Kind der Sirenen von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 14: Der große Knall! ---------------------------- Am Donnerstag hatte Lena angerufen, um zu sagen, dass die Sache mit diesem Heinrich funktionieren würde, viel mehr hatte sie dazu allerdings nicht gesagt, er würde sich wohl ein bisschen überraschen lassen müssen, wie das genau laufen würde. Zuhause hatte er es natürlich Tailor erzählt, und sein Herz wär fast stehengeblieben, als er das erste aufrichtige Lächeln, seit sie zusammen wohnten, sah. Sie standen in der Küche, Tailor hatte grade ein Glas Orangensaft getrunken, er wischte sich den Mund mit dem Handrücken ab und machte dabei unbewusst ein wohliges Geräusch, wie ein sanftes kleines Stöhnen, Louis Unterarm bekam eine leichte Gänsehaut. "Ich freu mich so drauf ihn kennen zu lernen, er sieht doch wirklich knuffig aus, ich wüsste zu gerne, ob er so ist, wie ich ihn mir vorstelle!" "Du bist ein verdammtes Genie, wenn es um Persönlichkeiten und so was geht, er wird wahrscheinlich also ziemlich genau deinen Vorstellungen entsprechen." Tailor starrte ihn an, das Lächeln verblasste. Louis begriff erst jetzt, was er da gesagt hatte. "Du hast Marcel also doch geglaubt, warum bist du dann so nett zu mir?" Louis schluckte, heilige Scheiße. "Ich...nein, ich habe Marcel nicht geglaubt, ich...ich war mir bis eben nicht sicher, das ist mir nur so rausgerutscht, ich weiß gar nicht, warum ich das gesagt habe..." Tailor kniff die Augen zusammen. "Du hast es gesagt, obwohl du es nicht geglaubt hast?" "Nein! Ja! Keine Ahnung! Ich meine...das ist Wahnsinn, niemand ist so schlau sich so einen abgefuckten Plan auszudenken, glaube ich. Aber manchmal, wenn ich dich reden höre, wenn ich mal wieder merke, wie anders du bist, wie wenig ich von dem verstehe, was du denkst... Deine Handlungen sind für mich manchmal total undurchsichtig, da kommen mir natürlich Zweifel, ob du nicht vielleicht ein größeres Ziel verfolgst...und dann wieder machst du Dinge, die in diese Theorie überhaupt nicht reinpassen!" Tailor spürte, wie seine Knochen zu Wackelpudding wurden, er hatte auf Louis Aussage vollkommen falsch reagiert, weil er so ganz und gar nicht darauf vorbereitet gewesen war, jetzt brach sein Konstrukt zusammen. Zu retten war diese Situation nicht mehr, also war er jetzt am besten gnadenlos ehrlich, im Zweifelsfall war das immer noch die beste Methode. "Tja, jetzt ist es ja wohl raus..." Louis starrte ihn an "Du streitest es nicht ab?" "Nein." "Aber..." Der Blonde hielt sich den Kopf: "Moment, das passt wieder nicht zusammen! Wenn du mit diesen Dingen einen Plan verfolgst, warum gibst du ihn jetzt auf?" Tailor seufzte und verschränkte die Arme. "Mein Plan baute von Anfang an darauf auf, dass du nicht weißt, dass ich mir so etwas ausdenken kann, darauf dich in dem Glauben zu lassen, dass ich eine Emotionsebene hätte, und zwar die, die du von Anfang an kennengelernt hast." "Das stimmt also nicht." "Nein, das stimmt absolut nicht. Um genau zu sein, ist das, was du über meine Gefühle weißt, eine Lüge." "Ich glaube, das verstehe ich nicht so ganz..." Tailor atmete tief ein und aus, um die richtigen Worte zu finden. "Ich mag Sex, das weiß ich mittlerweile, und ich habe auch nichts gegen One-Night-Stands, aber es gibt nur eine Person, mit der ich mir wirklich gewünscht habe, zu schlafen, von Anfang an, schon seit unserer ersten Nacht. Ich wünsche mir kein Singleleben, ich wünsche mir nicht mich durch die Clubs zu ficken, ich habe mir auch nie gewünscht mit Ethan zu schlafen...auch wenn das alles schön ist und ich es nicht gegen meinen eigenen Willen getan habe, ist das nichts gewesen, was ich mir gewünscht habe." Tailors Gesicht war