Nanu? von Shizana (Es kommt eines aufs andere) ================================================================================ Kapitel 4: Na, wie denn jetzt? ------------------------------ Es herrschte einige Zeit bedrückende Stille zwischen den beiden. Einzig das Ticken einer Uhr, die irgendwo in dem langen Flur angebracht sein musste, und das weit entfernte Murmeln unbekannter Stimmen bildeten die Geräuschkulisse. Die Luft schien zum Zerschneiden dick und doch wagte Jessie kaum zu atmen. Sie konnte ihr Herz in ihrer Brust rasen spüren und wie es im ersten Moment einen holprigen Takt eingeschlagen hatte. James war ihr so schnell und so unerwartet regelrecht auf die Pelle gerückt, dass sie noch immer leicht unter Schock stand. Er war ohne jegliche Vorwarnung in ihre Privatsphäre vorgedrungen und auch wenn sie sich nicht zum ersten Mal so nahe waren, so fühlte sie sich im Moment regelrecht von ihm bedrängt. Doch sie war wie paralysiert – gebannt von seinem festen Blick und seiner ruhigen Stimme, mit der er jene einschneidende Worte gesprochen hatte –, sodass sie nicht einmal die simple Regung über sich brachte, ihn einfach zurückzustoßen. So sahen sie sich lange einfach nur in die Augen. Kein Blinzeln, nicht einmal ihr jeweiliger Atem war zu vernehmen. Reglos standen sie einfach nur da und keiner von beiden schien den nächsten Schritt zu wagen, der unweigerlich auf diese offene Frage folgen musste. Es war an Jessie, ihren Part zu leisten. James wartete nur auf eine Reaktion von ihr. Und sie wusste das. Sie versuchte ihre rasenden Gedanken zu ordnen. Versuchte, die Bedeutung aus seinen Worten aufzugreifen und sich wieder zu fassen. Doch alles, was sie zustande brachte, war nur ein weiteres: „Wa-was?“ Gestammelt. Beinahe nur ein Flüstern. James Züge verdüsterten sich daraufhin in sichtbarem Ärger und Verzweiflung. Es war schwer zu sagen, was in diesem Moment bei ihm überwog. Sicher war nur, dass er mit sich um seine Beherrschung rang, weswegen es einen weiteren Moment brauchte, ehe er seinerseits wieder sprach. „Ich weiß es, Jessie. Ich weiß, dass du schwanger bist. Du musst also nicht mehr so tun, als ob nichts wäre.“ Er sprach diese Worte betont langsam und bemühte sich mit all seiner Willenskraft, ruhig dabei zu klingen, um die Aussprache nicht sofort wieder in einen Leerlauf zu lenken. In dieser heiklen Situation machte der Ton die Musik und das wusste er auch. Es lag ihm fern, einen lauten Streit mit Jessie anzuzetteln oder sie schlimmstenfalls gar in die Flucht zu schlagen. Aber es musste endlich Klarheit auf den Tisch, sonst wüsste er bald nicht mehr, wie das Ganze zwischen ihnen weitergehen sollte. Sie konnten sich nicht länger anschweigen. „Ich will nur wissen, seit wann…? Und wieso hast du mir nichts davon gesagt? Weißt du, ich verstehe einfach nicht… Ich… wir… Wie…?“ Wirklich, er bemühte sich angestrengt um seine Ruhe und einen geordneten Ablauf all der Dinge, die er geklärt haben wollte. Doch irgendwie war das leichter gedacht, als umgesetzt. Seine Fragen bildeten ein einziges Chaos. Entsprechend war auch Jessies Reaktion. Obgleich auch sie bemüht war, ihm zuzuhören – ihm wirklich zuzuhören –, wollte sich ihr der Sinn seiner Stammelei nicht recht erschließen. Vielmehr war es, als würde er irgendein Kauderwelsch sprechen, dessen korrekter Übersetzung sie schlichtweg nicht mächtig war. Lediglich einen Knackpunkt verstand sie: Es ging um sie und irgendetwas mit schwanger. „Wie?