Kind der Sirenen von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 15: Dichter und Denker, Richter und - --------------------------------------------- Tailor hatte zwar ein ungutes Gefühl, aber wie abgesprochen hatte er sich von Louis zum Shooting am Samstag abholen lassen. Louis hatte entschieden zuerst in die Rheinaue in Bonn zu fahren und dann, wenn das Licht dafür die richtige Stimmung mitbrachte, auf den alten Bonner Friedhof. Geredet hatten sie während der Fahrt kaum, sie hatten es auch nur einmal versucht. Das hatte so ausgesehen: "Hab das mit deinem Vater gehört." "Dachte ich mir schon." "Ist es angebracht Beileid auszusprechen oder..." "Keine Ahnung, ich bin noch nicht an dem Punkt meine Gefühle mit dieser Tatsache zu konfrontieren..." "Du kannst eine Situation rational beurteilen, ohne deine Gefühle daran zu lassen?" Auf diese mit ungläubigem Unterton gestellte Frage sah Tailor Louis nur eine Weile von der Seite an. Nach ein paar Sekunden nickte Louis und gab resigniert selbst die Antwort: "Natürlich kannst du das, was frag ich noch..." Ansonsten hatte zwischendurch nur Lena mal angerufen, um zu verkünden, dass sie schon da waren und warteten. Louis hatte sich mit kaum gereiztem Unterton bedankt und den Wagen beschleunigt. Jetzt fuhren sie durch die Rheinaue und Lenas Wagen kam in Sicht. Sie standen auf einer Anhöhe, die man zur Rechten hinabgehen konnte, indem man die Treppe einer Art Amphitheaters hinunterging. Dort war eine Rasenfläche angelegt, die hin zu einem See mit Trauerweiden ausuferte. Zur Linken dagegen befand sich eine Art Zaun aus Bambushölzern, der von einem scheinbar ebenfalls aus Bambus gefertigten asiatisch anmutenden Tor unterbrochen wurde. Tailor warf einen Blick durch das geöffnete Tor, erblickte aber nur Buschwerk. Louis stieg aus dem Wagen aus, ließ Tailor selbst aussteigen, ohne sich wie sonst um ihn zu kümmern, und ging auf die vier Personen zu, die am großen VW Bus standen. "Da sind wir Lena, und wenn ich auf die Uhr schaue, sind wir sogar pünktlich, also untersteh dich rumzunörgeln." Er brachte ein freches Grinsen zustande, auch wenn es angespannter wirkte als sonst. "Rumnörgeln? Ich? Wann hab ich das denn bitte das letzte Mal getan?", entgegnete die Fotografin mit einem ebenso frechen Grinsen. Und um Louis keine Möglichkeit mehr zu geben, darauf wahrheitsgetreu zu antworten, fasste sie den jungen Mann, der bis eben ein wenig nervös dreinblickend ein Stück hinter ihr stand, an der Hand und zog ihn ein wenig nach vorne. "Darf ich vorstellen: Das ist Heinrich. Er hat seinen Freund Alex mitgebracht, und das hier ist Rachel, unsere Visagistin für heute." Sie warf der kleinen, zarten Frau mit den dunklen vollen Lippen, dem sonnengebräunten Teint und den wilden schwarzen Locken ein Lächeln zu und erhielt im Gegenzug einen aufmerksamen Blick aus den braunen Rehaugen. Louis betrachtete das nur mit einem Zucken der Augenbraue, dann lächelte er gekonnt und streckte als erstes Heinrich die Hand hin. "Schön dich endlich in Natura zu treffen, so bist du noch um einiges hinreißender, wenn ich das sagen darf." Er warf dem großen Mann, der recht nah bei dem ein wenig rot werdenden Heinrich stand und nun besitzergreifend einen Arm um dessen Schultern legte, erst einen abwägenden, dann einen höflichen Blick zu. "Dann sind sie also sein Freund Alexander, auch schön sie kennen zu lernen, und sie auch Rachel, danke, dass sie alle sich Zeit genommen haben." Er schüttelte zuletzt der Frau die Hand und sah sich dann nach Tailor um, sein Lächeln erhielt er aufrecht, aber Tailor merkte daran, dass er die Nase nicht wie sonst leicht mitkräuselte, dass es nicht mehr echt war. "Nun darf ich also auch meinen Begleiter vorstellen, das ist Tailor Devenor, mein Model und ein guter Freund von mir." Tailor hatte sich vorher etwas im Hintergrund gehalten, da dies hier Louis Baby war, aber nun trat er auf Heinrich zu und reichte ihm die Hand, die dieser ergriff. "Hallo, ich freue mich echt riesig dich endlich kennen zu lernen, ich war ziemlich überrascht, als ich zu diesem Foto von Lena deinen Namen gehört habe, ich habe dein Buch gelesen und...ich freu mich einfach wirklich." Das stimmte sogar, als er den etwas kleineren jungen Mann vor sich sah, hatte sich spontan ein echtes Lächeln auf seine Lippen gelegt, der war wirklich niedlich und jetzt genau richtig, um sich abzulenken, sie würden beim Shooting sicher Spaß haben. "E-echt?!", entfuhr es Heinrich fast ein wenig ängstlich, "D-du hast mein Buch gelesen?!? Hat es dir gefallen?" Tailor neigte den Kopf: "Ich fand es am Anfang recht mühsam mich in deinen Schreibstil einzufinden, aber ich fand die Aufmachung des Buches interessant, außerdem bringt der Goetheverlag immer mal