als ob alles normal zwischen euch wäre. Er ist ein Feigling, zumal er dich auch zu mögen scheint, sonst hätte er dich niemals so nahe an sich herangelassen“, meinte sie und Tamaki ließ sich zu einem Nicken herab. Trotzdem räumte das Kaorus Zweifel nicht aus und sie seufzte. „Und jetzt?“, fragte sie unglücklich. „Wir gehen zu ihm“, sagte Seri da und sprang sofort auf. Kaoru und Tamaki sahen sie verwirrt an. War das ihr Ernst? „Nun kommt schon, holen wir Kou aus seinem Schneckenhaus“, lachte Seri und schon rannte sie aus dem Cafe. Kaoru wollte ihr sogleich nachgehen, da hielt Tamaki sie zurück. „Was immer passiert... du darfst nicht ausflippen“, sagte er, dann ließ er Kaoru stehen und ging an die Kasse, um zu zahlen. Kaoru fragte sich, was das heißen sollte, doch anscheinend war das alles, was Tamaki ihr sagen wollte, denn danach richtete er nicht noch einmal das Wort an sie, sondern überließ alles Seri. Gemeinsam machten sie sich auf den Weg zu Kous Wohnung, wo sich bereits das erste Problem befand. „Wie sollen wir da rein kommen?“, fragte Kaoru und ihr Blick streifte zuerst den immer noch vollen Briefkasten, ehe er sich der Tür zuwandte, welche nicht ohne Kous Zustimmung geöffnet werden würde. „Lass mich das nur machen“, meinte Seri und griff zum Handy. Tamaki nutzte das, um Kaoru aufzuklären, während diese nicht glaubte, dass ein Anruf das Eintrittsticket zu Kous Wohnung war. „Kou hatte Gefühle für Seri... sie ist unsere beste Chance, zu ihm zu kommen“, meinte er und Kaoru sah ihm an, dass es ihm genauso viel Unbehagen wie ihr bereitete. „Kou? Hier ist Seri. Kaoru meinte, du wärst lange nicht in der Uni gewesen und bei uns hast du dich auch nicht gemeldet. Daher wollte ich nach dir sehen, lässt du mich rein?“, hörte man Seri sagen und Kaoru sah, wie Tamaki sich anspannte und sich eine missbilligende Falte zwischen seinen Augenbrauen bildete. Er musste sich gerade sehr zusammenreißen und Kaoru konnte gut nachvollziehen, warum, als sich die Tür tatsächlich öffnete. „Danke und bis gleich“, sagte Seri noch ins Handy, dann legte sie auf und winkte die beiden auffordernd heran. „Na kommt schon.“ Kaoru folgte wie betäubt, während ein bitteres Gefühl in ihrer Kehle aufstieg. Sie wusste, dass sie gerade eifersüchtig war und sie schämte sich dafür, aber sie konnte auch nichts dagegen tun. Sie konnte sich nur unentwegt fragen, wie sie selbst die wichtigste Person für Kou werden konnte, für die er die Tür öffnen würde, egal, was auch je zwischen ihnen vorfallen würde. Sie nahmen den Fahrstuhl bis nach oben, weil das einfach schneller ging und kaum standen sie vor Kous Wohnungstür, als diese auch schon geöffnet wurde. Kou lehnte sich an den Türrahmen, verschränkte die Arme vor der Brust und lächelte ein seltsames Lächeln... ein Lächeln, dass Kaoru noch nie an ihm gesehen hatte und welches völlig fremd anmutete. „Ah, die Kavallerie. Womit habe ich das verdient?“, fragte Kou nach und er schien ganz normal zu sein, so dass es alle aus dem Konzept brachte. „Warum hast du dich nicht gemeldet?“, fragte Seri und Kaoru gab es den Rest, als Kou nur mit den Schultern zuckte und etwas davon redete, dass er einfach keine Lust gehabt hatte. „Ihr seht also, dass es mir hervorragend geht. Also könnt ihr beruhigt wieder gehen“, sagte er ruhig und entspannt, aber Kaoru glaubte ihm kein Wort. „Hm, dann sollten wir wohl wieder gehen“, meinte Seri lachend und trat den Rückzug an, Tamaki folgte ihr, ohne Kou eines Blickes zu würdigen... nur Kaoru blieb stehen. „Kaoru? Du solltest mit ihnen gehen...“, sagte Kou jetzt und seine Stimme klang so unnahbar, dass Kaoru zusammenzuckte. Sie schaute in sein Gesicht, doch sie sah nur diese Maske und es kribbelte sie in ihren Fingerspitzen, ihm diese herunter zu reißen und seine wahren Gefühle zutage zu befördern. Also machte sie einen Schritt in seine Richtung, hielt sein Gesicht im Blick und wagte noch einen Schritt nach vorn. Sein Mundwinkel zuckte, das falsche Lächeln war kurz davor zusammen zu brechen und seine Augen sandten nun eine stumme Warnung aus, doch Kaoru hörte nicht darauf. Sie machte noch einen Schritt nach vorn und noch einen, sah wie Kou sich anspannte und das Lächeln seine Lippen verließ. Sie war auf dem richtigen Weg... „Kaoru.“ Kou sagte nur ihren Namen, doch es lag wieder eine deutliche Warnung darin, die sie bei der Gefahr alarmieren sollte. Aber sie sah keine Gefahr, sah nur Kou und nichts sonst. Die Fahrstuhltüren glitten mit einem leisen Geräusch auf und ließen Kous Blick zu Tamaki und Seri huschen, welche ihm nur breit lächelnd zuwinkten und diese Ablenkung nutzte Kaoru, um an ihm vorbei zu schlüpfen, direkt in seine Wohnung hinein. „Kaoru-? Hey, was-“, rief Kou, doch da stand sie auch schon in seinem Flur und ihm blieb nichts anderes übrig, als die Tür zu schließen und sich mit ihr auseinander zu setzen, wenn er keine Zuschauer wollte. „Du bist so unfair“, begann Kaoru und sie schubste ihn gegen die Brust. Kou erwiderte nichts. Seine Hoffnung war groß, dass sie einfach nur Dampf ablassen und ihn danach verteufeln würde, damit sie anschließend von diesen dummen Gefühlen ihm gegenüber Abstand nahm. „Ich habe mir Sorgen gemacht... ich wollte nicht so sein, nachdem ich dich überfallen habe, wollte dir Raum geben. Aber drei Wochen sind jetzt zu viel. Du musst wieder zurück kommen, nicht nur, weil du sonst alles verpasst, womöglich noch die Prüfungen, wenn das so weiter geht.“ Kou wollte schon einhaken, dass er bei der Prüfung auf alle Fälle dabei gewesen wäre, doch da redete Kaoru schon weiter. „Die Uni ist für mich ohne dich nicht mehr das Gleiche. Alles fühlt sich so bedeutungslos an, wenn du nicht da bist.“ „Kaoru...“ „Nein, lass mich ausreden. Ich sage dir das nicht, um dich zu einer Beziehung mit mir zu zwingen oder so etwas. Ich will einfach nur, dass du wiederkommst und wir trotzdem Freunde sein können. Ich kann dir nicht versprechen, dass ich meine Gefühle so schnell abstellen kann, denn das geht nicht so einfach. Ich mag dich, sehr sogar und ich wünschte, es wäre alles einfach. Aber ich weiß, was in dir vorgehen muss und dass du niemandem wehtun willst, am allerwenigstens mir, weil wir doch Freunde sind. Aber Kou, ich verspreche dir, ich werde mit deiner Zurückweisung klar kommen, solange du noch mein Freund bist und wieder zur Uni kommst und wieder Zeit mit mir verbringst. Also sag es schon. Sag, dass du meine Gefühle nicht erwidern kannst und dann wird alles wieder so wie vorher. Ich werde damit klarkommen.“ Kaoru schaute entschlossen zu Kou auf und er glaubte ihr, dass sie damit klarkommen würde. Sie würde damit abschließen, er würde zur Uni gehen, sie würden gemeinsam lernen, die Zeit verbringen, würden neue Leute kennenlernen. Sie würde einen anderen Mann finden, der sie so schätzte, wie sie war, würde ihr eine normale Beziehung ermöglichen und all das. Irgendwann würde sie einen Job bekommen, würde mit ihrem Freund zusammenziehen, würde heiraten und sogar Kinder bekommen. Ja, sie wäre bestimmt eine gute Mutter, da war sich Kou sicher... er hingegen, er würde allein sein und das war auch besser so. Kou öffnete den Mund, um ihr das zu sagen, was sie hören wollte und was er auch tun sollte. Doch er zögerte, als er in ihr Gesicht sah und je länger er ihr in die Augen schaute, umso weniger konnte er sie anlügen. Er hatte sich die letzten drei Wochen Gedanken gemacht, hatte über sie nachgedacht und über sich... aber vor allem über ihren Kuss, der ihm einfach nicht aus dem Kopf gehen wollte. Die Wahrheit war, dass dieser eine Kuss alles auf den Kopf gestellt hatte und Kou sich nicht mehr vorstellen konnte, dass alles wieder so wie vorher werden konnte. Dafür war Kaoru zu weit gegangen... „Kou?“, fragte sie und ihre entschlossene Miene löste sich in Nichts auf. Sie begann, sich Sorgen zu machen und Kou konnte das gut nachvollziehen. Auch er machte sich Sorgen und es gab Millionen von Gründen, die ihm Sorge bereiteten. Aber er konnte sich auch nicht vorstellen, Kaoru mit jemandem zu teilen. Kou lächelte humorlos, dann wurde er wieder ernst. Er hatte sich nicht geändert, noch immer war er egoistisch und nicht besser, als vor ein paar Jahren. Die Vernunft sagte ihm unentwegt, dass er sie verletzen musste, damit sie ihm fernblieb, weil es so besser für sie war. Der Egoismus sagte ihm, er solle sich an ihr festkrallen und sie nie wieder loslassen. Kou schwankte, aber dennoch war er entschlossen, etwas zu tun. Er hob die Hände, legte sie an Kaorus Wangen und schaute ihr tief in die Augen. Sie wurde sofort rot, ihrem Mund entfloh ein überraschter, süßer Laut und dem triebgesteuerten Aspekt in ihm gefiel das. Der vernünftige Part in ihm verteufelte ihn bereits, sagte ihm, dass er jetzt zurückrudern musste und das Ganze als Scherz abtun sollte, ehe er sie zurückwies. Doch Kous Entschluss stand felsenfest. Kaoru war ihm nicht ohne Grund begegnet, daran glaubte er ganz fest und er wollte sie jetzt nicht gehen lassen. Er streichelte sanft über ihre Wangen, genoss das Gefühl ihrer weichen Haut, dass er ertastete und seine Augen beobachteten sie und jede ihrer natürlichen Reaktionen auf ihn. Er war es, der diese Röte auf ihrer Haut hervorrief und diesen verhangenden Blick in ihren Augen verursachte, er ganz allein. Es sorgte für ein Hochgefühl in ihm und das war letztlich der Auslöser dafür, dass er sich einen Ruck gab und sich ihr näherte. Ihre Augen weiteten sich, ihre Gesichtsröte nahm zu und ihre Atmung wurde plötzlich schneller, als sie zu Verstehen begann, was er vorhatte. Er lächelte minimal, dann überbrückte er die letzte Distanz zwischen ihnen und seine Lippen erfühlten ihre. Endlich. Kapitel 11: Nicht jetzt ----------------------- Nervös schaute Kaoru auf ihre Armbanduhr, ehe sie den Arm wieder in ihren Schoß fallen ließ. Sie war viel zu früh dran, sie war eigentlich erst in einer Stunde mit Kou zum Lernen verabredet und dennoch saß sie schon in der Bibliothek und wartete auf ihn. Kaoru ordnete und arrangierte ihre Lernmaterialien nochmals neu und beschloss, noch einmal die Inhalte der letzten Vorlesung durchzugehen. Doch sie konnte sich nicht konzentrieren, da sich ihre Gedanken nach wie vor nur um das Eine drehten. Wie sollte die Kou begegnen und normal mit ihm reden, nachdem DAS zwischen ihnen passiert war? Die Röte kroch augenblicklich in Kaorus Gesicht und sie versteckte es schnell hinter ihren Händen, damit niemand ihr Dilemma mitbekam. Am liebsten wollte sie laut schreien, aber es war in der Bibliothek strengstens untersagt, irgendwelchen Lärm zu machen. //Oje, was mache ich nur...?