Mikado von Hotepneith (Von Verwechslungen, Irrtümern und sonstigen Fehlern) ================================================================================ Kapitel 32: Machi ----------------- Inu Yasha betrachtete ein wenig erstaunt die Mauern der Hauptstadt, als sie mit den Drachen zur Landung weit vor den Toren ansetzten. So eine große Stadt hatte er noch nie gesehen, ja, immer Shuto für riesig gehalten, aber damals war er ja auch noch ein kleines Kind gewesen, als er durch die Hauptstadt Teiens gehen durfte. Vom Todeswald aus hatte er kaum mehr etwas entdecken können außer den ihn abweisenden Mauern. Der Grund für die verfrühte Landung war klar: vor den Toren der Hauptstadt lagerte das Heer an Dämonenkriegern, die inzwischen hier eingetroffen waren. Da der Inu no Taishou und Sesshoumaru aus den Sätteln sprangen, tat dies auch der Halbdämon. Er versuchte sich an dem Shogun zu orientieren, was jetzt passieren sollte. Schließlich wollte er sich nicht blamieren – und auch eigenartigerweise den so fremden Vater und seinen Halbbruder und Kampfpartner nicht. Da dieser schräg rechts hinter ihrem Vater blieb, drei Schritte jedoch zurück, hielt er sich auf der gleichen Höhe, wenn auch links., Das würde schon richtig sein. Die Krieger hatten sie bemerkt und sprangen auf, bildeten eine breite Gasse, um die Drei durchzulassen. Als die Dämonen allerdings alle fast zeitgleich die Schwerter zogen, fasste Inu Yasha unwillkürlich nach Tessaiga. Ohne den Kopf zu wenden,, erklärte der Mikado gelassen: „Es ist eine Ehrenbezeugung für mich als Heerführer.“ Er hatte es bemerkt ohne sich umzusehen? Oder hatte er früher das auch nicht gewusst? Zum ersten Mal erkannte der Halbdämon dass er selbst wirklich gar nichts wusste – nichts über seinen Vater, nichts über den Mikado an sich, nichts über seinen Halbbruder, auch, wenn er inzwischen dessen Kampfstrategie kannte. Und was ein Fürst so machte, wusste er auch nicht. Dabei, wenn er das richtig verstanden hatte, sollte er doch der neue Fürst von Teien werden. Nun ja, das hatte immerhin den Vorteil, dass er in Shuto wäre, Kagome besuchen könnte und wohl auch Sango und Miroku samt Shippou ein neues Zuhause bieten konnte. Das wäre doch wenigstens schon etwas. Dieses kleine Menschenmädchen, Rin, würde vermutlich zurück zu Sesshoumaru gehen sollen. Was auch immer der mit ihr tun wollte. Angst hatte die Kleine definitiv nicht vor ihm, aber der schien sowieso etwas anders zu sein als er wirkte. Es war ein eigenartiges Gefühl, so zwischen den schweigenden Kriegern zu gehen, die alle die Klingen flach an die Brust haltend den Kopf vor seinem Vater neigten, dann Sesshoumaru und ihn vor allem anstarrten. Hatten die noch nie einen Halbdämon gesehen? Das mochte durchaus ein Grund sein, und natürlich die Sache im Tal der Stufen. Ha, dachte er, plötzlich zufrieden. Er wurde anerkannt. Aus eigenem Recht, aus eigener Fähigkeit, nicht nur, weil er hier hinter Vater und neben seinem Bruder herlief. Aber dann betrachtete er neugierig die Stadtmauern, das Tor, Dämonenkrieger, die eilig die Straße vor ihnen freimachten. Solch ein bunt gemischtes Gedränge aus Menschen und Dämonen hatte er nie zuvor gesehen, höchstens in seiner Kindheit, aber das waren nur mehr