Mikado von Hotepneith (Von Verwechslungen, Irrtümern und sonstigen Fehlern) ================================================================================ Kapitel 16: Überraschungen -------------------------- Anmerkung: Ich bemerkte erst bei diesem Kapitel, dass es nicht sonderlich schlau gewesen ist, die Provinz Shiroi zu nennen Inu Yasha ärgerte sich fürchterlich. Wie hatte er vergessen können, dass jede Spinne über ein Netz verfügte? Nun ja, fast jede und er kannte ja aus seinem Wald eigentlich nur die Miniaturausgaben der Tiere, keine Spinnendämonen. Das konnte noch verflixt ärgerlich werden. Hoffentlich ging es Kagome und den anderen Menschen gut. Mama, eine der letzten Erinnerungen, hatte von ihm verlangt, dass er immer gut zu Menschen sein sollte, sie beschützen und nie töten. „Weißt du,“, hatte sie gesagt: „Dein Vater war ein sehr mächtiger Dämon und ich bin sicher, auch du wirst eines Tages, wenn du groß bist, sehr stark werden. Dann hilf denen, die sich nicht selbst schützen können.“ Daran hatte er sich doch gehalten. Selbst im Todeswald, als er allein da gesessen hatte, hatte er zunächst nicht begriffen, warum statt seinem normalen Essen auf einmal lebende Tiere zu ihm geworfen wurden. Da war dann Miki gekommen, der Flohgeist, und hatte ihm erklärt, wie er diese Tiere töten musste, um selbst Essen zu haben. Zunächst hatte er ja gezögert, dann es aus Hunger vergeblich versucht, bis er schließlich einen Klauenangriff hinbekommen hatte. Tessaiga als noch so mächtige Klinge konnte diese Fäden anscheinend nicht zerschneiden. Nun ja, das Netz war so eng um ihn, dass er nicht ausholen konnte. Aber ein Klauenangriff...? Er zögerte nicht länger, als er menschliche Aufschreie in der Nacht hörte – und er durchaus Kagomes Stimme erkannte. Mit einem energischen Hieb seiner angespannten Linken zerriss er das klebrige Netz um sich und rannte dem Spinnendämon hinterher. „Kagome!“ Die flüchtenden Familien drängten sich hinter der Priesterschülerin zusammen., die einen Pfeil in die Sehne gelegt hatte und den Dämon fixierte: „Noch einen Schritt näher, du hässlicher Vogel, und du wirst wissen, wohin Dämonen nach ihren Tod kommen.“ Gleichzeitig konnte sie in ihrem Magen Kälte fühlen. Wenn diese Spinne hier war – was war mit Inu Yasha? Trotz seiner großen Klappe und Tessaiga – er hatte doch gerade erst gelernt mit dem Schwert umzugehen. Schön, er hatte diesen Drachen geschlagen, aber...Ja, aber. Sie machte sich schreckliche Sorgen um ihn. „Du kommst jedenfalls in meinen Magen, wie auch die anderen, Kleine. Mein Kind magst du geschafft haben, aber mich wird dein Pfeil nicht umbringen. Ja, ein wenig Schmerzen verursachen, vielleicht, aber...“ Kagome hatte losgelassen. Der riesige Spinnendämon zuckte unwillkürlich zusammen,, aber er hatte nicht gelogen. Es schmerzte, aber brachte ihn nicht um. Stattdessen wurde er wütend: „So, das war es jetzt. Ich werde dich zu deinem Freund bringen – und euch später gemeinsam verspeisen.“ Inu Yasha! Sie konnte es fast nicht glauben. Er hatte doch dieses Riesenreptil besiegt – sollte er jetzt an einer Spinne scheitern? Aber, wo war er? Egal. Sie musste die Menschen hinter sich schützen. So legte sie erneut an. War da nicht ein Ruf nach ihr gewesen? Sie wollte schon seinen Namen schreien, als ihr einfiel, dass das wohl ungeschickt gewesen wäre. Noch galt er als Ungeheuer aus dem Todeswald, noch wurde er gesucht und nicht nur der Shogun war hinter ihm her. Er sprang heran, erleichtert, sie gesund vorzufinden: „Keh! - Bring die Menschen hier weg. Der Mistkerl ist fällig.