Grow Up von Shunya (Take you to Rio) ================================================================================ Kapitel 24: Lieber fernsehgeil als radioaktiv. ---------------------------------------------- Als Elias sich leicht regte, wurde ich langsam wach. Ich war aber trotzdem ziemlich müde. Er lag noch immer in meiner Umarmung und so kuschelte ich mich näher an Elias heran. Sein Körper war so herrlich warm und ich fühlte mich einfach wohl in seiner Nähe. Träge blieb ich einfach liegen, bis sich meine Blase meldete und mir mitteilte, dass ich einen wichtigen Termin mit dem Badezimmer hatte. Seufzend ließ ich Elias los und setzte mich im Bett auf. Ich krabbelte zum Bettende und kletterte vom Bett herunter. Meine Beine trugen mich zum Badezimmer und fühlten sich schwer wie Blei an. Ich wollte lieber wieder zurück in mein warmes, weiches Bett und mich an Elias kuscheln, der viel besser war als ein Kuschelkissen oder ein Teddy. Ich schloss die Tür hinter mir, stellte mich vor die Toilette und tat eben das was getan werden musste. Gähnend betätigte ich die Spülung und ging zum Waschbecken, um mir die Hände zu waschen. Zurück im Zimmer blieb ich an der Tür stehen und betrachtete Elias, der noch im Bett lag. Ich verzog meinen Mund und überlegte eine Weile, was ich tun sollte. Ich presste meine Lippen aufeinander und zog mir das Hemd über den Kopf, schlüpfte aus meiner Hose und zog mir die Boxershorts in die Kniekehlen, stieg heraus und blieb nackt vor dem Bett stehen. Fröstelnd kletterte ich aufs Bett, über Elias und blieb über ihm. Er schlief noch immer seelenruhig und ich grinste, immerhin entging ihm dieser Anblick. Ein wenig unsicher war ich aber doch, denn was ich hier abzog, war mir etwas schleierhaft. Was wollte ich damit bezwecken oder wollte ich Elias nur ein wenig aus der Fassung bringen? Als Elias sich drehte und nun unter mir lag, erschrack ich mich beinahe zu tode. Wie ein verschrecktes Reh hing ich hier über ihm und bewegte mich keinen Zentimeter vom Fleck. Elias schlief ruhig weiter. Seufzend zog ich ihm die Decke weg, was Elias mit einem Murren missbilligte. Ich grinste und schob dreist meine Hand in seine Hose. Elias seufzte und als ich begann ihn ein wenig zu verwöhnen, drückte er sich mir unbewusst entgegen. Müde öffnete er seine Augen und sah zu mir auf. Dass ich nackt war, das hatte er allerdings noch nicht bemerkt. Ich lächelte und beugte mich herunter, um ihm einen Kuss auf die Lippen zu drücken. Elias schloss müde seine Augen und schien so langsam mitzukriegen, was hier mit ihm passierte, denn er stöhnte leicht. Ich löste den Kuss und schob mit meiner freien Hand sein Hemd hoch, küsste mich über seinen Bauch und spürte seine Hände in meinem Haar. Elias Hände machten sich selbstständig, erkundeten meinen Körper und er hielt kurz inne, als er tiefer wanderte und noch immer Haut spürte. „Ich dachte, du wolltest keinen Körperkontakt mehr?“, fragte er und kam nicht umhin über meinen Penis zu streichen. Ich hob meinen Kopf, ließ von seiner rechten Brustwarze ab und sah ihn einen Moment lang an, ohne meine Hand aus seiner Hose zu nehmen. „Ist doch alles blöd. Ich meine, ich habe bisher kein Mädchen gefunden mit dem ich wirklich unbedingt zusammen sein will. Bei dir fühle ich mich wohl und bisher hast du dich immer so gut um mich gekümmert und warst für mich da... Ich dachte, ich... na ja, komme dir mal etwas entgegen...“, zum Schluß hin, brachte ich kaum mehr als ein Stammeln zustande. Verlegen sah ich Elias an. Erst wusste ich seinen Blick nicht zu deuten, doch dann schlich sich ein Lächeln auf seine Lippen. „Schläfst du mit mir?