Gefunden von sproutet-moon (Rom x Germania) ================================================================================ Kapitel 3: Geschieden --------------------- Wir gingen nicht zurueck nach Rom. Jedenfalls nicht sofort. Es dauerte Wochen bis wir mehr erfuhren. Die Zeit verging zuegig und mit meinem kleinen Schuetzling nur umso mehr. Ich verbrachte jeden Moment mit ihm. Allein aus der Gefahr heraus ihn unbeschuetzt zu lassen. Er schien zu lernen und sich an die Umgebung zu gewoehnen. Sprechen tat er noch immer nicht, doch verstehen tat er mehr und mehr. Es war eine seltsame Entwicklung. Waehrend er mit mir wuch, schien er den Rest seines Umfeldes komplet zu ignorieren. Er hoerte nur auf mich, sah nur mich und liess sich nur von mir beruehren. Es machte mir ein wenig Sorgen, dann fuer seine Zukunft war es nicht gerade foerderlich, aber im geheimen war ich stolz. Er war etwas was nur mir gehoerte. Er gehoerte nur mir. Auch wenn sich das so gesagt seltsam anhoerte. Germania schlief weiterhin neben mir und ich nahm ihn mit auf die Streifzuege und Auftraege. Seit kurzem begann ich ihn auch zu unterrichten. Abends im Zelt unter dem schwachen Schein der Kerze las ich ihm aus Buechern vor oder zeigte ihm, wie man ein Schwert hielt. Waffentechnisch war er nicht mal untalentiert. Doch am meisten liebte er mein Retorikbuch und verlangte mit stummen, bittenden Augen immer wieder etwas davon zu hoeren. Er war immer noch ein Kind. Manchmal befuerchtete ich, ihm nicht das geben zu koennen was er verloren hatte. Aber er schlug sich tapfer in der fuer ihn neuen Welt. Er ordnete sich so unauffaellig und leise in meinen Alltag, dass er schnell Teil meines Lebens wurde und ich mich an ihn gewoehnte. Jedoch behielt ich im Sinn, dass das alles nur voruebergehend war. Deshalb wusste ich gleich den Grund als Legat Fabian mich Wochen spaeter zu sich rief. Germania spielte gerade mit meinen Dolchen und so entschloss ich mich allein zu gehen. "Bleib schoen hier. Ich komme gleich wieder." Die blauen Augen sahen mich aufmerksam anund ich wusste, dass er verstanden hatte. Laechelnd taetschelte ich seinen blonden Schopf. "Guter Junge." Fabian wartete bereits auf mich. Diesesmal war er nicht am arbeiten, sondern hatte ein praechtiges Mahl vor sich. Ich stand in einigem Abstand und sah ihm zu, wie er gebratenes Fleisch und saftige Fruechte verspeiste. Mit dem letzten Bissen und einem Tuch fuer den beschmutzten Mund wandt er sich dann endlich an mich. Ungedult hatte bereits ihren Weg in meine Gedanken gefunden und ich machte mir Sorgen um meinen kleinen Findling. "Ihr habt mich herbefohlen?" Mit einem Brief winkend bequemte er sich aus seinem Stuhl und kam zu mir. In Momenten wie diesem sah man ihm sein Alter deutlich an und ich konnte es als Zeichen des Vertrauens sehen, dass er mich in seine Naehe liess. Fabian drueckte mir ein Stueck Pergament in die Hand. "Der Brief ist heute Morgen aus Rom gekommen." Ich begann zu lesen. "Der Senat hat die Aunfrage auf deinen Germanenjungen befuerwortet." Die formalen Worte und die Unterschrift am Ende bestaetigten seine Worte. "Das ist grossartig", erfreut blickte ich auf und sah erstaund, dass auch er laechelte. "Und noch etwas." Ein zweites Schreiben wurde mir ueberreicht. Meine Miene entglitt fuer einen Moment. "Ich werde in Rom