Voll erwischt von Papierkriegerin ================================================================================ Kapitel 20: Bonus: Kochen für Konstantin ---------------------------------------- Danke an Evilsmile für diese Idee, ist vielleicht ein bisschen anders geworden, als du es dir vorgestellt hast, aber ich hoffe es gefällt dir und allen anderen trotzdem ^w^ Bonuskapitel 1 Kochen für Konstantin „Shit, shit, shit, wie war das noch mal?“ Ich las jetzt zum gefühlt hundersten Mal das Rezept für Putengeschnetzeltes in Sahnesauce mit Reis. Klingt einfach, oder? Ist es aber nicht, wenn man absolut nicht in der Lage war zu kochen. Dabei hatte ich mir alles so schön vorgestellt. „Den Reis kann ich wohl noch mal machen.“, murmelte ich mir selbst zu, als ich die wässrige Pampe sah, die ich da fabriziert hatte. Das konnte doch keiner essen. Gut, dass ich hier für Vorrat gesorgt hatte. Bei der Putenbrust sah das schon anders aus. Gab es eine Regel, wie man das Fleisch am besten in Stücke schnitt? Oder sollte ich einfach draufloshacken? Vielleicht war es doch nicht so eine gute Idee gewesen, Dom und Philipp ins Kino zu jagen. Naja, als ob ich da viel hätte nachhelfen müssen. Sobald sie erfahren hatten, dass ein neuer Zombiefilm angelaufen war, hatten sie die Beine in die Hand genommen und mich erwartete ein ausführlicher Bericht. Was Zombies alles eigentlich nicht konnten und was die Opfer hätten besser machen müssen, à la Zombieguide, waren da nur ein paar oberflächliche Beispiele. Das glibberige Fleisch schien mich höhnisch auszulachen, als ich mit dem Steakmesser ausholte. Mehr als schief gehen konnte es nicht und ich hoffte einfach, dass Konstantin meine Mühe zu schätzen wusste. In der Regel machten wir es uns einfach und bestellten uns Abendessen, wenn wir überhaupt dazu kamen. Blöderweise hatte Konstantin nämlich die Angewohnheit das Essen völlig zu vergessen, wenn er lernte. So gegen Mitternacht fiel ihm dann ein, dass er noch einen Joghurt essen könnte, aber das war auch schon alles. Da wir gerade wieder mitten in der Prüfungsphase waren, hatte er dementsprechend wenig gegessen und ich würde heute etwas dagegen tun. Wenn es dann genießbar war… Mein Gesichtsausdruck sprach wahrscheinlich Bände und ich war froh, dass ich allein in der Küche herumwerkeln konnte. Zur Not würde ich Sammy anrufen und um ihre Unterstützung bitten. Das war bestimmt erlaubt, immerhin wollte ich uns ja nicht vergiften. In meinem Kopf erklang ein Lied und ich überlegte wirklich krampfhaft, woher ich es kannte. Sammy sang immer wieder vor sich hin und war auf jeden Fall der Auslöser dafür. Was übte sie gerade? Nicht darüber nachdenken, dann würde es mir bestimmt einfallen. Ich summte vor mich hin, während ich meinen Vernichtungsschlag gegen das Fleisch fortführte. Ich hatte noch Zeit bevor Konstantin kam, denn die Bibliothek hatte bis 22 Uhr geöffnet. Der Zug jedoch fuhr als letztes 20 Uhr. Das hieß, ich hatte noch eine gute Stunde, um mein Massaker zu vollenden. Als ich das Fleisch fertig hatte und die zweite Runde Reis auf dem Herd stand, sah ich noch mal nach, ob ich sonst noch was vorbereiten musste. Tisch decken, Gertränke bereitstellen, umziehen. Diese innere Checkliste ging ich immer wieder durch. Ich stellte mein Handy, damit der Reis nicht wieder pappig wurde und