Voll erwischt von Papierkriegerin ================================================================================ Kapitel 23: Bonuskapitel 4 Teil 1 Wir wollen hoch hinaus! --------------------------------------------------------- Etwas, das ich selten mache: gewidmet: LingLingChan, weil sie meine Gedanken gelesen hat ^^ Ich musste es leider teilen ^^' Bonuskapitel 4 Wir wollen hoch hinaus! Jedes Jahr besuchte uns in der Stadt der Jahrmarkt. Dieser war mal besser und mal schlechter. Doch egal, wie es heute aussehen würde, bei der Gesellschaft konnte es nur lustig werden. „Wir wollen Zuckerwatte!“ Das war ja klar, die beiden Süßmäuler forderten bereits in der ersten Sekunde und es würde nicht lange dauern, bis sie alle in den Wahnsinn getrieben hatten. „Dann geht doch, los ab. Ich will euch vor zwei Stunden nicht wieder sehen. Aber wir treffen uns nachher beim Autoscooter. Handys sind angeschaltet?“ Konstantin sah streng seinen Bruder und dann Dom an. „Jawohl, Papa! Sir!“ Er war tatsächlich so dreist, zu salutieren, aber Konstantin nahm das Gehabe seines Bruders natürlich nicht ernst. Stattdessen spielte er dessen Spiel mit. „Also dann, Kadett. Treffpunkt achtzehnhundert an der Bahn. Ich dulde keine Unpünktlichkeit.“ „Verstanden, Sir!“ Ich liebte es den beiden bei ihren Kabbeleien zuzusehen. Da mein Freund sonst eher ein ernster Typ war, machte es umso mehr Spaß, wenn er sich auf so einen Blödsinn einließ. Dom zog Philipp ohne ein weiteres Wort Richtung Zuckerwattestand. Mir wurde schon schlecht, wenn ich nur daran dachte, was die beiden innerhalb kürzester Zeit vertilgen würden. „Darf ich dann bei euch mitkommen?“ Sammy sah mich an und ich nickte. „Natürlich. Wo wollen wir denn zuerst hin?“ Ich hatte da eine Erinnerung an die Geisterbahn, aber ehrlich gesagt, wollte ich da lieber allein mit Konstantin rein. Als wir Sammy gefragt hatten, war keinem von uns eingefallen, dass es ihr vielleicht unangenehm sein könnte zwischen zwei Pärchen zu sein. Aber Ben hatten wir gefragt und der hatte nicht mitkommen wollen. Er war mit seiner Freundin verabredet und ich hatte gedacht, dass es auch ganz gut war, wenn er nicht mitkam. Auf diese Weise konnte Sammy den Tag genießen, ohne auf jedes Wort und jede Geste zu achten. „Wie wäre es, wenn wir mit was Ruhigem beginnen? Wie ich Dom und Philipp kenne, sind sie schnurstracks zur Achterbahn gelaufen. Aber ich würde vorschlagen, das heben wir uns noch auf.“ Konstantin hatte Recht. Wenn wir jetzt schon mit irgendwas fuhren, was sich drehte, dann würde zumindest ich den Tag nicht heil überstehen. „Sterneschießen?“ Es gab ein paar Sachen, die durften auf keinem Jahrmarkt fehlen. Der Schießstand, Lose-Ziehen, ein Geisterhaus und etliche Achterbahnen. Sowie jede Menge Essens- und Getränkestände. „Einverstanden.“ „Wollen wir alle?“ Sammy schüttelte vehement den Kopf. „Da treffe ich nicht einen Stern. Ich treffe ja nicht mal die Luftballons und die sind viel größer. Ich hab bei so was einfach kein Glück.“ „Dann wir?“ Wir grinsten uns an. „Wollen wir einen kleinen Wettbewerb daraus machen? Wenn ich gewinne, dann geht es als nächstes zur Geisterbahn und wenn du gewinnst, dann kannst du dir was aussuchen.“ Abwartend sah er mich an. Wieder war da die ominöse Geisterbahn. Aber wir konnten Sammy schlecht alleine lassen. Obwohl, sie war alt genug, sie würde es aushalten, eine Runde auf uns zu warten. „Geht klar.