Was ich wirklich will von abgemeldet ================================================================================ Prolog: Glück im Unglück ------------------------ Ein langer staubiger Weg breitete sich vor mir aus. Kein Baum und kein Strauch überlebten in dieser unendlichen Hitze, deshalb war ringsherum alles kahl. Die sengende Sonne flimmerte stark und zeichnete verschwommene Bilder in die trockene Luft. Das alles erinnerte mich stark an einen überhitzten Backofen und ich war der Braten, der darin vor sich hin schmorte. Wie zum Teufel war ich bloß in diese gottverdammte Gegend geraten? Aber die bessere Frage war eigentlich: Wie würde ich wieder hier weg kommen? Seit fast drei Tagen folgte ich nun schon dieser Straße und war weder auf eine Siedlung noch auf andere Menschen oder überhaupt irgendein Lebewesen gestoßen, mal ganz abgesehen von Schlangen, die hier zu Genüge vorkamen. Wieder schlängelte sich keine fünf Meter vor mir eines dieser in der Sonne glänzenden Reptilien über den Boden und zischte verärgert, als es mich bemerkte. Schnell aber vorsichtig trat ich ein paar Schritte beiseite um das Tier nicht noch mehr zu reizen und so setzte es dann auch seinen Weg fort ohne mir, wie befürchtet, seine Giftzähne in den Leib zu rammen. Nun stieß ich die überschüssige Atemluft aus, denn ich wagte es nicht zu atmen, wenn eine solche Kreatur in meiner Nähe war. Schweißtropfen bildeten sich an meiner Stirn und liefen mir das schmutzige Gesicht hinab. Ich fragte mich, wie es überhaupt möglich war, dass noch immer Flüssigkeit aus meinen Poren heraustrat, wo ich doch seit gestern keinen Tropfen Wasser mehr getrunken hatte. Ich strich mir eine klebrige Strähne meines einst seidig glänzenden Haares aus dem Gesicht. Die Sonne hatte die blassrosa Farbe noch weiter ausgebleicht. Und da war plötzlich wieder dieses ekelhafte Kratzen in meinem Hals. „Ja, verdammt, ich weiß, dass ich schnellstmöglich etwas Trinkbares auftreiben muss!" krächzte ich. Doch so einfach gestaltete sich das hier nicht. Ich wagte es nicht, mich weiter als ein paar hundert Meter vom Weg zu entfernen; hinterher würde ich ihn nicht wieder finden und dann hatte mein letztes Stündlein endgültig geschlagen. „Oh, Sakura, du musst jetzt stark sein!" flüsterte ich mir selbst zu - wem auch sonst, es war ja niemand hier! - und seufzte tief bevor ich mich mit bleischweren Beinen wieder weiter vorwärts schleppte. In meinem Zustand war es äußerst gefährlich, so ein Wagnis einzugehen, doch ich wäre ja nicht Sakura Haruno, wenn nicht mein Temperament mit mir durchginge und mein Hirn so weich kochte, wie es die Sonne gerade tat. Ein stechen im Unterleib ließ mich aufstöhnen. Manchmal würde ich dieses Kind nur zu gern aus meinem Körper entfernen lassen, denn es trat entsetzlich oft gegen die Innenseite meines Bauches und bereitete mir somit große Schmerzen. Aber bei so etwas half leider auch mein Talent als Heilerin nichts. Ich fluchte. Wenn ich nicht bald irgendeine Siedlung erreichte, würden ich und dieses Kind in meinem Leib hier draußen zugrunde gehen. "Naja", dachte ich bitter, "dann profitieren wenigstens die Aasgeier davon..." Am liebsten hätte ich meinen Schädel nun solange gegen eine Wand geschlagen, bis der Schmerz unerträglich wurde - doch, weit und breit keine Wand in Sicht. Wie hatte ich nur auf diese unendlich dumme Idee kommen können und mich aufgemacht um [style type="italic"]ihn[/style] zu suchen? Weil ich wollte, dass er sieht, was er angerichtet hat? Weil ich ihm seine Eingeweide aus dem Leib reißen und ihn damit erdrosseln wollte? "Nein, du