Alles nochmal? von Teelicht1 ================================================================================ Kapitel 3: Wendungen -------------------- Noch 1297 Tage. „Bitte nehmt eure Bücher vom Tisch, ihr wisst genau, dass wir jetzt eine Vergleichsarbeit schreiben.“, mahnte der Lehrer mit strenger Miene und verschränkte die Arme vor seiner Brust. In der Klasse war ein lautes Murren zu hören, als die meisten Schüler ihre Hefte und andere Notizen in ihre Schultaschen steckten. Light unterdrückte ein Gähnen und sah gelangweilt aus dem Fenster. Das Leistungsniveau in dieser Klasse war sogar noch deutlich unter dem seiner alten Schule. Er fragte sich, warum sie hier überhaupt an den landesweiten Vergleichsarbeiten teilnahmen, da sie definitiv im unteren Viertel auf der Skala landen würden. Das hieß… jetzt, wo er da war, sah es sicher anders aus. Es bestand keinen Zweifel, dass er den Durchschnitt seiner Klasse beträchtlich anheben würde. Die Aufgaben waren wirklich kinderleicht und Light konnte sich nicht entscheiden, ob er Verachtung oder Mitleid mit seinen vor Verzweiflung stöhnenden und schon bei der ersten Aufgabe aufgebenden Mitschülern haben sollte. Light schaffte es, alle Aufgaben in einem Viertel der angegebenen Zeit zu lösen, und das auch nur, weil er nach jeder Aufgabe aus Langeweile in seinem Kopf das Ergebnis in verschiedene Sprachen übersetzte. „Boah, war das schwer.“, sagte einer der Jungs, mit denen er sich schon am ersten Tag angefreundet hatte und seufzte schwer, als sie in die Pause gingen. „Ich glaube ich konnte nur die Hälfte der Aufgaben wirklich richtig lösen.“ „Ja, es war wirklich nicht ganz leicht.“, stimmte Light ihm mit freundlich lockerem Ton zu. „Die meisten gingen, aber gerade bei Aufgabe sechs musste ich ziemlich lange überlegen…“ …überlegen, ob die Aufgabe nicht viel eher in die Grundschule gehörte. „Man, ich beneide dich wirklich. Du bist so klug.“, sagte der Junge anerkennend und sah Light bewundernd an. „Ach, das ist doch gar nichts. Wenn du möchtest, helfe ich dir. Dann wirst du auch bald besser.“, meinte Light und folgte dem Jungen auf den Schulhof. Oh Gott, bitte sag ‚Nein‘! „Hm, mal sehen. Ein bisschen Nachhilfe wäre vielleicht ganz gut. Danke.“ Verdammt! „Kein Problem. Sag mir einfach, wann du Zeit hast. Aber wahrscheinlich ist es besser, wenn wir bei dir lernen.“ Light tat so, als würde er nachdenken. „Du weißt ja, im Waisenhaus geht das sicher nicht so gut.“ Vielleicht konnte er wenigstens durch diese Zeitverschwendung – anders konnte man Nachhilfe mit diesem unfähigen Kind nicht nennen – einige Stunden außerhalb der Hölle, die sich Waisenhaus in Gestalt seines Waisenhauses manifestiert hatte, gewinnen. Denn das war es, was dieser Ort war: eine laute, stinkende, kinderverseuchte, dreckige Hölle, die jegliches schauspielerisches Talent, das er besaß, erforderte, damit er trotz dieser unakzeptablen Verhältnisse seine Fassade aufrecht erhalten konnte, ein netter, offener, hilfsbereiter und charmanter Junge zu sein. Nach anderthalb Wochen in dieser Vorhölle, war er zu der Vermutung gekommen, dass alles, was ihm im MU erzählt worden war – also das ganze du-hast-das-Schicksal-der-Welt-geändert-deshalb-müssen-wir-die-Zeit-zurückdrehen-Blablabla – nur ein Vorwand gewesen war, weil sie eine Möglichkeit gesucht hatten, ihn doch noch irgendwie zu ewigen Qualen verdammen zu können. Er konnte nicht in die Hölle, da jeder, der das Death Note benutzt hatte, ins MU kam, also erschufen sie ein Szenario in der Menschenwelt, das Lights eigenen, persönlichen Hölle gleichkam. Sie sorgten dafür, dass er unter konstanter Langeweile stand. In seinem früheren Leben schon hatte er nur diesen ehrgeizigen Plan, mit dem Death Note die Welt zu verändern, verfolgt, weil er sich zu sehr gelangweilt hatte. -Gut, auch weil er sehr tiefgehende und möglicherweise streitbare Moral- und Ethikvorstellungen hatte… und weil er vielleicht ein winziges Bisschen unter Größenwahn litt, wie er sich bei objektiver und nüchterner Betrachtung durchaus selber eingestehen musste. – Aber das spielte keine Rolle! Der wichtigste Faktor war bei all seinem Handeln die Langeweile gewesen. Es gab nichts, was er mehr hasste und was sein Gehirn mehr verabscheute, als keine Herausforderung zu haben. Und genau das war es, was er hier nun tagtäglich ertragen durfte: die Langeweile aus seinem alten Leben, nur noch potenziert mit Hundert. Und um es noch weiter zu verschlimmern, war die Umgebung, in