“ Wir setzten mit unseren Waffen an und ich konzentrierte mich, genau zu zielen. Ich hatte Konstantin mit Absicht nicht verraten, dass ich gut darin war. Er würde schon sehen, was er davon hatte, mich herauszufordern. Ich wollte zu gern mit dem Freien Fall fahren. Dieses Gefühl in der Höhe, nur festgeschnallt und dann zu fallen, war unbeschreiblich. Und ich wollte es jetzt. Zählte doch als etwas Ruhiges. Immerhin drehte es sich nicht. Ich kniff ein Auge zusammen und sah über den Lauf der Waffe. Sie war garantiert verzogen. Ich hatte noch nie erlebt, dass es einmal nicht so gewesen wäre. Immerhin wollten die Besitzer Profit daraus schlagen, wenn man nicht traf. Also zielte ich ein wenig mehr nach links, als der Stern eigentlich war. Schuss! Treffer! Der Stern ging allerdings nicht komplett zu Bruch, sondern ein Viertel war übrig geblieben, dass ich mit der nächsten Kugel gnadenlos zerstörte. Noch drei Schuss übrig. Das würde wohl kein Hauptgewinn werden. Dazu musste man mit allen fünf Kugeln treffen und die Reihe komplett abräumen. Ich machte eine Pause und sah Konstantin zu. Er war gut. Besser als ich gedacht hätte, doch sein dritter Schuss ging daneben. Ich schoss erneut und landete einen Volltreffer. Noch zwei übrig. Wieder traf ich und wollte schon meinen Sieg feiern. Um mich zu schlagen, musste er einen Stern mehr treffen. Bei Unentschieden gewann ich. „Der junge Herr mit den blonden Haaren! Herzlichen Glückwunsch! Es war zwar knapp, aber sie haben trotzdem etwas gewonnen.“ Er drückte mir eine Weinflasche und ein Plüschtier in die Hand. Aber es interessierte mich nicht. Ich war viel faszinierter davon, dass Konstantin zwei Sterne mit einer Kugel vernichtet hatte. Er hatte gewonnen! „Ein Hauptgewinn! Das kommt nicht so oft vor. Sie haben ein sehr gutes Auge. Ich gratuliere, sie haben einen Gutschein für das Spa in xxx gewonnen. Einen Tag Erholung zusammen mit einer Person ihrer Wahl. Das ist doch was, oder?“ Konstantin nickte gnädig, aber das Funkeln in seinen Augen und das überhebliche Grinsen, das er zeigte, als er sich zu mir umdrehte, waren eindeutig schadenfroh. „Geisterbahn, Süßer.“ Er küsste mich und drückte mir seinen gewonnenen Gutschein in die Hand. Er näherte sich meinem Ohr und flüsterte. „Das Spa besuchen wir aber ganz allein.“ Seine Worte klangen heiser und meine Ameisen freuten sich jetzt schon so sehr darauf, dass sie aufgeregt umherwuselten. Ruhe, sonst überlege ich es mir noch einmal und ertränke euch! Wir waren gerade bei der Geisterbahn angekommen, als ich ein Gesicht erspähte, das ich ganz sicher nicht hatte wiedersehen wollen. „Was willst du, Stalker?“, brummte ich anstatt einer Begrüßung „Hey, Kleiner. Darf ich denn nicht ganz zufällig auch auf den Jahrmarkt gehen? Und mich dann freuen, den süßen Knaben vom letzten Mal zu treffen? Dein Beschützer ist anscheinend auch da. Immer ein wachendes Auge, hm?“ Sein schmieriges Lächeln sagte mir, dass irgendwas nicht stimmte. Und ich glaubte nicht an Zufälle, besonders nicht, wenn sie mit Kevin zu tun hatten. „Verschwinde.“ Konstantins ruhige Stimme hätte jeden anderen gewarnt, aber dieser Dummbeutel begriff einfach nicht, dass er absolut unerwünscht war. „Du bist aber unfreundlich. Dabei habe ich überhaupt nichts gemacht.“ Er war da, reichte das nicht? „Dabei habe ich soeben entschieden, euch Gesellschaft zu leisten. Das ist immerhin nicht verboten, oder?“ Ich wusste nicht, was ich von Kevins Gesichtsausdruck halten sollte. Er sah ganz unschuldig aus, als ob er sich wirklich freuen würde, uns zu sehen, aber ich ahnte, dass da mehr dahintersteckte. Die Frage war nur: Was? „Komm, Süßer. Wir steigen jetzt in die Bahn. Er kann die nächste nehmen, wenn er unbedingt möchte.“ Konstantin ergriff meine Hand und zerrte mich mehr oder weniger sanft zum Kartenhäuschen. „Hi, 2mal bitte.“ Das Lächeln, das Konstantin aufgelegt hatte, wirkte ein bisschen gezwungen und ich war traurig, dass unser schöner Ausflug wegen so einem Idioten wie Kevin am wanken war. „Hier, bitte. Kann ich euch mal was fragen?“ Der junge Verkäufer sah uns neugierig an. „Klar, schieß los.