flüchtige Erinnerungen aus grauer Vorzeit. Klarer war sein Gedächtnis nur im Todeswald. Selbst Mama war unter den Ereignissen der letzten Wochen immer mehr zu einem Schemen geworden. Im Wald hatte er sich noch besser an sie erinnert, jetzt schien sie ihm zu entweichen. War das normal? Aber er konnte schlecht Sesshoumaru fragen, wie der das mit seiner Mutter sah, eher noch Kagome. Aber deren Mutter lebte ja auch noch. Er bemerkte, dass der Inu no Taishou kurz im Schritt innehielt, dann jedoch weiterging, als sei nichts gewesen, und auch Sesshoumaru sich kurz anspannte. Was war los? Oh. Ein großer Platz lag vor ihnen und das dort war wohl der Palast des Mikado. Eine Menge Dämonen standen herum, auch Menschen entdeckte er dann, Krieger und offenbar Angestellte. Aber der Blick legte sich eindeutig auf die einsame Gestalt vor dem großen Portal: eine Hundedämonin in kostbarem Kleid, eine weiße Boa über den Schultern. Im Näherkommen erkannte Inu Yasha, dass sie ihn fast neugierig musterte, soweit man das von einer Dämonin behaupten konnte, dann jedoch wieder seinen Halbbruder und Vater ansah. War das etwa die Frau, die Vater wiederbelebt hatte? Seine Stief..nein, Sesshoumarus Mutter? Naja, sie trug den gleichen Sichelmond wie dieser auf der Stirn. Sie neigte den Kopf, als das Trio bei ihr war, eindeutig nur vor dem Inu no Taishou, ehe sie höflich sagte: „Ich bin erfreut, euch alle wohlbehalten zu sehen.“ Dabei glitt ihr Blick an dem Mikado vorbei zu ihrem Sohn, der die ungewohnte mütterliche Besorgnis ein wenig erstaunt zur Kenntnis nahm. Hielt sie ihn für so schwach geworden? Oder sah er so schlimm aus? Nun ja, seine Boa hatte etwas abbekommen und auch die Rüstung, das gab er zu. „Danke, meine Teure,“ erwiderte der Inu no Taishou derweil: „Ehe wir hineingehen möchte ich dir noch Inu Yasha vorstellen, den designierten Fürsten von Teien, meinen zweiten Sohn.“ Sowohl Sesshoumaru als auch seine Mutter atmeten auf, ohne es zu zeigen. Dieser Titel, diese Anrede vor allen Zuhörern – nein, der Bastard sollte erst einmal nicht der Thronfolger werden, das war ganz klar. Nicht, dass sich das nicht noch ändern könnte, aber dazu müsste der Shogun wohl einen schweren Fehler begehen – unwahrscheinlich. Inu Yasha seufzte dagegen um ein Haar zu laut. Fürst. Also sollte er das wirklich machen? In einem Schloss rumsitzen und seinen Namen schreiben? Das würde vor allem auch bedeuten, das er erneut Lesen und Schreiben lernen müsste. Freilich hatte er das einmal gelernt, aber das war lange her und er konnte sich kaum daran erinnern. Das wäre vermutlich ziemlich blamabel. Ob ihm Miroku da helfen könnte oder auch Kagome? Sie würden ihn doch nicht auslachen. Er folgte dessen ungeachtet der Hundefamilie in das Schloss. Dort sagte der Mikado: „Myouga, zeige Inu Yasha doch seine Zimmer. Ich denke, die leerstehenden neben Sesshoumaru müssten passen.“ Der kleine Floh, der mit seinem wiederbelebten Herrn aus dem Kaidan no Tani auf die Suche nach dessen beiden Söhnen gegangen war, ohne sich zu zeigen, sprang sofort aus dessen Fellteilen: „Folgt mir, Inu Yasha-sama.