wieder was Gutes raus, daher habe ich auf dessen Geschmack vertraut, und wurde am Ende belohnt. Es ist ziemlich unkonventionell, würde ich behaupten, aber ich finde es lesenswert und würde es auch weiterempfehlen...naja, zumindest an Leute, die Literatur, über die man nachdenken muss, zu würdigen wissen." "Aw, das ist...lieb von dir. Du bist der erste, der mein Buch mag, den ich nicht persönlich kannte, das...das bedeutet mir viel. - Ich hab das Gefühl, den ersten Fan zu haben!" Er sah schüchtern grinsend zu Tailor auf. Dieser lächelte aufrichtig zurück "Auch ein Wolkenkratzer fängt als Keller an, nicht wahr." Danach wandte er sich als nächstes dem Größeren zu. "Wow, ich fand das Foto von ihnen ja echt sexy, aber so wie sie vor mir stehen...Heinrich, du bist absolut zu beneiden." Tailor zwinkerte dem Jungen schalkhaft zu und schüttelte dann auch Rachel die Hand. "Und sie werden uns heute herrichten? Ich freu mich drauf zu sehen, was sie aus uns zaubern werden." Die junge Frau lächelte höflich. "Ich hoff, es gefällt euch dann auch.", meinte sie, während Alexander sichtlich noch etwas überfordert mit dem Kommentar von eben war. "Mo-moment!", machte es endlich bei ihm Klick, "Welches Foto?!?". "DAS Foto?!", kam es von Heinrich, mehr begeistert als geschockt darüber, dass Lena diese Fotos ihnen zuvor vollkommen unbekannten Leuten gezeigt hatte. Tailor schmunzelte "Ich nehme an, dass es wohl DAS Foto sein muss, denn ich hab kein anderes gesehen, welches diesen Titel eher verdient hätte. Man ist beinah versucht nachzuschauen, ob das Bild auch hält, was es verspricht..." Tailor räusperte sich gespielt manierlich und lächelte unschuldig "Aber ich werde mich zurückhalten." "Das will ich doch hoffen!", entgegnete Heinrich übertrieben entrüstet und schmiegte sich ein wenig näher an seinen Freund, dem die Diskussion über seinen nackten Körper, als ginge es um so etwas banales wie eine Lieblingssüßigkeit, sichtlich unangenehm war. Tailor hätte Heinrich am liebsten kurz geknuddelt. "Keine Sorge, so ganz aktuell bin ich absolut bedient, und die restliche Zeit ist dein Alexander im weit entfernten Berlin recht sicher vor mir. Wollen wir langsam mal beginnen?" Er warf Louis einen fragenden Blick zu und dieser nickte. "Lena, du hast doch auch die Outfits in deinem Bus, oder?" Lena nickte. "Wie immer alles ganz ordentlich auf der Kleiderstange." Sie öffnete den Kofferraum und verwies auf den Kleiderständer mit Rollen, auf dem mit einem schwarzen Überwurf geschützte Kleider hingen. "Wenn sich einer oder zwei der Herren bereiterklären, das hier aus dem Wagen zu heben?" Alexander machte sich wortlos daran den Kleiderständer herauszunehmen, es sprach ja nichts dagegen, dass er etwas mithalf, aber Louis war erst etwas besorgt um seine Werke, auch wenn er schnell erkannte, dass der Mann dabei sicher keine Hilfe brauchte. "Gut, ich habe nur vier Outfits ausgesucht, vier, die repräsentativ sind, jeweils eins für Tailor, eins für Heinrich, und das für beide Settings. Lena, hast du vielleicht auch etwas, wo die beiden sich umziehen können?" Tailor mischte sich ein. "Wir sind vier schwule Männer und zwei Lesben, ich verstehe nicht, wer sich hier schämen sollte...aber falls es Heinrich lieber wäre..." Bei der Überlegung sah Tailor eigentlich eher zu Alexander, es konnte ja sein, dass der es nicht gern hatte, wenn sein Freund sich vor anderen entblößte...wobei das angesichts der schon existierenden Fotos fraglich war. "Nein, ähm, das geht schon klar.", antwortete Heinrich ein wenig schüchtern, "Wir, äh, müssen uns ja nicht ganz ausziehen, oder?" Er räusperte sich. "Hier laufen ja schließlich noch andere Leute rum..." "Ich hätte zur Not auch eine aufklappbare Stellwand, damit ihr wenigstens vor irgendwelchen Spannern sicher seid.", schlug Lena vor. Tailor grinste "Du kannst deine Unterhose vermutlich anlassen, dann wäre die Wand nicht nötig...es sei denn, du hast ne Boxershorts an, die sehen unter den Kleidern meist etwas seltsam aus, in dem Fall müsstest du dich ganz nackig machen..." Louis schüttelte den Kopf "Heinrichs erstes Outfit hat einen recht ausladenden Faltenrock, daher wär auch das kein Drama, Rachel, ich weiß, als Visagistin ist das nicht ganz dein Aufgabenbereich, aber würdest du von der Stange vielleicht die beiden weißen Schutzhüllen nehmen?" "Klar.", antwortete sie und kam der Bitte nach, während Lena sich schon einmal ihrer Fotoausrüstung zuwandte. Louis nahm die Hüllen entgegen und schien am Gefühl sagen zu können, was drin ist, denn er reichte die erste ungeöffnet Heinrich und die zweite Tailor. "Falls sie euch absolut nicht zusagen sollten, habe ich noch ein paar als Ersatz dabei, und ich kann, wenn sie nicht ganz passen, noch ein paar Kleinigkeiten