Mada mada dane! von Friends ================================================================================ Kapitel 12: Antworten --------------------- Als Ryoma am nächsten Tag zum Training ging, hatte er bereits dieses leichte Flattern im Bauch. Er wusste auch genau woher es kam, da es ihn seit gestern Abend nicht mehr losließ. Seit dem Moment, an dem Fuji ihn bei sich zuhause abgesetzt hatte und zum letzten Mal sanft geküsst hatte. So ungerne er es auch zugeben musste … Er vermisste Fuji und das obwohl sie nicht mal 24 Stunden auseinander waren. Welch eine Schmach, dachte er über die Situation und verstärkte den Griff um den Gurt seiner Sporttasche, je näher er dem Clubhaus kam. Allerdings wurde ihm ein Strich durch die Rechnung gemacht, da er plötzlich von etwas angesprungen wurde. „Ochibi!“ „Ei … ji … senpai… Luft…“ „Gomen.“ Atemlos schnappte er nach Luft und er musste dabei für den Moment die Augen schließen. Das war eindeutig zu heftig für ihn gewesen. Der Schreck und die fehlende Luft. Hinter sich vernahm er ein süßliches Lachen. Fuji. Langsam drehte er sich zu seinem Freund und sah ihn kurz giftig an, eh sein Blick sanfter wurde. Doch bevor es jemand bemerken konnte, zog er sich die Kappe tiefer ins Gesicht. „Saa, du siehst so müde aus. Schlaflose Nacht gehabt, Ryoma?“ „Tse.“ Er schüttelte leicht den Kopf, ließ es aber zu, dass ihm Fuji näher kam. Eiji, der bisher neben ihm gestanden hatte, ließ sie ab da nicht mehr aus den Augen. Erstrecht nicht, als Fuji seine Hand auf Ryomas Wange legte, somit seinen Kopf zu sich drehte. Mit der anderen Hand klaute ihm sein Freund die Mütze und beugte sich im nächsten Moment zu ihm. „Saa … ich auch.“ Die Worte wurden sanft gegen seine Lippen gehaucht, bevor er zärtlich geküsst wurde. Vor vier Tagen hätte Ryoma seinen Freund wegen so einer Aktion bei ihnen in der Schule sofort den Schläger um die Ohren gehauen, doch nun – nach 18 Stunden und 29 Minuten ohne Fuji – genoss er es im Stillen, dass er so sanft geküsst wurde und ließ es sich gerne gefallen. Nachdem sich Fuji zurückzog, ihm die Mütze wieder brav aufsetzte, bemerkte Ryoma erst wie wahnsinnig ruhig es plötzlich war. Eiji starrte ihn an, als hätte er sich plötzlich in ein Einhorn verwandelt. Oishi – der gerade dazu gekommen war – hatte gerötete Wangen und den Mund offen. Kaidoh und Momoshirou die aus dem Clubhaus gekommen waren hatten sich aneinander gekrallt und Inui-senpai – wie nicht anders zu erwarten – stand nahe dem Geschehen und kritzelte in seinen Ordner. „O … o … ochi … Ochibi …“ „Mada mada dane, Senpais.“ Damit wandte er sich ab, als wäre nichts Außergewöhnliches gewesen und schob sich an seinen Senpais vorbei, ins Clubhaus, um sich umzuziehen. Fuji folgte ihm dabei selig vor sich hin lächelnd. „Das musste sein oder?“ „Saa … ich hab dich vermisst.“ Kurz warf Ryoma ihm einen Blick zu, bevor er sich begann umzuziehen. Er musste nichts sagen, um zu wissen, dass Fuji ebenfalls wusste, dass er ihn vermisst hatte. Als er dann fertig war, wandte er sich seinem Freund zu, der schweigend neben ihm auf der Bank saß. Grinsend setzte er sich auf Fujis Schoß und hauchte einen Kuss auf seine Lippen. „Jetzt wo … Eiji und Oishi es doch eh wissen … da müssen wir doch nicht mehr mit ihnen ausgehen oder?“ Hoffnung glomm in ihm auf, denn er wollte wirklich kein Doppeldate mit den Beiden, zumal er genau wusste, dass er wieder als Kuscheltier Eijis herhalten müsste. Und später wieder das Ziel für Fujis böse, kleine Spielchen wäre. „Saa … sicher. Wo wär denn dann der Spaß.