törichtes Ding!" wisperte eine zarte Stimme in meinem Kopf. "Alles was du wolltest war, ihn noch ein einziges Mal zu sehen." Dieses Eingeständnis ließ mich erneut aufseufzen. Es war ein Fehler gewesen, sich auf diesen Mann einzulassen. Schließlich war er gefährlich und ein gefühlskalter Meuchelmörder. Doch das änderte nichts an der Tatsache, dass ich mich in nur einer Nacht Hals über Kopf in ihn verliebt hatte. Bilder flammten vor meinen Augen auf und verblassten wieder, als ich krampfhaft versuchte die aufkeimenden Erinnerungen zu unterdrücken. Ich schüttelte wild meinen Kopf, sodass mir die Haare ins Gesicht peitschten und setzte mich in Bewegung. Einen Schritt nach dem anderen tat ich so vorsichtig wie möglich, denn eine gut gepflasterte Straße, sah vollkommen anders aus. Und schon geschah es; Ich blieb mit der Fußspitze an einer Unebenheit hängen und glitt der Länge nach aus. Das Kind wütete in meinem Bauch, es boxte und trat noch zorniger als zuvor. Da ich glaubte nicht mehr genügend Kraft aufbringen zu können um aufzustehen, blieb ich einfach liegen und fuhr mit meinen Handflächen vorsichtig über die gewölbte Oberfläche meines Bauches, in der Hoffnung, dass das Baby dadurch wenigstens etwas zu Ruhe kam. Und tatsächlich schien es zu helfen, die Tritte verebbten und hörten schließlich ganz auf. Just in diesem Moment spürte ich, wie ein heißer Luftstrom über meinen geschundenen Körper fegte. Und plötzlich verdichtete sich die Luft vor mir zu einem flimmernden Bild. „I-Itachi?" Er stand gelassen wie eh und je vor mir und starrte mich aus seinen schwarzen Augen an. Ich schloss die Meinen. "Trugbild!" rief ich mir eiligst in Erinnerung. „Verschwinde, lästige Fata Morgana!" Ein zucken der Mundwinkel, dass wohl ein Lächeln andeuten sollte, schlich sich auf das blasse Gesicht des Mannes, dann beugte sich über mich und streckte eine Hand nach mir aus, anscheinend um mir wieder auf die Beine zu helfen. Nun versuchte ich zu schreien - ein heiseres Krächzen konnte man das wohl eher nennen - und schlug wie eine Furie um mich. Doch dann erstarrte ich plötzlich, als zwei kalte Hände meine Handgelenke umfassten und meinem Wüten Einhalt geboten. „Was..?" Aber ehe ich weiter sprechen konnte beugte die Erscheinung sich weiter über mich, ließ die Arme unter meinen Körper gleiten und hievte mich in die Luft. Verwirrt strampelte ich mit den Beinen, doch ich musste einsehen, dass es nur unnötige Kraft verschwendete und gab auf. „Falls du noch immer nicht begriffen hast; Ich bin kein Trugbild der Sonne." Meine Kinnlade klappte hinunter und mit geweiteten Augen starrte ich den schwarzhaarigen Mann an, dessen Gesicht nun nur noch wenige Zentimeter von dem Meinigen entfernt war. Und ich konnte jetzt nicht mehr leugnen, dass es sich tatsächlich um den Mann handelte, nachdem ich Tagelang gesucht hatte. Es war wirklich Itachi Uchiha. Sein Gesicht trug einen so steinernen Ausdruck zur Schau wie eh und je; die Hitze schien ihn kaum zu berühren. Auch wenn ich ihn scharf musterte, würdigte er mich keines weiteren Blickes, sah stur geradeaus und schritt unentwegt mit mir als Last auf den Armen vorwärts. Dann plötzlich beschleunigte er sein Tempo und der dabei aufkommende Wind kühlte meinen heißen Schädel ein wenig ab. Um noch weiter zu protestieren war ich schlichtweg zu schwach, das spürte ich nun deutlich, denn langsam begann sich alles um mich herum zu verdunkeln und ich versank in bodenloser Schwärze. ********************************************************************************* „Ist sie endlich wach?“ „Halt doch endlich mal die Klappe, Aimi!