Hinter den Kulissen von WeißeWölfinLarka ================================================================================ Kapitel 4: Sting of jealousy ---------------------------- Du bist immer neu. Der letzte deiner Küsse war von allen der süßeste. John Keats „Mokusō!“ Ivan kniete vor seiner Schülerschar im Seiza und schloss die Augen. Noch war etwas Rascheln zuhören, doch schon bald war es ganz ruhig in der kleinen Trainingshalle. Seine Schüler sollten sich auf die kommende Trainingsstunde vorbereiten, versuchen, die Außenwelt abzuschotten. Wenn das Training begann, war der Alltag losgelöst, egal ob man auf dem Weg zum Dōjō einen Platten oder Streit mit dem besten Freund hatte. Jetzt galt nur die Konzentration auf das Training. Normalerweise, so erklärte Ivan stets den älteren Teilnehmern, stellte man sich seinen eigenen Ki-Fluss vor. Diese Erklärung unterließ er aber, denn seine jetzigen Schüler konnten mit dieser etwas abstrakten Vorstellung noch nicht so recht etwas anfangen. Der älteste der Gruppe war gerade mal 9 Jahre alt. Es war Kais Idee gewesen, das Trainingsangebot auch für Kinder auszuweiten. Jetzt hielt er die Meditationszeit für angemessen. Meistens zählte er nie länger als 15 bis 20 Sekunden, denn danach wurden die Kinder wieder etwas unruhig. „Mokusō yame!“ Sofort waren alle Augen wieder auf Ivan gerichtet. Sie hatten es auch in dieser jungen Gruppe bereits eingeführt, dass der höchste Grad den Sensei grüßte. Das war in diesem Fall ein Junge mit goldgelocktem Haar, der Träger des 7. Kyu war. Seine kindliche Stimme hallte durch den Raum, als er energisch das Begrüßungskommando ausrief: „Sensei ni rei!“ Die Kinder und Ivan verbeugten sich voreinander. Ivan stand zuerst wieder auf, seine Schüler folgten ihm. „Otagai ni rei!“ Erneut verbeugten sie sich voreinander, diesmal im Stehen, und Ivan begann nun mit den Aufwärmübungen. Gerade als sie am Schluss der Gymnastik angelangt waren und sie ihre Muskeln etwas lockerten, ging die Tür auf und Kai trat ein. Er verneigte sich, bevor er einen Fuß in die Halle tat, nickte Ivan kurz zu und holte in einer Ecke in Ruhe und ohne zu stören die Begrüßung und eine kurze Aufwärmung nach. Auch er nahm unter Ivans Aufsicht am Training teil, denn er brauchte die Abwechslung. Außerdem mochte er seine Schüler und wenn er im Kumite mit ihnen trainierte, konnte er ihnen auch Tipps geben und hatte gleich einen Überblick über ihren Fortschritt. Zum Abschluss übten sie alle zusammen noch die Katas, von der Taikyoku Shodan bis zur Heian Nidan, jeder seinem Grad entsprechend. Danach hatten Ivan und Kai ein bisschen Zeit für sich, ehe das Erwachsenentraining anfing. „Was machst du hier – und dann auch noch so früh? Ich hab dich heute nicht erwartet, du hast mir doch extra das Training übertragen“, meinte der Jüngere und setzte sich neben Kai auf eine Holzbank. „Yura hat mich rausgeworfen. Er fühlte sich nicht gut, hat sich ne Magen-Darm-Grippe eingefangen oder so. Und er wollte nicht, dass ich mich anstecke. Und er wollte das Bad putzen, weil er es vorhin vollgekotzt hat.“ „So schlimm?“ „Na ja, ich glaube, dass er was Falsches gegessen hat.“ „Hast du ihn vergiftet?“ Ivan schüttelte sich und wickelte seinen Gürtel ab, um mit dessen Hilfe seine Beine zu dehnen. Er legte sich auf den Rücken und reckte sie abwechselnd in die Höhe. „Machen wir gleich Kumite? Freikampf? Hätte ich Lust zu“, lenkte er von dem für seinen Geschmack zu unappetitlichen Thema ab. „Meinetwegen. Wenn du glaubst, du kannst gegen mich bestehen…“ „Das ist kein Beyblade, Kai, und ich bin kein Idiot. Ich hab auch nen schwarzen Gürtel, weißt du?“ Der kleine Junge mit der großen Nase von damals hatte einen gewaltigen Schuss in die Höhe getan. Zwar kam er noch nicht an Kais oder Yuriys Größe heran, aber mit 1,71m war er jetzt wenigstens kein Knirps mehr. Aber Kai lachte nur. „Schon gut, Zwerg.