“ Der gehorchte ein wenig resignierend, aber in der Erkenntnis, dass er sich vor seiner neu gewonnenen Familie vermutlich erheblich blamieren würde, würde er seine Bedenken, Fürst von Teien zu werden, wiederholen. Der Inu no Taishou blickte seine ehemalige Gemahlin an, die sich erneut ein wenig verneigte, ehe sie die unausgesprochene Frage beantwortete: „Wenn Ihr es gestattet, oyakata-sama, würde ich gern mit meinem Sohn sprechen, ehe ich mich auf eine Wanderung durch die Lande begebe. Ich habe sehr viel sehr lange nicht gesehen.“ „Wie du wünschst, meine Teure,“ erwiderte er. Sie hatte Jahrhunderte in einem Schloss verbracht, und sie hatte sein Wort, dass sie gehen könne, wohin sie wolle. So fand sich Sesshoumaru Minuten später allein mit seiner Mutter in seinem privaten Zimmer, nachdem ihm ein etwas geknickt wirkender Jaken geholfen hatte die Rüstung abzunehmen und damit, wohl zu dem Schmied, verschwunden war. Der Shogun trat hinter einen Paravent und zog sich schweigend um, während sie ebenso gelassen wartete. Erst, als er in weißer Kleidung, mit rot bestickt, wieder vortrat, meinte sie: „Ich bin erfreut, dass du das Höllenschwert zurückgewinnen konntest. Selbstverständlich war nichts anderes von dir zu erwarten. War der Bastard nur lästig oder auch nützlich?“ „Nützlich,“ gab er ehrlich zu. Warum nur störte es ihn plötzlich, dass sie von „Bastard“ sprach? Es stimmte doch und er tat es selbst, hatte es zumindest gegenüber Inu Yasha selbst getan. Nicht gegenüber Vater, das erforderte doch der Respekt. „Er trägt Tessaiga und das Juwel von Teien. Beide haben ihn als Herrn anerkannt. Natürlich wirst du einen Kampf gewinnen, aber es wird nicht einfach.“ „Inu Yasha will nicht die Macht. Nicht einmal das Höllenschwert.“ „Und das hast du ihm geglaubt? Ich hätte nicht gedacht, dass du solch ein Narr bist. Nun gut, tue so, als würdest du dich mit ihm anfreunden, damit du ihn überwachen kannst. Man sollte seine Freunde immer nahe bei sich haben – seine Feinde aber noch näher.“ „Ja, verehrte Mutter.“ Wenn er Vater richtig einschätzte, würde den es zum einen freuen, dass sich seine Söhne verstanden, zum anderen war es durchaus ein weiser Rat, den sie ihm da gab. Er wusste nichts von dem Halbblut, außer, dass der Vaters Sohn war, stur und ein hartnäckiger Kämpfer, ein wenig unerfahren, ja, naiv, was wohl an der Verbannung in den Wald lag. Aber was würde passieren, wenn er von der Macht eines Fürsten erfuhr, von der des Mikado? Was steckte in dem Jungen? Loyalität oder Gefahr? Allein mit Tessaiga und jetzt auch noch mit dem Juwel war er schwer zu besiegen, das war wahr. Die ehemalige Kaiserin nickte ein wenig: „Ich werde gehen, Sesshoumaru.“ Das war der Abschied, wie sie beide wussten, für einige Jahre. Nur kurz darauf kam der Inu no Taishou. Er hatte sich umgezogen, trug nun einen dunkelblauen, bodenlangen, seidenbestickten Kimono. Das Höllenschwert lag in seinem Arbeitszimmer, jetzt wieder vollkommen ruhig. Der Geist darin hatte nicht einmal mehr versucht den Mikado zu übernehmen. Er wusste, wann er verloren hatte, und, dass er von Glück sagen konnte, dass ihn diese beiden Hundebengel nicht wirklich zurück in die Hölle verbannt hatten. Sie waren knapp davor gewesen. Das wäre ein wahrlich heißer Willkomm geworden. „Du bist allein?“ Eine überflüssige Frage, das sah er doch. Aber der Shogun verstand, was nicht ausgesprochen wurde: „Ja, meine Mutter ist abgereist.