Der Vampir in unserem Keller von Akio21 ================================================================================ Kapitel 19: Kiba und Star ------------------------- Kibas Sicht Ich lief die Straße hinunter auf die Lichter der Stadt zu. Plötzlich erschien Star an meiner Seite und ich erschrak mich halb zu Tode. „Star, erschreck mich nie wieder so“, sagte ich zu ihr nachdem ich mich wieder beruhigt hatte. Sie sagte nichts. Natürlich hätte ich sie längst vorher bemerken müssen, aber ich war zu sehr in Gedanken vertieft gewesen. Schweigend lief sie neben mir her. In der Nähe des Rathausplatzes wurde ein Fest gefeiert. Eine Art Kirmes war dort aufgestellt und viele Jugendliche standen halb – oder auch ganz betrunken mit ihren Bierflaschen in der Hand herum. Wir setzten uns an einen Tisch und beobachteten das Treiben. „Warum bist du gegangen, Kiba? Was hast du jetzt vor?“ fragte sie mich, und sah den jungen Leuten bei ihren Spielen sehnsüchtig zu. Sollte ich ihr sagen, dass Kushina mich rausgeschmissen hatte? Das war eigentlich kein Grund, wirklich zu gehen. „Ich hab Naruto genug Ärger gemacht“, sagte ich. „Nur wegen mir ist er ein Vampir geworden, weil ich zu egoistisch war, um mich von ihm fernzuhalten." Star wiegte den Kopf. „Aber es ist seine Natur. Er war nicht glücklich, als Mensch, oder?“ „Als Vampir auch nicht, denk ich. Er sagte doch, dass er keiner werden will." „Was wir werden wollen oder nicht, was wir sein sollen und was wir sind, liegt nicht immer in unserer Hand. Glaubst du denn, ich wollte ein Halbvampir werden? Ich wäre lieber gestorben, aber als ich Laddy getroffen habe, und sah wie sehr er mich brauchte bekam mein Leben wieder einen Sinn“, erzählte sie leise. „Wir begreifen oft erst später den Sinn von dem, was uns geschieht, und manche begreifen es nie. Du solltest Vertrauen haben." Es stimmte zwar, dass Naruto sich unter Menschen nicht wohlgefühlt hatte, nicht dazugehörend und irgendwie anders, und es war auch seltsam genug, das er mich als Freund akzeptierte, anstatt schreiend wegzurennen, aber letztendlich hatte er doch deutlich gesagt, das er kein Vampir werden möchte. „Und Laddy, wie geht es ihm?“ wechselte ich das Thema. „Er lebt. Noch“, gab mir Star Auskunft und ihre Augen wurden dunkel vor Trauer. „Wird er sterben?“ fragte ich besorgt. „Er möchte es. Und wenn es so weit ist, werde ich ihm folgen." Ich sah auf den Tisch und bemühte mich mein Entsetzen zu verbergen. Wenn Star sich so entschieden hatte, musste ich das akzeptieren. Oder war es keine freiwillige Entscheidung? „Du willst das so?“ fragte ich nach. „Ja." Drei junge Typen kamen an unseren Tisch und pöbelten Star an. Wir interessierten uns beide nicht für sie. Anscheinend dachten sie, wir würden sie absichtlich ignorieren, um sie zu verärgern, denn einer von ihnen warf plötzlich unseren Tisch um, und fragte etwas ähnliches, wie ob sie sich für etwas Besseres halten würde, und nannte sie Schlampe. Eine ganze Reihe von Schimpfwörtern prasselten auf Star hernieder. Sie gab mir ein Zeichen, das wir woanders hingehen sollten. Ich erhob mich von meinem Stuhl, und die Jungs ballten die Fäuste. Sie dachten wohl, ich wäre aufgestanden, um mich mit ihnen zu prügeln. Manche Leute begriffen einfach nicht, das sie anderen völlig egal waren. Egal, wie sehr sie sich auf die Brust klopften. Star sah mich an und seufzte, ich verstand. Wir