Way of Life von Puella (Überarbeitung - New Life) ================================================================================ Kapitel 27: Kapitel 26 ---------------------- Kapitel 26 Vor knapp zwanzig Minuten war ich Bulmas Händen entflohen, um Lyz' Einladung entgegen zu kommen. Nachdem ich ihr mitgeteilt hatte, dass meine Entscheidung positiv ausgefallen war, hatte sie fröhlich gegrinst und mir gesagt, sie würde dafür sorgen, dass alle Blicke sich auf mich richteten. Zuerst überrascht, dann geschockt und nach einem ellenlangen Vortrag über mein undankbares Verhalten, resigniert, hatte ich ihr schließlich erlaubt mich 'aufzustylen'. Ich hätte ja nicht wissen können, was ich damit in Gang gebracht hatte. Schon nach kürzester Zeit hatte sie mich aus der C.C. geschleift, um ein passendes Outfit zu kaufen. Meine Proteste darüber, dass ich bereits was zum anziehen hätte, hatte sie erfolgreich ignoriert. Auf die Frage hin, ob ich eine Verkleidung bräuchte, hatte ich verneint. Das fehlte mir noch. Ich war doch kein Frisierpüppchen. Später sollte ich noch über den Gedanken schmunzeln. Denn heute Mittag hatte sie mich vor ihrer Frisierkommode platziert und angefangen, meine Haare in allen erdenklichen Formen hochzustecken - vergeblich. Am Ende fielen sie so wie immer über meine Schultern und schienen die Schwerkraft zu verspotten. Auch mein Gesicht blieb vor ihren 'Angriffen' nicht verschont und gegen Abend war sie endlich fertig. Als ich in den Spiegel blickte, sah ich mir selbst aus schwarz-grau umrandeten Augen entgegen. Ich zog den dunkelroten Mantel etwas enger um meinen Körper, da der Wind für Ende Oktober bereits ziemlich kühl war und strich mir die Haare aus der Stirn, nur damit sie mit dem nächsten Windzug wieder verweht wurden. Die breiten Krempen des spitzen Hutes auf meinem Kopf flatterten im Wind und ich musste ihn festhalten, damit er nicht davon flog. /Das müsste als Verkleidung durchgehen./ Bulma hatte mir doch tatsächlich nicht geglaubt, was die Verkleidung anging. Dabei hatte Lyz selbst noch gesagt, es läge an mir, wie ich mich entschied. Tja, nun musste ich mich wohl damit abfinden, die restliche Nacht als Möchtegern-Hexe durch die Gegend zu laufen. Es waren noch ein paar Blocks bis zur besagten Villa, aber dennoch hörte ich bereits die ersten Klänge der lauten Musik. Ein Mensch mit seinem oberflächlichen Gehör hätte wohl nicht den klitzekleinsten Laut vernommen. Mich graute es jetzt schon davor, meine Trommelfelle stundenlang diesem Getöse auszusetzen. Mit jedem Meter den ich hinter mich brachte, wurde die Musik immer lauter und ich ahnte sogar den Duft von Alkohol in der Luft. Als ich dann um die letzte Ecke bog, staunte ich erstmal nicht schlecht. Das riesige Gebäude hatte sich definitiv verändert, seit ich sie es das letzte Mal zu Gesicht bekommen hatte. Die Farbe an den Wänden war neu. Das Dach repariert. Eingeschlagene Fenster durch neue ersetzt. Selbst die rostrote Steinmauer, die das Gelände umzäunte, sah renoviert aus. Das alte, rostige Tor, war durch ein größeres, goldenes ersetzt worden. Was aber vor allem auffiel, war die leuchtende Dekoration, die am und um die Villa herum angebracht worden war. Scheinbar planlos waren überall auf dem Rasen schwarze Tonnen aufgestellt, aus denen grell orangene Flammen aufzuckten und Funken in der Luft zerstreuten. An den Dachrinnen der Villa