“, fragte er mich und ich lief rot an. Ich haderte noch ein wenig mit mir selbst. Meine Hand hielt inne, lag aber trotzdem noch auf seinem steifen Glied. Wie sollte ich mich jetzt entscheiden? War ich schon soweit, dass ich weitergehen wollte? Elias nahm mir meine Entscheidung ab und griff nach meinen Armen, zog mich auf sich und so ließ ich mich auf seinen Körper sinken. Er drehte sich mit mir in seinen Armen, so dass ich unter ihm lag und nun zu ihm aufsehen musste. Elias beugte sich zu mir herunter und küsste mich. Ich schlang meine Arme um ihn und krampfhaft versuchte ich mir vorzustellen, wie es wäre mit einem Mann Sex zu haben. Elias hatte ja schon reichlich Erfahrung auf diesem Gebiet, aber in meinem Kopf herrschte gähnende Leere. Elias Lippen wanderten von meinem Mund über meine Wange und herunter zu meinem Hals. Es kitzelte und ich zog meine Schulter hoch, doch Elias ließ sich davon nicht abbringen. Dann ließ er auf einmal von mir ab und stieg vom Bett. Ich sah ihm verpeilt hinterher und sah zu, wie er in seiner Tasche herumwühlte. Auf dem Bett liegend, schielte ich zu ihm, bis Elias wieder aufstand und zu mir zurückkehrte. Ich sah auf seine Hände und nervös stellte ich fest, dass Elias scheinbar wirklich vorhatte, mit mir zu schlafen. Da hat wohl einer schon mal vorgesorgt. Er legte das Kondom und das Gleitgel auf dem Beistelltisch neben dem Bett ab und zog sich komplett aus, ehe er sich wieder auf mich legte. Das war nichts Neues für mich, so hatten wir schon oft beieinander gelegen und uns gegenseitig befriedigt. Heute schien es einen Schritt weiter zu gehen. Wir küssten uns und ich spürte Elias Hände überall auf meiner Haut. Ich merkte, wie die Lust die Oberhand gewann und war froh, dass Elias sich die Zeit nahm, um mich vorzubereiten, mich abzulenken und mir ein gutes Gefühl zu geben. ◆ ◆ ◆ Lake fiel polternd aus dem Bett und lag stöhnend auf dem Rücken. Was musste er auch so nahe an der Bettkante liegen? Ein paar Minuten blieb er noch regungslos auf dem Boden liegen, ehe er versuchte sich mühselig aufzurappeln. Sein erster Weg führte ihn zum Fenster. Er riss die Gardinen zur Seite und sah nichts. Gar nichts. „Was zum...?“, fragte er verwirrt, bis ihm ein Licht aufging. Also entweder es brannte hier oder in der Stadt war ziemlich dichter Nebel. Neugierig sah er nach draußen, riss sogar das Fenster auf, aber es roch nicht nach Rauch. Die ganze Stadt schien in einem Nebel versunken zu sein. Hoffentlich dauerte es nicht so lange, bis dieser sich legen würde? Zurzeit konnte einen das Wetter aber auch wirklich immer wieder überraschen. Schulterzuckend ging Lake aus dem Zimmer und drehte auf dem Absatz um, als er merkte, dass er ja noch splitterfasernackt war. Er zog sich seine Boxershorts über und ging zum Nebenzimmer. Ohne vorher zu klopfen öffnete er die Tür und staunte nicht schlecht. „Wow! Ganz großes Kino, das ist ja besser als ein Porno!“, entfuhr es ihm, als er sah wie Elias sich gerade in mir versenkte und ich mit einem Keuchen den Kopf in den Nacken zog und versuchte den Schmerz zu ertragen. Augenblicklich sahen wir synchron zu Lake, der mitten im Zimmer stand und uns unverhohlen zusah. Ich atmete angestrengt aus und hatte große Lust ihm einen Gegenstand an den Kopf zu werfen, von dem er sich nicht so schnell wieder erholen würde. Diskret zog Elias uns die Decke über und sah Lake gereizt an. „Was soll das? Mach 'ne Fliege!