Fiancailles von Asmodina ================================================================================ Kapitel 5: Machi ---------------- Diese nickte freudig: „Ja, das erledige ich sofort. Ich bin glücklich… Kamijo!“ Geschwind eilte das junge Mädchen in sein Arbeitszimmer, um eine längliche geformte Ledertasche zu holen, in welcher sie die Federn transportieren konnte. „Vielen Dank und sei vorsichtig.“ Der Edelmann schaute Fee noch lange nach während sie beschwingt den Pfad hinab ging. Ein Lächeln glitt über sein Gesicht und sein Herz wurde von einer lang vermissten Heiterkeit erfüllt. Das Gefühl, dass Fee die erwählte Braut sein könnte, wuchs mit jeder Minute. „Ich bedaure, sie nicht begleiten zu können…“ Mit einem leisen Seufzen begab Kamijo sich zurück an die Arbeit. Auch Fee, welche mittlerweile das Dorf erreicht hatte, war in leichten Tagträumereien versunken. Mit einem winzigen Lächeln auf den Lippen kaufte sie die Federn, welche von besonders seltenen Vögeln stammten. Immer wieder wanderten ihre Gedanken zu Kamijo und dem wundervollen Nachmittag. Zum ersten Mal seit einer scheinbaren Ewigkeit fühlte sie sich von allem Kummer befreit. Der Edelmann war vollkommen anders als der brutale Gastwirt und dann noch dieses warme Gefühl in ihrer Brust... ob es möglich war? Das junge Mädchen seufzte; es ziemte sich nicht, so für ihren Herrn zu empfinden. Trotz allem war sie schließlich nur eine Dienstmagd. Fee verließ gerade den Laden als sich ein ihr wohlbekannter Schatten über sie legte, „Fee! Lange ist es her, nicht wahr? Wie geht es dir?“, fragte eine angenehme, tiefe Stimme und der Schatten blieb vor ihr stehen. Das junge Mädchen brauchte einige Minuten, um sich zu ordnen, ehe sie das Strahlen erwiderte: „Oh, hallo Machi!“ Sie umarmte ihren Freund aus Kindertagen, „mir geht es gut und dir?“ „Man schlägt sich irgendwie durch und mich kann nichts erschüttern“, erwiderte dieser und strich sich selbstgefällig durch die flammend roten Haare, „was machst du denn? Du siehst sehr gut gelaunt aus.“ „Ja“ Fees glückliches Lächeln war ungebrochen, und ohne weiter nachzudenken sprudelte es aus ihr heraus: „Ich habe einen neuen Arbeitgeber!“ „Ach so? Und wer ist es?“, erkundigte ihr Jugendfreund sich interessiert; laut seinen letzten Informationen sollte seine heimliche Jugendliebe im ansässigen Wirtshaus arbeiten und er war voller Freude aufgebrochen, um sie zu treffen – nur um dann enttäuscht festzustellen, dass sie nicht mehr dort war und schon wieder für jemand anders arbeitete; wenigstens war der Zufall auf seiner Seite. „Es ist der Edelmann, welcher dort im Schloss wohnt“, erwiderte das junge Mädchen arglos und zeigte in die Richtung des imposanten Anwesen. Machi folgte ihrer Geste, und seine Augen weiteten sich Zentimeter um Zentimeter, der Blick wurde finster. „Du arbeitest für ihn; ausgerechnet für diesen Hexer“, zischte er sauer, „hast du nie gehört, was über ihn erzählt wird? Sicher hat er dich auch schon manipuliert; du musst weg von ihm!“ Das junge Mädchen blickte ihn in einer Mischung aus Überraschung, Unglauben und Belustigung an; das konnte doch nicht sein Ernst sein. Und seit wann glaubte ihr Freund aus Kindertagen solchen absurden Gerüchten? „Hexer? Wovon redest du, Machi? Er ist ein sehr lieber Mensch und behandelt mich gut“, versuchte Fee ihn zu beruhigen, aber seine vor Wut funkelnden Augen verrieten, dass ihre Bemühungen erfolglos waren. „Ich habe es geahnt; das ist alles sein Werk! Er soll über eine dunkle Macht herrschen, welche ihn andere Leute kontrollieren und manipulieren lässt, wie es ihm gerade passt! Bei so jemandem kann ich dich unmöglich lassen; wer weiß, was er mit dir anstellen wird!