//, dachte Kaoru und spielte mit dem Stift in ihrer linken Hand, um sich zu beschäftigen. Es war wirklich dumm gewesen, ihn von sich zu schieben und dann ohne ein Wort aus seiner Wohnung zu verschwinden, doch Kaoru hatte einfach instinktiv gehandelt, weil es in jenem Moment einfach zu viel für sie gewesen war. Nicht, dass sie diesen Kuss nicht auch gewollt hatte, im Gegenteil... doch dadurch war sie nun ganz durcheinander und konnte sich kaum auf alltägliche Sachen konzentrieren, am allerwenigsten aufs Lernen. Nervös klickte Kaoru jetzt mit ihrem Stift herum, bis die Bibliotheksverantwortliche sich laut und vernehmlich räusperte und ihr einen bitterbösen Blick zuwarf. Kaoru warf den Stift peinlich berührt auf ihre Unterlagen und verschränkte die Arme, um damit ihre hypernervösen Hände einzuklemmen. Natürlich half es nicht, denn der Zeiger der großen Uhr am Eingang zeigte ihr, dass die Zeit nur so dahinkroch. Wenn das so weiterging, würde sie noch durchdrehen, bevor Kou überhaupt hier war. //Ganz ruhig, Kaoru, dir fällt etwas ein//, sagte sie zu sich selbst, doch ihr Kopf war wie leergefegt. Ihr Besuch hatte wenigstens insofern etwas gebracht, dass Kou am nächsten Tag wieder zur Uni gekommen war. Weiterhin hatte er nichts über den Kuss gesagt, sondern sich stattdessen so wie vorher mit Kaoru unterhalten, als ob nichts geschehen wäre. Es war genauso, wie Kaoru es sich zwischen ihnen gewünscht hatte, nur, dass die Sache mit dem Kuss zwischen ihnen ungeklärt war. //Außerdem will ich jetzt nicht mehr, dass wir nur befreundet sind//, seufzte Kaoru innerlich und schaute unglücklich auf den Tisch vor sich. Dieser Kuss ging ihr einfach nicht mehr aus dem Kopf, ebenso die Vorstellung, dass Kou ihr Freund sein könnte. Sie konnte sich fast nichts Schöneres vorstellen, weil er so ziemlich allem entsprach, was sie sich von einem Freund wünschte. Doch genau da begannen auch schon die Probleme, denn Kou hatte ziemlich deutlich gemacht, dass er keine Freundin wollte und Kaoru gab sich nicht dem Luxus hin zu denken, dass er allein für sie eine Ausnahme machen würde. Kaoru seufzte, was ihr einen erneuten strengen Blick der Bibliotheksverantwortlichen einbrachte und dieses Mal hätte sie ihr gern die Zunge herausgestreckt. Sie dachte gerade darüber nach, wie sie in Zukunft mit Kou umgehen sollte, wenn sie allein waren und ob und wie sie das Thema mit dem Kuss anschneiden sollte, da war doch ein bisschen Nachsicht wohl angebracht. „Du siehst aus, als würdest du gleich jemanden auffressen“, sagte eine leise Stimme dicht neben ihrem Ohr und Kaoru sprang mit einem Aufschrei von ihrem Stuhl hoch. Sämtliche Anwesende in der Bibliothek fuhren zu Kaoru herum, welche augenblicklich rot anlief und sich wünschte, der Boden möge sich unter ihr auftun und sie verschlucken. Doch natürlich tat sich nichts dergleichen und sie wurde mit einem ziemlich belustigten Kou des Raumes verwiesen. „Das ist nur deine Schuld“, schämte sich Kaoru und stieß Kou in die Seite, was diesen nur noch mehr amüsierte. „Ich habe dir gleich gesagt, dass das Lernen in der Bibliothek eine schwachsinnige Idee ist. Das war das beste Beispiel dafür“, erinnerte er sie und suchte sich nun einen leeren Seminarraum, um sich dort auszubreiten. Kaoru schloss die Tür hinter ihnen, damit sie ihre Ruhe hatten und stockte aber mittendrin. Sollte sie die Tür nicht besser auflassen, damit Kou nicht gleich ahnte, was sie vorhatte? Aber dann konnten sie nicht ungestört lernen, das stand wohl fest, also ließ Kaoru die Tür zu und ging zu Kou. Das brachte sie direkt zu Problem Nummer zwei: Wohin sollte sie sich setzen? Gegenüber von Kou, mit einem Tisch zwischen sich und ihm? Neben ihn, wie immer? Oder doch lieber weiter weg, damit er sich nicht unwohl mit ihr fühlte? „Kaoru?“ Sie sah hoch, direkt in sein Gesicht und sie musste wieder an diesen Kuss denken. Es war so anders gewesen als damals, als sie ihn geküsst hatte, als er geschlafen hatte. Es hatte sie einfach überkommen und sie hatte vorgehabt, es danach einfach abzuhaken, doch da war er aufgewacht und sie hatten Phase eins des aktuellen Problems erreicht. Sein Kuss wiederum hatte sie viel mehr aufgewühlt, einfach, weil es von ihm ausgegangen war. Sie hatte gespürt, dass er genau gewusst hatte, was er da tat und es hatte unaussprechliche Sachen mit ihr angestellt. Ihr ganzer Körper war in Aufruhr gewesen, ihr Herz hatte wild in ihrer Brust geschlagen und am liebsten hätte sie sich an ihn gedrückt, um die letzten Zentimeter zu überbrücken, die sie von ihm getrennt gewesen war. Am liebsten hätte sie sich sogar ausgezogen und sich ihm hingegeben, das war die Wahrheit, die sie am liebsten gut verborgen hätte. Genau dieser Gedanke hatte sie abrupt den Kuss beenden lassen und hatte sie dazu veranlasst, vor ihm zu flüchten. Ein Kuss war ein Kuss, was in seiner Nähe schon gefährlich genug war. Aber dass er so etwas Wildes in ihr hervorrief, dass sie am liebsten über ihn hergefallen wäre, hatte Kaoru zutiefst erschreckt. Aber es ängstigte sie nicht, sondern löste eher nervöse Ehrfurcht in ihr aus, schließlich war er der Erste, der solche leidenschaftlichen Gefühle in ihr weckte. Sie hatte zuvor schon zwei Beziehungen gehabt, doch diese waren nie sonderlich aufregend gewesen. Sie hatte diese anderen Jungs geküsst, hatte mit ihnen geschlafen... aber es kam nicht einmal annähernd an das heran, was sie gefühlt hatte, als Kou sie von sich aus geküsst hatte. Diese anderen Beziehungen hatten irgendwann an Reiz verloren und waren schnell von beiden Seiten aus beendet worden... doch Kaoru hatte das Gefühl, dass es mit Kou anders sein konnte. Doch genau dieses Wissen war es, dass sie traurig machte, schließlich würde sie nie eine Chance dazu bekommen, es heraus zu finden. „Kaoru... möchtest du mir irgendetwas sagen?“, hörte sie Kous Stimme und sie konzentrierte sie wieder aufs aktuelle Geschehen. Sie lächelte, setzte sich ihm gegenüber, so dass ein Tisch sie trennte... und seine Miene verfinsterte sich ein wenig. Kaoru zuckte zusammen und überlegte fieberhaft, was ihr Fehler gewesen war, doch sie kam nicht darauf. „Wenn es dir unangenehm ist...“ „Nein, nein! Nichts ist mir unangenehm, es ist total angenehm mit dir, äh- ich- ich meine-“, stotterte Kaoru und sie sank etwas auf ihrem Stuhl zusammen. Wie peinlich... Kou schaute mit nachdenklicher Miene auf Kaoru. Er konnte sich gut vorstellen, was sie umtreiben musste, aber noch war er nicht bereit, darüber zu reden. „Ich denke, ich weiß, was los ist...“, begann er und Kaoru hob den Kopf, um ihn mit einer Mischung aus Überraschung und Angst anzuschauen. Es versetzte ihm einen Stich, aber er ignorierte es, um weitermachen zu können. „Lass uns die Sache nicht jetzt bereden. Wenn die Prüfungen vorbei sind, werden wir reden, so ausführlich du willst... aber vorerst sollten wir das Thema ruhen lassen“, meinte er dann, obwohl er das unbändige Gefühl verspürte, sie erneut an sich zu reißen, um sie nochmal zu küssen. Es hatte sich viel zu gut angefühlt, etwas, was ihn vollkommen aus dem Konzept gebracht hatte. Seither wollte er noch mehr von ihr, aber er verbot sich diesen Gedanken und dieses Gefühl, weil es nichts anderes als sein Jagdtrieb von damals sein konnte. Wenn er es nur lange genug hinauszögerte, würde Kaoru jemand anderen finden, jemanden, der besser zu ihr passte. Er wollte, dass sie glücklich wurde und das konnte sie nicht mit jemandem wie ihm, egal, wie sehr er auch auf ihr Wohl bedacht war. Über kurz oder lang würde er ihr wehtun und das wollte er auf keinen Fall... „Du meinst... wir reden später darüber? In den Ferien?“, hakte Kaoru vorsichtig nach und ein kleines Glücksgefühl durchfuhr sie, als er nickte. Das hieß schon mal, dass er sie weiterhin sehen wollte. Das machte ihr ein wenig Hoffnung, denn so hatte sie vielleicht noch genug Zeit, um Kou von sich zu überzeugen. Sie wusste zwar noch nicht, wie sie das anstellen würde, aber vielleicht fiel ihr doch etwas ein, um das Blatt zu wenden. „Vielleicht unternehmen wir auch etwas Besonderes... natürlich nur, wenn du in den Prüfungen zeigst, dass du mit mir mithalten kannst“, lächelte Kou schließlich und Kaoru war sofort Feuer und Flamme. „Natürlich kann ich mit dir mithalten, pass´ nur auf, ich zeige es dir!“, rief sie enthusiastisch und den Blonden brachte das zum Lachen. Kaoru machte sich anschließend mit Feuereifer daran, mit Kou die Prüfungsfragen zu bearbeiten. Sie war entschlossen, aus dieser besonderen Unternehmung etwas wirklich „Besonderes“ zu machen und noch nicht aufzugeben. Noch waren nicht alle Karten ausgespielt und sie war sich sicher, noch ein, zwei Asse im Ärmel zu haben. „Wenn ich besser bin als du, gehen wir zum Sommerfest“, bestimmte sie, stemmte den Ellenbogen auf den Tisch vor sich und bot Kou zum Versprechen den kleinen Finger da. Kou schaute skeptisch darauf und gerade, als Kaoru die Geste zurückziehen wollte, ergriff er ihren Finger mit seinem. Er nickte. „Einverstanden.“ Kaoru durchfloss erneut dieses Glücksgefühl und ließ sie errötend und lächelnd zurück. Nun konnte sie nichts mehr aufhalten, das wusste sie ganz genau. „Und wenn ich gewinne, musst du dich von mir fernhalten“, sagte er plötzlich ernst und das Glücksgefühl wich einer plötzlichen Eiseskälte in ihrem Inneren. //Meint er das ernst?//, fragte sich Kaoru entsetzt und stellte fest, dass er ihren kleinen Finger nach wie vor mit seinem umklammert hielt. Kaoru zögerte sehr lange, ehe sie ein zögerndes Versprechen gab. „In Ordnung...“, meinte sie dann, wobei ihr Inneres fast taub wurde. Sich von Kou fernhalten? Schlimmer konnte es einfach nicht kommen... Kapitel 12: Erholungspause -------------------------- Mitten im Flur der Uni ließ Kaoru sich geschafft auf den Boden plumpsen. Endlich war es geschafft, aber gegen Ende der Prüfungen war sie noch ganz schön ins Schwimmen gekommen. Zum Glück hatte sie so viel mit Kou geübt und auch allein so viel gebüffelt, wie noch nie zuvor in ihrem Leben. Eben hatte sie die letzte Prüfung hinter sich gebracht und nun konnte sie nur noch warten und hoffen, dass es ausgereicht hatte. //Sonst muss ich mich von Kou fernhalten//, dachte Kaoru und es bildete sich ein Kloß in ihrem Hals, als sie an den Gegenstand ihrer Wette mit ihm dachte. Wie hatte sie nur so blöd sein können und dieser Sache zustimmen können? Kou war überragend intelligent und es würde ein Leichtes sein, sie auszustechen. Dennoch hatte Kaoru so viel gelernt und in der Prüfung auch ein recht gutes Gefühl gehabt, so dass sie schon große Hoffnung hatte, besser zu sein und etwas Besonderes mit Kou unternehmen zu können, was ihn im Endeffekt auch davon überzeugen sollte, dass sie eine gute Partie für ihn war. „Hat dir noch nie jemand gesagt, dass man auf dem Flur nicht herumlungert?“ Kous Stimme ließ Kaoru aufblicken und sie sprang schnell auf die Füße. „Nein, du bist der Erste. Wenn du dich mal mit deiner Prüfung beeilt hättest, hätte ich mich auch nicht hinsetzen müssen“, sagte sie frech und freute sich, als Kou es nicht schaffte, ein Grinsen zu verbergen. Überhaupt war er in der letzten Zeit, während sie gelernt hatten, noch viel zugänglicher geworden, was sie ungemein freute. Er lachte mehr und war nicht mehr so verstockt wie am Anfang, als er sie noch gemieden hatte, weil sie ihn an Seri erinnert hatte. „Wie lief es bei dir?“, erkundigte sich Kou jetzt. „Prima. Bei der letzten Aufgabe bin ich ein bisschen ins Schleudern geraten, aber dann habe ich mich daran erinnert, wie du mir das erklärt hast und schon lief es wie am Schnürchen. Ich werde so was von besser sein als du“, lachte Kaoru fröhlich und legte mitten im Flur einen kleinen Tanz hin. „Freust du dich so sehr darauf, mit mir zum Sommerfest gehen zu können?“ Kaoru stockte mitten in ihrem kleinen Tanz und wurde augenblicklich rot, während Kou überlegen lächelte. „Ich mag das Sommerfest eben und alleine wäre es langweilig geworden!“, rief sie und tippte Kou gegen die Brust, welcher sich darüber sehr erheiterte. „So, so“, sagte er und konnte das Grinsen einfach nicht abstellen. Kaoru war schon süß... „Du bist so ein Holzkopf“, sagte Kaoru nur, drehte sich um und ging den Gang entlang. Sie hörte genau, dass Kou ihr folgte und sie war froh darüber. Aber gleichzeitig wollte sie nicht, dass er noch mehr von ihrem Gesicht sah, solange sie sich nicht völlig sicher war, dass sie die Gesichtsröte und ihren hoffnungsvollen Ausdruck im Griff hatte. Natürlich freute sie sich darauf, mit Kou zum Sommerfest zu gehen, wenn sie die Chance dazu bekam. Es gab nichts Besseres als einen lauen Sommerabend, das Tragen eines Yukatas, festliche Stimmung und das abendliche Feuerwerk, um Romantik aufkommen zu lassen und wenn sie das nicht mit Kou zusammenbrachte, dann wusste sie auch nicht mehr, was sie noch tun sollte. „Ich wollte dich nicht ärgern, Kaoru. Aber die Sache ist die... wenn du etwas mit mir unternehmen willst, wieso fragst du nicht einfach?