die man ihn jetzt verpflanzt hatte, absolut inakzeptabel. Zu sechst in einem Zimmer… niemals wirklich Ruhe um ihn herum… und gebrauchte Schulbücher. Gebrauchte! Wer weiß, was seine Vorbesitzer alles mit ihnen gemacht hatten. Was sollte als nächstes kommen? Gebrauchte Kleidung? In dem folgenden Monat schien sich seine Lage weder zu bessern, noch konnte er sich an seine neue Lebenssituation gewöhnen. Etwa vier Mal stand er kurz davor, den ersten Death Note-losen Mord zu verüben. Diese Kinder waren nicht nur laut und unhöflich, nein, sie tatschten auch noch ständig seine Sachen an mit ihren dreckigen, kleinen Händen, sodass er bereits zwei Mal schon mit einem fleckigen und verknitterten Hemd hatte in die Schule gehen müssen. Das musste man sich mal vorstellen! Light Yagami, der beinahe ausnahmslos Anzüge oder Hemden getragen hatte und dessen restliche Kleidung ansonsten auch immer perfekt gereinigt, gebügelt und teuer war (es sei denn, er trug gerade ein altes Kapuzen-Sweatshirt um Raye Penber aufzulauern), war gezwungen gewesen mit dreckiger Kleidung unter Menschen zu gehen! Die Blagen hatten nur Glück gehabt, dass ein direkter Mord in dem Moment zu riskant gewesen wäre, da er keine Möglichkeit gehabt hätte, die Spuren zu beseitigen… Wenn er sich gerade nicht in der Schule oder der Bibliothek (dem einzigen halbwegs ruhigen Ort, den er hier gefunden hatte) aufhielt, lag er mit hinter dem Kopf verschränkten Armen auf seinem Bett, starrte an die Decke und plante seine zukünftige Weltherrschaft. Diesmal würde alles besser verlaufen als beim ersten Mal, da er sehr viel mehr Zeit hatte, alles durchzuplanen und für jede Eventualität gewappnet sein konnte. Er gähnte und verdrehte genervt die Augen, als zwei der Jungs, mit denen er sich das Zimmer teilen musste, hereingestürmt kamen. Er zog es vor sie nicht zu beachten und ließ seine Augen über die braunen und gelblichen Flecken auf der Tapete über ihn gleiten, wobei er jedoch vorsichtig vermied, sich Gedanken zu machen, wie die Flecken dorthin gekommen sein konnten. Von draußen ertönte Kindergeschrei und die beiden zwölfjährigen Jungen kramten laut in einer Kiste nach irgendwelchen Spielsachen, die sie mit nach draußen nehmen wollten. Er konnte sich ein Seufzen nicht verkneifen, als die Tür erneut aufging. Bald würde das ganze Waisenhaus in seinem Zimmer stehen. „Light?“, hörte er zu seiner Überraschung eine Frauenstimme sagen und blickte zur Seite. Eine der Betreuerinnen stand in der Tür und sah ihn abwartend an. „Was ist los?“, fragte er, halb genervt, dass es jemand wagte, seine Planungen zu unterbrechen, halb froh, dass diese Eintönigkeit für einen Augenblick unterbrochen wurde. „Du sollst ins Büro des Heimleiters kommen.“, sagte die junge Frau und lächelte ihn freundlich aber anteilslos an. „Da ist jemand, der dich sehen will.“ Jetzt war Light ganz wach und setzte sich schnell auf. Wer konnte es sein, der ihn sehen wollte? Light fiel niemanden ein, der einen Grund haben könnte, ihn zu besuchen. Vielleicht waren es ein paar „Freunde“ aus seiner alten Schule, aber die hätten ihm dies vorher in einer Mail mitgeteilt oder ihn angerufen. Vielleicht war es auch einer der ehemaligen Arbeitskollegen seines Vaters. Allerdings war es nun mitten in der Woche und sie mussten sicher arbeiten. Wer auch immer es war, es war unter Garantie interessanter, als weiterhin in dem Zimmer zu versauern. Ohne weiter zu zögern stand Light somit auf und ging an der Betreuerin vorbei zum Zimmer des Heimleiters. Unterwegs kamen ihm gefühlte dreidutzend lärmende Kinder entgegen, und Light musste daran denken, dass er noch ganze vier Jahre hatte, bis er endlich volljährig sein würde und dieses Haus legal verlassen konnte. Wäre Light ein verträumtes und naives Durchschnittswaisenkind gewesen, so hätte er in dem Moment, da er die Türklinke des Büros runter drückte, angefangen sich vorzustellen, dass sich hinter der dicken Holztür ein verschollener, reicher Verwandter befand, der gekommen war, um ihn aus diesem traurigen Loch zu erretten und in eine große, prunkvolle Villa zu bringen. Doch Light war weder naiv, noch war er in seinem Kopf eigentlich noch ein Kind, und somit wusste er, dass so etwas nicht möglich war – abgesehen davon, träumte er von nichts, außer dem Death Note und die Vorstellung, dass Ryuk im Büro des Heimleiters auf ihn wartete, war so lächerlich, dass er es fast schon komisch fand. Nein, er wusste, dass sich hinter dieser Tür etwas anderes befinden würde, als er sie aufstieß. Trotzdem war er überrascht, als er sah, wer dort neben dem Leiter stand und ihm freundlich zu nickte. Es war ein Gesicht, dass er Jahre nicht mehr gesehen hatte, und das ihn erst einmal wie eine Salzsäule erstarren ließ. Watari Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, entschied sich dann aber doch dagegen, da er den Namen des alten Mannes eigentlich noch nicht wissen durfte. „Light, gut, dass du so schnell gekommen bist.