A past and a future secret von Galenhilwen (Krieg der Vampire) ================================================================================ Kapitel 10: Runde 2 eines alten Duells -------------------------------------- Die Sonne ging bereits langsam auf und tauchte die Landstraße in ein unwirkliches, fahles Licht. Die Farben der Umgebung schafften es noch nicht richtig, sich in ihrer vollen Fülle zu präsentieren, und doch zog sich die Schwärze der Nacht bereits kleinlaut zurück, um dem anbrechenden Tag seine Zeit zu lassen. Langsam schlurfte Sasori am Rand der Straße entlang. Tiefe Ringe gruben sich unter seinen Augen entlang, die immer wieder vor Müdigkeit und Erschöpfung zuzufallen drohten. Er hatte sich wirklich nicht vorgestellt, dass der Weg zurück in die Stadt zu Fuß eine solche Tortur sein würde. Er lief schon seit Stunden und hatte gerade einmal die Kuppe des Hügels erreicht, die er vor ein paar Stunden mehr noch mit seinem Mini qualvoll erklommen hatte. Er wischte sich über das Gesicht und blieb einen Moment lang stehen. Eigentlich konnte er von Glück sprechen, dass er überhaupt hier stand. Wenn er bedachte, was in den letzten Tagen alles passiert war, da war es mehr als kopflos gewesen einfach alleine durch die Dunkelheit zu irren. Er knurrte verstimmt. Wäre dieser Blutsauger doch niemals in sein Leben stolziert! Deidara hatte bisher nur Ärger gemacht! Alles lief drunter und drüber, sein ganzes Leben war durcheinander und dann vor ein paar Stunden im Auto... Angewidert streckte er die Zunge raus. Und wusste so langsam nicht mehr, für wen er eigentlich diesen Aufstand machte. Es war außer ihm niemand hier, seit er losgelaufen war nicht, und er selber wusste es eigentlich besser. Und das war es, was ihn so unsagbar nervte. Er wusste es besser und wollte es nicht besser wissen. Er wollte Deidara nicht mögen und noch viel weniger wollte er, dass ihm der Kuss gefiel. Es war zu Haareraufen! Er seufzte. Aber er mochte diesen heillosen Chaoten und der Kuss hatte ihm gefallen... Nervös lief er wie ein Tiger im Käfig hin und her. Er musste sich dringend überlegen, wie er nun vorgehen sollte. Es war eindeutig keine gute Idee, bei Deidara jetzt auch noch zu wohnen. Und, so sehr er sich das auch wünschte, irgendwie konnte er sich nicht vorstellen, dass dieser nun derselben Auffassung sein würde. Auch wenn er Hals über Kopf getürmt war. Er konnte sich auch nicht einfach aus dem Kodex-Vertrag mogeln. Entweder er müsste den Wunsch erfüllen oder sterben. Und beide Möglichkeiten gefielen ihm nach wie vor überhaupt nicht. Sasori blieb kurz stehen und überlegte. Vielleicht... Ja, vielleicht konnte er Deidara dazu bringen sich etwas anderes zu wünschen... Einen einfachen, blöden Wunsch, den er erfüllen könnte, um dann endlich wieder frei zu sein... Er sah auf und lächelte leicht. Ja, das war doch immerhin etwas. Nicht unbedingt das, was er als perfekt bezeichnen würde, aber immerhin besser als alles andere. Er würde vorerst mitspielen müssen, bis zu einem gewissen Grad natürlich nur. Aber irgendwie würde er es schon schaffen, diesem blonden Blutsauger einen neuen Wunsch unterzujubeln. Seufzend strich er sich durchs Haar und sah sich noch einmal ein wenig hilflos um. Es brachte alles nichts. Entweder, er würde seinen Weg in die Stadt fortsetzen und nicht wissen, wohin er eigentlich gehen sollte, oder aber... Mit dem Blick in die Richtung, aus der er gekommen war, verharrte er wie angewurzelt und starrte auf die Straße. Mit jedem Augenblick weiteten sich seine Augen mehr. Da kam sein Mini... aber... Von angefahren kommen konnte man kaum sprechen. Vielmehr kam sein Mini... angeruckelt... angehoppelt... Der Wagen fuhr ein paar Zentimeter, ehe er aufbockte, abgewürgt wurde