“, hörte sie Kou nun hinter sich sagen und wieder stoppte sie mitten in der Bewegung. Sollte es so einfach sein? „Würdest du denn etwas mit mir unternehmen? Also außerhalb des Lernens?“, fragte sie skeptisch nach und drehte sich wieder zu ihm. „Da die Prüfungsergebnisse noch etwas auf sich warten lassen werden und du dich so ins Lernen reingehängt hast, wäre eine zwischenzeitliche Belohnung wohl angemessen... oder?“ Kaoru schwebte augenblicklich im siebten Himmel. Kou schlug von sich aus eine Verabredung vor? Träumte sie? //Ok, streng genommen wird es eine Verabredung unter Freunden sein und kein Date//, erinnerte sich Kaoru, aber trotzdem konnte sie das freudige Gefühl in ihrem Inneren einfach nicht abstellen. „Unbedingt. Ich habe wirklich alles gegeben und du warst nicht gerade ein netter Lehrer“, antwortete sie und wieder sah sie das humorvolle Aufblitzen in Kous Augen, welches sie so mochte. „Dann muss ich das wohl wieder gut machen“, seufzte Kou und hob hilflos die Schultern, als hätte er keine andere Wahl. „Und? Was schwebt dir denn als Wiedergutmachung vor?“, fragte Kaoru neugierig und Kou überlegte. Dann erhellte sich plötzlich sein Gesicht, weil ihm etwas eingefallen war. „Kou hat den Freizeitpark vorgeschlagen?“, fragte Seri ungläubig, während sie zwei Tage später an einem Samstag Morgen im Schneidersitz auf Kaorus Bett saß und ihrer Freundin dabei zusah, wie sie verschiedene Kleidungsstücke aus dem Schrank beförderte. „Ja, ich war auch ganz überrascht. Aber besser er sucht etwas aus, dann weiß ich, dass auch er Spaß haben wird“, meinte Kaoru, hielt ein Outfit nach dem nächsten hoch und entschied sich in Rekordschnelle für ein paar Stücke, die infrage kommen würden. „Und wir stören auch wirklich nicht?“, fragte Seri sogleich. „Nein, Kou hat selbst vorgeschlagen, ich solle euch beide mit einladen. Es ist ja auch kein Date, Seri, es ist nur ein Ausflug und je mehr Leute dabei sind, umso besser“, erklärte Kaoru. Seri gab ein Seufzen von sich und schüttelte den Kopf, was sie aufhorchen ließ. „Was?“ „Du willst doch, dass es ein Date ist, gib´s zu.“ Kaoru seufzte nun ebenfalls. „Natürlich. Aber wenn ich ihn bedränge, macht er nur dicht, du hast es doch gesehen, was letztens passiert ist, als ich ihn geküsst habe“, sagte sie und ließ sich neben Seri aufs Bett fallen. „Das mag ja sein, aber so macht ihr einen auf gute Freunde und es ist nichts geklärt.“ „Ich will es ja noch ansprechen... aber ich weiß nicht, wann.“ „Im Freizeitpark gibt es ein Riesenrad, da kannst du gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Erstens kannst du so alles ansprechen, was geklärt werden muss und zweitens kann er dir dort nicht abhauen, falls du ihn nochmal küssen willst“, meinte Seri überlegend. „Warum sollte ich ihn küssen?“ „Willst du denn nicht?“ Kaoru sagte nichts, errötete aber wieder tief. „Aha“, lachte Seri und natürlich wollte sie mehr wissen. „Natürlich will ich... aber ich will mir dabei nicht wieder vorkommen, als würde ich ihn überfallen.“ „Also soll er lieber dich überfallen?“ Kaoru versteckte sich hinter einem Plüschkissen, während ihr Gesicht förmlich brannte. Seri hatte den Nagel auf den Kopf getroffen. Sie wollte, dass Kou sie noch einmal so küsste, wie damals in seiner Wohnung und dieses Mal wollte sie auf keinen Fall flüchten. „Ich denke nicht, dass er das tun wird“, krächzte Kaoru. „Weißt du es ganz sicher? Wenn wir dir etwas Schönes zum Anziehen heraussuchen, dann wird er den ganzen Tag an nichts anderes denken können, glaub mir“, lächelte Seri, die natürlich wollte, dass Kaoru und Kou endlich zu einem Paar wurden. Tamaki hatte sie zwar gewarnt, das Ganze zu offensiv anzugehen, aber sie konnte einfach nicht anders. Kaoru war die Richtige für den neuen Kou, der wie geläutert schien und so wollte Seri, dass auch er glücklich wurde. Es wurde Zeit, dass sie alle die Vergangenheit ruhen ließen und sie würde ihr Möglichstes tun, um dafür zu sorgen. „Meinst du, dass das klappt?“, fragte Kaoru hoffnungsvoll und ließ das Kissen von ihrem Gesicht gleiten. Seri nickte ihr mutmachend zu. „Ich helfe dir und dann nutzen wir diesen Tag dazu, dass Kou sieht, was ihm entgeht, wenn er dich ziehen lässt“, meine sie und klatschte dann in die Hände. „Und jetzt los, sonst kommen wir noch zu spät und die Jungs stehen sich unseretwegen die Beine in den Bauch.“ Die beiden jungen Frauen erhoben sich also vom Bett und stürzten sich ins Kleidungschaos, um das passendste Outfit zu finden, welches Kou Takarai den Kopf gehörig verdrehen sollte. Kou und Tamaki warteten geduldig am Eingang zum Freizeitpark, während sich Seri und Kaoru natürlich gnadenlos verspäteten. „War wohl keine gute Idee, die Mädchen zusammen zu stecken“, seufzte Tamaki kopfschüttelnd, der so etwas schon erwartet hatte. Kou hatte andere Bedenken, schließlich kannte er Seri gut genug, um zu wissen, dass sie sich diese Chance nicht entgehen lassen würde, um Kaoru Flausen in den Kopf zu setzen. Er wusste, er hätte diese Verabredung nicht vorschlagen dürfen, doch sie hatte sich die ganze Zeit so hart angestrengt, dass er ihr eine Freude hatte machen wollen. Und wenn seine bloße Anwesenheit dazu beitrug, dass sie lächelte, dann nahm er es gerne auf sich, den Tag mit ihr zu verbringen. Die Wahrheit war, dass er ihre Anwesenheit ebenso genoss und dass er gerade sehr ungeduldig darauf wartete, sie endlich sehen zu können. Trotzdem durfte er sich davon nicht einlullen lassen, er musste weiter den Abstand wahren und es durchziehen, dass er keine Beziehung eingehen durfte. So sehr er Kaoru auch mochte, sie durfte sich auf keinen Fall auf ihn einlassen, aber im Moment machte Kaoru so ziemlich das Gegenteil von dem, was er wollte. Seine Selbstbeherrschung schwankte sowieso schon sehr in ihrer Nähe und ihre naive Art und Weise, wie sie völlig normal mit ihm umging, obwohl er sich so einige verwerfliche Sachen geleistet hatte, ließen ihn völlig entspannt sein. Aber er hatte nicht vergessen, was passierte, wenn er weiterging und womögliche eine Beziehung mit ihr in Betracht zog. Die Leute würden reden und ihr würde sein Schatten anhaften, egal, ob er sich geändert hatte oder auch nicht. Weiterhin wusste er nach wie vor nicht, wie man jemanden liebevoll behandelte, so wie es beispielsweise Tamaki mit Seri tat. Kou wusste nur, dass er Kaoru schützen musste und dass auch vor sich selbst. Mit dem Kuss in seiner Wohnung, der nun schon fast einen Monat zurücklag, war er schon zu weit gegangen und er ärgerte sich noch jetzt über diese Grenzüberschreitung. Aber Fakt war eben auch, dass er in ihrer Nähe sehr schnell die Kontrolle verlieren konnte und das durfte nicht wieder passieren. Aber das war nur im Kopf und der Theorie leicht, denn es kitzelte ihn oft in den Fingerspitzen, sie einfach an sich zu ziehen und sie doch noch einmal zu küssen, als würde sein Leben davon abhängen. Kou seufzte hörbar und zog damit Tamakis Aufmerksamkeit auf sich. „Fürchtest du schon um dein Leben?“, erkundigte sich der Dunkelhaarige und Kou ging nur zu gerne auf diese Provokation ein, um sich abzulenken. „Ich wusste bereits, worauf ich mich einlasse. Du hingegen nimmst das noch ziemlich locker“, entgegnete er daher und wandte sich Tamaki zu. „Ich weiß nicht, was Seri vorhat, aber ich denke, es ist entgegen deinen Vorstellungen“, warnte Tamaki plötzlich ernst und Kou nickte langsam. „Ich weiß...“ „Was soll ich tun?“ Kou schaute Tamaki überrascht an. Wollte der andere ihm etwa helfen? Nach allem was gewesen war? „Noch kannst du gehen. Ich werde eine Ausrede für dich finden... wahrscheinlich Durchfall oder eine Vergiftung, beides ist nicht unwahrscheinlich.“ Kou lachte kurz über die offensichtliche Beleidigung in diesem Hilfsangebot, aber er wusste schon, wie Tamaki das meinte. „Nein danke. Sie hat einen Tag verdient, an welchem sie sich keine Sorgen machen muss. Sobald die Prüfungsergebnisse feststehen, muss sie sich sowieso von mir fernhalten...“ Aufgrund Tamakis fragendem Blick erklärte Kou ihm den Sachverhalt und ein weiteres Mal überraschte der Dunkelhaarige Kou mit seiner Antwort. „Und du bist sicher, dass sie sich das gefallen lassen wird? Kou... du hast wirklich keine Ahnung von verliebten Frauen“, seufzte Tamaki kopfschüttelnd. Ehe Kou darauf jedoch antworten konnte, näherten sich Kaoru und Seri. „Entschuldigt die Verspätung!“, rief Seri schon von Weitem und rannte mit Kaoru auf die beiden zu. Kou musterte das kurze, cremefarbene Sommerflatterkleid mit dem Blumenaufdruck an Kaoru und seine Augen verirrten sich zu ihren nackten Beinen. Immerhin trug sie noch eine kurze, schwarze Hose unter dem Kleid, was ihn ungemein beruhigte und dazu ihre typischen flachen Turnschuhe. Ihre Haare waren zu einem seitlichen Zopf zusammengefasst, was mittlerweile wieder ging, da ihre Haare ein ganzes Stück gewachsen waren. Eine taillierte Jeansjacke bedeckte ihre bloßen Schultern und an ihrem schlanken Hals baumelte eine silberne schmalgliedrige Kette mit einem kleinen Kleeblatt daran. Ihm entglitt ein kleines Lächeln, als er wie immer die unechte Brille auf ihrer Nase sitzen sah, denn anscheinend hatte sie immer noch Angst, dass er sie mit Seri verwechselte. Doch da bestand keine Gefahr, denn er wusste sehr wohl, dass er Kaoru vor sich hatte und nur bei ihr klopfte sein Herz ein kleines bisschen schneller. Aber das musste sie ja nicht unbedingt wissen... „Entschuldigung, wir haben uns in der Zeit vertan“, sagte Kaoru unglücklich, schließlich kam sie nie zu spät und es war ihr unsagbar peinlich. „Jetzt seid ihr ja da, also lasst uns gehen“, mischte sich Tamaki ein und so passierten sie den Eingang, ehe Kou noch irgendetwas zu Kaoru sagen konnte. An Samstagen war der Freizeitpark gut besucht und das merkte man auch heute. Familien, Paare und einzelne Menschen unterschiedlichster Altersgruppen waren zugegen und es herrschte dichtes Gedränge. Tamaki bahnte sich einen Weg voraus, während Seri sich an seinem Arm festklammerte und Kaoru beneidete Seri ein bisschen darum. Es war wirklich leichter, wenn jemand einem die Hand hielt, damit man sich in diesem Gedränge nicht verlor, aber darum konnte sie Kou ja schlecht bitten. Kaoru wich ein paar Leuten aus, doch es war ein langer Strom, der es ihr unmöglich machte, an Seri und Tamaki dran zu bleiben. Sie blieb erst einmal stehen, damit niemand sie anrempelte, musste dann aber feststellen, dass sie die anderen vollkommen aus den Augen verloren hatte. Sie kramte ihr Handy hervor, doch bevor sie jemanden der anderen anrufen konnte, stand Kou plötzlich vor ihr. „Hier bist du...“, sagte er, dann ergriff er plötzlich ihre Hand und zog sie mit sich. Dieses Mal ging er voraus, wich den Menschen aus und bahnte sich einen Weg hindurch, bis sie zu einem Platz kamen, wo es etwas ruhiger war. Seri und Tamaki warteten dort besorgt, doch sie waren bald darauf erleichtert, dass Kou Kaoru gefunden hatte. „Du warst plötzlich weg, war alles ok?