“ Lake grinste breit und deutete mit der Hand auf das Badezimmer. „Lasst euch nicht stören, ich bin gleich wieder weg, es sei denn ihr könnt noch einen dritten Mann gebrauchen.“ Lachend ging er einfach an uns vorbei und direkt ins Badezimmer. Elias sah ihm murrend hinterher und dann zu mir herunter. Wir sahen uns beide verlegen an und wussten nicht, was wir tun sollten. Elias steckte halb in mir und dank Lake's Auftritt war mir die Lust vergangen. Nicht nur wegen ihm, die Schmerzen waren auch nicht ohne. Aufatmend sah ich zu Elias, der von mir abließ und das Kondom in den Mülleimer beim Bett beförderte. Das war wohl nichts. Lake hatte aber auch immer wieder so ein blödes Timing. Ich hatte noch immer das Gefühl, als würde Elias in mir stecken. Dabei steckte gerade mal seine Spitze in mir. Elias saß zwischen meinen Beinen und irgendwie wusste keiner was wir jetzt machen sollten. Eben noch voller Elan und nun saßen wir da, in flagranti erwischt und wussten nicht weiter. Ich hörte nebenan die Klospülung und nach kurzer Zeit die Dusche. Ich konnte Lake's Rückseite sehen und richtete meinen Blick schnell wieder zu Elias. Irgendwie war ich froh, dass wir unterbrochen wurden. Ich hatte Angst vor den Schmerzen und so war ich etwas erleichtert, dass wir den Sex vorerst verschieben mussten. Elias sah hingegen eher ein wenig enttäuscht aus. Klar, er hatte sich schon darauf gefreut, aber der kleine Vorgeschmack von eben hatte mir schon den Rest gegeben. Ich stützte mich mit den Ellenbogen auf der Matratze ab und setzte mich im Bett auf. Meine Beine lagen immer noch gespreizt auf Elias Oberschenkeln, die Erektion nahm ab und auch ihm schien es nicht anders zu ergehen. „Wollen wir Frühstücken?“, fragte ich ihn und Elias nickte. „Das wird wohl heute nichts mehr...“, murmelte er und ein wenig tat er mir ja auch Leid, aber nur ein wenig. Er richtete sich auf und klaubte sich seine Klamotten zusammen. Duschen würde er wohl erst nach Lake können. Elias ging vor in die Küche und ich zog mich derweil in Ruhe um. Ein Blick durch den Spiegel zeigte mir, dass Lake sich wohl Zeit lassen würde. Grummelnd verließ ich also das Zimmer und gesellte mich zu Elias in die Küche. Elias war schon dabei alles auf den Tisch zu stellen und so setzte ich mich auf einen Stuhl, schnitt mir ein paar Scheiben Brot ab und beschmierte sie großzügig mit Marmelade. Kurz darauf kam auch Lake zu uns an den Tisch. „Schon gesehen? Draußen ist Nebel. Da können wir heute wohl nirgendwohin, zumindest nicht, solange der Nebel noch da ist.“ Ich warf einen Blick aus dem Küchenfenster und musste Lake leider Recht geben. Da draußen war es zurzeit unmöglich mit dem Auto zu fahren. Das würde nur zu einer Massenkarambolage führen. Das hieß dann wohl, dass wir dazu gezwungen waren hier im Hotel auszuharren. „Was sollen wir denn dann machen?“, fragte ich und fand den Gedanken furchtbar, den ganzen Tag im Hotel zu hocken und nichts tun zu können. „Einen flotten Dreier?“, fragte Lake breit grinsend. Elias und ich wurden augenblicklich rot im Gesicht und verlegen sah ich auf mein Brot. Wenigstens hatten uns unsere Eltern nicht dabei erwischt, dass Trauma würde ich sonst mein Leben lang behalten. Es gab doch nichts Schlimmeres, als wenn einen die Eltern beim Sex erwischen würden. „Ich hätte ja nicht gedacht, dass du Elias jetzt schon ranlässt!“, meinte Lake lachend. „Was soll das heißen?“, murrte ich und biss in mein Brot. „Na, wo du vorher immer so unsicher warst, bin ich eher davon ausgegangen, dass das mit euch beiden eh nichts mehr werden kann. So prüde scheinst du dann aber doch nicht zu sein, Sam.