und wieder angelassen wurde. Immer und immer wieder. Quälte sich auf diese Weise Stück für Stück die Straße weiter und kam kaum schneller voran, als ein Mensch der locker joggte. Wenn überhaupt... Nach einer gefühlten Ewigkeit hatte sein Mini sich den Hügel hinaufgebockt, wobei es zwischendurch eher danach ausgesehen hatte, dass der kleine Wagen einfach wieder rückwärts herunterrollen würde, und blieb vor ihm stehen. Deidaras und sein Blick trafen sich... und beide waren irgendwie erleichtert, dass sie sich wohlauf wieder gegenüberstanden. Nicht einmal Sasori verbarg diese Erleichterung. Zwei unsagbar schrecklich aussehende Gestalten, übernächtigt, erschöpft, zerzaust und absolut reif für eine Dusche, blickten sich gegenseitig in die Augen... lächelten leicht... und fingen einfach an zu lachen... {Ein paar Stunden zuvor} „Sasori! Bleib doch stehen! Bist du verrückt geworden?! SASORI!“ Deidara schlug auf das Armaturenbrett des Wagens und keifte: „Verdammt!“ Er wischte sich über das Gesicht und knurrte: „So ein Idiot! Lässt sich gestern noch umbringen und läuft jetzt alleine durch die Pampa... Mist, verdammter!“ Er seufzte laut auf und strich sich die Haare nach hinten, murmelte überlegend vor sich hin: „Gut, ganz ruhig. Nicht aufregen! Vor allem keine Panik! Ich... muss ihn suchen... das... oh, verdammt...“ Abermals seufzte er auf und vergrub das Gesicht in seinen Händen. Er verstand ja selber nicht so genau, wieso ihn die Erleichterung so übermannt hatte, dass er sich zu diesem kleinen... „Überfall“ hatte verleiten lassen. Langsam schlich sich ein Lächeln auf seine Lippen. Eigentlich war es auch egal, wieso er es in diesem Augenblick nicht hatte stoppen können. Denn erstens liebte er den Rotschopf einfach über alles, zweitens war es ein atemberaubendes Gefühl gewesen und drittens war Sasori, verdammt nochmal, drauf eingegangen! Entschlossen blickte er wieder auf. Ja, Sasori war drauf eingegangen. Und ihm war jetzt noch ganz heiß, sein Körper kribbelte noch immer, wegen dieses Kusses. Vorsichtig fuhr er mit seiner Zunge über seine Lippen und schmeckte noch immer ein wenig von dem Jäger. So verboten süß, so anregend herb, so wunderbar harmonisch. Er ließ sich auf den Fahrersitz gleiten und zog die Tür zu. Mit dem Wagen würde er Sasori schon rasch finden, weit konnte dieser noch nicht gekommen sein. Und er wollte den ganzen Krempel auch nicht unbeaufsichtigt auf dem Parkplatz stehen lassen. Nicht bei all diesen schmuddeligen Kerlen, die noch immer da unten waren und sich vielleicht über eine neue Stehlampe freuen würden. Ganz abgesehen davon, dass das ganze Geld noch in einem Briefumschlag im Seitenfach verstaut war. Als Erstes schnallte er sich an und lächelte zufrieden. Das hatte doch schon einmal gut geklappt. Vorsichtig legte er seine Hand an den Schlüssel, drehte diesen und erschrak, als der Wagen bockte, gluckerte und wild ruckelnd ein Starten verweigerte. Etwas verwundert sah er sich um. Irgendetwas machte er verkehrt... Aber was? Bei Sasori funktionierte das doch auch, wieso bei ihm nicht? Einfach Schlüssel drehen und losfahren. Hatte er bisher immer gedacht... Aber auch der nächste, übernächste und unzählige folgende Versuche brachten nicht den gewünschten Erfolg mit sich. Nach einer geschlagenen halben Stunde wilden Drückens, Drehens, Kreischens, Schimpfens, Tretens und Probierens hatte er es endlich geschafft, den Wagen beim Anlassen nicht abzuwürgen. Holpernd und stotternd bockte der Wagen auf, der Motor kreischte und Qualm stieg aus der Motorhaube. Wieder erschrocken nahm er den Fuß vom Gaspedal und war den Tränen nahe, als der Wagen wieder einfach ausging. Das war doch zum Kotzen! Mit blanken Nerven sah er sich um, bis er schließlich die Handbremse