“, war abermals alles, was sie von sich geben konnte. Und obgleich diese simple Ein-Wort-Frage identisch zu seiner letzten, unvollständigen Frage klang, meinten sie beide vollkommen unterschiedliche Dinge. Wie gut, dass ihnen das auch jeweils bewusst war. „Wir haben doch nicht…? … Haben wir? Aber Butch sagt, dass er’s nicht war und Mondo… das kann nicht sein? Aber wie ist das dann passiert? Und wieso bist du nicht gleich zu mir gekommen und hast es mir gesagt? Habe ich…“ „Halt mal kurz, Stopp! Auszeit!“, unterbrach sie ihn plötzlich in seinem erneuten Schwall von wüsten Fragen. Und tatsächlich verstummte James, nun seinerseits überrascht. Er bemerkte erst jetzt, wie sich tiefe Falten auf ihrer hohen Stirn gebildet hatten. Jessie atmete einmal tief durch, mahnte sich zur Ruhe. Dann richtete sie ihren Blick wieder fest auf seine Augen, ehe sie betont langsam sprach. „Und jetzt nochmal von vorne. Worum geht es hier gerade?“ Ihr aufgeregter Partner schluckte daraufhin kurz, ehe auch er sich sichtlich runterzufahren versuchte. Es vergingen einige Sekunden, bevor er ebenso ruhig seine auf den Punkt gebrachte Antwort formulierte. „Du bist schwanger.“ „Seit wann?“ „Das frage ich dich!“ Im Affekt war seine Entgegnung schneller gesprochen, als er ihre Frage überhaupt richtig hatte verarbeiten können. Und sowie Jessie, wie im Spott, die Augenbrauen zusammenzog und damit weitere Falten auf ihre Stirn lockte, fühlte er sich zum Weitersprechen animiert. „Aber viel wichtiger ist, wieso du es mir verschwiegen hast! Jedem hast du es erzählt, nur mir nicht!“ „Jedem?“, wiederholte sie seinen verbitterten Vorwurf mit bedrohlicher Ruhe. Es war unübersehbar, dass sie an seinen Worten zweifelte. „Ja! Naja okay, bis auf den anderen beiden scheinbar…“ Kurz schien er zu überlegen, denn sein Blick schweifte einen Moment von ihren Augen ab. Dann aber sah er sie wieder entschlossen an. „Aber allen anderen! Sogar Mondo weiß es! Und der Boss vermutlich auch. Aber wieso sie, und ich nicht? Es geht mich doch auch etwas an, wenn so eine Veränderung…“ „Mondo?“, schnitt sie ihm wieder das Wort ab und unterbrach abermals seine Ausschweifungen. Dass es ihren Freund allmählich verärgerte, konnte sie seiner Regung entnehmen, als er sich leicht auf die Unterlippe biss. Doch sie störte sich nicht weiter daran sondern blieb ebenfalls eisern. „Ich bin nicht blind, Jessie. Ich war doch vorhin dabei, als ihr euch unterhalten hattet.“ „Ja“, gab sie knapp und viel zu neutral zur Antwort. Seltsamerweise ging sie wirklich beherrscht mit diesem Thema um, was schon irgendwie lachhaft war. Normal war es doch genau umgekehrt, dass James stets die Ruhe behielt, während sie immer gleich an die Decke ging. Diese Tatsache wurde dem Agenten mit einem Mal bewusst und er verpasste dadurch glatt seine Gelegenheit, etwas zu erwidern. Noch ehe er seine Gedanken neu geordnet hatte, sprach Jessie auch schon weiter. „Du wirst es nicht glauben, aber das habe ich durchaus mitbekommen.“ Na wenigstens schwang jetzt wieder ein wenig von ihrem gewohnten Sarkasmus mit. James seufzte schwer. „Du weichst dem eigentlichen Thema aus.“ Die nächsten Sekunden, in denen beide nun wieder schwiegen, waren für ihn eine einzige Qual. Doch er zwang sich, sich in Geduld zu üben. Auch wenn jede weitere Sekunde die Anspannung in ihm nur noch schlimmer machte und er sogar bemerkte, wie seine zu Fäusten geballten Hände an der Wand zitterten. Ein weiteres, leises Seufzen stieß sich aus Jessie, ehe sie endlich, endlich, wieder sprach. „Wie kommst du darauf, dass ich schwanger sein könnte?