Grow Up von Shunya (Take you to Rio) ================================================================================ Kapitel 20: Wir sitzen hier im Fahrstuhl zur Hölle, es geht abwärts! -------------------------------------------------------------------- Die Stimmung war leicht gekippt, als wir alle endlich soweit waren und das Hotel verließen. Wir gingen zum Parkplatz und Elias schloss den Wagen auf, damit wir einsteigen konnten. Ich setzte mich auf den Beifahrersitz. Ich wollte trotzdem in Elias Nähe bleiben, auch wenn ich beschlossen hatte ein wenig Abstand auf körperlicher Ebene zu halten. Wie Elias sich dabei fühlte, wusste ich nicht. Ich hatte aber das Gefühl, dass es ihn schon irgendwie verletzte, was ich gesagt hatte. Was konnte ich schon machen? Meine Gefühle waren nun mal zwiespältig und verliebt war ich nicht in ihn. Ich wollte Elias nicht noch mehr verletzen. Wir fuhren vom Parkplatz, reihten uns in die Straße ein und fuhren zum nächsten Supermarkt. Die Fahrt über hätte man denken können, jemand sei gestorben, so totenstill war es. Außer Lakes wildem herumgeklicke auf seinem Handy, das mir mit der Zeit schon gewaltig auf die Nerven ging. Ich schaltete das Radio an und war froh, als endlich die Musik ertönte. Das war schon wesentlich besser, als das allgemeine Schweigen im Auto. Ich sah zu Elias und verzog meinen Mund. Hatte ich ihn wirklich so sehr verletzt? Wollte er nicht mal mehr mit mir reden? Ein wenig gekränkt war ich jetzt schon. Ich wollte doch weiterhin mit ihm befreundet sein, aber ich wollte eben nicht mehr mit ihm rummachen. Okay, ich würde es schon sehr vermissen, immerhin hat es nicht nur Elias gefallen, aber ich musste mir langsam in einigem klarer werden und so wie es jetzt war, ging es eben nicht. Elias fuhr mit dem Wagen einige Straßen weiter, bis wir nach einer Weile bei einem großen Supermarkt ankamen. Er parkte den Wagen nach einigem Suchen auf dem Parkplatz vor dem Laden und mühsam stiegen wir aus, um nur ja keinem der Autos neben uns einen Kratzer zu verpassen. „Kommst du nicht mit?“, fragte ich Lake verwirrt, der im Auto sitzen blieb. „Nö, keine Lust. Ich simse gerade mit Jason...“, meinte er völlig abwesend und in seinen Textnachrichten versunken. Ich musste ein wenig lächeln. Da hatte Amors Pfeil sein Ziel nicht verfehlt. Ich schlurfte hinter Elias her, der zu den Einkaufswagen lief und anschließend gingen wir zusammen in den Laden. Ich hatte keine Ahnung was ich ihm sagen sollte. Dieses elende Schweigen nervte mich. Das war doch nicht zum Aushalten! „Was wollen wir denn kaufen?“, fragte ich Elias, nur um überhaupt endlich mal etwas zu sagen. Wieder wurde ich enttäuscht, denn er drückte mir einfach einen Zettel in die Hand und bog im nächsten Gang mit dem Einkaufswagen ab. „Elias! Du benimmst dich wie ein Kind!“, meckerte ich ihm hinterher. Hah! Wer von uns war jetzt das Kind? Ich war doch schon viel erwachsener als er! So richtig freuen konnte ich mich dann aber doch nicht darüber. Elias drehte sich zu mir herum. „Glaubst du, du wirst dir deiner wahren Gefühle bewusst, wenn du mich nicht mehr anfasst?“, fragte er mich verächtlich. „Das ist Bullshit!“ Ich sah ihn nur erstaunt an. Was war denn mit meinem Elias los? So wütend kannte ich ihn ja gar nicht! Zumindest konnte ich mich auf Anhieb nicht erinnern, ihn jemals so wütend erlebt zu haben. Nicht mal als er mich mit Lake im Bett erwischt hatte. Daran war ja noch nicht mal ich schuld gewesen, sondern diese Nervensäge Lake! „Wie soll ich das denn bitte wissen? Ich bin noch nie verliebt gewesen!