Fiancailles von Asmodina ================================================================================ Kapitel 3: Emiru ---------------- Der Edelmann lächelte ihr noch einmal zu, bevor er in seinem Gemach verschwand. Dort ließ Kamijo sich auf dem Bett nieder und sank mithilfe seiner Zauberkräfte in einen tiefen Schlaf. Schließlich würde der morgige Tag sehr arbeitsreich werden. Fee hingegen ließ sich auf ihr Bett fallen und weinte bitterlich. Sie war in ihren Herren verliebt. Diese Tatsache ließ sich nicht mehr leugnen, auch wenn es jenseits aller Vernunft war. Was sollte sie jetzt tun? Eine Chance hatten ihre Gefühle definitiv nicht. Es war zum Verzweifeln. Kamijo war am nächsten Morgen schon früh auf den Beinen. Zum Glück war der unnatürlich herbeigeführte Schlaf doch einigermaßen erholsam gewesen, denn heute stand eine wichtige Debatte an. Eilig wies er seine Bediensteten an, das junge Mädchen mit den anfallenden Aufgaben vertraut zu machen, ehe er selbst im großen Saal verschwand. Diese hatte dunkle Ringe unter den Augen und auch die Tränenspuren in ihrem Gesicht waren nicht zu übersehen. Dennoch riss Fee sich zusammen und ließ sich alles aufmerksam erklären; es war in der Tat sehr viel. Sie ahnte nicht, dass ihr Zustand keineswegs unbemerkt blieb, denn zwei dunkle Kulleraugen betrachteten den Neuzugang unter den Dienstboten neugierig. Sie gehörten einem jungen Mann namens Emiru, welcher von bösen Zungen gerne spöttisch als „der Hofnarr“ bezeichnet wurde. Dabei waren das weiß – lila karierte Gewand und die farblich passende Narrenkappe das Einzige, welches die Bezeichnung verdiente. Denn trotz aller Nieder, die sich nicht scheuten, Gerüchte über ein unzüchtiges Verhältnis in die Welt zu setzen, war er Kamijos engster Vertrauter und bester Freund. Jahrelang hielt Emiru dem Edelmann nun schon die Treue und es gab nichts, was diesen Bund wurde zerstören können. Somit war der Braunhaarige auch das einzige Wesen, das von Kamijos düsterem Geheimnis wusste, wobei er es als gar nicht mal schlimm empfand. Es gab eben mehr Dinge auf dieser Erde, als das menschliche Auge erkennen wollte. Auch hatte Emiru Kamijos verzweifelte Suche nach einer Braut, jede Flucht und die immer gegenwärtige Angst hautnah mitbekommen. Wie oft hatte der Edelmann in seinen Armen verbittert getrauert! Er seufzte tief; der Hofnarr kannte die Bürde des Andersseins und jene dazu verbundenen Konsequenzen nur allzu gut. Nach Absurdität oder Schuld fragte in der Regel niemand. Bei ihm, Emiru, war es das Zigeunerblut, welches immer noch lebendig in seinen Adern pulsierte. Jene Abstammung machte ihn zum potenziellen Opfer der Hetzjagd, obwohl es ihm lediglich höhere geistige Offenheit bescherte. Aus diesem Grund hatte Kamijo ihm auch sein Geheimnis anvertrauen können und Emiru bewahrte es sorgfältig. Alles andere wäre einem tödlichen Verrat gleichgekommen und dafür war die Loyalität zu immens; mit Schauern erinnerte der Hofnarr sich an jene Nacht, in der Kamijo ihn halbtot am Wegesrand gefunden hatte. Neugierig steuerte Emiru auf seinen Freund zu und fragte: „Wer ist das?“ Der Edelmann drehte sich um, „sie war gestern auf dem Ball, um einen Strauß Blumen abzugeben. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte sie für den Wirt im Dorf gearbeitet. Die Misshandlung war allerdings schwer zu übersehen. Ich habe sie ihm abgekauft und nun arbeitet sie hier als mein persönliches Dienstmädchen“, ein Lächeln glitt über Kamijos Lippen, „Fee ist wunderschön, nicht wahr? Viel zu schade für eine solche niedere Stellung!“ Emiru musste ob des schwärmerischen Tonfalls grinsen; hatte Kamijo etwa sein Herz verloren? Gleichzeitig jedoch rann Emiru ein kalter Schauer über den Rücken und er schüttelte den schulterlangen braunen Haare: „Es ist eine Wohltat, das du sie dem Wirt abgekauft hast. Für diesen Menschen würde ich meine ärgsten Feinde nicht arbeiten lassen“, seine klaren Augen beobachteten das junge Mädchen, während es mit einem Wedel die alten Gemälde abstaubte, „Ja, in der Tat. Eine so natürliche Schönheit habe ich selten gesehen. Allerdings sieht sie etwas mitgenommen aus.“ Der Edelmann zuckte zusammen und folgte Emirus sorgenvollem Blick: „Ja, in der Tat. Ich frage mich, warum; als ich Fee gestern Nacht auf dem Balkon traf, war sie noch ausgeruht und sah vollkommen normal aus!“ Er nahm sich vor, Fee später drauf anzusprechen, denn momentan war die Zeit zu knapp. Kamijo erahnte die Reaktion und die Missbilligung der Lehnsherren, wenn er zu spät zur Debatte käme. Seufzend machte der Edelmann auf dem Absatz kehrt. Doch der flinke Hofnarr hielt ihn zurück: „Ob ein Gespräch etwas nützen wird? Ich vermute, sie wird aus bloßem Respekt vor dir nicht ehrlich sein!“ Kamijo atmete tief durch und gab seinem Freund im Stillen Recht. Kurz entschlossen packte er diesen an der Schulter, zog ihn in eine gut verborgene Nische und presste seine Lippen auf Emirus. Der Hofnarr zitterte und musste sich an ihm festhalten, als die wilde Magie durch seinen Körper drang. Nach Sekunden lösten sie sich wieder und Kamijo suchte Halt an der Wand. Er verabscheute es, seine Kräfte zeitweilig übertragen zu müssen, denn man fühlte sich, als würde die Seele außerhalb des Körpers laufen. Deswegen war Emiru auch der Einzige, wem er sie bei Bedarf zur Verfügung stellte. „Du weißt, was zu tun ist“, sprach der Edelmann leise, „ich hoffe, es wird hilfreich sein!“ Damit verschwand er im großen Saal; das würden ein paar anstrengende Stunden werden. Wie eine Katze schlich Emiru hinter dem jungen Mädchen her und las ihre Gedanken: „Ich glaube, ich habe mich in meinen Herren verliebt. Was soll ich jetzt tun? Er ist so schön und von edler Geburt, ich dagegen bin unscheinbar und nicht mehr als eine Dienstmagd!“ Der Hofnarr riss die Augen auf; er hatte also richtig vermutet. Fee hatte ihr Herz an Kamijo verschenkt. Sonderbarerweise leuchteten ihre Gefühle aufrichtiger, ehrlicher als jene der feinen Damen, welche Kamijo normalerweise umgarnten. Aber das bedeutete noch lange nicht, dass sie in der Lage sein würde, Kamijos finsteres Geheimnis zu akzeptieren und ihn dennoch zu lieben. Emiru seufzte; sein Freund brauchte wahre Zuneigung und verdiente diese auch. Alles käme auf einen Versuch an. Nach knapp zwei Stunden kam die Debatte endlich zu einem Ende. Kamijo war mehr als erleichtert; das Ganze hatte sich als sehr komplex herausgestellt, weil es mal wieder Streitereien zwischen den Dörfern