“, sagte der Heimleiter und deutete Light an, hinter sich die Tür zuzumachen. Lights Gedanken begannen sich aufgeregt umher zudrehen. Sein Herz begann vor Erwartung schneller zu schlagen und seine Hände waren feucht, als er die Türe leise schloss. (Wieso er so aufgeregt war, konnte er selber allerdings auch nicht erklären) Watari war hier. Da, wo Watari war, konnte auch L nicht weit sein. Hieß das, dass L sich auch in der Näher befinden musste? Unwillkürlich blickte er sich weiter im Zimmer um, so als erwartete er, dass sich L in irgendeiner Ecke versteckt haben musste. Als er bemerkte, was er tat, stoppte er sofort und dachte weiter nach. Würde Light es gestattet sein, L zu sehen? Aber warum war Watari hier? Gab es einen Fall, den L lösen musste? Wieso wollte Watari Light dann sehen? Verdächtigte L etwa, dass Light mit dem Death- Nein! Das war ausgeschlossen, es gab noch kein Death Note in dieser Welt und selbst wenn, dann hatte Light noch rein gar nichts damit zu tun. Als Light sich wieder zu Watari und dem Heimleiter umdrehte, verriet sein Gesicht nichts von seinen inneren Gedankengängen. „Hallo Light, es freut mich dich kennenzulernen.“, sagte Watari mit ehrlicher Höflichkeit und Wärme und streckte ihm eine Hand entgegen. Oh, der arme, alte Mann wusste noch nicht, dass Light einmal sein Tod gewesen war und es eines Tages wieder werden würde. „Mein Name ist Quillish Wammy.“, sagte er in dem Moment, indem Light sie annahm. Für den Bruchteil einer Sekunde erstarrte Light mitten im Händeschütteln erneut – allerdings nur so kurz, dass Watari es höchstwahrscheinlich nicht bemerkte. Quillish Wammy, das war der Name, der in Rems Death Note gestanden hatte. Wieso stellte sich Watari nicht unter seinem Decknamen, sondern mit seinem richtigen Namen vor? Das konnte nur bedeuten, dass er nicht wegen einem von Ls Fällen hier war, sonst hätte er niemals seine wahre Identität preis gegeben. In seinem Kopf rasten die Gedanken, als seine Synapsen die möglichen Zusammenhänge miteinander verbanden. Watari… Wammy….Wammys Haus…Light! Eigentlich gab es nur eine logische Konsequenz daraus und Light musste sich bemühen um nicht schon vorzeitig ein triumphierendes Grinsen auszustrahlen. „Setz dich bitte, Light.“, sagte der Heimleiter und nickte zu einem der Stühle vor dem Bürotisch. Light gehorchte und beobachtete die beiden Männer währenddessen eingehend, um weitere Zeichen zu entdecken, die seinen Verdacht bestätigen konnten. „Also Light,“, begann der noch nicht ganz ergraute und kräftig gebaute Mann, der sich nun ebenfalls gesetzt hatte und während dem Sprechen in irgendwelchen Akten, die vor ihm lagen, herum blätterte. Daneben, auf dem Rand des Schreibtisches konnte Light die Bestenliste erkennen, die vor einer halben Woche die landesweiten Platzierungen des letzten Vergleichstest bekanntgegeben hatte und auf der Lights Name wie sonst auch immer an erster Stelle stand. „Mr. Wammy ist der Leiter eines Waisenhauses in Großbritannien. Dieses Waisenhaus ist besonders darauf spezialisiert hochbegabte Kinder aufzunehmen und sie bestmöglich zu fördern. Nun ist es so, dass wir mit einem außerordentlich hohen Intelligenzquotienten, wie du ihn hast, überfordert sind und dich niemals so fördern könnten, wie du es brauchen würdest. Mr. Wammys Organisation ist allerdings auf dich aufmerksam geworden durch deine hohen Landesplatzierungen und hat daher Interesse für dich angedeutet.“ Watari räusperte sich und ergriff nun selber das Wort. „Deine Lehrer haben mir berichtet, dass sie denken, du wärst mit sämtlichem Schulstoff unterfordert und nicht nur deinen Altersgenossen, sondern auch sämtlichen Oberschülern weit überlegen.“, sagte er mit seiner ruhigen Art. „In unserem Waisenhaus würdest du genau passend zu deinen Fähigkeiten gefördert werden können. Du wärst mit Gleichgesinnten zusammen und hättest die Möglichkeit dein Potential komplett auszuschöpfen. Wenn du mit nach England kommen würdest, dann könntest du – besonders mit deinen außergewöhnlichen Fähigkeiten – in deinem Leben noch sehr viel erreichen.