Take Me Away von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Der Mond schien hell über den Dächern der Stadt. In seinen dicken Mantel gehüllt, das Gesicht im schwarzen Schal versteckt, streifte er einsam durch die verlassenen Straßen und versuchte einen klaren Gedanken zu fassen. War es seine Schuld? War er der Schuldige an seinem Tod? Er fand darauf keine Antwort und dennoch plagte sie ihn; die Schuld. Die Schuld am Tod seines Freundes, für den er alles getan hatte, den er über alles geliebt hatte. Er hatte den Menschen verloren, der in seinem Leben die wichtigste Rolle neben der Musik gespielt hatte. Der Mensch, für den er bereit gewesen wäre zu sterben. Doch dieser war nun schon eine ganze Zeit nicht mehr da. Laut Kalender waren es 2 Tage, doch für ihn war es eine ganze Ewigkeit. Er fühlte ein tiefes schwarzes Loch in seiner Seele und seinem Herzen und wusste genau, dass es hierfür keine Heilung gab. Ihm wurde der Boden unter den Füßen weggerissen und nun lag er mit schweren seelischen Verletzungen am Boden der Tatsachen. Wie konnte so etwas nur passieren? Wieso hatte er das gemacht? War er ein so schlechter Freund gewesen? Wieso konnte er dem Schwarzhaarigen nicht helfen? Er war doch immer für ihn da gewesen oder etwa nicht? Der Honigblonde ging in den nahe gelegenen Park. An den Ort, an dem alles anfing und sogleich auch alles endete. „Wieso? Wieso hast du mir das angetan?“, fragte er in die Stille der Nacht und steuerte auf eine Parkbank zu, die direkt an dem See des Parks stand. Ein sanftes Lächeln schlich sich auf die Lippen des Blonden und gleichzeitig flossen einzelne Tränen seine Wangen hinab. „Was hab ich nur falsch gemacht. Ich war doch immer für dich da. Wieso hast du mir das nie gesagt du Blödmann?“ Doch er wusste, dass er auf diese Fragen nie wieder eine Antwort bekommen würde. Er war gegangen und das einzige was er hinterließ waren der große Schmerz in seinem Herzen und das Stück Papier, dass er in seinen Händen hielt. Mein liebster Reno, wenn du diesen Brief hier liest, bin ich schon lange nicht mehr hier. Ich habe es einfach nicht mehr ausgehalten. Dieser Schmerz in meiner Seele. Ich komme einfach nicht mehr damit klar, was er getan hat. Ich weiß, es liegt schon viele Jahre zurück, doch die Zeit heilt wohl doch nicht alle Wunden. Diese Wunde in meinem Innern bleibt und wird von mal zu mal größer. Ich habe das Gefühl es zerreißt mich, obwohl ich doch den Halt bei dir gefunden habe. Dieser dunkle Tunnel nimmt einfach kein Ende. Ich sehe am Ende zwar das Licht, in dem du auf mich wartest, doch egal wie sehr ich mich anstrenge, ich schaffe es einfach nicht, dich zu erreichen. Du weißt dass du für mich der wichtigste Mensch in meinem Leben bist und auch für immer das Wichtigste sein wirst. Ich werde für immer an deiner Seite bleiben, also vergiss das nicht. Du weißt allerdings nicht über alles bescheid. Ich habe dir nur erzählt, dass er mich regelmäßig verprügelt hatte, doch das stimmte nicht so ganz. Er hatte weit aus mehr getan, als nur seine Fäuste zu benutzen um mir zu schaden. Der psychische Druck den er ausübte, die Gewalt die er gegen mich benutze…es war einfach nur so furchtbar. Doch als er an meinem 9. Geburtstag nach Hause kam und ich mit ihm alleine war, wollte einfach nur noch eines: sterben. Er nahm mir meine Unschuld und zeigte keinerlei Scharmgefühl. Er unterdrückte mich und nahm sich einfach das, was er wollte, egal zu welchem Preis. Diesen Preis musste ich damals mehrfach mit meinem Körper zahlen, heute zahle ich ihn mit meiner Seele. Ich kann nicht mehr. Ich selbst fühle mich in meiner Haut nicht mehr wohl. Ich komme mit dem Druck einfach nicht mehr klar. Ich hätte mir damals helfen lassen sollen, doch woher sollten du und andere Menschen von dieser Geschichte wissen? Doch das war wohl der größte Fehler meines Lebens. Ich bereue es zu tiefst, dir nie davon erzählt zu haben. Vielleicht hättest du mir ja helfen können. Ich weiß es nicht. Reno, bitte verzeih mir, doch ich bin zu verzweifelt um noch einen klaren Gedanken zu finden. Ich finde einfach keinen Weg mehr aus dieser Lage. Als ich dachte, dass wir das irgendwie hinkriegen könnten und ich mich dir anvertrauen wollte, habe ich ihn wieder gesehen; meinen Peiniger. Der Mann, der mir mein Leben zur Hölle gemacht hat und der mich zu einem Gefühlskrüppel gemacht hat. Vielleicht kannst du meine Handlung nicht verstehen, doch als ich ihn sah, kam einfach alles wieder hoch. Ich bin ihm gefolgt. Heute ist er nicht mehr so stark wie er es damals war. Als ich bei ihm vor der Tür stand, grinste er mich mit diesem widerlichen Grinsen an und meinte, ob ich seine väterliche Zuneigung vermisst habe. Bei mir sind da einfach alle Sicherungen durchgebrannt und…ich habe ihn getötet. Ich habe ihm all das zurückgegeben, was er mir angetan hat. All die Schmerzen, die ich all die Jahre erleiden musste, habe ich ihm mit einem Mal zurückgezahlt. Er sollte bluten und leiden und um sein Leben flehen. Doch mit der Last, dass ich einen Menschen getötet habe, könnte ich einfach nicht leben. Darum bin ich von dir gegangen. Darum habe ich all meinem Leiden ein Ende gesetzt, auch wenn ich weiß, dass ich dir dadurch Schmerz und Leid zufüge. Ich hoffe du kannst mir verzeihen und mich eines Tages am Himmel als freien Vogel fliegen sehen. Ich liebe dich und werde es immer tun. Bitte verzeih mir, doch nun ist das Ende nah und ich weiß, dass wir uns eines Tages auf der anderen Seite wieder treffen werden. Bleib so wie du bist. In Liebe Ryoga Den Brief fest in seiner Hand, ließ er seinen Tränen freien Lauf. Er wusste, dass das Wiedersehen mit Ryoga nicht mehr lange dauern wird. Er würde ihn treffen und das schon sehr bald. Aus seiner Manteltasche fischte er eine kleine Schnurr und einen Stift und schrieb unter die Zeilen seines Freundes: Ich folge dir und gemeinsam werden wir nun endlich frei fliegen können. Dann steckte er diesen in einen Umschlag, band diesen mit der Schnurr am Geländer des Zauns fest und kletterte auf diesen. Er holte tief Luft, schaute nach oben und fing erneut an, sanft zu lächeln. Ein kräftiger Sprung beförderte ihn in die Luft wie ein Vogel. Der Wind streifte sanft seine Haut bis dieser verflüchtigte, als sein Körper in das gefrorene Wasser brach und er unter der Eisschicht in der Dunkelheit verschwand. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)