Voll erwischt von Papierkriegerin ================================================================================ Kapitel 5: ----------- Kapitel 5 6:30 Uhr Mein Herz war kurz vorm Zerspringen. Sollte ich sicherheitshalber einen Notarzt vorbestellen? Die würden mich sicherlich für verrückt erklären, wenn ich ihnen erzählte, dass ich um mein Leben fürchtete, weil der bestaussehendste Mann gleich bei mir zu Hause auftauchen würde. Weil ich so nervös gewesen war, hatte ich die halbe Nacht wieder nicht geschlafen. Vor einer Stunde hatte ich es endgültig aufgegeben, noch einmal einschlafen zu wollen und war aufgestanden. Meine morgendliche Routine hatte ich bereits erledigt, dabei hatte ich extra gebummelt, damit die Zeit schneller verging. Meine Ungezieferplage war bis vor einer halben Stunde auch noch zu schlaftrunken gewesen, um mich mit ihrem Gekrabbel zu nerven, aber dafür waren jetzt umso mehr Ameisen wach und trieben mich zur Verzweiflung. Wer sollte sich denn so konzentrieren? 6:35 Uhr Ich war bereits bei meiner dritten Tasse Kaffee und merkte, wie mich das Koffein auf den Beinen hielt. Ich hatte alle Kartons im Flur gestapelt und wollte schon Staub saugen, als mir einfiel, dass das meinen Nachbarn gegenüber vielleicht nicht so höflich wäre. Konnte ja nicht jeder unter akutem Schlafmangel leiden. Auf meinem Laptop lief leise Musik, obwohl ich sie am liebsten so laut aufgedreht hätte, um meine Gedanken zu übertönen. Noch 10 Minuten, dann wäre er da. Warum wusste ich so genau, wie spät es war? Zumindest zählte ich noch nicht die Sekunden. Wäre auch ein bisschen viel bei 600 Sekunden runterzuzählen, 599, 598...hörst du wohl auf! Ich schnappte mir einen Lappen und fing an, das Bad zu putzen, hatte ich gestern nämlich nicht mehr ganz geschafft. Daran konnte ich meine Wut auf mich selber prima auslassen. 6:40 Uhr Es klingelte an der Haustür. Wie von einer Tarantel gebissen, flitzte ich in den Flur und drückte auf den Summer. Meine schwitzigen Handflächen klebten nicht nur von der Arbeit im Bad. Schnell wusch ich mir die Hände. Half zwar nicht viel, aber ein bisschen und ging die Tür aufmachen. Also mein lieber Körper, deine Nervosität ist sowas von ungerechtfertigt! Benimm dich gefälligst und lass mich nicht wie einen Trottel dastehen. Ich war kurz davor, ihm auf der Treppe entgegen zu gehen, wartete dann aber doch an der Tür. Als sein dunkler Haarschopf sichtbar wurde, fing mein Puls wieder an zu rasen. In Gedanken trat ich von einem Bein auf das andere, aber in Wirklichkeit stand ich stocksteif da. „Hi, Konstantin.“ Sein Kopf ruckte hoch und er grinste mich erfreut an. Womit hatte ich das denn verdient? Er sah echt so aus, als würde er mich gern sehen. Wahrscheinlich nur Einbildung. „Hi, Jona. Bist du schon fertig?“ Zögerlich nickte ich mit dem Kopf. Ich würde ihm ganz sicher nicht erzählen, dass ich das nur seinetwegen geschafft hatte. Weil er mir den Schlaf geraubt hatte „Willst du noch einen Kaffee trinken, bevor wir loslegen?“ Diesmal nickte er und ich ließ ihn in die nun kahle Wohnung. Erst als wir uns an dem kleinen Klapptisch gegenüber saßen, den ich noch notdürftig in der Küche zu stehen hatte, realisierte ich, wie umwerfend er aussah. Ich hätte nie gedacht, dass Arbeitsklamotten derart sexy wirken würden, aber bei ihm war es so. Ich rollte innerlich gequält mit den Augen. Blieb mir denn gar nichts erspart? Hätte er nicht wie jeder andere stinknormal aussehen können? Dann wäre ich jetzt auch nicht versucht, ein Bestattungsunternehmen anzurufen, weil ich den Tag ganz sicher nicht überleben würde. Nur für alle Fälle. Unser Gespräch blieb oberflächlich, er fragte nur, wie es in der Uni lief und das war sicheres Terrain. Dann trank er seinen Kaffee in großen Schlucken und ich sah ihm dabei zu. Nach den drei Tassen hatte ich keinen mehr gewollt. Sonst würde meine Ameisenkolonie noch den Koffeintod sterben. Vielleicht hätte ich doch noch eine Tasse trinken sollen? 