sanft, erklärend, Louis glaubte das nicht ertragen zu können, es war so seltsam traurig, das zu sehen. "Warum hast du es getan?" "Kannst du dir das nicht denken?" "Ich will, dass du es sagst, ich will es aus deinem eigenen Mund hören." Der Junge sah ihn an, blickte in Louis harte Augen und schien kurz davor zu sein in Tränen auszubrechen. "Ich habe recht schnell gemerkt, dass du von Gefühlen nicht viel hältst, und dass du dich gleichzeitig nach kaum etwas mehr sehnst als Liebe, man kann Liebe aber nun mal am deutlichsten sehen, wenn sie einem weh tut. Ich nehme nicht an, dass dir das bewusst ist, aber es gefällt dir deshalb so sehr diejenigen, die dir ihre Liebe gestehen, zurückzuweisen, weil der Schmerz in ihren Gesichtern dir beweist, dass du tatsächlich geliebt wirst. Das ist meiner Meinung nach unglaublich traurig und selbstzerstörerisch. Ich hatte mich aber bereits verliebt und natürlich war mir klar, dass ich dir das nicht offen sagen konnte, also habe ich mir gedacht, dass ich wohl am längsten bei dir bleiben kann, wenn ich dein innigstes Verlangen nicht stille, aber jedes andere, das Verlangen nach Sex und auch das nach geistreicher Konversation, ich habe dir beides mit viel Vergnügen geboten. Ich habe alles dafür getan dich glauben zu lassen, dass ich es völlig abwegig fände dich als Lebenspartner zu wählen, habe dich vor den Kopf gestoßen, dir wehgetan, dich glauben lassen, das sei meine unschuldige Unwissenheit, die mich diese grausamen Dinge sagen ließ. Ich habe mir gleichzeitig Mühe gegeben dafür zu sorgen, dass du immer abhängiger von mir wurdest, damit du irgendwann von ganz alleine darauf kommst, dass ich der Richtige für dich bin." Louis hatte zugehört und sich bemüht die Beherrschung nicht zu verlieren. "Du hast also von Anfang an mit meinen Gefühlen gespielt." Tailor wirkte überrascht. "Sag mir nicht, dass dich ausgerechnet das aufregt, du hast Jahrelang mit den Gefühlen der verschiedensten Leute gespielt, wie ein Kleinkind mit einem Ameisenhaufen!" Louis wischte das mit der Hand weg. "Das ist doch was vollkommen anderes, ich habe niemandem eine Beziehung versprochen!" "Habe ich auch nicht." "Stimmt, du hast das Gegenteil versprochen, du hast mir versprochen, dass dies hier niemals zu einer Beziehungskiste werden könnte, du hast mich hintergangen und manipuliert und zwar aufs Übelste! Und weißt du, was ich am schlimmsten finde? Ich habe tatsächlich Gefühle für dich! Aber jetzt kann ich mir nicht mehr sicher sein, ob sie echt sind, ob ich wirklich dich liebe oder nur irgendwelche Lügen, die du mir aufgetischt hast, wie soll ich wissen, ob diese Gefühle nicht gefälscht sind? Wie soll ich dir das verzeihen? Ich hätte nie gedacht, dass ein Mensch einen anderen so betrügen und verraten könnte!" Tailor nickte nur, wehrte sich nicht, Louis konnte es nicht fassen, der Junge brachte keinerlei Einspruch. "Ist in Ordnung, ich verstehe dich, ich habe nichts anderes erwartet, wenn alles gut gegangen wär, dann hättest du nie erfahren, dass ich diese Gefühle in dir gepflanzt habe." "Du gibst zu, dass sie von dir kommen, wie egoistisch muss man sein, um einem Menschen glauben zu machen er habe Gefühle, die er eigentlich nicht hat, nur um selber nicht verletzt zu werden." Tailor lächelte sanft. "Ich bin nun mal egoistisch, das bin ich schon immer gewesen, ich hatte es auch nie nötig es mir abzugewöhnen, schließlich kann ich fast jedem glauben machen, dass er das, was er tut, um mein Ego zu stärken oder es mir bequem zu machen, im Grunde für sich tut." "Du bist echt unglaublich..." "Ich weiß. Louis, ich werde jetzt gehen, ich schlafe heute Nacht irgendwo anders, und morgenfrüh hole ich meinen Kram, ich find sicher was, im