Die Wurzel aus "Leck mich am Arsch" ergibt "Vielleicht"! von MitsuruSenpaii (This Wonderful World Is Full of Bastards) ================================================================================ Prolog: Aus Eins mach Drei - Mathematik für Dummys! --------------------------------------------------- Wieso ausgerechnet dieser? - So oder so ähnlich könnte man vielleicht Sougos Gedanken beschreiben, wenn er später an diesen Arc seines Lebens dachte. Aber ich greife dem Ganzen vorweg... An der Gintama-High gab es ingesamt zehn Getränkeautomaten. Davon waren vier auf die ein oder andere Weise "speshul", also besonders erwähnenswert. Einer davon, weil er im Erdgeschoss stand und deshalb so gut wie niemand dorte etwas kaufte. Ein anderer stand in der Haupthalle. Er war deshalb "speziell", weil man ewig lang warten musste, da zu fast jeder Zeit des Tages lange Schlangen davor ausharrten. Eine weiterer, nämlich jener, der im dritten Obergeschoss im Westflügel stand, war der Getränkeautomat, wo die Kiheitai rumlungerte. Und einer war im obersten Stockwerk. Allein deshalb konnte man sicher sein, ihn verlassen vorzufinden, denn wer lief schon gern bis in das vierte Stockwerk hoch, nur, um sich etwas zu trinken zu holen? Sougo Okita, Captain der Ersten Division der Shinsengumi - was übrigens nur eine klangvolle, erhabene und zudem auch reichlich bescheuerte Umschreibung für "Ordnungsaufsicht" war - erreichte gerade das vierte Stockwerk, leicht außer Atmen. Es war ätzend, vom Erdgeschoss bis ins vierte Obergeschoss zu kommen, aber er war noch jung, und hier oben würde der Getränkeautomat noch voll sein. Vergnügt fischte er sich eine Münze aus der Tasche, als der Automat in Sichtweite kam. Keiner zu sehen, wie erwartet. Er grinste. Er kam beim Automaten an. In diesem Moment erschien auf der Treppe direkt bei dem Automaten jemand, und als wäre das nicht schon seltsam genug, sprang jemand vom Getränkeautomat runter. Einer davon hatte kurze, schwarze Haare mit einem Stich ins Dunkellila, und grüne Augen. Er trug unter der Gakuran-Weste ein rotes Hemd. Am auffälligsten an ihm war aber wohl die Augenklappe, die sich über sein linkes Auge - also vom Betrachter aus rechts - zog. Seine Mundwinkel zierte ein spöttisches Lächeln. Der andere trug eine Gakuran-Uniform, dessen Saum fast bis zum Boden reichte; die Innenseite war mit Tigerfellstoff gefüttert. Er hatte lange, zu einem Zopf gebundene salmonfarbige Haare, und saphierblaue Augen. Am meisten fiel an ihm aber wohl auf, dass er dauerhaft lächelte. Ein richtiges Fuchsgesicht also. Und Sougo selbst hatte sandbraune, relativ kurze und glatte Haare, rote Augen und war dafür bekannt, immer einen Autoblick an den Tag zu legen - es sei denn, etwas erweckte seine sadistische Freude. Dann verwandelte sich sein Gesicht in eine fett grinsende Sado-Fratze. Zudem lief er fast immer mit einer roten Schlafmaske rum, kaute oftmals Kaugummi, und unter der Gakuran-Weste trug er ein blaues Superman-Shirt - man vermutete, dass er das nur wegen dem großen "S" trug. Ein normaler Tag. Eine anormale Begegnung. Das klang jedoch dramatischer, als es eigentlich war. So standen die drei also vor dem Getränkeautomaten, und sahen einander an. Auf derselben Augenhöhe. Und ohne, dass sie sich selbst dessen bewusst waren, war an diesem Tag das "170cm-Trio" geboren. Ende. ... Okay, okay, dann eben nicht. Hätte ja funktionieren können. Dann also weiter im Text: Die drei ungleichen Schüler starrten einander an. Kamui grinste, als hätte man ihm das Grinsen im Gesicht festgetackert. Takasugi lächelte. Das Wort "lächeln" beschreibt jedoch so schlecht, wie Takasugi dabei aussieht, dass die Autorin den Vermerk gibt, sich am besten einfach mal ein Bild von dem werten Herrn anzuschauen. Und so, wie er auf rund 90 % aller Bilder lächelte, lächelte er auch jetzt. Und Sougos Blick war autoblicktastisch und sagte gar nichts aus. Dann aber beschloss er, seine Gedanken auszusprechen. "Oi, was macht ihr denn in dieser FF? Und was macht der da" - Fingerzeig auf Kamui, der nach wie vor grinste - "an dieser Schule?" Schweigen. Es schien, als würde keiner antworten. Das hätte Sougo auch nicht verwundert, denn für ihn waren die beiden nicht ganz normal. Das waren keine Typen für ein Kaffeekränzchen. Dann aber bequemte sich Kamui doch mal zu einer Antwort. "Ich bin hierher gewechselt, weil mir meine alte Schule zu ungemütlich wurde", meinte er lächelnd, während er die Arme hinter dem Kopf verschränkte. Er war allein schon deshalb, weil man bei ihm nie wusste, was er dachte, ein unberechenbarer Bursche. Deshalb, und natürlich, weil er in der letzten FF die Gintama-High zerstören wollte, und weil er seine eigene Schwester, Kagura, beinahe umgebracht hätte. Takasugi stand dem jedoch absolut null nach - in keinem der beiden Punkte. Auch bei ihm war es praktisch unmöglich zu erahnen, was in seiner Hirnstube vor sich ging, und auch er will die Schule zerstören. Mit dem Unterschied, dass er dies von innen heraus versuchte, sich aber bisher noch nie etwas in Form von handfesten Beweisen hat zu Schulden kommen lassen. Die Shinsengumi war machtlos gegen ihn, solange sie ihm und der Kiheitai nichts beweisen konnte. "Und außerdem", ergriff Kamui wieder das Wort, "ist das eine FF über das '170cm-Trio'. Demnach ist es wohl normal, dass wir auch vorkommen." Kamui nahm die Arme wieder runter und verschränkte sie nun vor der Brust. Auf den ersten Blick würde man niemals einen gefährlichen Burschen hinter dem Aussehen erwarten. Er sah eher süß und lieb aus, wie der ideale Schwiegersohn, der Traum jeder Mutter. Doch der Schein trügte: Hinter dem ewig lächelnden Jüngling verbarg sich eine blutrünstige Killermaschine, die für den Geruch von Blut nicht einmal davor zurück schreckte, die eigene Schwester umzubringen. Auf Sougos Frage bezüglich dieses ominösen '170cm-Trios' hin erklärte er, wie die Sonne höchstpersönlich, strahlend: "Ja, so nennt man uns drei zusammen. 170cm-Trio, weil wir alle 1,70 m groß sind. Zu dritt sind wir verdammt beliebt bei den Fans." Takasugi indes ... nun, Takasugi stand da, atmete und sah gottverdammt nochmal geil aus. Das war wohl Grund genug, um die Fangirls in Massen sterben zu lassen. Und Sougo? Dessen Blick mutierte zu dem eines äußerst miesgelaunten Autos. Woher wusste der das alles? Und was fiel ihm ein, so unverblümt die "Mauer" zu durchbrechen? "Versteh ich das richtig?", setzte er an. "Weil irgendwelchen kranken Fans aufgefallen ist, dass wir gleich groß sind, werden wir ständig auf Bildern und dergleichen zusammen gepfercht. Und weil nun irgendeine Fanfic-Autorin der Meinung war, über dieses '170cm-Trio' eine FF schreiben zu müssen, sind wir nun gezwungen, in irgendeiner Weise miteinander zu agieren?" Kamui nickte zweimal bestätigend, während Takasugi auch jetzt nichts anderes tat als zu atmen und gelegentlich zu blinzeln. Ohne ein weiteres Wort wandte sich Sougo um. Die Pause war eh gleich um. Er würde einfach in der Haupthalle versuchen, noch etwas Trinkbares zu ergattern. Was machte es schon, wenn er ein bisschen zu spät zum Unterrichtsbeginn kam? Was aber noch wichtiger war: Er würde da nicht mitspielen. 170cm-Trio? - Dass er nicht lachte. Und er wusste, dass zumindest Takasugi von der Kiheitai ähnlich denken musste. Alles andere war ausgeschlossen. Alles andere wäre zu OoC für ihn. Sougo würde nicht zulassen, dass man ihn mit irgendwelchen irren Vögeln zusammen steckte, nur um die Fangirls glücklich zu machen. Da konnte diese FF-Autorin lang warten. Eher würde er irgendein Drama mit Hjikata-san draus machen, als dass er nach der Pfeife irgendwelcher Fans tanzte. Yamazaki kam zufällig vorbei und sah die drei 170 Zentimetler beisammen stehen. Aber weil ihm die Kombination Angst machte, verschwand er sogleich wieder. Das waren keine Leute, mit denen sich jemand wie Yamazaki anlegen wollte. Kapitel 1: Dinge zu zerstören bei übermässiger Wut ist keine Lösung - aber es ist ein gutes Mittel um Aggressionen abbauen! --------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- "Dabei bist du doch selbst ein irrer Vogel, Okita-kun. Aber mal davon ab ... DAS IST KEIN GRUND UM ZU SPÄT ZU MEINEN UNTERRICHT ZU KOMMEN! Und vor allem so viel - der Unterricht ist gleich wieder vorbei, du hast also fast eine gesamte Stunde geschwänzt! Was denkst du, wer du bist? Wer?! Die Stunde ist gleich zu Ende, wieso bist du überhaupt gekommen? Okita-kun? Okita-kuuuun? Du hörst mir schon wieder nicht zu, hab ich recht? Du ignorierst mich, hab ich recht?! Okay. Ich werde deine Eltern einladen. Ich werde ein ernstes Gespräch mit ihnen haben, und dann... - ABER DU HAST JA GAR KEINE ELTERN! OKITA-KUUU-" In diesem Moment erklang der Pausengong. Ginpachi-Sensei ging zu Boden, erfolgreich vernichtet durch pure Ignoranz. Endlich Zeit, um zu erklären, dass es einen fliegenden Übergang gab. Gewöhnt euch dran, die wird es in dieser FF immer geben. "Irrer Vogel?" Sougo ließ sich neben Shinpachi, welcher in der ersten Reihe saß, auf einen Stuhl fallen, um diesem nun auf den Sack zu gehen. "Wieso bin ich ein irrer Vogel?" Dieser rückte sich die Brille zurecht, ehe er antwortete - eine Gestik, die Intelligenz ausstrahlen sollte, bei Shinpachi aber irgendwie vollkommen ihre Wirkung verfehlte. "Na, du bist doch selbst ziemlich blutrünstig und ... dein Sadismus lässt dich in einem ähnlichen Licht erscheinen wie die anderen beiden. Ihr drei habt neben der Größe einfach die Blutverliebtheit gleich. Ihr werdet daher auch gern als verschlagenes Schüler-Trio dargestellt." "Sooo?" Der Junge mit den sandbraunen Haaren fing an, auf seinem Stuhl hin und her zu wippen, während er eine Kaugummiblase machte. Schien, als habe Megane-Boy von solchen Dingen Ahnung. "Gibt es viele Bilder von mir und ... anderen zusammen?" "Naja, am häufigsten wohl mit Hijikata und den anderen Shinsengumi-Mitgliedern, ein paar wenige mit Mitsuba-san, halt das 170cm-Trio, ein paar wenige mit Gin-san, noch weniger welche mit Kamui-san, und ... dann halt die mit dir und ... Kagura-chan." Scheppern. Der Stuhl krachte mit voller Wucht nach hinten und die Kaugummiblase zerplatzte, als Sougo das Gleichgewicht verlor. Doch er war sofort wieder auf den Beinen. "Bitte was?!" Er versuchte, die Maske der Gleichgültigkeit zu wahren. Es klappte nicht ganz. Und er versuchte, sich den Kaugummi vom Gesicht zu kratzen. "N-naja", fing Shinpachi stotternd an. "Neben Pairing-Bilder zwischen dir und Hijikata-san sind die mit dir und Kagura-chan am meisten verbreitet." Aus wirklich unerfindlichen Gründen wurde es dem Sadisten gerade sehr schlecht. Er war S, nicht M - wieso meinte das Schicksal dann, ihn andauernd so quälen zu müssen? Das war echt nicht mehr witzig. "Sie sind wirklich sehr hübsch, und auf manchen seid ihr so zärtlich zueinander, eigentlich total OoC, aber richtig schön." Woraufhin Sougo erwiderte: "Wirst du jetzt endlich mal still sein, dämliche Brillenschlange?!" Er kämpfte immer noch darum, seinen Mageninhalt bei sich zu behalten. Er hatte bereits genug. Jedes Wort zuviel konnte nun ein Blutbad anzetteln. "Naja, und das letzte, sehr beliebte Bildtrio, besteht aus dir, Kagura-chan, und ihrem Bruder, Kamui. Zumal die Fans auch gern Kagura mit ihrem Bruder verpairen, da scheint der Gedanke eines Triangles nicht mehr weit zu sein." Und Fullstop. Was zu viel war, war zu viel. Und da "zuviel" bei Sougo eigentlich schon bei der Erwähnung von OkiKagu erreicht war und er eben schon eine Warnung ausgesprochen hatte, zog er nun ohne eine weitere Warnung sein Schwert und ging damit auf Shinpachi zu. "Stirb, Brille." In diesem Moment kam Kagura mit einer Fresslawine rein. Man musste nicht hinschauen, um das mitzubekommen, denn wie immer wurde es sehr laut, wenn China-Girl zugegen war. Als sie der Szene gewahr wurde, rief sie mit vollem Mund: "OIF! Laff Sfhinphahhzsi in Rue, Fadoyaro!" Was in die Sprache der zivilisierten Menschen übersetzt bedeutete: "OI! Lass Shinpachi in Ruhe, Sadoyarou!" Sougo ließ gehorsam von Shinpachi ab. Aber nicht, weil er vor Kaguras kraftlosen Drohgebärden Angst hatte, sondern einfach, weil ihm die Lust dazu vergangen war, hier in der Klasse ein doppeltes Blutbad an zwei äußerst nervigen Personen anzurichten. Stattdessen stand er auf und nahm an seinem Platz links schräg hinter Kagura Platz. Beobachtete Hijikata-san beim Mayonnaise aufs Brot schmieren. Bekam erneut einen Würgereiz und wandte den Blick um. Beobachtete dann sie. Dachte nach. Also, die Fans mochten das Pairing Okita x Kagura, kurz OkiKagu, richtig? Hm. Über das "Warum" wollte er lieber nicht nachdenken. Die Begründung dafür war bestimmt eh sowas Unsinniges wie "Die kämpfen dauernd miteinander, die müssen sich lieben!" oder "Was sich liebt, das neckt sich!" oder "Die sind so süß zusammen, ich kann es nicht ertragen, KIYAH!" Nein, über den Grund dafür wollte er wirklich nicht nachdenken. Ihm würde wahrscheinlich eh nur davon schlecht werden, je länger er sich damit befasste. Er hatte vorhin erst zu Mittag gegessen und wollte das noch ein wenig im Magen behalten. Sein Magen war in der Hinsicht ohnehin äußerst delikat geworden. Er fragte sich stattdessen: Konnte er damit arbeiten? Wahrscheinlich schon. Hm. Er hatte sie ja in den FFs dieser Mitsuru bereits drei mal geküsst. Viermal, wenn man den auf ihren Handrücken mitzählte. Nun, das wäre auf jeden Fall eine Idee, der Autorin dieser FF einen Strich durch die Rechnung zu machen: Indem er es zu OkiKagu mutieren ließ, statt dem geforderten 170cm-Service nachzugeben. Hm. Er kam zu dem Entschluss, dass das - "Ich glaube, dass das keine gute Idee ist.", meinte da plötzlich Hijikata in Sougos Gedanken rein. Auf dessen Nachfrage hin erwiderte er: "Ich hab euer Gespräch mitbekommen. Und deine Gedanken stehen dir gut lesbar ins Gesicht geschrieben." Zumindest für jemanden, der ihn schon so lang kannte. Er erklärte seinen Einwand so: "Nun, wenn du mit dem China-Girl spielst, könnte es dich das Leben kosten. Du weißt, wie sie ist." Aber den Einwand wischte Sougo unbeherzt zur Seite. "Sie ist nur ein dummes, brutales Gör. Keine Chance, sie ist mir null gewachsen." In einem richtigen Kampf gegen sie würde er niemals den Kürzeren ziehen. Dessen war er sich fast sicher. "Und was, wenn du dich dabei wirklich in sie verliebst?" Der Einwand kam so plötzlich, so unvorhersehbar, so vollkommend aus dem Nichts, dass... ... Sougo sofort merkte, was Sache ist: Er riss mit einer Bewegung die Klappe des Pultes hoch und zog einen Zettel hervor, auf dem "Regieanweisung" stand. "Und was soll das bringen?", fragte er in den Himmel, als würde er mit der Autorin sprechen. "Ein Versuch, dich von OkiKagu abzuhalten.", antwortete ich frei raus - denn dies war eine FF zu einem offiziellen Gintama-Parallel-Univerum, und in Gintama ist sowas möglich. "Für euch beide hab ich bereits eine andere FF geplant, die als nächstes kommen wird." Sougo konnte sich das Kotzen nur mit Müh und Not verkneifen. Er beschloss, den Einwand mit der nächsten FF zu ignorieren. Er hatte sich bestimmt nur verhört. "Und du bist ... diese Mitsuru?" Schon krass, die Mauer auf so eine Art zu durchbrechen. Aber andererseits hatte sich die Autorin damit auch Steine in den Weg gelegt, denn wie sollte sie künftig das noch übertreffen? Besser ging's doch kaum noch. Ein Lachen von mir. Ich bin mir dessen nicht so bewusst wie Sougo und habe in diesem Augenblick auch noch nichts zu befürchten. "Genau die bin ich. Dachtest du, mit der letzten FF wäre es wirklich schon vorbei gewesen? Und nun sei schön brav und agier mit den anderen beiden für nette 170cm-Action, okay, Sougo-chan?" "Wie hast du ... mich gerade genannt?" Er zückte sein Schwert. Doch das Lachen von mir, der größenwahnsinnigen Autorin dieser Fanfiction, verklang bereits. Es gab nichts, was Sougo hätte dagegen tun können. Und selbst, wenn er Kagura nun vor versammelter Mannschaft durchnehmen würde, könnte er nichts an dem Fakt ändern, dass dies eine 170cm-FF war. Und ich, als Autorin, würde schon dafür sorgen, dass es dazu kommt. Yamazaki war übrigens auch da. Er atmete, blinzelte, war verstört über die aktuellen Geschehnisse und aß Anpan, obwohl er Anpan hasste. Leider erwies sich Sougo als hartnäckiger als gedacht. Er ging Kamui und Takasugi, wann immer er einem oder gar beiden begegnete, konsequent aus dem Weg. Und da besagte Personen kein Zwiegespräch mit der Autorin hinter sich hatten wie er, wussten sie nichts von der ganzen Sachlage und taten daher auch nichts dafür, um von ihrer Seite aus mit ihm zu agieren. Aber da der Autorin das Schreiben aus Sicht von Sougo besser liegt, konnte sie auch schlecht die Perspektive wechseln und dafür sorgen, dass einer der anderen beiden für den gewünschten Service sorgte. Sougo kümmerte das wenig. Er würde Kamui und Takasugi so oder so aus dem Weg gehen; denn der eine war ein aufgedrehter Unruhestifter, der ihre Schule schon einmal angegriffen hatte, und der andere war ein ruhiger Unruhestifter, der zwar offiziell nie etwas Böses getan hatte, aber verdächtigt wurde, das ein oder andere krumme Ding gedreht zu haben. Die "Kiheitai" hieß schließlich nicht umsonst so. Momentan zog Sougo es vor, den Unterricht zu schwänzen und draußen bei den Waschbecken am Sportplatz herumzulungern, während er überlegte, ob er dies hier nicht doch zu einer OkiKagu-FF mutieren lassen sollte. Einfach aus dem Grund, um dieser dämlichen Autorin - also mir - eins auszuwischen. Ich - die Autorin - dachte, er könne mir nichts anhaben. Dachte, ich wäre unverletzlich, unbezwingbar, unaustricksbar. Ich hatte falsch. Sehr falsch. Denn plötzlich begann die FF, ein Eigenleben zu entwickeln. "Oi, Sado." Sougo wandte den Kopf in die Richtung, aus der die Stimme kam - dass er auf den Namen hörte war eh schon bezeichnend genug - und erkannte Kagura, die die Ärmel ihrer Jogging-Weste hochgekrempelt hatte. "Troll dich, du Banane", war seine monotone Antwort. Er war viel zu sehr damit beschäftigt zu überlegen, ob er es wirklich mit seinem Gewissen vereinbaren konnte, diese FF zu OkiKagu mutieren zu lassen, um zu realisieren, dass ihm doch gerade Kagura selbst gegenüber stand. Die Wahrscheinlichkeit, dass dieser Plan zu einem Selbstmord mutierte, war verdammt hoch. Er fand eigentlich nicht einen einzigen Grund, der dafür sprach. Selbst 170cm sollte ein Klacks dagegen sein. "Wie hast du mich gefunden?" "Mit Sadaharus Hilfe." Der riesige Hund rannte vorbei, Sougos Sporthose im Maul. Die Laune des Braunhaarigen fiel mit gewaltiger Geschwindigkeit in den Keller. Kagura wartete noch ein paar Sekunden, aber es kam nichts mehr. Also zuckte sie mit den Schultern und beschloss, das durchzuziehen, wofür sie hergekommen war. Sie ging zum Waschbecken, bekam es zu fassen, hob es hoch und ... - warf es kurzerhand auf Sougo, der gerade rechtzeitig aufgesprungen war und dem riesigen Ding in letzter Sekunde ausweichen konnte. Sofort fing es an, auf sie zu regnen, als nur noch Grundgerüst und Wasserleitungen davon zeugten, dass hier mal ein Waschbecken stand. Sougo erbleichte ein bisschen. Aber nur ein bisschen. "Was zum...?!" Sie unterbrach ihn. "Du heckst doch irgendwas aus, nicht wahr? Ich hab zwar nicht genau verstanden, worum es ging, aber du hast neulich mit der Autorin gesprochen, und ich werd das Gefühl nicht los, dass es dabei um mich ging. Und seitdem starrst du dauernd zu mir rüber, wie so ein perverser, alter Sack. Ich wusste ja, dass du auf mich stehst, aber das ist echt eklig. Also stirb, Dreckskerl!" Sougo hätte ihr gern verklickert, dass nichtmal ein alter, impotenter Sack auf ein Gör wie sie stehen würde, aber die Frage, was sie nun vorhatte, lenkte ihn davon ab. Sie zog sich die Joggingweste aus, warf sie davon, nahm dann einen riesigen Stein hoch, der größer war als sie selbst und normal von den Schülern als Sitzstein benutzt wurde, und warf ihn kurzerhand auf Sougo; der dieses Mal jedoch besser reagierte: Statt von ihr wegzuweichen, sprang er auf Kagura zu, womit diese nicht rechnete. Ihre Reaktion kam daher auch eine Sekunde zu spät, und bevor sie richtig zum Kick ansetzen konnte, hatte der braunhaarige Junge sie bereits zu Boden geworfen - mit seinem eigenen Körpergewicht, versteht sich. So lagen die beiden kurz da. Dann wurde Kagura rot. - Oder zumindest wäre dies der ideale Zeitpunkt dafür gewesen, doch nichts in der Richtung passierte. Stattdessen fing sie an, auf den anderen einboxen zu wollen, was dieser jedoch im Keim erstickte, indem er ihre Hände mit seiner linken über ihrem Kopf regelrecht festnagelte. Nun, dachte er, das ist doch jetzt eigentlich die beste Gelegenheit. Doch er küsste sie nicht, denn das tat er ja nur, wenn sie nervte. Außerdem war er immer noch der Meinung, dass es einem Selbstmord gleichkam, dies zu einer Pairing-FF mutieren zu lassen. Einem Mord an ihm, seinen Innereien, seinem gesamten Wesen plus sämtlicher S-Eigenschaften, die er sich in seinem Leben angeeignet hatte, und natürlich Mord an seinem Ego. Aber er konnte es zumindest so aussehen lassen, als habe er mit ihr Unsittliches vor. Er grinste sadistisch, was Kagura zumindest ein wenig erbleichen ließ. Aha, na sieh einer an, dachte er mit einer hochgezogenen Augenbraue. Sie konnte also doch normale Reaktionen an den Tag legen. Beim Betrachten von Kagura bemerkte er, dass das Wasser den in solchen Szenen typischen Effekt erzielt hatte. "Man kann deine Unterwäsche sehen.", sagte er desinteressiert. Als würde ihn der pinke A-Cup BH eines flachbrüstigen Mädels interessieren. Aber Kagura ließ das kalt. Auf eine für diese Situation typische Reaktion wie erröten und "Kiyah~"-schreien gab sie nichts. Wahrscheinlich wusste sie nicht einmal, dass das jedem anderen Mädchen mit zumindest etwas Schamgefühl peinlich wäre, wenn man ihre Unterwäsche sehen konnte. Sie zeterte stattdessen weiter, doch das konnte der Sadist aus Berufung mittlerweile ganz gut verdrängen. Und als er ihr die fette Hornbrille vom Gesicht nahm, sie einer eingehenden Musterung unterzog, und dann langsam näher kam, da ... ... vergaß er, dass Kagura auch noch Beine hatte, mit denen sie kräftig zutreten konnte. Seine Kronjuwelen erinnerte ihn in diesem Moment äußerst schmerzvoll daran. Sougo brach leise wimmernd über ihr zusammen, ihr triumphierendes Gerufe kaum noch mitbekommend. Kein Mann verkraftete solch einen Angriff auf seinen Familienschatz so einfach. "Ha! Du blöder Sadokopp, geschieht dir ganz recht!" Doch Kagura machte einen Fehler: Statt sich zu freuen, hätte sie sich seiner entledigen sollen; so, wie es jedes gescheite Mädel getan hätte. Das wäre definitiv besser für sie gewesen. Doch sie verpasste die Chance auf Befreiung vor lauter Siegestriumph. Stattdessen verging der Moment seiner größten Schmerzen, und dann setzte Ärger ein. "Du verdammte Bitch", murmelte er pissig. Nun küsste er sie doch, denn sie hatte es geschafft, in ihm wirklichen Ärger wachzurufen, und das schaffte komischerweise außer ihr niemand. Jedoch küsste er sie nicht wie sonst immer nur per Lippen, sondern dieses Mal mit Zunge. Das war für Kagura offensichtlich Neuland; denn als er mit der Zunge in ihren Mund eindrang, schoss ihr das Blut mit einem Mal ins Gesicht. Zudem verkrampfte sie sich, und ihr Atem begann zu stocken. Ihe Augen füllten sich mit Tränen - ob nun wegen dem Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen, oder wegen ihm, war nicht gewiss. Sougo fuhr seinen Ärger gezwungenermaßen eine Spur zurück. Er ließ mit der Linken ihre Arme los und führte die selbe Hand zu ihrer Schulter, wo er sie ungewohnt sanft drückte. Nun, wo sie ihre Arme wieder für sich hatte und nicht in dieser ungemütlichen Position lag, entspannte sie sich ein wenig. Allerdings nur für einen winzig kleinen Moment. Dann schlug sie ihm gegen den Oberkörper, und als das nichts brachte, krallte sie die Finger in seinen Rücken; wahrscheinlich, um ihm Schmerzen zuzufügen. Doch in einem abstrakten Anflug von M erbrachte das eher den gegenteiligen Effekt bei Sougo. Dabei könnte sie ihn mit ihren unmenschlichen Kräften ganz einfach wegtreten. Nun, wer weiß, was sonst noch passiert wäre. Aber irgendwann bemerkte die Autorin dieser Fanfic, dass sie gerade alle Fäden verlor und die Sache ein beängstigendes Eigenleben entwickelte, und beschloss, dass sie etwas dagegen tun musste. Auch wenn ihr das, was da vor sich