“ „Ist ja schon -  HEY, ich glaube sie wacht tatsächlich auf!“ Was war das bloß? Ich konnte dumpfe Echos von fremden Stimmen in meinem Kopf vernehmen und versuchte die so ungewohnt schweren Augenlieder anzuheben. Schwarze Flecke trübten meine Sicht genauso sehr wie das Verschwommene Bild, doch nach einigen Minuten klärten sich meine Augen und ich konnte über mir eine weiß getünchte Decke ausmachen. „Wo-Wo zum Teufel bin ich?“ „Tomoko-sama! Tomoko-sama, sie ist wirklich aufgewacht!“ rief jemand aus, der mehr als nur etwas aufgeregt klang. Bald darauf erschien das Gesicht einer Frau mittleren Alters über mir und blickte mich forschend an. „Geht es dir gut, Mädchen?“ diese Stimme klang eher barsch und auch ein wenig gereizt. Ich nickte verwirrt und versuchte mich aufzusetzen. Jetzt musterte ich die beiden Frauen eingehend, die an meinem Bett standen. Die Ältere der beiden befand sich, wie ich richtig vermutet hatte, in den mittleren Jahren und hatte das lange hellbraune Haare zu einem dicken Zopf geflochten, der ihr bis an die Taille reichte. Stechend blaue Augen musterten mich genauestens und schienen jede meiner Bewegungen zu registrieren. Die Frau, die anscheinend Tomoko hieß, trug einen hellblauen Kittel, an dem ein Gürtel mir Verbänden und weiteren medizinischen Utensilien befestigt war. Sie musste Medizinerin oder so etwas in der Art sein. Die andere Frau hingegen schien kaum dem Kindesalter entwachsen und wirkte ziemlich sprunghaft. Ihr kurz geschnittenes, rotblondes Haar lag am Kopf an und ein paar Strähnen fielen ihr immer wieder ins Gesicht. Auch sie trug einen Kittel, der dem der Älteren glich, allerdings fehlte der Gürtel. Sie musterte mich ebenfalls mit neugierigen, braunen Augen und lächelte freundlich. Alles in Allem erinnerte sie mich ein wenig an Shizune. „Wo bin ich eigentlich?“ fragte ich leise und fasste mir mit einer Hand an den schmerzenden Schädel. Die Rothaarige reichte mir ein Glas Wasser und ich nahm es dankbar entgegen. „Wir befinden uns in der Wüste, dies ist aber kein verstecktes Dorf, nur Aimi und ich leben hier. Ich bin übrigens Tomoko Kato. Itachi hat uns bereits verraten, dass du Sakura heißt.“ „Itachi?“ stieß ich überrascht aus, doch da kamen die Erinnerungen bereits wieder. „Er hat dich hierher gebracht. Das war vor etwa sechs Tagen und es ist das erste Mal, dass Du aufwachst. Selbst als du dein Kind geboren hast, hast du seltsamerweise geschlafen. Das habe ich noch nie erlebt! Ich habe es dir per Kaiserschnitt entnommen.“ Tomoko sagte das so trocken, dass ich sie verblüfft anstarrte und eine Hand zu meinem Bauch führte. Tatsächlich - er war flach! Und just in diesem Moment vernahm ich zaghafte Rufe zu meiner Linken. Aimi eilte zu der provisorisch errichteten Wiege und entnahm ihr ein in Windeln gehülltes, kleines Wesen. Dann drückte sie mir das Kind in die Arme. Noch immer starr vor Verwunderung blickte ich es an. „Er ist kerngesund und kräftig.“ Ja, das konnte man deutlich sehen. Aus munteren Augen blickte mich das kleine Menschlein an. Ein dünner Flaum schwarzer Haare bildete sich bereits auf seinem Kopf und die blaue Farbe aus den Augen wich langsam und machte einem Grün platz, dass dem Meinen wie ein Ei dem anderen glich. Er war wunderschön und ich fühlte mich überglücklich. Ich konnte wirklich kaum glauben, dass dieses Kind – mein Kind – mir solche Probleme bereitet hatte. Ich blickte Tomoko lächelnd an. „Ich danke euch für eure Hilfe. Ich wäre umgekommen ohne euch.“ Und der Kleine auch... Die Frau tat es mit einem Winken der Hand ab. „Ist-ist Itachi noch hier?