ging auf den Dachboden. Ohne Philipp hätte ich es nie geschafft. Er war kaum wieder zu erkennen, zumindest da, wo wir die Sachen weggeräumt hatten, damit wir ein wenig Platz hatten. Ob Konstantin es genauso romantisch finden würde, wie ich? Ich konnte es mir nicht erklären, aber der Dachboden zog mich magisch an und ich hatte mehr als einen Tagtraum gehabt, in dem er eine zentrale Rolle gespielt hatte. Einzelheiten werden hier natürlich nicht verraten. Ich hatte mir Petroleumlampen besorgt, da echte Kerzen in diesem alten Haus auf dem Dachboden etwas fehl am Platze waren. Obwohl nichts den Charme einer echten Kerze ersetzen konnte. Es war ziemlich einfach gewesen, mein Vorhaben vor Konstantin zu verheimlichen. Schließlich verbrachte er mehr Zeit in der Uni als zu Hause. Wenn ich auch nur halb so fleißig wäre, wie er, wäre ich schon mit meinem Studium fertig. Aber ich muss zugeben, dass ich momentan nur das Nötigste machte, da ich sonst nicht mehr wüsste, wo mir der Kopf steht. Zum Glück würde es bald besser werden. Ich hatte ein Ausgrabungspraktikum ergattert und freute mich schon tierisch darauf. Auch wenn Wind und Wetter garantiert gegen mich sein würden, immerhin war es bereits November und nasskalt. Der Schnee ließ leider noch auf sich warten. Ja, Schnee, richtig gehört. Besser als dieses graue Einerlei war er allemal und ich hatte da so eine Idee von einem schönen Winterspaziergang. Wenn Konstantin sich einmal von seinen Büchern losreißen könnte. Aber er hatte mir versprochen nach der nächsten Klausur, hätte er wieder mehr Zeit. Die war wohl besonders wichtig. Momentan war mein Zimmer zu einer Art Arbeitszimmer umfunktioniert worden, ich schlief sowieso meistens bei Konstantin und daher häuften sich Papiere, Kopien, Unterlagen und Bücher auf meinem Schreibtisch und Bett. Der Tisch, den wir auf dem Dachboden gefunden hatten und die alten Stühle waren perfekt. Es hatte etwas, dass mich an alte Zeiten erinnerte, so wie es immer in Büchern beschrieben würde und ich war sehr zufrieden mit meinem Werk. Auch wenn das Saubermachen eine echte Plackerei gewesen war. Philipp hatte mir wirklich geholfen, auch wenn es ihm Spaß gemacht hatte, mich mit seinem Putzwedel zu jagen, um mir eine gehörige Portion Staub in die Haare zu schmieren. Echt eklig. „Oh, oh.“ Der Wecker piepte und ich hatte noch nichts geschafft. Schnell flitzte ich nach unten. Der Reis war in Ordnung. Schnell abgießen und ab in den vorgewärmten Backofen. Was kam als nächstes? Ach ja, Fleisch anbraten. Hatten wir überhaupt eine Pfanne? Ich schaute in die Schublade unter dem Ofen und wurde tatsächlich fündig. Die nächsten zehn Minuten widmete ich mich hochkonzentriert, dem Abraten des Fleisches. Ein klein wenig verkohlt, aber genießbar. Stolz rührte ich die Sauce an, hierbei konnte nicht so viel schief gehen. Da das Essen ohne Gemüse war, schnippelte ich noch einen kleinen grünen Salat. Den würde Konstantin alleine essen. Das Grünfutter war nicht so mein Ding. Es sah doch wirklich danach aus, dass nichts schiefgelaufen wäre. Ein kleines selbstgefälliges Grinsen konnte ich dementsprechend auch nicht unterdrücken. Jetzt musste ich mir noch etwas anderes anziehen. Meine Sachen rochen bestimmt nach Essen. Im Ofen würde alles schön warm bleiben und ich konnte noch schnell unter die Dusche springen. Er müsste jeden Moment kommen. Er war pünktlich wie ein Schweizer Uhrwerk und ich konnte eher spüren, dass er den Schlüssel in das Schloss steckte, als dass ich es hörte. Ich schaltete den Fernseher aus, der eher nebenbei gelaufen war, während ich mir Sorgen machte, ob ich irgendetwas vergessen hatte. „Jona?