ging, im Grunde genommen gefiel - immerhin war sie ja selbst OkiKagu-Fan! Dies änderte jedoch nichts an dem Fakt, dass sie OkiKagu-Service nicht für diese FF geplant hatte, also schickte sie das fieseste Mittel, um die beiden, also Okita und Kagura, zu stören. "Ehm", erklang eine Stimme von der Seite. "Was tust du da mit meiner Schwester?" Sougo löste gezwungenermaßen den Zungenkuss, der ja eh nur aus dem Grund entstanden war, es dem China-Girl heimzuzahlen, und den er nie im Leben genossen hätte; und stand auf. "Wir sind hingefallen", sagte er monoton, als wäre nie etwas passiert. Es kümmerte ihn dabei nicht, dass ihrer beider Aussehen das Gegenteil besagen musste. Zeitgleich versuchte er, sich den Staub aus den nassen Klamotten zu schlagen. Sie waren die ganze Zeit unter dem Regenschwall des zerstörten Waschbeckens gelegen, und vor allem sein Rücken war mittlerweile bis zur Unterhose hin vollkommend durchnässt. Er hatte es irgendwann nicht mehr registriert. Kagura bezog gierig die Luft ein und wischte sich die Tränen aus den Augenwinkeln. Dann kam sie in eine sitzende Situation. Und erst dann schien sie Kamui zu bemerken. "A... Aniki?", stammelte sie leise und erbleichte dabei um einige Nuancen. "Tut mir leid, wenn ich euer kleines Schäferstündchen unterbrochen habe." Er lachte und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Doch in seiner Stimme lag ein ganz und gar ungemütlicher Unterton. "Tut dir gar nicht leid", sagte Sougo in gleichbleibenden Ton, ehe er sich mit der Zunge über die Lippen fuhr. Sie musste vorhin irgendwas mit Erdbeeren zu sich genommen haben. Seine Lippen hatten den Geschmack ihrer Lippen angenommen und schmeckten nun nach Erdbeere. Widerlich. Was dann kam, geschah in dem Bruchteil einer Sekunde: Er wusste, aus einem ihm in Nachhinein unerfindlichen Grund, noch bevor sie aufsprang, was Kagura vor hatte, reagierte blitzschnell, und hatte sie sofort eingefangen. Mit dem linken Arm versperrte er ihr den Mund, damit sie keinen Quatsch erzählte, während er den den rechten um ihren Bauch schlang und sie mit aller Kraft an sich drückte. Er würde nicht zulassen, dass sie einander wieder bekämpften. Kein Blutbad an dieser Schule, dass nicht er selbst verschuldet hatte. Dazu fühlte sich Sougo als Shinsengumi-Mitglied genötigt. Kamui unterdessen schien das gar nicht gern zu sehen. "Verrätst du mir, was das soll?", fragte er grinsend an Sougo gewandt, doch man musste in diesem Moment nicht Abuto heißen um zu verstehen, dass Kamui nicht gerade gut gelaunt war. Oder besser gesagt: Seine Laune war im Keller, stetig weiter sinkend. Er strahlte pure Mordlust aus. "Wie gesagt: Ich will kein Blutbad hier, und ich hab auch keine Lust, wieder dazwischen zu gehen. Am besten also, wenn es erst gar nicht zu einem Kampf kommt." "Und was willst du von meiner Schwester?" Als würde es Kamui um seine Schwester gehen. Irgendwas musste an der Sache faul sein. Ob schlussendlich diese Autorin ihn hierher gelotst hatte? Er überlegte schon, irgendeine doofe Lüge zu erfinden. Doch dann kam er zu dem Entschluss, dass er auch einfach die Wahrheit sagen konnte. "Sie ist mein neues Spielzeug mit einer Menge Potenzial." Das fette, sadistische Grinsen strafte die monotone Stimmlage, mit der er das sagte, jedoch Lüge. Kamui öffnete die Augen, um den Braunhaarigen genauer unter die Lupe zu nehmen, und um zu erkennen, ob er log. Dann fing er an zu lachen - und es war ein ehrlich amüsiertes Lachen. "Soso", rief er gefährlich grinsend. "Interessant. Sehr interessant. Darf ich dich killen?" "Versuch's doch.", war Sougos einsilbige Antwort darauf. Und das meinte er ernst. Schweigen. Die beiden starrten sich an, und es war schwer zu erkennen, wer den anderen aus welchen Gründen und mit welcher Gefühlsmischung anstarrte. "Soso", wiederholte da das Schlitzauge. "Scheint, als hätten wir ähnliche Interessen an meiner Schwester. Also scheinen wir uns gar nicht so unähnlich zu sein." Plötzlich, von einer Sekunde zur nächsten, entspannte Kamui sich, und dann fing er erneut an zu lachen. "Ja doch, das kann lustig werden. Und ich mag lustige Dinge.", fügte er an, nachdem er mit dem Lachen fertig war; den verwirrtskeptischen Autoblick von Sougo ignorierend. Dann wandte er sich um und ging. Keine letzte Drohung wie "Das wird ein Nachspiel haben" oder "Du wirst meine Schwester nicht in deine dreckigen Finger bekommen" oder dergleichen, sondern nur ein "Und ich mag lustige Dinge", und mehr nicht. Nach einigen Sekunden wandte Sougo den Blick nach unten zu Kagura, die sich immer noch zu befreien versuchte. Sie hatte, kurz nachdem er sie quasi gefangen genommen hatte, angefangen, auf seinen Arm zu beißen, aber verglichen mit der Mordlust, die ihr Bruder ausgestrahlt hatte, waren die Schmerzen dieses Bisses mit dem Erleben einer Fahrt auf einem Kinderkarussell vergleichbar. - Was aber nicht bedeuten sollte, dass es nicht weh tat. "OUCH - ist ja gut!", rief er und ließ sie los, woraufhin Kagura stolpernd zum Stehen kam. Er schüttelte indes seinen tauben Arm. Die Schmerzen waren nicht von schlechten Eltern, und Blut tränkte seine Gakuran-Weste. Ein Besuch im Krankenzimmer schien unausweichlich. Missmutig schluckte er seinen Ärger runter, während er sich umwandte. Uniformen kann man schließlich waschen. Und dieser Biss würde auch verheilen. Also keinen Grund, jetzt weiterhin in der Nähe dieses Weibes zu bleiben, welche es auf so unverständliche Weise schaffte, ihn immer und immer wieder zur Weißglut zu bringen. Er hasste sie allein dafür schon, denn nichts machte ihm mehr zu schaffen, als wenn er die Kontrolle verlor und seine Emotionslosigkeit nicht aufrecht erhalten konnte. "Bleib sofort stehen, Bastard!", rief Kagura, als er bereits einen Schritt in Richtung Hauptgebäude gegangen war. "Was sollte das eben heißen? Und wieso hast du mich aufgehalten? U-und das eben?!" Sie war so aufgebracht, dass sie gar nicht mehr zu wissen schien, was sie mehr in Aufregung versetzte. Aber das war auch egal. Sougo hörte eh nicht zu, sondern stampfte einfach weiter. Die Sache vor Kamuis Auftauchen war schon wieder vergessen - oder eher verdrängt, ob dessen bedrohlicher Erscheinung. Und mit solchen Typen sollte Sougo "agieren"? Da war einer doch gemeingefährlicher als der andere. Nicht, dass man Sougo da als Ausnahme hätte zählen können. "EY, SADOYAROU!" Kagura rannte ihm hinterher, stolperte aber für solche Situationen typischerweise, fiel; und riss Sougo, der sich gerade umdrehte und ihr verklickern wollte, sie solle aufhören ihn so zu nennen, mit sich nieder. Selbe Ausgangssituation wie eben, nur mit dem Unterschied, dass Kagura nun oben war, und sie bestimmt von sich aus keine Anstalten machen würde, über ihn herzufallen, wie er es zuvor getan hatte. Aber machte nichts. Dafür lag sie auf Sougo. Und dieser zog sie in einer fast schon sanften Bewegung zu sich runter und küsste sie. Dieses Mal nicht, weil sie nervte, sondern ... - Ja, warum eigentlich? Es war nur ein flüchtiger Kuss auf die Lippen, den er auch sogleich wieder abbrach, und Kagura zuckte zurück, und im nächsten Moment hastete sie von ihm runter. Sougo versuchte noch heraus zu finden, woher nun das kam - er neigte in letzter Zeit immer öfters zu Selbstsadistischen Angriffen gegen sich selbst, was ihn irgendwie verwirrte, in gewisser Weise aber auch aufregte - als er Kagura einen Blick zuwarf. Ihr Atmen ging stoßweise, und sie hatte den Arm vor dem Mund, mit dem sie sich die Lippen abwischte. "Hey, das sollte eigentlich meine Reaktion sein.", gab Sougo ehrlich gekränkt von sich. Seine Lippen waren bestimmt total weich, immerhin war er ja ein Bishounen. Was ihn dann aber irritierte, war ihre Reaktion. War anfangs nur Wut gepaart mit Überraschung in ihrem Gesicht zu lesen gewesen, wenn er sie geküsst hatte, so war sie nun rot wie eine Tomate geworden, mit einem deutlich verstörten Gesichtsausdruck. Ihr Atem hatte sich noch immer nicht normalisiert. Ohne einen für ihn ersichtlichen Grund hatte sie Tränen in den Augen. Sie war also doch zu normalen Reaktionen fähig, soso. Plötzlich, aber nicht unbedingt grundlos, kamen Sougo die Worte von Hijikata in den Sinn, die diese Mitsuru ihm in den Mund gelegt hatte: "Und was, wenn du dich dabei wirklich in sie verliebst?" Und Sougo kam nicht umhin, den Satzbau dieser Frage entsprechend umzustellen: Und was, wenn sie sich dabei wirklich in mich verliebt? Der Stein traf den in Gedanken versunkenen Sougo völlig unvorbereitet. "KREPIER, BASTARD!", schrie das China-Girl und rannte mit hochrotem Kopf davon. Und zwar auf direktem Wege zur Mädchentoilette im Erdgeschoss, wo sie sich erstmal ordentlich Wasser ins Gesicht und vor allem in den Mund schaufelte. Sie ... sie hatte seine verdammte, dreckige Sadistenzunge in ihrem Mund gehabt! Erwachsene steckten sich also regelmäßig gegenseitig die Zunge in den Hals? Wozu war das gut, was brachte das?! Und überdies hatte sie sich irgendwann nicht einmal mehr wehren können, weil all ihre Kraft flöten gegangen war! Dabei gab es dafür keinen Grund; immerhin hatte sie ausreichend gegessen, und kein Mensch der Welt sollte es mit ihr aufnehmen können. Und doch hatte sie sich nicht wehren können, und sie verstand nicht einmal, warum! WUMMS! - Das war der Spiegel. Wieder einmal. Den Hausmeister erwähne ich an der Stelle erst gar nicht. Wahrscheinlich lebte er ohnehin nicht mehr. Kagura beruhigte sich erst, als sämtliche Toilettenrollen in dem Raum durch exzessives Rumwerfen verteilt waren, das Waschbecken unbenutzbar gemacht wurde und die eh noch nicht trockenen Klamotten bei dem Versuch, sich die Zunge von dem abartigen und seltsamen Kuss abzuspülen, erneut komplett mit Wasser eingesaut waren. Ihr Herz aber raste jedoch noch immer dreimal schneller als sonst - vor Wut, wie sie glaubte. Doch wieso fühlte sich das so komplett anders an als beim ersten Mal, als bisher? An der Stelle musste die Autorin vielleicht Folgendes erklären: Kagura hatte nicht den leisesten Hauch einer Ahnung, was gerade vor sich ging. Das, was für den Leser offensichtlich zu sein scheint, war für Kagura alles andere als offensichtlich. Sie hatte zwar ein Chapter lang so getan, als sei sie Hals über Kopf in den Sadistenbraten verliebt, aber das Wissen, wie man sich "verliebt" benimmt, stammte dabei aus dem Fernseher. Und wie jeder wissen sollte, ist der Fernseher als Wissensquelle nicht unbedingt die beste Lösung. Besonders, wenn es sich dabei um eine total billige und überschnulzte Seifenoper handelte. Doch nun spielten ihre Gefühle verrückt. Und das Schlimmste daran war: Sie wusste einfach nicht, was das bedeutete. Dies zu entschlüsseln war schon für normale Menschen schwierig; besonders dann, wenn sie zum ersten Mal solche Gefühl hatten. Aber für Kagura, die eh nicht besonders helle und zudem erst im zarten Alter von 14 Jahren war, war das die reinste Katastrophe. The Worst Case ist eingetroffen: Kagura verstand sich selbst und die Welt nicht mehr! Und das war für einen Menschen, der bisher nur die Gefühle "Hunger", "großen Hunger", "unvorstellbaren Hunger" und "ULTRA Hunger" sowie Gefühle wie Trolling, Schadenfreude, Müdigkeit, Langeweile, Desinteresse, Neid, Futterneid und auch eine große Portion Wut kannte, ein Desaster! Und das überhaupt Schlimmste daran war, dass sie keinen Weg wusste, herauszufinden, was los war. Denn anders als in dieser einen, eben erwähnten FF traute sie sich in dieser realen Situation nicht, mit jemandem darüber zu reden. Was würde das denn für ein Bild abgeben? "Was, Kagura fühlt sich seltsam und weiß nicht, was das bedeuten soll? Wie niedlich." Das wäre ein wahrhaftiger Grund zum Sterben. Rein objektiv betrachtet war es jedoch ganz gut, dass Kagura mit niemandem darüber sprechen wollte. Denn am Ende hieß es vielleicht sogar sowas wie: "Ist doch einfach, Kagura - du bist verliebt" Und wenn man Kagura das sagen würde, dann würde es wohl ein Schulmassaker mit 1000 Toten geben, obwohl die Schule nur insgesamt 890 Schüler + Lehrangestellte hatte. Denn um nichts auf der Welt würde Kagura sich anhören, dass sie, ausgerechnet sie, in jemanden verliebt war - ohne, dass das in einem Blutbad endete. Vor allem dann nicht, wenn es heißen würde, sie sei ausgerechnet in den Sadofreak verliebt! - Nicht, dass Kagura in dieser Situation der Gedanke an "verliebt sein" gekommen wäre. Das waren nur Überlegungen der Autorin, wieso Kagura wohl mit niemanden darüber reden konnte. Das Mädchen selbst dachte einfach nur Als würde jemand wie ich über Gefühle reden, pah. Das hat Wut zu sein, mehr nicht!, und gut. Jepp, Kagura musste alleine damit fertig werden, beschloss sie in diesem Moment. Und das bedeutete zu sagen "Diese Gefühle sind nur die Weiterentwicklung meines grenzenlosen Hasses auf diesen Satansbraten" - keine Fragen, kein Grübeln, sondern einfach nur das. "Na warte, du Kotzbrocken, du elender.", murmelte sie, als sie wieder einigermaßen runter gekommen war. Zu sagen, dass dieses komische, ihr unbekannte Gefühl lediglich Wut war, war für Kagura selbst eine gute Lösung gewesen. Für Okita allerdings könnte das böse ins Auge gehen, denn sie nahm sich gerade vor, ihn beim nächsten Mal so richtig zu vermöbeln. Keiner hatte sie je so stinkig gemacht wie dieser Mistkäfer, also wurde es Zeit, mal so richtig Dampf abzulassen. Danach würde sie sich sicher besser fühlen. Doch erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt... Kapitel 2: Wenn Metall auf Fleisch trifft, sollte man derjenige sein, der das Metall in der Hand hält. ------------------------------------------------------------------------------------------------------ Sougo nämlich hatte sich felsenfest vorgenommen, China-Girl aus dem Weg zu gehen. (Das hier nennt die Autorin übrigens einen fliegenden Übergang. Gibt es besonders oft in Romanen. Die Autorin wollte mal etwas Neues ausprobieren. Breaking the 4th Wall again and again.) Die Gründe dafür waren klar: Verliebte Mädchen waren gruselig. Sougo hatte sie zwar noch nie am eigenen Leib erlebt, aber das, was er davon gehört und gesehen hatte, reichte ihm. Und da ihm im letzten Chapter ja ein grauenvoller Gedanke gekommen war, ging er ihr nun besser aus dem Weg. Am liebsten würde er sich erschießen. Wieso war ihm dieser Gedankengang nicht eher gekommen? Natürlich würde er, Sougo Okita, sich nicht einfach in das strunzdumme China-Girl verlieben. Vollkommen ausgeschlossen. Doch aus irgendeinem Grund hatte er nicht bedacht, dass sie sich in ihn verlieben könnte. Das war nicht unbedingt unwahrscheinlich, denn sie musste ja nur eine geheime M-Veranlagung haben oder seinem "Damn good-looking" verfallen, damit so etwas passieren konnte. Und mit ein wenig Pech war das sogar bereits passiert. "Du hast also beschlossen, deine Schwester vorerst am Leben zu lassen?" Abuto saß einen Tisch vor Kamui und sah diesem gelangweilt beim Fressen zu. Fast könnte einem schlecht werden von den Bergen, die der Salmonhaarige verdrückte. "Stimmt. Ich musste an dein "Potenzial"-Geblubber denken, deshalb verschone ich sie", antwortete Kamui zwischen einigen Bissen. Nein, ihm hatte keiner beigebracht, dass man mit vollem Mund nicht sprach. Aber bei dem Vater verwunderte das auch nicht sonderlich. Abuto hatte noch an dem Tag, an dem die beiden an die Gintama-High gekommen waren, auf Kamuis Wunsch hin die Klasse wechseln müssen. Es konnte schließlich nicht angehen, dass Abuto als so etwas wie die "rechte Hand Kamuis" nicht in derselben Klasse war. Und mit ein paar ... "Überredungskünsten" beim Direktor war das dann auch gar kein Problem gewesen. "Aber schon beachtlich, dass du diesen ... Shinsengumi-Jungen nicht in Stücke gerissen hast. Wenn ich sehen würde, wie jemand so mit meiner Schwester umgeht, dann -" Abuto brach ab, weil er Kamuis Blick bemerkte. Okay, was ist es diesmal? Er wagte es jedoch nicht, diese Frage laut auszusprechen. "Dieses ... dieses Kind ist mir als "Schwester" oder gar als "Mensch" eher egal, Abuto", erklärte der andere zwischen zwei Bissen. "Es ist eher so, als hätte jemand unerlaubterweise mit deinem Spielzeug gespielt, welches du jedoch schon weggeworfen hast. Und obwohl du es schon weggeworfen hast, wurmt es dich." Eigentlich war es fast zum Weinen, welche Einstellung Kamui bezüglich seiner Schwester hatte. Niemand hatte es verdient, wie ein Spielzeug behandelt zu werden. Aber Abuto würde es niemals wagen, diesbezüglich etwas verlauten zu lassen. Das war eine Sache, die nur Kamui und seine Schwester etwas anging. Stattdessen fragte er: "Hast du denn bereits einen neuen Plan ausgeheckt?" "Natürlich, und ehrlich gesagt nicht nur einen. Für die Durchführung des einen sind wir ja extra hierher gewechselt - naja, und weil die Yato-High eh eine Schule voller Vollpfosten war, aber das mal beiseite. Der andere ist gerade in der Rohplanung. Im Grunde möchte ich einfach nur ein wenig Spaß mit den Zweien haben." Und meinte damit Okita und Kagura. Abuto seufzte. Da Kamui in diesem Paralleluniversum zu "3-Nen Z-Gumi Ginpachi-sensei!" als normaler Schüler keine Menschen töten konnte, war er stattdessen einfach nur total random und hatte eine behinderte Idee nach der anderen. Meistens ging es darum, Leute anzustacheln, um dann wahlweise dabei zuzuschauen, wie sie sich gegenseitig zerfleischten, oder um sie selbst zu zerfleischen. In diesem Moment kam eine Gruppe von Schülern ins Klassenzimmer: die Kiheitai. Takasugi nahm seinen Platz in der hintersten Reihe ein und begann augenblicklich, gelangweilt aus dem Fenster direkt neben ihm zu starren. Und das war alles, was Kamui über den mysteriösen Augenklappenträger heraus finden konnte: Sobald die Pause begann, verschwand die gesamte Kiheitai, und wenn die Schulglocke erklang und der Unterricht weiter ging, erschienen sie wieder, ebenfalls zusammen. In den Pausen saßen sie angeblich immer an diesem einen Getränkeautomaten im dritten OG des Westflügels. Allerdings hatte Kamui bereits auf eigene Faust heraus gefunden, dass sie eben doch nicht immer dort saßen. Doch keiner wusste, wo sie sich sonst aufhielten. Und keiner wusste, was sie in dieser Zeit taten. Der Unterricht fing an, aber das war Kamui zur Abwechslung mal egal. Der heute ersonnene Plan, der seine Schwester und diesen braunhaarigen Jungen von der Shinsengumi involvierte, konnte nur mit viel Planung und Vorbereitung umgesetzt werden. Zudem würde er dazu technische Unterstützung brauchen, die er sich nicht eben mal aus den Fingern ziehen konnte. Das war nichts, was er sofort angehen konnte. Aber es wurde Zeit, dass er anfing, seinen ursprünglichen Plan in die Tat umzusetzen. Und dieser sah vor, sich Shinsuke Takasugi und die Kiheitai als Verbündete zu angeln. Theoretisch wäre das nun der ideale Zeitpunkt, um auf die Sicht von Takasugi umzuschwenken, und vielleicht das ein oder andere Geheimnis um ihn zu lüften. Zum Beispiel jenes, wieso die Kiheitai nicht immer bei dem Getränkeautomaten anzutreffen waren. Oder welchen geheimen Aktivitäten sie in den Pausen nachging. Allerdings könnt ihr das knicken. Ich werde nicht aus Takasugis Sicht schreiben. Das würde wahrscheinlich nur in einem vollkommenen OoC-Fiasko enden, und die Morddrohungen all jener Takasugi-Fans, die das lesen, will ich nicht abbekommen. Stattdessen switchen wir nun in die Sicht eines anderen Kiheitai-Mitglieds. Und einige Leute wird die Wahl bestimmt amüsieren. Allerdings weise ich sämtliche Behauptungen von mir und sage: Das hat nichts mit meinen persönlichen Vorlieben, Interessen oder Gefühlen zu tun, sondern passiert nur aus Gründen der Storyübersichtlichkeit! Bansai Kawakami war ein begabter Schwertkämpfer und Gefolgsmann unter Takasugi, und in einem gewissen Paralleluniversum namens "Gintama" unter den Namen "Tsunpo" Hitproduzent beziehungsweise Songwriter für die Sängerin Terakado Tsuu, kurz Otsuu-chan. Da er das hier jedoch nicht war, blieb es bei einem närrischen Musikliebhaber, der pausenlos Kopfhörer auf den Ohren hatte. Man wusste nie, wie viel er von seiner Umgebung mitbekam. Ebenfalls immer dabei war seine Shamisen - wobei es in dieser Welt eher eine Gitarre war, denn wer spielte heutzutage noch Shamisen? Eine weitere Auffälligkeit an ihm war seine überaus höfliche, jedoch auch veraltete Art zu sprechen, und die Floskel "de gozaru" am Ende seiner Sätze. Aber da die Fanfic eh wieder genug Japan-Lingu intus hat, wird darauf zum Wohle der Leser verzichtet. Bansai war gerade mit seiner alltäglichen Aufgabe beschäftigt: Schon seit Wochen beschattete er das Lehrerzimmer. Wann die Lehrer kamen, wann sie wieder gingen, was sie aßen, wer sich mit wem gut verstand und mit wem eher weniger, wann die Türen geschlossen wurden - all das sollte Bansai heraus finden. Es war eine recht langweilige Tätigkeit; denn viel passierte im Lehrerzimmer für gewöhnlich nicht. Aber Bansai ging seiner Arbeit ordentlich nach. Er klappte das Handy ein. In zehn Minuten würde der Unterricht wieder beginnen. Zeit, zurück zu gehen, um sich mit den restlichen Kiheitai-Mitglieder über die neuesten Informationen auszutauschen. Doch als Bansai um eine Ecke kam, wich er sofort wieder zurück und bezog an der Ecke Aufstellung. Ein Blick um eben jene Ecke bewies, dass er sich nicht getäuscht hatte. Dort standen eindeutig Shinsuke und dieser Neuling mit den pinken Haaren, der von der Yato-High hierher gewechselt war: Kamui. "Eine beachtliche Ausstrahlung haben Sie da, Herr Samurai", kam in diesem Moment von Kamui. Doch Takasugi lachte nur auf. "Samurai? Nein nein, ich bin nur ein ganz normaler Schüler." "Sollte das der Anführer der Kiheitai wirklich von sich sagen?" Kurzes Schweigen. Dann: "Sieh einer an, da hat jemand seine Hausaufgaben gemacht. Aber bist du nicht der, der vor einiger Zeit den Angriff auf die Schule angeführt hat?" Das war allerdings eher eine rhetorische Frage. Als müsse Takasugi das noch fragen. Aber statt die Frage zu beantworten, stellte Kamui eine Gegenfrage: "Stimmt es, dass die Kiheitai diese Schule zerstören will?", fragte er frech grinsend. Takasugis stets spöttisches Lächeln wurde ein klein wenig ... ja, was? Spöttischer? Abfälliger? Wahnsinniger? "Wieso sollte ich darauf antworten, Fuchsgesicht?", war die Reaktion des Schwarzhaarigen. Gar nicht so einfach, dieser Takasugi. Kamui verschränkte die Arme hinter dem Kopf, ehe er breit lächelte. "Nun, ich war verwirrt. Man hört, du willst die Schule zerstören, aber dann bewahrt ihr die Schule vor der Zerstörung. Das passt irgendwie nicht." Takasugi lachte. Es kam so plötzlich, dass selbst Kamui leicht zusammen zuckte. Das ewig währende Grinsen verschwand für einen Moment. "Eben fiel in dem Satz ein sehr wichtiges Wort: Du." Und als Kamui offensichtlich nicht zu verstehen schien, erklärte der Schwarzhaarige mit der Augenklappe: "Ich will die Schule zerstören. Ich und die Kiheitai. Niemand sonst außer mir wird diese Schule zerstören. Und nur deshalb hab ich nicht zugelassen, dass deine Vollpfosten hier weiter rumwüten." Er kicherte verzückt. Die Vorstellung, wie er die Schule mit seinen Taten zerstörte, jagte ihm einen wohligen Schauer über den Rücken. Kamui nickte. Damit hatte er bereits gerechnet, aber er hatte sich Gewissheit verschaffen wollen. Er ging einen Schritt auf den anderen zu. "Dann haben wir ähnliche Interesse. Ich für meinen Teil will vor allem diesen silberhaarigen Lehrer zerstören. Wie wäre es also, wenn wir uns verbünden würden?" Und streckte dem anderen dabei die Hand entgegen. Schweigen. Für einen endlosen Moment starrten sie sich einfach nur an. Keiner grinste, und jeder schien den anderen abzuschätzen; schien abzuwägen, wie groß die Gefahr war, die von dem jeweils anderen ausging. Die Hand blieb jedoch unberührt. Takasugi ging an Kamui vorbei, Richtung Klassenzimmer. Er wollte schon mit einem "Wir brauchen niemanden mehr" antworten, doch dann hielt er inne. Nach einer weiteren Sekunde meinte er jedoch überraschenderweise: "Ich werd es mir überlegen." Er spürte, dass das Fuchsgesicht eine wahre Bestie sein musste. Die Mordlust, die er zu unterdrücken versuchte, war kaum zu übersehen, so gewaltig war sie. Takasugi beging nicht den Fehler, den stets lächelnden Yato zu unterschätzen. Als er um die Ecke kam, wo Bansai stand, nahm er diesen ohne große Überraschung zur Kenntnis. Er hatte von Anfang an gewusst, dass der Andere dort stand. Und weil sie nun eben allein waren, beschloss