“ Die Braunhaarige schüttelte den Kopf. „Nein, er ist nach der Geburt des Kindes sofort wieder abgereist.“ Enttäuschung machte sich in mir breit...und Unverständnis. Wieso hatte er mich gerettet und hatte sich dann einfach wieder aus dem Staub gemacht? Doch bevor ich weiter Trübsal blasen konnte, stupste mich eine zarte Hand sachte an und ich blickte in das lächelnde Gesicht meines Babys. Es war zwar ein ziemlich ungewohntes Gefühl jetzt eine Mutter zu sein und plötzlich jemanden zu haben, der einen brauchte, aber um ehrlich zu sein, es war ein schönes Gefühl an das ich mich nur zu gern erinnere! Kapitel 1: Heimkehr nach Konoha-Gakure -------------------------------------- Die nächsten Tage verstrichen rasch, und auch wenn ich kaum zutun hatte kam es mir vor, als hätte jemand an meiner inneren Uhr gedreht. Morgens wurde ich vom zärtlichen Brüllen des kleinen Schreihalses aus dem Bett gerissen, aber ich konnte ihm einfach nicht böse sein; er war schlichtweg zu niedlich. Einen Namen hatte er noch immer nicht, obwohl er nun schon knappe zehn Tage alt war. Mir fiel einfach nichts Passendes ein. Aimi hatte schon fleißig darüber nachgedacht und wenn ich dabei war ihn zu füttern, klebte sie oft an meinen Fersen und schlug diesen oder jenen Namen vor, der ihr gefiel. Tomoko war nicht gerade begeistert darüber, dass ihr Lehrling so oft meine Gesellschaft aufsuchte, doch mit der Zeit schien die Frau auch ein wenig aufzuweichen und setzte sich sogar abends des Öfteren gemeinsam mit uns in den kleinen Garten um eine Tasse heißen Tee zu genießen. Sie war eine kluge Frau; eine Iryōnin, genau wie Tsunade und ich, und Aimi war ihre Schülerin. Oft stellte Tomoko fragen über Tsunade, unterhielt sich mit mir über Kräuter, bestimmte Heiltechniken oder Mixturen und ich konnte einige zusätzliche Erfahrungen machen, während ich wieder zu Kräften kam. Natürlich stellte auch ich eines Tages ein paar Fragen an die beiden. Zum Beispiel, weshalb sie allein hier in der Wüste lebten und wie Aimi hierher gekommen war. Es war eine kühle Nacht, so wie es draußen in der Wüste gewöhnlich der Fall war und wir drei Frauen saßen mit Wolldecken um den Schultern und einer Tasse dampfenden grünen Tee im Garten und schauten in den sternenklaren Himmel. "Aimi lebt schon bei mir, seit sie kaum mehr als zwei Jahre alt ist." Tomoko sprach leise und schien in Erinnerungen zu schwelgen und auch die junge Rothaarige blickte irgendwo in die Ferne. "Ihre Eltern sind hier in der Wüste ums Leben gekommen und es grenzt an ein Wunder, dass Aimi überlebte. Eines Morgens machte ich mich auf, ein paar Schlangen einzufangen um ihre Gifte zu untersuchen, als ich plötzlich ein kleines Mädchen neben zwei vom Sand bedeckten Gestalten hocken sah." Die Braunhaarige machte eine Pause und nippte an ihrem Tee. Derweil begann die andere Frau zu sprechen. "Ich verdanke Tomoko mein Leben. Hätte sie mich damals nicht mitgenommen und wieder aufgepäppelt, würden meine Knochen jetzt genauso unter dem Wüstensand begraben liegen, wie die meiner Eltern." Damit stand sie auf und verschwand ins Haus. Doch als ich hinterher eilen wollte, hielt Tomoko mich am Arm fest. "Lass das Mädchen in Ruhe." sagte sie und ich ließ mich wieder in den Korbstuhl fallen. "Sie spricht nicht gern darüber." Und ich konnte die junge Frau voll und Ganz verstehen, denn auch ich sprach nicht gern über den Tod meiner Eltern - aber wer tat das schon? "Aimi ist sehr fleißig und ich bin froh, dass ich sie habe. Du musst verstehen, dass alles in den letzten Tagen sehr aufregend für sie war, denn sie kennt