“ Ja, zum Beispiel könnte ich alle Namen von allen möglichen Nachfolgern Ls herausbekommen und sie mit meinem Death Note aus dem Weg räumen. „Ok.“, antwortete Light sofort, ohne auch nur eine einzige Sekunde zu überlegen. Vielleicht fiel seine Antwort zu schnell und wirkte ein wenig verdächtig, aber er konnte es nicht erwarten, endlich aus diesem Rattenloch raus zu kommen. „Willst du nicht lieber noch einmal ein bisschen darüber nachdenken?“, fragte Watari vorsichtig. „Es ist schließlich sehr weit weg von deinem Heimatland. Und wenn du einmal in unserem Waisenhaus aufgenommen bist, dann kannst du nicht mehr so einfach zurück in ein Japanisches wechseln.“ „Nein, das ist kein Problem für mich.“, meinte Light und schüttelte den Kopf. „Ich bin mir ganz sicher. Ich habe hier alles verloren, was mir wichtig ist und ich denke, dass mir eine Herausforderung gut tun würde.“ Der zweite Teil des letzten Satzes war noch nicht einmal wirklich gelogen. Er war sich sicher, dass das Waisenhaus in Großbritannien ihm mehr Herausforderung bieten würde, als irgendeines, das er hier finden konnte und vielleicht würde sogar auch etwas von dieser unerträglichen Langeweile dabei verloren gehen. Auch wenn er wieder in einem Waisenhaus festsitzen würde, es würde zumindest ein Waisenhaus sein, das ihm Unterhaltung bieten konnte Wie eintönig konnte ein Waisenhaus schon sein, das jemanden wie L hervorgebracht hatte? Es gab so viele Gründe, warum es sich lohnen würde, dorthin zu gehen. Wammys Haus war das Waisenhaus, in dem L gelebt hatte und in dem seine Nachfolger aufwuchsen. Vielleicht würde er sogar L dort sehen können. Immerhin gehörte es Watari. Die Chancen waren also sehr hoch, dass L selber auch häufig in das Waisenhaus zurückkehrte. „Na schön…“, meinte Watari noch immer ein wenig zögerlich. „Wann kann ich abreisen?“, fragte Light begierig. „Wenn du dir wirklich ganz sicher bist, dann können wir den Flug morgen Vormittag nehmen.“, antwortete Watari. „Vorher müssen noch ein paar Formalitäten geklärt werden, aber die werde ich bis dahin auch erledigt haben. Du solltest bis dann all deine Sachen gepackt und dich von deinen Freunden verabschiedet haben. Es ist unwahrscheinlich, dass du jemals wieder zu diesem Waisenhaus zurückkehren wirst. Jedenfalls nicht, bevor du volljährig bist.“ Light ließ ein verächtliches Schnauben aus, das glücklicherweise weder von dem Heimleiter noch von Watari zu bemerkt werden schien. Als ob er jemals wieder hier hin zurückkehren würde… nur in seinen Albträumen. Das Packen stellte kein Problem für ihn dar und war schnell erledigt. Die „Freunde“, die er hier gemacht hatte, waren ihm etwa so wichtig wie der Dreck unter seinen Schuhen. Er sah somit keine Dringlichkeit darin, sich von ihnen zu verabschieden. So verbrachte Light den restlichen Nachmittag an dem PC und suchte im Internet nach allen Informationen, die er über Wammys Haus finden konnte. Doch, wie er erwartet hatte, fand er kaum etwas, das über das Wissen, welches er ohnehin schon hatte, hinaus ging. Der Flug am nächsten Morgen mit Watari verlief relativ ereignislos. Während des langen Fluges (Light hatte sich glücklicherweise mehrere Bücher mitgenommen) sprach der alte Mann kaum etwas, sondern schien die meiste Zeit in seinem Erste-Klasse-Sitz zu schlafen. Anscheinend war er einen Großteil der Nacht damit beschäftigt gewesen, die nötigen Papiere, die Light für die Ausreise brauchte, zu besorgen und hatte jetzt einiges an Schlaf nachzuholen. Light fragte sich allerdings, wann genau er endlich in das vermeintliche Geheimnis über L und seine Nachfolgschaft eingeweiht werden sollte. Eigentlich konnte er ja noch gar nichts über die Besonderheit des Waisenhauses wissen und Watari hatte L mit noch keiner Silbe erwähnt gehabt. Allerdings waren sie auch nie so richtig unter sich gewesen und solche Informationen waren vermutlich zu vertraulich, um sie im Flugzeug zu enthüllen. In Großbritannien angekommen, brachte Watari Light, zu seiner Überraschung, nicht zu den parkenden Autos, sondern an den Taxihaltestand, wo er einem Taxifahrer, der ihn zu kennen schien, Geld überreichte und ein paar Worte mit ihm wechselte, woraufhin der Taxifahrer zustimmend nickte. „Ich werde dich jetzt verlassen müssen, Light.“, sagte Watari und reichte ihm zum Abschluss die Hand. „Ich muss jetzt weiter, weil ich woanders von jemandem erwartet werde. Das Taxi wird dich zu deinem neuen Zuhause bringen. Dort ist man bereits auf deine Ankunft vorbereitet und du wirst erwartet. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen.“ Mit diesen Worten verabschiedete sich Watari von Light und während der Taxifahrer ihm half, seine Koffer zu verstauen, verschwand der alte Mann wieder in der Eingangshalle des Flughafens. Light war es im Grunde egal, ob es nun Watari war, der ihn zu Wammys Haus bringen sollte, oder ein Taxifahrer. Er musste schmunzeln, als das Taxi den Flughafen verließ und er daran dachte, wie Watari gesagt hatte, dass „jemand“ den alten Mann erwartete. Ganz zweifellos war dieser jemand ein gewisser Detektiv, der ohne seinen „Aufpasser“ meist ziemlich hilflos war. Vermutlich litt das zuckersüchtige Genie mittlerweile unter schlimmsten Entzugserscheinungen, weil er nicht in der Lage war, sich seinen „Stoff“ selbstständig zu besorgen. Die Autofahrt dauerte fast anderthalb Stunden und während Light nach draußen sah und Bäume und Felder an sich vorbeiziehen ließ, konnte er nicht umhin, eine innere Unruhe in sich zu spüren. Auch wenn seine kühle und gelassene Mimik es niemals verraten würde, so war er doch aufgeregt, jetzt tatsächlich den Ort zu sehen, der L zu L gemacht hatte. Er hatte keine genaue Vorstellung davon, wie das Hochbegabtenheim wohl aussehen mochte, und das, was er sah, als das Taxi sich von der Straße entfernte und einen Privatweg hoch auf ein großes Anwesen fuhr, ließ ihm für einen Augenblick den Mund offen stehen. Es hatte absolut nichts mit dem schäbigen Waisenhaus gemein, das Light bisher kennengelernt hatte. Es sah generell nicht so aus, wie man sich ein Waisenhaus vorstellte, sondern wirkte eher wie eines dieser alten, aber gut erhaltenen, englischen Herrenhäuser. Umsäumt war es von einem weiten, gut gepflegten Rasen und hinter dem Haus verbargen hohe und üppige Bäume verschiedener Arten den Blick nach hinten, sodass Light nur rätseln konnte, wie weit das Grundstück in Wahrheit noch verlief und was sich dahinter alles verbarg. Ein Spielplatz vielleicht? Oder ein kleiner Wald? Auf jeden Fall schien dieser Ort genügend Platz zur vollen Entfaltungsfreiheit aller Kinder zu bieten. Das Eisentor, welches das Anwesen versperrte, öffnete sich automatisch, als das Taxi langsam heran fuhr, sodass der Wagen bis auf den großen Platz vor dem Haus fahren konnte. Light war sehr dankbar für die Hilfe des Taxifahrers beim Ausladen und Reintransportieren der Koffer. Auch die Eingangshalle war beeindruckend und während Light das Bild an der Decke bewunderte, bemerkte er nicht, dass er mit seinem Koffer gegen jemanden prallte, der gerade um die Ecke gerannt kam. „Au! Pass doch auf!“, sagte die kleine, schmale, schwarzgekleidete Gestalt mit blonden, etwa kinnlangen Haaren, die mit allen Vieren auf dem Steinboden gelandet war. „Das tut mir leid. Ich habe dich nicht gesehen.“ Mit besorgtem Gesicht beugte Light sich herunter um ihr wieder aufzuhelfen. Es kam sicherlich nicht gut an, in den ersten fünf Minuten seiner Ankunft kleine Mädchen umzuwerfen und da er mit dem Gedanken spielte, hier tatsächlich bis zu Zurückerlangen des Death Notes zu bleiben, wollte er lieber seinen üblichen, positiven Ruf beibehalten. Sofort hielt er ihr eine Hand hin. Das Mädchen – es mochte wohl so zwischen zehn und zwölf Jahren alt gewesen sein – funkelte ihn mit eisigen blauen Augen an und schlug, mit mehr Kraft, als er es für möglich gehalten hätte, seine Hand weg. „Ich brauche deine Hilfe nicht.“, sagte sie und Light hatte das nagende Gefühl, dass ihm irgendetwas an diesem Gesicht bekannt vor kam. Und als sie aufstand und sich mit wütender Miene den nichtvorhandenen Staub von der Kleidung klopfte, da wurde ihm bewusst, wo er dieses Gesicht schon einmal gesehen hatte: als Kinderzeichnung von einem von Ls Nachfolgern. Mello. Mihael Keehl. Das ..ähem…Mädchen…, das vor ihm stand, war die Kinderversion des Mannes, der in seinem früheren Leben für den Tod seines Vaters verantwortlich gewesen war – oder zumindest so viel Verantwortung dafür hatte, wie Light selber. „Was starrst du mich so an?“, fragte Mello so scharf, wie es seine Kinderstimme zuließ und verengte seine Augen zu Schlitzen. „Bist du dumm, oder so? Das hier ist ein Heim für intelligente Kinder.