“ Sie warf einen raschen Blick auf seine Haare, die mit irgendetwas behangen waren, das sie nicht identifizieren konnte oder auch nur wollte: „Ja. - Kommt.“ Sie rannte los, in die Nacht, und die verängstigten Familien folgten ihr, nur zu froh, der Nähe der Spinne entkommen zu können. Erst, als sie außer Atem war, blieb sie stehen. Der Wald hatte einige Kratzer bei ihr verursacht, die Dunkelheit war nicht für Menschen geschaffen. Keuchend blickte sie sich um: „Sind alle da?“ „Ja,“ kam die Bestätigung von irgendwo neben ihr, kaum besser bei Luft: „Aber er..ich meine, der Inu Gami...?“ „Er wird sicher...gleich kommen.“ Sie rang noch immer nach Atem: „Da!“ Irgendwo hinter sich hatte sie etwas wie gleißendes Licht aufflammen sehen und eine fremdartige Magie gespürt. Hoffentlich war das auch wirklich Inu Yasha gewesen und nicht der unheimliche Spinnendämon. Sie bezweifelte nicht, dass der seine Worte wahr machen wollte, alle zu fressen. Etwas fiel ihr ein: „Da war Blut im Tempel. Hat er die Mönche auch...?“ „Ja, das erzählte er uns.“ Ein junges, weiß gekleidetes Mädchen, eher noch ein Kind, kam zu ihr: „Ich hoffte, als er alle von uns gefangen setzte, dass ich meinen Bannkreis errichten könnte, aber das war schwer. Nun ja, eigentlich ging es gar nicht. Eben wegen der Mönche. Sie hatten einen Abwehrzauber gesprochen, so dass man im Tempel keine dämonische Energie einsetzen kann. Zumindest nicht in vollem Ausmaß. Das wirkte selbst noch nach ihrem Tod. Auf diesen Spinnenpriester schien es jedoch keine Auswirkungen zu haben.“ Dann war es das also gewesen, das Inu Yasha so zugesetzt hatte. Dann sollte er jetzt beim Kampf außerhalb des heiligen Bezirkes keine Probleme haben. Aber, da war noch etwas anderes: „Du bist ein Dämon?“ Dazu sah die Kleine doch zu menschenähnlich aus. „Shiori ist ein Halbdämon,“ sagte ihre Mutter: „Eine der wenigen, die es gibt.“ „Meist ist sie uns ja unheimlich gewesen,“ gab einer der Männer zu: „Aber auf unserer Wanderung von Teien in die Provinz Shiroi war sie wirklich nützlich.“ „Was sollte sie euch auch schon tun.“ Kagome musste daran denken, dass ihr Freund lange Jahre eben wegen seines Halbdämon-seins eingesperrt gewesen war. Als Mensch hätte ihn sein Onkel nicht so einfach los gebracht, vielleicht nicht einmal los werden wollen. „Menschen fürchten, was sie nicht kennen,“ sagte Shioris Mutter leise: „Aber das wirst du wissen, Priesterin. Hast du je einen Halbdämon kennengelernt?“ „Ja,“ gab die Priesterschülerin zu, ohne zu erklären, dass sie noch in der Ausbildung war. Vielleicht würden ihr die Menschen sonst nicht vertrauen und das war wichtig für die weitere Flucht: „Er war eigentlich ein netter Kerl.“ „Wir...als wir hörten, dass Männer von Fürst Naraku nach Menschen suchen, beschlossen wir, also, unser gesamtes kleines Dorf zu fliehen. Einige blieben dann doch da. Ich weiß nicht, was aus ihnen wurde. Wir hofften, nach Shiroi zu gelangen, ehe sie uns einholten. Es ging auch alles gut, ehe wir diesen Tempel erreichten...