“ Den Spitznamen jedoch wurde er nicht mehr los. Sehr zu seinem Leidwesen. Ivans Gesichtsausdruck drückte auch deutlich seinen Unmut aus. „Fresse, du Arschkrampe“, gab er weniger charmant als Kompliment zurück. „Shhh, es sind noch Kinder anwesend!“, entrüstete sich Kai und mit einem tadelnden Kopfschütteln ging er zur Tür, um den letzten Schülern, welche die kleine Dōjō-Halle verließen, noch kurz zuzulächeln. Als sie zur Tür hinaus war, wandte er sich wieder an Ivan. „Ich hab heute Nachmittag noch mit Ray telefoniert. Er kommt wieder rüber und macht unseren Lehrgang.“ „Dass er dafür wohl immer Zeit hat, ist erstaunlich. Wo er doch so berühmt ist“, ätzte Ivan etwas spöttelnd. Er konnte den Erfolg, den Ray mit seiner eigenen Karateschule, die er gegründet und aufgrund seines Ruhmes und seiner Bekanntheit durch seine Zeit als Beyblader international bekannt gemacht hatte, nicht so gut verkraften. Aber sie profitierten davon. Ray kannte einige gute Tricks und er war, was Techniken anging, nahezu perfekt, man konnte es gar nicht anders sagen. Außerdem war er sehr erfinderisch, was Kombinationstechniken anging. Kai liebte Trainings mit ihm. Gerne nahm er sich ein paar Tage frei, um Ray zu besuchen oder dessen Anwesenheit in vollen Zügen zu genießen. Er freute sich jedesmal auf den Chinesen und es hatte sich eine enge Freundschaft zwischen ihnen beiden entwickelt. Aber leider beschränkte sich ihr Besuch immer nur auf ein paar Tage im Jahr, sie wohnten einfach zu weit auseinander. „Ach Ivan, jetzt sei nicht so. Wir lernen viel von ihm.“ „Das Yuriy seinetwegen keine Eifersucht schiebt ist auch alles.“ Kai seufzte. „Er weiß, dass er nicht eifersüchtig zu sein braucht.“ „Wenn du das sagst...“ „Hör auf jetzt. Und Ray wird den Lehrgang leiten. Komm damit klar, verstanden?“ Als er sich streckte, knackte es laut, und er gab ein erleichtertes Seufzen von sich. Dennoch ärgerte er sich gerade maßlos, und das Tuten des Telefonhörers machte es nicht besser. Endlich klickte es in der Leitung. „Mensch, Babuschka! Hast du beim letzten Mal irgendwas mit dem PC gemacht, als du bei uns warst, um ihn zu benutzen?“ „Hallo erst mal! Und ja hab ich. Frag nicht..das Kriegsbeil wurde ausgegraben.. Ich hab mich jetzt für einen Kurs angemeldet.“ Yuriy stöhnte genervt auf: „Ich frag mich wie man so wenig Ahnung von etwas haben kann und trotzdem so zerstörerisch wirken kann..hier klappt gar nix mehr.. Ich fahr jetzt zu Sergei, unseren PC kann man nach deiner Benutzung in die Mülltonne kloppen!“ „Das tut mir leid, mein Schatz. Falls sich deine Süße bei mir meldet, sag ich ihr Bescheid. Und die Reparatur von eurem Computer bezahle ich euch natürlich.“ Yuriy dankte ihr und rieb sich über das Gesicht. Er brauchte den PC. Besser, er brachte ihn mit zu Sergei. Der hatte mehr Ahnung als er. Als er dann schon im Auto saß, seit einer halben Stunde auf dem Weg zu seinem alten Freund, klingelte sein Handy. Jules prangte auf dem Display, und auch der Klingelton von Biene Maja – ein Streitpunkt zwischen ihnen, aber bis jetzt hatte er noch keinen passenderen gefunden – sagten ihm, wer anrief. Grinsend drückte er den Knopf seiner Freisprechanlage. „Ja bitte?“ „Ich find's nicht schön, allein im Bett zu liegen.“ „Sorge, ласточка, aber ich brauch aber noch ein bisschen. Serge hat gesagt, ich soll in seine Firma kommen, da hätte er das passende Werkzeug. Meine Oma hat meinen PC abgefuckt.“ „Schon gut, dann ersetze ich eben Liebe durch ein Erdnussbuttersandwich.“ Yuriy lachte. „Die machen aber nicht so glücklich wie ich.“ „Muss für's Erste reichen. Komm sicher an.“ „Ich pass auf. Dawai, mein Herz.“ Mokusu - Konzentrieren Yame - Aufhören, stop! Sensei ni rei - Gruß zum Lehrer Otagai ni rei - Gruß an die Mitübenden Kumite – Partnertraining Taikyoku Shodan - dt. „Kata des Universums“, „universale Kata“, „vorbereitende Kata“ Heian Nidan - dt. Friede, zweite Stufe 7. Kyu – Karategrad. Orangener Gürtel ласточка [lasstatschka] (die Schwalbe) : Das Wort ласточка hat sogar auf Russisch nur die Verkleinerungsform! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)