Mit Malfoy hat man's schwer von lara_lianore ================================================================================ Kapitel 1: Die erste gemeinsame Mission --------------------------------------- Wie schön, dass ihr euch zu meiner HP-Fanfiktion verirrt habt =D Hier werden Harry und Draco durch mich leiden, glücklich sein und erwachsen werden, mal sehen was davon überwiegt. Mir gehören dabei nur die Idee und wenige eigene Charaktere, der Rest ist Eigentum von JKR und ich verdiene kein Geld damit (schön wär's aber ^^). Als Vorwarnung gleich noch eine Info: Ich ignoriere gekonnt JKR's Hinweise zur Zukunft der Hauptcharaktere, hier ist meine eigene Fantasie am werkeln. Viel Spaß beim Lesen! Die erste gemeinsame Mission „MALFOY!“ Es war ein ganz normaler Tag im Ministerium. Harry hatte seine Ausbildung zum Auror erfolgreich abgeschlossen, Hermine und Ron arbeiteten Beide in der Ministeriumsabteilung zur Führung und Aufsicht magischer Geschöpfe. Hermine wollte ihre B.ELFE.R.-Sache durchsetzen; bei Ron vermutete der Held der Zauberwelt allerdings, dass er dafür kämpfen wollte, alle Spinnen auszurotten. Zu seinem Leidwesen war auch Draco Malfoy nun immer in seiner Umgebung. Wie auch immer er es geschafft hatte, aber er war ebenfalls Auror geworden. Wahrscheinlich hatte ihm sein Vermögen dabei geholfen. Warum sollte man sonst einen ehemaligen Todesser einstellen? ,,Malfoy, bleib endlich stehen! Denkst du etwa, ich laufe dir den ganzen Tag hinterher?“ Der ehemalige Slytherin ging einfach weiter durch die Gänge und dachte nicht einmal daran auf Harry zu hören. Diesem wurde es mittlerweile zu bunt. Er zückte seinen Zauberstab und hetzte einen Klammerfluch auf seinen Erzfeind. Etwas außer Atem holte er ihn ein, nachdem er ihn durch das halbe Ministerium verfolgt hatte. „Na endlich hörst du mir in Ruhe zu.“ Harry grinste hinterhältig und schaute auf den Liegenden. Malfoys Blick schien zu sagen Tut mir leid, dass ich nicht eher stehen geblieben bin, natürlich höre ich dir zu, Harry. Vielleicht war es aber auch Das wirst du bereuen, Potter! Wer konnte das schon so genau sagen? „Erklärst du mir jetzt endlich mal, warum du mir das Leben gerettet hast? Mal wieder?“ Er sprach den Gegenfluch, nicht ohne dem Anderen zu versichern, dass er Harrys Leiche nicht einfach aus dem Gebäude schmuggeln konnte. Ansonsten hätte er ihm wohl innerhalb von wenigen Augenblicken einen Fluch auf den Hals gehetzt. „Sag mal, bist du jetzt völlig übergeschnappt, Potter?“, zischte der Blonde, er kochte vor Wut. Wie konnte es dieses Halbblut wagen ihn auf der Arbeit zu verzaubern? „Ich werde mich bei McRouver beschweren und glaube mir, diesmal wirst du nicht mit einer Ermahnung davonkommen!“ Malfoys sturmgraue Augen waren zu Schlitzen verengt. McRouver war der aktuelle Chef der Auroren. Diese Stelle schien genauso verflucht zu sein, wie die Lehrstelle für Verteidigung gegen die dunklen Künste. Der Ire schlug sich allerdings ganz gut, er hatte bis jetzt als längstes den Posten inne. Das lag wahrscheinlich auch daran, dass er mit seiner massigen Gestalt und seiner lauten Stimme den Respekt von allen erlangte. Er mochte Harry, das stimmte, und er ließ ihm auch ab und zu kleine Fehler durchgehen. Doch man konnte nicht sagen, dass er ihn bevorzugte. Gerecht war er immer. „Du bist selber schuld, du hättest doch auch einfach anhalten können. Ich hatte ja bloß eine Frage.“, rechtfertigte sich der Schwarzhaarige. „Und warum sollte ich mit einem untauglichen Auror wie dir reden wollen?“, erwiderte der Blonde herablassend. Er hatte sich wieder die Arroganz der ersten Schuljahre angeeignet, doch Harry fand, dass er auch etwas Reiferes an sich hatte. Jedenfalls manchmal. „Wir hatten die selbe Ausbildung, falls du es vergessen hast, und wenn ich mich richtig erinnere, hatte ich auch den besseren Abschluss. Aber darum geht es jetzt nicht. Warum hast du das vorhin getan?“ Vor wenigen Stunden McRouver schien den Hass zwischen Harry und Draco bemerkt zu haben (wer auch noch nicht, das sah schließlich ein Blinder mit Krückstock) und schickte sie gemeinsam auf eine einfache Mission. Es ging nur darum, einen Zauberer wegen einem Diebstahl zu befragen. Malfoy hatte dagegen natürlich protestiert; er war der Meinung gewesen, es auch allein zu schaffen. Was sollte an einer Befragung auch schon großartig schief gehen? Doch die Vorschriften besagten eindeutig, dass immer mindestens zwei Auroren zusammen arbeiten mussten. Es war ein Hinterhalt gewesen. Sie waren kaum an ihrem Ziel angekommen, als auch schon von allen Seiten Zauber auf sie einprasselten. Nur mit Mühe konnten sie hinter einem Müllcontainer Schutz suchen. „Das ist alles deine Schuld, Potter. Warum sollten uns auch auf einmal so viel Leute angreifen?“, flüsterte Malfoy leise aber wütend. Der Schwarzhaarige wollte zu einer Antwort ansetzen, doch er kam nicht mehr dazu. Der blonde Auror zog ihn hinter sich und wehrte den Angriff, der Harry gegolten hatte, ab. Dann apparierte er mit ihm zurück nach London. Sie erstatteten Bericht bei McRouver, doch Malfoy hatte Harry seitdem nicht mal mehr angeschaut, geschweige denn mit ihm geredet. Flashback Ende Und nun stand er mit ihm in einem verlassenen Gang des Ministeriums und sie stritten sich genauso wie in ihrer Schulzeit. „Warum bist du nur so stur?“ Harry wurde langsam auch wütend. Was bildete sich dieser arrogante reiche Schnösel ein? „Bitte, wenn du mich dann endlich in Ruhe lässt. Ich dachte mir, wenn wir zusammen zu einer Mission aufbrechen und ich alleine zurückkomme, dann werden mich alle verdächtigen. Warum auch nicht? Ich war Todesser und dass ich dich nicht leiden kann ist ja wohl allgemein bekannt.“ Trotzig lehnte sich Malfoy an die Wand. Harry nahm alles zurück, er war überhaupt nicht reifer geworden, nicht ein Stück. Welcher erwachsene Auror bekam schon Trotzanfälle? (Der Held der Zaubererwelt ignorierte seinen eigenen Charakter dabei geflissentlich.) „Und das soll wirklich schon alles gewesen sein?“, fragte der Schwarzhaarige argwöhnisch. „Du setzt dein Leben aufs Spiel um meines zu beschützen - das alles nur um Fragen aus dem Weg zu gehen? Und das soll ich dir glauben?“ „Glaub doch was du willst, Potty. Wurde dein Wieselfreund eigentlich schon von einer Spinne gefressen?“ Da war er wieder, der typische und berühmte Malfoyhumor. „Lass Ron aus dem Spiel! Er leistet gute Arbeit in der Abteilung.“ Doch Draco beachtete ihn schon nicht mehr und ging. Harry schaute ihm erbost hinterher, bis er sich umwandte und ebenfalls ging. „Schatz? Ich bin zu Hause.“, rief Harry laut. Er war nach dem Abschluss seiner Ausbildung mit Ginny zusammengezogen, sehr zur Freude der Weasleys, die Harry schon lange als Teil der Familie ansahen. „Harry, wie schön dich wiederzusehen. Ich dachte, ich besuche Euch und bringe gleich etwas zu Essen mit.“ Molly kam ihm freudestrahlend entgegen und zog ihn in eine feste Umarmung. „Mom hat mich genauso überrascht wie dich, sie glaubt anscheinend, ich könnte nicht gut genug für dich kochen.“ Ginny kam lachend aus der Küche und begrüßte ihn mit einem Kuss. „Nanu, was ist denn mit dir passiert? Du siehst ganz schön mitgenommen aus. Ist alles in Ordnung, Liebling?“, sorgenvoll sah seine Freundin ihn an. „Mir geht es gut, das sind nur ein paar Kratzer. Eine Mission lief nicht ganz so glatt ab, wie ich dachte. Aber ich will jetzt nicht von der Arbeit reden. Lasst uns lieber essen.“ „Du hast immer noch einen gesunden Appetit, wie ich sehe.“ Seine zukünftige Schwiegermutter dirigierte ihn fröhlich in das Esszimmer, aus dem schon der Geruch von gebratenen Kartoffeln wehte. Erst jetzt merkte Harry, wie ihn der Tag ausgelaugt hatte und er freute sich auf einen ruhigen Abend. Und darauf, dass er nicht mehr an Dracos Handeln denken musste. Natürlich gelang es ihm nicht. Während des Abendessens konnte er sich noch ablenken, doch sobald er mit Ginny im Bett lag, geisterte der blonde Schönling wieder in seinem Kopf herum. Er schaffte es einfach nicht einzuschlafen und wälzte sich unruhig im Bett herum. Irgendwann reichte es der jungen Frau. „Harry, was ist denn los mit dir? Kannst du nicht schlafen?“ „Nein. Tut mir leid, dass ich dich aufgeweckt habe. Ich verstehe nur einfach nicht, warum die Mission heute gescheitert ist.“ „Ich habe da so eine Idee, wie ich dich ablenken kann.“ Sie schaute ihren Freund liebevoll an, bevor sie ihm einen leidenschaftlichen Kuss gab. Ginny konnte nicht ahnen, dass Harry in dieser Nacht trotzdem kein Auge mehr zu bekam. Kapitel 2: Staubratten ---------------------- Und da ist auch schon das zweite Kapitel und kein Ende ist in Sicht! Ich bin nett und lasse Ron hier auftreten, nicht dass er noch denkt, ich könnte Draco mehr leiden als ihn (tu ich aber...) ^^ Ich freue mich über jede Art von Kritik und Lob, oder schreibt einfach, was euch beim Lesen dazu einfällt. Am nächsten Morgen fühlte sich Harry wie gerädert. Es erinnerte ihn an die Tage, als er noch von Voldemort geträumt hatte. Er konnte nicht mal zu Ginny nett sein. Als sie ihn zum Frühstück wecken wollte, hatte er seine Freundin nur leise angeknurrt. Verärgert ging die junge Frau aus dem Schlafzimmer und knallte die Tür hinter sich zu. „Dann sieh doch zu, wo du dein Essen herbekommst!“, hörte er sie aus der Wohnung schreien, dann fiel auch die Haustür hinter ihr zu, natürlich ebenfalls nicht lautlos. Bestimmt waren jetzt alle Nachbarn wach. So fing der Tag ja gut an, er musste auf dem Weg zum Ministerium wohl auch noch beim Bäcker vorbei gehen. Harry ließ sich seufzend zurück in die Kissen fallen. Und an allem war nur Malfoy schuld! McRouver hatte auch kein Mitleid mit seinen Auroren; da nicht genügend Missionen für alle geplant waren, durften die übrig gebliebenen Bürodienst verrichten. Und als wäre das nicht Strafe genug, wurde natürlich auch Harrys blondes Ärgernis zu ihm eingeteilt. Er verfluchte sich, dass er aufgestanden war und sich nicht krank gemeldet hatte. Oder besser noch, er hätte sich eine Woche Urlaub nehmen sollen, verdient hätte er es. Aber statt am Strand in der Sonne zu liegen, durfte er mit Malfoy alle abgeschlossenen Fallakten der gesamten Etage in das Archiv bringen. „Igitt, wann haben die denn zuletzt sauber gemacht?“, fluchte Harry, nachdem ihm beim Öffnen eines Aktenschrankes lauter Staub entgegen kam und er einen Hustenanfall erlitt. Er brauchte ganze zehn Minuten um wieder normal atmen zu können. „Und dabei würde es nur einen Zauberspruch brauchen.“, murmelte der Malfoyerbe neben ihm. Um seine manikürten Finger nicht zu beschmutzen, hatte er sich Handschuhe übergezogen. Am Anfang hatte Harry das für sein typisches arrogantes Verhalten gehalten – der reiche Schnösel war sich zu fein für bürgerliche Arbeit – doch mittlerweile wünschte er sich eine komplette Staub-Schutzausrüstung. Sicher kamen ihm gleich ganze Kolonien von Ratten entgegen. Wer konnte schon ahnen, was sich alles in diesen Schränken verbarg? Hatte nicht auch Remus einen Irrwicht aus solch einem Schrank geholt? Beim Gedanken daran, dass ein Irrwicht in Dementorengestalt auf ihn zukam, lief es dem jungen Auror eiskalt den Rücken herunter. „Trödel nicht so, Potter. Ich will heute auch noch fertig werden.“, schnarrte der Blonde neben ihm. Angewidert sah er ihre dreckigen Sachen an, dabei hatten sie gerade mal angefangen. „Und eine Dusche wäre danach wohl auch angebracht. Würde dir übrigens öfters mal gut tun.“ Harry atmete tief ein, um sich nicht aufzuregen. Das Ergebnis war ein erneuter Hustenanfall, weil er zu viel Staub eingeatmet hatte. „Mir reicht's! Wozu sollten wir die Arbeit wie Muggel erledigen?“ Malfoy zog seinen Zauberstab und einen Augenblick später war der Staub verschwunden. Erstaunt blickte der Held der Zaubererwelt seinen Erzfeind an. „Wieso bin ich da nicht schon eher drauf gekommen?“ „Weil ich, im Gegensatz zu dir Potter, ein Gehirn besitze und es auch einsetzen kann. Mobiliarbus!“ Mit einem Schlenker schwebten die Akten nun vor Draco her. „Und deswegen hast du dich auch erst komplett dreckig gemacht und bist jetzt voller Staub?“, verärgert zog auch Harry seinen Zauberstab und richtete ihn auf sich selbst um sich sauber zu zaubern. „Wo ist eigentlich das Archiv?“, fragend sah er den anderen Auror an. „Woher soll ich das wissen? Ich dachte, du bist hier das Obergenie.“, wurde er von Malfoy angefaucht. „Gerade hast du noch behauptet, dass du der Einzige bist, der seinen Kopf benutzen kann. Also benutze ihn doch auch mal zur Abwechslung!“ Harry genoss diese kleinen Auseinandersetzungen viel zu sehr um zuzugeben, dass er genau wusste, wohin sie gehen mussten. Es erinnerte ihn an Hogwarts und die schöne Zeit, die sie dort verbracht hatten, trotz der aufregenden Schuljahre. „Da ist aber jemand schlecht gelaunt. Bist du mit dem falschen Fuß aufgestanden, Harry? Euch kann man bis in die nächste Etage hören.“ Ein gut gelaunter Ron schaute in das Zimmer zu den zwei Streithähnen. Doch ausnahmsweise freute der Schwarzhaarige sich nicht, seinen besten Freund zu sehen. „Brauchst du jetzt schon Unterstützung vom Wiesel? Gib doch gleich zu, dass du mir hoffnungslos unterlegen bist!“, meinte Draco eingebildet. „Gegen so einen Lackaffen wie dich gewinnt Harry doch immer.“ „Nenn mich nicht Lackaffe, Rotschopf! Wenigstens muss ich nicht jeden Tag den Dreck von irgendwelchen Viechern wegmachen!“ „Expelliarmus!“, brüllte Ron wütend. Dracos Zauberstab flog durch den Raum und landete klappernd am anderen Ende. Alle Fallakten, die der Blonde vor sich her schweben lassen hatte, fielen durcheinander auf den Boden. Harry blickte entsetzt auf das Durcheinander. Er sah schon einen langen Abend im Ministerium auf sich zu kommen. „Ron, bist du irre? Jetzt müssen wir die ganzen Akten auch noch ordnen!“, schnauzte er seinen Freund an. Sauer wandte er sich den Zetteln zu und fing an die ersten Ordner wieder zusammen zu suchen. Immerhin waren alle Fälle nummeriert, sodass es wenigstens keine Verwechslungen geben würde. „Tut mir echt leid, das wollte ich nicht. Ich kann euch ja helfen.“, bot Ron zerknirscht an. Doch Harry hörte ihm gar nicht zu. Ihm war eine Adresse aufgefallen, die ihm sehr bekannt vorkam. „Draco komm mal her. Ich hab was gefunden.“ Der Blonde hatte gerade seinen Zauberstab aufgesammelt und stutzte nun, als Harry ihn mit seinem Vornamen anredete. Das war bisher noch nie vorgekommen. Neugierig ging er zu ihm. „Was ist denn?“ „Kommt dir dieses Haus und die Adresse bekannt vor?“ Draco schaute sich die Akte genauer an. „Das ist doch das Haus, bei dem wir gestern angegriffen wurden.“, bemerkte er erstaunt. Kapitel 3: Strafpredigt ----------------------- Hallo, meine treuen Leser, ich melde mich auch einmal wieder. Leider kam ich in den letzten Wochen nicht zum schreiben und hochladen, da meine Prüfung im Weg war. Aber das hat sich jetzt erledigt und ich kann wieder das machen, was ich will: Euch mit neuen Kapiteln bombardieren! Viel Spaß dabei. „Kommt dir dieses Haus und die Adresse bekannt vor?“ Draco schaute sich die Akte genauer an. „Das ist doch das Haus, bei dem wir gestern angegriffen wurden.“, bemerkte er erstaunt. Harry nickte eifrig. „Eben. Und der Mann, der in diesem Fall wegen eines Diebstahls als Zeuge auftreten sollte, war auch der von unserer Mission, Mr. Restey.“ Draco runzelte die Stirn. „Was für ein Diebstahl war das denn?“ „Hier steht…“, der junge Auror suchte die richtige Stelle. „Am 29. Mai 1990 wurde aus dem Familientresor der Resteys ein seltenes Erbstück entwendet. Laut Aussage von Mr. Restey handelte es sich hierbei um einen goldenen Armreif ägyptischen Ursprungs, der mit einem Auffindungszauber belegt wurde. Trotz Einsatz von mehreren Auroren ist es nicht gelungen den Zauber zu aktivieren, anscheinend wurde er außer Kraft gesetzt. Aufgrund der Verjährungsfrist wurde der Fall als abgeschlossen erklärt.“ Fragend sah er zu Draco. „Das klingt für mich so, als gäbe es eine Verbindung zu dem Angriff.“ Der Blonde schien nicht ganz so begeistert zu sein wie Harry, der in Gedanken schon überlegte, wer etwas über das Erbstück wissen könnte. „Wenn es wirklich eine Verbindung gäbe, würde McRouver schon alles in die Wege leiten. Es könnte doch auch Zufall sein. Wir sollten uns aus der Sache raushalten, sonst gibt es nur Ärger.“ „Und wenn er sich nicht mehr an den Fall erinnern kann? Er ist schließlich noch nicht lange in London. Aber es war ja klar, dass du mir nicht helfen kannst. Du bist noch genauso ein Feigling wie früher, Malfoy.“ Sie waren also wieder beim Nachnamen angekommen. Umso besser, damit wussten sie wenigstens umzugehen. „Ich bin kein Feigling.“, entgegnete Draco scharf. „Ich möchte einfach nur nicht meine Nase in Angelegenheiten stecken, die mich nichts angehen. Das hatte dir und deinen kleinen Freunden schon in der Schule nur Ärger und Strafen eingebracht.“ „Aber wir haben damit auch viele andere geschützt, auch dich, falls du dich noch daran erinnern kannst.“ Draco wandte sich abrupt ab und fuhr damit fort die Akten zu sortieren. Er würde es zwar nie zugegeben, doch die Rettung durch Harry aus dem brennenden Raum hatte seinem Ego einen beachtlichen Dämpfer verpasst. Ron, der inzwischen von niemanden mehr beachtet wurde, auch nicht nach mehrmaligem Räuspern, verabschiedete sich leise. „Wir sehen uns dann morgen, Harry.“, murmelte er und ging zurück zu seinem Arbeitsplatz. Schweigend räumten die beiden Jungauroren die Akten weiter zusammen, stapelten sie ordentlich auf und brachten sie danach ins Archiv. Beide waren erleichtert, dass sie es gerade noch vor dem Ende ihrer Schicht geschafft hatten. Als sie wieder aus dem Raum gehen wollten, versperrte Draco den Weg. Wütend funkelte er Harry an. „Was hast du da eben gezaubert?“ „Warum sollte ich zaubern?“, unschuldig sah er den Blonden an. „Wir sind doch schließlich fertig für heute.“ „Du kannst mich nicht austricksen, was hast du da gerade gemacht?“ „Ich habe gar nichts gemacht.“, wiederholte Harry und verbarg auffällig unauffällig seine Hände hinter seinem Rücken. „Ach so. Und du hast auch nichts hinter deinem Rücken, was ich nicht sehen soll?“ Das ertappte Gesicht des Aurors sprach dabei Bände. Allerdings schien er immer noch nicht das, was auch immer er verstecken wollte, zeigen zu wollen. Also beschloss Malfoy einfach zu raten, viele Möglichkeiten gab es ja nicht. „Du hast die Fallakte von vorhin verkleinert und wolltest sie jetzt aus dem Archiv schmuggeln, habe ich Recht?“ „Ja.“ Draco blieb vor Überraschung der Mund offen stehen. Eigentlich hatte er nur einen Scherz gemacht, er hätte nicht gedacht, dass Harry ohne jegliche Gewissensbisse Regeln des Ministeriums brechen konnte. Von Hogwarts waren es ja schon alle von dem Wunderjungen gewohnt, doch da waren sie noch halbe Kinder. „Du bist doch verrückt! Und nun leg' die Akte wieder zurück.“ Der Blonde zog seinen Zauberstab und richtete ihn auf Harry. „Du willst doch nicht, dass du inmitten der staubigen Akten liegen bleibst, bis dich jemand findet, oder?“ Er grinste hinterhältig. Die Vorstellung eines Harry Potters, der nach einer Nacht im Archiv völlig verstaubt wiedergefunden wird, gefiel ihm. „Du bist verrückt, wenn du glaubst mich besiegen zu können.“, selbstsicher lächelte der Held der Zauberwelt seinen Erzfeind an und holte ebenfalls seinen Stab hervor. „Können Sie mir erklären, was das werden soll?“, die tiefe Stimme von McRouver ließ die jungen Auroren zusammenschrecken. Ihr Chef stand im Türrahmen und schaute sie missbilligend an. Der Ire jagte ihnen auch nach ihrer Ausbildung noch manchmal Angst ein. Mit seinen breiten Schultern und den militärisch kurzen dunkelblonden Haaren wirkte er respekteinflößend, die breiten Narben auf seinem Gesicht und seinen Armen zeugten von harten Kämpfen. „Mr. Potter und Mr. Malfoy, ich hätte nicht gedacht, dass sie bei einer so einfachen Aufgabe in Schwierigkeiten geraten könnten, aber selbst das schaffen Sie. Ich erwarte Sie beide in einer halben Stunde in meinem Büro. Wenn Sie nach einem Arbeitstag noch genug Kraft für ein Duell haben, können Sie auch noch weitere Arbeiten übernehmen.“ Die massige Gestalt ihres Vorgesetzten verschwand wieder und ließ die beiden Streithähne alleine zurück. „Das ist alles deine Schuld.“, zischte Draco giftig. „Ach ja? Wer hat mich denn bedroht? Ich habe mich nur gewehrt!“, rechtfertigte sich Harry. „Ach ja? Wer hat denn Akten stehlen wollen?“ äffte Malfoy ihn nach. Der Schwarzhaarige wandte sich beleidigt ab und ging den Flur entlang. Draco folgte ihm schweigend. Aus einem ihm unbekannten Grund fühlte er sich nach dem Streit mit Harry nicht wie sonst zufrieden und überlegen. Es ist etwas kurz, aber ich werde mich bessern ^^ Ich liebe es, wenn die beiden sich nett anzicken xD Kapitel 4: Strafarbeit ---------------------- Ach, wenn ich einmal so gut dabei bin, kann ich ja auch gleich noch weitermachen ^^ Falls es euch noch nicht aufgefallen ist: Ich ignoriere die vorgeschriebene Zukunft der Charaktere und erfinde meine eigene *muahahaha* Ich hoffe, euch gefällts. Pünktlich standen die beiden vor McRouvers Büro. Die letzte halbe Stunde hatten sie damit verbracht, sich einen letzten Kaffee für diesen Tag zu gönnen und sich ausführlich und mit all der Höflichkeit, die sie aufbringen konnten, darüber zu unterhalten, wer nun an der ganzen Misere Schuld hatte. Dabei fielen schlagkräftige Argumente wie Du bist ein Arschloch, Malfoy! und Du kannst mich mal, Potter! Wie man es von den beiden eben gewohnt war. Immer noch streitend klopfte Draco an die Tür. Erst als diese aufging, gaben sie Ruhe. „Kommen Sie rein, ich werde ihnen jetzt ihre Aufgabe erklären. Setzen Sie sich.“ McRouver wies auf die beiden Stühle vor seinem Schreibtisch. Die beiden Auroren nahmen auf ihnen Platz, ihr Vorgesetzter ihnen gegenüber. „Da Sie offensichtlich die einfachsten Grundsätze Ihrer Ausbildung in einem Archiv vergessen können, bin ich mir nicht sicher, ob Sie in einem ernsten Notfall noch alle Gedanken beisammen behalten. Deswegen schicke ich Sie für eine Woche zu einer Ausbildungseinheit für Auroren im ersten Jahr. Sie werden den jungen Männern und Frauen ein Vorbild sein und…“, er macht eine kleine dramatische Pause, bevor er weitersprach. „Sie werden dieselben Aufgaben bekommen.“ Harry und Draco waren geschockt. Diese Strafarbeit klang im ersten Moment nicht schlimm, doch es bedeutete, dass sie mit blutigen Anfängern auf eine Stufe gestellt wurden. Und dass sie für die nächsten Jahre das Gespött der gesamten Abteilung sein würden. „Bei allem Respekt Sir, aber ist das nicht ein bisschen zu hart?“, fragte der Blonde kleinlaut. Harry hatte ihn bisher nur selten widersprechen hören, bei McRouver hatte er es noch nie erlebt. „Nein, das glaube ich nicht. Es wird für Sie eine gute Wiederholung sein. Haben Sie sonst noch Fragen?“ „Nein, Sir.“, antworteten beide gleichzeitig und gingen mit gesenkten Köpfen aus dem Büro. Als sie aus der Hörweite von McRouver waren, drehte sich Harry zu Draco um. „Warum hast du mich nicht verraten?“ Malfoy zuckte gleichgültig mit den Schultern. „Ich bin nun mal nicht die Petze für die du mich wohl immer gehalten hast. Aber ich warne dich, Potter. Wenn du damit erwischt wirst, bist du ganz alleine dafür verantwortlich!“ Die Entschlossenheit, mit der er es sagte, erstaunte Harry. Er wurde aus dem Blonden einfach nicht mehr schlau. „Schönes Wochenende, Potter.“, meinte er und ging den Flur entlang. Nach ein paar Schritten blieb er noch einmal stehen. „Und halt mich auf dem Laufenden, wenn du etwas über das Amulett rausbekommst.“, rief er Harry über die Schulter zu, der ihm mit offenen Mund hinterher sah, bis er sich ebenfalls auf den Weg nach Hause machte. Er freute sich allerdings nicht wirklich auf sein Wochenende. Ginny hatte Hermine und Ron für den nächsten Tag eingeladen und er hörte jetzt schon ihren Spott. Als er endlich in der gemeinsamen Wohnung ankam, wollte er nur noch in sein Bett und schlafen. Seltsamerweise war alles dunkel. „Ginny? Ich bin wieder da.“, rief er hinein. Doch es kam keine Antwort. Als er in der Küche das Licht anmachte, fiel ihm ein Zettel am Kühlschrank auf. Lieber Harry, ich bin mit den anderen Spielern zum Essen verabredet. Ich beeile mich, rechne aber nicht vor 11 mit mir. In Liebe, Ginny Harry seufzte erleichtert. So konnte er sich wenigstens ein paar Stunden alleine ausruhen, bevor er wohl oder übel von der Strafe seines Chefs erzählen musste. Zum Glück hatte Ginny die Anstellung als Trainerin für die Holyhead Harpyien bekommen. Immerhin spielte sie 3 Jahre als eine ausgezeichnete Sucherin für das Team. Wenige Stunden später „Schaaaaatz? Schlähfst du schoooan?“ Harry erwachte aus seinem seltsamen Traum. Er und Draco waren wieder im ersten Jahr in Hogwarts und er hatte seine Freundschaft nicht ausgeschlagen, kam nach Slytherin und besiegte zusammen mit Malfoy und Zabini den dunklen Lord… „Ja hatte ich, aber gut dass du mich geweckt hast.“ Er gähnte und streckte sich. Dann blinzelte er verschlafen Ginny an. Sie hatte ein seltsam gerötetes Gesicht und ein Dauergrinsen auf dem Gesicht. Es dauerte zwar etwas, aber selbst müde erkannte Harry, dass sie mehr als nur ein Butterbier getrunken hatte. „Wie war‘s denn mit deinen Kollegen? Hattest du Spaß?“, fragte er sarkastisch. „Esch war toooll! Wir haben gefeiert und getrunken und getanzt…“, lallte sie und drehte sich mehrmals im Kreis, bis sie plötzlich stehen blieb und ihr Blick das erste Mal etwas klarer erschien. „Mir ist so schlecht.“, sagte sie und rannte schon ins Bad. Harry seufzte und ging ihr hinterher. So hatte er sich einen ruhigen Freitagabend nicht vorgestellt. Er konnte sich auch schon vorstellen, wie Ginny am nächsten Morgen rumjammern würde. So sehr er sie auch mochte, er konnte froh sein, dass sie fast nie Alkohol trank. Sobald sie ein Glas getrunken hatte, kannte sie kein Ende mehr. Und nun durfte er ihre langen Weasley-roten Haare halten, während sie das Klo umarmte. Ihr kalkweißes Gesicht bereitete ihm aber doch etwas Sorgen. „Geht es wieder?“, fragte er vorsichtig, als sie nur noch erschöpft auf dem Boden saß. „Ich… Ich denke schon. Ich will nur noch ins Bett.“, antwortete sie leise. „Wer viel trinken will, muss auch viel vertragen können.“ Einen kleinen spöttischen Spruch konnte er sich nicht verkneifen. Wahrscheinlich würde sie sich morgen eh nicht mehr daran erinnern können. Allerdings schaffte sie es tatsächlich noch ihn böse anzuschauen. Doch sobald sie im Bett lag, war sie schon fast eingeschlafen. „Schatz, du musst noch ein bisschen wach bleiben, ich bring dir noch etwas zu trinken. Und vielleicht finde ich auch einen Antikater-Trank in der Küche.“ Der Antikater-Trank war Hermines Einfall gewesen und sie hatte ihn auch alleine entwickelt. Nachdem Voldemort besiegt war, gab es so viele Feste, dass sie es ohne dieses Wundermittel wohl nicht mehr durch das siebte Schuljahr geschafft hätten, geschweige denn ihre UTZ’s. Sie hatten wirklich noch einen Zaubertrank, allerdings sollte er wohl Mine mal um die Anleitung bitten, dann brauchte er sie nicht immer danach fragen. Und mit Ginnys Hilfe würde er ihn wohl auch brauen können. Zusammen mit einem Glas Wasser brachte Harry seiner Freundin den Trunk und legte sich ebenfalls wieder ins Bett. Er hoffte nur, dass er diesmal durchschlafen konnte ohne von Malfoy zu träumen. Langsam nervte es ihn, dass er nicht mal zu Hause vor dem Blonden sicher war. Kapitel 5: Kaffee und andere Überraschungen ------------------------------------------- „Guten Morgen. Hast du gut geschlafen?“ Träge öffnete Harry seine Augen und sah seine Freundin mit einem Tablett vor dem Bett stehen. Als er den Geruch von Kaffee und frischen Brötchen wahrnahm, wachte er richtig auf. „Ebenfalls guten Morgen. Womit habe ich das denn verdient?“ „Ich fühl mich schlecht wegen gestern. Du hattest sicher einen anstrengenden Tag und ich wecke dich dann auch noch auf.“ Sie schaute einen Moment betreten zu Boden. Dann lächelte sie jedoch wieder. „Deswegen habe ich mir gedacht, dich freut ein Frühstück am Bett. Das habe ich bei den Muggel im Fernsehen gesehen.“ Der Fernseher war ein Geschenk von Ginnys Vater gewesen, er hatte es ihnen zum Einzug in ihre gemeine Wohnung mitgebracht. Allerdings hatte er keine Ahnung, wie er wirklich funktionierte und Harry musste es ihm zeigen. Arthur war richtig begeistert, dass das junge Paar Steckdosen in der ganzen Wohnung hatte. Er verstand nur nicht, wie der Strom ohne Magie aus der Wand kommen konnte. Mittlerweile schauten sie sich sogar oft am Abend zusammen einen Film an. Vor allem die Herr-der-Ringe-Trilogie begeisterte die beiden, da Gandalf sie an Professor Dumbledore erinnerte. „Du bist echt klasse.“, lächelte Harry sie an und seine Freundin strahlte über das ganze Gesicht. „Iss du nur in Ruhe, ich muss noch für heute Abend einkaufen. Bis später, Schatz.“ Fröhlich ging Ginny aus der Wohnung und ließ Harry allein im Bett zurück. Seiner Meinung nach, hätte sie sich ruhig dazu setzen können und sie wären später zusammen einkaufen gegangen. Für Kürbispasteten und Lasagne brauchte man schließlich auch keine stundenlange Vorbereitung. Nachdem er aufgegessen und alles weggeräumt hatte, holte er die mitgenommene Akte hervor und begann sie noch einmal zu lesen. Doch es standen keine weiteren Informationen darin, es wurde nicht erklärt, warum der Armreif wertvoll war und er tauchte auch nie wieder auf. Als er die Akte wieder zusammenklappen wollte, fiel ihm allerdings etwas auf – zwischen den Seiten schaute die Ecke eines Fotos heraus. Der Autor schaute es sich genauer an und begriff, dass es das Erbstück sein musste. Damit ließ sich doch bestimmt etwas anfangen. Vielleicht hatte Hermine eine Idee, er musste sie später unbedingt fragen. Am Nachmittag half Harry seiner Freundin in der Küche, das bedeutete, dass sie kochte und die Kürbispasteten backte und er versuchte überall ein wenig abzubekommen. Er hörte damit auch nicht auf, als Ginny ihm androhte, George’s neueste Erfindung an ihm auszuprobieren. „So schlimm kann die doch gar nicht sein.“, meinte er gelassen und kratzte weiter die Teigschüssel aus. „Ach, bist du dir sicher? Er versucht sich gerade an einem neuen Bonbon, mit dem man quieckt wie eine Maus. Wäre doch bestimmt peinlich, wenn du damit anfangen würdest, während du mit deinem Chef redest, nicht wahr?“ Ginny lächelte ihn honigsüß an, während Harry plötzlich etwas blass um die Nasenspitze wurde. „Ist ja schon gut…“, murmelte er und setzte sich brav auf einen Küchenstuhl. „Wo du gerade von meinem Chef sprichst… Ich muss dir da noch etwas erzählen.“ Er holte tief Luft, bevor er weiter redete. „Ich habe mich etwas mit Malfoy gestritten und hatte dabei zufällig meinen Zauberstab in der Hand.“ „Ich ahne Schlimmes“, unterbrach ihn Ginny und seufzte laut. „Du hast ihn doch nicht etwa verflucht und bist gefeuert wurden?“ „Nein, nein, wir haben nicht gezaubert. Aber wir müssen trotzdem eine Woche zu den Anfängern um Teamfähigkeit nachzuholen.“ Kaum hatte er das ausgesprochen, prustete sie Rothaarige lauthals los. „Du hahaha musst mit Malfoy, ausgerechnet mit dem eingebildeten, selbstverliebten Malfoy, ein Team bilden?“ Ihr liefen mittlerweile schon die Tränen vom vielen Lachen und sie musste sich den Bauch halten. Seltsamerweise fand es Harry überhaupt nicht lustig und schaute beleidigt aus dem Fenster. „Ja, lach du nur, mach es ruhig noch schlimmer, als es eh schon ist.“ „Tut mir Leid, aber es ist hahaha einfach zu komisch." Sie wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel. „Das muss ich dann unbedingt Hermine und Ron erzählen. Nun sei doch nicht eingeschnappt, als Trost darfst du auch weiter den Teig naschen.“ Am späten Nachmittag standen ihre Gäste auch pünktlich vor der Tür und wurden herzlich von Ginny begrüßt. Als Harry aus der Küche kam, grinsten beide sehr verdächtig. „Hallo Harry, schön dich zu sehen.“, sagte Hermine und umarmte ihn. Dann schaute sie zu Ron und beide fingen an laut zu lachen. Misstrauisch sah der junge Autor sie an. „Was ist denn bitteschön so komisch.“ „Nichts, nichts.“, wehrte Ron ab, versuchte einen Moment ernst zu bleiben und brach wieder in Gelächter los. „Wir haben gestern ein seltsames Gerücht gehört.“, erklärte Hermine und Harry schwante schon böses. „Stimmt es, dass du mit Malfoy zusammen zurück zu den Auroranfängern musst um mit ihm ein Team zu bilden?“ „Ja, aber woher wisst ihr das denn schon wieder?