“ Lake leckte sich anzüglich über die Lippen und eingeschnappt sah ich ihn an. „Ich bin nicht prüde und wir haben schon vorher...na ja, also...“, leicht rot im Gesicht sah ich runter auf mein Brot und starrte auf die Marmelade. Es war ja schließlich nicht so, dass wir gar nichts getan haben. In solchen Sachen kam Elias nämlich schnell zur Sache und das mit dem Sex war auch eher eine Frage der Zeit. Das Timing könnte aber nicht schlechter sein, denn zurzeit war irgendwie kein guter Zeitpunkt dafür. Fragte sich nur, wann der sein sollte? Wahrscheinlich nie. In letzter Zeit kam es kaum vor, dass Elias und ich mal ein paar ruhige Minuten für uns hatten. Ständig kam uns irgendetwas dazwischen, was mir natürlich auch Recht sein konnte, denn ehrlich gesagt, behagte mir der Gedanke mit ihm schlafen zu müssen noch nicht so recht. Es war eben doch anders als bei einem Mädchen und ich musste dann immerzu an das Internetvideo denken, wo die beiden Männer es miteinander getrieben hatten. Würde es da nicht reichen, wenn wir uns einfach nur so befriedigen würden? Also, mir wäre das ja schon genug... Da ich keinen Appetit mehr hatte, stand ich auf und stellte meinen Teller in die Spüle. Dass das Brot noch darauf stand, war mir egal. Ich hatte auch keine Lust noch länger über das Thema nachzudenken. Das war einfach nicht meine Stärke. Ich würde ja doch nicht zu einem Ergebnis kommen. Ich schlich also in das große Schlafzimmer und legte mich der Länge nach auf das Bett. Die Fernbedienung angelte ich mir von dem Beistelltisch und schaltete den Fernseher an. Ich sah lustlos auf den Bildschirm und zappte gelangweilt durch die Kanäle. Es lief nichts Gutes und dank des dichten Nebels konnten wir stattdessen nicht mal die Stadt erkunden. Zu blöd, da kam man mal raus und konnte nichts tun. Ob ich Abby anrufen sollte? Sie wusste von meinem Abenteuer ja noch gar nichts, außerdem hatte ich schon seit einer halben Ewigkeit nicht mehr mit ihr telefoniert, wie mir schien. Die würde Augen machen! Gesagt, getan. Ich stand vom Bett auf, ließ den Fernseher laufen und lief in den Flur des Hotelzimmers und schnappte mir das Telefon. Ich ließ mich an der Wand zu Boden gleiten und wählte die Nummer meiner Schwester. Ein regelmäßiges Tuten erklang und ich fürchtete schon, dass sie nicht da war, doch dann ertönte ihre Stimme am anderen Ende der Leitung. „Hey, Miss Germany!“, begrüßte ich Abby grinsend. „Sam! Du glaubst nicht was los ist! Mum und Dad machen sich schon Sorgen um dich! Wo bist du?“, fuhr Abby mich aufgebracht an. Ich hätte wohl doch nicht anrufen sollen... „Das kann ich dir nicht sagen. Ich will nicht, dass Mum oder Dad nach uns suchen, ehe alles erledigt ist!“, meinte ich stur. „Uns? Mit wem bist du unterwegs?“, fragte Abby irritiert. „Lake und Elias.“ Ungerührt sagte ich es ihr. In letzter Zeit hing ich doch beinahe nur noch mit den beiden herum. Hatte Mum ihr nichts davon erzählt? Scheinbar ja nicht. Mit wem sollte ich auch sonst unterwegs sein? So viele Leute kannte ich doch noch gar nicht, seit ich aus dem Koma erwacht war. „Na ganz toll! Wo habt ihr euch nur diesmal wieder reingeritten?“, wollte Abby seufzend wissen. „Staatsgeheimnis!“, brummte ich stur. Das würde ich ihr in tausend Jahren nicht sagen! „Was soll ich denn Mum sagen, wenn sie mich wieder anruft?“, murrte Abby. Die Antwort konnte ich ihr auch nicht geben. Anlügen wollte ich meine Eltern aber auch nicht. Meine Mutter war Schauspielerin, das würde bestimmt sofort in den Nachrichten bekannt gegeben werden. Ich wollte nicht, dass sie meinetwegen einen schlechten Ruf in den Klatschblättern bekam. Dad wollte ich auch nicht erzürnen, auch wenn er es wahrscheinlich nicht ganz so persönlich nehmen würde wie Mum. So etwas konnte sie schnell mal auf die Palme bringen. „Dir wird schon etwas einfallen!