“ Fee seufzte; Machi klang schon fast wie eine von diesen verabscheuungswürdigen Vetteln, denen ihr Leben trotz der harten Arbeit zu langweilig war und die aus diesem Grund unverschämte und zum Teil bösartige Gerüchte über andere in die Welt setzten. Sie musste ihn beruhigen: „Er hat gar nichts getan. Im Gegenteil; hätte er mich nicht frei gekauft, würde der Wirt mich noch immer misshandeln. Außerdem will ich bei ihm belieben, weil...“ Sie stockte und hielt sich erschrocken die Hand vor den Mund, und zu ihrem Unglück erröteten ihre Wangen verräterisch, sodass sie den Blick senken musste. Machis bitteres Lachen schien wie ein Donnergrollen in ihren Ohren: „Das glaubst auch nur du… Wahrscheinlich hattest du es bei dem Wirt wesentlich besser gehabt! Es mag einen positiven Anschein haben, aber es wird für dich die leibhaftige Hölle auf Erden werden, wenn du weiterhin dort bleibst!“ Ihr Stocken ließ ihn hellhörig werden und seine Augen schienen sich wie Dolche in ihren Oberkörper zu bohren: „Du willst bei ihm bleiben, weil…?“ Ihr merklich gerötetes Gesicht und der verlegen zu Boden gerichtete Blick bestätigten ihm die schreckliche Wahrheit: „Doch nicht wirklich, weil du ihn liebst?“ Seine Stimme überschlug sich vor Zorn und die Hände ballten sich zu Fäusten, „das kann nicht dein Ernst sein, Fee!“ Das junge Mädchen nickte stumm, aber fest; Lügen war zwecklos und genauso absurd wie Machis Behauptung. Wortlos streifte sie ihr Oberteil von den Schultern und große, blutrote Peitschennarben kamen zum Vorschein. „Das war nicht Kamijo“ Jede Silbe ähnelte einem erstickten Schrei und Tränen brannten in ihren Augen, allein durch die Erinnerung hervorgerufen. Doch die Narben interessierten den einstigen Freund nicht, er schien sie nicht einmal wahrzunehmen und schüttelte nur ungläubig den Kopf. Wieso verschenkte sie ihr Herz an diesen bösen Magier anstatt sich für ihn, Machi, zu entscheiden? Er war schließlich immer für sie da gewesen; seine Wut steigerte sich unkontrollierbar und die kräftige Hand drückte das junge Mädchen unsanft gegen die Ladenmauer, was diese aufkeuchen ließ. „Wieso ausgerechnet ER? Dieser Hexer verdient deine Liebe nicht“, schrie Machi, und ehe sein Bewusstsein das Geschehen realisieren konnte schlug er seine Kinderfreundin brutal ins Gesicht, was diese laut aufschluchzen ließ. Im nächsten Moment wich Machi selbst erschrocken zurück; was hatte er getan? Fees geschocktes Gesicht und der sich klar abzeichnende Handabdruck auf ihrer Wange und die Tränen, welche wie Sturzbäche flossen, schmerzten mehr als ein Schwerthieb. „Es… es tut mir leid“, stammelte er schließlich, was Fee jedoch gar nicht zu hören schien. Mit gebrochenem, vorwurfsvollen Blick starrte sie ihn an, und ehe er weiter sprechen konnte war sie auch schon losgelaufen. „Bitte, Fee“, rief Machi noch, doch vergebens. Fluchend schlug er nun seinerseits gegen die Mauer. Das junge Mädchen rannte als wäre der Leibhaftige persönlich hinter ihr her und sie wagte nicht, sich einmal umzudrehen. Ihre Wangen brannten von dem Schlag und ihren zahllosen Tränen. Aber noch schlimmer war der Schock; wie konnte der einst so teure Freund ihr so etwas antun? Selbst als die schützende Eingangstür des Palastes sich hinter ihr geschlossen hatte ließ das fassungslose Zittern nicht nach und auch die Tränen strömten weiterhin. Kamijo verließ gerade den Besprechungsraum, um eine kurze Pause zu machen; einige seiner Untertanen waren einfach nicht zu einer friedfertigen Lösung zu bewegen, wenn es um Dinge wie Ländereien oder Besitz ging. Stur wie Maulesel beharrten sie auf ihrem vermeintlichen Recht, von dessen Existenz kaum jemand mehr etwas wusste und schreckten zur Durchsetzung auch nicht vor kriegerischen Maßnahmen zurück, ungeachtet anderweitiger Konsequenzen. Erschöpft lehnte er sich an die weiße Wand, an der sein blondes Haar wie eine prächtige Krone wirkte, als sein Augenmerk das junge Mädchen wahrnahm. „Oh, du bist zurück! Hast du alles…?