“ „Ja, der Fürst von Shiroi soll recht nett sein,“ sagte Kagome, der nicht auffiel, dass sie in ihrer Sorge nur halbherzig redete. Wo blieb nur Inu Yasha? Aber da kam her herangesprungen: „Ah, da seid ihr ja. Alles klar?“ „Ja,“ bestätigten die Menschen und Kagome fuhr fort: „Du hast ihn...“ „Ja. Der wird niemanden mehr fressen. Seine komische Säure machte mir weniger aus, als er dachte.“ „Freu ich mich! - Das hier ist Shiori, ein Halbdämonenmädchen. Sie sagte, dass die Mönche in dem Tempel einen Schutz gegen Dämonenzauber eingebaut hatten. Vermutlich hast du auch darum beim ersten Mal Problem bekommen.“ „Na, möglich. Beim zweiten Mal jedenfalls nicht mehr, aber da waren wir ja auch draußen. Hallo, Shiori?“ Er wollte gerade sagen, dass er ebenfalls ein Halbdämon sei, als einer der Männer ihn unterbrach: „Wir danken Euch jedenfalls, mächtiger Inugami, dass Ihr uns gerettet habt. Ohne Euch hätte uns dieser Dämon sicher gefressen.“ „Vermutlich,“ sagte der Halbdämon offen: „Aber der ist jetzt weg. Und ich verstehe auch, warum er sich hier in die Wildnis zurückgezogen hatte: in zivilisierteren Gegenden wäre er sicher schon längst den Dämonenjägern im Auftrag des Mikados oder eines Fürsten zum Opfer gefallen. Er war durchgeknallt, aber nicht lebensmüde. Jetzt kommt, wir haben noch ein Stück vor uns, dann seid ihr in Shiroi.“ Er war froh, hatte er doch Mutters Wunsch entsprochen und wieder Menschen gerettet. Auf der langsamen und etwas mühsamen Wanderung durch den Bergwald in die Provinz Fürst Kishos, kam Shiori zu ihm: „Darf ich Euch etwas fragen, mächtiger Inugami?“ „Keh! Sag du. Und...“ Nein, seinen Namen sollte er wohl besser nicht erwähnen. Außerdem klang Hundegott auch einfach toll, viel besser, als Ungeheuer aus dem Todeswald. „Danke. Darf ich dir etwas schenken, als Dank, dass du Mutter und mich und alle gerettet hast?“ „Äh...ja...“ Er konnte sich nicht vorstellen, was das sein sollte, aber die junge Halbdämonin betrachtete sein Schwert. „Ja, das müsste gehen. Wenn der Tag anbricht, werde ich es dir zeigen.“ Sie hatte es immerhin geschafft, dass er neugierig wurde. Bei dem ersten Licht des Tages erreichte die Flüchtlingsgruppe offenes Land. „Sind wir in der Provinz Shiroi?“ erkundigte sich Kagome. „Ja.“ Der Halbdämon sah sich um: „Wenn ihr hier nach links geht, da, zu diesem Einschnitt in den Hügeln, müsstet ihr eine Straße erreichen, die euch nach Alau, der Hauptstadt von Shiroi, führt. Dann müsstet ihr eben Fürst Kisho sagen, was passiert ist. Der wird es dann schon dem Mikado melden.“ „Danke,“ sagte der Sprecher: „Oh, mächtiger Inu Gami.“ „Keh. - Was ist jetzt, Shiori?“ Das Halbdämonenmädchen kam zu ihm: „Zieh dein Schwert.....Danke. Weißt du, mein Vater war ein Fledermausdämon. Und sein Stamm verfügt über die Fähigkeit, einen Bannkreis zu erschaffen oder zu zerstören. Bei dem Tempel hat es nicht geklappt, da dies ein menschlicher, kein dämonischer Zauber war. Aber ich gebe deinem Schwert jetzt diese, meine, Fähigkeit. Und kein Bann, den ein Dämon sprach, wird dir widerstehen können. Ich bin sicher, dass dein Schwert das aufnehmen kann.“ „Ja, wird es schon. Es ist kein gewöhnliches Schwert.“ „Ich weiß,“ erklärte sie mit einem Lächeln, als sie die breit gewordene Klinge berührte: „Ein sehr mächtiges Schwert. Ich kann es spüren.“ Alle sahen etwas verwundert zu, sahen auch die prompte Wirkung. Die Klinge verfärbte sich leuchtend rot. „Äh, und jetzt?