Takasugi, einen kurzen Umweg in Richtung Klassenzimmer zu gehen, damit sie reden konnten. "Was hältst du von ihm?", fragte er. "Er ist ein gefährlicher Mann", war Bansais Antwort. Obwohl er Kopfhörer trug, aus denen laut Musik schallte, hatte er jedes Wort der Unterhaltung sowie Takasugis Frage eben laut und deutlich gehört. "Er wollte die Schule zerstören." "Das wollen wir auch", warf Takasugi ernst ein. Ein Lächeln umspielte seine Lippen. "Nur haben seine Männer ihn verraten. Das deutet daraufhin, dass er entweder ein miserabler Anführer war, oder dass seine Leute ihn aufgrund seiner Gefährlichkeit aus dem Weg schaffen wollten." Takasugi ließ jedoch offen, welche Option wahrscheinlicher war. Es gab Dinge, die waren so offensichtlich, dass es nur verschwendete Spucke wäre, sie auszusprechen. "Weißt du, worauf man achten sollte, wenn Metall auf Fleisch trifft?" Bansai hob kurz den Kopf. Die Frage war rhetorisch, die Antwort darauf klar. "Man sollte das Metall halten." Trotz des Umweges erreichten sie das Klassenzimmer im selbem Moment wie Kamui, welcher sie aber höflich vorließ. Und Kamui konnte zwar keine Gedanken lesen, aber er war sich sicher, dass er gute Chancen hatte, die Mitglieder der Kiheitai als Verbündete zu gewinnen. Leider war es schwieriger, Kagura aus dem Weg zu gehen, als Sougo sich das gedacht hatte. - Was auch kein Wunder war, wenn man in die gleiche Klasse ging und daher mindestens acht Stunden am Tag regelrecht aufeinander saß. Und Sougos Wunsch nach einem Platzwechsel blieb auch ungehört. Kagura spürte aber anscheinend, dass er ihr aus dem Weg ging. Das verdoppelte den eh schon doppelten Hass. Und so waren aus den harmlosen Kampfeinlagen alsbald erbitterte Streitkämpfe geworden, die meistens wegen einer Kleinigkeit losgingen und mittlerweile in jeder freien Sekunde stattfanden. Darunter litten nicht nur die Klassenkameraden, sondern auch das Inventar und der Hausmeister, der es seltsamerweise immer schaffte, am nächsten Tag wieder alles wie neu aussehen zu lassen. Jedoch fingen sie mittlerweile schon im Unterricht an, sich zu streiten. So auch heute: Sougo Okita schlief. Das tat er meistens, und eigentlich störte er damit niemanden. Kagura aber störte das, denn momentan störte sie allein der Fakt, dass er überhaupt atmete und somit am Leben war, schon ungemein. "Oi, kann jemand dem ollen Penner die Nase zuhalten?", fragte sie deshalb laut in den Klassenraum. Einige seufzten. Sie ahnten bereits, was nun kommen würde. "Ach, lass ihn einfach pennen, Kagura-chan." Ginpachi-Sensei hatte es mittlerweile aufgegeben, Okita vom Schlafen abzuhalten. Es brachte eh nichts. Aber Kagura wollte ihn nicht schlafen lassen. Es ging ihr gegen den Strich, und das leise Atmengeräusch von schräg hinter ihr störte sie heute noch mehr als sonst. Sie hatte ein seltsames Kribbeln in der Magengegend - sie führte es auf ihre Wut zurück. "Oi, wach endlich auf!", rief sie, nachdem sie sich zu dem Schlafenden umgedreht hatte. Dieser pennte seelenruhig weiter. "OI." Kagura stand abrupt auf. "Hör auf zu pennen." Als der Braunhaarige mit der Schlafmaske immer noch nicht aufwachte, rieß Kagura der Geduldsfaden. Sie kniff ihm die Nase zu. Der Faustschlag kam völlig unerwartet, und niemand außer Okita selbst wusste danach, ob er das geplant hatte oder ob er wirklich geschlafen hatte und dies eine Reflex-Reaktion gewesen war. Das änderte aber nichts am Resultat, und dieses sah so aus: Kagura sah den Schlag quasi kommen, konnte aber nicht rechtzeitig reagieren. Es war ein direkter Faustschlag mitten in die Fresse, um es mal so auszudrücken. Kagura presste sich mit einem Schrei die Hand aufs Gesicht. Als sie sie runter nahm, erkannte sie Blut auf ihren Händen. Ihre Nase fühlte sich gebrochen an. Ginpachi wollte dazwischen gehen. Doch er kam zu spät: Kagura hatte Okita, der gerade langsam und verträumt die Augen öffnete, bereits am Kragen gepackt, und im nächsten Moment sah man ihn fliegen. Der Braunhaarige landete an der Rückwand des Klassenzimmers, wo sein Einprall die kleine Tafel und das längliche Regal mit den kleinen Fächern mittig zerstörte. Eine Zeit lang sah man nur Rauch, während sich Kagura, bebend vor Zorn, die Hand auf die Nase presste, welche nicht aufhörte zu bluten. Nach ein paar Sekunden richtete sich Okita wieder auf. "Wofür war das?", murmelte er benommen, während er sich den Hinterkopf hielt. "Für meine gebrochene Nase", rief Kagura, und im nächsten Moment sprang sie auf Okita zu. Dieser konnte dem Tritt nur in allerletzte Sekunde ausweichen und schien reichlich verwirrt. Wenn der Faustschlag geplant war und er wirklich nur schauspielerte, dann tat er das echt verdammt gut. Vor allem war Sougo aber niemand, der sich einfach so bedrohen ließ, und als Kagura nach ihm treten wollte, parierte er den Angriff mit dem Arm - was etwas schmerzhafter war als gehofft, aber nicht so schmerzhaft wie befürchtet. "Kannst du mir mal sagen, welche Laus dir über die Leber gelaufen ist?", fragte er im versuchten Autoblick-Style, während er abwechselnd ihre Schläge und Tritte parierte. Eine sinnbildliche Ader pochte an seinem Hals. "Halt die Fresse und verreck, genau hier!" Sie deutete eine Finte mit der rechten Hand an, schlug aber im letzten Moment unvermittelt mit der linken zu. Bei jedem anderen würde dies eine Verminderung der Kraft bedeuten, aber Kagura besaß auf beiden Seiten eine abartige Kraft. Der Faustschlag traf Okita an der Schulter und ließ ihn zurück taumeln. Allerdings merkte er, dass sie nicht mit voller Kraft zugeschlagen hatte. "Und wieso hältst du dich dann zurück, wenn du mich töten willst?" Kagura zögerte für eine Sekunde, offensichtlich verwirrt über diese Frage. Die sinnbildliche Schlagader an Sougos Hals platzte. Sie ging ihm jetzt schon wieder gehörig auf den Piss. Und dann konnte sie ihm nicht einmal sagen, was ihr verficktes Problem war! Kagura wollte zu einer Antwort ansetzen. Und Okita nutzte diesen Moment sogleich: Er stürmte auf sie zu, und als sie ebenfalls lossprang, wich er ihr mit einer nach links angedeuteten, aber nach rechts ausgeführten Rolle aus, zog in dem Moment, als er auf die Beine kam, sein Schwert aus der Scheide, gab Kagura, die gerade an ihm vorbei humpelte, einen Kick in den Rücken, sah zu, wie sie fiel. Und dann, als sie rumwirbelte und wieder auf die Beine kommen wollte, war er plötzlich über ihr und hielt ihr die Klinge an den Hals, wo sich sogleich ein roter Striemen bildete. Blut rann Kaguras Hals runter. "Die Antwort: Weil du keinen Menschen töten kannst." Und dabei klang er so nach Kamui, dass Kaguras Blut unweigerlich aufkochte und ihr Herz schneller schlug. Noch ein bisschen mehr, und sie wäre wieder als Berserker erwacht - wäre nicht plötzlich Hijikata hinter Okita aufgetaucht, der ihn festhielt; und würde Ginpachi nicht volles Rohr "ES REICHT!" brüllen. Kagura schaffte es, sich zu beruhigen. Sie hielt sich nun abwechselnd die Hand auf die noch immer blutende Nase und auf die Schnittstelle am Hals, welche höllisch brannte. Nein, sagte sie sich selbst. Du willst nicht wie dein idiotischer Bruder werden. Du hasst diesen Bastard, aber du willst ihn nicht töten. Und das wirkte. Der Schleier, der ihr die Sicht vernebelte, legte sich wieder. Dann erschien der Hausmeister in der Tür. Ganz plötzlich. Und obwohl er noch kein Wort gesagt oder sich vorgestellt hatte, wussten alle sofort, dass es der Hausmeister sein musste. Vor allem war aber sofort klar: Es war der Hausmeister aus Scrubs. Keine Frage. Er seufzte gequält. "Ihr schon wieder - hat euch einer ins Hirn geschissen, oder wieso meint ihr immer, euch wie ein Rudel wilder Affen aufführen zu müssen?" Es war das erste Mal, dass jemand außer dem Schulrektor den Hausmeister sah. Er war bisher nie ans Licht der Öffentlichkeit getreten, hatte sich nie gezeigt. Angeblich verrichtete er seine Arbeit immer so, dass keiner ihn zu sehen bekam. Nun meldete sich auch Ginpachi-Sensei zu Wort. "Der Hausmeister hat recht", sagte er. Dann wandte er sich an die zwei Hauptschuldigen. "Dieses Mal wird das ein Nachspiel haben." Er zückte einen Stift und das Klassenbuch, in dem er etwas notierte. So etwas war zuvor noch nie vorgekommen, da Ginpachi als Lehrer mit hoher Toleranzgrenze galt. "Ihr werdet nachsitzen, beide. Heute nach dem Unterricht. Aber das ist noch nicht alles. Okita-kun, du meldest dich umgehend beim Schuldirektor. Und Kagura, du meldest dich sofort im Krankenzimmer und lässt deine Nase behandeln. Du wirst dich danach beim Rektor melden." In der Klasse herrschte angespanntes Schweigen. Man hätte eine Stecknadel fallen hören können, so still war es. Es war nicht nur das erste Mal, dass Ginpachi-Sensei etwas in das Klassenbuch eintrug, sondern auch das erste Mal, dass er überhaupt Strafen verteilte. Und dann waren es gleich so harte. Ein Besuch beim Rektor - in der Haut von Okita und Kagura wollte man nicht stecken. Ehrlich nicht. "Worauf wartet ihr noch?", rief er mit lauter Stimme. Das ließen sich die Betroffenen nicht zweimal sagen, und so beeilten sie sich, um aus dem Klassenzimmer zu kommen. Ginpachi seufzte. Er wünschte, er hätte nicht so weit gehen müssen, aber irgendwann musste auch mal Schluss sein. Es gab eine Grenze, wie weit dieses kindische Spiel zwischen den beiden gehen konnte. "Und worauf wartet ihr noch?" Die Worte kamen dieses Mal vom Hausmeister, und als er sich der ratlosen Blicke der gesamten Klasse plus Lehrer gewahr, hob er den Mopp hoch, der schon die ganze Zeit in seiner Hand ruhte. "Raus aus dem Klassenzimmer mit euch - oder wie soll ich sonst für Ordnung sorgen?" Das ließ sich die 3-Z nicht zweimal sagen. Den Worten des Hausmeisters widersprach man nicht. Yamazaki war übrigens der Erste, der aus dem Klassenzimmer kam. Dafür gibt es keinen besonderen Grund, aber ich war der Meinung, dass es trotzdem erwähnenswert ist. Als Sougo gegen 17 Uhr in die Klasse kam, wunderte es ihn nicht, dort bereits Kagura vorzufinden, die auf einem Papier die ihr gegebenen Strafarbeiten machte. Sie war aber auch nicht beim Direktor, sondern nur beim Stellvertreter gewesen. Als Shinsengumi-Mitglied wurde die Sache hochgekocht bis zum geht-nicht-mehr. Anfangs hatte Sougo alleine mit dem Direktor gesprochen. Nach zwei Stunden Moralpredigt und Ausfragerei hatte er dann noch Kondo und Hijikata dazu gefordert. Sougo hätte am liebsten gekotzt. Von wegen, als wichtiger Bestandteil der Ordnungsaufsicht dürfe er ein solches Verhalten nicht an den Tag legen, er müsse doch für die Sicherheit sorgen und dürfe diese selbst nicht gefährden, und so weiter. Und. So. Weiter. Sougo hatte nicht wirklich zugehört. Kagura sah keine Sekunde von ihrem Blatt auf, obwohl sie mitbekommen haben musste, dass er ins Klassenzimmer gekommen war. Aber Sougo dachte gar nicht daran, die Sache von heute Mittag einfach so enden zu lassen. "Oi, ignorier mich nicht." Die Standpauke von eben war wirklich zum einen Ohr rein und zum anderen wieder raus gegangen. "Was sollte das vorhin?" Aber sie ignorierte ihn weiterhin. Sie war allerdings nicht sonderlich gut darin, denn ihre Körperhaltung spannte sich deutlich an.Sie schien nicht dran zu denken, ihm zu antworten. Er knirschte mit den Zähnen. Es machte ihn rasend, dass sie meinte, ihn einfach ignorieren zu können. So, wie sie ihn schon oft genug zur Weißglut gebracht hatte mit ihrem Wesen. Okay. Ganz wie du willst. Er baute sich vor dem China-Girl auf und schlug mit der flachen Hand auf den Tisch, woraufhin sie zusammenzuckte. Erst dann sah sie ihn mit einer Mischung aus Trotz und Verwirrung an. Auf ihrer Nase klebte ein Pflaster. "Was ist mit deiner Nase passiert?", fragte Sougo. Er wusste es wirklich nicht. "Spiel nicht den Unwissenden. Das war dein Faustschlag", war Kaguras Antwort. Sie näselte. Er meinte sich erinnern zu können, was von einer gebrochenen Nase gehört zu haben. War also sie damit gemeint gewesen? Aber da sie zu den Yatos gehörte, war die Nase anscheinend schon fast wieder verheilt. Eigentlich ein wandelnder Logikfehler, das Mädchen. Aber Faustschlag? Was hatte er verpasst? Er war schon ein paar Mal richtig sauer auf das Weib gewesen und hatte mehr Kraft in seine Angriffe als sonst gesteckt, doch es war ihm trotzdem nie gelungen, sie ernsthaft zu verletzten. Zumal er es bisher immer geschafft hatte, sich rechtzeitig vor Augen zu führen, dass sie ja noch ein Kind war. "Du gehst mir aus dem Weg, nicht wahr?", sagte sie da plötzlich und vollkommen unvermittelt, ehe Sougo die Sache mit dem Faustschlag nochmal ansprechen konnte. Sougo hob eine Braue. Es war nicht schwer gewesen, das zu bemerken, aber es wunderte ihn, dass sie das ansprach. Fast könnte man meinen, dass ihr die Tatsache schwer zu schaffen machte. "Und wenn?", fragte er emotionslos. War sie deshalb vorhin so wütend wie selten zuvor gewesen? "Warum?" Keine Vorwürfe. Kein Ausraster. Kein Gekreische. Nur dieses eine Wort. Weil ich nicht will, dass du dich in mich verliebst? - Nein, das konnte er nicht bringen. Und dann sagte er es doch. Denn was kümmerte es ihn, ob er das bringen konnte oder nicht? "Weil ich nicht will, dass du dich in mich verknallst." Schweigen. Kagura starrte ihn an, während er zurück starrte. Dann fing sie an zu lachen. Aber selbst ein Fremder hätte erkennen können, dass in dem Lachen null Humor steckte. "Red keine auf Menschenworte zusammengepresste Scheiße, Pissnelke. Und nun zieh Leine, ich habe zu tun.", gab sie mies gelaunt zurück, ehe sie sich wieder ihrer Strafarbeit zuwandte - etwas, was Sougo auch tun sollte, doch er dachte gar nicht daran. Stattdessen saß er mit einem Ruck auf Kaguras Tisch. Was diese gerade mit einer genervten Schimpftirade kommentieren wollte, als er auch schon ihr Kinn zu fassen bekam und das Mädchen somit zwang, ihn anzuschauen. Sie trug wie fast immer die dicke und zugleich nutzlose Hornbrille, aber nun, aus der Nähe, sah er, dass man leicht ihre Augen erkennen konnte. Mit einer Bewegung fischte er ihr die Brille von der Nase und setzte sie selbst kurz auf. Wie vermutet besaß die Brille keine Stärke, dafür aber genug Milchigkeit, um jemandem, der nicht daran gewöhnt war, die Sicht zu vernebeln. "Die ist endhässlich, und damit sehen kann man auch nicht wirklich. Wieso tust du dir freiwillig son Ding an?", fragte er halbwegs interessiert. Er sah ihr wieder in die Augen, und Kagura wurde gegen ihren Willen rot - sie konnte dieses Mal regelrecht spüren, wie ihr das Blut in den Kopf schoss. "Geht dich nichts an!", entgegnete sie patzig, doch der Versuch, ihm die Brille zu entreißen, scheiterte. Die Brille landete auf dem Boden. Doch Kagura konnte sich immer noch nicht losreißen, denn der Sadist hielt sie mit ungeahnter Kraft fest, und er machte auch keine Anstalten, sie loszulassen oder ihr Eigentum aufzuheben. "Und? Liebst du mich?" Die Frage kam so unvermittelt und plötzlich, dass sich Kagura an ihrer eigenen Spucke verschluckte und einem Hustenanfall erlag. Sougo ließ ihr Kinn los und sah untätig zu, wie Kagura ein paar Sekunden um Luft rang. Er grinste nicht, er ließ keine spöttische Bemerkung ab, er ... musterte sie einfach. Unter seinem Blick wurde es Kagura unwohl zumute. Sie rückte mitsamt des Stuhls ein wenig von ihm weg, aber er starrte sie weiterhin an. Das Blut schien sich in ihrem Kopf heimisch zu fühlen und machte keine Anstalten, alsbald wieder abzuziehen. "Ich erwarte eine Antwort, China-Girl. Am besten jetzt.", erinnerte Sougo. "Halt's Maul, Bakarayo!" "Das ist keine Antwort.", erwiderte er monoton die lausige Antwort. "Du sollst die Fresse halten und Leine ziehen!" Nun, so kam er hier nicht weiter. - Wobei er selbst eigentlich nicht einmal wusste, was er mit dem Theater hier zu bezwecken erhoffte. Irgendwie handelte er, ohne richtig darüber nachzudenken. "Schließ die Augen", befahl er. Als Kagura ihn an den Kopf knallte, dass sie lieber verrecken würde, nahm er einen Bleistift aus ihrem Mäppchen und antwortete: "Nichts einfacher als das." Und weil selbst so ein harmloser Bleistift in den Händen des Berufssadisten zu einer gefährlichen Waffe werden konnte, kam Kagura motzig, aber mit klopfenden Herzen der Aufforderung nach. Was hat er dieses Mal vor? - Nun, zumindest wollte sie sich das fragen. Aber sie kam nicht dazu, denn im nächsten Moment spürte sie bereits seine Lippen auf den ihren. Und in der nächsten Sekunde, noch bevor Kagura Anstalten von Wehrversuchen zeigte, hatte er sie bereits einen Arm um sie gelegt, während er mit der Hand des anderen Arms ihr Kinn festhielt, damit sie ihren Kopf nicht abwenden konnte. Wenn einer der bisherigen Küsse als romantisch hätte bezeichnet werden können, dann wohl noch am ehesten der hier. Die Atmosphäre war auch dieses Mal alles andere als romantisch - obwohl das Setting wieder reichlich kitschig war. Aber der Sado war nun um ein Vielfaches sanfter als sonst. Sogar ihr Kinn ließ er los. Jedoch eigentlich nur, um sich mit der Hand abstürzen zu können, sodass er das Gleichgewicht nicht verlor. Fast könnte man meinen, er wäre jemand anderes. All dies währte im Gesamtbild nicht einmal eine Sekunde. Denn es mochte anders beim Leser rüberkommen, aber natürlich ließ Kagura das nicht ohne Gegenwehr zu. Jedoch hatte er sie geschickt umarmt, und zudem schwanden ihr aus unerfindlichen Gründen die Kräfte. Sie erwischte sich noch bei dem schwachsinnigen Gedanken Und was, wenn Küsse die Schwachstelle von Yatos sind?, ehe ihr Tränen in die Augen stiegen. Ihr Körper verweigerte ihr den Dienst, gehorchte nicht auf die Befehle, die ihr Gehirn sendete. Als er den Kuss beendete und von ihr abließ, lächelte er - nicht. Nein, er lächelte nicht. Er grinste auch nicht sein Sadistengrinsen, gab keinen höhnischen Spruch ab, wischte sich nicht den Mund ab und dachte zur Abwechslung mal sogar an gar nichts. - Nein, er betrachtete sie nur, wie sie ihn mit erröteten Wangen und Tränen in den Augen wie ein zittriges Fohlen anstarrte. Versuchte herauszufinden, was gerade in ihr vor sich ging, was sie dachte, und was er in ihr ausgelöst hatte. "Und? Liebst du mich?", fragte er noch einmal. Nicht gespielt monoton, sondern in einem halbwegs normalen Ton. "Wer würde schon einen solchen Satansbraten wie dich lieben?!", spuckte sie ihm in wahrsten Sinne des Wortes entgegen. Unbeeindruckt wischte er sich die Spucke weg. Und dann kam Runde zwei: Noch bevor sie ihm mehr Gemeinheiten an den Kopf werfen konnte, küsste er sie erneut. Dieses Mal ein wenig forscher. Die eh schon nicht besonders romantische Situation wurde noch unromantischer, als er ihr mit der rechten Hand die Nase zudrückte. Das sah von außen betrachtet einfach nur schrecklich lieblos und unromantisch aus, und genau so fühlte es sich auch an. Sougo tat dies, weil Kagura ihm keinen Einlass gewährte und die Lippen fest aufeinander gepresst hatte. Aber da die Luftzufuhr durch die Nase durch Sougo abgestellt war, öffnete sie alsbald in einem ganz normalen Reflex den Mund. Als er mit der Zunge in ihren Mund eindrang, zuckte Kagura wie vom Blitz getroffen unter ihm zusammen, und nun schlug sie auch zu. Sougo ließ ihre Nase los, und als sie einen Faustschlag gegen sein Gesicht ansetzte, fing er ihn mit der Handfläche ab. Die Hand pochte daraufhin zwar vor Schmerz, aber das schob er beiseite. Kagura wand sich unter dem Braunhaarigen, aber es gab kein Entkommen. Sie saß in einer ungünstigen Position auf dem Stuhl, während er allein durch den Fakt, dass er höher saß als sie, einen Vorteil hatte. Er musste sich jedoch runterbeugen, und da er nun die rechte Hand, mit der er sich zuvor die am Tisch abgestützt hatte, seit der Nasenaktion nicht mehr frei hatte, schwankte er leicht. Sie dachte nicht mehr nach. Sie handelte einfach. Sie zog mit einem ruckartigen Bewegung die linke Hand, die in Sougos rechter gefangen war, zu sich. Wie erhofft verlor Sougo durch den unerwarteten Ruck die Balance und fiel vom Tisch. Er landete schwer auf ihr, weil er es in letzter Sekunde noch schaffte, einen ernsthaften Sturz abzufangen. Als sie die Augen wieder öffnete, hatten sie direkten Blickkontakt zueinander, denn er saß nun direkt auf ihrem Schoß. Statt ihre Situation zu verbessern, hatte Kagura sie nur verschlimmert. Allerdings sah es für einen Moment so aus, als würde selbst Sougo rot werden. Und das, nachdem er mit ihr schon allerlei Körperkontakt ausgetauscht hatte. Dann wurde er allerdings wütend. Und das eigentlich nur aus dem Grund heraus, weil es zu ihm passte, in einer solchen Situation Zorn auf das Chinamädchen zu schieben. Es war einfacher, wenn man seinen Zorn auf etwas Bestimmtes projizieren konnte. "G-geh ... geh runter von mir!", presste Kagura mit geröteten Wangen hervor. Er starrte sie mit einer Mischung aus Zorn und Verwirrung an, wovon man ihm allerdings nur die Mürrischkeit ansah. "Nimm Luft", war seine gereizte Antwort. Manchmal brachte sie ihn zur Weißglut, ohne dass er so recht verstand, wieso. So war es auch dieses Mal. Aber er wusste auch nicht, wieso er das alles gerade getan hatte, wusste nicht, was er damit zu bezwecken erhofft hatte, und wusste nicht, wieso sein Körper gehandelt hatte, als hätte er einen eigenen Willen. Sein Gehirn war wie abgeschaltet. Er war nicht Herr über sich selbst gewesen. Sougo stand auf. Er hatte genug. Kagura hatte Tränen in den Augen, ihr Atem ging stoßweise, und das Blut saß immer noch im Kopf fest. Aber sie weinte nicht. Was wohl gut war, denn würde sie weinen, könnte das eventuell dazu führen, dass der Braunhaarige seine Meinung über das Drecksgör mit den Bärenkräfte revidierte. In seinem Kopf hatte sich die Vorstellung gefestigt, sie wäre ein Herkules ohne Gehirn im Körper einer 14-jährigen, der zu keinen normalen Gefühlsregungen fähig war. Ein weinender Herkules konnte dieses Bild ganz schnell zerstören. "Bravo!", kam es da plötzlich von der Tür, begleitet von einem Klatschen. "Wirklich ganz großes Kino. Das sah fast schon romantisch aus, was ihr da abgezogen habt. Nur das mit der Nase sah schon komisch aus." Kamui betrat das Zimmer, mit dem gleichen undurchschaubaren Lächeln wie immer. Kapitel 3: Wer krank ist, sollte im Bett bleiben und Tee trinken - Klassenkameraden verprügeln macht einen auch nicht gesund! ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Kamui betrat das Zimmer, während er das Klatschen beendete. Kagura erbleichte - wie immer, wenn sie ihren Bruder sah. Sougo nahm sich vor, sie diesbezüglich vielleicht mal auszufragen. "Nun, seid ihr eigentlich zusammen?" Sougo ging einen Schritt nach vorne und beobachtete das China-Girl aus den Augenwinkeln. Sie spannte sich an. Kamui bekam keine Antwort, aber das schien ihn nicht zu stören. "Man könnte es auf jeden Fall fast meinen", plapperte er weiter. "Das bedeutet also: Wenn ich diesen Typen umbringe, rastet meine Schwester aus?" Und bei den Worten stahl sich ein gefährlicher Unterton in die Stimme des Pinkhaarigen. "Mich umbringen? Versuch's doch", war Sougos monotone Antwort darauf. Kagura sprang in einer normalen, nicht übertriebenen Art von ihrem Stuhl auf. Und Sougo wirbelte herum, packte sie an der Schulter und verpasste ihr einen harten Schlag in die Magengegend, woraufhin Kagura ausspuckte und dann zusammen brach. Dann fing er sie auf und ließ sie fast schon sanft zu Boden gleiten. "Nein, im Ernst: Denkst du, das wäre so einfach?" Kamui öffnete überrascht die Augen - dazu muss man erwähnen, dass er als Fuchsgesicht die meiste Zeit mit zugepetzten Augen rumlief. "Das war aber gar nicht nett, was du da getan hast", bemerkte er. Der braunhaarige Berufssadist zuckte mit den Schultern. "Und wenn schon. So stört sie zumindest nicht." "Und? Seid ihr nun zusammen?" Wieso Kamui das interessierte, wusste er selbst nicht so genau. "Like hell!", war Sougos knappe Antwort. Dann aber berührte er aus einem Impuls heraus das Gesicht der bewusstlosen Kagura, strich ihr eine Haarsträhne zur Seite. Der Anblick machte ihn wütend, wieso auch immer. "Wenn du ihr allerdings was zuleide tust, zerhack ich dich in kleine Stückchen." "Du willst mir also weismachen, ihr wärt nicht zusammen - und dann spricht du so?" Der Yato hob eine Augenbraue. Das ergab keinen Sinn für ihn. Entweder, man liebte jemand und beschützte ihn genau aus diesem Grund, oder man liebte jemand eben nicht und kümmerte sich null um diese Person. Ein Zwischending gab es für Kamui nicht. Und weil das so war, verstand er auch nicht, wieso der Shinsengumi-Captain sie trotzdem beschützen wollte. "Wir sind auch nicht zusammen", sagte Sougo nochmal, und dieses Mal schlich sich ein bedrohlicher Unterton in seine Stimme. Die Vorstellung bereitete ihm ein ekliges Gefühl im Bauch, den Wunsch sich zu erbrechen, und eine Wut auf den ollen China-Boy, der mit dieser Frage über alle Grenzen nervte. Er stand auf und wandte sich Kamui nun vollends zu. "Sie ist mein Spielzeug, mehr nicht. Und ich lasse nicht zu, dass sich jemand daran vergreift." Kamui packte ein seltsames Gefühl. "Dein Spielzeug? Sie ist meine Schwester. Sie steht mir zu." - Und klang dabei wie ein kleines, störrisches Kind, das über das Spielzeug argumentierte, welches es eigentlich schon weggeworfen hatte. "Tja, du hast sie im Stich gelassen, oder täusch ich mich da?" Sougo wusste so gut wie nichts über Kagura - was auch gut war, er war nicht der Typ, der von anderen die Lebensgeschichte erfahren wollte. Von ihr schonmal gar nicht. Aber sie war eine Yato, was zumindest aussagte, dass sie kein Mensch war und nicht auf der Erde geboren sein konnte. Und es wurde gemunkelt, dass sie bei Ginpachi-Sensei wohnte. Klang also nach zerrütteten Familienverhältnissen. "Also Pech gehabt." Er zückte sein Schwert und ging in Angriffsposition. Seine Drohung war ganz und gar nicht haltlos. Doch Kamui lachte nur laut auf. "Du hast Mumm, mir sowas zu sagen, Captain der Ersten Division, Sougo Okita von der Shinsengumi. Aber natürlich, deine Fähigkeiten sind ja auch einzigartig. Allerdings bin ich nicht zum Kämpfen gekommen, also pack den Zahnstocher wieder weg." Sougo ließ das Schwert sinken. Mehr nicht. Wer warf schon das Messer weg, wenn man von einem Serienkiller verfolgt wurde? "Ich hab gehört, du bist ganz heiß auf den Posten des Vize-Kommandanten. Wie wäre es: Du folgst mir, und ich sorge dafür, dass der Posten dein ist?" "Nein", kam die Antwort wie aus der Pistole geschossen. "Nein?" "Erstens folge ich nur einem Menschen, und das ist unser Kommandant. Zweitens bringt es wenig, wenn die Schule dabei zerstört wird. Drittens mach ich mit so einem Sackgesicht wie dir keine Geschäfte und viertens -" Bei diesen Worten stahl sich ein sadistisches Grinsen auf Sougos Gesicht. "- könnte ich jederzeit selbst dafür sorgen, dass der Posten des Vize mein ist. Dafür brauch ich nicht die Hilfe von so einem Schwachmaten." Interessanterweise blieb Kamui trotz des Schwalls an Beleidigungen ruhig. "Echt schade. Ich hatte gehofft, jemanden wie dich an Bord ziehen zu können. Naja, aber es verwundert mich auch nicht." Der Yato wandte sich um und schickte sich zum Gehen an. An der Tür blieb er jedoch nochmal stehen. "Achja: Diese Schule, und auch die Shinsengumi, wird untergehen. Also auch dein ach-so-toller Kommandant, genauso wie meine Schwester und der Lehrer mit den silbernen Haaren." Er verließ den Raum. "Das werden wir ja sehen", war Sougos entnervt gemurmelte Antwort darauf. Als Kamui das Schulgebäude verließ, lachte er laut auf. "Oh, was für ein herrlicher Bursche!", rief er in den Nachthimmel hinein. "Wie schön es doch gewesen wäre, ihn jetzt umzubringen!" Der Yato hatte dem Blutdurst nur mit viel Mühe widerstehen können. "457, 458, 459, 460 ..." Hijikata unterbrach seine Schwingübungen nicht. Aber er wusste, dass er nicht mehr alleine war. "Oi!", rief er zwischen den Zahlen 462 und 463. 464, 465, 466. "Du weißt, dass ich da bin, Hijikata-san?", ertönte da Sougos stets monotone Stimme. Nein, Hijikata hatte nicht gewusst, dass er hier war, sondern nur, dass jemand da war. Aber das sagte er natürlich nicht. 469, 470, "Was willst du?", 471, 472. "Nur ein wenig quatschen. Brauch etwas Ablenkung." Beinahe hätte Hijikata den Schläger fallen lassen. Sougo wollte quatschen? Und dann ausgerechnet mit ihm, seinem Erzfeind?! Ob die Welt kurz vor dem Untergang stand? Hijikata fragte sich das ernsthaft. 473, 474, "Hast du dich mit China-Girl gestritten, oder was ist los?", 475, 476, 477. "Nicht direkt", kam es von hinter ihm. Nicht direkt?! Was bedeutet "Nicht direkt"?! 479, 780, "Seid ihr etwa zusammen?", 481. "Sag sowas nicht, Hijikata-san - ich möchte meinen Mageninhalt behalten." Mehr wollte Sougo diesbezüglich nicht mehr sagen. Nachdem Kamui von der Bildfläche verschwunden war, hatte Sougo sich mit einiger Überwindung dazu zwingen können, sie ins Krankenzimmer zu bringen. Dabei ist ihm aufgefallen, dass sie schlafend beziehungsweise ohnmächtig schon fast friedlich aussah. Und ihm war aufgefallen, dass er mittlerweile fast schon Sympathie für das brutale Gör empfand. Wieso er sie aber ständig küsste, wusste er nicht. Und er zog es vor, auch nicht mehr darüber nachdenken zu wollen. Denn für ihn, der sein gesamtes Leben lang als "S" aufgewachsen war, wäre es sehr traumatisierend, sich plötzlich mit einer neuen Orientierung konfrontiert zu wissen. Nein, es fühlte sich einfach nicht gut an, darüber nachzudenken, weil es so aussah, als würde er in solchen Situationen zum "M" mutieren. 489, 490, 491. Sougo schien nichts mehr diesbezüglich sagen zu wollen, also fragte Hijikata: "Wenn du nicht darüber reden willst, worüber willst du dann reden?" "Die Kiheitai und der Bruder vom China-Girl planen irgendwas." 494, 495, 496. Der Schwarzhaarige wartete ab, was Sougo weiter zu berichten hatte. "Das Grinsgesicht war eben bei mir und wollte mich für seine Sache gewinnen. Wobei ich aber nicht weiß, ob er wirklich mit der Kiheitai zusammen arbeitet. Es klang danach." 498, 499, 500. Hijikata ließ den Baseballschläger sinken. "Und was ... planen sie, deiner Meinung nach?", fragte er schwer atmend, während er auf Sougo zukam, den Schläger zu Boden warf und sich auf die Bank fallen ließ. "Was weiß ich. Er hat mir nur angedroht, dass die Schule, die Shinsengumi, Kondo-san und auch der silberhaarige Lehrer untergehen werden." Kagura ließ er weg. Der Vize süffelte erstmal über die Hälfte seiner Flasche, bevor er auch diese achtlos zu Boden warf und sich den Schweiß aus dem Gesicht wischte. Dann stand er wieder auf, streckte und dehnte sich, und bückte sich wieder nach seinem Schläger. "Theoretisch hättest du annehmen sollen. So hättest du heraus finden können, was die Kiheitai plant." "Das hab ich mir dann auch gedacht, aber der Typ macht mich so rasend, wann immer ich ihn sehe." "Weil er der Bruder von dem China-Girl ist?", fragte er, während sich wieder auf dem Platz positionierte. 501, 502, 503. "Mach dich nicht lächerlich, Hijikata-san", war Sougos Antwort. "Ich kann ihn vom Wesen her einfach nicht ab." 506, 507, 508. Wohl, weil ihr euch gar nicht mal so unähnlich seid, hm? Aber das sprach der Schwarzhaarige nicht laut aus. Plötzlich wechselte Sougo das Thema. "Was soll das eigentlich bringen, Hijikata-san?", fragte er. "Ihr verliert doch eh jedes Spiel." 510, 511, "Schnauze.", 512, 513. "Ihr macht euch lächerlich. Löst den Baseball-Club doch einfach auf." 515, 516, "Du sollst die Fresse halten!", 517, 518. Und dann, nur um ihn eins reinzuwürgen: "Deine Schwester lässt dir übrigens ausrichten, dass du dich mal wieder bei ihr melden sollst. Seit der Sache im Krankenhaus kommst du sie gar nicht mehr besuchen, und ans Telefon gehst du auch nicht mehr." Im Kopf zählte er dabei weiter, verzählte sich aber einmal, und kam dann zu dem Entschluss, dass es okay war, wenn er bei 535 weiter machte - womit er gut und gern zehn Schläge übersprang. Aber das war nun eh egal, denn bei Schlag 540 - Hijikata dachte schon, Sougo würde diesbezüglich nichts sagen und wollte bereits die nächste Fiesheit ablassen - endete sein Schlagtraining mit der Detonation eines Bazooka-Schusses. "Verreck bitte und brenn in der Hölle, Hijikata-san. " In einer anderen Gegend des Schulgeländes, in einer Sporthalle, trainierte gerade Yamazaki auf ähnliche Weise mit einem Badminton-Schläger. Es war zwar unnötig, denn das Badminton-Team der Gintama-High verlor mindestens genauso oft wie das Baseball-Team, aber Yamazaki war das egal. Eines Tages werden wir siegen!, dachte er - und vergaß dabei, dass dies kein Shonen-Sportmanga war. Als Kagura wieder zur Besinnung kam, befand sie sich auf dem Rücken einer silberhaarigen Person. "Gin...-chan?", fragte sie langsam. Da sie sich auf dem Nachhauseweg und somit außerhalb des Schulgebäudes befanden, beschwerte sich der Lehrer ausnahmsweise nicht über die Anrede. "Ja?" "Gin-chan, was ist passiert? Wieso ist mir so schlecht? Und warum trägst du mich nach Hause?" "Laut Tsukuyo-Sensei hat dich Okita-kun im Krankenzimmer abgeliefert und darum gebeten, dass man sich um dich kümmern soll. Du hast übrigens hohes -" Sie fuhr sich über das Gesicht und merkte, dass sie ihre Brille nicht mehr trug. "Gin-chan, meine Brille ist weg." Aber der lachte nur und sagte, dass sie sie eh nicht brauchte, woraufhin Kagura lahm erwiderte, dass er seine ja ebenfalls nicht brauchte, aber trotzdem nie ohne aus dem Haus ging. Und dann kam die Erinnerung wieder. An alles. Vor allem an die Szene vorhin im Klassenzimmer. Dieser Bastard hatte es gewagt, sie einfach so nieder zu schlagen. Und sie, der ein solcher Schlag eigentlich nichts hätte ausmachen sollen, war davon wirklich ohnmächtig geworden! Doch noch schlimmer war das davor gewesen. Er hatte sie gefragt, ob sie ihn liebte. Ob sie ihn liebt?! Aber sonst ging's ihm gut, häh? Und dann hatte er sie geküsst, gleich zweimal, und beim ersten Mal war er einfach anders als sonst gewesen (Kagura kam nicht auf das Wort "sanfter"), und beim zweiten Mal hatte er wieder seinen ekligen Lappen in ihren Mund gesteckt, und dann war noch ihr Bruder aufgetaucht, und - Ihr Bruder! Sie wusste nicht, was passiert war, denn Sado hatte sie ja dann einfach nieder geschlagen. Sie wusste nicht, was er gewollt hatte, aber nun war es wohl amtlich: Ihr Bruder musste auf die Gintama-High gewechselt sein. Anders könnte er nicht zu solch später Stunde unbemerkt in der Schule herumschleichen. Und hatte er dieses Mal nicht eine normale Gakuran-Uniform im selben Stil wie die der anderen männlichen Schüler der Gintama-High getragen? Kagura wollte mit Gin-chan über Kamui reden, wollte ihn fragen, wieso Gin ihr verschwiegen hatte, dass ihr dummer Bruder an der Schule war. Aber sie ließ es. Sie wusste nicht, wie sie hätte anfangen können, und sie wollte Gin auch nicht die ganze Geschichte erzählen. Zudem war ihr schwindlig. Und vielleicht wusste Gin-chan nicht einmal, dass ihr dämlicher Bruder an der Schule war. Sie kam nicht umhin, an den Sadotard zu denken. Gin-chan schloss gerade die Tür zu ihrer Wohnung auf. Die Geschichte, wie es dazu kam, dass ein 14-jähriges Mädchen bei einem älteren Kerl unbekannten Alters wohnte, war eine seltsame und komplizierte; die einem wohl besser in der Hauptstory "Gintama" als hier erklärt werden konnte. Kurz gesagt führten die beiden lediglich eine Zweck-WG. Fast wie Vater und Tochter. Der Silberhaarige legte Kagura auf der Couch ab, verschwand, und kam kurz darauf mit Decke, einer Schüssel mit heißem Wasser, einer Schüssel Reis und Medizin wieder. Der Leser sollte spätestens seit dem unausgesprochenen Satz von Gin wissen, was Sache ist, aber Gin-chan sagte erstmal nichts, sondern deckte das China-Mädchen schweigend zu, bevor er ihr die Schüssel reichte. "Keinen Appetit", war ihre Antwort, und im nächsten Moment hatte sie die Schüssel ratteputzleer gefressen. Gin schmunzelte kurz. Es ging ihr immerhin noch nicht schlecht genug, um auf Essen zu verzichten. Gin wollte sich seinem Arbeitsstapel widmen, aber da ertönte Kaguras Stimme. "Gin-chan, kann ich mit dir reden?" Und Gin nahm nach einer Sekunde des Zögerns zu ihren Füßen Platz, ein Seufzen ausstoßend. "Klar. Was liegt dir auf der Seele?" Es gab Momente, da waren sie wirklich eine Herz und eine Seele. Dann benahm sich Gin wie ein vorbildlicher Erwachsener und Kagura wie ein normales Mädchen. "Gin-chan, wenn zwei Menschen sich knutschen, was bedeutet das dann?" Gin verschluckte sich an dem Tee, von dem er gerade genippt hatte. "Bitte was?!", kam es mit fast schon hysterischer Stimme von ihm. Als nächstes wollte er ihre Temperatur messen, aber das war ja nicht mehr nötig. Also räusperte er sich: "Kagu-chan, diese Welt ist ein böser Ort. Aber du bist noch jung, deshalb hier die schöne Kinderversion: Meistens lieben sich die Personen, die sowas tun." Gin hasste es, über solche Dinge zu reden. Vor allem mit einem Mädchen, das den Romantiksinn einer Eintagsfliege besaß. Aber Kagura schüttelte nur aufgebracht den Kopf. "Nein, nein, nein, Gin-chan. Du musst dich irren. Das kann keine Liebe sein!", antwortete sie trotzig. Gin bekam das Bild von Okita-kun nicht mehr aus dem Kopf. Woher kam das Gefühl, dass der Klassensadist was damit zu tun hatte? "Nun, es gibt natürlich auch Fälle, wo keine Liebe im Spiel ist. Aber das ist meist eher in der Welt der Erwachsenen so." Wie sollte er es ihr sonst erklären? Wie? Wenn der Leser besser wusste, wie man sowas erklärte, konnte er das an dieser Stelle gern übernehmen - danke! - Nicht, dass der Leser so etwas tun würde. Der genoss es wohl einfach viel zu sehr, Gin beim Verzweifeln zuzu"lesen". Den Silberhaarigen überraschte das nicht. Er hatte mit so etwas bereits gerechnet. Eine Zeit lang herrschte Schweigen. Doch gerade, als Gin mit Leser verfluchen fertig war und davon ausging, das Thema wäre nun erledigt, meinte Kagura: "Gin-chan, etwas stimmt mit mir nicht." Und sie erklärte einiges, was vorgefallen war. Sados Aktionen umschrieb sie meistens wie eine Art Kampf, den Kagura verlor - sie konnte Gin nicht sagen, dass der Dreckssack sie geküsst hatte, das würde sie nie über die Lippen bringen! Stattdessen versuchte sie, das Gefühl in ihrer Magengegend zu beschreiben, die unendliche Wut - und wie daraus etwas geworden war, was Kagura nicht mehr beschreiben konnte, wovon sie jedoch ausging, dass es das nächste Level von Hass sein musste. Gin hatte Schwierigkeiten, bei der Sache zu bleiben. Kagura erzählte ihm nicht alles, aber sie war ... nicht gerade "gut" darin, Dinge auszulassen oder so abzuändern, dass man sich nicht denken konnte, was wirklich passiert war. Und allein der Fakt, dass sie ihn zuvor gefragt hatte, warum sich zwei Menschen küssen, und zudem der Umstand, wie sich das hier anhörte, ließen keinen Zweifel: Dieser Okita-kun musste bereits mehrmals über Gins "kleines Mädchen" hergefallen sein. - Nicht, dass Gin Kagura wirklich jemals so bezeichnet hätte, aber er hatte das Gefühl, dass solche Gedanken gerade zum Flow der Fanfiction passen würden. Der erste Gedanke, den wohl jeder haben würde, der das hier hörte, war "Du hast dich in den ollen Hampelmann verknallt, Kleines." Aber Gin hing an seinem Leben, daher sagte er das nicht. Er wollte noch nicht sterben, kannte Kagura jedoch gut genug um zu wissen, dass dies seine "Death Flag" triggern könnte. Er wusste aber bereits, wie er sich aus der Sache winden konnte, ohne Kagura den wahren Grund zu nennen, aber auch ohne sie grundlos dastehen zu lassen. "Ich schätze mal, das hängt mit deiner Erkältung zusammen, Kagu-chan." Kagura starrte ihn wie einen Geist an. "Erkältung?", wiederholte sie lahm. "Jepp, du schleppst anscheinend schon seit Wochen eine seltsame, außerirdische Erkältung mit dir rum, die aber nicht richtig ausgebrochen ist. Jetzt scheint es dich aber so richtig erwischt zu haben. Das dürfte der Grund für deine seltsamen ... Gefühle sein, und auch der Grund, wieso du dich nicht wehren konntest, als Okita-kun dich geküüüääääaah ich meine, als er dich besiegt hat. Du musst dich bei irgendjemanden angesteckt haben, der bis vor kurzem noch im Weltall war." Kagura lachte und heulte gleichzeitig vor Erleichterung. Den Einwand mit dem Anstecken bekam sie kaum noch mit. "Haha, dann ist ja alles bestens", rief sie erleichtert aus. Sie fühlte sich gerade wie ein kleines Mädchen, das gerade bemerkt hat, dass die Vase, welches es kaputt gemacht hat, nur ein billiges Imitat war. Bald konnte sie es dem Sadisten heimzahlen. Das würde ein Spaß werden! Die beiden laberten noch bis in die Nacht, weil sie viel zu selten in diesem "Nett zueinander"-Modus waren, und irgendwann schlief Kagura ein. Und für Gin begann dann die Arbeit. Er seufzte. Das würde eine lange, schlaflose Nacht werden. Als Shinpachi am nächsten Tag die Klasse betrat, war er zur Abwechslung mal nicht der Erste im Klassenzimmer. Verwirrt sah er zum schlafenden Okita, zuckte aber dann nur mit den Schultern. Er wird schon seine Gründe haben, dachte er. - Und damit endet Shinpachis Auftritt für dieses Chapter bereits wieder, was der mit einer Schimpftirade abstempelte, die ich hier nicht widergeben möchte, da zuviel Caps. Wenden wir uns also lieber Sougo zu... Sougo war heute so früh da gewesen, um Hinweise auf diesen Kamui oder die Kiheitai zu finden, aber seine Suche war erfolglos. Die Kiheitai war nicht an ihrem Stammplatz, und das Abklappern der Clubräume ergab, dass sie sich zwischenzeitlich auch keinen Clubraum genommen hatten, um ihre Aktivitäten durchzuplanen. Aber wo steckten sie denn sonst, wenn sie nicht an ihrem Getränkeautomaten waren? Keiner hatte sie je woanders gesehen als dort oder auf dem Weg zu den Klassen. Keiner wusste, wo sie waren, wenn sie nicht am Getränkeautomaten im dritten OG oder in ihren Klassenzimmer waren. Während Sougo vor sich hin döste und die verwirrten Reaktionen der anderen Klassenmitglieder ignorierte - darunter auch Leute wie Kondo-san, Otae, Kyuubei, Sa-chan und so weiter, also alles Charas, die in dieser FF bisher keinen Auftritt bekommen haben und vielleicht auch nicht mehr bekommen werden - überlegte er fieberhaft, wie er diesem China-Boy einen Strich durch die Rechnung machen konnte. Fünf Minuten vor Unterrichtsbeginn richtete sich Sougo auf, nahm die Schlafmaske ab und beschloss, mit Kondo über diese Sache zu reden. Doch Kondo war gerade dabei, sich von Otae verprügeln zu lassen. Sougo verwarf den Gedanken wieder. Und dann betrat China-Girl das Klassenzimmer. Und da sich jeder an die gestrige Szene erinnerte, hielten fast alle unwillkürlich den Atem an. Dann sah man jedoch ihren Aufzug, und dann beschloss auch Sougo, sich zu ihr umzudrehen. Ihr Anblick war grauenvoll. Sie trug nicht die fette Hornbrille, denn die lag auf dem Lehrerpult. Sie war am Vortag runtergefallen, und Sougo hatte dann vergessen, sie ihr wieder zu geben. Stattdessen trug sie nun eine normale Brille mit dezentem Gestell und runden, vor allen Dingen transparenten Gläsern. Man konnte ihre Augen erkennen - und somit auch die tiefen dunklen Ringe unter diesen. Zudem trug sie einen dicken Schal, obwohl es draußen warm war, sowie Mundschutz. In dem Moment kam Ginpachi in die Klasse. Was durchaus mal passieren konnte, immerhin kamen sie ja zusammen in die Schule. Aber heute war der Zeitunterschied wirklich sehr gering. "Gin-san, wieso -" Doch Shinpachi wurde sofort von dem Silberhaarigen unterbrochen. "Es heißt Ginpachi. Und nun setz dich. Ich konnte sie nicht davon abhalten zur Schule zu kommen." "Richtig!", warf da Kagura ein, ehe sie sich schwer auf den Stuhl fallen ließ. Sie wirkte ein wenig wie betrunken. Der Unterricht ging heute zur Abwechslung erstaunlich ruhig und ohne Zwischenfälle über die Bühne. Kein Gemaule, kein ständiges Geplapper, keine Streitereien. Ginpachi war fast verängstigt über die Stille, die heute in der Klasse herrschte. Da störte es ihn auch nicht, dass Sougo mal wieder pennte. Dafür zog in der Pause ein Sturm in Form von Kagura auf, die meinte, Sougo herausfordern zu müssen. "Ich weiß nun, dass ich nur erkältet war - nun zahl ich dir all deine Gemeinheiten zurück!" Sougo verstand kein Wort. Und das sagte er auch. Als sie jedoch anfing, über seine S-Attacken erzählen zu wollen und den Satz mit einem "Na, deine ganzen Küsse" anfangen wollte, sprang er schnell hoch und hielt ihr den Mund zu. Wenn man es nicht besser wüsste, könnte man meinen, dass er leicht rot geworden war. Aber vor allem war er sauer geworden. Dachte sie, sie könne es ihm so heimzahlen - indem sie das vor der versammelten Klasse ausplapperte? Kagura wollte ihm die Hand abstreifen, doch da kippte sie plötzlich vornüber, quasi in Sougos Arme, welcher sie verwirrt auffing. Doch schon durchs Superman-Hemd hindurch spürte er, welch hohes Fieber sie hatte. "Besser, wenn du ganz schnell ins Krankenzimmer kommst", murmelte er, eher zu sich selbst, ehe er sie hochnahm und aus dem Klassenzimmer transportierte. Dies hinterließ bestimmt einen sehr eindeutigen Eindruck. Das mochte nun irgendwie ganz und gar nicht nach Sougo klingen, aber keine Sorge: Er war immer noch derselbe. Irgendwie zumindest. Das merkte man spätestens dann, als er Kagura grob aufs Krankenbett warf. Aber das bekam sie kaum noch mit. Auch ohne Arztwissen war klar, dass sie hohes Fieber hatte. Nun, gute Gelegenheit, um den Unterricht zu schwänzen. Tsukuyo-Sensei war eh nicht da, also würde er behaupten können, auf ihre Ankunft gewartet zu haben, um ihr zu erzählen, was vorgefallen war. Doch gerade, als er sich ins Bett nebenan werfen wollte, schlug Kagura unerwartet die Augen auf. "Wo bin ich?" "Im Krankenzimmer. Dich hat's eben weggebrezelt." Kagura konnte sich nicht erinnern. Verständnislos blickte sie sich um, dann starrte sie Sougo an, der ausdruckslos zurück starrte. Er nahm Luft. "Okay, was wolltest du mir vorhin sagen?", fragte er. "Ich bin krank", war Kaguras kurze Antwort - als wäre das Erklärung genug. Sougo machte die "Gesichtspalme" - bedeutet: Er schlug sich die Hand vors Gesicht. "Vergiss es, war eine dumme Frage. Dann erklär mir lieber, was da zwischen dir und deinem Bruder Sache ist. Ist ja abartig, wie sehr ihr euch anscheinend hasst." Er ließ sich auf den Klappstuhl neben dem Krankenbett fallen. Es wurde still im Krankenzimmer. Kagura starrte die Decke an, als würde sich dort der beste Film aller Zeiten abspielen. Und Sougo starrte gelegentlich auf sein Handy. Keine Nachrichten wie "Was treibst du so lange?" oder "Wo bleibst du?". War er seinen Klassenkameraden etwa egal? Hm. Dann, nach einer ewig erscheinenden Zeitspanne, die in Wahrheit aber nicht einmal fünf Minuten andauerte, flüsterte sie leise: "Das Schlimme daran ist, dass mich mein Bruder nicht einmal wirklich hasst. Er will mich nur umbringen, mehr nicht." Der Sadist lachte humorlos auf ob dieser Worte. "Achso, natürlich, er hasst dich nicht, sondern will dich "nur" umbringen. Klar. Mein Fehler." Er wusste nicht, wieso dieser Satz eine so heftige, sarkastische Reaktion in ihm auslöste. Vor allen bei ihm, der selbst doch als Prinz S bekannt war. Wobei man das "S" wahlweise auch für "Sarcasm" nutzen konnte. "Du verstehst nicht, Okita. Er ist ein Yato. Yato müssen töten." Er zog scharf die Luft ein. Aber nicht wegen dem, was sie sagte, denn das war ihm ja eh bereits bekannt. - Nein, sie hatte ihn eben zum ersten Mal beim Namen genannt; zum ersten Mal überhaupt bei einen seiner richtigen Namen genannt, und nicht bei irgendwelchen Schimpfwörtern, Beleidigungen oder sonstigen Kraftausdrücken. Doch bevor er diesbezüglich einen weiteren Gedanken fassen konnte, sprach das China-Girl weiter: "Yato wollen immer kämpfen. Kamui ist da keine Ausnahme, sondern eher der schlimmste Fall: Seine Mordlust ging soweit, dass er unseren Vater angriff, der bei diesem Angriff seinen Arm verlor. Und ... wäre ich nicht dazwischen gegangen, dann ... hätte mein Papi ihn bestimmt getötet ..." Sie wurde gegen Ende hin immer leiser, bis ihre Stimme erstickte. Das reichte. Sougo wusste nun genug. Mehr als genug. Dieser Kamui war ein verdammter Dreckssack, der seine Mordgelüste nicht im Zaum halten konnte. Eigene Familie umbringen wollen? Wo gab es denn sowas? Und es erklärte wohl auch, wieso Kagura immer austickte, wenn sie ihn sah. Davon ab hatte er das eigentlich gar nicht erfahren wollen. Doch das allein war nicht der einzige Grund. Kagura wandte sich um, doch anstatt in Schweigen zu verfallen, hob sie kurz darauf erneut die Stimme an: "Aber das Schlimme ... an seinem Auftauchen hier ist: Wann immer ich ihn sehe ... fängt mein Blut an zu kochen, und ich verliere die Beherrschung. Mein Blut reagiert auf ihn, verstehst du? Und ich hab wirklich Angst, dass ich ... so werde wie er. Und diese Angst hatte Papi auch, deshalb hat er uns verlassen. In gewisser Weise hat Kamui unsere Familie zerstört, denn ... bis zu diesem Vorfall waren