“, erwiderte ich unbekümmert. Abby fiel doch immer etwas ein, wenn es um Ausreden ging. Darin war sie wirklich begabt. „Dir geht es zu gut!“, murrte sie. „Das würde ich nicht unbedingt sagen...“, murmelte ich leise vor mich hin. Zurzeit ging es hier drunter und drüber. Okay, ich hatte mich mit Elias mehr oder weniger wieder vertragen, wir hatten beinahe unser erstes Mal, aber wer wusste schon, was uns morgen erwarten würde? „Was macht dein Studium?“, fragte ich Abby neugierig und auch um vom Thema abzulenken. „Ganz gut. Es ist anstrengend, aber die Leute hier in Deutschland sind echt klasse und mir gefällt es hier gut!“, meinte Abby begeistert und nahm das neue Thema unwissend an. Während Abby fröhlich weiter plauderte, gingen meine Gedanken auf Wanderschaft. Irgendwie behagte es mir langsam gar nicht mehr heimzukehren. Auf den Ärger meiner Eltern freute ich mich so gar nicht. Hätte ich sie um Erlaubnis gebeten, hätten sie es mir von vornherein nicht erlaubt. Es war mir ja gar nichts anderes übrig geblieben. Fragte sich jetzt nur, wie ich ihnen entgegentreten sollte, wenn ich heimkam? „Sam?“, fragte Abby und riss mich somit aus meinen Gedanken. Ich grummelte und schüttelte den Kopf, was sie natürlich nicht sehen konnte. Sorry, was hast du gesagt?“, hakte ich nach. Ich hörte das verhaltene Seufzen am anderen Ende der Leitung nur zu gut. „Wieso rufst du mich an, wenn dich gar nicht interessiert, was ich dir zu erzählen habe?“ Jetzt war sie auch noch beleidigt. Tja, wenn ich das nur wüsste? „...“ Mir wollte beim besten Willen nichts einfallen. Warum hatte ich sie angerufen? Weil mir langweilig war oder nicht? Würde ich ihr das sagen, würde sie mir eine ganze Weile die kalte Schulter zeigen. „Na gut. Wie läuft es denn mit dir und Elias?“, fragte sie mich und so langsam bekam ich das Gefühl als wäre das das einzige was sie wirklich interessierte. Na ja, ich wollte ihr auch nichts von meinem Aufenthaltsort erzählen. So viel Gesprächsstoff gab es zwischen uns beiden dann doch nicht. „Ganz gut.“ Ich räusperte mich und sah auf, als Lake an mir vorbei lief und mich kurz ansah. Ich streckte ihm die Zunge heraus und scheuchte ihn mit einer unwirschen Handbewegung davon. Lake zuckte mit den Schultern und ging zurück in die Küche. „Das ist alles?“, wollte Abby enttäuscht wissen. Ich seufzte. „Wir haben es beinahe getan!“, flüsterte ich verschwörerisch in den Hörer. Erst mal kam gar nichts von ihr. Es war totenstill. „Abby?“ Verwundert wartete ich ab. Mich überkam ein unbehagliches Gefühl. „Was heißt hier beinahe?!“, fauchte sie durch den Hörer, als hätte ich eine Katze aufgeschreckt. Ich zuckte kurz erschrocken und zog die Augenbrauen zusammen. „Sam! Mach doch nicht immer einen Rückzieher! Ich habe mir euer erstes Mal so romantisch vorgestellt!“, jammerte sie mir enttäuscht in die Ohren, als würde für sie jetzt die Welt untergehen. „Ich habe doch gar keinen...“ - „Oh Gott!“, fiel sie mir ins Wort. Was war denn jetzt los? „Sag nicht, ihr habt das alles geplant?“, entfuhr es ihr und ich konnte aus ihrer Stimme die Begeisterung heraushören. „Ihr seid durchgebrannt, damit ihr in trauter Zweisamkeit Schmuddelkram miteinander machen könnt!“ Am liebsten würde ich ihr jetzt den Hörer an den Kopf werfen. Obwohl... „Ja, genau! Du hast mich durchschaut! Nur, sag Mum und Dad nichts davon, okay? Ich habe mich vor ihnen noch nicht geoutet.