“ Ich eilte zur Tür und holte mir meinen Begrüßungskuss. Vielleicht ein wenig überschwänglicher als sonst, aber ich hatte mir so viel Mühe gegeben, dass ich bereits vorher eine Belohnung haben wollte. Auch wenn ich noch nicht wusste, ob ich sie überhaupt verdiente. „Da ist heute aber jemand stürmisch.“ Er sah mich liebevoll an und küsste mich so intensiv, dass mir ganz schwummrig im Kopf wurde. Das würde sich nie ändern, egal wie oft er es tat. Das halbe Jahr, dass wir nun offiziell zusammen waren, war wie im Flug vergangen. Ich hatte geglaubt oder eher befürchtet, dass die Gefühle schnell erkalten würden, aber ich hatte mich getäuscht. Meine Welt war immer noch rosarot und mittlerweile schimmerte sie auch noch in den Regenbogenfarben. Was bedeuten sollte, dass meine Vernarrtheit eher schlimmer als besser wurde. Mein Kochversuch zeigte das wohl mehr als deutlich. Apropos Essen. „Konstantin…“ Es war wirklich schwer zu denken, wenn der Mann deiner Träume gerade unglaubliche Dinge mit seiner Zunge anstellte, aber ich hatte etwas vorbereitet. „Was ist, Süßer?“ Die braunen Augen schauten mich abwartend an und ich nahm allen Mut zusammen, um ihm erstens nichts zu verraten und zweitens nicht sofort, über ihn herzufallen. „Ich hab eine Überraschung, aber du willst dich bestimmt erst umziehen, oder?“ Er nickte und auf seinem Gesicht war die blanke Neugier. „Ich beeil mich.“ Ich sah ihm hinterher, wie er federnden Schrittes die Treppe hinaufeilte und bewunderte seinen festen Hintern. Also wirklich, Jona, konzentrier dich! Mir fiel wieder ein, was ich eigentlich machen wollte. Schnell ging ich in die Küche und balancierte das Essen die engen Treppen hinauf. Oben war es schön warm, weil uns ein Ofenradiator einheizte. Ich stellte meine schwere Last auf dem Tablett auf dem Tisch ab und war sehr zufrieden mit meinem Werk. „Wo bist du Jona?“, schallte es von unten herauf. Konstantin war anscheinend schon umgezogen. Hatte ich so getrödelt? „Oben auf dem Dachboden. Komm rauf.“ Ich grinste in mich hinein. Das würde toll werden. Wir waren allein, ich hatte das Essen nicht versaut und danach wäre wir immer noch allein, da ich Dom gebeten hatte, Philipp mit zu sich zu nehmen. Sowas nannte man wohl sturmfreie Bude. „Mh, das riecht aber gut. Hast du was bestellt? Du weißt doch, dass wir das nicht zu oft machen sollten, sonst sind wir schneller pleite, als wir schauen können.“ Ich zog eine Flunsch, als er an den Tisch kam. „Ich hab nichts bestellt.“ Sein ungläubiger Gesichtsausdruck wäre beleidigend gewesen, wenn er dabei nicht immer noch so unglaublich süß ausgesehen hätte. „Du hast gekocht? Und die Küche lebt noch?“ „Natürlich!“ „Entschuldige, aber das ist gerade wie Weihnachten und Ostern zusammen. Du hast extra gekocht, für mich…das muss ich erstmal verarbeiten.“ Er setzte sich auf einen der Stühle und starrte ungläubig seine Portion an. So etwas Besonderes war das nun auch wieder nicht. „Ist nur Putengeschnetzeltes und es ist ein wenig angebrannt.