entdeckte. Ach ja, da war ja was gewesen.... Nach weiteren fünf Minuten hatte er das Geheimnis des fest angezogenen Hebels endlich aufgedeckt, kreischte jedoch augenblicklich auf, als der Wagen einfach losrollte, nachdem er die Bremse gelöst hatte. Rasch zog er sie wieder an, schlug wütend auf das Lenkrad ein und keifte den Parkplatz zusammen. So ein Scheißteil! Wieso funktionierte das bei Sasori, aber bei ihm nicht?! Das war unfair! Und er hatte es auch noch eilig! Nachdem er sich seinen gesamten Frust von der Seele geschimpft hatte, versuchte er sich wieder am Fahren. Dieses Mal kriegte er es ziemlich schnell hin, den Mini anzulassen, immerhin wusste er jetzt so in etwa, was er drücken, treten und drehen musste, um den Motor ans Laufen zu kriegen. Dieses Mal probierte er das mittlere Pedal aus und erkannte unendlich erleichtert, dass auch dieses Pedal eine Bremse war. Mit dem Fuß auf der Bremse löste er die Handbremse und klatschte freudig in die Hände, als der Wagen dort blieb, wo er war. Er sah sich in Ruhe um. Er musste als Erstes aus dieser Parklücke heraus, am Besten rückwärts. Deidara betrachtete den Schaltknüppel und versuchte in den Rückwärtsgang zu schalten. Wie ein Besessener rührte und zerrte er an dem Knauf, bis ein lautes, schnarrendes Geräusch aufbrüllte und seine ganze Arbeit zunichte machte: der Wagen bockte auf und ging aus. Seufzend ließ er den Kopf auf das Lenkrad sinken und jaulte lauthals herum. Das würde eine lange Nacht werden... Und auch noch eine lange Nacht, die so gar nicht nach seinem Geschmack war... {Rückblende Ende} Skeptisch hob Sasori eine Augenbraue, nachdem wieder Ruhe eingekehrt war, und knurrte: „Was hast du eigentlich mit meinem Wagen gemacht? Da wärst du zu Fuß schneller gewesen...“ Beleidigt verschränkte Deidara die Arme und keifte: „DU bist doch einfach abgehauen! Ich wollte deinen Kram und das Geld nicht einfach stehen lassen, und verdammt nochmal, ich habe nie den Führerschein gemacht!“ Der Blonde sah ihn an und fauchte: „Du machst dir ja keine Vorstellung, was ich für eine Nacht hinter mir habe! Ich bin hungrig, mit den Nerven völlig am Ende, stinke wie ein Pumakäfig und will einfach nur noch ins Bett! Also schwing deinen Arsch ins Auto und fahr uns bloß nach Hause, bevor ich noch die Beherrschung verliere!“ Sasori biss sich auf die Unterlippe, um sich ein dreckiges Grinsen zu verkneifen. Der gereizte Blick des Vampirs verriet ihm aber, dass diesem das keineswegs entgangen war. Schnaubend kletterte Deidara auf den Beifahrersitz, während er auf der Fahrerseite einstieg und Platz nahm. „Ein Wort! Ein blödes Wort und ich saufe dein Blut, verstanden?!“ keifte der Blonde. Sasori hob abwehrend die Hände: „Ich habe nichts gesagt.“ - „Schlimm genug! Ein 'Danke' wäre wohl zu viel verlangt!“ - „Jap. Wäre es.“ Das Gesicht des Vampirs färbte sich bereits dunkelrot vor Wut. Der Jäger grinste kühl, startete den Wagen und fuhr in Richtung Stadt weiter. Nein, er würde sich nicht bedanken. Immerhin war Deidara selber Schuld... Dieser hatte immerhin angefangen, nicht er. Dieser hatte nichts als Ärger gemacht, da tat diesem so ein kleiner Dämpfer auch ganz gut. Vielleicht, auch wenn Sasori irgendwie wusste, dass diese Hoffnung.... hoffnungslos war, würde Deidara in Zukunft nicht mehr ganz so... extrem Deidara sein. So ein Chaosmagnet. Und vor allem so eine Nervensäge. Eine halbe Stunde später hielten sie vor einem sehr nobel aussehenden Bungalow. Irritiert sah Sasori den Vampir an: „Ist das dein Ernst?“ Mit erhobener Nase schnaubte dieser und öffnete die Beifahrertür: „Sicher ist das mein Ernst. Das ist meine Stadtwohnung.