Sondereinheit Mustang von Schwesel ================================================================================ Kapitel 9: Puzzleteil --------------------- Neben mir hatten vier Männer ein solches Opinel Messer erstanden, es war nicht sehr schwer gewesen, ihre Namen herauszufinden. Allerdings fiel es uns erstaunlich schwer, sie alle zu finden. Es hatte drei Wochen gedauert, bis wir sie alle in Central City und Umgebung gefunden hatten und bisher konnten wir nur einen zum Verhör führen und dem saß ich nun gegenüber. Sein Name war Thomas Blake und wie sich herausstellte, war er der ältere Bruder eines weiteren Verdächtigen. Er machte einen ganz netten Eindruck, wie er mit seinen schulterlangen blonden Haaren spielte und mich aus seinen blauen Augen heraus ansah. Aber ich hatte gelernt mich nicht von Äußerlichkeiten beeinflussen zu lassen, darunter lag der wahre Mensch und an den musste ich heran kommen. „Könnte ich erfahren, warum Sie mich hierher gebracht haben?“ Auch seine Stimme war sehr angenehm, tief und mit einem warmen Klang, er hätte einen guten Nachrichtensprecher abgegeben. Ich musste meine Gedanken besser sortieren, jetzt wurde es ernst. „Das werden Sie, aber von nun an, werde ich die Fragen stellen.“ Mehr als ein Schulterzucken konnte ich bei ihm nicht erkennen, aber es störte mich auch nicht großartig. „Nur fürs Protokoll, nennen Sie mir bitte Ihren Namen und Ihr Alter.“ „Thomas Blake, 29.“ „Was machen Sie beruflich?“ „Ich bin Tischler.“ „Ist es richtig, dass Sie ein Opinel Klappmesser besitzen?“ Ich blieb vollkommen ruhig und ich hatte mir vorgenommen, das auch bei jeder Antwort weiterhin zu bleiben. Trotzdem saß Havoc zur Sicherheit an die Wand gelehnt hinter mir. Eine junge Frau saß etwas abseits von uns und führte Protokoll über dieses Verhör, ein Grund mehr in jeder Situation einen kühlen Kopf zu bewahren. „Ja, hab ich zusammen mit meinem kleinen Bruder gekauft. Wir wollten etwas Besonderes haben, das uns verbindet.“ „Haben Sie das Messer für eine Zeit verliehen oder wurde es Ihnen gestohlen?“ „Nein. Ich passe gut darauf auf und es ist weder verliehen noch gestohlen worden.“ „Wo waren Sie am Mittwochabend vor fünf Wochen?“ Ich würde alle Verdächtige zuerst nur über Hawkeyes Fall befragen, die Alibis zu den anderen Zeiten würden die Männer für mich recherchieren. „Ich war mit ein paar Freunden etwas trinken. Wir haben den ganzen Abend, bis irgendwann nach Mitternacht in einer Bar mitten in der Stadt verbracht. Wie sie heißt, weiß ich aber leider nicht mehr. Ich könnte sie Ihnen aber zeigen.“ „Das ist nicht nötig. Bitte schreiben Sie mir aber die Namen Ihrer Freunde auf. Wir werden das überprüfen.“ Ich schob ihm ein Blatt und einen Stift hin. Sein Alibi würde ich die Anderen überprüfen lassen, ich kümmerte mich momentan nur um die Verhöre und Hawkeye, obwohl sie uns vorerst aus ihrer Wohnung geschmissen hatte. Ihre Freundin Catalina war extra aus East City gekommen, um sich etwas um sie zu kümmern und würde die nächste Zeit diesen Job für uns übernehmen, das war für alle angenehmer. Ich würde mich jetzt aber voll und ganz auf das Verhör konzentrieren, besonders da Blake schon ungeduldig wurde. „Würden Sie mir jetzt verraten, warum ich Ihnen das alles erzählen sollte?“ „Sie werden verdächtig, der Serienvergewaltiger von Central City zu sein. Eines der Opfer hat ein Opinel-Messer, wie Sie es besitzen, beim Täter entdeckt.“ „Das kann gar nicht sein!“ Er sprang aufgebracht auf, wurde aber sofort von Havoc zurück in den Stuhl gedrückt. Jetzt wurde es interessant, wenn er nichts wusste, dann würde ich meine Handschuhe essen. „Möchten Sie mir etwas mitteilen, Mr. Blake?“ Ich versuchte ruhig zu bleiben, aber sein Verhalten machte es mir schwer. Er wurde nervös und blass und ich konnte sehen, dass seine Hände feucht wurden. Er schwieg und sah starr auf den Tisch, er machte sich nur verdächtiger, aber das schien ihm nicht bewusst zu sein. „Ich höre.