“ Er bekam allerdings erst einmal keine Antwort, da sich die beiden kaum noch halten konnten vor lachen. Es dauerte einige Minuten, bis sich Hermine wieder halbwegs gefangen hatte. „Harry, fast das ganze Ministerium spricht davon. Ich fürchte, das wird deinem Ruf nicht gerade gut tun.“ Der junge Mann stöhnte genervt. „Am besten ich lasse mich nach Sibirien versetzen oder irgendwohin, wo man mich nicht kennt…“ „Ach komm schon, Alter. So schlimm wird es nicht werden. Es gibt bald das nächste Gerücht und dann vergessen sie das auch wieder.“ Hoffnungsvoll schaute Harry ihn an. „Meinst du wirklich?“ „Ich meine erst mal, dass wir essen sollten. Der Kaffee ist fertig und ich habe Kürbispasteten gebacken.“ Beim Essen wurde das Thema netterweise nicht mehr erwähnt und Harry hätte beinahe diesen verhängnisvollen Freitag vergessen, bis ihm etwas einfiel. „Hermine, du kennst dich doch mit alten magischen Gegenständen etwas aus oder?“ „Auskennen ist vielleicht etwas übertrieben, aber ich weiß, wo ich nachschlagen muss. Was willst du denn wissen?“ Alle schauten ihn neugierig an. „Als Ron mich beim Aktenstapeln besucht hat, ist mir etwas in die Hände gefallen.“ Er holte die mitgenommene Mappe hervor. Hermine und Ginny sahen ihn verständnislos an, nur Ron schien zu kapieren, was es damit auf sich hatte. „Harry, du hast die doch nicht etwa mitgehen lassen? Bist du verrückt? Deswegen könntest du gefeuert werden!“ „Der Fall ist abgeschlossen und die Akte liegt theoretisch im Archiv und staubt noch mehr ein als eh schon, die wird keiner vermissen. Viel wichtiger ist, was darin steht. Ich habe euch doch erzählt, dass Malfoy und ich angegriffen wurden.“ Hermine nickte. „Ja, hast du. Hat dieser Fall etwas damit zu tun?“ „Genau, es betrifft die selbe Familie und dasselbe Haus. Vor ungefähr 10 Jahren wurde ein kostbares Erbstück gestohlen und ist nie wieder aufgetaucht. Das ist doch verdächtig oder?“ „Und was genau wurde gestohlen?“, fragte Ginny skeptisch. „Es könnte doch genauso gut ein Zufall sein, immerhin ist es schon ein Jahrzehnt her.“ „Das glaube ich eben nicht. Es war ein ägyptischer Armreif, der sogar zum Schutz mit einem Auffindungszauber belegt wurde.“ Harry zeigte ihnen das Bild. „Trotzdem konnte er nicht gefunden werden. Und nun werden Auroren angegriffen, wenn sie sich dem Haus nur nähern? Da steckt etwas dahinter.“ „Ich glaube, Harry hat Recht. Der Reif kommt mir bekannt vor, ich habe ihn schon irgendwo gesehen. Ich komme nur nicht darauf wo.“, überlegte Hermine laut. Dann klatschte sie plötzlich in die Hände. „Wenn er wirklich aus Ägypten kommt, dann weiß Bill vielleicht etwas davon, immerhin war er jahrelang dort. Warum schreibst du ihm nicht einfach?“ „Natürlich, darauf hätte ich auch selber kommen können. Danke Mine, du bist die Beste.“, sagte Harry und wurde von Hermine angestrahlt. „Weil du gerade Bill erwähnst, er hat mir übrigens einen Brief geschrieben.“, erzählte Ron aufgeregt. „Ich soll euch ausrichten, dass er Vater wird.“ Einen Moment lang herrschte Stille, dann redeten alle durcheinander. „Er wird Vater und ich weiß nichts davon?“, empörte sich Ginny. „Fleur ist schwanger?“ „Seit wann wissen sie es?“ „Wird es ein Junge oder ein Mädchen?“ „Haben sie sich schon einen Namen überlegt?“ „Wann ist es denn soweit?“ Ron hob beschwichtigend die Arme und die Anderen wurden leise. „Leute, beruhigt euch. Sie wissen es erst seit dieser Woche, es dauert also noch eine ganze Weile.“ „Er hätte es mir trotzdem selber sagen sollen, immerhin bin ich seine Schwester.“, schmollte Ginny weiter. „Und ich bin sein jüngster Bruder, also habe ich das Recht auf Informationen.“ „Das denkst auch nur du.“, lachte die Rothaarige. Ron musste dann Ginny aber doch noch in einer Sache Recht geben: Sie hatte ihre Kochkünste von Molly geerbt, denn ihr Essen schmeckte immer fantastisch. Zu Harrys Zufriedenheit erwähnte auch bis zum Ende des Abends keiner mehr seine Strafarbeit. Hallo ^^ Bin wieder zurück und habe jetzt auch mehr Zeit zum schreiben, weil ich ,,nur" noch arbeiten gehe xD Hat es euch gefallen? Dann lasst mir doch auch ein Kommi da, wäre super lieb ;) Ihr müsst nur auf den kleinen Button weiter unten gehen... Noch ein Stück weiter runter... Ja genau da, auf Kommentare gehen. Dann lasst ihr euch noch über das Kapitel aus und fertig *g* Kapitel 6: Zelten mal anders ---------------------------- Am Sonntag bekam Harry eine Nachricht von McRouver, dass er am Montag nicht ins Ministerium kommen brauchte, stattdessen sollte er an einem Zeltplatz ihre zuständige Ausbilderin treffen, wo sie auch die restliche Woche verbringen würde. Für Verpflegung und Unterkunft sei dabei gesorgt. Er fragte sich, ob Lisa Simmons immer noch die Ausbildung leitete, mit ihr hatte sich Harry nämlich immer gut verstanden. Sie war eine junge, aber erfahrene Aurorin, die ihn in ihrer Art an Molly Weasley erinnerte. So kam es, dass sich der junge Auror am Morgen von Ginny verabschiedete, die ihm mit einem breiten Grinsen im Gesicht Viel Spaß mit Malfoy wünschte. Dann schnappte er sich seinen Besen um an die angegebene Adresse zu fliegen. Die Sonne schien und Harry genoss es, den frischen Wind in seinem Gesicht zu spüren. Unter ihm zog London mit seinen vielen belebten Straßen vorbei, danach sah er fast nur noch grüne Wiesen und kleinere Wälder, ab und zu schummelte sich ein kleineres Dorf in die nahezu unberührte Natur. Nach nur einer halben Stunde erblickte er die ersten Zelte und flog zwischen Bäumen in der Nähe runter. Er hatte sich Hermines Tasche ausgeliehen, sodass er den Besen darin unbemerkt verstauen konnte. Vielleicht brauchte er ihn in der Woche noch mal. Und sei es um mal eine Zeit ohne Malfoy verbringen zu können. Ein bisschen erinnerte ihn der Zeltplatz an das Quidditch-Match in seinem vierten Schuljahr und sein Gesicht verfinsterte sich bei dem Gedanken daran. Doch er zwang sich dazu, an etwas anderes zu denken. Er wollte sich die Woche nicht noch mehr verschlimmern. Etwas Helles blitzte ein paar Meter vor ihm in der Sonne auf und bei genauerem Hinsehen erkannte er Dracos Blondschopf. Als er näher kam, konnte er ihn genauer sehen. Der andere Auror schien überhaupt nicht begeistert über sein Eintreffen zu sein, wahrscheinlich hatte er gehofft, dass Harry krank werden und die ganze Strafarbeit abgeblasen werden würde. Jedenfalls war das seine eigene Hoffnung gewesen. „Na Potter, du hast es ja auch endlich geschafft. Hast du dich verflogen, oder warum hat das solange gedauert?“, wurde er mehr oder eher weniger freundlich begrüßt. Doch bevor er zu einer Antwort ansetzen konnte, kam auch schon eine Frau auf ihn zu und rief sie beim Namen. So blieb ihm nur noch Malfoy einen bösen Blick zuzuwerfen. „Mr. Potter, Mr. Malfoy, ich bin Susan Wenston, ich werde Sie diese Woche betreuen und mit Ihnen das Training für Teamfähigkeit durchführen. Folgen Sie mir bitte, ich bringe Sie zu den restlichen Teilnehmern.“ Sie ging voran und Harry und Draco folgten ihr ohne sich gegenseitig auch nur eines Blickes zu würdigen. An lauter spielenden Muggelkindern und ihren Eltern ging es vorbei, bis sie zu einer Ansammlung von jungen Menschen kamen, die allesamt aussahen, als wären sie völlig fehl am Platz. „Hier ist der Rest der Truppe, es sind alles Auroren im ersten Jahr der Ausbildung.“ Sie schaute die beiden an und runzelte die Stirn. „Es ist das erste Mal, dass so junge Auroren mehrere Tage zusammen wegfahren, deswegen bin ich ganz froh, dass Sie mir von McRouver zugeteilt wurden. Ich hoffe, Sie werden den anderen ein Vorbild sein und sich genauso benehmen, wie ich es von Ihnen erwarte.“ Harry hatte plötzlich die starke Vermutung, dass ihre Strafarbeit nur eine Ausrede war, damit Mrs. Simmons bei dem Ausflug nicht alleine war. Er sollte sie später einmal danach fragen, ob sie von Anfang an dafür eingeplant waren. Denn auch wenn es nicht offiziell bekannt gegeben wurde, nach dem Angriff auf Harry und Draco wurden nur noch größere Gruppen von Auroren auf Missionen geschickt. Ob McRouver wohl befürchtete, dass es noch mehr Angriffe geben würde? Er schien mehr über den Vorfall zu wissen, als er erzählen wollte. Ihre Ausbilderin erklärte inzwischen, dass in dieser Woche nicht die Zauberei sondern Zusammenarbeit im Vordergrund stand, weswegen ihre erste Aufgabe sei, die Zelte ohne Magie aufzubauen, die sie von Muggeln gekauft hatten. „Das bedeutet, den überflüssigen Luxus, den einige von Ihnen gewohnt sind, werden Sie hier nicht finden. Die Zelte sind von außen ebenso groß, wie von innen, es gibt für jeden einen Schlafsack und das war’s. Ich werde Sie nun in Zweierteams einteilen, mit Ihrem Partner werden Sie die ganze Woche zusammenarbeiten. Jede Aufgabe, die Sie erfolgreich zusammen meistern, bringt Ihnen Punkte ein, die am Ende der Woche zusammengerechnet werden. Das beste Team darf die nächste Woche Urlaub in Deutschland machen, alle Kosten dafür übernimmt das Ministerium. Alles weitere erkläre ich Ihnen, wenn die Zelte stehen.“ Es bewegte sich niemand, alle schienen vor Schreck erstarrt zu sein. Harry machte es scheinbar als einzigem nichts aus, er war sowieso keinen großen Luxus gewohnt. Amüsiert schaute er sich in der Runde um. Außer ihm und Malfoy waren noch zehn junge Männer und Frauen dabei. Die meisten versuchten immer noch verzweifelt zu begreifen, wie Muggel in solchen Miniaturzelten übernachten konnten. Als letztes blieb sein Blick an dem Blonden hängen, er wirkte völlig abwesend, doch das würde ihm nicht viel helfen. Harry wollte sich nicht blamieren, immerhin waren sie die Ältesten der Runde. Und der Urlaub gab ihm auch einen kleinen Anreiz, er war noch nie außerhalb von Großbritannien gewesen. Deshalb schnappte er sich den Arm seines Partners und schleifte ihn zu einem kleinen Haufen aus Schlafsäcken, Luftmatratzen und Zelten. „Du kannst wieder aufwachen, Malfoy, du wirst dich ganz bestimmt nicht vor der Arbeit drücken. Wir müssen zuerst ein Zelt aussuchen, dann hilfst du mit beim Aufbauen.“ Er betrachtete die verschiedenen Modelle fachmännisch und wählte dann das größte aus, umso weiter könnte er von dem anderen Auror entfernt liegen. „Nenn mir auch nur einen Grund, warum ich mit dir zusammen arbeiten sollte.“, zischte Draco giftig. Er hatte immer noch nicht verstanden, warum sie nicht einfach Magie benutzen konnten und warum er, ausgerechnet er, so nah neben Potter schlafen musste. Wehe er schnarchte in der Nacht. „Vielleicht ja, weil das unsere Strafarbeit ist und wir sonst beide Ärger mit McRouver bekommen. Du kannst gerne abwarten, ob er dich feuert, aber ich habe darauf keine Lust.“, fauchte der Schwarzhaarige zurück. „Ist ja gut. Du würdest es alleine wohl eh nicht schaffen.“ Desinteressiert sah er das Knäuel unter Harrys Arm an. „Du kannst ja schon mal anfangen, ich erkunde die Gegend.“ Er wandte sich wieder ab und wollte weggehen. Doch der andere Auror hatte damit gerechnet und hetzte ihm (mal wieder) den Klammerfluch auf den Leib. „Hier geblieben! Entweder du hilfst mir, oder du kannst zusehen, wie du dich alleine wieder befreist!“ Wütend funkelte er den erstarrten Malfoy an. Mit ihm hatte man aber auch nichts als Ärger. Das konnte ja eine schöne Woche werden. Nach ein paar Minuten erlöste er ihn wieder aus seiner Starre, doch der Blonde dachte nicht einmal daran, sich zu bedanken. „Ich warne dich, Potter, wag das nie wieder, sonst…“ „Was sonst? Petzt du es deinem Vater?“, machte sich Harry lustig. „Oh nein, aber dann kannst du deinen Job schon mal vergessen. Ich erzähle McRouver, dass du Akten aus dem Archiv mitgehen lässt, das wird schon reichen. Wenn du Pech hast, hängt man dir gleich noch ein Verfahren an den Hals und du wanderst nach Askaban.“ Malfoy grinst hämisch und der Schwarzhaarige wurde blass. „Das wagst du dir nicht.“ „Und ob ich das machen werde. Ab sofort will ich auch immer wissen, wie weit du mit diesem Fall bist, du hältst mich auf dem Laufenden oder ich geh zum Chef. Such es dir aus.“ Harry kochte vor Wut. Was konnte er denn dafür, dass Draco immer so uneinsichtig war und er gezwungen, ihn zu verhexen? „Na schön“, presste er zwischen zusammenpressten Lippen hervor. „Aber dann hörst du auch auf, dich so hochnäsig zu benehmen, sonst erkläre ich dich als meinen Komplizen und du bist genauso dran.“ Die beiden gaben sich die Hand darauf und suchten sich schweigend einen Platz für das Zelt. Sie rollten die Plane aus und stellten sich dann mit verschränkten Armen davor. „Hast du so ein Ding schon mal aufgebaut?“, fragte Draco, der etwas ratlos war. „Natürlich, du etwa nicht?“ Harry war verdutzt, der andere war schließlich auch bei der Weltmeisterschaft gewesen. „Natürlich nicht“, schnaufte Malfoy. „Das haben immer die Hauselfen erledigt.“ „Okay, ich erkläre es dir und du kannst es dann machen, einverstanden?“, grinste Harry ihn an. „Schon vergessen, Potter? Das ist eine Teamaufgabe, du wirst mitmachen müssen.“ Und so kämpften sie sich gemeinsam durch die verschiedenen Planen und Stangen bis ein einigermaßen gerades Zelt vor ihnen stand. „Sehr schön, sehr schön.“ Mrs. Wenston hatte sich währenddessen hinter sie gestellt und sie beobachtet. „Sie waren als erste fertig und haben auch noch gut zusammengearbeitet. Dadurch erhält ihr Team zehn Punkte.“ Sie wandte sich der restlichen Gruppe zu, die zum Teil noch nicht eine Stange stehen hatte. „Sie können sich alle ein Beispiel an Mr. Potter und Mr. Malfoy nehmen, genauso so sollte es werden. Wenn Sie alle fertig sind, können Sie ihr Gepäck in das Zelt räumen und dann gibt es Mittag essen, also beeilen sie sich bitte. Dann werde ich ihnen auch noch den weiteren Tagesverlauf erklären.“ Harry schnappte sich seinen Schlafsack und seine, eigentlich ja Hermines, Tasche und krabbelte als erstes durch die kleine Öffnung. Es wäre auch Platz für mehr als zwei Personen, er konnte also weit weg von Draco schlafen. Dieser versuchte sich gerade ebenfalls durch den Eingang zu zwängen und riss fast das ganze Zelt wieder ein. „Kannst du nicht aufpassen? Beinahe wäre es wieder zusammengefallen.“, rief Harry aus. Malfoy blickte ihn trotzig an. „Was kann ich denn dafür, wenn die Muggel alles so klein bauen.“ Er sah sich entsetzt das Zeltinnere an, viel gab es ja nicht. „Wie sollen denn hier zwei Leute wohnen? Und wo ist das Bad? Und die Schlafzimmer? Und…“ „Malfoy, du kannst dich wieder beruhigen.“, unterbrach ihn Harry ruhig. „Bei den Muggeln gibt es so was nicht. Es gibt nur das, was du sehen kannst und das ist ausreichend Platz für zwei Schlafsäcke.“ Draco sah ihn inzwischen mit einem leicht panischen Blick an. „Hier gibt es ja keine Privatsphäre! Und wo sollen wir uns duschen?“ „Es gibt Campingwaschräume. Da sind Duschkabinen, Toiletten und Waschbecken.“ Belustigt hatte er beobachtet, wie der andere bei jedem seiner Worte fassungsloser aussah. Geschah ihm recht, dass er mal von seinem normalen luxuriösen Umfeld wegkam. Draco versuchte sich zitternd zu erheben, stieß an die Zeltwände und ließ sich wieder zurücksinken. Wenn Harry es nicht besser wüsste, hätte er gedacht, dass er Tränen in seinen Augen gesehen hatte. Aber ein Malfoy würde wohl kaum weinen. „Ich kann hier nicht bleiben, da kündige ich lieber gleich.“ „Du bist und bleibst ein Feigling, Blondi. Dann geh doch zu deinem Dad und heul dich aus.“, reizte Harry ihn. Er wusste ganz genau, dass er damit in ihm einen wunden Punkt getroffen hatte. Doch ohne Malfoy müsste er nicht hier sein und alleine würde er es nicht durchziehen. „Wie hast du mich genannt?“ Der altbekannte hasserfüllte Blick traf den anderen Auror, doch das machte ihm schon seit Jahren nichts mehr aus. Wenigstens war Draco wieder er selbst. „Du hast mich schon verstanden. Was ist jetzt? Bleibst du oder gehst du heim zu Papi?“ „Natürlich bleibe ich! Dir werde ich es schon zeigen!“ Malfoys Blick hätte ich zu gerne gesehen, als er in das kleine Zelt gekrabbelt ist... xD Das Kapitel hat mir wirklich Spaß gemacht zu schreiben. Ich hoffe es gefällt euch ebenso wie mir. Und Kritik, Lob und Anregungen sind gerne gesehen, also immer schön Kommentare schreiben ^^ Kapitel 7: Von Jägern und Sammlern ---------------------------------- Aus der Versenkung aufgetaucht und endlich mal neben dem Arbeiten zum schreiben gekommen, sage ich euch hallo, viel Spaß beim Lesen und ein schönes Wochenende ^^ Sie hatten sich fertig eingerichtet, so gut es eben in einem Zelt ging. Die Luftmatratzen wurden magisch aufgeblasen (die Muggel mussten ganz schön starke Lungen haben, überlegte der blonde Auror) und die Schlafsäcke ausgerollt. Harry kramte in seiner Tasche nach etwas, das er nach wenigen Augenblicken triumphierend vor Dracos Nase hielt. „Was ist das?“ Der Blick des anderen war äußerst misstrauisch. Bei Potter konnte man ja nie wissen, was er wieder anschleppte. „Die Antwort von Bill. Sie ist heute Morgen noch eingetroffen.“ Draco sah ihn völlig verständnislos an und Harry fiel ein, dass er ja noch gar nichts von seinen Neuigkeiten erzählt hatte. „Bill Weasley, ich hatte ihn gefragt, ob er etwas von diesem Armreif weiß, der gestohlen wurde.“ Er faltete das Pergament auseinander und wollte gerade anfangen zu lesen, als er Mrs. Wenston’s Stimme hörte und die Nachricht hastig wieder in der Tasche verschwinden ließ. „Ich bitte Sie alle, zu mir zu kommen. Das Essen wartet.“ „Zeig sie mir nachher.“, sagte Draco knapp und verschwand aus dem Zelt, Harry folgte ihm dicht. Die restliche Gruppe hatte sich schon um einen länglichen Tisch platziert, auf dem das Frühstück aufgebaut war. Es gab Brot und Brötchen, verschiedene Marmeladen und Beläge, Kaffee, Tee und einige Schalen mit Obst. Die Auroren hatten es sich wirklich schlimmer vorgestellt auf einem Muggelzeltplatz zu kampieren. „Greifen Sie ruhig zu, Sie werden Ihre Kräfte heute noch brauchen.“ Das ließen sie sich nicht zwei Mal sagen und langten ordentlich zu. Harry genoss das Essen an der frischen Luft, nicht einmal Malfoys Anwesenheit konnte ihm die gute Laune verderben. Nachdem sie fertig waren, stand die Ausbilderin auf und ließ die Essensreste verschwinden. „Als nächstes werden wir in den angrenzenden Wald gehen, dort wartet Ihre nächste Aufgabe auf Sie.“ Sie deutete auf die Bäume, die fast neben ihrem Zeltkreis standen. „Sie sollten sich lange Sachen anziehen, auch wenn es bisher noch warm ist, kann es im Schatten doch recht frisch werden. Und Sie wollen bestimmt nicht von Insekten angegriffen werden.“ Alle taten was sie sagte und das erstaunte die beiden älteren Auroren doch. Mrs. Wenston war ruhig und freundlich, und doch strahlte sie einen beeindruckenden Respekt aus. Nach nur wenigen Schritten standen sie auf einer sonnigen Lichtung, auf der sechs Kissenberge aufgehäuft waren. Harry überkam ein mulmiges Gefühl, denn die Kissen erinnerten ihn an eine ihrer Übungen bei den DA-Versammlungen, und es würde ihn wirklich nicht freuen, von Malfoy mit dem Petrificus Totalus außer Gefecht gesetzt zu werden. Eben jener freute sich hingegen schon, sich an dem Held der Zauberwelt zu rächen. „Sehr schön, sehr schön. Und nun suchen Sie sich mit Ihrem Partner zusammen einen Platz aus, damit ich Ihnen die Übung erklären kann.“ Mrs. Wenston schien vor guter Laune richtig überzulaufen, was auch immer diese Frau für Drogen nahm, sie sollte Draco etwas abgeben, denn er fand die ganze Zeltplatzaktion nicht mal ansatzweise lustig. Die beiden älteren Auroren gingen in stillschweigender Übereinkunft auf den am weitesten entfernten Übungsplatz zu, bloß so weit wie möglich weg von Zuschauern und Blamagen. Sie ignorierten gekonnt, dass sie sich fast nicht weiter blamieren konnten. „Und nun zu Ihrer Aufgabe. Sie werden lernen, Ihrem Partner und damit auch anderen Menschen zu vertrauen. Das ist enorm wichtig, wenn Sie auf Missionen sind und sich in schwierigen Lagen befinden. Denn dann bleibt Ihnen nichts anderes übrig, als im Team zu arbeiten. Auroren, die Einzelkämpfer sind, überleben meist nicht lange.“ Die Ausbilderin hatte die Ernsthaftigkeit wieder gefunden. (Draco vermutete eher, dass die Wirkung ihrer Drogen nachgelassen hatte.) „Wenn Sie das Gefühl haben zu fallen, sollten Sie sich auf Ihren Partner verlassen können. Und das nicht nur im übertragenen Sinne. Hier sollen sich wirklich nach hinten fallen lassen, vertrauen Sie darauf, dass der andere Sie auffängt. Sie halten Ihre Augen geschlossen, Ihr Partner ist wachsam, wenn Sie sich sicher fühlen, fangen Sie an. Bei den ersten Malen, sollten Sie noch bis 3 zählen, danach wird sich ein Verständnis zwischen Ihnen bilden und die Warnung unnötig machen. Die Kissen sind dazu da, Ihren Sturz abzufangen, sollte Ihr Partner nicht die nötige Kraft oder das Reaktionsvermögen haben. Allerdings werden Sie dann wohl keine Punkte mehr erhalten können. Und nun, fangen Sie an, ich werde Sie nur beobachten.“ Harry und Draco sahen sich missmutig an, keinem gefiel der Gedanke sich in die Arme des anderen Aurors fallen zu lassen. „Wer fängt an?“, fragte der Blonde nervös. Sie wussten beide, dass die Kissen bei ihnen besonders notwendig waren. „Ich lasse mich fallen.“, bestimmte Harry. Er stellte sich mit dem Rücken zu Draco und schloss die Augen. Innerlich schloss er schon mal mit dem Leben ab, wer wusste schon, was für einen Fluch ihm sein Erzfeind auf den Hals hetzten würde. Noch ein letztes Mal versuchte er ruhig ein und auszuatmen, dann fing er mit dem Zählen an. „Bereit? 1, 2, 3…“ Er ließ sich nach hinten fallen und stellte sich darauf ein, mit dem gepolsterten Boden Bekanntschaft zu machen. Doch entgegen seiner Erwartung wurde sein Sturz von zwei starken Armen gebremst. Zu überrascht um zu reagieren blieb er noch einen Augenblick in der Position. „Bist du ohnmächtig geworden, Potter?“ Dracos höhnische Stimme drang an sein Ohr und er blinzelte verwirrt. Zwei silbergraue Augen schauten ihn spöttisch an. Mit einem Satz stand Harry wieder auf seinen Beinen, das war ja wirklich peinlich gewesen. Aber woher hätte er wissen sollen, dass Draco ihn wirklich auffing? Und seit wann war er so stark? Es stimmte zwar, dass Harry schlank war und nicht viel wog, aber seit er im Ministerium angefangen hatte, hatte er einige Pfund an Muskeln zugelegt. Dann wurde ihm bewusst, dass er immer noch dastand wie angewurzelt und den anderen Auror ungläubig anstarrte. Er klappte den Mund wieder zu und tat, als ob nichts gewesen wäre. „Gut… Und jetzt du.“ Wenn er sich nicht täuschte, sah er, wie sich Unsicherheit in Malfoys ganzem Körper ausbreitete. Dieser stellte sich ihm gegenüber und drehte ihm den Rücken zu. Draco hatte wirklich breite Schultern bekommen, oder hatte er diese auch schon in der Schule gehabt und Harry hatte ihn nie wirklich angesehen? Moment mal, seit wann interessierte ihn Malfoys Aussehen! „Es geht los. 1, 2, 3!“ Die Stimme des anderen Aurors holte ihn gerade rechtzeitig wieder in die Wirklichkeit zurück. Bevor er darüber nachdenken konnte, ob er Draco nicht doch einfach fallen ließ, hatte er ihn aus Reflex auch schon aufgefangen. Der Blonde war leichter als er gedacht hätte. Auf einmal wirkte er auf Harry zerbrechlich, wie er in seinen Armen lag, die silberblonden Haare waren durch den Fall etwas durcheinander geraten. Und wieder schauten ihn seine faszinierenden silbergrauen Augen an. „Wenn du dich satt gesehen hast, kannst du mich ja wieder loslassen.“, schmunzelte Draco, doch es fehlte der sonst so typische spöttische Unterton. Vorsichtig stellte Harry ihn wieder hin und sagte das erstbeste, was ihm in den Sinn kam. „Seit wann hast du solche Muskeln?“, platzte er heraus. Und hätte sich im nächsten Moment am liebsten nach Alaska appariert. Malfoy schaute ihn erst etwas verdutzt an, grinste und fing dann schallend an zu lachen. Er hatte ihn noch nie so unbefangen lachen gehört, überhaupt war aus dem eitlen Eisprinz von Slytherin plötzlich ein gut gelaunter junger Mann geworden. Und er sieht auch gut aus… Stopp! Denk gar nicht erst an so eine Richtung, Harry! Schmollend sah er in eine andere Richtung, er konnte ihn doch nicht so einfach auslachen! Auch wenn die Frage vielleicht etwas unbeholfen klang, würde es den Schwarzhaarigen wirklich interessieren. „Also gut“, antwortete Draco atemlos, immerhin hatte er aufgehört zu lachen. „Aber versprich mir, dass du es niemanden erzählst.“ Er blickte Harry ernst an. „Oder wenigstens nicht meinem Vater oder anderen ehemaligen Slytherins, sonst bin ich das Gespött der Stadt.“ „Sind wir das nicht schon beide?“, seufzte sein Partner und dachte missmutig an Ron und Hermines Kommentar zurück, dass schon am Freitag das ganze Ministerium Bescheid wusste. „Versprich es mir!“ „Ja, ja, schon gut, ich verspreche es.“ Wenn es dem Blonden so wichtig war, musste es wirklich interessant sein. „Ich gehe jede Woche in ein Fitness-Center der Muggel. So, jetzt kannst du mich auslachen. Wieso erzähl ich es auch ausgerechnet dir???“ Draco schloss verzweifelt die Augen und wartete darauf, dass er sich über ihn lustig machte. Doch Harry lachte ihn nicht aus, er lächelte ihn einfach nur an. „Ist doch toll, dass du trainierst. Warum sollte ich dich auslachen?“ „Naja, ein Malfoy gibt eigentlich nicht zu, dass er etwas für sein tolles Aussehen machen muss, und auch noch bei Muggeln.“ „Du vergisst, dass meine Mutter auch muggelstämmig war. Zu deinem ach so tollen Äußeren sag‘ ich jetzt besser nichts.“ „Mr. Potter und Mr. Malfoy!“ Erschrocken drehten sich die beiden Auroren um, sie hatten nicht mitbekommen, dass Mrs. Wenston sich ihnen genähert hatte. Doch jetzt stand sie wütend vor ihnen und die ganze Gruppe schaute sie neugierig an. So viel zum Thema nicht noch mehr blamieren. „Wenn Sie die ganze Zeit lieber quatschen als an Ihre Übung zu denken, wird es Ihnen ja auch nichts ausmachen, wenn Sie mir Ihre Zauberstäbe geben und sich dann auf den Weg machen um Brennholz für heute Abend zu besorgen!“, schrie die sonst so ruhige Ausbilderin sie an. Die jungen Männer waren zusammen gezuckt, als sie hörten, dass sie ohne Zauberstäbe in den Wald gehen sollten. Womit hatten sie das immer wieder verdient? Kapitel 8: Erinnerungen im Wald ------------------------------- Jaaaa, da bin ich wieder ^^ Und ich danke meiner treuen Reviewerin Li-chi, die mir das Gefühl gibt, dass jemand diese Geschichte liest und mag xD WICHTIGES Edit: Hier kann man sich ja anzeigen lassen, wie viele Favoriten die Geschichte hat O.o *ups* Ich danke also auch meinen 14 Favoriten ^^ *Entschuldigungskekse rüberreich* Hab das bisher echt noch nie gesehen... * drop* Sie hatten drei Stunden Zeit bekommen, um genügend Brennholz für einen Abend zu sammeln. Es hörte sich nach viel an, doch ohne Zauberstäbe würden sie so viel Zeit wohl auch benötigen. Draco wurde den Gedanken nicht los, dass ihre Ausbilderin sie einfach für eine Weile loswerden wollte. „Trödel nicht so rum, Malfoy! Ich will heute noch fertig werden.“ Harrys Stimme erklang aus einiger Entfernung und der junge Mann beeilte sich ihn einzuholen. Seit seinem ersten Schuljahr wurde er in Wäldern immer etwas nervös, es erinnerte ihn an die Strafarbeit im Verbotenen Wald. Und das wiederum erinnerte ihn daran, dass er sich danach geschworen hatte, Harry aus dem Weg zu gehen. Er wusste schon immer, dass der Junge mehr Ärger anzog als irgendjemand vertragen könnte, vor allem kein Malfoy, der es nicht gewohnt war, bestraft zu werden. Das hatte er nun davon Auror zu werden. Hätte er bloß nach dem Willen seines Vaters gehandelt und wäre lieber in die Ministeriumszentrale gegangen, statt zu den Auroren, mit ein paar „Spenden“, hätte sich das erledigt. Dann wäre er jetzt auf dem besten Weg zum Zaubereiminister und nicht in einem scheußlichen Wald zusammen mit dem Potter-Jungen. „Was ist denn mit dir los? Hast du etwa wieder Angst?“, der andere Auror grinste ihn spöttisch an und Draco fragte sich wieder einmal, warum dieser Kerl nicht in Slytherin war, er hatte einige passenden Eigenschaften dafür. Und er hätte wohl nie mit dem Wiesel und der Granger Freundschaft geschlossen. „Wovor sollte ich denn Angst haben? Vor dir?“, fragte der Blonde ihn bissig und ging, ohne den anderen eines Blickes zu würdigen, zu einem Haufen abgebrochener Äste und begann sie aufzusammeln. Harry stand immer noch an derselben Stelle und schaute ihm seelenruhig zu. Man sah einen Malfoy schließlich nicht oft körperlich arbeiten. Als Draco die Arme voll hatte, ging er, immer noch sauer und dementsprechend wortkarg, in die Richtung, aus der sie kamen. „Wo willst du denn hin?“ „Siehst du doch, ich gehe zurück zum Zeltplatz.“, entgegnete Draco schnippisch. „Das ist ja sehr schön für dich, allerdings kamen wir von der anderen Seite.“ „Stimmt nicht, ich weiß ja wohl noch, wo wir zelten.“ „Oh na dann will ich dich ja nicht davon abhalten, auch wenn ich von hier aus schon ein paar Zelte ausmachen kann.“ Wortlos drehte Draco um und ging erhobenen Hauptes in die Richtung, in die Harry zeigte. Wie sehr konnte sich ein Mensch eigentlich an einem Tag blamieren? „Bist du denn gar nicht neugierig?“, fragte Harry, während er ebenfalls anfing heruntergefallene Äste aufzusammeln. Der blonde Auror blieb stehen und drehte sich – immer noch beleidigt – wieder um. „Warum sollte ich denn bitteschön neugierig sein?“ „Ich hab’ dir doch heute morgen von dem Brief erzählt, den mir Bill Weasley geschrieben hat.“ „Ja und? Was interessiert mich das?“ Harry verdrehte die Augen über Malfoys Verhalten und begann zu erklären. „Bill war Fluchbrecher in Ägypten und der Armreif war ein ägyptisches magisches Artefakt.“ „Bei Salazar, wenn du nicht bald auf den Punkt kommst, Potter, hänge ich dir einen Fluch an, sobald ich meinen Zauberstab wieder hab'.“, wurde er angeschnauzt. Warum konnte Draco nicht einmal nett sein oder wenigstens seinen Mund halten? „Streng doch mal dein Gehirn an, oder brauchst du dafür auch Hauselfen? Bill weiß wahrscheinlich etwas über den Armreif oder kennt jemanden, den wir fragen können.“ „Und was hat das Wiesel nun in dem ach so interessanten Brief geschrieben?“ Langsam reichte es Harry, mit diesem arroganten Schnösel konnte man es doch nicht lange aushalten! Was hatte er getan, um das Schicksal so zu verärgern? „Ich hab den Brief noch nicht gelesen. Falls es dir nicht aufgefallen ist, hatte ich keine ruhige Minute mehr, seit wir hier ankamen.“, zischte er sauer. „Und deswegen nervst du mich mit deinem sinnlosen Gelaber? Da hättest du besser mal den Mund gehalten.“, sagte der Blonde und kehrte ihm wieder den Rücken zu. In Harry kochte es so sehr, dass er sich nicht mehr beherrschen konnte. Geräuschvoll ließ er die eingesammelten Äste fallen und schritt wutentbrannt auf Draco zu. Dieser konnte ihn nicht sehen, weil er ihm immer noch den Rücken zudrehte. Ansonsten wäre er wohl auch vor dem Schwarzhaarigen geflüchtet. Ganz Gryffindor-untypisch packte Harry den Blonden an der Schulter, drehte ihn zu sich herum und drückte ihn mit dem Rücken an den nächsten Baum. Draco ließ vor Schreck ebenfalls seine Ausbeute fallen, so grob hatte man ihn noch nie behandelt. Nun ja, fast nie, denn ihm fiel die Ohrfeige von dieser Granger im dritten Schuljahr wieder ein. Doch das war nichts gewesen gegen den Ausdruck in Harrys Gesicht, man konnte richtig Angst vor ihm bekommen. „Hör mir jetzt genau zu, Malfoy. Du hast zwei Möglichkeiten. Die erste ist, du änderst sofort dein Verhalten und versuchst wenigstens freundlich zu sein.“ Dracos Gesicht konnte man ansehen, dass er davon nicht begeistert war. Die ganze Situation behagte ihm nicht. Er hätte nicht gedacht, dass Harry so stark war und seine Nähe machte ihn irgendwie nervös. Sie waren Erzfeinde, seit der ersten Klasse, wie sollte er da nett sein? „Und was ist die zweite Möglichkeit?“ „Gut dass du fragst.“, grinste Harry so fies, dass Draco jetzt wirklich Angst bekam. „Wenn du die zweite Variante wählst, garantiere ich dir, dass du deinen Zauberstab nie mehr benutzen kannst.“ Er hatte es gewusst, Harry sollte definitiv nach Slytherin kommen und der sprechende Hut hatte sich vertan. Dann hätte Draco ihn als besten Freund und nicht Crabbe und Goyle, die waren eh bloß hirnlose Idioten. Der einzige halbwegs vernünftige Junge in seinem Haus war Blaise Zabini, aber der reichte natürlich noch lange nicht an Dracos Genialität heran. Nicht dass Potter besser wäre als er. Daran sollte er noch nicht einmal denken… „Malfoy, ich stelle dich hier gerade vor die Wahl nett zu sein oder du bist erledigt, und du brauchst noch drei Stunden zum Nachdenken? Dein Charakter ist noch viel schlimmer als ich gedacht habe!“ Harrys Gesicht kam ihm noch ein Stück näher und er konnte genau in seine Augen sehen. Erst jetzt fiel ihm auf, dass in dem Grün kleine braune Tupfer waren. Was dachte er da bloß wieder, er sollte sich auf seine Entscheidung konzentrieren und nicht auf Harrys Augen! „Okay“, seufzte er schweren Herzens. „Ich gelobe mich zu bessern. Zufrieden?