wir einigermaßen normal ..." Sie schniefte kaum überhörbar. Trotzdem fragte Sougo: "Weinst du?" Sie rollte sich zurück auf den Rücken. Ja, sie weinte, daran gab es keinen Zweifel mehr. Sie war also wirklich ein normaler Mensch mit normalen Gefühlen. Irgendwie beunruhigte ihn das. Denn jetzt, wo er ihre Geschichte kannte, wäre es ihm irgendwo lieber gewesen, diese Seite an ihr nicht zu kennen. Es wäre einfacher gewesen, weiterhin auf ihr rumzuhacken, wenn sie nach wie vor das dumme, brutale Gör ohne Hirn und Verstand für ihn gewesen wäre. Sie warf sich den Arm übers Gesicht und lachte humorlos auf. "Ich will nicht so werden, verstehst du?" Er seufzte. Irgendwie war der Dunkelblonde gerade dezent mit der Situation überfordert. Ausgerechnet er sollte Trost zusprechen? Und dann auch noch so jemandem wie China, die er eigentlich kaum leiden konnte, die ihn ständig auf die Palme brachte, seine ruhige, emotionslose Fassade zerstörte, und von der er bis eben geglaubt hatte, dass sie nicht zu normalen, menschlichen Regungen und Gefühlen fähig war? Wer war er? Und trotzdem sagte er: "Keine Sorge, soweit lass ich es nicht kommen." Vorher würde er ihr eins übers Dach ziehen oder ihren missratenen Bruder in Streifen hacken. "Und nun schlaf. Du redest seltsames Zeug und bist so widerlich nett und lieb, dass mir das Kotzen kommt." Was null gelogen war. Er kam nicht darauf klar, dass das China-Girl ihn plötzlich bei seinem Namen ansprach, vor ihm weinte und ihm seine Lebensgeschichte erzählte. Und er hatte es zwar selbst nie erlebt, aber schon davon gehört, dass Menschen im Fieberwahn die seltsamsten Dinge erzählten. Ein wenig war es wohl wie betrunken sein. Sie lachte, ehe das Lachen in ein Husten überging. "Ich mag aber nicht schlafen", gab sie trotzig zurück. "Und ich weiß, dass ich wirr rede; und ich weiß, dass es an dieser komischen Krankheit liegt, weshalb ich mich nie wehren konnte; aber ich weiß auch, dass Gin-chan Unrecht hat und diese Gefühle nicht an der Krankheit liegen; und ich weiß auch, dass diese Gefühle auch noch da sein werden, wenn ich wieder gesund bin, aber dann werde ich sie sicher verdrängen oder sonstwas; und ich weiß, dass ich mich gerade um Kopf und Kragen rede; aber ich weiß auch, dass es dir egal ist - also warum nicht?" Nachdem sie diese Textwall beendet hatte, verfing sie sich in einem weiteren Hustenanfall. "Ich werd so gnädig sein und vergessen, was du eben von dir gegeben hast", erwiderte Sougo genervt. Was sollte er sonst sagen? Er war ein wenig perplex, aber vor allen Dingen genervt von dem, was man da zwischen den Zeilen heraus hören konnte. Doch als er aufstand und gehen wollte, murmelte sie leise: "Bleib noch kurz." Und er nahm wieder Platz. Weil er eh keine Lust auf Unterricht hatte, und eigentlich ja noch auf Tsukuyo-Sensei warten wollte. Zumindest redete er sich das ein. "Kurz" verging, und es herrschte immer noch Schweigen. Aber gerade, als Sougo echt ungeduldig wurde und sich fragte, ob sie nun doch eingeschlafen war, fragte sie: "Küsst du mich noch einmal?" Sougo zuckte erschrocken - ja, erschrocken - zurück. "B-bitte was?!", fragte er fast stammelnd. Ja, es gab Dinge, die selbst einen Sougo Okita fast vom Hocker rissen. "Ob du mich noch einmal küsst, Bakarayo", gab sie motzig zurück. Sie hatte den Arm immer noch quer über dem Gesicht liegen. Man sah nur ihre Mundwinkel, und daran konnte man nicht erkennen, ob sie einen Scherz machte oder das ernst meinte. Wieso sollte er? Und wieso erhob er sich nun und beugte sich über das Mädchen? Das ergab doch keinen Sinn. Als er über ihr war, sah er, wie Kagura Schweißtropfen die Wange hinab liefen. Sie schwitzte eh extrem stark, aber klar, war ja krank. Schon aus der Entfernung spürte er die Hitze, die sie ausstrahlte. Sie nahm den Arm runter, behielt die Augen jedoch geschlossen. "Aufgeregt?", fragte er monoton, was dem Satz den Klang einer Feststellung, und nicht den einer Frage gab. Daran merkte man wieder, was Betonung im Verbalen so alles ausmachen konnte. Sie schüttelte schwach den Kopf, nickte kurz darauf aber. "Ein wenig", gestand sie kleinlaut. "Immerhin ist es das erste Mal, dass es mit meinem Einverständnis passiert." Sougo schluckte leicht. Sie war wie ausgewechselt, ein völlig anderer Mensch. "Sag bloß, du bist doch in mich verliebt?" "Vielleicht. Ich sag's dir nach dem Kuss." Kurz vor ihrem Mund hielt er inne. "Wieso sollte ich das tun? Damit ich mich anstecke?" Und nahm wieder Platz. Er hatte es eh nie vorgehabt, hatte sie nur etwas foppen wollen. Sie kicherte. Es klang stark OoC - zumindest für ihn, er hatte sie noch nie so weiblich kichern hören. "Wieso nicht? Etwas mehr Ehrlichkeit würde dir auch nicht schaden. Würde gern wissen, was du so fühlst und über mich denkst." "Mehr Ehrlichkeit?" "Wahrscheinlich bringt einen diese Krankheit dazu, seine wahren Gedanken und Gefühle auszusprechen. Normalerweise würde ich so etwas ja auch nie sagen. Deshalb hatte ich gehofft, dass du dich anstecken könntest. Aber laut Gin-chan ist man eh verliebt, wenn man jemanden küsst. Entweder das, oder -" Weiter kam sie nicht. Sougos Hände hatten sich um ihren Hals geschlossen. "Noch ein Wort, und ich kill dich." Und dabei war es ihm egal, ob er nun nach einem gewissen Typen mit lachsfarbenen Haaren klang. Er war grad so richtig sauer, und dafür hatte allein schon die Andeutung dieses Satzes gereicht. In der Sekunde kam Tsukuyo-Sensei, temporäre Krankenschwester, herein. Sougo nahm die Hand zurück. Endlich einen Grund, von dem kranken Mädchen weg zu kommen. Er war Kagura noch einen letzten Blick zu, und als er dem Blick ihrer tiefblauen Augen begegnete, stand er ruckartig auf und ging auf die Lehrerin zu, ohne Kagura eines weiteren Blickes zu würdigen. Es war nahezu ein Fluchtversuch. "Ach, sein kleines Mädchen", murmelte sie, ehe sie sich Sougo zuwandte. "Danke, dass du sie hergebracht hast. Was sind die Symptome?" Gut, und was sollte Sougo darauf antworten? Das eben kam einem Liebesgeständnis gleich. Einem Liebesgeständnis an ihn! Im Normalfall würde Sougo nun gnadenlos ausplaudern, was Sache ist. Wenn das China-Girl nun in irgendjemand anderes, wie Megane-Boy oder Hijikata oder Yamazaki oder so, verliebt wäre, würde Sougo das als Zettel ans Schwarze Brett hängen - einfach, um beiden eins auszuwischen. Aber wie könnte er das tun, wenn sie offensichtlich in ihn verliebt war und er sich somit selbst an den Karren fahren würde? Zudem hatte er einige Aktionen gebracht, die für einen außenstehenden Betrachter wohl Bände sprechen würden. Er sah bereits den Regenschirm mit ihren beiden Namen an der Tafel. Tsukuyo-Sensei setzte sich auf ihren Stuhl, und nahm einen großen Zug aus ihrer Pfeife. Das widersprach der Schulordnung, aber Sougo nahm es in dieser Verfassung gar nicht wahr. Er räusperte sich, als ihm bewusst wurde, dass sie immer noch auf eine Antwort wartete. "Sie ... redet seltsame Dinge", sagte er. Wie sollte er es denn sonst formulieren? "Fantasiert sie? Ergeben ihre Sätze überhaupt einen Sinn? Stimmt der Satzbau? Du musst schon konkreter werden, sonst bringt uns das nicht weiter." Abrupt wandte er sich um, während er zur Tür ging. Er konnte es nicht leiden, wenn man ihm auf solch eine Art Befehle erteilte. "Sie ... sie sagt Dinge, die sie sonst nie sagen würde. Wahrscheinlich ihre wahren Gedanken und so." Nein, er wurde gewiss nicht rot gerade. Er war allerhöchstens genervt. Wer war hier der Arzt - er oder sie? Als er an ihrem Krankenbett vorbei kam, sah er, dass sich China-Girl etwas im Bett aufgerichtet hatte und ihn ansah. "Ver... - Vergiss bitte alles, was ich heute gesagt habe ... Okita." Sougo verließ praktisch fluchtartig das Krankenzimmer. Er hielt es dort drin keine weitere Sekunde mehr aus. Kapitel 4: Dein Feind von gestern ist auch heute noch dein Feind! ----------------------------------------------------------------- Kagura, das war für Sougo ein endloses Objekt des Hasses. Sie waren schon seit Beginn der Oberstufe in einer Klasse, aber er hatte sich nie groß für sie interessiert. Für ihn war von Anfang an klar, dass sie den Begriff "weiblich" nur aufgrund ihrer Geburtsurkunde verdient hatte. Ihre Manieren und ihr Intellekt kamen dem eines Feldarbeiters gleich. Niemand, mit dem Sougo Kontakt haben wollte. Sein Desinteresse an ihr hatte sich auch darin widergespiegelt, dass er erst nach einem halben Jahr in derselben Klasse ihren Namen wahrgenommen hatte: Kagura. Kein Nachname, nur Kagura. - Nicht, dass das einen Unterschied gemacht hätte; Sougo nannte sie aufgrund ihrer Haarknoten nur "China-Girl". Und auch, dass sie erst 14 war und bei Ginpachi-Sensei wohnte, kam bei ihm erst sehr spät an. Der Rest der Klasse, selbst solche "Leute" wie Hijikata oder Kondo, schienen das bereits gewusst zu haben. Eines Tages hatte er ihr dann mal aus Lust an der Abwechslung einen Streich gespielt. Nichts Bedeutsames. Es war eher der Zufall gewesen, dass es sie getroffen hat, denn durch ihr Herausstürmen aus dem Klassenzimmer hatte sie seine Aufmerksamkeit erregt. Wie gesagt, nichts Besonderes. Doch er hatte sie unterschätzt. Sougo Okita war ein Sadist. Er liebte es, Leute zu quälen, sie am Boden zu sehen, auf ihnen rumzutrampeln, wenn sie bereits im Dreck lagen, und ihre Gesichter zu sehen wenn sie realisierten, dass sie ihm auf den Leim gegangen waren. Mit ihrer Persönlichkeit, ihrer sadistischen Art und ihrer Vorliebe dafür, Menschen fertig zu machen und sie dann auszulachen, wenn sie am Boden lagen und nicht mehr hochkamen, war sie ihm ähnlicher, als es dem Hobbysadisten recht war. Dafür hasste er sie. Er wollte sie zerstören, bezwingen, endgültig fertig machen. Irgendwie wurde es zu ihrem täglichen Mission, miteinander in irgendeiner Form zu kämpfen. Dem Hobbysadisten kam ein neues Opfer, an dem er seine S-Ader und seinen Hass auslassen konnte, gerade recht; denn seine ständigen Zankereien mit Hijikata waren nicht gern gesehen bei Kondo und dem Rest der Shinsengumi. Und Kagura fühlte sich von ihm jedes Mal so provoziert, dass die Kämpfe zwischen ihnen kein Wunder darstellten. Schnell aber wurde klar, dass Sougo mehr als nur einen Grund hatte, dieses dumme Gör zu hassen: Sie war so ziemlich der einzige Mensch, bei dem Sougo seine emotionslose Grimasse nicht aufrecht erhalten konnte. Im Gegenteil, sie schaffte es eigentlich fast immer, ihn mit ihrer Art zu der ein oder anderen überzogenen Reaktion zu verleiten. Sie bereitete ihm einen Grund für ernsthafte Wut, und war schuld daran, dass seine Fassade des stets gelangweilten, emotionslosen, erhabenen Sadisten bröckelte. Dafür hasste er sie noch mehr. Doch irgendwie waren sie ab diesem einen Tag im Klassenzimmer dazu verdammt, immer aneinander zu geraten. Wann immer sie einander sahen, fiel von einem der beiden eine Bemerkung, die der andere als Grund zum Angriff nahm. Ein ewiger Kampf, bei dem sich bis heute nie ein Gewinner hatte ausmachen lassen können. Nun, und dann wurde die Sache sehr merkwürdig. Seltsam. Zu M für den selbsternannten Prince S. Er hatte sie geküsst. Nicht nur einmal, sondern insgesamt sieben Mal - acht, wenn man den auf ihren Handrücken bei ihrem Versuch, sich davor zu schützen, mitzählte. Einmal, weil sie nervte und er sie zum Schweigen bringen wollte; ein andermal, um es ihr besonders fies zurück zu zahlen - aber nie, ohne sich im Nachhinein zu fragen, was ihn da geritten hatte. Mittlerweile hatte er aufgehört, sich diese Frage zu stellen. Er wollte sich keine Gedanken mehr darüber machen. Irgendwas musste bei ihm wohl kaputt gegangen sein. Vielleicht war er auch krank, nur auf andere Art und Weise. Es gab bestimmt irgendeine Erklärung dafür. Das war die ganze Geschichte der beiden. Naja, in extremer Kurzfassung halt. Sougo hatte das alles extra nochmal Revue passieren lassen, um sicher zu sein, dass er nichts vergessen hatte. Und um herauszufinden, dass es eigentlich kein Wunder war, dass eben jenes China-Girl ihm gerade über Umwegen ihre Gefühle gestanden hatte. Sie hatte ihm ihre Familiengeschichte erzählt. Hatte vor ihm geweint. Hatte ihn um Hilfe gebeten. Hatte einen weiteren Kuss gefordert. Hatte auf seine Frage, ob sie doch in ihn verliebt war, mit einem "Vielleicht" und dem Versprechen, es ihm nach dem Kuss zu sagen, geantwortet. Hatte sich erhofft, dass er sich an ihr anstecken und so ehrlicher werden würde. Hatte von Gefühlen gesprochen. Ging es denn noch offensichtlicher?! "Oi, Okita-kun." Der silberhaarige Lehrer erschien auf der Bildfläche, mit seinen toten Fischaugen, der unnützen Brille, der Zigarette, die ja gar keine Zigarette war, der Hand am Hinterkopf, und einem leicht verzweifelten Gesichtsausdruck. Der hatte ihm gerade noch gefehlt. "Was gibt es, Danna?" Ginpachi überging das "Danna". Okita würde eh sämtliche Kommentare diesbezüglich ignorieren. "Es geht um Kagura-chan. Sie hat mir ... ein paar Dinge erzählt." Eventuell wurde Sougo gerade rot. Vielleicht schluckte er auch hart. Oder er wurde ein Stückchen nervös. So ganz konnte man sich dessen nicht sicher sein, denn er ließ sich nichts davon anmerken. Und der Anschein, er wäre rot geworden, dauerte auch nur eine kleine Sekunde an. Kaum bemerkbar also. "Was hat sie erzählt?" Wie schafft er es nur, so eintönig zu bleiben?, ging es Ginpachi durch den Kopf. Er wuschelte sich erneut durch seine Lockenpracht, eine für ihn typische Geste. "Na, du weißt schon. Dieses und jenes - sie hat es nicht selbst erzählt, aber ich bin ein erwachsener Mann und erfahren in diesen Dingen." Wenn man ihm Letzteres glauben mochte. Sougo wollte was erwidern - er selbst wusste nicht genau was, denn sein Mund öffnete sich schon von allein, um irgendwelche Widerworte auszustoßen - aber der Silberhaare wedelte mit der Hand. "Hör zu: Ihr seid jung, und das ist okay. Jeder war mal jung, sogar ich. Aber vergiss nicht, dass sie erst 14 ist, und vergiss nicht, dass sie unheimlich dumm und unbeholfen ist. Sie wird vielleicht nie verstehen, was Sache ist. Du hingegen bist bereits 18. Du solltest verstehen, was Sache ist. Mein persönlicher Rat wäre: Hört auf, euch wie Kleinkinder zu benehmen, denn die ständigen Streitereien sind mittlerweile echt peinlich. Bei Kagu-chan kann ich das noch einigermaßen verstehen, da macht das Sinn, aber du solltest weiter sein." Er wollte bereits ohne eine Antwort abzuwarten ins Krankenzimmer, hielt dann aber nochmal inne. "Achso, nochwas: Wenn du Kagura zum Weinen bringen solltest, mach ich dich ein bisschen kalt." Damit verschwand er dann im Krankenzimmer, ohne Sougo die Möglichkeit einer Erwiderung zu lassen. Okay. ... Okay?! Was ging denn hier ab?! China machte ihm quasi 'n Antrag, und nun drohte ihm auch noch ein Lehrer, ohne dass Sougo darauf auch nur einen Satz erwidern konnte?! Spielte denn die ganze Welt verrückt?! "Leckt mich doch", murmelte er ehrlich angepisst und machte auf dem Absatz kehrt. Pff, als würde er sich hier weiterhin zum Affen machen lassen - im Leben nicht! Die konnten ihn alle mal gern haben! Unterdessen beschloss die Autorin, dass es wieder Zeit für Yamazaki-Service wurde. Deshalb dieser Szenenwechsel. "Oi, Yamazaki. Schreib dem Bast- pardon, ich meine Okita-Taichou mal eine SMS, wo er denn bleibt." Nicht, dass sich Hijikata Sorgen um den Sadisten machte. Es schickte sich einfach nicht, den Unterricht zu schwänzen, und ging ihm persönlich auf den Piss, wenn sich Sougo einfach irgendwo einen faulen Lenz machte, während der Rest ordentlich am Unterricht teilnahm. Seufzend kam der Angesprochene der Aufforderung nach. Dem Vizekommandanten widersprach man nicht, das war ihm natürlich bewusst. Dennoch ärgerte es ihn manchmal, dass die anderen so mit ihm umsprangen. Das war nicht sehr fair. Yamazaki sollte nie eine Antwort auf die SMS mit dem Inhalt "Fukuchou lässt fragen, wo du dich rumtreibst." bekommen. Aber das wusste er zu dem Zeitpunkt natürlich nicht. Als Gin das Krankenzimmer betrat, zuckte Tsukuyo leicht zusammen. "Gintoki, was machst du denn hier?" Sie war so ziemlich die Einzige, die ihn selbst hier als "Gintoki" bezeichnete - und das, obwohl er in dieser Welt eigentlich Ginpachi hieß. Sie gehörte aber auch zu den wenigen Leuten, bei denen er sich erst gar nicht die Mühe machte, den "falschen" Namen auszubessern. "Na was wohl? Nach meiner Schülerin schauen", antwortete er monoton, während er einen Blick auf Kagura warf. Sie schlief. Was erfreulich war, immerhin hatte sie ihn ja die halbe Nacht auf Trab gehalten mit ihrer seltsamen Krankheit. "Was hat sie denn nun eigentlich?" "Nun", Tsukuyo begutachtete die Unterlagen. "Sie hat offensichtlich eine Krankheit, die man sich im Weltall zuzieht. Eigentlich nichts Schlimmeres als in etwa eine Erkältung. Allerdings scheint sie Yato besonders zu schwächen, sodass sich ihre übermenschlichen Kräfte teilweise sogar ins Gegenteil wandeln. Und ... naja, äh, anscheinend sorgt die Krankheit oberdies dafür, dass die, äh, betroffenen Patienten irgendwie ... äh, ehrlicher werden und ihre wahren Gedanken aussprechen, oder, äh, so ähnlich." Die sehr vielen "Äh"s bezeugten, dass die blonde Lehrerin ein wenig verwirrt war, besonders vom letzten Punkt. Sie wusste nicht recht, ob sie Okita in diesem Punkt richtig verstanden hatte. "Wirklich? Na bestens, dann hol ich schnell Okita-kun zurück." "Wie? Ich verstehe nicht." Gin wuschelte sich erneut durch die Haare. Das tat er oft, wenn er nicht gerade vor der Klasse stand. Oder wenn er sich in der unglücklichen Lage wieder fand, etwas zu erklären, worin er nicht sonderlich gut war. So wie jetzt. "Na, damit sie ihm endlich ihre Liebe gestehen kann. Vielleicht unterlässt er dann seine dreckigen Sadospielchen und benimmt sich wie ein normaler, verliebter Teenager." Wobei das Wort "normal" und der Name "Okita" schlecht zusammenpassten. Aber in der Welt von Gintama passte das Wort "normal" so oder so schlecht. Außerdem konnte er bei dem Pokerface auch nicht sicher sein, ob er wirklich Gefühle für Kagura hegte; aber Gin hoffte es einfach. Ansonsten würde er ihm demnächst den Arsch aufreißen. Kagura war kein Mädchen, mit dem man auf solche Art und Weise spielen sollte. Unauffällig auffällig besah sich Tsukuyo noch einmal die Akte - als gäbe es dort etwas unheimlich Wichtiges und Neues zu erfahren. "Achso, dann ist die Kleine also..." Sie ließ den Satz absichtlich offen. Nun verstand sie schon besser, was Sache war. Gin seufzte übertrieben laut, ehe er sich die Zigarette, die in Wahrheit eigentlich ein Lolli war, aus dem Mund nahm. "Wo die Liebe hinfällt - nein, ich raff's nicht. Wieso ausgerechnet dieser sadistische Satansbraten? Hätte sie sich nicht einen anderen, normaleren rauspicken können? ABER DAS IST ES JA GERADE: In dieser Serie gibt es keine "normalen" Leute. Alles Verrückte hier, allesamt!" Es war zum Haare raufen. Und Kagura war ja auch eine der Verrücktesten hier - wie sollte sie so also jemand "Normalen" finden? Als er Tsukuyos Blick bemerkte, räusperte sich Ginpachi übertrieben. "Sie natürlich ausgenommen, werte Frau Kollegin", beeilte er sich ihr zu versichern - was etwas gelogen war, denn spätestens, wenn Tsukuyo Alkohol zu sich nahm, konnte sich auch diese ernste, strenge Frau zu der Riege der vollkommen abgedrehten Dusselcharas zählen. Aber Ginpachi war nicht lebensmüde genug, um das zu erwähnen. Er war so in dem Gespräch mit Tsukuyo und seinen eigenen Gedanken drin, dass er nicht bemerkte, wie sich die Tür öffnete ... Er würde jetzt einfach nach Hause gehen und sich einen faulen Lenz machen, ein paar Tage schwänzen, und dann aufkreuzen und so tun, als wäre nie etwas passiert. Jepp, das klang nach einen Plan. Als Sougo bei den Schuhschränken ankam, rannte gerade jemand von seinem weg. Wie überaus unauffällig. Er ging zu seinem Schrank und fand völlig unerwartet einen Zettel. Absolut interessiert öffnete er ihn. Darin stand: Wenn du mehr über unsere Pläne erfahren willst, komm zu den Waschbecken auf dem Schulhof. P.S.: Wenn du nicht kommst, tun wir dem China-Mädchen etwas an. Und mehr nicht. Sougo wusste nicht, was ihn dabei nun wütender machte: Der Fakt, dass diese Leute meinten, er würde auf so einen billigen Köder herein fallen, oder dass sie glaubten, China-Girl als Erpressung würde etwas taugen. Am liebsten würde Sougo den Brief einfach zerreißen und ihm irgendwem, wie zum Beispiel Hijikata-san, unters Essen mischen - einfach, um diesen Arschgeigen zu zeigen, was er davon hielt. Aber irgendwas an dem Brief und der Wortwahl machte ihn skeptisch. Er ging davon aus, dass wahrscheinlich die Kiheitai, China-Boy oder vielleicht sogar beide Fraktionen dahinter steckten, aber wieso sollten die ihn mit solch einen Vorwand auf den Hof locken? Mehr aber als das machte es ihn rasend, dass sie wirklich dachten, ihn damit ködern zu können. Vor allem dass sie meinten, ihn mit ihr ködern zu können; ihr, der Grund für seine eh schon miese Laune. Er würde denen also zeigen, wie interessiert er war: Indem er ihr Blut weiträumig auf dem Pflaster verteilte. Er sah von weitem, dass zwei weitere Personen an dem Ort standen, wo er hingelotst wurde. Zwei, mit denen er eigentlich absolut nichts zu tun haben wollte: Shinsuke Takasugi und Kamui. Beiläufig fiel ihm auf, dass die Waschbecken wieder repariert waren. Er musste an Hijikatas Worte denken. Er könnte heraus finden, was die Kiheitai plant. Es wäre eigentlich der ideale Zeitpunkt, die Beiden auszuspionieren. Er musste nur irgendwo Stellung beziehen und beobachten, was passieren würde. Dann würde er auch zwangsweise herausfinden, ob einer oder gar beide hinter der Sache steckten. Aber dafür war er zu wütend, also stampfte er mit miesgelauntem Autoblick auf sie zu. "Yo, ihr Möchtegern-Terroristen", rief er, als er nur noch wenige Meter entfernt war. Während sich Takasugi wohl zu cool fand, um sich umzudrehen, wandte sich Kamui zu dem Braunhaarigen um. "Na sowas, Okita-kun, was machst du denn hier?", fragte der Grinsefuchs und schien dabei ehrlich überrascht zu sein. Doch Sougo gab ihm keine Antwort. Er zuckte mit den Schultern. Ehrlich überrascht sehen auch die Leute im Film aus. Und trotzdem ist es nur geschauspielert. "Das könnte ich euch fragen. Was wollt ihr?" "Wir?" Kamui hob abwehrend die Hände. "Oh nein, wir stecken da absolut nicht dahinter. Nicht wahr, Takasugi?" Er betonte den Namen des anderen, aber der starrte immer noch auf einen Punkt irgendwo in der Ferne. "Hast du etwa auch so einen total langweiligen Drohbrief bekommen?" Sougo sah nicht ein, wieso er ihnen das sagen sollte. Aber das war auch gar nicht nötig. "Wir sind nicht mehr allein", sagte da plötzlich Takasugi und deutete in die entgegengesetzte Richtung, ohne hinzuschauen. Eine Gruppe von Halbstarken kam um die Ecke. Man hätte sich die Mühe machen können, sie einzeln zu beschreiben, wie zum Beispiel "Der eine sah so-und-so aus" und so weiter, aber dazu fehlte der Autorin die Lust. Man möge sich also einfach eine typische Gruppe von Halbstarken vorstellen. Und genau so, und nicht anders sahen die aus. Einer von ihnen trat vor. "Ich hab's genau gesehen. Okita von der Shinsengumi macht in Wahrheit Geschäfte mit der Kiheitai. Er hat sich mit diesem komischen Yato-Verrückten da getroffen, gestern Abend!" Unglaublich, aber wahr: Der Streit im Klassenzimmer mit Kagura, das Nachsitzen, das erneute Aufeinandertreffen, Kamuis Auftauchten dort und das Gespräch zwischen Sougo und Hijikata war nicht einmal 24 Stunden her. Sougo zuckte erneut mit den Schultern. "Quatsch", gab er einsilbig zurück. "Die Grinsebacke wollte mich für ihre Sache gewinnen, aber ich mach nicht mit solchen Leuten Geschäfte. Hab eindeutig die Schnauze voll von solchen Leuten mit ihren China-Launen." Kamui wollte lächelnd fragen, was das bedeuten sollte, als er erneut Opfer eines hinterfotzigen Brechstangenangriffs wurde: Gerade, als er das Wort ergreifen wollte, baute sich wie aus dem Nichts hinter ihm ein Schläger auf und hieb ihm eins über. Doch Kamui ging dieses Mal nicht theatralisch in die Knie, und er tat dem anderen auch nicht den Gefallen, ihn zu verschonen. "Ich war noch nicht fertig", sagte er immer noch lächelnd, dann hatte er das Gesicht des Schlägers bekommen, und bevor dieser auch nur einen Angstlaut von sich geben konnte, hatte Kamui ihn bereits mit dem Gesicht voran auf den Boden geschmettert. Backstep Faceground, oder so in der Art. Der Anführer zögerte