abändern, aber ich hoffe, es stimmt alles." Tailor öffnete seine Hülle zuerst und holte ein elegantes, schmal geschnittenes Kleid in einem leicht matten Perlweiß heraus. Er schmunzelte und sah zu Louis "Gib‘s zu, du magst es mich in Weiß zu sehen..." Der Blonde lächelte kurz und zuckte mit den Schultern "Es steht dir, aber wie du siehst, handelt es sich nicht um das gleiche Kleid." Tailor zog auch den restlichen Teil des Abendkleides aus der Hülle und musste zugeben, dass dieses hier dem anderen zwar ähnelte, aber schon deutliche Unterschiede aufwies. Der recht feste weiße Stoff formte oben einen schrägen Ausschnitt, da das Kleid nur zur linken Seite einen Ärmel hatte, welcher die Schulter frei ließ. Das Dekolleté bedeckte den gesamten Busen bis über den Ansatz, schloss aber unterhalb des Schlüsselbeins ab. Die ganze Konstruktion wäre nicht tragbar gewesen, wenn nicht der andere Ärmel so wie eine Art Kragen aus roter Spitze in floral verwundener Musterung vorne in den weißen Stoff übergegangen wären. Sie setzte sich auf dem Kleid vom linken Busen zur rechten Hüfte wandernd fort und kehrte in einer Kurve über den Schoß auf die linke Hüfte zurück, wo sie zu einer exotischen Blüte ausuferte. Im Schnitt ließ das Kleid wenig Raum für Fantasie, schmiegte sich eng um Taille und Hüfte, bis hin zu den Knien und fächerte dort in sanften Falten ein wenig auf. Tailor blickte erneut zu Louis "Ich würde dir trotzdem eine gewisse Nostalgie vorwerfen..." Louis lächelte erneut, diesmal aber aufrichtig, was Tailor freute, vielleicht konnten sie zumindest ihr Arbeitsverhältnis stabil halten. "Ich bekenne mich schuldig, dich so zu sehen war nun mal ein Schlüsselerlebnis für mich. Damals habe ich entschieden dich anzuwerben." Tailor nickte und wandte sich Heinrich zu: "Mach auf." "Sofort, ich war nur so begeistert von deinem Kleid.", gab dieser ganz entzückt zu, zog nun aber auch hastig den Reißverschluss an seiner Hülle auf. Zum Vorschein kam ein Traum in Rot, eine Art Ballkleid. Louis hatte nicht gelogen, der Rock des Kleides bauschte sich etwas über die Hüfte und hätte unter Umständen auch mit Reifrock nicht verkehrt ausgesehen. So aber fiel der Stoff in vielen Falten und gab dem Kleid trotz des ersten pompösen Eindrucks noch etwas Fließendes. Der obere Teil des Kleides schien recht fest vom Stoff her und war schlicht gehalten, es schloss oben herum mit einer breiten Borde ab, die in seitliche Träger überging und die Schultern frei ließ. Die Schultern allerdings, sowie der Hals, der gesamte Ausschnitt und die Arme waren vollständig in schwarze Spitze mit verschlungenem Lilienmuster gekleidet. An den Händen dann gingen die Ärmel noch über die Knöchel und waren mit unscheinbaren Schlaufen am Mittelfinger zu befestigen. Tailor konnte das Kleid nur anstarren, es war im Schnitt irgendwie ungewohnt für Louis Geschmack, aber im Design schloss es nahtlos an die anderen Kleider an, die er bisher von ihm gesehen hatte. Heinrich war ebenso sichtlich begeistert. Mit glänzenden Augen betrachtete er das Kleid, als hätte er es gerade zu Weihnachten bekommen. "U-und das hast du selbst entworfen?!", fragte er an Louis gewandt. Louis zeigte eines seiner besonders gewinnenden Lächeln "Ich habe es sogar selbst genäht, das ist durch und durch mein Werk...außer vielleicht, dass die Materialien nicht von mir gewebt wurden." Tailor riss seinen Blick los und begann sich ungeniert zu entkleiden, bis er nur noch in Unterhose da stand und das Kleid genauer betrachtete. Der Rücken des Kleides war weitestgehend frei, lief nach unten hin V-förmig zu und wurde oben und in der Mitte des Rückens mit weißen Bändern verschlossen. Tailor dachte sich seinen Teil dazu, sagte aber nichts. Scheinbar konnte Louis von seinem Rücken tatsächlich nicht genug bekommen. Auch wenn es ihm nicht wirklich gefiel das zu tun, holte er aus der Kleiderhülle den BH, den Louis dort vorsorglich mit rein gelegt hatte, Größe B mit durchsichtigen Plastikträgern, und zog ihn an, bevor er ihn ein wenig mit Tuch auspolsterte, dann begann er mit Bedacht auch den Rest anzuziehen. Heinrich hatte sich derweil auch dazu durchgerungen, seine Jeans und das Shirt auszuziehen, denn die Verlockung, dieses wunderschöne Kleid zu tragen, ließ ihn fast jegliche Scham verlieren. Er schien kurz überrascht, neben dem Kleid auch einen BH vorzufinden, aber nach einem Blick auf Tailor war das kein Rätsel mehr und er zog ihn sich an, bevor er endlich ins Kleid schlüpfen durfte. Lena war derweilen immer wieder durch das mysteriöse Tor verschwunden und hatte Alexander mal hierhin mal dahin abkommandiert, soviel dazu, dass er auch etwas helfen könnte, Lena hatte Talent andere für sich einzuspannen. Nachdem sie nun beide vollständig in