“ erkundigte sich Inu Yasha, als sie zurücktrat. „Immer, wenn den Schwert jetzt so rot schimmert, ist ein Bannkreis in der Nähe, den du zerstören kannst.“ „Klingt ungemein praktisch.“ „Danke, Shiori,“ meinte Kagome mit einem tadelnden Blick. Wirklich, Prinz und Erbe von Teien hin oder her, er benahm sich manchmal in der Tat so roh wie ein Ungeheuer aus dem Todeswald. Andererseits gab sie zu, dass der arme Kerl da bis auf einen Flohgeist weder Ausbildung noch Erziehung erhalten hatte und nun wohl von dem zehrte, was ihm seine Mutter noch beigebracht hatte: „Dann geht und beeilt euch von der Grenze wegzukommen!“ Das versprachen die Bauern und die Mutter der Halbdämonin, ehe sie weiter nach Westen wanderten. „Und wir gehen zurück in den Zauberwald?“ erkundigte sich Kagome: „Vielleicht ist eine Nachricht von Sango und Miroku gekommen.“ „Ja, klar. Außerdem ist der Zauberwald der einzige Ort, wo ich sicher bin. Nur, wenn der Mikado mir gar nicht helfen will oder auch kann.“ „Natürlich kann er, er ist doch der Kaiser!“ „Na, hoffentlich hast du Recht.....“ Inu Yasha verspürte wenig Lust, bis ans Ende seines Lebens auf der Flucht zu sein oder auch nur sich in dem Zauberwald zu verstecken: „Komm, gehen wir.“ Den Bericht der Bauern über einen Inu Gami, einen Hundegott in rot und weiß, der sie in dem Tempel vor dem Spinnendämon gerettet hatte, schickte Fürst Kisho von Shiroi mit einem Eilboten an den Mikado. Langsam war es ihm wirklich nicht mehr geheuer, was da alles in seinen Landen und darum passierte. So erstattete der Leiter des Nachrichtendienstes dem Kaiser persönlich Bericht. Der Shogun war noch immer nicht in der Hauptstadt zurück. „Wann hat dieser angebliche Hundegott die Menschen gerettet, Kouga?“ Der mächtigste Dämon des Reiches sah zu dem vor ihm Knieenden. So jung er war, so fähig war der Wolfsdämon auch. „Gestern Nacht, ließ Fürst Kisho ausrichten. Es war ein Eilbote.“ „Das wird mir langsam zu viel.“ „Ich verstehe, Herr. Aber trotz allem gelang es mir nicht, einen Hinweis darauf zu finden, dass Fürst Kisho Euch untreu sei.“ „Das nehme ich auch eigentlich nicht an. Aber ein Ungeheuer, das keiner finden kann und aus Teien entkam, ein Hundegott, den nie zuvor jemand sah und der im Grenzgebiet zwischen Teien und Shiroi Menschen rettet, und ein junger Mann, dem es gelang Tessaiga zu erhalten und es zu führen – auch er in rot gekleidet.“ „Und die wir alle Drei nicht finden können, ja, oyakata-sama.“ Kouga senkte den Kopf tiefer. Immerhin riskierte er ihn nicht, wenn er offen sprach: „Es gelingt uns auch nicht, einen Zusammenhang zwischen diesen Dreien zu finden, geschweige denn den Hintermann. Ich vermute ja schon, dass sich zumindest der Junge mit Tessaiga im Zauberwald versteckt. Man müsste dorthin einen Boten schicken oder Krieger.“ „Keine Krieger. Zwischen der Mutter des Waldes und mir gibt es ein Abkommen. Das beinhaltet auch, dass sie Wesen, die ihren Wald betreten, umbringen darf, muss, sogar, wenn diese mir feindlich gesinnt sind. Darum sollte dort keiner der Drei Zuflucht finden. - Wo ist eigentlich Fürst Naraku?“ „Er verließ gestern sein Stadtschloss und reiste zu Fürst Kato. Es geht um die Hochzeit von Yura und Akago.“ „Alles scheinbar in Ordnung, oder?