“, schnauzte ich ihn wütend an. Einige Kunden sahen uns neugierig an, aber das nahm ich nur am Rande wahr. „Tja, bisher hast du dich aber noch nicht beschwert, mein Lieber!“, erwiderte Elias. „So schlimm schien es ja nicht gewesen zu sein!“ Elias sah mich gekränkt an. „Ich habe auch Bedürfnisse und du ebenfalls. Was ist so falsch daran, wenn wir uns denen hingeben? Hast du Angst vor den Reaktionen der anderen? Schämst du dich für mich? Komm schon, Sam! Sag mir, worüber du dir so unbedingt klar werden musst!“ Ich starrte Elias an und wusste nicht, was ich sagen sollte. Mein Kopf war wie leergefegt. Elias fuhr mit seiner rechten Hand über seinen Nacken. „Willst du nichts mehr mit mir machen, weil du es falsch findest? Willst du lieber mit einem Mädchen zusammen sein?“, fragte er mich nun etwas ruhiger. In meinem Hals hatte sich ein Kloß gebildet. „Es hat mich nie gestört, von dir angefasst zu werden. Es hat sich gut angefühlt und richtig, aber du hast mir nicht mal die Chance gegeben, mich auch mit Mädchen zu treffen, damit ich weiß, was ich wirklich will.“ „Verdammt, Sam! Ich bin in dich verliebt! Wieso sollte ich es dann dulden, dass du mit einem Mädchen herum vögelst?!“, schrie Elias mich verletzt an. Ich wusste nicht, was ich erwidern sollte. „Ich weiß nicht, ob ich dich liebe...“, murmelte ich und drehte mich um. Ich rannte aus dem Laden und ließ Elias einfach stehen. Ich fühlte mich schlecht. Einfach nur scheiße! Ich wollte am liebsten einfach nur noch nach Hause und mich in meinem Bett verkriechen. Vor dem Laden ließ ich meinen Blick herumschweifen und schluckte hart. Ich hasste es, ich wollte mich nicht mit Elias streiten. Das war so anstrengend und überflüssig. Ich wollte es einfach nicht. Langsam ging ich zurück zum Auto, öffnete die Beifahrertür und setzte mich auf meinen Platz. „Schon zurück?“, fragte Lake mich ohne von seinem Handy aufzusehen. „Lake? Woher weißt du, wann du verliebt bist?“, fragte ich ihn und sah starr aus der Frontscheibe. „Du stellst Fragen! Das weiß man eben!“, meinte Lake lachend. Ich grummelte. Der Junge war mir keine große Hilfe. „Hast du schon mal von Schmetterlingen und Flugzeugen gehört?“, fragte Lake mich und ich sah zu ihm nach hinten. „Schmetterlinge und Flugzeuge?“, wiederholte ich. Lake nickte. „Wenn du verliebt bist, hast du das Gefühl, als würdest du auf Wolke Sieben schweben, in deinem Bauch rumoren Flugzeuge. Du denkst die ganze Zeit an die andere Person, willst in ihrer Nähe sein und es ist dir egal, ob deine Freunde dich warnen, dass diese Person nicht gut für dich ist oder so ähnlich.“ Ich sah zu Lake. „Du klingst so schnulzig wie in einem Roman!“, murrte ich ihn an. Ich drehte mich um und sah wieder nach vorne. Und wenn ich nicht diese Gefühle hatte? Was war dann mit mir los? Konnte ich keine Liebe empfinden? Oder war ich nur noch nicht auf diese eine Person gestoßen? Bei Hanna fühlte ich mich irgendwie immer geborgen. Ähnlich wie bei Abby. Also war sie wohl so etwas wie eine Schwester für mich. Ich musste wieder an Samantha denken. Bei ihr habe ich mich völlig anders gefühlt, als bei Elias oder meinen anderen Freunden. Etwas neben der Spur war ich in ihrer Nähe, das hatte ich bei Elias nicht. Bei Samantha konnte ich nie klar denken und musste sie immer anstarren wie ein Vollidiot. „Argh!“, ich raufte mir genervt die Haare. Eigentlich war es doch offensichtlich oder? Elias war mein Freund mit dem ich allerlei Blödsinn anstellen konnte und auch meine ersten Erfahrungen gesammelt habe. Samantha war einfach nur ein tolles Mädchen, aber war es Liebe was ich für sie empfand? Hieß es nicht immer, der Körper lügt nicht? Ich drehte mich zu Lake um. „Sag mal, hattest du schon Sexträume mit Jason?