Montur waren, wurden sie noch von Rachel gestylt, die sich bisher in erster Linie mit den beiden Perücken beschäftigt hatte. Tailor bekam die ihm schon vertraute dunkelbraune lange Haarpracht, welche einfach offen gelassen wurde, und Heinrich Haare, die in pechschwarzen sanften Locken knapp bis über die Schultern wallten. Tailor neigte nachdenklich den Kopf, als er den jungen Mann so betrachtete. "Erstaunlich...du siehst fast genau so aus, wie ich mir Schneewittchen immer vorgestellt habe." "Echt?!", kam es ganz erfreut von Heinrich, "Ich bin total der Disney-Fan! Alex nennt mich auch manchmal sein Schneewittchen - Aleex, schau mal, Tailor meint, ich seh aus wie Schneewittchen!" Glücklich grinsend drehte er sich einmal um sich selbst, wobei die Falten des Kleides um seine Beine tanzten und es beinah so erscheinen ließ, als stünde er mit den Füßen gar nicht mehr auf dem Boden. Alexander, der gerade noch mit einer Auftragsarbeit für Lena beschäftigt gewesen war, wandte sich zu ihm um und konnte eindeutig nur staunen. Schließlich legte sich ein liebevolles Lächeln auf seine Lippen. "Ein wunder-wunderschönes Schneewittchen, wenn ich das korrigieren darf." Rachel verkündete, dass sie fertig sei, und Tailor betrachtete sich im Spiegel. "Wunderbar, sehr passend, besonders gefällt mir die Kombination aus dem leicht silbrig-weißen und roten Lidschatten, das ist außergewöhnlich, aber nicht ungeschickt gemacht." Die kleine Frau grinste zu ihm herauf "Danke, ich fand es auch passend...so wie du hier stehst, ist es beinah bedauerlich, dass du ein Kerl bist." Tailor lachte herzhaft und grinste sie dann an "Ich bin ganz zufrieden damit, ein Kerl zu sein, außerdem hast du doch Lena...im Moment zumindest, oder ist es ernst?" "Lena nimmt ihre Beziehungen immer ernst.", antwortete ihm Rachel, "Nur ist es nichts Festes.", ergänzte sie, klang dabei aber keinesfalls wehmütig. Tailor zuckte mit den Schultern "Ich kenn sie ja kaum, aber ich denke du weißt, was ich meinte. Sie wirkt auf mich nicht unbedingt als würde sie sich...binden." Er warf einen Blick auf Heinrich, der sich prüfend im Spiegel betrachtete. Rachel hatte ihm blauen Lidschatten und sanften rosa Lipgloss verpasst, Tailors Lippen waren unberührt geblieben. "Lass uns mal nachschauen, was sich hinter diesem Tor verbirgt, ja, Heinrich?" "Vielleicht ein Märchenschloss?", meinte der Junge zwinkernd, bevor er Tailor folgte. Gemeinsam schritten sie hindurch, Tailor las das Schild noch, welches seitlich vor dem Tor angebracht war: japanischer Garten. Und tatsächlich erblickten sie eine wundervolle Gartenanlage, die zu einem Großteil von einem ruhig daliegenden Teich eingenommen wurde, welcher von rotorangenen und weißen Kois bewohnt wurde. Ein Rundgang führte einmal um den Teich, über eine Holzbrücke ohne Geländer und im Wasser liegende Steinplatten hin zu einem Pavillon. Das Ufer war zum Teil aus großen Steinplatten und weißem Pflaster, auf dem eine japanische, abstrakte Steinskulptur stand. Louis war ihnen gefolgt. Für einen Moment sah Tailor nur den Garten und Louis, der mit ihm gemeinsam die Schönheit dieses scheinbar aus der harten Wirklichkeit entrückten Ortes bestaunte. "Wirklich wunderschön..." Er lächelte Louis aus tiefstem Herzen an, ohne an ihren Konflikt zu denken. Dann war der Moment vorbei und er spürte die Last zurückkehren, grausam, schmerzhaft. Vielleicht stieß er Heinrich damit etwas vor dem Kopf, aber um sich zu fangen, packte er dessen Hand und zog ihn mit sich über die Brücke zum Pavillon, wo Lena gerade stand. Er merkte gar nicht, dass seine Hände leicht bebten. Heinrich ließ sich mitziehen, und nachdem er die anfängliche Verwunderung anscheinend überwunden hatte, begann er zu kichern. Lena grinste die beiden an, als sie bei ihr ankamen. "Na, ihr zwei scheint ja schon die dicksten Freundinnen geworden zu sein." Tailor wurde dadurch aus seiner Agonie gerissen und sah die beiden etwas irritiert an. "Was...äh, ja Freundinnen." Er fasste sich und lächelte Heinrich an "Wie könnte man so einer liebenswerten Persönlichkeit auch wiederstehen...also Lena, wo willst du's mit uns machen?" Bevor Lena ihre Anweisung geben konnte, pustete Heinrich seine Wangen auf und blickte Tailor gespielt entrüstet an. "Davon stand aber nichts im Vertrag!" Tailor warf Heinrich einen anzüglichen Blick zu "Ist nur Business, Kleiner." Aber man merkte, dass er rumwitzelte. Louis sah den beiden hinterher und ging ihnen gemächlich nach. Den letzten Teil ihrer Unterhaltung bekam er mit und räusperte sich. "Tailor, verschreck mir den armen Heinrich nicht mit deinen Witzeleien. Als erstes stellt ihr euch dort auf die Steine im Wasser, möglichst so, dass der Magnolienbaum mit drauf ist, aber euch nicht allzu sehr