“ Light blickte stumm und fast schon belustigt runter auf die kleine Gestalt, die ihm gerade mal bis zur Taille reichte und ihn kampflustig anfunkelte. Oh ja, da haben wir unser zukünftiges Mafiamitglied, dachte Light und überlegte, ob er Mello aus Spaß noch ein bisschen provozieren sollte, oder ob es klüger wäre, ihn zu beschwichtigen. Doch diese Entscheidung wurde ihm von einem verärgert aussehenden älteren Mann, der eine der Treppen hinab stürmte, abgenommen. „Mello!“, rief dieser und schüttelte in Verzweiflung den Kopf. „Du hattest doch Zimmerarrest dafür, dass du in der Küche Salz in die Zuckertöpfe gekippt hattest und wir den gesamten Nachtisch wegschmeißen mussten. Warum bist du noch hier draußen?“ Mellos Blick wurde noch eisiger als zuvor – falls das überhaupt möglich war. „Mir war aber langweilig.“, sagte er mit quengelndem Tonfall, ohne sich zu dem Mann umzudrehen. „Geh sofort zurück auf dein Zimmer, oder wir werden den Putzdienst, den du zur Strafe bekommen hast, noch um eine Woche verlängern.“ „Aber Ma…“ „Keine Widerrede!“ „Hmpf…“ Mello schnaubte und murmelte irgendetwas Unverständliches, bei dem Light sich sicher war, dass sich um einige Schimpf- und Fluchwörter handelte. Doch zum Erstaunen des Japaners widersprach der blonde Junge nicht, sondern machte tatsächlich auf dem Absatz kehrt, um – wie es schien- in sein Zimmer zurück zu kehren. Bevor er dies jedoch tat, funkelte er Light noch einmal herausfordernd und frech an und streckte ihm die Zunge raus. Light lächelte finster, als er dem kleinen Blondschopf nachsah. Hab nur deinen Spaß jetzt, Mello. Jetzt, da ich endlich auch dein Gesicht in Wirklichkeit gesehen habe, kann ich dich mit dem Death Note töten. Dein Name wird der dritte sein, den ich aufschreibe. Direkt nach L und Near. Light lenkte seine Aufmerksamkeit genauer auf den Mann, der mittlerweile vor ihm stand. Er hatte eine Brille, ein von Falten zerknittertes Gesicht, graue Haare und schien vom Alter her in etwa mit Watari vergleichbar zu sein, allerdings hatte sein Gesicht viel strengere Züge und die großväterliche Wärme, die Watari ausstrahlte wurde durch eine kaltwirkende Distanz ersetzt. „Hallo Light.“, sagte er, und obwohl er sich wohl darum bemühte freundlich und herzlich zu wirken, so konnte er eine gewisse Grimmigkeit, die auf ihm lag, nicht ganz abwerfen. „Ich bin Roger und leite das Waisenhaus in Mr. Wammys Abwesenheit.“ „Freut mich Sie kennenzulernen.“, sagte Light mit seiner üblichen Höflichkeit. „Es gibt einiges zu klären am Anfang, weshalb es am besten wäre, wenn du mit in mein Büro kämest.“, meinte Roger. Light blickte zögernd auf seine Koffer, die noch immer aufgestapelt mitten in der Eingangshalle standen, was Roger zu bemerken schien, da er als nächstes sagte: „Mach dir wegen deinen Sachen keine Sorge. Während wir oben sind und noch ein paar Dinge erledigen, werden sie schon in dein neues Zimmer getragen, damit du dich darum später nicht mehr kümmern musst.“ Das Büro befand sich im zweiten Stock und auf dem Weg dahin fiel Light positiv auf, dass das unerträglich laute Geschrei und Gepolter seines vorherigen Waisenhauses fehlte. Natürlich war noch immer Kinderlachen zu hören und ab und an liefen ihnen ein paar Kinder entgegen, die Fangen spielten, doch es war um einiges angenehmer, als alles, was er bisher erleben musste. Offensichtlich war es hier auf jeden Fall so, dass viel mehr Platz im Verhältnis zu der Anzahl der Kinder herrschte und zumindest nicht alle so zusammengepfercht waren, wie er es bisher erlebt hatte. Konnte er sogar darauf hoffen, sein eigenes Zimmer zu erhalten? Rogers Büro war ein relativ großer Raum, mit zwei großen Fenstern zu beiden Seiten des dunkelholzigen Schreibtisches. Hinter dem Schreibtisch war ein Regal, welches vollgestellt war mit Büchern und Akten. „Also Light.“, begann Roger, als sich beide gesetzt hatten. „Dein vollständiger Name ist LightYagami, du bist geboren am 28. Februar 1986. Vater Soichiro Yagami, Mutter Sachiko Yagami und Schwester Sayu Yagami sind alle bei einem Geiseldrama ums Leben gekommen. Außer einer, alten, kranken Großmutter, die sich in einem Altenheim befindet, hast du keine lebenden Verwandten mehr.“ Light nickte, während Roger weiter seine Akte studierte. „Seit Jahren bist du bei den landesweiten Prüfungsvergleichen immer auf Platz eins in Japan.“ Seine Augen musterten Light kurz interessiert und Light fühlte den Drang, erneut zu nicken. „Hast du irgendwelche Stärken dabei?“ „Ich bin eigentlich überall gut.“, meinte Light und zuckte mit den Schultern. „Aber ich denke am besten bin ich bei allem, was logisches Denken beansprucht.