“ „Sie wird ihre Freiheit genießen. - Du hast dich bereits erholt.“ Darin lag keine Frage: „Dann werden wir gemeinsam morgen Heerschau halten und dabei Inu Yasha feierlich als meinen zweiten Sohn vorstellen. Danach erfolgt die Ernennung zum Fürsten. Oder hast du einen Einwand?“ „Nein, verehrter Vater.“ „Wirklich nicht? Du warst mit ihm zusammen und ich schätze deine Meinung.“ „Danke.“ Sesshoumaru dachte noch einmal nach, erfreut, dass sein Urteil anscheinend wirklich Gehör finden würde. „Er weiß nichts darüber, wie man sich als Euer Sohn oder als Fürst benehmen soll, was er tun soll,“ wandte er dann ein: „Andererseits ist es sein Geburtsrecht.“ „Ja, ich wollte einstweilen Myouga mit ihm schicken, damit er sich einarbeiten kann. Er kennt ihn bereits, zumindest von einigen Tagen.“ „Und...ich?“ „Ich sagte dir zu, dass du der Regent bleibst und ich mich um die Fürsten kümmere. Nun habe ich einen zusätzlichen Grund, auch einmal länger in Teien vorbeizuschauen.“ Also blieb er der Shogun, der defacto Machthaber. Ein wenig beruhigte ihn diese nochmalige Bestätigung doch. Hatte es dieser Bastard...nun ja, sein Halbbruder wirklich durch seine bloße Existenz vermocht ihn zu verunsichern? „Erhole dich gut. Bis morgen.“ Mit einem letzten forschenden Blick auf seinen Sohn wandte sich der Inu no Taishou ab. Sesshoumaru zögerte ein wenig, ehe er doch sagte: „Verehrter Vater....“ Der Mikado drehte sich um: „Noch eine Frage?“ Ja, wie sollte er das fragen? Nie zuvor in seinem Leben war er dermaßen unsicher gewesen. Plötzlich musste er an Rins Lächeln denken. Sie sah ihn, nur ihn als Person, nie den Shogun, nie den Thronfolger, ja, nicht einmal einen Dämon. Ohne es richtig zu wollen platzte es aus ihm heraus: „Mögt...Ihr mich?“ Der Inu no Taishou war mehr als verwundert, eher fast erschrocken, das von seinem sonst so kalt und emotionslos wirkenden Sohn zu hören. Hatte er ihn etwa immer falsch eingeschätzt? Er hatte keine Ahnung von Welpenerziehung gehabt, als er ihn von seiner Mutter übernommen hatte – hatte er da etwa nicht nur einiges falsch gemacht? Dass er Fehler begehen würde, war ihm klar gewesen. Aber gleich solch einen? Wie sollte er jetzt reagieren? Sicher, natürlich....das war bestimmt die einfachste, wenn auch die richtigste Antwort. Aber irgendetwas sagte ihm, dass das nicht genügen würde. Da war Inu Yasha, das lebende Beispiel für eine Liebesbeziehung, und Sesshoumaru wusste sicher nur zu gut, dass er das Ergebnis einer Zweckheirat war. So machte er die drei Schritte zurück zu ihm: „Ja, mein Junge. Sehr.“ Er legte die Arme um ihn und zog ihn an sich – zum ersten Mal seit...Er wusste es nicht mehr. Wann hatte Sesshoumaru begonnen, sich dagegen zu wehren? Als er in den Unterricht musste? So lange schon? Der so mächtige Shogun genoss die Umarmung, wie er überrascht feststellte. Niemand hatte ihn je umarmt, doch, Vater, vor langer Zeit, dann war ihm selbst bewusst geworden, Mutter hatte ihm gesagt...Nein, er hatte es bloß geglaubt, dass die Zuneigung nur dem Thronfolger galt, der Perfektion, dem Lendenstolz...nie ihm selbst. Aber da waren auch die Erinnerungen an die Hand, die ihn streichelte, der mächtige Hundekörper, der