“, fragte ich ihn. Lake sah mich überrumpelt an. Sein Mund klappte nach unten und er lief rot an. „Als ob dich kleinen Scheißer das was angeht!“, meckerte er empört und sah mich prüfend an. „Wieso willst du das wissen?“ Also doch? Ich musste grinsen. „Na, weil ich so was schon mit Elias hatte aber nicht mit Samantha!“, klärte ich ihn ungerührt auf. Lake zuckte angegriffen mit den Schultern. „Woher soll ich das wissen? Das musst du schon selber wissen, mit wem du zusammen sein willst! Aber wenn du zweigleisig fährst und Elias verletzt, werde ich noch dafür Sorgen, dass du deines Lebens nicht mehr froh wirst!“, drohte er mir. Ich musste unwillkürlich lächeln. „Du bist ein toller Freund, weißt du das eigentlich?“, stellte ich fest. Lake sah mich an, als hätte ich ihm gerade gesagt, dass es Aliens tatsächlich gibt. „Was meinst du?“, fragte er mich skeptisch. „So wie du immer Elias in Schutz nimmst und Angst hast, dass ihn wieder jemand verletzen könnte. Eigentlich bist du ganz nett!“, erklärte ich Lake anerkennend. Lake lehnte sich zurück in den Sitz und sah mich an. „Machen Freunde so was nicht?“ Ich lächelte ihn an. „Ja, wahrscheinlich hast du Recht...“ Ich sah im Rückfenster eine Bewegung hinter Lake und schon im nächsten Moment öffnete sich der Kofferraum. Ich starrte Elias an, der beschäftigt die Einkäufe im Auto verstaute. Ich sah ihm dabei zu und seufzte leise. Als Elias fertig war, richtete er sich auf und griff nach dem Kofferraumdeckel. Unsere Blicke trafen sich kurz, ehe Elias den Kofferraum verschloss und den Einkaufswagen wegbrachte. Ich setzte mich wieder richtig auf meinem Platz hin und starrte aus dem Fenster. Unruhig wartete ich darauf, dass Elias zurückkam. Als er die Fahrertür öffnete sah ich auf. Elias setzte sich, schnallte sich an und startete den Wagen. Er fuhr im Rückwärtsgang aus der Parklücke heraus und langsam vom Parkplatz, um sich in dem Verkehr einzureihen. „Habt ihr Hunger?“, fragte Elias nach einiger Zeit und erhielt sofort meine und Lakes Zustimmung. Wir fuhren noch eine Weile und landeten schließlich bei McDonald's. Da Elias vorhatte weiterzufahren, bestellten wir beim Drive-In unser Essen und Getränke. Elias zahlte auch diesmal und ich kam mir irgendwie wie ein Schmarotzer vor, weil er sämtliche Kosten übernahm. Elias übergab mir die Tüten und sofort suchte ich unser Essen heraus und verteilte es. Da Elias während der Fahrt nichts essen konnte, begann ich ihn mit Chicken Nuggets zu füttern, was mir ziemlichen Spaß machte. Wenigstens dabei ignorierte er mich nicht. Es lenkte mich gut von der langweiligen Fahrt ab und ich genoss es schon ein wenig, wenn Elias Lippen meine Finger berührten. Die Fahrt verlief zum Glück nicht allzu lange. Der Wagen hielt vor einem kleinen Haus mit hübschem Vorgarten. Ziemlich liebevoll gestaltet, wie ich fand. Man konnte sich richtig gut vorstellen, dass Elias Großmutter hier wohnte. Elias hielt auf dem Parkplatz vor dem Haus und wir stiegen alle aus. Elias lief vor und klingelte an der Haustür. „Ich kaufe nichts!“, hörte man eine alte Frau meckern. Elias verzog seinen Mund. „Oma, ich bins! Elias! Mach die Tür auf!“ Ich zog eine Augenbraue in die Höhe. Na, das waren ja nette Worte. Nach wenigen Sekunden öffnete sich die Haustür und vor uns stand eine kleine ältere weißhaarige Frau in geblümtem Kleid, die jedoch noch ziemlich flott wirkte. „Da seid ihr ja endlich!