neben mir und dem Uchiha niemanden weiter." "Aber hast du denn nie überlegt mit Aimi in ein Dorf zu gehen?" Die Iryōnin schüttelte traurig den Kopf. "Das Dorf, in dem ich einst aufwuchs wurde vor vielen Jahren dem Erdboden gleich gemacht. Heute zeugt davon nicht mehr, als ein paar verwitterter Steine im Sand. Es zieht mich nicht mehr in die Nähe anderer Menschen. Ich lebe seit mehr als 30 Jahren allein hier draußen mit Aimi und ich würde dieses Leben gegen nichts in der Welt eintauschen." Ihre Mundwinkel verzogen sich zu einem kleinen Lächeln. Ich konnte verstehen, dass es seine Vorteile haben könnte, allein zu leben, aber ich konnte es mir beim besten Willen nicht wirklich gut vorstellen. Nach diesem Gespräch verließ ich den Garten ebenfalls und legte mich, nach einem kleinen Blick in die Wiege, rasch ins Bett. Doch schlafen konnte ich nicht. Immer wieder stellte sich mir die Frage, woher Tomoko Itachi kannte. Schließlich war er ein Mitglied der Akatsuki-Organisation und ich konnte mir nicht vorstellen, dass die Hausherrin noch nie etwas von der Bande gehört hatte. Aber ehe ich richtig ins Grübeln geriet, wälzte ich mich ein paar Mal hin und her. Ich musste wirklich schlafen, denn morgen wollte ich aufbrechen und den Weg nach Hause meistern. Schließlich übermannte mich dann doch endlich die Müdigkeit und ich schlief ein. Nach einem ausgiebigen Frühstück half Aimi mir dabei genügend Proviant und Wasser einzupacken, während Tomoko sich derweil um das Baby kümmerte. Die junge Frau hatte nichts von ihrer Fröhlichkeit verloren, sie war so aufgeweckt wie am ersten Tag, doch als ich mit Kind und Kegel auf der Türschwelle stand verzog sich ihr sonst so freundliches Gesicht zu einer traurigen Grimasse. "Versprich mir, dass du uns wieder besuchen kommst, Sakura." Das konnte ich nicht mit ansehen, also schenkte ich der Rothaarigen ein aufmunterndes Lächeln und schloss sie kurz in die Arme. "Ich versprech's dir!" Ich bedankte mich bei Tomoko für Alles, zog sie aber, bevor ich endgültig ihr Haus verließ, noch einmal beiseite. "Weißt du, wo ich Itachi finden kann?" Ihre Lippen kräuselten sich und sie blickte amüsiert drein. "Nein, Kind. Das kann ich nicht. Er ist wie der Wind: Nie zweimal am selben Ort anzutreffen. Mache nicht denselben Fehler noch einmal und irre durch die Wüste um ihn zu finden. Du setzt nicht nur deines, sondern auch das Leben des Kindes aufs Spiel!" Damit verabschiedete ich mich von den beiden und schlug nach einem letzten Winken die Karte auf, die Tomoko mir mitgegeben hatte. Es würde, wenn ich gut vorankam, eine Reise von drei Tagen werden, bis ich die Grenze zum Feuerreich passierte und danach noch einmal ein Tagesmarsch bis nach Konoha. Der Kleine quiekte fröhlich vor sich hin. Er war mit einem Tuch an meinem Bauch festgeschnallt, während der vollgepackte Rucksack auf meinem Rücken saß. Leider kam ich nicht so gut vorwärts, wie ich es mir gewünscht hatte, denn wegen des Babys musste ich ziemlich oft rasten; er sollte schließlich gesund und munter sein neues zu Hause erreichen. Als ich am Abend des dritten Tages unter einem Felsvorsprung mein Lager errichtet hatte und meinem Baby beim Schlafen zusah, fiel plötzlich der Groschen. Vorsichtig schloss ich ihn in meine Arme. "Ja, ich glaube Minoru ist der richtige Name für dich!" Sanft strich ich ihm über das wenige, weiche Haar und hauchte ihm einen kleinen Kuss auf die Stirn. Dann musste ich lächeln. Minoru würde ein kluges Kind werden, denn er hatte ein weiteres Merkmal von mir geerbt: Die breite Stirn! Nur wenig Fußmarsch trennte mich noch von