“ Harrys Grinsen wurde breiter, er ließ ihn wieder los und begann seine fallengelassenen Äste aufzusammeln. Unauffällig rieb sich Draco die schmerzenden Schultern, der Junge sollte lernen mit seiner Kraft umzugehen. Zwei Stunden später hatten sie es tatsächlich geschafft einen großen Berg Feuerholz zusammenzutragen OHNE sich auch nur ein einziges Mal zu streiten. Allerdings lief die Abmachung anders ab, als Harry es geplant hatte. Statt nett zu ihm zu sein, ignorierte Draco ihn einfach und lächelte ihn ab und zu an, doch sein Lächeln wirkte so falsch, dass es Harry schon wieder sauer machte. Dieser blonde Mistkerl schaffte es immer wieder ihn völlig ausrasten zu lassen, dabei war er unter seinen Freunden nie so. Aber seine Freunde waren auch nicht in Slytherin oder hatten reiche, angeberische Eltern, die ihnen alles, was sie wollten, in den Hintern schoben. Aber vielleicht schaffte er es ja auch mit dem Blonden ein normales Gespräch anzufangen, viel verlieren konnte er ja nicht mehr und selbst die Streitereien waren besser als diese angespannte Stille zwischen ihnen. „Die Anderen sind noch nicht zurückgekommen, sollen wir sie suchen oder willst du wissen, was es nun mit dem Armreif auf sich hat?“ Doch statt einer Antwort zuckte Draco nur mit den Schultern und betrachtete gelangweilt seine Fingernägel, die nach der Arbeit nicht mehr ganz so perfekt manikürt aussahen. Harry rollte (mal wieder) mit den Augen über dieses Verhalten. „Malfoy, das ist doch kindisch. Okay, du musst nicht unbedingt nett zu mir sein, aber können wir nicht wenigstens einen Waffenstillstand schließen für diese Woche?“ Der andere Auror sah ihn eine ganze Zeit lang interessiert an, bis er schließlich den Kopf leicht zur Seite neigte und ein typisches Malfoy-Lächeln auflegte. „Und was habe ich von diesem Waffenstillstand?“ „Nun ja, ich versuche nicht dich im Schlaf zu erwürgen. Und ich hänge dir keinen Fluch an, sobald ich meinen Zauberstab wieder habe.“ Das diabolische Grinsen kehrte in Harrys Gesicht zurück und diesmal brauchte Draco nicht so lange zum Überlegen. „Einverstanden. Das bedeutet aber noch lange nicht, dass ich mit dir zusammenarbeite, Potter.“ „Oh, dann willst du also nicht gewinnen? Ich wusste schon immer, dass du bei Wettkämpfen einfach keine Chance hast. Das haben schon alle beim Quidditchturnier gesehen.“ Harry wusste genau, wie er den Anderen reizen konnte. „Wir werden ja noch sehen, wer hier keine Chance hat.“, zischte der Blonde angriffslustig. „Gut, denn ich will unbedingt die Reise gewinnen und damit Ginny überraschen.“, grinste der Schwarzhaarige. „Wie schön für dich, Potter.“, antwortete Draco emotionslos und ging ohne ein weiteres Wort zu ihrem Zelt. Harry ließ er verwirrt zurück. Wie sollte er nur aus Malfoy jemals schlau werden? Kapitel 9: Lagerfeuer und Muggelessen ------------------------------------- Am frühen Abend aßen sie Fish and Chips, das Mrs. Wenston sogar heiß aus London herbei geschafft hatte. Harry kannte den Laden, er nannte sich Whiston’s Fish and Chips und machte seiner Meinung nach das beste Essen der ganzen Stadt, Ginnys Kochkünste waren davon natürlich ausgenommen. Traditionell verpackten sie es in Zeitungpapier der Muggel, das einige der Auroren seltsam anschauten. Sie fanden das Essen auf einmal viel weniger interessant und unterhielten sich lieber darüber, dass die Bilder sich nicht bewegen konnten und es seltsame Überschriften gab wie ,,Neues Smartphone bald auf der Computermesse zu sehen“ oder „Automobilbranche muss sich an die Energiewende anpassen“. Die meisten von ihnen kamen aus Zaubererfamilien und der Unterricht in Muggelkunde reichte nicht aus um ihnen alles zu erklären. Harry ignorierte die Gespräche und genoss das Essen, das Holz sammeln hatte ihn wirklich hungrig gemacht. Draco hatte das Zeitungspapier sehr misstrauisch betrachtet und erst einmal einige Minuten gewartet, ob der Junge-der-noch-immer-lebte nicht gleich tot umfallen würde. Doch dann siegte bei ihm der Hunger über seine Zweifel und er aß, als ob er seit Tagen nichts mehr bekommen hätte, er wurde sogar noch vor Harry fertig und lehnte sich satt und so zufrieden, wie er zurzeit sein konnte, zurück. So lange es noch hell war, übten sie im Wald ein paar Verwandlungen, da Mrs. Wenston meinte, „man weiß ja nie, wann man sie mal gebrauchen könnte“. Harry nahm sich vor, sie später zu fragen, ob sie mit der Schulleiterin McGonagall verwandt sei. Er konnte es sich auch nicht verkneifen, einen langen Ast in ein Frettchen zu verwandeln und dann in Richtung Malfoy laufen zu lassen. Dafür flog ihm kurz danach ein Quaffel um die Ohren. Zum Glück war ihre Ausbilderin mit einem anderen Jungen beschäftigt, der seine Haare in Blätter verwandelt hatte. Harry glaubte sich erinnern zu können, dass er Peter Michow hieß. Und er erinnerte ihn mit seinem tollpatschigen Verhalten ziemlich an Neville. Draco hatte ihn auch die ganze Zeit nicht einmal beleidigt und er war wirklich stolz auf seine Idee mit dem Waffenstillstand. So könnte es doch noch eine halbwegs angenehme Woche werden. Hoffentlich schnarchte Malfoy nicht in der Nacht. Als es dunkel wurde, entzündeten sie das Lagerfeuer und machten es sich in einem Kreis darum bequem. Jeder nahm sich einen langen Holzspieß und hielt dann Würstchen, Brötchen, Stockbrot*, Pilze oder Gemüse ins Feuer. Zudem gab es auch noch Folienkartoffeln und gebackenen Käse. Alle ließen es sich schmecken und selbst Draco zweifelte diesmal nicht am Essen. Nachdem alle gesättigt waren und nur noch träge ab und zu ein Marshmallow schmolzen, erzählte ihnen Mrs. Wenston mehr von der Deutschlandreise. „Direkt nach diesem Ausflug beginnt die einwöchige Reise. Sie können sich aussuchen, ob sie zusammen mit ihrem Partner fahren oder ob sie allein mit einem Mitreisenden ihrer Wahl nach Deutschland reisen. Es geht mit einem Portschlüssel von London nach Berlin, wo man sie in einem Zaubererhotel unterbringen wird. Ein Mitarbeiter des dortigen Ministeriums wird sie in der Woche begleiten und ihnen die Sehenswürdigkeiten zeigen, natürlich können sie aber auch die Stadt selbst erkunden. Frühstück, Mittag und Abendessen gibt es immer im Hotel.“ Harry überlegte inzwischen fieberhaft, wie er Malfoy dazu bringen konnte, an seiner Stelle Ginny die Reise zu schenken. Er würde jedenfalls nicht mit dem ehemaligen Slytherin zusammen fahren, eher noch würde er selbst auf die Reise verzichten. Doch er hatte ja noch die ganze Woche Zeit zum Nachdenken. Nach und nach gingen sie alle in ihre Zelte. Als die Äste nur noch leicht glühten, verabschiedete sich auch Mrs. Wenston, so dass nur Draco und Harry alleine zurück blieben. Es erschien beiden merkwürdig gleich nebeneinander zu schlafen, doch sie konnten es sich auch nicht erlauben am nächsten Tag müde zu sein. Trotzdem wollte keiner zuerst nachgeben. „Wir sollten auch schlafen gehen.“, meinte Harry träge, als eine weitere halbe Stunde vorbei war, in der sie ins Feuer gestarrt und ihren Gedanken nachgehangen hatten. „Mmmhh.“, kam die geistreiche Antwort. Der Blonde schien ihm gar nicht zugehört zu haben, er hatte den Kopf auf seine Hände gestützt und konnte nur noch mit Mühe die Augen offen halten. „Draco, schläfst du schon?“, fragte der junge Auror und berührte ihn sanft an der Schulter. „Ach, auf einmal sind wir wieder bei den Vornamen angekommen, Harry?“ „Stört es dich denn?“ Er wusste nicht warum, aber die Art, wie Draco seinen Namen aussprach, ließ ihn erschauern. Es klang so ungewohnt… un-malfoyhaft, ohne jeglichen Spott in der Stimme. Harry schob es einfach darauf, dass Draco wohl sehr müde sein musste. „Nein, eigentlich nicht, eher im Gegen-…“, der Malfoysprössling unterbrach sich. „Ich gehe ins Zelt.“, sagte er noch schnell und verschwand in der Dunkelheit. Mit gemischten Gefühlen folgte Harry ihm. Wollte Draco ihm gerade sagen, dass er lieber mit dem Vornamen angesprochen wurde? Ihm schien es langsam so, als ob er bisher nur mit dem bösen Zwilling des Malfoys zu tun gehabt hätte. Er stieg durch die kleine Öffnung in der Plane und fand den anderen auf dem Schlafsack liegend vor. Während er sich ein Lachen verkniff, rüttelte er an seiner Schulter um ihn noch einmal wach zu bekommen. „Du musst schon in dem Schlafsack liegen, sonst wärmt er dich doch nicht.“ Draco murmelte leise vor sich hin, das verdächtig nach noch nie in einem Schlafsack gelegen und keine Kamine in Muggelzelten klang. Immerhin krabbelte er mit halb geschlossenen Augen tatsächlich in die richtige Öffnung und schlief sofort weiter. Harry lag noch eine Weile wach und versuchte angestrengt zu ignorieren, wie nah sie sich waren. Doch Dracos leise Atemzüge und die Müdigkeiten besiegten seinen Geist und er schloss die Augen um ins Reich der Träume zu versinken. Währenddessen in Malfoy Manor Narzissa Malfoy saß entspannt in einem großen grünen Sessel vor dem Kamin und beobachtete amüsiert, wie ihr Mann unruhig in der Raummitte hin und her ging. Ab und an gönnte sie sich einen Schluck des französischen Rotweins, den Draco ihr zum Geburtstag geschenkt hatte. „Es kann so einfach nicht weiter gehen. Er ist eine Schande für die ganze Familie.“, meinte jetzt Lucius und sah seine Frau ernst an. Er war vor ihr stehen geblieben und atmete hektisch, da ihn das Thema so sehr aufregte. „Was meinst du, Liebling?“ „Draco ist das Gespött des gesamten Ministeriums, er zieht den ehrenhaften Ruf der Malfoys in den Dreck und es interessiert ihn noch nicht einmal.“ „Meinst du nicht, dass du etwas übertreibst? Jedem kann doch mal ein Ausrutscher passieren.“ Sie hatte ihr Weinglas geleert und stellte es jetzt vorsichtig auf den kleinen Beistelltisch. Alkohol stieg ihr immer schnell in den Kopf und das konnte jetzt gleich wirklich hitzig werden. „Aber nicht ihm! Du weißt genau, wie schwer es nach dem Kriegsende war, die Zauberer zu überzeugen, dass wir nichts Schlimmes getan hätten. Vor allem nicht, nachdem deine Schwester so ein fanatischer Anhänger war.“ Die zierliche Frau stand auf und baute sich mit den Händen an die Hüfte gestützt vor ihrem Mann auf. „Oh, dann bin ich es also gewesen, die dem Lord den Vorschlag unterbreitet hat, dass doch Draco wunderbar dafür geeignet wäre Dumbledore umzubringen? Ausgerechnet Draco, der noch nie kämpfen musste, geschweige denn töten. Und den du schon sein Leben lang so sehr unter Druck setzt, dass er es nicht mal mehr wagt dir zu widersprechen!“ Sie war mit jedem Wort lauter geworden und zitterte mittlerweile vor Wut auf Lucius. Doch dieser war nicht bereit auch nur einen Zentimeter zurück zu weichen. „Immerhin habe ich versucht diese, unsere Familie zu schützen! Er hätte einfach nur seine Mission erledigen sollen, dann hätte er hoch in der Gunst des dunklen Lords gestanden und wir wären in Sicherheit gewesen.“ „Oh, das nennst du also in Sicherheit sein – ständig Angst zu haben, dass man für einen schiefen Blick umgebracht oder besser noch, zu Tode gefoltert wird. Natürlich ist das viel besser, als sich auf die Seite von Dumbledore und Harry Potter zu stellen, die einzigen, die er je gefürchtet hat und die gewinnen mussten!“, zischte Narzissa und ballte die Fäuste, der Alkohol in ihrem Blut tat sein übriges um sie noch weiter aufzuregen. Sie hatte ihrem Mann immer noch nicht verziehen, was er ihnen in seinem Eifer für die reinblütigen Zauberer angetan hatte. „Ja, es war die bessere Entscheidung! Oder glaubst du ernsthaft, dass man uns mit offenen Armen empfangen hätten?“ Lucius bereute seine Entscheidungen nicht, auch wenn sie nicht immer die gewünschten Ergebnisse gebracht hatten. Doch damals schienen sie ihm die einzig richtigen zu sein. „Aber man hätte uns auf jeden Fall angehört und Dumbledore – “ „Ja, ja der große Dumbledore. Der Muggelfreund und Schlammblutliebhaber. Natürlich, der glaubte ja selbst noch, dass in Voldemort etwas Gutes stecken würde.“ „Immerhin war er nicht zu feige zum kämpfen!“ „Ich bin also feige für dich? Wenigstens denke ich nach und greife nicht im Ministerium Harry Potter an, so wie dein lieber Sohn!“ „Er ist genauso auch dein Sohn und ich bin mir sicher, er hatte seine Gründe.“ „Er hat immer irgendwelche Gründe für seine „Ausrutscher“, wie du sie nennst.“, murmelte Lucius geschlagen und setzte sich erschöpft auf das breite Sofa, natürlich war es mit grünem Leder bezogen. Sanft zog er seine Frau neben sich und nahm sie in den Arm. Er wollte sich nicht mit ihr streiten, doch Draco gab ihm immer wieder Anlass dazu. „Er verdient jetzt sein eigenes Geld. Ich finde, es wird auch Zeit, dass er sich sein eigenes Leben aufbaut.“ Irritiert sah ihn Narzissa an. „Was meinst du damit? Willst du Draco etwa rausschmeißen?“ Lucius verzog das Gesicht gequält. „Das klingt so kaltherzig. Nein, ich bin nur der Meinung, dass er selbst erfahren sollte, dass einem im Leben nicht alles geschenkt wird.“ Nachdenklich betrachtete er seine Frau. Sie schien absolut nicht begeistert zu sein, doch schließlich nickte sie langsam. „Reden wir mit ihm, wenn er wieder da ist.“ Kapitel 10: Alpträume --------------------- Und ich bin tatsächlich wieder zurück ^^ Viel Spaß beim Lesen Als Draco am nächsten Morgen erwachte, wusste er zunächst nicht wo er war. Für sein Bett war es definitiv zu hart und unbequem und außerdem kam die Sonne nicht durch seine dicken Vorhänge. Er schlug die Augen auf und sah als erstes… Potter. Also schloss er seine Augen schnell wieder und redete sich ein, dass er noch immer träumte. Natürlich einen Alptraum. Nach und nach kamen die Erinnerungen an ihr Duell und die Strafarbeit zurück und er stöhnte theatralisch auf. Allerdings reagierte Harry nicht, was dem sonst so talentierten Schauspieler gar nicht passte. Er hätte doch wenigstens fragen können, was nicht stimmte. Vorsichtig blinzelte er und sah, dass sein Zeltnachbar einen Brief haltend auf seiner Luftmatratze saß. Zu gerne würde er wissen, was darin stand. Obwohl das wohl auch einfach rauszufinden war. Als Slytherin würde man nie nach etwas fragen, sondern es sich einfach nehmen. Vorsichtig richtete Draco sich auf und riss den Brief an sich. „Sag mal, spinnst du? Was soll das, Malfoy? Gib mir den Brief wieder!“, zischte Harry sauer. Doch Draco dachte nicht einmal daran, der Inhalt war viel zu interessant. Lieber Harry, danke für deine Glückwünsche, Fleur und ich freuen uns wirklich auf das Baby. Okay, das war nicht wirklich interessant, nur beunruhigend. Noch ein Weasley auf dieser Welt, das konnte man ja fast nicht mehr ertragen. Und dann ausgerechnet auch noch von diesem Veela-Verschnitt, die fast alle Männer haben konnte. Draco überflog die nächsten Sätze nur noch, bis er wieder auf den Armreif stieß. Das Bild kam mir wirklich bekannt vor, es ist gut möglich, dass ich den Reif schon einmal gesehen habe, mir fällt nur gerade nicht das Buch ein. Doch ich bin mir sicher, dass es sich um ein schwarzmagisches, verfluchtes Artefakt handelt. Wenn du mehr darüber wissen willst, solltest du unbedingt Hector Khalil in der Nocturngasse aufsuchen. Sein Geschäft liegt gleich hinter dem Eingang auf der rechten Seite. Er mag dir auf den ersten Blick seltsam erscheinen, aber er war über 20 Jahre Fluchbrecher in den Pyramiden, daher kann man ihm das verzeihen. Ich kenne niemanden, der mehr über schwarze Magie in Ägypten weiß, als er. Wir haben oft zusammen gearbeitet, wenn du also sagst, dass ich dich geschickt habe, wird er dir bestimmt verraten, was er weiß. Nachdenklich ließ Draco das Pergament sinken. Er konnte sich gar nicht an ein schwarzmagisches Geschäft von einem Ägypter in der Nocturngasse erinnern. Doch er war mit seinem Vater auch nicht oft mitgegangen, jedenfalls nicht freiwillig. „Haben dir deine Eltern keine Manieren beigebracht? Man liest nicht die Post fremder Leute!“, schnauzte Harry ihn an und holte sich seinen Brief zurück. „Das schon. Aber dich kenne ich, also bist du kein Fremder.“, grinste Draco. Obwohl er geglaubt hatte, in der Nacht nicht eine Sekunde schlafen zu können, war er erstaunlich gut erholt und nun gut gelaunt. Harry seufzte nur als Antwort. Mit einem Malfoy lohnte es sich nicht zu diskutieren, vor allem nicht am frühen Morgen. Ein Blick auf seine Armbanduhr – ein Geburtstagsgeschenk von Hermine und Ron – sagte ihm, dass es gerade mal sechs Uhr war. Die anderen Camper schliefen wahrscheinlich noch tief und fest, doch das war umso besser für ihn. „Ich geh duschen, jetzt ist wahrscheinlich noch kein Andrang. Kommst du mit?“ Er rechnete nicht wirklich mit einer Antwort, Draco in einer Campingdusche konnte er sich nicht wirklich vorstellen. Der Blonde überlegte kurz, doch sein Aussehen war ihm wichtig und alleine im Zelt langweilen kam nicht in Frage. Tief in seinem Inneren genoss er die Aufmerksamkeit der Menschen, und sei es auch Potter. Besser als gar keiner. „Ja, ich such nur meine Sachen zusammen.“ Harry schaute ihn erstaunt an, dann tat er es Draco gleich und packte sein Duschzeug in einen Beutel. Stumm kletterten sie nacheinander aus dem schmalen Zelteingang und folgten den Schildern, auf denen in ausgeblichenen Lettern 'Zu den Duschen' stand. Ihr Ziel stellte sich als kleines Häuschen heraus, in das zwei Eingänge führten. Harry besah sich die Zeichen an den Türen lange, es war jeweils eine Figur abgebildet, die wohl einen Mann und eine Frau darstellen sollten. Doch sie sahen so ähnlich aus, dass er nicht wusste, wer wer war. Schließlich entschied er, dass die Figur an der rechten Tür eher Hosen anhatte als die andere, und ging vorsichtig hinein. Als er das Pissoir sah, atmete er erleichtert auf. Es wäre ziemlich peinlich geworden vor Malfoy in das Damenbad zu gehen. Schnell ging er auf eine der drei Duschkabinen zu. Wenigstens brauchte man hier nicht noch dafür bezahlen, Muggelgeld hatte er nämlich nicht mit. Bevor er die Kabinentür schloss, sah er sich nach Draco um. Dieser stand immer noch im Eingang und schien erstarrt zu sein, in seinem Gesicht zeichnete sich das blanke Entsetzen ab und er war noch blasser als sonst. Harry hängte seinen Beutel auf, bevor er langsam auf den Malfoyerben zuging. „Malfoy? Alles in Ordnung?“ Er erhielt keine Reaktion. Vielleicht klappte es ja anders. „Draco, hörst du mich?“ Doch er wurde noch immer nicht beachtet. Auch nicht, als er begann mit seiner Hand vor Dracos Gesicht zu wedeln. Langsam reichte es aber wirklich, so verwöhnt konnte man doch gar nicht sein. „Malfoy, benimm' dich nicht wie ein Kleinkind! Als ob du noch nie Gemeinschaftsduschen gesehen hättest!“ Er packte ihn an der Schulter und rüttelte ihn leicht. Endlich kam wieder Bewegung in den anderen. Mit einem wütenden Gesichtsausdruck schlug Draco Harrys Hand weg. „Nenn mich nicht Kleinkind, du Baby!“, erwiderte er trotzig und ganz kleinkind-mäßig. Doch Harry schluckte jegliche Bemerkung runter, er wollte den zerbrechlichen Frieden zwischen ihnen nicht wieder zerstören. Draco indessen stolzierte zu einer anderen Kabine und knallte die Tür hinter sich zu. Mit einem Grinsen im Gesicht ging der Schwarzhaarige zu seiner eigenen und begann sich auszuziehen. Das leise Rascheln nebenan wies daraufhin, dass Draco sich ebenfalls auszog. Doch Harry verdrängte mit aller Gewalt den Gedanken, dass der Blonde neben ihm ebenfalls nackt war. Er versuchte es jedenfalls. Allerdings blitzten immer wieder kurze Bilder von dem nackten Slytherin vor ihm auf. Schnell drehte er die Dusche auf um die Bilder mit seinen restlichen Gedanken einfach wegzuspülen. Das Wasser war kalt und erfrischend und Harry genoss das Gefühl des Wasserstrahls auf seiner Haut. Seine Erfrischung wurde allerdings jäh unterbrochen, als neben ihm ein lauter Schrei erklang. Er schnappte sich seinen Zauberstab, den er vorsichtshalber mitgenommen hatte, und platzte nass wie er war in die andere Kabine. Doch es war keine Gefahr zu erkennen. „Ist das kalt…“, bibberte Draco, bis er bemerkte, dass Harry vor ihm stand. Nackt. Nass. Und mit einem Zauberstab in der Hand. Verwirrt blickte er ihn an. „Hattest du so eine Sehnsucht, Potter?“ Eine Tomate war gar nichts im Vergleich zu Harrys Gesicht. Dieser stand immer noch in der Kabine, aber er ließ wenigstens den Zauberstab wieder sinken. „Ich dachte… der Schrei… ein Angriff…“, stammelte er zusammen, während er bemerkte, dass Draco nicht nackt war, sondern eine Badehose zum Duschen trug. Wieso hatte er da gerade hingeschaut? Es wurde ja wirklich immer schlimmer mit ihm! „Das Wasser war eiskalt und ich habe mich erschrocken. Willst du jetzt noch weiter spannen oder kann ich in Ruhe weiter duschen?“ Auch Dracos Stimme hatte nicht mehr ganz so viel von der gewohnten Selbstsicherheit. Und warum duschte dieser Potter eigentlich komplett nackt, wenn man die Kabinen nicht einmal abschließen konnte. Warum er wusste, dass der andere komplett nackt war, war dabei unwichtig, und so versuchte er weiterhin krampfhaft seinen Blick auf Potters Gesicht zu halten. Dass ein Mensch so rot werden konnte, war ihm auch neu. Harry drehte sich abrupt um und ging mechanisch zurück zu seiner eigenen Dusche. Er stellte das Wasser auf die kälteste Stufe und versuchte nebenbei auch gleich noch vergeblich sich zu ertränken. Selbst sterben war im Moment besser als für immer diese Situation im Kopf zu haben. Ich will mich ja nicht selbst loben, aber ich mag dieses Kapitel xD Kapitel 11: Die gute alte Schule -------------------------------- Und da bin ich wieder ^^ Pünktlich, jedenfalls wenn Animexx mal meine Story gleich hochladen würde... Ich danke auch den 22 Lesern, die meine Story in ihre Favoritenliste aufgenommen haben. Ihr seid toll =^.^= Für den Rückweg von den Duschen zu ihren Zelten nutzten die beiden Auroren verschiedene Wege. Auch beim Frühstück versuchten sie soweit wie möglich voneinander entfernt zu sitzen – zu groß war die Peinlichkeit. Vor allem Harry wünschte sich nichts sehnlicher als den ,,Duschunfall“ zu vergessen. Zu seiner Überraschung fiel es ihm nicht schwer mit den Jung-Auroren Gespräche anzufangen. Natürlich war das Lieblingsthema Quidditch. Sie bewunderten Harry, denn um ihn hatte sich in den Quidditch-Mannschaften von Hogwarts eine kleine Legende entwickelt, er war schließlich der jüngste Spieler seit einem Jahrhundert und hatte mehr als einmal den Schnatz gefangen und damit das Spiel für Gryffindor gewonnen. Die sechs Jungen, die sich um ihn versammelt hatte, kamen aus verschiedenen Häusern, zwei davon sogar aus Slytherin, und verstanden sich zu Harrys Erstaunen gut. Nach dem Krieg wurden die Rivalitäten zwischen den Häusern größtenteils niedergelegt, sehr zur Freude der neuen Lehrer, für die es damit einfach wurde ihren Unterricht abzuhalten. Harry war gerade dabei von dem Spiel zu erzählen, bei dem er den Schnatz mit dem Mund gefangen hatte, als er Blicke auf sich spürte. Er versuchte sich nichts anmerken zu lassen und ließ gleichzeitig seine Augen über den restlichen Tisch gleiten. Am anderen Tischende saßen Draco und ein blondes Mädchen und unterhielten sich angeregt. Immer wieder warf die Blonde neugierige Blicke in seine Richtung und er fühlte sich zunehmend nervöser. Was redeten die beiden bloß? Über ihn? War es etwas gutes oder – wie bei Malfoy eher zu vermuten war – machten sie sich über ihn lustig? Draco bemerkte Harrys innere Unruhe nicht, er war viel zu vertieft in sein Gespräch mit Clover. Sie stammte wie er aus einer alten Zaubererfamilie und war nicht begeistert, wie sich Hogwarts nach dem Krieg verändert hatte. Die ehemals ehrwürdige Schule ‚verweichlichte‘, wie sie es nannte. Sie ging, wie nicht anders zu erwarten, nach Slytherin und hatte ebenfalls in der Hausmannschaft gespielt, als Hüterin. Nach Dracos Schulabschluss hatte sein ehemaliges Haus es allerdings nicht wieder geschafft den Hauspokal zu gewinnen. Dafür Gryffindor umso öfter, sogar Hufflepuff konnte von sich behaupten einmal alle anderen Häuser übertroffen zu haben. Aber das war ja nicht anders zu erwarten gewesen. Diese nervigen Löwen, die langweiligen Dachse und die streberhaften Adler waren einfach die Gewinner gewesen. Nicht dass sich der junge Malfoy einen anderen Ausgang des Krieges gewünscht hätte, doch es war traurig zu hören, dass sein Haus, das in Hogwarts zu einer zweiten Familie für ihn wurde, so sehr abgesunken war. Mit Snape als Hauslehrer waren sie nun einmal immer im Vorteil gewesen. Nach Slughorn hatte diese Stelle ein anderer Lehrer ausgefüllt, ausgerechnet der neue Muggelkundelehrer und noch dazu ein ehemaliger Gryffindor namens Michael Winnetby, der von den Slytherins gehasst wurde. Draco konnte sich beim besten Willen nicht erklären, was sich die Schulleiterin dabei gedacht hatte. Dieses Weichei musste er zum Glück nur ein Jahr lang ertragen, doch es gab nicht einen Moment, in dem er Respekt für ihn gehabt hatte. Er erinnerte ihn fast ein wenig an Professor Quirrel und ein Schauer rann ihm über den Rücken, als er an den Ausgang seines ersten Schuljahres zurückdachte. Er wurde aus seinen Gedanken gerissen, als eine Hand sanft seine Schulter berührte. Erschrocken sah er hoch. „Draco? Alles in Ordnung?“, fragte Clover besorgt und Draco lächelte beruhigend. „Ja, ich habe mich nur an etwas erinnert.“ „Wie hast du eigentlich Potter kennen gelernt?“ Neugierig sahen ihn grüne Augen an. Nicht so grün wie die Augen von… Genervt schüttelte er den Gedanken ab und begann zu erzählen, nicht die ganze Wahrheit, sondern natürlich so, dass er besser dastand. In seiner Variante hatte Harry ihm die Freundschaft angeboten und er hatte ihn vor den versammelten Erstklässern blamiert, indem er sie ausgeschlagen hatte. Clovers Blick glitt immer wieder zu der Person, über die sie redeten und Draco konnte aus dem Augenwinkel erkennen, dass auch Harry immer öfter zu ihnen schaute. Gekonnt ignorierte er es. Er war es aus den gemeinsamen Schuljahren gewohnt, hasserfüllt angesehen zu werden, er stand darüber. Dabei entging ihm, dass der andere Auror schon lange keinen Hass mehr für ihn empfand. Mrs. Wenston beendete schließlich das Frühstück, indem sie alle zum Aufbruch rief. Sie würden sich ein Stück von dem Zeltplatz entfernen, auf eine freie Wiese, um das nächste Teamtraining zu absolvieren, das sie den restlichen Tag beschäftigen sollte. Harry hatte noch immer seine ‚Fans‘ um sich und Clover hatte sich bei Draco untergehakt. Erst als sie sich wieder mit ihren Partnern zusammenfinden sollten, ließ sie von ihm ab. Das blonde Mädchen lächelte ihn noch einmal an und ging dann zu ihrer Partnerin, einer unscheinbaren Brünetten und ehemaligen Ravenclaw, wie Draco unfreiwillig erfahren hatte. Er hatte nicht gedacht, dass jemand so viel erzählen konnte wie Pansy, aber hier hatte selbst sie keine Chance. War Clover anfangs noch aus Schüchternheit ruhig gewesen, kam der Blonde in der letzten halben Stunde gar nicht mehr zu Wort. Da war ihm selbst Potter lieber, der auch gerade auf ihn zukam. „Du bist deine Anhänger ja schnell losgeworden. Haben sie gemerkt, dass der ach so heilige Potter nichts weiter als ein gewöhnlicher Mensch ist?“ „Waren wir nicht schon mal bei Waffenstillstand angekommen, Malfoy? Oder hat dir deine neue Freundin schon dermaßen den Verstand vernebelt?“, antwortete Harry bissig. „Man könnte glatt auf die Idee kommen, dass du eifersüchtig bist, Potter. Immerhin hast du ja heute Morgen gesehen, was dir entgeht.“ Draco grinste dreckig und leckte sich lasziv über die Lippen. Harry spürte, wie Hitze in ihm aufstieg. Sein Gesicht wurde knallrot und er drehte dem Anderen schnell den Rücken zu, in der Hoffnung, er würde es nicht mitbekommen. Zum Glück verlangte die Ausbilderin in diesem Augenblick nach ihrer Aufmerksamkeit. „Wie schon am gestrigen Tag gesagt, sollen Sie lernen Ihrem Partner voll und ganz zu vertrauen. Ich hoffe, diese Übung wird dabei ohne Zwischenfälle verlaufen.“ Sie schaute streng zu Harry und Draco, die beide ihr unschuldigstes Lächeln aufgesetzt hatten. „Wir fangen mit etwas einfachem an. Hinter mir ist ein Hindernisparcours aufgebaut, durch den Sie mit verbunden Augen gelangen müssen. Ihr Partner wird dabei Ihre Augen ersetzen und Ihnen Anweisungen und Hilfestellungen geben. Doch glauben Sie nicht, dass es so einfach ist, wie es sich anhört. Die Hindernisse werden sich immer wieder magisch verändern und verschieben, ähnlich den Treppen in Hogwarts.“ Wenn Draco keine Halluzinationen hatte, was er nicht glaubte, hatte Mrs. Wenston sie gerade hinterhältig angelächelt. Sie war bestimmt in Slytherin gewesen! Misstrauisch betrachtete er das freie Feld, auf dem rote Pfeile den Weg markierten, der von Baumstämmen, Kisten, Reifen und ähnlichen Gegenständen unterbrochen war. Sechs Fähnchen markierten je einen Weg, wenigstens kamen sich die Gruppen dann nicht in die Quere. „Jedes Team bitte zu einer Fahne. Fangen Sie an, wenn Sie meinen Pfiff hören. Und denken Sie daran: Es geht hierbei nicht im Schnelligkeit, sondern wie gut Sie sich auf Ihren Partner verlassen können.“ Wahrscheinlich hatte sie auch mal Quidditch gespielt. Doch Dracos Gedanken verflüchtigten sich schnell wieder. Er wollte nicht schon wieder gegen diese Jung-Auroren verlieren, also mussten Potter und er sich anstrengen. Am Parcoursanfang angelangt, legte Harry sich freiwillig die Augenbinde an und hoffte, dass er damit nicht ganz so dämlich aussah, wie er sich fühlte. Ein mulmiges Gefühl beschlich ihn, als er Draco dicht neben ihm spüren konnte, doch er verdrängte es. Der Pfiff erklang und Harry ging langsam los. Er hatte die Arme ausgestreckt, um nicht gleich gegen den nächsten Baum zu rennen und setzte vorsichtig einen Fuß vor den anderen. „Leicht nach links. Noch mehr nach links. Stopp! Es liegt ein Baumstamm auf dem Boden.“ Der Junge-der-den-Parcours-hoffentlich-überlebte folgte Dracos Anweisungen und tastete nun vorsichtig auf dem Boden, bis seine Finger die Rinde des Baumes erfühlen konnten. Langsam kletterte er über das Hindernis und ging dann weiter. „Mehr nach rechts. Nein, warte der Weg hat sich plötzlich verändert. Wieder nach links. Jetzt musst du über einen länglichen Balken balancieren.“ Wieder ertastete Harry sich den Weg und schaffte es auch auf den Balken zu klettern. Sein Gleichgewichtssinn war mittlerweile völliger Orientierungslosigkeit gewichen, er konnte kaum noch sagen, ob er auch wirklich geradeaus ging. Mit den Fußsohlen krallte er sich in dem Holz fest und hoffte einfach weiter, dass er sich dabei nicht den Hals brechen würde. Noch ein Schritt. Ein Fuß vor den nächsten. Und noch einen. Bisher sah es doch ganz gut aus. Er beschleunigte seine Schritte etwas, damit er endlich fertig werde konnte. Bei seinem nächsten Schritt spürte er unter seinem Fuß plötzlich Leere und merkte wie sich sein Körper immer weiter zur Seite neigte. Verzweifelt ruderte er mit den Armen, doch die Schwerkraft zog ihn erbarmungslos nach unten. Kapitel 12: Ein blindes Huhn... ------------------------------- Kaum zu glauben, dass schon wieder eine Woche vergangen ist... Aber ich will euch nicht mit meinem langweiligen Gelaber aufhalten (oh, mach ich ja doch gerade xD) - hier ist das nächste Kapitel: Harry erwartete bereits den Aufprall und die großen Schmerzen. Doch statt dem Boden fühlte er etwas Weiches unter sich. Zwei Arme hatten sich um seinen Oberkörper geschlungen und hielten ihn. Sein Kopf ruhte auf dem Oberkörper von jemandem, unter sich spürte er den schnellen Herzschlag und die ungleichmäßige Atmung. „Musst du mir so einen Schrecken einjagen, Potter?“, hörte er Dracos Stimme und er… klang fast schon… besorgt? Das hieß, er lag in Malfoys Armen??? So schnell wie möglich versuchte Harry wieder aufzustehen, was mit immer noch verbundenen Augen gar nicht so einfach war. Sobald er stand, tastete er sich rückwärts um wieder zu dem Balken zukommen. Seiner Meinung nach war es am besten, einfach so zu tun, als ob nichts gewesen wäre. „Wo willst du denn jetzt schon wieder hin?“ „Ich will den Parcours weitermachen, was denn sonst!“, antwortet der Auror schnippisch. Was glaubte Malfoy denn, nach was es aussah. „Du gehst in die falsche Richtung.“, erklärte Draco sachlich. Er war froh, dass Harry noch immer nichts sehen konnte und die anderen mit sich selbst beschäftigt waren, sonst hätten sie den Rotschimmer auf seinen Wangen entdecken können. Wieso hatte er diesen Vollidioten nicht einfach fallen lassen? Er hielt es noch nicht mal für nötig ihm zu danken. Dabei hatte er in dem Augenblick, in dem er Harry taumeln sah, nicht einmal nachgedacht, er war nur noch losgerannt. Und nun konnte er es sich auch nicht mitansehen, wie der „Blinde“ mit ausgestreckten Armen durch die Gegend stolperte. Mit einem Seufzen ging er los, fasste Harry am Arm und führte ihn zurück zum Balken. Erst als dieser das Holz wieder berührte, ließ er ihn los. „Schaffst du es oder soll ich dir helfen?