“, sagte ich. „Die Kleine da ist echt süß. Sorry, ist einer von euch ihr Freund? Der Große da bestimmt nicht. Der ist irgendwie komisch.“ Er zeigte auf Kevin und sah uns abwartend an. „Wie heißt du?“ Wenn mein Freund es nicht geknurrt hätte, hätte ich ihn freundlich fragen können. „Chris?“ Ich konnte es ihm nicht verdenken, dass er bei diesem Blick eingeschüchtert war. „Ich, ehrlich, ich finde sie nur süß. Ich wollte niemandem zu nahe treten. Wenn du ihr Freund bist, dann ist die erste Runde umsonst.“ Er hatte wirklich Angst vor Konstantin. Dabei war der nur gereizt, weil Kevin so aufdringlich gewesen war. „Ich bin nicht »der« Freund, sondern ein guter Freund. Und ich möchte wissen, was genau du von Sammy willst. Denn glaub mir, wenn du auch nur ein falsches Wort sprichst, kriegst du Ärger mit mir. Sie hat genug durchgemacht. “ Wow, ich hatte gar nicht gewusst, dass sie ihm so sehr ans Herz gewachsen war. „Hör zu, Chris. Mein Freund und ich, ich bin übrigens Jona und das ist Konstantin, hängen sehr an ihr und möchten nicht, dass sie ausgenutzt wird. Also, wenn du sie kennen lernen möchtest, dann solltest du dir bewusst sein, dass der große Wachhund hier, dir sehr weh tun wird, falls du ihr auch nur ein Haar krümmst.“ Ich lächelte ihn an und versuchte so meinen Worten die Schärfe zu nehmen. „Magst du zufällig Musik?“ Er nickte. „Ich studiere Musikwissenschaften und spiele Schlagzeug und Gitarre.“ Er spielte nervös mit der Haut an seinem Daumennagel. „Sammy? Kommst du mal her?“ Sie trippelte zu uns und ihre goldenen Locken hüpften im Takt ihrer Schritte. Sie hatte ein leises Lächeln auf den Lippen, das mich an glückliche Kinder erinnerte. Es war schön, sie wieder so fröhlich zu sehen. Es hatte seine Zeit gebraucht, aber wie es aussah, hatte sie die Ben-Phase überwunden und war bereit weiterzuziehen. „Das ist Chris. Er studiert übrigens auch Musikwissenschaften. Vielleicht kannst du ihn überreden uns die erste Runde zu spendieren?“ Ich lächelte sie breit an und sie schaute ein wenig verwirrt zurück. „Musik? Ich spiele Klavier und du? Ach so, du hast Jona gehört, ist eine Freifahrt drin? Bitte?“ Sie zog das letzte Wort in die Länge und sah ihn mit einem unwiderstehlichen Kulleraugenaufschlag an. Er nickte gönnerisch und insgesamt beglückwünschte ich mich zu meinem Kuppelversuch, denn wir waren längst abgeschrieben. Sie waren bereits in ein Gespräch vertieft, sodass ich mich räuspern musste, damit er auf uns aufmerksam wurde. „Oh, T‘schuldigung. Steigt ein.“ Chris drückte in seinem Häuschen auf einen Knopf. Ein Wagen für vier Personen fuhr vor und wir setzten uns. Dummerweise nutzte Kevin genau diesen Moment, um sich auf einen der hinteren Plätze zu setzen. „Was zum…?“ Doch in dem Moment, wo ich ihn wieder rausschmeißen wollte, fuhr der Wagen los. „Was denn?“ Diesen unschuldigen Blick musste Kevin geübt haben, als ich ihn wütend anfunkelte. Das war meine! Fahrt mit Konstantin und er zerstörte gerade unsere Zweisamkeit. „Wie geht es eigentlich Dom? Ist er immer noch mit diesem Hübschling zusammen?“ Ich würde ihn einfach ignorieren. Vielleicht hörte er dann von alleine auf. Ich lehnte mich mit der Schulter an Konstantin, der erstaunlich still war. Die Geisterbahn war nicht wirklich gruselig, aber ich wollte die Nähe zu ihm und tat einfach so, als ob ich Angst hätte. Der Wagen rüttelte die Schienen entlang und kurz bevor der nächste Geist kam, pustete mir Kevin von hinten in den Nacken. Ich zuckte erschrocken zusammen und drehte mich empört um. „Lass das!“ Doch er grinste nur. „Dom würde wahrscheinlich schon kreischen. Er ist manchmal so ein Mädchen.