“, begrüßte sie uns, scheinbar wurden wir schon erwartet. Wir begrüßten sie und stellten uns vor, nachdem Elias Oma uns hineingelassen hatte. Es war genauso eingerichtet wie man es sich bei alten Leuten vorstellte. Kitschiges Design, alte schwere dunkle Möbel und überall Accessoires. Die alte Dame führte uns ins Wohnzimmer, wo bereits ein gedeckter Tisch mit Kaffee und Kuchen auf uns wartete. Mit einem Kaffeekränzchen hatte ich jetzt eigentlich nicht gerechnet. Zumal wir gerade erst etwas gegessen hatten. Wir setzten uns alle um den Tisch und schon begann sie uns die Teller und Tassen zu füllen. Ich und Lake warfen uns unwohle Blicke zu, weil wir noch satt waren. „Also, du wolltest etwas über deinen Vater wissen?“, fragte sie Elias und der nickte daraufhin. „Mum erzählt mir nie etwas über ihn. Ich dachte sie haben sich geliebt, aber wenn sie nie über ihn gesprochen hat, kann es ja doch nicht so doll gewesen sein.“ „Evelyn hat ihn geliebt. Nur dein Großvater und ich haben ihn nicht gemocht. Er war immerhin drogenabhängig und wir hatten uns große Sorgen um unsere Tochter gemacht. Wir haben ihr immer wieder gesagt, dass es besser wäre, wenn sie sich von ihm fern hält, aber sie wollte ja nicht auf uns hören.“ „Aber sie hat immer so ein großes Geheimnis um ihn gemacht!“, meinte Elias und sah seine Oma überrumpelt an. „Dabei war er nur ein Junkie...“ „Was hast du erwartet. Das es eine tragische Liebe war, weil er ein Spion oder sonst etwas war?“, fragte seine Oma belustigt. Elias schüttelte den Kopf. „Das nicht, aber sie hätte mir ruhig sagen können, wer er gewesen ist.“ „Na ja, als er mit Evelyn zusammen gezogen ist, haben wir ihr verboten zurückzukommen. Genauer gesagt, war es dein Großvater, der es ihr verboten hat. Wie du weißt, hatte ich leider nicht sehr viel zu melden, als er noch lebte.“, erklärte Elias Großmutter. „Wir hätten dich ja gerne öfter gesehen, aber Evelyn und Joseph haben sich damals komplett von uns abgekapselt.“ Elias starrte auf seinen Teller. Ich schielte zu ihm und würde ihn gerne aufmuntern, aber mir fiel einfach nichts passendes auf Anhieb ein. „Soweit ich weiß, haben die beiden zwar zusammen gelebt, aber nie geheiratet. Ich denke Joseph war auch kein guter Umgang für Evelyn. Sie hat sich erst wieder öfter bei uns gemeldet, als Joseph verschwunden ist. Sie hatte Schwierigkeiten sich ganz alleine um dich zu kümmern, weil du noch so klein warst.“, erklärte die alte Frau und gab so viel Zucker in ihren Kaffee, dass mir schon allein bei dem Anblick schlecht wurde. Um nicht unhöflich zu wirken überwanden Lake und ich uns und probierten ein wenig von dem Kuchen, der wirklich gut schmeckte. Wahrscheinlich würde ich später noch mit Magenschmerzen zu kämpfen haben. Ich war es nun mal nicht gewohnt so viel zu essen. Schon gar nicht direkt nachdem ich bereits etwas gegessen hatte. „Bring mir bloß keine Kinder ins Haus! Hörst du Elias? Du bist noch viel zu jung!“, ermahnte seine Oma ihn und trank ihren Kaffee. Elias lachte. „Keine Sorge, das habe ich nicht vor. Hast du vergessen, dass ich schwul bin?“ „Immer noch?“, fragte sie Elias verwirrt. „Oma, das ist kein Modetrend!“, meinte er amüsiert und aß von dem Schokoladenkuchen. „Ich weiß ja, aber ich dachte du suchst dir doch noch irgendwann ein liebes Mädchen und schenkst mir ein paar Enkelkinder, solange ich noch lebe.“, jammerte sie wehleidig. Elias sah kurz zu mir und wendete genauso schnell wieder den Blick ab. Meine Mundwinkel zogen sich herunter und ich stocherte in meinem Kuchen herum. Konnte er mir jetzt nicht mal mehr in die Augen sehen? Irgendwie fühlte ich mich schlecht und mir war zum Heulen zumute. „Weißt du denn wo Dad sein könnte? Er hat uns einfach sitzen gelassen. Ich will mit ihm reden. Ich muss einfach wissen, wieso er Mum und mich im Stich gelassen hat!