“, fragte er in neutralem Ton. Draco wusste, dass Spott langsam nicht mehr angebracht war, für einen Tag konnte er ja auch mal normal mit dem Schwarzhaarigen umgehen. So normal wie die beiden nun einmal miteinander konnten. „Ich… Ich glaube, ein bisschen Hilfe wäre nicht schlecht.“, meinte Harry leise. Es fiel ihm schwer ausgerechnet Malfoy darum zu bitten, doch sollten sie nicht Teamwork lernen? „Gib mir deine Hand, ich führe dich.“ Zögernd streckte er seine Hand in die Richtung seines Partners aus. Fast schon sanft legte Draco seine eigene hinein und drückte sie einmal kurz, bevor er dem anderen bei dem Aufstieg half. Gemeinsam bewältigten sie dieses Hindernis und den Abstieg. Als ihre Hände sich wieder trennten, verspürte Harry einen Hauch von Bedauern, doch er verdrängte es so gut es ging. Die nächsten Gegenstände, die er überqueren oder denen er ausweichen musste, bestanden  aus Ästen, die nach ihm schlagen wollten, Reifen, die sich zusammenzogen, sobald er hinein trat und Kisten, durch die er kriechen musste und die sich dabei immer weiter in die Länge zogen. Doch es stellte sich bald heraus, dass Draco die Dinge gut beschreiben konnte und meist auch einen Ausweg wusste, wenn Harry wieder einmal nicht weiterkam. Allerdings bekam das dem Ego des Helden nicht gut, denn es schrumpfte mit jeder Hilfestellung weiter in sich zusammen. Innerlich schimpfte er sich einen Narren, es hatte ihn bisher schließlich auch nie interessiert, ob er andere um Hilfe bitten musste. Oder wollte er vor Malfoy einfach nicht schwach erscheinen? Wenn man Draco Malfoy gefragt hätte, ging ihm der Parcours viel zu schnell zu Ende. Es hatte durchaus seinen Reiz einem völlig hilflosen Potter Weisungen zu erteilen. Und wann hatte er ihn schon jemals um Hilfe gebeten? Doch dann war er selbst an der Reihe und ihm wurde fast schlecht bei dem Gedanken, dass er sich vielleicht genauso miserabel bei den Hindernissen anstellen könnte. Während er versuchte, ein Zittern seiner Hände zu unterdrücken, verband er sich die Augen. Alles um ihn herum war schwarz, sein Gehör und sein Geruchssinn arbeiteten dafür umso besser. Er hörte das Lachen der Anderen neben ihnen, die Vögel im Wald, den Wind in den Bäumen und er hörte das Rascheln einer Robe direkt neben sich. War der Zauberer wirklich so dicht neben ihm oder bildete er es sich bloß ein? „Na, kann’s losgehen?“, er hörte das spöttische Grinsen praktisch heraus „Natürlich.“, antwortete er deshalb mit kalter Stimme. Er würde sich heute keine Blöße geben. Nicht vor Potter. Aber eigentlich hatte er es am Morgen schon getan, im wahrsten Sinne des Wortes. Bilder stiegen vor seinen Augen auf und um ein Haar wäre er über einen Stein gefallen. „Wo bleibt die übliche Eleganz?“, lachte Harry. Es tat gut, den sonst so arroganten jungen Mann in dieser unsicheren Rolle zu sehen. „Schlimmer als du kann ich ja gar nicht aussehen!“, kam die gereizte Antwort, während Draco versuchte die Orientierung zu behalten. „Du musst jetzt weiter nach rechts. Halt, das war zu viel, ein bisschen mehr nach links. Jetzt kommt das erste Hindernis.“ Harry hätte beinahe laut losgelacht, als er sah, worum es sich handelte. „Und was ist es nun? Wenn ich dich daran erinnern darf: Ich kann nichts sehen.“ „Es ist eine Kinderrutsche.“  Ein Grinsen konnte er sich nicht verkneifen. Das würde bestimmt gleich sehr lustig aussehen, der stolze Malfoy auf einer Rutsche. „Eine was?“ „Na du weißt schon, eine Rutsche eben. Wie man sie auf Spielplätzen immer sieht.“ „Ich war noch nie auf einem Spielplatz.“, stellte Draco trocken fest und Harry fiel die Kinnlade hinab. „Wie jetzt, ernsthaft?“, fragte er dümmlich. „Ja, ernsthaft. Mein Vater fand, dass es bessere Beschäftigungen für einen Malfoy gab als sinnlos herumzutollen. Also, was soll ich jetzt machen?“ Harry fühlte auf einmal Mitleid für den reichen Jungen, der anscheinend trotz des vielen Geldes, oder gerade aus diesem Grund, nicht einfach Kind sein konnte. Reiß dich zusammen, er hatte die letzten Jahre auch nie Mitleid. „Ähm… noch ein paar Schritte geradeaus, dann erreichst du eine Leiter. Ja, genau die. Klettre sie einfach hinauf. Und jetzt setz dich hin und rutsch runter.“ Harry verdrehte die Augen, als er Dracos Blick deutete. „Schau nicht so sauer, ich hab mir das nicht ausgedacht, und dein Blick wirkt nicht mit Augenbinde. Nun mach schon, oder bist du da oben festgewachsen?“ Einige Augenblicke verstrichen, in denen der Blonde immer noch dasaß und auf irgendein Zeichen zu warten schien. Harry wurde langsam langweilig und er begann mit dem Fuß auf den Boden zu klopfen. Nach weiteren 5 Minuten reichte es ihm. „Worauf wartest du da eigentlich?“ „Kannst du… mich auffangen?“ Das spöttische Grinsen war in Harrys Gesicht zurückgekehrt. „Aber natürlich, Kleiner.“ Er spürte den weiteren bösen Blick auch ohne hinsehen zu müssen. Draco schaffte es allerdings nun wirklich sich von seinem Sitzplatz wegzukommen und begann langsam herunter zu rutschen, während er die Arme weit vor sich ausgestreckt hielt. Plötzlich begann sich die Rutsche zu verändern, sie wurde steiler und wuchs in die Höhe, so dass der Blonde nun aus gut 10 Metern Höhe herunter musste. Er wurde immer schneller und Harry rannte schnell zum Ende, um ihn vor möglichen Verletzungen bewahren zu können. „Harry! Hilf mir!”, kreischte Draco verzweifelt. Irgendetwas war anders, das spürte er. Er war doch nur ein paar Stufen hochgeklettert, wieso war er immer noch nicht am Boden angekommen und wieso erhöhte sich sein Tempo immer mehr? Dann war die Rutsche zu Ende und er prallte gegen einen Körper und ging mit ihm zu Boden. Für einen Moment hatte er das Gefühl, dass die Luft aus seinen Lungen gepresst wurde, dann beruhigte er sich langsam wieder. „Draco, du bist ganz schön schwer.“, ächzte Harry unter ihm. Er tastete mit seinen Händen um sich herum um sich vom Boden hoch drücken zu können. Doch ständig fühlte er nur den warmen Körper unter sich, erst die Arme, dann patschte er aus Ausversehen auf die Brille. Als er glaubte den Bauch unter seinen Händen fühlen zu können, strich er daran entlang. Darunter musste ja dann mal Erde  kommen. „Nimm sofort deine Hand aus meinem Schritt!“, erklang panisch Harrys Stimme und er wurde rücklings von ihm herunter gestoßen. Hatte er sich getäuscht oder war da wirklich etwas Hartes unter seinen Fingern gewesen? Selbst wenn, war es bestimmt nur der Geldbeutel in der Hose gewesen. Was sollte den Gryffindor auch schon erregt haben. Draco beschloss nicht weiter darüber nachzudenken sondern sich nur noch auf den Parcours zu konzentrieren. Harry hielt sich von da an möglichst weit weg von ihm auf. Langsam musste dieser Horrortag mal ein Ende haben oder er könnte einfach aufwachen und feststellen, dass alles nur ein Alptraum gewesen war. Und er hatte Glück. Mrs. Wenston’s Pfiff erklang und beendete damit ihre Teamübung. Die beiden Auroren fühlten sich erleichtert. Mit möglichst großem Abstand zwischen sich schritten sie langsam auf das Grüppchen zu, das sich um ihre Ausbilderin gebildet hatte. „Sind alle wieder da? Sehr gut. Ich hatte viel Zeit Sie alle zu beobachten und bin wirklich zufrieden mit Ihren Fortschritten. Wenn Ihr Partner nicht weiter wusste, haben Sie ihm Tipps gegeben und Hilfe angeboten, teilweise sogar mit großem Körpereinsatz.“ Draco und Harry spürten fast gleichzeitig, wie ihnen das Blut in die Wangen schoss. „Aber nun wollen Sie sicher wissen, wer von ihnen die 10 Punkte bekommt…“ So, jetzt kann ich reden ^^ Ich danke den Menschen, die einen Kommentar hinterlassen haben und mich somit dazu antreiben weiter zu schreiben. Und auch den ganzen Favoriten. Und euch Schwarzlesern auch, ich weiß, dass es euch gibt. Kommt raus, kommt raus, wo immer ihr auch seid *muahaha* Kapitel 13: ...findet auch mal ein Korn --------------------------------------- „Nun, die beste Teamarbeit habe ich bei Mr. Malfoy und Mr. Potter gesehen, die restlichen unter Ihnen waren dabei doch noch etwas zögerlicher.“ Missmutig sahen die anderen die Gewinner an. Diese fühlten sich dabei höchst unwohl und versuchten den Blick nicht von Mrs. Wenston zu nehmen. „Doch es wird noch genügend Möglichkeiten geben Punkte zu holen. Erst einmal sollten wir zurück zu den Zelten gehen, eine Kollegin hat das Mittag für Sie vorbereitet.“ Harry hatte bisher nicht einmal gemerkt, dass er Hunger hatte, doch nun fing sein Magen an zu knurren. Draco schaute ihn danach mit einem fiesen Grinsen im Gesicht an. „Also wurdet ihr wegen euren knurrenden Mägen als Löwen bezeichnet und nicht wegen dem angeblichen Mut.“ „Und ihr wegen eurer glitschigen Haut als Schlangen?“, konterte der Gryffindor prompt. Der Blonde musste sich stark zurückhalten um Harry nicht sofort einen Fluch anzuhängen. „Die Haut von Reptilien ist völlig glatt und nicht glitschig, ebenso wie meine.“ „Du meinst wohl eher schuppig.“, murmelte der Schwarzhaarige leise, doch Draco ignorierte ihn gekonnt. „Wir achten nämlich auf Körperpflege, nicht so wie andere Häuser. Und dabei dachte ich, dass ein Parselmund sich besser mit Schlangen auskennt. Kein Wunder, dass dich der Sprechende Hut nicht nach Slytherin gesteckt hat.“ „Das hätte er beinahe getan, aber ich wollte nicht dorthin, damit ich nicht mit dir in ein Haus muss.“ Harry biss sich auf die Lippe, aber es war zu spät, er hatte es gesagt. Von seiner Unterhaltung mit dem Sprechenden Hut wusste bisher niemand. Selbst Ron und Hermine hatte er davon nichts erzählt, um sie nicht zu beunruhigen. Und nun schaute Draco so, als ob es besser gewesen wäre, einfach mal den Mund zu halten. „Also bin ich Schuld, dass du der Held der Nation geworden bist?“, fragte er mit einem seltsamen Unterton. „So habe ich das nicht gesagt, du weißt doch, wie ich es meinte.“, versuchte sich Harry verzweifelt zu retten. „Nein, das weiß ich nicht, Potter. Ich weiß nichts von dir. Ich weiß nicht, warum du mich von Anfang an gehasst hast. Oder warum du meine Freundschaft ausgeschlagen hast und lieber das Wiesel und das Schlammblut bevorzugt hast.“ Die letzten Worte zischte der Blonde mehr, als das er sie aussprach. Harry war mittlerweile völlig verwirrt. Was ging nur in Malfoys Kopf vor? Wollte er ihm etwa weismachen, dass er immer noch wegen der Sache vor der Häuserauswahl auf ihn sauer war? Das war doch schon ewig her und sie waren noch Kinder gewesen. Draco schaute ihn gleichzeitig wütend und abwartend an, doch er wusste nicht, was er ihm daraufhin antworten sollte. Mittlerweile fragte er sich oft, was aus ihm geworden wäre, wenn er am Tag ihrer Einschulung anders gehandelt hätte. „Naja, ist ja jetzt auch egal. Es ist lange her und wir sind mittlerweile Erwachsene, nicht wahr?“ Ein melancholisches Lächeln huschte über Dracos Gesicht, dann drehte er sich um und folgte der Gruppe. Harry ließ er (wieder einmal) verwirrt stehen. „Das ist meine Ausbilderkollegin Lisa Simmons, manche von Ihnen haben sie vielleicht schon einmal im Ministerium kennen gelernt.“ Harry lächelte die Aurorin erfreut an, wenigstens ein normaler Mensch in diesem Irrenhaus, mit dem man sich unterhalten konnte. Natürlich war es nicht so schlimm, aber dank seines blonden Ärgernisses verflüchtigte sich seine gute Laune immer wieder. Mrs. Simmons war groß und schlank und hätte bei den Muggeln wahrscheinlich gute Chancen für eine Modelkarriere gehabt. Allerdings kleidete sie sich eher wie Rons Großmutter, die Harry einmal auf einem Foto gesehen hatte. Sie strich sich eine braune Haarsträhne aus dem Gesicht und schaute sich lächelnd in der Runde um. „Hallo, zukünftige Kollegen. Ich wünsche Ihnen für die folgenden Tage natürlich ebenfalls viel Spaß und Erfolg, doch nun stärken Sie sich erst eimal.“ Sie war noch nie ein Freund vieler Worte gewesen und blickte sich lieber die Gesichter der Teilnehmer an. „Mr. Malfoy und Mr. Potter? Was für eine Überraschung. Sind Sie ebenfalls als Betreuer Camp eingeteilt?“ Harrys Lächeln gefror in seinem Gesicht und er wäre am liebsten im Erdboden versunken vor Scham. Er hatte absolut keine Lust seiner ehemaligen Ausbilderin zu erklären, warum er bei den Anfängern gelandet war. Aber dafür hatte er ja seinen Teamkollegen. „Wir sind wegen einem Fehltritt von Mr. Potter hier.“, schnarrte eine Stimme neben ihm. „Ich glaube, ich hab mich wohl verhört. Das war wohl ebenso Ihr Fehltritt, Mr. Malfoy.“, zischte er Draco an. „Oh nein, sagen Sie mir nicht, dass Sie Ihre kindischen Rivalitäten noch immer nicht beigelegt haben.“ Beleidigt schauten die Kontrahenten in entgegengesetzte Richtungen. Mrs. Simmons seufzte resigniert. „Nun gut, in dieser Woche sollten wir das wohl schaffen. Aber jetzt hat das Mittag erstmal Vorrang.“ Sie deutete auf den gedeckten Tisch, auf dem Platten mit gebratenen Hähnchenkeulen und Schüsseln voller Kartoffeln, Reis und Gemüse nur darauf warteten, gegessen zu werden. Die jungen Auroren ließen sich das nicht zweimal sagen und nach einer halben Stunde lehnten sich alle gesättigt zurück. Die beiden Ausbilderinnen ließen die leeren Schüsseln und Teller mit einem Schwenk ihres Zauberstabs verschwinden, nachdem sie sich versichert hatten, dass kein Muggel zusah. Draco fragte sich dabei, wo sie das Geschirr wohl hinbrachten und ob sie auch Hauselfen hatten, die sich um den Abwasch kümmerten. Allerdings war es ihm dann doch nicht so wichtig, dass er gefragt hätte. Er war nur froh, dass er sich nicht selbst die Hände schmutzig machen musste. „Da Sie heute Morgen bewiesen haben, dass sie nicht völlig unfähig für Teamwork sind, wird es Zeit mit den Übungen eine Stufe höher zu gehen. Bei Sportarten geht es nämlich auch nicht nur ums Gewinnen, das Zusammenspiel ist wichtig, damit es auch Spaß macht zu spielen. Deshalb hat Mrs. Simmons einen Platz vorbereitet, auf dem Sie Quidditch spielen können.“ Weiter kam Mrs. Wenston nicht, da alle in lauten Jubel ausbrachen. Die wenigsten von ihnen hatten während der Ausbildung Zeit für den Zauberersport gehabt. Draco und Harry grinsten sich an. Seit ihrer Schulzeit hatten sie keine Gelegenheit mehr gehabt, gegeneinander anzutreten und sie würden sich definitiv beide als Sucher aufstellen lassen, es gab unter den Auroren schließlich keine besseren Spieler. Kapitel 14: Auf die Besen. Fertig. Los! --------------------------------------- Die jungen Auroren folgten Mrs. Wenston zu einer großen Lichtung, auf der die Torringe aufgebaut waren. In der Mitte des Feldes stand eine geöffnete Holztruhe, in der die Klatscher bereits unruhig zuckten, und in zwei Reihen lagen die Besen auf dem Waldboden. Harry erinnerte es an seine erste Flugstunde, doch er war nicht ansatzweise so aufgeregt wie damals. Es lag wahrscheinlich an den vielen Spielen in Hogwarts und gegen die Weasleys in ihrem Garten. „Als erstes werden wir die Mannschaften aufstellen. Wir haben die Spielregeln etwas angepasst, da  uns zwei Spieler fehlen. Es gibt deshalb bloß jeweils zwei Jäger, die Tore erzielen können. Die Mannschaft, deren Sucher zuerst den Schnatz fängt, gewinnt. Jedes Tor erbringt 10 Punkte, der Schnatz noch einmal 50. Jedes Team der Siegermannschaft erhält danach 20 Punkte für Ihr Konto. Es lohnt sich also, sich anzustrengen. Aber die Verliere müssen auch nicht verzweifeln, es wird immer noch genug Gelegenheiten geben, um Punkte zu sammeln.“, erklärte die ältere der beiden Auroren. „Nun zu den Teams.“, führ Lisa Simmons fohrt. „Die erste Mannschaft besteht aus Harry Potter und Draco Malfoy, Michael Hendriks und Robin Green, sowie Sarah Jones und Terry Moreno. Die anderen bilden das gegnerische Team.“ Harry betrachtete die Besen verträumt, es waren Nimbus 2000, genau wie sein erster Besen, den er leider im dritten Schuljahr an die Peitschende Weide verloren hatte. Doch er hatte mit ihm viele Spiele gewonnen, vor allem gegen Draco. Schade, dass sie nun miteinander spielen mussten, es war immer ein guter Anreiz gegen den Malfoy-Erben anzutreten. „Zunächst werden Sie in ihren Mannschaften einen Mannschaftskapitän wählen, danach verteilen Sie untereinander die Positionen. Ich bitte Sie, das ruhig anzugehen, immerhin sind Sie erwachsen.“ Mrs. Wenstons Stimme klang zweifelnd, wahrscheinlich glaubte sie nicht daran, dass die Auroren es ohne Streit schafften. Draco setzte zum Sprechen an, aber ein großer, muskulöser Junge kam ihm zuvor. „Wir sollten erstmal klären, wer überhaupt schon großartig Quidditcherfahrungen gesammelt hat. Ich fang einfach mal an. Von der dritten Klasse an war ich Treiber bei den Ravenclaws. Und in der ganzen Zeit hat kein Klatscher meine Teamkollegen vom Besen gehauen.“, fügte er stolz hinzu. Draco glaubte sich daran erinnern zu können, dass er Michael hieß. „Was ist mit dir, Robin?“, wandte er sich an seine  Partnerin, eine schlanke junge Frau mit pechschwarzem langem Haar, das sie locker zu einem Pferdeschwanz gebunden hatte. „Ich habe immer gegen meine älteren Brüder im Garten gespielt. Wir haben uns dabei zwar nicht sehr an Regeln gehalten, aber ich kann mindestens genauso gut den Schläger schwingen, wie unser Muskelprotz hier.“ Grinsend boxte sie Michael gegen den Oberarm. „Ich muss gestehen, ich  habe bisher nie auf einem Besen gesessen, außer in den Flugstunden.“, meldete sich ein brünettes Mädchen zu Wort. Harry hatte schon die ganze Zeit gedacht, dass sie ihm bekannt vorkam, und nun wusste er auch woher. „Du bist doch Sarah Jones aus Ravenclaw, oder? Du hast Hagrid oft bei der Pflege von kranken Tieren geholfen, richtig?“ Das Mädchen wurde leicht rot und bejahte die Frage leise. „Warum bist du denn Aurorin geworden? Wärst du nicht in der Abteilung zur Führung und Aufsicht magischer Geschöpfe besser aufgehoben?“ „Mein Vater hat mich überredet.“, erklärte sie kurz angebunden. Offenbar hatte Harry ein Fettnäpfchen gefunden und war mit Anlauf hinein gesprungen. Draco grinste ihn höhnisch an. Als ob er sich nicht das selbe gefragt hatte, dachte Harry verärgert. Sarah hatte sich inzwischen an Terry gewandt, einen dunkelhaarigen Jungen, der von der Sonne stark gebräunt war. Anscheinend war er wärmere Temperaturen gewöhnt. „Habt ihr in Spanien denn auch Quidditch gespielt?“ Terry lachte laut auf. „Denkst du ernsthaft, dass man in der Zaubererwelt an Quidditch vorbeikommen kann?“, fragte er mit spanischem Akzent. „Ich habe ein paar Jahre in unserer Schulmannschaft gegen andere Länder gespielt, meist als Hüter, aber als Jäger mache ich auch keine schlechte Figur. Unsere zwei Neuzugänge müssen wir ja nicht fragen, schließlich ist sogar in Spanien angekommen, dass ihr Sucher in Hogwarts wart.“ Allgemeines Gelächter erklang unter den Jung-Auroren, während in Harrys Gesicht Röte aufstieg. Draco versuchte sich einfach nichts anmerken zu lassen. Immerhin war ein Malfoy, man konnte sie nicht in Verlegenheit bringen. „Dann hätten wir also Robin und mich als Treiber, Terry als Hüter oder Jäger, Draco und Harry als Sucher. Und Sarah als Küken im Team.“, grinste Micheal die junge Frau an, die schüchtern zu Boden blickte. „Das geht leider nicht auf, Leute. Und einen Kapitän brauchen wir auch noch.“ Die beiden älteren sahen sich angriffslustig an. „Ich werde Sucher und Kapitän.“, sagten sie gleichzeitig um sich dann gleich wieder mit Blicken niederzuringen. Allgemeines Augenrollen war die Folge davon. „Jetzt weiß ich auch, warum man euch in ein Teambildungscamp gesteckt hat. Das ist ja wirklich nicht zum Aushalten mit euch.“, schimpfte Robin wütend. „Ich bin dafür, dass Michael der Kapitän wird. Sind alle damit einverstanden?“ zustimmendes Gemurmel kam als Antwort. „Ich danke euch für die Wahl, ihr werdet es in diesem einen Spiel, dem einzigen, dass wir jemals spielen werden, nicht bereuen. Und so weiter und so fort.“, lachte Michael auf. „Draco kann ruhig der Sucher werden.“, warf Harry plötzlich ein, was ihm einen erstaunten Blick des Blonden einbrachte. „Du gibst auf Potter?“ „Das nennt man, der Klügere gibt nach, Malfoy.“ „Als ob du klüger wärst. Da beweisen deine Noten aber etwas anderes.“ Harry überging die Bemerkung einfach, wenn er etwas gut konnte neben dem Quidditch, dann war es das Ignorieren von Malfoys Sprüchen. „Als Jäger bin ich vielleicht nicht so gut, aber als Torhüter sollte es gehen. Schließlich habe ich dafür trainiert etwas Kleineres als den Quaffel zu fangen.“, er grinste vorsichtig in die Runde. „Gut. Dann spielt Terry als Jäger und Sarah versucht sich ebenfalls daran. Ich sage Mrs. Wenston Bescheid, damit wir anfangen können.“ Michael wandte sich den beiden Ausbilderinnen zu, gleichzeitig mit Clover, die wohl von ihren Gegnern als Kapitän gewählt wurde. Wahrscheinlich hat sie die anderen erst gar nicht zu Wort kommen lassen, dachte sich Draco heimlich. Mrs. Wenston und Mrs. Simmons gingen auf die Mitte des Feldes, die Teams hatten sich auf ihren jeweiligen Hälften aufgestellt. „Damit Sie wissen, wie Sie spielen, gebe ich zuerst die Aufstellung bekannt. Die Kapitäne sind Clover Westfield und Michael Hendriks. Clover spielt als Sucher, Brook Taylor als Hüter, Peter Michow und Kim Wilson als Jäger, Elliott und Lewis Walker als Treiber.“ Während ihre eigene Aufstellung aufgesagt wurde, sah sich Harry seine Gegner an. Clover und die Walker-Zwillinge sahen ihn grimmig an, als ob er ihr persönlicher Feind wäre. Ganz eindeutig ehemalige Slytherins. Die Jäger machten ihm auch keine Sorgen, der eine war eher klein und schmächtig und der andere war zwar etwas größer, doch er schaute den Besen zu seinen Füßen so ängstlich an, wie Neville vor seiner ersten und einzigen Flugstunde. Der ehemalige Gryffindor grinste in sich hinein. Wenn Robin und Michael ihnen die Klatscher vom Hals halten und Draco den Schnatz als erster fangen würde, hätten sie das Spiel ganz einfach gewonnen. Mrs. Wenston nahm ihre Trillerpfeife in die Hand, während sie Lisa Simmons an den Rand des Feldes begab und ihre Stimme magisch verstärkte. „Sind alle bereit? Dann nehmen Sie Ihre Besen in die Hand und stellen sich auf. Ich will ein faires Spiel sehen, vergessen Sie nicht, auf welchem Lehrgang Sie sich befinden. Ein bisschen Ehrgeiz ist gut, aber es soll vor allem ihre Teamfähigkeit beweisen. Auf die Besen. Fertig. Los.“ Ein greller Pfiff erklang und dreizehn Besen erhoben sich in die Luft. Kapitel 15: Gewinnen ist alles? ------------------------------- Es war wirklich ungewohnt für Harry vor den Ringen zu fliegen und mehrmals ertappte er sich dabei, wie er mit den Augen den Platz nach dem goldenen Schnatz absuchte, nur um sich gleich darauf innerlich zu ohrfeigen und wieder dem Spiel zu folgen. Während Lisa Simmons das Geschehen kommentierte, konnte er zum ersten Mal auch wirklich sehen, was während des Spiels geschah. Es war für ihn so, als ob er zweimal existierte, als Spieler und gleichzeitig als Zuschauer, der mit ihm mitfieberte. Man merkte, dass sie nicht alle viel Erfahrung hatten, und selbst die alten Talente aus der Schulzeit schienen sich während ihrer Ausbildung verflüchtigt zu haben. Sarah stellte sich ziemlich gut an für ihr erstes Spiel. Sie ließ den Quaffel nur einmal fallen und dann war Terry auch schon zur Stelle um ihn aufzufangen und ihn ins gegnerische Tor zu schießen. Damit hatten sie ihr erstes Tor erzielt und Harry grinste so stolz, als ob er es selbst geschossen hätte. Bisher waren die Gegner noch nicht einmal in der Nähe der Torringe gekommen, er konnte also in aller Ruhe die anderen beobachten und musste nur ab und zu einem Klatscher ausweichen, den Elliott und Lewis aus Frustration auf ihn abschossen. Draco genoss das herrliche Gefühl der Freiheit, das ihn überkam, sobald seine Füße den Boden verließen. Er sollte öfter Fliegen und auf das Aparrieren und Flohen verzichten. Während er höher und höher stieg, hielt er seine Augen auf ein mögliches Auftauchen des Schnatzes gerichtet. In den ersten Minuten würde er aber wohl kaum auftauchen. Clover war ihm mit einigem Abstand gefolgt und schien ihn zu beobachten. Mit einem Schmunzeln erinnerte er sich daran, dass er die gleiche Taktik auch schon bei Harry angewandt hatte. Aber der war heute kein Gegner und Draco dachte sich, dass es ein seltsames Gefühl war, so mit dem ehemaligen Feind verbunden zu sein. Langsam kam Bewegung in die Spieler, der Quaffel wechselte immer öfter die Besitzer und Harry machte sich bereit, seine Tore verbissen zu verteidigen. Er hatte die gegnerischen Jäger unterschätzt. Sie schienen ein eingespieltes Team zu sein, wahrscheinlich kannten sie sich schon länger. Während Terry und Sarah sich Anweisungen zuriefen, verstanden sich die beiden Jungen mit Blicken und schienen immer zu wissen, wann der andere den Ball warf. Sie näherten sich dem Hüter schnell und als Kim den Ball warf, konnte Harry nur mit Mühe den Quaffel halten. So viel Kraft hätte er dem Jüngeren gar nicht zugetraut. Wütend auf sich selbst warf er den Ball zurück zu Terry, der mit ihm direkt auf die gegnerischen Tore zuhielt. Allerdings musste er einem Klatscher ausweichen und er verlor den Ball an Kim wieder. Sarah hatte es sich inzwischen anscheinend zum Ziel gesetzt, ihre fehlende Erfahrung durch Entschlossenheit wettzumachen. Sie schoss regelrecht auf den Quaffel zu, schnappte ihn sich einfach aus Kims Hand und raste damit weiter. Während der Jäger ziemlich fassungslos auf seine leere Hand starrte, hatte sie das zweite Tor für Harrys Team geholt. Michael gesellte sich zu ihr um die Klatscher abzuwehren, die die wütenden Zwillinge in ihre Richtung pfefferten. Wie eine Biene, die ihre Königin verteidigt, umrundete er die Jägerin. Die Sucher waren lange genug vom Spielgeschehen abgelenkt um den Schnatz, der direkt neben Harrys Ohr hin und her flog, nicht zu bemerken. Der Torhüter konnte sich gerade noch beherrschen den kleinen Ball nicht anzufassen, stattdessen versuchte er Dracos Aufmerksamkeit zu bekommen, in dem er in seine Richtung winkte. Leider war das Ergebnis nicht das, was er erreichen wollte, denn die einzige, die ihn bemerkte, war Clover. Anscheinend hatte sie das goldene Aufblitzen bemerkt, denn sie flog direkt auf Harry zu. Draco schaute immer noch auf den Quaffel. „Malfoy, wenn du nicht sofort deinen verdammten Hintern hierher bewegst und den Schnatz als erster fängst, werde ich in deine gesamte Kleidung Löcher schneiden!“, brüllte er den Blonden an. Und es wirkte. Schneller, als er es sich selbst zugetraut hätte, war der Sucher hinter Clover her und hatte sie auch fast überholt, als ein Klatscher von Robin das blonde Mädchen nur knapp verfehlte. Sie wich aus und rempelte dabei Draco an. Als er sich wieder gefangen hatte, musste er frustriert feststellen, dass der Schnatz wieder verschwunden war. „‘Tschuldigung!“, rief die junge Treiberin, als er ihr einen seiner berühmten eiskalten Blicke zu warf. Doch Draco war jetzt von seinem Sucher-Fieber erfasst und flog immer wieder den ganzen Platz ab, um das goldene Aufblitzen wieder zu sehen. Clover hatte es anscheinend aufgegeben ihm zu folgen - sie hatte ihn eh schon genervt – und blieb fast bewegungslos über dem Spielfeld stehen.       Das Spiel ging gut voran, immer wieder wurden Tore geworfen, bei denen sowohl Harry als auch der dauergrinsende Brook keine Chance hatten. Während der gegnerische Hüter allerdings über sich selbst lachte, wurde Harry mit jedem Punkt für die Gegner wütender auf sich selbst. Dass er sonst noch nie als Hüter gespielt hatte, galt für den ehrgeizigen Spieler nicht als Ausrede. Er war es einfach nicht gewohnt beim Quidditch Niederlagen einstecken zu müssen. Hatte Gryffindor einmal nicht gewonnen, so lag es meist nicht an Harry selbst, sondern an den Umständen. Ohnmächtig durch Dementoren auf dem Spielfeld? Ja, da konnte er wirklich schwer etwas dagegen unternehmen. Und er bewunderte Ron, der selbst bei seinem ersten Match in Hogwarts besser abgeschnitten hatte, als Harry jetzt. Damals hatte er auch immer den Anreiz gehabt, Slytherin nicht den Pokal gewinnen zu lassen, das fehlte ihm wirklich. Man(n) brauchte einen Feind wie Malfoy, mit dem man sich messen konnte und der einen, wenn auch sicherlich unabsichtlich, zu besseren Leistungen antrieb. Nicht dass er das jemals dem Blonden gegenüber zugegeben hätte. Harrys Gedanken trifteten weiter ab, der Quaffel war ja eh im gegnerischen Torraum. War er damals wirklich so besessen von dem blonden Slytherin gewesen, wie Ron es ihm immer wieder gesagt hatte? Bamm! Der Quaffel war direkt auf Harry zugeflogen und seine Reflexe hatten ihn einfach in die Flugbahn des Balls gebracht. Stöhnend beugte er sich jetzt vornüber und versuchte, sein Mittagessen bei sich zu behalten. Er hatte ja nicht ahnen können, dass ein Quaffel im Bauch so schmerzhaft sein konnte! Wütend warf er den Ball zu Sarah, als er nicht mehr trocken würgte. „Du solltest deine Gedanken bei dem Spiel behalten, sonst wirst du noch von dem nächsten Klatscher vom Besen gehauen.“ Draco war plötzlich neben ihm aufgetaucht. Harry konnte sich auch irren, aber hatte er da gerade Sorge aus seiner Stimme heraus gehört? Doch Dracos Miene war ohne jegliche Gefühlsregung, die Augen suchten konzentriert das Spielfeld nach dem Schnatz ab. „Damit steht es jetzt dreizehn Tore für Michael Hendriks Mannschaft, doch ihre Gegner haben auch nur ein Tor weniger. Strengt euch an Sucher, von euch hängt der Sieg eures Teams ab.“, ertönte Mrs. Simmons magisch verstärkte Stimme. „Da hörst du’s doch. Kümmere dich besser mal nur um dich. Und jetzt such das goldene Bällchen, Frettchen.“, ärgerte Harry seinen ehemaligen Erzfeind. Dracos Augen verdunkelten sich vor Zorn und er tastete möglichst unauffällig nach seinem Zauberstab, den er immer im Umhang bei sich trug. Irgendwann zahl ich diesem Mistkerl alles heim!, dachte er sich, während er in Brooks Richtung flog, der schon wieder einen Lachkrampf hatte, nachdem der Quaffel durch sein Tor geflogen war. Hinter den Torringen ging er auf die Lauer und bedachte Harry mit einem bösen Blick. Doch die Torhüter hatten inzwischen keine Zeit mehr, auf etwas anderes zu achten als den Quaffel, der die Jäger schneller wechselte, als Lisa Simmons es ansagen konnte. So bekamen sie auch erst das Auftauchen des Schnatzes mit, als die Ansagerin es laut verkündete. „Draco Malfoy und Clover Westfield fliegen eng nebeneinander, der Schnatz ist direkt vor ihnen. Kim Wilson in Ballbesitz. Doch er steht nur in der Luft, alle verfolgen die Schnatzjagd. Sarah Jones schnappt sich den Quaffel und schießt ein Tor! Michael Hendriks Mannschaft führt nun mit vierzehn Punkten!“ Harry blendete alles rings um sich herum aus, sein Blick war einzig auf die Sucher gerichtet. Es war, als ob er selbst den goldenen Ball jagen würde. Die beiden Sucher rasten Kopf an Kopf über das Feld und keiner wollte den anderen zuerst an den Schnatz lassen. Draco spürte die Blicke der anderen auf sich, aber er wäre kein Malfoy, wenn ihn das nervös gemacht hätte. Er kam dem Schnatz immer näher, mittlerweile hielt er sich nur noch mit einer Hand am Besen fest, die andere war ausgestreckt. Clover kam ihm immer näher, doch solange sie ihn nicht vom Besen schubsen würde, interessierte es ihn nicht. Er hatte mehr Erfahrung, wie sollte sie also ihn, Draco Malfoy, besiegen können? Niemand achtete auf Elliott, den gegnerischen Treiber, der in aller Ruhe auf den nächsten Klatscher zuhielt. Er zielte so gut wie möglich, dann schoss er den verzauberten Ball auf Draco ab. Die blonden Sucher waren nur noch Zentimeter von ihrem fliegenden Ziel entfernt, als Clover den Klatscher aus den Augenwinkeln sah. Panisch trieb sie ihren Besen in die Höhe, besser das Spiel verloren, als mit einem gebrochenen Körperteil nach Hause zu müssen. Draco hatte keine Zeit, sich um Clovers Verschwinden zu kümmern, er reckte sich, nur noch ein kleines Stück trennte ihn vom Sieg. Gewinnen war alles, das hatte er von seinem Vater immer wieder vorgehalten bekommen. Für seine Hausmannschaft hatte er nicht immer den Sieg holen können, doch jetzt war seine Chance wieder einmal gekommen. Und sogar Harry konnte ihn nicht aufhalten, im Gegenteil, er würde ihm gratulieren müssen, ob er wollte oder nicht. Seine Hände umfassten den Ball im selben Augenblick, in dem der Klatscher Dracos Besen in Zahnstocher-große Splitter zertrümmerte. Kapitel 16: Von Prinzessinnen und Baumstämmen --------------------------------------------- Alles lief in Zeitlupe ab, Draco fühlte den Schnatz, der sich in seiner Hand bewegte, während um ihn herum Holzsplitter in der Luft herumwirbelten. Mit letzter Kraft versuchte er den Besen zusammen zu halten, dann gewann die Schwerkraft über das verzauberte Holz die Oberhand. Der Sog des Bodens wurde größer, die Splitter begannen mit dem Auror zu fallen, als plötzlich ein Arm seine Hüfte umklammerte und er auf einen fremden Besen gezogen wurde. „Alles in Ordnung?