6:55 Uhr „Wollen wir dann los? Es ist schon fünf vor.“ Er schaute auf seine Uhr und guckte mich fragend an. Ach ja, ich musste antworten, wieder nickte ich nur. Wo war meine Stimme abgeblieben? „Ja, sollten wir. Das Unternehmen ist nicht weit von hier. Wir können also laufen.“ Anscheinend hatte ich meine Zunge doch nicht verschluckt. Als wir den Transporter abholten, wirkte er riesig. Der ganze Papierkram war schnell über die Bühne gegangen und wir konnten uns auf den Weg machen. Konstantin hinter dem Steuer so souverän zu sehen, machte ihn noch heißer. Also wirklich Körper, wir haben 14°C, das ist nicht heiß! 7:30 Uhr Wir warteten immer noch auf die Ankunft der anderen. Ein paar der Sachen hatten wir schon eingeladen, aber die Couch war für zwei Leute einfach zu schwer. Deswegen war jetzt nicht mehr viel zu tun und wir hatten uns noch ein wenig über unseren Kuppelplan unterhalten, da wir sonst anscheinend kein Gesprächsthema außer Uni fanden und das war auf Dauer echt langweilig. Dom und Philipp kamen kurz nacheinander und fingen gleich an, mich abwechselnd auszufragen. Was noch zu tun war, warum wir schon so viel gemacht hatten und ob ich was zu trinken da hätte. Die beiden waren so vergnügt und freuten sich auf den gemeinsamen Tag, dass ich es mittlerweile wirklich für eine gute Idee hielt, dass die beiden es mal miteinander probierten. Sammy trudelte als Letzte ein und war ungewöhnlich schweigsam. Da merkte ich erst, wie schlimm der Streit zwischen ihr und Ben gewesen sein musste. Eiszeitstimmung war noch nett ausgedrückt. Trotzdem versuchten wir alle diesen Umstand, so gut es ging, zu ignorieren und machten uns auf in den Vorort, in den ich ziehen wollte. Ein Zwischenstopp bei Dom, um die Couch auszuladen und schon konnte es weitergehen. Kurz zuvor war ein kleiner Disput ausgebrochen, wo Sammy mitfahren sollte. Dabei war es eigentlich glasklar, da der Transporter bereits belegt war. Aber sie weigerte sich strikt Ben zu fragen, ob sie bei ihm mitfahren durfte und er würde es garantiert nicht freiwillig anbieten. Also entschied ich resolut und keiner von beiden wehrte sich. Dom hatte zuvor noch rumgewitzelt, dass sie ja auch in einen Karton passen würde, aber sie fand das absolut nicht komisch. Dabei war sie sonst nicht so empfindlich. Auch Dom schien zu begreifen, dass sie für solche Späßchen im Moment keine Nerven hatte und ließ sie glücklicherweise bleiben. 8:00 Uhr Normalerweise brauchte man nicht so viel Zeit, wenn man mit dem Zug hierher fuhr. Aber die Landstraße schlängelte sich um etliche Dörfer und Siedlungen und machte die Strecke auf diese Weise fast doppelt so lang. Wir hatten vorher ausgemacht, dass die Anderen etwas vom Bäcker holten, damit wir alle zusammen frühstücken konnten. Als das Haus in Sicht kam, nahm es mir gleich wieder den Atem. Es würde lange dauern, bis ich mich an den Anblick gewöhnt hatte. Der Transporter passte gerade so auf den schmalen Weg und Konstantin musste sehr konzentriert und vorsichtig fahren. Wir luden schon ein paar der Kartons aus und warteten dann auf den Rest. Als sie ankamen, beschlossen