“ … Überdeutlich vernahm James in den darauffolgenden Sekunden das schwere Ticken der Uhr. Er könnte die gleichmäßigen Takte zählen, doch selbst eine so einfache Aufgabe würde er in diesem Moment nicht bewältigt bekommen. Dafür war das Rattern in seinem Kopf viel zu laut, während sich die Worte seiner Partnerin wieder und wieder in seinen Gedanken abspielten, wie auf einem Tonband. Und trotzdem dauerte es einige Zeit, ehe das finale Klicken in seinem Kopf ertönte und ihm sämtliche Gesichtszüge entglitten. Mit weit aufgerissenen Augen und offenstehendem Mund starrte er die Frau vor sich an, doch die Worte blieben ihm vorerst regelrecht im Halse stecken. „Wie…? Du bist nicht…?“, stolperten dann endlich wieder die ersten Worte aus seinem Mund und präsentierten seine offenkundige Verwirrung. Er musste sich verhört haben. Oder hatte er schon wieder irgendein Kapitel übersprungen? Die ganze Szene wurde noch kurioser, als Jessie daraufhin in ein helles Gelächter ausbrach. Von einem Augenblick zum anderen schüttelte sie sich regelrecht, dass ihre Schultern bebten. Bald schon glitzerten in ihren Augen erste Lachtränen und brachten das tiefe Blau zum Leuchten, wie bei zwei aufpolierten Saphiren. „Nein, verdammt!“, brachte sie glucksend hervor, ohne dass sie sich dabei beruhigen konnte. Ihr herzliches Lachen hielt sich über einige Zeit, in der James einfach keine Worte fand, um darauf zu reagieren. Einzig sein bedepperter Gesichtsausdruck sprach Bände für ihn, was es Jessie nur noch schwerer machte, sich wieder unter Kontrolle zu bringen. Und so dauerte es gefühlte Minuten, ehe sie sich wieder einigermaßen fassen konnte und sich die Tränen aus den Augenwinkeln wischte. „Komm schon, James. Wovon soll ich denn bitte schwanger sein?“, erklärte sie schließlich und der Freund wusste im ersten Moment nicht, ob es tatsächlich wie ein unterschwelliger Vorwurf klingen sollte. Das war schwer zu sagen, da ihre Stimme noch immer irgendwo zwischen Erheiterung und Ernst ihre Tonlage suchte. Auf sein andauerndes Schweigen hin bemerkte auch sie, dass in ihren Worten eine gewisse Zweideutigkeit lag und sie räusperte sich sichtlich verlegen. Dennoch sprach sie: „Windbestäubung funktioniert bei mir nicht, weißt du?“ Daraufhin fand sich auch James wieder auf seine Bahn und sein Gesicht, bis eben noch ein einziges Abbild eines zertretenen Knofensa, hellte sich wieder auf. Ein riesengroßer Felsbrocken fiel ihm vom Herzen, als er ihre Aussage langsam verarbeitete. „Puh, und ich dachte schon…“ „Was denn? Hast du ernsthaft geglaubt, ich sei schwanger?“ Nochmals lachte sie amüsiert auf, fing sich aber dieses Mal bedeutend schneller wieder. „Im Ernst, wie kommst du auf diesen Blödsinn?“ „Es erschien mir so… offensichtlich.“ Während er sprach, löste er sich wieder von der Wand ab und rieb sich sogleich verlegen den Nacken, wobei er zu Boden sah. Das Ganze war ihm mit einem Mal unsagbar peinlich, obgleich er noch immer nicht ganz schlau wurde aus der Situation gerade. „Offensichtlich?“, wiederholte sie seine Aussage und musterte ihren Partner eingehend. Dieser setzte ein unsicheres Lächeln auf. „Naja, es hatte alles so gut aufeinander gepasst. Alles, was Mauzi gesagt hat, dann das mit Mondo, du selbst, das mit dem Boss…“ „Moment mal, jetzt nochmal ganz langsam“, unterbrach sie ihn ein weiteres Mal. Weit ruhiger als die letzten Male und sichtlich entspannter. „Mein Gespräch mit dem Boss hatte einen ganz anderen Grund. Da hast du dir nur etwas Falsches drauf eingebildet. Aber was hat Mondo damit zu tun?“ Eine leichte Röte legte sich auf die Wangen des Agenten und er strich sich in einer weiteren verlegenen Geste kurz übers Haar. „Naja, immerhin hattet ihr doch ein Date. Und als ihr dann auch noch so vertraut miteinander gesprochen habt…“ „Moment!