“, fragte Harry besorgt, der hinter Draco saß und nur langsam wieder zu Atem kam. Er hatte den Klatscher bemerkt, der ungehindert auf die Sucher zuraste, wahrscheinlich als Einziger der Spieler, und war ohne Nachzudenken hinter ihm her geflogen. In letzter Sekunde war es ihm gelungen Draco auf seinen Besen zu ziehen, sonst hätte der Blonde einen freien Fall erleben müssen. Der ehemalige Slytherin begriff noch gar nicht wirklich, was passiert war. Die Euphorie über den Sieg und der Schock vermischten sich in seinem Kopf und ließen ihn nicht klar denken. Umständlich drehte er sich zu Potter um, der immer noch versuchte mit dem zusätzlichen Gewicht klar zu kommen. „Ich hab‘ den Schnatz! Ich war mal wieder schneller als alle anderen! Du musst mir jetzt gratulieren.“, gelang es ihm halbwegs verständlich zu formulieren. „Super, ich gratuliere! Und jetzt halt gefälligst still, sonst stürzen wir noch beide ab!“, zischte Harry genervt, als sich sein ‚blinder Passagier‘ wieder umdrehte und der Besen stark schwankte. Doch bei Dracos verwirrtem Gesichtsausdruck begann er sich Sorgen zu machen, ob der Klatscher auch seinen Kopf erwischt hatte. Vorsichtig sank er auf den Boden, auf dem ihnen die Ausbilderinnen schon aufgebracht entgegen rannten. „Mr. Malfoy, ist alles in Ordnung mit Ihnen?“ Draco hatte endlich festen Boden unter den Füßen und sein Kopf war auch wieder klar. „Mir geht es gut. Warum fragen mich das alle?“, er hatte tatsächlich die Frechheit über die Sorge der anderen die Augen zu verdrehen. „Vielleicht, weil du ohne mich gute zwanzig Meter in die Tiefe gestürzt wärst, nachdem dein Besen in der Luft zertrümmert wurde?!“, zischte Harry und hielt den Blonden am Arm fest, als er weggehen wollte. „Lass dich wenigstens untersuchen, vielleicht hast du etwas von dem Holz abbekommen. Hat dich der Klatscher denn auch erwischt?“ Clover war bei ihnen angekommen und starrte Draco mit großen besorgten Augen an. „Mir geht es gut! Wie oft soll ich das denn noch sagen?“ „Wenn er sagt, dass es ihm gut geht, solltet ihr ihm vielleicht auch glauben. Er war in Hogwarts jahrelang Sucher, da hat er bestimmt mehr abbekommen als so einen Klatscher.“ Die Hilfe kam aus unerwarteter Richtung: Kim Wilson der gegnerische Jäger war auch bei ihnen gelandet. „Da hört ihr’s. Und jetzt würde ich gerne duschen, falls ihr nicht dagegen auch etwas habt.“, zischte Malfoy und riss sich von Harry los. Er überreichte Mrs. Wenston den Schnatz und ging von der Lichtung. Die Ausbilderin sah ihm stirnrunzelnd hinterher, dann wandte sie sich an seinen Teampartner. „Das war sehr mutig von Ihnen, ihm zu helfen. Haben Sie auch nichts abbekommen?“ Harry schüttelte nur den Kopf. Er war erschöpft von dem Spiel und zu seiner Sorge um Draco mischte sich langsam die Enttäuschung, dass der Blonde anscheinend nicht einmal seinen Stolz hinunterschlucken konnte, um ihm zu danken. Aber was hatte er auch erwartet? Er war schließlich ein Malfoy und nun waren sie zumindest quitt. „Ich gehe auch duschen.“, sagte er, den Blick auf den Boden gerichtet folgte er Malfoy in den Wald. Der ehemalige Gryffindor brauchte nicht lange um Draco einzuholen. Er lehnte mit geschlossenen Augen an einem Baum und schien sich sammeln zu müssen. Als Harry näher kam, sah er ihn mit unergründlichem Blick an. „Was willst du jetzt schon wieder Potter? Kann man hier nicht mal fünf Minuten Ruhe haben?“ „Es dreht sich nicht alles nur um dich, Malfoy.“, antwortete Harry müde. Er hatte gerade keine Lust sich zu streiten. „Ich will duschen und du stehst auf dem Weg, also sollte es dich nicht wundern, wenn tatsächlich auch noch andere Menschen hier entlang kommen.“ Es war ihm egal, was Malfoy jetzt machte, er wollte nur noch den Schmutz und Schweiß von seinem Körper bekommen. Schweigend ging er an dem anderen vorbei und folgte dem Weg zurück zum Zeltplatz. Er war wirklich aus der Übung, das Spiel hatte ihn viel mehr angestrengt, als er es in Erinnerung hatte. Er sollte mal wieder die Weasleys zusammen trommeln und etwas üben. Mit Ginny hatte er auch immer eine gute Gegnerin. Mit leichten Gewissensbissen stellte er fest, dass er das erste Mal, seit er weg war, überhaupt an seine Freundin gedacht hatte. Vielleicht sollte er ihr schreiben, dass es ihm gut ging und Malfoy das gleiche Ekel war wie immer. Draco folgte Harry langsam und dieser war zu sehr in Gedanken vertieft, als dass er es mitbekommen hätte. Er hätte es zwar nicht zugegeben, aber als er mitten in der Luft nichts mehr zwischen sich und dem Boden gespürt hatte, war tatsächlich Angst in ihm aufgekommen. Und auch wenn er es nicht aussprach, er war dem anderen dankbar für die Rettung. Er schaute auf den Boden und bemerkte erst, dass der Schwarzhaarige stehen geblieben war, als er direkt in ihn hineinlief. Überrascht schaute er in grüne Augen, die ihn jetzt musterten. „Du bist gar nicht so in Ordnung, wie du behauptest, oder?“, fragte Harry leicht amüsiert. Allerdings hatte Draco keine Ahnung, was daran so witzig sein sollte. „Und das interessiert dich neuerdings?“, fragte er seinerseits misstrauisch. „Natürlich. Wenn der Prinz die Prinzessin aus dem hohen Turm vor dem Drachen gerettet hat, muss er doch auch sichergehen, dass es ihr gut geht.“, lachte Harry jetzt. Der Blonde allerdings sah ihn an, als hätte er den Verstand verloren. „In den Muggelmärchen passiert es häufig, dass die Prinzessin von einem Drachen in einen hohen Turm entführt wird. Und dann muss der mutige Prinz sie retten und erschlägt den Drachen.“, erklärte er, während sie langsam weitergingen. „Bist du sicher, dass der Klatscher dich nicht gewaltig am Kopf getroffen hat?“, fragte Draco stirnrunzelnd. Anscheinend hatte die Erklärung nicht geholfen. „Nein, ich meine, ja, ich bin mir sicher. Du hast nicht oft Märchen gelesen, oder?“ Der andere schüttelte den Kopf. „Nein, und jetzt weiß ich auch warum. Sie sind vollkommen unlogisch. Warum sollte ein Drache einen Menschen entführen, außer weil er kein anderes Futter findet? Und warum auf einem hohen Turm? Mir war bisher jedenfalls nicht bekannt, dass Drachen in Schlössern wohnen. Und dann soll ein menschlicher Prinz diesen Drachen auch noch erschlagen? Ja klar, da sieht man mal wieder wie unwissend die Muggel wirklich sind.“ Jetzt war es Harry, der aussah, als ob Draco nicht ganz dicht war. „Märchen müssen doch auch nicht logisch sein. Sie sind so wie alle Geschichten dafür da, um die Zeit zu vertreiben. Aber wenigstens bedanken sich die Prinzessinnen sich darin mit einem Kuss bei dem Prinzen.“ Sauer, weil Malfoy wieder einmal zu arrogant war, um mit einem anderen ein normales Gespräch zu führen, wandte sich Harry ab. Er sah eine Bewegung aus den Augenwinkeln, aber es war schon zu spät um sich zu wehren. Draco hatte ihn gegen einen Baum gedrückt und hielt ihn an den Schultern fest, während er seine Lippen auf Harrys Mund drückte. Was zur Hölle?, dachte Harry, doch er wehrte sich nicht, und das lag nicht nur an der Kraft, mit der Malfoy ihn festhielt. Es war nichts Romantisches in dem Kuss und er dauerte wahrscheinlich nur wenige Sekunden, dem jungen Mann kam es aber vor wie eine Ewigkeit, in der seine Gedanken durch seinen Kopf rasten und er sie nicht zu fassen bekam. Dann war es vorbei und er wurde losgelassen. „Du hast einen Fehler gemacht, Harry. Du hast die Prinzessin erschlagen und den Drachen befreit.“, sagte Draco leise und ging ein paar Schritte, bevor er sich wieder umdrehte. „Ich muss dir sicherlich nicht erklären, was passiert, wenn du das jemanden erzählst, oder?“, zischte er, doch die Worte klangen selbst in seinen Ohren nicht furchterregend, denn seine Stimme zitterte dabei. Wütend auf sich selbst wollte er davon stapfen, aber sein Gewissen ließ ihn noch einmal anhalten. „Und danke für die Rettung.“, murmelte er so leise, dass er sich nicht sicher war, ob Harry ihn wirklich gehört hatte. Dann verschwand er schnell im Wald und ließ einen verwirrten Potter zurück. Kapitel 17: Heiß und Kalt ------------------------- Als Draco außer Sicht war, gaben Harrys Beine nach und er ließ sich am Baum entlang auf den Boden rutschen. Seine Gedanken kamen immer noch nicht zur Ruhe, im Gegenteil, sie fuhren in seinem Kopf Achterbahn. „Verdammter Mist!“, fluchte er und lehnte seinen Kopf an den Stamm. Er wusste nicht, warum Malfoy ihn geküsst hatte. Er wusste auch nicht, warum er sich nicht gewehrt hatte. Er wusste allerdings, dass er es wenigstens nicht erwidert hatte. Oder war sich zumindest ziemlich sicher. Und es war klar, dass sie nicht mehr so wie vorher miteinander umgehen konnten. Was hatte dieser blonde Mistkerl da bloß angerichtet? Und warum regte es ihn überhaupt auf? Harry holte tief Luft, um sie danach langsam wieder auszuatmen. Etwas beruhigt stand er auf und ging zurück zu ihrem Zelt. Er hoffte nur, dass er Malfoy nicht begegnete, bevor er in Ruhe geduscht hatte und seine Gedanken etwas ordnen konnte. Der Übeltäter stand einige Meter vom Waldweg entfernt und ließ seine Faust gegen einen unschuldigen Baum schlagen, nur um sich gleich danach fluchend die Hand zu halten. Was war nur in ihn gefahren, dass er Potter (ausgerechnet Potter!) geküsst hatte? Er wusste es nicht mehr, was wahrscheinlich daran lag, dass er nicht nachgedacht hatte. Etwas in Potters Worten hatte ihn handeln lassen, doch Schuld war er ganz allein. Er könnte dem anderen doch nie mehr in die Augen sehen und er hatte noch einige Tage mit ihm vor sich. Seufzend ging er zu ihrem Lager und hoffte, dass er wenigstens einmal Glück hatte und er niemandem begegnete, bevor er geduscht hatte. Das Glück hatte aber in letzter Zeit die Lust verloren den zwei Auroren zu Hilfe zu kommen. Stattdessen ließ es sie am Zelteingang wieder aufeinander treffen. Harry, der gerade mit dem Duschbeutel in der Hand hinaus gehen wollte, traf Malfoys Kopf mit seinem eigenen, als der Blonde in das Zelt hinein wollte. ,,Aua!", riefen beide aus und hielten sich die schmerzende Stirn. ,,Willst du mich umbringen, Potter?" ,,Nein, aber du bist wohl selbstmordgefährdet!" Wütend funkelten sich die Kontrahenten einige Sekunden an, bis Harry zuerst nachgab. ,,Ich will duschen, als könntest du bitte den Zelteingang frei machen?" ,,Ich habe mich zuerst dazu entschlossen zu duschen, also kannst du ja den Weg frei machen." Wieder einmal war Der-Junge-der-von-Malfoy-fast-getötet-wurde fassungslos. Wie konnte man in dem Alter nur noch so kindisch sein? Trotzig schob er sich an dem Malfoy-Erben vorbei und ging zu seinem Ziel. Dort angekommen musste er feststellen, dass auch andere die Zeit nutzen wollten um sich zu erfrischen, denn vor den Waschräumen hatte sich eine kleine Schlange gebildet. Wenn er Pech hatte, würde das blonde Ärgernis auch gleich noch auftauchen und sie würden sich eine halbe Stunde lang verbissen anschweigen und ignorieren. Und genauso kam es auch. Als Harry dann endlich die Tür der Duschkabine hinter sich schließen konnte, war er mit den Nerven langsam aber sicher am Ende. Dass er genau wusste, wie der (fast) nackte Draco neben ihm duschte, half ihm auch nicht gerade. Allein bei dem Gedanken daran wurde er rot und er stellte die Wassertemperatur auf so kalt wie möglich. Sein einziger Trost war, dass dieser Tag nach dem Abendbrot endlich vorbei sein würde und ,,nur" noch drei weitere Tage warteten. Draco mochte nach außen hin gefasster wirken, als der Potter-Sprössling, doch in ihm brodelte es noch immer. Warum musste das Narbengesicht ihn auch immer wieder reizen? Und warum konnte er es selbst nie lassen ihn zu ärgern? Natürlich, es machte ihm Spaß, den anderen aus der Fassung zu bringen, schon seit er klein war. Doch mittlerweile konnte er nicht mehr anders, selbst wenn er sich zusammenreißen wollte, klappte sein Mund von allein auf und die Worte sprudelten einfach heraus. Lange ließ er das heiße Wasser auf seinen Körper plätschern, bis seine Haut anfing schrumplig zu werden. Als ein Malfoy musste er auf sein Aussehen achten, deswegen badete und duschte er nie zu lang, um nicht wie ein alter Opa auszusehen. Mit den Gedanken immer noch bei dem schwarzhaarigen Tollpatsch, zog er sich frische Sachen an. An einer kleinen Goldkette in seiner Hosentasche befand sich eine alte, filigran gearbeitete Taschenuhr. Er hatte sie nach einem Besuch im Fitnesscenter in einem kleinen, vollgestopften Laden entdeckt, der ihn stark an Ollivander's erinnerte. Doch statt Zauberstäben waren die Regale gefüllt mit antiken Büchern und allerlei altem Kram. Der Besitzer, ebenfalls ein Zauberer, wie er schon nach wenigen Augenblicken festgestellt hatte, war ein runzliger kleiner Mann mit schütterem grauen Haar. Draco hatte gerade die Tür hinter sich geschlossen, als der Mann ihm auch schon die Uhr vor die Nase gehalten hatte. ,,Ich weiß genau, was Sie suchen, junger Herr. Und mit dieser Taschenuhr werden Sie es finden." Der Auror war einen Moment lang überrascht, dann erwiderte er: ,,Ich suche gar nichts, ich wollte mir doch nur mal den Laden ansehen." ,,Jeder, der diesen Laden betritt, sucht etwas. Und meine Aufgabe ist es, Ihnen bei Ihrer Suche zu helfen. Sie müssen nur abwarten, wenn Sie diese Uhr bei sich tragen, finden Sie es schon." Neugierig geworden, nahm er den Zeitmesser in die Hand und betrachte ihn genauer. Feine goldene Ranken waren auf den Deckel eingearbeitet und wenn man ihn öffnete, konnte man auf der Innenseite lesen Damit du nie verloren gehst. D.H. ,,Was bedeutet diese Inschrift?" ,,Oh, das kann heute keiner mehr so genau sagen. ", lächelte der alte Mann geheimnisvoll. ,,Angeblich wurde diese Uhr von einer jungen Hexe angefertigt, bevor ihr Liebster in den Krieg zog. Er sollte sie immer bei sich tragen, damit er auch heil wieder zu ihr zurückkehre." ,,Und was wurde dann aus den beiden?", wollte Draco wissen. ,,Sie lebten glücklich und zufrieden bis an ihr Lebensende." ,,Das erzählen Sie mir nur, damit ich die Uhr kaufe, nicht wahr?" Unwirsch legte der Blonde die Taschenuhr auf dem Tresen ab und wollte den Laden wieder verlassen, als er am Arm festgehalten wurde. Für sein Alter hat der aber noch ganz schön Kraft. ,,Ich schenke sie Ihnen. Wenn ich Recht hatte, kommen Sie wieder. Und Sie kommen alle wieder." Verschmitzt lächelnd legte er die Uhr in Dracos Hand. Verwirrt drehte dieser sich um und ging hinaus, ohne sich zu verabschieden. Seit dem hatte er die Taschenuhr immer bei sich getragen und gehütet wie einen Schatz. Er hatte sie in der Winkelgasse verschiedenen Zauberern gezeigt, um zu erfahren, über welche Magie die Uhr verfügte. Doch dabei hieß es nur, das einzig ungewöhnliche an ihr war, dass sie noch immer funktioniere. Etwas enttäuscht war Draco darüber schon, doch innerlich spürte er, dass sie noch sehr wichtig sein würde. Und so zog er sie regelmäßig auf und fand zumindest immer mit ihr die Uhrzeit heraus. Ebenso wie heute, denn er sah, dass er zu lang in Gedanken gehangen hatte, die anderen waren bestimmt schon beim Essen. Wenn er das nicht verpassen wollte, musste er sich beeilen! Als er wieder an ihrem Campingplatz ankam, stapelten ein paar der jüngeren Auroren gerade die Holzscheite für das Lagerfeuer auf. ,,Hey Draco, da bist du ja wieder. Wir haben uns schon Sorgen um dich gemacht." Eine viel zu fröhliche Clover sprang auf ihn zu und zog ihn am Arm mit zu der kleinen Gruppe, die sich um die Feuerstelle versammelt hatte. ,,Mrs. Wenston wollte uns gerade zeigen, wie man auch ohne Magie ein Feuer entfacht." Die Ausbilderin sah ihn kurz prüfend an, dann wandte sie sich an alle Auroren. ,,Schön, dann sind wir ja alle versammelt. Wie ich gerade schon sagte, braucht man zum Entfachen Reisig und zwei Äste..." Doch Dracos Gedanken waren schon wieder auf ihren eigenen Reisen unterwegs. Als alle Blicke auf Mrs. Wenston gerichtet waren, suchte er nach dem vertrauten Gesicht mit der Narbe. Doch sein Partner fehlte, ebenso wie Ms. Simmons. Wo waren die beiden? Sind sie zusammen weggegangen? Ein unangenehmes Gefühl breitete sich in ihm aus, und so sehr er auch versuchte, der Anleitung zum Feuermachen zu folgen, es gelang ihm einfach nicht. Als dann endlich das Lagerfeuer brannte, war die Dämmerung schon herein gebrochen. Ein Kessel schwebte über dem Feuer und die Auroren schnitten Gemüse und Fleisch für einen deftigen Eintopf. Endlich tauchten Harry und Lisa Simmons wieder auf, jeder mit zwei großen Wasserflaschen beladen. Auch wenn es Draco niemals zugeben würde, war er erleichtert, dass sein Partner wieder da war. ,,Tut uns Leid, dass es etwas länger gedauert hat. Wir haben uns beim Wasserholen verlaufen und dann eine nette irische Zauberer-Familie getroffen, die hier Urlaub macht.", plapperte die junge Ausbilderin fröhlich drauf los. Sie schien aufgedrehter als sonst, hatte Draco sie doch eher ruhig und wortkarg kennengelernt. Er bemerkte Harrys Blick auf sich und hob fragend eine Augenbraue. Irgendetwas schien Potter zu amüsieren, denn er zeigte unauffällig auf Lisa und grinste dann breit. Nur verstand der Malfoy-Sprössling es kein bisschen. Die beiden stellten ihre Wasserflaschen ab und streckten sich, als ob sie schwer gearbeitet hätten. Selbst Schuld, wenn sie nicht gezaubert haben, dachte sich Draco. Er beobachtete argwöhnisch, wie Harry zu Mrs. Wenston ging, ihr leise etwas sagte und diese sich mit Ms. Simmons im Schlepptau von der Gruppe entfernte. Als er sich neben den blonden Auror setzte, grinste er immer noch. ,,Was soll dieses dämliche Grinsen, Potter?", regte sich Draco auf. ,,Naja, diese irische Familie hat uns ein paar Kekse angeboten, die ein paar mehr Kräuter enthielten, als sie eigentlich sollten.", antwortete er geheimnisvoll und zwinkerte seinem Teamkollegen verschwörerisch zu. ,,Was soll das heißen? Und kannst du dir mal endlich dieses Lächeln aus dem Gesicht waschen?" In Malfoys Blick zeichnete sich Unverständnis und Wut ab und Harry fand das im Moment einfach zu komisch um gleich auf die Frage zu antworten. ,,Was ist eigentlich so lustig? Hab ich etwas im Gesicht?" Beunruhigt strich sich sein Gegenüber mit der Hand über den Mund, doch da war nichts. ,,Mensch, Malfoy, bist du wirklich so unschuldig oder tust du nur so?", lachte er und konnte sich kaum noch auf der Bank halten. ,,Unschuldig?", völlig entgeistert starrte Draco ihn an. Er meinte doch jetzt nicht wirklich, das was er glaubte zu meinen, oder? ,,Du weißt wirklich nicht, was ich meine, oder?" Jetzt war Harrys Blick voller Mitleid, einer Emotion, die der Blonde überhaupt nicht ausstehen konnte. ,,Jetzt erzähl mir endlich, was hier los ist, bei Salazar!" ,,Reg dich doch nicht gleich so auf, ich erklär's dir ja. Hast du schon mal Drogen genommen?" ,,Natürlich nicht!", empörte er sich. ,,Okay, ich hab ab und zu mal etwas Wein getrunken, aber das war's dann auch schon." Nun war es an Harry völlig verwirrt drein zu blicken. ,,Wirklich, noch nie? Und du warst noch nicht mal richtig betrunken? Auch nicht bei den ganzen Feiern in unserem letzten Schuljahr? Oder als du die Ausbildung gemeistert hast?" ,,Nein, was soll auch so toll daran sein, wenn man nicht mehr richtig reden und laufen kann, und man sich vor anderen zum Affen macht?", meinte Draco hochnäsig. ,,Du bist wirklich einmalig, selbst für einen Zauberer." Der Schwarzhaarige schüttelte belustigt den Kopf. ,,Du weißt doch auch vorher noch gar nicht, wie du bist, wenn du etwas mehr trinkst. Manchen sieht man es gar nicht an und andere können sich nur dann mal richtig gehen lassen, ohne auf all die Etiketten und Normen zu achten." ,,Mag sein, dass das für dich eine Option ist, Potter, aber ich muss immer darauf achten, was ich mache und sage. Man wird immer ein Auge auf meine Handlungen haben und ich muss den Ruf meiner Familie wahren." ,,Ach, hör doch auf mit diesem Gesellschaftsmist. Für spießiges Verhalten hast du später immer noch Zeit, jetzt bist du jung und solltest dein Leben leben und dich ausprobieren." Dass an dem Ruf der Malfoys seiner Meinung nach, nicht mehr viel zu retten war, verkniff sich Harry lieber in weiser Voraussicht. Der Blonde runzelte zweifelnd die Stirn. Er verstand immer noch nicht, worauf der andere Auror hinaus wollte. Und als die anderen ihnen mitteilten, dass das Essen fertig sei, war es ihm auch erst mal egal. Er hatte völlig vergessen, wie hungrig er doch war. Das Quidditch-Spiel hatte ihn viel mehr geschafft, als er es in Erinnerung hatte. Oder hatte seine Ausdauer etwa nachgelassen? Vielleicht sollte er doch noch mehr trainieren als bis jetzt. Nach dem Essen saßen wie am Abend zuvor alle mehr oder weniger träge um das Feuer herum und unterhielten sich in gemütlicher Atmosphäre. Terry erzählte von seinen ersten Lebensjahren in Spanien und wie entspannt dort der Umgang zwischen magisch-begabten Menschen und Muggeln war. Harry hörte nur noch mit einem Ohr zu, er war ziemlich müde, doch als einer der ältesten in der Runde wollte er nicht als erster ins Bett gehen. Draco, der bis eben noch mit Michael Hendriks über die anstehende Quidditch-Weltmeisterschaft diskutiert hatte, kam jetzt wieder zu ihm und ließ sich seufzend neben ihn auf die Bank fallen. ,,Ich habe keine Ahnung, woher die Jugend nur ihre Kraft nimmt.", sagte er im Tonfall eines alten Mannes und verzog das Gesicht. Harry grinste leicht. ,,Das wird die Generation vor uns bestimmt auch von uns gesagt haben." Eine angenehme Ruhe trat zwischen den sonst so oft streitenden Kontrahenten ein. Der Potter-Sprössling wäre auch fast schon weg genickt, als Draco ihn an stupste. ,,Jetzt erkläre mir doch mal, was dich vorhin so zum Lachen gebracht hat." Er musste etwas nachdenken, um zu verstehen, was der Blonde meinte. Er war wirklich mehr als reif für den Schlaf. ,,Ach das. Na die irische Familie hatte ein paar Stimmungsaufheller mit in die Kekse eingebacken. Lisa hat gleich mehrere verdrückt, ich hab zum Glück schon nach ein paar Bissen gemerkt, dass mit den Dingern etwas nicht stimmte." ,,War ja klar, der Junge-der-seine-Nase-nicht-aus-Ärger-raus-halten-kann, bricht nicht nur in der Schule sämtliche Regeln, sondern auch noch bei der Arbeit." Eingeschnappt wollte Draco aufstehen, doch Harry hielt ihn am Handgelenk fest. ,,Draco, warte doch.", bat ihn der andere und er setzte sich wieder. Nicht wegen der Bitte, sondern weil die Berührung ihm die Röte ins Gesicht schießen ließ und er lieber im Schatten sitzen blieb, wo das niemand mitbekam. ,,Warum bist du denn gleich wieder so sauer? Ich weiß einfach nicht, was in dir vorgeht." Harry sah ihn wirklich hilflos an und er konnte ihm bei dem Blick einfach nicht mehr böse sein. Ergeben seufzte er und sagte: ,,Ich bin sauer, weil du mit deinen verrückten Aktionen nicht nur dich, sondern auch andere mit in Gefahr bringst. Und in letzter Zeit bin immer ich das, den du mit hinein ziehst. Wegen dir musste ich sogar mal eine Strafe im Verbotenen Wald abarbeiten!" ,,Deswegen bist du immer noch sauer?", fragte der andere erstaunt. ,,Das ist doch schon ewig her und, wenn man es genau betrachtet, wäre niemand dort gelandet, wenn du uns nicht verpetzt hättest." ,,Ich hätte niemanden verpetzen müssen, wenn du und deine Freunde sich an die Regeln gehalten hätten!", redete sich Draco jetzt in Rage. ,,Okay, okay.", willigte Harry ein und hob beschwichtigend die Hände. ,,Ich gebe zu, dass ich ein paar Regeln zu meinen Gunsten ausgelegt habe." ,,Und du hast auch noch nie Ärger dafür bekommen, nein, dem Goldjungen wurden dafür auch noch Hauspunkte vergeben." ,,Ist es das, was dich wirklich stört? Dass ich nicht genügend Strafen bekommen habe? Wäre es dir lieber gewesen, wenn sie mich schon im ersten Jahr aus Hogwarts geworfen hätten? Oder wenn Voldemort mich gleich getötet hätte?" Verletzt sahen ihn grüne Augen an und schnell widersprach der ehemalige Slytherin: ,,Nein, natürlich nicht, ich bin froh dass du noch lebst." Schnell biss er sich auf die Zunge. So etwas hatte er dann doch nicht sagen wollen, immerhin war der andere doch eine große Nervensäge. Aber es war nun einmal raus und nach der Erleichterung auf Harrys Gesicht zu schließen, hatte er endlich mal etwas richtig gesagt. ,,Gut, dass das geklärt ist. Und nun, willst du einen Keks?" Mit einem unheimlichen Grinsen griff der Auror in seine Jackentasche und holte einen runden Cookie mit Schokoladenstücken hervor. Misstrauisch beäugte Draco das ihm angebotene Geschenk. ,,Potter, wie lange hast du den schon da drin? Glaubst du ernsthaft, ich esse etwas, das ohne Verpackung wochenlang in deiner Jacke verbracht hat?" ,,Der ist da nicht seit Wochen drin, erst seit heute Abend.", erklärte der ehemalige Griffindor mit Unschuldsmiene. ,,Das ist einer der Kekse von den Iren, hab ich Recht? Willst du mich gerade dazu anstiften, Drogen zu nehmen?" Ensetzt sah er auf dieses kleine runde süße Ding, das so unschuldig aussah und bestimmt köstlich schmeckte. Aber er würde niemals davon kosten. Am Ende wurde er noch davon abhängig und wäre eine Schande für die ganze reinblütige Gesellschaft. ,,Ich dachte nur, vielleicht willst du es ja mal ausprobieren. Damit du später, wenn du alt bist und gar nichts mehr zum Lachen hast, wenigstens an deine wilde Jugend zurück denken kannst." Achselzuckend stand Harry auf und warf den Keks in die Reste des Lagerfeuers. Während sie geredet hatten, waren die meisten Jungauroren schon in ihren Zelten verschwunden und nur noch wenige Äste brannten über der Glut. ,,Ich werd' mich jetzt auch schlafen legen. Gute Nacht." Gähnend ging der Potter-Junge an ihm vorbei und ließ einen nachdenklichen Draco zurück. Hätte ich es doch probieren sollen? Habe ich wirklich etwas verpasst? Ist mein Leben so spießig? Die Gedanken begleiteten ihn auch noch, nachdem er im Schlafsack lag und die Augen geschlossen hatte. Kapitel 18: Heißer als Lava --------------------------- Draco hatte gut geschlafen, auch wenn er in einem seltsamen Traum mit dem Slytherin-Quidditchteam Kekse gebacken hatte. Doch als er aufwachte, bemerkte er ein ungewohntes Gewicht auf seinem Bauch. Er blinzelte träge in das Sonnenlicht, das durch die Zeltwände hereinschien und hob leicht seinen Kopf an, um den Grund für das Gewicht zu erkennen. Harrys Kopf lag jetzt da, wo er normalerweise nicht liegen sollte. Anscheinend hatte er sich in der Nacht gedreht und fand nun, dass Draco ein gutes Kopfkissen abgab. Mit halb geöffnetem Mund und ohne Brille sah er schon ziemlich niedlich aus, während er schlief. Harry Potter ist nicht niedlich, weder wenn er schläft, noch sonst wann!, schalte sich der Blonde innerlich. Doch er konnte nicht mehr lange liegen bleiben, ein dringendes Bedürfnis hatte sich in ihm breit gemacht, aber Harry aufwecken wollte er auch nicht. Die Situation wäre ihm viel zu peinlich, vor allem nach seinem gestrigen Ausrutscher. Bilder des nackten Aurors und ihres Kusses stiegen in ihm hoch und er spürte die Hitze in seinem Gesicht. Nein, er würde ihn auf keinen Fall aufwecken. Vielleicht konnte er ihn ja ohne ihn zu wecken weg schieben. Behutsam schob er seine Hände unter die strubbeligen schwarzen Haare, die erstaunlich weich und gepflegt waren. Konzentrier dich auf das Wesentliche, Draco! Vorsichtig hob er den Kopf an und versuchte, ihn wieder auf das richtige Kopfkissen zu legen. Doch Harry seufzte nur leicht im Schlaf und schlang einen Arm um den Blonden. Langsam aber sicher bekam er noch ein weiteres Problem, als das Blut aus dem Kopf in tiefere Regionen schoss. Wenn der andere Auror jetzt aufwachte, konnte er auch gleich aus Scham sterben. Noch einmal versuchte er sich frei zu kämpfen und diesmal klappte es auch. Nach einer gefühlten Ewigkeit, in der Draco immer wieder in seinen Bewegungen inne gehalten und auf Harrys Atmung gelauscht hatte, konnte er endlich aus dem Zelt hasten und sich erleichtern. Zufrieden, dass er nun doch nicht sterben musste, stellte er sich unter die Dusche und ließ sich durch das erfrischende Wasser endgültig wecken. Mit erstaunlich guter Laune kam er zu ihrem Camp zurück und fand dort auch schon einen gedeckten Frühstückstisch vor. Endlich klappte einmal etwas ohne Zwischenfall. Harry richtete sich mit einem Ruck auf und schaute sich verwirrt um. Er hatte einen merkwürdigen Traum gehabt, in dem er mit Draco Cookies gebacken und danach flauschige Wattewolken gefangen hatte. Er wurde wohl einfach zu alt um Kekse mit Stimmungsaufhellern zu essen. Kopfschüttelnd sah er sich um. Dracos Schlafsack war leer und er selbst hatte diesen wohl mit seinem Kopfkissen verwechselt. Aber solange der andere das nicht gesehen hatte, war es ihm egal. Er streckte sich so gut das in dem kleinen Zelt ging und machte sich für den Tag fertig. „Die heutige Aufgabe wird über den ganzen Tag gehen. Am Morgen werden wir für das Dreibeinrennen üben und am Nachmittag wird dann das richtige Rennen stattfinden, bei dem Sie je nach Platzierung mehr oder weniger Punkte erhalten werden. Der erste Preis sind 50 Punkte, die letztplatzierten erhalten 5 Punkte als Trostpreis. Es lohnt also sich anzustrengen." Draco, der den ganzen Morgen nur seltsam vor sich hin gelächelt hatte, wandte sich nun skeptisch an Harry. „Was ist denn bitteschön ein Dreibeinrennen? Zaubert man sich da ein drittes Bein an? Aber was soll das denn bringen?“ Der Schwarzhaarige lachte kurz und herzlich auf, bevor er erklärte: „Bei einem Dreibeinrennen laufen zwei Leute zusammen eine Strecke ab, während zwei ihrer Beine zusammengebunden sind, also zum Beispiel mein rechtes und dein linkes Bein, oder halt andersrum.“ Der Blonde schaute immer noch skeptisch drein, als würde Harry ihn verschaukeln. „Das gibt es wirklich.“, beteuerte er. „Und wozu soll das gut sein?“ „Bei den Muggeln ist das ein beliebtes Spiel für Kinder und bei Erwachsenen soll es der Teamfindung helfen.“ „Die Muggel spinnen.“, antwortete Draco nur darauf. Wirklich überzeugt war er aber noch nicht. Zu seinem Leidwesen ging dieses Spiel aber genau so, wie Harry es ihm erklärt hatte. Ihre Beine wurden zusammengebunden, sein Teamkamerad hakte sich an seinem rechten Arm ein und sie versuchten erst einmal langsam zu laufen. Natürlich klappte es überhaupt nicht - sie stolperten immer wieder und fielen auch das ein oder andere Mal auf den Boden. Nach den ersten blauen Flecken hatte Harry genug. „Malfoy, wir müssen dabei als Team laufen. Es geht nicht nach deinem Tempo oder nach meinem Rhythmus, es muss nach unserem laufen.“, blaffte er ihn unwirsch an. „Das versuche ich doch. Du bist derjenige, der immer wieder raus fällt.“, gab Draco pampig zurück. Er wusste wirklich nicht, warum das sein Fehler sein sollte, er war doch ganz normal gelaufen. Verzweifelt rieb Harry sich die Stirn. Wenn das so weiterginge, würde er mit einer Migräne aus dem Camp wieder kommen. „Versuchen wir etwas anderes. Wir sagen einfach die Schritte vorher an. Also los. Eins - Zwei - Eins - Zwei... Nicht so schnell Malfoy!“ „Ich will das Rennen aber nachher gewinnen.“ „Wenn wir nicht mal langsam einen Rhythmus finden, wie sollen wir das schnell hinbekommen?“ So ging das noch eine ganze Stunde, in der sie zum Glück immer besser wurden, bis die Ausbilder sie endlich erlösten. Es war viel anstrengender geworden, als sie gedacht hatten. Erschöpft ließen sich die Auroren auf dem Boden nieder und banden ihre Beine wieder los. Während die anderen Teams sich über ihre eigenen Missgeschicke amüsierten, herrschte bei Harry und Draco eisige Stille, in der sie nur, ohne sich anzusehen, ihr mitgebrachtes Wasser tranken. Nach dieser kurzen Pause versprachen die Ausbilderinnen ihnen „zusätzlichen Spaß“, von dem Draco jetzt schon wusste, dass er die Frauen dafür verfluchen würde. „Wir wollen die Übung etwas schwieriger gestalten, immerhin kann das bei den Muggeln jedes Kind.“, fing Ms. Simmons an und erntete die ersten bösen Blicke. „Wir werden ein Lavafeld errichten, natürlich ohne echte Lava, und sie müssen von Insel zu Insel springen.“, fuhr Mrs. Wenston fröhlich fort. Klar, dass die beiden gut gelaunt sind, die müssen ja auch nicht mitmachen, dachte sich Harry wenig amüsiert. Das „Lavafeld“ wurde an der Stelle ihres gestrigen Quidditchmatches errichtet und bestand einfach aus magisch rot gefärbter Erde und einigen braunen Flecken, die wohl die Inseln darstellen sollten. „Sie müssen nur zusammen von Insel zu Insel springen, ohne die Lava zu berühren. Jedes Team startet mit 10 Punkten, wenn Sie die Insel nicht treffen, wird ein Punkt abgezogen. Ganz einfach. Sie können einmal üben, dann geht es los.