nutzten unsere Geschwindigkeit und sprangen über die Dächer auf den Wald zu. Auf dem Dach des letzten Hauses vorm Waldrand ließen wir uns nieder. Hier in der Nähe wohnte auch Naruto und ich hielt unwillkürlich Ausschau, ob ich irgendetwas von ihm sehen würde. Star lachte leise. „Du solltest zurück gehen. Was geschehen ist ist geschehen, du hättest es nicht verhindern können. Er wird dich jetzt brauchen." „Da bin ich nicht so sicher“, brummte ich nur. „Außerdem hat mich seine Mutter rausgeworfen." „Als ob dich das abhalten würde. Erzähl mir keine Ausreden. Oder redest du dir selber Schuldgefühle ein? Das ist erbärmlich, Kiba. Wenn ich etwas nicht leiden kann, dann Leute die in Selbstmitleid baden." Ich schwieg. Sie hatte ja recht. Auf der einen Seite wünschte ich mir für Naruto ein normales Leben, auf der anderen Seite wusste ich aber auch, dass das nie mehr möglich sein würde. Also wem wollte ich etwas vormachen? „Ich glaube, das Gespräch mit seiner Mutter ist mir doch näher gegangen als gedacht“, sagte ich deshalb nur. Langsam ging die Sonne auf. Der Himmel leuchtete so rot, als stünde er in Flammen. „Auch sie wird akzeptieren müssen, das Naruto nicht zurückkann“, meinte sie nur. „Hm, sie will, das er seine Schule zu Ende macht, und sie akzeptiert auch nicht unsere Gefühle füreinander“, erklärte ich. „Aber es scheint ihr vollkommen egal zu sein, dass er ein Vampir ist." „Sie verdrängt es. Darum will sie, dass alles so bleibt wie bisher." „So habe ich das noch gar nicht gesehen. Sie hat sich betrunken. Mir erzählt, sie wären oft umgezogen, damit er nicht von anderen Vampiren gefunden wird. Sie ist noch nicht mal hochgegangen um nach ihm zu sehen." „Sie wird denken, sie habe versagt und sich genauso heftige Selbstvorwürfe machen wie du sie dir machst. Vielleicht kann sie ihm im Moment einfach nicht in die Augen sehen. Und es ist leicht, die Schuld anderen zu geben, dir zum Beispiel, Kiba. Aber du solltest dir diese Schuhe nicht anziehen, sie werden nicht passen." Ich drehte mich zu Star um. „Was wird jetzt passieren?“ „Jeder Vampir dem Unrecht widerfahren ist oder der sich bedroht fühlt, wird kommen und Schutz suchen“, murmelte sie vor sich hin. Ich drehte mich ganz um. „War das auch bei Laddy so?“ „Laddy konnte keinem helfen. Fremde Vampire die in Davids Jagdgebiet eindrangen wurden von ihm getötet, du weißt es doch. Sie kamen erst gar nicht in Laddys Nähe." Sie zögerte. „Er hat darunter gelitten." „Aber, er war – ich meine – ist doch stärker als David, oder?“ „Sicher, aber wenn er ihn getötet hätte, was hätte das geändert? Darum war er ja so froh, als er einen Blutsverwandten fand. Es war Laddy, der David auf dich und Naruto aufmerksam machte." Ich spürte wieder Zorn in mir aufsteigen. „Also hat er das geplant? Was wenn etwas schiefgegangen wäre? Die hätten mich fast umgebracht." Sie schüttelte den Kopf. „Dazu wäre es nicht gekommen. Du verstehst es einfach nicht, Kiba. Aber das ist auch nicht nötig. Geh zurück, er braucht dich." Sie stand auf, klopfte sich den Schmutz von dem altmodischen Kleid und lief Richtung Wald. „Leb wohl, Kiba." Ich sah ihr nach und hatte das unangenehme Gefühl, sie nie wieder zu sehen. Aber sie hatte recht. Wir konnten nur nach vorne gehen. Ich war mir nicht sicher, ob Naruto mich wirklich brauchte, aber ich musste zurück. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)