Zweifelsfall komme ich bei Maddy unter. Ich kann nicht von dir erwarten mich hierzubehalten. Soll ich Samstag zum Shooting kommen?" Louis wurde bleich, das kam unerwartet. "Du gibst einfach auf?" "Ich weiß, wann es zu spät ist. Ich habe dich verletzt, zutiefst, was ich getan habe ist grausam und egoistisch, ich habe dir eine Menge Leid zugefügt. Und bloß, weil es jetzt raus ist, heißt das nicht, dass ich dich nicht mehr liebe, aber wie ich bereits sagte, wenn einer von uns in den anderen hoffnungslos verliebt wäre, dann würde es mir schwer fallen mit dir unter einem Dach zu leben. Nun, ich bin hoffnungslos verliebt und es ist mir schwer gefallen, aber ich habe es auf mich genommen, um mein Ziel zu erreichen. Jetzt ist es raus, mein Plan ist gescheitert, die Sache gelaufen, warum sollte ich mich oder dich weiter quälen?" Der Ältere nickte zögerlich und hielt dann Inne. "Ist das wieder irgendein Trick?" Tailor grinste. "So ist es gut, trau mir nicht. Nein, das ist kein Trick, eigentlich liebe ich die Wahrheit über alles, denn ich sehe Lügen bei den meisten Menschen sofort. Du kannst ja Marcel oder Ethan fragen, eigentlich bin ich brutal ehrlich, du warst eine Ausnahme, weil mein Ehrgeiz größer war, als mein Sinn für Ehrlichkeit, aber ich schäme mich nicht dafür, es tut mir nur leid, dass es so geendet hat." Louis nickte nun etwas selbstsicherer. "Verstehe." Tailor lächelte zärtlich. "Ich habe von Anfang an geglaubt, dass du eigentlich ein großherziger, wundervoller Mann bist, der viel Liebe zu geben hat, auch wenn einige Dinge in deinem Leben und deiner Vergangenheit dich daran hindern, so zu sein. Ich bin sicher, dass du jemanden findest, den du so sehr lieben kannst wie er dich liebt. Wenn ich kommen soll, dann ruf mich spätestens morgen Abend am besten an." Tailor ging ohne zu zögern zur Tür, er trug nur Shirt, Jeans und Turnschuhe, er wollte scheinbar keine Sekunde länger bleiben müssen. Louis hielt kurz Inne, sagte dann aber noch: "Du kommst am Samstag, ich wäre ein Idiot, das Geschäftliche und das Private zu mischen." "In Ordnung, dann bis Samstag, ich simse dir, wo du mich abholen kannst, wenn ich es weiß." Als Antwort bekam er ein Nicken. Mit einem traurigen Lächeln nickte Tailor zurück und verließ die Wohnung. Es war ein wundervoller Nachmittag, sie hatten zwar kein Date in dem Sinn gehabt, aber sie hatten zusammen ein spätes Mittagessen gekocht und die Hälfte bereits bei der Zubereitung verputzt. Nachdem das Pesto alla Nonna Grifone* verspeist war, wartete Marcel noch mit Eissplittertorte auf. "Wann hast du die denn gemacht?" "Gesten, als du noch auf der Arbeit warst..." "Du bist ja echt irre..." "Beschwerst du dich darüber, oder freust du dich?" "Ich freue mich natürlich, gib mir ein großes Stück." "Aber ja, Schatz." Sie schafften nicht die ganze Torte und der Rest wanderte zurück ins Gefrierfach. Danach setzten sie sich gemütlich vor die Glotze und zappten durch die Kanäle, bis sie irgendeinen halbwegs interessanten Film fanden. Ethan hatte den Kopf auf Marcels Schoß gelegt, der mit einem zufriedenen Lächeln Muster auf dessen Haut zog. Der Film endete und ein neuer begann, sie achteten nicht sehr auf die Handlung, vor allem Ethan nicht, der stattdessen in Marcels gütiges Gesicht starrte und seinen Gedanken freien Lauf ließ. Er wünschte sich immer mehr, dass er nicht heiraten würde, oder besser gesagt wünschte er sich zwar zu heiraten, aber nicht Clareen... "Lass uns heiraten." Marcels Aufmerksamkeit war schlagartig bei Ethan. "Was?" "Ich will dich heiraten..." "Du heiratest Clareen!" Ethan seufzte und nickte. "Ich weiß, und das bloß, weil ich dich da noch nicht kannte, hätte ich ein paar Tage mit der Antwort gewartet, wär