“, fragte Seri und schloss Kaoru in die Arme, als Kou ihre Hand wieder losgelassen hatte. Flüsternd sagte sie noch „Gut gemacht“ in Kaorus Ohr und meinte damit wohl, dass Kou Kaorus Hand gehalten hatte. Kaoru konnte nur nicken und man beschloss, weiter zu gehen. Kou ergriff erneut Kaorus Hand, damit sie nicht noch einmal verloren gehen konnte und Kaoru schlug das Herz bis zum Hals. Selbst im Geisterhaus, die erste Attraktion, die sie besuchten, weigerte sich Kou, sie loszulassen und ebenso war es im Spiegelkabinett. Erst als sie für die Achterbahn anstanden, ließ er ihre Hand los und versenkte seine in seiner Hosentasche. Kaoru versuchte, ein Gespräch mit ihm zu beginnen, doch er gab nur brummelnde Laute von sich und beschäftigte sich lieber mit seinem Handy. Kaoru gab es geknickt auf und unterhielt sich lieber mit Seri und Tamaki, die um einiges zugänglicher waren. Sie fragte sich natürlich, warum Kou jetzt plötzlich so schlecht drauf war, aber sie konnte ja schlecht nachfragen. Als Kaoru und Seri später allein waren, weil Kou und Tamaki Getränke holten, schüttete Kaoru ihr Herz aus. „Er hasst es“, sagte sie. „Das glaube ich nicht“, sagte Seri, war sich aber nicht sicher, was ein noch finsteres Loch in Kaorus Inneres riss. „Was soll ich denn jetzt machen?“ Seri überlegte. „Keine Ahnung... er ist mir ein Rätsel. Du bist hier die Kou-Kennerin“, meinte sie dann und machte eine hilflose Geste. „Das stimmt nicht, ich bin keine-“ „Da sind wir wieder“, hörte man Tamaki und Kaoru brach schnell ihren Satz ab, als Kou ebenfalls wieder auf der Bildfläche erschien. „Was machen wir jetzt?“, wollte Seri wissen. „Kou und ich haben gerade geredet. Bei den Massen hat das keinen Sinn, wir sollten wieder zurück und-“ „Nein!“, rief Kaoru laut und alle schauten zu ihr, was ihr sogleich peinlich war. „Ich meinte... ich wollte...“, stammelte sie und schaute hilflos zu Seri. Im gleichen Moment begannen die ersten Tropfen vom Himmel zu fallen und lenkten die Gruppe ab. Sie retteten sich zum nächstbesten Fahrgeschäft, welches rein zufällig das Riesenrad war. Der Regen nahm immer mehr zu und da niemand an einen Schirm gedacht hatte, waren sie alle bald darauf triefnass. „Was für ein Wetter“, bemerkte Tamaki kopfschüttelnd, während Seri Kaoru zulächelte. „Wir können uns ja derweil im Riesenrad aufwärmen“, sagte sie und Kaoru schöpfte neue Hoffnung, welche jedoch gleich wieder in sich zusammenfiel, als sie sich zu viert in eine Kabine quetschten. Seri saß neben Kaoru und Tamaki und Kou saßen ihnen gegenüber, dann ging die Fahrt auch schon los. Kaoru war zum Heulen zumute. Trotzdem versuchte sie, die Fahrt zu genießen, schließlich war die Aussicht trotz des Regens wunderschön. Langsam erreichte das Riesenrad den höchsten Punkt, blieb kurz stehen, nur um sich wenig später wieder in Bewegung zu setzen und wieder nach unten zu fahren. Seri redete wie ein Wasserfall um die Stille zu überbrücken und Kaoru ließ sich davon ablenken, so dass sich ihre Stimmung besserte. Doch ihre Stimmung bekam erneut einen Dämpfer, als das Riesenrad anhielt und sie aussteigen mussten. //Ich will noch nicht gehen//, dachte sie, womit sie Kou am Aussteigen hinderte, indem sie ihn einfach wieder zurück in die Kabine zog. Die Türen schlossen sich wieder und erneut ging die Fahrt nach oben, während Kaoru sich setzte und Kou an seinem T-Shirt an ihre Seite zog, wobei sie sich nicht traute, ihm ins Gesicht zu schauen. „War das... geplant?“, erkundigte sich Kou nach einer Weile und Kaoru nickte langsam. Kou lachte. „Du bist wirklich unglaublich...“, sagte er leise und sie schaute nun doch zu ihm, weil er sich gar nicht mehr knurrig anhörte. „Heißt das, es ist ok für dich?“, fragte sie und er nickte. „Ja... und tut mir leid, dass es kein sonderlich schöner Tag war. Wir hätten in der Woche gehen sollen... ich habe es wirklich unterschätzt, wie viele Leute unterwegs sind.“ Kaoru wurde hellhörig. Hatte sich Kou etwa deshalb gegrämt und war deshalb so knurrig gewesen? War alles, was sie gedacht hatte, nur ein Missverständnis gewesen? „Warst du deshalb so knurrig?“, fragte sie, um wirklich sicher zu sein. „Sagen wir, ich war ein bisschen genervt, dass es nicht so war, wie ich es mir vorgestellt hatte“, meinte er und Kaoru errötete, während sich ein freudiges Lächeln auf ihren Lippen breit machte. „Vergiss bitte trotzdem nicht, dass wir uns ein Versprechen gegeben haben, Kaoru... das hier bedeutet nicht, dass sich etwas daran geändert hat“, sagte er auf einmal und Kaoru seufzte. Sie hatte es bereits geahnt, aber noch immer wollte sich ein Teil von ihr nicht damit abfinden. „Muss es denn so sein?“, fragte sie leise und Kou nickte unnachgiebig. „Ja... das muss es. Aber lass uns nicht heute darüber nachdenken. Das hat Zeit, bis wir die Ergebnisse vor uns haben...“ „Ok...“ „Sei nicht traurig, in Ordnung?“ „Wer ist hier denn traurig? Ist doch toll, wenn ich dich Neunmalklug los habe“, scherzte Kaoru, aber ihr Lächeln misslang ihr gehörig. „Kaoru, ich-“ „Es ist schon ok...“ Natürlich war nichts ok und Kou wusste das ganz genau. Er griff wortlos nach ihrer Hand und hielt sie, während sie beide nach draußen sahen. Der Regen hatte aufgehört und die Sonne schien sanft auf sämtliche Fahrgeschäfte und die Umgebung. „Das ist sehr schön...“, sagte Kou leise. Kaoru bekam hingegen kein Wort heraus, also schwieg sie und versuchte, die Zeit, die ihr mit Kou blieb, zu genießen. Wenn das hier das letzte Mal war, dann wollte sie sich mit einem Lächeln verabschieden und genau das löste zumindest seine Hand aus, die die ihre hielt. Die Reise ging wieder nach unten und Kaoru wartete bis zum letzten Augenblick, um aus der Kabine auszusteigen. Kou ließ ihre Hand los und folgte ihr und gemeinsam mit Tamaki und Seri traten sie wenig später den Heimweg an. Kaoru fühlte sich wehmütig, schließlich war sie noch immer keinen Schritt weiter gekommen, aber sie hatte sich ein paar neue Erinnerungen an Kou geschaffen, an die sie sich klammern konnte. Solange die Ergebnisse noch nicht da waren, konnte sie in dieser Seifenblase voller Erinnerungen leben und das tröstete sie zumindest ein wenig. „Hast du mit ihm geredet?“, fragte Seri bald darauf, als sie Kaoru allein erwischte. Kaoru lächelte und zuckte mit den Schultern. „Ein bisschen schon.“ „Was heißt das denn?“ Kaoru lächelte nur und hüllte sich in Schweigen. Es brachte nichts, alles zu definieren und zu klären, das wusste sie nun. Sie würde einfach abwarten und das Beste hoffen, das war ihr lieber, als die vielleicht letzte Zeit mit Kou sinnlos zu verschwenden. Sie hoffte natürlich aus aller Kraft, dass es nicht die letzten Momente mit ihm waren und dass sie ihn dann überzeugen würde, aber sicher konnte sie sich da nicht sein. //Trotzdem...//, dachte sie, dann wandte sich noch einmal zum Riesenrad um und genoss ihre immer noch warme Handfläche. //Das werde ich so schnell nicht vergessen...// Kapitel 13: Alles aus? ---------------------- Sie war viel zu früh dran, das wusste sie, aber sie konnte es einfach nicht mehr aushalten. Heute würden die Prüfungsergebnisse aushängen und sie wollte unbedingt da sein, wenn es soweit war. Von diesem Stück Papier hing ihre Zukunft mit Kou ab und Kaorus Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Sie hatte die ganze Nacht wachgelegen und hatte gegrübelt, auch, wenn sie sich nicht näher damit befasst hatte, was geschehen würde, wenn sie mit ihrer Leistung hinter Kou lag. Dieser Fall durfte nicht eintreten und deshalb weigerte sie sich, überhaupt darüber nachzudenken. Kaoru rannte das letzte Stück des Weges bis zur Aushängetafel, wo sich schon eine kleine Menschenansammlung gebildet hatte. Natürlich waren sie alle viel zu früh, aber dennoch verharrten sie hier und Kaoru war froh, dass sie mit ihrer Nervosität nicht alleine dastand. Seit drei Wochen saß Kaoru wie auf Kohlen, weil sie endlich wissen wollte, was Fakt war. Nicht einmal Kou, mit dem sie einen Großteil ihrer vorlesungsfreien Zeit verbracht hatte, hatte sie gänzlich davon ablenken können, aber das war auch kein Wunder, schließlich ging es ja in dieser Wette um ihn. Er würde keinen großen Schaden davontragen, doch für Kaoru stand alles auf dem Spiel. Am Ende des Ganges kam nun ein Helfer der Lehrerschaft und er hatte einen dieser Zettel bei sich, wie sie nur zu Prüfungsaushängen genutzt wurden. Sofort schwoll der Unruhepegel aller wieder an und ungeduldig warteten alle auf das, was da kommen sollte. Der Helfer ließ sich ewig Zeit, aber endlich war er da und wurde zum Schaukasten vorgelassen. In aller Seelenruhe nahm er zuerst alte Aushänge ab, rückte andere gerade und erst dann hängte er die Liste auf, die so wichtig für Kaoru war. Kaum war der Helfer von dem Schaukasten weggetreten, scharten sich alle Studenten darum und der Unruhepegel erreichte sein Maximum. Kaoru war recht weit hinten und rückte nur langsam auf, während um sie herum erste Freudenschreie, Seufzer oder ärgerliche Ausrufe zu hören waren. Sie wurde immer nervöser und sie wünschte sich, sie könnte jemandes Hand halten, aber da musste sie jetzt leider allein durch. Endlich kam Kaoru am Schaukasten an, ihre Augen suchten die Liste nach ihrer und nach Kous Registernummer ab. Sie fand sie recht schnell, kannte sie doch beide auswendig. Sie vergaß zu atmen, als sie die Ergebnisse verglich und ihre Aufregung steckte ihr Herz an, welches ihr nun bis zum Hals klopfte. In der ersten Prüfung lag sie mit Kou gleichauf, in der zweiten war er besser als sie gewesen, doch bei der dritten hatte sie ihn überholt. Jetzt kam es auf die letzte Prüfung an, denn gerade herrschte Gleichstand zwischen ihnen. Kaoru atmete tief durch und stellte sich dann ihrem Schicksal... Kou hatte sich Zeit gelassen und betrat nun gemächlich den Gang, der ihn zum Schaukasten führen sollte. Er hoffte, dass der erste Schwung Studenten schon weg war, damit er recht bald seine Ergebnisse erfuhr. Er erwartete nicht viel Überraschendes, schließlich war er immer unter den Besten und er konnte dieses Niveau mit Leichtigkeit halten. Trotzdem war er heute nervös, denn heute entschied sich die Wette zwischen ihm und Kaoru. Wenn er besser als sie war, würde alles beim Alten bleiben. Wenn nicht, würde er sie aus seinem Leben streichen müssen, so war die Abmachung gewesen. Die Abmachung einer Wette, die er in den letzten Wochen besonders verflucht hatte. Warum und wieso hatte er nur diesen Wetteinsatz gefordert, wenn er ihn gar nicht mehr einhalten konnte? Natürlich war er immer noch kein anderer... aber hatte er nicht auch ein bisschen Glück verdient? Konnte er nicht einfach an Seris Worte glauben, dass auch er es verdient hatte, glücklich zu sein? Kou seufzte in sich hinein. Er hatte eigentlich kein Recht dazu, aber Kaorus Nähe beruhigte ihn und er wollte nicht darauf verzichten, schon gar nicht, seit sie sich so viel näher gekommen waren. Gut, seit der Verabredung im Vergnügungspark war nichts mehr zwischen ihnen passiert, aber dennoch erinnerte er sich noch gut, wie sich ihre Hand in seiner angefühlt hatte. Noch immer zehrte er von dieser Berührung und den Gefühlen, die diese in ihm ausgelöst hatte. Er wollte sich nicht von Kaoru fernhalten und das wollte er auch nicht von ihr. //Ich muss es ihr sagen//, dachte er und ging entschlossen und schneller weiter. Beim Schaukasten standen wirklich nicht mehr viele, daher sah er Kaoru sofort. Sie sah blass aus und er machte sich sofort Sorgen. „Kaoru?“, sprach er sie vorsichtig an und sie schrak auf, starrte ihn mit schreckgeweiteten und ängstlichen Augen an, ehe sie sich vor das Blatt mit den Ergebnissen stellte. Anscheinend wollte sie nicht, dass er es sah und das sagte ihm eigentlich schon alles. „Ich habe also gewonnen, was?“, fragte er leise. Kaorus Blick wurde umso verzweifelter und sie wollte etwas sagen, doch in diesem Moment kamen ihr die Tränen. „Kaoru“, sagte Kou hilflos und er trat auf sie zu, doch es kam völlig falsch bei ihr an. Mit einem erstickten Schluchzer riss sie das Blatt vom Brett und rannte damit davon. „Kaoru!