“ „Ja, Herr. Ich habe allerdings noch immer äußerst fähige Menschen an der Buchprüfung der Provinzfürsten sitzen. Sie haben einige Spuren entdeckt, sie aber noch nicht bis zu ihrem Ursprüngen verfolgen können. Jemand war sehr raffiniert.“ „Doch Kato?“ Aber der Inu no Taishou hob die Hand: „Nein, sag nichts. Ich kenne die geistige Schwäche meines Schwagers. Aber er wäre der Einzige, bei dem auch die Dämonen und Menschen eine rechtliche Nachfolge erkennen können.“ „In der Tat, mein Herr. Ich werde zur Sicherheit einige meiner fähigsten Leute, darunter Ginkka, wenn Ihr Euch entsinnt, nach Nakamura schicken, um Fürst Kato unauffällig zu überprüfen. Er wäre auch der Einzige, der aus dem Tod des Kronprinzen gewinnen könnte.“ „Gut. Tue das. Und ich will in zwei Tagen Antwort haben.“ „Dann muss ich um Fluggenehmigung mit Reitdrachen bitten. Selbst für Wölfe liegt Nakamura vier Tage entfernt. Nicht für mich,“ ergänzte er stolz. Seit wenigen Wochen verfügte er über eine deutlich höhere Geschwindigkeit, nachdem sich zuerst seine Beine derart entzündet hatten, dass er tagelang das Krankenlager hüten musste. Das war allerdings dann abgeklungen und er hatte dafür an Tempo erheblich gewonnen. Seltsam, aber selbst der Hofheiler hatte nichts mehr finden können. „Ich erteile die Genehmigung. Allerdings wirst du dich selbst am Hofe Fürst Katos umsehen. Zwei Tage, Kouga.“ „Ja, Herr.“ Der Chef des Nachrichtendienstes erhob sich. Fürst Naraku befand sich im Moment nördlich von Nakamura, offiziell, um Fürstin Teikken und Prinzessin Abi sein Beileid zum vor wenigen Tagen erfolgten Tode Fürst Ryuichis auszusprechen. Natürlich ohne zu erwähnen, dass er diesen Zwischenfall veranlasst hatte. Die Fürstin war die wahre Herrin der Vögel und Ryuichis plötzlicher Tod veränderte die Lage nur insoweit, dass der seine Treue zum Mikado nicht ausleben durfte. Allerdings war der Herr von Teien etwas unangenehm überrascht, dass ihn nur Abi empfing. Sicher, sie war die Erbin, aber dennoch hatte er eigentlich einen protokollgerechten Empfang erwartet. Er ließ sich jedoch nichts anmerken und erklärte sein Beileid in höflichen Worten, ehe er sein Geschenk überreichte. Abi warf einen Blick auf die Diamanten, ehe sie den Beutel nachdenklich in der Hand wog. „Ich vermute nicht, Fürst, dass dies ein Kondolenzgeschenk ist.“ „Es ist ein Geschenk an Eure Mutter, teuerste Abi.“ „Und was wollt Ihr dafür? Meine Mutter empfängt derzeit keine Besucher. Das übernehme ich.“ „Ich zweifele nicht an Euren Fähigkeiten, teuerste Prinzessin,“ versicherte der Gast eilig: „Ich vermute ebenso, dass Eure verehrte Mutter ein wenig angeschlagen durch den Tod Eures Vaters ist. - Nun, ich habe ein gewisses Angebot. Der..hm..mächtige Mikado hat den Vögeln unter Eurer Herrschaft verboten, Menschen zu jagen, Blut zu trinken. Ich könnte mir vorstellen, dass diese Einschränkung auf Dauer ein wenig lästig sein könnte. Natürlich würde ich nie dem Kaiser widersprechen...“ Abi blickte erneut auf die Diamanten in der Hand: „Weiter.“ „Ebenso ist Euch bewusst, wie der Inu no Taishou seine Gemahlin in die Verbannung schickte, die Frau, der er die kaiserliche Macht verdankt.“ Und das war sicher ein Punkt, den ihm die Damen schwarz anrechneten, die Männer nur für Beiwerk hielten. „Danach hätte er eigentlich abdanken müssen – zugunsten Fürst Katos, der seine Ehefrau als Kaisertochter nach wie vor achtet und hochschätzt.