sie wahrscheinlich anders ausgefallen. Louis wird in seinem ganzen Leben niemanden wirklich heiraten wollen, warum kann er das nicht machen?" Marcel lachte und stupste Ethan auf die Nase. "Weil du nun mal ein weicheres Herz hast, als dein Bruder. Ich kann mir die Situation so gut vorstellen, wie ihr da steht, vor euch eure Mutter und Louis hat diesen Gesichtsausdruck, den er aufsetzt, wenn er beteuert, dass all das ihn in keiner Weise berührt oder betrifft, während du unter dem starrenden und unerbittlichen Blick eurer Mom langsam einknickst und zustimmst." "Hey, das klingt ja, als wär ich ein Schwächling!" Marcel lachte und strich durch die schwarzen Strähnen. "Ach, komm schon, selbst wenn, das macht dich zu einem besseren Menschen als er es ist." "Nicht immer..." "Was meinst du?" "Ich habe eben nicht gelogen, ich will dich heiraten, oder zumindest mit dir zusammen leben, solange du das auch willst, aber trotzdem kann ich oft nur daran denken, dich endlich flachzulegen." Der Größere schmunzelte "Das macht dir wirklich zu schaffen, oder?" "Ja, wirklich." "Du sagst mir also, dass wir einen Scheiß auf die Regeln geben sollten und jetzt und hier übereinander herfallen?" Er war näher zu Ethan gekommen, ihre Münder berührten sich fast. "Ja..." Ein freches Grinsen "Und was, wenn ich dagegen bin?" Ein frustrierter Blick "Dann akzeptiere ich das." "So ist‘s brav..." Marcel ließ seine Lippen auf Ethans sinken, nur ganz kurz, dann zog er sich zurück. "Ich finde aber, dass du Recht hast, wir haben genug gewartet." Ethan begann zu grinsen, Marcel musste selbst beinah grinsen, als er sah, wie die Mundwinkel sich leicht schelmisch weiter auseinander zogen. "Ich liebe dich." Marcels Wangen röteten sich leicht. "Ich liebe dich auch." Der Ältere schien fast zu platzen vor Glück. "Jetzt kann es nicht mehr besser werden!" Der Größere schnaubte "Das glaubst du!". Mit diesen Worten veränderte er ihre Lage so, dass er oben war, Ethans Beine rechts und links an seiner Hüfte, sie küssten sich. Ethan stöhnte wohlig auf, das hatte er sich so gewünscht, auch wenn er es nicht gewohnt war, den passiven Part zu übernehmen. Er vergriff sich an Marcels Shirt und zog es ihm über den Kopf. Bewundernd fuhr er über die weiche Haut, die Muskeln entlang. Marcel keuchte auf "Oh Gott Verdammter!" und wich zurück. "Was ist?" "Ich...ich ...naja, ich bin verdammt kitzelig..." Ethan prustete. "Das ist nicht lustig." "Doch, komm her, ich bring dir jetzt etwas bei." "Ach ja?" "Ja, komm schon her, leg dich mit dem Kopf auf meinen Schoß, dann komme ich gut an deine Brust." Marcel tat zögerlich, wie ihm geheißen. Ethan legte seine Hände flach auf Marcels Brust. "Das kitzelt nicht, oder?" "Nein." "Ich werde jetzt nur den Nagel eines Fingers benutzen, das wird deine Nerven sehr reizen. Du darfst gerne meine andere Hand ganz feste drücken, aber du musst versuchen es auszuhalten, in Ordnung?" "J...ja, denke schon." Marcel spürte den Fingernagel und keuchte wieder, seine Hand schloss sich verdammt fest um Ethans Finger, aber er blieb liegen. Ethan zog kleine Kreise, es kitzelte, Marcel glaubte er müsste durchdrehen. Dann auf einmal gewöhnte seine Haut sich daran und er konnte sich entspannen, er konnte den Reiz leichter unterdrücken, unfassbar. Ethan merkte es, weil Marcel seine Hand entspannte. "Du merkst, es ist eine Frage der Überwindung und der Willensstärke, wenn du dich daran gewöhnt hast, dann fühlt es sich für die meisten sogar eher schön als unangenehm an. Die meisten haben natürlich trotzdem Stellen, an denen sie besonders kitzelig sind, aber es gibt auch solche, die das vollständig unterdrücken können und gar keine Reaktion zeigen, manche von ihnen spüren es gar