“, rief Kou ihr hinterher, dann zögerte er nicht lange und nahm die Verfolgung auf. Andere Studenten schauten ihnen verdutzt hinterher, doch keiner der beiden achtete darauf. Kaoru rannte und rannte, wollte einfach nur weg, wollte vor der Wahrheit flüchten. Sie wollte Kou nicht aufgeben und am liebsten hätte sie ihm die Meinung gesagt und ihn aufgefordert, diese blödsinnige Wette zu vergessen. Doch sie hatte es versprochen und an ein Versprechen musste sie sich halten. Tränenblind erreichte Kaoru ein leeres Zimmer und schob die Tür zu, als sie es betreten hatte. Doch sie war nicht schnell genug gewesen, denn Kou war direkt hinter ihr und quetschte sich gerade noch so durch den schmalen Spalt. „Kaoru“, sagte er und das reichte aus, dass der Schmerz und die Verzweiflung in ihrem Inneren nur noch größere Wunden schlug. Sie wollte nicht, dass alles vorbei war. Sie liebte Kou doch, warum durfte es nicht sein? Kaoru rutschte in die Knie und verlor den Kampf gegen sich selbst. Die Liste drückte sie an ihre Brust, zerknüllte sie zwischen ihren Fingern, damit Kou sie nicht so einfach lesen konnte. Schluchzend ließ sie den Tränen nun freien Lauf und es war ihr egal, dass Kou sie so sah. Sollte er doch wissen, wie wichtig er ihr war, vielleicht verstand er ja durch ihre Tränen, wie schrecklich diese Situation war. Kou kniete sich zu ihr, doch machte er sonst nichts. Er war überfordert, er fühlte sich schlecht, aber gleichzeitig wollte er sie nicht allein lassen, wenn sie so aufgelöst war. //Setzt es ihr etwa so sehr zu, dass sie mich gehen lassen muss?//, überlegte er und die Hoffnung regte sich in ihm. Wenn sie so starke Gefühle für ihn hegte, dann konnte und musste es doch klappen, oder? „Vergiss die Liste, Kaoru... in Ordnung?“, sagte Kou jetzt und erntete einen unverständlichen Blick. „Warum? Willst du etwa nicht mehr, dass ich mich von dir fernhalte? Nach allem, was war?“, fragte Kaoru unter Tränen und schniefte. Kou durchquerte den Raum, um etwas zu holen und reichte ihr wenig später ein Taschentuch aus einer Taschentuchbox, die auf einem der Tische gestanden hatte. „Kaoru... ich nehme an, du willst darüber reden, was zwischen uns geschehen ist, oder?“, sagte Kou jetzt leise und Kaoru nickte, wobei sie sich fragte, warum Kou ausgerechnet jetzt DARÜBER reden wollte, anstatt über die Wette, die sie mit nur einem Punkt verloren hatte. Kou zögerte. Nachdenklich musterte er ihr verweintes Gesicht und schien noch mit sich zu ringen, ob er sich auf dieses Gespräch einlassen sollte. „Kou... wenn wir schon dabei sind, dann... dann bitte, ich muss wissen, warum du mich geküsst hast“, sprach Kaoru es einfach aus und er wandte plötzlich den Blick von ihr ab. Eine Weile schaute er zur Seite, rang mit sich und war nicht sicher, ob er nun lügen oder die Wahrheit sagen sollte. Kaoru wartete auf seine Antwort, die sie hoffentlich auch bekommen würde. Sie getraute sich kaum zu atmen, als sich Kou ihr zuwandte und tief Luft holte. „Ich habe viel darüber nachgedacht, als du mich geküsst hast... das erste Mal, meine ich“, begann er. Kaoru biss sich auf die Unterlippe, denn sie wusste, dass das damals kein guter Zug von ihr gewesen war. Sie hatte ihn überfallen, ohne sich sicher zu sein, wie er zu ihr stand. Aber er hatte so entspannt ausgesehen und war ihr so nah gewesen, dass sie es nicht hatte aufhalten können. Ihre Gefühle hatten einfach übernommen und sie hatte ihnen nachgegeben... „Es ist richtig, mich von dir fernzuhalten, Kaoru. Ich habe so viel falsch gemacht, da will ich nicht auch noch bei dir versagen. Aber...“ Kaoru schaute Kou abwartend ins Gesicht, wartete darauf, dass er die volle Bedeutung des „Aber“ anführte und ihre Hände verkrampften sich in den Stoff ihres Kleides. „Aber... in deinem Fall kann ich oft nicht das Richtige tun. Ich bin einfach zu gerne in der Nähe... in deiner Nähe“, beendete Kou frustriert seinen Satz und er fuhr sich gedankenverloren durch seine blonden Haare. „Ich bin auch gerne in deiner Nähe, Kou.“ „Und genau das ist das Problem... ich bin nicht gut für dich und ich sollte mich besser von dir fernhalten. Aber ich kann das nicht, so sehr ich es auch versuche. Diese Wette war... das war Blödsinn“, sagte er jetzt und fuhr sich mit beiden Händen durch die blonden Haare, während er gleichzeitig den Kopf senkte. Er wollte selbst nicht wissen, was für Emotionen über sein Gesicht huschten und noch weniger wollte er, dass Kaoru sah, was für einen Seelenstriptease er mit alldem hier hinlegte. „Heißt das, ich muss mich gar nicht von dir fernhalten?“, fragte Kaoru und sie klang so hoffnungsvoll dabei, dass Kou sie überrascht ansah. „Wieso bin ich dir nur so wichtig?“, platzte es aus ihm heraus, er verstand es einfach nicht. Kaoru lächelte, beugte sich nach vorne und legte einfach ihre Arme um seinen Nacken, ehe sie sich an ihn drückte. Kou brauchte etwas, um zu verstehen, dass sie ihn umarmte und er wusste in diesem Moment nicht, was er tun sollte. Letztlich legte er langsam und vorsichtig die Arme um Kaoru, als hätte er Angst, sie zu zerbrechen. Sanft drückte auch er sie an sich und so blieben sie noch lange miteinander sitzen. „Nein... halte dich nicht von mir fern“, bat Kou nun fast kaum hörbar, doch Kaoru hatte ihn gut verstanden. Sie sah von seiner Brust hinauf in sein Gesicht, musterte ihn mit einem Lächeln und war froh, dass er ebenso wenig auf sie verzichten konnte, wie sie auf ihn. Trotzdem war eine Sache noch nicht ganz geklärt... „Darf ich dich... darf ich dich denn wieder küssen?“, wollte sie wissen und sie wurde augenblicklich rot. „Willst du das denn?“ Kaoru nickte eifrig, was Kou nur noch mehr überraschte. Er wandte hastig den Kopf ab, doch verräterische Röte breitete sich nun auch auf seinen Wangen aus. Kaoru lächelte, dann schmiegte sie sich an ihn und trotz der Tatsache, dass er peinlich berührt war, umarmte er sie wieder. Er konnte sowieso nicht anders, dafür hatte er sie viel zu gern, als dass er sie hätte abweisen können. „Heißt das, du...“ Kaoru sah hoch, als Kou anfing zu reden, nur um dann doch wieder zu stoppen. Sie sah ihn aufmunternd an, war begierig darauf zu wissen, was ihn umtrieb. „Heißt das, du willst... mit mir zusammen sein?“ Kou erstickte halb an seinen eigenen Worten, aber er musste es einfach wissen. Innerlich den Atem anhaltend, wartete er auf ihre Antwort, denn erst, wenn er wusste, was sie zu seinen Worten sagen würde, konnte er es endlich vollständig glauben. „Ja, das will ich, Kou... mehr als alles andere“, hauchte Kaoru und schon wieder glitzerten Tränen in ihren Augen, dieses Mal jedoch vor Glück. Der Blonde lächelte und gab Kaoru einen sanften Kuss auf die Stirn. „Dann sollten wir diese dumme Wette vergessen... und sollten es riskieren, zusammen zu sein... oder?“, meinte er und ehe er sich versah, wurde er mit einem Jubelschrei und einer innigen Umarmung überrumpelt. Kou stutzte erst, als er unter Kaoru auf dem Boden lag, dann musste er lachen... und als sie mit ihm lachte, fühlte er sich endlich ein wenig so, als würde er endlich zur Ruhe finden. Vielleicht war es richtig so, alles andere hinter sich zu lassen und endlich nach vorne in eine freundlichere Zukunft zu blicken. //Das wäre schön//, dachte Kou, während er Kaoru instinktiv auf die Stirn küsste. Sie schaute zu ihm auf und ihr Gesicht nahm wieder diesen Rotton an, den er so amüsant fand. Sie war peinlich berührt, ihre Wangen waren noch etwas fleckig vom Weinen und doch hatte er nie etwas Schöneres gesehen als sie. Zögernd richtete er sich etwas auf, streichelte mit beiden Händen über ihre Wangen und sie schloss genießend die Augen, als er sie dort sanft streichelte. Er beugte sich bald darauf vorsichtig und langsam herab, um sie auf die Lippen zu küssen und Kaorus Herz schlug wie wild gegen ihre Brust. Es fühlte sich an wie ein Traum... Kapitel 14: Gewöhnung --------------------- Kaoru hatte Mühe, den Gesprächen zu folgen, während sie wie immer neben Kou in dem kleinen Cafe saß, in dem sie sich nach der Uni oft mit Seri und Tamaki trafen. Auch jetzt waren die beiden da und führten mit Kou eine Unterhaltung, bei der Kaoru den Anschluss verpasst hatte. Das passierte ihr in den letzten Stunden häufiger, seit Kou ihr kundgetan hatte, dass er mit ihr zusammen sein wollte. Seit genau jenem Moment an diesem Morgen war Kaoru mehr als nur unaufmerksam, denn sie schwebte vielmehr in ihrer eigenen Sphäre. Gerade schaute sie Kou von der Seite an und ihr Herz begann sofort, schneller zu klopfen und sie errötete bis zu den Haarwurzeln. Das da war Kou Takarai. Ihr Freund. Kaoru presste die Lippen aufeinander, um einen Jubelschrei zu unterdrücken, aber anschauen musste sie Kou dennoch. Auch jetzt, wie er entspannt neben ihr saß, sah er einfach nur gut aus und ihr nahm es nahezu den Atem, dass dieser gutaussehende, intelligente Typ ihr Freund war. Es war wirklich wie ein Traum... „Kaoru? Ist alles gut?“, erkundigte sich Seri, lehnte sich über den Tisch und wedelte mit einer Hand vor Kaorus Gesicht herum. Kou seufzte. „Gib dir keine Mühe.“ „Was hast du mit ihr gemacht?“, erkundigte sich Tamaki misstrauisch, der natürlich das Schlimmste annahm und Kou seufzte erneut. „Sie ist so, seitdem ich zu ihr sagte, dass wir es als Paar versuchen sollten“, meinte er und schaute Kaoru nun auch an, die nun so langsam mitbekam, dass es um sie ging. Seri und Tamaki wandten sich Kou zu und schauten ihn überrascht an, während Kaoru nun in der Wirklichkeit angekommen war. Sie lachte nervös. „Entschuldigt, ich bin heute ein bisschen mit dem Kopf in den Wolken“, sagte sie entschuldigend. „Und das ist noch gar nichts“, meinte Kou darauf und ergriff Kaorus Hand. Die junge Frau wurde stocksteif, sie wurde noch eine Nuance röter und sie schaute ihn aus großen Augen an. In ihrem Blick lag ein verträumter Ausdruck. „DAS passiert, wenn ich ihre Hand nehme“, grinste Kou belustigt und wollte Kaoru wieder loslassen, doch sie hielt sie plötzlich fest und sein Grinsen wurde zu einem sanften Lächeln. Anscheinend gewöhnte sie sich allmählich daran... „Ich bin einfach... total glücklich. Ich meine, du bist jetzt mein Freund, du... du bist mein Kou Takarai. Entschuldige, wenn ich so viel Glück erst einmal verdauen muss“, meinte sie leise, aber dennoch verständlich. „Das müssen wir feiern“, sagte Seri freudig und stieß Tamaki in die Seite, welcher gequält lächelte, denn er wusste, wie „feiern“ bei Seri aussah. „Danke, aber ich denke, die Aufregung des gegenseitigen Handhaltens ist uns erst einmal genug“, ging Kou dazwischen, der keine große Sache daraus machen wollte. Am liebsten hätte er Kaoru einfach nur für sich allein gehabt, abseits der Aufmerksamkeit, aber das erschien ihm selbst als zu gefährlich. Es war besser unter die Leute zu gehen, denn dann lief er nicht in Gefahr, sein Glück überzustrapazieren. Er traute seinen eigenen Empfindungen nach wie vor nicht, zumindest, wenn sie abseits der unsichtbaren Grenze des Handhaltens existierten. Er bezweifelte, dass er je wieder an diesen Punkt kommen würde, wo er die Kontrolle verlieren wollte. Irgendwann würde es also daran scheitern, aber bis dahin wollte er diese erste Beziehung mit jemandem aus vollen Zügen genießen. Das Treffen neigte sich irgendwann dem Ende zu und Kou begleitete Kaoru nach Hause. Es war später Nachmittag und noch hell, so dass genügend Menschen unterwegs waren, die das schöne Wetter nutzen wollten. Kaoru hatte von selbst seine Hand ergriffen und Kou konnte gar nicht sagen, wie viel ihm das bedeutete. Es freute ihn, dass Kaoru sich immer mehr traute und wieder zu sich selbst zurück fand. Es schien so, als würde sie immer noch die Gleiche sein und Kou erleichterte dies ungemein. Vielleicht war es ja gar nichts anderes wie ihre Freundschaft und er musste sich gar nicht großartig umgewöhnen? //Träum weiter//, dachte er für sich und um ein Haar wäre ihm ein Seufzer entfahren. Von dem Cafe war es nicht weit bis zu Kaoru und letztlich standen sie vor der Haustür. „Wir sind da“, sagte Kou unnötigerweise, weil er überhaupt etwas sagen wollte und Kaoru nickte. „Ja.