wir, erst einmal zu frühstücken. Da in der Küche nicht genug Platz für alle war, schlug Philipp vor, dass wir draußen auf dem Rasen picknickten. Der Morgen war schön warm und wir genossen es, in der Sonne zu sitzen. Auf drei Decken verteilt, machten wir uns über die Brötchen und den Kuchen her. Dom und Sammy waren sichtlich beeindruckt von dem Haus und Grundstück und wollten gleich alles erkunden. Aber Konstantin warnte sie, dass sie vorsichtig sein sollten, weil überall noch kleine Baustellen waren. Dom war den ganzen Vormittag sehr zurückhaltend gewesen. Ich hatte ein bisschen das Gefühl in einer verkehrten Welt gelandet zu sein. Konstantin redete mit mir und Domenik hielt einmal sein vorlautes Mundwerk. Dass er mir noch keine Löcher in den Bauch gefragt hatte, war wirklich erstaunlich, aber das böse Erwachen kam bestimmt noch. Es lief erstaunlich reibungslos. Am frühen Nachmittag hatten wir alles verstaut und ich musste nur noch meinen Papierkram und die Klamotten einsortieren. Da mein neues Bett noch nicht angekommen war, mussten Domenik und Philipp nachher auf einer Matratze schlafen, die jedoch groß genug für beide war. Sie wussten ja noch nichts von ihrem Glück. Zum Mittag hatten wir uns wieder Pizza bestellt und die beiden lieferten sich eine Schlacht um das letzte Stück. Der Vielfraß gewann natürlich und Philipp schaute ihn nur empört an, weil er es ihm vor der Nase weggeschnappt hatte. Sam hatte sich zwischenzeitlich mit Konstantin unterhalten und ich konnte so ein komisches Gefühl in mir nicht unterdrücken, dass sagte, dass er nur mit mir reden sollte. Natürlich hatte ich mich schnell wieder im Griff, aber ein kleiner Stich blieb dennoch. Dabei war Sammy doch in Ben verliebt, auch wenn sie sich jetzt anschwiegen. Außerdem wollte ich überhaupt nichts von Konstantin, er war mein Mitbewohner und vielleicht auch bald ein guter Freund, aber mehr nicht! Warum nahmen meine Gedanken immer wieder die gleiche Richtung? Das war eine elende Endlosschleife und ich wollte ihr entkommen. Warum sollte Konstantin mich auf diese Art und Weise mögen? Ich war nichts Besonderes. Sah durchschnittlich aus und war ganz bestimmt niemand, mit dem man sich ungezwungen unterhalten konnte, oder der einen zum Lachen brachte. Ich würde mich zumindest nicht wollen. Er hingegen konnte jede und jeden haben. Ich sollte wirklich an etwas anderes denken. Am Abend gingen wir noch einkaufen, damit wir Knabberzeug und was zu trinken hatten. Konstantin seilte sich ab und holte Chips, Flips und was es sonst noch so gab und wir kümmerten uns um die Getränke. Bei der Gelegenheit klärte uns Philipp darüber auf, dass Konstantin keinen Alkohol trank und wir ihn möglichst nicht darauf ansprechen sollte. Das wurde wieder in meinem Konstantin-Langzeitgedächtnis abgespeichert und vielleicht erfuhr ich mehr darüber, wenn ich ihn besser kannte. Ich ging hinauf in mein neues Zimmer, nachdem wir den Transporter zurückgebracht hatten, um mich umzuziehen. Es sah wirklich noch spartanisch aus. Der Schreibtisch, die Regale, der Kleiderschrank und eine kleine Kommode waren schließlich das Einzige, was ich an Möbeln mitgenommen hatte. Es sah unbewohnt aus und viel zu aufgeräumt. Sammy hatte in eine Ecke des Zimmers eine Pflanze gestellt, die ich „mit Sicherheit nicht umbringen konnte“. Ihre Worte, nicht meine, ich sah das ja anders. Sie war auch so lieb gewesen und hatte eine Fotocollage zusammengestellt, die nicht nur uns vier zeigte. Ich hatte zweimal hinsehen müssen, bis ich gemerkt hatte, dass auch