in den Schatten stellt..." Die beiden taten, wie ihnen geheißen. Als Tailor an Louis vorbeiging, musste dieser sich zusammenreißen, um ihn nicht absichtlich zufällig zu berühren oder ihm einen bedeutsamen Blick zuzuwerfen. Er verstand sich selbst nicht, er hatte auch vorher schon mit Leuten gearbeitet, mit denen er zuvor ein Techtelmechtel gehabt hatte, aber nie war es so hart gewesen. Er sah, wie die beiden dort standen, und Tailor, eine Hand in die Hüfte, sah ihn an. "Wie hätten sie's gern, Maestro?" Er hörte den herausfordernden Unterton und ging zu ihnen hinüber. "Versucht erst mal einfach nebeneinander zu stehen, stehlt euch nicht die Show, wirkt aber auch nicht unvertraut..." Er stellte die beiden etwas näher zusammen, wobei er Tailors Handgelenk berührte, sein Herz flatterte kurz, dann ließ er los. Tailors forschender Blick sagte ihm, dass diesem nicht entgangen war, wie es in Louis aussah. Der Blonde überspielte es mit einem Lächeln. "Und neig dich ein bisschen, um die Hüfte zu betonen, nicht zu sehr ins Hohlkreuz..." Er konnte nicht widerstehen einmal kurz über Tailors Rücken zu streichen, auch wenn das nicht wirklich notwendig gewesen wär. Warum nur musste der Junge so verführerisch sein? Warum konnten diese Gefühle sich nicht endlich legen und ihn in seine altvertraute Festung der Kaltherzigkeit zurückkehren lassen? Es war alles so viel einfacher gewesen, als seine Gespielen ihm noch gleichgültig gewesen waren! Tailor beugte sich etwas vor, damit Heinrich das nächste nicht mitbekam. "Du hast Schluss gemacht, und jetzt hör auf so zu tun, als sei nur ich dein Model..." Louis fühlte sich wie mit Eiswasser übergossen, aber er tat wie geheißen und wandte sich dem anderen jungen Mann zu. "Ja, so ist es ganz gut, Heinrich, versuch mal dich so zu stellen, dass eure Hände sich leicht berühren...es darf auch ein bisschen romantisch wirken, das kommt immer ganz gut..." Heinrich befolgte die Anweisung und rückte etwas näher an Tailor, sodass sich ihre Arme von der Schulter ab berührten. "Super, Lena, was meinst du?" "Spitze.", befand auch die Fotografin, "Jetzt mach dich mal aus dem Bild, mein Hübscher, damit wir anfangen können." "Ist ja gut...ich überlass das Feld dir, wenn ich Einwände hab, sag ich's dir, ansonsten mach einfach was draus..." Er ging zurück zum Pavillon, wo Rachel und Alexander ebenfalls standen und besah sich den Mann nochmal. Den fand Tailor also attraktiv...gut, er sah in der Tat nicht schlecht aus, aber heute wurmte es Louis, dass sein Tailor einem anderen Komplimente machte... Sein Tailor? Nein! So zu denken war ungesund und half ihm kein Bisschen, er brauchte Ablenkung. "Und was machen sie so?" Alexander merkte scheinbar erst gar nicht, dass er gemeint war, so gebannt war sein Blick auf Heinrich gerichtet gewesen - oder auf Tailor, das konnte Louis von hier aus nicht sehen. "Ich?", reagierte er schließlich, "Ich bin Philosophieprofessor." Louis machte einen witzelnden Gesichtsausdruck. "Heinrich ist aber doch wohl keiner ihrer Studenten, oder?" Alexander gab zur Antwort eine Mischung aus beschämtem und amüsiertem Lächeln. "Doch. - Naja, dieses Semester nicht mehr, aber letztes." Louis verbarg seine Überraschung und lächelte unverbindlich. "Also doch, naja es ist ja nicht so, als hätten Tailor und ich-" Er hielt inne, als ihm klar wurde, was er hatte sagen wollen...Tailor und er waren Geschichte. "Ich hab auch schon die ein oder andere Grenze überschritten, um zu bekommen, was ich wollte...Philosophie also...ich fürchte dafür hatte ich nie so wirklich viel übrig...was für Hobbies haben sie denn?" "Ich verreise gerne. Südamerika find ich ganz...faszinierend." Daran, wie Alexander sprach, merkte man, dass seine halbe Aufmerksamkeit immer noch Heinrich galt. "Soll ich aufhören zu versuchen Konversation zu betreiben, sie wirken recht ausgefüllt mit der Aufgabe ihren Liebsten zu bewundern." Louis hatte es nicht wirklich spöttisch klingen lassen, aber resigniert schon, denn er brauchte Ablenkung und Rachel wirkte auch sehr hingerissen und wurde von Lena immer mal wieder beansprucht. Sofort wandte Alexander seine Augen von Heinrich ab und blickte Louis ertappt an. "Oh, Entschuldigung, ich wollte nicht unhöflich sein." Er räusperte sich, bevor er den jüngeren schräg angrinste. "Immerhin sollte ich mich beherrschen können, Sie schaffen das ja schließlich auch. Oder haben Sie Tailor schon so oft in Ihren Kleidern gesehen?" Louis merkte, dass diese Frage unweigerlich dazu führte, dass vor seinem inneren Auge verschiedenste Bilder von Tailor in seinen Designs abliefen. Er schluckte, ein leichter Kloß bildete sich in seinem Hals, und als er sprach, klang seine Stimme etwas belegt. "In der Tat habe ich ihn schon oft darin