nur eine Sekunde. Dann schrie er: "Macht die Bastarde fertig!" Und dann brach die Hölle aus. Man muss dazu sagen, dass die Absichten dieser Halbstarken gar nicht mal übel waren. Die Kiheitai war gemunkelt dafür bekannt, die Schule zerstören zu wollen. Deshalb gab sich mit ihnen kein Schüler ab, der auch nur halbwegs normal im Kopf war, und sich keinen Ärger einfangen wollte. Kamui aber hatte sich mit der Kiheitai eingelassen, er war sogar von sich aus auf die Gruppe zugegangen. Und kurz darauf sah man einen Captain der Shinsengumi eben mit diesem Kamui, der nun anscheinend mit der Kiheitai zusammen arbeitete und vor etwas über einen Monat die Schule angegriffen hatte? Sie gingen einfach davon aus, dass Sougo die Seiten gewechselt hatte, und wollten die potenzielle Gefahrenquelle im Keim ersticken. Das änderte jedoch nichts daran, dass sie gnadenlos niedergemetzelt wurden. Takasugi kämpfte einfach. Das allein war schon selten genug, denn meistens zog er es vor, kämpfen zu lassen, statt sich selbst die Hände zu beschmutzen. Da die Kiheitai aber nicht zugegen war, war das eine schöne Gelegenheit zu testen, ob seine Kampfskills noch intakt waren. Einen anderen Grund brauchte er für das Metzeln nicht, aber wenn er einen gebraucht hätte, dann einfach jenen, dass sie zuerst angegriffen hatten. Kamui hingegen metztelte einfach alles nieder, was sich ihm in die Quere stellte, und das allein aus dem Grund heraus, dass er eh schon länger keine Gewalt mehr angewendet hatte. Er hätte sie wohl auch dann angegriffen, wenn sie nicht zuerst angegriffen hätten - einfach, weil er ein Yato war. Das war Grund genug. Und Sougo hatte schlicht und ergreifend verdammt schlechte Laune. Und da sie ihn zuerst angegriffen hatten, konnte er das später als Notwehr angeben. Und man würde ihm auch nicht vorwerfen können, zusammen mit der Kiheitai gemeinsame Sache gemacht zu haben, denn bei dieser ach-so-großen Übermacht wäre es ja Selbstmord gewesen, sich ihnen allein gegenüber zu stellen. Wer's glaubt. Die Wahrheit sah so aus, dass der "Kampf" nicht einmal 60 Sekunden andauerte. Dann lagen bereits alle auf dem Boden. Noch in der Sekunde, als Kamui seinen hinterlistigen Angreifer ins Traumland schickte, zog Takasugi sein Schwert. Es war außer den Shinsengumi-Mitgliedern niemandem gestattet, ein Schwert mit sich zu führen, aber das war dem Möchtegern-Terrorist offensichtlich schnurzegal. Im nächsten Moment lagen bereits die ersten beiden der insgesamt 12 Angreifer auf dem Boden. Sougo zörgerte nur eine Sekunde mehr, und das lediglich, weil ihn sein Gewissen als Shinsengumi-Mitglied dazu antrieb. Dann schob er das beiseite und zog sein Schwert. Für Gewissensbisse hatte er als Obersadist prinzipiell keine Verwendung. Tja. Und Kamui erledigte die fünf Kerle, die meinten, ihn mit vereinten Kräften ausschalten zu können, praktisch auf einmal. Als der "Kampf" zu Ende ging, war nicht einer der drei ausser Puste. Sie waren nicht einmal ins Schwitzen gekommen. "Das war ja langweilig", rief Kamui enttäuscht, mal nicht lächelnd, sondern mit einem von Enttäuschung geprägten Gesicht. Dabei hatte er sich so darauf gefreut, mal wieder ein wenig Amok laufen zu dürfen! Sougo zuckte mit den Schultern. Für Kamui mochte der Kampf vorbei sein, aber das wohl nur, weil er die Atmosphäre nicht lesen konnte. "Wenn ihr sofort verschwindet, lasse ich euch davon kommen. Vorausgesetzt, ihr könnt verschwinden." Ein diabolisches Grinsen stahl sich auf sein Gesicht, als er sein Schwert hob und es abwechselnd auf Takasugi und dann auf Kamui richtete. Takasugi kicherte auf seine ganz spezielle Art und Weise. "Soso, zeigt die Shinsengumi endlich ihr wahres Gesicht?", fragte er. Das Schwert hatte er keine Sekunde lang in die Scheide zurück gesteckt. Er hatte von Anfang an nicht vorgehabt, einfach so zu verschwinden. Genauso wenig hatte Sougo vorgehabt, die kleine Kampfeinlage bei diesen Fischen sein zu lassen. "Nicht die Shinsengumi zeigt hier ihr wahres Gesicht, sondern ich", war seine Antwort, während er sich mit der Zunge über die Lippen fuhr. Kamui sah von dem einen zum anderen und wieder zurück. "Wunderbar, geht der Spaß also noch ein wenig weiter?", fragte er so heiter wie ein Kind, dem gesagt wurde, dass es noch ein wenig auf dem Spielplatz bleiben konnte. Nicht wie jemand, dem ein Kampf auf Leben und eventuell ein wenig Tod bevorstand. Doch es kam niemals zu diesem Kampf. Lärm wurde laut. Der typische Lärm, den viele Schüler machten, wenn sie auf einem Fleck waren. Viele Schüler, die Blut sehen wollten. Viele bereits bekannte Gesichter erschienen in einer riesigen Menschenmasse auf dem Hof, bewaffnet mit Brechstangen, Eisenknüppeln, Baseballschlägern und sonstiger "Hau-drauf!"-Ausstattung. Die Yato-High. "Geht das auf deine Kappe?", fragte Takasugi, doch Kamui verschränkte nur die Arme hinter dem Kopf. "Also bitte, ich hab doch verstanden, dass du die Schule selbst zerstören willst, Shinsuke Takasugi-sama." Wenn Takasugi auffiel, dass sich Kamui bis zu einem gewissen Grad über ihn lustig machte, dann ließ er sich das nicht anmerken. "Nein, nein, ich hab mit den Schlappschwänzen nichts mehr zu tun, seitdem sie mir in den Rücken gefallen sind." Sougo zuckte erneut mit den Schultern - irgendwie schien das heute wohl sowas wie sein Markenzeichen zu sein. "Und wenn schon. Ich kann es kaum erwarten, mein Schwert ein wenig rumzuschwingen." Noch während sie sprachen, hatten sie sich fast unmerklich in Gang gesetzt, und nun schritten sie direkt auf die Massen der Yato-High zu: Kamui mit hinter dem Kopf verschränkten Armen, Takasugi ganz lässig mit einer Hand in der Hosentasche, während er in der anderen das Schwert hielt, und Sougo hatte sein Schwert über die Schultern gelegt. Ich wäre weggerannt. Ganz weit weg. Am besten raus aus der Stadt. Die Yatos aber rannten nicht weg, und das war der letzte Fehler, den sie tun konnten. Der erste war, dass sie überhaupt geboren wurden. Keiner sagte was. Es herrschte angespanntes Schweigen auf dem Hof. Und trotzdem sprang das ungleiche Trio wie auf ein Kommando los. Takasugi lief einfach durch die Massen, und jeder, der sich vor ihm aufbaute, wurde mit einem Schwertstreich niedergemäht. Das waren zwar Yatos, aber auch unter denen gab es schwache Fische, und bei so einem riesigen Haufen konnte nicht jeder auch nur annähernd so stark wie ein Kamui sein. - Nun, was aber nicht bedeuten soll, dass Takasugi ein unbegabter Poser war, der einfach das Glück hatte, es mit extremen Schwächlingen zu tun zu haben. Auch ein schwacher Yato war ein Yato. Es verlangte trotz allem das gewisse Etwas, um einen Yato so mühelos niederzumetzeln, wie es Takasugi tat. Kamui hatte leider kaum Zeit, dem großartigen Samurai zuzuschauen. Er sah sich bereits von fünf Yatos umzingelt. Dem am nächsten gelegenen sprang er auf die Schulter, wo er sich mit der linken Hand festhielt, und dem Yato links von seinem Standort einen Tritt direkt an den Hinterkopf verpasste. Dann sprang er hoch, und ehe der Yato, den er eben als Säule benutzt hatte, reagieren konnte, landete der, mit den Händen voran, auf dessen Schultern, riss ihn durch seinen Schwung von den Beinen und benutzte ihn als Schläger, um damit die anderen Yatos, die ihn umzingelt hatten, von den Beinen zu reißen. Sougo zuzuschauen war dagegen wieder richtig langweilig, denn ähnlich wie Takasugi kämpfte auch er mit den Schwert, mähte dafür aber zumeist gleich mehrere Gegner auf einmal nieder, was auf jeden Fall schneller ging. Hier und da packte er dann Doraemon-like seine Bazooka aus, die er weiß Gott wo gepachtet hatte, und schickte damit einen besonders großen Haufen an Yatos in die Hölle, ohne sie auch nur eines Blickes zu würdigen. Taschen wie die von Doraemon machten allerdings nachladen nicht automatisch unnötig. Als Sougo eben damit beschäftigt war, seine Bazooka nachzuladen, baute sich hinter ihm ein besonders großer Yato auf. Im nächsten Moment brach er in die Knie, und als er auf dem Boden aufschlug, sah man Takasugi mit erhobenem Schwert. Kamui kam einer wild spielenden Katze gleich. Er sprang hoch in die Luft und war im nächsten Moment einem Yato auf der Brust gelandet, welchen er mit einem Handkantenschlag ins Genick außer Gefecht setzte. Noch bevor dieser wegkippte sprang er auf den nächsten Yato und kickte dem dabei den Kopf ein. Als er zusammen mit dem erwischten Yato zu Boden krachte, nahm er sich einen besonders zäh wirkenden Typen mit einer Abfolge von Tritten und Fausthieben vor. Der letzte Hieb schickte den Kerl auf die Bretter. In der nächsten Sekunde sprang er Takasugi an, der sich im richtigen Moment duckte und somit dafür sorgte, dass Kamui über ihn hinweg springen konnte - und damit einem Yato mit den Füßen voraus direkt ins Gesicht. In gewisser Weise waren die Zwei bereits ein eingespieltes Duo. Sougo nahm sich vor, sie in nicht allzu ferner Zukunft außer Gefecht zu setzen. Das waren tickende Zeitbomben, und niemand wollte so etwas an seiner Schule wissen. Eine für solche Kämpfe essenzielle "Rücken an Rücken"-Szene folgte. Mittlerweile war das Trio schon gut aus der Puste, aber die Gegner schienen einfach nicht weniger zu werden. Es erschien aussichtslos. Keine Chance, gegen diese Massen anzukommen. Und dann hob Sougo seine Bazooka, feuerte in jede Richtung einen besonders einschlagenden Schuss ab und wartete die darauf einkehrende Stille ab. Normal wäre nun ein Spruch wie "Wieso hast du das nicht schon eher getan?". Sougo hätte in der Tat eher reagieren können, aber er hatte einfach keine Lust gehabt, die Spezial-Munition auszupacken. Diese Situation war jedoch nicht normal, und die Personen die sie betraf noch weniger. "Musste das sein, Okita-kun?", kam es von Kamui, den es aufregte, dass man ihm sein Spielzeug weggenommen hatte. Sougo deutete mit einem nichtssagenden Blick zum Feld, wo wieder ein paar besonders hartnäckige Yatos zum Stehen kamen. "Da, schnapp sie dir, Tiger." Wie auf Kommando passierten zwei Dinge: Als Kamui los springen wollte, erschien zum einen die restliche Kiheitai, bestehend aus Matako, Takechi-Senpai, Nizuo und Bansai auf dem Feld, um ihren Anführer zu unterstützen. Der Yato hielt kurz inne, als aus der anderen Richtung auch Abuto erschien, der von Kamui erst einmal einen bösen Blick zugeworfen bekam. Und zum anderen explodierte irgendwo im Schulgebäude was. "Bravo, wunderbar!", ertönte da eine Stimme von überall her. Meine Stimme - die Stimme der Autorin. "Was willst du, Schreckschraube?" Man merkte, dass Sougo die Autorin - also mich - nicht ausstehen konnte. Er klang miesgelaunt. "Sei nicht so. Ich wollte mich nur bedanken. Nicht nur, dass ihr mir hier feinste 170cm-Action geboten habt - nein, auch genug Pairing-Action war vorhanden. Ich bin mehr als zufrieden, auch wenn die Pairing-Action nicht geplant war und ich mich schon in den Kommentaren der Leser dafür rechtfertigen musste. Aber ich hoffe einfach, die Leser werden trotzdem zufrieden sein." Pairing-Action ... Sougo hätte gern gefragt, wen oder was ich damit meinte, aber er wagte es nicht. Die Antwort könnte seine Innereien verrecken lassen. "Und bevor die Frage aufkommt: Nein, das mit der Yato-High hab ich auch nicht eingefädelt. Es mag zwar meine FF sein, aber ihr gehört mir nicht und habt euren eigenen Willen - wie einer von euch besonders oft unter Beweis stellen musste." Und damit meine ich niemand Besonderen, nein. "Wenn du das nicht eingefädelt hast, was willst du dann jetzt?" "Mich einfach nur bedanken. Achso, und euch natürlich mitteilen, dass gut nochmal die selbe Anzahl an Yato bereits im Schulgebäude ist und dort rumwütet. Also, falls es jemanden gibt, den ihr beschützen wollt oder so, dann wäre jetzt vielleicht der geeignetste Zeitpunkt, dies zu tun", sagte ich - und meinte auch dieses Mal gewiss niemand Bestimmten damit. Takasugi zuckte desinteressiert mit den Schultern. Die Kiheitai war hier, und selbst, wenn jemand fehlen würde, würde Takasugi nicht einen Finger rühren, um die Person zu retten. Es waren loyale Leute, das stimmte, aber keiner von ihnen war ihm wichtiger als sein eigenes Leben, und jedes Mitglied der Kiheitai wusste, dass er sie nicht retten kommen würde, würde ihnen was zustoßen. Das nannte man Berufsrisiko. Kamui überlegte. Ihm kam auch prompt jemand in den Sinn, aber es verwirrte ihn, dass er an diese Person denken musste. Die war ihm doch bisher auch komplett egal gewesen. Sougo fiel die Warnung von dem "Drohbrief" ein. Und auch, wenn das eine nichts mit dem anderen zu tun zu haben schien, fiel ihm zugleich auch die Warnung von Kamui ein. Die Warnung, dass Kondo und die Shinsengumi untergehen würden. Er rannte los. Kamui ebenfalls. "Wo willst du hin? Wolltest du nicht noch mehr rummetzeln?", fragte Sougo monoton beim Laufen, während er ihm insgeheim die Pest an den Hals wünschte. "Nach meiner Schwester sehen. Um die restlichen Halbstarken kümmert sich Taka bereits." "Was interessiert dich deine Schwester? Du wolltest sie umbringen." "Ja, aber nur einmal. Und ich hab es ja nicht getan." Nur einmal?! Ging es dem Sack noch gut? Sougo hätte ihn am liebsten auf der Stelle erwürgt. Nichts Persönliches - nur aus Prinzip, versteht sich. Sie erreichten gleichzeitig das Gebäude. "Es genügt wirklich, wenn nur ich gehe. Geh du zurück und ... wüte rum." Es war fast schon komisch, die Szene hatte den typischen Flair eines Comedy-Manga. "Soll ich dich umbringen? Ich werd nachher noch wüten können." Der Schreibstil dieser Szene wiederum erinnerte an Terry Pratchett. "Versuch's doch." Sougo hielt inne, als sie im dritten Stockwerk ankamen und sich vor ihnen eine Mauer an Yato aufbaute. "Du wolltest doch wüten, oder? Bitte, nur zu." "Eines Tages kill ich dich noch, pass auf", war Kamuis Antwort, wie immer stets lächelnd. Und Sougo dachte nur erneut: Versuch's doch. Kapitel 5: Bei Vergesslichkeit sollen leichte Schläge auf den Hinterkopf angeblich wahre Wunder bewirken! --------------------------------------------------------------------------------------------------------- Okita, das war für Kagura der Inbegriff des Würgereflexes. Kagura war krank. Und es war eine Krankheit, die einen seltsame Dinge sagen ließ. Es war nicht so, als wollte Kagura all diese Dinge sagen. Sie sagten sich ... quasi von selbst, gegen ihren Willen. Und vor allem waren diese Dinge gelogen! Kagura wusste nicht genau, was vor sich ging, denn sie verstand die Ereignisse, die in letzter Zeit passiert waren, nicht so ganz. - Oder wollte sie sie nicht verstehen? Wenn es um die Liebesangelegenheiten von anderen Personen ging, war sie doch auch schlagartig frühreif. Und sie selbst hatte mal im Scherz gemeint, dass dieser Sadotard wohl in sie verknallt sein mochte. Was sie jedoch nicht ernst gemeint hatte. Normalerweise machte es ihr also nichts aus. Wenn es jedoch um sie selbst ging, dann war alles irgendwie anders. Dabei war es eigentlich so einfach: Sie hasste den Bastard, und er musste sie auch hassen. So einfach, kein Problem. Dann allerdings kam dieser Kuss. Der allein hatte Kagura nichts ausgemacht, denn sie machte sich schlicht und ergreifend nichts aus "solchen" Dingen. Reaktionen wie "Oh mein Gott, das war mein erster Kuss, kiyaaaaa~", "Du Arsch hast mir meinen ersten Kuss geklaut - gib ihn zurück" oder "Er hat mich geküsst, ich glaub ich bin verliebt!"? - Nein, so jemand war Kagura nicht. Ihr Sinn für Romantik kam dem Orientierungssinn von Ryouga gleich - was übersetzt also weniger als Null bedeutet. Mit einem Kuss hätte Kagura leben können. Er hatte ihr ja nichts bedeutet, und ihm auch nichts, und überhaupt verstand sie nicht, wieso alle Welt so ein Geschiss darum machte. Es war schrecklich. Man bekam keine Luft, bekam den Atmen einer anderen Person ab, und wenn man Pech hatte, hatte das Gegenüber schrecklich trockene Lippen oder so. Dass sie sich keinen Herpes eingefangen hatte, erschien ihr wie ein Wunder. Doch der Sadistenarsch beließ es ja nicht nur bei einem. Denn als sie es wagte, ihn ein ganzes Chapter lang zu foppen, ihm die Verliebte vorzuspielen, nur um ihn am Ende dann richtig auf Grundeis laufen zu lassen, hatte er sie erneut geküsst. Und Kagura wollte damit nicht leben, musste es aber wohl notgedrungen. Es war auch nicht viel besser als beim ersten Mal. Und einen Gegenangriff hatte sie auch starten können; indem sie ihm auf die Lippe biss. Was ihn ziemlich sauer gemacht hatte und in einem ihrer typischen Fights geendet hatte. Doch beim dritten Kuss hatte Kagura das erste Mal Verwirrung empfunden. Sie hatte Mitsuba, der Schwester von Sado-chan, vorgespielt, sie wäre die Freundin von Okita. Die feste Freundin. Einfach, um den Spasten in eine unangenehme Situation vor seiner heißgeliebten Schwester zu bringen. Kagura hatte infolgedessen auch kein Problem damit gehabt, über die beiden Küsse zu reden, die da stattgefunden hatten. Doch darüber zu reden und einen zu machen waren zwei verschiedene Dinge. Als er sie an dem Tag erneut geküsst hatte, hatte Kagura das wütender als zuvor gemacht. Einfach, weil er es getan hatte, um sie zur Ruhe zu bringen, und weil er sie wie sein Privateigentum benutzte, was dem eigenwilligen Mädchen ganz und gar nicht in den Kram passte. Und gerade, als sie kurz davor war herauszufinden, was ihn am meisten aufregte, hatte er sie erneut geküsst. Naja, eigentlich eher ihren Handrücken, mit dem sie sich den Mund hatte schützen wollen. Aber trotzdem. Und das hatte sie wieder so rasend gemacht, dass sie ihm einen Kick verpasst hatte, der ihn direkt in den Brunnen katapultiert hatte. Nun ging aber seit Beginn dieser Fanfiction hier eh alles den Bach runter. Am Anfang war alles wie gehabt. Er benahm sich zwar seltsam, aber zumindest bei Kagura war alles beim Alten. Dass er dann durch eine Verkettung seltsamer Zufälle auf ihr lag, machte Kagura immer noch nichts aus. Wie gesagt, sowas ging ihr eigentlich am Arsch vorbei, sie war in der Hinsicht einfach nicht wie jedes andere Anime-Mädchen. Auch dass er ihren BH durch die Schuluniform hatte sehen können, war ihr absolut Jacke gewesen. Aber dieser ... Kuss dann ... Er hatte ihr seinen Lappen in den Rachen geschoben. Seinen Lappen! Und Kagura kam darauf nicht klar, bis heute nicht, denn die Vorstellung war irgendwie widerlich. Wieso tat man so etwas? Machten andere das auch? Und wieso tat er sowas?! Da hatte sie auch erstmalig gemerkt, dass etwas nicht stimmen konnte. Sie hatte sich nicht richtig wehren können. Im Normalfall hätte ein Tritt reichen sollen, um ihn auf das Dach der Schule zu befördern. Aber das war nicht passiert. Und danach ging es ihr ... komisch. Sie hatte Herzrasen, war im Gesicht total rot und hatte Schwierigkeiten beim Atmen. Und dann diese Frage, ob sie in ihn verliebt wäre. HELL NO. Was fiel diesem dreckigen Spastard ein, sowas zu fragen?! Ging's ihm noch gut?! Als ob man in so einen Vollpfosten wie den verliebt sein könnte. Das war die ganze Geschichte der beiden. Naja, in extremer Kurzfassung halt. Kaguras Hirn hatte das Ganze nochmals eher ungewollt Revue passieren lassen - weil sowas nunmal passieren kann, wenn man mit hohen Fieber da liegt. Sie kam zu dem Ergebnis, dass der Kerl es nicht wert war, weiter über ihn nachzudenken. Wenn es ihr wieder gut ging, würde sie ihn umbringen. Es war einfacher, das Problem zu beseitigen, als sich damit auseinanderzusetzen und darüber nachzudenken. Und dann hatte sie noch einen Traum. Einen Traum, in dem es um ihre Familie ging: Papi, ihre wunderschöne Mami, und Kamui, ihr doofer Bruder. Es war ein wundervoller Traum, voll mit vergangenen, schönen Tagen. Wie eine Reise in die Vergangenheit. Alles fühlte sich ganz real an. Und dann schwand der Traum wieder. Zurück blieben nur die Gefühle der tiefen Liebe ihrer Familie gegenüber, und die Wehmut ob der verlorenen Tage. Als Kagura erwachte, tobte die Hölle. Deshalb ein Flashback zurück an die Stelle, an der Ginpachi und Tsukuyo miteinander sprachen: Er war so in dem Gespräch mit Tsukuyo und in seinen eigenen Gedanken vertieft, dass er nicht bemerkte, wie sich die Tür öffnete. Im nächsten Moment kamen ein paar Schüler der Yato-High ins Krankenzimmer gestürmt. Ginpachi wollte sein Holzschwert ziehen, aber er trug gar keins, da es als Lehrer keine Verwendung für ein Holzschwert gab - eigentlich. "Hier, fang!", rief Tsukuyo und warf ihm eine Stange zu, die Gin, ohne zu überlegen, fing. Dann starrte er sie jedoch an wie eine giftige Klapperschlange. "Und damit soll ich kämpfen?!", rief er in dem für ihn typischen hysterischen Tonfall. Die Blonde zuckte mit den Schultern. "Besser als nichts." Ja, das sagte sich so einfach, aber als Schwertkämpfer konnte man doch nicht einfach mit einer Brechstange kämpfen. Das gehörte sich nicht! Das hatte keinen Stil! Es war einfach nicht dasselbe! Und es sah lächerlich aus! Das schienen auch die Yato zu denken, denn nach kurzem Zögern gingen sie gesammelt zum Angriff über. Wahrscheinlich dachten sie, dass selbst eine Keule oder ein Schwert in den Händen eines so dümmlich aussehenden Lehreres keine Gefahr darstellen konnte. Eine fatale Fehleinschätzung. Es war zwar kein Schwert, aber es war ein langes Ding, mit dem man auf Menschen einschlagen konnte. Und da die Feinde Yato waren, konnte Gin auch ohne Rücksicht auf Verluste auf sie einprügeln - morgen wären die Verletzungen eh wieder verheilt. Zwei von den insgesamt fünf Yato hatte Gin in Nullkommanichts am Boden. Ein guter Schlag auf den Hinterkopf reichte. Die anderen drei waren jedoch hartnäckiger und wichen seinen Schlägen, die langsamer und unkoordinierter als sonst waren, einfach aus. Doch Gin war nicht nur mit dem Schwert gefährlich. Als er dem Tritt des einen Yato ausgewichen war, sprang er in die Luft und landete auf den Schultern des einen. Mit einem Ruck riss er den Hals rum. Theoretisch wäre nun das Genick gebrochen. Aber da es Yato waren ... Er kam zum Stehen und überblickte die Szene kurz. Tsukuyo konnte sich alleine helfen, um die brauchte er sich nicht zu kümmern. Die beiden verbleibenden Yato hielten einen Sicherheitsabstand ein und suchten nach einer Lücke in seiner Deckung. Ginpachi ließ einen Finger in die Nase wandern. "Na los, greift an." Und da das anscheinend provozierend genug rüber kam, machte der eine den fatalen Fehler, auf Gin loszustürmen. Dieser nahm den Finger aus der Nase, besah ihn kurz, und schnippste die Errungenschaft daraufhin dem angreifenden Yato ins Gesicht, welcher ihn ins Auge bekam. Er stolperte, und dies nutzte Ginpachi, um dem taumelnden Yato einen Stoß mit der Brechstange in den Magen zu verpassen. Als er sich wieder aufrichtete, spürte Gin plötzlich einen stechenden Schmerz im Hinterkopf, und als er die Hand dorthin wandern ließ, fühlte er eine Art Wurfmesser namens Kunai aus seinem Hinterkopf ragen. Ein Kunai! Das war die bevorzugte Waffe einer ganz bestimmten Person! Als er sich umwandte, sah er Tsukuyo mit ernstem Gesicht an. "Oi, Tsukuyo...