“ Jetzt war es Roger der nickte. Die Antwort schien ihm zu gefallen und es herrschte eine kurze Pause, in der er zu überlegen schien, wie er nun fortfahren sollte. „Hast du schon mal etwas von L gehört?“, fragte er schließlich und Light lächelte innerlich. Na endlich. Darauf hatte er jetzt lange genug gewartet. Natürlich hatte er sich schon vorher überlegt, in wie weit er auf so eine Frage reagieren sollte. Selbstverständlich kannte er L – JETZT. Damals hatte er von L aber das erste Mal etwas gehört, als dieser ihn in der Fernsehübertragung herausgefordert hatte. Hätte Light zu dem Zeitpunkt schon gewusst, wer L war und zu was er fähig war, so hätte Light niemals so unüberlegt gehandelt und Lind L. Tailor vor der gesamten Öffentlichkeit hingerichtet. Natürlich konnte er immer noch behaupten, er hätte in den Dateien seines Vaters etwas über L gelesen, doch er wusste nicht, in wie weit sein Vater vor dem Kirafall überhaupt schon einmal mit L zusammengearbeitet hatte und da L vermutlich Akten darüber besaß, wann, mit wem und an welchem Fall er schon mal gearbeitet hatte, war die Gefahr zu groß, dass die Lüge auffallen würde. Also setzte Light sein ahnungsloses, unwissendes Gesicht auf. „Meinen Sie L als Buchstabe? Selbstverständlich kann ich lateinische Buchstaben lesen. Das lernt jedes Kind in Japan.“, sagte er mit gespielter Entrüstung und blickte Roger mit großen, braunen Augen an. Roger seufzte –anscheinend hatte er gehofft sich ein paar Erklärungen sparen zu können. Mit nicht besonders glücklichem Ausdruck erklärte er Light alles, was dieser eigentlich schon wusste. „Und wir sind jetzt hier, damit irgendwann einer der Nachfolger von diesem L wird?“, fasste Light am Ende der Erklärung zusammen. „Genau.“, bestätigte Roger. „Zumindest einer, oder vielleicht auch zwei – das hängt davon ab, wie lange L und sein Nachfolger jeweils leben-“ (Light zog eine Augenbraue hoch. Erzählte der Mann das Selbe etwa auch kleinen Kindern? Das konnte für einige doch ziemlich erschreckend klingen.) „kann später den Titel von L übernehmen. Der Rest wird später, je nach den eigenen Interessen und Fähigkeiten, in die Wirtschaft, Wissenschaft oder ins Rechtssystem gehen und im Normalfall dort Kariere machen.“ Gut, immerhin bieten sie denen, die es nicht schaffen, L zu werden, eine alternative Möglichkeit an, dachte Light – nicht, dass er sie brauchen würde. Seine Zukunft war bereits vorbestimmt „Gott der neuen Welt“ zu werden. „Wir führen regelmäßige Tests durch, die sich teilweise aber von den bekannten Schultests unterscheiden, um zu sehen auf welchem Stand sich der einzelne gerade befindet und wie weit er sich entwickelt hat. Wenn man wirklich das Ziel hat, Ls Nachfolger zu werden, ist allerdings fast alles, was er hier macht, ein Wettbewerb, da nur die allerbesten eine Chance haben werden, als engere Auswahl für den Titel in Frage zu kommen.“ Okay… so viel zum bilderbuchartigen Paradies-Waisenhaus. Manche Kinder mussten sicher ziemlich paranoid drauf sein, wenn sie wirklich L werden wollten, da es unter Garantie nicht alle aushielten ständig dem Konkurrenzkampf ausgeliefert zu sein. „Eine weitere Sache ist, dass alle Kinder, die in Wammys Haus kommen, einen Decknamen annehmen, den sie von nun an immer benutzen sollen, um ihre wahre Identität zu schützen. Alle Kinder leben von nun an unter diesem Namen, außer die beiden Höchstplatzierten in der Rangfolge um Ls Nachfolge.“ „Und wie werden die genannt?“, fragte Light neugierig. „A und B.“, antwortete Roger knapp und Light konnte sich ein erstauntes Gesicht nicht verkneifen. Kein Wunder, dass L immer so emotionslos und gleichgültig gewirkt hatte. Wie sollte man sich denn sonst entwickeln, wenn man als Kind schon so instrumentalisiert wurde? „Alle Kinder können sich ihren Decknamen selber aussuchen. Allerdings sollte es der Übersichtshalber ein Name sein, der den selben Anfangsbuchstaben hat wie der echte Vorname.“, meinte Roger und faltete seine Hände zusammen. „Falls du also einen Wunsch dazu hast, darfst du diesen gerne äußern.