mit ihm über die Wiesen getollt war. Nein, er hatte sich geirrt und stillschweigend genoss und erwiderte er die Umarmung. Armer Welpe, dachte der Inu no Taishou betroffen. Dass er das nicht früher bemerkt hatte? Aber er hatte eben angenommen, der Sohn käme nach der Mutter. Ein fataler Irrtum. Wie sehr mochte auch Inu Yasha unter seinem doppelten Waisentum gelitten haben, wenn derjenige das schon tat, der nur in der Theorie zwei Elternteile besaß. Da gab es viel gut zu machen. Fast zu viel. Aber ihm war ein zweites Leben geschenkt worden und in diesem Moment glaubte er zu verstehen warum und wofür. Er gab Sesshoumaru sofort frei, als er spürte, dass der sich aufrichten wollte. Der Shogun nahm es erleichtert zur Kenntnis. Zuneigung ohne Einschränkung – war es wirklich so einfach? Er musste daran denken, wie....ja, wie stolz Inu Yasha im Kampf gegen das Höllenschwert auf seine Freunde gewesen war, darauf, sie beschützen zu dürfen. War es das, was auch Vater bei ihm tat und er selbst hatte es nur nicht erkannt? Hatte es wirklich der Bastard....Vaters zweiter Sohn...eher gewusst als er? Der Mikado dachte einen Moment nach, ehe er sagte: „Ich will ehrlich sein. Da im Tal der Stufen, als Kato mit dem Höllenschwert verschwand und ich so gar nichts tun konnte, dachte ich für einen Moment, es ist alles aus. Aber als ich dich ihm hinterher schickte, habe ich dir mehr vertraut als jedem Gott, doch noch die Welt zu retten.“ Ein winziges Lächeln: „Ihr habt auch Inu Yasha vertraut, verehrter Vater.“ Aber in der Anrede lag nun irgendetwas anderes als noch vor wenigen Minuten, eine Wärme, die nie zuvor da gewesen war. „Ja,“ gab der Taishou zu: „Aber vor allem dir – dich kannte ich.“ Sesshoumaru wusste es nicht, aber er würde nie wieder so stolz auf sich sein, wie in dem Augenblick, als sein Vater ihm sagte, dass er ihm mehr als jedem Gott vertraut hatte, weil er ihn kannte. Inu Yasha sah sich ein wenig missmutig um: „Das ist dein Ernst, Myouga-jiji?“ „Ja. So lautet der Befehl des Mikado. Erholt Euch, Ihr habt morgen einen langen und anstrengenden Tag vor Euch. Ich werde Euch noch genau erzählen, was passieren wird.“ „Na schön.“ Der Halbdämon zog Tessaiga aus dem Gürtel und legte das Schwert neben das Lager, ehe er sich schlicht fallen ließ: „Dann erzähle mal.“ Eine halbe Stunde später bereute er das: „Oh nein, das soll ich mir alles merken?“ „So viel ist es auch wieder nicht,“ meinte der kleine Flohgeist unerwartet streng: „Bedenkt, dass Ihr Euren Vater und Euren Halbbruder bloßstellen würdet, wenn Ihr Euch nicht wie ein vornehmer Herr benehmt. Noch dazu vor dem Heer.“ „Ja, schon gut. Ich werde es versuchen.“ „Nicht versuchen, tun.“ Inu Yasha fuhr bei diesem Satz auf und sprang empor, ohne sich allerdings zu verneigen, wie es Myouga tat: „Vater....“ Nein, wie lautete das: „Verehrter Vater....“ Der Mikado, der noch immer ein wenig erschüttert von seinem Besuch bei seinem Ältesten war, winkte ab. „Geht es dir gut?“ „Ja, klar. Ich mag ein Halbdämon sein, aber ich bin nicht schwach.“ „Das wollte ich dir auch nicht unterstellen. Du hast es wohl im Kampf gegen das Höllenschwert und das Juwel bewiesen, wie auch im Tal der Stufen. Myouga, du kannst gehen.