ein Bild von Konstantin neben mir auf der Eisbahn dabei war. Dazu mein peinlicher Auftritt eingeklemmt zwischen Dom und Philipp. Im Nachhinein war es lustig, wie wir ineinandergekeilt dalagen, aber wirklich faszinierend war das Foto für mich nur, weil ich Konstantins breites Lächeln sah. Er lachte uns tatsächlich aus! Aber was würde ich dafür geben, ihn einmal in echt so lächeln zu sehen. Nichts, keinen Cent, ermahnte ich mich selbst. Als ich wieder nach unten ging, plätscherte die Unterhaltung im Wohnzimmer vor sich hin. Philipp und Domenik hatten es sich auf dem weichen Teppich bequem gemacht, Sammy saß auf einem Sessel und Ben auf dem gegenüberliegenden. Hauptsache so weit weg wie möglich, schien es mir. Damit blieb für mich der Platz neben ihm. War ja klar. Solche Nähe ertrug ich nicht! Ich merkte schon, wie die Ameisenkolonne in mir ungeduldig auf und ab marschierte. Ich war schon froh, dass der Leichenbestatter und der Notarzt nicht hatten kommen müssen, aber was nicht war, konnte ja noch werden. Ich verzog den Mund zu einem schiefen Grinsen, das hoffentlich niemand gesehen hatte. Meine Gedankenwelt war in letzter Zeit immer bizarrer geworden. „Sag mal Jona, warum war eigentlich niemand von deinen Verwandten da? Hatten deine Eltern keine Zeit?“ Das musste ja kommen, was antwortete ich denn nun darauf? Dass ich ihnen egal war? Dass sie nicht wussten, dass ich umgezogen war, weil ich es ihnen nicht erzählt hatte? „Ähm, nein...“, stotterte ich. „Aber sie hätten dich doch wenigstens für fünf Minuten besuchen können.“, beharrte er. „Also weißt du, so ist es nicht...“ „Du bist zu neugierig, Philipp. Es wird schon Gründe geben. Du siehst doch, dass es ihm unangenehm ist, darüber zu reden.“ Mein Retter! Dankbar lächelte ich ihn an. Ihm hätte ich es vielleicht auch noch erzählt, aber ich wollte erstens nicht die Stimmung mit meiner blöden Familie trüben und ich sah auch gar nicht ein, warum ich vor allen mein Seelenleben ausbreiten sollte. Dom drehte die Musik lauter und er und Philipp sorgten für ausgelassenes Gelächter. Denn anstatt zu tanzen, kabbelten sie sich die ganze Zeit und es sah eher nach verkorkstem Twister aus. Zum krönenden Abschluss hatten sie dann auch noch EyeToy angeschlossen und wir konnten nicht mehr vor Lachen. Sie ruderten wild mit den Armen, zuerst konzentriert und sich dann wild gegenseitig schubsend. Philipp sah aus wie eine Krake, nur aus Armen bestehend und Dom wie ein umherhopsender Flummi. Einziger Wermutstropfen waren unsere zwei Streithammel, die testeten, wer wen am besten böse anstarren konnte. So langsam konnte ich das wirklich nicht mehr mit ansehen. Dann war ich eben schlecht im trösten, aber wenigstens hatte ich es versucht. Also schlich ich mich zum Sessel und setzte mich auf den Fußboden daneben. „Die beiden sind lustig, oder?“ Sie guckte zu mir hinunter und lächelte zaghaft. Wenn ich genau hinschaute, dann sah ich Schatten unter ihren Augen, die tiefer in den Höhlen lagen als sonst. Sie hatte bestimmt auch abgenommen, denn sonst waren ihre Wangen deutlich runder. „Mh.“ „Ist es immer noch wegen dem Mädchen? Sprecht ihr deshalb nicht mehr miteinander?“ Ein Versuch sie aus der Reserve zu locken. „Ja, leider.“, seufzte sie. „Er wird darüber hinwegkommen.“, sagte ich leise. Immerhin konnte er nicht ewig den Eisklotz spielen. „Nein, wird er nicht. Er hat mir erzählt, dass Antonia, so heißt sie, sich wirklich Hoffnungen gemacht hat und er durfte ihr erklären, warum er sie nicht will. Das ist so eine beschissene Situation. Ich dachte wirklich, ich tue ihm einen Gefallen.