“ Er stand auf und verschloss meinen Mund mit seinen weichen Lippen. „Ruhe, ich werde das Festmahl genießen und mir ist völlig egal, ob irgendwas schiefgelaufen ist. Weil allein der Gedanke mich glücklich macht, dass du für mich gekocht hast.“ „Sonst wirst du noch dünner. Du isst ja kaum noch was, seit du für diese Klausur lernst.“ Er seufzte. „Ja, ich weiß. Aber nächste Woche ist das vorbei, das verspreche ich dir. Und heute werde ich auch keinen Gedanken daran verschwenden.“ Wir setzten uns hin und ich konnte sehen, dass ihm mein Essen schmeckte. Ich merkte zwar immer noch, dass das Fleisch angekokelt war, aber mittlerweile war es mir auch egal. „Wo ist eigentlich unser Chaosduo?“, fragte er zwischen zwei Bissen. „Die habe ich mit der Aussicht auf einen neuen Zombiefilm im Kino aus dem Haus gelockt und sie werden heute auch nicht wieder kommen. Die können ruhig auch mal bei Dom übernachten. Ich weiß gar nicht, was sie daran finden, die ganze Zeit hier rumzuhängen.“ Darüber hatte ich schon öfter nachgedacht, aber ich hatte noch nie eine Antwort gefunden. Klar, das Haus war hübsch, aber es war einsam gelegen und im Winter war wirklich nicht viel los hier… ob sie die Stille genauso genossen wie ich? Nein, das hielt ich für unwahrscheinlich. Die beiden waren eher für das Stadtleben geschaffen, mit seinen zeitweiligen Vergnügungen. „Du hast es wirklich nicht gemerkt, oder? Du bist so süß.“ Konstantin grinste mich an und ich stand auf dem Schlauch. „Was habe ich nicht gemerkt?“ „Du bist ihr bester Freund, du Dummerchen. Sie wollen Zeit mit dir verbringen, aber da du dich am liebsten hier aufhältst, haben sie keine Wahl und bleiben hier bei dir. Du lässt dich eher selten zu etwas überreden und sie wollen einfach nur in deiner Nähe sein. Am Anfang hat mich das in Bezug auf Dom sehr irritiert. Aber Philipp hat genauso reagiert. Du bist ihr Ruhepol.“ Jetzt war es an mir, wie ein Auto zu schauen. Ich war ihr Ruhepol. Ich, mit meinem unausgeglichenen Charakter? „Das ist dein Ernst, oder?“ Meine Ameisen hüpften im Takt meines Herzens auf und nieder. Sie freuten sich tierisch, denn ich hatte mal wieder nicht bemerkt, wie die Menschen um mich herum zu mir standen. Immer war ich zu sehr mit mir selbst beschäftigt, dass ich die schönen Sachen verpasste. „Ich finde, wir sollten mal wieder alle was miteinander unternehmen. Vielleicht will Sammy auch mitkommen? Was hältst du davon, wenn wir in einen Vergnügungspark gehen? Ich denke da gerade an die Geisterbahn und wie du dich eng an mich presst.“ Seine Stimme wurde verführerisch leise und ich freute mich schon auf den Ausflug, obwohl noch nichts mit den anderen abgesprochen war. Aber das würde bestimmt schön werden. Wir aßen auf und unterhielten uns angeregt darüber was wir alles im Vergnügungspark unternehmen würden. Konstantin hatte sogar zwei Portionen verdrückt und ich war stolz und zufrieden. Wenn das immer so laufen würde, könnte ich mich vielleicht dazu überreden lassen, öfter zu kochen. Auch wenn das in einem Küchenmassaker enden würde. Ich hatte mich so in meinen Gedanken verloren, dass ich gar nicht gemerkt hatte, dass Konstantin zu mir gekommen war und hinter meinem Stuhl stand. Er beugte sich zu mir hinunter und hauchte mir ins Ohr. „Zeit, für meinen Nachtisch.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)