“ Und schon wieder unterbrach sie ihn abrupt. Dass sie nun ihrerseits irritiert war, war ihr sowohl anzusehen als auch anhand ihres lauten Einspruchs deutlich zu hören. „Wir hatten was?!“ „Nicht?“, fragte James daraufhin, ebenfalls wieder verwirrt, zurück und riss erneut die Augen auf. Einen Moment lang schwiegen sie sich wieder an, bis Jessie sich ein erneutes Auflachen verkneifen musste. Kurz prustete sie, hielt sich aber schnell die Hand vor den Mund, um es zu unterdrücken. Armer James, er tat ihr nun doch ein wenig leid – und das sollte etwas bei ihr heißen! „Und das hast du ihm geglaubt?“, kicherte sie amüsiert, was dem Ärmsten einen kurzen Stich versetzte. Doch er lächelte es einfach weg, ohne etwas zu erwidern. Es war Jessie ein Leichtes, nun eins und eins zusammenzuzählen. „Und daraufhin dachtest du, ich könnte von ihm schwanger sein?“, schlussfolgerte sie. „Mein Gott, James… ehrlich, das ist doch lächerlich!“ „Es hätte ja sein können…“ Oh Mann. Wenn er den Kleinen später noch einmal zwischen die Finger bekommen sollte, dann würde er noch ein ernstes Wörtchen mit ihm zu reden haben! Das war absolut nicht witzig, nicht für ihn! Mit so etwas spaßte man doch nicht! Wieder kicherte Jessie, während sie die Gedanken ihres Partners regelrecht von dessen Gesicht ablesen konnte. Beschwichtigend legte sie ihm eine Hand auf die Schulter, ehe sie von der Wand weg und stattdessen wieder neben ihn in den Flur trat. Nach kurzem Überlegen wandte sie sich schließlich zum Gehen um. „Gehen wir erst einmal zurück aufs Zimmer. Das muss ich kurz sacken lassen.“   Gesagt, getan. Tatsächlich waren es nur noch wenige Türen weiter bis zu ihrem gemeinsamen Zimmer. Und in diesen paar Minuten, in denen sie dorthin zurückkehrten und Jessie dort auch sogleich das Badezimmer aufsuchte um sich zu erfrischen, kicherte sie eines aufs andere Mal in ihrer Belustigung. „Oh Mann, James. Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll, ehrlich.“ Mit einem gespielten Seufzen hauchte sie diesen Worten zusätzliche Dramatik ein, während sie gerade wieder aus dem Bad auf ihrem Partner zu stapfte, der Platz auf einem der drei Holzstühle um den Tisch mittig des Zimmers gefunden hatte. Er blickte wehleidig drein, was ihr nicht entging. Und obwohl sie gerne ein wenig Mitleid für ihren Freund aufgebracht hätte, kitzelte ein erneutes Kichern in ihrer Kehle. Es war einfach zu grotesk und sie konnte noch immer nicht fassen, dass James tatsächlich von ihrer angeblichen Schwangerschaft überzeugt gewesen war. „Wer hat dir bloß so einen miesen Floh ins Ohr gesetzt?“, gluckste sie vergeblich um ihren Ernst bemüht. … Auf diese Frage hin schwieg er. Für Sekunden, aus denen Minuten wurden. Und dann fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Jessie konnte ganz genau mitverfolgen, wie erst seine Schultern nach unten sackten und sich dann, Stück für Stück, die Mine ihres Partners erst kurz versteinerte, ehe sie sich verdüsterte. „Mauzi…“, stöhnte er dann betont zur Antwort. Wie gerufen öffnete sich in eben jenem Moment die Tür zu ihrem Zimmer und herein trat, wie sollte es auch anders sein, besagtes Pokémon. James spürte, wie es in seinen Händen zuckte. „Das Vieh hat mich verarscht!“, fluchte es auch sofort drauf los, noch ehe die Tür hinter ihm wieder ins Schloss gefallen war. Sofort sah Jessie zu dem kleinen Freund hinüber und ihr Blick war fragend. „Wer hat dich verarscht?“ „Na wer wohl? Dieses dämliche Snobilikat natürlich!