“ Schweigen entstand und es wurde peinlich, je länger es andauerte. „Magst du noch mit reinkommen?“, fragte Kaoru schließlich, denn sie wollte sich noch nicht von Kou trennen, doch da schüttelte er auch schon den Kopf. „Ich denke, wir sollten es sehr langsam angehen... wegen... du weißt schon“, sagte Kou und er ärgerte sich über sich selbst, weil ihm die Worte fehlten. „Schon okay. Wir sehen uns ja morgen“, lächelte Kaoru, auch, wenn ein bisschen Enttäuschung mitschwang, die Kou nicht verborgen blieb. Er zog Kaoru an den Händen zu sich heran und hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn, ehe er den Kopf etwas senkte, um sie richtig auf den Mund zu küssen. Kaoru schmiegte sich sofort an seinen warmen Körper und legte die Arme um seinen Nacken. Kou lächelte in den Kuss hinein, weil es ihm gefiel, wie sie sich einfach fallen ließ und ihren Gefühlen vertraute. Er beneidete sie darum... „Bis morgen“, hauchte er an ihren Lippen, dann löste er sich behutsam von ihr und trat den eigenen Heimweg an. Fünf Schritte später drehte er sich aber noch einmal nach ihr um und da stand sie immer noch am gleichen Fleck und befühlte ihre Lippen. Kous Mund verzog sich zu einem amüsierten Grinsen und sie errötete, als sie das mitbekam. Er winkte und sie winkte zurück, ehe sie sich schnell ins Haus flüchtete. Kou lachte und er hieß dieses optimistische, hoffnungsvolle Gefühl in sich willkommen. Vielleicht würde ja jetzt wirklich alles besser... Kaoru fühlte sich am nächsten Morgen vollkommen kaputt. Sie hatte vor lauter Schmetterlingen im Bauch kein Auge zugetan und hatte immerzu an Kou denken müssen, dass sie gar nicht erst eingeschlafen war. Dementsprechend hatte sie auch heute Morgen ausgesehen und trotz dessen, dass sie heute etwas mehr Schminke benutzt hatte, konnte es doch die dunklen Ringe unter ihren Augen nicht verdecken. Kaoru hatte fast den Raum erreicht, in der die erste Vorlesung für heute stattfinden sollte, da holte Kou sie ein. „Guten Morgen“, sagte er und zog sie an der Hand zu sich, so wie gestern bei der Verabschiedung. Kaoru fühlte sich sofort etwas wacher, doch anstatt eines Kusses erwartete sie ein kritischer Blick, der alles, was sie verbergen wollte, wahrnahm. „Du hast entweder gar nicht oder nur sehr wenig geschlafen...“, stellte Kou fest und Kaoru seufzte lächelnd. „Du hast mich erwischt. Ich war zu aufgeregt, um schlafen zu können“, gab sie zu und Kou handelte sofort. Er zog Kaoru in die entgegengesetzte Richtung davon und führte sie trotz ihres Protests wieder nach draußen. Er ignorierte ihre Einwände einfach, bis er ein ungestörtes Plätzchen gefunden hatte, wobei es sich mal wieder um den Platz unter der Weide handelte. Kou setzte sich an den Stamm und zog Kaoru herunter, bis sie in seinem Schoß lag. „Kou, was soll das denn? Wir verpassen die Vorlesung“, protestierte Kaoru und wollte aufstehen, doch Kou drückte sie wieder hinunter. „Als ob du dich jetzt konzentrieren könntest“, bemerkte er und hob eine Augenbraue. „Ja gut, du hast Recht. Aber wenn ich fehle, hole ich das doch nicht mehr auf“, gab sie sich noch nicht geschlagen, doch Kou zuckte mit den Schultern. „Lass das meine Sorge sein. Du schläfst jetzt und ich erkläre dir alles, wenn du aufwachst und etwas erholter bist. Also schlaf jetzt“, sagte er in einem Ton, der keine Widerrede duldete. Kaoru gab sich geschlagen und nachdem Kou ihr sogar noch seine Jacke unter den Kopf gelegt hatte, war es sogar richtig bequem. Die Müdigkeit kam von ganz allein und nicht einmal zehn Minuten später war sie tatsächlich eingeschlafen, während Kou ein paar Unterlagen aus seiner Tasche genommen hatte und sich darin vertiefte. Als er sicher war, dass Kaoru tief und fest schlief, küsste er sie sanft auf den Haaransatz und strich über ihre Wange. „Was mache ich bloß mit dir...?“, lächelte er seufzend, dann konzentrierte er sich wieder, schließlich hatte er etwas versprochen. Kaoru wurde dadurch wach, dass etwas ihr Gesicht kitzelte. Sie verzog das Gesicht, öffnete die Augen und atmete laut ein, als sie Kou direkt vor sich hatte. Seine Augen blickten direkt in ihre und einem Gefühl nachgebend griff Kaoru sanft mit ihren Händen direkt in seinen Nacken. Seine Lippen streiften ihre und sie kraulte sanft seinen Haaransatz, weil sie ihn einfach berühren musste. Fast küsste er sie, doch mit einem Lächeln zog er sich plötzlich zurück und richtete sich wieder in eine sitzende Position auf. „Wie ich sehe, bis du wach“, meinte er und legte ihr ein paar Seiten in den Schoß. „Dann können wir ja anfangen.“ Kaoru gab ein unwilliges Geräusch von sich, dass sich fast nach einem Murren anhörte, dann setzte sie sich ebenfalls auf. Kou lächelte amüsiert, dann legte er ihr ein paar Seiten in den Schoß und gab ihr noch dazu einen Thermobecher, welcher Kaffee enthielt. „Bist du soweit?“, erkundigte er sich und sein Lächeln wurde noch breiter, als er sah, dass das Gegenteil der Fall war. Kaoru sah müde aus, ihre Augen waren klein, ihr Make Up verwischt, ihre Haare dort platt gelegen, auf deren Seite sie geruht hatte... sie war das blanke Chaos und dennoch schlug ihm das Herz bis zum Hals. //Und das nur wegen ihr//, dachte Kou und am liebsten hätte er sie nun doch geküsst. „Du bist ein Teufel“, murrte Kaoru und versuchte, ein wenig Ordnung in ihre Haare zu bekommen. „Gewöhn dich dran“, meinte er und er verlor den Kampf gegen sich selbst, zog sie an sich und küsste sie nun richtig. Ein kleines Geräusch drang aus ihrem Mund, welches aber von dem Kuss geschluckt wurde. Er drückte sie an sich, und sie schmiegte sich an ihn, doch bevor er vollends die Kontrolle verlieren konnte, hörte er doch wieder auf. „Ich glaube, du bist hier der Teufel...“, meinte er leise, dann schob er sie von sich und deutete auf die Unterlagen,die verstreut zwischen ihnen lagen. Kaoru half Kou, die Papiere zusammen zu sammeln und sie nutzte das, um sich selbst zu sammeln. Ihre Gedanken waren genauso wirr wie ihr Haar. Sie versuchte, sich auf das zu konzentrieren, was Kou ihr erklärte und kaschierte ihre Gefühle damit. Und doch war da ein kleiner Gedanke in ihrem Inneren, der ihr leise flüsterte, was sie hätte haben können. Noch konnte sie diesen Gedanken verdrängen und ihn klein halten... doch wie lange noch? Wie langte wollte sie noch der Vernunft widerstehen? Und wie lange konnte sie es noch...? Kapitel 15: Zurückhaltung ------------------------- Kaoru war sehr nervös, während sie neben Kou her ging. Seri und Tamaki bildeten die Vorhut und je näher sie ihrem Ziel kamen, umso nervöser wurde Kaoru. Eigentlich hätte sie sich freuen müssen, aber davon war Kaoru noch weit entfernt. Am liebsten hätte sie Unwohlsein vorgetäuscht, doch da sich Seri sehr auf diesen Ausflug gefreut hatte, ließ sie es lieber bleiben. Sie fuhr sich also durch die inzwischen halblangen, schwarzen Haare, die ihr bis auf die Schultern reichten und zupfte an ihrer Tasche, obwohl es da nirgendwo etwas zu zupfen gab, während sie versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. „Wir sind gleich da“, informierte sie Kou in seiner ruhigen Art und er drückte ihre Hand, was ihr zumindest ein kleines Lächeln entlockte. In gar nicht allzu weiter Entfernung lag der Eingang zu einem riesigen Schwimm- und Freizeitbad und heute würde sie mit den anderen ganz allein dort drin sein. Seri feierte ihren Geburtstag und noch dazu gab es zu feiern, dass Kaoru und Kou nun seit sieben Monaten zusammen waren. Natürlich legten die beiden nicht so viel Wert darauf, dafür aber Seri, welche unbedingt eine große Sache daraus hatte machen wollen. Und nun hatten sie das Bad ganz für sich allein... und dabei konnte Kaoru nicht einmal wirklich gut schwimmen, was sie allerdings noch niemandem erzählt hatte. Viel zu schnell waren sie im Inneren der riesigen Halle und Kou schloss wieder hinter ihnen ab, damit nicht irgendwelche ungebetenen Gäste mitkommen konnten. Natürlich hatte für dieses Unterfangen Kous Familienname herhalten müssen, aber dieser empfand das als gar nicht schlimm. „Ist alles ok?“, fragte er leise, denn ihm war durchaus aufgefallen, dass Kaoru heute einfach nicht sie selbst war. Kaoru lächelte ihn freudestrahlend an und versuchte, ihm keine weiteren Sorgen zu bereiten. „Ja, alles in Ordnung. Es ist nur so aufregend, hier zu sein“, meinte sie abwinkend und Kou schien es ihr abzunehmen. „Na dann“, sagte er noch und hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn. „Bis gleich.“ Kaoru errötete und lächelte noch etwas mehr, was Kou mit einem schiefen Lächeln quittierte. Sei drei Monaten waren sie nun zusammen und noch immer errötete Kaoru bei jedem Kuss. Immerhin bekam sie nicht gleich wieder einen halben Schock, wenn sie Händchen hielten oder er ihr über die Wange strich oder sie anderweitig berührte. Küsse waren dabei schon etwas anderes und es mochte wohl daran liegen, dass Kou sie sparsam verteilte, um nicht die Kontrolle zu verlieren. Kaoru schien es recht zu sein, zumindest forderte sie nicht mehr ein und er war froh darüber. Die Nervosität kehrte heftigst zurück, als Kaoru mit Seri allein war und die Jungs in die Richtung der Männerumkleiden verschwanden. Mechanisch und steif zog sie sich um und ging zu den Duschen, um sich kurz abzubrausen. „Es ist so toll, dass es geklappt hat“, freute sich Seri in ihrem knallroten Bikini und Kaoru zupfte verlegen an ihrem blauen Einteiler herum, der nicht so recht sitzen wollte. Kein Wunder, schließlich hatte sie ihn ewig nicht mehr angehabt. Das letzte Mal musste in der Oberstufe gewesen sein und da war sie noch nicht so fraulich wie jetzt. //Ich hätte mir doch einen Neuen kaufen sollen//, bereute Kaoru jetzt und betrachtete sich unsicher vor den Spiegeln bei den Waschbecken. „Kaoru, ist alles ok?“ Seri wunderte sich über das nervöse Verhalten ihrer Freundin und trat näher. „Ich... sehe ich ok aus?“, fragte die Dunkelhaarige unsicher und Seri lachte amüsiert. „Du siehst super aus, Kou werden die Augen aus dem Kopf fallen“, meinte sie mit einem Augenzwinkern und Kaoru wusste nicht, ob sie noch mehr Aufmerksamkeit von Kou wollte, solange sie geheim halten wollte, dass sie im tiefen Wasser wie eine bleierne Ente untergehen würde. „Bist du soweit?“, erkundigte sich Seri und als Kaoru nickte, machten sich die beiden jungen Frauen auf den Weg in den Innenbereich. Der Fliesenboden war angenehm warm, was man auch durch die gummierten Badeschuhe merkte und Kaoru war froh darüber. So würde es nicht ganz so unangenehm, wenn sie draußen saß und den anderen zusah. Vielleicht konnte sie sich sogar ein wenig hinlegen, denn sie hatte sich keine Beschäftigung mitgebracht, um nicht aufzufallen. Selbst Lernen wäre ihr gerade lieber gewesen als ins Wasser zu gehen und das wollte etwas heißen. Kou und Tamaki warteten bereits auf sie und schlagartig kroch wieder die Röte in Kaorus Gesicht. Sie hatte Kou erst einmal in Badehose gesehen und daher reagierte sie sofort empfindlich darauf. Aber es war sowieso egal, was Kou anhatte, sie war ihm sowieso verfallen. Er schaute ihr entgegen und sie wurde schon wieder so nervös. Er sah aus, als würde ihm irgendetwas missfallen, aber vielleicht bildete sie sich das auch nur ein. „Da sind wir“, meinte Kaoru und versuchte, so natürlich wie möglich zu bleiben. Vielleicht konnte sie das Ganze überstehen, ohne dass es auffiel, dass sie nicht gut schwimmen konnte. Sie setzte sich an den Beckenrand und ließ zumindest ihre Füße ins Wasser baumeln, während es nicht lange dauerte und die anderen ins Wasser gingen. Kaoru beobachtete, wie Seri mit Tamaki herumalberte und zu gerne wäre sie zu Kou ins Wasser gegangen. Leider war hier das tiefe Wasser und sie wollte nicht, dass ihr Geheimnis aufflog. Also blieb sie am Beckenrand sitzen und wartete. Auf einmal tauchte Kou unmittelbar vor ihr im Wasser auf. Er stemmte sich am Rand hoch und legte beide Arme so, dass er sie einkreiste. Kaoru blieb ruhig sitzen, aber ihr Herz klopfte ihr nun bis zum Hals. „Warum kommst du nicht rein?