“ „Ich werde Ihnen gar nichts sagen.“ Er würde noch bemerken, dass auf stur schalten nicht half. „Sie wissen, dass ich Mittel und Wege habe Sie zum Sprechen zu bringen, nehme ich an.“ Nur als Drohung zog ich einen Handschuh aus der Tasche und über meine Hand. Ich hatte nicht vor die Drohung wahr zu machen, aber würde schon an die Informationen kommen. Seinem Gesichtsausdruck zu urteilen, zeigte die Geste aber ihre Wirkung. „Ich werde meinen Bruder nicht verraten.“ Er flüsterte zwar, aber trotzdem konnte ich es nur zu gut verstehen. „Ihr Bruder?“ „Er kann es nicht gewesen sein, so etwas würde er nicht tun.“ Jetzt wurde es interessant, obwohl es mich auch etwas verwirrte, hatte er seinen Bruder doch als Alibi genannt. Ich würde ihn erst einmal nicht unterbrechen, er schien mehr mit sich selbst als mit mir zu reden und dabei kam einiges raus. „Noch jemand anderes muss ein Messer haben. Ganz sicher, Sie müssen sich irren.“ „Ich irre mich nicht, wir haben die Namen von allen Kunden, die ein Messer gekauft haben, aber es gibt durchaus neben Ihnen und Ihrem Bruder zwei Männer, die eines erstanden haben.“ „Die waren es nicht, sicher nicht, so etwas würden sie nicht tun.“ „Kennen Sie die Männer?“ Daraufhin schwieg er nur noch und starrte auf die Tischplatte. Er schien plötzlich nicht mehr mit mir reden zu wollen. „Ich habe Sie etwas gefragt.“ Er sah mir mit festem Blick direkt in die Augen und hielt die Lippen verschlossen. Ich erinnerte ihn daran, dass er lieber reden sollte, aber er schien mir noch immer nicht antworten zu wollen, aber ich würde nicht aufgeben. „Nein, ich werde nichts mehr dazu sagen.“ „Dann werde ich es ganz einfach nehmen und Ihren Bruder fragen, der weiß von dem Hintergrund bisher noch nichts.“ Langsam stand ich auf, um ihm eine Chance zu geben, mit mir darüber zu reden, dabei lief ich die Funken um meinen Handschuh ein wenig knistern. „Ja, wir kennen die beiden. Wir sind mit ihnen befreundet und sie waren mit uns einen Trinken. Sie können es also nicht gewesen sein.“ „Wie viel haben Sie von dem Abend noch in Erinnerung?“ Ich stand noch mit dem Rücken zu ihm und dem Gesicht zur Tür gewandt. „Nicht sehr viel… Ich habe eine Menge getrunken und weiß eigentlich nur noch, wie ich mitten in der Nacht nach Hause gebracht wurde.“ Immerhin war er endlich ehrlich zu mir, auch wenn mir das Sorge bereitete, einer dieser Männer war der Täter und hatte es möglicherweise auf Hawkeye abgesehen, aber ich hatte sie noch nicht alle gefunden. Langsam drehte ich mich um und nahm Havoc die Akte und die Liste mit den Freunden Blakes ab. Der Leutnant schien zu verstehen, was ich vorhatte und nahm meinen Platz ein, als ich den Raum eiligen Schrittes verließ. Die Männer arbeiteten fleißig, wie ich bemerkte, als ich die gesammelten Informationen der Verdächtigen auf meinen Schreibtisch erblickte. Sie hatten sich wirklich eine Pause verdient. Ich aber verglich die beiden Listen, eigentlich müssten sie identisch sein, aber neben Lawrence Blake, Thomas Blake und Jeremy Carter, stand auf meiner Liste ein Benjamin Ashdown, während es auf Blakes Liste ein Jonathan Ashdown war. Für mich war klar, dass einer der beiden mein neuer Hauptverdächtiger war. Ich konzentrierte mich zuerst auf Benjamin, denn seine Akte lag auf meinem Tisch. Er war 53 Jahre alt und Inhaber eines kleinen Lebensmittelgeschäfts. Seine Frau war vor zehn Jahren verstorben und hatte ihn und seinen damals sechzehn Jahre alten Sohn Jonathan zurück gelassen. Ich konnte mir mittlerweile denken, wie das Puzzle zusammenpasste, es fehlte nur noch eine Verbindung zum Krankenhaus. „Jon ist Krankenpfleger, ist wirklich praktisch, wenn wir uns mal verletzen.