“ Sie schaute mich aus verzweifelten Augen an. „Das Gefühl hatte ich am Anfang aber auch. Ihr habt doch darüber geredet, dass er wieder nach vorn blicken soll. Er war doch mit dieser Kuppelgeschichte einverstanden.“ „Ja, aber dann war da dieses Volleyballspiel. Er sagt, er liebt sie immer noch und kann sie nicht vergessen, aber sie will nichts von ihm wissen und hängt mit ihrem neuen Typen rum. Das kleine Flittchen. Tschuldigung. Ich weiß nicht mehr, was ich tun soll. Ich hab mich schon gefühlte tausendmal entschuldigt, aber er zeigt mir die kalte Schulter. Dass ich jetzt auch nicht mehr mit ihm rede, interessiert ihn nicht die Bohne.“, resigniert ließ sie ihren Kopf hängen und die goldenen Locken legten sich um ihr Gesicht. Ich wusste wirklich nicht, wie Ben dieses Häufchen Elend weiter mit Nichtachtung bestrafen konnte. „Hast du versucht, mal mit ihm über deine Gefühle zu ihm zu reden?“ Schockiert blickte sie mich aus großen Kulleraugen an. „Psst! Woher weißt du das?“, zischte sie mich so leise an, dass ich sie kaum verstand. „Ich kenne dich einfach schon zu lange. Man sieht es dir nicht an, keine Sorge, aber ich weiß es trotzdem. “ Alarmiert ging ihr Kopf zu Ben. „Meinst du, er weiß es auch?“ „Nein. Umso wichtiger, dass du es ihm endlich sagst. Ich weiß, dass du es nur gut meinst, wenn du ihn neu verkuppeln willst. Aber das tut dir doch weh, oder?“ Ihre Unterlippe zitterte kurz und ich hoffte, dass sie jetzt nicht zu weinen anfing, aber sie schniefte nur. Zaghaft nickte sie. „Findest du nicht, dass du auch eine Chance verdient hast?“ Stur schüttelte sie den Kopf. „Nachdem ich es so versaut habe? Er wird mich wahrscheinlich nie wieder richtig ansehen, zumindest nicht ohne Wut.“ Selbst ich gab nicht so schnell auf. „Heute Abend ist die beste Gelegenheit dich mal richtig mit ihm auszusprechen. Ihr schlaft nämlich in einem Zimmer.“, eröffnete ich ihr augenzwinkernd und sie guckte mich verdutzt an. „Aber...“ „Kein aber! Konstantin findet auch, dass ihr miteinander reden solltet, stimmt's?“ Dieser hatte die ganze Zeit schweigend auf dem Sofa gesessen, aber wahrscheinlich das meiste gehört und nickte nun. „Siehst du? Also beschlossene Sache.“ „Okay, ich hoffe nur, dass du Recht behältst.“ „Jona! Was flüstert ihr beide die ganze Zeit? Kommt her und spielt mit.“ Ich zeigte den beiden einen Vogel. „Keine Chance! Ich mach mich doch nicht zum Affen. Fragt Ben.“ Der brummte nur ablehnend. Ich würde bestimmt nicht wie ein bescheuertes Eichhörnchen vor dem Fernseher auf und nieder hüpfen. „Kon...?“, wollte Domenik ansetzen, wurde aber sofort von einem „Vergiss es.“, unterbrochen. „Ihr seid solche Langweiler.“, schmollten die beiden, spielten aber weiter, als wir beide mit den Schultern zuckten. Waren wir eben langweilig, deswegen würde ich trotzdem nicht mitmachen. Konstantin ging in die Küche, um neues Knabberzeug zu holen und ich folgte ihn mit meinen Blicken. Ganz plötzlich überkam mich das Gefühl, dass ich noch etwas zu trinken gebrauchen könnte und folgte ihm in die Küche. Ich redete nicht viel mit ihm, nur oberflächlicher Kram, ob ich es schaffen würde den Rest im Zimmer allein einzuräumen. Dom kam nun auch in die Küche. Ich hatte ja den starken Verdacht, dass er uns hinterhergeschlichen war. Sein Gesicht sprach auch tausend Bände und er wollte schon ansetzen. Konstantin hatte seinen Kopf gerade in einen Schrank gesteckt, auf der Suche nach etwas Essbaren. Ich starrte meinen besten Freund nieder. 