“ „Ihr wollt also unsere Krieger für Fürst Kato? Plant er eine Rebellion? Nun, darüber werdet Ihr schweigen, aber...hm. Ich halte mich nicht für dumm, aber ich sehe nicht, worin für Euch der Vorteil liegt.“ „Fürst Katos Tochter Yura wird in wenigen Monaten meinen Sohn Akago heiraten. Es ist, nennen wir es, ein Familieninteresse, zumal sein Sohn Yari meine Tochter Kanna heiraten soll.“ „Ich verstehe. So oder so wäre eines Eurer Kinder auf der Vorstufe der Macht. Und Ihr besäßet mehr Einfluss. Dennoch, eine Rebellion gegen das Reich...“ „Nein, nicht gegen das Reich. Nur gegen den Inu no Taishou und noch mehr gegen seinen Sohn. Ihr habt Sesshoumaru sicher schon kennengelernt.“ „In der Tat.“ Der Ton verriet, dass dieses Treffen nicht nach dem Wunsch der Vogelprinzessin ausgefallen war. „Diese Diamanten und....?“ „Weitere. Ich vermute ja, dass Ihr Eure Vogelkrieger auch ausstatten müsst.“ „Und Kato weiß von Eurem Besuch hier?“ „Ja. Aber er ist momentan zu seinem Bedauern anderweitig beschäftigt. Darum sandte er mich.“ „Ich werde mich mit meiner Mutter besprechen. Sie ist die Fürstin.“ „Natürlich, teure Abi.“ Naraku verneigte sich, in der Sicherheit, die Vogelprinzessin würde ihrer Mutter zureden: „Bestellt Fürstin Teikken meine Empfehlungen. - Falls Ihr Interesse habt, würde Euch Fürst Kato in drei Tagen am Berg von Marano erwarten.“ „Nur mich?“ fragte Abi mit einem süffisanten Lächeln, als sie den Beutel mit den Diamanten schloss. „Es liegt in Eurem Belieben. Und dem Eurer verehrten Mutter, natürlich. - Ich werde jetzt zu Fürst Kato zurückkehren. Gewisse Hochzeitsvorbereitungen erwarten mich.“ Der Inu no Taishou war kaum überrascht, als sich ein Mensch namens Koi bei ihm melden ließ. Soweit er sich entsann, war dieser der Leiter der Arbeitsgruppe, die er und Kouga auf die Finanzen der Fürsten angesetzt hatten, um eine mögliche Verschwörung aufzudecken. Er winkte, als sich der an die Sechzig zählende Mann vor ihm verneigte: „Wichtige Neuigkeiten, nehme ich an.“ „Ja, oyakata-sama.“ „Dann dein Bericht.“ „Wir haben die Vermögenszustände aller Provinzfürsten und aller hohen Beamten überprüft, wie es Euer Wunsch war. Die meisten davon sind harmlos, übersichtlich und unverdächtig. Fürst Naraku von Teien hat dagegen mutmaßlich Einnahmen, die er bei der Steuer nicht angibt. Im letzten Jahr konnten wir einige finanzielle Transaktionen finden. Nicht viele, was jedoch bloß heißt, dass er entweder sehr raffiniert war oder tatsächlich nur einige wenige Fehler begangen hat. Einer meiner Mitarbeiter vermutet Schmuggel auf das Festland, dazu würde sich Teien anbieten. Es gibt jedoch keinen Beweis dafür. Ein anderer meiner Mitarbeiter entdeckte bei Fürst Kato in den letzten drei Monaten einige verdeckte Finanzaktionen. Sie wurden geradezu liebevoll über andere Provinzen geleitet, um schlussendlich wieder in Nakamura zu landen.“ „Nakamura ist eine Provinz mit vielen Schmieden und Metallvorkommen.“ „Ja. Und einige der so erarbeiteten Summen verschwanden.“ „Womöglicherweise in ein Heer?“ „Oyakata-sama, vergebt, aber wir sind Buchhalter. Wenn ich jedoch die Summe betrachte, wo wäre sie hoch genug, zwischen fünfhundert bis tausend Dämonen oder Menschen zu bezahlen.“ „Und dies wurde versteckt.“ „Ja.“ „Weitere Transaktionen anderer Fürsten?