“ Da fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Ich war wirklich aufgeregt. Heute Abend führte mich Jon schon wieder aus und ich freute mich jedes Mal ihn wieder zu sehen. Ich war erstaunt, wie schnell ich Gefühle für ihn entwickelt hatte und wie stark diese Gefühle mittlerweile geworden waren. Während dieser Zeit hatte ich mich immer weiter von Oberst Mustang und den anderen zurückgezogen und sie allein gelassen, aber ich wollte mir die schöne Zeit nicht verderben, indem ich mich wieder erinnerte. Mittlerweile hatte ich mich selbst fest davon überzeugt, dass mir nichts passiert war. Schnell legte ich noch etwas Lippenstift auf, bevor Jon mich abholte. Glücklich begrüßte ich ihn mit einer Umarmung und ließ mich von ihm mit einem Lächeln in ein Restaurant führen. Ich hatte eine großartige Zeit mit ihm, auch wenn ich mich nicht mehr ganz an unsere Gespräche erinnern konnte. Die Zeit verging wie im Flug und ich war von meinem Glück wie betäubt, als er mich nach Hause brachte. Ich wollte ihn nicht gehen lassen, den Quell meines Glückes. Zuerst zögernd suchte ich seine Lippen, aber sobald sich unserer Münder aufeinander legten, war jede Unsicherheit vergessen, jedes Mal wieder schien ich mich aufzuladen, wenn ich ihn küsste, aber dieses Gefühl war einfach nur wunderbar und berauschend. Schon lange achtete ich nicht mehr auf die kleine Unebenheit an seiner linken Wange, ich nahm sie einfach hin, so wie jedes Detail an ihm. Nur für eine Sekunde löste ich unseren Kuss und konnte ein Funkeln in Jons Augen erkennen, das mich bat ihn hinein zu lassen. „Möchtest du nicht noch einen Moment reinkommen?“ Gleichzeitig hatte ich die Tür geöffnet und hielt sie mit einem Schritt schon in der Wohnung auf. Eine Antwort bekam ich nicht, aber sein Lächeln wurde breiter und er folgte mir sofort. Kaum war die Tür geschlossen, fanden sich unsere Lippen erneut und es schien, als würde dieser Kreis aus uns ansehen und küssen niemals enden und ich wollte es auch nicht. Ich hätte nicht gedacht, dass es passieren würde, aber in diesem Moment war mir eins klar geworden, ich war in Jon verliebt und das Hals über Kopf. Einen Sekunde konnte ich mich löse, um mich meiner hohen Schuhe und Jacke zu entledigen, genau wie Jon es mir nach tat. Kaum hatte ich mich wieder aufgerichtet, legte er die Arme um mich und zog mich an der Taille an sich ran. „Du bist so schön, Riza.“ Schnell küsste ich ihn, bevor er noch mehr sagte, ich war ihm sowieso schon verfallen, auch ohne seine Komplimente und er schien das zu wissen. Seine Hände glitten langsam meinen hinteren Rücken hinab, bis sie auf meinem Po zum Stillstand kamen, aber diese schamvolle Situation hielt nicht lange an. Mit Leichtigkeit hob er mich hoch und noch bevor ich mich an ihm festhalten konnte, trug er mich durch das Wohnzimmer zu meinem Schlafzimmer. Er hielt mich sanft und sicher und ich fürchtete nicht, dass er mich nicht tragen konnte, doch fragte ich mich, was genau er plante. Meine Gedanken verschwammen wieder, als er mich küsste und in seinen Bann zog, ehe ich es realisieren konnte, lag ich halb aufgerichtet auf meinem Bett und wurde von Jons Lippen berührt, an jeder freien Stelle Haut. Es wurde immer mehr und ich hatte das Gefühl immer weniger von allem mitzubekommen. Meine Gefühlswelt wurde von ihm durcheinander geworfen und eröffnete mir immer größeren Freuden. Als ich das nächste Mal die Augen öffnete waren wir beide unbekleidet und kurz davor etwas Dummes zu tun, mein Rationaler Teil allerdings wurde wieder von meinen Gefühlen durcheinander geworfen und so fand ich mich erst in der Kälte wieder wirklich zurecht. Alles hier kam mir so vertraut und doch fremd vor und die Wärme, die noch vor wenigen Sekunden durch Jon auf mich abgestrahlt war, wich einer eisigen Kälte in meinem Rücken. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)