“, meinte Elias eindringlich. Seine Großmutter schüttelte den Kopf. „Das wird dir bestimmt nur sein Freund sagen können. Wie gesagt, ich habe so gut wie kaum Kontakt zu ihm gehabt. Er hat sich eben immer von mir und deinem Großvater ferngehalten und auch am Telefon war er immer sehr kurz angebunden.“ „Sein Freund?“, fragte Elias entgeistert. „Evelyn hat mir gesagt, dass er oft mit ihm Kneipentouren gemacht hat. Er wohnt in Guadalupe, soweit ich weiß. Evelyn hat sich oft darüber beklagt, dass die beiden einfach zu viel Zeit miteinander verbrachten, weil Joseph viel zu viel trank. Wenigstens war er nicht jähzornig und hat euch beide nicht geschlagen!“ „Guadalupe? Das ist doch gar nicht weit weg von hier!“, meinte Elias erstaunt. „Natürlich nicht! Immerhin haben deine Eltern dort gewohnt. Evelyn ist erst nach deiner Geburt nach Santa Teresa gezogen.“ Elias nickte. „Dann fahren wir morgen nach Guadalupe!“, meinte er. „Danke für deine Hilfe! Ohne dich wären wir wohl immer noch nicht weiter.“ Seine Großmutter nickte nur und nahm sich ein zweites Stück Kuchen. „Deine Freunde sind so schweigsam?“, stellte sie fest. „Ist die Fahrt zu anstrengend? Wollt ihr lieber solange hier unterkommen? Platz genug ist ja noch da.“ Elias schüttelte den Kopf. „Danke, das geht schon.“ Lake und ich nickten zustimmend. Wir wollten der alten Dame wirklich nicht zur Last fallen, auch wenn es sie wohl nicht zu stören schien. Zum Glück waren wir jetzt einen Schritt weiter und vielleicht konnte uns dieser Freund weiterhelfen? Wir schlangen das Essen herunter und waren in Aufbruchstimmung. „Wollt ihr nicht noch eine Weile bleiben?“, fragte Elias Oma uns. Elias schüttelte den Kopf. „Ich komme dich ein anderes Mal wieder besuchen.“ Wir verabschiedeten uns von ihr und gingen zurück zum Mietwagen. Elias streckte sich und sah noch einmal kurz zum Haus, ehe er die Fahrertür öffnete und in das Auto stieg. Lake machte es sich hinten wieder bequem und ich setzte mich neben Elias. Er fuhr vom Parkplatz und wieder zurück zum Hotel. „Wieso fahren wir nicht heute noch da hin?“, fragte Lake und spielte ausnahmsweise mal nicht mit seinem Handy herum. „Es ist schon viel zu spät und das wird mir auch zu stressig. Ich will mich nicht so abhetzen!“, murrte Elias und fuhr etwas zu schnell über die Straße. Ich legte ihm meine Hand auf sein Handgelenk, was ihn dazu brachte kurz zu mir zu sehen. Er verlangsamte sein Tempo und erleichtert atmete ich auf. Ein Unfall hätte mir gerade noch gefehlt. ◆ ◆ ◆ Nach einer Weile kam endlich wieder das Hotel in Sicht. Elias fuhr auf den Parkplatz und nun doch etwas erschöpft suchten wir unser Hotelzimmer auf. Wir verstauten die Einkäufe in der Küche und da wir alle keinen großen Hunger mehr hatten, schnappten wir uns die Snacks und Getränke und machten es uns noch eine Weile vor dem Fernseher bequem. Das Doppelbett war zum Glück breit genug, so dass wir zu dritt locker darauf sitzen konnten. Wirklich gut war das Programm jedoch leider nicht. Es lief irgend so ein alter Schinken von früher. Elias wollte auch nicht über den Besuch bei seiner Großmutter reden, also beließen wir es vorerst dabei. Ich stopfte mich mit Süßigkeiten voll, obwohl ich schon so viel gegessen hatte. Nach einer Weile machte sich das auch durch Bauchschmerzen bemerkbar. Ich stöhnte leidig und hielt mir den Bauch, bis Lake es nicht mehr aushielt und mir einen Tee machte, damit sich mein Magen etwas beruhigen konnte. Dankbar trank ich den Tee und nach einiger Zeit ging es mir wirklich schon ein wenig besser. „Lasst uns schlafen gehen!