hingen Neonleuchtketten in den unterschiedlichsten Farben. Auch am kurzen Treppengeländer der Terrasse hingen ein paar dieser Exemplare. Und selbst die wenigen Laubbäume waren nicht verschont geblieben und trugen nun statt Blättern die allseits bekannte Dekoration. Um das Gesamtbild abzurunden, standen an jeder Ecke Kürbisse mir verzerrten Fratzen, deren schnitzerei, wohl nicht wenig Zeit beansprucht haben konnte. Gänsehaut überlief meine nackten Beine, als der plötzlich aufkommende Wind meinen Mantel aufschlug und mich umhüllte. Ich war mir sicher, Bulma hatte nur um mich zu ärgern, das kürzeste Kleid genommen, dass zu finden war. Und dann war es auch noch aus schwarzem Leder gefertigt! Mit der Brise kam auch der Geruch von Alkohol zu mir rüber und ich rümpfte die Nase. Mit einem Blick auf die Uhr stellte ich fest, dass die Feier erst seit einer dreiviertel Stunde lief und es roch bereits so, als wären sie den ganzen Tag am feiern gewesen. Einfach unglaublich, dass ich freiwillig hierher gekommen war. //Nur kurz Lyz 'Hallo' sagen, dann bin ich wieder weg.// Entschlossen trat ich durch das goldene Tor auf's Gelände und schritt mit langen Schritten über den Kiesweg. Immer die Treppe im Visier, welche zur Terrasse hoch führte. Schon nach wenigen Sekunden hörte ich die ersten Rufe in meine Richtung. ''Hey, Schnecke! Bock auf'n Bierchen?'' Auch beliebt zu sein, schien: ''Heute Abend schon was vor? Mein kleiner Freund findet dich ganz nett!'' Angeeckelt trat ich durch die offen stehende Haustür ins Innere des Gebäudes. Die unterschiedlichsten Gerüche schlugen mir entgegen. Schweiß, Alkohol, Moschus, der unverwechselbare Gestank von Fast Food und einige andere Sachen, von denen ich mir sicher war, dass sie mehr als nur illegale Ursprünge hatten. Hatte ich vorhin gedacht der Garten draußen wäre schon voll, so führte mir das Gedrängel hier drin etwas ganz anderes vor Augen. Da ich keine Lust hatte die gesamte Villa nach Lyz zu durchsuchen, ortete ich kurzerhand ihre Aura und schlug die Richtung ein, in die sie mich führte. Als ich unter einem kunstvoll verzierten Türbogen hindurch trat, wären mir beinahe die Augen aus dem Kopf gefallen. In der Mitte der riesigen Halle, von der ich vermutete, dass es vorher ein Tanz- oder Speisesaal sein sollte, war eine Bühne aufgebaut worden. Doch anstatt, dass auf ihr die Gäste tanzten, rekelten sich halbnackte Mädchen darauf herum. Um die Fläche verteilt standen fast nur männliche Jugendliche. Allesamt besoffen und high bis zum abwinken. Warum?! Warum war Lyz ausgerechnet hier drin? Die Antwort darauf fand sich in Form eines weiteren Jungen, der nun auch auf die 'Tanzfläche' stieg und sein Bier über das Dekolté eines der Mädchen kippte. Lyz möchtegern Freund rieb sich regelrecht an dem knapp bekleideten Cowgirl und gröhlte dabei laut auf. War ich gerade drauf und dran gewesen auf der Stelle kehrt zu machen, blieb ich nun doch stehen und hob eine Augenbraue in die Höhe. Wen zog dieses schleimige Muttersöhnchen denn jetzt auf die Bühne? Mir fiel fast die Kinnlade runter, als ich Lyz erkannte. Auch sie schien ihre Sinne nicht mehr beisammen zu haben und drückte ihrem Herzblatt einen Kuss auf, der sich vor aller Augen rasch intensivierte. Von meiner langjährigen Freundin war nichts mehr übrig geblieben, außer dem Abklatsch einer billigen Kopie, die nach außen hin den Schein zu