“, begann der Edelmann, verstummte jedoch augenblicklich als er ihre Tränen bemerkte. „Fee, was ist denn passiert?“ Besorgt eilte Kamijo auf das Dienstmädchen zu und erblickte sogleich den mittlerweile feuerrot leuchtenden Abdruck auf ihrer Wange. „Wer hat dir das angetan?“ In seiner nunmehr dunklen Stimme schwang eine mühsam unterdrückte Wut mit. Doch so sehr das junge Mädchen sich auch bemühte, nichts außer ein heiseres Krächzen verließ ihren Mund: „Ka... Kamijo!“ Schluchzend warf sie sich in seine Arme; alle Unterschiede und Hemmungen waren in diesem Moment bedeutungslos. Dieses Mal ließ er es zu, wagte es nicht, ihren bebenden Körper auch nur einen Zentimeter von sich zu stoßen und legte schützend seine Arme um sie. „Fee… erzähl mir bitte, wer dir das angetan hat; diese Person wird nicht ungestraft davonkommen“, sprach Kamijo nach einer Weile in einem ruhigen, aber dennoch ernsten Tonfall. Die Angesprochene hob zögernd den Kopf und blickte ihn aus tränennassen Augen an: „Es war mein Jugendfreund Machi; wir kennen uns seit Kindesbeinen. Heute traf ich ihn zufällig wieder und erzählte, dass ich in deinen Diensten stehe. Er konfrontierte mich mit Gerüchten, dass du ein Hexer seiest, der mich manipulieren würde!“ Durch den Tränenschleier vor ihren Augen bemerkte sie nicht, wie der Edelmann ertappt zusammenzuckte. ‚Wenn das so weitergeht bekomme ich wirklich große Schwierigkeiten…’, schoss es ihm durch den Kopf. „Keine Angst, ich manipuliere hier niemanden; wie kommt er auf so etwas? Und vor allem ist das kein Grund, eine Frau zu schlagen! Hat dieser Mann denn keinen Funken Ehre im Leib?“, sein Zorn war nicht zu verkennen, „er hat eine Bestrafung verdient; niemand legt Hand an meine Leute!“ Zum ersten Mal seit Stunden hellte sich Fees Gesicht auf; sie fand seine beschützende Art rührend. „Kamijo“ Ernst und doch voller Liebe schaute sie ihn an: „Selbst wenn du ein Hexer wärst, so wäre es mir gleichgültig; ich will nur bei dir bleiben!“ Bei dem letzten Satz wurden Kamijos Züge weich, aber er wollte sich ganz gewiss sein: „Meinst du das wirklich? Mal angenommen ich wäre tatsächlich ein schwarzer Magier, würdest du dich dann nicht fürchten? So wie dein Jugendfreund es tut? Und die anderen; ihre Anschuldigungen sind nicht gerade harmlos!“ „Trotz allem warst du es, de mich aus den Händen eines gewalttätigen Mannes befreit und mir ein neues Zuhause gegeben hat“, unterbrach Fee ihn und nahm seine Hand, „hier bin ich glücklicher als jemals zuvor. Es ist gleichgültig, was du bist; ich...“, sie schwieg verlegen, doch Kamijo verstand. Liebevoll lächelte er Fee an; diese Worte von ihr zu hören bestätigten ihm, dass seine Wahl richtig war. Nur ihr allein sollten seine Liebe und auch seine Macht gehören. „Es macht mich unendlich glücklich, das von dir zu hören; bitte sprich aus, was du noch zu sagen hast“, ermunterte er sie und drückte leicht ihre Hand. „Ich liebe dich“ Wie ein zarter Windhauch verließen die Worte Fees Mund und zeitgleich fiel eine riesige Last von ihr ab. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)