nicht richtig." "Interessant..." Marcel klang nicht, als fände er das wirklich interessant, und dass er Ethan grade ebenfalls begann auszuziehen, machte deutlich, dass er gedanklich schon bei anderen Sachen war. Nach dem Hemd war die Hose dran und Ethan hielt ihn kurz auf. "Ich dachte, du bist Jungfrau..." Marcel lachte. "Muss das zwangsläufig heißen, dass ich nicht weiß, wie so etwas geht, oder dass ich zurückhaltend und schüchtern sein muss? Habe ich dir nicht eben gesagt, dass ich finde, dass wir genug gewartet haben? Ich will mit dir schlafen, was gibt es da jetzt zu zögern?" "Nichts, ich hatte nur nicht mit einer solchen Offensive gerechnet." "Ich auch nicht mit einer Defensive..." "Ich bin nicht defensiv." Das klang beinah quengelnd, weshalb Marcel sich das nächste auch nicht verkneifen konnte. "Dann mach mal den Boppes hoch mein Spatz, damit ich dir die Buxe ausziehen kann." Ethans Blick war göttlich. "Ich geb dir gleich Boppes..." "Mh...bitte." Marcel beugte sich vor und erstickte den Protest mit einem Kuss. Dabei hob Ethan brav das Becken an und Marcel entkleidete ihn weiter. Auch Marcels Jeansknopf und Reißverschluss waren schnell geöffnet und der Stoff beiseite gestrampelt. Sie lagen sich sofort wieder in den Armen, küssten sich, streichelten sich. Marcel musste sich bei Ethans Berührungen an Rücken und Brust zwar immer noch etwas zusammenreißen, aber es begann leichter zu werden, je inniger sie miteinander wurden. Sie trugen nur noch die Boxershorts und Marcels Glied drückte sich gegen Ethans, sie waren beide vollkommen beseelt vom jeweils anderen, sahen sich immerzu in die Augen, liebkosten sich, schmeckten sich... Auf einmal klingelte es. Marcel wollte nicht aufstehen, Ethan auch nicht, sie küssten sich weiter. Es klingelte wieder. Er hielt inne, aber Ethan zog ihn zurück, na gut, dann halt nicht. Wieder klingelte es. Ethan fluchte "Fuck, verpiss dich!" aber nicht laut genug, damit die Person an der Tür es hätte hören können. Da klingelte es ein viertes Mal. Marcel stützte sich auf, küsste Ethan noch einmal kurz und zog sich im Aufstehen seine Jeans wieder halbwegs an, machte sich aber nicht die Mühe den Reißverschluss oder den Knopf zuzumachen. Ethan blieb liegen und schlug gegen die Couchlehne. "Wer auch immer das ist, er ist so gut wie tot." Marcel öffnete die Tür und fand ein Bild des Elends vor. Dort stand sein kleiner Bruder, mit vom Heulen geröteten Augen, und durch den unbeschreiblich tieftraurigen Blick wirkte er nicht mehr nur dünn sondern mager, seine Wangen erschienen leicht eingefallen, seine Augen größer als sonst. Er war immer noch hübsch anzusehen, aber man sah ausnahmsweise mal ganz deutlich, wie kantig und abgehärtet er im Inneren war. Ohne groß nachzudenken nahm er seinen Bruder in die Arme. Dieser schmiegte sich kurz an ihn und räusperte sich nach einem kurzen Moment. "Marcel...du hast nen Ständer." Der Ältere seufzte "Ich weiß, das liegt daran, dass Ethan und ich grade so ziemlich mittendrin waren..." Tailors Augenbrauen zogen sich hoch. "Oh...ähm, tschuldigung, hätt ich das gewusst dann-" "Wärst du gefälligst trotzdem zu mir gekommen, jetzt komm rein, du siehst echt scheiße aus..." "Vielen Dank auch." "Willst du einen Tee oder Kaffee, oder was zum Frustessen?" Tailor wischte sich übers Gesicht "Frustessen, falls du es nicht für dich selbst behalten willst, du weißt schon, für schlechte Zeiten." Marcel schmunzelte. "Ich sehe grade definitiv keine schlechten Zeiten anrücken, und wenn jemand es jetzt brauchen kann, dann du. Wir haben Joghurt, Gummibärchen, Schokolade, Vla, Vanilleeis, Schokoladeneis, Walnuss, Almendras estilo Andaluz, Chocolate Picante und, ach ja, eine halbe Eissplittertorte...du