Can´t cange it von Akio21 ================================================================================ Kapitel 2: Allein zu Haus ------------------------- Normalerweise wäre ich jetzt aus dem Taxi gesprungen, hätte den Kofferraum aufgebrochen, mein Fahrrad raus geholt und wäre, zum Einradfahrer mutiert, davon geradelt, so schnell wie nur möglich. Stattdessen blieb ich einfach nur sprachlos sitzen. Ich wusste zwar, dass hier die Reichen wohnten, aber mit so was hatte ich nicht gerechnet. Der Garten war riesig und gepflegt, alle möglichen Sorten von Blumen blühten hier, Blumen, die ich noch nie gesehen hatte, die Hecken waren zu Kunstwerken zurechtgestutzt worden, vom Fantastischen wie einem Einhorn bis hin zum Abstrakten, was auch immer es sein sollte, war alles vorhanden, und der Rasen war von einem satten und gesunden Grün. Das Haus selbst sah aus wie das Nebengebäude eines Schlosses und unwillkürlich ertappte ich mich dabei, wie ich nach eben jenem Ausschau hielt. „Und?“ wurde ich gefragt. Ach ja, Wolfram, ich drehte mich zu ihm, wollte fragen, hier wohnst du echt alleine, aber zu meiner Überraschung schien er noch näher zu sitzen, was ich eigentlich nicht für möglich gehalten hatte. Aber nun saßen wir praktisch Nase an Nase, seine Augen waren so verdammt nahe und hielten meinen Blick fest. Unfähig mich zu bewegen spürte ich, wie mein Herz gegen meine Brust hämmerte. „Gefällt dir, was du siehst?“ Verdammt. Ich öffnete schnell die Tür, um noch schneller auszusteigen, was gar nicht so einfach war mit dem Arm um meiner Schulter und bemühte mich um einen möglichst lässigen Tonfall als ich sagte:“ Tja, ne coole Bude hast du da." Was dachte sich Wolfram nur. Merkte er nicht, dass es missverstanden werden könnte, wäre ich sitzen geblieben ihn anstarrend aus der Entfernung, äh Nähe und hätte Ja geantwortet. Naja, ich war ja nicht so weltfremd wie alle dachten. Ich wusste schon, dass Eskimos die Nasen aneinander rieben um Hallo zu sagen, und die Russen küssten sich sogar zur Begrüßung. Das hatte ich im Fernsehen gesehen. Da ich hinter mir hörte, wie mein Rad aus dem Kofferraum geholt wurde, lief ich schon mal auf den Eingang zu. Ich musste Wolfram unbedingt beibringen, das wir das in Japan anders handhabten. Am besten gleich heute. Als Ausländer hatte er sich doch ein wenig anzupassen und eine Verbeugung oder ein einfacher Händedruck waren sicher nicht zu viel verlangt. Ja, mein Unbehagen war vollkommen verschwunden, stattdessen fühlte ich mich aufgrund meiner selbstlosen Hilfsbereitschaft richtig gut. Na ja, vielleicht nicht ganz so selbstlos, korrigierte ich mich. Murata und ich würden ihm schon zeigen, wie man sich zu benehmen hatte. Warum hatte er nicht von Anfang an gesagt, was er wirklich von mir wollte? Gedacht, gesagt. Er schaute mich verblüfft an. Dann wurde er wieder rot und säuselte: „Yuri, das hätte ich jetzt nicht von dir gedacht.“ „Wieso denn nicht, ich helfe gern." „Was meinst du mit helfen? Als ob ich das nötig hätte. Und – wir haben doch beide etwas davon." Er hakte sich bei mir unter. Ich konnte es nicht ändern, der Junge verwirrte mich mit jedem Satz, mit jeder Handlung. Mein Fahrrad lehnte schon am Zaun und Wolfram wedelte den Taxifahrer davon ohne zu bezahlen. „Hey, willst du dem Mann nicht sein Geld geben." „Kriegt er doch jeden Monat." „Wie, jeden Monat." „Aber Yuri, natürlich ist mein Chauffeur Konrad fest angestellt mit allen Sozialabgaben und so weiter. Für was hälst du mich?“ Das wusste ich im Moment selbst auch nicht zu sagen. Stattdessen fragte ich, „wieso fährt dein Chauffeur ein Taxi?“ „Ach, er verdient sich nebenbei noch was dazu, vergiss das doch jetzt. Wir haben wichtigere Dinge zu besprechen." „Zum Beispiel?“ Plötzlich wollte ich die Antwort gar nicht mehr hören und stieg die Marmortreppe mit krummen Rücken hoch. „Kannst du nicht alleine laufen?“ War er vielleicht krank, dass er sich so schleppen ließ? Ohne zu antworten, ließ er mich los, kramte umständlich den Schlüssel aus seiner Schuluniform und schloss auf. Drinnen warf er seine Tasche achtlos in die Ecke und behielt, wie erwartet, die Schuhe an als er mich in das irrwitzig teuer aussehende Wohnzimmer führte. Dort stand auch schon ein Telefon. „He, Wolfram“, setzte ich an, als ich den Hörer abhob, „wäre es nicht viel einfacher gewesen, wenn Konrad mich nach Hause gefahren hätte, nachdem er dich abgesetzt hat?“ Ich hoffte, jemand war bei mir zuhause. Wolfram kam plötzlich mit schnellen Schritten auf mich zu. Seine Augen blitzten mich wütend an. „Was hast du eigentlich ständig mit Konrad?“, fragte er ungehalten. „Wie? Ich hab nichts mit Konrad, ich meinte doch nur..." Ich stockte. Der Typ machte mir langsam Angst, und ich war hier ganz allein mit ihm. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)