gesehen, aber davon bekomme ich nie genug...das Problem ist eher, dass ich grade versuche mich von Tailor zu befreien..." "Oh", entgegnete Alexander, "Dann läuft es nicht so gut bei euch?" Louis schaffte ein Grinsen. "Bei uns läuft es gar nicht. Um genau zu sein ist Schluss, allerdings bin ich mir nicht mal sicher, was wir waren, bevor es aus war..." Louis räusperte sich etwas geniert: "Tut mir Leid, dass ich das erzähle...ich trag das seit ein paar Tagen mit mir rum und irgendwie...naja, keine Ahnung." "Nein, kein Problem.", wehrte Alexander gutmütig ab, "Auch wenn ich nicht sonderlich viel von den Gefühlen anderer versteh, weiß ich dank Heinrich doch trotzdem, wie du dich fühlen musst. - Erlebt hab ich's zum Glück noch nicht, aber ich kann's mir vorstellen..." Louis lächelte leicht melancholisch "Ich will dir nicht auf die Füße treten, aber ich wäre überrascht, wenn du meine Situation nachempfinden könntest...ungefähr genauso überrascht wie ich wäre, wenn du es selbst schon mal erlebt hättest...ich selbst verstehe auch nicht viel von Gefühlen, nicht mal von meinen eigenen. Tailor dafür versteht ein bisschen zu viel von Gefühlen..." Er warf dem Mann einen Blick zu "Tschuldige, was ich hier rede, ist vermutlich etwas kryptisch..." Alexander lachte leise. "Ja, schon ein wenig...Aber solange ihr beide den Überblick über die Situation habt." "Ich erkenne schon, warum ihr beide zusammen so gut seid, obwohl Heinrich Tailor in mancher Hinsicht recht ähnlich scheint...das liegt an dir, du wirkst auf mich, wie ein nachdenklicher Typ, der sich seine Meinung nicht vorschnell bildet. Ich bin da ganz anders, es fällt mir schwer, die Meinung anderer zuzulassen oder mir erklären zu lassen, dass ich Unrecht habe...obwohl ich weiß, dass es so ist, bringt mich das immer wieder in Scheißsituationen." "Aber das muss ja nicht heißen, dass das mit euch beiden niemals funktionieren würde, oder?", entgegnete Alexander zuversichtlich, "Schließlich kann man doch über alles reden, gerade wenn man sich liebt, sollte einem das doch nicht so schwer fallen." Louis runzelte die Stirn, um sich seine Antwort genau zu überlegen. "Das Problem hierbei ist, dass ich mich von Tailor betrogen fühle, und die Tatsache, dass ich ihn liebe, ist der stärkste Beweis für seinen Betrug...das ist schwer zu erklären...ich bin selbst immer mal wieder recht verwirrt von der Situation..." Alexander schwieg nachdenklich. "Vielleicht machst du's dir zu kompliziert...wenn der Betrug darin liegt, dass du ihn liebst und er dich, dann ist das Ergebnis doch eigentlich sehr wünschenswert..." Louis dachte darüber nach. "Vielleicht..." An diesem Samstag hatte Ethan eine Verabredung mit seiner Mutter zum Abendessen und spontan beschlossen Marcel mitzunehmen. Unter anderem auch, um ihn auf andere Gedanken zu bringen als die an die Beerdigung von seinem Vater. Sie betraten gerade das Anwesen durch die große zweiflüglige Tür, als hinter ihnen ein Wagen vorfuhr. Das Auto wirkte nicht wirklich alt oder schlicht, aber es stach zwischen den teuren auf Hochglanz polierten Nobelkarosserien heraus, wie ein Straßenhund auf einer Hundeshow. Aus dem Wagen stiegen die hochschwangere Clareen und ein groß gewachsener Mann mit breiten Schultern, einem markanten nicht unattraktiven Gesicht und dem Gesichtsausdruck eines Mannes, der schon viel gesehen hatte. Marcel neigte sich zu Ethan: "Findest du nicht, dass der Kerl von der Statur her und so..." Der Schwarzhaarige nickte ein bisschen perplex. "Ja, finde ich, er ist vom gleichen Typ wie mein Vater es war..." "Glaubst du, dass..." "Schon möglich..." Clareen kam auf sie zu und lächelte schüchtern. "Hallo Ethan..." "Hi Clareen, wie geht‘s?" "Ganz in Ordnung, der Arzt sagt, es kann jetzt jederzeit so weit sein, aber sie scheinen noch nicht zu wollen...das ist Manuel Deichkam." Der Hüne, der größer war als sie beide, schenkte ihnen ein respektvolles Lächeln und schüttelte ihre Hände, wobei er recht fest zudrückte. Ethan bemerkte Clareens Blick auf Marcel. "Oh, wie unhöflich von mir, Clareen, das ist mein Lebensgefährte Marcel Devenor." Die junge Frau zog die Augenbrauen hoch. "Devenor...so wie..." Marcel streckte ihr die Hand hin "So wie Tailor Devenor, genau, Tailor ist mein jüngerer Bruder." Sie ergriff die Hand und lächelte "Wie seltsam, ihr seht euch nicht wirklich ähnlich...auf den zweiten Blick zumindest..." "Ich bin adoptiert." "Oh, verzeih, ich wollte nicht neugierig wirken..." "Schon in Ordnung." Sie lächelte etwas unsicher und Ethan räusperte sich. "Wollen wir?" "Ja..." "Gerne." Drinnen empfing sie Signora Grifone, und nach dem höflichen Vorgestelle, dem gepflegten Geplänkel und dem ein oder anderen Kompliment begaben sie sich ins Esszimmer, wo schnell noch