“ Light dachte kurz nach und musste sich ein Grinsen verkneifen, als er an einen bestimmten Namen dachte, den er als Decknamen haben konnte. Es wäre so schön ironisch und makaber und keiner außer ihm würde die Bedeutung und Geschichte hinter diesem Namen kennen. Er wusste, dass es eigentlich dumm und kindisch war, ausgerechnet diesen Namen zu wählen. Auch war es ein wenig riskant, da ja immer die Chance bestand, dass er seinen alten Plan tatsächlich wieder verfolgen konnte und die Öffentlichkeit genau wie früher drauf reagierte und ihm wieder den selben Namen gab. Doch trotz aller logischen Gegenargumente, überwog in dem Moment seine Arroganz, die ihm sagte, dass dies ihm ein Gefühl von Überlegenheit verschaffen würde. Außerdem würde er sowieso alle Mitglieder des Wammy Hauses, und somit alle, die ihn unter diesem Namen kennen würden, töten, sobald er das Death Note hatte. Somit spielte es eigentlich keine Rolle, ob sie ihn jetzt schon so nannten. Sie würden alle tot sein, bevor die Menschen auch nur anfingen, sich einen Namen für ihn auszudenken. „Kira.“, sagte er also mit fester Stimme. „Kira?“, fragte Roger verwundert. „Das fängt aber nicht mit einem L an, so wie Light.“ Light schüttelte entschieden den Kopf. „Ich will Kira heißen, oder ich nehme keinen Decknamen an.“, bestand er stur. „K kommt direkt nach L im Alphabet und es ist doch eigentlich ganz egal, ob man nun den gleichen Anfangsbuchstaben hat oder nicht. Genau genommen ist es sogar ziemlich riskant so. Wenn jemand ihr System durchschaut hat, dann weiß er ganz leicht, welche Namen er schon mal alles ausschließen kann, wenn er versucht die wahre Identität eines der Waisenkinder herauszufinden.“ Roger seufzte, hob die Brille leicht an und rieb sich mit Daumen und Zeigefinger über die Augen. „Na schön.“, sagte er schließlich. Er klang nicht gerade glücklich dabei, aber anscheinend schien er in einem Waisenhaus voller hochintelligenter Kinder täglich so viele Diskussionen und Argumente hören zu müssen, dass er ihnen, wenn es möglich war, lieber aus dem Weg ging. „Also heißt du ab jetzt Kira.“, sagte er und trug diesen Namen in seinen Akten ein. Anschließend öffnete er eine Schreibtischschublade und holte zwei Papiere heraus, die er Light reichte. „Das eine ist dein neuer Stundenplan. Er ist erst einmal nur vorläufig und wird sich vermutlich noch ändern, wenn wir genau herausgefunden haben, auf welchem Stand du dich gerade befindest.“, erklärte der alte Mann. „Darunter befindet sich ein Lageplan des Waisenhauses, der dir am Anfang helfen soll die einzelnen Veranstaltungsräume besser zu finden. Ich denke, bei deiner Intelligenz wirst du ihn dir sicher schnell eingeprägt haben.“ Light betrachtete seinen ziemlich voll aussehenden Stundenplan. Naja, immerhin würde er genug zu tun haben, was bedeutete, dass er sich weniger langweilen würde. „Damit wäre eigentlich das wichtigste soweit geklärt. Hast du noch Fragen mein Junge?“ „Können wir L auch treffen?“, fragte Light sofort. Roger seufzte. „L ist darauf angewiesen, seine Identität noch besser zu verbergen als ihr.“, begann er. „Selbst im Waisenhaus kann er sich nicht ganz frei preis geben. Es ist möglich, dass du, falls du in die engere Wahl für seine Nachfolge kommen solltest, vielleicht einmal die Gelegenheit haben wirst, ihn zu treffen. Aber ich kann dir leider nichts versprechen. Manche Kinder hier leben schon seit vielen Jahren unter diesem Dach und haben L weder unter seiner wahren Identität, noch unter irgendeinem Decknamen kennengelernt.“ Light versuchte, sich seine Enttäuschung nicht zu sehr anmerken zu lassen. Es wäre interessant gewesen, den kauzigen Detektiv noch einmal zu treffen, bevor er ihn das zweite Mal töten würde. „Also dann, bleibt wohl nichts mehr, außer dich zu deinem Zimmer zu bringen und dich mit deinem neuen Mitbewohner bekannt zu machen.“, sagte Roger und stand auf. Light tat es ihm gleich und runzelte die Stirn. Mist, also konnte er ein Einzelzimmer doch vergessen. Allerdings war ein Mitbewohner immer noch um Klassen besser, als gleich fünf nervige, laute Bettnachbarn, von denen mindestens einer nachts nicht schlafen konnte und den Rest deshalb störte. Sein Schlafrhythmus war komplett zerstört worden durch die letzten Wochen. Es war nicht so schlimm, in der Zeit, in der er an L gekettet gewesen war (damals hatte er fast drei Monate gebraucht um wieder zu seinen alten Schlafgewohnheiten zurückzufinden), aber dennoch ärgerlich genug. Und wie es aussah, musste Light sich nun mit einem Mitbewohner zufrieden geben, was im Vergleich definitiv noch erträglich war. Ein wenig neugierig darauf, mit welchem hochbegabten Kind Light wohl von nun an sein Zimmer teilen würde, folgte er Roger durch die Gänge des Heimes. Hätte er gewusst, wer auf ihn warten würde, so wäre er Roger möglicherweise nicht so zuversichtlich hinterher gelaufen… Vielen Dank fürs Lesen und bis zum nächsten Mal!^^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)