-san? Was ... was soll das?" "Das war ein Versehen. Tut mir leid, Gintoki", sagte sie, immer noch ernst. Gin schwieg. Das war so typisch für sie. Allerdings verzerrte sich Tsukuyos Gesicht plötzlich zu einer Ausdruck der Entsetzens, und sie rief etwas. Doch es war bereits zu spät, und im nächsten Moment spürte Gin einen harten Schlag auf den Hinterkopf. Schwärze empfing ihn ... Als Kagura erwachte, tobte die Hölle². Der Leser wird nun bestimmt vermuten, dass Kagura aufwacht und den restlichen Yato den Gar ausmacht. "Awww, und dann rettet sie Gintoki und Tsukuyo, obwohl sie doch krank ist - toll, Kagura!" - Ja klar, warum nicht? Es ist ja so schwierig, vorhersehbare Erlebnisse zu beschreiben. Der Leser scheint vergessen zu haben, wer die Autorin dieser Fanfiction ist. Als Kagura erwachte, tobte die Hölle³. - Soll heißen: Sie hatte schreckliche Kopfschmerzen, und ein ekliger Geschmack lag ihr auf der Zunge. "Was ..." Sie richtete sich auf und befühlte ihren Kopf, kam aber zu keinem brauchbaren Ergebnis. Sich selbst konnte man schlecht abmessen, ob man Fieber oder dergleichen hatte. Sie bemerkte Gemurmel, und richtete sich auf. Anscheinend war sie im Krankenzimmer. Sie konnte sich an nichts mehr erinnern. Mit einem Ruck war sie auf den Beinen. Sie wusste nicht, wieso sie hier lag, aber es ging ihr einigermaßen gut. Sie fühlte sich ein wenig benommen und wie gerädert, aber es würde schon gehen. Sie öffnete den Vorhang. Der Boden war voll mit Schülern der Yato-High. Drei, vier, fünf - insgesamt sieben zählte das Yato-Mädchen. Bevor sie sich selbst fragen konnte, was passiert war, erblickte sie die beiden Lehrer. "Tsukki! Gin-chan!" Sofort war sie bei den beiden, und auf ihre Frage hin erzählte Tsukuyo, was passiert war. "Er wurde angegriffen, weil er von mir abgelenkt wurde", erzählte sie, und das schlechte Gewissen stand ihr ins Gesicht geschrieben. Aber was hier los war, konnte sie nicht erklären, also stand Kagura auf. "Pass auf Gin-chan auf", sagte sie, als sie sich zum Gehen wandte. "Aber dein Zustand, du bist -" Doch weiter kam Tsukuyo nicht. Kagura grinste ihr breitestes Grinsen. "Keine Sorge, Tsukki!" Damit öffnete sie die Tür und rannte aus dem Zimmer ... ... direkt in Okitas Arme. Im wahrsten Sinne des Wortes. Timing musste man haben. Dieser schob sie erstmal wortlos von sich, ohne den Hauch eines Gedankens. Jetzt war aber eh nicht der Zeitpunkt für "solche" Dinge. "Sadoyarou! Bakaniki! Was macht ihr denn hier?" Keiner der beiden antwortete. Wer würde auch schon mit "Ich hab mir Sorgen um dich gemacht" antworten? Die bestimmt nicht. Sougo starrte finster an die Decke. Ich bin mir sicher, er ist gerade darüber sauer, dass ich ihm solch scheinbar fürsorgliche Worte angedichtet habe. Interessanterweise verkrampfte sich Kagura nicht, wie es sonst bisher der Fall gewesen war, und sie erbleichte auch nicht. Sie stand Kamui nur ganz normal gegenüber und hatte ihn sogar als dummen Bruder bezeichnet - als wäre nie etwas zwischen ihnen vorgefallen. Sougo fiel das eher ungewollt auf. Nicht, dass er dafür Interesse empfand. Aber wunderlich war es allemal. Realisierend, dass sie keine Antwort bekommen würde, verschränkte Kagura pissig die Arme. "Darf ich dann wissen, was hier passiert ist, oder muss ich euch erst verprügeln, damit ich es -" Der Rest des Satzes ging in einem erstickten Aufschrei unter, als hinter Kamui ein Yato erschien und diesen ohne große Umschweife niederschlug. Kamui hatte anscheinend das Glück, das bevorzugte Opfer von hinterhältigen Attacken zu sein. Man sollte ihm neben dem Titel "Einfach ein netter Bursche" noch einen weiteren verleihen, etwas wie 'Opfer hinterhältiger Attacken'. Die Titel-Beschreibung wäre dann so etwas wie: "Bevorzugtes Opfer von hinterhältigen Attacken. Kann einem eigentlich leid tun - wüsste man nicht, dass es ihm eh nichts ausmacht." Aber wie wir ja wissen, braucht es mehr, um einen Kamui niederzustrecken. Er taumelte demnach nur kurz, fand aber sofort wieder Halt; und obwohl ihm das Blut in Strömen das Gesicht runterfloss, grinste er breit. "Ach kommt, das wird langsam langweilig - lasst euch mal was Neues einfallen", sagte er gerade noch - und im nächsten Moment hatte er den entsprechenden Yato bereits mit einem Kick ans Ende des Flurs befördert. "Scheint, als sollten wir zur Abwechslung mal zusammen arbeiten", gab er fröhlich von sich, als eine Flut an Yatos in den Flur schwappte. Er wartete aber erst keine Antwort ab, sondern ging sofort in den Angriff über. Seine Worte sollten sich bewahrheiten, er hatte noch genug Möglichkeiten zum Wüten. Kagura tat es ihm gleich und nahm sich die andere Richtung vor, aus der ebenfalls Yato in den Flur strömten. Sougo lehnte sich ans Fenster. Er hatte keine Lust zu kämpfen. Ähnlich wie der Sadist mit seiner Bazooka zog nun auch Kagura, quasi aus dem Nichts, ihren Yato-typischen Sonnenschirm hervor, mit dem sie auf die gegnerischen Yato schoss. Ja, sie schoss damit. Der Sonnenschirm von Kagura konnte das. Der von anderen Yato eher nicht. Kagura konnte ihren Schirm auf vielfältige Arten einsetzen: Sie konnte damit schießen, ihn zum parieren nutzen, damit stoßen und schlagen, einen Fall abbremsen, ihn als Wurfgeschoss oder ganz einfach als Schutz vor der Sonne benutzen. Es war unglaublich, was so ein Schirm alles vollbringen konnte. Kagura also schoss, hieb und kickte auf ihre Gegner ein. Nach der Schusslawine sprang sie hoch in die Luft und landete inmitten der Yato, die sofort auseinander stoben. Sie hatten bisher noch keine Erfahrungen mit kämpfenden, weiblichen Yatos gemacht - aber gehört, dass sie die Schwester von diesem dämonischen Kamui sein musste, der die Schule innerhalb eines Tages unterjocht hatte. Daher kam auch der angemessene Respekt. Jedoch musste das nichts bedeuten, daher währte der Respekt auch nur eine Sekunde. Dann setzen die Yato zum Angriff an. Es sollte das Letzte sein, was sie an diesem Tag tun. Kagura beschloss, dass es Zeit wurde, es zu versuchen. Also sprang sie, landete auf ihren Händen, und im nächsten Moment setzte sie sich in Bewegung. "Senpuujin!", rief sie laut lachend. Sie hatte schon lange davon geträumt, diese Attacke aus dem Anime Inazuma Eleven mal in die Realität umzusetzen. Und überraschenderweise war sie effektiver als vermutet: Die Yatos die den Fehler begangen, dem Wirbelwind, den Kagura erzeugte zu nahe zu kommen, wurden niedergerissen. Den Rest hielt sie mit der Dynamik ihrer Drehung auf Distanz. Als sie jedoch zum Stehen kam, kippte sie aufgrund des Drehwurms um. Die Yato zögerten nicht eine Sekunde, sondern sahen ihre Chance gekommen. Und normalerweise würde nun entweder Sougo oder Kamui Kagura zu Hilfe eilen. Aber Sougo war zu sehr damit beschäftigt, gelangweilt Kamui zuzuschauen, und dieser hatte mit seiner eigenen Meute an Yatos zu kämpfen. Kagura wurde also von zwei der verbliebenen vier Yatos niedergerungen, die sie allein mit ihrer Masse schon zu erdrücken drohten. Und Kagura war immer noch von dieser seltsamen Krankheit angeschlagen und längst nicht im Vollbesitz ihrer normalen Kräfte. Aber auch jetzt kam niemand zur Rettung. Sollte das ewige Klischee etwa nicht erfüllt werden? Sougo sah zu Kagura rüber. Offensichtlich brauchte das brutale Gör Hilfe. Aber er sah mal überhaupt nicht ein, ihr zu helfen. "Runter von mir!", knurrte Kagura, aber das versetzte die beiden Yato nur in Gelächter. Vorstellen kann man sich die Szene so, dass Kagura in einer unglücklichen Pose auf dem Boden lag, und auf ihr zwei Yato. Das klang nun pervers, aber in Wahrheit war es nur komisch. Es sah komisch aus, nicht gefährlich. Und trotzdem drohte Kagura zu ersticken. Wäre in dem Moment nicht ... - Nein, so braucht man diesen Satz erst gar nicht anzufangen, denn das ist irreführend. Kagura packte einfach die Wut, und in der Wut sammelte sie all ihre Kräfte, und mit der geballten Kraft ihrer Wut stemmte sie die Kerle hoch und schleuderte sie kurzerhand aus dem Fenster. Kein Sougo, und auch kein Kamui, der sie rettete. Es gibt Momente, wo sich das gängige Klischee einfach nicht erfüllt. - Wobei ich als Autorin ja oft genug versuche, solche Klischeeszenen zu umgehen. Und der Einleitungssatz war eh nur Trolling von mir. Sougo zuckte gelangweilt mit den Schultern. Er wäre dem China-Girl eh nicht zur Hilfe gekommen, egal, wie sehr sich die Leser das erhofft hätten. Als alle Yato beseitigt waren, gab es Zeit zum Verschnaufen. Nicht, dass Kamui die nötig gehabt hätte. Stetig lächelnd wandte er sich an Kagura. "Willst du dieses Mal eigentlich nicht abdrehen und auf mich losgehen, wie es bisher der Fall war, Schwesterherz?", fragte er unschuldig. "Ach, halt die Schnauze, Baka Aniki", war ihre gemaulte Antwort darauf. "Dir polier ich nachher die Fresse, keine Sorge." Aber von der üblichen Gewalt, die Kagura zu schütteln schien, wann immer sie Kamui sah, war nichts zu spüren. Sie schien vollkommen sie selbst zu sein. "Oh, ist das ein Versprechen oder eine Drohung?", fragte Kamui selig lächelnd. Aber seine Augen waren weit davon entfernt zu lächeln. Unnötig zu erwähnen, dass sich dieser lauernde Unterton in seine Stimme geschlichen hatte. Den Schlag, den Kamui in diesem Moment auf den Hinterkopf bekam, sah keiner kommen, nicht einmal Kagura, die ihrem Bruder direkt gegenüber stand. Und im Gegensatz zu den bisherigen Angriffen auf ihn steckte der Salmonhaarige diesen auch nicht so einfach weg, denn es traf ihn knüppelhart und völlig unvorbereitet. Er hatte das Bewusstsein verloren, noch ehe er auf dem Boden aufknallte. "Verdammt, hört das denn nie mehr auf?" Der eigentliche Grund, wieso Sougo das Gebäude gestürmt hatte - nämlich Kondo - schickte gerade einen Yato zu Boden, als auch schon der nächste auf der Matte erschien. Dieser wurde von Hijikata in einer eleganten Bewegung niedergemetzelt - natürlich nur im übertragenem Sinne. Nicht, dass jemand glaubt, hier würden wirklich Menschen sterben. Ebenfalls am Kampf beteiligt waren ein paar weitere namenlose Mitglieder der "Ich-werde-nie-müde-zu-erwähnen-dass-es-eigentlich-nur-die-Ordnungsaufsicht-ist"-Shinsengumi, Shinpachi, Otae, Kyuubei, Toujou, Sa-chan und Zura. "Zura janai, Katsura da", war die Catchphrase-Antwort Katsuras. Wie konnte die Autorin es nur erneut wagen, ihn mit Zura vorzustellen? Was für einen Eindruck musste das bei den Lesern hinterlassen? Na, zumindest hatte er dieses Mal einen richtigen Auftritt. Aber solch einen Coup wie aus "Wenn Zwei miteinander streiten..." konnte man eh kein zweites Mal bringen! Wer sich nun allerdings fragt "In welche Klasse geht Katsura eigentlich?" oder "Wieso taucht Katsura eigentlich nie auf?" wird enttäuscht werden: die Autorin hat sich diesbezüglich nämlich keine Gedanken gemacht, und den Fakt, dass Katsura ebenfalls in die 3-Z gehen müsste, ignoriert sie einfach geflissentlich. Aber als Autorin einer Fanfiction zu Gintama brauchte man ja auch nicht auf alles eine Antwort zu geben. Plötzlich kam ein Mädchen ins Zimmer. Es trug keine Schuluniform und sah überhaupt ziemlich fremd aus. Ihr Name war Minato, und ihr Auftauchen hier war noch mehr random als alles andere an und in dieser Fanfiction. Als sie Katsura sah, rief sie erfreut: "OMK, Zura!" Sie war zwar mehr Fan von Hijikata, aber da sie diesen nicht sofort im Blickfeld hatte, war Katsura nunmal das erste Objekt ihrer Freude. "Nicht Zura, Katsura" - oder eben "Zura janai, Katsura da" - war die typische Standart-Antwort des Schwarzhaarigen. "Oh Gott, er hat mich ange"Zura-janai"t, kiyaaa~h." Ja, sie konnte manchmal so ein nervendes Fangirl sein. Zu dem Entschluss kam Elizabeth gerade auch. "Sie" - wobei "Er" eigentlich besser traf, immerhin war Elizabeth in diesem Universum Lehrer - nahm deshalb eine Bombe und warf sie Minato zu. Diese fing sie überrascht auf. "Hm, was ist das?", wollte Minato fragen, doch in dem Moment detonierte die Bombe, und durch den Stoß wurde das Mädchen aus einer der Fenster im Schulflur katapultiert. Leb wohl, Minato, und mögest du in Frieden ruhen. Und Yamazaki? Yamazaki wurde losgeschickt, um herauszufinden, woher der Lärm kam - kurz, bevor die Yato in das Schulgebäude selbst eindrangen. In just diesem Moment saß Yamazaki auf dem Schuldach und konnte nicht weg, weil es im Treppenhaus nur so vor gefährlichen Yatos wimmelte. Und wer sich nun denkt "Verarscht die mich?", der hat damit leider recht, denn dies ist ein Troll der Sorte "Was man anfängt, muss man auch zu Ende bringen". Wieso Yamazaki nun plötzlich einen richtigen Auftritt geben, wenn er bisher auch nie mehr als einen Pupsabschnitt bekommen hat? Konsequenz heißt, auch Holzwege zu Ende zu gehen. Kagura beobachtete mit Entsetzen, wie ihr unbezwingbarer Bruder auf dem Boden aufprallte. "Aniki?", stammelte sie leise. Das war doch ein übler Scherz, oder? Jeden Moment würde Kamui wieder auf den Beinen stehen und mit seinem unheimlichen Lächeln sagen, dass das nur ein Scherz war, oder nicht? Aber der Körper des Salmonhaarigen blieb reglos. Kein Muskel regte sich. Der Yato, der es geschafft hatte, Kamui den finalen Schlag zu verpassen, wollte gerade auf Kagura los. Diese stand in einem Moment noch an Ort und Stelle, und im nächsten Moment... ... saß sie auf den Schultern des genannten Yato. Und wäre er kein Yato, hätte sein Genick in der nächsten Sekunde wohl einen Bruch erlitten. Wie auf Kommando erschien die nächste Flut an Yato, und Kagura kämpfte wie eine Wahnsinnige. Die Blockade war gelöst, und erneut war das Kamuis Verschulden, aber dieses Mal war es die Angst, ihren dummen Bruder zu verlieren, wenn sie ihn jetzt nicht irgendwie beschützte. Dieser Gedanke war aber schon längst in den Tiefen ihres Bewusstseins versunken. In diesem Augenblick zählte nur noch das Yato-Blut, das metzeln und kämpfen wollte, als gäbe es keinen Morgen mehr. Ihr Gesicht war das einer mordenden Bestie, die nichts anderes wollte als Blut sehen, Blut vergießen, andere Lebewesen umbringen. Ihr Bewusstsein hatte Sendepause. Aus einiger Entfernung beobachte Sougo das Spektakel und wusste nicht recht, was er davon halten sollte. Er hatte damals schon, als Kamui die Schule angegriffen hatte, bemerkt, dass China-Girl irgendwie seltsam war, aber gerade erlebte er sie zum ersten Mal komplett in ihrer Berserker-Art, in ihrem "Yangire"-Mode. Aber er tat nichts. Weder eilte er ihr wie ein strahlender Ritter zu Hilfe, noch tat er irgendwas furchtbar Romantisches, um sie wieder zu beruhigen. Und warum sollte er? Sie war ihm natürlich egal, und überhaupt gab es doch keinen Grund zur Beschwerde, immerhin metzelte sie gerade die feindlichen Schüler im Alleingang nieder. Sougo konnte einfach zuschauen und entspannen. Hatte doch auch etwas. Als Sougo wieder aufblickte, sah er, wie sich ein Yato von hinten an Kagura ranschlich. Hinterhältige Angriffe schien wohl deren Spezialgebiet zu sein. Seufzend holte der Sadist seine Bazooka aus-woher-auch-immer und gab einen Schuss ab. So viel Mitleid für das verrückte China-Girl konnte er sich gerade so aus den Fingern ziehen. Und es würde ihm auch keinen Zacken aus der Krone brechen. Was dann kam, was aber etwas unerwartet. Der Schuss der Bazooka hatte den Vorteil, dass er einen Teil der Eckwand einkrachen ließ. Der Flur zum Treppenhaus wurde somit verschüttet, und das sorgte dafür, dass keine weiteren Schüler mehr auftauchen konnten. Doch Kagura in ihrem Psycho-Modus schien nicht mehr erkennen zu können, dass er im Grunde genommen nicht wirklich ihr Feind war. Entweder das, oder ihr wahrer, geballter Hass ihm gegenüber kam nun zum Vorschein, was auch immer. Auf jeden Fall kam sie nun auf ihn zu, und ihrem Gesicht zufolge hatte sie keine harmlosen Absichten wie "ein wenig prügeln" oder dergleichen. "Oi, bleib mir vom Leib", ließ Sougo nüchtern vernehmen, aber sie schien ihn nicht einmal zu hören. Der Bazooka-Schuss hatte sie auf ihn aufmerksam gemacht, und nun schien sie der felsenfesten Überzeugung zu sein, ihn aus dem Weg räumen zu müssen. Da er mit Worten nicht weiter kam, zog er genervt sein Schwert. Wenn sie wieder bei Sinnen war, würde sie sich dafür was anhören dürfen, das schwor er sich. Als sie auf ihn zusprang, rollte sich Sougo zur linken Seite ab. Es war derselbe Move, denn er schon am Vortag im Klassenzimmer verwendet hatte: Abrollen, zum Stehen kommen, dem Ziel einen Tritt in den Rücken verpassen. Und Kagura fiel erneut darauf rein, und als sie auf dem Boden lag, war sein Schwert erneut an ihrem Hals. Der Unterschied dieses Mal war, dass sie sich damit nicht so einfach besiegen ließ. Das Schwert an ihrer Kehle schien ihr nicht im Geringsten etwas auszumachen. Im Gegenteil: Sie kicherte kurz psychopathisch, während ihr immer noch dieses unheimliche Lächeln auf den Lippen lag, und dann ergriff sie Sougos Schwert mit bloßen Händen, und ungeachtet des Blutschwalls, welcher sich sogleich über ihre Hände ergoß, riss sie es ihm aus der Hand und schleuderte es davon. Sougo hatte kaum Zeit, seine Überraschung zu verdauen. Kagura war mit einem Sprung sofort wieder auf den Beinen und attackierte ihn mit mehreren Hieben und Tritten, die der Braunhaarige auf ähnliche Art und Weise parierte. Er merkte aber, dass er gegen China in ihrer momentanen Verfassung wohl keine Chance hatte. Den Titel "Yato" trug das salmonhaarige Mädchen nicht nur zur Zierde. Also handelte er mal wieder, ohne großartig an die Konsequenzen zu denken. "Ich liebe dich." Die Reaktion darauf war ... nichts. Es gab nämlich keine Reaktion. Nicht einmal ein Wimpernzucken oder Augenbrauenheben bekam er. Kagura bearbeitete ihn weiterhin gnadenlos mit Tritten und Schlägen, während er mit Parieren beschäftigt war. Aber es konnte doch nicht angehen, dass nicht einmal ein kitschiges Geständnis dieser Sorte das Gör wieder zur Vernunft brachte! In einer fixen Bewegung fing er mit der linken Hand ihre Rechte ab, ließ diese aber sogleich wieder los, um den Arm um ihren Körper zu schlingen. Gleichzeitig packte er sie mit der rechten Hand am Kragen, zog sie zu sich und küsste sie. Und weil so eine kitschige Szene erst mit einem gewissen Satz perfekt war, sagte er nach dem kurzen Kuss: "Ich liebe dich. Und ich wär dir sehr ergeben, wenn du mich nicht töten würdest." Nun, und das schien dann auch ein wenig zu wirken, aber es reichte noch nicht. Und weil Sougo das vorhersehen konnte, gab er ihr in dem Moment, wo sie zum Schlag ausholte, selbst einen harten Schlag auf den Hinterkopf, zog sie dann noch näher an sich ran und presste seine Lippen erneut auf ihre, nur dieses Mal ... nun, man konnte es nur als leidenschaftlich bezeichnen. Aber wenn ich das tue, tötet er mich vielleicht noch, also lass ich es lieber. Als er nach ein paar Sekunden den Kuss aufgab, sah er in seinen Armen ein Mädchen, welches ihn mit geröteten Wangen, aber einem normalen Blick anstarrte. "W-was hast du gerade gesagt?", stammelte sie aufgebracht. Dann schien ihr jedoch bewusst zu werden, wer sie war, und im nächsten Moment fing Sougo sich eine ein, die ihn davon fliegen ließ. "Pah!", rief sie triumphierend. "Ich hab's von Anfang an gewusst, die Kerle stehen halt auf mich!" Und Finger ins Ohr, denn das Mädchen war schließlich Kagura, niemand anderes. Sougo sparte sich, ihr zu verklickern, dass er gelogen hatte. Natürlich hatte er gelogen. Und vielleicht war er so ein guter Lügner, dass er sogar sich selbst belog, ohne es zu bemerken. Der Moment verging, als Kagura ihren Bruder bemerkte. "Aniki", rief sie, ehe sie sich bei ihm auf die Knie fallen ließ und ihn mit spitzen Fingern untersuchte. Er atmete, er lebte also noch. Als sie das erkannte, schwand auch das letzte bisschen Sorge um Kamui. Klatsch! Der Schlag kam praktisch aus dem Nichts und riss Kamui eben aus diesem Nichts zurück in die Welt der Lebenden. Langsam öffnete er die Augen. Er hatte noch gar nicht realisiert, dass er gerade eine Ohrfeige bekommen hatte, und noch weniger, dass er überhaupt weggetreten war. Dieses Gefühl kannte er einfach nicht. "Was ...?", murmelte er langsam. Und eine zweite Ohrfeige - ohne Grund, aber Kagura brauchte keinen Grund, um ihrem dummen Bruder eine zu reichen. Immerhin war Kamui nun wach, wie man an seinem Jammern hören konnte. Er hielt sich die Wange, die rot wie eine Tomate wurde. "Und wofür war das, Schwesterherz?", fragte er. Es war schwer anhand seiner Stimme zu erkennen, welche Laune er hatte, aber das ging Kagura am Arsch vorbei. "Ich hab dir doch versprochen, dass ich dir noch die Fresse poliere", war ihre Antwort. Kamui sah davon ab, etwas darauf zu erwidern. Es hätte wahrscheinlich damit geendet, dass er ihr gezeigt hätte, wie man jemandem wirklich die Fresse polierte. Und darauf hatte er gerade keine Lust. Er konnte sie nicht ausstehen. Sie war so schrecklich anders als er, so schrecklich weichherzig und zartbesaitet. Er verstand sie nicht. Wie konnte man nur mit allen Mitteln darum kämpfen, nicht dem Zwang nach Kampf und Blutvergießen zu erliegen? Wie konnte sie als Yato leben, wenn sie diesen Bedürfnissen nicht nachging? Wie konnte sie freiwillig so schwach sein, indem sie ihre Instinkte zurück hielt? Er musterte sie mit seinem Blick. Ihre Kleidung war blutgetränkt. Fremdes Blut. Das roch er. Das war sie vorhin noch nicht gewesen, was bedeuten musste, dass sie gekämpft hatte. "Wieso hast du gekämpft? Und wieso lebe ich noch?", fragte er lahm. "Weil ich nicht daneben stehen wollte, wenn du getötet wirst", antworte Kagura. Dass sie ihrem Yato-Blut ein weiteres Mal erlegen war, und das nur, weil die Sorge, ihn zu verlieren, sie im wahrsten Sinne des Wortes wahnsinnig gemacht hatte, verschwieg sie. Er lachte leise. "Schwach wie eh und je", ließ er abfällig vernehmen, aber Kagura zuckte nur mit den Schultern. "Nicht schwächer als du, der sein Yato-Blut nicht kontrollieren kann." Und obwohl Kamui eigentlich stolz auf sein Yato-Blut war, kam das einem Schlag in die Magengegend gleich. Dabei verstand er nicht einmal, wieso ihn dieser Satz so traf. Wenn er gekonnt hätte, hätte er sie an dieser Stelle niedergeschlagen. Einfach, weil sie ihm auf den Sack ging. "Wenn es dich irgendwann mal, fern von hier, erwischen sollte", sagte sie mit einer trotzig vorgereckten Schnute, "dann wäre mir das egal. Aber ich werde nicht daneben stehen und zuschauen, wie mein Bruder stirbt. Allerdings werd ich auch nicht dabei zusehen, wie mein Bruder die Schule, auf die ich gehe, zerstört." "Willst du mir damit etwa sagen, dass du weiterhin vorhast, mir in die Quere zu kommen?" Ein lauernder Unterton lag in seiner Stimme. "Wenn's sein muss", antwortete sie mit einem Schulterzucken. "Ich werde dich bei der nächsten Gelegenheit umbringen." "Versuch's doch." Und während sie das sagte, lud sie sich ihren Bruder auf die Schulter und stapfte mit diesem ins Krankenzimmer. Sougo stand an der Wand und schüttelte den Kopf. Sie verstand offensichtlich nicht, welche Bestie ihr Bruder war. Entweder das, oder sie wusste besser über ihren Bruder Bescheid als jeder andere. Langsam kam Ginpachi-Sensei aka Gintoki wieder zu sich. Der beißende Geruch von Alkohol riss ihn aus seinem Zustand. Aber was war passiert? Hatte er wieder zuviel getrunken? Lag er nun in irgendeinem Getränkeautomaten auf dem Weg nach Hause? Oder war er noch in der Bar und hatte den Boden für sich beansprucht? Wieso war es dann so hell? "Kann ... kann jemand mal das verfickte Licht ausmachen?" Nein, anscheinend nicht. Nichts geschah. Es blieb so eklig grell. Nun, dann konnte er ja auch die Augen öffnen. War allerdings einfacher gesagt als getan, denn sein Körper wollte nicht so recht wie er wollte. "Gintoki? Bist du wach?", fragte eine Stimme. Gin hätte ihr am liebsten verklickert, wie absolut sinnlos diese Frage war, aber da erkannte er die Stimme. Und er erkannte ebenso, dass man dieser Stimme nicht solche Antworten gab. "Ja, ich bin wach, verehrte Kollegin~", säuselte er deshalb, jedoch mit geschlossenen Augen. Er hoffte insgeheim immer noch darauf, dass es dunkler werden würde. "Was ist passiert?" Rasch schilderte Tsukuyo die Situation. Sie verschwieg jedoch, dass sie ihm ein Kunai an den Hinterkopf geworfen hatte, aber das musste sie auch nicht mehr erwähnen. Ginpachis Erinnerungen kehrten langsam zurück. Als die Blonde jedoch mitten im Satz abbrach, wagte er es, die Augen zu öffnen. Sie hatte den Kopf abgewandt, aber ihre geröteten Wangen waren aus Gins Sicht trotzdem zu erkennen. Er lag mit seinem Kopf auf ihrem Schoß. Nichts, was Gin etwas ausmachen würde - er war ja kein kleiner Schuljunge. Sie dagegen war jemand, der so etwas peinlich sein konnte. Schämte sie sich also? Weinte sie? War sie wütend? Gerade, als Gin nach dem Grund ihrer geröteten Wangen fragen wollte, bemerkte er erneut den beißenden Geruch von Alkohol. Er betastete seinen Kopf und bemerkte den Verband. Sein Gehirn ratterte auf Hochtouren und zählte eins und eins zusammen. Alkohol! "Tsukuyo...