wahren versuchte. Den Eines war mir nur zu schmerzhaft bewusst: Früher hätte sie so etwas nicht einmal im Traum getan. Die Augenbrauen unnatürlich tief ins Gesicht gezogen, drehte ich mich um und stieß dabei einen der Gäste an. ''Wohin des Weges, Mademoiselle?'' Meine Hand schon zur Faust geballte, hielt ich gerade noch rechtzeitig inne und schaute in ein breit lächelndes Gesicht. Allerdings wurden die Augen meines Gegenübers von der Krempe eines schwarzen Zylinders verborgen. Noch jemand also, der Verkleidungen nicht mochte. Dann fiel mir das Offensichtliche erst auf. Keine Alkoholfahne. Anscheinend auch keine Drogen. Und der Spruch, den ich für eine weitere blöde Anmache gehalten hatte, war wohl auch nur nett gemeint. Wenigstens Einer unter Hunderten, der ein wenig Verstand zeigte. ''Geht es dir nicht gut?'' Ich zwang mich zu einem kleinen Lächeln und schüttelte den Kopf. Der Hut, der bis dato auf meinem Kopf gethront hatte, segelte bei der Bewegung auf den Boden. ''Alles in Ordnung. Ich wollte bloß diese Saufveranstaltung verlassen.'' Er nickte kurz, bevor er sich bückte, um das Stück wieder aufzuheben. ''Was ist eine Hexe ohne ihren Spitzhut? Darf ich?'' Er deutete auf meinen Kopf und setzte ihn mir wieder auf, bevor ich etwas dagegen sagen konnte. ''Danke, aber ich denke, ich gehe jetzt.'' Mit einem angedeuteten Winken verließ ich den Raum, hörte allerdings die beharrlichen Schritte hinter mir. Als ich fast schon draußen war, wurde ich an der Schulter herum gerissen und fand mich vor dem gleichen Jungen wieder. ''Ich habe mich noch gar nicht vorgestellt..'', fing er an, was mich zum schmunzeln brachte. Der wollte doch tatsächlich hier und jetzt auf solche Förmlichkeiten achten. Und genau das war es, was mich stutzen ließ. ''Hör mal. Ich weiß ja nicht was das soll, aber wenn das deine Art der Anmache ist, dann würde ich jetzt sofort den Rückzug antreten. Und nimm deine Hand von meiner Schulter, wenn du sie behalten willst.'' Zögernd folgte er meinen Worten, als würde er befürchten, dass ich mich ohne direkten Kontakt in Luft auflösen würde. Womit er gar nicht mal so Unrecht hatte. Ihn nicht zur Sprache kommen lassend, drehte ich mich um und führte meinen Weg fort. Von Rufen wie: ''Schnapp sie dir, Alter!'', begleitet, begann er seine Verfolgung ein weiteres Mal, was mich unweigerlich zum Knurren brachte. Vielleicht hatte er doch weniger Verstand, als ich angenommen hatte. Selbst als ich das glänzende Eingangstor hinter mir gelassen hatte, hallten seine Schritte hinter mir auf. Beim nächsten Häuserblock angekommen, riss mein Geduldsfaden endgültig und mit viel Schwung drehte ich mich herum, um mit der Rechten knapp an seinem Gesicht vorbei zu schlagen. Wie auf einer Leinwand konnte ich beobachten, wie jegliches Blut aus seinen Wangen wich und er die Augen aufriss. Seine Lippen öffneten sich, aber es kam kein Ton raus. Ich versteckte meine Hände in den Manteltaschen und zuckte mit den Schultern. ''Ich hoffe, du hast es jetzt verstanden.'' Er nickte, bückte sich und hob - wie ich überrascht feststellte - meinen Hut vom Boden auf. Bevor er ihn mir in kürzester Zeit zum wiederholten Mal auf den Kopf setzte, klopfte er den Staub von der Krempe. Wann war der denn jetzt wieder runter gefallen? ''Ich heiße übrigens, Takahito.'' Diesmal war ich es, deren Augen sich weiteten. Jeder andere wäre bei meinem