“ Lake's Kopf lugte aus der Küchentür und er sah mich musternd an. Ich versuchte ihn wieder zu verscheuchen, doch es wollte mir nicht gelingen, also versuchte ich ihn zu ignorieren. „Ich lasse mir etwas einfallen, aber verrate mir vorher, wieso du einen Rückzieher gemacht hast!“, wollte Abby wissen. „Abby, ich habe keinen Rückzieher gemacht! Lake ist ins Zimmer geplatzt!“, murrte ich. Wie lange wollte sie noch darauf herumreiten? „Wie blöd...“ Mehr hatte sie nicht dazu zu sagen? Ein wenig enttäuscht war ich ja schon. „Na dann, viel Spaß heute Abend!“, meinte sie wieder gut gelaunt. Ich kratzte mich am Kopf und runzelte die Stirn. „Wer sagt denn, dass wir es heute Abend tun werden?“ „Wieso nicht?“ Gute Frage. Wieso nicht? „Moment!“ Was kam denn jetzt noch? „Wenn ihr beide unter euch sein wollt, wieso ist Lake dann bei euch und wieso braucht ihr dafür mehrere Tage?“ War das hier ein Kreuzverhör? „Du kennst doch Lake, wenn Elias irgendwo hingeht, kommt sein Anhängsel immer mit!“, erwiderte ich. Lake boxte mir gegen den Oberarm, den ich mir automatisch rieb, obwohl es nicht sonderlich weh tat. „Wir wollen es eben langsam angehen lassen und nicht unter Druck stehen.“, fügte ich noch hinzu. „Verstehe...“, meinte Abby. Eine Weile wusste keiner von uns beide was wir sagen sollten. Abby brach die Stille zuerst. „Ruf mich an, wenn ihr wieder zurück seid und ich werde mir schon etwas einfallen lassen, um die Gemüter unserer Eltern zu beruhigen.“ Erleichtert atmete ich aus. „Okay, danke. Du hast was gut bei mir.“ „Aber so was von!“, meinte Abby lachend und legte nach unserer Verabschiedung auf. Ich legte den Hörer samt Telefon zurück auf die Kommode und stand auf. Das wäre also geklärt. Fragte sich nur, was als nächstes kam? Wirklich geholfen hatte mir das Telefonat dann aber doch nicht. Trotzdem hatte es mal ganz gut getan die Stimme meiner Schwester zu hören. Lake hockte noch immer im Türrahmen und besah mich eingehend. Unbeeindruckt sah ich zu ihm herunter und hielt den Blickkontakt. Er sagte jedoch nichts und irgendwie irritierte es mich ein wenig. Was hatte er? War er etwa beleidigt, dass ich ihn als Anhängsel bezeichnet hatte? So war es doch im Grunde genommen auch. „Ich wusste gar nicht, dass du schwul bist?“, kam es von ihm. Noch immer haftete sein Blick auf mir. Eine leichte Gänsehaut überkam mich und ich wusste nicht, was ich daraufhin erwidern sollte. Natürlich, Abby würde mich jetzt für schwul halten. Wenn ich plötzlich mit einem Mädchen ankam, würde sie sich bestimmt ziemlich verarscht vorkommen. Elias würde ich damit ebenfalls verletzen. Die ganze Zeit machte ich ihn hier heiß und dann hatte ich doch ständig Zweifel. Ich hockte mich vor Lake und sah ihm direkt in die Augen. Elias saß ebenfalls noch in der Küche und ich war mir nicht sicher, ob er mitgehört hatte. Wahrscheinlich schon. „Was weiß ich schon, was ich bin? Hetero, bi, schwul. Ist doch alles scheiß egal.“, murrte ich. „Heute bin ich mit Elias zusammen. Zumindest will ich es versuchen. Vielleicht wird es ja auch nichts, vielleicht mag ich Mädchen ja doch irgendwann lieber oder ich interessiere mich für beide Geschlechter? Das ist mir so was von egal!“ Ich stand auf und sah zu Elias. Er sah mich an, ohne irgendwelche Emotionen. Ich grinste. „Vielleicht muss ich auch nur überzeugt werden?“ Elias zog verwundert eine Augenbraue in die Höhe, ehe sich ein leichtes Lächeln auf seine Lippen schlich. „Vielleicht...“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)