“, erklärte Mrs. Wenston gut gelaunt und Draco wusste nicht, ob die gute Laune von den peinlichen Versuchen der Auroren kam oder ob sich die zwei Damen nicht noch ein paar lustige Kekse besorgt hatten. Der erste Durchlauf war ein reines Desaster, keine Gruppe konnte zu zweit weiter als einen Meter springen und niemand kam mit auch nur einem Punkt am Ende an. Ms. Simmons hatte wenigstens etwas Mitleid mit ihnen und ließ die Inseln näher zusammen rücken. Harry fand, dass sie sich am Ende doch ganz gut zusammen gefunden hatten, immerhin wurden ihnen für die Aufgabe acht Punkte gut geschrieben. Jetzt mussten sie nur noch das Rennen am Nachmittag gewinnen und die Reise gehörte so gut wie ihm. Und er musste immer noch mit Draco reden, damit er mit Ginny fahren konnte. Das hatte er bisher ganz vergessen. Beim Mittagessen wollte er das Gespräch gleich hinter sich bringen. Mit einer Currywurst auf dem Teller - anscheinend sollten sie schon mal typisch deutsche Gerichte probieren - ging er zu dem Blonden und setzte sich neben ihn. „Was willst du?“, fragte Draco ohne von seinem Essen aufzublicken. Etwas verwundert stockte Harry in seiner Bewegung und legte die Gabel wieder auf den Teller zurück. „Wie kommst du darauf, dass ich etwas will? Ich habe mich doch nur zum Essen hingesetzt.“ Draco zuckte mit den Schultern. „War nur so ein Gefühl.“, antwortete er. „Habe ich denn Recht?“ Der schwarzhaarige Auror nickte unbehaglich. „Ich wollte dich fragen, was du machen willst, wenn wir am Ende der Woche gewinnen.“ Nun sah der Malfoy-Erbe doch auf und blickte den anderen an. Darüber hatte er noch gar nicht nachgedacht, hatten sie denn wirklich eine Chance zu gewinnen? Auf keinen Fall würde er mit Potter eine ganze Woche in einem fremden Land verbringen. Aber wen sollte er sonst mitnehmen? Eine Freundin hatte er nicht und Blaise, sein bester Freund, bekam nicht mal eben frei als angehender Top-Journalist beim Tagespropheten. „Ich glaube nicht, dass ich unbedingt nach Deutschland will.“, meinte er dann. Harry versuchte, sich seine Erleichterung nicht anmerken zu lassen. Das läuft ja besser als gedacht. „Du willst gar nicht fahren? Also würde es dich nicht stören, wenn ich hin fahre? Und eventuell jemanden mitnehme?“, fragte er vorsichtig. „Du wolltest von Anfang lieber mit dem Wiesel-Mädchen fahren, hab' ich Recht?“ Ertappt sah er Draco an. Seit wann kennt er mich denn so gut? „Meinetwegen mach das. Wenn es dir so viel bedeutet.“, meinte er gnädig und widmete sich wieder seinem Essen. Erfreut schlang Harry seine Currywurst hinunter und setzte einen Brief für Ginny auf. Jetzt musste er die Ausbilderinnen nur noch bitten, ihm eine Eule zu leihen. Dank ihres Trainings schnitten die beiden Auroren beim Dreibeinrennen gut ab, als Zweitplatzierte bekamen sie immerhin 40 Punkte. Michael und Robin hatten das Rennen gewonnen, aber sie waren wohl auch einfach sportlicher. Zu ihrer großen Freude konnten sie den restlichen Nachmittag mit einem einfachen Quidditch-Match ausklingen lassen. Allerdings blieben die Klatscher in ihrer Kiste und die Anzahl der Jäger wurde erhöht. „Wir brauchen nun wirklich nicht noch ernsthafte Verletzungen. Da uns nun ein Besen fehlt, werden wir beide vom Rasen aus die Tore zählen. Aber Punkte werden wir heute nicht mehr verteilen.“, beschloss Mrs. Wenston. Dieselben Teams wie am Tag zuvor spielten gegeneinander und nach einem großen Vorsprung an Toren, sah es so aus, als könnte Harry und Dracos Team das Match gewinnen. Doch Clover flog der Schnatz regelrecht in ihre Hand, während sie ihre Kreise über dem Feld zog, und ihre Mannschaft erlangte knapp den Sieg. Draco war den Rest des Tages merklich still und schien seinen Gedanken nachzuhängen. Da dies für Harry bedeutete, dass sie sich auch nicht stritten, störte es ihn nicht sonderlich. Er verstand sich mittlerweile sehr gut mit den anderen Auroren, immerhin waren sie auch nur wenige Jahre jünger als er. Am Lagerfeuer fingen dann die ersten an, Anekdoten aus ihrer Schulzeit zu erzählen, wobei einige Streiche durchaus Weasley-Zwillinge-Niveau erreichten. Harry passte aber genau auf, dass er keinen Lehrer erwähnte, der während seiner Schulzeit umgekommen war, und auch die Karte des Rumtreibers blieb sein Geheimnis. Vielleicht sollte er sie wieder Hogwarts zurückgeben, er bräuchte sie ja nur an Filch senden. Der würde sie beschlagnahmen und aufbewahren, bis neue Missetäter auf sie stießen. Das wäre bestimmt im Sinne der Rumtreiber. Kapitel 19: Staubtrockener Streit --------------------------------- Am nächsten Morgen erwachte Harry von einem seltsamen Scharren. Noch verträumt tastete er nach seiner Brille und wunderte sich, warum sich der Nachttisch so seltsam anfühlte. „Potter, nimm sofort deine Hand aus meinem Gesicht oder ich schwöre dir, du brauchst bald eine neue!“, knurrte ein extrem schlecht gelaunter Malfoy ihn an. Erschrocken zog er seinen Arm zurück und war schlagartig wach. Ihm fiel ein, dass er ja nicht in seinem kuscheligen Bett lag und links von ihm auch kein Nachttisch stand. „'Tschuldige, hab dich mit meiner Brille verwechselt.“, nuschelte er, bevor er diese auf der richtigen Seite fand und zum Zelteingang krabbelte. Dort erwartete ihn auch schon eine ungeduldig an der Zeltwand scharrende Schneeeule. An ihrem Fuß war ein Brief befestigt, den Harry mit einem Dank abnahm. Die Eule schuhute nur kurz und flog dann wieder davon. Gähnend stand er auf und streckte sich in der Morgensonne. Mit dem Wetter hatten sie bisher wirklich Glück gehabt. Er hoffte nur, dass es auch weiterhin so blieb, er wollte nicht bei Regen mit einem grimmigen Malfoy den ganzen Tag im Zelt eingesperrt sein. Oder noch schlimmer, im Schlamm und völlig durchnässt irgendwelche Kinderspiele abhalten. Ginnys Brief war ziemlich kurz gehalten, wahrscheinlich hatte sie ihn vor dem Training noch schnell geschrieben. Liebster Harry, es wäre wirklich wunderbar, wenn wir nach Deutschland reisen könnten. Mit dem Team habe ich schon geredet, es wäre nicht allzu schlimm, wenn ich eine Woche fehle. Sie können auch mal ohne mich trainieren. Ich hoffe, du überstehst die restlichen Tage auch noch. In Liebe, Ginny P.S.: Lass dich nicht durch den blonden Schnösel herunter ziehen! Ein breites Lächeln schlich sich auf sein Gesicht. Wenigstens eine Unterstützung hatte er für diese grauenhafte Woche. Aber es waren nur noch 2 Tage, nicht mal mehr 48 Stunden und er wäre endlich erlöst. Beim Frühstück waren die meisten gut gelaunt und schaufelten mit großem Appetit alles in sich hinein, was in ihrer Reichweite lag. Nur Draco schob missmutig auf seinem Teller mit der Gabel sein Rührei von einer Seite auf die andere. Er konnte selbst nicht einmal sagen, was ihm seine Laune verdarb, doch es lag mit Sicherheit an diesem Potter, wie so oft auch. Seit er gestern mit ihm über die Reise geredet hatte, war er schon nicht mehr gut drauf. Dabei konnte es ihm doch egal sein, mit wem der Wunderknabe hin fuhr, er hatte trotzdem eine Woche frei und konnte endlich mal wieder faulenzen. Er war so sehr in Gedanken versunken, dass er nur vage mitbekam, was für diesen Tag geplant war. Irgendetwas verweichlichtes mit Konfliktlösung und Kommunikation. Bestimmt auch wieder eine Methode der Muggel, es klang jedenfalls nach etwas, das nur Feiglinge taten. Zuerst sollten sie sich auf einer Lichtung am Wald gegenüber setzen und abwechselnd etwas Nettes über den anderen sagen. Es gab da nur das kleine Problem, dass ihm im Moment absolut nichts Nettes zu Potter einfiel, dafür aber umso mehr, was ihn störte. Nach ein paar schweigsamen Minuten brach der Goldjunge zuerst die Stille. „Ich finde es gut, dass du deine Angst vor Muggeln überwunden hast und mit ihnen im Fitness-Studio trainierst.“, sagte er mit einem Lächeln, das zwar bestimmt nicht gehässig aussehen sollte, Draco aber trotzdem aufregte. „Ich habe keine Angst vor Muggeln, ein Malfoy hat vor überhaupt nichts Angst!“, blaffte er Potter unwirsch an. „Mister Malfoy, Sie sollen sich doch in Ruhe anhören, was Ihr Gegenüber zu sagen hat. Sie brauchen es nicht zu bestätigen oder ablehnen, lassen Sie es einfach auf sich wirken.“, korrigierte ihn Ms. Simmons und erinnerte ihn im Moment sehr an den Unterricht bei Prof. Trelawney. Es fehlten nur der stickige parfümierte Raum und die riesige Brille. „Jaja, schon gut.“, murmelte er eingeschnappt. „Und jetzt sagen Sie, was Ihnen an Mr. Potter gefällt.“ Was soll einem schon an dem Typen gefallen, dachte er, sprach es dann aber besser doch nicht aus. „Du bist als Hüter ganz passabel.“, presste er dann hervor. „Und als Sucher bin ich noch viel besser als du.“, grinste Harry, wurde aber gleich dafür gerügt. „Mr. Potter, für Sie gilt das gleiche. Nehmen Sie es einfach hin und denken Sie sich Ihren Teil.“ Mrs. Simmons Stimme hatte jetzt an Schärfe zugenommen und erinnerte nun nicht mehr an ihre ehemalige Wahrsagelehrerin. Vielleicht fand sie die Übung ja innerlich genauso dämlich wie die Auroren. „Okay, okay, ich nehm's zurück. Ähm... Dann ich jetzt wieder... Hm... Malfoy, du warst in der Schule echt gut in Zaubertränke.“ Und so quälten sie sich noch durch einige peinliche Komplimente, die alle nicht das wieder gaben, was sie von dem anderen wirklich dachten. So fand Draco nämlich eigentlich, dass Potter ein wirklich ernst zunehmender Quidditch-Spieler war, der ihn bei ihren Spielen in der Schule immer dazu gebracht hatte, sein Bestes zu geben. Und Harry dachte in Wirklichkeit, dass Malfoy immer, wenn es ernst wurde, ein guter Partner war, auf den man sich verlassen konnte. Doch keiner von beiden hatte den Mut das auszusprechen. Nach einer guten Stunde kam endlich eine Übung, in der sie wahre Meister waren: Dem anderen sagen, was ihnen an ihm nicht gefiel. „Du bist wahnsinnig egoistisch und manchmal benimmst du dich wie ein kleines Kind!“ „Ach ja? Und du hast einen verdammten Helfer-Komplex, der dich irgendwann einmal noch umbringen wird!“ „Wenigstens werde ich dabei glücklich sterben! Dir könnte es wirklich gut tun, mal jemand anderem zu helfen, als nur dir selbst!“ „Mir wurde mein Glück nun mal nicht mit in die Wiege gelegt, du kennst das ja nicht, wenn man immer wieder versucht, allen Anforderungen gerecht zu werden!“ „Meine Herren, das können sie doch bestimmt auch so sagen, dass es nicht noch der letzte Camper außerhalb des Waldes hört.“, versuchte Mrs. Wenston die beiden etwas zu zügeln. „Holen Sie am besten einmal tief Luft und atmen diese dann wieder aus, das beruhigt die Nerven.“ Mit diesen Worten ging sie auch schon weiter zu dem nächsten Paar, die man ebenfalls hitzig diskutieren hörte. Harry schloss für einen Moment die Augen und versuchte an etwas nettes zu denken. An Ginny, an Hermine und Ron, an ihre lustigen Abende am Wochenende zusammen, an die gemütlichen Tage im Fuchsbau... „Schläfst du jetzt etwa, Potter?“, fragte Malfoy ihn völlig fassungslos. „Nein, ich habe nur kurz daran gedacht, wo ich gerade überall lieber wäre als hier.“, gab er bissig zurück. „Das wäre dann wohl absolut überall. Ich würde sogar eine Stunde bei Professor Binns dem ganzen vorziehen.“ „Ja, dann könnte man wenigstens in Ruhe schlafen.“ Ein Lächeln huschte bei der Erinnerung über sein Gesicht und auch Draco entspannte sich wieder ein bisschen. „Vielleicht... Vielleicht sollten wir uns wirklich nicht nur die ganze Zeit beleidigen.“, überlegte der ehemalige Slytherin leise. Harry glaubte schon, sich verhört zu haben, doch anscheinend meinte der andere das ernst. „Ja, eine gute Idee. Wir könnten es ja mal mit konstruktiver Kritik versuchen.“, schlug er dann vor. „Wie meinst du das?“ „Na zum Beispiel, es ist nicht sehr höflich Ron als „Wiesel“ und Hermine als „Schlammblut“ zu bezeichnen. Du könntest anfangen ihre richtigen Namen zu verwenden.“ „Achso, verstehe. Dann mal sehen... Es ist ja nett, dass du es immer allen Recht machen willst, aber versuch' doch mal etwas mehr an dich zu denken. Man kann nicht immer allen helfen.“ „Das sagst du so leicht.“, seufzte Harry. Als unfreiwilliger Held der Zaubererwelt hatte er bisher kaum eine Wahl gehabt. „Aber das gleiche gilt auch für dich.“ „Sagtest du nicht vorhin noch, dass ich zu egoistisch wäre?“, fragte Draco verwirrt. „Ja schon, aber da war ich einfach sauer. Jetzt meine ich, dass du nicht immer daran denken solltest, was die ach so tolle reinblütige Gesellschaft von dir erwartet. Mach doch auch mal das, was du wirklich willst.“ „Was ich wirklich will?“ „Ja genau, wolltest du nicht schon immer mal etwas angeblich verbotenes tun oder etwas, das sich nicht gehört? Etwas, bei dem deine Eltern mit Sicherheit ausrasten würden?“ „Ich... ich weiß es nicht.“ Der Malfoy-Erbe überlegte etwas. Natürlich hatte er immer das getan, was seine Eltern, oder besser noch sein Vater von ihm erwartete. Er hatte als Kind viel zu große Angst sich zu widersetzen. Doch jetzt, nach dem Krieg, hatte sich einiges geändert. Vielleicht sollte er mal für eine Weile heraus aus dem Einflussbereich seiner Familie, denn er wusste gar nicht richtig, was er wollte. Plötzlich bemerkte er, dass Potter ihn die ganze Zeit anstarrte. „Was ist denn?“ „Hast du mir nicht auch noch etwas zu sagen? Es gibt doch bestimmt noch eine Menge, was dich an mir stört.“, grinste der andere. „Oh, wie Recht du damit hast. Du könntest zum Beispiel anfangen, dich mal an die Regeln zu halten. Es wird nicht immer jemanden geben, der dich aus der Patsche zieht, in die du dich selbst gebracht hast.“ „Wenn ich so etwas gemacht habe, war ich immer dazu gezwungen.“, versuchte Harry sich raus zureden, doch Draco ließ das nicht gelten. „Es gibt immer einen anderen, besseren Weg.“, meinte er entschlossen. „Und wenn man selbst nicht weiter weiß, kann man andere um Hilfe bitten. Wozu hat man denn Freunde?“ Unsicher lächelte der blonde Auror ihn an. Meinte er sich damit? Waren sie so etwas wie Freunde? Zum Glück rettete der Ruf zum Mittagessen Harry vor einer Antwort auf seine Gedanken. Da Draco vom Frühstück nichts mitbekommen hatte, aß er nun umso mehr. Die Ausbilderinnen hatten Sandwiches herbei geschafft, die herzhaft mit Braten, Käse, Schinken oder Ei belegt waren. So ein einfaches Mahl gab es im Malfoy Manor nie, er hatte die kleinen Köstlichkeiten nur in London bei Einkaufsbummeln oder auf dem Weg von der Arbeit kosten können. Der Nachmittag glich eher einer Unterrichtsstunde, denn Mrs. Wenston erklärte lang und breit wie man nach der Ansicht von sogenannten Experten richtig mit Problemen und Streits umging. Die meisten hingen nach nur einer halben Stunde schon eher dösend als aufmerksam auf den Bänken und mühten sich ab, nicht endgültig einzuschlafen. Dummerweise mussten sie danach auch noch selbst tätig werden und einen Streit, den sie mit ihrem Partner ausgetragen hatten, nachspielen und diesmal „richtig“ lösen. So unmotiviert hatte sich Draco die ganze Woche über noch nicht gefühlt, denn seiner Meinung nach brachte die Theorie einem im wirklichen Leben nicht weiter. Kein normaler Zauberer würde sich stundenlang mit dem anderen hinsetzen, die Probleme aufschreiben, ohne laut zu werden darüber diskutieren, wer was an der Situation verändert und dann auch noch eine Vereinbarung unterzeichnen. Wozu hatte man denn Zaubererduelle erfunden? Die waren um einiges Zeit sparender. Aber da mussten sie heute leider durch. Nach einer gefühlten Ewigkeit wurden sie endlich in den Feierabend entlassen, als es anfing zu dämmern. Ausgelaugt von dem Versuch immer aufmerksam zu bleiben, wollte Harry nur noch unter die Dusche und ins Bett. Das war ja noch anstrengender gewesen als das Quidditch-Match. Müde zwang er sich den Cotton Pie hinunter und fiel im Zelt regelrecht in seinen Schlafsack. Er bekam nicht mal mehr mit, wie Draco nach ihm herein kam und sich noch Stunden unruhig hin und her wälzte. Kapitel 20: Feuchtfröhliche Wasserratten ---------------------------------------- Bei ihrem letzten gemeinsamen Frühstück wollten die Ausbilderinnen anscheinend Sympathiepunkte sammeln - es gab verschiedene Kuchen, Puddings, Snacks und Desserts. Und typisch Britisch auch rote Bohnen auf Toast, Speck, Eier und Würstchen. Das reichhaltige Angebot erinnerte Harry stark an Hogwarts, ob die beiden Frauen auch Hilfe von Hauselfen bekommen hatten? Wenn das Hermine wüsste... Ihre letzte Aufgabe versprach dann auch noch viel Spaß, denn sie fand am Strand des Sees statt, der sich direkt an den Campingplatz anschloss. Da die enorme Hitze heute wirklich zu einem frühen Sommertag passte, waren die Auroren froh, sich etwas abkühlen zu können. „Hier sind die Materialien, die Sie verwenden können. Kisten und Fässer aus Holz, Seile, Segeltuch und Baumstämme. Suchen Sie sich aus, was sie benutzen möchten, Ihrer Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Zur Hilfestellung bekommt jeder auch noch eine Anleitung für stabile Knoten. Und noch einmal zur Erinnerung: Jegliche Art von Magie ist dabei verboten! Nun wünsche ich Ihnen viel Spaß.“ Draco starrte ratlos auf den Haufen Schrott, der zu ihren Füßen lag. Nach einer unruhigen Nacht war er viel zu früh wach geworden und hatte dann krampfhaft versucht, Potter nicht während des Schlafens zu beobachten. Dass dieser von Zeit zu Zeit leise vor sich hin murmelte, half ihm auch nicht, denn er war viel zu neugierig darauf zu erfahren, was er träumte. Also tat er das, was er immer tat, wenn ihm nichts besseres einfiel - er betrachtete seine Taschenuhr. Er hatte schon mehrere komplizierte Diagnosezauber einstudiert, nur um festzustellen, dass keiner ein Ergebnis brachte. Er konnte nicht einmal herausfinden, aus welchem Metall sie gefertigt war. Dann hatte er versucht, einen simplen Zauber auf sie zu wirken, damit sie sich regelmäßig von allein aufzog. Nur um festzustellen, dass dieser auch nicht wirkte. Es war wirklich zum verrückt werden. Vielleicht sollte er Har... Potter fragen, ob ihm noch etwas einfiele. Als ob der Goldjunge besser in Zauberkunst war, als er selbst... Aber manchmal hatte er ganz nette Ideen, gestand er sich ein. „Das hier könnten wir nehmen, und das auch. Und die langen Seile nicht vergessen.“, murmelte Harry vor sich hin, während er seine Fundstücke von dem Stapel zu ihrem Platz trug. „Malfoy, mach dich auch mal nützlich.“, rief er dem Blonden zu, der immer wieder ein Fass oder ein Seil anhob, nur um es dann gleich wieder fallen zu lassen. „Aber ich habe keine Ahnung, wie wir aus diesem Müll hier etwas vernünftiges bauen sollen.“, beklagte sich dieser schon ziemlich genervt, dabei hatte die Aufgabe noch nicht einmal richtig angefangen. „Dir fehlt es wirklich an Fantasie.“, meinte der Potter-Sprössling kopfschüttelnd. Er hob zwei kleinere Fässer an und drückte sie dem anderen in die Hand. „Dann trag die hier rüber. Und pass auf, dass du dir keinen Splitter einziehst, deine Hände sind ja zarter als ein Babypopo.“ Ein gehässiges Lächeln begleitete den Spruch, doch wenn man Malfoy dazu bringen wollte zu arbeiten, musste man ihn ärgern. Das hatte schon immer geholfen, warum also die Strategie wechseln? Und tatsächlich zeichneten sich auf den Wangen des wutentbrannten jungen Mannes rote Flecken ab, bevor er sich erhobenen Hauptes umdrehte und seine Arbeit erledigte. Nach nur kurzer Zeit türmte sich nun ein kleinerer Stapel Müll zu ihren Füßen, der von Potter fachmännisch begutachtet wurde. Draco versuchte indes zu verbergen, dass sein Finger weh tat. Er hatte sich wirklich einen Splitter eingezogen und keine Ahnung, wie er den wieder unter der Haut herausbekommen sollte. Dämlicher Potter! Das ist alles seine Schuld! Das war es natürlich nicht, aber dass der Wunderknabe Recht hatte, vergrößerte den Schmerz nur noch. Dann zog er es halt vor, manikürte Finger zu haben und keine Reibeisen als Hände, wie er sie bei manchem Auror schon gesehen hatte. Na und? „Und wie soll es nun weitergehen? Wie soll aus diesem Schrotthaufen ein Floß werden, das nicht gleich wieder untergeht?“, fragte er gereizt. Er wollte einfach nur noch nach Hause und sich von den Hauselfen einen kühlen Drink servieren lassen. Schwitzen hatte er noch nie leiden können und jetzt klebte sein Shirt schon unter den Achseln fest. „Jetzt, mein lieber Malfoy werden wir die Fässer und Kisten auseinandernehmen, die Bretter nebeneinander legen und kreuzweise mit den Seilen zusammenbinden. Hast du schon mal Knoten gebunden?“ „Nicht außer an meinen Schuhen. Aber das dürfte für mich kein Problem sein.“ Sicher lächelnd nahm er dem Schwarzhaarigen die Anleitung aus der Hand. Eine Sekunde später verblasste sein Lächeln. Was in Salazars Namen sollten diese Bilder bedeuten? „Was hast du denn? Kommst du nicht mit ein paar einfachen Knoten klar?“, fragte Potter mit einem süßlichen Lächeln auf dem Gesicht. Doch das würde ihm schon bald vergehen! „Das ist das reinste Kinderspiel!“, knurrte Draco und nahm sich ein Seil um zu üben. Während der eingebildete Schnösel mit den Stricken spielte, brach Harry aus Kisten und Fässern die Latten heraus und legte aus ihnen eine quadratische Fläche, die hoffentlich groß genug sein würde, um sie beide zu tragen. Vier Fässer ließ er unberührt, die würden am Ende an den Ecken festgemacht werden, um das Floß über Wasser zu halten. Er musste sich dann nur noch überlegen, aus was sie Ruder herstellen konnten. Erstaunlicherweise hatte der Blonde wirklich ein Händchen fürs Knotenbinden und die Bretter waren nach kurzer Zeit fest gemacht. Doch er wäre kein Auror, wäre ihm nicht dabei etwas aufgefallen. „Hast du dich verletzt?“, fragte er fast schon besorgt. „Wie kommst du denn darauf?“ Ertappt verbarg Draco seine Hand hinter seinem Rücken. „Du belastest deine linke Hand fast nicht. Also, was ist passiert?“ „Nichts.“ „Malfoy...“ „Es ist nichts passiert.“ „Jetzt lass mich doch mal sehen.“ Ungeduldig zog Harry Malfoys Arm hervor, doch noch immer wollte der andere nichts sagen. „Hast du dir etwa wirklich einen Splitter eingefangen?“ Grüne Augen blitzten ihn amüsiert an und Draco spürte, wie ihm das Blut in die Wangen schoss. „Ist das dein Ernst?“, prustete Potter los und hielt sich mit seiner freien Hand den Bauch vor Lachen. „Ja. Na und? Könntest du mich jetzt loslassen?2 „Warum hast du ihn nicht gleich entfernt? Wenn die Wunde sich entzündet, wird es noch richtig weh tun.“ „Ich weiß nicht, wie das ohne Magie geht.“, erklärte er patzig und wandte den Blick zur Seite. Aus dem Augenwinkel bemerkte er, dass der Potter-Junge nicht mehr lachte und ihn anstarrte. „Was ist?“, fragte er jetzt nervös und blickte besorgt auf seine Hand. „Nichts, ich hätte nur nicht gedacht, dass Zauberer ohne Magie so aufgeschmissen sind.“ Sie blickten sich an und Draco bemerkte, dass Harry immer noch sein Handgelenk festhielt, doch nicht mehr so grob wie zuvor. „Soll ich den Splitter raus ziehen?“, fragte der ehemalige Gryffindor auf einmal fürsorglich. „Du kannst das?“ Überrascht übersah er dabei sogar Potters Helferkomplex, immerhin wollte er jetzt ihm helfen. „Du vergisst anscheinend, dass ich ohne Zauberei aufgewachsen bin.“, seufzte der andere und ließ ihn endlich los. Draco beobachtete interessiert, wie er zu Clover lief. Nach einem kurzen Gespräch gab sie ihm etwas und er kam zurück. „Zeig mir mal den betroffenen Finger.“ Jetzt doch wieder verunsichert, hielt er dem Held der Zaubererwelt seine linke Hand hin. „Der Splitter steckt im Daumen.“, sagte er leise zur Erklärung. Seine Atmung beschleunigte sich etwas, als Harry den Finger nah an sein Gesicht hielt und ihn betrachtete. „Ah, ich glaube, ich sehe ihn. Der steckt aber schon ganz schön tief drin. Du hättest mir eher etwas sagen sollen.“, meinte er in vorwurfsvollen Ton. „Du bist nicht meine Mutter.“, gab Draco trotzig zurück und versuchte halbherzig seine Hand zu befreien. Doch Potter ließ nicht los. „Jetzt sei doch nicht gleich wieder beleidigt, ich nehm es ja zurück. Tut mir Leid, wenn ich mir Sorgen machen sollte.“ Beleidigt schob Harry seine Unterlippe hervor, besah sich den Finger aber trotzdem weiter. „Ich muss den Übeltäter weiter an die Oberfläche bringen.“, meinte er dann wieder normal. „Und wie...“, weiter kam Draco nicht, denn Harry hatte seinen Daumen in den Mund genommen und saugte daran. Hitze durchfuhr seinen ganzen Körper und er unterdrückte jegliche Laute, in dem er sich auf die Zunge biss. Wenn der andere nicht ganz schnell wieder damit aufhörte, bräuchte er gleich eine eiskalte Dusche. Oder er versank einfach auf den Grund des Sees. Ich werde nicht erregt, nur weil Potter meinen Finger im Mund hat! Doch er konnte sich das so oft einreden wie er wollte, sein Körper war ein elender Verräter! Harry bekam von Dracos misslicher Lage glücklicherweise nichts mit. Er begutachtete sein Werk noch einmal und nickte zufrieden. Er konnte jetzt den kleinen Holzsplitter mit der Pinzette, die er sich geborgt hatte, heraus ziehen. Zum Glück waren Mädchen immer so auf ihr Aussehen bedacht, dass er sich sicher sein konnte, das jemand eine Pinzette oder Nadel dabei hatte. Vorsichtig, um das winzige Holzstück nicht wieder tiefer unter die Haut zu treiben, umfasste er es mit dem Werkzeug und zog es dann mit einem Ruck heraus. „Aua, spinnst du?“, schrie Malfoy aufgebracht und steckte sich den schmerzenden Finger in den Mund. Den Finger, an dem ich gerade gesaugt habe, schoss es Harry durch den Kopf und ihm wurde warm. Was hatte er sich nur dabei gedacht? Natürlich hatte er gar nicht nachgedacht, sondern einfach gehandelt. „Ich hoffe, es hat geholfen.“, murmelte er und wandte sich wieder eilig dem Floß zu. Der andere sollte nicht mitbekommen, wie er rot wurde. Doch Draco war zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um irgendetwas mitzubekommen. Nachdem der Schmerz seine vorherigen Gedanken vertrieben hatte, kam er nämlich zu der selben Überlegung wie Harry. Er hatte meinen Finger im Mund und jetzt habe ich... Er wollte einfach nur noch genau an der Stelle, an der er sich jetzt befand, im Erdboden versinken. Erst ein Pfiff riss ihn aus seinen Gedanken und er bemerkte, dass er immer noch an seinem Daumen nuckelte. Schnell ließ er die Hand sinken, bevor es jemand sah. In wohlig peinlich-ungemütlicher Stille trotteten die beiden Auroren zum Mittagessen, während sie sich bemühten, den anderen heimlich zu beobachten, ohne dass er es mitbekam. Am Nachmittag begutachtete Lisa Simmons ihre Arbeiten und vergab Punkte nach ihrer Kreativität. Mrs. Wenston steckte in der Zeit schon die Route für das Rennen ab. „Oh, das sieht ja wirklich sensationell aus, Mr. Moreno und Miss Jones. Sie bekommen 10 Punkte.“ Freudestrahlend klatschten die beiden ab, während die Ausbilderin noch einmal eingehend das Kanu-artige Floß betrachtete. Dann ging sie weiter zu Draco und Harrys Floß. „Die viereckige Form ist zwar eher gewöhnlich, dafür sieht es aber sehr stabil aus und die Knoten sind kompliziert. Sie bekommen ebenfalls 10 Punkte.“ Die Auroren lächelten zwar, trauten sich aber immer noch nicht einander in die Augen zu sehen. Hoffentlich ertrinken wir nicht auf dem See, nur weil wir beide so stur sind, überlegte Draco. „Michow und Wilson, was soll denn das darstellen?“ Der entsetzte Ausruf der Ausbilderin brachte die anderen Auroren dazu, sich ebenfalls dem... Etwas zu nähern, das wohl ein Floß darstellen sollte. Eine wackelige Konstruktion aus unterschiedlichsten Kisten war halbherzig mit Seilen zusammengebunden und schien schon beim bloßen Anschauen auseinander zu fallen. „Aber es wird schwimmen, ganz bestimmt.“, versuchte sich Peter Michow zu verteidigen, von dem Harry sich nun sicher war, dass er mit Neville verwandt sein musste. Wenn das Ding nicht untergeht, fress' ich einen Besen. Amüsiert sah Draco das Gebilde aus Kisten an und fand, dass er selbst wirklich gute Arbeit geleistet hatte. Aber im Vergleich mit diesem Floß-ähnlichen Schrotthaufen war wohl alles gut. „Wenn es wirklich schwimmen kann, gebe ich Ihnen 2 Punkte, aber wenn es untergeht, sind sie auch vom Rennen disqualifiziert.“, meinte Ms. Simmons erbost, die sich scheinbar von dem Floß persönlich beleidigt fühlte. Sie warf nur noch einen kurzen Blick auf die Werke der drei anderen Teams und sagte: „Der Rest bekommt jeweils 5 Punkte. Schieben Sie Ihr Boot zu Wasser, dann erklären wir Ihnen die Regeln für das Rennen.“ Immer noch wütend stapfte sie zu ihrer Kollegin, die schon am Strand auf sie wartete. Schon auf dem Weg begann sie sich lauthals, und für die Auroren gut hörbar, darüber zu beschweren, was für eine Zeitverschwendung diese Woche war. Peter und Kim sahen so beschämt aus, wie Harry sich am Morgen gefühlt hatte. Und obwohl er sonst wirklich immer gut war, musste er zugeben, dass sein eigenes Leid durch die leichte Schadenfreude verringert wurde. Wenn er das dem Sprechenden Hut damals gesagte hätte, hätte der ihn ganz bestimmt nach Slytherin geschickt. Auf jeden Fall konnte er sich jetzt wieder ganz auf seine Aufgabe konzentrieren und verdrängte einfach sein seltsames Handeln vom Vormittag. Zusammen mit seinem Teamkollegen schob er ihr Floß ins Wasser und probierte schon mal die Paddel aus. Er hatte zum Glück noch zwei lange breite Bretter gefunden, die sich ganz gut dafür eigneten. Eins davon reichte er jetzt an Malfoy weiter. „Pass auf, dass du dir nicht wieder einen Splitter zuziehst, sonst muss ich noch einmal an deinem Finger saugen.“, lachte er, bevor er abrupt still wurde. Hatte er das gerade wirklich gesagt? Mit knallrotem Kopf wandte er sich ab und schaute scheinbar interessiert den anderen Teams zu. Draco starrte ihn nur mit offenem Mund an. War das jetzt etwa ein Angebot? Ihm hatte das doch nicht gefallen... Oder? Er selbst wollte das auf keinen Fall wiederholen, log er sich selbst an. Doch alle Boote lagen jetzt im Wasser und Mrs. Wenston erhob ihre Stimme. „Eigentlich ist es ganz einfach. Sie starten dort...“, sie deutete mit ihrer Hand auf zwei Baumstämme, die aus dem Wasser ragten, und über denen ein Tuch mit der Aufschrift „Start“ zu sehen war, „... und fahren bis zu der Ziellinie auf der anderen Seite des Sees. Das erste Team bekommt 10 Punkte, das zweite 5 Punkte. Wir werden sie vom Strand aus beobachten - da hier zu viele Muggel sind, können wir nicht über den See fliegen. Das bedeutet auch, dass weiterhin sämtliche Zauber verboten sind, sonst werden sie disqualifiziert. Auch zu versuchen ein gegnerisches Boot zu versenken, ist nicht erlaubt. Aber es kann natürlich passieren, dass sie zwischendurch mal nass werden oder gar ins Wasser fallen.“ Sie zwinkerte verschwörerisch und gab damit die Erlaubnis für eine kleine Wasserschlacht. Draco sah, dass Harry anfing zu grinsen und flüsterte: „Was hat sie denn damit gemeint? Warum sollten wir nass werden?“ „Das bedeutet, wir können andere nass spritzen und sogar ins Wasser werfen um zu gewinnen.“ „Na das ist doch mal ein Spiel nach meinem Geschmack.“, grinste jetzt auch Draco. Wenn es darum ging, andere bei einem Rennen auszustechen, würde er garantiert gewinnen. Sie beide würden gewinnen, korrigierte er sich in Gedanken. „Sind alle bereit?“, rief Lisa Simmons ihnen vom Ufer aus zu. „Dann fertig und... Los!“ Ein lauter Pfiff schallte über das Wasser und die Paddel wurden ins Wasser getaucht. Harry versucht auf der rechten Seite des Floßes so schnell wie möglich voran zu kommen, doch schon bald merkte er, dass sie stark nach links abtrieben. „Draco, du musst schneller paddeln!“ „Ich paddel schon so schnell ich kann!“, protestierte der andere. „Dann müssen wir es so machen, wie beim Dreibeinrennen. Wir müssen einen Rhythmus finden, und immer gleichzeitig die Paddel bewegen. Ich zähle. Eins - Zwei - Eins - Zwei...“ Anscheinend hatte ihre Teamarbeit in der Woche tatsächlich schon etwas geholfen, denn sie stritten nicht darüber (und fielen auch nicht auf den Boden, bzw. ins Wasser), sondern glitten gleichmäßig durch das Wasser. Schon bald stellte sich heraus, dass Peter und Kims Floß nicht dazu geeignet war im Wasser zu schwimmen, denn nach einem kurzen Blick auf die anderen Teams, zählte Draco nur noch vier Boote. Dafür sah er aber einzelne Fässer umher schwimmen und glaubte auch kurz einen Schrei gehört zu haben. Gleich darauf wurde seine Vermutung bestätigt. „Mr. Michow und Mr. Wilson, Sie sind disqualifiziert. Schwimmen Sie ans Ufer und dann warten Sie am Camp, bis wir wieder da sind!“, rief Mrs. Wenston. „Ein Team weniger.