“ Beleidigt stolzierte Deidara auf das Gebäude zu, nachdem er die Autotür demonstrativ zugeschlagen hatte. Sasori seufzte, strich sich durchs Haar, griff den Geldumschlag und stieg ebenfalls aus. Aus purer Gewohnheit schloss er den Mini ab, auch wenn in dieser Gegend wohl kein Mensch auch nur auf die Idee kommen würde, irgendetwas daraus stehlen zu wollen. Das, was Deidara als Stadtwohnung bezeichnete, war für ihn ein Palast. Sie waren in der wohl reichsten Gegend Londons und standen vor einem der größten Anwesen, die es dort gab. Er grinste kühl. Wenigstens würden die Nachbarn was zum Reden haben, wenn Deidara mit einem Fremden auftauchte, der völlig übernächtigt aussah und dazu noch von Kopf bis Fuß mit Blut und Staub eingesaut war. Arrogante Bonzen. Aber irgendwie überraschte es ihn unerwartet wenig, dass der Blonde ausgerechnet hier lebte. So komisch es war, so sehr passte es doch irgendwie. Ein bisschen eingebildet, ein bisschen süffisant und absolut nicht daran gewöhnt, mal ein „Nein“ gesagt zu bekommen... Rasch hatte er den Vampir eingeholt, der sich bereits daran zu schaffen machte, die Tür auszuschließen. Nach ein paar genervten Versuchen mit zittrigen Händen klappte es schließlich und Deidara zog ihn rasch ins Innere des Bungalows, ehe dieser die Tür schnell wieder ins Schloss donnerte. Ohne Umschweife wurde er durch den Flur ins erste Zimmer rechts von ihnen gezogen. Irritiert hob er eine Augenbraue, als das Licht anging und er sich in der Küche wiederfand. Eine sehr große und luxuriöse Küche, die beinahe größer als seine gesamte Wohnung war. In der Mitte stand ein Thekenelement, an dem man sowohl kochen, als auch essen konnte. Deidara schob ihn auf einen der Barhocker zu und knurrte: „Setz dich!“ Da er selber einfach viel zu müde und erschöpft war, sparte er sich eine gereizte Antwort und eine anschließend garantiert ausbrechende Diskussion und kam der Aufforderung einfach nach, während der Blonde an den Kühlschrank eilte, eine Blutkonserve aus diesem holte und gierig zu trinken begann. Interessierter, als ihm das lieb war, beobachtete er den Vampir dabei. Die Hautfarbe wurde mit jedem Schluck frischer, rosiger, und das Zittern der Hände ließ immer mehr nach. Auch schien Deidara sich mit jedem Schluck mehr zu entspannen, lehnte am Kühlschrank und gab erleichterte Laute von sich. Binnen kürzester Zeit war der Beutel vollkommen leer und landete im Abfalleimer. Zufrieden seufzend sah der Blonde ihn an und lächelte: „So. Möchtest du auch etwas essen oder trinken?“ Skeptisch hob er eine Augenbraue: „Deine Stimmungsschwankungen soll mal einer verstehen... aber nein, danke. Ich will unter die Dusche und dann ein paar Stunden schlafen...“ Deidara grinste: „Ich habe vorhin schon gesagt, dass ich Hunger habe. Wenn ich zu lange nichts gegessen habe, dann werde ich unausstehlich. Ich mache das nicht, weil es mir Spaß macht, sondern weil ich ansonsten zugrunde gehe.“ - „Wieso machst du es dann nicht wie die anderen? Einfach was besorgen?“ Genervt verdrehte Deidara die Augen: „Muss ich es dir buchstabieren? Ich trinke kein menschliches Blut! Ich besorge mir immer Vorräte beim Schlachthof.“ Etwas pikiert wandte Sasori den Blick ab und knurrte: „Schon gut, schon gut. Habe ja gar nichts gesagt.“ Plötzlich stand der Vampir vor ihm und sah ihm traurig in die Augen: „Du glaubst mir das immer noch nicht, oder?“ - „Wieso sollte ich?“ - „Verdammt, Sasori! Du bist ein sturer Esel! Ich habe einem anderen Vampir ein Messer in den Hals gerammt, um dich zu retten und du tust auch noch so, als sei ich genauso wie die! Warum?! Warum kannst du mir nicht einfach glauben? Warum hast du so einen Hass auf uns?“ Der Rothaarige verschränkte die Arme und wandte den Blick noch weiter ab, wurde von einer warmen, weichen Hand aber gezwungen, in die azurblauen Augen zu sehen. Nur leise hauchte Deidara: „Warum? Was ist passiert?