ein weiteres Gedeck für Manuel aufgelegt wurde. "Ich hoffe, es schmeckt euch, heute gibt es Fisch, ganz schlicht, aber wirklich hervorragend zubereitet." Ethan schmunzelte. "Ich kann nur bestätigen, dass dieser Haushalt einen vorzüglichen Koch hat, eigentlich eine Verschwendung, dass er so selten für größere Gesellschaften kocht, aber umso besser für uns." Sie setzten sich und weiter wurden nur Belanglosigkeiten ausgetauscht, obwohl wohl alle viel mehr interessierte, was sie hier heute Abend zusammenführte, denn etwas Genaues war aus dem Familienoberhaupt nicht herauszubekommen gewesen. Sie aßen, es schmeckte tatsächlich grandios und immer noch wurden brisante Themen gekonnt gemieden, keiner stellte irgendwelche unangenehmen Fragen. Ethan war froh darüber, dass seine Mutter Marcel nicht ins Kreuzverhör nahm, obwohl dieser sein erster für die Familie offizieller Partner war. Tailor hatte Recht, sie nahm das echt ziemlich locker. Als dann der Nachtisch kam, Sauerkirschen in kaltem Eierkuchen mit Vanilleeis, und Lodovica halb fertig war, tupfte sie sich die Mundwinkel ab und räusperte sich. "Nun, Herr Deichkam, wie komme ich zu der Ehre, sie hier an meinem Tisch zu haben?" Er sah auf und Clareen rutschte bei der Frage etwas unruhig hin und her, aber der Mann legte selbstbewusst eine seiner großen starken Hände über ihre zarte. "Ich bin erst seit ungefähr einer Woche mit Clareen zusammen, aber ich bin mir meiner Sache sehr sicher. Sie selbst sagt, sie braucht Zeit, was ich verstehe, aber ich möchte, wenn sie...ich meine, falls sie sich irgendwann bereit dazu fühlen sollte, die Möglichkeit haben sie zu heiraten, daher-" Sie legte ihre Hand nun mit mehr Selbstsicherheit über seine und drückte sie sanft. "Daher habe ich beschlossen, dass ich Ethan nicht heiraten werde, was er mir sicher nicht übel nimmt. Ich bin noch jung, ich habe noch eine Menge Zeit vor mir und ich möchte die Möglichkeit haben, jemanden zu heiraten, den ich liebe." Signora Grifone sah die beiden eine Weile an, dann nickte sie mit zusammengepressten Lippen. "Ich...ich verstehe, nein wirklich, ich kann dich gut verstehen, auch ich habe damals gegen den Willen meines Vaters den Mann geheiratet, in den ich verliebt war, obwohl er zur Mafia gehörte...man muss in der Hinsicht selber die Entscheidung treffen..." Clareen zögerte, dann lächelte sie und schien sich etwas zu entspannen. "Das ist gut...und was meine Töchter angeht..." Die ältere Frau sah auf. "Wenn es dir recht wäre, würde ich trotzdem gerne die Rolle der Großmutter übernehmen, auch wenn sie dann nicht den Namen ihres Vaters tragen sind sie doch Mitglieder der Familie..." Clareen lächelte nun ganz breit. "Sicher, ich dachte mir auch, falls das möglich sein sollte, dann werden sie trotzdem den Nachnamen ihres Vaters bekommen, es kann ruhig jeder wissen, dass ich mich nicht dafür schäme Giacomo geliebt zu haben und seine Kinder auszutragen." Die beiden lächelten sich an, als verbinde sie dies auf eine ganz ungewöhnliche Weise miteinander, und vielleicht war das auch so... Ethan jedenfalls konnte nicht so ganz glauben, was hier gerade passiert war. "Ich muss nicht heiraten?" Clareen grinste "Nein...du bist frei." Er sah zu Marcel, der nur argwöhnisch drein sah und bei dem Funkeln in Ethans Augen begann leicht den Kopf zu schütteln. Der Schwarzhaarige zog eine Augenbraue hoch. "Du willst nicht?" Marcel fühlte sich bei dieser Frage wie erschlagen. Woher sollte er das wissen, er hatte bis vor fünf Sekunden noch keinen einzigen ernsthaften Gedanken daran verschwendet. "Ethan...das ist etwas ernstes..." "Ich meine es ernst." Marcel hatte leichte Atemnot, ihm war etwas schwindelig. "Ich...ich..." Ethan merkte, dass Marcel ziemlich überrumpelt wurde. "Sag einfach ja." "Aber-" "Spricht etwas dagegen?" "Aber-" "Ja oder nein?" "Nein." "Du willst also nicht." Etwas enttäuscht wirkte Ethan schon. Jetzt war Marcels Panik vollkommen. "NEIN! Ich meine...doch, ich meine...was ich meinte war: Nein, es spricht nichts dagegen." Ethans Miene entspannte sich. "Was jetzt also? Willst du oder nicht?" "Ich...bin mir nicht sicher...ich...ach...sei‘s drum, ja." "Ja?" "Ja." Die anderen drei sahen fasziniert bei dieser Vorstellung zu und Clareen lächelte sanft, als Ethan zu strahlen begann. Lodovica Grifone räusperte sich erneut. "Habe ich richtig verstanden?" Ethan nickte. "Ja, hast du, ich werde trotzdem heiraten, und zwar Marcel." Lodovica schmunzelte "Du scheinst kein Talent dazu zu haben, einen Heiratsantrag romantisch zu gestalten..." Er zuckte entschuldigend mit den Schultern. Tailor und Louis saßen alleine im Wagen auf dem Weg zum anderen Setting, und zwischen ihnen herrschte frostiges Schweigen, seit Tailor ihn zurechtgewiesen hatte. Irgendwann