“, keuchte Harry zwischen zwei Paddelschlägen. „Weniger reden, mehr paddeln!“, schnaufte Draco. Die ungewohnte Bewegung war wirklich anstrengend und der Eisprinz überlegte, ob es nicht besser wäre, zweimal in der Woche zum Fitness-Center zu gehen. Auch er war mittlerweile ziemlich außer Atem, aber da sie nun einen Rivalen weniger hatten, strengte er sich noch mehr an. Sie hatten schon die Hälfte der Strecke hinter sich, als Harry von einem Strahl kalten Wassers von Kopf bis Fuß nass gemacht wurde. Ein spitzer Schrei entkam ihm und aus Reflex stand er schnell auf, so dass das Floß anfing zu schaukeln. „Pass doch auf!“, rief Draco ihm zu, ohne den Blick vom Ziel zu wenden. Ein hämisches Lachen ließ ihn sich dann doch umschauen. Clover und ihr Partner Brooke waren rechts neben ihnen und nutzten die Chance, um sie zu überholen. Und Harry sah aus, wie ein begossener Pudel. Er schaute dabei auch noch so bestürzt drein, dass der blonde Auror laut losprustete. „Wie siehst du denn aus?“ „Die beiden haben mich mit eiskaltem Wasser bespritzt, das sieht man doch.“, zischte Harry ihn an. Er kochte vor Wut, das würden sie noch bereuen. „Wir müssen sie einholen, und dann zahl ich es ihnen heim!“ So sauer sah man den ehemaligen Gryffindor selten und Draco war richtiggehend beeindruckt. Da schien wohl jemand nicht viel Spaß zu verstehen. Aber wenn sie mit dieser Einstellung gewinnen und auch noch ein anderes Team ausschalten konnten, war ihm das nur recht. „Dann setz dich hin und fang an zu rudern, oder willst du sie mit deiner Gedankenkraft einholen?“, goss er noch etwas Öl ins Feuer. Die Antwort darauf war ein eiskalter Blick, der einem Basilisken alle Ehre gemacht hätte. Mit unglaublicher Geschwindigkeit folgten sie dem kleineren Floß, dass außerdem an erste Stelle getreten war. Kaum waren sie neben den beiden jüngeren Auroren, holte Harry aus und ließ mit seinem Paddel einen großen Schwall Wassers über die anderen regnen. „Wow, du hättest Treiber werden sollen.“, meinte Draco fast schon beeindruckt. Hätte Potter mit dem Schlag einen Klatscher getroffen, wäre bestimmt ein Zauberer vom Besen gefallen. Absolut nicht seinem Alter entsprechend streckte der Held der Zaubererwelt den klitschnassen Auroren die Zunge heraus, bevor er sich zusammen mit Draco daran machte, Sieger des Rennens zu werden. Doch Clover und Brooke lösten sich schnell wieder von ihrer Überraschung und waren ihnen dicht auf den Fersen. Es wurde ein Kopf-an-Kopf-Rennen, bis sie nur noch wenige Meter vom Ziel entfernt waren. „Harry, tausch mit mir den Platz.“, sagte Draco plötzlich. Der andere sah ihn verdutzt an und hätte beinahe vergessen weiter zu paddeln. „Warum denn das?“, fragte er misstrauisch. „Frag nicht so viel, vertrau mir einfach.“ Zögernd erhob sie der schwarzhaarige Zauberer und ging an seinem Teamkollegen vorbei auf die andere Seite des schwankenden Floßes. Er setzte sich und paddelte weiter. „Und wozu soll das gut sein?“ „Du hast in dem anderen Arm noch Kraft übrig. Und jetzt hör auf zu reden und paddel schneller!“, kam nur die barsche Antwort. Erstaunlicherweise schienen sie noch einmal etwas an Geschwindigkeit aufzunehmen und dann hatten sie es geschafft, sie waren im Ziel und ein Pfiff verkündete ihren Sieg. Harry ließ sich erschöpft zurück sinken und schloss die Augen. Er atmete einfach nur noch und versuchte das Brennen in seinen Armen und Schultern zu ignorieren. Irgendwo neben sich, oder vielleicht auch hinter ihm, fluchte Clover und gab Brooke die Schuld daran, dass sie verloren hatten. Ihr Partner allerdings lachte die ganze Zeit nur und schien die aufgebrachte Hexe sehr komisch zu finden. Er bekam auch noch mit, dass die Zwillinge Elliott und Lewis Dritte wurden und der Spanier Terry und seine Teamkollegin Sarah als letzte eintrafen. „Nun, da alle vollständig sind, können Sie wieder zum Ufer zurückkehren. Ziehen Sie die Boote aus dem Wasser, das Aufräumen übernehmen wir.“ Na wenigstens müssen wir die Dinger nicht selbst noch auseinander nehmen. Dann kam Harry noch ein Gedanke und er stand vorsichtig auf. Draco saß mit geschlossenen Augen auf seiner Seite und war ebenfalls ziemlich erschöpft. Als das Floß anfing zu schwanken, sah er auf. Potter war aufgestanden und kam nun zu ihm. Mit einem Lächeln reichte er ihm die Hand. „Das war gute Teamarbeit, und es hat auch Spaß gemacht.“ Mit einem Grinsen schlug er ein und wurde an seiner Hand auf die Beine gezogen. Das Lächeln des anderen wurde plötzlich gemeiner und dann sprang er mit ihm. Er konnte nur noch verwirrt schauen, bevor er von Potter mit in den See gezogen wurde. Geistesgegenwärtig holte er noch Luft, ehe er schon von dem kalten Wasser umschlossen wurde. Er hatte die Hand des Jungen-den-er-gleich-umbringen-würde verloren und strampelte mit den Beinen, um wieder an die Oberfläche zu kommen. Für einen kurzen Moment kam Panik in ihm auf, als er sich nicht mehr sicher war, wo oben und wo unten sein könnte. Doch dann schlossen sich zwei Arme fest um seinen Oberkörper und er wurde mitgezogen. Sein Kopf durchstieß die Wasseroberfläche und er füllte seine Lungen wieder mit Sauerstoff. „Mensch, Malfoy, hast du mir einen Schrecken eingejagt.“, erklang Potters Stimme hinter ihm. Anscheinend hatte er ihn nach oben gezogen und nun hielt er ihn fest, als ob er gleich wieder untergehen würde. Sein Rücken lag eng an Harrys Oberkörper an und noch immer umschlossen ihn seine Arme. Die schon bekannte Hitze durchfuhr seinen Körper und er befreite sich grob aus der Umarmung und drehte sich zu seinem „Retter“ um. „Sag mal, wolltest du mich umbringen?“, fauchte Draco ungehalten. „Ich dachte ja, du könntest schwimmen.“, versuchte sich Potter kleinlaut zu rechtfertigen. „Das sollte nur ein Spaß sein, weil du mich vorher ausgelacht hast.“ „Nur ein Spaß? Ich hätte ertrinken können!“ Das würde er ihm niemals verzeihen. Wütend und fassungslos zog er sich mühelos wieder auf das Boot, setzte sich auf die andere Seite und verschränkte die Arme vor der Brust. Nun klebte sein Shirt und seine Trainingshose unangenehm eng an seinem Körper und die wärmenden Strahlen der Sonne halfen auch nicht, sie gleich wieder zu trocknen. Sein Teamkollege hatte offensichtlich Schwierigkeiten wieder aus dem Wasser zu kommen, doch Draco dachte nicht einmal daran ihm zu helfen. Harry brauchte drei Anläufe um sich aus dem Wasser zu ziehen, doch endlich hatte er es geschafft. Dass Malfoy keinen Finger gerührt hatte, nahm er ihm übel, auch wenn der andere anscheinend etwas sauer war. Ausgelaugt zog er sein Paddel zu sich heran. „Lass uns zurück fahren.“, meinte er und fing an, Richtung Ufer zu rudern. Er drehte sich nicht zu seinem Teamkollegen um, doch da sie nicht im Kreis fuhren, nahm er an, dass er ebenfalls paddelte. „Im Übrigen kann ich sehr gut schwimmen.“, zischte Malfoy und nun ließ er seinen Blick überrascht doch zu ihm wandern. „Aber dann...“ „Das nennt man unter Schock stehen, Potter. Du hättest auch die Orientierung verloren, wenn man dich plötzlich unter Wasser zieht.“ Die Stimme des Auroren war wieder völlig kalt und gefühllos, wie immer wenn Malfoy sauer auf ihn war. Also fast die ganze Zeit über, in der sie sich kannten. „Es tut mir Leid, entschuldige bitte.“, murmelte Harry den Blick senkend, und er meinte es auch so. „Okay.“ „Was?“, fragte der Schwarzhaarige überrascht und hob den Kopf wieder. Sonst war Malfoy doch nie so leicht umzustimmen. „Ich sagte, es ist okay. Du hast dich entschuldigt und damit ist es gut. Wir sind keine Kinder mehr, die sich ewig wegen einer Kleinigkeit streiten müssen.“ Ungläubig blickte Potter ihm in die Augen, als suchte er in ihm die bösen Absichten. „Du nimmst es mir nicht mehr übel und wirst mir auch keinen Fluch in den Rücken jagen, wenn ich mal nicht hinsehe?“, misstrauisch wanderte der Blick über sein Gesicht. „Für wie alt hältst du mich eigentlich?“ „Du kannst mir die Frage nicht übel nehmen. Sonst bist du schließlich immer gleich zu deinem Daddy gerannt, um zu petzten.“ „Da war ich noch ein Kind und wusste es nicht besser.“ „Das war letztes Jahr, als ich dir zugeteilt wurde und Ron dir ein Haarwuchszaubertrank unter den Kaffee mischte.“ Wut kam in Draco hoch, als er daran dachte, wie ihm während des Briefings am Morgen plötzlich ein langer Bart wuchs und seine Haare immer länger wurden. Alle seine Haare. Und das vor allen Auroren. „Das warst nicht du?“, knurrte er, immer noch in Gedanken und vergaß dabei zu paddeln. „Nein, aber deinen Gesichtsausdruck hättest du sehen müssen. Selbst McRouver konnte nicht aufhören zu lachen.“, japste Potter zwischen Lachanfällen. Allein bei dem Gedanken wurde er aus Scham rot. Er hatte zum St. Mungos gehen müssen um sich den Gegentrank abzuholen, weil gerade an dem Tag die Krankenschwester des Ministeriums nicht da war. Und er hatte es nur gerade so geschafft, bevor er unter seinen Augenbrauen nichts mehr hatte sehen können. Zum Glück wurde am nächsten Tag ein anderer Auror von einem Schwarm Doxys verfolgt, als er unabsichtlich über den Käfig mit den schwarzen kleinen Ungeheuern stolperte, einen beschlagnahmten Liebeszauber über sie schüttete und das Schloss löste. Sie hatten die halbe Abteilung auseinander genommen, als ein Kampf darum entbrannte, welche ihren „Liebsten“ nun als erste küssen durfte. Mit Schockzaubern versuchten die Auroren die geflügelten Wesen wieder einzufangen, doch sie betrachteten das als einen Angriff auf das Objekt ihrer Begierde und wurden erst richtig wild. Nachdem die Ersten die giftigen Zähne zu spüren bekamen, sperrte man die Doxys in das Büro ein, in dem sie sich gerade befanden. Erst nach der Behandlung der verletzten Auroren stellte man fest, dass der Tollpatsch, der für das Chaos verantwortlich war, ebenfalls eingesperrt wurde. Als man ihn endlich befreite, lagen die Doxys bewusstlos am Boden und der Mann saß zitternd in einem Wandschrank, am ganzen Körper übersät mit Mini-Knutschflecken. Der arme Trottel hatte danach ein Gegengift und psychologische Betreuung gebraucht. Draco schwieg und sie padelten weiter zum Ufer. Mrs. Wenston und Ms. Simmons halfen ihnen, das Floß aus dem Wasser zu ziehen und mit einem Schwenker ihrer Zauberstäbe wurde es aus dem Gefährt ein kleiner Haufen Abfall. „Sie können sich gerne noch einmal duschen gehen. Danach packen Sie bitte Ihr Zelt wieder ordentlich zusammen. Bis Ssie fertig sind, haben wir das Abschlussessen vorbereitet. Dann verraten wir auch, wer den Preis gewonnen hat.“ Lisa Simmons zwinkerte ihnen verschwörerisch zu, also vermutete Harry, dass sie wohl die glücklichen Gewinner waren. Mit einem Grinsen boxte er Draco leicht in die Seite, doch der schien einfach noch zu fertig von dem Rennen zu sein und ignorierte den Wink. Achselzuckend ging der junge Auror an seinem Teamkollegen vorbei, er wollte noch vor den anderen bei den Duschen sein. So warm es in der Sonne auch war, er wollte das Seewasser wieder los werden und sich umziehen. Der blonde Zauberer war einfach nur froh wieder festen Boden unter den Füßen zu haben, wo niemand die Chance hatte, ihn von einem Boot zu schubsen. Und in ein paar Stunden würde er wieder zu Hause sein, sich von den Hauselfen ein warmes Bad vorbereiten lassen und - das war das wichtigste - in seinem eigenen Bett richtig ausschlafen können. In Gedanken versunken kehrte er zu ihrem Zelt zurück und zog sich schnell um, er wollte sich auf gar keinen Fall noch einmal in diesen Muggel-Waschräumen vor aller Augen ausziehen müssen. Mit einem Wink seines Zauberstabs ließ er seine Sachen in die Tasche fliegen und verkleinerte sie. Für einen kurzen Augenblick dachte er auch daran, schon einmal mit dem Abbau des Zeltes zu beginnen, doch gleich darauf erinnerte er sich, wer er war: Ein Malfoy. Und die machen die Arbeit nie allein, wenn sie jemand anderen dafür ausnutzen konnten. Mit einem Grinsen ließ er sich viel, sehr viel Zeit damit, seine Haare zu richten. Als Harry dann wieder den Zelteingang öffnete, tat er so, als wäre er gerade fertig geworden. „Ah, da bist du ja wieder.“, gab er sich überrascht. „Dann können wir ja zusammen packen.“ Harry runzelte für einen Moment die Stirn, aber Draco war schließlich ein Malfoy und brauchte morgens im Bad wahrscheinlich länger als Ginny und Hermine zusammen. Zu Zweit war dann auch rasch wieder alles verstaut und sie setzten sich an den gedeckten Tisch. Tee und Kaffee sowie allerlei Gebäck stand dort für sie bereit, darunter natürlich auch die typisch britischen Scones. Nachdem endlich alle saßen, erhob sich Mrs. Wenston von ihrem Platz. „Ich möchte Ihnen allen noch einmal danken, dass Sie an unserem Teamfindungs-Seminar mit so großer Begeisterung teilgenommen haben.“ Ein leises Grummeln war von Harry und Dracos Seite zu vernehmen, doch sie fuhr unbeirrt fort. „Sie alle haben sich sehr angestrengt, und wir hoffen, dass Sie etwas für Ihr zukünftiges Leben mitnehmen können. Und nun, um Sie nicht länger auf die Folter zu spannen, verraten wir Ihnen den Punktestand.“ Gespanntes Schweigen erfüllte die Runde, selbst Harry war sich nicht mehr ganz so sicher, wie es ausgehen würde. Immerhin hatte er nicht immer mitbekommen, wie viele Punkte die anderen Teams für die Aufgaben bekommen hatten. „Peter Michow und Kim Wilson haben 21 Punkte erreicht, die Zwillinge Elliott und Lewis Walker 34 Punkte, Clover Westfield und Brook Taylor schafften 47, Terry Moreno und Sarah Jones überholten knapp mit 49 Punkten. Auf dem zweiten Platz sind...“, sie machte noch einmal eine kleine Pause und die verblieben beiden Teams schauten sich grimmig an. „Michael Hendriks und Robin Green mit 88 Punkten. Harry Potter und Draco Malfoy gewinnen diese Woche mit 108 Punkten. Herzlichen Glückwunsch.“ Leiser Applaus kam auf, so richtig freute sich aber niemand für die Gewinner, immerhin hatten sich alle eine Urlaubsreise gewünscht. „Haben Sie sich schon bezüglich der Reise entschieden?“, wandte sich Lisa Simmons an die beiden Auroren. „Ich nehme die Woche Urlaub.“, antwortete Draco knapp zwischen zwei Schlucken schwarzen Kaffees. Er wollte einfach nur weg von diesem Kindergarten, doch seine Manieren zwangen ihn dazu, zu warten bis alle fertig mit Essen waren. „Ich werde mit meiner Freundin, Ginny Weasley, nach Deutschland fliegen.“, prahlte Potter mit einem dümmlichen Lächeln im Gesicht. „Das klingt ja wirklich gut. So einen Urlaub hat mir mein Freund noch nie geschenkt.“, lachte die junge Ausbilderin. Dann wandte sie sich ein letztes Mal an die Gruppe: „Ihre Ausbildung geht dann nächste Woche wie gewohnt weiter. Wenn Sie Apparieren oder mit dem Besen zurück fliegen, gehen Sie bitte bis zum Waldrand. Wir wollen keine unnötige Aufmerksamkeit auf uns ziehen.“ Darauf hatte Draco nur gewartet. Sobald sich die ersten von ihren Plätzen erhoben, eilte er auch schon mit einem knappen „Auf Wiedersehen“ zum Wald und disapparierte mit einem kaum hörbaren Plopp. Harry sah dem davoneilenden Zauberer verwundert hinterher. „Da hat wohl jemand Pläne fürs Wochenende.“, lachte der immer fröhliche Brook neben ihm und nahm sich das letzte Plätzchen. „Scheint wohl so.“, murmelte der Schwarzhaarige. Er hatte das dumpfe Gefühl, dass er etwas falsch gemacht hätte, aber er kam einfach nicht darauf, was es sein sollte. Also beschloss er, später darüber nachzudenken, erst einmal wollte er wieder nach Hause und Ginny die gute Nachricht überbringen. Er verabschiedete sich bei den Ausbilderinnen und den verbleibenden angehenden Auroren und machte sich ebenfalls auf den Weg zum Waldrand. Kapitel 21: Der große Held -------------------------- Im Malfoy Manor Mit einem leisen Plop erschien der junge Zauberer vor seinem Zuhause. Ein leichtes Lächeln erschien auf seinem Gesicht, als auch schon die Haustür aufging und eine kleine Hauselfe auf ihn zukam. „Master Malfoy, Lela freut sich, dass Sie wieder da sind.“, piepste das kleine Wesen aufgeregt. „Kann Lela Ihren Koffer nehmen, Sir?“ „Ja, und lass mir ein Bad ein, ich möchte mich ausruhen.“ „Ganz wie Sie wünschen, Master.“ Die Hauselfe verbeugte sich tief, dann ließ sie mit einem Fingerschnippen seine Tasche vor sich herschweben und eilte ins Haus zurück. Draco nahm noch einen tiefen Atemzug der frischen Sommerluft und betrat das Manor. Wie erwartet traf er seine Eltern im Wohnsalon an. Narcissa Malfoy blätterte auf dem Sofa in einer Modezeitschrift, während ihr Mann den Tagespropheten in seinem Lieblingslehnsessel studierte. „Mutter, Vater, ich bin wieder da.“, begrüßte Draco sie beim Eintreten. Sogleich bemerkte er, dass etwas in der Luft lag. Lucius Malfoy nickte ihm nur kurz über seine Zeitung hinweg zu und seine Mutter stand sofort auf und umarmte ihren Sohn. „Wie schön, dass du wieder da bist. Hast du die Woche gut überstanden?“ Sie betrachtete ihn mit einem seltsamen Blick. „Ja, es war nicht so schlimm, wie ich erwartet hatte.“ „Gut.“, brummte sein Vater ohne aufzublicken. „Das Abendessen findet in einer Stunde statt. Du solltest dich vorher frisch machen. Wir haben danach etwas mit dir zu bereden.“ „Ich wollte sowieso ein Bad nehmen.“, murmelte der junge Auror und drehte sich zur Tür um. Seufzend ließ er sich wenig später in das heiße Wasser sinken. Er hatte in seinem Elternhaus ein ganzes Stockwerk für sich. Außer dem Bad gab es noch ein Schlafzimmer mit begehbarem Kleiderschrank, ein Studienzimmer inklusive kleinem Zaubertranklabor und sein ehemaliges Spielzimmer, das mittlerweile von ihm als Lagerraum genutzt wurde. Die Marmor-Badewanne war nicht ganz so groß, wie die im Bad seiner Eltern oder gar im Vertrauensschülerbad in Hogwarts, aber es hätten trotzdem fünf Leute hineingepasst. Doch Draco hatte hier noch nie mit jemandem zusammen gebadet, geschweige denn ein Date mit nach Hause gebracht. Seinen Eltern war eh niemand gut genug und irgendwann würden sie wohl für ihn entscheiden, wen er heiraten sollte, um die reinblütige Linie der Malfoys fortzuführen. Vielleicht war es ja das, was sie später mit ihm besprechen wollten. Er spielte mit einer blonden Haarsträhne. Seit seiner Schulzeit hatte er sie länger wachsen lassen, doch sie ließen sich noch nicht in einem Zopf zusammen fassen. Immerhin hatte er eingesehen, dass es seltsam aussah, wenn er sie nach hinten gelte. Was hatte ihn in seinen jüngeren Jahren nur geritten, dass er so herumlief? Vielleicht sollte er sie noch weiter wachsen lassen, aber nicht so lang wie Lucius, er wollte ja nicht mit seinem Vater verwechselt werden. Oder er ließ sie kürzen, dann würden sie ihm nicht immer wieder vor den Augen hängen. Ob Harrys Freundin ihm die Haare schnitt? Sie hatten sich zwischen seinen Fingern so weich angefühlt. Energisch schüttelte er den Kopf um sich auf andere Gedanken zu bringen. Eigentlich hatte er überhaupt keine Lust schon jetzt jemanden zu heiraten, vor allem keine Fremde. In seiner Schulzeit hatte er mit Pansy herumgealbert, dass sie eines Tages zusammen Kinder bekommen und alt werden würden, aber mittlerweile war sie einfach nur noch eine gute Freundin. Auch mit seinen wenigen Dates, die meist aus ehemaligen Schulkameradinnen bestanden, hatte er sich keine längere Beziehung vorstellen können. Frauen in seinem Alter waren ihm einfach zu anstrengend, sie wollten ihn immer gleich an sich binden und eine gemeinsame Zukunft planen. Spätestens wenn sie seine Eltern kennen lernen oder ihn ihren Eltern vorstellen wollten, war das der Zeitpunkt, an dem er die Treffen abrupt beendete. Und seit er ein Team mit Harry bildete, hatte er nicht einmal mehr dafür Zeit, wie sollte er sich da um die Gründung einer Familie kümmern? Aber da war er mal wieder - der Punkt, um den sich in den letzten Wochen alles drehte, der Liebling der Zaubererwelt. Harry James Potter. Sein persönlicher Erzfeind und seine Nemesis. Und das nur, weil er sich bei ihrer ersten Begegnung zu arrogant benommen hatte. Das hatte er mittlerweile eingesehen, doch damals wusste er es noch nicht besser. Er wurde in dem Glauben erzogen, dass er als Sohn der Malfoys besser war als alle anderen. Energisch schüttelte Draco noch einmal den Kopf um sich selbst davon abzuhalten, weiter an Potter zu denken. Die Woche mit ihm hatte doch vollkommen gereicht, da brauchte er sich nicht noch zu Hause weiter zu quälen. Mit einer Hand ließ er die verbliebenen Schaumwolken über die Oberfläche gleiten. Das Wasser war mittlerweile am abkühlen, da konnte er auch gleich aus der Badewanne steigen und sich für das Abendessen bereit machen. Als der Nachtisch abgeräumt war, räusperte sich sein Vater und legte seine Serviette auf den Tisch. Jetzt erst bemerkte der Malfoy-Erbe, dass seine Eltern sich anscheinend beide die Haare hatten etwas kürzer schneiden lassen. Sie schienen die Woche ohne ihn ja gut genutzt zu haben. Nicht dass sie unterhalb der Woche viel voneinander mitbekamen, immerhin musste er lange arbeiten. Aber gelegentlich aßen sie miteinander und man hatte nie vollkommene Ruhe. „Draco, du bist nun schon eine Weile erwachsen und hast einen ganz gut bezahlten Job gefunden.“ „Was Lucius eigentlich fragen will“, mischte sich seine Mutter ein, „ist, ob du dich hier wohl fühlst.“ Draco runzelte irritiert die Stirn. Er hatte keine Ahnung worauf die beiden wirklich hinaus wollten. „Ja, hier bin ich schließlich aufgewachsen.“, antwortete der junge Auror. „Hättest du nicht gerne etwas mehr Privatsphäre? Du hast schließlich noch nie ein Mädchen mit hier her gebracht oder uns vorgestellt.“ Jetzt war er völlig verwirrt. Dachten sie etwa, er wäre... „Ich bin nicht schwul, falls ihr das meint.“, platzte Draco heraus. „Nein, mein Sohn, das denken wir doch gar nicht.“ Lucius hob beschwichtigend die Hände. „Aber selbst wenn es so wäre, wir würden dich immer lieben.“, versprach Narzissa. Als ihr Mann nur etwas beschämt in eine andere Richtung sah, gab sie ihm unter dem Tisch nicht gerade sanft einen Tritt. „Ähem, natürlich. Wir lieben dich so, wie du bist.“ „Ich bin wirklich nicht schwul.“, wiederholte ihr Sohn gereizt. „Ich dachte nur, ihr wärt eh mit keiner einverstanden.“ „Warum sollten wir nicht mit einem Mädchen einverstanden sein? Wir konnten doch bisher noch keine kennenlernen.“, meinte seine Mutter verwirrt. „Weil sie nicht alle reinblütig waren.“ „Du triffst dich doch nicht etwa mit Schlamm... Aua!“ Mit schmerzverzogenem Gesicht rieb sich Lucius sein Bein. „Dieses Wort sagen wir nicht mehr!“, zischte Narzissa wütend. „Und es ist egal mit wem sich unser Sohn verabredet. Wenn er jemanden mag, werden wir sie auch mögen.“ „Ja, Schatz. Da hast du vollkommen recht.“, bestätigte ihr Mann schnell, bevor sie ihn weiter trat. Draco hatte die kleine Auseinandersetzung stillschweigend beobachtet. Es kam nicht oft vor, dass einer von ihnen die Fassung verlor, auch vor ihrem Kind nicht. Immerhin war es üblich, dass man sich immerzu als glückliche, heile Familie gab - egal wie die Wirklichkeit aussah. „Wir möchten doch nur, dass du glücklich bist, und haben immer versucht, dich zu einem eigenständigen jungen Mann zu erziehen.“, begann seine Mutter und knetete nervös ihre Serviette in ihren Händen. „Deswegen denken wir, es würde dir gut tun, eine Weile auf eigenen Beinen zu stehen.“, beendete Lucius. Fassungslos starrte ihr Sohn sie an. „Ihr werft mich raus? Ist das euer Ernst?“ Bebend vor Wut stand er auf und ballte seine Hände zu Fäusten. „Aber nicht doch Liebling.“ Seine Mutter war ebenfalls aufgestanden, kam einige Schritte auf ihn zu und blieb dann wieder stehen, als traute sie sich nicht näher. „Wir denken dabei nur an dich.“, versuchte Lucius ihn zu beruhigen. „In dem ihr mich auf die Straße setzt, wollt ihr mir helfen?“ Ein hysterisches Lachen kam aus Dracos Kehle. „Tolle Eltern seid ihr!“ „Jetzt reicht es aber! So sprichst du nicht mit uns!“, knurrte sein Vater wütend. „Wisst ihr was? Mir reicht es. Ich gehe freiwillig!“, brüllte Draco und stampfte wütend aus dem Zimmer. Narzissa wollte ihn aufhalten, doch er wich ihrer Berührung aus und knallte die Tür hinter sich ins Schloss. In seinen Räumen ließ er alles zusammen schweben, was er brauchen würde. Dann verstaute er die Dinge in Taschen und verkleinerte seine Sachen. Er blickte sich nicht noch einmal um, als er sein Elternhaus verließ und nach London apparierte. Dort besorgte er sich als erstes im Tropfenden Kessel ein Zimmer für die nächsten Tage. Er hatte keine Ahnung, wie er in nächster Zeit eine Wohnung finden sollte. Bisher musste er sich um solche Sachen ja auch noch nie Gedanken machen. Erschöpft ließ er sich in seinem alles andere als luxuriös eingerichteten Zimmer auf das Bett fallen und schlief sofort ein. Etwas piekste ihn immer wieder unangenehm in die Seite, bis er aufwachte. Grummelnd schlug er danach. „Heh, Draco, es ist früher Morgen. Du musst aufstehen.“ „Blaise, du alte Nervensäge, geh weg. Am Samstag haben wir keinen Unterricht und ich will noch nicht aufstehen.“, murmelte er träge. Ein lautstarkes Lachen war die Antwort und sein bester Freund machte anscheinend keine Anstalten aus seinem Zimmer zu gehen. „Wir sind nicht mehr in Hogwarts, du Schlafmütze.“ Irritiert öffnete Draco vorsichtig die Augen. Sonnenlicht fiel durch das offene Fenster ins Zimmer und jetzt hörte er auch die Geräusche der Straße. Schlagartig fiel ihm der gestrige Abend wieder ein und er richtete sich auf. „Was machst du hier? Woher wusstest du, wo ich bin?“ Der dunkelhäutige Mann lachte erneut, stand auf und schloss das Fenster. „Natürlich wusste ich, wo du bist. Du bist mein bester Freund und ich kenne dich schon lange genug. Deine Eltern tauchten gestern bei mir auf, weil sie dachten, du wärst bei mir untergekommen.“ „Meine Eltern waren bei dir?“, fragte der Blonde verwirrt. „Ja, anscheinend bist du von zu Hause abgehauen. Was war denn los?“ Sein Freund musterte ihn besorgt. Wahrscheinlich gab er nicht das beste Bild ab, immerhin war er mitsamt Sachen und Schuhen eingeschlafen. Und er brauchte nicht erst einen Blick in den Spiegel zu werfen um zu wissen, dass er Augenringe und verwuschelte Haare hatte. „Sie wollten mir gestern weismachen, dass es besser für mich wäre, wenn ich ausziehe. Da bin ich eben gleich gegangen.“, meinte er trotzig. Nach dieser Nacht klang das in seinen Ohren nicht mehr ganz so sehr wie eine gute Idee. „Und wo willst du von nun an wohnen? Doch wohl nicht hier!“, fragte Blaise entsetzt. Draco schüttelte den Kopf. „Nein, natürlich nicht. Das ist nur eine vorübergehende Lösung, bis ich eine Wohnung gefunden habe.“ „Hast du schon eine Idee, in welche Gegend du ziehen möchtest?“ Sein Freund schaute ihn interessiert an. Ein Seufzen entkam ihm. „Das ist mir eigentlich egal. Ich muss es nur von meinem Gehalt bezahlen können.“ „Was hälst du dann davon, wenn du dir einen Mitbewohner suchst?“ Draco riss entgeistert die Augen auf. „Bist du verrückt? Ich zieh doch nicht mit irgendeinem Fremden zusammen.“ „Und wenn du ihn schon kennen würdest?“, grinste Blaise, doch der Auror wusste nicht, was er meinte. „Kennst du denn jemanden, der noch ein Zimmer frei hat?“ „Jap. Und er steht genau vor dir.“, lachte sein bester Freund. „Ist das dein Ernst? Ich dachte, du findest es toll, so eine große Wohnung für dich allein zu haben.“, fragte Draco. „Ich finde es auch immer noch toll. Dummerweise übersteigen die Kosten das, was ich vom Tagespropheten bekomme.“ Verlegen strich sich Blaise durch die Haare. „Wenn du willst, kannst du schon heute einziehen.“ Völlig entgegen seinem üblichen Charakter umarmte er ihn und lachte: „Du bist mein Held, Blaise Zabini.“ Kapitel 22: Eine Reise, die ist lustig... oder? ----------------------------------------------- Eine Woche später in Deutschland Harry saß mit Ginny im Ministerium für Zauberei in Berlin und wartete darauf, dass ihr Portschlüssel zurück nach England aktiviert wurde. Sie hatten nur eine halbe Stunde Zeit, und es lohnte sich nicht, noch einmal hinaus zu gehen. Etwas Wehmütig dachte er daran, dass ihr Urlaub nun vorbei war und sie schon morgen der gewohnte Alltag wieder einholen würde. Doch andererseits war er auch froh darüber, denn seine Freundin hatte sich teilweise etwas seltsam ihm gegenüber benommen. „Ginny, wir müssen los. Hast du alles zusammen gepackt?“ „Ja, habe ich. Und wenn nicht, können wir es in Deutschland bestimmt auch noch kaufen.“, antwortete Harrys Freundin, die im Gegensatz zu ihm kein bisschen gestresst wirkte. Doch sie hatte ja auch schon am Tag zuvor angefangen, ihre Sachen zusammen zu suchen, während er noch mit Ron im Fuchsbau geblieben war. Nach der Woche im Trainingscamp hatte er den Freitagabend verschlafen und verbrachte auch den Samstag fast nur im Bett. Als er das am Sonntag fortführen wollte, hatte es Ginny gereicht und sie hatte ihm unmissverständlich klar gemacht, dass sie „keine Lust auf sein ewiges Selbstmitleid hatte“. Um sich nicht zu streiten, war er mit zu den Weasleys appariert, nur um den Großteil der Zeit für sein „Abenteuer“ mit Malfoy ausgelacht zu werden. Doch nachdem ihre Freundinnen nach Hause gegangen waren, hatte er mit Ron und George angefangen über ihre Schulzeit zu reden und die Zeit vergessen. Und nun, am Montagmorgen, musste er sich innerhalb einer Stunde fertig machen und für eine Woche in Deutschland alles notwendige einpacken. „Harry, die Autos vom Ministerium sind da. Wir müssen los.“ „Aber ich kann meinen Zauberstab nicht finden!“, rief der Auror panisch aus dem Schlafzimmer. Genervt verdrehte Ginny die Augen. „Der liegt hier im Flur. Nun komm endlich, sonst verpassen wir den Portschlüssel.“ Mit der Brille schief auf der Nase und den zerwuschelten Haaren sah Harry jünger aus und wirkte genauso konfus, wie jedes Schuljahr an ihrem Abreisetag. Mit einem Seufzen warf er noch einen letzten Blick in ihre gemeinsame Wohnung. „Irgendetwas wichtiges habe ich vergessen, da bin ich mir sicher.“ „Du hast deinen Zauberstab, Sachen zum Wechseln und deine Kulturtasche. So wichtig kann es gar nicht sein. Und nun komm!“, befahl sie in dem selben Ton, mit dem Molly immer ihre Kinder zusammengehalten hatte. Harry erinnerte sich bis heute nicht, was er vergessen hatte, also schien es wirklich nicht so wichtig gewesen zu sein. Gedankenverloren ging er noch einmal ihre Zeit in dem fremden Land durch, von dem er einiges gelernt hatte. Sie waren gerade noch pünktlich im Ministerium angekommen und nur wenige Minuten später landeten sie nicht gerade sanft auf einem freien Feld, die Hände immer noch an einer blauen Plastikgießkanne. Eine junge Frau mit kurz geschnittenen blonden Haaren erwartete sie schon. „Hallo, sie müssen Mr. Potter und Miss Weasley sein. Willkommen in Deutschland, in dem wunderbaren ländlichen Brandenburg. Ich bin Jenny Klein und arbeite im Team für Internationale Magische Zusammenarbeit. Ich werde sie die ganze Woche lang begleiten und für sie dolmetschen.“ In Harrys Kopf drehte sich endlich nicht mehr alles und er hatte seine Brille wieder zurecht gerückt. Freundlich zunickend betrachtete er die Deutsche nun genauer. Sie war etwa in ihrem Alter und betrieb bestimmt viel Sport, denn sie hatte mehr Muskeln als Harry, wie er beschämt feststellen musste. Verblüfft sah er, dass ihre Augen unterschiedliche Farben hatte, das linke war blau und das rechte grün. Auch Ginny schien das bemerkt zu haben, denn sie hielt mitten im Händeschütteln inne und musterte das Gesicht der Frau. Etwas verlegen meinte die Ministeriumsmitarbeiterin: „Bevor sie fragen – ich bin keine Metamorphmagi, die Augenfarbe ist angeboren.“ Mit rotem Gesicht ließ Ginny ihre Hand los. „Tut mir Leid, ich wollte nicht starren.“ „Schon in Ordnung, ich bin das gewohnt. Dann will ich sie mal in unsere Hauptstadt bringen. Eine Woche ist nicht viel Zeit und es gibt hier eine Menge zu sehen. Ach, und nennen Sie mich einfach Jenny.“ Sie waren dann mit Besen des Ministeriums nach Berlin geflogen, während Jenny ihnen einen ersten Eindruck des Landes verschaffte. Die deutschen Zauberer und Hexen hatten ihre eigenen Besen-Manufakturen, die eine lange Tradition vorwiesen und deren Namen im letzten Jahrhundert von Automobilherstellern aufgegriffen wurden. Sie flogen auf einem extra für das Zaubereiministerium hergestellten Spyder GT 4600 der Firma Wiesmann, die in den letzten Jahren die begehrtesten Rennbesen hergestellt hatte. Nebenbei zog die Landschaft unter ihnen entlang, Wiesen wechselten sich mit bunten Feldern ab, und ab und zu tauchte ein Dorf auf. Als sie die Stadtgrenze erreichten, landeten sie vor einem großen grauen Gebäude, das wohl schon lange leer stand. „Hier ist der Eingang zum Bienenstock.“ Verwirrt schauten die englischen Besucher erst das verlassene Haus und dann Jenny an. „Oh, das habe ich ja noch gar nicht erzählt.