könntest aber natürlich auch Fischstäbchen mit Vanillepudding haben, falls dir das eher zusagt." Tailor setzte sich an den Tisch "Haha, ich bin weder der Doktor noch schwanger, Eissplittertorte, ich werd mich vollstopfen, bis ich kugelrund bin und nicht mehr weiß, wo oben und unten ist, geschweige denn, warum ich vorhin geheult habe." "In Ordnung, aber bevor du es vergessen hast, erzählt du es mir bitte." "Klar..." Marcel lächelte und stellte die Torte zusammen mit zwei Löffeln auf den Tisch, dann ging er ins Wohnzimmer. "Ethan, ich glaube bei Louis und Tailor hat‘s gekracht, Tailor braucht mich jetzt, und mit etwas Glück kittet das auch den Zoff zwischen ihm und mir." Der Schwarzhaarige seufzte, nickte aber. "Natürlich, ich geh einfach in mein Büro und...lass euch beide mal alleine." Marcel drückte Ethan einen Kuss auf die Lippen "Ich liebe dich." "Das hör ich gerne...nochmal!" "Ich liebe dich, so, und jetzt ab mit dir." "Ja...bis nachher." Wieder in der Küche setzte Marcel sich ebenfalls an den Tisch und nahm den zweiten Löffel. "Dann erzähl mal, was genau ist passiert?" Tailor nahm den ersten Bissen und begann zu erzählen, wobei seine Augen nach einer Weile wieder in Tränen schwammen. Die Eissplittertorte wurde stetig weniger und irgendwann holte Marcel das Wallnusseis raus. "...okay, wenigstens habe ich es geschafft vor ihm halbwegs cool zu bleiben und nicht los zu flennen...und ich weiß, was du jetzt sagen willst, ich hab‘s dir ja gesagt, aber ich fänd‘s super, wenn du das einfach überspringst und mich sofort tröstest." "Vergiss es, du bist ein Idiot, und, ich hab‘s dir wirklich gesagt." "Autsch." "Tu nicht so als würdest du die Wahrheit nicht ertragen." "Ist ja gut." Marcels Blick wurde weicher. "Dass du verliebt bist, habe ich mittlerweile auch gepeilt, und dass du so ziemlich alles versucht hättest, um ihn zu kriegen, weiß ich jetzt auch. Und um es zu versuchen, war deine Methode wohl die beste, das gebe ich zu, mein Problem war viel mehr, dass ich nicht glauben konnte, dass du dich ausgerechnet in so einen absoluten Idioten verliebst." Tailor nahm einen großen Löffel Eis. "Als ob ich das gewollt hätte!" "Jaja...schon klar, und was jetzt?" "Naja, eigentlich wollte ich fragen, ob ich bei euch schlafen kann, aber ich will euch nicht stören, also vielleicht könntest du mich zu Mama fahren?" "Neee...du bleibst hier bei mir, nicht bei unserer Mom, die nur auf dir rumhacken wird und dir sagt, dass das nun mal passiert, wenn man gegen Gottes Willen verstößt, bla bla bla...heute wird das mit mir und Ethan eh nichts mehr, du kannst hierbleiben. Ist vielleicht sogar ganz gut, wenn du da bist. Ich wollte nachher gegen acht nochmal kurz zu unserem Haus fahren und nach Möglichkeit ein paar Alben retten, die bei unserer ersten Fuhre nicht reingepasst haben..." Tailor nickte. "Ich komme mit, mich ein bisschen zu zanken wird mich bestimmt ablenken." "So ist‘s gut, immer optimistisch denken." "Ja klar, es ist ja wohl eher traurig so runter zu sein, dass man sich darauf freuen kann, sich mit dem homophoben Vater rumzuschlagen..." "Vielleicht..." Marcel nahm auch noch einen Löffel, das würde er im Kajakclub alles wieder abtrainieren müssen, aber das ging schon, einmal war das nicht dramatisch. Louis hatte Niklaus angerufen und der war rübergefahren. Er hatte Louis auf die Couch verfrachtet und begonnen dessen heißgeliebten schwarzen Tee zu kochen, natürlich genau nach dessen Anweisungen, bei kaum etwas war der Blonde so pingelig wie bei Tee. Dann saßen sie einfach nur da, irgendwann begann Louis von alleine zu erzählen und Niklaus hörte nachdenklich zu. "Also, im Grunde hast du erreicht, was du wolltest, er hat dir seine Liebe