“ Er seufzte laut auf und verdrehte die Augen. Es war wie verhext! Egal was er sich vornahm, nichts funktionierte, wenn er diese aufrichtige Besorgnis in den Augen sah. Wenn er einfach spürte, dass Deidara die Wahrheit sprach und sich so ganz anders benahm, als er das von einem verdammten Vampir erwartete. Und am Schlimmsten war, dass er das Gefühl hatte, diesem chaotischen Störenfried vertrauen zu können. Er wollte es nicht, wehrte sich mit allem dagegen, was er aufbringen konnte. Doch er konnte nichts machen. Es war, als würden sie sich schon ewig kennen. Es war, als gab es wirklich irgendetwas, das sie miteinander verband. Und er hasste es, obwohl es ihm gut tat. Es tat ihm gut, obwohl er es hasste. Er sah auf und raunte: „Wieso tust du das? Wieso stellst du dich gegen deinesgleichen? Und wieso ausgerechnet für mich? Ich will das nicht. Ich wäre nicht einmal hier, wenn es nach mir ginge. Aber du lässt mich einfach nicht in Frieden, statt dessen werde ich von Vampiren und Lykanern wieder umgebracht...“ Deidaras Augen weiteten sich und erst in diesem Augenblick wurde ihm klar, dass er sich im klassischen Sinne mit voller Wucht ins Fettnäpfchen geworfen hatte, statt einfach nur hereinzutreten. Die Stimme des Blonden war brüchig, als sie leise ertönte: „Was heißt 'wieder'?“ Er wandte den Blick ab und knurrte: „Nicht so wichtig...“ - „Sasori!“ Knurrend verdrehte er die Augen und brüllte aufgebracht, verletzt...wütend: „Schon gut, verdammt! Als ich sechs Jahre alt war, da haben sie gemeinsam meine Eltern, meine Großmutter und mich überfallen, okay?! Es war ein verfluchtes Blutbad und unter normalen Umständen wäre ich genauso dabei verreckt, wie meine Familie! Aber ich bin es nicht! Wie gestern! Ich war tot, wie gestern! Und irgendetwas hat diesen Tod verhindert, wie gestern! Ich musste dabei zusehen, wie deinesgleichen meiner Mutter das letzte Bisschen Leben aus dem Körper gepresst haben, während mein Vater und meine Großmutter vor meinen Augen von Werwölfen verspeist wurden! Also hör auf von mir zu verlangen, dass ich auch nur einem von euch mehr als Hass und Verachtung entgegenbringe!“ Er wandte den Blick ab und fuhr leise fort: „Und jeder verdammte Mensch, der in mein Leben trat, wurde auf eine ähnliche Weise getötet. Jedes Mal musste ich dabei zusehen, wie mir wichtige Menschen auf brutalste Weise zerrissen und gefressen, oder verführt und ausgesaugt wurden.“ Er schloss seine Augen. „Und nun kommst du daher und machst mir auch noch Vorwürfe. Du kannst mich mal! Ehrlich... Das alles hier war eine selten blöde Idee. Ich gehe und werde schon eine neue Wohnung finden. Und du lass mich endlich in Ruhe.“ Sasori ließ sich von dem Hocker gleiten und öffnete die Augen, als er gegen Deidara stieß, der ungefragt die Arme um ihn legte und mit schniefender Stimme krächzte: „Scheiße, Scheiße, Scheiße... Du... ich... diese Schweine! Diese miesen, verfluchten Schweine!“ Irritiert verspannte er sich. Nicht nur, dass er diese Berührung nicht wirklich ertragen konnte. Nein. Er verstand darüber hinaus auch kein Wort von dem, was Deidara sagte. Diesem liefen die Tränen jedoch ungehalten über die Wangen und irgendwie schlich sich aufrichtiges Mitleid in ihm ein. Er wollte gehen, doch er blieb. Er wollte den Blonden, den Vampir, von sich stoßen, doch er legte seine Arme um den Blonden, den Freund. Er wollte das alles nur hinter sich lassen, doch er konnte Deidara nicht zurücklassen. Er wollte vergessen, doch er wollte wissen, woran Deidara sich erinnerte. Er wollte hassen, doch er sorgte sich. Er wollte schweigen, doch er sprach vorsichtig: „Was meinst du? Ich verstehe nicht...