meinem zu Hause. Gut, dass Aimi mich mit Lebensmitteln und Wasser nur so überhäuft hatte, denn meine Rückreise hatte zwei Tage mehr in Anspruch genommen als geplant. Als ich die letzten Bäume des großen Waldes passiert hatte, konnte ich das große Tor ausmachen und beschleunigte meine Schritte. Dann stupste ich den Beutel vor meinem Bauch an, bis Minoru sich regte und ein herzhaftes Gähnen zum Besten gab. "Hey, mein Kleiner. Gleich sind wir zu Hause!" Ich hielt ihn fest in meinen Armen und begann die letzten Meter zu rennen, bis ich das Tor passiert hatte und auf die geschäftigen Straßen meines Heimatdorfes blicken konnte. Alles schien wie immer zu sein. Menschen eilten hin und her und gingen ihren täglichen Pflichten nach, hier und da spielten ein paar Kinder und auch einige maskierte ANBUs waren zu sehen. Die Sonne stand schon tief am Himmel und tauchte diesen langsam in orange und rosa Farbtöne. Jetzt musste ich schnell überlegen, was ich zuerst tun sollte. Entweder würde ich nach Hause gehen, mich etwas erholen und später einen gehörigen Einlauf von Tsunade bekommen, oder ich bekäme jetzt gleich eine Moralpredigt von ihr und hätte danach meine Ruhe. Doch ehe ich mich für das Eine oder das Andere entscheiden konnte, riss mich eine Berührung an der Schulter aus meinen Überlegungen. "Da bist du ja endlich! Ich hab mir solche Sorgen um dich gemacht! Wie konntest du nur in deinem Zustand einfach so auf lustige Wanderschaft gehen?" Als ich mich umwandte erblickte ich ein vertrautes, von wirrem blondem Haar umrahmtes Gesicht und es trug einen äußerst tadelnden Ausdruck zur Schau. "Hallo, Naruto! Mir geht es bestens, danke der Nachfrage!" konterte ich und grinste ihn verschmitzt an. Da konnte er nicht anders und grinste zurück. "Ich glaube Tsunade wird dir ordentlich die Leviten lesen. Sie hat sich ziemlich aufgeregt, als du plötzlich einfach verschwunden warst und hat auch ein paar Suchtrupps nach dir ausgeschickt. Die haben aber nichts gefunden. Wie zum Teufel konntest du mit deinem Bauch so schnell sein?" Erst da schien ihm aufzufallen, dass die Kugel fehlte und er blickte erstaunt das kleine Menschlein an, das vergnügt in seiner Trage herumstrampelte. "Es sieht aus wie er...bis auf die Augen… und die breite Stirn nicht zu vergessen, aber was sollte man schon…-" Ehe der Blondschopf seinen Satz vollenden konnte rieb er sich seine Wange, auf der mein roter Handabdruck deutlich erkennbar prangte. "Er ist wunderschön!" meinte ich gespielt beleidigt uns stapfte vorwärts. "Wohin willst du?" Naruto holte auf und lief neben mir her, während er sich noch immer die wohl schmerzende Wange rieb. Ich deutete auf den Hokage-Turm. "Wenn sie schon so wütend auf mich ist, dann werde ich ihre Tiraden lieber gleich über mich ergehen lassen." Und während wir gemeinsam den Weg zum Hauptquartier zurücklegten, stellte der Chaoten-Shinobi mir alle möglichen Fragen über die Reise. Ich wusste, dass ich Naruto vertrauen konnte, schließlich gab er sich als der Vater meines Kindes aus. Auch wenn ich nun dafür einige komische Blicke und Fragen ernten würde. Schließlich sah Minoru Naruto nicht im Geringsten ähnlich. Aber es durfte niemand, nicht einmal Tsunade, wissen wer der wirkliche Vater war. Zwar hätte ich Sasuke fragen können, ob er nicht den Vater spielte - schließlich war er Itachis jüngerer Bruder - doch da hätte ich ebenso gut einen Stein bitten können.Mein Draht zu Sasuke war nicht sonderlich gut, aber wer, außer Naruto, hatte schon einen guten Draht zu ihm? Seit er von Orochimaru zurückgekehrt war, wirkte er in meinem Augen noch arroganter und noch überheblicher als jemals zuvor. Doch, was interessierte mich Sasuke? Ich hatte nun wirklich wichtigere Dinge, um die es sich zu kümmern galt. "Ich werd dann mal...