gestanden." "Ja..." "Das Problem ist?" "Ich fühle mich so verraten." "Aber damit hat man zu rechnen, wenn man andere verrät." "Ich habe niemanden verraten." "Hör auf, dir selbst etwas vorzumachen. Deine ganze Masche zielt darauf ab, dass die Person glaubt, dass du niemand bist, der einen einfach so abweist, und dann gibst du ihnen den Schlag ins Gesicht und setzt sie vor die Tür, wenn sie sich tatsächlich trauen." Louis sah ihn traurig an "So siehst du mich?" "So bist du, das sehe nicht nur ich so. Ich sage ja gar nicht, dass dich das zu einem schlechten Menschen macht, aber zu einem Betrüger und Verräter macht es dich definitiv." "Aber...ich..." "Es tut weh, ja, aber sieh dir doch mal an, was der Junge an Schmerz und Leid auf sich genommen hat, um diese Gefühle in dir zu wecken? Jeder vernünftige Mensch würde sich deine Gegenwart doch nicht in dem Wissen antun, dass er dich niemals haben kann, egal wie sehr er dich liebt. Er dagegen hat sogar immer wieder mit dir geschlafen, einen Vertrag mit dir geschlossen, ist bei dir eingezogen, und um dich weiter von seinen Motiven abzulenken, hat er sich deinen Lebensstil angeeignet und hat seinen Körper, obwohl er sich das nicht gewünscht hat, mit anderen Männern geteilt, weil er wusste, dass das deine Besitzbeanspruchung verstärken würde und die einzige Möglichkeit sein würde dich davon zu überzeugen, dass er an dir kein Interesse hat. Und sieh dir doch an, was er dir schon Gutes getan hat. Du denkst endlich über dein Verhalten nach, du bist tatsächlich verliebt, du bist dabei dein Trauma zu überwinden. Also, wenn du mit irgendjemandem glücklich wirst, dann doch wohl mit diesem unglaublich tapferen Jungen, der dich trotz all der Scheiße, die er dank dir durchgemacht hat, liebt." "Ach, halt den Mund..." "Jetzt soll ich wieder den Mund halten...wenn du meine Meinung nicht willst, warum erzählst du‘s mir dann..." "Keine Ahnung, echt nicht." Tailor spürte ein seltsames Kribbeln, als sie vor dem Haus hielten. "Etwas stimmt nicht...es ist kein Licht an, meinst du er ist nicht da?" "Wo sollte er sein? Vielleicht schläft er ja schon." Sie gingen zur Haustür, Marcel wollte die Tür aufschließen, aber sie war nur angelehnt. "Sag mal, geht‘s noch, er kann doch nicht einfach offen lassen..." "Vielleicht ist ihm das einfach nicht mehr wichtig..." Sie traten ein, machten das Licht im Flur an und Marcel wollte schon hinaufgehen, um die Alben zu holen, aber Tailor stand da wie versteinert und blickte ins Wohnzimmer. Marcel kam zu ihm zurück und folgte seinem Blick. Da im Dunkeln war irgendetwas, ein großer Schatten, der in der Mitte des Raumes zu schweben schien. Tailor ging ein paar Schritte vorwärts, aber Marcel packte sein Handgelenk. "Nein, wir wissen doch, was das ist..." "Vielleicht, aber ich will es sehen." Er ging weiter darauf zu, als er im Türrahmen stand, konnte er die Umrisse der Gestalt schon erkennen, aber er schaltete das Licht trotzdem ein. Dort, in der Mitte des Raums, das Seil am Haken befestigt, der sonst den schweren Kronleuchter trug, hing Leonard Devenor. Er war offensichtlich schon zwei oder drei Tage tot, begann auch schon unangenehm zu riechen, und das Blut war ihm in die Hände und die nackten Füße geflossen und hatte sie bläulich-schwarz verfärbt, es sah unappetitlich aus. "Jetzt hast du es gesehen, lass uns die Polizei rufen." "Ja, und Mama..." *Pesto alla Nonna Grifone: Pesto nach Art von Oma Grifone ________________ Tatamtata! Ich hoffe es ist mir erneut gelungen euch gut zu unterhalten :3 Dies hier ist für ungefähr vier Wochen das letzte, das ihr zu lesen bekommt, da ich in dieser Zeit weg bzw. sehr beschäftigt bin. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)