“, wollte er wissen und ein misstrauischer Blick begegnete ihr. „Ach, ich habe heute nicht so Lust zu schwimmen“, winkte sie ab und Kou schaute nun nachdenklich in ihr Gesicht, ehe er sich wieder ins Wasser zurückzog. Sie beobachtete ihn und fand auch seine nasse Seite anziehend und abermals wollte sie so gerne bei ihm sehen. Vielleicht sollte sie doch diesen Schwimmkurs machen, den sie schon so ewig vor sich herschob? Im nächsten Moment wurde sie gepackt und ins Wasser gezogen. Kaoru schrie auf und versuchte, sich am Rand festzuklammern, doch es war zu spät. Kou hielt sie fest umschlossen und ihr blieb keine Wahl als ganz tief Luft zu holen und sich zudem noch an ihm festzuhalten. Sie kniff die Augen zusammen, während sie ihn mit Armen und Beinen umklammerte und sie betete, dass ihr nichts passieren möge. Kou lächelte in sich hinein. Hatte er es sich doch gedacht, dass etwas nicht stimmte. Kaoru war so leicht zu lesen und so hatte er sofort gewusst, dass sie keinen gesteigerten Wert auf das Schwimmen legte. Ihr blasses Gesicht und ihre verschreckten Augen hatten ihm vorhin alles gesagt und wie sie sich auch jetzt an ihn klammerte wie eine Ertrinkende bekräftigte seinen Eindruck. Er brauchte sie nicht einmal festhalten, also ließ er sie los und schwamm los, bis er wieder bequem stehen konnte. „Es ist alles gut. Du kannst hier stehen“, beruhigte er seine Freundin, die sich keinen Millimeter von ihm gelöst hatte. Ihre weichen Kurven pressten sich nach wie vor an ihn und seine Selbstbeherrschung geriet sehr ins Wanken. Aber er wollte sie auch nicht von sich weisen, denn das hätte unweigerlich ihre Gefühle verletzt. Er legte nun wieder seine Arme um sie und hauchte ihr einen trägen Kuss auf die Schläfe. „Kaoru, lass los. Du wirst nicht ertrinken, ich halte dich“, versicherte er ihr und nach einigen Minuten des Zögerns stellte sie ihre Beine auf dem Boden ab. Dennoch lockerte sich ihr Griff um seinen Nacken nicht und eigentlich fand er diese Nähe gerade sehr schön. Er hielt Kaoru also weiter in dieser Umarmung und blieb ruhig mit ihr stehen, während ihr Kopf nun langsam und unsicher an seine Schulter gelehnt wurde. „Es tut mir leid... ich... ich kann nicht gut schwimmen, aber ich wollte euch den Tag nicht verderben“, wisperte Kaoru leise und am liebsten hätte er gelacht. Manchmal war sie wirklich kompliziert. „Hättest du etwas gesagt, hätten wir eben etwas anderes gemacht. Du bist manchmal wirklich schrecklich kompliziert...“, seufzte Kou und endlich sah sie ihn an. „Bin ich gar nicht“, murrte sie. „Doch.“ Kaoru tat beleidigt, aber das verflog schnell wieder, denn sie fühlte sich an ihn gedrückt sehr wohl. Eine kleine Weile wollte sie noch so bleiben, ehe Kou sich ihr wieder entziehen würde. So war es jedes Mal, sobald sie sich näher kamen und dazu hatte es weiß Gott viele Gelegenheiten gegeben. Doch jedes Mal, bevor es richtig ernst zwischen ihnen werden konnte, brach Kou das Ganze ab und schob sie von sich. Seit sieben Monaten ging das schon so und es war einfach keine Besserung in Sicht. Es war dennoch immer wieder schön, wenn er sie umarmte und an sich drückte, sie küsste, ihre Hand nahm und diese leicht oder fest drückte. Sie fühlte sich ohne Frage von ihm geliebt und sie fragte sich oft, ob sie nicht einfach nur zu egoistisch war. Kou brauchte einfach Zeit nach allem, was er getan hatte, das war ihr bewusst und so löste sie sich schließlich ganz langsam von ihm. „Danke“, wisperte sie und er nickte ihr einfach zu, während er anschließend auf Abstand ging. Kaoru war es langsam gewöhnt, aber gleichermaßen versetzte es ihr jedes Mal einen Stich mitten ins Herz. Sie lenkte sich schnell damit ab, dass sie nach Tamaki und Seri Ausschau hielt, doch sie konnte sie nicht sehen, also beschloss sie, nach ihnen zu suchen. „Ich gehe mal nach Seri und Tamaki sehen. Außerdem sehen die Rutschen vielversprechend aus“, sagte sie und schon drehte sie sich um und watete aus dem Wasser. Kou hielt sie nicht auf, sondern ließ sie ziehen, während er sich damit ablenkte, ein paar Bahnen zu schwimmen. Kaorus Körper an seinem gepresst... er konnte es immer noch spüren und die Erregung brachte ihn schier um. Er war noch nie so mit jemandem zusammen gewesen wie mit ihr, hatte noch nie eine Beziehung geführt und wusste nicht, wie man einer Frau so eine Zuneigung entgegen brachte, die nichts mit Sex zu tun hatte. Früher hatte er einfach alle Vernunft über Bord geworfen und sich genommen, was ihm geboten wurde, doch bei Kaoru konnte er das nicht. Sie war besonders für ihn und er wollte keine Fehler machen, doch jedes Mal kam er sehr nahe an seine eigene Grenze, sowohl geistig als auch körperlich. Kou seufzte und tauchte unter, ehe er bis zum anderen Beckenrand schwamm. Erst dort tauchte er wieder auf und führte seinen brennenden Lungen wieder Luft zu, während er sich aus dem Wasser zog und sich an den Beckenrand setzte. Er fuhr sich durch die Haare und dachte schon wieder an Kaoru. Sie war eigentlich immer bei ihm und er genoss das Zusammensein mit ihr sehr. Doch gerade jetzt, wo sie nicht bei ihm war, erfasste ihn eine Art Unruhe, die ihn einfach nicht mehr losließ. Kurzentschlossen stand er auf und wandte sich der Außenanlage zu. Vielleicht würde er dort wieder zu sich finden, wenn die kühle Abendluft ihn umfing. Kaoru hatte Seri gehört, nur war sie sich nicht sicher, woher das Geräusch stammte. Sie vermutete es in der Nähe der Rutschen und ging dorthin. Sie wollte gerade das Treppengebilde nach oben erklimmen, als sie Seri abermals hörte. Es hörte sich so an, als wäre sie in dem Becken, wo die Rutsche endete und Kaoru ging in diese Richtung. „Tamaki, gib das her!“, rief Seri gerade, als Kaoru um die Ecke bog und Kaoru versteckte sich schnell hinter einer Ecke. Tamaki lächelte seine Freundin frech an, während diese ihre Arme vor ihren Oberkörper hielt. Ihr Bikinioberteil hielt er in einer Hand und Seri versuchte, es wiederzubekommen. „Tamaki, das ist nicht witzig“, sagte sie und ihr Gesicht war so knallig rot wie ihre nun sehr knappe Bekleidung. „Zuerst bekomme ich einen Kuss“, verlangte Tamaki. Seri kam also zu ihm und drückte ihm ihre Lippen kurz auf den Mund, ehe sie wieder versuchte, ihre Oberbekleidung zu erhaschen. Doch Tamaki wich geschickt aus und schüttelte dann enttäuscht den Kopf. „Leg die Arme um mich und küss mich richtig, Seri“, meinte er sanft und Seris Gesichtsröte nahm noch einmal zu. Zögernd trat sie näher. „Du bist so gemein“, sagte sie so leise, dass Kaoru es kaum hören konnte, dann nahm sie plötzlich ihre Arme von ihrem Oberkörper, ehe sie zu Tamaki trat, sich an ihn schmiegte und ihn umarmte. Dann gab sie ihm einen langen, liebevollen Kuss und Tamaki umarmte seine Freundin ebenfalls und erwiderte den Kuss innig. Kaoru drehte sich hastig weg, während auch ihr die Röte ins Gesicht stieg. Diese sehr intime Szene zu beobachten, schickte sich nicht, das wusste sie, aber dennoch musste sie noch einmal hinschauen, als ein Geräusch zu hören war. Tamaki hatte das Bikinioberteil in irgendeine Richtung geschleudert und riss den Kuss nun völlig an sich. Seri stöhnte leise und dann etwas lauter, als Tamakis Hände an ihre Vorderseite wanderten und ihre nackten Brüste umfassten und berührten. Kaoru flüchtete sich schnell weg von dort, während sie nochmals hörte, wie Seri aufstöhnte. Es war komisch, ihre Freunde dabei zu erwischen, aber gleichzeitig war es so normal für ein sich liebendes Paar. Sehnsucht wallte in Kaoru auf und sie wollte so gern das Gleiche mit Kou. Sie wollte ihn so ungezwungen küssen, ihn berühren und noch viel mehr, dass es in ihrem Körper wehtat. Kaoru blieb unvermittelt stehen und suchte nach einer Zuflucht. Sie konnte jetzt unmöglich in der Nähe bleiben, wenn sie womöglich noch mehr hörte. Sie war schon jetzt vollkommen durcheinander und sie musste einfach weg von hier. Ihre Augen nahmen ein Hinweisschild wahr, welches nach draußen zeigte und sie auf die Außenanlage des Schwimmbades aufmerksam machte. Vielleicht würde sie dort ein wenig Ruhe und Frieden finden und sie konnte darüber nachdenken, wie sie Kou beibringen konnte, dass sie viel viel mehr wollte, als einfach nur Händchen halten und diese flüchtigen Küsse auf Stirn, Wange und Mund. Sie hatte ein deutliches Bedürfnis und er hatte dieses bestimmt auch, er musste nur endlich dazu stehen, so empfand Kaoru. Aber dazu mussten sie miteinander reden und diesen Schritt gemeinsam gehen, denn nach sieben Monaten war es nun wirklich an der Zeit. Kaoru seufzte, betrat das niedrige Becken, welches durch einen runden Durchgang nach draußen führte. Sie hatte gerade den ersten Schritt nach draußen getan, da sah sie Kou, der einsam in einem runden Karree im Wasser saß und zu den Sternen sah. „Was machst du denn hier...?“, fragte Kaoru leise, doch sein Blick glitt sofort zu ihr. Scheinbar kam das Gespräch, dass sie mit ihm führen wollte, eher als sie gedacht hatte... Kapitel 16: Was ich wirklich will --------------------------------- Kaoru wurde sofort nervös und eine Weile versank sie zudem in dem Anblick Kous, wie er dort in diesem Karree saß. Das Wasser reichte ihm in diesem Bereich und im Sitzen bis zu den Schultern und er musste vorhin noch getaucht sein, denn seine Haare klebten ihm nass glänzend am Kopf. „Wenn du noch lange dort stehst, hast du morgen einen Schnupfen“, meinte er jetzt leise und auch Kaoru merkte nun, dass es viel zu kalt war, um lange im Badeanzug dazustehen, wenn das Wasser ihr gerade so bis zum Bauch stand. Sie beeilte sich, zu Kou zu kommen, wo das Wasser tiefer war und ihr wärmend bis zum Hals reichte. Sie setzte sich neben ihn und schaute anschließend ebenfalls zum Sternenhimmel hinauf, während sie ihre Gedanken sammelte. Irgendwie musste sie das Thema zur Sprache bringen. „Hast du Seri und Tamaki gefunden?“, wollte Kou nun wissen und automatisch kroch die Röte in Kaorus Gesicht. „J- ja“, wisperte sie und hatte damit nur noch mehr die Aufmerksamkeit ihres Freundes. „Und wo sind sie jetzt?