“ „Hm.“ Er wollte wieder aufstehen, wurde jedoch an Senpais Armen, die sich um seine Hüfte legten, daran gehindert. Sanft wurde er dichter an den Brünetten gezogen, der ihn diesmal inniger und intensiver küsste, wie zuvor. Sachte verkrallte Ryoma seine Finger in Fujis Haar. Löste sich jedoch von ihm, als er die Türe hörte. Mit geröteten Wangen stand er auf und zog sich wortlos seine Kappe auf. „Buchou.“ „Fuji – 20 Runden. Echizen … mit dir muss ich noch reden.“ Etwas verwirrt hielt Ryoma in seinen Schritten inne und sah kurz unter dem Schirm seiner Mütze zu Fuji, eh er leicht in Tezukas Richtung nickte und dann darauf wartete, dass Fuji das Clubhaus verlassen hatte. „Setz dich.“ Stumm tat er seinem Buchou den Gefallen und setzte sich. Dieser ließ sich ihn gegenüber auf eine der Bänke sinken und griff in seine Jackentasche. Dort holte er einen Umschlag heraus und blickte kurz unsicher darauf, bevor er ihn ihm hinhielt. „Was ist das?“ Zögernd ergriff er den Umschlag und runzelte etwas die Stirn, als er in feiner Schrift seinen Namen auf dem Umschlag sah. Nun hob er doch den Kopf und blickte Tezuka direkt an, der ihn diesmal mit einem Blick bedachte, den Ryoma bisher noch nie gesehen hatte. Nur einmal … und zwar, als er die Verletzung an seinem Auge gehabt hatte. „Der Brief ist von deinem Bruder. Er bat mich, ihn dir zu geben, da er bereits angenommen hat, nicht mehr auf dich zu treffen. Ich nehme an … er hat Recht behalten?“ „Hai.“ „Hm.“ Es vergingen Minuten, in denen er nur den Umschlag ansehen konnte. Er war nicht dick, aber er konnte sich denken, dass darin Dinge drinnen standen, die ihn die letzten neun Jahre beschäftigt hatten. Antworten, auf ein Wieso, was er immer wissen wollte und trotzdem irgendwo in sich tief drinnen Angst davor hatte. Tezuka stand irgendwann auf und blickte ihn kurz an, bevor er zur Türe ging. „Wenn du Zeit …“ „Iie. Das kann warten.“ Er legte den Umschlag in sein Fach, eh er seinem Buchou nach draußen folgte. Ryoma war sich eines sicher – da drinnen standen sie, die Antworten, auf die er in all der Zeit gehofft hatte. Und dennoch war er nicht bereit sie zu bekommen. ~*~ Vier Tage später hatte sich Ryoma dazu durchgerungen, den Umschlag wenigstens in seine Jackentasche zu stecken, da ihm dauernd so ein Blick von seinem Buchou zugeworfen wurde. So ein … merkwürdiger Blick, als würde er irgendwie auf ihn achten wollen. Das kannte er nicht von Tezuka und er fragte sich, ob es war mit dem Gespräch zu tun hatte, welches sein Bruder mit seinem Buchou getätigt hatte. Aber er wusste, dass er den Brief lesen musste. Seine Konzentration ließ so langsam nach und er wusste einfach nicht mehr, wie er sie anders zurück erlangen konnte. Da durch die Schule und das Training seine Aktivitäten mit Fuji nur aufs Minimalste begrenzt worden waren, konnte er sich also nicht mal mit seinem Freund ablenken. Doch nun wo morgen Samstag – und das verhängnisvolle Doppeldate – bevorstand, musste er etwas unternehmen. Seine Finger umschlossen in seiner Jackentasche das dünne Papier, welches durch nervöses Knicken, zusammen- und auseinanderfalten schon teilweise zerfleddert aussah. Schweigend lief er dabei neben Fuji hin, der seine andere – freie – Hand hielt. „Saa, ich hoffe du bist schon aufgeregt, wegen morgen.“ „Hm.“ „Wir gehen in ein schickes, japanisches Restaurant.