aufgrund der Felder gab. Jedoch hatten letztlich alle einen Kompromiss schließen können. Der Blondhaarige warf den schweren Ledermantel in die Ecke und gönnte sich eine Entspannung am See. Jener befand sich unweit seines Palastes und gehörte zu den Ländereien. Das Wasser war recht sauber und sein Ufer war mit kleinen Blumen sowie Schilfgras gesäumt. Ab und zu sprang ein kleiner Fisch an die Oberfläche. Erleichtert streckte Kamijo sich im weichen Gras aus. Die Sonne liebkoste sanft seine Haut, während sie die wallenden Locken wie Gold schillern ließ. Zwar war die schwarze, enge Lederhose nun etwas zu warm, aber das weiße, luftige Rüschenhemd schaffte Ausgleich. Gleich darauf kam Emiru auf ihn zugesprungen: „Ich habe Fees Gedanken gelesen.“ Sofort hob der Edelmann den Kopf: „Und? Konntest du etwas Nützliches in Erfahrung bringen?“ „Ja, in der Tat“, der Hofnarr konnte ein schelmisches Grinsen nicht unterdrücken. Jenes steckte Kamijo sofort an, „nun sag schon“, lachte er. Es musste interessant sein, wenn der alte Freund schon vor sich hingrinste. „Sie ist in dich verliebt“, erwiderte Emiru andächtig und betonte jedes Wort. Seine Wangen glühten heiß. Sein Gegenüber schluckte; dass Fee ihn anhimmelte, hatte er zwar mitbekommen, aber das sogar noch darüber hinausging…“ Jetzt wird mir so einiges klar; daher ihr zurückhaltendes Benehmen und die Anspannung letzte Nacht“, meinte er nachdenklich. „Was willst du jetzt tun?“, fragte Emiru ernst, „ich vermute, dass sie sich in den Schlaf geweint hat. Ihre Gedanken waren mehr als unruhig.“ „Ich plane, sie zu meiner Braut zu nehmen. Doch vorerst soll sie sich hier einleben und ich will nichts überstürzen. Das Vertrauen muss erst langsam aufgebaut werden, bevor ich ihr mein Geheimnis offenbaren kann. Ich hoffe, nur, dass sie die Richtige ist und mit diesem Wissen leben kann. Bis das alles geschehen ist, werde ich ihr alles ermöglichen, was in meiner Macht steht, jedoch ohne ihr dabei zu nahe zu kommen. Du weißt, wie manche Menschen auf die Wahrheit reagieren!“ Emiru nickte: „Dennoch halte ich es nicht für klug, vielleicht solltest du etwas auf freundschaftlicher Basis beginnen. Das arme Mädchen zerbricht sonst noch an ihren Gefühlen.“ Der Blondhaarige überlegte kurz: „Ja, da gebe ich dir recht. Ihrem jetzigen Zustand nach zu urteilen ist sie davon nicht mehr allzu weit entfernt. Und sie dermaßen zu verletzen, liegt nicht in meiner Absicht. Eine Freundschaft wäre wirklich eine Sache, mit der auch ich bis dahin leben könnte.“ Ein Lächeln erhellte sein Gesicht. „Dann wäre die erste Sache, sie zu trösten“, meinte Emiru. Kamijo nickte: Vielleicht sollte ich sie zu einem Picknick einladen. Nach der nächsten Debatte habe ich etwas Zeit. Das wäre eine gute Gelegenheit, sie etwas näher kennen zu lernen, meinst du nicht?“ „Sehr gut Idee, frage sie“, der Hofnarr klatschte aufgeregt in die Hände. „Das werde ich!“ Kamijo verbrachte noch eine Weile am See, bevor er sich langsam auf den Rückweg machte und zum zweiten Mal an diesem Tag im großen Saal verschwand. Währenddessen kümmerte Fee sich um die prachtvollen Rosen in Kamijos Garten. „Sie sind wunderschön, doch nicht so schön wie ER!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)