“, bohrte Kou nach, weil die beiden anscheinend nicht mit nach draußen gekommen waren. „Bei den Rutschen... wahrscheinlich“, antwortete Kaoru, während sie erneut an die Szene denken musste, in welche sie fast geplatzt war. Das erinnerte sie aber gleichzeitig daran, worüber sie mit Kou reden wollte. Sie schaute ihn nun doch an und sie ignorierte die Hitze in ihrem Gesicht. Während sie versuchte, den geeigneten Einstieg zu finden, wandte Kou den Blick von ihr ab und schaute wieder nach oben zum dunklen Himmel. Sein Gesichtsausdruck war konzentriert und nachdenklich und der Anblick ließ Kaorus Herz höher schlagen. Sie spürte nur allzu deutlich, dass sie Kou liebte und dass sie mehr als nur bereit war, einen Schritt weiter mit ihm zu gehen. Vielleicht sollte sie nicht reden, sondern einfach Taten sprechen lassen, anstatt sich das Hirn nach einem geeignetem Einstieg zu zermartern. Kou konnte sich denken, was Seri und Tamaki wohl gerade taten und am liebsten hätte er ihnen die Leviten gelesen. Er freute sich zwar für die beiden, dass sie nach wie vor ihre Finger nicht voneinander lassen konnten, aber gleichermaßen musste er sich Gedanken darüber machen, wie viel Kaoru wohl gesehen hatte. Es würde sie sicher dazu bringen, mit ihm reden zu wollen, aber genau dieses Thema wollte Kou nicht erörtern. Seine Selbstbeherrschung war schon am Limit seit er Kaoru in ihrem Einteiler gesehen hatte, der nichts der Fantasie überließ und auch gerade sorgte dieses Stück Stoff dafür, dass er Kopfkino bekam. Sie war so hübsch und begehrenswert, aber er durfte nicht nachgeben, nicht, wenn das zwischen ihnen funktionieren sollte. Kou atmete tief durch und wandte sich Kaoru zu, um das Thema von vorneherein anzuschneiden und im gleichen Atemzug zu verwerfen, doch seine Freundin hatte andere Pläne. Sie beugte sich kurzentschlossen zu ihm und ihre Lippen kontaktierten die seinen. Mutig wie Kaoru nun einmal war, stürzte sie sich in einen innigen Kuss und Kou hatte keine Chance. Er hielt vollkommen still, doch Kaoru gab nicht auf, während sie seinen Mund küsste, der sich hingegen kein Stück bewegte. Sie rutschte näher und ehe er es verhindern konnte, kniete sie sich zwischen seine Beine und kam ihm nun so unglaublich nahe, dass ihm der Atem stockte. Sein Mund öffnete sich dabei und Kaoru küsste ihn umso leidenschaftlicher, wobei ihre Zunge sanft über seine Unterlippe und dann in seinen Mund glitt. Kous Augen schlossen sich, während er sich nach hinten und zu beiden Seiten abstützte. Er spürte den Kuss mit allen Sinnen und die Erregung packte ihn unbarmherzig und wild. Sein Körper begann kaum merklich zu zittern, während er sich in einem entfernten Winkel seines Kopfes dazu ermahnte, nicht einzuknicken. Aber es war so schwer, Kaoru jetzt von sich zu schieben und er konnte ihren verletzten Blick jetzt nicht gebrauchen, der unweigerlich darauf folgen würde. Sie wollte ihn eindeutig küssen und ihm nahe sein, was er ihr als seine Freundin nicht verübeln konnte und bei Gott, er wünschte es sich auch. Es hatte so einige Momente gegeben, in denen er ihr am liebsten die Kleidung vom Körper geschält und sie berührt hätte, doch noch immer hatte er Angst, die Kontrolle zu verlieren. Selbst jetzt hatte er es schwer, während Kaoru ihn tief und innig mit der Zunge küsste. Nur zu gerne hätte er dieses Spiel weitergespielt, doch es würde schlimm ausgehen, wenn er es zuließ. Also versuchte er, Kaoru von sich zu schieben, doch daraufhin umarmte sie verzweifelt seinen Nacken, vertiefte den Kuss und drückte sich an ihn. Ein leises Geräusch entkam Kous Mund, den das sehr überraschte. Ihre Zunge spielte mit seiner und er konnte seine Hände nicht mehr bei sich behalten. Sie legten sich auf ihren Rücken, während er den Kuss nun mit der gleichen Intensität erwiderte, die sie ihm zuteil werden ließ. Er lehnte an der Beckenwand, so dass er sich nicht mehr abstützen musste und das Wasser wärmte ihn, während er sie mit seinen Händen wärmte. Ihre Zungen ließen einander in Ruhe und sie gingen wieder zu normalen Küssen über. Ihre Arme hielten ihn weiterhin umarmt, ihre Hände strichen über seine Schultern und hinterließen wärmende Eindrücke und er bemühte sich, sie ebenfalls so wenig zu berühren. Doch er merkte bald, dass sie diese Zurückhaltung nicht wollte, denn sie ließ sich einfach auf seinem Schoß nieder und ihre Hände verabschiedeten sich in seine Haare. Kaoru war nervös und trotzdem sehr glücklich, als Kou ihre Küsse erwiderte und der Laut, der ihm entkommen war, hatte ihren Plan nur noch bestärkt. Sie saß nun auf ihm, was sie sich zuvor niemals zugetraut hätte, zumindest nicht, wenn sie beide nur jeweils die Hälfte anhatten. Sie spürte, dass es sich für sie richtig anfühlte und sie wollte mehr und mehr von Kou, der sie in den Armen hielt und ihre Küsse ebenso innig erwiderte. Seine Umarmung löste sich ein wenig auf und Kaoru bekam einen kleinen Schreck, doch dann verspürte sie Erleichterung, als er sanft ihre Arme streichelte. In einem stetigen Auf und Ab strich er mit den Fingern über ihre Haut und dieses Mal mischte sich ein kleines Seufzen in ihren Kuss. Sie neigte den Kopf, der Winkel des Kusses änderte sich und ein erregender Schauer ergriff sie, als Kous Zunge die ihre neckte, genauso, wie sie es vorhin getan hatte. Sie schmiegte sich mit ihrem gesamten Körper an ihn, spürte seine Stärke und auch seine Erregung, die sich an sie drängte und bewegte sich erneut an ihm. Kous Selbstbeherrschung wankte erneut und wurde gänzlich erschüttert, als er ihren nassen Körper an seinem spüren konnte. Ihre Brüste rutschten über seinen Oberkörper und seine Erregung wurde zu einem schweren, heißen Gefühl, welches sich in seiner Körpermitte sammelte. Sie musste es spüren, aber sie zuckte nicht vor ihm zurück. Nein, im Gegenteil, sie schmiegte sich einmal mehr an ihn und ab da war es mit seiner Selbstdisziplin vorbei. Seine Finger glitten weiter über ihre Arme, wieder und wieder, bis sie die Träger ihres Einteilers nach und nach nach unten korrigierten. Der Badeanzug ließ immer mehr nackte Haut erscheinen und Kaoru atmete hektisch in den Kuss, während sowohl kalte Luft als auch wärmendes Wasser ihre Haut umspielte. Kou streichelte weiter über ihre Arme, genoss es, wie sich eine Gänsehaut bildete und selbst dann noch streichelte er weiter. Er hielt die Augen geschlossen, riss den Kuss nun an sich und ließ ihr die heftigen Gefühle für sie zuteil werden. Die Träger des Badeanzugs landeten auf halber Höhe, der Stoff des Badeanzugs wurde noch durch ihre Brüste gehalten, aber Kou unternahm nichts, was Kaoru ganz wirr im Kopf machte. Schließlich schlüpfte sie einfach selbst aus den störenden Stoffstreifen und sie stöhnte leise in den Kuss, als abermals Luft und Wasser an sie drangen. Kälte und Hitze stritten sich auf ihrer Haut miteinander und es war ein anregendes Spiel mit der Lust. Kou spielte erneut mit Kaorus Zunge, schenkte ihr einen weiteren heißen Kuss und genoss es mit allen Sinnen, wie sie sich ohne Scheu an seinen Körper presste. Seine Erregung presste sich hungrig an sie und sie konnte es nicht lassen, sie rieb sich an ihm, was ihn alles um sich herum vergessen ließ. Eine Weile ließ er sie tun, was er wollte, bis er am ganzen Körper zitterte und dann setzte er zur Rache an. Er ließ von ihren Lippen ab und sie protestierte mit einem kleinen Seufzer, versuchte, sich seinen Mund erneut zu sichern, doch er glitt mit den Lippen nach unten und suchte ihren Hals auf. Seine Zähne knabberten unterhalb ihres Kinns an der Haut und sie zuckte zusammen, wobei er sich fragte, wie sie wohl reagieren würde, wenn er sein eigentliches Ziel erreichte. Er hielt sie sanft fest, erhob sich aus dem Wasser, um sich eine Stufe höher zu setzen und ließ sie wieder in seinen Schoß sinken. Sie war der Kühle des Abends ausgeliefert und ihr Körper erzitterte, doch das wollte er sich zunutze machen. Er schob sie leicht nach hinten, um mehr Platz zu haben und bedachte ihren schlanken Hals ebenfalls mit kleinen Küssen. Seine Hände hielten sie sicher und atemlos bog sich ihr Körper ihm entgegen, als hätte sie nur darauf gewartet. Kous Hände zitterten leicht bei seiner Tätigkeit, denn noch immer saß Kaoru auf ihm und sie rieb sich in anregenden kleinen Kreisen an ihm. Seine Erregung wurde immer härter und er atmete unruhig, ebenso wie sie, je näher er mit seinen Lippen ihren Brüsten kam. Endlich hatte er dieses Ziel erreicht und um sie ein bisschen für ihren Übermut zu strafen, biss er in ihre rechte Brust. Kaorus Kopf kippte nach hinten, ihre Haare berührten das Wasser und ihr Mund öffnete sich zu einem leisen Aufschrei, als er direkt danach seine Lippen und seine Zunge einsetzte. Ihre Hüften stoppten zitternd, während sie seine Zuwendungen genoss und für Kou wurde es immer schwieriger, sein Handeln zu überblicken. Er wollte es auch gar nicht mehr, sondern lieber mit Kaoru zusammen die Kontrolle verlieren und sehen, was das Ergebnis dabei war. Es war dumm, verrückt und unglaublich rücksichtslos, aber gleichzeitig fühlte es sich so gut an, dass Kou nicht aufhören konnte. Eine Hand hielt Kaoru fest, die andere begann wieder ihre Haut zu streicheln und sein Mund verfolgte anregende unsichtbare Muster auf ihrer Haut. Kaoru war vollkommen gefangen in dem, was zwischen ihr und Kou passierte und alles, was sie denken konnte, war, wie sie nur an noch mehr kommen konnte, ehe es sich Kou anders überlegte. Sie konnte seine Härte spüren und sie war so ungemein froh, dass sie Wirkung auf ihn hatte. Seine Lippen auf ihr fühlten sich unglaublich gut an und sie wollte dieses Gefühl nicht mehr missen. Sie hielt sich an seinen Schultern fest, zog sich hoch und lenkte ihn mit einem Kuss ab, dann vollführten ihre Hüften wieder diese kleinen und anregenden Kreise auf seinem Schoß. Sie rieb sich an seiner Erregung und wünschte, sie könnten noch ein wenig mehr Kleidung loswerden, doch so, wie es jetzt war, war ihr das eigentlich schon verwegen genug. Kou zitterte unter ihr, seine Hände verkrampften sich leicht an ihren Hüften und er passte sich ihrem Rhythmus an. Seine Muskeln arbeiteten, sie konnte es unter seiner Haut spüren, während sie sich an ihm festhielt. Er war vollkommen angespannt und gab sich keine Minute der schwelenden Erregung in sich hin, als ob er unbedingt die Kontrolle behalten musste. Sie strich über seine angespannten Schultern, bewegte sich etwas intensiver auf ihm, dass sie sich eigentlich hätte schamlos dabei vorkommen müssen, doch Kaoru empfand eher das Gegenteil. Sie fühlte sich gut dabei und wollte, dass Kou ebenso losließ wie sie, denn darum ging es, wenn man zusammen war. „Genieß es, Kou“, flüsterte sie an seinen Lippen und der Druck, den sie mithilfe ihres Körpers erzeugte, nahm zu, doch Kou schüttelte angestrengt den Kopf. Er brachte kein Wort hervor, während die Erregung in ihm ihr Limit erreichte. Er war kurz davor, es verschlug ihm jegliche Sprache und wenn er Kaorus Vorschlag nachkam, wusste er, dass es kein Zurück mehr gab. Aber das durfte nicht passieren... nicht nach dem, was er getan hatte. Die Schuldgefühle kamen zurück und er hielt Kaorus Bewegungen abrupt auf. Fahrig schob er sie von sich und zog sie wieder an, bis der Badeanzug ihren verführerischen Körper bedeckte. Nicht, dass es etwas geholfen hätte, aber es war besser als nichts. „Ich kann das nicht, Kaoru. Ich kann es einfach nicht“, sagte er gepresst, dann zwang er sich, Abstand zu ihr zu nehmen, sprang auf und ließ sie zurück. Kaoru saß fassungslos im Wasser und fühlte sich verletzt. Es war doch so gut gewesen, sie war zu Kou durchgedrungen, doch im letzten Moment waren wieder diese Zweifel in ihm aufgekommen und hatten alles kaputt gemacht. Kaoru nahm einen zittrigen Atemzug und Tränen traten in ihre Augenwinkel. Sie wusste nicht, wie lange sie diesen Zustand aufrecht erhalten konnte, wenn Kou sich dermaßen vor ihr verschloss und einfach nicht bereit war, diesen entscheidenden Schritt in ihrer Beziehung zu machen. Sie war der festen Auffassung, dass es ihn „heilen“ konnte, so dass er keine Angst mehr haben musste, ihr wehzutun, aber dazu musste er ihr auch entgegenkommen. //Wenn er das nicht kann, dann...//, dachte Kaoru und der Schmerz wallte in ihrem Herzen auf. Sie wagte nicht, diesen Gedanken zu Ende zu denken... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)