“ Nun sah auch James zu ihm auf. Die Neugierde siegte über seine Wut auf den Kater, dennoch sagte er nichts. Diesen Part übernahm stattdessen die Agentin. „Was war denn? Und was wollte der Boss von dir?“ „Das ist es ja!“, fauchte das Pokémon zur Antwort und besah die junge Frau mit einem Blick, als zweifelte er ernsthaft an ihrer Intelligenz. Er ließ sich aber dennoch dazu ermutigen, seine beiden Freunde gütigerweise aufzuklären. „Der Boss wollte gar nichts von mir! Und diese falsche Schlange von Snobilikat erzählt mir etwas davon, dass der Boss meiner überdrüssig geworden sei und überlegen würde, mich loszuwerden.“ „Nichts gegen Schlangen“, bemerkte Jessie ungewöhnlich neutral, während sie den Kater weiterhin aufmerksam ansah. Erst als seine Worte gänzlich zu ihr durchgedrungen waren, prustete sie erneut los. „Halt mal! Das heißt, du bist zum Boss gegangen, obwohl der gar nichts von dir wollte, und hast dich dadurch gänzlich vor ihm blamiert?“ Für einen Sekundenbruchteil glaubte James, ein Fauchen von dem Katzen-Pokémon zu vernehmen, was wirklich verdammt selten vorkam. Doch er konnte sich das nicht nur eingebildet haben, so wie dessen Augen zu der Agentin funkelten. Wenn er es nicht besser wüsste, würde er vermuten, dass Mauzi ihr jeden Moment den Hals umdrehen würde. Kein Wunder, so wie sich Jessie über sein Unglück amüsierte. „Und dann?“, hakte er vorsichtshalber nach um sicher zu gehen, dass er sich nicht doch irren könnte bezüglich des Katers. Wäre immerhin nicht das erste Mal heute. Mauzi zuckte daraufhin mit den Schultern. „Was wohl? Ich stand da wie ein Raupy und der Boss dachte wohl, ich wolle ihn verarschen…“ Er stieß entrüstet die Luft aus, ehe er leise murrte: „Das würde mir nicht mal im Traum einfallen.“ „Haha, beim Boss wagst du es dir also nicht“, warf Jessie daraufhin erheitert ein, ehe sie leicht zu James hinüber deutete. „Aber bei ihm haust du dafür umso kräftiger rein, wie?“ Das Pokémon folgte ihrer Geste und erstarrte im nächsten Moment, als er auf den Blick des Agenten traf. Die Worte der gemeinsamen Freundin schienen James wieder aufgerüttelt zu haben und nun war es an ihm, zu dem Kater hinüber zu funkeln. „Maaauziii…!!“, knurrte er beherrscht, doch das Zittern in seinen Fäusten konnte er nur schwerlich unterdrücken. Mauzi machte einen schnellen Satz zurück, bis er gegen die Tür stieß. Und noch ehe er einen eventuellen Fluchtweg ausfindig machen konnte, stand der Menschenfreund auch schon vor ihm und baute sich beinahe bedrohlich vor ihm auf. „Jessie ist gar nicht schwanger!!“ „Äh… ähähä“, kicherte das Pokémon ertappt und er wurde sich seiner mickrigen Körpergröße bewusst. James, der sonst immer eher harmlos war, war ihm auf einmal richtig unheimlich. Und dass er verärgert sein würde, sobald die Wahrheit ans Licht gekommen war, war irgendwie klar gewesen. „Ähm… April, April?“ „Eh?“ Ein verwirrtes Blinzeln lichtete die Mine des Mannes wieder auf, in der eben noch regelrechte Mordlust gestanden hatte. Fragend sah er zu dem Kater hinunter und kratzte sich nachdenklich an der Schläfe. „Mann, James“, mischte sich Jessie zu den beiden Streithähnen hinzu und klang nach wie vor sehr amüsiert. Gemächlichen Schrittes ging sie zu ihnen hinüber und schnipste ihrem Partner mahnend gegen die Stirn, woraufhin er sich diese vor Schmerz rieb. „Was soll das, Jessie?!