-" "Oh nein, mein Lieber!" fuhr ich dem Blonden dazwischen als er sich aus dem Staub machen wollte, "Du bist sein Vater! Also benimm dich auch so und steh seiner Mutter zur Seite, klar?" Ich verlieh meiner Stimme dabei einen Unterton, der ihn erkennen ließ, dass es wichtig war, dass er mitkam. Dabei blickte ich ihn streng an, bis er schließlich nachgab und an die Tür zum Arbeitszimmer der Hokage klopfte. Ich atmete tief durch und nach einem gereizten "Herein!" betrat ich hinter Naruto das Zimmer, in dem ich schon sooft gestanden hatte. Als die Frau mich erblickte sprang sie von ihrem Stuhl auf und zerknüllte mit den Händen das Blatt Papier in ihrer Hand, während auf ihrer Stirn die Adern hervortraten, als deutliches Zeichen ihres Zornes. Gedanklich duckte ich mich, um dem Geschoss aus Flüchen zu entgehen, doch rein äußerlich bewahrte ich kalte Ruhe. Das muss ich mir wohl von ihm angewöhnt habe. Jetzt umrundete die Hokage ihren mit Dokumenten und Manuskripten übersäten Tisch und kam auf mich zu. Es schien, als wolle sie mir jeden Moment an die Gurgel springen, aber ehe das geschah, löste ich das Band, das um meinen Nacken gewickelt war und befreite Minoru aus seiner Trage. Jetzt weiteten sich Tsunades Augen bis ich dachte, sie würden ihr aus dem Kopf fallen. Sie hatte wohl nicht erwartet, dass ich mit dem Baby im Arm zurückkehren würde, denn der eigentliche Geburtstermin sollte noch vier bis fünf Tage in der Zukunft liegen. Tsunades volle Lippen kräuselten sich zu einem spöttischen Lächeln. „Er sieht kein bisschen aus wie du, Naruto! Und das würde sogar ein Blinder erkennen!“ Jetzt sah sie mir direkt in die Augen und ich versuchte tapfer ihrem durchdringenden Blick standzuhalten. Ich spürte, wie sie mir die Informationen förmlich aus dem Kopf zu saugen versuchte. „Wie dem auch sei.“ Die Frau warf den Kopf zurück, sodass die locker gebundenen Zöpfe herumflogen und nahm wieder auf ihrem Stuhl platz. „Ich weiß zwar nicht was dich geritten hat, als du so überstürzt abgereist bist, Sakura,“ Nun verengten sich ihre Augen zu kleinen Schlitzen und sie schlug mit der geballten Faust so hart auf die Tischplatte, dass sie brach. „Aber wenn du so eine Dummheit noch mal begehst, dann gnade dir Gott, dass ich dir nur den Kopf abreiße!“ Am liebsten hätte ich mir die Ohren zugehalten, doch ich versteifte mich lediglich und drückte dem zusammenzuckenden Naruto das erschrockene Baby in die Arme, ehe ich auf Tsunades Schreibtisch zuschritt. „Wann ich wohin gehe, lass meine Sorge sein!“ „PAH!“ schrie die ältere Frau jetzt auf. „Du hast das Leben deines Kindes in Gefahr gebracht!“ „Ja, du sagst es: meines Kindes! Ich habe mir von dir nicht zu sagen lassen, was ich mit ihm anstelle!“ „ICH BIN DER HOKAGE DER FÜNFTEN GENERATION...!“ Aber noch ehe der Frau der Kopf endgültig platzte, wandte ich mich schnaubend um und verließ, Naruto am Ärmel hinter mir her ziehend, das Büro. Da ich befürchtete, dass Tsunade mir hinterher eilen könnte, verließ ich in Windeseile das Hauptquartier. „Sakura!“ „Was ist?“ Der Zorn war deutlich aus meiner Stimme herauszuhören als ich Naruto unberechtigterweise anfuhr. Er schreckte zurück. „Auch wenn du Tsunade ähnlicher bist als sonst jemand, so hast du dich doch noch nie mit derart ihr angelegt. Und ich glaube, das wird dir nicht gut bekommen…“ Ohja, das glaubte ich allerdings auch. Doch langsam hatte ich ihre Bemutterungen satt und ich wollte nicht zulassen, dass diese Frau nun auch noch die Erziehung meines Sohnes übernahm. „Sakura, das Spiel, das du spielst ist gefährlich. Man wird dir den Kleinen wegnehmen, wenn herauskommt wer sein Vater ist!