durchbrach Louis die Stille entnervt. "Ich verstehe überhaupt nicht, was du an mir findest, außer meinem Aussehen besitze ich im Grunde doch gar keine guten Eigenschaften." Tailor sah ihn eine Weile mit undeutbarem Blick an und sah dann hinaus aus dem Seitenfenster. "Wenn du das wirklich denkst, bist du ein Idiot." "Dann bin ich das wohl..." "Ich weiß nicht, wie ich dir das erklären soll. Es sind Kleinigkeiten...die Freude mit der du alles, was auf dich zukommt, annimmst...dein leicht melancholischer Blick, wenn du mich ansiehst und glaubst, ich würde es nicht merken...die Art, wie du redest, von dir selbst eingenommen, aber auch humorvoll, immer wieder dieses freche Lächeln, das man in deinen Augen manchmal sogar sieht, wenn dein Mund sich gar nicht bewegt...und noch vieles mehr. Deine Werke, ich liebe deine Kleider, deine offene und trotzdem seriöse Art bei der Arbeit, die Fähigkeit sich selbst auf die Schippe zu nehmen...und natürlich die offensichtlicheren Dinge...deine Hände, die Leidenschaft, mit der du deiner Lust nachgibst, die Zärtlichkeit und Grobheit, die du im Wechselspiel zeigen kannst..." Louis schluckte, es so zu hören, war ihm unangenehm, Tailor schien ihn so ausgiebig zu studieren, er hätte nicht fragen sollen. "Das ist ja doch eine ganze Menge..." "Ja, und längst nicht alles. Ich liebe es auch, dass ich dir deine Gedanken vom Gesicht ablesen kann, ohne dass es mir unangenehm sein muss, weil dir deine Gedanken nie unangenehm zu sein scheinen, höchstens beunruhigend, so wie jetzt, wo du spürst, dass du dich immer noch zu mir hingezogen fühlst, aber das nicht möchtest, weil du es nicht gewöhnt bist, dir etwas zu verbieten, was du haben willst. Aber dein Stolz, den ich übrigens auch liebe, obwohl er dir immer mal wieder im Weg steht, lässt nicht zu, dass du deinem Verlangen nachgibst." "Hör auf!" "Dich zu lesen?" "Ja, das macht mir Angst, und es macht mir umso deutlicher, dass du mich hinters Licht geführt hast." "Du solltest dich fragen, ob du in meiner Situation nicht vielleicht das gleiche getan hättest." "Ich wär dazu nicht in der Lage gewesen." "Dieser Einwand ist irrelevant, da es nur um eine Hypothese geht." "Was für ein Blödsinn." "Man sollte nie aufhören Dinge kritisch zu hinterfragen, vielleicht wird es Zeit dies mit deiner eigenen Haltungen zu tun." Louis sah Tailor verärgert an. "Man sollte Fehler einsehen, vielleicht wird es Zeit, dass du einsiehst, dass du zu weit gegangen bist." "Vielleicht..." "Schon wieder!" Tailor schien diesen Kommentar nicht zu verstehen. "Sieh mich nicht so an, du hast es schon wieder getan! Du stimmst mir einfach zu, wieso streitest du es nicht ab?" "Weil ich dazu bereit bin, über mein Handeln nachzudenken und es in Frage zu stellen, ich halte das für vernünftig, aber dass ich meinem eigenen Rat folge, heißt offenbar leider nicht, dass du das gleiche tust." "Hör auf!" "Womit?" "Hör auf meinen Kopf zu verknoten! Ich bleibe bei meiner Meinung! Du bist zu weit gegangen!" "Okay. Dann bleib dabei." Louis seufzte entnervt und erneut schwiegen sie. Kurz bevor sie ausstiegen allerdings, wandte sich Tailor noch einmal ihm zu. "Aber überdenke bitte wenigstens genau diesen Satz: Ich liebe dich mit absoluter Aufrichtigkeit, was im Grunde nichts anderes bedeutet, als dass ich so ziemlich ALLES machen würde, nur damit du auch mich liebst. Auch jetzt noch." Mit diesem Satz stieg er aus und den Rest der Zeit war er kalt und abweisend, sehr kalt und so abweisend, dass Louis sich wunderte, dass dies keinem der anderen aufzufallen schien. _____________ Wow, Gott! Ich entschuldige mich, dass es so lange bis zum nächsten Kapitel gedauert hat, aber es gab einige Komplikationen nicht zuletzt, weil ich eine Weile kein Internet hatte usw. alles ganz doof gewesen, glaubts mir. WICHTIG: Ich darf offiziell verkünden, dass dies das Vorletzte Kapitel ist, hier nach wird es nur noch ein Kapitel und einen Epilog geben. Wenn ihr Lust auf ein Bonus-kapi nach dem Epilog habt, dann dürft ihr mir gerne Vorschläge senden, ich suche dann zwei raus und stelle die zur Wahl, falls es genug Interessenten gibt :3 Zu den geliehenen Figuren: Ich habe es wohl schon mal erwähnt, aber in diesem Kapi treten die Figuren Alexander Humboldt und Heinrich Kleist auf, so wie Lena. Die drei habe ich von meiner allergeherztesten KaethchenvHeilbronn ausgeliehen bekommen, wer sie mag kann bei ihrer Fanfiction "Venia Legendi Eudamonia" ja mal reinsehen. Warnung: Mich hat sie süchtig gemacht. So, danke mal einfach an alle, die noch mitlesen, ihr bekommt auch Eierkuchen mit Vanilleeis und Sauerkirschen Und für Doctor Who - Kenner auch Fischstäbchen mit Pudding, wenn sie möchten *gg* Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)