“ Er wartete, bis der Flohgeist verschwunden war: „Setz dich, Inu Yasha. Ich würde gern mehr von dir wissen, denn bald werden wir uns ja wieder für eine Weile trennen.“ Der Halbdämon gehorchte, ehe er damit begann, was ihm schon die ganze Zeit durch den Kopf gegangen war: „Ich....darf was fragen?“ „Natürlich.“ Kam jetzt etwa auch so eine emotionale Frage wie von Sesshoumaru, die er bei diesem wirklich nicht erwartet hatte? „Ihr....Ihr habt meine Mutter gern gehabt?“ „Ja, sehr.“ Also auch. Seine armen beiden Welpen....Er musste sich wirklich Zeit für sie nehmen. Und ehrlich sein: „Ich war sehr traurig, als sie spurlos verschwand. Und ich hatte keine Ahnung, wo ich sie suchen konnte. Myouga brauchte auch lange Jahre, ehe er darauf stieß, dass sie Prinzessin Izayoi von Teien gewesen war. Und, dass es dich gibt. - Erzähle mir doch von ihr, an was du ich noch erinnerst.....Und: darf ich den Arm um dich legen?“ Inu Yasha spürte,dass er rot wurde. Das hatte er nicht erwartet. Und wann hatte ihn das letzte Mal jemand umarmt? Kagome, ja, davor nur Mutter. Er ließ sich seitwärts sinken, spürte den Arm um sich, Fell an seinem Gesicht. Es war schön, gab er sich zu, auch, wenn er das nie laut sagen würde. „Ich wurde im Schloss in Shuto geboren,“ begann er: „Da war mein Onkel schon der Fürst. Ich wohnte bei Mama im Frauentrakt....“ Es wurde eine lange Nacht. Am folgenden Tag fand die große Heeresschau statt, bei der der Mikado Heer und Bevölkerung seinen zweiten Sohn vorstellte und diesen gleichzeitig als Fürst von Teien bekanntgab. Inu Yasha entledigte sich dieser Aufgabe mit einer Gelassenheit, die seinen Vater erfreute und seinen Halbbruder erstaunte. Allerdings, dachte der Shogun, sollte er sich wohl daran gewöhnen, dass das Halbblut nie das tat, was man erwartete. Bevor der nach Teien abreiste, sollte er sich mit ihm noch einmal unterhalten. Zum einen würde das Vater sicher freuen, zum anderen musste er herausfinden, wie sich der Junge zu ihm und seiner Thronfolge stellen wollte. So war Inu Yasha nur kurz allein, als er abends endlich Ruhe fand: „Ach, du....“ lautete seine Begrüßung denn auch. Als ob sie sich heute noch nicht lange genug gesehen hatten. Nun gut, nicht gerade viel miteinander geredet hatten sie. Sesshoumaru blieb stehen: „Du reist morgen schon ab?“ „Ja, klar. Was soll ich noch hier?“ Um die Macht kämpfen? Vater umschmeicheln? „Wer soll mit dir kämpfen üben?“ fragte er stattdessen ausweichend, unsicher, was er auf so eine direkte Frage antworten sollte, jedoch unfähig zu lügen. „Na, für das Höllenschwert hat es ja wohl gelangt,“ fauchte Inu Yasha prompt, ehe er etwas leiser hinzufügte: „Hättest du etwa mit mir üben wollen?“ Er sollte nicht immer davon ausgehen, dass das ein Mistkerl war. Er hatte seine Freunde gerettet, da war Rin.... „Ich muss arbeiten. Aber Vater will auch nach Teien gehen, wenn er alle Fürsten besucht.“ „Und...jetzt?“ Sesshoumaru war für einen Moment überrascht, ehe er verstand. Oh ja, das wäre in der Tat etwas, das ihm auch Befriedigung verschaffen würde. Seltsam, dass sie sich doch irgendwie ähnelten. „Komm.“ Zum stillen Vergnügen des Mikado dauerte die gemeinsame Übungseinheit seiner Söhne bis weit in den Morgen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)