“, jammerte er nun wieder gewohnt wehleidig und besah die Frau mit vorwurfsvollem Blick. Jene aber zwinkerte nur belustigt. „Dummkopf. Heute ist der erste April, ein Scherztag. Da muss man damit rechnen, dass man auf die Schippe genommen wird“, erklärte sie. Mauzi nickte zustimmend, ebenfalls lächelnd. „Nimm’s nicht so schwer, Jimmy. Du bist nicht der einzige, der heute verarscht wurde. Und du weißt, dass es nicht böse gemeint war“, ergänzte er und streckte die Pfote nach dem Freund aus, um sich zu versöhnen. Nochmals blinzelte James verwirrt und sah abwechselnd zwischen seinen beiden Freunden hin und her. Als er dann endlich alles begriffen hatte, strahlte er übers ganze Gesicht und erneut fiel ihm ein Geowaz vom Herzen. Er hockte sich schließlich zu dem Kater hinunter und griff nach dessen Pfote, die er annehmend schüttelte. Beide besahen sich eines vielsagenden Grinsens, dann aber nahm James den kleinen Partner noch einmal in die Mangel. „Das war nicht witzig, Mauzi!“, drohte er. Doch das Pokémon lachte ausgelassen in seinem festen Griff. „Tut mir leid, ehrlich. Aber du glaubst einem auch echt jeden Mist.“ „Hm… ich bin halt doch ziemlich naiv, was?“, stimmte der Agent nach kurzer Überlegung mit in das Lachen ein und er rieb kameradschaftlich mit der Faust über den großen Kopf des Katers. „Wirklich süß, ihr zwei. Aber heute bitte keine weiteren Scherze mehr, ja?“, meldete sich Jessie neben ihren beiden Partnern wieder zu Wort und schüttelte theatralisch mit dem Kopf. Daraufhin lächelten sie beide offenherzig an. „Geht klar, Boss!“, sprachen sie im gewohnten Chor. „Was war nun eigentlich mit dir und dem Boss?“, wollte James dann aber doch noch neugierig wissen und er ließ wieder von dem Kater ab. Jessie blinzelte kurz zwischen ihnen hin und her, ehe sie schwer stöhnte. Ähnlich, wie es Mauzi vor wenigen Augenblicken schon einmal getan hatte. Daher war klar, was folgen würde – zumindest für Mauzi. „Naja wisst ihr…“, begann sie unsicher und hielt noch einmal kurz inne, um prüfend zwischen den Freunden einen Blick zu tauschen. Da sie aber beide nur aufmerksam und mit einer gewissen Neugierde ansahen, sprach sie ruhig weiter. „Ihr seid nicht die einzigen, die man verarscht hat. Mich hat’s auch erwischt.“ „Wie denn das?“, fragte James und Mauzi ergänzte in einer Vorahnung: „Etwa die Party?“ Die junge Frau nickte zaghaft. „Ja. Es gibt gar keine Party“, erklärte sie knapp, woraufhin den anderen beiden kurz die Kinnladen herunter klappten. „Aber… die Einladung?“, kam es von James. „Die kam doch von der Leitung?“, fügte Mauzi hinzu. Ein genervtes Stöhnen drang aus Jessie hervor. „Gerda“, gab sie mit schwerer Betonung zur Antwort. „Sie kann es einfach nicht lassen.“ Mann und Pokémon tauschten einen fragenden Blick untereinander. Der Name sagte ihnen auf Anhieb nichts. Doch noch ehe sie nachfragen konnten, lachte die Agentin bereits wieder. Gehässig, fies. „Aber das hat sie nicht umsonst getan! Der Boss wird sich etwas einfallen lassen für diesen dummen Streich auf seine Kosten, hat er gesagt.“ „Und die Party?“, lenkte Mauzi das Gespräch wieder in die andere Richtung, welche ihn eher interessierte. Und auch daraufhin eilte ein Kichern, nun wieder erheitert, der Antwort voraus. „Naja… sagen wir, das ist Glück im Unglück. Der Boss hatte keine Party geplant. Aber da inzwischen nahezu jeder im Hauptquartier davon weiß, will er sich auch nicht davor drücken.“ „Du hast das Gerücht erfolgreich zerstreut…“, seufzte James und schüttelte geschlagen den Kopf. Es war unfassbar, wie sich gerade alles aufklärte und welche Wendungen das alles nahm. Binnen Minuten, herrje. Hoffentlich stieg die Party nun wirklich noch, denn er könnte einen kleinen Schub gebrauchen. „Du hast dich selbst übertroffen, Jessie! Party!