'Kein Wort, oder ich bring dich um!' Die Botschaft meiner Augen musste wohl angekommen sein, denn er zuckte die Schultern. 'Weiß er davon?' Sein Kopf ruckte in die Richtung und seine Hände formten ein Herz. Er war sowas von tot! 'Nein! Und das soll auch so bleiben!' 'Aber!' 'Wehe!' Zum Glück war Konstantin anderweitig beschäftigt und hatte unser Blickduell nicht gesehen. Das wäre äußerst peinlich geworden. Er füllte gerade Chips in eine Schüssel und Dom wurde dadurch abgelenkt. Mit seiner Beute verschwand er wieder in das Wohnzimmer und Konstantin guckte nur ein bisschen komisch, sagte aber nichts. Mein Handy fing in meiner Tasche wild an zu vibrieren. Ein Blick auf das Display reichte mir, um umgehend auf den roten Hörer zu drücken. Ich wollte nicht mit meiner Mutter reden. Sie sollte mir diesen schönen Tag nicht kaputt machen. „War nicht so wichtig.“, sagte ich, als ich Konstantins fragenden Ausdruck sah. Wir gingen zu den Anderen und quatschten noch bis spät in die Nacht. Ich war immer nervöser geworden. Das würde niemals gut gehen. Ich musste mir eine Ausrede einfallen lassen, warum ich nicht in seinem Zimmer übernachten konnte. Ich würde das nicht überleben. Als Konstantin die Zimmeraufteilung verkündete, wagte es niemand, ihm zu widersprechen. Ben sah zwar angepisst aus, gab aber nach. Sammy hatte nur ein schwaches Lächeln auf den Lippen. Die beiden anderen grinsten sich nur an. „Jona? Dürfen wir uns den Rest des Hauses noch ansehen? Das haben wir völlig vergessen.“ Stimmt, das war vollkommen untergegangen. „Klar, warum nicht? Denkt daran, dass ihr vorsichtig sein müsst. Es ist noch nicht alles repariert. Soll ich mitkommen?“ „Ach, das schaffen wir schon alleine.“ Ein fröhlicher Domenik hakte sich bei Sammy ein. Ben hingegen blieb sitzen. „Ähm, Ben? Kommst du auch mit? Du willst es dir doch gewiss auch ansehen?“ Sammys Stimme war leise und ich dachte zuerst, dass Ben sie ignorieren würde, aber er zuckte nur mit den Schultern und trottete in sicherem Abstand hinterher. Keine fünf Minuten, bevor ich ins Bad gehen wollte, hörte ich es laut krachen. Schnell rannten wir nach oben und sahen, wie Dom Sammy von der Treppe zum Dachboden wegzog. Die mittlere Stufe war komplett durchgebrochen und Sam verzog schmerzhaft das Gesicht. „Verdammt, tut das weh.“ Sie stöhnte und setzte sich auf den Boden. „Sollen wir dich zur Rettungsstelle bringen?“ Völlig sachlich besah sich Konstantin den Fuß. „Ist glaube, das ist nicht nötig. Komm mal mit, stütz dich auf mich. Wir besorgen dir eine Kühlpackung. Der ist wahrscheinlich verstaucht.“ Kein „Ich hab euch ja gesagt, dass es gefährlich ist“ kam von ihm und ich war froh darüber. „Ben bringt dich morgen früh zum Arzt, der sieht sich das sicherheitshalber noch einmal an.“ Der Erwähnte nickte nur und ich sah, dass er kalkweiß geworden war. Zum Glück war nicht mehr passiert und nach diesem Schock am Abend war meine Nervosität erst einmal wie weggeblasen. Ich war wirklich froh, dass ihr nicht mehr passiert war. Die Angst um meine Freundin war zwar weg, aber ein mulmiges Gefühl war trotzdem da. Wir mussten diese Treppe so schnell wie möglich reparieren, damit nicht noch mehr Unfälle passierten. Mit diesen Gedanken machte ich mich auf den Weg in Konstantins Zimmer. Ich weiß, es ist fies, an dieser Stelle aufzuhören. Aber ich konnte nicht anders. Mal sehen, ob ich die Nacht so beschreiben kann, wie ich es mir vorstelle. Ich hoffe, es hat euch gefallen und ich freu mich über alle Kommentare ^^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)