Verhalten schon längst hinter den Bergen verschwunden. Also war dieses Exemplar von Junge entweder nicht ganz dicht, oder hatte Todessehnsucht. An eine dritte Möglichkeit wollte ich gar nicht erst denken. ''Schöner Name.'', sagte ich schließlich. ''Ich bin sicher, deiner ist auch ganz in Ordnung.'', lächelte er mich an. Der hatte sich ja schnell von seinem Schreck erholt. ''Kasia. In Ordnung genug?'' Er nickte und das Lächeln erreichte andere Dimensionen. ''Kann ich dich ein Stück begleiten, oder zauberst du mir dann deine Faust endgültig ins Gesicht?'', fragte er schelmisch. Ich schüttelte den Kopf und nebeneinander liefen wir die Straße runter. Die Feier und das bisher Geschehene waren vergessen. ''Takahito. Wie kommst du zu dem Namen? Hört sich ziemlich altmodisch an.'', fragte ich nach einer Weile in die Stille hinein. ''Eigentlich hast du dir deine Frage bereits selbst beantwortet. Meine Eltern sind in den meisten Dingen recht in alte Traditionen verwurzelt.'' Er machte einen leicht gequälten Eindruck, als er sich den Oberarm rieb. ''Ich finde ihn deutlich besser als Twitch.'', murmelte ich vor mich hin, doch er schien es dennoch verstanden zu haben. ''Twitch? Ist das nicht der Typ, der die Blonde vor allen Augen regelrecht verschlungen hat?'' Ich nickte mit grimmiger Miene, beließ es dann auch dabei. ''Ich verstehe schon, kein gutes Thema. Eh.. Da vorne ist eine Bar. Ich schätze wir sollten unser Gespräch nach drinnen verlegen. Wenn ich friere, dann du in diesem kurzen Fummel doch bestimmt erst recht.'' Peinlich berührt entschied ich mich dazu, den Mantel vorerst wieder zuzuknöpfen. Dass ich gegen Kälte weitgehend abgehärtet war, musste er nicht wissen. Und auch nicht den Grund dafür. ''Gute Idee. Es ist wirklich ganz schön kühl geworden.'' Schweigend liefen wir weiter, wobei ich bemerkte, dass er mir immer wieder einen kurzen Seitenblick zuwarf. Als ich dann beim nächsten Mal ebenfalls den Kopf drehte, sah ich leicht amüsiert dabei zu, wie seine Wangen einen satten Rotton annahmen und er seinen Blick schnell gen Boden richtete, wodurch seine Augen wieder im Schatten seines Zylinders lagen. Auch er zog nun seinen schwarzen Mantel enger um den Körper. ''Warum so schüchtern?'' Langsam hob er den Kopf wieder, behielt aber seine Gesichtsfarbe bei. ''Eh? Bin ich doch gar nicht.'', versuchte er erfolglos zu lügen. ''Da ist es auch schon!'', rief er plötzlich aus und deutete auf ein unscheinbares Gebäude, an dessen Tür ein muskelbepackter Riese, mit kahl rasiertem Schädel stand. ''Sicher, dass das nicht eher ein Geheimquatier ist? Der Typ sieht nicht sehr gesellig aus.'' Er winkte ab - schien jegliches Schamgefühl wieder abgelegt zu haben. ''Nein, der schaut immer so. Komm.'' Bereitwillig ließ ich mich von ihm mitziehen, bis wir bei dem Türwächter ankamen. ''Gut'n Abend, T-Dog.'' Ich grinste, als mein Begleiter wieder rot wurde. ''Abend, John. Irgendwie scheinst du immer wieder zu vergessen, dass ich nicht so genannt werden will, Kumpel.'' Der Hüne - oder John - grinste breit und öffnete dann die schwarze Tür hinter sich. ''Kann schon sein. Viel Spaß, kleine Lady.'' Ich nickte ihm kurz zu und zog dann die Krempe meines Hutes ins Gesicht. Hinter uns hörte ich noch etwas, dass sich verdächtig nach: ''Ein Zauberer und eine Hexe.'', anhörte und lachte leise. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)