“, lachte die junge Frau und ging langsam mit ihnen zur Eingangstür. „Wir haben nicht wie in London eine Straße zum Einkaufen. Unter der gesamten Stadt verlaufen Tunnel zu einer riesigen Halle zusammen. Es ist ein magisches Dorf unter den Füßen der Muggel.“, zwinkerte sie belustigt. „Ihr lebt unterirdisch?“, staunte Ginny. „Ja, aber so kommt es niemanden vor. Ihr werdet ja gleich sehen, was ich meine.“ Mit ihrem Zauberstab tippte sie auf die Klingel und die Tür schwang auf. Dahinter wartete eine Treppe, die sie zu einer U-Bahn-Station führte. Harry sah keinen großen Unterschied zu den Bahnstationen in London, außer dass hier fast alle Umhänge trugen und ein kleiner Laden Zaubertrankzutaten verkaufte. Auf einem großen, halb verblichenen Blechschild an der Wand stand „Hestereck“. Ein älterer Mann mit dunkelgrauem Umhang und schütterem grauen Haar kam auf sie zu. Sein Gesicht war wettergegerbt und Lachfältchen hatten sich im Laufe der Jahre in seine Haut gegraben. „Ah, das müssen unsere ausländischen Besucher sein. Ich hoffe, sie haben nicht den Regen aus England mitgebracht.“ Er lachte über seine Worte, die er offenbar für komisch hielt. Jenny verdrehte die Augen und wandte sich ihnen zu. „Das ist Alfred Montag. Er ist für die Kommunikation zwischen unserer Welt und den Muggeln verantwortlich. Und er hält sich selbst für sehr witzig.“, seufzte sie. Die Fortbewegung war dann doch etwas anders als in London. Es gab nur kleine einzelne Waggons, die von allein zwischen zwei Stationen pendelten, um Zeit zu sparen. Einen Schaffner brauchten sie auch nicht, da sie ähnlich wie der Fahrende Ritter verzaubert waren und alles, was im Weg war, auswich. Allerdings gab es noch den Zusatzzauber, dass sich auch Schienen um andere Wagen herumlegten. Sie stiegen in einen Waggon ein, über dessen Tür in großen roten Buchstaben „Neuer Anger“ stand und waren schon nach wenigen Minuten an ihrem Ziel. Sie fuhren zu einem kurzen Bahnsteig, der auf beiden Seiten von Häusern eingerahmt wurde. „Das ist das Einkaufsviertel des Bienenstocks, und hier ist auch euer Hotel.“ Harry sah sich neugierig um. Ähnlich wie in der Winkelgasse gab es lauter kleinere und größere Läden, die sich aneinander reihten und Kunden mit ihren Auslagen anlockten. Dann fiel ihm plötzlich etwas auf: „Es ist ja gar keine Decke zu sehen, wie in Hogwarts.“ Ginny riss die Augen auf und legte ihren Kopf in den Nacken. „Stimmt, das wäre mir fast nicht aufgefallen. Mir kommt es vor, als wären wir an der Oberfläche. Ich glaube, es weht sogar ein leichter Wind.“ Alfred Montag lächelte und sah gedankenverloren nach oben. „Das verdanken wir Merga Bien, einer mächtigen Wetterhexe. Sie hat vor fast 500 Jahren gelebt und diesen Ort gegründet. Als die Hexenverfolgung ihren Höhepunkt erreichte, wollte sie ein sicheres Zuhause für alle Verfolgten schaffen. Sie brauchte fast ein ganzes Jahr, bis sie unter dem Zentrum der Stadt eine Höhle ausgehoben und stabilisiert hatte, in der damals fast 20.000 Menschen Platz fanden. Es war ihr egal, ob es Hexe, Zauberer, Muggelstämmige oder auch Muggel waren, wer sie um Hilfe bat, war willkommen. Um das Leben hier unten angenehmer zu gestalten, hat sie einen Zauber entworfen, der den Himmel und sogar das Wetter unter die Oberfläche überträgt. Seitdem wurde diese Haupthöhle immer wieder erweitert. Im Moment bauen wir gerade an einem eigenen Quidditchfeld.“ Sie hatten erst ihr Gepäck im Hotel abgelegt und sich erfrischt, dann bekamen sie eine kleine Stadtführung. Ihr Endziel war das deutsche Zaubereiministerium, in dem sie von der Ministerin in etwas wackeligem Englisch freundlich begrüßt wurden. Auch der Sportminister ließ es sich nicht nehmen, mit den Gästen zu reden. Immerhin war Ginny Trainerin der Holyhead Harpies und Harry nicht nur in Hogwarts als Sucher bekannt. Dann war auch schon der erste Tag vorbei. In den nächsten Tagen konnten sie auch etwas mehr über die Geschichte lernen, die die Zauberer geprägt hatte. „In der Zeit der Hexenverfolgung mussten wir uns, wie in allen Ländern, vor den Muggeln verbergen. Doch als man keine echten Hexen und Zauberer fand, machte man Jagd auf Muggel, man beschuldigte einfach seine Nachbarn und sogar Familienangehörige, wenn man sie nicht leiden konnte. Viele konnten diese Zustände nicht mehr mit ansehen, retteten die Menschen vom Scheiterhaufen und brachten sie in Sicherheit. Als der Bienenstock erbaut war, zogen auch Muggel mit ein. Sie heirateten Hexen und Zauberer und sind die Vorfahren der meisten, die hier leben.“, erzählte ihre Fremdenführerin in ernstem Ton, als sie vor der steinernen Statue einer fröhlich lachenden Hexe standen, über der eine kleine Steinwolke schwebte. „Das hier“, sie deutete zu dem Standbild, „ist die Gründerin, Merga Bien. Sie ist der Grund dafür, dass es in Deutschland nur wenige gibt, die auf ihren reinblütigen Status beharren. Den meisten anderen ist es egal, welche Eltern man hat.“ Erstaunt lauschten Harry und seine Freundin der Erzählung. „In England gibt es noch so viele, die denken, dass sie besser sind, nur weil sie keine Muggel in ihrem Stammbaum haben.“, sagte Ginny traurig. Jenny nickte verstehend. „Das habe ich auf meinen Reisen auch bemerkt. Leider gab es auch hier einige, die Ihr-wisst-schon-wem gefolgt sind und dem Rest der Zaubererwelt das Leben schwer gemacht haben.“ „Darüber habe ich noch nie nachgedacht.“, grübelte Harry. „Ihr hattet mit der Rückkehr von Ihr-wisst-schon-wem und dem Kampf um Hogwarts bestimmt auch genug zu tun.“, winkte Jenny ab und beendete damit das Thema. Spätestens als sie auf dem Berliner Fernsehturm standen und die Aussicht genossen, hatten die englischen Besucher die Erinnerung an den Krieg wieder verdrängt. Vom höchsten Bauwerk Deutschlands aus hatten sie einen fantastischen Blick auf die gesamte Stadt und beobachteten die Ameisengroßen Autos, die sich ihren Weg durch die Hauptstadt schlängelten. Später genossen sie, nach einem kleinen Einkaufsbummel im magischen Teil Berlins, ein Abendessen im Hotel. „Wie findest du es hier?“, fragte der junge Auror seine Freundin müde, als sie in ihrem Doppelbett lagen. „Es ist ganz anders, als ich es mir vorgestellt habe. Ich dachte, es wäre mehr wie in England.“, murmelte sie leise. „Ist doch gut so, dass jedes Land seinen eigenen Charakter hat. Ich könnte mir gut vorstellen, länger mal hier Urlaub zu machen.“ „Ich nicht.“, meinte Ginny entschieden. „Aber warum du hierher zurück willst, kann ich mir schon denken.“ Harry blickte sie erstaunt an. „Was meinst du denn damit?“ „Ach, tu doch nicht so unschuldig.“, brauste sie auf und drehte sich auf die Seite, um ihm ins Gesicht zu blicken. „Ich habe genau gesehen, wie du diese Ziege anstarrst, während sie von ihrer tollen Heimat erzählt.“ Er war sprachlos. Seit wann war Ginny denn so eifersüchtig? „Ich habe sie nicht angestarrt.“, gab er gereizt zurück. „Tut mir ja Leid, dass ich mich nicht nur für England interessiere, sondern auch wissen will, was in dem Rest der Welt geschieht.“ „Ach mach doch was du willst!“ Die junge Frau glitt aus ihrem gemeinsamen Bett und schnappte sich Kopfkissen und Decke. „Ich schlafe auf der Couch!“ „Ginny...“, versuchte Harry noch sie aufzuhalten, doch sie schlug schon die Tür hinter sich zu. Stöhnend ließ er sich wieder zurück sinken und massierte seine Schläfen. Und er hatte tatsächlich gedachte, die Woche mit Draco war anstrengend... Was der wohl gerade tat? Immerhin hatte er auch Urlaub. Bestimmt ließ er sich von seinen Hauselfen ein kühles Getränk an den Pool bringen. Am nächsten Morgen hatte sich Ginny bei ihm entschuldigt und sie frühstückten gemeinsam. Doch etwas hatte sich verändert, er konnte es nur nicht genau beschreiben. Immerhin wurde er durch die vielen Sehenswürdigkeiten, die sich besichtigen, abgelenkt. An einem Nachmittag konnten sie sogar einem Training der Quidditchmanschaft Berliner Honigbienen zusehen und tauschten sich danach angeregt über ihren Lieblingssport mit den Teammitgliedern aus. Am meisten war er auf die Schule gespannt gewesen. Außer Durmstrang und Beauxbatons kannte er keine anderen, wahrscheinlich weil sie alle immer so geheimniskrämerisch taten und nichts preisgeben wollten. Dabei könnten sie wohl voneinander profitieren. Mit einem Zug, der mitten im Bienenstock abfuhr, waren sie nach wenigen Stunden am Meer und stiegen in ein Fischerboot um, dass sie auf eine kleine Insel brachte. Schon von weitem sahen sie den Leuchtturm über dem Wasser aufragen. Auch wenn sie nicht erfuhren, wo sie sich genau befanden, war der deutsche Schulleiter, Emil Hager, sehr auskunftsfreudig. Sie durften die Klassen besuchen, wurden auf dem Gelände herumgeführt und von ein paar trainierenden Schülern gebeten, ihre Quidditch-Künste unter Beweis zu stellen. Nachdem Harry einen neuen Rekord beim Fangen des Schnatzes aufgestellt hatte und von den Umstehenden lauten Applaus bekam, raunte ihm Ginny sauer zu: „Musstest du so angeben? Hättest du den Schnatz nicht wie ein Normalsterblicher fangen können?“ „Dir kann man es aber auch gar nicht recht machen!“, zischte er leise zurück und versuchte weiter zu lächeln und sich nichts anmerken zu lassen. Doch langsam hatte er von der negativen Laune seiner Freundin genug. Hätte er bloß Draco mitgenommen. „Miss Weasley und Mister Potter?“, fragte eine tiefe Stimme vorsichtig und Harry öffnete die Augen wieder. „Ihr Portschlüssel ist bereit.“ Ein breites Gesicht, mit einem dicken Schnurrbart, saß ohne Hals auf einem ebenso dicken Körper. Der Ministeriumsmitarbeiter, der ihn sehr an Onkel Vernon erinnerte, dachte wohl, er hätte geschlafen. Seufzend erhob er sich aus dem gemütlichen Sessel und streckte sich. Ginny war vor ihm losgegangen und ließ ihn die Koffer verkleinern, obwohl sie das schon zuvor selbst hätte übernehmen können. Was war nur mit ihr los? Sonst war sie nie so rücksichtslos und zickig. Mit einem weiteren Seufzer verstaute er das Gepäck in seiner Jackentasche und folgte dem dicklichen Mann in einen Nebenraum des Ministeriums. Wieder zu Hause angekommen, ließ er sich im Wohnzimmer in einen der roten Sessel sinken. Genüsslich schloss er die Augen und genoss die Stille. Doch die Ruhe war nur von kurzer Dauer, denn er hörte, wie Schubladen geöffnet und geschlossen wurden. „Wir können doch auch noch später auspacken, Schatz.“, rief er im selben Moment, indem ihm einfiel, dass er selbst immer noch das Gepäck in den Taschen hatte. „Ich bin noch mit ein paar Teamkollegen verabredet. Wir haben doch bald ein Auslandsspiel in Bulgarien und müssen noch reichlich trainieren.“, kam die Antwort, die ihn aufhorchen ließ. „Du fliegst nach Bulgarien?“ Harry stand auf und blieb in der Tür zum Schlafzimmer stehen. Seine Freundin zog sich ein schickes schwarzes Kleid an, das er zuvor noch nie gesehen hatte. Es stand ihr gut, zeigte aber auch für seinen Geschmack zu viel Haut. „Wann wolltest du mir denn von der Reise erzählen?“, fragte er ungläubig. Ginny zog sich gerade hochhackige Schuhe an und sah ihn nicht an, als sie antwortete: „Das habe ich dir doch schon gesagt. Du hast es bestimmt nur vergessen.“ „Und wann und für wie lange bist du weg?“ „In zwei Wochen, aber es ist nur für drei oder vier Tage.“ Sie blickte trotzig auf. „Du erzählst mir ja auch nicht schon Wochen vorher, wann du zu einem Einsatz weg musst.“ „Das könnte daran liegen, dass ich es selbst erst einen Tag vorher erfahre.“, meinte Harry eingeschnappt. „Und außerdem bleibe ich in Großbrittanien und fliege nicht mal eben in ein anderes Land.“ „Es sind nur ein paar Tage, also reg dich nicht so auf.“ Sie drängelte sich an ihm vorbei und schnappte sich im Flur Jacke und Handtasche. „Heute kann es spät werden, also warte nicht auf mich. Aber du kannst ja schon mal die Koffer auspacken, wenn du eh zu Hause bleibst.“ Und schon war sie durch die Tür verschwunden und der Auror schaute ihr mit offenem Mund nach. Kapitel 23: Bei Borgin&Burke's ------------------------------ An diesem Montag hatte Draco von Anfang an das Gefühl, dass es kein guter Tag werden konnte. Er hatte kaum schlafen können, weil er sich noch nicht an die neue Wohnung und das harte Bett gewöhnt hatte. Und dann musste er auch von allein aufstehen, und sich selbst Frühstück machen, ohne dass ein Hauself das für ihn übernahm. Nach seiner ersten Nacht hatte er noch versucht Blaise dazu zu überreden, doch sein bester Freund war ein Morgenmuffel, wie er im Buche stand. Wenn man ihn nicht für den Rest des Tages verärgern wollte, hielt man am besten den Mund, bis Blaise seinen Kaffee ausgetrunken hatte. Und auch danach sollte man nur etwas sagen, wenn es wirklich wichtig war. Das hatte Draco auf die harte Tour lernen müssen, denn als er seinem Mitbewohner einen Guten Morgen wünschte, drohte man ihm gleich mit dem Rausschmiss. Mittlerweile konnte er zumindest einen passablen Kaffee kochen und das Rührei schmeckte auch. Nun war sein Urlaub vorbei und zu seinem Bedauern musste er nicht nur wieder arbeiten, sondern auch noch Potter ertragen, der bestimmt die ganze Zeit von Deutschland erzählen würde. Vielleicht hätte er sich krank melden sollen, doch in der magischen Welt einen Arzt zu finden, den man bestechen konnte, war so gut wie unmöglich. Und da ihm nun auch nicht mehr das Vermögen seiner Familie zur Verfügung stand, sparte er sein Geld lieber für ein bequemeres Bett. Als er ins Ministerium apparierte - ihre Wohnung musste erst noch an das Flohnetzwerk angeschlossen werden - begrüßte ihn die allgemeine Hektik des Büroalltages. Über ihm flatterten Memos durch die Eingangshalle, Besucher standen am Infoschalter an und Mitarbeiter rannten aus den Kaminen um noch rechtzeitig zum Schichtbeginn in ihren Abteilungen zu sein. Draco hatte es nicht sonderlich eilig, da jeder am ersten Tag nach dem Urlaub die inoffizielle Erlaubnis hatte, zu spät zu kommen. Wahrscheinlich war das Ministerium froh, wenn man überhaupt zurück kam und sich nicht in den Tropen niederließ. So etwas soll wohl schon ziemlich oft passiert sein. Und er konnte diejenigen auch gut verstehen. Gemütlich schlenderte er zu den Liften und wurde dabei fast von einer jungen Frau umgerannt. Nur mit Mühe schaffte er es, sich auf den Beinen zu halten, doch die Frau landete unsanft auf dem Boden. „Tut mir Leid, tut mir Leid, ich habe sie nicht gesehen. Aber ich bin heute den ersten Tag hier und schon fast zu spät." Draco blickte auf den Boden schaute sich das Häuflein Elend genauer an. Sie war dünn und klein, bestimmt nur 1,50 und hatte lange, glatte schwarze Haare, die ihr bis weit über den Rücken reichten. Unter einem langen Pony versteckte sich ein kindliches Gesicht mit großen grünen Augen, die von einer großen runden Hornbrille eingerahmt wurden. Sie wirkt wie eine Mischung aus Harry und Trelawney, dachte der junge Mann amüsiert und konnte ihr nicht einmal mehr böse über den Unfall sein. „Ist alles okay, Miss?", fragte er daher und bot ihr höflich die Hand an um ihr aufzuhelfen. „Ja, ja, danke.", antwortete sie nervös und stand mit seiner Hilfe auf. Um die Nasenspitze war sie mittlerweile leicht rot geworden. „Wo wollen sie denn eigentlich hin? Hier geht es nur weiter zur Eingangshalle. Sie können meine Hand jetzt übrigens los lassen.", meinte er freundlich, nachdem die Frau ihn einfach nur mit offenem Mund angestarrt hatte. Jetzt lief ihr ganzer Kopf rot an und sie trat schon fast panisch einen Schritt zurück. Sie erinnert mich wirklich an Harry... Im nächsten Moment gab er sich für diesen Gedanken auch schon innerlich eine Ohrfeige. Er würde diese männliche Nervensäge schon wieder früh genug am Hals haben, da musste sein Kopf nicht auch noch voll davon sein. „I...ich...ich heiße Em... Emily. Emily Garden. Mysteriumsabteilung.", stammelte sie nun ihren Namen. „Draco Malfoy, Auror.", stellte er sich ebenfalls vor. „Schön Sie kennen zu lernen, Miss Garden." Er lächelte noch immer sein berühmtes Slytherinlächeln, dem schon in Hogwarts sämtliche Mädchen verfallen waren, obwohl er in Gedanken ganz woanders war. Er hatte noch nie einen Mitarbeiter der Mysteriumsabteilung persönlich kennen gelernt und war neugierig geworden. Vielleicht, wenn er seinen Charme ganz genau ausspielte, konnte er heraus bekommen, was die Leute dort unten eigentlich machten. „Ich freue mich auch sehr.", lächelte sie ihn verträumt an, „und Emily reicht völlig." Dann riss sie sich wieder zusammen, schaute auf ihre Armbanduhr und zuckte zusammen. „Oh nein, jetzt komme ich wirklich zu spät. Ich muss leider los." Mit diesen Worten rannte sie Richtung Eingangshalle, blieb nach einigen Metern stehen und sah sich hilflos um. Draco blieb weiter an der selben Stelle stehen und beobachtete das Ganze amüsiert. Emily ließ die Schultern sinken und kam wieder zu ihm zurück. Ohne ihm in die Augen zu schauen, fragte sie schüchtern: „Können Sie mir sagen, wie ich in die Abteilung komme?" „Natürlich, Miss. Wenn Sie mir sagen, was Sie dort eigentlich arbeiten." Erleichterung breitete sich in dem Gesicht der jungen Frau aus. „Oh, ich habe noch gar keine Aufgaben, immerhin fange ich erst heute an." Dann schlug sie sich schnell beide Hände vor den Mund und riss erschrocken über sich selbst die Augen auf. „Aber selbst wenn, ich darf mit absolut niemandem darüber reden, egal was passiert. Und egal wie gutaussehend Sie sind.", nuschelte sie fast unverständlich hinter ihrem zugehaltenen Mund. Der junge Auror nickte verstehend und versuchte seine Enttäuschung zu verbergen. Also war sie doch nicht so einfach auszuquetschen. „Sie müssen nur diesen Gang entlang gehen und mit dem Lift zum 9. Stock fahren. Am Ende des langen Ganges ist dann die Abteilung." „Vielen Dank!", rief die junge Frau ihm noch zu, bevor sie auch schon um die Ecke verschwunden war. Immer noch enttäuscht, dass die große Chance verflogen war, endlich zu erfahren, was hinter der geheimnisvollen Tür passierte, ging auch Draco zum Lift und fuhr nach oben. In seiner eigenen Abteilung angekommen, ging er sofort zu dem großen Büro, in dem jeder Auror einen eigenen Schreibtisch hatte. Doch der Raum war leer, anscheinend waren sie alle auf Missionen oder andernorts beschäftigt. Die Enttäuschung in ihm wuchs an, er hatte sich doch schon so darauf gefreut, die anderen mit seinen Erzählungen vom langen Ausschlafen und Ausruhen im Urlaub zu ärgern. Auch wenn das so nicht stimmte, immerhin war er die ganze Zeit mit dem Umzug beschäftigt gewesen. Aber das wusste ja keiner. Dass die Fenster im Ministerium einen strahlend hellen Morgen verkündeten, besserte seine Laune auch nicht. Aber vielleicht hatte er Glück und im Aufenthaltsraum hatte jemand Donuts oder Kesselkuchen mitgebracht. Doch schon wieder wurden seine Erwartungen enttäuscht, denn der Pausenraum war voller Auroren, die begeistert um einen ausgelassenen Harry herum saßen. Dieser hatte sich auf einen Tisch gesetzt und erzählte nun denen, die es hören wollten, und das waren anscheinend alle Auroren, seine Abenteuer aus Deutschland. Selbst McRouver hatte sich an einen Tisch an der Wand gesetzt und lauschte den Erzählungen. „Wir konnten sogar die die magische Schule besichtigen und wurden herum geführt. Sie sieht ganz anders aus als Hogwarts. Statt in einem Schloss gibt es dort eine ganze Insel, die von Muggeln nicht betreten werden kann und auf der auch, ähnlich wie Hogsmeade, ein Dorf namens Bjorst steht. Mehrere Schulgebäude verteilen sich um ein großes Haus herum, in denen die Schüler schlafen. Sie werden aber nicht in Häuser unterteilt, nur in die Klassenstufen, und sie kommen schon mit 10 in die Schule und haben 8 Jahre lang Unterricht. Es gibt einige Fächer, die wir auch haben, wie Algebra, Verwandlung, Pflege Magischer Geschöpfe, Kräuterkunde und Geschichte der Zauberei, aber sie kennen Wahrsagen gar nicht und können dafür Heilkunde schon ab der ersten Klasse lernen. Auch ist Muggel- und Medienkunde dort ein Pflichtfach, weil es in Deutschland nicht so einfach ist, sich zu verstecken. Viele Magier leben Haus an Haus mit Muggeln und müssen sich natürlich viel besser mit ihren Gewohnheiten auseinandersetzen." Auch Draco hörte mittlerweile interessiert zu, immerhin war er noch nie im außerhalb von Großbritannien gewesen und hätte nicht gedachte, dass es sich so sehr von ihrer Lebensweise unterscheidet. „Was ist denn mit Quidditch? Wie spielen die denn, wenn nicht gegen andere Häuser?", rief einer der Auroren dazwischen. „Sie spielen natürlich auch, aber dann die 1. gegen die 2. Klasse, die 3. gegen die 4. und so weiter. Da sie 8 Schuljahre haben, geht das auch auf. Sogar die Lehrer haben ein eigenes Team und spielen ab und zu gegen die älteren Schüler." „Könnt ihr euch Flittwick und Hagrid auf Besen vorstellen?", fragte jemand. „Und Professor Binns als Hüter.", prustete Harry und alle lachten. Dracos grinste breit, als überlegte, als was sich wohl die strenge McGonogall aufstellen lassen würde. Als Jägerin vielleicht? Oder doch als besser als Treiber? Bei ihr würde wohl die Klatscher aus Angst schon die Richtung ändern. „Oh, hallo Malfoy. Ich hab dich noch gar nicht gesehen.", begrüßte ihn Harry und alle drehten sich zu ihm um. „Guten Morgen zusammen.", antwortete er und war froh, dass es ihm nichts ausmachte plötzlich im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen. McRouver nutzte die Unterbrechung und räusperte sich. Sofort waren alle wieder still und hörten ihrem Chef zu. „Nun, vielen Dank, Mr. Potter. Es ist gut zu wissen, dass Sie Ihren Urlaub für die Erweiterung ihres Wissens über andere Länder genutzt haben. Hoffentlich können Sie die Erfahrungen auch hier einsetzen. Vielleicht sollte ich der Abteilung für Magische Zusammenarbeit mal vorschlagen, dass wir unsere Mitarbeiter mit anderen Ländern vetraut machen sollten." „Ich könnte ganz gut mal wieder einen Urlaub vertragen, Sir.", lachte Jon O'Neire und McRouver hatte anscheinend einen guten Tag, denn er ließ den Kommentar ohne weiteres durchgehen. „Da wir alle gerade so schön versammelt sind, halte ich die morgendliche Besprechung gleich hier ab, anstatt im Büro. Timid und O'Neire, Sie helfen dem Büro gegen Missbrauch von Muggelartefakten aus. Anscheinend hat da jemand ein...", er sah noch einmal in seine Unterlagen, „Umspannwerk verhext. Es könnten Schwarzmagier vor Ort sein, also seien sie vorsichtig." Die beiden Auroren zogen sich aus dem Raum zurück und machten sich auf in die von Arthur Weasley geleitete Abteilung. Nachdem Voldemort endgültig besiegt wurde, hatte man das Büro zur Ermittlung und Beschlagnahme Gefälschter Verteidigungszauber und Schutzgegenstände wieder geschlossen und ihn zu seiner großen Freude als Leiter des Büros gegen de Missbrauch von Muggelartefakten eingesetzt. Er bekam nun auch etwas mehr Gehalt, das die Weasleys gut gebrauchen konnten. Zwar waren ihre Kinder schon alle ausgezogen, aber sie gingen weiter bei ihren Eltern ein und aus, wie früher. „Boner und Eden, Sie beide müssen nach Azkaban reisen." Die Gesichter der beiden wurde blass, Melissa Eden öffnete sogar schon den Mund um zu widersprechen, als McRouver fortfuhr: „Ein Häftling ist verstorben und sie müssen seinen Sarg zu den Angehörigen bringen. Wenn Sie Glück haben, müssen sie das Boot an der Insel nicht mal verlassen. Kontrollieren Sie aber genau die Papiere." Merkliche Erleichterung war auf ihren Gesichtern zu sehen. Die Dementoren waren zwar schon seit Jahren entlassen, aber die Stimmung hatte sich in dem Gefängnis nicht sehr geändert. Harry und Draco mussten während ihrer Ausbildung einmal dorthin, um „zu erfahren, was mit denen geschieht, die Sie verhaften", wie McRouver es erklärte, und sie wollten es nicht wiederholen. Es war die ganze Zeit kalt und feucht, die Zellen waren klein und nur mit Bett und Toilette ausgestattet. Auch wenn niemand die positiven Gedanken absaugte, wer lebenslänglich dort einsaß, hatte keine Hoffnung mehr. Angeblich hatte sich aber mittlerweile zumindest das Essen verbessert. Ob das für die Inhaftierten ein Trost war, konnte man schlecht einschätzen. „Nun noch zu Potter und Malfoy. Wir haben es endlich geschafft einen Untersuchungsbeschluss für Borgin&Burke's zu bekommen." Bei dem Namen erinnerte sich der Held der Zaubererwelt, wie er in seinem zweiten Schuljahr versehentlich dort gelandet war und eine Unterhaltung des Ladeninhabers mit Mr.Malfoy angehört hatte. „Diese Untersuchung könnte weitreichende Folgen in der Unterwelt und der Verbrechensbekämpfung nach sich ziehen, also halten Sie sich ganz genau an die Vorschriften. Nichts darf dabei auch nur den geringsten Anlass zum Zweifeln an der Arbeit der Auroren geben. Haben Sie mich verstanden?" Ihr Vorgesetzter sah sie grimmig an und die Jungauroren schluckten. „Ja, Sir.", antworteten sie im Chor. „Gut, ich verlasse mich auf Sie. Der Rest von Ihnen bleibt heute im Büro.", wandte er sich an die übrigen Auroren. „Ich bin mir sicher, ich habe immer noch nicht einige Berichte, die schon letzte Woche fällig waren." Sein scharfer Blick wanderte über die Anwesenden, die plötzlich sehr beschäftigt aus dem Raum stürzten. Harry überlegte noch, ob er Malfoy von seinem kleinen Abenteuer in der Nokturngasse erzählen sollte, ließ es dann aber doch bleiben. Der Blonde würde sich nur wieder über ihn lustig machen. Als der Pausenraum bis auf die beiden leer war, erwartete Harry schon, dass Draco ihm lang und breit von seinem Urlaub erzählen würde, um ihn neidisch zu machen, doch es kam anders. Der ehemalige Slytherin schien in Gedanken versunken zu sein und bekam überhaupt nicht mit, was um ihn herum passiert. Erst als der Schwarzhaarige mit der Hand vor der Nase herum wedelte, kam er wieder zu sich. „Was soll das Potter?", blaffte er ihn an. „Wir haben einen Auftrag, schon vergessen?" Er beschloss sich von Malfoys Stimmung nicht die Laune verderben zu lassen, immerhin kam er gerade erst ziemlich erholt aus dem Urlaub zurück. „Jaja, lass uns gehen.", sagte der andere nur kurz angebunden und marschierte ohne auf Harry zu warten aus dem Raum. Aus der Eingangshalle waren sie in die Winkelgasse appariert und gingen zu Fuß weiter, um nicht zu viel Aufsehen zu erregen. Allerdings war es diesmal nicht Harry, der von vielen begrüßt wurde. Auch bei Borgin und Burke's wurde Draco sofort erkannt. „Ah, der verehrte Mr. Malfoy. Was kann ich heute für Sie tun? Hat der Liebeszauber, den Sie neulich gekauft haben gewirkt? Sie wollen sich doch nicht darüber beschweren oder? Gab es etwa Nebenwirkungen? Wie ich schon sagte, reichen drei Tropfen unter die Speisen gemischt völlig aus.", sprudelte der kleine Mann fröhlich drauf los, während Harry sich vor Lachen kaum noch halten konnte. Dracos Gesichtsfarbe wechselte von weiß zu rot zu knallrot mit jedem Satz, während er versuchte mit hektischen Handbewegungen Mr. Borgin am Weiterreden zu hindern. „Wer ist denn Ihr Freund, Mr. Malfoy? Ein neuer Kunde? Oh, oder ist er etwa das Ziel Ihres Liebestranks geworden? Nun, dann beglückwünsche ich Sie beide natürlich. Sie haben sich da wirklich einen stattlichen jungen Mann als Partner ausgesucht. Aber Ihr Vater wird davon vielleicht nicht sehr erfreut sein, immerhin stammen Sie doch aus einer sehr reinblütigen Familie, nicht wahr?" Der Mann wollte einfach nicht aufhören zu reden und Draco wäre am liebsten im Boden versunken. Natürlich könnte er wegapparieren, aber dann würde er Potter in dem Laden allein lassen und wer wusste schon, was Mr. Borgin ihm noch so alles erzählen würde. Immerhin ging der Schwarzmagier im Malfoy Manor ein und aus und kannte auch ihre finanzielle Situation sehr gut, von den Gerüchten in der reinblütigen Gesellschaft mal ganz abgesehen. Er konnte seinen Partner auch nicht mit einem Vergessenszauber verhexen, wenn das heraus kam, würde man ihn verhaften. Und den Ladenbesitzer verfluchen ging auch nicht, da dieser Schwarzhaarige Möchtegernzauberer hier war, der sich immer noch nicht beruhigt hatte und mittlerweile mit knallrotem Gesicht auf dem Boden kniete und sich den Bauch hielt vor Lachen. Außerdem wurden ihre Zauberstäbe jeden Monat überprüft und sie mussten über jeden kleinen Zauber auf Missionen Rechenschaftsberichte ablegen. Also blieb nur eine Lösung - er musste seinen ganzen Malfoy'schen Charme ausspielen! „Nanu, Ihrem Freund scheint es aber nicht gut zu gehen, Mr. Malfoy, er bekommt ja kaum noch Luft. Wenn das die Nebenwirkungen sind, dann kann ich bestimmt in meinem Vorratsraum etwas finden. Ich geh nur schnell..." „Sie gehen nirgendwo hin, Mr Borgin.", unterbrach Draco ihn mit eiskalter schneidender Stimme, die sogar Harry zum Verstummen brachte. Verwundert sahen die beiden Zauberer den blonden Auror an. „Wir sind die Auroren Malfoy und Potter und haben den Auftrag Ihren Laden zu überprüfen. Hier ist der offizielle Bescheid vom Ministerium für Zauberei, Abteilung für magische Strafverfolgung." Bei diesen Worten gefror dem kleinen Zauberer das Lächeln auf dem Gesicht und er wurde aschfahl. Mit steifen Bewegungen nahm er das offizielle Papierstück entgegen, las es sich aber noch nicht einmal durch. Harry hatte sich anscheinend auch wieder an den Grund ihres Besuches erinnert und stand nun mit hinter dem Rücken verschränkten Armen neben Draco, als wäre nichts gewesen. „Das können Sie mir nicht antun, ich war doch für Ihre Familie immer ein guter Geschäftspartner", jammerte Mr. Borgin jetzt, doch sie alle wussten, dass private Beziehungen bei einer Überprüfung keine Rolle spielen durften. „Wir sind dazu berechtigt alle Geschäftsräume, Lagerräume und versteckte Zimmer, die sich an das Geschäft anschließen, zu durchsuchen und sämtliche Geschäftsbücher der letzten 20 Jahre einzusehen. Auch können wir bei offensichtlicher Gefährdung des Allgemeinwohls und bei dem Verdacht auf Missbrauch der Magie Ihren Laden schließen, bis die Untersuchung abgeschlossen ist.", meldete sich nun auch Harry zu Wort und leierte die Erklärung herunter. Auf Mr. Borgins Gesicht zeichnete sich nun blanker Hass ab und Draco überlegte schon, wie er seinem Vater beibringen sollte, dass er für seine krummen Geschäfte einen neuen Partner brauchte. Als Auror konnte er ihm nicht helfen, wenn er seinen Job behalten und seinen Hintern aus Azkaban raus halten wollte. „Nun gut. Dann suchen Sie mal schön. Ich garantiere Ihnen, Sie werden nichts finden, das gegen irgendein Gesetz verstößt." Das kalte Lächeln des Ladeninhabers machte dem des Eisprinzen zwar Konkurrenz, aber Harry hatte schon gegen Voldemort gekämpft und Menschen, selbst wenn sie Schwarzmagier waren, machten ihm seitdem nur noch höchst selten Angst. Ungerührt begannen die Auroren damit, jeden einzelnen Gegenstand im Laden mit einem einfachen Diagnosezauber zu belegen und auf schwarze Magie zu überprüfen. Wenn der Zauber Alarm gab, würde der Gegenstand automatisch in ein gesichertes Lager teleportiert werden und dort auf die genaue Überprüfung durch das Labor für Dubiose Gegenstände warten. Natürlich hätten die Beiden damit gerechnet, dass der Zauber jedesmal ansprang, doch genau das Gegenteil war der Fall. Alles schien perfekt legal und sauber zu sein. Mr. Borgin zeigte ihnen sogar bereitwillig die Lagerräume und auch dort verlief alles viel zu glatt. Zum Schluss blieben nur noch die verstaubten ledergebunden Geschäftsbücher. „Lassen Sie sich mit denen ruhig Zeit. Ich hoffe, es verlief alles zu Ihrer Zufriedenheit." Mit einem falschen Lächeln überreichte der Besitzer ihnen die Bücher. „Vielen Dank für Ihre Mitarbeit, sie bekommen die Unterlagen so schnell wie möglich zugeschickt.", verabschiedete sich Harry steif, während Draco verdächtig ruhig blieb. Als sie am späten Nachmittag endlich wieder aus dem stickigen Laden heraus traten, holte Harry tief Luft um seinen Ärger loszuwerden, doch sein Partner unterbrach ihn. „Wir werden die Bücher jetzt ganz genau nach Vorschrift abliefern und vorher sagst du kein Wort mehr, verstanden? Hier haben sämtliche Wände Ohren.", herrschte ihn der blonde Auror leise an. Harry nickte verstehend, aber er war trotzdem über Dracos Tonfall sauer. Eigentlich dachte er, sie wären mittlerweile bei einem freundlichen Umgang angekommen. Vielleicht war der andere aber immer noch sauer über seinen Lachanfall am Morgen. Und seit wann kümmert es mich, warum Malfoy sauer ist? Es kann mir doch egal sein. Er versuchte den Vorfall gleich wieder zu vergessen, doch er wusste auch, dass er schon seit seiner Kindheit nur von dem blonden Schönling so aus der Ruhe gebracht werden konnte und, dass er noch stundenlang darüber nachdenken würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)