“, jubelte Mauzi im Kontrast zu dem Menschenfreund und sprang der Freundin euphorisch in die Arme. Es war einzig ihren guten Reflexen zu verdanken, dass sie ihn noch rechtzeitig auffing und er das Gesicht kurz an ihrem schmiegen konnte. Und es war wiederum seinem Wissen um ihr Gemüt zu verdanken, dass er sich im nächsten Moment um ihre Schulter geschwungen hatte und dort nun wortwörtlich abhing. „Allerdings wird es noch bis zum Abend dauern. Ist ja schließlich noch nichts vorbereitet“, erklärte sie und ignorierte, dass sie gerade als kuscheliges Klettergerüst für das Pokémon herhalten musste. War ja so gesehen nichts Neues, eigentlich. „Das ist nicht schlimm“, warf Mauzi daraufhin ein und hangelte sich auch schon wieder von der Freundin herunter. Kaum dass er wieder auf eigenen Pfoten stand, eilte er auch schon wieder zur Tür und machte Anstalten, zu verschwinden. „Wo willst du denn jetzt schon wieder hin, Mauzi?“, reagierte James als Erster, woraufhin der Kater mit einem breiten Grinsen zu den beiden Menschen sah. „Frieden schließen“, sprach er entschlossen und James nahm wahr, dass das nicht wörtlich gemeint war. Irgendwie klang es eher… schelmisch? „Halt dich ran“, entgegnete Jessie daraufhin und das Pokémon nickte zur Bestätigung. Im nächsten Moment war er auch schon durch die Tür geschlüpft und sie fiel erneut mit einem Klacken zurück ins Schloss. „Was er wohl damit meint?“, murmelte James nachdenklich vor sich hin, wobei er noch immer zu der geschlossenen Tür blickte. Neben ihm setzte sich Jessie wieder in Bewegung und sie ging hinüber zu ihren Einkaufstüten, um ihre neuen Errungenschaften zu bewundern. „Ist das nicht klar?“, entgegnete sie mit einer Gegenfrage, ohne ihn anzusehen. Dass er aber daraufhin lächelte, konnte sie sich denken.   „Du, sag mal, Jess“, schwenkte er schließlich im Thema um und sie vernahm seine Schritte, die ihn wohl zu einem der beiden Betten führten. „Also nur gemäß dem Fall, dass du doch mal… also… du weißt schon. Würdest… würdest du es mir dann sagen?“ Die Agentin spürte, wie ihr die Hitze in die Wangen stieg. Obgleich er sehr undurchsichtig sprach und manch anderer seine Worte erst noch einmal hätte hinterfragen müssen, wusste sie, was er meinte. Kurz hielt sie in ihrer Kramerei in den Tüten inne, doch nachdenken musste sie über diese Frage eigentlich gar nicht. „Gemäß dem Fall… dann ginge es dich schließlich auch etwas an“, antwortete sie dann ruhig, beinahe flüsternd und ebenso schleierhaft wie er zuvor. Für einen kurzen Moment konnte sie ihr Herz rasen spüren, so wie es vorhin schon einmal der Fall gewesen war, als sie sich von ihrem Partner gegen die Wand gedrängt wiedergefunden hatte. Es war eine ganz andere Situation gewesen, aber die Nervosität war dieselbe. Keiner sagte mehr etwas darauf und Jessie blickte sich auch nicht noch einmal prüfend nach ihrem Partner um. Das war unnötig. Sie wusste, dass ihm ihre Antwort Beruhigung und Bestätigung genug war. Sie wusste es, denn sie spürte sein Lächeln auf ihren Lippen.       Anm. d. A.: Tadah! April, April, der weiß nicht, was er will! :D Ich wünsche euch einen wunderschönen und scherzreichen Aprilstart! Und jetzt mal Hand aufs Herz: Wer hat sich von mir aufs Glatteis führen lassen? Bitte mal melden, muhaha! Naja Hauptsache, ihr hattet euren Spaß und habt wenigstens ein wenig mit dem armen Jimmy gelitten. Tjaja, man sollte es mit seinen Scherzen eben doch nicht übertreiben – das kann schnell schlimme Ausmaße annehmen. Also seid nicht ganz so fies zu euren armen Aprilopfern. ;) Einen kurzen Epilog gibt es noch, dann liest man sich hoffentlich zur nächsten FF wieder. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)