-san? D-du hast doch nicht etwa -" Nein. Nein, nein, nein, nein. Absolut ausgeschlossen. Welcher normale Mensch würde schon Desinfizierungsmittel trinken? Es musste einen anderen Grund geben. Vielleicht weinte sie ja doch, weil sie Angst gehabt hatte, Gin zu verlieren. Oder sie war wirklich aus einem ihm unerfindlichen Grund sauer. Oder - "Gintoki, du bist also wach, ja?", fragte sie lahm. Lallte sie? Sie wandte den Kopf und sah ihn an. Oh Gott JA, sie lallte! "Ich habe deine Wunde versorgt, aber seitdem ich das Desinfizierungsmittel drauf gemacht habe, geht es mir irgendwie seltsam." Nicht dein Eeeeeeernst!, schrie Gintoki innerlich. Wollte sie ihm etwa verklickern, dass sie allein von dem Geruch des Alkohols im Desinfizierungsmittel betrunken geworden war? Das konnte doch nicht ihr Ernst sein. Nai, nai, nai, das durfte nicht ihr Ernst sein! "Und ... d-du hast auch nichts getrunken, in der letzten Zeit?", fragte er vorsichtig. "Nupp, absolut nichts, keinen Tropfen von rein gar nichts!", antwortete sie. Sie lallte mittlerweile schwer. Wurde das etwa schlimmer, weil der Geruch von dem Zeug nicht verschwand? NICHT DEIN ERNST! Welcher normale Mensch wurde durch den Geruch von Alkohol betrunken? Und wieso wurden solche Menschen dann ausgerechnet Krankenschwester?! Er wollte sich aufrichten, aber Tsukuyo drückte ihn mit einem Arm nieder. "Aber nicht doch, Gintoki", lallte sie, "du bist verletzt und solltest unbedingt liegen bleiben. Ich kümmere mich um dich." Aber davor hatte Gin noch mehr Angst als vor seiner Verletzung. "Alles bestens!", rief er deshalb, fegte ihren Arm beiseite und sprang auf. Den aufkommenden Schwindel ignorierte er. Er wandte sich zur Tür, und ... - bekam diese direkt in die Fresse, als Kagura mit Kamui im Schlepptau ins Zimmer gestampft kam. Gintoki bekam noch mit, wie sich Kagura lahmarschig bei ihm entschuldigte, und wie Tsukuyo mit ernster, aber lallender Stimme verkündete, Kagura wäre ihr eine riesige Hilfe gewesen, dann schwanden ihm langsam die Sinne. Ihm wurde noch bewusst, dass er nun erneut ohnmächtig wurde, und dass das bestimmt keinen guten Eindruck bei der Leserschaft hinterlassen würde. Aber das war okay. Man konnte ja nicht immer der strahlende Held sein. Normalerweise müsste man jetzt erklären, wie es nach dieser Szene weiterging. Man könnte zum Beispiel ein klärendes Gespräch zwischen Kagura und Kamui einbauen, oder eine weitere Kuss-Szene, just for the service. Aber die Autorin denkt, dass das Kapitel eh schon lang genug geworden ist und hat keine Lust mehr. Daher müsst ihr nun damit leben, dass es auf all eure unbeantworteten Fragen vielleicht niemals eine Antwort geben wird. Das ist immerhin "Gintama". Man sollte das gewohnt sein. Ahwas, nein. Die Autorin trollt nur erneut rum. Nehmt sie einfach nicht mehr ernst, das wäre das Beste! Kagura hatte Kamui unsanft auf dem Bett abgeladen, nachdem sie Gin-chan die Tür in die Fresse geschlagen hatte. Aber statt an seinem Bett zu sitzen und mit ihm all das auszudiskutieren, was zwischen ihnen stand, wandte sie sich sofort wieder um und verließ wortlos das Krankenzimmer. "Schon zurück? Kein klärendes Gespräch zwischen Geschwistern?", frage Sougo. Fast könnte man meinen, dass er dabei gehässig klang. Sie zuckte gleichmütig mit den Schultern, während sie an ihm vorbei ging. "Was sollten wir noch besprechen? Es ist alles gesagt." "Er hat versucht, dich umzubringen." Er folgte ihr. "Und er wird es wahrscheinlich wieder versuchen." Sougo entgegnete darauf nichts. Er hatte es ihr ja eben angedroht. Was sollte er also dazu sagen? "Dann sag mir, wieso du dieses Mal nicht ausgetickt bist, als du ihn gesehen hast." Es interessierte ihn eigentlich nicht wirklich. Aber sie hatte schon vorhin, als ihr Bruder gefragt hatte, nicht geantwortet. "Ich will einfach nicht so werden wie er. Kämpfen macht mir Spaß, aber ich werde niemals bis zum Äußersten gehen und heillosen Schaden anrichten. Ich wäre kein Stück besser als er, würde ich ihn töten. Also hab ich mir immer und immer wieder 'Er ist es nicht wert, von dir getötet zu werden' gesagt, und das hat geholfen. Außerdem hatte ich einen Traum gehabt. Vorhin, bevor ich aufgewacht bin." Der Dunkelblonde verschränkte gelangweilt die Arme hinter dem Kopf. "So? Und was für einen?" Kagura blieb stehen. Als sich Sougo zu ihr umwandte, hielt sie den Kopf gesenkt. Als sie jedoch aufsah, lag auf ihrem Gesicht ein breites, trollisches Grinsen. "Ernsthaft, du musst ja wirklich derbe in mich verknallt sein, wenn dich sogar sowas interessiert." Die Temperatur sank um einige Nuancen. "Wenn du noch einmal irgendein sinnverwandtes Wort zu "Liebe" mit dir und mir in einem Zusammenhang an den Tag legst, mach ich aus dir Dango", antwortete er gereizt. "Versuch's doch, Sadoyarou!", entgegnete sie provozierend. Nun ja. Eigentlich war Kagura ja losgegangen, um noch ein paar Yato-Ärsche zu versohlen. Und Sougo war mitgegangen, um sich um sein eigentliches Ziel, Kondo, zu kümmern. Aber es sollte an dieser Stelle niemanden mehr verwundern, dass diese ursprünglichen Intentionen schnell vergessen waren. Und während an der Schule immer noch genug feindliche Yato waren, die von den Schülern der Gintama-High verzweifelt bekämpft wurden, wurde aus dem Geplänkel zwischen Sougo und Kagura alsbald ein richtiger Kampf mit Sonnenschirm, Bazooka, Schwert und Kampfsport - eben allem, was dazu gehörte. Wen interessierte schon der Rest der Schule? Die beiden waren einfach in ihrer eigenen Welt. - Hachja, muss Liebe schön sein. "SCHNAUZE!" Gut, und NUN müsste eigentlich erklärt werden, wie es weiter geht. Der Autorin ist nun aber endgültig die Lust vergangen, noch eine vernünftige Erklärung für all das aus den Ärmeln zu ziehen, also: Denkt euch euren Teil einfach. Fantasie. Imagination. Es ist alles möglich! Malt euch einfach euren eigenen kleinen Regenbogen, dann werdet ihr die Antwort auf all eure Fragen finden! Irgendwann also - und vor allem irgendwie - ging auch dieser Tag zu Ende, und als alle Schüler und Lehrer daheim waren, tauchte der Hausmeister auf. Der Hausmeister. Er seufzte. "So viel Chaos, so viel Zerstörung, so viel Randale. Echt, haben die keine Manieren?" Aber was brachte es, sich zu beschweren? Das machte die Schule auch nicht wieder heil. Der Hausmeister seufzte erneut. Zeit, es zu tun. "Macht des Schrubbmopps - MACH AUF!" Es folgte eine Verwandlungssequenz, die zu beschreiben der Autorin das Gehirn wegbashen würde, weshalb darauf verzichtet wurde. "Sailor House-Meister! Und im Namen von Dr. House werde ich ... dieses Chaos bestrafen!" Fragt am besten erst gar nicht. Das war so eine schlimme Scrubs x Dr. House x Sailor Moon Ref, dass man sie nicht einmal mit 51 Gehirnen erklären könnte. Epilog: Etwas halbherzig zu machen ist besser, als etwas gar nicht zu machen. ----------------------------------------------------------------------------- Und somit fängt nun ganz unerwartet der Epilog an. Normalerweise würde nun beschrieben werden, wie die Schule repariert wird, wie sich die einzelnen Schüler von dem überraschenden Angriff erholen, und welche Konsequenzen für die Schüler der Yato-High eingeleitet werden. "WIESO IST HIER WIEDER ALLES IN BESTER ORDNUNG?!", würde Shinpachi mit seiner kreischenden Stimme fragen, woraufhin Gin erwidern würde: "Der Hausmeister ist in Wahrheit Sailor Moon, und hat das Chaos mit der Macht des Mondes besiegt." Der Brillenträger würde daraufhin erwidern, dass das doch kein Mensch glauben würde; und daraufhin würde Ginpachi erklären, dass der Leser es glauben würde, denn der Leser wisse mittlerweile mehr als die restliche Schulbelegschaft. Aber da dies eine Gintama-Fanfiction ist, braucht man das nicht extra zu erwähnen, und es braucht auch niemanden zu wundern, wenn eine halbe Woche nach dem Angriff bereits alles wieder in bester Ordnung ist. Kommen wir also sofort zu den interessanten Dingen dieser Fanfiction: "Ehm ... was ist das?" Ginpachi, der Lehrer mit der silbernen gelockten Haarpracht starrte verwirrt auf das Päckchen in seiner Hand. Eine Bombe? Gift? Geburtstag hatte er nicht, und solche Feierlichkeiten wie Valentinstag, Weihnachten oder Weiß-der-Geier-was waren in weiter Entfernung. Tsukuyo, die Lehrerin mit den blonden Haaren und den Narben im Gesicht, wich seinem Blick aus, während sie nervös die Hände hinter dem Rücken knetete. "Eine Art Entschuldigung für ... neulich", murmelte sie schüchtern. Das erlebte man nicht oft, denn Tsukuyo war eigentlich eine starke, selbstbewusste und bestimmende Person. Mit "neulich" war natürlich die Szene gemeint, als Gintoki von der Tür erschlagen wurde. Als er wieder aufwachte, hatte er sich im Krankenbett befunden, mit Tsukuyo in einer mehr als nur zweideutigen Pose über sich. Danach hatte sie ihn verprügelt. Das tat sie immer, wenn sie betrunken war. Ein Grund, wieso Gin ihr gegenüber immer so besonders vorsichtig und höflich war. Tsukkis - wie Kagura sie gern nannte - Gedanken schienen an derselben Stelle angekommen zu sein, denn schlagartig wurde sie rot. "Wenn es dir nicht passt, wirf es einfach weg", murrte sie patzig, ehe sie sich abrupt umwandte und nahezu fluchtartig aus dem Zimmer stürmte. "Uh, sag bloß, wir haben eine Verehrerin, Gintoki", flötete Otose, die hiermit ihren ersten, richtigen Auftritt in dieser FF hatte. Sie war als "der Drache" unter der Lehrerschaft bekannt. Auch von anderen Ecken des Lehrerzimmers kam heiteres Gequatsche. "Quatsch", murmelte Gintoki. "Mit so einer unausstehlichen, unberechenbaren und brutalen Frau würde niemand zusammen kommen wollen." Den Inhalt des Päckchens, Kekse, behielt er aber. Zucker in jeglicher Form war immer gut für zuckersüchtige Silberhaarige, sagte er sich. Andere Gründe kamen nicht in Frage. "Konntest du denn schon in Erfahrung bringen, wer diesen Angriff zu verschulden hat?", fragte eine tiefe, alt klingende Stimme im Dunkeln des Raums. Das Blinken vieler LCD-Lämpchen war die einzige Lichtquelle. Eine andere Person schüttelte den Kopf, aber da man das unmöglich sehen konnte, fügte sie an: "Der Angriff ging laut meiner Nachforschungen von der Yato-High aus, und hatte keinen tieferen Sinn, als Rache für die neulich errungene Schmach, de gozaru." "Ich vermute ja immer noch, dass dieser Grinsebackenpsycho dahinter steckt. Wir sollten ihm nicht vertrauen, Shinsuke-sama!" Die Stimmlage der weiblichen Person wechselte von misstrauisch zu angepisst; von fordernd bis hin zu unterwürfig. Nur eine Person konnte in einem kurzen Satz wie diesem so viele unterschiedliche Emotionen unterbringen. Der Flur rund um den sagenumwobenen Getränkeautomaten war leer. Jeder wusste, dass die Kiheitai dort ihren Sitz hatte, und niemand mit genügend Menschenverstand traute sich dort hin. Niemand bekam von diesem Gespräch etwas mit, denn es wurde an einem Ort geführt, der die Kiheitai vor lauschenden Ohren schützte. Niemand bemerkte, wie die Gruppe der Kiheitai plötzlich wie aus dem Nichts zwischen den beiden Getränkeautomaten hervor kam. Und niemand würde jemals damit rechnen, dass sich zwischen den beiden Automaten eine durch einen speziellen Mechanismus verborgene Tür befand, die den Eingang zum geheimen Lager der Kiheitai darstellte. Andere Etage, aber ein Getränkeautomat der gleichen Firma. Sie waren dieses Mal nur zu zweit, aber es erinnerte trotzdem an die Szene aus dem Prolog. "Was willst du hier?", fragte Sougo unfreundlich. Das Fuchsgesicht wurde langsam zu jemanden, dem gegenüber Sougo am zweitwenigsten die Maske der Emotionslosigkeit bewahren konnte. "Etwas zu trinken holen - was dagegen?", fragte Kamui lächelnd. Aber es bedarf keines Abuto, um zu erahnen, dass er weit weniger gute Laune hatte, als er zeigte. "Nur damit das klar ist: Du wirst sie nicht bekommen. Niemals." Man sollte meinen, diese Worte stammten von Sougo - nach all dem, was er mit ihr erlebt hatte, was er in ihr losgelöst hatte, was er mit ihr getan hatte. Aber es war Kamui, der diese Worte aussprach. Er lächelte. Es wirkte kalt und deplatziert. "Wie lustig, dass du sowas sagst. Man sollte meinen, ich sollte das sagen ... was aber niemals passieren wird." Sougo erklärte jedoch nicht, wieso sogar er selbst dachte, er wäre derjenige, der so etwas sagen sollte. "Wolltest du sie nicht erst kürzlich umbringen? Und hast du ihr nicht erst letztens angedroht, dass du sie umbringen wirst, sollte sie sich dir noch einmal in den Weg stellen?" Kamui zuckte gleichgültig die Schultern. "Na und? Gestern war gestern, heute ist heute. Mein Interesse an ihr ist mittlerweile zu groß, als dass ich sie einfach umbringen könnte." "Soll das heißen, wir sind nun so etwas wie Rivalen um dieses dumme, brutale Gör?", fragte Sougo mit einer gehörigen Portion Sarkasmus. Er meinte das nicht ernst. Keine Chance, dass er das ernst meinte. Aber überraschenderweise lachte Kamui. Den Sarkasmus schien er nicht wahrzunehmen. Oder er ignorierte ihn - so ganz war das bei dem ewig grinsenden Fuchsgesicht nicht zu erkennen. "Scheint so", antwortete er. "Und ja, bevor du fragen kannst: Ich meine das ernst." Ernst. Sein Ernst. Das war sein Ernst?! Mehr aus Trotz als wegen des Einsatzes selbst meinte Sougo: "Pff, ich werde nicht verlieren, die Garantie gebe ich dir." Der Sadist war einfach ein schlechter Verlierer. Zumindest redete er sich das ein. Ernst ist übrigens 40 Jahre alt, geschieden und Rentner. Dachte, diese überaus wichtige Hintergrundinformation könnte eventuell jemanden interessieren. Und aus einiger Entfernung beobachtete Takasugi das Geschehen. - Was jedoch eigentlich nicht stimmen konnte, denn Takasugi hatte dem Leser ja eben offenbart, wo sein geheimer Sitz lag, und befand sich nun mit der restlichen Kiheitai auf dem Weg zum Klassenzimmer. Aber wenn das nicht Takasugi war, wer war es dann? Apropos Abuto, der im Abschnitt eben ja kurz erwähnt wurde: Der alte Herr, der bereits acht Ehrenrunden gedreht hatte, weinte wieder in aller Stille. Dieses Mal, weil er in der Fanfiction kaum einen Auftritt bekommen hatte. Er hatte eigentlich davon geträumt, sich schön mit Kagura oder sonst jemand prügeln zu dürfen, um sich beweisen und zeigen zu dürfen, dass er mehr konnte als nur Kamuis Schoßhündchen zu spielen. Aber es war nicht dazu gekommen. Die Autorin der Fanfiction hatte irgendwann einfach keine Zeit mehr gehabt, ihn noch unter zu bringen. Die FF war fertig ausformuliert viel länger geworden als gedacht. Dabei war sie ganz verliebt in den guten Abuto und hatte sich schon ausgemalt, wie viel Spaß es ihr bereiten würde, wenn der Blonde mit dem Dreitagebart gehörig auf den Putz hauen würde oder mal wieder ganz böse über Kamui ablästern würde (das tat er nämlich, wann immer der Pinkhaarige nicht zugegen war). Aber Pustekuchen. Kein Abuto für diese Fanfic. Dieser weinte gerade in dem Moment noch ein wenig mehr. Der Absatz hier ließ ihn in keinem guten Licht dastehen, und das Schlimmste daran war, dass es der FF-Autorin nicht einmal aufzufallen schien. Womit hatte er das nur verdient? Als Kamui in die Klasse kam, saß Takasugi bereits an seinem Platz. Auch dies widersprach der Vermutung, dass es Takasugi war, der die beiden anderen 170cm-ler beobachtet hatte. Doch gerade, als sich Kamui auf seinen Platz gegeben wollte, lachte der Schwarzhaarige leise. "Klingt interessant", murmelte er, und als Kamui aufsah, rief er: "Oi, Chinajunge. Ich bin dabei. Dein Plan klingt, als könnte das ganz interessant werden." Kamui grinste zufrieden, ehe er sich auf seinen Platz fallen ließ. Dass Takasugi schlussendlich absolut nichts von der Durchführung dieses Plans haben würde, verschwieg er grinsend. In der 3-Z fing wieder der Unterricht an. Man glaubte es kaum, aber auch sowas gab es. - Naja, oder besser gesagt: Sowas sollte es geben. Da Ginpachi-Sensei gerade in einer anderen Klasse Vertretung für die "kranke" Tsukuyo führte (die in Wahrheit nach der Aktion im Lehrerzimmer vor Scham einfach abgehauen war), war es nun an Hattori Zenzo, diese Aufgabe zu übernehmen. Er räusperte sich. "Ihr wisst es vielleicht schon, oder vielleicht auch nicht, das ist egal; aber ihr habt einen nicht-neuen Schüler in eurer Klasse. Also jemanden, der eigentlich schon die ganze Zeit da war, jedoch nie erwähnt wurde, weil es die FF-Autorin nicht für nötig hielt, ihm in irgendeiner Weise 'Screentime' zu gewähren", las der Ninja-Lehrer von einem Zettel ab, den Ginpachi ihm vorbereitet hatte. "Ehm, wie auch immer: Das ist Kotaro Zura. Seid weiterhin nett zu ihm." "Zura janai, Katsura da." Was übersetzt - ihr wisst es bereits - "Nicht Zura, sondern Katsura" bedeutete. Und nach einer kurzen Pause dann: "Kotaro Katsura da." Unnötig zu erwähnen, dass die Shinsengumi beim Anblick des "Joui-Terroristen" Katsura durchtickte und kurz darauf ein heilloses Chaos entstand. So viel zum Thema 'Unterricht'. Dann kam wieder Ginpachi-Sensei in die Klasse. Und auch er hatte die Absicht, Unterricht zu machen. Als er aber der Verwüstungen im Klassenzimmer gewahr, herbei geführt durch die wahnsinnige Shinsengumi, die Katsura habhaft werden wollte, verließ er rückwärts wieder das Klassenzimmer. Es war gutes Wetter. Er würde irgendwo ein Eis essen gehen und für einen Moment vergessen, wer er war und was er eigentlich gerade tun sollte. Danach würde er in irgendeiner Pachinkohalle abhängen und mehr vergessen, wer er war. Und danach würde er sich irgendwo die Hucke besaufen und komplett vergessen, wer er war und was seine Pflichten waren. Und wenn er dann abends nach Hause kam, wäre er viel zu betrunken, um noch irgendetwas anderes zu tun außer zu schlafen. - Was bedeutete, dass er auch nicht mit Kagura ein Hühnchen rupfen konnte. Ja, das klang nach einem Plan. Genau das würde er tun. Schon von weitem sah Sougo auf der Wiese am Flussufer den Yato-typischen lila Sonnenschirm. Nachdem der Unterricht aufgrund von Dannas spurlosem Verschwinden entfallen war, und Katsura die Flucht geglückt war, hatte sich Sougo kurzerhand unter dem Vorwand, nach Katsura zu suchen, auf den Heimweg gemacht. Denn mal ehrlich: Gab es eine bessere Gelegenheit, den Unterricht zu schwänzen? Kondo würde denken, Sougo suche nach dem Terroristen und ihm in dem Fall, dass es unerwarteterweise Ersatzunterricht gab, entschuldigen. Also ideale Voraussetzungen für einen blauen Tag. Und nun war er auf dem Weg nach Hause und sah wie eben bereits beschrieben Chinas Schirm. China war seit dem Angriff der Yato-High nicht mehr in der Schule gewesen, aber es wunderte den Shinsengumi-Captain nicht sonderlich, dass sie in Wahrheit nur schwänzte. Die Reaktion von Ginpachi-Sensei, als er heute morgen im Klassenzimmer erschienen war und erfahren hatte, dass Kagura nicht da war, hatte Bände gesprochen. Er überlegte, ob er einfach weiter gehen sollte, aber sein Körper bewegte sich schon fast gegen seinen Willen. Er ließ sich neben sie ins Gras fallen. "Was willst du?", fragte sie mürrisch. Er schwieg. Was sollte er antworten? Er wusste es selbst nicht, wenn er ehrlich war. Nach einer Weile meinte Kagura: "Ich war übrigens krank. In Zukunft ... werd ich ... mich wehren." Zum Ende hin wurde sie immer leiser. Sie hatte den Schirm weit runtergezogen, sodass es Sougo nicht gelang, einen Blick auf ihr Gesicht zu erhaschen. Er ließ sich rücklings ins Gras fallen, die Arme hinterm Kopf verschränkt. "Sicher?", fragte er - und verfluchte sich im nächsten Moment dafür. Was hatte ihn dazu getrieben, das nun zu fragen? "Was soll das? Man könnte meinen, du wärst in mich -" Sie brach ab; und auch ohne ihr Gesicht zu sehen wusste Sougo, dass Kagura gerade ihr fiesestes Trollgrinsen auflegte. "Ja, man könnte fast meinen, dein Liebesgeständnis wäre ernst gemeint gewesen. Ha! Am Ende erliegen sie halt doch meinem Charme!" Er hatte ihr zwar versprochen, das nächste Mal Dango aus ihr zu machen, wenn sie noch einmal so etwas in der Art sagte, aber irgendwie fehlte ihm die Lust dazu. "Charme? Du hast so viel Charme wie ein Borstenschwein während eines Schlammbades." "Es gibt bestimmt Leute, die auch das anziehend finden." Da hatte sie einen Punkt. Er schwieg allerdings - mit viel Mühe. Er war nahe dran, Dinge zu sagen, die er gar nicht sagen wollte. Konnte es sein, dass ... "Erinnerst du dich noch an die Sache im Krankenzimmer?" "Nein." Wow, das ging schnell. Die Antwort kam wie aus der Pistole geschossen. "Ich aber. Du hast Dinge gesagt, die du sonst wohl nie sagen würdest, und dann wolltest du noch, dass ich dich kü -" Plötzlich kam Bewegung in die Gestalt neben ihm, und Kagura kam abrupt in eine aufrechte Sitzlage. "Du hast gesagt, dass du das vergessen wirst!", rief sie wütend, allerdings auch mit einer Spur Verunsicherung in ihrer Stimme. Letzteres konnte man nur heraus hören, wenn man sie gut kannte. Der Sonnenschirm rutschte zur Seite und ließ einen Blick auf ihr Gesicht zu. Es hatte eine tiefrote Färbung angenommen. Die Reaktion von Kagura war so plötzlich, abrupt, ungewohnt und weiblich, dass man meinen könnte, Sougo würde auch einen Ticken röter werden. Aber das waren natürlich nur Gerüchte. "Sagtest du nicht eben, dass du dich nicht mehr erinnern kannst?" Ihm schwante mittlerweile wirklich Böses. Er musste hier weg. Aber irgendwie interessierte ihn ihre Reaktion. "Fahr zur Hölle!", fluchte sie, während sie sich wieder den Schirm ins Gesicht zog. Schade. Er hätte gern mehr von dieser ungewohnt femininen Seite gesehen. Was natürlich gelogen war! Wer war er, dass er so etwas sehen wollte?! "Okay - gehst du mit mir?" Halt. Das hatte er gerade nicht wirklich so formuliert. Oder? ODER?! "In die Hölle? Warum sollte ich?" "Nein, nicht in die Hölle. Ich hab dich gefragt, ob du mit mir gehen willst." Halt. HALT! Was rede ich da? WAS REDE ICH DA?! - Der Schrei seines Herzens. "Ich verstehe nicht. Wohin soll ich mit dir gehen? Bist du 'n kleiner Junge, der nicht alleine ins Kinderparadies findet, oder was? Oi, Erde an Prince S, Erde an Prince S - geht's dir gut? Geht's dir gut?!" Sougo antwortete nicht. Die Antwort auf die Frage, ob es ihm gut ging, war eindeutig Nein! Er kämpfte einen erbitterten Kampf mit sich selbst. So haltet mich doch auf, verdammt nochmal! Irgendjemand!, schrie unterdessen sein Herz, sein Gehirn, seine dritten Gedanken oder was auch immer der nüchtern denkende Teil des Sadisten war. Er richtete sich auf - auch das geschah gegen seinen Willen - und rückte mit der Hand den Sonnenschirm etwas hoch, damit er ihr Gesicht sehen konnte; und mittlerweile war längst klar, was passiert sein musste: Er musste sich an dieser seltsamen Krankheit, die einen seltsame Dinge sagen ließ, angesteckt haben. "Miteinander gehen, also zusammen kommen, ein Paar werden. Die drei anderen Worte wirst du nicht zu hören bekommen, aber ich bin mir sicher, dass du auch so verstehst." Irgendwas in ihm - wahrscheinlich das, was bis eben verzweifelt versucht hatte, ihn von dieser Selbstmordaktion abzuhalten - starb. Schweigen kehrte in seinem Kopf ein. Die dritten Gedanken hatten sich Urlaub genommen, um dieses Elend nicht weiter verfolgen zu müssen. Kagura, der das Blut noch nicht ganz aus dem Gesicht gewichen war, wurde schlagartig wieder um einige Nuancen röter. Aber ehe sie irgendetwas erwidern konnte, hatte sie Sougo bereits aus Reflex mit voller Wucht den Schirm ins Gesicht geschlagen. Im nächsten Moment war sie aufgesprungen und rannte davon. "LECK MICH AM ARSCH, SADOYAROU!", schrie sie über die Schulter hinweg. Sougo rieb sich das Kinn. Sein Herz / Verstand / whatever sagte schon seit einigen Sekunden nichts mehr. "Bedeutet das 'Vielleicht'?" Den Stein sah er kommen. Ausweichen konnte er trotzdem nicht mehr. "Das bedeutet, dass du verrecken sollst, Bastard!" Unfreundlich wie immer. Er stand auf und sah ihr hinterher; unfähig, irgendwie zu handeln. Sougo beschloss, für ein paar Wochen krank zu feiern. Was hatte er da nur angerichtet? Und damit endet dieser Epilog, und somit auch diese Fanfiction. Keine Umarmung, Kuss, oder sonst was in der Art, aber davon gab's in der gesamten FF ja genügend. Und das, obwohl es hätte 170cm werden sollen. Aber dieser verdammte Haufen an Sturköpfen wollte ja nicht mitspielen. Pah. PAH. "Aber wartet nur ab. Wartet die nächste Fanfic ab. Dann werde ich es euch heimzahlen. ICH WERDE ES EUCH HEIMZAHLEN. Kein OkiKagu mehr, dafür anderes. HAHA." Die Autorin verschluckte sich an ihrer Spucke. Ruhe kehrte ein. Ach, und Yamazaki? Der saß im Klassenzimmer, machte aufmerksam seine Hausaufgaben, wurde Opfer von Hijikatas Wutattacken und starrte Löcher in die Luft. "Ob ich irgendwann mal wieder so richtig Screentime in dieser Fanfiction bekommen werde?", fragte er, eher an sich selbst gewandt. Da ertönte die Stimme der Autorin. "Yamazaki?" Als dieser verwirrt in den Himmel starrte, erklärte ich: "Ich bin es, die Autorin. Tut mir leid, aber die Fanfiction endet an dieser Stelle. Also wird das mit der 'Screentime' wohl nichts mehr." Schweigen. Mehr Schweigen. "IM ERNST?!" Und das Traurige an der ganzen Sache war, dass diese beiden nun gesprochenen Sätze die einzigen waren, die Yamazaki in dieser FF hatte. Und erneut kann ich dazu nur eines sagen: Konsequenz heißt, auch Holzwege zu Ende zu gehen. Barlow said it, so it's true. Für immer, für immer, bis alle Ewigkeit beziehungsweise nie mehr. Amen. Ende. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)