“ Der Blonde schniefte ein paar Mal, ehe dieser heiser zu erklären begann: „Sasori, das haben die alles mit Absicht gemacht. Sie wollten dich umbringen, damit wir uns niemals begegnen. Und...“ Ein weiteres Schniefen. „Und... und... weil du es irgendwie überlebt hast, haben sie anscheinend den Plan gehabt dafür zu sorgen, dass du Vampire so sehr hasst, dass wir niemals wieder Gefährten werden...“ Ein richtiger Heulkrampf schüttelte den Weinenden durch und Sasori tat nichts weiter, als diesen festzuhalten, zu schweigen und sich zu fragen, was nur mit ihm los war. Aber er konnte nicht gehen. Er konnte Deidara nicht so sehen. Es war der pure Horror, diese Verzweiflung und Trauer auf sich einprasseln lassen zu müssen, und doch wusste er, dass es das Richtige war. Nicht für ihn. Sondern für Deidara. Nach ein paar Sekunden krächzte der Blonde weiter: „Sasori... das... das hat alles vor so vielen Jahren begonnen und ich dachte, dass es endlich vorbei wäre. Aber das ist es nicht und...“ - „Was denn? Was ist nicht vorbei?“ Der Vampir löste sich von ihm und sah ihn aus rot angelaufenen Augen an: „Willst du das wirklich wissen? Du... du wolltest doch nichts davon hören... und...“ Etwas genervt verdrehte er die Augen: „Nun sag schon, sonst verstehe ich es nicht. Und es wird nicht von Nachteil sein, wenn ich es verstehen kann...“ Deidara nickte, atmete ein paar Mal tief durch und sah den Rothaarigen an: „Es ist schon eine ganze Weile her, aber... So richtig begonnen hatte alles im Jahr 1689, als gerade der Gedanke der Aufklärung nach England kam und das Empire in zwei Lager spaltete. Das eine Lager, das den Absolutismus nicht aufgeben wollte, und das andere, das eine Umstrukturierung verlangte...“ {Flashback} Die Kutsche ruckelte hin und her, während sie über den zerfurchten Pfad gelenkt wurde. In der Kabine saßen sich Deidara und sein Gefährte gegenüber. Der Blonde blickte ein wenig verträumt aus dem Fenster, während der Rothaarige in die Zeitung vertieft war. Deidara seufzte leise. Er war nervös, aufgeregt. Seit er seinen Clan umbenannt hatte in den Neuzeit-Clan, hatte es bereits viele Diskussionen unter den Clanführern gegeben. Allesamt höflich, aber doch mit eindeutigen Drohungen versehen. Die Meisten mochten den Gedanken nicht, dass sich auch in ihren Strukturen etwas veränderte. Er jedoch war absolut überzeugt, dass diese Veränderungen nur positiv sein konnten. Ein Mitspracherecht für alle war doch nun wirklich nichts Bedrohliches. Nicht in seinen Augen. Sicherlich würden die höchsten Ränge an Einfluss einbüßen, aber... Sie waren ein Volk. Ein Volk aus wesentlich mehr Mitgliedern, als nur denen der höchsten Ränge. Und jeder einzelne Vampir verdiente zumindest die Chance, seine Meinung vertreten zu dürfen. Doch all die Diskussionen hatten zu keinem Ergebnis geführt. Und nun, wie es in solchen verfahrenen Situationen üblich war, würde ihr Vater, der Dracula, eine Anhörung veranstalten, sich alle Standpunkte in Ruhe vortragen lassen, um anschließend ein Urteil zu fällen. Sie waren in der Unterzahl und würden eine Menge Energie und noch mehr Argumente aufbringen müssen, um sich gegen die Mehrheit behaupten zu können. Aber sie würden alles daran setzen, dass sie nicht untergehen würden dabei... Er wurde aus seinen Gedanken gerissen, als die Zeitung raschelte und Sasori ihn ansprach: „Hast du es schon gehört? Die Menschen haben es tatsächlich geschafft. Sie haben eine Verfassung vorgestellt, die 'bill of rights', die den menschlichen Absolutismus stark einschränkt. Da sind ein paar höchst interessante Ideen bei. Das sollten wir uns vor unserem Vortrag noch einmal genauer ansehen.“ Deidara nickte lächelnd: „Das klingt doch wunderbar. Ein weiteres Argument für unsere Sache.