“ „Nichts zu finden, nun, was den üblichen Rand übersteigt. Niemand zahlt gern Steuern, oyakata-sama.“ „Danke. Du kannst gehen und auch deine Leute nach Hause schicken.“ Als er allein schien, sah er zu seiner Schulter: „Nun, Myouga?“ Der Flohgeist sprang aus seiner Boa hervor: „Naraku und Kato? Kato, mit Verlaub, Herr, halte ich für nicht in der Lage, eine Rebellion zu planen. Er ist zu offen, zu....voreilig dazu. Fürst Naraku wäre da schon anders, wie ich ihn einschätze.“ „Aber Kato wäre der Mann mit dem rechtlichen Vorwand.“ „Also steht wer anders hinter ihm und lenkt. Naraku will seine Kinder mit denen Katos verheiraten, aber das macht ihn nicht automatisch verdächtig.“ „Aber Naraku ist außer Kato der einzig andere Fürst, der seine Finanzen zumindest teilweise vertuscht. Er sucht familiäre Kontakte zu Kato.“ Der Inu no Taishou holte Atem: „Dazu tauchte auch Teien in letzter Zeit dauernd auf: das Ungeheuer aus dem Todeswald, das noch immer nicht gefunden wurde, der Junge mit Tessaiga, wobei weder der noch Toutousai gefunden wurden..“ „Äh, ja, Herr....“ Myouga brach der Schweiß aus. Immerhin hockte besagter Schmied noch immer in seinem Zimmer. „Und dazu kommt, dass auch noch ein Hundegott auftauchte, der Menschen rettet – was ich durchaus verstehe – aber ebenfalls rot und weiß beschrieben wird. Irgendetwas passiert in Teien und Shiroi und es behagt mir nicht, dass ich keine Ahnung habe, was. Apropos: Nachricht von Sesshoumaru?“ „Leider nein. Er trennte sich von seinen Kriegern, seither scheint er allein unterwegs zu sein.“ „Scheint! Mir wäre lieber, du sagte: er ist. Bedenke, auch Hakudoshi, der Erbe von Teien verschwand spurlos. Ich hoffe nicht, dass Sesshoumaru....“ Der Kaiser brach ab. „Nein, ich bitte Euch, Herr, er ist in der Lage auf sich aufzupassen,“ beteuerte der Flohgeist eifrig: „Und er hatte gegen den Jungen mit Tessaiga einmal Pech. Aber nun wird er sich gewiss nicht mehr überrumpeln lassen.“ „Ich hoffe, dass du Recht hast. - Nun, lass meine Generäle zum Kriegsrat zusammenkommen. Ich möchte mit den Elitetruppen....sagen wir, Manöver in Nakamura halten. Die Krieger, die zur Zeit nach dem Monster in Shiroi suchen, sollen mir ebenfalls folgen. Für den Fall, dass dort tatsächlich eine Rebellion stattfindet. - Myouga, sobald sich Sesshoumaru meldet, soll er mir folgen. Ich hoffe wirklich...Nun gut. Du übernimmst hier solange die Regentschaft. Jetzt erhole dich etwas. Ich werde dich noch einmal rufen, ehe ich abreise.“ Der kleine, so hilfreiche Floh, schien seit einigen Tagen nervös, ja, erschöpft zu sein. Nun, nicht verwunderlich. Auch er selbst wusste kaum, was seine Aufmerksamkeit am meisten verdiente. Und da war immer noch die aufgeschobene Suche nach seinem zweiten Sohn.... „Ja, Herr. Natürlich.“ Der kleine Flohgeist sprang hinaus um zu seinem eigenen Zimmer zu gelangen. In den weiten Gängen der Privatgemächer fiel plötzlich ein Schatten über ihn. Noch ehe er fliehen konnte, traf ihn eine Pfote schmerzhaft. Entsetzt an die Wand gelehnt, erkannte er eine dämonische Katze, die sich rasch vergrößerte, mit brennenden Pfoten und sehr großen Zähnen... „Oh nein...“ stammelte er. ** Der arme Myouga könnte eine ausgesprochen kurze Regentschaft haben. Das nächste Kapitel bringt denn auch: Strategien Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)