gebraucht. Die Aufstaende greifen ueber. Doch das Lager bleibt. Nevio wird fuer mich einspringen. Hier draussen in der Wildnis kann man nicht viel erreichen, deshalb moechte ich, dass du mit mir mitkommst." "Ich?" "Du hast viel Potential und ich wuerde dich gern als meine rechte Hand bei mir haben." "Wann planen sie aufzubrechen?" "Morgen in der Fruehe." "Morgen schon!" Die grauen Augen blickten mich eindringlich an. "Denkst du an den Jungen? Fuer ihn wurde gesorgt. Du solltest jetzt an deine Zukunft denken. Der Germane ist nicht mehr dein Problem." Ich wollte protestieren, doch biss nur still die Zaehne zusammen. Er hatte recht. Auch wenn ich es lieber anders sehen wuerde. Dies war die Gelegenheit meiner Karriere. "Natuerlich, ich werde bereit sein." "Gut, enttaeusch mich nicht." Auf dem Weg hinaus hielt ich inne. "Wann wird Germania nach Rom gebracht und welche Schule wurde fuer ihn gewaehlt?" "Wer?" "Der Junge." "Oh. In drei Tagen wird er mit einem Boten von hier aufbrechen. Dort wird er die 'Miliscola' besuchen. Einer der Besten Militaersschulen in Rom. Wie ich sagte, fuer ihn wurde gesorgt." "In drei Tagen?" "Gibt es ein Problem?" "Nein, natuerlich nicht", antwortete ich schnell. Ich wuerde einfach Aulus bitten auf Germania acht zu geben, wenn ich ging. Jetzt hatte ich es umso eiliger zu meinem Quartier zu kommen. Ich hoffte der Blonde verstand was auf ihn zukam. Wo er doch so an mir hing. Wie wuerde er auf die Trennung reagieren? Aber Fabian hatte recht. Ich durfte mich nicht zu sehr an Germania binden. Ich hatte meine eigenen Ziele und mich schon viel zu sehr an ihn gewoehnt. Trotzdem machte sich ein Gefuehl der Erwartung in mir breit als ich mich dem Zelt naeherte. Ich stellte mir vor wie er mich ansah und ich in seiner ruhigen Miene Freude lesen konnte. Die Stille in die mein Zelt gehuellt war, verwunderte mich nicht. Germania war ja nie wirklich laut. Doch das stumpfe Stoehnen was folgte, weckte eine dunkle Vorahnung in mir. "Verdammt!" So schnell ich konnte, stuermte ich ins Innere... und erstarrte. Germania war da, aber vor ihm lag eine blutige Gestalt. Leblos hielt die Hand des Toten ein Schwert und voll Entsetzen erkannte ich das eingebildete Gesicht des Kommandenten Nevio. Blut lief aus seinem Bauch und tropfte von der Klinge meines Dolches den Germania noch immer hielt. Erst jetzt wandt ich meinen Blick zu dem Blonden. Das erste Mal sah ich in seinen Augen Entsetzen und Furcht. Als er mich sah, liess er die Waffe fallen und stuermte an dem Toten vorbei in meine Arme. Ich nahm ihn hoch und drueckte den zitternden Koerper fest an mich. Es war wie an dem Tag als ich ihn fand. "Was ist passiert?", fragte ich atemlos und versuchte den Kleinen zu beruhigen. Ploetzlich fuehlte ich etwas feuchtes an seinem Ruecken. Ich hob die Hand und erschrack bei dem roten Schimmer. "Du bist verwundet!" Auf einmal konnte ich mir vorstellen was passiert war. Warum hatte ich Germania nur allein gelassen? Ich wusste doch, dass Nevio ihn hasste. Aber wie im Himmel hatte der Kleine es geschafft dem zu entkommen? Konnte ich meinen Augen trauen? Hatte er den Mann erstochen der ihm sein Leben nehmen wollte? Die Plane schwang beiseite und wieder einmal ueberraschte uns Aulus. Er keuchte erschrocken als er den Kommandanten sah. "Was...? Rom, was ist passiert?" Mein