“ flüsterte der Blonde eindringlich, während er Minoru auf seinem Arm hin und her schaukelte. „Tsunade mag alt sein, aber dumm ist sie noch lange nicht. Du hast sie doch eben gehört: Selbst ein Blinder kann erkennen, dass er nicht mein Sohn sein kann!“ Ich packte den Shinobi am Kragen seines Overalls und sah ihn eindringlich in die großen, blauen Augen. „Hilf mir…“ wisperte ich und ich spürte wie mir die Tränen in die Augen stiegen. Naruto blickte erst mich und dann das kleine Kerlchen in seinen Armen an. Dann trat plötzlich ein entschlossener Ausdruck in seine Augen und voller Elan stürmte er plötzlich an mir vorbei. „Naruto!“ rief ich noch überrascht, doch bevor er außer Sichtweite geriet nahm ich die Beine in die Hand und folgte ihm durch die Straßen Konohas. Als ich ihn dann endlich eingeholt hatte stand er vor meiner Haustür und tippte ungeduldig mit dem Fuß auf den Boden auf. Ich blickte ihn fragend an, doch er bedeutete mir nur endlich die Tür zu öffnen, also tat ich, was er wollte. „Hier, halt ihn mal!“ Dann fegte er erneut an mir vorbei und stürmte durch die Zimmer meines kleinen Häuschens. Ich eilte ins Schlafzimmer und legte den Kleinen auf meinem Bett ab, ehe ich Naruto ausfindig machte und ihn schließlich im Badezimmer erwischte. „Was zur Hölle tust du da?“ Der Blonde kramte sämtliche Kosmetika aus meinen Schränken und packte sie in die große Reisetasche, die sonst auf meinem Kleiderschrank ruhte. Ich legte ihm eine Hand auf die Schulter, doch er eilte schon ins nächste Zimmer und warf diverse Dinge in die Tasche; nicht zuletzt räumte er meinen Kleiderschrank komplett leer. Dann stand er mit der gepackten Tasche auf dem Rücken und dem Baby im Arm auf der Türschwelle. „Komm!“ meinte er und flitzte schon nach draußen ohne auf mich zu warten. Was soll denn das werden, wenn’s fertig ist? Als ich die Tür hinter mir verriegelte konnte ich nur noch eine Staubwolke auf der Straße erkennen. Der Sonne war nun noch ein kleiner Rand am Horizont; es würde bald schon dunkel werden, ich musste mich also beeilen, wenn die Dunkelheit mich nicht überraschen sollte. Wieder folgte ich Naruto so schnell ich konnte, schließlich hatte er Minoru bei sich. Und diesmal war ich sogar schnell genug um ihn, bevor er irgendwo auf mich wartete, zu erreichen. „Was hast du vor?“ versuchte ich mein Glück erneut, doch als Antwort bekam ich nur ein verschmitztes Lächeln und ein kleines Kichern, also beschloss ich den Blonden erstmal weiter zu folgen. Und als wir so durch die Gassen streiften, baute sich in mir so eine gewisse Vorahnung auf, wo ich gleich landen würde. Wie erwartet kamen wir dann auch vor der Tür zu Narutos Apartment zum Stehen. Entrüstet riss ich ihm das Kind aus dem Armen, ich hatte Angst bekommen, dass Minoru schlecht werden könnte, doch wieder erwarten quietschte er fröhlich vor sich hin und lachte. „Darf ich bitten, Madame?“ Naruto versuchte eine galante Verbeugung hinzulegen, während er mir die veraltete Tür aufhielt, doch er sah dabei einfach so komisch aus, dass auch ich anfangen musste schallend zu lachen. Als die Tür hinter mir geschlossen und das Licht eingeschaltet wurde grinste der Blondschopf mich triumphierend an. „Willkommen zu Hause!“ ********************************************************************************* Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)