“ „Hm.“ „Danach noch ins Kino.“ „Hm.“ Es war ja nicht so, als würde er Fuji nicht zuhören, aber seine Gedanken drehten sich nur unaufhörlich im Kreis. Schließlich blieb der Tensai stehen und zog Ryoma sanft zu sich, etwas zur Seite, damit sie niemand im Weg standen. „Saa, was ist los?“ „Nichts.“ „Hm.“ Nun öffnete Fuji die Augen und nahm ihm die Mütze vom Kopf. Durch dringlich wurde er angesehen, woraufhin Ryoma leise seufzte. Langsam zog er seine Hand aus der Jackentasche, mit dem Umschlag in der Hand. Stumm hielt er ihn Fuji hin. „Saa … ein Liebesbrief?“ Etwas skeptisch sah er den Tensai an. Also wirklich. Sah er so aus, als würde er Liebesbriefe schreiben? Tse … sicher und morgen zog er sich einen rosa Faltenrock an. Wobei er seine innere Stimme ignorierte, die ihm sagte, dass das Fuji definitiv gefallen würde. „Das ist ein Brief von Ryoga. Er hat ihn Tezuka gegeben, für mich.“ „Oh.“ Schwach nickte Ryoma und starrte auf seine Turnschuhe, dessen Spitzen mit einem Mal viel interessanter aussahen. Erst nach einem Moment, hob er den Kopf wieder, um in leicht besorgte blaue Augen zu blicken. Und in dem Moment wusste Ryoma, dass er das nicht alleine tun musste. „Lies du ihn … bitte.“ „Ryoma …“ „Syusuke … ich … lies ihn einfach und … dann … kannst du mir ja sagen, ob es für mich von Bedeutung wäre.“ Durch dringlich, sogar ein klein bisschen bittend, sah er Fuji an. Er wusste, dass er den Brief lesen sollte, aber er konnte einfach nicht. Er wusste einfach nicht, ob er schon bereit dafür war. Was wenn da auch was ganz anderes drinnen stand, als er es sich erhoffte oder glaubte. Die Sache war einfach sehr schwer für ihn, weswegen er jemanden bei sich brauchte, dem er vertraute. Und er vertraute Fuji mehr als manch anderem. „Okay.“ Waren seine einzigen Worte, eh er sanft den Umschlag nahm und in seine Jackentasche tat. Erleichtert atmete Ryoma aus. Es war als habe man ihm gerade ein riesen Gewicht von den Schultern genommen. Das schien sein Freund auch zu sehen, weswegen er ihn kurz, aber sehr zärtlich umarmte. Dabei fuhren lange, sehr geschickte Finger sanft durch seine Haare und eine warme Stimme seufzte beruhigend gegen sein Ohr. „Komm … lass uns zu mir gehen.“ „Gerne.“ Zusammen gingen sie schließlich zu Fujis Heim, wo dessen Eltern erneut nicht anwesend waren. Allerdings wusste Ryoma, dass die Eltern seines Freundes beruflich sehr aktiv waren, weswegen sie teilweise auf Geschäftsreisen waren oder anderweitig unterwegs. Nachdem sie sich von ihren Jacken und Straßenschuhen, sowie Sport- und Schultaschen befreit hatten, gingen sie in die Küche. Dort bekam er sofort ein Glas Ponta, was er zufrieden lächelnd annahm. Ja, er hatte Fuji deutlich gemacht, dass er erst wieder bei ihm zuhause bleiben würde, wenn dieser genügend Ponta im Kühlschrank hatte. Zwar würde er auch ohne diesem Getränk bei seinem Freund bleiben, aber … das musste der Tensai ja nicht wissen. Etwas später saßen sie sich schweigend auf seinem Bett gegenüber, wobei Fuji den Brief las. Ryoma, der bedacht war nicht all zu nervös zu sein, schlug seinen Tennisball gleichmäßig auf seinem Schläger auf und ab. Das Geräusch beruhigte ihn einfach – genau das Richtige für seine aufgeriebenen Nerven. Doch als er sah, wie Fujis Ausdruck dunkler wurde, geriet er aus dem Takt, so dass der Ball auf dem Boden aufkam und mit leisen, dumpfen Aufschlägen über den Boden kullerte. Schließlich legte Fuji den Brief zwischen sie und hob den Blick. „Ryoma … du solltest ihn lesen. Und zwar dringend! Ich … hol derweil was zu trinken.