Gehirn arbeitete hart. Die Wahrheit durfte nicht rauskommen. Das waere Germanias Tot. Selbst wenn er aus Selbstschutz gehandelt hatte. "Lagerkommandant Nevio hat versucht Dokumente zu stehlen, die allein unter Legat Fabians und meiner Aufsicht standen. Der Verraeter wurde gestoppt. Geh und berichte es", befahl ich im harten Ton. Aulus zuckte zusammen und machte das er raus kam. Mit dem verletzten Jungen auf dem Arm lief ich schnell zum Sanitaetszelt. Dem Soldaten ordnete ich an sich um Nevios Leiche zu kuemmern und als wir allein waren, behandelte ich meinen Schuetzling. Der Schnitt auf seinem Ruecken war nicht lebensgefaehrlich tief, aber blutete stark. Verbissen desinfizierte und verband ich ihn. "Tut mir leid, Kleiner." Als ich fertig war nahm ich ihn auf meinen Schoss und strich sanft ueber den verletzten Ruecken. Der blonde Schopf lehnte sich leicht gegen meine Brust. In dieser Position des Vertrauens erzaehlte ich ihm moeglichst einfach, was mit ihm passieren wuerde. Waehrend ich redete klammerte er sich mit jedem Wort fester an mich und fuer eine ganze Weile sah er nicht auf. Aber er nickte zaghaft als ich geendet hatte. Fabian nahm die Nachricht ueber Nevios Tod gut auf. Er stuerzte nur die Lippen und ernannte einen anderen Lagerkommandenten. An den Plaenen aenderte sich nichts. Die letzte Nacht verlief ruhig doch fuer mich schlaflos. Meine Gedanken sponnen Netze in denen sich mein Verstand verfing. Im dunkeln spuerte ich irgendwann wie Germania neben mir in meine Arme rutschte und sein kleines Koepfchen gegen meine Brust drueckte. Ich fragte mich, wie es aussehen wuerde wenn er trauerte. Der Morgen kam zu frueh und ohne viel Ruhe gehabt zu haben traf ich die noetigen Reisevorbereitungen. Der Blonde stand die ganze Zeit neben mir und sah meinem beschaeftigen Tun zu. Aulus hatte am gestrigen Tag schon zugesagt und versprochen gut auf Germania aufzupassen. Er uebernahm den Kleinen als ich mich mit Fabian und ein paar anderen seiner Maenner als Eskorte, zum Aufbruch bereitmachte. Ein letztes Mal kniete ich vor dem Blonden und strich ueber sein schoenes Haar. Fest blickte ich in die blauen Augen. "Du wirst es gut haben in Rom. Streng dich an und gib dein Bestes. Eines Tages komme ich und hole dich. Bis dahin musst du stark werden." Germania nickte und ich drehte mich um. Als ich fast schon zu meinem Pferd geschritten war, hoerte ich das erste Mal seine Stimme. "Rom!" Ein helles, klares Rufen in dem eine Menge schwerer Gefuehle gemischt war. Er rannte auf mich zu und stolperte in meine Arme. Ich spuerte seinen Atem an meinem Hals und das Klopfen des Kleinen Herzens. Noch lange blickte er mir nach als ich dann davonritt. Dieses Bild von dem Kind mit den goldenen Haaren was allein auf dem Waldweg stand und mir nachsah, brannte sich tief in meine Erinnerung und spukte noch Jahre in meinen Traeumen. Als der roemische Mann sich entfernte und der Junge allein zurueckblieb, konnte man etwas aus dem Kindergesicht verschwinden sehen. Die kleine Hand drueckte sich ans schwer schlagende Herz und im Kopf wiederholte der Blonde das Versprechen welches Er ihm gegeben hatte. "Eines Tages komme ich und hole dich." Traenen liefen lautlos ueber die blassen Wangen. Dies war das erste Mal, das der Junge weinte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)