“ Sasori faltete die Zeitung zusammen und legte sie neben sich auf den Sitz, blickte aus dem Fenster und seufzte: „Ich wünschte wirklich, dass ich dir eine größere Hilfe sein könnte. Aber meine Stimme wird im Zweifelsfall keinerlei Wert besitzen.“ Er sah den Rothaarigen an und erkannte, dass dieser sich wirklich selber Vorwürfe für diesen Umstand machte. Rasch erhob er sich, schob die Zeitung zur Seite und ließ sich neben seinem Gefährten nieder, ehe er seine Hand an dessen Wange legte und hauchte: „Du weißt gar nicht, wie viel du bereits für mich getan hast. Deine Stimme ist genauso viel wert, wie jede andere auch. Die Anderen sind sich über diesen Umstand nur noch nicht... wirklich bewusst. Ich aber schon.“ Eine leichte Röte legte sich auf die Wangen des Kleineren, der schweigend weiter aus dem Fenster blickte. Doch Deidara wusste auch so, dass seine Worte ihre Wirkung nicht verfehlt hatten. Alleine diese Wärme in dem wunderschönen Gesicht sagte alles, was er wissen musste. Lächelnd spielte er mit einer Hand mit den roten Haaren, während seine andere Hand das feine Gesicht in seine Richtung dirigierte, bis sie sich in die Augen sahen. Ein leichtes Lächeln huschte über die geliebten Lippen des Akasuna. Vorsichtig beugte er sich vor und legte seine an das Ohr des Kleineren: „Ich liebe dich, Sasori-chan. Du bist und bleibst mein Gefährte, mein Danna...“ Der Rothaarige entzog sich der Nähe und lächelte ihn süffisant an: „Wir sind gleich am Ziel und du beginnst um Aufmerksamkeit zu betteln? Du solltest dich lieber auf andere Dinge konzentrieren.“ Etwas beleidigt zog er eine Schnute: „Und du verlangst von mir, dass ich den anderen gierig unter die Augen trete? Dann hätten wir uns den mühsamen Weg gleich ersparen können.“ Sasori grinste jedoch nur kühl: „Keine Sorge, ich werde unser Anliegen schon adäquat vortragen.“ Deidara schwang sich auf den Schoß des Kleineren und knurrte: „Völlig inakzeptabel.“ Er legte seine Hände an die noch immer leicht erröteten Wangen und stahl dem Rothaarigen einen Kuss. Ein leichtes Lächeln schlich sich auf sein Gesicht, als der Protest rasch nachließ und sie sich gegenseitig in einem immer heißer werdenden Gerangel zu jagen begannen. Er presste sich noch etwas mehr an den Körper seines Gefährten und ließ sich das Umgarnen ihrer Zungen gefallen, das sich nicht recht entscheiden wollte, bei wem von ihnen es eine Entscheidung über die Vorherrschaft zulassen würde. Zwei Stunden später saßen sie gemeinsam mit den anderen Clanführern und Dracula in einem Saal, im Schloss des Vaters. Deidara musste sich stark zusammenreißen, nicht mit einem dümmlichen Grinsen aufzuwarten. Er war und blieb der ältere und ranghöhere Vampir. Er liebte dieses Spiel zwischen ihm und seinem Gefährten, welches er jedoch meistens für sich entscheiden konnte. Manchmal jedoch... ließ er dem Rotschopf den kleinen Spaß eines Sieges. Heute jedoch nicht. Dafür hatten sie einfach nicht genug Zeit gehabt. Und nun stand der Kleinere neben ihm und beendete völlig unbeeindruckt und fast schon emotionslos den Vortrag: „...und deshalb sind wir der Auffassung, dass auch bei uns Vampiren ein Umdenken unumgänglich ist. Nicht nur in Bezug auf interne Strukturen, sondern auch in Bezug auf unsere Fehde mit Menschen und Werwölfen. Die Menschlinge haben mit ihren Neuerungen bewiesen, dass sie das Potential zum Umdenken in sich tragen. Es wird Zeit, dass auch die Vampire ihre völlig veralteten Feindschaften endlich vergessen, um eine Zukunft zu gestalten, die Hand in Hand mit den anderen Völkern aufgebaut wird.“ Madara, die rechte Hand des Vaters, erhob sich und lächelte den Rothaarigen herablassend an: „Wie köstlich. Du beliebst zu scherzen, Gefährte.