“ „Iie … Fu … ist es … schlimm?“ „Lies ihn.“ Damit stand Fuji vom Bett auf und ließ ihn alleine. Ryomas Herz raste heftig gegen seine Brust und er starrte einen Moment unentschlossen gegen die geschlossene Zimmertüre, bevor er seinen Schläger zur Seite stellte und dann zaghaft nach dem Papier griff. ~Hey Chibisuke, ich hatte ja eigentlich gehofft, das mit dir persönlich zu besprechen, aber … bei dir kleinen Sturkopf hatte ich auch irgendwie nichts anderes erwartet. Ich weiß, ich schulde dir neun Jahre ‚großen-Bruder-Dienst‘ und glaub nicht, dass ich nicht in den neun Jahren meinen Weggang nicht bereut hätte … Aber wir sind uns nicht so unähnlich, wenn es darin geht den eigenen Kopf durchzusetzen. Es gäbe so viele Gründe, die ich behaupten könnte, weswegen ich damals gegangen bin … aber keine davon wäre wahr. Ich weiß, das ist eine beschissene und sogleich auch gar keine Entschuldigung. Trotzdem tut es mir nicht leid, dass ich gegangen bin, denn ich hab wirklich viel im Leben erreicht. Und ich hoffe, nein, ich weiß sogar, dass du mehr als ich erreichen wirst. Es wäre wirklich toll gewesen gegen dich bei den U.S. Open anzutreten, das war eigentlich das Ziel, worauf ich in den letzten zwei Jahren hingearbeitet habe … schade, dass du dich dagegen entschieden hast. Es wäre bestimmt witzig gewesen, dich in den Boden zu stampfen. Aber so wie ich dich einschätze, nehm ich an, dass es dir ziemlich egal ist, nachdem ich so plötzlich nach neun Jahren auftauche, nicht wahr, Chibisuke? Ich wünschte es gäbe so viel bessere – so viel schönere Gründe für einen Besuch nach meinem Verschwinden … aber die gibt es nicht. Und ich nehme an, dir ist inzwischen auch bewusst, dass es mir nicht nur um das Match gegen dich gegangen ist. Ryoma … kleiner Bruder … Ich habe Leukämie und werde nicht mehr viel Zeit haben. Aber die …~ Unbewegt starrte er auf den einen Absatz, den er einfach nicht zu Ende lesen konnte. Die Luft blieb ihm weg und er bemerkte nicht die Tropfen, die auf das zerknitterte Papier fielen. Leukämie … Ryoga … sein großer Bruder … „… oma.“ „Ryoma, du musst atmen!“ Warme Hände legten sich auf seine Wangen und zwangen ihn den Kopf zu heben. Ryoma versuchte zu atmen, aber es fiel ihm so schwer. Seine Brust fühlte sich wie zugeschnürt an und in seinem Inneren war alles eiskalt. Ryoma spürte, dass ihn Fuji zu sich ziehen wollte, aber er schlug seine Hände weg. Er wollte – nein er ertrug es jetzt nicht angefasst zu werden. Allerdings wusste Fuji genau, wie sich Ryoma jetzt fühlen mochte, denn auch dieser hatte bereits einen heftigen Verlust durchgemacht. Somit packte er Ryomas Handgelenke unnachgiebig. „Lass mich.“ „Shh..“ Ryoma versuchte sich seinem Freund zu entziehen, doch dieser war eindeutig stärker. Bestimmter als nötig, wurden seine Handgelenke in der einen Hand gefangen gehalten, während er mit dem anderen Arm dicht an Fujis warmen Körper gedrückt wurde. Je mehr er sich versuchte gegen ihn zu wehren, desto fester wurde der Griff um seinen Körper Es dauerte sehr lange, bis der Schwarzhaarige langsam aufgab und schließlich verzweifelt gegen Fujis Schulter aufschluchzte und sich trösten ließ. Zitternd krallte er sich an den Tensai und wollte in dem Moment nur noch eines … dass er ihn nie mehr losließ. Fortsetzung folgt … Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)