“, meinte Elias und machte den Fernseher aus. Ich nickte und verschwand noch mal im Badezimmer um mich zu erleichtern. Ich beschloss stehen zu bleiben, damit mir die Jungs nichts weggucken konnten. Ich spülte und wusch mir die Hände. Ich betrat wieder das Zimmer und als erstes fiel mir auf, dass Elias und Lake das Bett besetzten. „Elias? Wieso schläft Lake hier?“, fragte ich ihn verwirrt. „Du wolltest doch Abstand haben, dann kannst du auch in Lakes Zimmer schlafen.“ Ich sah Elias verletzt an. Meinte er das wirklich ernst? Ich wollte doch noch mit ihm reden. Ich presste meine Lippen aufeinander und schnappte mir meinen Schlafanzug. Beleidigt ging ich in das Zimmer nebenan und schloss die Tür hinter mir. Ich lehnte mich dagegen und sah mich im Zimmer um. Meine Mundwinkel zogen sich herunter und ich kam mir irgendwie so vor, als würde Elias mich nicht mehr dabeihaben wollen. Ich rutschte die Tür herunter und blieb dort sitzen. Deprimiert versteckte ich mein Gesicht in meinen Klamotten. ◆ ◆ ◆ „Meinst du nicht, das war ein bisschen zu hart?“, fragte Lake Elias. Der zog sich bis auf die Boxershorts aus und kletterte auf die freie Seite im Bett. „Nein!“, brummte Elias. „Du kennst mich doch. Ich kann bestimmt nicht meine Hände bei mir behalten und gehe ihm wieder an die Wäsche. Was soll ich machen? Ich würde ihn am liebsten den ganzen Tag in meinen Armen halten und küssen...“ Lake lachte. „Du scheinst es ja wirklich nötig zu haben!“ „Das hat doch damit nichts zu tun! Okay, wir haben noch keinen Sex gehabt, aber für ihn ist das eben alles neu, da will ich ihn nicht damit bedrängen.“ Elias sah zu Lake und unterdrückte ein Gähnen. „Dafür bedrängst du ihn zurzeit mit deiner Liebe.“ Lake zuckte mit den Schultern. „Halte dich einfach ein bisschen zurück und gib ihm mehr Freiraum. Er mag dich ja, aber er will eben noch ein bisschen was von der Welt sehen, bevor er nach Hause kommt.“ Elias sah Lake skeptisch an. „Seit wann sprichst du in Metaphern?“, fragte er verdutzt. Lake grinste. „Was soll ich denn machen? Ich bin verrückt nach ihm!“, erwiderte Elias. Lake zuckte lediglich mit seinen Schultern. „Keiner drängt euch, ihr habt genug Zeit. Geh's einfach langsam an.“ „Lake so langsam machst du mir Angst! Du wirkst so erwachsen?“, meinte Elias lachend, halb ernst und halb im Scherz. Lake legte sich auf die Seite und zog die Decke über seine Schulter. „Ich stecke mitten in einem Abenteuer, da muss man alt genug für sein!“, meinte er gespielt ernst und musste dann doch schmunzeln. Elias wuschelte ihm grinsend durch die Haare und schaltete das Licht aus. „Morgen verschwindest du wieder im Nebenzimmer, ich will mit meinem Freund allein sein.“ „Das hört sich an, als würdest du etwas ganz anderes mit ihm machen wollen?“, fragte Lake kichernd und griff dann nach seinem Handy. Das Display erleuchtete das Zimmer und er begann etwas darauf zu tippen. „Was schreibst du?“, fragte Elias ihn interessiert. „Nur das ich die Nacht mit einem anderen Mann verbringe.“ Elias sah Lake musternd an. „Versuchst du Jason eifersüchtig zu machen?“, fragte er und kuschelte sich in seine Decke. „Der Typ ist schwer zu knacken. Irgendwie stört ihn gar nichts und das stört mich! Ich will ihn nur ein wenig aus der Reserve locken. Ich schreibe ihm morgen, dass ich bei dir gepennt habe.“ „Pass auf, dass er dich nicht abschreibt, wenn du es zu weit treibst!“, ermahnte Elias seinen Freund. „Ach was!“, meinte Lake nur sarkastisch. Er legte sein Handy zurück auf den Nachttisch und sah zu Elias. „Krieg erst mal deine Beziehung mit Sam auf die Reihe, ehe du mir Ratschläge erteilst.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)