“ Deidara richtete sich ebenfalls auf und schüttelte den Kopf: „Hör auf so zu sprechen, Madara. Und benimm dich nicht wie ein hochnäsiger Kaiser. Wir meinen das absolut Ernst. Was, bitte, veranlasst dich zu denken, dass du etwas Besseres bist als Sasori?“ Der Schwarzhaarige hob jedoch nur schnippisch die Nase und verschränkte die Arme vor der Brust: „Himmel, der Kleine muss ja göttlich sein im Bett. Hat dir wohl sämtliches Ehrgefühl aus dem Körper ge...“ Wütend packte Deidara Madara über den Tisch am Kragen und knurrte: „Pass bloß auf, was du sagst!“ Hidan sah auf und keifte: „Was denn? Der Uchiha hat doch Recht! Wenn du den Kurzen nicht vögeln würdest, dann wäre dir das doch scheißegal!“ Ehe Deidara explodieren konnte, grinste Sasori den Jashinisten kühl an und sprach trocken: „Da spricht wohl der pure Neid, nicht wahr? Du gehst auch auf die Knie, im Wandschrank übrigens, wenn ein gewisser Jemand das verlangt, und dabei wirst du nicht einmal zu einem höchst lästigen Gefährten gemacht.“ Während Kakuzu trocken kicherte, rastete Hidan völlig aus und langte über den Tisch: „Komm her du kleine Dirne! Ich werde dir schon beibringen, wie man sich vor höheren Rängen zu benehmen hat!“ Sasori zuckte unbeeindruckt mit den Schultern: „Ich habe – de facto – nicht angefangen.“ Mit einem Mal brüllten die verschiedensten Teilnehmer der Diskussionsrunde sich gegenseitig an, bis plötzlich der Dracula seine Stimme erhob: „Schweigt!“ Augenblicklich kehrte Ruhe ein und alle setzten sich auf ihren Platz zurück. Der Vater knurrte verstimmt: „Ich habe genug gehört und genug gesehen. Und ich muss feststellen, dass es eine Schande ist...“ Madara, Hidan, Kakuzu und Zetsu waren es vor allem, die schon selbstsicher zu grinsen begannen. „...wie hier Vampire miteinander umspringen. Ein höherer Rang bedeutet nun wahrlich nicht, dass ihr etwas Besseres seid!“ Die Grinsenden blickten schockiert zum Redner. „Und um eurer Arroganz und Dekadenz eine Lektion zu erteilen, habe ich Folgendes beschlossen: Es soll Deidara und Sasori erlaubt sein, mir in absehbarer Zeit ein Konzept vorzulegen, welches im Detail die Strukturen verändert und eine reelle Chance hat, auch wirklich zu funktionieren. Wenn mich dieses Konzept überzeugt, werden wir es in einer Testphase ausprobieren.“ Madara ballte die Hände zu Fäusten und knurrte ungehalten. Der Vater erhob sich: „Die Versammlung ist damit beendet. Bleibt so lange meine Gäste, wie ihr mögt. Es soll euch an Nichts mangeln.“ Mit bedächtigen Schritten entfernte Dracula sich und verließ den Saal. Deidara grinste zu seinen schärften Gegnern herüber und sprach schnippisch: „Dieses Duell hat wohl gerade erst richtig begonnen, meine Lieben. Auf einen fairen Kampf.“ Er verließ mit Sasori ebenfalls den Saal, nicht ahnend, welch aufgebrachte Wut er mit diesem Erfolg heraufbeschworen hatte.... {Flashback Ende} „Verstehst du es jetzt? Dieses Duell... es hat mit deinem Tod nicht aufgehört... wie ich gedacht habe... Nein. Sie haben unmissverständlich klar gemacht, dass die zweite Runde begonnen hat...“ seufzte Deidara leise. Auch nach einer Minute kam keine Antwort und er blickte besorgt seinen Rotschopf an. Doch rasch lächelte er liebevoll. Diese roten Wangen kannte er zu gut. Ebenso, wie diesen ausweichenden Blick. Und mit jedem Moment, den er dieses wunderschöne und verlegen glühende Gesicht betrachtete, da wurde ihm klar, dass er es niemals bereuen würde, Sasori zu seinem Gefährten erwählt zu haben. Und, dass er alles dafür tun würde, diese unsagbar wundervolle Liebe auch wieder mit diesem zu teilen. Wortlos drückte er den Kleineren an sich, schloss seine Augen und war wild entschlossen, diese zweite Runde nicht zu verlieren. Dieses Mal würden sie die Sieger sein. Niemals wieder würde ihm jemand dieses Geschöpf entreißen. Niemals... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)