“ Ignorier ihn Jona. Er will dich nur nerven. Gönn ihm nicht die Genugtuung. Als der Wagen um die nächste Ecke bog, war ich dermaßen mit meinem eigenem Mantra beschäftigt, dass ich mich tatsächlich vor dem Zombie erschrak, der uns anbrüllte. Ich hüpfte halb auf Konstantins Schoß, der mich jedoch nicht fortließ, sondern näher an sich zog. Ich kuschelte mich an ihn, aber natürlich hatte die Nervensäge hinter uns auch etwas dazu zu sagen. „Gruppenkuscheln. Darf ich mitmachen?“ „Nein, du Spinner! Du warst überhaupt nicht eingeladen.“, giftete ich ihn an. „Ach, störe ich etwa bei einem Stelldichein?“, das Augenbrauenwippen konnte er sich echt sparen. Ich war sowieso überrascht, dass er ein Wort wie Stelldichein kannte. „Und was wäre wenn? Verschwindest du dann?“, brummte es neben mir. „Dann verpasse ich ja den ganzen Spaß mit unserem Kleinen hier.“ Sein schmieriges Grinsen sagte wesentlich mehr als das aus. „Hör einfach nicht hin. Soll er doch Selbstgespräche führen.“, flüsterte Konstantin mir zu. Er küsste mich sanft und ich gern darauf ein. Die Gruselgestalten im Hintergrund waren sofort vergessen und ich genoss einfach das Gefühl seiner Lippen auf meinen. Doch natürlich währte das nicht lange. „Wenn ihr jetzt am Rumknutschen seid, muss ich mir wohl eine Beschäftigung suchen. Mal sehen, wenn ihr es hier treibt, könnte das ganz unterhaltsam werden. Vielleicht überlegt ihr es euch anders und ich darf doch noch mitmachen. Zuschauen ist aber auch erst einmal unterhaltsam. Ich bin echt gespannt, wie du die kleine Jungfrau dazu bringen willst, dir mehr zu gestatten, als ein bisschen Gefummel und Geknutschte.“ In dem Moment setzte es bei mir aus. Kevins Gefasel hätte mir eigentlich am Arsch vorbeigehen sollen. Aber ich sah rot. Im nächsten Moment schmerzte meine Hand und Kevin hielt sich seine blutende Nase. „Hast du sie nicht mehr alle!? Du hast mir die Nase gebrochen! Das wirst du mir büßen.“ Er sah mich wütend an und hob die Hand, aber Konstantin griff ein. „Wenn du eine Anzeige wegen sexueller Belästigung riskieren willst, bitte. Wem glauben die wohl eher. Jemandem, der bereits eine Stalkerklage am Hals hat oder uns?“ Kevin schwieg. „Klage?“ Ich sah Konstantin verwirrt an. Er zuckte mit den Schultern und holte aus seiner Tasche ein Taschentuch, mit dem er meine verletzte Hand notdürftig verarztete. „Dom meinte, ich soll es dir nicht erzählen. Aber er ist ihm schon länger gefolgt und hat sich auch seine Telefonnummer besorgt und ihn terrorisiert. Deshalb hat er jetzt eine neue. Daraufhin hat er ihn angezeigt.“ Er deutete mit dem Daumen auf Kevin, der immer noch über seine gebrochene Nase jammerte. „Wie lange geht das denn schon so?“ Ich war völlig entsetzt, dass er mir nichts erzählt hatte. Sonst konnte Dom doch auch nicht den Mund halten. „Er wollte dich nicht verunsichern. Du machst dir sonst viel zu große Sorgen und mit dem halben Hemd werden wir schon fertig. Ich habe da ein paar nette Freunde, die ganz rein zufällig in einer Anwaltskanzlei arbeiten. Und einen Richter kenne ich übrigens auch.“ Der letzte Satz war eine eindeutige Drohung. „Nur damit eins klar ist, Kevin. Du bist das widerlichste Ekelpaket, das ich kenne. Halte dich von mir und meinen Freunden fern und such dir deine Betthäschen woanders. Du hast Konstantin gehört. Das kann nicht gut für dich ausgehen.“ Ich starrte ihn an und sah ihm fest in die Augen, damit auch diesem Dummbatzen klar wurde, dass ich es ernst meinte. Doch er schwieg und sagte nicht dazu, sondern hielt sich nur die Nase, aus der Blut seine Hände hinunterlief. „Komm, Süßer. Wir gehen zum Notarzt. Das muss versorgt werden. “ Guter Schlag!“ Konstantin sah mich stolz an und ich sonnte mich darin. Der Wagen fuhr wieder aus der Geisterbahn und wir hatten so gut wie nichts mitbekommen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)